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Friedel Hütz-Adams - Nachhaltige Entwicklung und Sozialstandards

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Ingelheim, 15.03.2013<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sozialstandards</strong> – Beispiel<br />

Importe von Natursteinen aus China<br />

SÜDWIND-Institut<br />

von: <strong>Friedel</strong> <strong>Hütz</strong>-<strong>Adams</strong>


Was folgt?<br />

> Handlungsbedarf<br />

> Warenströme<br />

> China<br />

> Indien<br />

> Zertifizierung


Handlungsbedarf<br />

Deutsche Einkäufer mitverantwortlich<br />

> Arbeitsbedingungen verstoßen teilweise gegen<br />

nationale Gesetze sowie internationale<br />

Abkommen<br />

> Preisdruck erschwert Verbesserungen<br />

> Lieferanten reagieren auf die Fragen nach<br />

sozialen <strong>und</strong> ökologischen Produktionskriterien


Warenströme<br />

Weltweiter Handel mit Steinen<br />

Die größten Produzenten von Marmor <strong>und</strong> Granit<br />

Angaben in 1.000 Tonnen<br />

2002 2008 2010<br />

China 18.000 22.000 23.000<br />

Indien 12.523 21.000 21.000<br />

Türkei 3.150 11.000 11.500<br />

Iran 9.311 11.000 11.000<br />

Italien 10.110 9.200 9.100<br />

Spanien 7.616 7.700 7.200<br />

Brasilien 3.710 8.000 7.500<br />

Weltweit 78.254 106.793 106.811<br />

Quelle: IMM


Warenströme<br />

Deutsche Importe von Granit<br />

Wichtigste Lieferländer<br />

Angaben in 1.000 Tonnen<br />

2002 2004 2006 2008<br />

China 137 247 371 427<br />

Italien 161 136 133 103<br />

Indien 39 51 58 67<br />

Gesamt 431 521 650 687<br />

Quelle: IMM


Warenströme<br />

China: Großimporteur<br />

Wichtigste Lieferländer für unverarbeiteten Granit<br />

Angaben in 1.000 Tonnen<br />

2002 2008 2010<br />

Indien 591 1.641 k.A.<br />

Brasilien 194 581 k.A.<br />

Finnland 100 199 k.A.<br />

Gesamtimporte 1.228 2.943 3.550<br />

Import Marmor<br />

Gesamtimporte k.A. 5.140 8.492<br />

Import unverarbeitete Natursteine gesamt<br />

Gesamtimporte k.A. 7.997 11.952<br />

Quelle: IMM


Warenströme<br />

China: Großexporteur<br />

Export Granit<br />

Angaben in 1.000 Tonnen<br />

Gesamtexporte k.A. 17.329 17.093<br />

Export Marmor<br />

Gesamtexporte k.A. 2.524 3.690<br />

Quelle: IMM


China<br />

Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Fujian<br />

> 1989 Gemeinsame Erklärung über die Aufnahme<br />

fre<strong>und</strong>schaftlicher Beziehungen <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> der südchinesischen<br />

Provinz Fujian<br />

> Schwerpunkte der Partnerschaft: Wirtschaftskontakte;<br />

Marktzugang für Mittelständler; wissenschaftliche<br />

Kooperation; Umweltpartnerschaft<br />

> Arbeitsbedingungen / soziale Probleme Randthema<br />

> RLP <strong>und</strong> Fujian haben starke Exportindustrie


China<br />

Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Fujian<br />

> Fujian chinesische Zentrum der Steinindustrie: Produziert<br />

in der Stadt Quanzhou (Partnerstadt von Neustadt an<br />

der Weinstraße) werden die Steine über Xiamen<br />

exportiert<br />

> Hohe Staubbelastung in Quanzhou <strong>und</strong> in anderen Regionen:<br />

> 2004: Provinzregierung von Shanxi schloss illegale<br />

Steinbrüche r<strong>und</strong> um 18 historische Grabstätten<br />

> 2005 kündigte die Verwaltung von Chongqing die<br />

Schließung von fast 700 Steinbrüchen an, um die hohe<br />

Staubbelastung der Stadt zu senken<br />

> 2006: Mehr als 20 Steinbrüche zerstören Berge <strong>und</strong><br />

Wälder r<strong>und</strong> um berühmten Shaolintempel<br />

> 2007: Zerstörung kleiner unbewohnter Inseln vor Küste durch<br />

illegale Steinbrüche


China<br />

Arbeiten in chinesischen Steinbrüchen<br />

> Landesweit jährlich mehr als 100.000 neue Fälle von<br />

Lungenerkrankungen durch mineralische oder<br />

metallische Stäube - weltweit eine der höchsten Raten<br />

> Hinweise auf viele Unfälle in Steinbrüchen<br />

03.09.2007: sieben Tote, 8 Verletzte in Sichuan durch Erdrutsch nach Sprengung<br />

28.05.2007: Acht Tote, Explosion in der Guizhou-Provinz<br />

10.05.2007: Fünf Tote, sechs Verletzte bei Sprengung in Yunnan<br />

03.05.2007: Zwei Tote bei Erdrutsch in der Zheijang-Provinz.<br />

26.07.2006: Zwei Tote, ein Schwerverletzter, ein Vermisster bei Erdrutsch in<br />

Hainan-Provinz<br />

23.06.2006: Fünf Tote bei Erdrutsch in der Gemeinde Chongquing<br />

18.06.2005: Zwei Tote <strong>und</strong> drei Schwerverletzte bei einem Erdrutsch in Vorort von<br />

Peking<br />

01.05.2005: Zwei Tote bei einem Erdrutsch in der Jilin-Provinz .....<br />

(Quelle: „China Daily“ Online)


China<br />

Arbeiten in chinesischen Steinbrüchen<br />

> Untersuchung in Fujian <strong>und</strong> Shandong<br />

> Große Unterschiede zwischen den Fabriken<br />

> Vielfach einfachste Sicherheitsbestimmungen nicht<br />

eingehalten (keine Schutzkleidung, Ohrenschützer,<br />

Sicherheitsnetze in Steinbrüchen ...)<br />

> Viele Beschäftigten ohne gültige Arbeitsverträge<br />

> Bereiche mit vielen Unfällen häufig mit Arbeitern<br />

besetzt, die von Vorarbeitern „eingestellt“ werden


China<br />

Untersuchung in Fujian <strong>und</strong> Shandong<br />

> Viele Betriebe während Erntezeit geschlossen<br />

> Sonst häufig Arbeit an sieben Tage die Woche<br />

> Arbeitszeiten oft zwischen 56 <strong>und</strong> 77 St<strong>und</strong>en die Woche<br />

(erlaubt: 48 St<strong>und</strong>en plus 36 Überst<strong>und</strong>en pro Monat)<br />

> Gesetzlich festgeschriebener Überst<strong>und</strong>enzuschlag oft<br />

nicht bezahlt<br />

Unternehmer: Arbeitskosten 5 bis 10 Prozent des<br />

Preises des Endproduktes


China<br />

Foto: win-win


China<br />

Foto: win-win


China<br />

Foto: win-win


China<br />

Foto: Besco


China


Indien<br />

Arbeitsbedingungen in Budhpura<br />

> Löhne:<br />

> Frauen <strong>und</strong> Kinder 0,92 bis 1,3 $ täglich (8 Std.)<br />

> Erfahrene Steinmetze: 2,3 bis 2,76 $<br />

> Lastwagenfahrer 58- 93 $ im Monat<br />

> Ges<strong>und</strong>heit:<br />

> Mangelhafte Ernährung<br />

> Unfälle<br />

> Malaria<br />

> ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen durch den Staub<br />

> Lebenserwartung: 40-50 Jahre (indischer Durchschnitt:<br />

63 Jahre)


Indien<br />

Kinderarbeit in Budhpura<br />

> Unter den 100.000 Beschäftigten der Region sind<br />

15.000 – 20.000 Kinder<br />

> Großteil arbeitet mit den Eltern in den Steinbrüchen<br />

> Kinder müssen häufig Schulden der Eltern abarbeiten<br />

> Keine Schulangebote für Wanderarbeiterkinder<br />

> Sie leben oft in Notunterkünften neben den<br />

Steinbrüchen<br />

Verfassung <strong>und</strong> bestehende Gesetze werden<br />

gebrochen!


Indien<br />

Foto: ILO, M. Crozet


Indien<br />

Foto: Marshall plc


Indien<br />

Foto: Marshall plc


Indien<br />

Foto: Franziska Satzinger


Indien<br />

Foto: Benjamin Pütter, AGEH/Misereor


Indien<br />

Silikose als tödliche Bedrohung<br />

> Staub ist eine Bedrohung aller Beschäftigten: Allergien,<br />

Hautkrankheiten, Lungenkrankheiten<br />

> Kieselsäurehaltiger Staub führt zu Silikose =<br />

Quarzstaublunge<br />

> Arbeitsschutzgesetze existieren seit 1923<br />

> Gesetze werden nicht eingehalten<br />

> In einigen Landesteilen sind 16 <strong>und</strong> 57 Prozent der<br />

Beschäftigten <strong>und</strong> Nachbarn krank<br />

> Allein 800.000 akut erkrankte MinenarbeiterInnen<br />

> Silikose wird oft als TB diagnostiziert, daher keine<br />

Entschädigung<br />

Kinder besonders gefährdet


Indien<br />

Silikose als tödliche Bedrohung<br />

> 2007 Reihenuntersuchung Sandsteinindustrie Jodhpur<br />

(Rajasthan)<br />

> 100.000 Beschäftigte<br />

> Arbeitsleistung sinkt, je länger Arbeit im Steinbruch<br />

> Nach 15 Jahren: 60 % der Lungenkapazität verloren<br />

> Mit 40 Jahren meist arbeitsunfähig<br />

2005 ähnliche Studie: Lebenserwartung bei<br />

Steinbrucharbeit (Sandstein) 46 Jahre


Indien<br />

Foto: Franziska Satzinger


Indien<br />

Foto: Franziska Satzinger


Zertifizierung<br />

Nötig sind 4 D‘s<br />

• (Define) Definition von Standards, die zu mehr<br />

Nachhaltigkeit führen<br />

• (Deliver) Erreichung einer besseren Nachhaltigkeit<br />

durch den Aufbau von Kapazitäten, Fachwissen,<br />

Beziehungen, Infrastruktur <strong>und</strong> Netzwerken<br />

• (Demonstrate) Beleg, dass die Ergebnisse tatsächlich<br />

nachhaltiger sind<br />

• (Demand) Schaffung einer Nachfrage für den<br />

nachhaltigen Produkte<br />

(nach: SustainAbility: Signed, Sealed… Delivered? Behind Certifications and<br />

Beyond Labels)


Zertifizierung<br />

Deutscher Markt<br />

> Xertifix, vergeben vom Xertifix e.V.<br />

> Fair Stone, vergeben von WiN=WiN, Agentur für globale<br />

Verantwortung<br />

> IGEP<br />

KEINE der Organisationen ist Mitglied von ISEAL!<br />

International im Aufbau:<br />

> Responsible Stone Program<br />

> Multistakeholderansatz<br />

> Will international agieren


Zertifizierung<br />

Städtetag et al. 2009<br />

Das Leistungsverzeichnis kann folgendermaßen ergänzt<br />

werden:<br />

Der Auftragnehmer hat Pflastersteine einzubauen, die unter Beachtung<br />

der Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>und</strong> Kernarbeitsnormen der IAO im Umfang der den<br />

Vergabe- <strong>und</strong> Vertragsunterlagen beigefügten Erklärung hergestellt<br />

wurden. Die beigefügte Erklärung ist Bestandteil des Angebots <strong>und</strong> wird<br />

bei Beauftragung Vertragsbestandteil.<br />

Dem Angebot ist ein Nachweis in Form eines Siegels z.B. Xertifix,<br />

win=win – fairstone 8 produktbezogen beizufügen.<br />

8 Die genannten Siegel stellen nur eine Auswahl dar, mit der Nennung oder Nicht-Nennung dieser ist<br />

keine Bewertung verknüpft.


Zertifizierung<br />

Städtetag et al. 2009<br />

Der Nachweis kann auch durch die Vorlage anderer vergleichbarer<br />

Zertifikate Dritter erbracht werden, die die Einhaltung der IAO-<br />

Kernarbeitsnormen im Produktionsprozess im Rahmen der Anforderungen<br />

der beigefügten Erklärung belegen.<br />

Die Berücksichtigung der Siegel liegt in der Verantwortung der jeweiligen<br />

Vergabestelle. Die tatsächliche Einhaltung ist durch die Vorlage eines<br />

geeigneten Labels bzw. einer Eigenerklärung im Rahmen der<br />

Auftragsausführung nachzuweisen.<br />

Aus: Die Berücksichtigung sozialer Belange im Vergaberecht Hinweise für die<br />

kommunale Praxis<br />

Herausgegeben vom Deutschen Städtetag in Zusammenarbeit mit:<br />

- dem B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />

-dem B<strong>und</strong>esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

-http://www.bagfw-esf.de/uploads/media/soziale_Belange_im_Vergaberecht.pdf


Zertifizierung


Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

huetz-adams@suedwind-institut.de<br />

www.suedwind-institut.de<br />

Institut SÜDWIND<br />

von: <strong>Friedel</strong> <strong>Hütz</strong>-<strong>Adams</strong>

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