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Saugen und pumpen in einem - Chemie Technik

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TITELSTORY<br />

<strong>Saugen</strong> <strong>und</strong> <strong>pumpen</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Industriesauger müssen im<br />

Feuerwehre<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>iges aushalten<br />

Industriesauger s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Produktionsbetrieben<br />

unverzichtbare<br />

Helfer. Außer<br />

Staub können die meisten<br />

auch kle<strong>in</strong>ere Mengen<br />

Flüssigkeit im Sammelbehälter<br />

aufnehmen. Bei großen<br />

Flüssigkeitsmengen<br />

s<strong>in</strong>d sie jedoch schnell<br />

überfordert. Dafür s<strong>in</strong>d<br />

spezielle Wassersauger gefragt,<br />

die die aufgesaugte<br />

Flüssigkeit im laufenden<br />

Betrieb aus dem Sammelbehälter<br />

ab<strong>pumpen</strong> <strong>und</strong><br />

der Kanalisation oder e<strong>in</strong>er<br />

Aufbereitungsanlage zuführen.<br />

Platzt e<strong>in</strong>e Wasserleitung, treten größere<br />

Mengen Öl aus oder droht mit aggressiven<br />

Chemikalien verunre<strong>in</strong>igtes Prozesswasser<br />

nach e<strong>in</strong>er Betriebsstörung <strong>in</strong> die Kanalisation<br />

zu gelangen: die Werkfeuerwehr ist sofort<br />

zur Stelle. Während die Löschfahrzeuge<br />

bei solchen E<strong>in</strong>sätzen <strong>in</strong> der Garage bleiben,<br />

haben Flüssigkeitssauger alle Saugrüssel voll<br />

zu tun. „Bei der Feuerwehr geht alles schneller<br />

<strong>und</strong> wuchtiger zu“, nennt Jürgen Poignée<br />

von der Werkfeuerwehr bei Roche Diagnostics<br />

<strong>in</strong> Mannheim e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>, weshalb<br />

die Sauger für den Feuerwehre<strong>in</strong>satz<br />

wesentlich robuster ausgeführt werden<br />

müssen als für den normalen Betriebsalltag.<br />

Nicht nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Handhabung <strong>und</strong><br />

die Wendigkeit, sondern auch die Stabilität<br />

des Gehäuses stehen weit oben auf der Anforderungsliste,<br />

weiß Karl Hermann Strohmeier<br />

vom Sauger-Hersteller Ruwac: „E<strong>in</strong><br />

Sauger aus Edelstahl ist viel zu dünnwandig,<br />

er würde sofort Beulen bekommen <strong>und</strong> sich<br />

verziehen, wenn er irgendwo anstößt.“ E<strong>in</strong><br />

aus Glasfaser-Polyester gepresstes Gehäuse,<br />

wie es die Sauger bei Roche besitzen, hält<br />

dagegen e<strong>in</strong>er ruppigen Handhabung e<strong>in</strong>wandfrei<br />

stand.<br />

Robust gegenüber<br />

aggressiven Medien<br />

E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit der Feuerwehrsauger<br />

s<strong>in</strong>d große luftbereifte H<strong>in</strong>terräder,<br />

die an Stelle der üblichen Vollgummi-Reifen<br />

montiert werden. Sie haben den Vorteil, dass<br />

sie abfedern, wenn der Sauger unsanft von<br />

1: Gewässer <strong>und</strong> Boden schützen:<br />

Nicht immer ist es re<strong>in</strong>es Wasser,<br />

das die Werkfeuerwehr – wie hier<br />

bei e<strong>in</strong>er Übung – aufsaugt<br />

26 CHEMIE TECHNIK, 31. Jahrgang, Nr.5


e<strong>in</strong>er Rampe gerollt wird oder Treppenstufen<br />

zu bewältigen hat.<br />

Insgesamt vier Sauger stehen bei Roche <strong>in</strong><br />

ständiger Warteposition. E<strong>in</strong>er ist für den<br />

Notfall direkt auf e<strong>in</strong>em Fahrzeug montiert,<br />

drei weitere warten im Reservelager auf ihren<br />

E<strong>in</strong>satz. Darunter e<strong>in</strong> Sauger vom Typ<br />

WSP 2000 von Ruwac, der auf zwei Betriebsarten<br />

arbeiten kann (Bild 1). Entweder wird<br />

das Ansauggut im 45 Liter fassenden Behälter<br />

gesammelt oder die aufgesaugte Flüssigkeit<br />

wird direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Abwassere<strong>in</strong>lauf<br />

oder e<strong>in</strong>en größeren Conta<strong>in</strong>er zur Entsorgung<br />

gepumpt. Die Anschlüsse zum Ab<strong>pumpen</strong><br />

der Flüssigkeit entsprechen der<br />

Norm von Feuerwehrschläuchen, so dass<br />

ke<strong>in</strong> separates Zubehört für den Betrieb notwendig<br />

ist (Bild 2).<br />

Der Behälter besteht ebenso wie das Saugergehäuse<br />

aus glasfaserverstärktem Kunststoff<br />

<strong>und</strong> die Pumpe aus Edelstahl, so dass<br />

auch aggressive Medien dem Sauger nichts<br />

anhaben können. E<strong>in</strong>e Ausnahme bilden<br />

Naphthal<strong>in</strong> <strong>und</strong> Formaldehyd, die Glasfaserverstärkte<br />

Kunststoffe angreifen. Während<br />

bei Roche der E<strong>in</strong>satz der Sauger auf bestimmte,<br />

<strong>in</strong> ihrer Zusammensetzung bekannte<br />

Abwässer beschränkt ist, testen andere<br />

Unternehmen vor dem Saugerkauf, ob<br />

Gehäusematerial <strong>und</strong> aufzusaugende Flüssigkeit<br />

auch wirklich zusammen passen.<br />

„Die Firmen bekommen e<strong>in</strong> Stück der Behälterwand,<br />

um sie <strong>in</strong> ihr Produkt zu legen“, berichtet<br />

Strohmeier. An schwierige Anwendungsfälle<br />

<strong>und</strong> Sonderwünsche se<strong>in</strong>er K<strong>und</strong>en<br />

ist er gewöhnt, schließlich werden die<br />

wenigsten Industriesauger von der Stange<br />

gekauft.<br />

Doppelte Kraft für<br />

Große<strong>in</strong>sätze<br />

2: Die Anschlüsse zum Ab<strong>pumpen</strong> der aufgesaugten Flüssigkeit entsprechen der<br />

Norm von Feuerwehrschläuchen<br />

Auch Poignée <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Kollegen gaben e<strong>in</strong>e<br />

Sonderanfertigung <strong>in</strong> Auftrag, als sie<br />

merkten, dass der Standard-Sauger bei großen<br />

Flüssigkeitsmengen schnell an se<strong>in</strong>e<br />

Grenzen stößt. Die extra-saugstarke Version<br />

des WSP 2000 besitzt e<strong>in</strong>en 100 Liter fassenden<br />

Behälter, zwei Motoren <strong>und</strong> zwei übere<strong>in</strong>ander<br />

liegende Pumpen. Durch die Modulbauweise<br />

der Sauger ließ sich die Leistungssteigerung<br />

mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand <strong>und</strong> somit<br />

günstigen Kosten realisieren.<br />

Die Flüssigkeitspumpleistung bei e<strong>in</strong>em Meter<br />

Förderhöhe beträgt zwei mal 18 m³/h,<br />

die maximale Förderhöhe liegt bei 9 m. Bei<br />

voller Leistung werden pro St<strong>und</strong>e bis 4800<br />

Liter gefördert, um beispielsweise voll gelaufene<br />

Schächte schnell leer zu <strong>pumpen</strong>. Wenn<br />

es etwas weniger se<strong>in</strong> darf, lassen sich die<br />

Pumpen auch e<strong>in</strong>zeln betreiben. Bei Überschreiten<br />

e<strong>in</strong>es Grenzwerts schaltet die zweite<br />

Pumpe automatisch nach. Der Sammelbehälter<br />

ist mit e<strong>in</strong>em Schwimmerschalter ausgerüstet.<br />

Wird die aufgesaugte Flüssigkeit<br />

nicht unmittelbar abgepumpt, schaltet sich<br />

der Sauger automatisch ab, sobald die Aufnahmekapazität<br />

des Sammelbehälters erschöpft<br />

ist. Zusammen mit der Flüssigkeit<br />

KOMPAKT<br />

Wassersauger<br />

Zu den Aufgaben der Betriebs- oder<br />

Werkfeuerwehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Chemie</strong>unternehmen<br />

gehört auch der Gewässer-<br />

<strong>und</strong> Bodenschutz, zum Beispiel<br />

bei Ölunfällen oder Wasserschäden <strong>in</strong><br />

Gebäuden. Zwei verschiedene Wassersauger-Typen<br />

von Ruwac s<strong>in</strong>d bei Roche<br />

Diagnostics <strong>in</strong> Mannheim im E<strong>in</strong>satz.<br />

Das kle<strong>in</strong>ere Modell WSP 2000 besitzt<br />

e<strong>in</strong>en Behälter mit e<strong>in</strong>em Fassungsvermögen<br />

von 45 l, wärend der Behälter<br />

des größeren Saugers – e<strong>in</strong>e Sonderanfertigung<br />

– 100 l fasst. Die Pumpleistung<br />

des größeren Modells beträgt bei<br />

e<strong>in</strong>em Meter Förderhöhe zwei mal<br />

18 m³/h, die maximale Förderhöhe liegt<br />

bei 9 m. Pro St<strong>und</strong>e können bis zu 4 800<br />

Liter gefördert werden.<br />

aufgenommener Schlamm <strong>und</strong> Sand sammelt<br />

sich im unteren Teil des Behälters an<br />

<strong>und</strong> lässt sich bequem über e<strong>in</strong>e Bodenklappe<br />

austragen. Die Pumpen der Wassersauger<br />

s<strong>in</strong>d dafür 10 cm höher montiert als Pumpen<br />

<strong>in</strong> herkömmlichen Industriesaugern.<br />

Im Gegensatz zur kle<strong>in</strong>eren Standardausführung<br />

s<strong>in</strong>d die Abpumpanschlüsse beim<br />

Hochleistungssauger im unteren statt im<br />

oberen Bereich des Behälters angebracht.<br />

„Diese Idee kam von Roche“, sagt Strohmeier:<br />

„Setzt der Schlauch unten an, knickt er<br />

nicht so leicht ab.“ E<strong>in</strong> praktischer Nebeneffekt:<br />

Die Flüssigkeitssäule im Behälter unterstützt<br />

zusätzlich die Pumpleistung, was vor<br />

allem beim Anlaufen der Pumpe gegen den<br />

leeren Schlauch von Vorteil ist.<br />

Der bislang größte E<strong>in</strong>satz, den die Sauger<br />

bei Roche zu bewältigen hatten, war e<strong>in</strong><br />

Wasserrohrbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehrstöckigen<br />

Laborgebäude: „Das Wasser ist <strong>in</strong> alle Geschosse<br />

ausgetreten“, er<strong>in</strong>nert sich Poignée.<br />

Da war selbst die Sonderausführung mit<br />

doppelter Pumpleistung im Quartett mit ihren<br />

Saugerkollegen hilflos überfordert. „In<br />

solchen Fällen bleibt uns nichts anderes übrig,<br />

als zusätzliche Sauger aus den Produktionsbetrieben<br />

zur Verstärkung zu rufen“,<br />

sagt Poignée. Zum Glück kommen solche<br />

E<strong>in</strong>sätze selten vor.<br />

[SW]<br />

Info CT 600<br />

CHEMIE TECHNIK, 31. Jahrgang, Nr. 5 27

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