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Eisenbahn und Kleinstadt - Bezirk Oberfranken

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Oberfränkischen Schulanzeiger<br />

— Finanziert von der <strong>Oberfranken</strong>stiftung —<br />

Bayreuth, im April 2001 Nr. 281<br />

<strong>Eisenbahn</strong> <strong>und</strong> <strong>Kleinstadt</strong><br />

Auswirkungen des Knotenpunktes auf Lichtenfels<br />

im 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Von Günter Dippold


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Entstehung des Knotenpunkts Lichtenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2. Die Bahnbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3. Reisemöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

4. Bahnpersonal <strong>und</strong> Bahnerwohnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

5. Straßenverkehrs- <strong>und</strong> Umweltprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

6. Wirtschaftseinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

7. Einwohnerzahl <strong>und</strong> Bevölkerungsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

2<br />

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

Titelbild: Bahngelände <strong>und</strong> Innenstadt von Lichtenfels<br />

(Aufnahme: Peter Bäumel, 1999)


Die eisenbahngeschichtliche Forschung hat sich auf die Streckenführung, die<br />

Herausbildung des <strong>Eisenbahn</strong>netzes 1 , den technischen Betrieb <strong>und</strong> die Bahngebäude<br />

2 konzentriert. Nur selten wurden dagegen die Auswirkungen der<br />

Bahn auf die dörfliche oder kleinstädtische Gesellschaft, auf die Wirtschaft<br />

des Stationsortes <strong>und</strong> seines Umlandes 3 , auf die bauliche Gestalt der Siedlung,<br />

auf den Straßenverkehr untersucht, <strong>und</strong> wenig wurde nach der Sozialgeschichte<br />

der <strong>Eisenbahn</strong>er <strong>und</strong> nach der Rezeption der Bahnlinie, des Bahnhofs<br />

<strong>und</strong> des Bahnfahrens durch die Bürgerschaft gefragt 4 . Die Forschung –<br />

die von Historikern <strong>und</strong> noch mehr die von <strong>Eisenbahn</strong>fre<strong>und</strong>en betriebene –<br />

hat sich, überspitzt gesagt, mehr der Technik <strong>und</strong> weniger ihrer Wirkung, mehr<br />

den Dingen <strong>und</strong> weniger den Menschen zugewandt.<br />

Ein Knotenpunkt von Bahnlinien, wie es Lichtenfels seit dem Jahr 1859 war,<br />

wirkte sich naturgemäß stärker auf den Standort aus, als es eine Durchgangsstation<br />

getan hätte, <strong>und</strong> einer <strong>Kleinstadt</strong> – 1852 hatte Lichtenfels 1899<br />

Einwohner 5 – drückte die Bahn ihren Stempel deutlicher auf, als es in einer<br />

Metropole möglich gewesen wäre. So soll denn am Beispiel von Lichtenfels<br />

den Auswirkungen der <strong>Eisenbahn</strong> auf eine <strong>Kleinstadt</strong> nachgespürt werden.<br />

1. Entstehung des Knotenpunkts Lichtenfels<br />

Gefeßelt ist der Fuß, das Auge starret<br />

Dem Südwest zu, <strong>und</strong> athmenlos man lauscht,<br />

Ob sich nichts reget noch; die Menge harret<br />

Des Wagenzuges Ankunft. Fernher rauscht<br />

Ein dumpfes Dröhnen. Sieh! wie sich dort zeiget<br />

Ein dunkelfarb’ger, nebelgleicher Strich,<br />

Der einer ries’gen Wetterfahne gleichet!<br />

Ein weithin schall’nder Ruf erhebet sich,<br />

Dem Angstschrei gleichend eines Ungeheuers,<br />

Das stöhnend sich mit dumpfem Brausen naht;<br />

Die Esse sprühet Garben flüß’gen Feuers,<br />

Und polternd kreis’t mit Windes-Eil’ das Rad.<br />

Und stattlich fliegt in nie geahnter Schöne<br />

Ein bunter Wagenzug in hoher Pracht<br />

Heran: des Staunens, der Bew<strong>und</strong>erung Töne<br />

Erstehen jubelnd, rühren uns mit Macht.<br />

3


Ein unbeschreiblich Hochgefühl durchglühet<br />

Mit stolzer Freude des Beschauers Brust.<br />

Begeist’rung ist’s, die aus dem Auge sprühet,<br />

Das Herz erfüllt mit unnennbarer Lust!<br />

Dieses Gedicht ist überschrieben „Am Tage der Ankunft des ersten <strong>Eisenbahn</strong>zuges<br />

zu Lichtenfels“. Am 25. Januar 1846 wurde es im TAG-BLATT DER<br />

STADT BAMBERG veröffentlicht 6 ; der Poet, wohl ein Lichtenfelser, ist unbekannt.<br />

Über die bedichtete Jungfernfahrt hatte am 22. Januar 1846 dieselbe Zeitung<br />

berichtet: „Gestern Vormittags wurde die <strong>Eisenbahn</strong>strecke zwischen hier<br />

[d. i. Bamberg] <strong>und</strong> Lichtenfels zum ersten Male mit Dampfkraft befahren 7 .<br />

Dieser Fahrt, welche ganz vortrefflich ausfiel <strong>und</strong> der Solidität des Baues das<br />

beste Zeugniß gibt, wohnte ein Theil des Bahnbau- <strong>und</strong> Bahnbetriebs-Personals<br />

bei. Zur Rückfahrt wurden 45 Minuten verwendet. Schon am kommenden<br />

Montag soll der Transport des Bahnbau-Materials nach den oberen Bau-Abtheilungen<br />

<strong>und</strong> am 15. Febr. der vollständige Betrieb auf dieser Strecke beginnen.“<br />

8 Der ersten Fahrt mit Lokomotive waren im November 1845 Probefahrten<br />

mit Pferdebespannung vorangegangen 9 .<br />

Lithographie, herausgegeben anlässlich der Einweihung der Bahnlinie Nürnberg–Bamberg<br />

1844. Um die Silhouette Bambergs darstellen zu können,<br />

ließ der Künstler den „Dampfwagen“ bereits auf der noch nicht gebauten<br />

Strecke nach Lichtenfels fahren (Staatsbibliothek Bamberg, V.B.49)<br />

4


Die feierliche Eröffnung folgte tatsächlich am 15. Februar 1846: Gezogen von<br />

der Lokomotive „Wallenstein“, fuhr am Morgen ein Zug von Lichtenfels nach<br />

Bamberg; auf der Rückfahrt, an der als Vertreter der Staatsbahn der Bamberger<br />

Bahninspektor Dr. Georg Heinrich Bernhard Löhner (1804–1864) 10 fungierte,<br />

kam die Lokomotive „Peter Henlein“ zum Einsatz 11 . Die Einweihung<br />

war unspektakulär, ganz anders als bei der Übergabe der Strecke Nürnberg–Bamberg<br />

zwei Jahre zuvor: Damals hatte als staatlicher Repräsentant<br />

der bayerische Finanzminister Karl Graf von Seinsheim (1784–1864) teilgenommen,<br />

<strong>und</strong> H<strong>und</strong>erte von Amtsträgern <strong>und</strong> Honoratioren waren als Gäste<br />

geladen 12 .<br />

Wie die Eröffnung in Lichtenfels verlief, wissen wir nicht; es ist lediglich bekannt,<br />

dass vom Oberen Torturm zwei große bayerische Fahnen wehten 13 . In<br />

Staffelstein hielt der Stadtschreiber Wilhelm Schellerer 14 eine ausgeklügelte<br />

Rede, in der er eine gewagte rhetorische Brücke zwischen den Napoleonischen<br />

Kriegen <strong>und</strong> dem Bahnbau schlug: „Auf derselben Stelle, wo wir hier<br />

stehen, empfingen wir vormals – freilich sehr unwillkommen – die Feuerschlünde<br />

des gallischen Despoten, – jeden Augenblick bereit, ihr Mordgeschoß<br />

gegen die zu richten, die sich seinem eisernen Gesetze nicht beugten.<br />

[…] Wieder sehen wir Feuerschlünde dieses von Gott gesegnete Thal durchziehen,<br />

aber wir begrüßen sie mit Jubel.“ 15<br />

In Bamberg, wo die Lokomotive „Wallenstein“ um 6.45 Uhr morgens in den mit<br />

weißblauen Fahnen geschmückten Bahnhof einfuhr, hatten sich keine Schaulustigen<br />

eingef<strong>und</strong>en. Die frischen Krapfen, die der dortige Bahnhofswirt an<br />

diesem Tag anbot, dürften auf mehr Interesse gestoßen sein. In Bamberg war<br />

man eben – wie das TAG-BLATT DER STADT BAMBERG bemerkte – „das Pfeifen<br />

der Lokomotiven schon gewöhnt“; schließlich war die Linie Nürnberg–Bamberg<br />

als erstes Teilstück der Süd-Nord-Bahn bereits im August 1844 eingeweiht<br />

worden 16 .<br />

Im Januar 1846 fuhr der erste Zug nach Lichtenfels, im Februar 1846 wurde<br />

die Linie förmlich eröffnet. Obwohl diese Eröffnung einen Meilenstein in der<br />

Geschichte der Stadt darstellt, wurde das 50-jährige Jubiläum nicht begangen.<br />

Man hatte irrtümlich den 15. März für den Eröffnungstermin angesehen<br />

<strong>und</strong> den tatsächlichen Jahrestag darüber versäumt 17 . Ein Jahrzehnt später,<br />

am 19. Februar 1906, fand hingegen ein Festabend statt, an dem die Militärkapelle<br />

aus Coburg konzertierte <strong>und</strong> der Bankier Gottlieb Bauer (1832–1907)<br />

sowie der Vorsitzende des Gemeindeverordnetenkollegiums, der Kaufmann<br />

Nikolaus Schmidt (1837–1932), Toasts auf „die guten Beziehungen zwischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong> <strong>und</strong> Stadt“ ausbrachten. Bauers Ansprache gipfelte in dem Satz:<br />

„Lichtenfels ist seit dem 60jährigen Bestehen der <strong>Eisenbahn</strong> vornehmlich in<br />

den letzten 30 Jahren ein Handels- <strong>und</strong> Verkehrsplatz geworden, in welchem<br />

Wohlstand <strong>und</strong> Bürgerglück eingezogen.“ 18<br />

5


Wie kam es überhaupt, dass Lichtenfels so früh an die Bahn angeschlossen<br />

wurde, <strong>und</strong> wieso wurde die Stadt <strong>Eisenbahn</strong>knotenpunkt? Diese Frage nach<br />

der Rolle der Station Lichtenfels in der bayerischen Bahnpolitik des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hat 1990 Hans-Peter Schäfer, der wohl beste Kenner des fränkischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>baus, untersucht 19 , so dass hier lediglich die Gr<strong>und</strong>linien<br />

nachgezeichnet werden müssen.<br />

Schon bald nach Eröffnung der <strong>Eisenbahn</strong>strecke zwischen Nürnberg <strong>und</strong><br />

Fürth im Jahr 1835 signalisierten private Investoren ihr Interesse, eine Bahnverbindung<br />

von Nürnberg mit Leipzig als wichtigstem deutschen Handelsplatz<br />

zu schaffen. Kein W<strong>und</strong>er, denn die Rendite, die die Aktionäre der Nürnberg-<br />

Fürther Bahn erzielten, war traumhaft.<br />

Im Januar 1836 konzessionierte der bayerische Ministerrat eine Aktiengesellschaft,<br />

hinter der die Bankiers Marx <strong>und</strong> von Hirsch sowie die Nürnberger<br />

Ludwigs-<strong>Eisenbahn</strong>-Gesellschaft standen. Das Innenministerium befürwortete<br />

die Streckenführung über Bamberg, Kulmbach <strong>und</strong> Hof; nach einigen<br />

Monaten lenkte auch die Oberste Baubehörde ein, die angesichts der technischen<br />

Schwierigkeiten diesen Plan anfangs abgelehnt hatte. Damit war<br />

vorauszusehen, dass Lichtenfels an diese „Nürnberg-Nordgrenze-Bahn“ angeschlossen<br />

würde.<br />

Im Frühjahr 1836 hatten sich die städtischen Gremien mit der <strong>Eisenbahn</strong>frage<br />

beschäftigt. Der Magistrat konstatierte am 21. Februar 1836: „Der Straßenzug<br />

der beabsichtigten <strong>Eisenbahn</strong> von Nürnberg nach Leipzig wird vielseitig beurtheilt<br />

<strong>und</strong> in Betracht gezogen <strong>und</strong> die in öffentlichen Blättern ausgedrückte<br />

Absicht, dieselbe durch den Itzgr<strong>und</strong> nach Koburg zu führen, als für die hiesige<br />

Gegend empfindlichst nachtheilig dargestellt, während die Richtung über<br />

hier <strong>und</strong> Kronach nach Lobenstein etc., als den allseitigen Interessen zusagend<br />

erkannt wird.“ 20 Die Gemeindeverordnetenversammlung, das zweite<br />

kommunale Gremium, empfahl, eine Bittschrift zu Gunsten einer Streckenführung<br />

„über Lichtenfels, Kronach nach Leibzig“ an die Regierung des Obermainkreises<br />

zu richten 21 .<br />

Der Bau der Bahnlinie über Bamberg, Lichtenfels <strong>und</strong> Kulmbach war freilich<br />

von Anfang an in Frage gestellt durch die Alternative: die Trasse von Bamberg<br />

durch den Itzgr<strong>und</strong> nach Coburg. So wäre, über den Anschluss an eine Bahn<br />

durch das Werratal <strong>und</strong> weiter in den Weserraum, eine Verbindung mit dem<br />

Norden geschaffen worden. Tatsächlich wurden 1838 <strong>und</strong> 1840 vorbereitende<br />

Planungen durchgeführt, <strong>und</strong> die Nürnberger Aktiengesellschaft votierte energisch<br />

für diese Trasse. Doch hatte diese mit wirtschaftlichen Forderungen an<br />

den Staat den Bogen überspannt. König Ludwig I. kündigte im November<br />

1840 die Konzession auf, nachdem er erklärt hatte, eine Staatsbahn von<br />

Nürnberg nach Hof zu bauen 22 .<br />

6


Nach dem König wurde diese Bahn während des Baus denn auch benannt.<br />

Auch das eingangs zitierte Lichtenfelser Gedicht huldigte König Ludwig I.,<br />

ohne ihn zu nennen, in den drei letzten Strophen:<br />

Und wem verdanken wir die Zauber-Wege,<br />

Des künft’gen Welt-Verkehres Pulse? sprecht!<br />

Nur Ihm, deß’ hohe Schöpferkraft ist rege,<br />

Deß Wahlspruch ist: „Beharrlich u. gerecht!“<br />

Auf Seinen Wink entstehen hehre Dome,<br />

Der künstlerischen Bauten reiche Pracht,<br />

Den Main vermählt er kühn dem Donaustrome<br />

Zum Glanzpunkt Er sein treues Bayern macht!<br />

Jahrtausende hindurch sein Nam’ wird blühen<br />

Im Buche der Geschichte, Ruhmes voll,<br />

Drum bringet Ihm, dem uns’re Herzen glüh’n<br />

Ein dreifach: Hoch! des höchsten Dankes Zoll!<br />

Trotz der 1840 beschlossenen Linienführung von über Bamberg, Lichtenfels<br />

<strong>und</strong> Kulmbach nach Hof war die Möglichkeit, dass eine zusätzliche Bahn<br />

durch den Itzgr<strong>und</strong> gebaut würde, noch immer nicht vom Tisch. Deshalb trug<br />

im März 1841 die Stadt Lichtenfels mit einem umfangreichen Schreiben die<br />

dringende Bitte an den König heran, die Bahnlinie Bamberg–Coburg durch<br />

den Itzgr<strong>und</strong> nicht zu schaffen. Dabei zog Lichtenfels alle Register: Im Itzgr<strong>und</strong><br />

gebe es weder größere Orte noch Industrie. „Anders verhaelt sich dieses<br />

bei uns. Unsere Gegend gehoert bekanntlich zu den bevölkertesten <strong>und</strong><br />

betriebsamsten des Reiches; […] die beiden im schwunghaftesten Betriebe<br />

stehenden Porzellanfabricken zu Schney <strong>und</strong> Hausen […] entsenden ihre<br />

Produkte in die entferntesten Weltgegenden, – in die Türkey <strong>und</strong> die vereinigten<br />

Staaten; der Korbhaendler, welcher seiner Seits wiederum Tausenden von<br />

Arbeitern Nahrung giebt, findet sich auf allen Märkten der civilisirten Welt, in<br />

Petersburg wie in Madrid, in Neapel wie in London, in Rio Janeiro wie in Neujork,<br />

<strong>und</strong> verleiht hiedurch diesem an <strong>und</strong> für sich geringfügigen Produkte einheimischer<br />

Industrie die Wichtigkeit eines Welthandelsartikels, – neue industrielle<br />

Unternehmungen, wie z. B. die Runkelrübenzuckerfabrik zu Redwitz,<br />

die Fournierschneide-Maschine von Siegelin <strong>und</strong> Mann zu Michelau sind<br />

theils im Entstehen, theils bereits in Betrieb gesetzt, <strong>und</strong> den Schlußstein dieser<br />

für das platte Land wohl seltenen industriellen <strong>und</strong> commerziellen Thätigkeit<br />

bildet der ausgedehnte Holz- <strong>und</strong> Floßhandel, welcher viele Tausende<br />

von Haenden beschäftigt, <strong>und</strong> dessen Geschaefte für jedes Jahr in die Millio-<br />

7


nen gehen. Sicher verdient demnach die hiesige Gegend bei der Eröffnung<br />

neuer Verkehrs- <strong>und</strong> Absatzeswege alle Berücksichtigung.“ Eine Itzgr<strong>und</strong>bahn<br />

diene den bayerischen Interessen nicht; Coburg, das bereits durch eine<br />

gut ausgebaute Straße mit Lichtenfels in Verbindung stehe, solle vielmehr<br />

durch eine in Lichtenfels abzweigende Nebenbahn erschlossen werden 23 .<br />

In der Tat entschieden sich 1841/42 die mit der Angelegenheit befassten Minister<br />

gegen die Trasse durch den Itzgr<strong>und</strong> 24 , ohne dass der wohlformulierte<br />

Lichtenfelser Brief dabei ins Gewicht gefallen wäre. Wie auch immer: der<br />

Bahnanschluss für Lichtenfels war vorherbestimmt, <strong>und</strong> so machte sich bereits<br />

ab Sommer 1841 eine <strong>Eisenbahn</strong>bau-Sektion unter dem Ingenieur Heinrich<br />

Balbier (†1861) an die Detailplanung 25 . Der aus Kaiserslautern stammende<br />

Balbier heiratete 1844 eine Stieftochter seines Vorgesetzten, des<br />

technischen Vorstands der <strong>Eisenbahn</strong>baukommission, des Regierungsrats<br />

Friedrich August Pauli (1802–1883) in Nürnberg 26 . Während seines Aufenthalts<br />

in Lichtenfels, der bis 1850 währte, wohnte Balbier im Haus Coburger<br />

Straße 19 27 , einem der schönsten Bürgerhäuser. Geometer waren ab Oktober<br />

1841 mit Vermessungsarbeiten befasst 28 .<br />

Im Januar 1846 war die Strecke Bamberg–Lichtenfels betriebsbereit. Schon<br />

lange zuvor hatte man mit dem Bau Richtung Kulmbach begonnen, wobei die<br />

Bahn bereits zum Transport eingesetzt wurde 29 . Schon im Oktober 1846 war<br />

Neuenmarkt erreicht, zwei Jahre später Hof <strong>und</strong> die bayerisch-sächsische<br />

Grenze.<br />

Der Streckenbau von Lichtenfels nach Hof stellte eine technische wie logistische<br />

Leistung dar. Dabei ist an erster Stelle die viel bew<strong>und</strong>erte Schiefe Ebene<br />

30 zu nennen, aber schon in der Umgebung von Lichtenfels wurde Beachtli-<br />

8<br />

Unterschrift von Heinrich Balbier, 1842 (Planei der DB Netz AG, Nürnberg)


Plan zur Mainverlegung zwischen Oberwallenstadt <strong>und</strong> dem späteren<br />

Bahnhof Michelau, 1846 (Planei der DB Netz AG, Nürnberg)<br />

ches vollbracht. Ein tiefer Geländeeinschnitt beginnt am nordöstlichen Lichtenfelser<br />

Ortsrand <strong>und</strong> endet beim Dorf Oberwallenstadt. Ein Teil des Aushubs<br />

wurde neben dem Einschnitt gelagert, so dass auf Oberwallenstadter<br />

Flur ein Hügel mit rechteckigem Gr<strong>und</strong>riss, der sog. Feldherrnhügel, entstand,<br />

der erst 1968 für den Bau eines Maindamms abgetragen wurde 31 .<br />

Der Geländeeinschnitt hatte nachteiligen Einfluss auf das Gr<strong>und</strong>wasser, so<br />

dass die Oberwallenstadter Brunnen gefährdet waren. Der Gemeindevorsteher<br />

klagte 1845, „daß unsere Brunnen schon jetzt kaum die Haelfte mehr liefern<br />

<strong>und</strong> zu befürchten steht, daß sie ganz versiegen, wenn noch tiefer gegraben<br />

wird“ 32 . Die Nürnberger <strong>Eisenbahn</strong>bau-Kommission verweigerte kühl<br />

jede Abhilfe: „ob durch Abgrabung dieser Quellen den benachbarten Gr<strong>und</strong>besitzern<br />

oder Dorfsbewohnern ein Schaden zugehe, ist gleichgiltig <strong>und</strong><br />

begründet durchaus keine Rechtsansprüche“ 33 . Nach jahrelangem Schriftverkehr<br />

erlangten die Oberwallenstadter wenigstens eine bescheidene finanzielle<br />

Entschädigung.<br />

Kaum war das Gelände durchschnitten, musste der Main verlegt werden – der<br />

später so genannte Gaabsweiher entstand aus der dabei abgeschnittenen<br />

Flussschlinge –, dann war mit Hilfe des Aushubs ein Damm aufzuwerfen, auf<br />

dem die Strecke bis zum jetzigen Michelauer Bahnhof führte. (Die parallel ver-<br />

9


laufende Staatsstraße von Bamberg bis zur bayerischen Landesgrenze bei<br />

Ludwigsstadt wurde erst 1908/09 durch diese Niederung geführt; bis dahin<br />

waren die Fuhrleute gezwungen, den Krappenberg hinauf- <strong>und</strong> den Trieber<br />

Berg hinunterzufahren 34 .)<br />

Vorerst war Lichtenfels lediglich Durchgangsstation an der Bahn von Lindau<br />

über Augsburg <strong>und</strong> Nürnberg nach Hof. Doch aufgr<strong>und</strong> des Wunsches, eine<br />

Verbindung mit Coburg zu schaffen, <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der politischen Entscheidung<br />

gegen eine Trasse durch den Itzgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> für eine in Lichtenfels beginnende<br />

Zweigbahn war seit spätestens 1844 zu erwarten, dass die Stadt wohl<br />

Knotenpunkt werden würde. Der Bau der Bahn nach Thüringen ließ freilich<br />

lange auf sich warten. Der erste Staatsvertrag, den Bayern <strong>und</strong> die den<br />

Thüringischen <strong>Eisenbahn</strong>-Verein bildenden Kleinstaaten 1845 schlossen,<br />

wurde infolge der Uneinigkeit auf Thüringer Seite <strong>und</strong> wegen wirtschaftlicher<br />

Krisen nicht verwirklicht, ein zweiter, 1852 unterzeichnet, wäre beinahe an einer<br />

Alternative – der Strecke Meiningen–Schweinfurt – gescheitert.<br />

Für die Coburger war Lichtenfels bis zum Anschluss an das Schienennetz<br />

Ausgangspunkt für Bahnreisen. In Lichtenfels standen zuweilen 30 Fahrzeuge<br />

für den Weitertransport der Reisenden bereit 35 . Dieses offenbar lukrative<br />

Geschäft führte zu Auseinandersetzungen, weil die Stadt die Coburger<br />

Fuhrleute benachteiligte. Dagegen beschwerte sich die Coburger Landesregierung<br />

bei der Regierung von <strong>Oberfranken</strong> im Juni 1859: „Die hiesigen Lohnkutscher<br />

pflegten, wenn sie Passagiere von hier nach Lichtenfels befördert<br />

hatten, sich mit ihren Geschirren vor dem dortigen Bahnhofe aufzustellen, um<br />

Passagiere zur Rückfahrt nach Coburg aufzunehmen. Neuerdings ist ihnen<br />

solches von dem Magistrate in Lichtenfels untersagt worden.“ 36<br />

10<br />

Mainbrücke zwischen Lichtenfels <strong>und</strong> Schney,<br />

wohl kurz nach ihrer Fertigstellung (aus: Zug um Zug [wie Anm. 37])


Nach mehr als zehnjährigen Vorbereitungen begann im Frühjahr 1856 der Bau<br />

der 151 Kilometer langen Werrabahn, die Lichtenfels mit Eisenach verbinden<br />

sollte 37 . Auf bayerischer Seite leitete den Bau der Strecke durch Schney <strong>und</strong><br />

den Lichtenfelser Forst die bayerische <strong>Eisenbahn</strong>bau-Sektion Lichtenfels unter<br />

dem Ingenieur Kurt von Stokar (1817–1893), der bereits 1842–1845 als<br />

technischer Gehilfe <strong>und</strong> Bauführer der Sektion Lichtenfels tätig gewesen<br />

war 38 . Im Herbst 1857 hatten bereits die Bauarbeiten an der großen, zehnbogigen<br />

Brücke über den Lichtenfelser Mühlbach, den Main <strong>und</strong> den Schneybach<br />

39 begonnen, die beträchtlichen Aufwand verursachten 40 . 1858 bereitete<br />

der Durchstich beim Schneyer Friedhof Schwierigkeiten; mehrfach kam es zu<br />

Bergrutschen, bei denen Arbeiter verletzt oder sogar getötet wurden 41 .<br />

Im Januar 1859 war die Werrabahn fertig gestellt. Ursprünglich von einer Privatgesellschaft<br />

betrieben – Aktionäre waren neben den betroffenen thüringischen<br />

Staaten mehrere Städte <strong>und</strong> etliche Gewerbetreibende, namentlich der<br />

umtriebige Schwerindustrielle <strong>und</strong> Verleger Joseph Meyer in Hildburghausen<br />

–, wurde die Werrabahn 1895 verstaatlicht 42 . Sie wurde fortan von der preußischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>direktion Erfurt verwaltet.<br />

Da die Werrabahngesellschaft sich weigerte, den Güterdienst vom bayerischen<br />

Personal versehen zu lassen 43 – lediglich den Fahrkartenverkauf <strong>und</strong> die Abfertigung<br />

des Reisegepäcks besorgte die bayerische Bahn –, war der Lichtenfelser<br />

Bahnhof Sitz zweier Bahnverwaltungen, es gab zwei Güterhallen <strong>und</strong> zwei<br />

Lokschuppen, <strong>und</strong> am Coburger Tor versah ein bayerischer Weichenwärter zusammen<br />

mit einem Kollegen von der Werrabahn den Dienst. Erst zum 1. Januar<br />

1891 gab die Werrabahn den Bahnbetrieb in Lichtenfels ganz in bayerische<br />

Hand; ihr Personal wurde von der Königlichen Bahn übernommen 44 .<br />

Bahnhof Hochstadt um 1900 (Privatbesitz)<br />

11


Eine Bahnlinie von Hochstadt am Main 45 , das dadurch zum <strong>Eisenbahn</strong>knoten<br />

wurde, über Kronach nach G<strong>und</strong>elsdorf wurde 1861 eröffnet 46 . Die Gewerbs<strong>und</strong><br />

Handels-Kammer für <strong>Oberfranken</strong> bemängelte umgehend die fehlende<br />

Verbindung „von G<strong>und</strong>elsdorf zu den Steinkohlengruben in Stockheim <strong>und</strong><br />

müssen die Kohlen […] mit Fuhrmannswägen […] nach G<strong>und</strong>elsdorf gefahren<br />

werden, wodurch die Kosten des Transportes noch wesentlich vertheuert<br />

sind“ 47 . Die bayerische Regierung handelte rasch. Schon 1863 war die Bahn<br />

um 3,4 km bis Stockheim verlängert, zu den Gruben im Besitz des Henry Joseph<br />

von Swaine (1798–1878) <strong>und</strong> in der Konkursmasse des verstorbenen<br />

Verlegers Joseph Meyer 48 .<br />

Die Nachfrage nach Steinkohle bzw. nach Koks war nicht zuletzt durch den<br />

Bahnbetrieb erheblich gestiegen, <strong>und</strong> Swaine war für die bayerische Bahn ein<br />

wichtiger Lieferant. „Zur Beschaffung der für die Locomotivfeuerung zwischen<br />

Nürnberg – Hof benöthigten Coaks ist auch das Swaine’sche Steinkohlenwerk<br />

in Stockheim mit bedeutenden Quantitäten in Konkurrenz gezogen“,<br />

schrieb 1854 die Generaldirektion der kgl. bayerischen Verkehrsanstalten.<br />

Gegenwärtig beziehe man Koks für 75 000 Gulden pro Jahr; eine Verdopplung<br />

sei für 1855 zu erwarten. Der Koks wurde von Stockheim zum nächstgelegenen<br />

Bahnhof, nämlich Hochstadt, gebracht 49 .<br />

Ein Ausbau bis zur Landesgrenze bei Ludwigsstadt bzw. bis zum reußischen<br />

Lobenstein wurde zwar schon bald von der Stadt Kronach <strong>und</strong> der Handels<strong>und</strong><br />

Gewerbekammer gefordert 50 , aber erst nach zwei Jahrzehnten verwirklicht.<br />

Ab 1874 verfolgte die bayerische Regierung den Plan, die Bahn bis zur<br />

Grenze fortzubauen <strong>und</strong> schloss bald schon einen Vertrag mit den Fürstentümern<br />

Reuß <strong>und</strong> Schwarzburg-Rudolstadt über die Fortführung jenseits der<br />

bayerischen Grenze. Doch kam das Projekt ins Stocken, <strong>und</strong> es bedurfte des<br />

diplomatischen Drucks aus Meiningen <strong>und</strong> aus Berlin, um Bayern zu endgültigen<br />

Beschlüssen <strong>und</strong> Verträgen zu bewegen.<br />

Im August 1885 wurde die Strecke Stockheim–Ludwigsstadt, im Oktober 1885<br />

die Gesamtstrecke bis Probstzella eröffnet 51 . Bei Eichicht, südlich von Saalfeld,<br />

mündete die neue Bahn in die bestehende Trasse nach Jena, Halle <strong>und</strong><br />

weiter nach Berlin. Diese neue Verbindung verkürzte gegenüber der alten,<br />

über Hof führenden Strecke den Weg nach Leipzig um 30, den nach Berlin um<br />

47 Kilometer 52 .<br />

Nach der Eröffnung der Bahnlinie nach Probstzella erhob sich die heftig umstrittene<br />

Frage, welche Station den Ausgangspunkt dieser Strecke bilden <strong>und</strong><br />

damit auch Sitz regionaler Bahnbehörden werden sollte: Kronach, Hochstadt,<br />

Lichtenfels oder Bamberg 53 . Die bayerische Regierung entschied sich im Februar<br />

1886 für Lichtenfels 54 , obwohl gerade Bamberg heftig opponiert hatte: In<br />

Lichtenfels stehe zu wenig hochwasserfreier Platz für eine Erweiterung des<br />

Bahnkörpers zur Verfügung; Hochstadt liege ohnedies im Überschwem-<br />

12


Bahnnetz 1876<br />

(aus: Kursbuch der Deutschen Reichs-Postverwaltung. Berlin 1876)<br />

mungsgebiet von Main <strong>und</strong> Rodach 55 . Für Hochstadt sprachen die geringeren<br />

Kosten, wie die Zeitung DAS BAYERISCHE VATERLAND hervorhob 56 .<br />

Der Landtag billigte die Entscheidung der Regierung <strong>und</strong> genehmigte, woran<br />

der langjährige Lichtenfelser Bürgermeister <strong>und</strong> liberale Landtagsabgeordnete<br />

Adam Wenglein (1833–1915) 57 Verdienst hatte, 1886 <strong>und</strong> 1890 erhebliche<br />

Mittel für den Ausbau der hiesigen Bahnanlagen 58 . In Lichtenfels nahm<br />

man die Aufstockung der Mittel um 835 500 Mark im April 1890 so wichtig,<br />

dass das LICHTENFELSER TAGBLATT, kaum war das Telegramm Wengleins einge-<br />

13


troffen, sogar ein Extrablatt herausbrachte, um die frohe K<strong>und</strong>e zu verbreiten<br />

59 . Ferner hatte der Landtag im Oktober 1889 5,6 Millionen Mark bewilligt,<br />

damit die Bahn von Fürth nach Lichtenfels <strong>und</strong> von Hochstadt nach Untersteinach<br />

zweigleisig ausgebaut werden konnte 60 ; die Trasse zwischen Hochstadt<br />

<strong>und</strong> Lichtenfels war nach 1885 bereits derart erweitert worden. Im Sommer<br />

1891 war der zweigleisige Ausbau der Strecke Lichtenfels–Bamberg abgeschlossen<br />

61 .<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen, auch die Werrabahn „als<br />

2gleisige Hauptbahnlinie einzurichten“ 62 , doch wurden solche Pläne nicht in<br />

die Tat umgesetzt 63 . Weitere Bahnbauprojekte kamen nicht zustande: nicht die<br />

seit 1876 angestrebte Bahn von Lichtenfels über Neustadt a. d. Saale nach<br />

Fulda 64 , nicht die 1880 beantragte Trasse Hochstadt–Weismain–Thurnau 65 ,<br />

nicht die wenig später ins Auge gefasste Verlängerung der Bahn Weiden–Bayreuth<br />

über Mainleus nach Lichtenfels 66 , nicht die 1891 gewünschte Stichbahn<br />

nach Klosterlangheim 67 , nicht die Linie von Lichtenfels über Isling, Weismain<br />

<strong>und</strong> Thurnau nach Bayreuth 68 , nicht die Direktverbindung Hochstadt–Sonneberg<br />

über Mitwitz 69 , nicht die Nebenbahn von Lichtenfels über Schney <strong>und</strong> Lettenreuth<br />

nach Marktgraitz, die zugleich die stark frequentierte Linie Lichtenfels–Hochstadt<br />

entlasten sollte 70 . Aber auch ohne solche Lokalbahnen war<br />

Lichtenfels seit 1885 einer der wichtigsten <strong>Eisenbahn</strong>knoten in Nordbayern.<br />

14<br />

Extrablatt des „Lichtenfelser Tagblatts“, 1890


2. Die Bahnbauten<br />

Aber diese Stellung hatte die Stadt erst im Lauf der Zeit erlangt, was sich auch<br />

an der Baugeschichte des Bahnhofes, ja der gesamten Bahnanlagen, ablesen<br />

lässt.<br />

Wie der Streckenbau verlangte auch die Anlage des Lichtenfelser Bahnhofes,<br />

der im so genannten Amtmannsgarten an der Nordwestecke der Stadtmauer<br />

seinen Platz fand, erhebliche Eingriffe in die bestehende Kulturlandschaft.<br />

Der innere Mühlbach musste verlegt <strong>und</strong> das Gelände des heutigen Bahnhofs<br />

um bis zu vier Meter aufgeschüttet werden. Ferner waren auf beiden Seiten<br />

des Gleiskörpers Gebäude – 25 Häuser, zwei Scheunen, ein Brauhaus <strong>und</strong><br />

eine Kegelbahn – abzubrechen 71 .<br />

Die für den Erwerb erforderlichen Ausgaben hätten, entgegen den ursprünglichen<br />

Plänen, beinahe zu einer Verlegung des Bahnhofs auf freies Feld zwischen<br />

Lichtenfels <strong>und</strong> Seubelsdorf geführt. Ein Bittschreiben der Bürgerschaft<br />

an den König konnte dies aber abwenden 72 . Doch die Lage in nächster Nachbarschaft<br />

der Stadt – anders als in Staffelstein – führte immer wieder zu Problemen,<br />

so dass noch 1907 die Verlegung des Bahnhofs (400 m Richtung<br />

Seubelsdorf) im Gespräch war 73 .<br />

Die Bahn wurde so nahe an der Stadt vorbeigeführt, dass es erforderlich war,<br />

die Stadtmauer an zwei Stellen zu durchbrechen <strong>und</strong> das Mühltor abzureißen.<br />

Plan der Trassenführung im Stadtgebiet Lichtenfels, 1842<br />

(Planei der DB Netz AG, Nürnberg)<br />

15


Das widersprach freilich den allgemeinen Vorgaben Ludwigs I., denn er fand,<br />

dass durch solche Eingriffe „das städtische Aussehen“ leide 74 . „Wenn Erhaltung<br />

der Stadtmauer mit dem geringsten Aufwand für die <strong>Eisenbahn</strong> vereinigt<br />

werden kann, wird Mir das angenehmste sein, dem Mir Brüche in die Stadtmauern,<br />

Abtragung von Thoren <strong>und</strong> Thürmen zuwider sind“, hatte er mit Blick<br />

auf Lichtenfels am 10. August 1843 verfügt 75 .<br />

So beseitigte man, wenn schon eine Erhaltung nicht möglich war, das Mühloder<br />

Coburger Tor nicht ersatzlos. Vielmehr errichtete die Stadt ein neues,<br />

zinnenbekröntes Tor 76 nach Plänen des <strong>Eisenbahn</strong>architekten Eduard Rüber<br />

16<br />

Für den Bahnbau abzubrechende Gastwirtschaft von Sigm<strong>und</strong> Hetz<br />

mit Tanz- <strong>und</strong> Billardsaal, 1844/46<br />

(Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 26474)<br />

Plan von Eduard Rüber für die Bahntore in der Lichtenfelser Stadtmauer,<br />

1844 (DB-Museum im Verkehrsmuseum Nürnberg, Archiv, Plankammer)


(1804–1874). Die unvermeidlichen Lücken in der Stadtmauer schloss man durch<br />

Holzgatter, die beim Herannahen eines Zuges geöffnet werden mussten 77 .<br />

Das Aussehen des Coburger Tores hat 1951 ein unbekannter Autor, der das<br />

Gebäude wohl noch selbst kannte, wie folgt beschrieben:<br />

„Der Turmkörper selbst mag wohl in seinen Verhältnissen <strong>und</strong> Ausmaßen denen<br />

des alten Mühltores entsprochen haben, die schweren, eisenbeschlagenen<br />

Torflügel mögen dem alten Turm direkt entnommen worden sein. Aber<br />

als Abdeckung hatte der neue Turm kein malerisches Ziegeldach, sondern<br />

eine nüchterne, unschöne Mauerkrone, die eine Plattform umschloß, auf der<br />

sich, aus vom Winde dahin getragenen Samen, Birken <strong>und</strong> Salweiden angesiedelt<br />

hatten. Beim Eintritt in die Stadt grüßten den Ankömmling die links <strong>und</strong><br />

rechts über den Torbogen angebrachten Wappen des Staates <strong>und</strong> der Stadt.<br />

Rechts <strong>und</strong> links vom Turm sind, wie dieser aus heimischem Sandstein aufgemauert,<br />

niedrige Gelasse angegliedert, in denen sich die Schrankenwärter<br />

aufhalten, bis sie ihr Dienst ruft.“ 78<br />

Als Bahnhofsgebäude 79 diente 1846, als die Bahnlinie Bamberg–Lichtenfels<br />

eröffnet wurde, ein hölzernes Provisorium, das nicht an derselben Stelle wie<br />

der heutige Bahnhof stand, sondern südwestlich davon. Zwar hatte schon im<br />

Coburger Tor, errichtet 1845 nach Plänen von Eduard Rüber,<br />

aufgenommen wohl kurz vor dem Abbruch<br />

17


Herbst 1844 Eduard Rüber Pläne vorgelegt, doch diese waren abgelehnt worden.<br />

Das Innenministerium hatte bef<strong>und</strong>en, die Entwürfe hätten „bezüglich<br />

der Räumlichkeit das wahre Maaß des Bedürfnißes überschritten“ 80 . Rüber<br />

war davon ausgegangen, dass Lichtenfels Ausgangspunkt einer Zweigbahn<br />

nach Coburg werden solle, <strong>und</strong> hatte deshalb einen größeren Bahnhof geplant,<br />

als es für die Durchgangsstation in einer <strong>Kleinstadt</strong> erforderlich war.<br />

Rüber erhielt vom Innenministerium den Auftrag, seine Pläne zu reduzieren.<br />

Doch andererseits stellte die Generaldirektion der kgl. <strong>Eisenbahn</strong>en Anforderungen,<br />

die mit den vorgegebenen finanziellen <strong>und</strong> baulichen Mitteln keinesfalls<br />

zu erfüllen waren. Spürbar verstimmt durch widersprüchliche Befehle aus<br />

München, forderte die Nürnberger <strong>Eisenbahn</strong>baukommission vom Innenministerium<br />

klare Anweisungen <strong>und</strong> empfing den Befehl, so zu planen, dass<br />

spätere Erweiterungsbauten möglich seien 81 . Offenbar gefiel auch die zweite<br />

Planvariante Rübers, Anfang 1846 vorgelegt, in München nicht. Erst die<br />

Pläne, die 1847 ein weiterer <strong>Eisenbahn</strong>architekt, Gottfried Neureuther (1811–<br />

1887), vorlegte, fanden Gnade vor den gestrengen Augen <strong>und</strong> dem Sparwillen<br />

des Innenministeriums.<br />

Das Erdgeschoss dieses Baus beherbergte zwei Wartesäle, der für die<br />

3. Klasse mit Weichholz-, der für die 1. <strong>und</strong> 2. Klasse mit ausgeflochtenen<br />

Kirschholzbänken, ferner Aborte, einen Gepäck- <strong>und</strong> Kassenraum <strong>und</strong> ein<br />

Dienstzimmer. Im ersten Stock wohnte der Stationsmeister, <strong>und</strong> hier waren<br />

Aufenthaltsräume für die Kondukteure. Darüber waren die Wohnung des Oberbahnwärters<br />

<strong>und</strong> ein Schlafzimmer für die einfachen Bahnwärter 82 , die übrigens<br />

18<br />

Plan von Gottfried Neureuther für das Empfangsgebäude in Lichtenfels,<br />

Front zur Bahn, 1847<br />

(DB-Museum im Verkehrsmuseum Nürnberg, Archiv, Plankammer)


Plan von Gottfried Neureuther für das Empfangsgebäude in Lichtenfels,<br />

Gr<strong>und</strong>riss des Erdgeschosses, 1847<br />

(DB-Museum im Verkehrsmuseum Nürnberg, Archiv, Plankammer)<br />

eine recht auffällige Uniform trugen: graue Hosen, einen roten Spenzer mit<br />

schwarzen Aufschlägen, einen schwarzen Filzhut mit Emblem <strong>und</strong> Nummer 83 .<br />

Die für Lichtenfels tätigen Architekten der <strong>Eisenbahn</strong>baukommission, Rüber<br />

<strong>und</strong> Neureuther, waren keine fantasielosen Industriearchitekten, sondern anspruchsvolle<br />

Planer; beide waren Schüler des berühmten Friedrich von Gärtner<br />

(1791–1847), ebenso wie der dritte bayerische Bahnarchitekt, Friedrich<br />

Bürklein (1813–1872), der die Stationen Staffelstein <strong>und</strong> Breitengüßbach entworfen<br />

hat. Neureuther wurde 1868 Professor an der Münchner Polytechnischen<br />

Schule, plante Villen für Industrielle <strong>und</strong> für den Dichter Paul Heyse,<br />

entwarf die Akademie der Schönen Künste.<br />

Im Sommer 1848 wurden die Aufträge für den Lichtenfelser Bahnhofsbau vergeben,<br />

im Oktober 1849 war das Hauptgebäude fertig gestellt.<br />

Nach dem Bau der Werrabahn wurde ihr das Werkstattgebäude der bayerischen<br />

Bahn als Betriebsgebäude überlassen, an das eine Lokremise angebaut<br />

war. So wie dieses Haus dem Bahnhof gegenüber stand, getrennt durch<br />

die Schienenstränge, so errichtete die Werrabahn vis-à-vis der bayerischen<br />

Güterhalle ihren entsprechenden Bau 84 .<br />

Auf bayerischer Seite zog die Aufwertung der Station die Erweiterung des<br />

Bahnhofsgebäudes nach sich 85 : 1859/60 verlängerte Neureuther die Seitenflügel,<br />

was – darüber war man sich von vornherein bewusst – nur ein Provisorium<br />

sein konnte. Doch die Notwendigkeit, Baumaßnahmen mit der Werrabahn<br />

abzustimmen, <strong>und</strong> der generelle Zwang zum Sparen verzögerten die<br />

endgültige Lösung um Jahre. 1862 begann endlich der Umbau des Bahnhofs-<br />

19


gebäudes. Dabei wurde ein weiteres dreigeschossiges Gebäude errichtet, dem<br />

Bau von 1848/49 gleich. Als Verbindungsbau diente der südliche Seitenflügel<br />

des alten Bahnhofs, der aufgestockt wurde. Schließlich setzte man am neuen<br />

Dreigeschosser einen Seitenflügel an, um die Symmetrie wiederherzustellen.<br />

Jenseits des bayerischen Maschinengleises, auf den Mühlbachkanal zu, legte<br />

man zwei Gleise, <strong>und</strong> man baute ein Maschinenhaus, einen Brunnen, eine<br />

Drehscheibe, einen Kohlenlagerplatz, ein Holz- <strong>und</strong> Kohlenmagazin, ein<br />

Übernachtungsgebäude <strong>und</strong> eine Wagenhalle. Diese Anlagen dienten fortan<br />

der Werra-<strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft. Sie wurden großteils 1934 abgebrochen 86 .<br />

20<br />

Bahnhof Lichtenfels, Aufnahme um 1880<br />

Bahnhof Lichtenfels, Aufnahme um 1900


Eine ungeheure Bautätigkeit setzte nach der Eröffnung der Probstzellaer Linie<br />

ein. Es entstanden Beamtenwohnhäuser (siehe unten), <strong>und</strong> der durch die<br />

neue Linie angewachsene Personenverkehr führte zu einer nochmaligen Erweiterung<br />

des Bahnhofsgebäudes. Es wurde nach 1886 eine Schalterhalle<br />

angebaut, die der Generaldirektionsrat Jakob Graff geplant hatte 87 . Ein neuer<br />

Wartesaal für die Reisenden der 3. Klasse wurde Ende 1898 eingerichtet 88 .<br />

Überhaupt bestanden Wartesäle für alle drei Klassen, <strong>und</strong> ein gesonderter<br />

Raum für fürstliche Personen, die auf der Fahrt von oder nach Coburg des<br />

Öfteren in Lichtenfels zu bestaunen waren; letztmalig soll 1932 Kronprinzessin<br />

Sybille von Schweden (1908–1972), eine Tochter des letzten Coburger<br />

Herzogs, jenes Zimmer benutzt haben 89 .<br />

Eine Gaststätte bestand schon im provisorischen Bahnhofsgebäude von<br />

1846, <strong>und</strong> auch im Neubau von 1849 waren entsprechende Räumlichkeiten<br />

vorgesehen. Die Bahnhofswirtschaft sorgte nicht nur für das leibliche Wohl<br />

der Reisenden, sondern wurde, namentlich ab 1860 – unter dem aus Coburg<br />

kommenden Pächter Carl Moulin <strong>und</strong> seinen Nachfolgern – auch von den<br />

Bürgern gerne frequentiert 90 .<br />

Ab Ende 1890 waren eigene Gebäude für die Werrabahn nicht mehr erforderlich.<br />

Der Weg war frei für einen durchgreifenden Umbau der Gleisanlagen, der<br />

Güterhallen <strong>und</strong> technischen Gebäude. Der Gleiskörper wurde auf elf durchgehende<br />

Gleise erweitert, darunter fünf für Personen- <strong>und</strong> fünf für Güterzüge;<br />

hinzu kamen „6 Hinterstellungsgeleise für Wagen u. Zugstheile“ <strong>und</strong> „6 Geleise<br />

mit einem Umladepodium vor den Speditionshallen“ 91 . Eine neue Güterhalle<br />

<strong>und</strong> eine Speditionshalle entstanden 1890, eine zweite Speditionshalle<br />

1891. 1892/93 baute man ein neues Übernachtungsgebäude nahe dem Personenbahnhof<br />

<strong>und</strong> vier Stellwerkstürme, die die bis dahin bestehenden 17<br />

Handweichenposten ersetzten. Ab 1892 waren die Bahnsteige gepflastert <strong>und</strong><br />

überdacht 92 .<br />

Wenngleich großzügig geplant wurde, manches war wohl kurzsichtig konzipiert.<br />

So erwies sich die Drehscheibe rasch als zu klein, so dass man schon<br />

1896 die erst sechs Jahre alte Drehscheibe von 12 auf 16 Meter erweitern<br />

musste, 1926 auf 20 <strong>und</strong> 1941 auf 21,2 Meter 93 .<br />

Im Jahr 1898 umfasste das Bahngelände in der Gemarkung Lichtenfels 29,8<br />

Hektar. Auf dieser Fläche standen neben dem Bahnhof selbst folgende Gebäude<br />

94 : sechs Dienstwohngebäude mit Waschküchen <strong>und</strong> Holzlegen, zwei<br />

Zentralweichentürme, fünf Bahnwärterhäuschen mit Nebengebäuden, zwei<br />

Ablöswärterhütten, das Bahnmeisterhaus – ein Wohnhaus mit „Bureaulokalitäten“<br />

<strong>und</strong> Nebengebäuden –, das „Betriebbureau II“, die „Lokomotivremise“<br />

mit „Werkstätte <strong>und</strong> Schmiede, Kohlenhütte, Abort“ sowie einem „Nebengebäude,<br />

enthaltend: Öhlkeller, Putzwollraum, Feuerlöschrequisitenlokal, Holz<strong>und</strong><br />

Kohlenremise, Bretterhalle <strong>und</strong> Kohlenladerhütte“, ein Draisinenhäus-<br />

21


Umbauplan für den<br />

Bahnhof Lichtenfels, 1886<br />

(Planei der DB Netz AG, Nürnberg).<br />

Der Baubestand, der erhalten bleiben<br />

sollte, ist weiß, das Abzubrechende<br />

gelb, die geplanten Neubauten rot.<br />

23


Blick vom Burgberg auf das „Bahnviertel“, um 1890.<br />

Das erste Beamtenwohnhaus am Bahnhof steht bereits, das benachbarte,<br />

größere Haus in der Zweigstraße ist noch nicht errichtet. Stattdessen<br />

ist (rechts) noch die kurz darauf abgebrochene Wagenhalle zu sehen.<br />

Bahnhof Lichtenfels vor der Erweiterung von 1934/36.<br />

Zu sehen sind die ebenerdigen, überdachten Bahnübergänge.<br />

Links im Vordergr<strong>und</strong> die beim Bahnbau zur Bahn hin errichtete Stadtmauer<br />

24


Bahngelände Lichtenfels, 1897. In der Bildmitte dominieren die drei<br />

Beamtenwohnhäuser, links das Postamt (noch als Rohbau) <strong>und</strong> davor das<br />

Gaswerk. Zwischen Post <strong>und</strong> Beamtenwohnhaus IV sind die Bahnsteigüberdachungen<br />

<strong>und</strong> das Dach des Werrabahnhofs zu erkennen.<br />

chen, ein Eishaus, eine Güterhalle mit Bureaulokalitäten, die Lokomotiv- <strong>und</strong><br />

die Wagenremise der Werrabahn, ein Magazin für den Hochbahnbaumeister,<br />

zwei Speditionshallen, zwei „Wechselwärterkasernen“, zwei Wohnhäuser –<br />

eines davon „mit Warte- <strong>und</strong> Uebernachtungslokalitäten“ –, mehrere kleinere<br />

Lagergebäude <strong>und</strong> öffentliche „Abtritte“. Neben dem Übernachtungsgebäude<br />

baute die Postverwaltung auf Bahngelände<br />

1897 ein neues Amtsgebäude.<br />

1902 genehmigte der Bayerische<br />

Landtag die Mittel für weitere Bahnbauten<br />

in Lichtenfels. Daraufhin wurden<br />

noch 1902 die Bahnmeisterei in<br />

der Bamberger Straße <strong>und</strong> eine<br />

Wagenreparaturwerkstätte errichtet 95 ,<br />

1904 die Güterhalle in der Bamberger<br />

Straße 96 . Die Vorgängerbauten,<br />

die Bahnmeisterei <strong>und</strong> die beim<br />

Bahnhof stehende Güterhalle, wurden<br />

1903 abgebrochen 97 .<br />

Übernachtungsgebäude,<br />

abgebrochen 1970. Rechts das<br />

im selben Jahr abgerissene Postamt<br />

25


26<br />

Lokschuppen mit Drehscheibe, Freiladehof nach Abbrüchen<br />

der meisten Ladehallen (Aufnahme Peter Bäumel, 1999).<br />

Am rechten oberen Bildrand die „Neubäu“.<br />

Güterabfertigung. Aufnahme aus den 1930er Jahren


Ähnlich tiefgreifende Veränderungen<br />

brachte erst wieder die Bahnerweiterung<br />

von 1934–1936, die 2,1 Mio RM<br />

kostete 98 : Der Gleiskörper wurde erheblich<br />

erweitert; fortan gab es sieben<br />

Personengleise, die auch untertunnelt<br />

wurden. Der innere Mühlbach wurde<br />

verrohrt, vier Häuser, darunter die<br />

Gastwirtschaft „Bärenklause“, wurden<br />

abgerissen, das alte Maschinenhaus<br />

der Werrabahn, zwei Stellwerke <strong>und</strong><br />

mehrere Bahnwärterhäuser abgebrochen.<br />

Im Zusammenhang mit der<br />

Elektrifizierung der alten Ludwig-Süd-<br />

Nord-Bahn baute man fünf neue Stellwerke.<br />

Der erste elektrisch angetriebene<br />

Zug fuhr übrigens 1939 in den<br />

Bahnhof ein. Als Nachzügler des Umbaus<br />

folgte 1941/42 der Wasserturm 99 .<br />

Wasserturm (Aufn. Verfasser, 1996)<br />

3. Reisemöglichkeiten<br />

Der Bahnanschluss bot den Lichtenfelsern ungeahnte Reisemöglichkeiten.<br />

Schon 1848 hätte man über Hof <strong>und</strong> Leipzig nach Hamburg, Berlin oder Breslau<br />

fahren können, ohne ein anderes Verkehrsmittel zu benutzen. Allerdings<br />

durfte die Lichtenfelser Station anfangs nur Fahrkarten für die bayerische<br />

Staatsbahn verkaufen; erst auf Drängen der Regierung in Gotha wurden die<br />

Befugnisse erweitert: Ab 1. Juni 1855 fand „eine unmittelbare Personen- <strong>und</strong><br />

Reisegepäckabfertigung nach Bruchsal, Stuttgart, Heilbronn, Ludwigsburg,<br />

Canstadt, Eßlingen, Bieberach, Friedrichshafen, Leipzig, Frankfurt <strong>und</strong> Hanau<br />

bei der Station Lichtenfels statt“ 100 .<br />

Das Netz der Bahnen wurde immer dichter, die Bahn errang ein Monopol bei<br />

Fernreisen. Die Werrabahn als Nebenfernverbindung erleichterte Fahrten in<br />

den Westen <strong>und</strong> den Norden Deutschlands. Über Eisenach – ein Schnellzug<br />

brauchte dorthin am Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts etwa vier St<strong>und</strong>en 101 , in den<br />

1930er Jahren zweieinhalb St<strong>und</strong>en 102 – hatte man hervorragende Anschlüsse<br />

nach Köln, Hannover <strong>und</strong> Hamburg, über Meiningen nach Berlin <strong>und</strong> Magdeburg<br />

103 . Der Bau der Probstzellaer Strecke schließlich beschleunigte den Weg<br />

nach Berlin, der nun über Saalfeld, Jena <strong>und</strong> Halle führte.<br />

27


28<br />

Fahrplan für die Linie München–Hof, 1852


Fernschnellzüge hielten in Lichtenfels. Züge von Dresden nach Heidelberg 104<br />

oder von Prag nach Frankfurt am Main oder München passierten den hiesigen<br />

Bahnhof, <strong>und</strong> der Sommerfahrplan 1901 sah zwei Schnellzüge vor „zur Herstellung<br />

einer weiteren direkten Verbindung zwischen Paris <strong>und</strong> Karlsbad<br />

über Würzburg – Bamberg – Neuenmarkt-Wirsberg – Kirchenlaibach –<br />

Eger“ 105 . Dem Reichs-Kursbuch von 1914 zufolge hielten in Lichtenfels Fernzüge<br />

bzw. Züge mit Kurswagen von Duisburg über Eisenach nach Lichtenfels,<br />

von Münster über Kassel nach München, von Dresden nach Paris, von Dresden<br />

nach Saarbrücken, von Berlin über Zürich nach Mailand; andererseits<br />

freilich hielten manche Fernschnellzüge in Lichtenfels nicht 106 . In den Jahren<br />

vor dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Schnellzug Köln – Lichtenfels (über<br />

Eisenach – Meiningen – Coburg) 107 .<br />

Um Ausflüglern entgegenzukommen, fuhren bei Bedarf zusätzliche Züge. So<br />

fuhr 1904 anlässlich der Firmung ein Sonderzug nach Bamberg 108 ; die Werrabahn<br />

setzte am 5. August 1906 wegen des Schützenfestes in Coburg von<br />

Lichtenfels aus zusätzlich zu den fahrplanmäßigen Zügen „Vorzüge“ ein 109 .<br />

Regulär passierten im Jahr 1885 34 Zugpaare täglich den Lichtenfelser Bahnhof,<br />

<strong>und</strong> man rechnete durch den Bau der Bahn nach Probstzella mit einem<br />

erheblichen Zuwachs 110 .<br />

Korbmacher an der Perronsperre des Lichtenfelser Bahnhofs, vor 1935<br />

29


Dem gestiegenen Angebot entsprach eine stärkere Nutzung des Verkehrsmittels<br />

Bahn: 1878 verkaufte die Bahn – wohl nur die bayerische Bahn – in Lichtenfels<br />

60 005 Fahrkarten 111 , 1910 waren es bei bayerischer <strong>und</strong> preußischer<br />

Bahn zusammen 312 639 112 .<br />

Diesem Ansturm waren die bestehenden Anlagen nicht gewachsen. Die<br />

Schalterhalle war zu eng, <strong>und</strong> vor allem erwiesen sich die ebenerdigen Übergänge<br />

zu den Bahnsteigen als höchst hinderlich. Bahnsteigunterführungen,<br />

wie es sie in Bamberg in den ersten Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab, fehlten<br />

in Lichtenfels.<br />

So prägte ein hektisches Durcheinander von Menschenmassen den Bahnhofsalltag.<br />

Der Berliner Professor Gramold, der das Obermaintal um 1893 besuchte,<br />

schilderte seine Ankunft in Lichtenfels wie folgt: „Ein lebhaftes Treiben<br />

war auf dem Bahnhof. […] Korbwarenarbeiter in ihren verschiedenen Trachten,<br />

welche ihre Erzeugnisse ablieferten, <strong>und</strong> solche, welche zu neuem<br />

Schaffen große Bündel geschälter Weiden erholt hatten, drängten sich auf<br />

dem Perron, kraftstrotzende Flößergestalten mit wuchtigen Floßhacken schoben<br />

sich dazwischen, <strong>und</strong> Reisende hasteten umher.“ 113 In ungünstigem Licht<br />

erschien der Lichtenfelser Bahnhof dem thüringischen Wanderschriftsteller<br />

August Trinius (1861–1919) 114 , der „von dem wirren, geräuschvollen Treiben<br />

an dem wenig erfreulich anmutenden Bahnhofe“ sprach 115 .<br />

1926 nahm ein Artikel im „Lichtenfelser Tagblatt“ („Unser schöner Bahnhof“)<br />

die Missstände scharfzüngig aufs Korn:<br />

„Man findet sich sehr frühzeitig am Bahnhof ein <strong>und</strong> stellt sich an der Schlangenlinie,<br />

die am Fahrkartenschalter beginnt, den ganzen Schaltervorraum<br />

quer versperrt <strong>und</strong> an der gegenüberliegenden Wand in einem noch unentwirrten<br />

Menschenknäuel endet, an, behält die Koffer in den beiden Händen,<br />

so sehr ihr Gewicht auch ziehen mag, <strong>und</strong> versucht, sich aus dem Knäuel der<br />

30<br />

Bahnhof Lichtenfels. Aufnahme aus den 1930er Jahren


Reihe der Wartenden einzufügen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man dabei<br />

nicht bescheiden sein darf <strong>und</strong> daß man sich, ob man im Recht oder Unrecht<br />

ist, bei dieser Gelegenheit immer einige Feindschaften zuzieht, jedenfalls<br />

aber mit manchem schmückenden Beiwort von der lieben Umwelt versehen<br />

wird. […] Dann hat man’s leicht. Man braucht nur nach jeder Minute einen halben<br />

Schritt vorwärts zu machen, die Koffer aufzuheben, zehn Zentimeter nach<br />

vorwärts zu transportieren <strong>und</strong> wieder abzusetzen. Jede Minute einmal. Wenn<br />

die Abfahrtszeit gekommen ist, ist man schon ziemlich nahe am Schalter; man<br />

berechnet in freudigem Hoffen die wenigen Minuten der noch bevorstehenden<br />

Leidenszeit <strong>und</strong> glaubt nun doch noch daran, daß man seinen Zug erreichen<br />

wird. Aber der Vormann bekommt ein Fahrkarte nach Buxtehude ausgeschrieben<br />

<strong>und</strong> das dauert, so sehr sich der Beamte auch beeilt, seine Zeit. Da<br />

endlich! Nein. Es wird durch einen Beamten ein Reisender vorgeführt, der<br />

eine Karte nachlösen muß. Der hat den Vortritt, weil es immer schon so war<br />

<strong>und</strong> immer so bleiben wird. […] Endlich habe ich meine Fahrkarte <strong>und</strong> könnte<br />

zum Zug gehen, wenn ich könnte. Aber aus dem nicht mehr als drei Meter<br />

breiten Darm, der den Zugang zu den Zügen bildet, drängen sich mir die ankommenden<br />

Reisenden entgegen, umsäumt von den Wartenden, die einen<br />

Verwandten oder Bekannten in Empfang nehmen wollen. Man verroht, wenn<br />

man da hindurch muß, denn in diesem Durchgang herrscht ein erbitterter<br />

Übergang zwischen zwei Zügen am Lichtenfelser Bahnhof, nötig wegen der<br />

fehlenden Bahnsteigunterführung. Aufnahme vor 1935.<br />

31


Kampf von Mann gegen Mann, von Tragkörben gegen Nasenspitzen <strong>und</strong> von<br />

Koffern gegen Schienbeine. Man muß sich sehr unfein benehmen können,<br />

wenn man da hindurch kommen will. – Drei Einlaßstellen zu den Bahnsteigen<br />

sind vorhanden <strong>und</strong> es muß anerkannt werden, daß sie bei einigermaßen lebhaftem<br />

Verkehr sämtlich geöffnet sind; aber wenn eben ein stark besetzter<br />

Zug angekommen ist, dann dienen sie alle drei als Ausgang <strong>und</strong> man hat wieder<br />

gegen den Strom anzukämpfen. Hat man aber die Sperre passiert <strong>und</strong><br />

man hat einen besonders schlechten Tag, dann werden aus irgend einem<br />

Gr<strong>und</strong> die Wahrzeichen des Lichtenfelser Bahnhofs, die eisernen Kettlein, zugezogen.<br />

Springt man im letzten Augenblick, bevor sie gestrafft sind, darüber,<br />

so läuft man Gefahr, angezeigt oder auch überfahren zu werden; man steht<br />

mit einem Fuß im Gefängnis <strong>und</strong> mit dem anderen im Grab. Springt man aber<br />

nicht darüber, dann steht man mit den beiden Füßen auf dem ersten Bahnsteig,<br />

während auf dem dritten der Zug, den zu erreichen man so bitter<br />

gekämpft hat, davonfährt. Man hat dann bis zum nächsten Zug Zeit, darüber<br />

nachzudenken, ob <strong>und</strong> in welcher Beziehung dieser Bahnhof noch unpraktischer<br />

<strong>und</strong> unzulänglicher sein könnte.“ 116<br />

Abhilfe schuf die Bahnsteigunterführung, die, obwohl schon 1911 angeregt 117 ,<br />

erst Ende 1936 eröffnet wurde 118 .<br />

Trotz der geschilderten Beschwernisse gewann die Bahn auch im Verkehr mit<br />

den Nachbarorten größte Bedeutung. Den Korbmachern, die am Samstag<br />

ihre Flechtarbeiten bei den Lichtenfelser Handelshäusern ablieferten, er-<br />

32<br />

Bahnsteigunterführung. Aufnahme 1955


sparte die Bahn den beschwerlichen Fußweg – freilich erst, nachdem Züge in<br />

den wichtigsten Korbmacherorten auch hielten. Denn bei der Ludwig-Süd-<br />

Nord-Bahn war für Michelau kein Bahnhof vorgesehen. Dem Korbhändler<br />

Leonhard Otto Gagel (1842–1912) war es zu verdanken, dass für die Gemeinde<br />

1874 eine Haltestelle eingerichtet wurde. 1878 wandelte die Generaldirektion<br />

der Verkehrsanstalten, die oberste bayerische Bahnbehörde, Michelau<br />

in einen vollwertigen Bahnhof um, nachdem „sich reger Personenverkehr<br />

entwickelt“ hatte. Eine Bahn- <strong>und</strong> Postexpedition II. Klasse kam 1879 hinzu,<br />

so dass auch Güter in Michelau aufgegeben werden konnten 119 .<br />

Auch in Schney hielt kein Zug, trotz der seit 1782 bestehenden Porzellanfabrik<br />

<strong>und</strong> der am Ort stark vertretenen Korbindustrie. Erst 1894 bekam Schney<br />

seinen Bahnhof, allerdings nicht an der gewünschten Stelle, sondern etwas<br />

abseits vom Dorfzentrum, zwischen Vorderem <strong>und</strong> Hinterem Rutschberg 120 .<br />

Doch tat dies der Frequenz keinen Abbruch. Im Jahr 1914 notierte der Ortspfarrer:<br />

„Täglich halten hier 19 Züge; seit dem Jahre 1911 können dahier auch<br />

Stückgüter ausgeladen werden. Zu diesem Bedarf halten täglich 2 Güterzüge.<br />

Der Verkehr ist ziemlich rege, da die Korbmacher aus der Umgebung, die<br />

nach Coburg liefern, gerne die hiesige Station benützen; um den höheren<br />

Fahrpreis <strong>und</strong> das Umsteigen in Lichtenfels zu sparen.“ 121<br />

Schney stand mit seinen Schwierigkeiten, einen Bahnhof zu erhalten, nicht<br />

allein. Ohne Bahnanschluss war für lange Zeit ebenso Grub am Forst (Herzogtum<br />

Sachsen-Coburg), obwohl das Dorf dank der chemischen Fabrik einer<br />

der wichtigsten Industrieorte im Coburger Raum war <strong>und</strong> obwohl viele Einwohner<br />

in Coburger Fabriken beschäftigt waren. Mehrfache Bittschriften der<br />

Gemeinde blieben erfolglos. Es wären größere Aufwendungen erforderlich<br />

gewesen, <strong>und</strong> die Direktion der Werrabahn weigerte sich daher beharrlich,<br />

eine Haltestelle einzurichten. 1890 beklagte das Landratsamt Coburg: „Es ist<br />

eben für unser Land ein Unglück, daß unsere wichtigsten Verkehrsinteressen<br />

in den Händen einer Privatgesellschaft liegen, deren Verwaltung in erster Linie<br />

sich von financiellen Gesichtspuncten leiten läßt.“ 122 Erst 1891, nachdem<br />

die Coburger Regierung, die interessierten Gemeinden <strong>und</strong> einige Industrielle<br />

die Hälfte der Kosten übernahmen, erhielt Grub seinen Bahnhof 123 .<br />

Für die Korbmacher im Lichtenfelser Umland setzte die Bahn sogar allsamstäglich<br />

zwei Sonderzüge ein, die aus Personen- <strong>und</strong> Güterwaggons bestanden.<br />

Die Korbmacher durften ihre Last unentgeltlich in die Güterwagen<br />

laden 124 <strong>und</strong> ihnen wurde – wohl 1891 – sogar zugestanden, vergünstigte<br />

Fahrkarten zu lösen 125 . Bei Ankunft der Korbmacher herrschte Hochbetrieb:<br />

„Fast erscheint es gefährlich, wenn man sich durch die hochbepackten Passanten<br />

zum Zuge durchdrängen muß.“ 126 Im Ersten Weltkrieg abgeschafft,<br />

wurde der Korbmacher-Sonderzug von Kronach nach Lichtenfels 1922 wieder<br />

eingeführt 127 .<br />

33


Liefernde Korbmacher am Haus Coburger Straße 19, frühes 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

(Deutsches Korbmuseum Michelau). Im Hintergr<strong>und</strong> die Stadtmauer zur<br />

Bahn hin, die Schranken des ebenerdigen Bahnübergangs in der Coburger<br />

Straße <strong>und</strong> die 1935 abgebrochene Gastwirtschaft „Bärenklause“.<br />

Wichtig war die Bahn später in dem Maße, in dem sich in Lichtenfels Fabriken<br />

etablierten, für Pendler, <strong>und</strong> auf sie nahm die Bahn Rücksicht. In den<br />

1950er Jahren kam der Fahrplandezernent der B<strong>und</strong>esbahndirektion Nürnberg<br />

zu einer Fahrplankonferenz nach Lichtenfels. Da erschienen dann Repräsentanten<br />

der Schulen, der größeren Firmen, des DGB im Bahnhof <strong>und</strong><br />

trugen dem Bahnvertreter ihre Wünsche vor, dass Züge eher oder später fahren<br />

oder zusätzliche Züge eingelegt werden sollten – Wünsche, die offenbar,<br />

wenigstens den Zeitungsberichten zufolge, ernst genommen <strong>und</strong> nicht mit<br />

Hinweis auf übergeordnete Fahrplanmathematik oder obskure Bedarfsermittlungen<br />

unter den Tisch gekehrt wurden. Der Vertreter der Striwa-Bekleidungswerke<br />

erwirkte 1956 sogar die Einführung einer zusätzlichen morgendlichen<br />

Triebwagenverbindung von Bamberg nach Lichtenfels, denn er hatte zu<br />

verstehen gegeben, dass man für die betroffenen 70 Personen sonst eine andere<br />

Lösung finden werde, wohl in Form von Bussen 128 . Zu erinnern ist in diesem<br />

Zusammenhang auch an den „Striwa-Zug“, der am Beginn der Mittagspause<br />

nach Hochstadt <strong>und</strong> an ihrem Ende zurück nach Lichtenfels fuhr.<br />

So wie Lichtenfelser <strong>und</strong> die Einwohner der benachbarten Orte die Bahn nutzten,<br />

lockte umgekehrt die gute Verkehrsanbindung Fremde ins Obermaintal,<br />

wie bereits 1846 das TAG-BLATT DER STADT BAMBERG vorhergesagt hatte: „Die<br />

34


neue Bahn nach Lichtenfels wird viele Lustreisende von hier nach Banz, Frankenthal<br />

etc. veranlassen“ 129 . Ein findiger Bamberger Verleger brachte denn<br />

auch termingerecht einen Führer für die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen<br />

heraus 130 .<br />

Eine Bahnfahrt war weit billiger als eine vergleichbare Fahrt mit einer Postkutsche<br />

131 . Deshalb hatte man in den 1840er Jahren vielmals beobachten können,<br />

dass der Verkehr zwischen zwei Städten nach dem Bau einer Bahnlinie<br />

auf das Zigfache, zuweilen auf mehr als das H<strong>und</strong>ertfache stieg 132 .<br />

Auch die Erwartungen der Bamberger Zeitung wurden nicht enttäuscht: Die<br />

Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, der 1897 der Papst als erster deutscher<br />

Kirche den Titel einer Basilica minor verlieh, das einstige Kloster Banz, das<br />

seit 1814 Schloss der herzoglichen Nebenlinie der Wittelsbacher war, <strong>und</strong> der<br />

Staffelberg mit seiner Einsiedelei – das waren die weithin bekannten Ziele im<br />

Lichtenfelser Umland, sämtlich bequem von der Stadt aus zu erwandern, die<br />

Wallfahrer wie Scheffelverehrer, Naturfre<strong>und</strong>e wie Kunstkenner anzogen. Die<br />

Flut von Postkarten, die seit den 1890er Jahren gedruckt wurden 133 , ist ein<br />

Symptom für den großen Zustrom.<br />

Fremdenführer für Orte <strong>und</strong> Landschaften in ganz <strong>Oberfranken</strong> <strong>und</strong> im angrenzenden<br />

Thüringen empfahlen Ausflüge ins Obermaintal, selbstverständlich<br />

mittels <strong>Eisenbahn</strong>. 1939 gab es in der 7400-Einwohner-Stadt immerhin<br />

drei Hotels <strong>und</strong> vier Gasthöfe mit insgesamt 170 Fremdenbetten, dazu sieben<br />

Postkarte um 1900 mit den Hauptsehenswürdigkeiten des Obermaintals<br />

<strong>und</strong> der bereits zweigleisigen Bahnlinie<br />

35


Speisegaststätten 134 . 1866 entstand der Verschönerungsverein, der sich vornahm,<br />

die Stadt selbst attraktiver zu gestalten <strong>und</strong> zu diesem Zweck einen<br />

gusseisernen Pavillon in einer Parkanlage am Burgberg, unterhalb der Gaststätte<br />

„Bergschloss“, aufstellte <strong>und</strong> 1903 einen Aussichtsturm am Herberg<br />

bauen ließ 135 .<br />

Nicht selten sah man am Bahnhof namhafte Reisende, die in Lichtenfels umstiegen,<br />

so 1860 den Prince of Wales, den späteren König Edward VII. von<br />

Großbritannien 136 , 1871 das Kaiserpaar von Brasilien, das im Königssalon des<br />

Bahnhofs dinierte 137 , 1876 Königin Victoria von Großbritannien 138 . 1896 passierte<br />

der Zar von Russland Lichtenfels in einem von drei Loks gezogenen,<br />

aus zehn neuen Salonwagen bestehenden Zug 139 . Am 2. Juni 1898 berichtete<br />

das LICHTENFELSER TAGBLATT: „Der Verkehr am hies. Bahnhof war […] ein<br />

außergewöhnlich lebhafter. […] Gestern Nachm. 4.23 passierte der Herzog<br />

von Altenburg auf der Fahrt nach München die hies. Station <strong>und</strong> nahm am<br />

Bahnhof den Kaffee ein. Auch eine größere skandinavische Reisegesellschaft<br />

konnte man beobachten.“ 140<br />

4. Bahnpersonal <strong>und</strong> Bahnerwohnungen<br />

Der Bau der Bahn schuf Arbeit, wobei die regionalen Bauunternehmer, die<br />

den Zuschlag für die einzelnen Lose erhielten, gewiss Arbeiter aus dem Umland<br />

einsetzten. Die „Accordanten“ in der Sektion Lichtenfels waren der<br />

Ebensfelder Wirt Adam Joseph Müller (1813–1857), die Brüder Gallus<br />

(1809–1887) <strong>und</strong> Georg Joseph Silbermann (1795–1857) – gebürtige Lichtenfelser<br />

<strong>und</strong> Porzellanfabrikanten in Hausen –, der Gastwirt Nikolaus Gick<br />

(1803–1857) <strong>und</strong> der Zimmermann Georg Mann (1802–1867) aus Michelau,<br />

Joseph Brückner <strong>und</strong> Wilhelm Schrauth aus Hochstadt am Main, dazu mehrere<br />

Kulmbacher Unternehmer 141 .<br />

Die Verdienstmöglichkeit, die der Bahnbau bot, war längst herbeigesehnt worden;<br />

unter dem Eindruck von Missernten <strong>und</strong> einer Krise der Korbindustrie<br />

schrieb der Lichtenfelser Landrichter Michael von Gradl im Oktober 1842: „Allenthalben<br />

ertönen Weheklagen <strong>und</strong> Jammergeschrey <strong>und</strong> die Loosungs-<br />

Worte: Brod – Arbeit – Verdienst. […] Nur Verdienst kann den Jammer einiger<br />

Maaßen mindern, <strong>und</strong> die Noth für Menschen <strong>und</strong> Vieh mildern. Hiezu giebt<br />

aber der <strong>Eisenbahn</strong>bau allein Gelegenheit.“ 142<br />

Zu den einheimischen Arbeitern werden, wie südlich von Bamberg nachzuweisen,<br />

Norddeutsche getreten sein, die sich – so die <strong>Eisenbahn</strong>baukommission<br />

in Nürnberg – „als tüchtige, fleißige <strong>und</strong> nüchterne Arbeiter […]<br />

bewähren“, zumal sie Erfahrungen von Bahnbauten in ihrer Heimat mitbrachten<br />

143 . Für manchen Beobachter hatte der Bahnbau positive wie negative<br />

36


Aspekte, was evangelische Pfarrer im Coburger Land anlässlich des Baus der<br />

Werrabahn bemerkten, so der Pfarrer von Grub a. Forst: „Die ärmeren Leute<br />

des Kirchspiels [d. i. des Pfarrsprengels] fanden den ganzen Winter hindurch,<br />

da die große Trockenheit die Bahnarbeiten sehr begünstigte, guten Verdienst,<br />

da sich aber auch viele fremde Arbeiter hieher zogen, so muß leider bemerkt<br />

werden, daß die Anwesenheit mancher dieser Personen nicht zur Erhöhung<br />

der Sittlichkeit dient.“ 144<br />

Einzelne Bauarbeiter wurden als Güterarbeiter oder Bahnwärter in den Bahndienst<br />

übernommen. Immerhin versprach selbst ein solcher Posten einen<br />

wenn nicht hohen, so doch auskömmlichen Verdienst: 1846/47 verdiente ein<br />

Bahnwärter im Raum Lichtenfels 18 Gulden im Monat, kaum weniger als ein<br />

Porzellandreher 145 .<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich konnten sich die Besoldungen der <strong>Eisenbahn</strong>er sehen lassen:<br />

Ein 1846 von Nürnberg nach Lichtenfels versetzter Stationsdiener I. Klasse<br />

bezog eines fixes Monatsgehalt von 20 Gulden, wozu noch 2 Gulden „Nachtwachgebühr“<br />

<strong>und</strong> mindestens 4 Gulden an Trinkgeld kamen; ferner erhielt er<br />

30 Gulden im Jahr als Monturgeld 146 . Noch darüber lag 1851 ein Bremswärter<br />

II. Klasse, der es auf 340 Gulden im Jahr brachte; der gebürtige Lichtenfelser<br />

hatte kein Handwerk gelernt, von seinem 26. Lebensjahr an sechs Jahre lang<br />

als Soldat gedient <strong>und</strong> war unmittelbar darauf in den Bahndienst übernommen<br />

worden, zunächst als Vorarbeiter der <strong>Eisenbahn</strong>bausektion Lichtenfels 147 . Das<br />

Jahressalär eines Oberbahnwärters belief sich, die Naturalleistungen eingerechnet,<br />

um dieselbe Zeit auf mehr als 350 Gulden 148 . Ein Bahnhofs-Verwaltungs-Assistent<br />

erhielt 1847 29 Gulden 12 Kreuzer im Monat <strong>und</strong> sah sich damit<br />

„im Stande, wenngleich nicht in ansehnlicher, doch in genügender Weise<br />

bis zu einer ergiebigeren Stelle durchzukommen“ 149 . Der „Billetten-Expeditor<br />

der hiesigen Bahnhofverwaltung“ schließlich, der vormalige Leutnant Benno<br />

von Daumüller aus München, bezog 1859 ein Jahresgehalt von 500 Gulden,<br />

eine Zulage von 100 Gulden <strong>und</strong> eine „Gratification“ von 300 Gulden „für Mitbesorgung<br />

der Personenexpedition“ der Werrabahn, zusammen r<strong>und</strong> 900<br />

Gulden im Jahr 150 .<br />

Zum Vergleich: Die meisten Lehrer im Raum Lichtenfels verdienten noch<br />

1873 zwischen 300 <strong>und</strong> 400 Gulden; der bestbezahlte Lehrer in der Stadt<br />

brachte es auf 413, im Amtsbezirk auf 543 Gulden 151 .<br />

Die Bahn gab einer erklecklichen Zahl von Männern Arbeit. Als im Februar<br />

1846 der Betrieb in Lichtenfels aufgenommen wurde, waren hier neben dem<br />

Vorstand 15 Bedienstete stationiert: ein Lokomotivführer, ein Heizer, ein<br />

Lokomotivputzer, ein Oberkondukteur, drei Kondukteure, der Stationsmeister,<br />

vier Stationsdiener <strong>und</strong> drei Wechselwärter 152 . Die meisten Männer kamen<br />

aus Schwaben, Mittel- <strong>und</strong> <strong>Oberfranken</strong>; aus dem Landgericht Lichtenfels<br />

stammte lediglich einer, der Wechselwärter Georg Geßlein aus Marktgraitz.<br />

37


Die Werrabahn, in der „Sektion“ Lichtenfels ausgeführt von Andreas Dütsch<br />

aus Zapfendorf, Joseph Kriebel aus Ebensfeld, Gallus Silbermann aus Hausen,<br />

Georg Och aus Lichtenfels, Andreas Wilhelm Förster aus Erlangen, Anton<br />

Hochenleitner aus Seubelsdorf, Johann Baptist Porzelt aus Kronach <strong>und</strong><br />

Valentin Schramm aus Mindelheim 153 , beschäftigte kurz nach ihrer Eröffnung<br />

auf bayerischem Gebiet, zwischen der Landesgrenze bei Seehof <strong>und</strong> Lichtenfels,<br />

immerhin 21 Beamte: den Bahnhofsinspektor Ernst Theodor Ludwig<br />

(geboren 1827 in Waltershausen/Thür.), früher Bahnhofsinspektor bei der<br />

Magdeburg-Leipziger Bahn, einen Expeditionsassistenten, zwei Telegrafisten,<br />

einen Perrondiener, zwei Weichensteller, einen Bahnhofswächter, einen<br />

Bahnmeister – einen gelernten Maurermeister –, sechs Bahnwärter <strong>und</strong><br />

ebenso viele Bahnwärterablöser. Die drei erstgenannten Männer waren gebürtige<br />

Thüringer, die Übrigen großteils bayerische Untertanen; die Bahnwärter<br />

etwa hatten zuvor offenbar als Arbeiter am Bau der Werrabahn mitgewirkt.<br />

154 Zu diesen 21 Beamten kamen noch Arbeiter.<br />

Die Zahl der königlich-bayerischen Bahnbeamten stieg durch die Verlegung<br />

des Ausgangspunktes der Probstzellaer Bahnlinie nach Lichtenfels stark an,<br />

zumal 1891 ein Betriebswerk in Lichtenfels eröffnet, die Betriebwerkstätte<br />

Hochstadt dagegen geschlossen wurde 155 . Die Staatsregierung hatte 1890 angekündigt,<br />

es seien „ein Maschinenmeister mit einem Nebenbeamten, ein<br />

Magazinier, 17 Lokomotivführer <strong>und</strong> 17 Lokomotivheizer, ein Wagenmeister,<br />

10 Wagenwärter <strong>und</strong> Wagenwärtergehilfen, 33 Taglöhner <strong>und</strong> Arbeiter für den<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Werkstättedienst erforderlich“ 156 , insgesamt 80 Männer.<br />

38<br />

<strong>Eisenbahn</strong>er am Bahnhof Lichtenfels, 1902<br />

(DB-Museum im Verkehrsmuseum Nürnberg, Archiv)


1914 lebte eine ungeheure Zahl von <strong>Eisenbahn</strong>ern in Lichtenfels. Wenn man<br />

das in diesem Jahr erschienene Adressbuch aufschlägt 157 , begegnet man<br />

Bahnern von der ersten Zeile an: „Achtelstetter Wilhelm, Rangiermeister –<br />

Ackermann Josef, <strong>Eisenbahn</strong>sekretär – Ahles Andreas, Wagenmeister – Albert<br />

Hans, <strong>Eisenbahn</strong>assistent – Ament Franz, <strong>Eisenbahn</strong>sekretär“. Erst an<br />

sechster Stelle folgt mit Anton Ammon ein Nicht-Bahner, ein Handwerker.<br />

Insgesamt umfasste die Stadt inklusive der Gemeinde Burgberg 1505 Haushalte.<br />

An der Spitze von 433 Haushalten stand eine Person, die unmittelbar<br />

von der Bahn lebte. 29 Prozent der Bürgerschaft stand im Dienst der Bahn: 49<br />

Wagenwärtergehilfen <strong>und</strong> 11 Wagenwärter wohnten in der Stadt, dazu 34<br />

Lokführer <strong>und</strong> 24 Heizer, 48 Stationsgehilfen, 31 Bahnarbeiter, 26 Maschinenhausgehilfen,<br />

24 <strong>Eisenbahn</strong>sekretäre, 20 Zugführer, 20 Werkstättenschlosser,<br />

18 Bahnverwalter, 16 Schaffner, 15 Packmeister, neun Rangiermeister,<br />

ferner Bahnsteigschaffner, Hilfsbremser, Maschinenwärter, Weichensteller,<br />

Schrankenwärter, Wagenputzer usw. Elf Pensionisten <strong>und</strong> 18 Bahnerswitwen<br />

kamen hinzu.<br />

Die vielen Bahner brauchten Wohnraum, mehr als in Lichtenfels vorhanden<br />

war. Die bayerische Staatsregierung plante deshalb 1890, durch Baumaßnahmen<br />

für Abhilfe zu sorgen: „In Lichtenfels fehlt es an passenden Wohnungen<br />

in genügender Zahl. Das Personal wäre daher dortselbst schwer zu stationiren<br />

<strong>und</strong> es würde dasselbe bei der gesteigerten Nachfrage nur ziemlich<br />

Beamtenwohnhäuser in der Zweigstraße.<br />

Aufnahme wohl aus den 1930er Jahren.<br />

39


theuere Privatwohnungen <strong>und</strong> diese nicht in genügender Zahl erhalten können,<br />

so daß für Schaffung einer ausgiebigen Anzahl von Dienstwohnungen<br />

vorgesorgt werden muß.“ 158<br />

Damals stand erst ein Beamtenwohnhaus: das 1886/87 errichtete Haus am<br />

Bahnhofsplatz 159 , das spätere Betriebsamt <strong>und</strong> heutige City-Hotel. Weitere<br />

Bauten, die das Stadtbild bis heute prägen, folgten ab 1890, nachdem der<br />

Landtag der Verlegung von Werkstätten nach Lichtenfels zugestimmt <strong>und</strong> das<br />

erforderliche Geld zur Verfügung gestellt hatte. 1891 wuchs das vierstöckige<br />

Beamtenwohnhaus IV empor, dem ersten am Bahnhofsplatz gegenüber; das<br />

vierstöckige Haus „mit seiner geschmackvollen Façade“ aus Sandstein <strong>und</strong><br />

gelbem Backstein beherbergte 16 Wohnungen 160 . Auf halbem Weg zwischen<br />

Lichtenfels <strong>und</strong> Seubelsdorf baute man 1890/91 die „Neubäu“, zwei mächtige<br />

Ziegelsteinhäuser, vier Stockwerke hoch <strong>und</strong> je 35 Meter breit. Insgesamt beherbergten<br />

die beiden Gebäude 16 Drei- <strong>und</strong> 48 Zwei-Zimmer-Wohnungen 161 .<br />

Das Dienstwohngebäude Zweigstraße 2 folgte 1895, nachdem das alte, an<br />

dieser Stelle stehende Maschinenhaus im Oktober 1894 abgebrochen worden<br />

war 162 .<br />

Den „Neubäu“ hat der Seubelsdorfer Lehrer <strong>und</strong> Schriftsteller Andreas Dück<br />

(1891–1968) 163 , der Jahrzehnte in Blickweite „dieses gewaltigen, rot aufleuchtenden<br />

Backsteinmonuments“ lebte, ein literarisches Denkmal gesetzt:<br />

40<br />

Beamtenwohnhaus IV am Bahnhofsplatz.<br />

Aufnahme wohl aus den 1930er Jahren


„Der Weg vom Bahnhof in Lichtenfels am Gaswerk vorbei durch die Bamberger<br />

Straße mit dem Güterbahnhof <strong>und</strong> seinen wenigen, aus Zufall <strong>und</strong> Planlosigkeit<br />

hingestellten Häusern wirft sich wie ein ungehegtes Gestrüpp in den<br />

Blick des Wanderers <strong>und</strong> wenn ihm endlich Banz wie eine Hoffnung aus dem<br />

Dampf <strong>und</strong> Lärm der Lokomotiven am westlichen Himmel erscheint, stellen<br />

sich ihm wie das Bollwerk einer häßlichen Zeit, protzend <strong>und</strong> anmaßend zwei<br />

riesige Backsteinbauten – die ,Neubäu‘ – nocheinmal in den Weg, den Blick<br />

nach Südosten zu wehren, wo Vierzehnheiligen <strong>und</strong> der Staffelberg wie ein<br />

Gruß auf der anderen Seite des Horizonts auf den Ankömmling warten.<br />

Diese ,Neubäu‘ stehen wie Fremdlinge, geächtet <strong>und</strong> verfemt am Ausgang<br />

der Stadt, ohne jede Bindung mit der gesegneten Landschaft, die sich dahinter<br />

auftut, <strong>und</strong> seit 40 Jahren tragen sie das Schicksal ihres Namens als Gezeichnete.<br />

Was in diesen Jahrzehnten an Mißmut, Unwillen, an raschen Urteilen<br />

<strong>und</strong> leichtfertigen Reden über diese Gebäude ausgeschüttet wurde, ließ<br />

nicht einmal den Altersglanz der alles heilenden Zeit aufkommen, sodaß das<br />

leuchtende Rot der Backsteinflächen bis hinauf zum Staffelberg <strong>und</strong> hinüber<br />

auf die großartige Schloßterrasse von Banz die ganze Stadt Lichtenfels repräsentiert,<br />

wie wenn deren heimliche Schönheiten gar nicht da seien, sodaß<br />

der Weg der Fremden zum Bahnhof zurück immer wieder einer Flucht gleicht,<br />

als ob das alte Lichtenfels wirklich seine Seele an die Neubäu verloren<br />

hätte.“ 164<br />

Die „Neubäu“ in der Bamberger Straße. Postkarte um 1900.<br />

41


Weiteren Wohnungsbedarf deckten nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr die<br />

Bahnbehörden selbst, sondern die 1920 gegründete „Baugenossenschaft des<br />

Verkehrspersonals“ 165 , die 1927 149 Mitglieder zählte. Sie errichtete zwischen<br />

1922 <strong>und</strong> 1927 elf Mehrfamilienhäuser in der Franken- <strong>und</strong> in der Wendenstraße,<br />

wobei diese Straßen überhaupt erst entstanden 166 . In einer Publikation<br />

von 1927 heißt es:<br />

„Die Häuser mit ockergelbem Spritzwurf, grünen Fensterläden <strong>und</strong> roten Ziegeldächern<br />

erheben sich inmitten saftiger Wiesen. Das schöne Genossenschaftsheim<br />

ist die Zierde des neuen Stadtteiles. Ein 10 m breiter Hof zieht an<br />

der Rückseite der Häuser entlang. Ihm schließen sich die Hausgärten, die<br />

Kleintierställe <strong>und</strong> das Badehaus an.“ Die neun vor 1927 fertig gestellten Häuser<br />

beherbergten 46 Wohnungen, zehn von Postbediensteten, 36 von Bahnerfamilien<br />

bewohnt. Insgesamt lebten damals 189 Menschen in den Genossenschaftshäusern.<br />

Weitere Bauten folgten 1951 hier <strong>und</strong> 1950 in der Bamberger Straße, neben<br />

den „Neubäu“.<br />

Die zahlreichen Bahnbediensteten belebten als K<strong>und</strong>en die Lichtenfelser Geschäftswelt.<br />

In Lichtenfels bestünden, so Gottlieb Bauer im Jahr 1906, „38<br />

Bierwirtschaften <strong>und</strong> Restaurationen, 21 Metzgereien, 21 Spezerei- <strong>und</strong> Co-<br />

42<br />

Genossenschaftshäuser aus den 20er Jahren in der Wendenstraße<br />

(Aufnahme Verfasser, 1996)


lonialwarenhandlungen, 11 Bäckereien, 10 Schnitt- <strong>und</strong> Modewarenhandlungen<br />

sowie ein Kaufhaus, für welche Geschäfte die Bedürfnisse des Publikums,<br />

darunter die zahlreichen <strong>Eisenbahn</strong>er, befriedigen <strong>und</strong> sämtlich prosperieren.<br />

Dabei will ich der Tatsache besonders Erwähnung tun, daß hiesige<br />

<strong>Eisenbahn</strong>-Beamte <strong>und</strong> Bedienstete Monatsgehälter von ca. 65 000 Mk. beziehen.<br />

Wenn auch von diesem großen Betrag vielleicht die Hälfte nach auswärts<br />

kommt, der größte Teil davon bleibt doch hier <strong>und</strong> bildet mit die Einnahmen<br />

der hiesigen Geschäftsinhaber“ 167 . Daneben waren die liefernden Korbmacher,<br />

die ihre Ware in das dank der Bahn entstandene Zentrum des Korbhandels<br />

brachten, als K<strong>und</strong>en kaum zu unterschätzen.<br />

Die Bahn bot – so Bauer – auch Lichtenfelser Bürgerssöhnen Berufschancen.<br />

Im Bahndienst bekleideten sie, so Gottlieb Bauer im Jahr 1906, „mitunter<br />

hohe Stellen“ <strong>und</strong> hätten so „ein sorgenfreies Dasein […], das in anderen<br />

Sparten wohl schwerlich von ihnen zu erreichen gewesen wäre“ 168 . Auch junge<br />

Frauen profitierten Gottlieb Bauer zufolge von der Präsenz zahlreicher <strong>Eisenbahn</strong>er.<br />

Seit dem Anschluss von Lichtenfels an die <strong>Eisenbahn</strong> hätten „viele<br />

hiesige Töchter durch Verheiratung mit <strong>Eisenbahn</strong>ern anständige <strong>und</strong> reichliche<br />

Versorgung gef<strong>und</strong>en“ 169 .<br />

Die evangelische Gemeinde wäre ohne die nach Lichtenfels versetzten Bahnbeamten<br />

im späten 19. Jahrh<strong>und</strong>ert kaum so schnell gewachsen, wie sie es<br />

tat 170 . In der Milieupartei protestantischer Bürger, bei den Liberalen, traten<br />

Bahner politisch in Erscheinung: 1884 unterzeichneten einen Wahlaufruf zu<br />

Gunsten des liberalen Reichstagskandidaten Max Freiherrn von Lerchenfeld<br />

zehn Lichtenfelser Honoratioren, darunter vier Bahner: zwei kgl. bayerische<br />

Bahnadjunkten, ein Werrabahnassistent <strong>und</strong> ein Güterinspektor 171 . Zu den 13<br />

Unterzeichnern einer ähnlichen Annonce im Jahr 1898 – Kandidat war nun<br />

der Lehrer Hans Sandner in Lauenhain – zählte immerhin ein Bahnbeamter,<br />

der <strong>Bezirk</strong>singenieur Lorenz Demeter 172 . Übrigens gehörte auch in Burgkunstadt<br />

dem Vorstand des 1876 gegründeten Liberalen Vereins ein <strong>Eisenbahn</strong>expeditor<br />

an, <strong>und</strong> als ein solcher Verein 1909 erneut ins Leben gerufen wurde,<br />

stand der örtliche Bahnverwalter sogar an der Spitze 173 . Eine Oberbahnverwalterstochter<br />

arbeitete 1921 im Vorstand des linksliberalen Vereins „Jung-<br />

Lichtenfels“ mit, dessen Vorsitz damals der junge Anwalt Dr. Thomas Dehler<br />

(1897–1967) innehatte 174 .<br />

Doch nicht nur bei den Liberalen traten <strong>Eisenbahn</strong>er in Erscheinung: Bei der<br />

Urwahl zum bayerischen Landtag am 10. Juli 1905 – es war die letzte indirekte<br />

Wahl – entschieden sich die Lichtenfelser Stimmberechtigten für sechs<br />

Wahlmänner des Zentrums, unter denen der Oberstationsmeister Josef Weberpals<br />

<strong>und</strong> der Wagenmeister Josef Zimmerer waren; zu den knapp unterlegenen<br />

Liberalen zählte der Lokomotivführer Robert Steinlein 175 . 1921 war ein<br />

Bahnverwalter Kassier der Ortsgruppe der Bayerischen Volkspartei, die in<br />

43


Bayern die Nachfolge des Zentrums antrat. Als 1922 in Lichtenfels eine Ortsgruppe<br />

der Bayerischen Königspartei gegründet wurde, übernahm ein Weichenwärter<br />

das Amt des 2. Vorsitzenden, <strong>und</strong> ein Schaffner fungierte als<br />

Rechnungsprüfer 176 .<br />

Waren die Bahner einerseits ins wirtschaftliche, gesellschaftliche <strong>und</strong> politische<br />

Leben der Stadt eingeb<strong>und</strong>en, so beobachten wir andererseits eine Absonderung,<br />

die sich nicht allein durch häufige Versetzungen von Beamten<br />

oder durch den Schichtdienst vieler Bahner erklären lässt. Gelegentlich wollten<br />

die Bahner unter sich sein. Wenn der Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>erverband 1898<br />

ein „Tanz-Kränzchen“ <strong>und</strong> eine Theateraufführung veranstaltete, dann waren<br />

in beiden Fällen ausdrücklich nur <strong>Eisenbahn</strong>er zugelassen 177 .<br />

Das Beispiel Lichtenfels bestätigt insoweit, was Lothar Gall für die Bahnerschaft<br />

insgesamt festgestellt hat: Die <strong>Eisenbahn</strong>er – zunächst die Beamten<br />

der einzelnen Staatsbahn, bald schon die <strong>Eisenbahn</strong>er schlechthin – wurden<br />

zu einer „eigenständige[n] Gemeinschaft mit der Tendenz, so etwas wie ein eigenes<br />

Gemeinwesen, einen Staat im Staat, zu bilden. Nicht nur von der Uniform<br />

her drängte sich dabei der Vergleich vor allem mit dem Militär auf. Von<br />

der Organisation über die Hierarchien bis hin zur Sprache wurden die Ähnlichkeiten<br />

stets aufs Neue beschworen“ 178 . Es passt dazu, dass die Lichtenfelser<br />

„Neubäu“ von manchen Fremden für Kasernen gehalten wurden 179 .<br />

Innerhalb der örtlichen Bahnerschaft entstanden Vereine. So existierten im<br />

späten 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Lichtenfels der <strong>Eisenbahn</strong>arbeiter-Krankenunterstützungsverein<br />

180 <strong>und</strong> der Bahnbeerdigungsverein 181 . Seit Anfang 1893 ist eine<br />

Ortsgruppe des Bayerischen Verkehrsbeamtenvereins nachzuweisen 182 ,<br />

eines 1883 ins Leben gerufenen Zusammenschlusses von – mehrheitlich gehobenen<br />

– Bahn- <strong>und</strong> Postbeamten, der gesellige Veranstaltungen organisierte,<br />

aber auch die Weiterbildung seiner Mitglieder förderte <strong>und</strong> Selbsthilfeeinrichtungen<br />

wie eine Unterstützungskasse, eine Spar- <strong>und</strong> Darlehenskasse<br />

oder ein Erholungsheim betrieb 183 . 1907 wurde der „Lokalverein des Lichtenfelser<br />

Verkehrspersonals“ – auch „Lokalverein der <strong>Eisenbahn</strong>- <strong>und</strong> Postbediensteten“<br />

genannt – gegründet 184 , der alljährlich Dienstjubilare ehrte <strong>und</strong><br />

Feiern veranstaltete. Im März 1910 z. B. beging der Verein den 89. Geburtstag<br />

des Prinzregenten mit einem Festkonzert, zu dem der Vorsitzende, ein<br />

Zugführer, die Mitglieder <strong>und</strong> die Gäste – geladen waren die Mitarbeiter der<br />

staatlichen <strong>und</strong> kommunalen Behörden, die Magistratsräte <strong>und</strong> Gemeindebevollmächtigten<br />

sowie der Kriegerverein – mit „einer von Patriotismus durchwehten<br />

Rede“ willkommen hieß 185 .<br />

Im frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es auch die Tendenz der Bahner, sich von der<br />

Stadt in gewerblicher Absicht abzugrenzen, zumal die Lebensmittel in Lichtenfels<br />

als recht teuer galten. Der Bayerische Verkehrsbeamtenverein gründete<br />

1905 einen Konsumverein 186 . Anfang 1921 rief auch der Bayerische Ei-<br />

44


senbahnerverband eine Verbrauchergenossenschaft ins Leben 187 , um den<br />

Bahnern billigere Einkäufe zu ermöglichen.<br />

An Weihnachten 1896 schlossen sich bayerische Bahner erstmals in einer<br />

Gewerkschaft zusammen, dem Bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>erverband e. V. 188 , einer<br />

Interessenvertretung auf christlich-nationaler Gr<strong>und</strong>lage, die von Anfang<br />

an der stärksten politischen Gruppierung in Bayern, dem Zentrum, der Partei<br />

des Katholizismus, nahestand. Der Generalsekretär des Verbandes, Franz<br />

Dauer (1873–1937), gehörte von 1907 bis 1911 <strong>und</strong> 1919/20 dem Bayerischen<br />

Landtag, von 1920 bis 1930 dem Reichstag als Abgeordneter des Zentrums<br />

bzw. der Nachfolgepartei, der BVP, an 189 . Auf örtlicher Ebene bestätigte<br />

sich diese Nähe zwischen Kirche <strong>und</strong> Zentrum einerseits <strong>und</strong> <strong>Eisenbahn</strong>erverband<br />

andererseits: 1906 sprach der literarisch ambitionierte Lichtenfelser<br />

Stadtpfarrer Philipp von Harttung (1852–1925, in Lichtenfels 1904–1922) bei<br />

einer Versammlung des Verbands einen Prolog 190 . Von Pfarrer v. Harttung, der<br />

ebenfalls zu Dienstjubiläen von Bahnbeamten launige Verse schmiedete 191 ,<br />

stammt auch ein fünfstrophiges Lied für den <strong>Eisenbahn</strong>erverband, zu singen<br />

nach der Melodie von „Gaudeamus igitur“ 192 :<br />

Männer von der <strong>Eisenbahn</strong>,<br />

Eint euch im Verbande,<br />

Eng geschart um uns’re Fahn’<br />

Rings im Bayernlande;<br />

Solch ein B<strong>und</strong> bringt Freud’ <strong>und</strong> Heil,<br />

Gutes wird durch ihn zum Teil;<br />

I: Darum soll er leben! :I<br />

Der Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>erverband strebte seinen 1899 beschlossenen<br />

Statuten zufolge bessere Arbeitsbedingungen, höheren Lohn, „Hebung des<br />

Standesbewußtseins, Pflege der geistigen Ausbildung <strong>und</strong> des geselligen<br />

Verkehrs der Mitglieder“ sowie die „Schaffung von Unterstützungskassen“<br />

an 193 . Obwohl der Zusammenschluss des Bahnpersonals anfangs auf wenig<br />

Gegenliebe beim Generaldirektor der kgl. bayerischen Staatseisenbahnen,<br />

Gustav Ritter von Ebermayer (1839–1911) 194 stieß, schon aufgr<strong>und</strong> der Nähe<br />

zum Zentrum 195 , stellte sich die Bahnverwaltung einer Ausweitung letztlich<br />

nicht in den Weg. So zählte der Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>erverband schon zwei<br />

Jahre nach seiner Gründung knapp 16 000 Mitglieder, organisiert in 81 Obmannschaften.<br />

An der Gründung des Verbands 1896 war ein <strong>Eisenbahn</strong>er aus Bamberg beteiligt<br />

196 . In Lichtenfels hatte der Verband ab 1898 kulturelle Veranstaltungen<br />

durchgeführt; 1900 etablierte sich eine Ortsverwaltung 197 , die öffentlich durch<br />

die Organisation von Festen in Erscheinung trat 198 . 1921 bildete er zusammen<br />

mit der Ortsgruppe des Bayerischen Postverbandes <strong>und</strong> vier anderen Vereinigungen<br />

das Lichtenfelser Ortskartell der christlichen Gewerkschaften 199 .<br />

45


War der Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>erverband eine christlich-nationale Gewerkschaft<br />

mit starker Affinität zum Zentrum, so umwarben auch die Sozialdemokratie<br />

<strong>und</strong> der ihr nahe stehende Süddeutsche <strong>Eisenbahn</strong>erverband die Bahner.<br />

Diese freie Gewerkschaft war aus dem 1898 in Schweinfurt gegründeten<br />

„Verband bayerischer Werkstättenarbeiter“ hervorgegangen, der sich 1904<br />

mit ähnlichen Vereinigungen in Baden <strong>und</strong> Württemberg zum „Verband des<br />

Süddeutschen <strong>Eisenbahn</strong>- <strong>und</strong> Postpersonals“ zusammengeschlossen hatte<br />

200 . 1910 bestand bereits eine Ortsgruppe in Lichtenfels, die in diesem Jahr<br />

eine öffentlich zugängliche <strong>Eisenbahn</strong>erversammlung abhielt, bei der der sozialdemokratische<br />

Landtagsabgeordnete Albert Roßhaupter (1878–1949) 201 ,<br />

Sekretär des Süddeutschen <strong>Eisenbahn</strong>erverbandes <strong>und</strong> Redakteur der „Süddeutschen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>- <strong>und</strong> Postpersonal-Zeitung“ in Nürnberg, sprach. Die im<br />

Anschluss gefasste Resolution verurteilte die ablehnende Haltung des Zentrums<br />

gegenüber dem Wunsch nach Lohnerhöhungen; man erkenne daran,<br />

dass nicht der Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>erverband <strong>und</strong> dessen Spitzenfunktionäre<br />

die Bahnerinteressen verträten, „sondern einzig der Süddeutsche <strong>Eisenbahn</strong>erverband“<br />

202 .<br />

Die Verbände <strong>und</strong> Vereine stärkten nicht zuletzt den überörtlichen Zusammenhalt<br />

der Bahner <strong>und</strong> damit deren Standesbewusstsein. Als im Januar<br />

1904 ein Zugführer sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte – Ausrichter war<br />

der Lokalverein des Verkehrspersonals –, hob die Presse die „große Zahl der<br />

anwesenden HH. Vorgesetzten <strong>und</strong> Beamten sowie die vielen, von anderen<br />

Stationen (Hof, Neuenmarkt, Bamberg, Schweinfurt, Treuchtlingen, Rothenkirchen)<br />

herbei geeilten Collegen“ hervor 203 .<br />

Einzelne Berufsgruppen unter den Bahnern hatten schon seit den 1880er<br />

Jahren separate Vereinigungen gegründet. „Es handelte sich durchweg um<br />

Standesvereine“ mit dem Ziel, die Lage, namentlich das Einkommen, ihrer Klientel<br />

zu verbessern. „Das Vorgehen dieser Vereine wurde bestimmt durch<br />

den Versuch, sich scharf nach unten abzugrenzen <strong>und</strong> zugleich durch Weiterbildung<br />

der eigenen Mitglieder einen Anspruch auf bessere Versorgung zu begründen.“<br />

204 In Lichtenfels bildeten die <strong>Eisenbahn</strong>-Schlosser einen eigenen<br />

Verein 205 ; 1912 wurde ein Lokalverein der Lokomotivheizer ins Leben gerufen<br />

206 .<br />

Weitere Bahnervereine entstanden nach dem Ersten Weltkrieg. 1921 schlossen<br />

sich sangesfreudige Bahner zum Gesangverein „Station“ zusammen 207 ,<br />

der sogar Theaterstücke aufführte 208 . Ende der 60er Jahre löste der Verein<br />

sich auf 209 . 1931 wurde die Reichsbahn-Landwirtschaft 210 , die Schrebergärten<br />

zur Verfügung stellte – insgesamt 3,7 ha waren es 1972 211 –, gegründet, ferner<br />

der Reichsbahn-Turn- <strong>und</strong> Sportverein, der heutige <strong>Eisenbahn</strong>ersportverein<br />

(ESV) 212 . Eine <strong>Eisenbahn</strong>-Fotogruppe wurde 1961 ins Leben gerufen 213 , eine<br />

sozialdemokratische Betriebsgruppe 1971 214 .<br />

46


5. Straßenverkehrs- <strong>und</strong> Umweltprobleme<br />

Bis 1849 gab es nur einen Weg zum Bahnhof: durch das Untere Tor <strong>und</strong> „die<br />

ziemlich enge Gasse der dortigen Vorstadt“, die heutige Bahnhofstraße, die<br />

genau auf das „Stationshauptgebäude“ zulief. Da man aber befürchten musste,<br />

dass „bei dem beträchtlichen Zufluße von Personen <strong>und</strong> Gütern […] Störungen<br />

<strong>und</strong> Unbequemlichkeiten für den Verkehr daraus hervorgehen werden“,<br />

schlug der Stadtmagistrat vor, „in der Fortsetzung der Juden-Gaße […]<br />

die Stadtmauer zu durchbrechen <strong>und</strong> […] eine zweite Zufuhrstraße zum<br />

Bahnhofe zu eröffnen“. Nachdem auch das Kriegsministerium den Plan akzeptiert<br />

hatte, gestattete König Maximilian II., dem am Erhalt alter Mauergürtel<br />

wohl weniger lag als seinem Vater, „daß die Stadtmauer zu Lichtenfels […]<br />

Uraufnahmeblatt der Stadt Lichtenfels, 1852<br />

(Bayerisches Landesvermessungsamt)<br />

47


Bahnhofsplatz Lichtenfels. Postkarte um 1900. Dem Bahnhof gegenüber<br />

standen (von links) Geschäfts- <strong>und</strong> Wohnhaus der Korbhändlerfamilie<br />

Pauson, Villen der Korbhändlerfamilie Zinn, Geschäftsgebäude der Fa. Zinn.<br />

48<br />

Blick vom Striwa-Hochhaus auf Bahnhofsplatz <strong>und</strong> Zweigstraße, 1960


zum Behufe der Eröffnung einer zweiten Verbindungsstraße zwischen Stadt<br />

<strong>und</strong> Bahnhof durchbrochen werden dürfe“ 215 .<br />

Diese Verbindungsstraße, die spätere Zweigstraße, war kaum zehn Jahre<br />

später in einem erbärmlichen Zustand, was auch in größeren Zeitungen<br />

scharf kritisiert wurde 216 . Doch die Generaldirektion der Bayerischen Verkehrsanstalten<br />

weigerte sich, Abhilfe zu leisten. Nur die Lichtenfelser würden<br />

diesen Weg benutzen, zumal nach Eröffnung der Werrabahn „der gesammte<br />

Fremdenverkehr an diesem Orte ein Ende“ nehmen werde 217 . Die Instandsetzung<br />

der Straße ließ wohl noch geraume Zeit auf sich warten.<br />

Nicht im besten Zustand war des Öfteren, schon wegen der Baumaßnahmen,<br />

der Bahnhofsvorplatz. Im August 1886 wurden „die vor dem Bahnhofsgebäude<br />

befindlichen Anlagen beseitigt“ 218 . Offenbar unterblieb die Wiederherstellung,<br />

da der Zustand des Platzes noch 1898 in der Presse beklagt wurde 219 .<br />

Später schmückten zwei mit Blumen bepflanzte Rondells die Fläche vor dem<br />

Bahnhof 220 .<br />

1890 beschäftigte sich der Stadtmagistrat mit dem „Rangierdienst am Coburger<br />

Thor“ <strong>und</strong> beschloss, beim örtlichen Bahnamt „auf Abstellung des unnöthigen<br />

<strong>und</strong> lästigen Rangierens, Pfeifens <strong>und</strong> Schreiens“ hinzuwirken 221 . Mehr als<br />

der Lärm erregte die „Rauch- <strong>und</strong> Rußplage“ den Unmut der Bürgerschaft. So<br />

konstatierte das LICHTENFELSER TAGBLATT im Jahr 1904: „eine Unzahl von Zügen<br />

fährt täglich in der Station ein <strong>und</strong> aus, <strong>und</strong> die Rangiermanöver werden<br />

in unmittelbarer Nähe der Stadt vorgenommen;<br />

im besonderen sind es<br />

aber die Güterzugslokomotiven, die<br />

bei der Ausfahrt aus der Station den<br />

Anschein erwecken, als wären sie<br />

stolz darauf, den dicksten Rauch <strong>und</strong><br />

Ruß hier noch abzuladen.“ 222 Der Appell<br />

der Lokalzeitung, durch Änderungen<br />

in der technischen Ausstattung,<br />

im Heizmaterial <strong>und</strong> im Verhalten des<br />

Personals eine Reduktion des Rußausstoßes<br />

zu bewirken, verhallte ungehört,<br />

wie der Bericht der oberfränkischen<br />

Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer<br />

für das Jahr 1908 belegt: „Täglich<br />

stehen in den Nachmittagsst<strong>und</strong>en<br />

wegen Platzmangel am Bahnhof<br />

Dampflokomotive bei der Ausfahrt<br />

aus dem Bahnhof Lichtenfels, 1952<br />

49


3, 4 <strong>und</strong> 5 Maschinen 15 Minuten <strong>und</strong> länger auf den nördlichen Ausfahrtsgeleisen<br />

<strong>und</strong> belästigen die Anwohner durch intensivste Rauch- <strong>und</strong> Rußentwicklung.“<br />

223<br />

Die Nähe des Bahnhofs zum Stadtzentrum, so vorteilhaft <strong>und</strong> angenehm sie<br />

einerseits gewiss war, erwies sich nicht nur aufgr<strong>und</strong> der Geräusch- <strong>und</strong> Rußemissionen<br />

als ärgerlich. Der Bahnkörper wirkte an einer Stelle als überaus<br />

lästiges Verkehrshindernis: dort nämlich, wo die Bahn <strong>und</strong> die viel befahrene<br />

Coburger Straße sich kreuzten.<br />

Wie der Übergang vor 1889 aussah, hat der bereits zitierte Autor von 1951 geschildert:<br />

„Den Abschluß der Coburger Straße vom Bahnverkehr bewirkten starke Lattentore,<br />

die stadteinwärts zwischen zwei festen Steinsäulen, stadtauswärts in<br />

der Toröffnung sich drehten. Die alten schweren Tore blieben ruhig in ihren<br />

Mauernischen; Leute, die die erste Zeit des Bahnverkehrs hier erlebt haben,<br />

berichteten, daß damals eine Zeit lang die alten Tore bei jedem Zug geschlossen<br />

wurden. […]<br />

Im westlichen Wärtergelaß hauste der ,Hardla‘ für die K. B.-Bahn, im östlichen<br />

der ,Gerber‘ 224 für die Werra-Privat-Bahn. Sie gaben ihre Signale durch<br />

quäkende Hupentöne, die der Hardla einer blanken Messingtute, der Gerber<br />

einem stimmbegabten Kuhhorn entlockte. […]<br />

Aller Verkehr aus der […] Stadt nach Norden, wie man damals sagte: nach<br />

Sachsen, mußte die engen, oft geschlossenen Schleusen der Coburger Torschranken<br />

passieren. Er vollzog sich nicht ohne Reibungen, die oft starken<br />

Stimmaufwand auslösten.“<br />

Der anonyme Autor gibt die Stimmung, die an den Schranken herrschte,<br />

durch eine kleine Szenerie wieder.<br />

„Langsam erwacht das Leben im Städtchen, ein Ochsengespann <strong>und</strong> ein paar<br />

Arbeitsmänner nähern sich der Ueberfahrt über die Bahn; Hanjörg, der Fuhrmann,<br />

redet gütlich auf sein Gespann ein: ,Geht zu, ihr Oechsla, wir müssen<br />

heut noch a Neugreuth acker <strong>und</strong> Obeds ham mer an Wogn Brennberg für die<br />

Leimhütten ze fohrn. Oeh, brrr‘, muß er sein gütliches Zureden unterbrechen,<br />

denn der Hardla hat ins Horn gestoßen <strong>und</strong> schließt die Lattentore erst auf der<br />

stadtauswärtigen <strong>und</strong> dann auf der inneren Seite. Die Fußgänger, die noch<br />

den Uebergang im Laufschritt erreichen möchten, werden mit ,Ihr bleibt hessen,<br />

<strong>und</strong> ihr bleibt gessen‘, beiderseits zurückgescheucht.<br />

Der Hardla hat indessen zu der an blauweißer Schnur getragenen Signaltute<br />

die lange Blechhülse mit der Signalfahne umgehängt <strong>und</strong> den unnahbaren<br />

Dienstkopf aufgesetzt. Fuhrwerkslenker mit Gespann <strong>und</strong> Fahrzeug <strong>und</strong> die<br />

Fußgänger harren vorerst ruhig der Dinge, die da kommen sollen. […]<br />

Der Werrazug läßt […] auf sich warten, man hört schon geraume Zeit sein<br />

Rollen. Er hat für seine 40 bis 50 Wagen nur 3 bis 4 bediente Bremsen, die<br />

50


den Zug nur bei langsamer Fahrt an rechter Stelle im Bahnhof zum Halten<br />

bringen können. Endlich naht der Werrazug!<br />

Ein Veteran des Lokomotivbaues bringt ihn heran. Der dünne, ziemlich lange,<br />

schräg abgeschnittene Schornstein kennzeichnete die Maschine, ebenso wie<br />

der Mangel jeglichen Schutzes für Führer <strong>und</strong> Heizer. […] Auf den Dächern<br />

der Fracht- <strong>und</strong> Personenwagen, auf eisernen Sitzen, ist das Bremspersonal<br />

untergebracht […]. Auch diese Männer hatten keinerlei Deckung vor Wind <strong>und</strong><br />

Wetter; einzig Lammfellmütze, Schafpelze <strong>und</strong> Filzstiefel schützten sie vor<br />

der Winterkälte <strong>und</strong> den Schneestürmen des Thüringer Waldes.<br />

Endlich hat der Zug die Ueberfahrt passiert; da werden, von Hand verschoben,<br />

einige Güterwagen von Gleis zu Gleis verwechselt. Das mußte damals<br />

oft von Hand vor sich gehen, denn Streckenmaschinen waren nur selten für<br />

den Rangierdienst zu haben […]. ,Jetz kumma die Schiebochsen auch noch,<br />

mir solln doch um siema im Stabruch af der Heberg sei!‘ schimpfen die Maurer,<br />

die mit dem Fuhrwerk zusammen aus der Stadt wollen. ,Hätt’ er niet bei<br />

der Brücknera widder a halba St<strong>und</strong> gstanden <strong>und</strong> Schnaps gsuffen, no wärd<br />

er längst af der Herberg!‘ entgegnet ihnen der Hardla. Endlich sind die Wagen<br />

aus dem Weg, aber, oh Verhängnis, das quäkende Horn meldet einen Güterzug<br />

von Hof her; die Schranken bleiben immer noch geschlossen.“<br />

Der langjährige Lichtenfelser Bürgermeister <strong>und</strong> Landtagsabgeordnete Adam<br />

Wenglein brachte die Probleme an der Coburger Straße 1883 vor den Landtag:<br />

„Die beiden Bahnlinien, die bayerische Staatsbahn <strong>und</strong> die Werraeisenbahn,<br />

durchschneiden in Mitte der Stadt, am frequentesten Platze, dem Coburger<br />

Thor, eine der Hauptstraßen von Lichtenfels; gerade aber an dieser<br />

äußerst frequenten Stelle wird das Rangiren der Züge bewerkstelligt. Hier<br />

kommt es nun tagtäglich, <strong>und</strong> zwar zu öfteren Malen vor, daß das Thor 30 Minuten<br />

<strong>und</strong> länger des Rangirens der Züge halber geschlossen gehalten werden<br />

muß. Welche Menge von Menschen, Thieren, Fuhrwerken aller Art, sich<br />

während dieser Zeit rechts <strong>und</strong> links des Thores anstaut <strong>und</strong> welche Verkehrsstörungen<br />

durch diese Ansammlungen entstehen, das […] können Sie<br />

sich […] leicht […] vorstellen.“ 225<br />

Doch es kam keine Abhilfe. Auch der Abbruch des Coburger Tors 1889 226 veränderte<br />

nichts. 1896 versuchte man, die Probleme wenigstens für Fußgänger<br />

zu beseitigen <strong>und</strong> ließ durch ein Nürnberger Unternehmen einen eisernen<br />

Übergangssteg konstruieren, dessen Unterhalt <strong>und</strong> Beleuchtung die Stadt<br />

übernahm 227 . Auf diesen Steg erschien anlässlich seines Abbruchs am<br />

20. September 1934 ein Nachruf im LICHTENFELSER TAGBLATT, der die bescheidene<br />

Bedeutung dieser Fußgängerbrücke erkennen ließ:<br />

„Die Begeisterung für diese Brücke ließ jedoch rasch nach. Nur hin <strong>und</strong> wieder<br />

entschloß sich nach langem Warten an der Schranke ein verärgerter<br />

Fußgänger, den Steg zu benützen <strong>und</strong> weil in der Regel die Schranke dann<br />

51


Ebenerdiger Bahnübergang <strong>und</strong> Eisensteg in der Coburger Straße, vor 1934.<br />

hoch geht, wenn man sich in der Mitte der Brücke befindet, darum wurden die,<br />

die den Steg benützten, von Tag zu Tag weniger. Um es richtig zu sagen: der<br />

Steg hatte auch seine Stammk<strong>und</strong>schaft. Jedenfalls sind wir als Kinder auf<br />

dem Wege zu <strong>und</strong> von der Turnst<strong>und</strong>e immer über den Steg gegangen, einmal<br />

weil uns der Blick aus der Höhe auf den Bahnhof reizte <strong>und</strong> dann, weil wir<br />

von der Brücke aus verschiedene Wettbewerbe durchzuführen hatten. Der<br />

schwierigste Wettbewerb bestand darin, in den Kamin einer durchfahrenden<br />

Lokomotive zu spucken. Das ging nur im Sommer. Im Winter war man auf der<br />

Brücke in dichten weißen Wasserdampf gehüllt <strong>und</strong> konnte keinen Kamin erkennen.<br />

Jedenfalls sahen wir nach halbstündigem Aufenthalt auf der Brücke<br />

wie die Kaminkehrer aus, aber wir waren auch darauf stolz.“ 228<br />

Der Steg löste die Probleme nicht, <strong>und</strong> so legte sich 1906 die Handels- <strong>und</strong><br />

Gewerbekammer von <strong>Oberfranken</strong> ins Zeug:<br />

„Bei dem enorm gestiegenen <strong>und</strong> immer noch wachsenden Verkehr erweist<br />

sich der Bahnhof Lichtenfels mehr <strong>und</strong> mehr als zu klein, besonders macht<br />

sich der Mangel an ausreichenden Geleisen immer schwerer fühlbar. […]<br />

Auf der besonders verkehrsreichen Coburgerstraße in Mitte der Stadt wird die<br />

schienengleiche Ueberfahrt täglich von 165 – 170 Personen- <strong>und</strong> Güterzügen<br />

passiert, hiezu kommen die vielen Lokomotivfahrten zur <strong>und</strong> aus der bayeri-<br />

52


schen <strong>und</strong> preußischen Lokomotivremise von <strong>und</strong> zu den Zügen, nicht zuletzt<br />

aber die ungezählten Rangiermanöver, die sich zum größeren Teile an dieser<br />

Stelle vollziehen müssen <strong>und</strong> gerade durch letztere werden die häufigsten<br />

Verkehrshemmungen hervorgerufen. Auf beiden Seiten der Schranken stehen<br />

oft 20 <strong>und</strong> mehr Fuhrwerke mitunter 15 Minuten <strong>und</strong> länger <strong>und</strong> nicht selten<br />

kommt es vor, daß schwere Lastwagen, besonders aber Langholzfuhrwerke<br />

sich mitten auf dem Bahnkörper festfahren <strong>und</strong> erst unter großen Anstrengungen<br />

weiter gebracht werden können.<br />

Aeltere, kränkliche oder mit Traglasten beschwerte Passanten, die den vorhandenen<br />

Steg für Fußgänger nicht benutzen können, müssen zwischen den<br />

beim Oeffnen der Schranken über die Schienen hastenden Fuhrwerken auf<br />

ihre Sicherheit bedacht sein.<br />

Bei aller Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Pflichttreue des Schrankenwärterpersonals ist<br />

es aber doch geradezu ein W<strong>und</strong>er zu nennen, daß an dieser äußerst gefahrvollen<br />

Stelle bis jetzt Unglück verhütet werden konnte.“ 229<br />

1908 – nichts hatte sich geändert – erhob die Kammer ihre Forderung erneut:<br />

„Was wir damals als dringend notwendig bezeichneten, ist heute unabweisbares<br />

Bedürfnis <strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeit, daß eine weitere Verschleppung<br />

der Angelegenheit sich einmal bitter rächen wird, ist ungleich größer geworden.<br />

Die Anforderungen, die hierdurch an die Initiative, Entschluß <strong>und</strong> Leitungsfähigkeit<br />

der Beamten notwendig werden, überschreiten nahezu das<br />

Maß des Zulässigen. Ebenso hat sich die Gefährdung des Straßenverkehrs<br />

<strong>und</strong> die Belästigung des Publikums durch den Zugs- <strong>und</strong> Rangierverkehr in’s<br />

Unleidliche gesteigert. […] Wenn man […] in Rücksicht zieht, daß e i n Wärter<br />

3 räumlich weit auseinanderliegende Schranken, darunter die an der<br />

Hauptstraße für Durchgangs- <strong>und</strong> Rangierverkehr, zu bedienen hat, so ist es<br />

tatsächlich zu verw<strong>und</strong>ern, daß an dieser gefahrvollen Stelle bisher Unglücksfälle<br />

vermieden werden konnten.“ 230<br />

Als der Landtag wieder kein Geld bereitstellte, protestierte die Handelskammer<br />

für <strong>Oberfranken</strong> in ungewöhnlich scharfem Ton: „Wir sind der Ansicht,<br />

daß die verantwortlichen Stellen eine schwere Verantwortung auf sich nehmen.“<br />

231 .<br />

Immer wieder wurden Lösungsvorschläge erörtert: eine Überführung, eine<br />

Unterführung, eine Umleitung 232 . 1928 schrieb Bürgermeister Dr. Norbert<br />

Schier einen geharnischten Brief an den Präsidenten der Reichsbahndirektion<br />

Nürnberg: „Es kann […] nicht vermieden werden, auf die Zustände an der Coburgerstraße,<br />

die geradezu empörend sind <strong>und</strong> für die Allgemeinheit eine<br />

ständige Gefahr bilden, nochmals nachdrücklich hinzuweisen. Wenn dort nicht<br />

jeden Tag ein Unglück passiert, so ist dies lediglich der Gewissenhaftigkeit der<br />

diensttuenden Beamten <strong>und</strong> der Besonnenheit des Publikums zu verdanken.<br />

Zu jeder Tageszeit kann man beobachten, wie sich Menschen <strong>und</strong> Fahrzeuge<br />

53


vor den Schranken in beängstigender Anzahl ansammeln, um gelegentlich die<br />

Ueberfahrt passieren zu können.“ 233<br />

Erst unter dem Nazi-Regime griffen Stadt <strong>und</strong> Behörden die Sache energisch<br />

an; im Juli 1935 wurde eine Unterführung eröffnet. Die Stadt hatte erwirkt,<br />

dass sie 3,3 Meter (<strong>und</strong> nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, 2,7) hoch war, so<br />

dass damals 99,7 Prozent aller Fahrzeuge sie passieren konnten 234 .<br />

6. Wirtschaftseinflüsse<br />

Die Bahn mochte an einer Stelle ein Ärgernis bieten – insgesamt nutzte sie<br />

der Stadt ganz erheblich. Zwar passierte der Durchgangsverkehr nicht mehr<br />

den Marktplatz, nahm dadurch vermutlich der Umsatz der Wirtshäuser <strong>und</strong><br />

der Absatz manches Handwerkers ab, doch andererseits förderte die <strong>Eisenbahn</strong><br />

Lichtenfels in ökonomischer Hinsicht, zumal die Stadt ein <strong>Eisenbahn</strong>knoten<br />

war. Die andernorts geführte Klage, dass der „bedeutende Verkehr“<br />

<strong>und</strong> „die damit verb<strong>und</strong>ene Einkehr“ aufgehört hätten, weil eben nicht mehr<br />

auf der Straße, sondern auf der Schiene Menschen <strong>und</strong> Güter transportiert<br />

würden 235 , ist aus Lichtenfels denn auch nicht belegt.<br />

Der Nutzen der Bahn hatte verschiedene Gesichter. Auf die Erleichterungen<br />

für die Reisenden wurde bereits hingewiesen, vor allem aber verfügte Lichtenfels<br />

dank der Bahn über hervorragende Fernverkehrsverbindungen. So bot<br />

54<br />

Einweihung der Bahnunterführung in der Coburger Straße, 1935


die Stadt günstige Rahmenbedingungen für Unternehmen, die einen überregionalen<br />

Markt belieferten. An die erste Stelle im Lichtenfelser Wirtschaftsleben<br />

trat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die Korbindustrie <strong>und</strong> damit<br />

ein exportorientierter Wirtschaftszweig – <strong>und</strong>enkbar ohne den Bahnanschluss.<br />

1886 beschäftigten im <strong>Bezirk</strong> Lichtenfels „ca. 30 Firmen ungefähr 13 000 Arbeiter<br />

bei einem Umsatz von 3 1 /2 Millionen Mark <strong>und</strong> einem Absatzgebiet, das<br />

sich nach allen zivilisirten Ländern der Erde erstreckt“ 236 . Die Mehrzahl dieser<br />

Unternehmen, <strong>und</strong> zwar gerade die größten Handelshäuser, hatten damals<br />

schon ihren Sitz in Lichtenfels 237 . Die Stadt war im knappen halben Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

seit 1839, als sich der erste Korbhändler hier niedergelassen hatte, zum<br />

unbestrittenen Zentrum des Korbhandels geworden. Das sah der Bahnreisende,<br />

der in Lichtenfels ankam, beim Verlassen des Bahnhofs auf den ersten<br />

Blick: Zwei namhafte Firmen, die 1876 bzw. 1880 aus Redwitz a. d. Rodach<br />

zugewanderten Handelshäuser Zinn <strong>und</strong> Pauson, siedelten sich am Bahnhofsplatz<br />

an, wo sie aufwändige Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshäuser errichteten 238 .<br />

Doch nicht von der ersten St<strong>und</strong>e an spielte der Güterverkehr auf der Schiene<br />

eine große Rolle. In Jahrzehnten gewann er allmählich an Bedeutung. Ein<br />

Bamberger Spediteur urteilte 1845, gestützt auf die durch den Betrieb der<br />

Strecke Nürnberg–Bamberg gewonnenen Erfahrungen, über die Chancen<br />

<strong>und</strong> die Hindernisse des Güterverkehrs auf der Schiene wie folgt:<br />

„Die Bestimmungen der <strong>Eisenbahn</strong>verwaltung, welche den Gütertransport<br />

sehr geschmälert haben mögen, waren:<br />

1.) daß keine Garantie der Waaren übernommen wird.<br />

2.) weil zwischen hier <strong>und</strong> Nürnberg auf den Zwischenstationen nicht verladen<br />

werden konnte,<br />

3.) daß man ein jedes beliebige Quantum nicht verladen konnte, sondern jedesmal<br />

einen ganzen Wagen bezahlen mußte […], <strong>und</strong><br />

4.) dass die Wagen nicht einmal mit einer Bedachung versehen sind, um die<br />

Güter gegen Einwirkung der Witterung zu schützen.<br />

Werden diese vier Hauptpunkte einer Abänderung unterstellt, die Fahrpreiße<br />

billig <strong>und</strong> einfach tarifirt werden, so laßt sich für die Lichtenfelser Bahn eine<br />

namhafte Frequenz erwarten“. Namentlich die Handelsgüter aus den thüringischen<br />

Herzogtümern würden gewiss von der Bahn transportiert, „aber nur ein<br />

billiger Frachtpreiß kann dieses erziehlen“ 239 .<br />

Seit den 1850er Jahren gewann der Güterverkehr auf der Schiene nach <strong>und</strong><br />

nach an Gewicht, um schließlich im letzten Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nahezu<br />

ein Monopol zu erlangen; seit ca. 1880 waren die Einnahmen aus dem<br />

Gütertransport doppelt so hoch wie die aus dem Personenverkehr 240 .<br />

Auf Güterwaggons kamen die schlesischen <strong>und</strong> französischen Weiden <strong>und</strong><br />

die vielen anderen Flechtmaterialien, aus aller Welt importiert, an. 1906 trafen<br />

55


allein 1392 Tonnen Weiden am Lichtenfelser Bahnhof ein, wobei Lieferungen<br />

unter 500 kg gar nicht erfasst sind 241 ; 1912 waren es 1149 Tonnen Weiden,<br />

1131,5 Tonnen Rattan, 158 Tonnen kubanisches Palmblatt, dazu größere<br />

Mengen an Stroh, Matten, Espartogras <strong>und</strong> Raffiabast, alles in allem 2554<br />

Tonnen 242 .<br />

Um den Transport zu vereinfachen, verwandte sich 1875/76 die Handels- <strong>und</strong><br />

Gewerbekammer dafür, die „französische Station Origny en Thierache mit der<br />

Station in Lichtenfels in directen Verkehr zu bringen, <strong>und</strong> zu diesem Behuf<br />

beide Stationen in den deutsch-französisch-belgischen <strong>Eisenbahn</strong>-Tarif einzubeziehen.<br />

Im Interesse billigeren Bezugs des für die Korbwaarenindustrie<br />

unentbehrlichen Rohmaterials wäre ein derartiges Uebereinkommen sehr<br />

wünschenswerth.“ 243<br />

In Güterwaggons kam das Flechtmaterial an, <strong>und</strong> in Güterwaggons versandte<br />

man die Korbwaren in alle Himmelsrichtungen, dazu weiterverkauftes Flechtmaterial.<br />

1912 sind 1604 Tonnen Flechtartikel statistisch erfassbar, die den<br />

Bahnhof Lichtenfels verließen 244 ; die wirkliche Menge lag deutlich höher, denn<br />

die aufbewahrten Versandbücher der Güterstation verzeichneten nur Sendungen,<br />

die über eine halbe Tonne wogen – ein Gewicht, das Flechtwaren infolge<br />

ihrer Sperrigkeit nur selten erreichten 245 . Ein gebräuchlicher Güterwaggon<br />

fasste ca. 900 kg Korbwaren 246 ; die oben genannten 1604 Tonnen ergaben<br />

also wenigstens 1780 Waggonladungen.<br />

Die Handelshäuser hatten freilich so ihre Schwierigkeiten mit der Lichtenfelser<br />

Güterabfertigung – es erwies sich, dass die Sparsamkeit des Jahres<br />

1844 eine schwere Hypothek für den späteren Bahnbetrieb darstellte. 1871<br />

beklagten 13 Korbhändler sich beim bayerischen Handelsministerium, dem<br />

damals die Bahnverwaltung unterstand, bitter über die „höchst mangelhafte<br />

Beförderung unserer Güter, die dieselben von Seite der hiesigen Güterexpedition<br />

finden“. Häufig konnten Sendungen erst mit mehrtägigem Verzug aufgegeben<br />

oder abgeholt werden. Gerade die Abholung gestaltete sich schwierig:<br />

Die Güter würden nicht „an einem bestimmten Platz der Güterhalle abgeladen“,<br />

sondern befänden sich „nach Tagen noch in irgendeinem am Ende<br />

des Bahnhofes stehenden Güterwagen oder in der Werrabahn-Güterhalle, woselbst<br />

sie, um nicht durch nochmaliges Schicken theuere Zeit zu verwenden,<br />

mit Lebensgefahr unseres Personals über das Schienenlabyrinth hierüber geschafft<br />

werden müssen. […]<br />

Die hiesige Güterhalle ist, nachdem auf beiden Seiten Geleise vorbeiführen,<br />

eine Umladehalle <strong>und</strong> entspricht durchaus nicht ihrem Zweck, als Aufgabehalle,<br />

weil das Geleise auf der Seite, wo die Güter aufgegeben werden müssen,<br />

den ganzen Tag über mit Güterwagen vollgestellt ist, wodurch wir mit der<br />

Aufgabe unserer häufig sehr umfangreichen Sendungen auf eine sonderbare<br />

Weise belästigt, ja zuweilen wird uns dieselbe sogar unmöglich gemacht, <strong>und</strong><br />

56


wollen wir nicht, daß unsere Waaren unter freien Himmel allen Witterungseinflüssen<br />

ausgesetzt stehenbleiben, so müssen dieselben eben auf höchst<br />

umständliche <strong>und</strong> zeitraubende Art durch leere Güterwägen durch auf die<br />

Laderampe gebracht werden. Wir kennen alle Güterhallen auf größeren<br />

Bahnhöfen, allein in keiner Stadt Bayerns wird dem Handelsstande […] eine<br />

solche Zumuthung wie hier gemacht.“ 247<br />

Doch die Bahn handelte nicht. Sie erwartete, der Verkehr in Lichtenfels werde<br />

durch die Linie Schweinfurt–Meiningen abnehmen. Doch die Erwartung<br />

wurde nicht erfüllt, <strong>und</strong> so klagte die Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer noch<br />

1875/76: „Die bayrische Güterhalle in Lichtenfels ist zu klein <strong>und</strong> ungelegen<br />

für den Verkehr.“ 248<br />

Erneut schlug 1883 Bürgermeister Wenglein vor dem Landtag in diese Kerbe,<br />

indem er die Angaben von 1871 bestätigte: „Die Anfuhr der Güter zur Staats-<br />

Güterhalle ist eine enorm erschwerte. Dieselbe muß über ein Geleise bewerkstelligt<br />

werden […]. Dieses Geleise ist nun stets mit Bahn-Wägen bestellt<br />

<strong>und</strong> so müssen die Güter, um in die Güterhalle gebracht werden zu können,<br />

erst durch diese vorstehenden Bahnwaggons geschafft werden; eine Arbeit,<br />

welche viele Mühe verursacht <strong>und</strong> zeitraubend ist; auch leiden dadurch, daß<br />

bei Regenwetter die Güter längere Zeit in Regen stehen müssen, namentlich<br />

die Korbwaaren.“ 249<br />

Erst ein Neubau im Jahr 1890 dürfte die Missstände beseitigt haben, mit denen<br />

die Geschäftsleute jahrzehntelang leben mussten. Der neue „Freiladehof“<br />

Ladehallen am Güterbahnhof Lichtenfels.<br />

Aufnahme wohl aus den 1930er Jahren<br />

57


wurde am 3. Juli 1890 eröffnet 250 . „Der von der Bamberger Straße aus zugängliche<br />

neue Freiladehof mit 5 Geleisen zum Aus- <strong>und</strong> Einladen der ankommenden<br />

<strong>und</strong> abgehenden Wagenladungsgüter ist eine gelungene Anlage, <strong>und</strong><br />

dürfte uns manche größere Stadt um diesen praktischen Ladehof beneiden.“<br />

251 Überdies entstanden zwei neue Güterhallen mit je 1000 m 2 Lagerfläche,<br />

die an die drei örtlichen Speditionen verpachtet wurden.<br />

Nicht nur die baulichen Anlagen, sondern auch die Tarifpolitik der bayerischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>verwaltung war bis ins frühe 20. Jahrh<strong>und</strong>ert der Korbindustrie ein<br />

Dorn im Auge. Denn für die Körbe, die bei geringem Gewicht einen großen<br />

Raum einnahmen, erhob die Bahn einen sog. Sperrigkeitszuschlag, der die<br />

Transportkosten deutlich steigerte 252 . Erst nach jahrelangem Drängen wurde<br />

die Vorschrift um 1900 zaghaft gelockert, um die internationale Konkurrenzfähigkeit<br />

der oberfränkischen Korbindustrie zu stärken.<br />

Die Klagen von Handelshäusern sind nur ein Beleg dafür, wie sehr die Korbindustrie<br />

auf die Bahn angewiesen war. Ihr verdankten auch die Exportbierbrauereien<br />

ihre Existenz. Die spätere Bürgerbräu im Pabstenweg eröffnete<br />

1845, als die Ludwig-Süd-Nord-Bahn Lichtenfels erreicht hatte, <strong>und</strong> die Gesellschaftsbrauerei,<br />

der spätere Stadtbauhof, 1859, als die Werrabahn einen<br />

raschen Weg in den Norden ermöglichte 253 . Ob das Zufälle waren, wäre noch<br />

zu untersuchen. An der zweiten Brauerei mit Sichtverbindung zum Bahnhof<br />

war jedenfalls ein Bahner beteiligt, der Maurermeister Carl Friedrich Söhnlein<br />

(1822–1896) aus Erlangen, dem die Werrabahndirektion 1858 das Amt eines<br />

Bahnmeisters übertrug 254 . Die vom ihm mitbegründete Brauerei setzte 1882<br />

13 300 Hektoliter ab, die wohl zum größten Teil mit der Bahn versandt wurden.<br />

Insgesamt exportierten die Brauereien im Raum Lichtenfels 1890 17 036 Hektoliter<br />

aus Bayern 255 , was sich freilich gegenüber der Kulmbacher Ausfuhr bescheiden<br />

ausnahm.<br />

Nicht minder als die Exportbierbrauereien waren die Betreiber von Eisensteingruben<br />

auf die Bahn angewiesen. Der Erzabbau erlebte um die Mitte des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts am Obermain <strong>und</strong> am Nordrand des Jura eine Blüte, nachdem<br />

nicht zuletzt die zahlreichen Bahnbauten in Europa die Nachfrage nach<br />

Eisen beflügelten. „Grube reihte sich hier an Grube, von Münchau über Kasendorf,<br />

Weismain, Kordigast, Itzing [!], Vierzehnheiligen bis hinab nach Staffelstein“,<br />

schrieb 1865 der Geologe Carl Wilhelm Gümbel (1823–1898) 256 .<br />

Am 30. Mai 1857 meldete eine Kulmbacher Zeitung: „In der Gegend von Lichtenfels<br />

gewinnt der Bergbau immer mehr an festem Terrain. Die Eisensteine,<br />

von bestem Gehalte, werden von Tag zu Tag in großer Menge zum Weitertransport<br />

an den dortigen Bahnhof geführt.“ 257 Doch wie die Korbhändler litten<br />

auch die Betreiber der Bergwerke bald schon unter der Tarifpolitik. Die Gewinnung<br />

von Eisenerz werde, so 1858 die Gewerbs- <strong>und</strong> Handelskammer von<br />

<strong>Oberfranken</strong>, „ebenso schnell, wie sie zugenommen hat, wieder abnehmen,<br />

58


vielleicht gänzlich aufgegeben werden müssen“, wenn der eingeführte erhebliche<br />

Frachtzuschlag beibehalten werde. „Die Gruben bei Burgk<strong>und</strong>stadt <strong>und</strong><br />

Umgegend sind mit ihren Absatz fast gänzlich auf die Eisenhüttenwerke in der<br />

oberen Gegend <strong>und</strong> in Sachsen angewiesen; bei ihrer billigen Gewinnung <strong>und</strong><br />

begünstigt durch die billigen Frachtsätze war es ihnen trotz der großen Entfernung<br />

bisher möglich, mit den Eisenstein-Bergwerken jener Gegenden zu<br />

konkurrieren; der beabsichtigte Frachtzuschlag neutralisirt aber die bisherigen<br />

Vortheile gänzlich <strong>und</strong> stellt die Existenz dieser Gruben vollständig in<br />

Frage.“ 258<br />

Alle Gruben in der Obermainregion wurden Ende der 1870er Jahre stillgelegt,<br />

als die Nachfrage nach Eisenerz abflaute. Dadurch entstand auch der Bahn<br />

ein nennenswerter Schaden, so dass die Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer von<br />

<strong>Oberfranken</strong> 1880 „im Interesse der Arbeiter <strong>und</strong> der bayerischen Bahn“<br />

hoffte, „daß der Absatz dieser Eisensteine erhalten werde <strong>und</strong> sich recht umfangreich<br />

gestalten möge“ 259 . Wenige Jahre später waren die Gruben wieder<br />

in vollem Betrieb; das Erz wurde vornehmlich nach Sachsen <strong>und</strong> Hessen<br />

transportiert 260 , zweifellos auf der Schiene.<br />

Bis 1941 dauerte der Eisenerzabbau im Raum Lichtenfels an, wobei Zeiten<br />

der Hochkonjunktur sich immer wieder mit Flauten abwechselten 261 . Der in<br />

den 30er Jahren geplante Bau einer Drahtseilbahn von Wolfsdorf bis zum Güterbahnhof<br />

Lichtenfels scheiterte am Einspruch der Denkmalschutzbehörde;<br />

der Staat bewertete die Unversehrtheit des Tales zwischen Vierzehnheiligen<br />

<strong>und</strong> Banz höher als die wirtschaftlichen Interessen 262 .<br />

Der <strong>Eisenbahn</strong>statistik von 1883 zufolge wurden in Lichtenfels 59 785 Fahrkarten<br />

verkauft, 52 250 Tonnen Fracht aufgegeben <strong>und</strong> dadurch 702 980 Mark<br />

eingenommen. Damit nahm „Lichtenfels unter den Stationen <strong>Oberfranken</strong>s<br />

den 4. <strong>und</strong> unter sämmtlichen Stationen Bayerns den 17. Platz ein“ 263 . Wenige<br />

Jahre später, nach Eröffnung der Bahn Hochstadt–Probstzella, stand der<br />

Bahnhof mit einem jährlichen Umschlag von über 90 000 Tonnen unter den<br />

bayerischen Bahnhöfen an sechster Stelle (hinter Aschaffenburg, Hof, Lindau,<br />

Franzensbad <strong>und</strong> Würzburg) 264 .<br />

Diese hervorragende Bilanz war nicht zuletzt den in Lichtenfels ansässigen<br />

Speditionen zu verdanken, die umgekehrt nur dank der hervorragenden Bahnanbindung<br />

<strong>und</strong> der ortsansässigen Industrie existierten. So bemerkte die<br />

Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer 1890, die Lichtenfelser Speditionen betrieben<br />

ihre Geschäfte „im großen Maßstabe hauptsächlich nach dem Auslande <strong>und</strong><br />

über See <strong>und</strong> ziehen für die bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>linien viele Güter herbei“.<br />

265<br />

1883 erklärte Bürgermeister Wenglein vor dem bayerischen Landtag, jeder<br />

der drei Lichtenfelser Spediteure zahle pro Jahr r<strong>und</strong> 200 000 Mark Frachtkosten<br />

an die Bahn 266 . Leicht scheinen es die Spediteure dennoch nicht mit der<br />

59


ayerischen Bahn gehabt zu haben; mehrfach wurden Klagen über die hohen<br />

<strong>und</strong> unflexiblen Tarife <strong>und</strong> über den Mangel an Güterwagen laut. 1908 fasste<br />

die Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> die Beschwerden aus<br />

Lichtenfels folgendermaßen zusammen: „Bitter geklagt wird über den sich immer<br />

nachteiliger fühlbar machenden Wagenmangel. Gerade in der notwendigsten<br />

Zeit – September – November – sei das Speditionsgeschäft durch den<br />

Wagenmangel schwer geschädigt worden <strong>und</strong> zu empfindlichen Verlusten<br />

gekommen.“ 267 Neu war dieser Mangel nicht 268 .<br />

Das älteste Lichtenfelser Speditionsunternehmen war das von Philipp Gutmann<br />

(1835–1901) im Jahr 1862 gegründete 269 . Gutmann machte sich bald einen<br />

Namen, indem er durch neuartige Berechnungsmethoden den Kaufleuten<br />

die Kalkulation erleichterte. 1899 zog die Firma vom Anwesen Coburger Straße<br />

7 in einen Neubau (Bamberger Straße 19) 270 ; die aufwändige Villa 271 zeugt<br />

vom geschäftlichen Erfolg des Besitzers: Die Spedition soll zu den größten in<br />

Europa gezählt haben. Gutmann fühlte sich den Bahnern wohl in besonderem<br />

Maß verb<strong>und</strong>en, denn er errichtete testamentarisch eine Stiftung zu Gunsten<br />

„armer Bediensteter im Stations-, Güter- <strong>und</strong> Rangierdienst der Stationen<br />

Lichtenfels, Ritschenhausen [bei Grimmenthal i. Thür.] <strong>und</strong> Asch“ 272 . Der Sohn<br />

des Gründers, Kommerzienrat Max Gutmann (1866–1931) 273 , selbst in Bamberg<br />

wohnhaft, verlegte den Firmensitz spätestens 1907 nach Nürnberg; in<br />

Lichtenfels blieb eine Zweigstelle erhalten 274 , wie sie auch in Sonneberg bestand.<br />

1877 bekam Gutmann Konkurrenz: Der aus Thüringen stammende <strong>und</strong> in<br />

Hamburg tätige Ernst Otto († 1928) zog nach Lichtenfels <strong>und</strong> gründete die<br />

Speditionsfirma „Rosenberg, Loewe & Co.“. Ferner betrieb er in Sonneberg<br />

die Spedition „Röpke & Otto“ 275 . Für sein Lichtenfelser Unternehmen baute er<br />

1901/02 ein Geschäftshaus beim Güterbahnhof (Bamberger Straße 43) 276 .<br />

Karl Bernhardt Otto, der Sohn des Gründers, verlegte 1934 den Betrieb nach<br />

Hamburg, in Lichtenfels verblieb nur eine lokale Spedition.<br />

Schließlich bestand in der Stadt noch – wohl seit 1881 – eine Filiale der Transportgesellschaft<br />

Gebrüder Gondrand AG (Sitz Basel). Erster Geschäftsführer<br />

war Moritz Christanell 277 ; ihm gehörte das Anwesen Nr. 45 1 /3 (heute Bamberger<br />

Straße 25) 278 , wo sich auch die Geschäftsräume befanden.<br />

Diese drei Speditionen hatten um 1900 als K<strong>und</strong>en nicht nur die Lichtenfelser<br />

Korbhändler, die Sonneberger Spielwarenfabrikanten – in Sonneberg unterhielten<br />

die Spediteure denn auch Niederlassungen 279 – <strong>und</strong> die Porzellanmanufakturen<br />

der Umgebung, sondern Industrielle in ganz Thüringen 280 . Die Produkte<br />

der Korb-, Spielzeug- <strong>und</strong> Porzellanindustrie versandten sie als „Thüringer<br />

Waren“ in Sammelladungen 281 . Lichtenfels sei, so heißt es 1903, „Sammelpunkt<br />

für die Expedition von Sendungen aus den benachbarten Distrikten<br />

Bayerns <strong>und</strong> Thüringens“ 282 .<br />

60


Dank der Lage am Main spielte der Holzhandel in Lichtenfels traditionell eine<br />

große Rolle; seit Jahrh<strong>und</strong>erten hatten Flößer die Stadt passiert. Im späten<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert, namentlich seit Eröffnung der Bahnlinie nach Probstzella<br />

1885, war es üblich, dass die aus dem Frankenwald kommenden Stämme<br />

großteils nicht auf dem Wasserweg, sondern auf Güterwaggons nach Lichtenfels<br />

gebracht wurden. Die Strecke gab somit dem Frankenwald wirtschaftliche<br />

Impulse, wie die Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer schon nach einem Jahr<br />

konstatierte: „Der Handel mit Nutzhölzern […] ist besser geworden; nur<br />

benützt er jetzt neben den früheren Flößwasserwegen in besonderem Maße<br />

die <strong>Eisenbahn</strong> <strong>und</strong> schlägt vielfach die Richtung nach Norden ein.“ 283 Das Verkehrsmittel<br />

Bahn erlaubte aber auch Holzhändlern anderer Regionen, ihre<br />

Stämme problemlos zum Main zu transportieren 284 .<br />

Schon früh hatte das <strong>Bezirk</strong>sgremium für Handel <strong>und</strong> Gewerbe seinen Blick<br />

auf die Bedeutung der Bahn für den Holzhandel gerichtet. So erklärte es 1872<br />

als „höchst wünschenswerth“, dass eine „Verbindung des am Main gelegenen<br />

Lagerplatzes für Flößholz mit dem dortigen Bahnhofe durch ein Schienengeleise“<br />

geschaffen werde. Dies werde, „da die Entfernung nur circa 1200 Fuß<br />

betrage, keine großen Kosten verursache[n] <strong>und</strong> wichtige Folgen für die Verkehrsbelebung<br />

nach sich ziehen“ 285 .<br />

Das für den Floßtransport bestimmte Holz wurde seit dem späten 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

am Güterbahnhof, auf der Höhe des Ortes Seubelsdorf, entladen. Der<br />

1928 in Re<strong>und</strong>orf geborene Andreas Bornschlegel erinnert sich daran:<br />

Flößer auf dem Main in Höhe des Güterbahnhofs, wohl Ende der 30er Jahre<br />

oder später (aus Jauernig-Hofmann / Heidrich [wie Anm. 283]).<br />

61


Blick vom Burgberg, 1890 (Privatbesitz). Links im Bild ein Dampfsägewerk<br />

der Gebrüder Rupp, in der Bildmitte der neue Lokschuppen mit Schlosserei,<br />

auf der anderen Seite des Gleiskörpers eine neue Ladehalle.<br />

„Schwere Ketten, die die Stämme auf den speziellen <strong>Eisenbahn</strong>wagons zusammenhielten,<br />

mußten gelöst werden, was nicht ganz ungefährlich war. Laut<br />

polternd rollten die Stämme in den Main. Auf dem Fluß wurden sie zu Flößen<br />

zusammengestellt.“ 286 Holzhandelsfirmen aus dem Frankenwald unterhielten<br />

am Güterbahnhof Lichtenfels Depots 287 . Lichtenfels konkurrierte als Schnittstelle<br />

zwischen Schiene <strong>und</strong> Fluss mit Zapfendorf, wobei dieser Bahnhof den<br />

Vorteil bot, dass nicht das Wehr bei Hausen, am Fuß des Banzberges, zu passieren<br />

war. Der 1912 eröffnete Staatshafen Bamberg 288 mit seinem Gleisanschluss<br />

freilich lief beiden Güterbahnhöfen den Rang ab.<br />

Dank des mit der Bahn antransportierten Holzes konnte sich 1876 in Lichtenfels<br />

ein mit Dampfkraft betriebenes Sägewerk etablieren, gegründet von einem<br />

einheimischen <strong>und</strong> einem Kronacher Holzhändler <strong>und</strong> errichtet zwischen<br />

Güterbahnhof <strong>und</strong> Main 289 . Über die Bedeutung dieses Betriebs, den 1879/83<br />

die aus Unterrodach stammenden Brüder Rupp übernahmen, erklärte Bürgermeister<br />

Wenglein Ende 1883 vor dem Landtag: „Die Dampfsäge, Gebr.<br />

Rupp, zahlte im vergangenen Jahre für ankommende <strong>und</strong> abgehende Hölzer<br />

ca. 77 000 M. Bahnfracht <strong>und</strong> hat noch um 150 000 M. Stammholz nur aus<br />

den kgl. Staatsforsten bezogen.“ 290<br />

Neben den ungünstigen räumlichen Verhältnissen <strong>und</strong> der unflexiblen bayerischen<br />

Tarifpolitik stand den Industriellen <strong>und</strong> Spediteuren ein weiteres Hindernis<br />

im Weg: Es gab in Lichtenfels kein Zollamt. Nach 1885 drang die Wirtschaft<br />

auf dessen Einrichtung, um nicht Mitarbeiter laufend nach Bamberg<br />

62


schicken zu müssen 291 . Aber die Zollverwaltung ließ sich bitten. Fast alljährlich<br />

wurden entsprechende Forderungen erhoben. So wies 1899 die Handels- <strong>und</strong><br />

Gewerbekammer von <strong>Oberfranken</strong> auf die erheblichen Zolleinkünfte hin, die<br />

in Lichtenfels erzielt würden: „Die im Jahre 1898 bezahlten Zölle auf Rohmaterialien<br />

für die Korbwaarenbranche allein betrugen über 40 000 Mk. – Die<br />

Lichtenfelser Dampfsägewerke bezahlten annähernd 10 000 Mk. Wenn noch<br />

berücksichtigt wird, welche Beträge für andere in Lichtenfels eingeführte Produkte<br />

gezahlt werden, z. B. für Malz <strong>und</strong> Gerste der Exportbierbrauereien, so<br />

sprechen diese Zahlen doch sicher für die Nothwendigkeit der Errichtung eines<br />

Nebenzollamts I. Klasse.“ 292<br />

Doch erst 1900 entstand das erbetene Nebenzollamt, 1905 ein vollwertiges<br />

Zollamt. Im April 1904 bezog das Amt sein jetziges Dienstgebäude 293 , das vorher<br />

der Bahnmeisterei Lichtenfels gedient hatte, die um dieselbe Zeit ein<br />

neues Dienst- <strong>und</strong> Wohngebäude (Bamberger Straße 40) erhielt.<br />

Die von der Bahn ausgelöste rege Bautätigkeit, im öffentlichen wie im privaten<br />

Bereich, im Hoch- wie im Tiefbau, ermöglichte die Entstehung größerer<br />

Baufirmen 294 . Hans Diroll (1871–1949), der als junger Mann „bei verschiedenen<br />

Bahnbauten <strong>Oberfranken</strong>s tätig“ war 295 , beschäftigte 1914 in Lichtenfels<br />

41 Männer; sein Unternehmen führte z. B. 1900 den Königssalon am Bamberger<br />

Bahnhof <strong>und</strong> 1902 die neue Wagenreparaturwerkstätte in Lichtenfels<br />

aus 296 . Bei Johann Baptist Och, dessen Vater am Bau der Werrabahn auf<br />

bayerischem Boden mitgewirkt hatte, arbeiteten 1914 34 Männer. Ferner betrieb<br />

Friedrich Stenglein ein ausgedehntes Baugeschäft, verb<strong>und</strong>en mit einem<br />

Sägewerk; er errichtete u. a. 1886/87 das Beamtenwohnhaus am Bahnhofsplatz<br />

297 <strong>und</strong> 1903 die Bahnmeisterei in der Bamberger Straße 298 . Vom Bauboom<br />

profitierten ferner Zimmermannsbetriebe, der Kieslieferant Matthäus<br />

Kraus (12 Beschäftigte im Jahr 1914) sowie die Sägewerke Gebrüder Rupp<br />

(69), Gebrüder Meidel (10) <strong>und</strong> Georg Welsch.<br />

7. Einwohnerzahl <strong>und</strong> Bevölkerungsstruktur<br />

Die Bevölkerung der Stadt Lichtenfels wuchs im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert beständig 299 .<br />

Während die Einwohnerzahl bis ca. 1870 aber nur sehr langsam stieg, verdoppelte<br />

sie sich in den folgenden vier Jahrzehnten, <strong>und</strong> das war nicht zuletzt<br />

die Folge der Entwicklungen von 1885 <strong>und</strong> 1890.<br />

1867 2 128<br />

1890 2 959<br />

1900 3 934<br />

1910 4 453<br />

63


Der mit Abstand größte Arbeitgeber der Stadt war 1914 die Königlich-Bayerische<br />

Bahn 300 . 433 Haushalte lebten unmittelbar von der <strong>Eisenbahn</strong>. Die Post,<br />

die in Lichtenfels ein Postamt I. Klasse unterhielt – in <strong>Oberfranken</strong> sonst nur<br />

in Bamberg, Bayreuth <strong>und</strong> Hof zu finden –, beschäftigte 34 Männer. Auch das<br />

Personal der übrigen Behörden machte in der Summe einen beträchtlichen<br />

Anteil an der Bürgerschaft aus: Amtsgericht 15, Zollamt 13, <strong>Bezirk</strong>samt 12,<br />

Stadtverwaltung 12, Rentamt 9, Messungsamt 6, Forstamt 3, Notariat 3, Eichamt<br />

1. Die 14 Korbhandelshäuser hatten zusammen 273 Angestellte.<br />

Der für eine <strong>Kleinstadt</strong> ungewöhnlich hohe Anteil von Beamten <strong>und</strong> Angestellten<br />

in der Bürgerschaft – mehr als die Hälfte – prägte den Ort. Der evangelische<br />

Pfarrer Georg Friedrich konstatierte 1914: „Die Gemeinde, obwohl nur<br />

<strong>Kleinstadt</strong>, trägt den Charakter einer Großstadtgemeinde an sich mit ihren<br />

Vorzügen <strong>und</strong> Fehlern, mit ihren Tugenden <strong>und</strong> Lastern, wie man ja auch die<br />

Stadt Lichtenfels im Scherz, jedoch in gewisser Hinsicht nicht ganz mit Unrecht<br />

,Klein-Paris‘ nennt.“ 301 Und um dieselbe Zeit urteilte ein Lehrer, in Lichtenfels<br />

seien „Wohnung <strong>und</strong> Lebenshaltung teuer wie in [einer] Großstadt“ 302 .<br />

Der Bankier Gottlieb Bauer erklärte 1906, in Lichtenfels sei in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten, nicht zuletzt unter dem Einfluss der Bahn, „der Immobilienwert<br />

um mehr als das Doppelte gestiegen […], ebenso die Wohnungsmieten,<br />

von denen für teueres Geld fast keine mehr zu haben ist“ 303 . Dabei hatte<br />

schon 1885 die Gemeinde Hochstadt, um der Ausgangspunkt der Bahnlinie<br />

nach Probstzella zu werden, auf „die hohen Miethpreise in Lichtenfels <strong>und</strong> die<br />

Mühe in Aufbringung von geeigneten Wohnungen“ verwiesen 304 . Durch den<br />

Bau von Bahner-Wohnhäusern ab 1886 hatte sich der Wohnungsmarkt wohl<br />

nur vorübergehend entspannt.<br />

Wegen der Versetzung von Beamten <strong>und</strong> der recht hohen Mobilität der Angestellten<br />

gab es, so der zitierte Lehrer, „starke Fluktuation der Bevölkerung“ 305 .<br />

Entsprechend äußerte sich Pfarrer Friedrich: „Die Gemeinde trägt in ihrem<br />

Schoße nur wenige seßhafte, bodenständige Elemente; sie besteht zumeist<br />

aus fluktuierender Bevölkerung, aus Beamten, Bediensteten, Angestellten,<br />

die oft in raschem Wechsel kommen <strong>und</strong> gehen.“ 306<br />

Es waren aber gerade diese Beamten <strong>und</strong> Angestellten, die immer wieder den<br />

Bedarf nach einer höheren Schule anmeldeten. 1892 bat das Lichtenfelser<br />

<strong>Bezirk</strong>sgremium für Handel <strong>und</strong> Gewerbe um die Errichtung einer Realschule,<br />

weil „durch Errichtung einer <strong>Eisenbahn</strong>-Reparaturwerkstätte in Lichtenfels<br />

<strong>und</strong> durch den Betrieb der <strong>Eisenbahn</strong>strecke Lichtenfels–Probstzella viele<br />

Beamte <strong>und</strong> Bedienstete mit Familien nach Lichtenfels versetzt wurden.<br />

Diese Beamten <strong>und</strong> Bediensteten haben den lebhaftesten Wunsch, ihre Kinder<br />

in Lichtenfels unterrichten lassen zu können; sie fühlen sich sehr unzufrieden,<br />

daß sie ihre Kinder in dem Alter, wo sie noch der elterlichen Pflege<br />

<strong>und</strong> Aufsicht bedürfen, mit großen Kosten nach Städten geben müssen, wo<br />

64


Mittelschulen vorhanden sind.“ 307 Erst 1907 gelang es einem drei Jahre zuvor<br />

gegründeten Verein, eine vierklassige „Privatrealschule mit Latein“ einzurichten,<br />

aus der das heutige Meranier-Gymnasium hervorgegangen ist 308 .<br />

Mehrfach war es wegen des Bevölkerungszuwachses notwendig, neue Baugebiete<br />

zu erschließen, <strong>und</strong> dies häufte sich bezeichnenderweise ab 1885 309 ,<br />

als die Nachfrage nach Wohnraum seitens der Bahnbediensteten schlagartig<br />

stieg. An der Coburger Straße, zwischen Main <strong>und</strong> äußerem Mühlbach, entstanden<br />

ab 1885 Wohnhäuser, ab 1886 an der „Schanz“, der Langheimer<br />

Straße. Eine rege Bautätigkeit setzte in den 80er Jahren auch längs der Bamberger<br />

Straße, jenseits der Leuchse, ein; Lichtenfels <strong>und</strong> Seubelsdorf wuchsen<br />

zusammen.<br />

Die Schulhäuser wurden in den 80er Jahren ebenfalls endgültig zu eng, so<br />

dass man 1887/88 ein neues Volksschulgebäude an der Kronacher Straße errichtete<br />

310 . Wenn es zunächst auch erst zweistöckig war – der dritte Stock kam<br />

1903/04 hinzu –, so dürfte es im damaligen <strong>Oberfranken</strong> wohl kaum eine<br />

<strong>Kleinstadt</strong> mit vergleichbarem Schulgebäude gegeben haben.<br />

Unter den <strong>Eisenbahn</strong>ern waren viele Protestanten, <strong>und</strong> so wuchs die evangelische<br />

Gemeinde. 73 Mitglieder hatte sie im Jahr 1840, 109 im Jahr 1850, 260 im<br />

Jahr 1860. Einen Schub brachte die Einrichtung der Bahnbehörden <strong>und</strong> -werkstätten<br />

1885 bzw. 1890. Hatte es 1880 noch 396 Protestanten in Lichtenfels gegeben,<br />

so waren es 1890 schon 655 <strong>und</strong> 1891 sogar 770 311 . Das Bedürfnis nach<br />

Mainbrücke der Werrabahn zwischen Lichtenfels <strong>und</strong> Schney, im Hintergr<strong>und</strong><br />

Lichtenfels mit der neuen evangelischen Kirche (links im Bild).<br />

Postkarte nach 1903<br />

65


einem eigenen Seelsorger wuchs, <strong>und</strong> so kam es ab 1892 zu einer Abspaltung<br />

von Schney, wohin es ja damals noch keine Bahnverbindung gab. Wenig später<br />

wurde ein Pfarrhaus mit Betsaal, 1902/03 bereits eine evangelische Kirche<br />

errichtet 312 .<br />

*<br />

Lichtenfels war eine Beamten-, vor allem aber eine Bahnerstadt <strong>und</strong> dank der<br />

Bahn auch eine Stadt der Industrie <strong>und</strong> des Handels. Doch mit den baulichen<br />

Zeugnissen dieser Geschichte 313 ist in den Nachkriegsjahrzehnten, noch bis in<br />

die jüngste Vergangenheit, leichtfertig umgegangen worden. Die Großbrauereien<br />

sind aus dem Stadtbild verschw<strong>und</strong>en, einzelne Bahnbauten, das alte<br />

Lagerhaus der BayWa. 1970 war geplant, den Bahnhof abzureißen <strong>und</strong> ihn<br />

durch einen 65 Meter langen <strong>und</strong> nicht einmal 4 Meter hohen Flachdachbau<br />

zu ersetzen 314 . Wer wäre heute nicht froh darüber, dass dieser Plan nicht ausgeführt<br />

wurde? Denn was seinerzeit gebaut wurde, zeigt im Kleinen der 1974<br />

neu gebaute „Bahnhof“ Michelau 315 . Gewiss sahen die Bahn <strong>und</strong> die „große“<br />

Politik 1970 Sachzwänge für Abriss <strong>und</strong> Neubau – so wie immer gerne Sachzwänge<br />

geltend gemacht werden. Es bleibt daher zu wünschen, dass den<br />

wirtschafts- <strong>und</strong> verkehrsgeschichtlichen Denkmälern künftig größere Aufmerksamkeit<br />

zugewandt werde.<br />

66<br />

Bahnhofsplatz Lichtenfels, 1951.


Anmerkungen<br />

111 Für Franken insbesondere Lutz, Kosmas: Der Bau der bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>en<br />

rechts des Rheines, bearbeitet mit Benutzung amtlicher Quellen. München / Leipzig<br />

1883; Marggraff, Hugo: Die Kgl. Bayerischen Staatseisenbahnen in geschichtlicher<br />

<strong>und</strong> statistischer Beziehung. Gedenkschrift zum fünfzigsten Jahrestage der Inbetriebsetzung<br />

der ersten Staatsbahnstrecke Nürnberg–Bamberg am 1. Oktober 1844.<br />

München 1894; Witt, Günther: Die Entstehung des nordostbayerischen <strong>Eisenbahn</strong>netzes.<br />

Politische, wirtschaftliche <strong>und</strong> verkehrsgeographische Motive <strong>und</strong> Probleme.<br />

Diss. Erlangen-Nürnberg 1968; Schäfer, Hans-Peter: Die Anfänge der fränkischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>. Würzburg 1985; ders.: Die Ludwigs-Westbahn. Planung <strong>und</strong> Bau der<br />

zweiten kgl. bayer. Staatsbahn in Franken. In: Frankenland 38 (1986), S. 295–310.<br />

112 Gr<strong>und</strong>legend hierzu Sendner-Rieger, Beatrice: Die Bahnhöfe der Ludwigs-Süd-<br />

Nord-Bahn 1841–1853. Zur Geschichte des bayerischen Staatsbauwesens im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Karlsruhe 1989.<br />

113 Allgemein zu dieser Fragestellung vgl. Endres, Rudolf: Raumerschließung <strong>und</strong> Industrialisierung<br />

in Nordostbayern. In: Hütteroth, Wolf-Dieter (Hrsg.): Frühe <strong>Eisenbahn</strong>bauten<br />

als Pionierleistungen. Neustadt a. d. Aisch 1993, S. 31–51. Für die Stadt<br />

Bamberg vgl. Krings, Wilfried: Die glänzenden Handelsverhältnisse des Mittel-Alters<br />

wieder zu erwecken. 150 Jahre <strong>Eisenbahn</strong>anschluß für Bamberg. In: 130. Bericht<br />

des Historischen Vereins Bamberg (1994), S. 181–237. Zur Bedeutung von Nebenbahnen<br />

vgl. Mollwo, Hans-Joachim: Die Lokalbahnen im Steigerwald <strong>und</strong> in der<br />

Fränkischen Alb. Erlangen 1972.<br />

114 Die einzige ausführliche Studie hierzu aus Bayern: Mages, Emma: <strong>Eisenbahn</strong>bau,<br />

Siedlung, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft in der südlichen Oberpfalz (1850–1920). Kallmünz<br />

1984 (Regensburger Historische Forschungen 10). Einzelne Aspekte sind angesprochen<br />

bei Dietrich, Hans: Gemünden <strong>und</strong> die <strong>Eisenbahn</strong>. Ein Kapitel Stadtgeschichte.<br />

Gemünden a. Main 1997 (Schriftenreihe des Historischen Vereins Gemünden<br />

a. Main, Heft 5), S. 43–61.<br />

115 Historisches Gemeindeverzeichnis. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in<br />

der Zeit von 1840 bis 1952. München 1953 (Beiträge zur Statistik Bayerns 192), S. 151.<br />

116 Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 97.<br />

117 Probefahrten mit von Pferden gezogenen Wagen hatten bereits am 10. <strong>und</strong> 11. November<br />

1845 stattgef<strong>und</strong>en. Vgl. Zenk, Alfons: Der <strong>Eisenbahn</strong>bau in der Gemeinde<br />

Ebensfeld 1841–1846. Lichtenfels 1991 (Fränkische Heimat am Obermain 28), S. 33.<br />

118 Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 89.<br />

119 Zenk (wie Anm. 7), S. 33.<br />

110 Über ihn vgl. Dippold, Günter: Die Revolution auf dem Lande – das Beispiel des<br />

Landgerichts Lichtenfels. In: ders. / Wirz, Ulrich (Hrsg.): Die Revolution von 1848/49<br />

in Franken. Bayreuth 21999 (Schriften zur Heimatpflege in <strong>Oberfranken</strong> I, 2), S. 193–<br />

247, hier S. 214 Anm. 112.<br />

111 Zenk (wie Anm. 7), S. 34.<br />

112 Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VI b, Nr. 4659/III; ferner Marggraff (wie Anm. 1), S. 1–4;<br />

auch Weigelt, Horst: Bayerische <strong>Eisenbahn</strong>en. Vom Saumpfad zum Intercity. Stuttgart<br />

1982, S. 127 f.; Götz, Michael / Kuchinke, Stephan: 150 Jahre Nürnberg–Bamberg.<br />

Das erste Teilstück der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn. 1844–1994. Offizielle Festschrift<br />

zu den Jubiläumsveranstaltungen im Mai 1995. Bamberg 1995.<br />

113 Meyer, Heinrich: Was der Obere Tor-Turm in Lichtenfels zu erzählen weiß. In: Heimat-Blätter.<br />

Land am Obermain in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart 1955, Nr. 1.<br />

67


114 Über ihn vgl. Dippold, Revolution (wie Anm. 10), S. 212 f.<br />

115 Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 197 f.<br />

116 Marggraff (wie Anm. 1), S. 33 f.<br />

117 Lichtenfelser Tagblatt vom 14.3.1896.<br />

118 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

119 Schäfer, Hans-Peter: Über die Durchgangsstation zum <strong>Eisenbahn</strong>knoten Lichtenfels.<br />

In: Dippold, Günter / Urban, Josef (Hrsg.): Im oberen Maintal, auf dem Jura, an<br />

Rodach <strong>und</strong> Itz. Landschaft, Geschichte, Kultur. Lichtenfels 1990, S. 197–224.<br />

120 Stadtarchiv Lichtenfels, A 2115, Schreiben vom 21.2.1836.<br />

121 Ebd., Schreiben vom 25.3.1836.<br />

122 Götschmann, Dirk: Bayern macht dem Fortschritt Dampf. Vor 150 Jahren nahm die<br />

erste bayerische Staatsbahn ihren Betrieb auf. In: Unser Bayern. Heimatbeilage der<br />

Bayerischen Staatszeitung 43 (1994), S. 60 f.<br />

123 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 4084, Schreiben vom 30.3.1841;<br />

Konzept in Stadtarchiv Lichtenfels, A 2115.<br />

124 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 4084, Prot. vom 23.2.1841.<br />

125 Zur Ernennung vgl. Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VI b, Nr. 4659/I, Schreiben vom<br />

4.7.1841. Über Balbier vgl. Lutz (wie Anm. 1), S. 231 f.<br />

126 Stadtarchiv Lichtenfels, A 535. Die Braut, Josepha von Kleinmayr, war 1823 als Tochter<br />

eines Gymnasiallehrers in Kronach geboren.<br />

127 Neumüller, Alfred: 110 Jahre Bahnhof Lichtenfels. In: Lichtenfelser Tagblatt vom<br />

14.2.1956, S. 3 f., 6, hier S. 3.<br />

128 Meyer, Heinrich: 110 Jahre Maintaleisenbahn. In: Aus Lichtenfels Stadt <strong>und</strong> Land.<br />

Oberfränkischer Heimatkalender 1956, S. 34–43, hier S. 41.<br />

129 Vgl. etwa Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 129: „Die Transportfahrten auf der<br />

Bahnstrecke von hier nach Lichtenfels gehen ununterbrochen fort; zweimal täglich<br />

geht ein Zug dahin <strong>und</strong> befördert eine Materiallast von dreitausend Zentnern.“<br />

130 Goller, Jürgen / Alteneder, Wolfram: <strong>Eisenbahn</strong>knotenpunkt Neuenmarkt-Wirsberg.<br />

Schiefe Ebene, Anschlussbahnen, Bahnbetriebswerk. Neuenmarkt 1982; Fraas, Roland:<br />

140 Jahre „Schiefe Ebene“ zwischen Neuenmarkt <strong>und</strong> Marktschorgast. Bayreuth<br />

1988 (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks<br />

<strong>Oberfranken</strong> 148); Lüdecke, Steffen: Die Schiefe Ebene. Eine legendäre <strong>Eisenbahn</strong>strecke.<br />

Freiburg i. Br. 1993; K<strong>und</strong>mann, Hans / Asmus, Carl: <strong>Eisenbahn</strong>en in Hof.<br />

Schiefe Ebene – Hof – Plauen. Fürstenfeldbruck 21998. 131 Meyer, Heinrich: Trabanten der Kreisstadt Lichtenfels. Oberwallenstadt – Krappenroth.<br />

Lichtenfels 1968, S. 35 f.; zum Einschnitt auch Lutz (wie Anm. 1), S. 92<br />

132 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1170, Prot. vom 7.9.1845.<br />

133 Ebd., Schreiben vom 26.9.1845.<br />

134 Perzel, Herbert: 800 Jahre Michelau in <strong>Oberfranken</strong>. Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

einer fränkischen Gemeinde. Michelau 1994 (Schriften des Deutschen Korbmuseums<br />

Michelau 3), S. 274 f.<br />

135 Lichtenfelser Wochenblatt vom 1.9.1857.<br />

136 Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VI b, Nr. 4676, fol. 1r.<br />

137 Zur Werrabahn allgemein Lins, Wilhelm: Die thüringischen <strong>Eisenbahn</strong>-Verhältnisse<br />

in ihrer geschichtlichen Entwicklung <strong>und</strong> gegenwärtigen Lage dargestellt. Jena 1910<br />

(Abhandlungen des staatswissenschaftlichen Seminars zu Jena 8, 1); Bachmann,<br />

Harald: Entstehung <strong>und</strong> Bedeutung der Werra-Bahn. In: Frankenland 38 (1986),<br />

S. 264–270; Bergmann, Gerd / Mayer, Otto: Die <strong>Eisenbahn</strong> im Wartburgland. Eisenach<br />

1987 (Eisenacher Schriften zur Heimatk<strong>und</strong>e 35), S. 12–22 u. ö.; Appeltshau-<br />

68


ser, Rupert (Hrsg.): Zug um Zug. Die Werrabahn als Leitthema einer regionalgeschichtlichen<br />

Projektarbeit für die 10. Klasse. Coburg 1988 (die untere anlage 13);<br />

Bleiweis, Wolfgang / Goldschmidt, Stefan / Schmitt, Bernd: <strong>Eisenbahn</strong> im Coburger<br />

Land. Coburg 1996, S. 10–16; Fromm, Günter: Thüringer <strong>Eisenbahn</strong>streckenlexikon<br />

1846–1992. Die Königliche <strong>Eisenbahn</strong>-Direktion <strong>und</strong> die Reichsbahndirektion Erfurt<br />

1882–1892 & <strong>Eisenbahn</strong>en in Thüringen – Daten <strong>und</strong> Fakten 1846–1992. Bad Langensalza<br />

1996, S. 7, 16, 18, 43, 106; Bergmann, Gerd: Eisenacher <strong>Eisenbahn</strong>geschichte.<br />

150 Jahre <strong>Eisenbahn</strong> in Eisenach. Eisenach 1997, S. 41–44, 52–54.<br />

138 Lutz (wie Anm. 1), S. 276; über Stokar vgl. auch Genealogisches Handbuch des in<br />

Bayern immatrikulierten Adels. Bd. 1. Schellenberg 1950, S. 911.<br />

139 Lutz (wie Anm. 1), S. 106. – Bis heute hat sich der m<strong>und</strong>artliche Name für die Brücke<br />

– „Maabüeng“ (Mainbögen) – gehalten, obwohl nur die äußeren Bögen die Sprengung<br />

von 1945 überstanden haben.<br />

140 Bote vom Ober-Main 1857, S. 357, auch 171.<br />

141 Lichtenfelser Tagblatt vom 22.1.1959, S. 3; Werner, Andreas: Schney. Zeit- <strong>und</strong> Kulturgeschichte.<br />

Lichtenfels 21978, S. 165 f.<br />

142 Lins (wie Anm. 37), S. 68 f., 71–79.<br />

143 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 6787, Schreiben vom 9.8.1861 <strong>und</strong><br />

19.3.1862 sowie Prot. vom 14.5.1861.<br />

144 Lediglich der Inspektor Handschumacher wurde nach Meiningen versetzt. Lichtenfelser<br />

Tagblatt vom 7.1.1891.<br />

145 Zur frühen Geschichte dieses Bahnhofs vgl. Ebitsch, Josef: Die Geschichte der<br />

Bahnstation Hochstadt-Marktzeuln. In: Heimat-Blätter. Land am Obermain in Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Gegenwart 1971, Nr. 1.<br />

146 Zur Vorgeschichte vgl. Held, Paul: Als man unsere Bahnlinien plante. In: Heimatkalender<br />

für Fichtelgebirge <strong>und</strong> den Frankenwald 1967, S. 53 ff.; Fehn, Georg: Chronik<br />

von Kronach. Bd. 5. Kronach 1971, S. 365–368; Ziegler, Dieter: <strong>Eisenbahn</strong>en <strong>und</strong><br />

Staat im Zeitalter der Industrialisierung. Die <strong>Eisenbahn</strong>politik der deutschen Staaten<br />

im Vergleich. Stuttgart 1996 (Vierteljahrsschrift für Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftsgeschichte,<br />

Beiheft 127), S. 324.<br />

147 Jahres-Bericht der Kreis-Gewerbs- <strong>und</strong> Handels-Kammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1861.<br />

Bayreuth 1862, S. 7 f.<br />

148 Zu den Stockheimer Bergwerken vgl. Ullrich, Otmar: Das Steinkohlenbergwerk Stockheim.<br />

Kronach 1980 (Heimatk<strong>und</strong>liches Jahrbuch des Landkreises Kronach 8); Heinlein,<br />

Otto: Steinkohlenbergbau um Stockheim 1756–1968. Stockheim 1989; Fleischmann,<br />

Gerd: Steinkohlenbergbau. Stockheim, Neuhaus, Reitsch. Stockheim 1990.<br />

149 Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VIb, Nr. 4659/V, Schreiben vom 18.3.1854.<br />

150 Jahres-Bericht der Kreis-Gewerbs- <strong>und</strong> Handels-Kammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1862.<br />

Bayreuth 1863, S. 6; Fehn (wie Anm. 46), S. 368–373.<br />

151 K<strong>und</strong>mann, Hans: Die <strong>Eisenbahn</strong>en im Frankenwald. In: Heimatkalender für Fichtelgebirge<br />

<strong>und</strong> Frankenwald 33 (1980), S. 48–67; 100 Jahre Frankenwaldbahn. Kronach<br />

1985 (Heimatk<strong>und</strong>liches Jahrbuch des Landkreises Kronach 14); Treuner,<br />

Ulrich: 100 Jahre durchgehende Bahnverbindung über den Franken- <strong>und</strong> Thüringerwald<br />

1885–1985. In: Heimatk<strong>und</strong>liches Jahrbuch des Landkreises Kronach 15<br />

(1985), S. 7–14; 100 Jahre <strong>Eisenbahn</strong> in Ludwigsstadt 1885–1985. Ludwigsstadt<br />

1985; Fleischmann, Gerd: Lokomotiven dampften erstmals vor 110 Jahren über den<br />

Rennsteig. In: Heimatkalender für Franken <strong>und</strong> Thüringen 1995. Coburg 1994,<br />

S. 56–60; Knappe, Manfred: Die Frankenwaldbahn. Fürstenfeldbruck 1995; Rockelmann,<br />

Ulrich / Neumann, Thomas: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steil-<br />

69


ampe über den Frankenwald. Freiburg i. Br. 1997; Meissner, Frank von: Frankenwald-Schub.<br />

Die Rampe Stockheim–Probstzella. In: <strong>Eisenbahn</strong>-Journal 1997, Heft<br />

10, S. 20–25.<br />

152 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1885/86. Beilagen-Bd. 9. München o. J., S. 240.<br />

153 Zu den Auseinandersetzungen vgl. Stadtarchiv Lichtenfels, A 2119.<br />

154 Lichtenfelser Tagblatt vom 24.2., 29.3.1886.<br />

155 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.2., 11.2., 12.2., 17.3.1886. Die Bamberger Petitionen an<br />

den Landtag: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages<br />

im Jahre 1885/86. Beilagen-Bd. 9. München o. J., S. 239–241.<br />

156 Das Bayerische Vaterland vom 26.11.1885.<br />

157 Über ihn vgl. Die Ehrenbürger von Coburg <strong>und</strong> seiner Umgebung. Coburg 1992,<br />

S. 70 f.; Kürschner, Joseph: Der bayerische Landtag 1893–1899. München 1893,<br />

S. 103.<br />

158 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1885/86. Stenographische Berichte. Bd. 5. München o. J., S. 601–604; Verhandlungen<br />

der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre 1889/90.<br />

Stenographische Berichte. Bd. 6. München o. J., S. 130 f.<br />

159 Lichtenfelser Tagblatt (Extrablatt) vom 22.4.1890.<br />

160 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1889/90. Stenographische Berichte. Bd. 4. München o. J., S. 12 <strong>und</strong> 127.<br />

161 Lichtenfelser Tagblatt vom 27.2. <strong>und</strong> 12.8.1891.<br />

162 Pfarrarchiv Schney, Nr. 16 (Allgemeine Pfarrbeschreibung 1914), S. 121.<br />

163 Zu Bemühungen der anliegenden Orte in den 20er Jahren vgl. Stadtarchiv Lichtenfels,<br />

A 2119.<br />

164 Stadtarchiv Lichtenfels, A 2119, Schreiben vom 27.3.1876; auch Nürnberger Presse<br />

vom 16.12.1877.<br />

165 Zintl, Robert: Das Thurnauer Bockela. Geschichte der Lokalbahn Bayreuth–Thurnau–Kulmbach.<br />

Kulmbach 1986, S. 6–8.<br />

166 Streit (wie Anm. 105), S. 6.<br />

167 Lichtenfelser Tagblatt vom 25.9.1891.<br />

168 Lichtenfelser Tagblatt vom 21.1.1908.<br />

169 Lichtenfelser Tagblatt vom 27.10.1908, 14.2.1910, 25.5.1910.<br />

170 Lichtenfelser Tagblatt vom 6.12.1919.<br />

171 Genaue Bestandsaufnahme: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 26474.<br />

172 Meyer, 110 Jahre (wie Anm. 28), S. 39.<br />

173 Lichtenfelser Tagblatt vom 10.1.1907.<br />

174 Zit. nach Schäfer, Durchgangsstation (wie Anm. 19), S. 209.<br />

175 Kraus, Andreas (Hrsg.): Signate König Ludwigs I. Bd. 5. München 1993, S. 374 Nr. 462.<br />

176 Meyer, 110 Jahre (wie Anm. 28), S. 39.<br />

177 Schäfer, Durchgangsstation (wie Anm. 19), S. 210.<br />

178 Vom Mühlen- oder Coburger Tor. In: Heimat-Blätter vom Maintal <strong>und</strong> Jura 1951, Nr. 1.<br />

179 Zum Folgenden Sendner-Rieger (wie Anm. 2), S. 240–243.<br />

180 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 6787, Schreiben vom 22.12.1844.<br />

181 Ebd., Schreiben vom 12.11.1845.<br />

182 Pläne bei Sendner-Rieger (wie Anm. 2), S. 242 Abb. 169; ergänzend Bayerisches<br />

Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 6787, Kostenvoranschlag vom 13.8.1847.<br />

183 Bis 1876 gebräuchlich. Marggraff (wie Anm. 1), S. 117.<br />

184 Vgl. die Pläne von 1886 bis 1888 in der Planei der DB Netz AG Nürnberg.<br />

70


185 Erste Baumaßnahmen setzten 1858 ein. Vgl. Lichtenfelser Wochenblatt 1858, S. 147 f.<br />

186 Neumüller (wie Anm. 27), S. 4.<br />

187 Sendner-Rieger (wie Anm. 2), S. 243. Über Graff vgl. Lutz (wie Anm. 1), S. 243.<br />

188 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.12.1898.<br />

189 Lichtenfelser Tagblatt vom 27.1.1970, S. 3; zu den Räumlichkeiten auch Neumüller<br />

(wie Anm. 27), S. 6.<br />

190 Neumüller (wie Anm. 27), S. 4, 6.<br />

191 Lichtenfelser Tagblatt vom 3.10.1891.<br />

192 Neumüller (wie Anm. 27), S. 4.<br />

193 Ebd., S. 4.<br />

194 Staatsarchiv Bamberg, K 224, Nr. 137a/II, S. 799–809.<br />

195 Lichtenfelser Tagblatt vom 30.7. <strong>und</strong> 4.9.1902.<br />

196 Lichtenfelser Tagblatt vom 6.10.1904.<br />

197 Lichtenfelser Tagblatt vom 24. <strong>und</strong> 28.9.1903.<br />

198 Lichtenfelser Tagblatt vom 27.2., 8.3., 14.3., 24.3., 16.4., 21.7., 11.8., 28.9.1934;<br />

16.1., 27.3., 30.4., 26.10., 7.12.1935; 13.5., 20.7., 8.8., 23.12.1936.<br />

199 Lichtenfelser Tagblatt vom 5.11.1966.<br />

100 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MA 8801.<br />

101 Lichtenfelser Tagblatt vom 24.5.1890.<br />

102 Bleiweis / Goldschmidt / Schmitt (wie Anm. 37), S. 17 f.<br />

103 Vgl. etwa den Sommerfahrplan 1891 der Werrabahn: Lichtenfelser Tagblatt vom<br />

21.5.1891.<br />

104 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.6.1898.<br />

105 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1900. Bayreuth<br />

1901, S. 33. Bereits früher hatte eine Schnellzugverbindung Lichtenfels – Eger<br />

bestanden. Vgl. Lichtenfelser Tagblatt vom 10.5.1898. Ausführlich zur Entstehung<br />

einer Zugverbindung zwischen Westdeutschland <strong>und</strong> Eger vgl. Streit, Fr.: Köln –<br />

<strong>Oberfranken</strong> – Karlsbad. Die Geschichte einer internationalen <strong>Eisenbahn</strong>verbindung.<br />

Ein Beitrag zur nordbayerischen Verkehrsgeschichte. Bayreuth 1930.<br />

106 Reichs-Kursbuch. Übersicht der <strong>Eisenbahn</strong>-, Post- <strong>und</strong> Dampfschiff-Verbindungen in<br />

Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweiz […]. Berlin 1914, 2. Abt., S. 244 f., 248–<br />

251; 3. Abt., S. 150–153.<br />

107 Lichtenfelser Tagblatt vom 27.1.1970, S. 3; auch Bleiweis / Goldschmidt / Schmitt<br />

(wie Anm. 37), S. 17.<br />

108 Lichtenfelser Tagblatt vom 1.7.1904.<br />

109 Lichtenfelser Tagblatt vom 30.7.1906.<br />

110 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1885/86. Beilagen-Bd. 9. München o. J., S. 243.<br />

111 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für die Jahre 1877<br />

bis 1879. Bayreuth 1880, S. 45.<br />

112 Jahresbericht der Handelskammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1910. Bayreuth<br />

1911, S. 184b.<br />

113 Zit. nach Klein, Diethard H. (Hrsg.): Frankenfahrt mit Kutsche <strong>und</strong> Dampfbahn. Reisebilder<br />

<strong>und</strong> Schilderungen aus Ober-, Mittel- <strong>und</strong> Unterfranken vom elften bis<br />

frühen zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>ert. Bayreuth 1992, S. 102.<br />

114 Über ihn Mühlhäußer, Kurt: Zur Erinnerung an August Trinius. In: Heimatkalender für<br />

Fichtelgebirge <strong>und</strong> Frankenwald 1985.<br />

115 Trinius, August: Im Banne der Plassenburg. Streifzüge im Frankenlande. Leipzig<br />

1917, S. 201.<br />

71


116 Lichtenfelser Tagblatt vom 21.8.1926.<br />

117 Lichtenfelser Tagblatt vom 24.4.1911.<br />

118 Lichtenfelser Tagblatt vom 23.7.1935, 19.5., 8.8. <strong>und</strong> 23.12.1936.<br />

119 Perzel (wie Anm. 34), S. 125.<br />

120 Lichtenfelser Tagblatt vom 3.8.1894; Werner (wie Anm. 41), S. 166.<br />

121 Pfarrarchiv Schney, Nr. 16 (Allgemeine Pfarrbeschreibung 1914), S. 121.<br />

122 Staatsarchiv Coburg, Min D 3745, fol. 16v–17r.<br />

123 Zur Geschichte des Bahnhofs Grub vgl. Dippold, Günter: Das Industriedorf zwischen<br />

Docke <strong>und</strong> Kiefer. Ein historischer Überblick. In: Zwischen Docke <strong>und</strong> Kiefer. Historische<br />

Aufnahmen aus Grub am Forst <strong>und</strong> seinen Ortsteilen. Grub a. Forst 1995,<br />

S. 5–18, hier S. 14–16.<br />

124 Benecke, Fred: Die Korbflechtindustrie <strong>Oberfranken</strong>s. Leipzig 1921 (Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Verwaltungsstudien mit besonderer Berücksichtigung Bayerns 57), S. 70.<br />

125 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1891.<br />

Bayreuth o. J., S. 105.<br />

126 Heine, Hans: Die Korbwarenindustrie in <strong>Oberfranken</strong>. In: Annalen des Deutschen<br />

Reiches für Gesetzgebung, Verwaltung <strong>und</strong> Volkswirtschaft 43 (1910), S. 224–235,<br />

271–313, hier S. 278.<br />

127 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.6.1922.<br />

128 Lichtenfelser Tagblatt vom 7.1.1956, S. 5.<br />

129 Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 177.<br />

130 Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1846, S. 184.<br />

131 Beispiele bei Weigelt (wie Anm. 12), S. 98 f., 129 f.<br />

132 Beispiele bei Gall, Lothar: <strong>Eisenbahn</strong> in Deutschland. Von den Anfängen bis zum<br />

Ersten Weltkrieg. In: ders. / Pohl, Manfred (Hrsg.): Die <strong>Eisenbahn</strong> in Deutschland.<br />

Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 1999, S. 13–70, hier S. 28.<br />

133 Lichtenfelser Tagblatt vom 9.5., 10.5., 12.11.1898.<br />

134 Führer durch das obere Maintal mit Kulmbach beginnend, durch Bamberg mit Bamberger<br />

Land, Regnitztal, Aischgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Steigerwald sowie durch Coburg mit Coburger<br />

Land. Bayreuth 1939, S. 45.<br />

135 Meyer, Heinrich: Lichtenfelser Verkehrs- <strong>und</strong> Verschönerungsverein seit h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren im Dienste der Heimat. In: Lichtenfelser Tagblatt vom 16.2.1966.<br />

136 Lichtenfelser Wochenblatt vom 11.10.1860.<br />

137 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.9.1871.<br />

138 Götz, Peter / Lang, Günther: Chronik der Kreissparkasse Lichtenfels 1840–1975.<br />

Lichtenfels 1975, S. 38.<br />

139 Ebd., S. 44.<br />

140 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.6.1898.<br />

141 Lutz (wie Anm. 1), S. 300, 307 f., 310, 325, 332, 347, 349; auch Zenk (wie Anm. 7),<br />

S. 21, 23, 26; Neumüller (wie Anm. 27), S. 3. Über Gick <strong>und</strong> Mann vgl. Perzel (wie<br />

Anm. 34), S. 193, 235 f.<br />

142 Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VIb, Nr. 4659/II, Schreiben vom 6.10.1842.<br />

143 Ebd., Schreiben vom 2.11.1842. Zu den Bauarbeitern allgemein Klinksiek, Dorothee:<br />

Die <strong>Eisenbahn</strong>arbeiter in der Frühzeit des <strong>Eisenbahn</strong>baus in Bayern. In: Zug der Zeit<br />

– Zeit der Züge. Deutsche <strong>Eisenbahn</strong> 1835–1985. Berlin 1985, Bd. 1, S. 249–257.<br />

144 Landeskirchliches Archiv Nürnberg, Herzogl.-S. Staatsministerium, Nr. 139, fol. 75v.<br />

145 Dippold, Günter: Korbmacherei <strong>und</strong> Korbhandel am Obermain 1770–1850. In: Vom<br />

Main zum Jura, Heft 1 (1985), S. 23–77, hier S. 38; ein weiterer Beleg in Stadtarchiv<br />

Lichtenfels, A 579.<br />

72


146 Stadtarchiv Lichtenfels, A 561.<br />

147 Stadtarchiv Lichtenfels, A 608.<br />

148 Stadtarchiv Lichtenfels, A 596.<br />

149 Stadtarchiv Lichtenfels, A 581.<br />

150 Stadtarchiv Lichtenfels, A 684.<br />

151 Winkler, Richard: „Wie der Lehrer, so die Schüler!“ Das Volksschulwesen im Gebiet der<br />

Distriktschulinspektionen Lichtenfels, Staffelstein, Seßlach <strong>und</strong> Michelau im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

In: Dippold / Urban (wie Anm. 19), S. 389–420, hier S. 393–396, 415–420.<br />

152 Meyer, Heinrich: Die ersten <strong>Eisenbahn</strong>er in Lichtenfels. In: Aus Lichtenfels Stadt <strong>und</strong><br />

Land. Fränkischer Heimatkalender 1961, S. 40.<br />

153 Lutz (wie Anm. 1), S. 303, 305, 317, 322, 334, 338, 347, 349.<br />

154 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1208, Liste vom 18.2.1859.<br />

155 Lichtenfelser Tagblatt vom 22.9.1891.<br />

156 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1889/90. Beilagen-Bd. 8. München o. J., S. 594.<br />

157 Adreß- <strong>und</strong> Geschäfts-Handbuch für die Stadt Lichtenfels mit Burgberg. München 1914.<br />

158 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1889/90. Beilagen-Bd. 8. München o. J., S. 594 f.<br />

159 Zum Bau vgl. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 26485.<br />

160 Lichtenfelser Tagblatt vom 29.9.1891.<br />

161 Lichtenfelser Tagblatt vom 18.8.1890: „Der Bau der vom letzten Landtage genehmigten<br />

zwei großen Wohngebäude für die Bahnbediensteten bei dem im nächsten Jahre<br />

in Betrieb kommenden hies. Centralbahnhof ist bereits in Angriff genommen. Ausweislich<br />

der Pläne werden die beiden vierstöckigen Gebäude, je 35 Meter lang <strong>und</strong><br />

mit vorspringenden Flügel- <strong>und</strong> Mittelbauten, eine sehr gefällige <strong>und</strong> stattliche Facade<br />

erhalten, <strong>und</strong> wird dem die praktische innere Einrichtung auf je 8 großen dreizimmerigen<br />

<strong>und</strong> 24 kleineren zweizimmerigen Wohnungen, entsprechen; Treppenanlage,<br />

durchgehends in Granit, <strong>und</strong> ein Lichthof lassen die Anlage ebenso bequem<br />

als sicher erscheinen. Auf dem schön gelegenen Platze – Mitte Lichtenfels–Seubelsdorf<br />

an der Staatsstraße – werden nach ihrer Vollendung die beiden Häuserriesen<br />

(die Dachstuhlerrichtung soll bis 1. Dezember vollzogen sein) eine Zierde für das<br />

herrliche Mainthal bilden.“<br />

162 Lichtenfelser Tagblatt vom 5.10.1894.<br />

163 Über ihn vgl. Kerling, Richard: Andreas Dück. Heimatschriftsteller der Weismain-<br />

Landschaft. In: Dippold, Günter (Hrsg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen<br />

Jura. Bd. 2. Weismain 1996, S. 449–458.<br />

164 Dück, Andreas: Chikago in Lichtenfels. Eine Begegnung. In: Der Mainbote 1936,<br />

S. 31 f., hier S. 32; nochmals in: 50 Jahre Buchhändler in Lichtenfels. Hermann<br />

Oskar Schulze zum 80. Geburtstag dargebracht von seinen Fre<strong>und</strong>en. O. O. 1946,<br />

S. 83–86, hier S. 85.<br />

165 25 Jahre Revisionsverband der Baugenossenschaften des Bayerischen Verkehrspersonals<br />

1902–1927. München 1927, S. 52 (hieraus auch das folgende Zitat). Eine erste<br />

<strong>Eisenbahn</strong>er-Baugenossenschaft war 1910 gegründet worden. Vgl. Lichtenfelser Tagblatt<br />

vom 6. <strong>und</strong> 21.5.1910. Die Lichtenfelser Postbediensteten riefen 1926 eine eigene<br />

„Heimstättengenossenschaft des Post- <strong>und</strong> Telegraphenpersonals“ ins Leben.<br />

25 Jahre Revisionsverband (wie oben), S. 20. – Zur Geschichte solcher Genossenschaften<br />

vgl. Franzke, Jürgen / Murko, Matthias: „Die ,Kolonie‘ des war unsere Welt“.<br />

Die <strong>Eisenbahn</strong>erbaugenossenschaften in Bayern <strong>und</strong> die Geschichte der „Wohnkolonie<br />

Nürnberg-Rangierbahnhof“. In: Zug der Zeit (wie Anm. 143), S. 286–303.<br />

73


166 Stadtarchiv Lichtenfels, Beschlussbuch des Stadtrats, Prot. vom 9.10.1922 <strong>und</strong><br />

4.4.1927.<br />

167 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

168 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

169 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

170 Siehe unten.<br />

171 Lichtenfelser Tagblatt vom 25.10.1884.<br />

172 Lichtenfelser Tagblatt vom 13.6.1898.<br />

173 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1486.<br />

174 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1488.<br />

175 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 385.<br />

176 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1488.<br />

177 Lichtenfelser Tagblatt vom 1.9. <strong>und</strong> 4.11.1898.<br />

178 Gall (wie Anm. 132), S. 34 f.<br />

179 Meyer, Heinrich: Vor 70 Jahren wurden die „Neubäu“ errichtet. In: Lichtenfelser Tagblatt<br />

vom 9.6.1960.<br />

180 Lichtenfelser Tagblatt vom 7.1. <strong>und</strong> 8.10.1875. – Ab 1888 trug das Königreich Bayern<br />

für die Altersversorgung der ständigen Arbeiter Sorge. Vgl. Klinksiek, Dorothee: 150<br />

Jahre <strong>Eisenbahn</strong>er in Deutschland. Die <strong>Eisenbahn</strong>bediensteten im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

In: Zug der Zeit (wie Anm. 143), S. 259–271, hier S. 266.<br />

181 Lichtenfelser Tagblatt vom 21.9.1898. – Er wird noch 1933 erwähnt. Staatsarchiv<br />

Bamberg, K 14, Nr. 1488.<br />

182 Lichtenfelser Tagblatt vom 5.1.1893, auch 23.11.1896, 21.12.1894, 8.3.1898, 6.6.<br />

1898, 27.1.1903.<br />

183 Festschrift zu den Mitgliederversammlungen des Bayerischen Verkehrsbeamten-<br />

Vereins am 19. <strong>und</strong> 20. April 1913 in Bamberg. Bamberg 1913; Winkler, Karl: Die Gewerkschaftsbewegung<br />

im deutschen <strong>Eisenbahn</strong>personal. In: Archiv für <strong>Eisenbahn</strong>wesen<br />

49 (1926), S. 139–156, 415–466, 649–680, 863–888, 1102–1139, hier<br />

S. 654–656. Zur sozialen Zugehörigkeit der Mitglieder schreibt Winkler, der Verkehrsbeamtenverein<br />

umfasse „nur mittlere Beamte <strong>und</strong> auch von diesen […] nur die<br />

gehobeneren Klassen, praktisch die Inspektoren“.<br />

184 Lichtenfelser Tagblatt vom 11.6.1912 <strong>und</strong> 18.11.1913.<br />

185 Lichtenfelser Tagblatt vom 14.3.1910.<br />

186 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

187 Lichtenfelser Tagblatt vom 7.1.1921. Allgemein Dauer, Geschichte (wie Anm. 188),<br />

S. 90–98.<br />

188 Dauer, Franz Xaver: Fünfzehn Jahre Bayerischer <strong>Eisenbahn</strong>erverband. Geschichte<br />

der Entstehung, Entwicklung <strong>und</strong> sozialen Tätigkeit des Bayerischen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>erverbandes e. V. München 1912; Winkler (wie Anm. 183), S. 151–156;<br />

Dauer, Franz Xaver: Geschichte des Bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>er-Verbandes 1896–<br />

1926. München 1927; Denk, Hans Dieter: Die christliche Arbeiterbewegung in<br />

Bayern bis zum Ersten Weltkrieg. Mainz 1980 (Veröffentlichungen der Kommission<br />

für Zeitgeschichte B 29), bes. S. 339–355; zur Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg<br />

vgl. Krenn, Dorit-Maria: Die christliche Arbeiterbewegung in Bayern vom<br />

Ersten Weltkrieg bis 1933. Mainz 1991 (Veröffentlichungen der Kommission für<br />

Zeitgeschichte B 57), S. 525 mit Anm. 3. Weitere Literatur bei Kučera, Wolfgang /<br />

Tietmann, Lutz: Geschichte der Gewerkschaften in Bayern. Eine Bibliographie.<br />

Augsburg 1995 (Materialien zur Bayerischen Geschichte <strong>und</strong> Kultur 2), S. 127–<br />

129.<br />

74


189 Über ihn Haunfelder, Bernd: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei<br />

1871–1933. Biografisches Handbuch <strong>und</strong> historische Fotografien. Düsseldorf 1999<br />

(Fotodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus <strong>und</strong> der politischen Parteien<br />

4), S. 303.<br />

190 Lichtenfelser Tagblatt vom 6.4.1906.<br />

191 Lichtenfelser Tagblatt vom 11.6.1912; Bunte Blätter 1913, Nr. 46 (Beilage zum Lichtenfelser<br />

Tagblatt vom 21.11.1913).<br />

192 Dauer, Geschichte (wie Anm. 188), S. 279.<br />

193 Zit. nach Denk (wie Anm. 188), S. 342.<br />

194 „Unter der robusten Natur des damaligen Generaldirektors v. Ebermayer, dem die<br />

Erfassung des bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>personals in einer Organisation was Unfassbares<br />

schien, war deren Entwicklung ein leichtes Spiel.“ Festschrift zum 24. Verbandstag<br />

des Bayerischen <strong>Eisenbahn</strong>er-Verbandes (E. V.) am 8., 9. <strong>und</strong> 10. Juni<br />

1929 im Gesellenhaus-Saal in Ingolstadt. O. O., o. J., S. 6.<br />

195 Die vom Prinzregenten eingesetzte Regierung bestand aus Liberalen, denen auch<br />

die führenden Beamten wie Ebermayer zuzurechnen sind.<br />

196 Dauer, Fünfzehn Jahre (wie Anm. 188), S. 10.<br />

197 Lichtenfelser Tagblatt vom 3. <strong>und</strong> 4.8.1925. Als Obmann wird 1904 Franz Braun genannt.<br />

Lichtenfelser Tagblatt vom 1.7.1904.<br />

198 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.7.1901; 1.7.1904 (Annonce) <strong>und</strong> 4.7.1904 (Bericht).<br />

199 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1491, Liste vom 1.4.1921.<br />

200 Denk (wie Anm. 188), S. 349 mit Anm. 66; Entwicklungsgeschichte des Verbandes<br />

Süddeutscher <strong>Eisenbahn</strong>er 1898–1908. Nürnberg 1908; Winkler (wie Anm. 183),<br />

S. 428–436.<br />

201 Über ihn Warnecke, Klaus: Albert Roßhaupter. Ein Leben für Freiheit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit.<br />

München 1982; Schröder, Wilhelm Heinz: Sozialdemokratische Parlamentarier<br />

in den deutschen Reichs- <strong>und</strong> Landtagen 1867–1933. Biographien – Chronik<br />

– Wahldokumentation. Düsseldorf 1995 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus<br />

<strong>und</strong> der politischen Parteien 7), S. 685.<br />

202 Lichtenfelser Tagblatt vom 22.3.1910.<br />

203 Lichtenfelser Tagblatt vom 18.1.1904.<br />

204 Klinksiek, 150 Jahre (wie Anm. 180), S. 268.<br />

205 Er veranstaltete 1904 <strong>und</strong> 1909 Maskenbälle. Lichtenfelser Tagblatt vom 28.1.1904<br />

<strong>und</strong> 5.1.1909.<br />

206 Lichtenfelser Tagblatt vom 11.4.1932.<br />

207 Lichtenfelser Tagblatt vom 11.8.1951.<br />

208 Lichtenfelser Tagblatt vom 6.4.1923.<br />

209 Lichtenfelser Tagblatt vom 8.1.1969.<br />

210 Lichtenfelser Tagblatt vom 2.10.1961.<br />

211 Lichtenfelser Tagblatt vom 10.3.1972, S. 5.<br />

212 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1488; Lichtenfelser Tagblatt vom 9.7.1956; 2.6.<br />

1961, S. 4; 5.6.1961, S. 6.<br />

213 Lichtenfelser Tagblatt vom 30.10.1961.<br />

214 Lichtenfelser Tagblatt vom 23.3.1971, S. 3.<br />

215 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 6787, Schreiben vom 10.2.1849.<br />

216 Staatsarchiv Bamberg, K 3 F VI b, Nr. 4676, fol. 7r, 9r–v.<br />

217 Ebd., fol. 10r.<br />

218 Lichtenfelser Tagblatt vom 28.8.1886.<br />

219 Lichtenfelser Tagblatt vom 25.3.1898.<br />

75


220 Lichtenfelser Tagblatt vom 1.7.1927: „Die beiden Rondells am Bahnhofplatz, die bisher<br />

mit gelben <strong>und</strong> violetten Stiefmütterchen in sternförmiger Anordnung bepflanzt<br />

werden, sind jetzt mit rotblühenden Geranien versehen worden“.<br />

221 Stadtarchiv Lichtenfels, Beschlussbuch des Stadtmagistrats, Prot. vom 13.3.1890.<br />

222 Lichtenfelser Tagblatt vom 19.7.1904.<br />

223 Jahresbericht der Handelskammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1908. Bayreuth 1909, S. 113.<br />

224 Wohl der Bahnwärter Andreas Gerber, geboren 1833 in Lichtenfels. Staatsarchiv<br />

Bamberg, K 14, Nr. 1208.<br />

225 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.12.1883. – Sprachlich leicht abweichend das offizielle<br />

Landtagsprotokoll: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen<br />

Landtages im Jahre 1883/84. Stenographische Berichte. Bd. 1. München o. J.,<br />

S. 466.<br />

226 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 26486.<br />

227 Stadtarchiv Lichtenfels, Beschlussbuch des Stadtmagistrats, Prot. vom 29.8.1895.<br />

228 Lichtenfelser Tagblatt vom 21.9.1934.<br />

229 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1906. Bayreuth<br />

1907, S. 96 f.<br />

230 Jahresbericht pro 1908 (wie Anm. 223), S. 113.<br />

231 Jahresbericht der Handelskammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1909. Bamberg<br />

1910, S. 94.<br />

232 Stadtarchiv Lichtenfels, A 2119.<br />

233 Lichtenfelser Tagblatt vom 7.8.1928.<br />

234 Lichtenfelser Tagblatt vom 12.7.1935.<br />

235 Aus einem Brief der Stadt Forchheim vom 24. September 1849, in dem es auch<br />

heißt: „Die Vollendung des Ludwigkanals <strong>und</strong> insbesondere der <strong>Eisenbahn</strong> hat den<br />

Gewerbtreibenden vollends den Todesstoß versezt.“ Staatsarchiv Bamberg, K 3<br />

Präs.reg., Nr. 830, fol. 36r.<br />

236 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für die Jahre 1885<br />

<strong>und</strong> 1886. Bayreuth 1887, S. 75.<br />

237 Zur Geschichte der Firmen vgl. Dippold, Günter: Anfänge <strong>und</strong> Entwicklung der Industrie<br />

vom 18. Jahrh<strong>und</strong>ert bis 1914. In: ders. / Urban (wie Anm. 19), S. 143–196,<br />

hier S. 175–181.<br />

238 Zur Geschichte der beiden Handelshäuser vgl. Meyer, Heinrich: Aus der Geschichte<br />

des früheren Pausonhauses. In: Heimat-Blätter. Land am Obermain in Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Gegenwart 1959, Nr. 10; ders.: Aufstieg <strong>und</strong> Niedergang der Korbhandelsfirma<br />

S. Zinn. In: Heimat-Blätter. Land am Obermain in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

1968, Nr. 2; Dippold, Günter: Industrialisierung im Dorf. Zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

von Redwitz im 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: Neumann, Jochen<br />

(Hrsg.): 750 Jahre Redwitz <strong>und</strong> Unterlangenstadt. Geschichte <strong>und</strong> Geschichten.<br />

Trainau 2000, S. 217–242, 422–425, hier S. 232 f.<br />

239 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 27146, Schreiben vom 12.9.1845.<br />

240 Weigelt (wie Anm. 12), S. 130.<br />

241 Heine (wie Anm. 126), S. 272.<br />

242 Brauer, Kurt: Die Organisation der Korbwarenindustrie <strong>und</strong> des Korbwarenhandels<br />

im Deutschen Reiche. München / Leipzig 1914, S. 38.<br />

243 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für 1875 <strong>und</strong><br />

1876. Bayreuth 1877, S. 30.<br />

244 Brauer (wie Anm. 242), S. 51.<br />

245 Benecke (wie Anm. 124), S. 74.<br />

76


246 Brauer (wie Anm. 242), S. 53.<br />

247 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 6787, Schreiben vom 21.3.1871.<br />

248 Jahresbericht für 1875 <strong>und</strong> 1876 (wie Anm. 243), S. 29.<br />

249 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.12.1883. – Sprachlich leicht abweichend das offizielle<br />

Protokoll: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages<br />

im Jahre 1883/84. Stenographische Berichte. Bd. 1. München o. J., S. 466.<br />

250 Lichtenfelser Tagblatt vom 1.7.1890.<br />

251 Lichtenfelser Tagblatt vom 3.10.1891.<br />

252 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1898. Bayreuth<br />

1899, S. 95. Die Kammer beklagte die „große Schädigung der Korbwaarenbranche“<br />

durch die Bahnverwaltung, weil „die Korbwaaren immer noch als sperrig<br />

behandelt werden. Durch den hohen Frachtzuschlag werden diese Artikel, die zum<br />

großen Theil gar nicht so voluminös sind, ganz ungemein vertheuert. […] Die preußische<br />

<strong>Eisenbahn</strong>verwaltung ist der in Brandenburg a. d. Havel in hoher Blüthe stehenden<br />

Kinderwagen-Industrie derart entgegengekommen, daß sie seit dem 1. April<br />

1898 sowohl für Kinder- <strong>und</strong> Puppenwagen als auch für Leiter- <strong>und</strong> Kastenwagen<br />

(die größte Nummer ausgenommen) keinen Frachtzuschlag als Sperrgut mehr berechnet,<br />

sich daher bei Stückgut jetzt die Fracht um 1 /3 niedriger stellt als zuvor.“<br />

253 Dippold, Anfänge (wie Anm. 237), S. 157–159.<br />

254 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 1208, Schreiben vom 18.12.1858 <strong>und</strong> 18.2.1859.<br />

255 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1890.<br />

Bayreuth 1891, S. 92.<br />

256 Bavaria. Landes- <strong>und</strong> Volksk<strong>und</strong>e des Königreichs Bayern. Bd. 3. München 1865,<br />

S. 440.<br />

257 Bote vom Ober-Main 1857, S. 169.<br />

258 Jahres-Bericht der Kreis-Gewerbs- <strong>und</strong> Handels-Kammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1858.<br />

Bayreuth 1858, S. 9.<br />

259 Jahresbericht für die Jahre 1877 bis 1879 (wie Anm. 111), S. 112.<br />

260 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1888.<br />

Bayreuth 1889, S. 69; Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong><br />

für das Jahr 1889. Bayreuth 1890, S. 97; Jahresbericht für das Jahr 1890<br />

(wie Anm. 255), S. 76.<br />

261 Kerner, Elmar: „… daß in der dortigen Gegend alle Mittel zu einem glänzenden Eisensteinbergbau<br />

geboten sind“. Zur Geschichte des Eisensteinbergbaus r<strong>und</strong> um<br />

den Staffelberg. In: Dippold, Günter (Hrsg.): Der Staffelberg. Bd. 1. Lichtenfels 1992,<br />

S. 103–120.<br />

262 Ebd., S. 115.<br />

263 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1885/86. Stenographische Berichte. Bd. 5. München o. J., S. 601.<br />

264 Marggraff (wie Anm. 1), S. 151.<br />

265 Jahresbericht für das Jahr 1889 (wie Anm. 260), S. 97 f.<br />

266 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.12.1883.<br />

267 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1907. Bayreuth<br />

1908, S. 119.<br />

268 Schon 1890 hatte Minister Krafft Frhr. von Crailsheim vor dem Landtag erklärt: „Der<br />

Wagenmangel hat sich in Folge des gesteigerten Güterverkehrs nicht nur in Bayern,<br />

sondern in ganz Deutschland sehr fühlbar gemacht.“ Verhandlungen der Kammer<br />

der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre 1889/90. Stenographische<br />

Berichte. Bd. 5. München o. J., S. 312.<br />

77


269 Vgl. den Artikel zum 50-jährigen Firmenjubiläum: Lichtenfelser Tagblatt vom 29.6.<br />

1912.<br />

270 Lichtenfelser Tagblatt vom 7.6.1899.<br />

271 Staatsarchiv Bamberg, K 14/Baupläne, 1898/127 <strong>und</strong> 165.<br />

272 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1904.<br />

273 Zur Verleihung des Titels „Kommerzienrat“ vgl. Lichtenfelser Tagblatt vom 5.1.1914.<br />

274 Lichtenfelser Tagblatt vom 5.11.1907.<br />

275 Lichtenfelser Tagblatt vom 12.9.1927.<br />

276 Staatsarchiv Bamberg, K 14/Baupläne, 1901/109.<br />

277 Lichtenfelser Tagblatt vom 10.6.1919.<br />

278 1881 für 8800 Mark von Andreas Dinkel erworben. Staatsarchiv Bamberg, K 224,<br />

Nr. 137a/I, S. 120.<br />

279 Gutmann <strong>und</strong> die Schwesterfirma von Rosenberg, Loewe & Co. – nämlich Röpke &<br />

Otto – verfügten 1913 auch über je drei Lagerhallen am Bahnhof Sonneberg. Beyer,<br />

Wolfgang: <strong>Eisenbahn</strong> im Sonneberger Land. Coburg 1997, S. 18 f. (Gleisplan).<br />

280 So beschwerten sich 1903 die Lichtenfelser Speditionen, dass noch keine Telefonverbindung<br />

mit Ilmenau, Waltershausen, Ohrdruf <strong>und</strong> Kahla bestehe. Jahresbericht<br />

der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1903. Bayreuth 1904,<br />

S. 92 f.<br />

281 Brauer (wie Anm. 242), S. 56.<br />

282 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1902. Bayreuth<br />

1903, S. 77.<br />

283 Jahresbericht für die Jahre 1885 <strong>und</strong> 1886 (wie Anm. 236), S. 47. Zum Einfluss der<br />

Bahn auf die Flößerei vgl. auch Jauernig-Hofmann, Birgit: Flößermuseum Unterrodach.<br />

München / Zürich 1990 (Bayerische Museen 14), S. 41 f.; dies. / Heidrich, Hermann:<br />

Der ganze Main war hölzern … Eine Ethnographie der Flößerei. Bad Windsheim<br />

1993 (Schriften <strong>und</strong> Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 20), S. 98–<br />

103.<br />

284 Jauernig-Hofmann / Heidrich (wie Anm. 283), S. 99.<br />

285 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> pro 1871. Bayreuth<br />

1872, S. 33.<br />

286 Bornschlegel, Andreas: „Der nächste, bitte“. Erinnerungen eines Fotografen an das<br />

alte Re<strong>und</strong>orf. In: Re<strong>und</strong>orf. Geschichte <strong>und</strong> Geschichten zwischen Vierzehnheiligen<br />

<strong>und</strong> Banz. Staffelstein 1999, S. 55–82, hier S. 68.<br />

287 Jauernig-Hofmann / Heidrich (wie Anm. 283), S. 68.<br />

288 Ebd., S. 71 f.; allgemein vgl. Hafen Bamberg. Verkehrszentrum in <strong>Oberfranken</strong>.<br />

25 Jahre im Dienst der Wirtschaft. Bamberg 1987.<br />

289 Dippold, Anfänge (wie Anm. 237), S. 168.<br />

290 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.12.1883.<br />

291 Jahresbericht für die Jahre 1885 <strong>und</strong> 1886 (wie Anm. 236), S. 30 f.<br />

292 Jahresbericht pro 1898 (wie Anm. 252), S. 98.<br />

293 Lichtenfelser Tagblatt vom 14.4.1904.<br />

294 Dippold, Anfänge (wie Anm. 237), S. 167 f.<br />

295 Amtliches Handbuch des Bayerischen Landtags. München 1920, S. 37.<br />

296 Lichtenfelser Tagblatt vom 22.12.1901 <strong>und</strong> 30.7.1902.<br />

297 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Verkehrsarchiv 26485.<br />

298 Lichtenfelser Tagblatt vom 4.9.1902.<br />

299 Historisches Gemeindeverzeichnis (wie Anm. 5), S. 151.<br />

300 Adreß- <strong>und</strong> Geschäfts-Handbuch (wie Anm. 157).<br />

78


301 Friedrich, Georg: Allgemeine Pfarrbeschreibung. Pfarrbuch oder allgemeine Beschreibung<br />

des gesamten Kirchenwesens in der evang.-lutherischen Pfarrei Lichtenfels.<br />

Lichtenfels 1912/14 (Manuskr. im Archiv der Evan.-luth. Pfarrei Lichtenfels),<br />

S. 115.<br />

302 Sandner, Hans (Bearb.): Beschreibung der Volksschulstellen im Regierungsbezirk<br />

<strong>Oberfranken</strong>. Bayreuth 1914, S. 373.<br />

303 Lichtenfelser Tagblatt vom 20.2.1906.<br />

304 Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages im Jahre<br />

1885/86. Beilagen-Bd. 9. München o. J., S. 242.<br />

305 Sandner (wie Anm. 302), S. 373. Auch in Hochstadt konstatierte der Lehrer: „<strong>Eisenbahn</strong>beamte<br />

<strong>und</strong> -Bedienstete verursachen häufig Wechsel.“ Ebd., S. 268.<br />

306 Friedrich (wie Anm. 301), S. 114.<br />

307 Jahresbericht der Handels- <strong>und</strong> Gewerbekammer für <strong>Oberfranken</strong> für das Jahr 1892.<br />

Bayreuth 1893, S. 47 f.<br />

308 1907–1982. 75 Jahre Meranier-Gymnasium Lichtenfels. Lichtenfels 1982.<br />

309 Staatsarchiv Bamberg, K 224, Nr. 137a/II, S. 452 ff., 740 ff.<br />

310 Dippold, Günter: Lichtenfels. Korb- <strong>und</strong> <strong>Eisenbahn</strong>erstadt am oberen Main. Stuttgart<br />

1997, S. 63.<br />

311 Friedrich (wie Anm. 301), S. 17 f.<br />

312 75 Jahre Evangelische Kirche Lichtenfels. Lichtenfels 1978.<br />

313 Kahle, Ulrich: Die Ludwigs-Süd-Nord-Bahn. In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege<br />

34 (1980, erschienen 1982), S. 357–384.<br />

314 Lichtenfelser Tagblatt vom 12. <strong>und</strong> 27.1.1970.<br />

315 Perzel (wie Anm. 34), S. 128 f., dem auch im Urteil zuzustimmen ist.<br />

Für fre<strong>und</strong>liche Hilfe ist zu danken dem Stadtarchiv Lichtenfels (Leiterin: Frau<br />

Christine Wittenbauer), das auch einen großen Teil des Bildmaterials zur Verfügung<br />

stellte (Bilder ohne Quellenangabe stammen aus dem Stadtarchiv<br />

Lichtenfels), Herrn Peter Bäumel, Staffelstein-Horsdorf, <strong>und</strong> vor allem Herrn<br />

Bernhard Christoph, Lichtenfels-Klosterlangheim.<br />

Verfasser:<br />

Dr. Günter Dippold, <strong>Bezirk</strong>sheimatpfleger, Ludwigstraße 20, 95444 Bayreuth<br />

79


Herausgeber: Regierung von <strong>Oberfranken</strong>, Ludwigstraße 20, 95444 Bayreuth,<br />

Tel.: 09 21/ 6 04-13 68, Fax: 09 21/ 6 04-13 98; Internet: http://www.regierung.oberfranken.<br />

bayern.de, eMail: manfred.tabery@reg-ofr.bayern.de; Druck <strong>und</strong> Design: Buch- <strong>und</strong> Offsetdruckerei<br />

Emil Mühl Bayreuth GmbH, Maxstraße 58; Schriftleitung: Schulabteilung der<br />

Regierung von <strong>Oberfranken</strong>; Postverlagsort: Bayreuth; Nachdruck (auch auszugsweise)<br />

nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Bezugspreis: 5 DM pro<br />

Heft (im Bezugspreis ist die gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten, der angewandte<br />

Steuersatz beträgt 7 Prozent); Bestellungen <strong>und</strong> Einzelnummern beim Herausgeber.<br />

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