Kursunterlagen Paedagogik Neu
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Grundlagen der<br />
Pädagogik<br />
Kurs zur Studienberechtigungsprüfung „Pädagogik“<br />
SS 2012<br />
Dr. Daniela Moser<br />
1
Thema<br />
Gegenstandsbereich<br />
und Fragestellungen<br />
der Pädagogik<br />
Grundbegriffe der<br />
Pädagogik und ihrer<br />
Teildisziplinen<br />
Der<br />
Erziehungsprozess<br />
Medienerziehung<br />
Institutionen der<br />
Erziehung und<br />
Bildung<br />
Übersicht<br />
2
• Hobmair (Hrsg.): Pädagogik, 4. Auflage,<br />
Bildungsverlag EINS<br />
• Kron, Friedrich: Grundwissen Pädagogik,<br />
7. Auflage, München 2009.<br />
Literatur<br />
3
Erste Begegnungen mit<br />
dem Fach „Pädagogik“<br />
4
• Pädagogik (griech.) Erziehung, Bildung oder<br />
Knabe, Kind oder führen<br />
◦ Pädagoge als Knabenführer hatte die Aufgabe,<br />
ausgewählte Knaben den Philosophen zur Erziehung<br />
zuzuführen<br />
• Erziehungswissenschaft befasst sich mit der<br />
Theorie und Praxis der Erziehung und Bildung<br />
• Pädagogik = Oberbegriff für alle Formen des<br />
praktischen Erziehungsgeschehens und für die<br />
Erziehungswissenschaft<br />
Begriff<br />
5
• Anforderungen an eine wissenschaftliche<br />
Theorie (Erziehungswissenschaft):<br />
◦ reliabel<br />
◦ objektiv<br />
◦ valide<br />
◦ systematisch gewonnen<br />
◦ Evidence based<br />
Begriff - Wissenschaftlichkeit<br />
6
Gegenstandsbereich<br />
Anthropologie und Erziehung<br />
Sozialisation und Erziehung<br />
Institutionen und<br />
Organisationsformen<br />
Entwicklung und Lernen<br />
Erziehung in früher Kindheit<br />
Denktraditionen und<br />
Forschungsmethoden<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
Vergleichende EW<br />
Pädagogische Diagnostik<br />
Medienarbeit<br />
7
• Mensch unter seinen individuell und<br />
„gattungsmäßig“ begründeten Bedingungen<br />
◦ Grundsatzfragen nach dem Wesen des Menschen<br />
◦ Abgrenzung zu anderen Lebewesen<br />
◦ Bildsamkeit und Erziehbarkeit<br />
◦ Erziehungsbedürftigkeit<br />
◦ Möglichkeiten und Grenzen der Erziehung<br />
◦ Anlage – Umwelt-Problematik<br />
Anthropologie und Erziehung<br />
8
• Mensch unter gesellschaftlichen Aspekten,<br />
in Gruppenprozessen und Face-to-Face-<br />
Beziehungen<br />
• Ziel: gesellschaftliche Handlungsfähigkeit<br />
• Werte, Normen, Wertorientierungen von<br />
Heranwachsenden<br />
Sozialisation und Erziehung<br />
9
• Institutionen und Organisationen sind<br />
bereitgestellte Strukturen der<br />
Gesellschaft, um die junge Generation zu<br />
integrieren<br />
• Gesellschaftlich legitimiert<br />
• Vermitteln Normen, Regeln und Gesetze<br />
Institutionen und<br />
Organisationsformen<br />
10
• Menschliches Leben unterliegt der<br />
Entwicklung<br />
• Mensch ist von Geburt bis zu Tod ein<br />
Lernender<br />
• => Lernprozesse bestimmen alle<br />
erzieherisch relevanten Bereiche<br />
Entwicklung und Lernen<br />
11
• Erziehungsaufgaben der Familien<br />
• Wandel der Kernfamilie<br />
• Familienergänzende Einrichtungen<br />
Erziehung in früher Kindheit<br />
12
• Empirische Forschungsmethoden:<br />
Experiment, Interview, Beobachtung, …<br />
• Geisteswissenschaftliche Methoden:<br />
Hermeneutik, Phänomenologie, …<br />
Denktraditionen und<br />
Forschungsmethoden<br />
13
Erziehung und Bildung von der Antike bis in<br />
die Gegenwart<br />
• Antike:<br />
Soziale Einstellung an die jüngere<br />
Generation weitergeben => umfassende<br />
Bildung für die freien Bürger<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
14
• Mittelalter/Renaissance:<br />
◦ Scholastik – Gedanke Aristoteles<br />
(Beweisführung und logische Begründungen,<br />
Vorteile und Nachteile wurden abgewogen) mit<br />
christlichen Lehren verbunden<br />
◦ Bildung in Klöstern – septem artes liberales<br />
septem artes liberales (7 Fächer):<br />
• Trivium (sprachliche Fächer)<br />
Rhetorik, Grammatik, Dialektik<br />
• Quadrivium (mathematische Fächer)<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
15
• Mittelalter/Renaissance<br />
◦ Ritterliche Ausbildung<br />
Page, Knappe => Ritter<br />
in fremden Haushalt, ab 7. LJ<br />
septem artes probitates (Bogen schießen, reiten,<br />
schwimmen, fechten, jagen, Schachspiel,<br />
Verskunst)<br />
◦ Ausbildung zum Handwerk<br />
Lehrling – Geselle – Meister<br />
Zünfte bestimmen die Ausbildung<br />
fremder Haushalt<br />
Kinder lernt durch Praxis<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
16
• <strong>Neu</strong>zeit<br />
◦ Wirtschaftlicher/kultureller Hintergrund:<br />
• Erfindungen:<br />
Buchdruckkunst durch Gutenberg<br />
• Entdeckungen:<br />
geografisches Wissen wird erweitert<br />
Heinrich der Seefahrer, Columbus<br />
◦ Joan Amos Comenius<br />
• Allgemeinbildung für alle Menschen<br />
• beiderlei Geschlechts<br />
• rationelle Lehrmethoden<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
17
• Unterricht in der Aufklärung<br />
„das pädagogische Jahrhundert“<br />
◦ Rousseau:<br />
• gegen allgemeine Schulbildung (Einzelerziehung)<br />
Kinder sollen nicht zu früh systematisch lernen<br />
• Mensch ist von Natur aus gut<br />
das Gewissen ist ein angeborenes Prinzip des<br />
Guten<br />
• Erzieher sollen<br />
gute Anlagen fördern<br />
keinen Zwang ausüben<br />
natürliche Entwicklung fördern<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
18
Unterricht in der Aufklärung<br />
„das pädagogische Jahrhundert“<br />
• Pestalozzi<br />
◦ lehnt reines Buchwissen ab<br />
Erziehung von „Kopf, Herz, Hand“ = können,<br />
kennen, wollen<br />
◦ Lernen in „Lebenskreisen“<br />
„Musteranstalten“ impulsgebend für Europa<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
19
Reformpädagogik<br />
• Pädagogik vom Kinde aus<br />
Maria Montessori<br />
• Arbeitsschulbewegung<br />
Gaudig, Kerschensteiner<br />
• Freinet-Pädagogik<br />
C. Freinet – Schüler lernen in Freiarbeit und<br />
organisieren sich selbst (experimenetieren, drucken<br />
eine Zeitung)<br />
• Dalton-Plan<br />
H. Parkhurst<br />
Tages-, Wochen-, Jahresplanarbeit<br />
Geschichte der Pädagogik und<br />
Erziehung<br />
20
• Fragestellungen im internationalen<br />
Vergleich<br />
◦ zB Vergleiche von Institutionen<br />
◦ Unterschiede in Ressourcenverteilung<br />
◦ Gemeinsamkeiten der Bildungssysteme<br />
◦ Multikulturelle Fragestellungen<br />
Vergleichende<br />
Erziehungswissenschaft<br />
21
• Ursachen von Sozialisations-, Erziehungsund<br />
Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />
• Leistungsdiagnostik (insbesondere im<br />
schulischen Bereich)<br />
Pädagogische Diagnostik<br />
22
• Erforschung des Umgangs mit modernen<br />
Medien<br />
• Konzepte für die Medienerziehung,<br />
Jugendmedienarbeit und Mediendidaktik<br />
• => Medienpädagogik<br />
Medienarbeit<br />
23
Teildisziplin<br />
Didaktik<br />
Schulpädagogik<br />
Sonderpädagogik<br />
Sozialpädagogik<br />
Berufs-, Wirtschafts- und Betriebspädagogik<br />
Erwachsenenbildung<br />
Sexualpädagogik<br />
Teildisziplinen der Pädagogik<br />
24
Grundbegriffe der<br />
Pädagogik und ihrer<br />
Teildisziplinen<br />
25
• Enkulturation ist das Lernen von Kultur<br />
• Grundpersönlichkeit:<br />
Leistungen der Gesellschaft, um Individuum<br />
kulturell handlungsfähig zu machen<br />
◦ Zu sein wie alle anderen => Anpassung<br />
◦ Zu sein wie kein anderer => Gestaltung<br />
• Lernprozesse im frühen Kindesalter (primäre<br />
Sozialisation)<br />
Enkulturation<br />
26
• Soziale Prozesse => Mensch wird Mitglied<br />
der Gesellschaft (Emile Durkheim)<br />
◦ Mensch wird handlungsfähig =><br />
Grundpersönlichkeit (Anpassungsprozess)<br />
Soziale Rollen sind gesellschaftlich festgelegt<br />
und verbindlich<br />
◦ Vergesellschaftung ist ein dynamischer Prozess<br />
=> aktive Übernahme der Rollen<br />
◦ Sozialisation ist ein lebenslanger<br />
gesellschaftlicher und individueller<br />
Entwicklungsprozess<br />
Sozialisation<br />
27
• 6./7. LJ<br />
Grundbedürfnisse werden mit sozialen<br />
Anforderungen in Einklang gebracht<br />
(Institutionen)<br />
• Schule, erste Berufstätigkeit<br />
• Weiter- und Fortbildung (LLL)<br />
Soziabilisierung<br />
28
• Erziehung ist ein sozialer Prozess<br />
• Erziehung ist die Tätigkeit eines Erziehers<br />
• Erziehung ist das Zusammenwirken von<br />
Erzieher und Educanden (System sozialer<br />
Interaktion = symbolisch vermitteltes<br />
kommunikatives Handeln)<br />
Erziehung<br />
29
• Institutionen sind Einrichtungen der<br />
Gesellschaft in denen<br />
• Menschen dauerhaft und vorhersehbar<br />
handeln<br />
• aufgrund vorgegebener und vereinbarter<br />
Regeln =><br />
• Schnittflächen von Individuen und<br />
Gesellschaft<br />
Institution<br />
30
• Handeln ist gegenseitiges „sich verhalten“<br />
• von Personen und Gruppen<br />
• das sich in Institutionen abspielt<br />
• Arten des Handelns (nach Weber, 1972)<br />
◦ zweckrational<br />
◦ wertrational<br />
◦ affektuell<br />
◦ traditionell<br />
Handeln – soziales Handeln<br />
31
• Beobachtbare Aktivitäten des Organismus<br />
• aufgrund von Reizen<br />
• die in der Umwelt entstehen<br />
• Reiz-Reaktions-Schema<br />
Verhalten<br />
32
• Lernen ist innere Organisation von Wissen<br />
und Fertigkeiten<br />
• um handlungs- und leistungsfähiger zu<br />
sein<br />
• geschieht in Interaktion mit der Umwelt<br />
Lernen<br />
33
• <strong>Neu</strong>erwerb/Veränderung von Verhaltens- oder<br />
Leistungsformen<br />
• und Veränderungen der inneren Kräfte (wahrnehmen,<br />
denken, fühlen, werten)<br />
• und Veränderung des inneren Wissens, der Gesinnung und<br />
der Interessen<br />
• => um den Anforderungen der Welt besser gewachsen zu<br />
sein<br />
• Pädagogischer Bezug: Lernen muss an<br />
Entwicklungsfortschritt, Interessen und dem Verständnis<br />
der Lernenden ausgerichtet sein.<br />
Lernen – Heinrich Roth<br />
34
• Bedingungsfelder, die beim Lehren<br />
berücksichtigt werden müssen:<br />
◦ Individuelle Bedingungen:<br />
motorische, affektive und kognitive<br />
Bedingungen<br />
◦ Umweltbedingungen:<br />
Kulturelle Angebote (Inhalte), die in Form von<br />
Fächern von Lehrenden repräsentiert werden.<br />
Lernen – Robert Gagné<br />
35
• Drei Teilprozesse des Lernens<br />
◦ Aneignung neuer Information<br />
(acquisition of knowledge)<br />
◦ Umwandlung des Wissens<br />
(transformation of knowledge)<br />
◦ Bewertung des Wissens<br />
(evaluation of knowledge)<br />
Lernen – Jerome Bruner<br />
36
• Soziale Inhalte, die im Lernprozess<br />
vermittelt werden (soziale Normen,<br />
Regeln)<br />
◦ Soziales Lernen als „soziale Integration“ =><br />
Chancengleichheit (zB Gesamtschule)<br />
◦ Soziales Lernen als „angstfreies Lernen“=><br />
Orientierung an Schülerbedürfnissen, Abbau<br />
von Zwängen (zB antiautoritäre Erziehung)<br />
◦ Sozialerziehung => Erziehung zu sozialem<br />
Verhalten (zB Werteerziehung)<br />
Soziales Lernen<br />
37
◦ Soziale Interaktion => Zusammenspiel von<br />
fachlichem und sozialem Lernen (Schule –<br />
Unterricht)<br />
◦ Lernen durch Erfahrung (John Dewey) =><br />
soziales Lernen kann mit unterschiedlichen<br />
Methoden und Medien realisiert werden<br />
• Schulebene (zB Projekte)<br />
• Klassenebene (zB Rollenspiele)<br />
• Individualebene (zB Beratung, Coaching, COOL)<br />
Soziales Lernen<br />
38
• Wahrnehmung<br />
◦ Gehirn interpretiert die von den Sinnesorganen<br />
kommende Erregungen => Informationen werden<br />
entschlüsselt =><br />
◦ <strong>Neu</strong>ronale Netze werden aktiviert, die die neuen<br />
Signale einordnen =><br />
◦ damit alte und neue Infos nicht miteinander<br />
vermischt werden, werden sie an verschiedene<br />
Netzwerke weitergegeben =><br />
◦ werden dort bearbeitet =><br />
◦ wieder zusammengeführt =><br />
◦ komplexes, neuronales Netzwerk<br />
<strong>Neu</strong>robiologische Erkenntnisse<br />
zum Lernen<br />
40
• Wahrnehmung – Schlussfolgerungen<br />
◦ Lernen ist eine aktive konstruktive Tätigkeit<br />
◦ Lerninhalte werden von den Lernenden individuell<br />
„zusammengebaut“<br />
◦ Konstrukte („Zusammengebaute Wahrnehmungen“)<br />
sind subjektiv bedeutsame Lerninhalte<br />
◦ Erziehen und Lernen bedeutet, Lernsituationen zu<br />
arrangieren, in denen Lernende konstruktiv tätig<br />
sein können<br />
◦ Lehrpläne sollen individuelles Lernen ermöglichen<br />
<strong>Neu</strong>robiologische Erkenntnisse<br />
zum Lernen<br />
41
• Gedächtnis http://www.regiosurf.net<br />
◦ sensorisches Gedächtnis<br />
(Ultrakurzzeitgedächtnis)<br />
◦ Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis)<br />
◦ Langzeitgedächtnis<br />
<strong>Neu</strong>robiologische Erkenntnisse<br />
zum Lernen<br />
42
• Lerntechniken<br />
◦ Mündliches und schriftliches Wiederholen von<br />
überschaubaren Wissensinhalten und<br />
Fertigkeiten => zB Chunks<br />
◦ Gruppieren und Organisieren von Inhalten und<br />
Fertigkeiten in „Strategieplänen“ zB MindMaps<br />
http://www.zmija.de/mindmap.htm<br />
◦ Herausarbeiten von Oberbegriffen<br />
◦ Gliederung und Strukturierung<br />
◦ „Schlüsselbegriffe“ herausfiltern<br />
◦ Bilder – Vorstellungen suchen<br />
<strong>Neu</strong>robiologische Erkenntnisse<br />
zum Lernen<br />
45
• Bildung ist die harmonische Entfaltung<br />
aller Kräfte im Menschen<br />
◦ Ideal menschlicher Selbstverwirklichung<br />
◦ Gedanke der Aufklärung => Aneignung von<br />
Wissen und Fertigkeiten<br />
◦ Humboldt‘sches Bildungsideal (1767 – 1835):<br />
• Mensch steht im Mittelpunkt<br />
• will seine inneren Kräfte stärken<br />
• seinem Wesen Dauer verschaffen<br />
• Kraft braucht Gegenstand => äußere Welt<br />
Bildung – geisteswissenschaftliche<br />
Definition<br />
47
Kategoriale Bildung – Klafki => Menschen sind in der<br />
Lage durch Erkenntnisse geprüfte Aussagen zu machen.<br />
Kategorien:<br />
• das Elementare: einfache und grundlegende<br />
Sachverhalte, die über sich hinausweisen<br />
• das Fundamentale: Grunderfahrungen und<br />
grundlegende Einsichten der Wahrnehmung der Welt<br />
• das Exemplarische: das Typische, der Einzelfall, der<br />
für eine große Auswahl eines Sachgebiets mit gleicher<br />
Struktur steht.<br />
Bildung – geisteswissenschaftliche<br />
Definition<br />
48
• Bildung begründet sich auf<br />
◦ unterschiedlich anerkannten Qualifikationen<br />
◦ die die Mitglieder einer Gesellschaft<br />
◦ in verschiedenen Institutionen erwerben<br />
◦ dadurch wird ihre Stellung in der<br />
Gesellschaft bestimmt<br />
Bildung – sozialwissenschaftliche<br />
Definition<br />
49
Entwicklung ist die<br />
• ständige Differenzierung eines Organismus<br />
• bei immer höherer Integration<br />
• Veränderungen im Menschen, die mit dem<br />
• Lebensalter verbunden sind<br />
=> Rücksichtnahme auf die körperlichen und<br />
seelischen Voraussetzungen im Kinde<br />
Entwicklung<br />
50
• Gegenseitige Beeinflussung von Mensch<br />
und Umwelt<br />
• Mensch ist handelndes Subjekt<br />
• wird von der kulturellen und sozialen<br />
Umwelt bestimmt<br />
• gestaltet die kulturelle und soziale Umwelt<br />
Entwicklung – interaktionistischer<br />
Ansatz<br />
51
• Mensch greift Angebote der Umwelt auf<br />
• konstruiert und organisiert diese selbst<br />
• Bsp. Warum-Fragen des Kindes => bis sein<br />
Handlungskonzept befriedigt ist<br />
• => Umwelt soll so gestaltet werden, dass sie<br />
das Denken des Kindes herausfordert zB<br />
kreative Spiele, Rollenspiele,<br />
schülerorientierter Unterricht<br />
Entwicklung – konstruktivistischer<br />
Ansatz<br />
52
• Mensch ist bei der Geburt ein<br />
unbeschriebenes Blatt „tabula rasa“<br />
• alles was er werden soll, lernt er von<br />
seiner Umwelt durch Erfahrung<br />
(behavioristische Lernansätze: Skinner,<br />
Bandura)<br />
Entwicklung – exogenistische<br />
Theorien<br />
53
• Entwicklung = Reifung<br />
• Reifung = Wachstum eines vorbestimmten<br />
Planes<br />
• Phasentheorien:<br />
Entwicklungsretardierungen können<br />
festgestellt werden<br />
• Umwelt hat wenig Einfluss<br />
Entwicklung – endogenistische<br />
Theorien<br />
54
1. Säuglingsalter (Geburt – 1. LJ)<br />
2. Kindesalter (1. – 12. LJ)<br />
a. frühe Kindheit (1. – 6. LJ)<br />
b. mittlere Kindheit (7. – 10. LJ)<br />
c. späte Kindheit (11. – 12. LJ)<br />
3. Jugendalter (13. – 21. LJ)<br />
1. Vorpubertätsalter<br />
2. Pubertätsalter<br />
3. Nachpubertätsalter<br />
4. Erwachsenenalter (21. – 65. LJ)<br />
5. Alter<br />
Entwicklungsabschnitte<br />
55
Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778):<br />
• Entwicklungsroman „Emile“<br />
• Erziehung muss sich an der Entwicklung des<br />
Heranwachsenden orientieren =><br />
• Selbständigkeit und Mündigkeit<br />
• Emile lernt von der Umwelt =><br />
Kinder sollen nicht zu früh systematisch lernen<br />
bis 12.LJ: Körper und Sinne entwickeln<br />
12.-15.LJ: Denken fördern<br />
ab 15. LJ: Fühlen und Liebe „lernen“<br />
Entwicklungskonzepte<br />
56
Maria Montessori (1870 – 1952):<br />
• Interaktion von Individuum und Umwelt<br />
• Natürliche Entwicklung des Kindes hat Priorität => sensible Phasen<br />
• => Umgebung muss sich der Entwicklung des Kindes anpassen<br />
• => „vorbereitete Umgebung“ => kindgerechtes Spielmaterial<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perlenketten.jpg<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nagelbrett_-_Ubersicht.jpg<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MotessoriMaterials.jpg<br />
• => Phänomen: Kind ist ganz bei der Sache => Polarisation der<br />
Aufmerksamkeit<br />
Video (15 min):<br />
• http://www.youtube.com/watch?v=b3nNUzvBpl4<br />
Entwicklungskonzepte<br />
57
• Erstes Kindheitsstadium (0 – 6 Jahre)<br />
◦ = 2. embryonale Wachstumsphase<br />
◦ => Entwicklung von Geist und Psyche<br />
• 0 – 3 Jahre: intellektuelle, motorische, soziale<br />
Funktionen werden entwickelt<br />
• 3 – 6 Jahre: Speicherung dieser Funktionen =><br />
„Engramme sind irreversibel“<br />
Maria Montessori – Phasen der<br />
Entwicklung<br />
58
• Zweite Phase (6 – 12 Jahre)<br />
◦ = Labile Phase<br />
◦ Kinder sind empfänglich für Anreize aus der<br />
Umwelt (Bewegung, Sprache, soziale Aspekte)<br />
◦ Tiefe Konzentration => Polarisation der<br />
Aufmerksamkeit<br />
◦ „Normalisation“ => Möglichkeiten, über die das<br />
Kind von Natur aus verfügt.<br />
◦ Zugang zum Denken erfolgt über die Sinne<br />
(nicht abstrakt)<br />
Maria Montessori – Phasen der<br />
Entwicklung<br />
59
• Dritte Phase (12 – 18 Jahre)<br />
◦ „Erdkinderplan“<br />
◦ Radikale Umwandlung => tiefe Verunsicherung<br />
◦ Jugendliche fühlen sich als Teil der Gesellschaft<br />
◦ => Stärkung des Selbstvertrauens<br />
◦ „Epoche der sozialen Sensibilität“<br />
◦ Vorbereitete Umgebung auf dem Lande =><br />
Kinder sollen intellektuell lernen, praktisch<br />
arbeiten<br />
◦ => Geld für Lebensunterhalt verdienen<br />
Maria Montessori – Phasen der<br />
Entwicklung<br />
60
Der Erziehungsprozess –<br />
Modelle von Erziehung<br />
61
• Funktionale-intentionale Erziehung<br />
• Das pädagogische Verhältnis<br />
• Erziehung als Verhaltensmodifikation<br />
• Erziehung als symbolische Interaktion<br />
Vier Modelle von Erziehung
Funktional<br />
Intentional<br />
Funktional-intentionale Erziehung
• Von „Sitten und Traditionen“ gehen<br />
entwicklungsbestimmende Einflüsse aus.<br />
• Durch das „So sein der Eltern“ und das<br />
„Dabei-sein“ bei deren Lebensbewältigung<br />
werden Kinder nachhaltiger geformt als durch<br />
ausdrückliche Erziehungsakte.<br />
• Dazu kommen weitere prägende<br />
Lebenseinflüsse wie Fernsehen, Theater,<br />
Presse, …<br />
Netzer, 1972<br />
Funktionale Erziehung
• Der Erzieher nimmt bewusst und absichtlich<br />
Einfluss auf den zu erziehenden Menschen.<br />
• Sie ist gekennzeichnet durch die Begegnung<br />
zwischen dem Erzieher und dem zu<br />
erziehenden Menschen.<br />
• Erziehung ist immer ein Tun in Verantwortung<br />
Netzer, 1972<br />
Intentionale Erziehung
• Diskussion<br />
◦ Nennen Sie konkrete Beispiele für funktionale<br />
bzw. intentionale Erziehung.<br />
◦ Wovon sind Werte einer intentionalen<br />
Erziehung abhängig?<br />
◦ Formulieren Sie einige Erziehungswerte und<br />
begründen Sie diese.<br />
◦ Welche Schlüsse können für Ihre<br />
Erziehungsarbeit gezogen werden?<br />
Arbeitsauftrag
• <strong>Neu</strong>bestimmung der intentionalen<br />
Erziehung<br />
hat Erziehungswillen<br />
Pädagogischer<br />
Bezug<br />
erwachsener,<br />
gebildeter Mensch<br />
jüngerer Mensch<br />
intensiv<br />
persönlich,<br />
auf geistigseelischer<br />
Grundlage<br />
strebt nach Bildung wie sein Vorbild
Pädagogische<br />
Bemühungen<br />
innere Kraft<br />
Auseinandersetzung mit der Umwelt<br />
Personwerdung<br />
Eigenständigkeit<br />
Bildsamkeit <br />
„übersetzt“ das Kulturgut<br />
durch Sprechen, Handeln<br />
und Denken<br />
spricht, handelt und<br />
denkt<br />
in seiner Welt =><br />
will diese sinnvoll<br />
gestalten<br />
Das pädagogische Verhältnis
Kriterien des pädagogischen Bezugs:<br />
• Zweifache Absicht<br />
Liebe zum Heranwachsenden, Liebe zu seinem Ziel<br />
• Unvollständigkeit des Heranwachsenden<br />
• Doppelfunktion des Erziehers<br />
Vermittlung zwischen Kind und Kultur<br />
• Pädagogische Liebe<br />
keine karitative und keine erotische Liebe<br />
• Pädagogische Autorität<br />
Das pädagogische Verhältnis
Neopositivistische und neorationalistische<br />
Grundrichtung (Brezinka, 1978, 1990)<br />
•Vorhandene (wertvolle) Dispositionen<br />
ausbauen, verstärken, stabilisieren,<br />
differenzieren<br />
•Noch nicht vorhandene Dispositionen auf der<br />
Grundlage der vorhandenen schaffen,<br />
hervorbringen, erzeugen<br />
•Vorhandene (schädliche) Dispositionen<br />
beseitigen, abbauen, auflösen, schwächen<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
70
• Erziehung als Steuerung von Verhalten<br />
(F. Winnefeld) => Welchselwirkung zwischen E und R, die<br />
auf Steuerung und Umsteuerung von Verhalten abzielen<br />
E E E<br />
R R R R<br />
v1 v2 v3 v4<br />
t1 t2 t3 t4<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
72
• Lernen durch Versuch und Irrtum –<br />
Shaping (Gagné)<br />
◦ Beispiel: Baby – lernt Flasche zu halten<br />
◦ viele Versuche und Verhaltensregulationen<br />
◦ allmähliches stufenweises Ausformen eines<br />
ungesicherten Ausgangsverhalten => sicheres<br />
Endverhalten (koordinierte Reaktionen)<br />
◦ Diskrimination: Baby muss unterscheiden<br />
zwischen richtigem und falschem Reiz =><br />
Befriedigung<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
73
• Lernen durch Versuch und Irrtum –<br />
Shaping (Gagné)<br />
◦ Beispiel: Baby – lernt Flasche zu halten<br />
◦ Bekräftigungskontingenz: Mutter beobachtet<br />
und unterstützt den Vorgang, sie verstärkt<br />
immer wieder (soziales Handeln)<br />
◦ Kontiguität: Verstärkung passiert sofort<br />
◦ Wiederholung: mehrmals am Tag über Wochen<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
74
• Lernen am Modell<br />
◦ Durch Nachahmung oder Beobachtung des<br />
Verhaltens anderer kann dieses Verhalten gelernt<br />
werden (Tier und Mensch).<br />
◦ Durch Beobachtung eines Modells können Menschen<br />
alte Verhaltensweisen modifizieren oder verstärken<br />
◦ Das Modelllernen kann verstärkt werden durch<br />
„stellvertretende Verstärkung“.<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
75
• Lernen am Modell<br />
Dimensionen, die für die<br />
Persönlichkeitsentwicklung junger<br />
Menschen förderlich sind:<br />
◦ Achtung – Wärme – Rücksichtnahme<br />
◦ einfühlendes, nicht wertendes Verstehen<br />
◦ Echtheit<br />
◦ fördernde, nicht dirigierende Einzeltätigkeiten<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
76
Behavioristische Grundposition (Tausch/Tausch, 1968)<br />
• Werte und Normen einer demokratischen Gesellschaft<br />
werden als sinnvoll erkannt.<br />
• Erziehungshandeln kann sich an den gegebenen<br />
Werten und Normen orientieren.<br />
• Soziales Handeln ist solange sinnvoll, als es<br />
erfolgreich ist (situationsgerecht).<br />
• Wenn Verhalten nicht erfolgreich => Person muss<br />
„umlernen“, bis es die Richtigkeit erkannt hat.<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
77
• Lernen am Modell<br />
Dimensionen, die für die<br />
Persönlichkeitsentwicklung junger<br />
Menschen förderlich sind:<br />
◦ Achtung – Wärme – Rücksichtnahme<br />
◦ einfühlendes, nicht wertendes Verstehen<br />
◦ Echtheit<br />
◦ fördernde, nicht dirigierende Einzeltätigkeiten<br />
Erziehung als<br />
Verhaltensmodifikation<br />
78
Menschen<br />
handeln<br />
aufgrund von<br />
Bedeutungen<br />
Bedeutungen<br />
entstehen in<br />
sozialen<br />
Interaktionen.<br />
Bedeutungen<br />
werden in<br />
kommunikativen<br />
Akten (symbolische<br />
Interaktionen)<br />
gelernt, verändert,<br />
bewertet,<br />
angewendet.<br />
Erziehung als symbolische<br />
Interaktion<br />
Blumer, 1976
Geste<br />
Menschen<br />
entwickeln<br />
Bedeutungen<br />
Wird Bedeutung<br />
geteilt =><br />
handlungsleitend<br />
Erziehung als symbolische<br />
Interaktion
• Bedeutung für die Erziehung:<br />
◦ Strukturierung von Situationen „Was passiert?“<br />
◦ Verhältnis der Personen „Wer führt?“<br />
• Beispiele:<br />
◦ Kind lernt laufen<br />
◦ Das Aufräumen des Kinderzimmers<br />
Erziehung als symbolische<br />
Interaktion
• 5 Axiome der Kommunikation<br />
1. Man kann nicht nicht kommunizieren.<br />
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und<br />
einen Beziehungsaspekt.<br />
3. Die Art der Beziehung ist durch die<br />
Interpunktation der Kommunikationsabläufe<br />
gekennzeichnet.<br />
4. Menschliche Kommunikation ist digital und<br />
analog.<br />
5. Kommunikationsabläufe sind symmetrisch<br />
oder komplementär.<br />
Kommunikation als Grundstruktur<br />
von Erziehungshandeln<br />
Watzlawick, 1972
Ziele in der Erziehung<br />
83
Meine Kinder<br />
sollen einmal<br />
selbständig und<br />
unabhängig leben<br />
können.<br />
Aus eigener<br />
Erfahrung belehrt,<br />
würde ich meinen,<br />
dass mein Kind<br />
lernt, richtig mit<br />
seinem Geld<br />
umzugehen, vor<br />
allem etwas<br />
sparsamer als ich,.<br />
Berufliche Tüchtigkeit,<br />
gute Umgangsformen<br />
und Bescheidenheit<br />
werden dem Kind<br />
weiterhelfen.<br />
Meine Kinder<br />
sollen einmal<br />
selbständig und<br />
unabhängig leben<br />
können.<br />
Gemeinschaftssinn und<br />
Lebensfreude,<br />
Interessiertheit und<br />
Aufgeschlossenheit sowie<br />
Liebe und Achtung<br />
gegenüber anderen<br />
Menschen wären für mich<br />
entscheidend.<br />
84
Erziehungsziele als<br />
Orientierungshilfe hinsichtlich<br />
des Soll-Zustand des<br />
zu Erziehenden<br />
Erziehungsziel als Ideal<br />
für Educanden<br />
des erzieherischen<br />
Verhaltens<br />
Erziehungsziel als<br />
Vorschrift für Erzieher<br />
Erziehungsziele als Orientierungshilfe (Brezinka, 1990)<br />
85
Werte zB Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Normen zB „Du sollst nicht töten“<br />
Erziehungsziele zB Erziehung zu<br />
Friedfertigkeit<br />
Erziehungsziele als soziale Wertund<br />
Normvorstellungen<br />
86
Soziale Werte und Normen<br />
Werte und Normen, die<br />
in der Erziehung wirksam<br />
werden<br />
Werte und Normen, die<br />
außerhalb des<br />
Erziehungsprozesses bleiben<br />
Werte und Normen, die ausdrücklich und<br />
bewusst in der Erziehung gesetzt werden =<br />
Erziehungsziele<br />
Werte und Normen, die nicht bewusst in der<br />
Erziehung mitwirken<br />
87
Instanzen, die Erziehungsziele<br />
festsetzen (Klafki, 1986)<br />
Wirtschaft<br />
Regierung<br />
Politische<br />
Parteien<br />
Kirchen,<br />
Verbände<br />
88
Faktoren, die die Setzung von<br />
Erziehungszielen beeinflussen<br />
Umweltbedingungen<br />
Werte, Normen<br />
Staatssystem<br />
aktuelle Trends, Mode<br />
Wirtschaftsordnung<br />
wirtschaftliche Verhältnisse<br />
familiäre Situation<br />
Bezugsgruppen<br />
Persönlichkeitsmerkmale<br />
des Erziehers<br />
eigene Wünsche,<br />
Bedürfnisse<br />
Einstellungen<br />
Menschenbild<br />
eigene Erziehung<br />
individuelle Erlebnisse<br />
89
• Funktionen von Erziehungszielen<br />
◦ Verwirklichung von Wert- und<br />
Normvorstellungen<br />
◦ Verwirklichung von gesellschaftlichen<br />
Interessen<br />
◦ Organisation der Erziehung<br />
◦ Reflexion des erzieherischen Verhaltens<br />
◦ Verbesserung der Erziehungspraxis<br />
◦ Zusammenarbeit, Verständigung und<br />
Ausrichtung der Erzieher<br />
◦ Idealvorstellungen, für die sich Erziehende<br />
einsetzen<br />
90
• Probleme von Erziehungszielen<br />
◦ Unsicherheit durch Werte- und<br />
Normenpluralismus<br />
◦ Normenkonflikt<br />
◦ unrealistische und unerreichbare Ideale<br />
◦ Verbauung der Zukunftsoffenheit<br />
◦ Leitbilder weltanschaulicher Manipulation<br />
◦ Erzeugung falschen Bewusstseins<br />
◦ Verschleierung von Macht- und<br />
Interessensansprüchen<br />
91
Erziehungsziele lassen sich begründen aus<br />
anthropologischer<br />
Sicht<br />
Grundlage:<br />
Aussagen über<br />
das Wesen des<br />
Menschen<br />
normativer Sicht<br />
Grundlage:<br />
Unumgänglichkeit<br />
des durch soziale<br />
Werte und<br />
Normen<br />
geregelten<br />
Zusammenlebens<br />
pragmatischer<br />
Sicht<br />
Grundlage:<br />
Aufgaben und<br />
Probleme der<br />
Zeit, die zu<br />
bewältigen sind<br />
92
Pädagogische Mündigkeit ist ein Prozess und<br />
umfasst<br />
Selbstkompetenz<br />
Sozialkompetenz<br />
Sachkompetenz<br />
Bewältigung des<br />
eigenen Lebens<br />
Bewältigung des<br />
sozialen Lebens<br />
Bewältigung der<br />
Sachwelt<br />
93
Erziehungsstile<br />
94
• Untersuchung an 5 Jugendgruppen mit<br />
unterschiedlichem Führer<br />
• Verhalten des Führers: demokratisch –<br />
autoritär – laissez-faire<br />
• Reaktionen der Jugendlichen?<br />
Erziehungsstile<br />
Die Lewin-Lippitt-White Studie<br />
95
• Der autoritäre Gruppenführer …<br />
◦ legte alle Richtlinien fest<br />
◦ schreibt Techniken, Tätigkeiten, einzelne<br />
Aufgaben vor<br />
◦ stellt die Arbeitsgruppen zusammen<br />
◦ verteilt Lob und Tadel nach persönlichen<br />
Gesichtspunkten<br />
◦ hält sich abseits von der Gruppe<br />
Erziehungsstile<br />
Die Lewin-Lippitt-White Studie<br />
96
• Der demokratische Gruppenführer …<br />
◦ lässt Richtlinien durch Gruppendiskussionen und<br />
-entscheidung festlegen<br />
◦ hilft beim Zustandekommen von Entscheidungen<br />
durch Vorschläge alternativer Mittel und Verfahren<br />
◦ lässt die Schüler ihre Arbeitspartner selbst<br />
auswählen<br />
◦ orientiert sich beim Erteilen von Lob und Tadel an<br />
objektiven und sachlichen Gesichtspunkten<br />
◦ versucht, Mitglied der Gruppe zu sein<br />
Erziehungsstile<br />
Die Lewin-Lippitt-White Studie<br />
97
• Der Gruppenleiter im laissez-faire-Stil<br />
◦ überlässt alle individuellen und<br />
Gruppenentscheidungen völlig den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
◦ beschafft lediglich Material, stellt aber keine<br />
Arbeitsaufträge<br />
◦ gibt Informationen nur auf Befragen<br />
◦ nimmt am Gruppenleben nicht teil, beurteilt<br />
nicht, enthält sich sämtlicher Regelungen oder<br />
spontaner Bemerkungen<br />
Erziehungsstile<br />
Die Lewin-Lippitt-White Studie<br />
98
• Der Gruppenleiter im laissez-faire-Stil<br />
◦ überlässt alle individuellen und<br />
Gruppenentscheidungen völlig den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
◦ beschafft lediglich Material, stellt aber keine<br />
Arbeitsaufträge<br />
◦ gibt Informationen nur auf Befragen<br />
◦ nimmt am Gruppenleben nicht teil, beurteilt<br />
nicht, enthält sich sämtlicher Regelungen oder<br />
spontaner Bemerkungen<br />
Erziehungsstile<br />
Die Lewin-Lippitt-White Studie<br />
99
• Autoritär:<br />
◦ größte Leistungsquantität<br />
◦ geringere Arbeits- und Gruppenmoral,<br />
mehr Konflikt,<br />
◦ Aggression gegenüber Sündenböcken:<br />
extrem hoch oder niedrig<br />
ein deutlicher Anstieg, sobald der Führer<br />
den Raum verließ<br />
◦ weniger Arbeitsbeharrlichkeit bei<br />
Abwesenheit des Leiters<br />
Erziehungsstile Ergebnisse<br />
100
• demokratisch:<br />
• geringe Produktionsmenge, höhere Qualität<br />
• höhere Arbeits- und Gruppenmoral, weniger Konflikte<br />
• Aggression und Sündenböcke: aggressives Verhalten<br />
trat in mittleren Maß auf, auch die Arbeitsleistungen<br />
waren mittelstark ausgeprägt, ähnlich wie die der<br />
aggressiven autoritären Gruppen.<br />
• größere Arbeitsbeharrlichkeit bei Abwesenheit des<br />
Lehrers: Insgesamt war die Einstellung gegenüber dem<br />
Führer positiv, die Arbeitsleistungen nahmen<br />
60 % der Zeit in Anspruch.<br />
Erziehungsstile Ergebnisse<br />
101
• laissez-faire:<br />
◦ geringe Produktivität: Die<br />
Arbeitsleistungen waren insgesamt am<br />
schlechtesten, sie nahmen aber zu,<br />
sobald der Führer den Raum verließ, ein<br />
Junge übernahm die Führungsrolle<br />
◦ geringe Arbeits- und Gruppenmoral<br />
◦ hohe Aggression<br />
Erziehungsstile Ergebnisse<br />
102
• In der realen Erziehungs- und<br />
Unterrichtssituation wurde durch<br />
teilnehmende Beobachtung in<br />
amerikanischen Kindergärten und<br />
Grundschulen das sprachliche und<br />
nichtsprachliche Lehrerverhalten<br />
unter dem Aspekt des dominativen und<br />
integrativen Typus untersucht.<br />
Erziehungsstile<br />
H. H. Anderson<br />
103
Unterrichtsstil<br />
Dominatives Verhalten<br />
Rigorose Lenkung durch<br />
Erziehungsperson, Tadel,<br />
Verwarnung, Drohung,<br />
Strafen, Kritik,<br />
Zurechtweisung, Vorwurf,<br />
Missbilligung,<br />
Ermahnung,<br />
Aufforderungen und<br />
Befehle, kaum<br />
Rücksichtnahme auf<br />
kindliche Bedürfnisse<br />
Erziehungsstile<br />
H. H. Anderson<br />
Folgen beim Kind<br />
Angst – Aggression<br />
Widerstand gegenüber<br />
den Befehlen, Dominanz<br />
und Aggression<br />
gegenüber anderen<br />
Kindern (Lernen am<br />
Modell), nervöse<br />
Angewohnheiten (zB<br />
Nägelkauen, zappeliges<br />
Verhalten, apathische<br />
Reaktionen, Passivität)<br />
104
Unterrichtsstil<br />
Integratives Verhalten<br />
wenig Lenkung,<br />
freundliche Haltung,<br />
Bitten und Meinungen der<br />
Kinder werden akzeptiert,<br />
Aktivitäten der Kinder<br />
werden gelobt, Kinder<br />
werden zur Formulierung<br />
von Gedanken und<br />
Vorschlägen ermuntert.<br />
Erziehungsstile<br />
H. H. Anderson<br />
Folgen beim Kind<br />
Aktivität – Kooperation<br />
Spontanes Berichten<br />
eigener Erfahrungen,<br />
spontane Vorschläge und<br />
Antworten, gute Mitarbeit,<br />
kaum Widerstand<br />
gegenüber dem Lehrer,<br />
wenig Aggression<br />
gegenüber Gleichaltrigen,<br />
wenig nervöse<br />
Angewohnheiten.<br />
105
• Das Hamburger Ehepaar entwickelte in<br />
langjähriger Unterrichtsforschung die<br />
amerikanischen Untersuchungen zu den<br />
Erziehungsstilen weiter bzw. übertrug sie<br />
auf deutsche Schulverhältnisse.<br />
Erziehungsstile<br />
Reinhard und Anne-Marie Tausch<br />
106
Ebene des Typs Ebene der<br />
Dimension<br />
Autokratischer<br />
Stil<br />
Lenkung –<br />
Dirigierung (stark<br />
ausgeprägt)<br />
Emotionale<br />
Dimension = Kälte,<br />
Abneigung<br />
Ebene der<br />
Merkmale<br />
häufige Befehle und<br />
Aufforderungen,<br />
häufige Lehrerfragen,<br />
langes und häufiges<br />
Reden, Strafen,<br />
Vorwürfe, Kritik,<br />
häufige Kontrolle<br />
Verständnislosigkeit,<br />
Irreversibilität,<br />
Entmutigung,<br />
Geringschätzung,<br />
erregtes,<br />
unfreundliches,<br />
unhöfliches Verhalten,<br />
Pessimismus, geringe<br />
Respektierung von<br />
Wünschen und<br />
Belangen der Schüler<br />
Ebene der<br />
Verhaltensweisen<br />
Weiterlesen!<br />
Schaut her!<br />
Nun passt doch<br />
auf!<br />
Was ist heute<br />
unsere Aufgabe?<br />
Oder<br />
Wie heißt das?<br />
Ein dusseliges Volk<br />
seid ihr! gleich<br />
helfe ich dir! ja,<br />
gerade du hast es<br />
nötig! Na, nun<br />
komm,<br />
Freundchen! Es hat<br />
gar keinen Zweck<br />
mit dir.<br />
Setzen!<br />
Ruhe!<br />
Erziehungsstile Tausch/Tausch<br />
107
Ebene des Typs<br />
Sozialintegrativer<br />
Stil<br />
Ebene der<br />
Dimension<br />
Emotionale<br />
Dimension =<br />
Wärme,<br />
Zuneigung<br />
Lenkung –<br />
Dirigieren (gering<br />
ausgeprägt)<br />
Ebene der<br />
Merkmale<br />
Wertschätzung,<br />
höfliches,<br />
freundliches und<br />
ruhiges Verhalten,<br />
Optimismus,<br />
Verständnis,<br />
Reversibilität,<br />
Ermutigung<br />
wenig Befehle,<br />
seltene<br />
Aufforderungen,<br />
kürzeres Reden,<br />
kooperatives<br />
Verhalten, selten<br />
Lehrerfragen, geringe<br />
Häufigkeit von<br />
Ausdrucksformen der<br />
Macht, Überlegungen,<br />
Stärke<br />
Ebene der<br />
Verhaltensweisen<br />
Eure Vorschläge<br />
haben sehr<br />
geholfen! Du<br />
möchtest am<br />
liebsten weinen.<br />
Ja, das ist wahr.<br />
Bitte nur flüstern.<br />
Einige möchten<br />
noch weiter<br />
arbeiten. Ich<br />
könnte euch<br />
helfen.<br />
Das Lesestück ist<br />
auf Seite …<br />
Bitte macht<br />
Vorschläge.<br />
Erziehungsstile Tausch/Tausch 108
Hauptdimensionen, die das soziale und emotionale<br />
Lehrerverhalten charakterisieren:<br />
• Die emotionale Dimension:<br />
Missachtung, Kälte, Abweisung vs. Achtung, Wärme,<br />
Zuneigung<br />
• Die Lenkungsdimension:<br />
Keine Lenkung, Dirigierung, Kontrolle vs. Starke<br />
Lenkung/Dirigierung/Kontrolle<br />
• Die Dimension Nichtdirigierende fördernde Aktivität:<br />
Keine Angebote, Vorschläge, Alternativen vs. viele<br />
Angebote, Vorschläge<br />
Erziehungsstile Tausch/Tausch<br />
109
• Elterliche Erziehungsstile<br />
◦ autoritative Erziehung<br />
◦ autoritäre Erziehung<br />
◦ permissive Erziehung<br />
◦ nachgiebige Erziehung<br />
◦ vernachlässigende ERziehung<br />
Elterliche Erziehungsstile<br />
110
• Ordnungssysteme sind willkürlich gewählt und konstruiert<br />
• Idealvorstellungen vom Erziehungsverhalten sind<br />
gesellschafts-, zeit- und kulturabhängig<br />
• Die Erziehungsstilforschung ist einseitig, sie konzentriert<br />
sich auf das Lehrerverhalten und beachtet die Eigenarten<br />
und Verhaltensprobleme der Kinder zu wenig.<br />
• Über die Auswirkungen von Erziehungsstilen gibt es trotz<br />
aller Untersuchungen nur wenig gesicherte Erkenntnisse,<br />
die Erziehungsstilforschung bleibt deshalb für die Praxis oft<br />
wenig brauchbar.<br />
Kritik an Erziehungsstilforschung<br />
111
• Antiautoritäre Erziehung<br />
◦ Ablehnung von Unterdrückung, Zwang,<br />
Machtausübung und emotionaler Kälte<br />
◦ hohes Maß an Wertschätzung und<br />
Verständenis<br />
◦ größtmöglicher Raum an Freiheit für<br />
den zu Erziehenden<br />
Antiautoritäre Erziehung<br />
112
• Antiautoritäre Erziehung<br />
◦ Liberale Form:<br />
Alexander S. Neill:<br />
Inernatschule Summerhill<br />
◦ Sozialistische Form<br />
Konsequenz der Ideen der<br />
Studentenbewegung und der ersten<br />
Kommunen - Kinderladenbewegung<br />
Antiautoritäre Erziehung<br />
113
Institutionen der<br />
Erziehung und Bildung<br />
114
• Die Familie<br />
Merkmale der Kernfamilie<br />
◦ Lebens- und Haushaltsgemeinschaft auf<br />
längere Dauer<br />
◦ Ziel, Kinder zu erziehen<br />
◦ Beziehungen zwischen Familienmitgliedern<br />
◦ „Wir-Gefühl“<br />
◦ Gegenseitige Verantwortung, Beständigkeit,<br />
Verlässlichkeit<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
115
• Die Familie<br />
Funktionen der Familie<br />
◦ Geburt von Kindern und ihre Sozialisation<br />
◦ Standortfindung<br />
◦ Haushalts- und Freizeitfunktion<br />
◦ Spannungsausgleich<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
116
• Die Familie<br />
Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Familiäres Zusammenleben<br />
◦ Unvollständigkeit der Familie<br />
◦ Berufstätigkeit beider Elternteile<br />
◦ Verfehlte Erwartungen an das Kind<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
117
• Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Familiäres Zusammenleben<br />
• Autoritäts- und Generationskonflikte<br />
• Ablösung des Jugendlichen<br />
• Disharmonisches Familienklima<br />
• Trennung der Eltern<br />
• Außergewöhnliche Belastungen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
118
• Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Unvollständigkeit der Familie<br />
• Gesellschaftliche Vorurteile<br />
• Finanzielle Situation<br />
• Betreuungsprobleme<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
119
• Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Berufstätigkeit beider Elternteile<br />
• Belastung für Kinder?<br />
• Unzufriedenheit mit Arbeit<br />
• Überforderung im Beruf<br />
• Doppelrolle Beruf – Haushalt<br />
• Entscheidung: Qualität der Beziehung (weniger<br />
die Quantität)<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
120
• Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Verfehlte Erwartungen an das Kind<br />
• Emotionale Überforderung durch gestörtes<br />
Familienklima<br />
• Überhöhte Leistungsanforderungen<br />
• Kind wird in Rollen gedrängt<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
121
• Probleme der familiären Erziehung<br />
◦ Kind wird in Rollen gedrängt (Richter, 1989)<br />
• Kind soll Enttäuschungen ausgleichen, die durch die<br />
gestörte Elternbeziehung entstanden sind.<br />
• Kind soll übersteigertes Eigenbild eines Elternteils<br />
kompensieren<br />
• Kind soll Ideal der Eltern verwirklichen<br />
• Kind übernimmt die Rolle des „schwachen“<br />
• Kind wird herangezogen, um in Konfliktsituationen<br />
einem Elternteil beizustehen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
122
• Der Kindergarten<br />
◦ Familienergänzende Einrichtung auf freiwilliger<br />
Basis<br />
◦ Erziehung durch ausgebildete<br />
Kindergartenpädagogen oder Erzieher<br />
◦ Träger sind Gemeinden, Städte, private und<br />
kirchliche Organisationen<br />
◦ stehen unter Aufsicht von Jugendämtern und<br />
Regierungen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
123
• Der Kindergarten<br />
Aufgaben des Kindergartens<br />
◦ Förderung der Motorik<br />
◦ Förderung der Sprache und Kommunikation<br />
◦ Förderung der Kreativität<br />
◦ Förderung der Wahrnehmung und Orientierung<br />
◦ Förderung der Konzentration und der Denkund<br />
Gedächtnisleistungen<br />
◦ Förderung der Lernmotivation<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
124
• Der Kindergarten<br />
Aufgaben des Kindergartens<br />
◦ Förderung des Sozialverhaltens<br />
◦ Förderung des Umwelt und<br />
Naturverständnisses<br />
◦ Förderung der Gesundheit<br />
◦ Elternarbeit<br />
◦ Religiöse Erziehung<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
125
• Der Kindergarten<br />
Organisation des Kindergartens<br />
◦ Alternsgemischte Gruppe => Förderung des<br />
Sozialverhaltens (Einzelkinder)<br />
◦ Geplante pädagogische Arbeit (Jahreszeiten,<br />
Feste, …)<br />
◦ Gestaltung der Räume im Kindergarten<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
126
• Der Kindergarten<br />
Probleme der Kindergartenarbeit<br />
◦ Widersprüchliche Erwartungen zwischen<br />
Trägern des Kindergartens und den<br />
Erziehungsberechtigten<br />
◦ Kindergartenpädagoginnen beklagen sich über<br />
mangelndes Interesse der Eltern<br />
◦ Unnötiger Leistungsdruck vonseiten der Eltern<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
127
• Der Kindergarten<br />
Probleme der Kindergartenarbeit<br />
◦ Unterschiedliche Erziehungsstile im<br />
Kindergarten und im Elternhaus<br />
◦ Defizite können nicht immer ausgeglichen<br />
werden (Chancengleichheit?)<br />
◦ Gruppengröße<br />
◦ Migrantenkinder – Sprachprobleme<br />
◦ Verhaltensauffällige Kinder überfordern<br />
Erzieher<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
128
• Das Heim<br />
◦ als familienersetzende Einrichtung<br />
(zB Säuglings-, Kinder-, Jugendheim)<br />
◦ als familienergänzende bzw. –unterstützende<br />
Einrichtung<br />
(zB Internate)<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
129
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Aufgaben der Heimerziehung<br />
◦ Rückkehr des Kindes in die Familie<br />
◦ Erziehung in einer anderen Familie (oder<br />
familienähnlichen Lebensform) vorzubereiten<br />
◦ Verselbständigung des Jugendlichen zu fördern<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
130
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Aufgaben sind abhängig von Gründen,<br />
aus denen ein Kind ins Heim kommt:<br />
◦ Krankheit oder Tod der Eltern/eines Elternteils<br />
◦ Erziehungsunfähigkeit der Eltern<br />
◦ Kindesmisshandlungen<br />
◦ Vernachlässigungen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
131
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Aufgaben sind abhängig von Gründen,<br />
aus denen ein Kind ins Heim kommt:<br />
◦ Ungünstige Voraussetzungen im Elternhaus<br />
◦ Gefährdung der Entwicklung des Kindes<br />
◦ Soziale Auffälligkeiten des Kindes<br />
◦ Behinderung des Kindes<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
132
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Aufgaben<br />
◦ Wiedereingliederung in die Gesellschaft (zB bei<br />
Delinquenz)<br />
◦ Förderung des Sozialverhaltens<br />
◦ Förderung von individuellen Interessen und<br />
Fähigkeiten<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
133
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Aufgaben<br />
◦ Schul- und Berufsausbildung<br />
◦ Behandlung von psychosozialen<br />
Schwierigkeiten<br />
◦ Nachholung von Erziehungsversäumnissen<br />
◦ Heil- bzw. sonderpädagogische Förderung<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
134
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Erzieherische Arbeit im Heim<br />
◦ Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme<br />
Kennenlernen des Heimes<br />
◦ Aufenthalt im Heim<br />
Erziehungsplan, individuelle Förderung<br />
◦ Vorbereitung und Durchführung der Entlassung<br />
Arbeits- und Wohnungssuche<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
135
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Probleme der Heimerziehung<br />
◦ Fluktuation des Erziehungspersonals<br />
◦ Auffällige Kinder beeinflussen die anderen<br />
ungünstig<br />
◦ Regeln der Heimordnung<br />
◦ Starrer Tagesablauf<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
136
• Das Heim als familienergänzende<br />
Einrichtung<br />
Probleme der Heimerziehung<br />
◦ Zu späte Heimeinweisung<br />
◦ Keine festen Bezugspersonen<br />
◦ Fehlen von finanziellen Mitteln in Heimen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
137
Jugendarbeit<br />
Begriff Jugendarbeit<br />
◦ Orientiert sich an Interessen von Jugendlichen<br />
◦ Jugendliche gestalten mit<br />
◦ Ziel: Selbstbestimmung<br />
◦ Anregung zu gesellschaftlicher<br />
Mitverantwortung und sozialem Engagement<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
138
Jugendarbeit<br />
Schwerpunkte der Jugendarbeit<br />
◦ Außerschulische Jugendbildung (politisch, sozial,<br />
kulturell, technisch, naturkundlich)<br />
◦ Sport, Spiel und Geselligkeit<br />
◦ Internationalität<br />
◦ Kinder- und Jugenderholung<br />
◦ Jugendberatung<br />
◦ Arbeitswelt-, schul-, familienbezogende<br />
Jugendarbeit<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
139
Jugendarbeit<br />
Schwerpunkte der Jugendarbeit<br />
◦ Außerschulische Jugendbildung (politisch, sozial,<br />
kulturell, technisch, naturkundlich)<br />
◦ Sport, Spiel und Geselligkeit<br />
◦ Internationalität<br />
◦ Kinder- und Jugenderholung<br />
◦ Jugendberatung<br />
◦ Arbeitswelt-, schul-, familienbezogende<br />
Jugendarbeit<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
140
Jugendarbeit<br />
Aufgaben der Jugendarbeit<br />
◦ Sinnvolle Freizeitbeschäftigung<br />
◦ Ort des sozialen Lernens<br />
◦ Ort des politischen Lernens<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
141
Jugendarbeit<br />
Methoden in der Jugendarbeit<br />
◦ Pädagogik der offenen Situationen<br />
(Sozialpädagogen als Moderatoren<br />
◦ Personales Angebot – Sachangebot –<br />
reflektierte Gruppe<br />
◦ Erfahrungsorientierter Ansatz<br />
◦ Erlebnisorientierter Ansatz<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
142
Jugendarbeit<br />
Richtungen der Jugendarbeit<br />
◦ Jugendverbandsarbeit<br />
◦ Offene Jugendarbeit<br />
◦ Jugendbildungsarbeit<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
143
Jugendarbeit<br />
Formen der Jugendarbeit (nach<br />
Interessen und Bedürfnissen<br />
◦ Jugendarbeit in Gruppen<br />
◦ Jugendarbeit in Einrichtungen<br />
◦ Jugendarbeit als Einzelveranstaltungen und -<br />
aktivitäten<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
144
Jugendarbeit<br />
Probleme der Jugendarbeit<br />
◦ Viele Wünsche der Jugendlichen<br />
◦ Desinteresse<br />
◦ Vorurteil: Jugendarbeit und Drogenkonsum<br />
◦ Keine geregelten Arbeitszeiten der Mitarbeiter<br />
◦ Finanzielle Probleme<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
145
Jugendarbeit<br />
Probleme der Jugendarbeit<br />
◦ Hauptamtliche Mitarbeiter oft mit<br />
Verwaltungsaufgaben beschäftigt<br />
◦ Konflikte zwischen Trägern, Mitarbeitern und<br />
Jugendlichen<br />
Erziehung in pädagogischen<br />
Einrichtungen<br />
146
• Materialien zu Erziehungseinrichtungen:<br />
◦ Familienprobleme<br />
◦ Das SOS-Kinderdorf<br />
◦ Freizeitpädagogik<br />
◦ Jugendzentrum<br />
147
Erziehung durch<br />
Medien<br />
148
Erziehung durch Medien<br />
149
Medienpädagogik<br />
Begriff Medium/Medien<br />
◦ Instrument, das Informationen an andere<br />
Personen überträgt<br />
Erziehung durch Medien<br />
150
Medienpädagogik<br />
Begriff Massenmedien<br />
◦ Fernsehen<br />
◦ Video<br />
◦ Film<br />
◦ Hörfunk<br />
◦ Computer, Videospiele, Internet<br />
◦ Telefon, Handy<br />
◦ Printmedien<br />
◦ Tonträger<br />
Erziehung durch Medien<br />
151
Medienpädagogik<br />
Funktionen von Massenmedien<br />
◦ Meinungsspiegelung<br />
◦ Informationsvermittlung<br />
◦ kritisieren und kontrollieren (zB Politik)<br />
◦ Unterhaltung<br />
◦ Kommunikation<br />
Erziehung durch Medien<br />
152
Medienpädagogik<br />
Begriff Medienpädagogik<br />
◦ erzieherische Fragen, die mit Medien zu tun haben.<br />
Begriff Medienerziehung<br />
◦ Erziehung zur Handhabung von Medien<br />
◦ Erziehung zum kritischen Umgang mit Medien<br />
Erziehung durch Medien<br />
153
Medienpädagogik<br />
Richtungen der Medienpädagogik<br />
◦ Integrative Medienpädagogik<br />
Medien als Informations- und Lernquelle<br />
◦ Kritische Medienpädagogik<br />
will Medien als Manipulationsmittel enttarnen<br />
◦ Instrumentelle Medienpädagogik<br />
Medien als Vermittler in Erziehung, Bildung und<br />
Unterricht<br />
Erziehung durch Medien<br />
154
Medienpädagogik<br />
Richtungen der Medienpädagogik<br />
◦ Agitative (beeinflussende) Medienpädagogik<br />
untersucht die Abhängigkeit von Aussagen in<br />
Massenmedien zum Gesellschaftssystem<br />
◦ Präventive (vorbeugende) Medienpädagogik<br />
untersucht Gefährdung junger Menschen durch<br />
Massenmedien<br />
Erziehung durch Medien<br />
155
Ziele der Medienpädagogik<br />
Menschen (Rezipienten) sollen im Rahmen der<br />
Medienerziehung …<br />
◦ die Verbreitung und Wirkung von Medien kennen<br />
lernen<br />
◦ Medien verstehen und beurteilen lernen<br />
◦ Medien gestalten und einsetzen lernen<br />
◦ Medien auswählen und auswerten lernen<br />
◦ Medien im Gesellschaftlichen Zusammenhang sehen<br />
lernen<br />
Erziehung durch Medien<br />
156
Aufgaben der Medienpädagogik<br />
◦ Sachwissen und Kenntnis über Massenmedien<br />
vermitteln<br />
◦ Möglichkeiten zur schaffen, um die<br />
unterschiedlichen Aussagen von Medien zu<br />
verstehen<br />
◦ Bewusstsein schaffen, wie Massenmedien<br />
wirken<br />
Erziehung durch Medien<br />
157
Wirkungszusammenhänge von<br />
Massenmedien<br />
◦ Auswahl bestimmter Sendungen und ihre<br />
Wirkungen hängen ab von den persönlichen<br />
Einstellungen und dem sozialen Umfeld.<br />
◦ Ältere Jugendlichen gehen reflektierter mit<br />
Medieninhalten um.<br />
Erziehung durch Medien<br />
158
Wirkungszusammenhänge von<br />
Massenmedien<br />
◦ Medieninhalte wirken auf Gefühls- und<br />
Denkprozesse, reale und mediale Erfahrungen<br />
können sich vermischen.<br />
◦ Medieninhalte führen nicht zwingend zu bestimmten<br />
Verhaltensweisen (wie zB Gewaltbereitschaft). Sie<br />
fördern, wenn das mediale Umfeld mit dem<br />
persönlichen übereinstimmt.<br />
Erziehung durch Medien<br />
159
Theorien der Medienwirkung (Gewalt-,<br />
Horror-, pornografische<br />
Darstellungen)<br />
◦ Stimulationsthese (Ermunterungsthese)<br />
enthemmend => regen zum Nachahmen an<br />
◦ Katharsisthese<br />
unterdrückte Triebe werden ausgelebt =><br />
Aggressivität wird abgebaut<br />
Erziehung durch Medien<br />
160
Theorien der Medienwirkung (Gewalt-,<br />
Horror-, pornografische Darstellungen)<br />
◦ Habitualisierungsthese<br />
Häufiges Ansehen => Gleichgültigkeit, Gewalt wird<br />
ein Mittel, das in entsprechenden Situationen<br />
angewendet werden kann.<br />
◦ Inhibitionsthese<br />
Dargestellte Gewalt lässt aggressive Handlungen<br />
nicht zu, da diese in der Gesellschaft nicht gebilligt<br />
wird => Schuldgefühle<br />
Erziehung durch Medien<br />
161
Gefahren durch Medien<br />
◦ Isolation<br />
Kontakte nehmen ab.<br />
◦ Physiologische Wirkungen<br />
(Nervosität, Haltungsfehler, Kopfschmerzen,<br />
Schlafstörungen)<br />
◦ Angst- und Schockreaktionen<br />
Erziehung durch Medien<br />
162
Folgen überdurchschnittlichen<br />
Medienkonsums<br />
◦ Wirkungen negativer Sendungen wird verstärkt<br />
(Aggressionsneigung, Nervosität, …)<br />
◦ Kreativität wird beeinträchtigt<br />
◦ Aktive Sprachentwicklung kann gestört werden.<br />
Erziehung durch Medien<br />
163
Folgen überdurchschnittlichen<br />
Medienkonsums<br />
◦ Kontaktschwierigkeiten<br />
◦ Kindliche Unbefangenheit wird beeinträchtigt.<br />
◦ Überreizungen<br />
◦ Oberflächlichkeit und Kritiklosigkeit<br />
◦ Aufbau einer geordneten Vorstellungswelt <br />
◦ Entwicklung der Fantasie <br />
Erziehung durch Medien<br />
164
Das Lernen von Gewalt<br />
◦ Je realistischer ein Film vom Rezipienten<br />
eingestuft wird desto gewaltsamer wird er<br />
empfunden.<br />
◦ Zeichentrickfilme haben keine negativen<br />
Effekte auf Kinder oder Jugendliche.<br />
Erziehung durch Medien<br />
165
Das Lernen von Gewalt<br />
Nachahmungsbereitschaft ist abhängig von<br />
◦ Persönlichkeitsmerkmalen des Modells im<br />
Medium<br />
◦ Persönlichkeitsmerkmalen des Rezipienten<br />
◦ Art der Beziehung des Rezipienten zum Modell<br />
Erziehung durch Medien<br />
166
Medienerziehung<br />
• Vermittlung von Medienkompetenz<br />
(Bedienung von Medien<br />
• Verstehen medialer Aussagen<br />
abhängig<br />
◦ vom Alter des zu Erziehenden<br />
◦ von der Menge der medialen Aussagen<br />
◦ vom sozialen Zusammenhang<br />
◦ von der medialen Aussage<br />
Erziehung durch Medien<br />
167
Medienerziehung<br />
• Möglichkeiten der<br />
Medienerziehung<br />
◦ Bewusstes Einsetzen von Medien<br />
◦ Bewusste Auswahl von Medieninhalten<br />
◦ Vorbildwirkung der Erzieher<br />
◦ Hilfestellung bei der Verarbeitung von Eindrücken<br />
◦ Auseinandersetzung mit Medienmodellen und<br />
deren Bewertung<br />
◦ Hinführung zu kritischen Lesern, Hörern, Zusehern<br />
Erziehung durch Medien<br />
168