Unterlagen-Mathe 11
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<strong>Mathe</strong>matik<br />
Klasse <strong>11</strong>c<br />
Schuljahr 2010/<strong>11</strong><br />
Michael Thielke<br />
4. März 2012<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
I Analysis - Differentialrechnung 4<br />
1 Funktionen und ihre Eigenschaften 4<br />
1.1 Der Funktionsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.2 Lineare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.3 Quadratische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.4 Funktionseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.4.1 Symmetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.4.2 Verhalten im Unendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.4.3 Definitionsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.4.4 Nullstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
1.4.5 Umkehrbarkeit und Umkehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2 Änderungsraten und Ableitungsbegriff <strong>11</strong><br />
2.1 Mittlere Änderungsraten einer Messgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>11</strong><br />
2.2 Lokale Änderungsrate als Tangentensteigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
3 Ableitungsregeln 14<br />
3.1 Einfache Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
3.2 Ableitungen elementarer Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
3.3 Die Produktregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
3.4 Die Kettenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
3.5 Die Quotientenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
3.6 Existenz der Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4 Funktionsuntersuchungen 20<br />
4.1 Ganzrationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.2 Nullstellenbestimmung mit der Polynomdivision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.3 Vollständige Funktionsuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4.4 Funktionsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
5 Optimierungsprobleme 27<br />
II Analytische Geometrie - Geraden und Ebenen im IR 3 30<br />
6 Vektoren im Raum 30<br />
6.1 Positionsbestimmung durch Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
6.2 Rechnen mit Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
7 Lineare Abhängigkeit 35<br />
8 Geraden im IR 3 37<br />
9 Ebenen im IR 3 40<br />
2
10 Lagebeziehungen von Geraden und Ebenen 43<br />
10.1 Analyse der Lagebeziehung über Kollinearitätsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
10.2 Analyse eines Schnittpunktansatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
10.3 Lage von Geraden und Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
10.4 Lage zweier Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
III Stochastik - Wahrscheinlichkeitstheorie 50<br />
<strong>11</strong> Zufallsexeperimente und Wahrscheinlichkeitsdefinition 50<br />
<strong>11</strong>.1 Zufallsexperimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
<strong>11</strong>.2 Wahrscheinlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
<strong>11</strong>.3 Laplace-Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
12 Kombinatorik und Urnenemodelle - Simulationen 54<br />
13 Baumdiagramme 57<br />
14 Bedingte Wahrscheinlichkeiten 58<br />
IV Grundlagen aus der Mittelstufe 60<br />
15 Gleichungen 60<br />
15.1 Lineare Gleichungen und Bruchgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
15.2 Quadratische Gleichungen und verwandte Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
15.3 Exponential- und Lograithmusgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
15.4 Trigonometrische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
16 Lineare Gleichungssysteme 60<br />
16.1 Verhältnisgleichungen - Einsetzungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
16.2 Das Additionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
16.3 Lösung durch Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
16.4 Der Gauß - Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
16.5 Das Determinantenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
16.6 Nichtlineare Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
16.7 Lösungsmanigfaltigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
V Anhang 68<br />
17 Objekte der <strong>Mathe</strong>matik 68<br />
3
Teil I<br />
Analysis - Differentialrechnung<br />
1 Funktionen und ihre Eigenschaften<br />
Wir betrachten zunächst einige Diagramme 1 . Sie zeigen verschiedene Zusammenhänge zwischen<br />
Messgrößen. Solche Zusammenhänge beschreiben, wie sich die eine Messgröße verändern kann und<br />
wie sich dann in der Folge die andere Messgröße mitverändert. Gleichzeitig lässt sich die Abhängigkeit<br />
von weiteren Parametern darstellen.<br />
In unseren Beispielen finden wir lineare (1,6), quadratische (2) und exponentielle (3,4,5) Zusammenhänge.<br />
Wir erkennen Anwendungsbereiche aus der Physik (1), dem Alltag (2,5), der Wirtschaft<br />
(4,6) und der Medizin (3). Dargestellt sind zeitliche Entwicklungen als Abnahme- (4,6) und Zunahmeprozesse<br />
(3,5).<br />
<strong>Mathe</strong>matisch betrachtet handelt es sich um Funktionen. In der <strong>Mathe</strong>matik reduzieren wir diese<br />
Funktionen auf das Wesentliche und blenden zunächst die beteilgten Messgrößen aus. Dadurch wird<br />
die Darstellung einerseits abstrakter, also schwieriger verständlich, andererseits gewinnen wir eine<br />
Allgemeinheit, die es uns ermöglicht, die gewonnenen Ergebnisse anschließend auf viele konkrete<br />
Messgrößen und Zusammenhänge zu übertragen.<br />
Diese Reduzierung und die damit verbundene Abstraktion sind wesentliche Kennzeichen der <strong>Mathe</strong>matik.<br />
Daraus ergibt sich die allgemeine Gültigkeit der gewonnenen Erkenntnisse.<br />
Häufig interessiert uns die Veränderung einer Größe - genauer gesagt das Tempo der Veränderung.<br />
Es geht also um die Fragen ”<br />
Wie ändert sich eine Messgröße?“ und ”<br />
Wie stark ändert sich eine<br />
abhängige Messgröße, wenn sich die andere etwas verändert?“. Diese Fragen führen zu dem Begriff<br />
der Änderunsgrate, der eine zentrale Rolle in der Differentialrechnung spielt und direkt mit dem<br />
Begriff der Ableitungsfunktion zusammen hängt.<br />
Bevor wir uns jedoch mit Änderungsraten von Funktionen beschäftigen können, müssen wir zunächst<br />
Funktionen verstanden haben. Wir müssen klären, was wir unter einer Funktion verstehen und welche<br />
Eigenschaften solche Funktionen besitzen können.<br />
1.1 Der Funktionsbegriff<br />
Die Ergebnisse dieser Betrachtungen führen uns zur Definition von Funktionen.<br />
Definition 1.1 Ordnen wir jedem Element x einer Menge ID (Definitionsmenge) genau ein Element<br />
y = f(x) einer Menge IW (Wertemenge) zu, so erhalten wir eine Funktion:<br />
f :<br />
{<br />
x ↦−→ y = f(x)<br />
ID ↦−→ IW<br />
Hier werden also die Vollständigkeit, d.h. die volle Ausschöpfung der Definitionsmenge, und die<br />
Eindeutigkeit - bezogen auf die einmalige Verwendung jedes Elementes der Definitionsmenge - betont.<br />
Zur Definition einer Funktion gehören immer auch die Angabe des Definitionsbereiches und<br />
des Wertebereiches.<br />
1 <strong>11</strong> AB Diagramme<br />
4
Ferner ergeben sich verschiedene Darstellungsmöglichkeiten für eine Funktion.<br />
• Mengenbild<br />
• Wertetabelle<br />
• Funktionsgraph<br />
• Funktionsgleichung<br />
Zum besseren Verständnis bearbeiten wir einige Aufgaben 2 . Aufgabe 1 zeigt zunächst verschiedene<br />
Beschreibungsmöglichkeiten einer Funktion mit Hilfe einer Tabelle, als Funktionsgraph oder durch<br />
eine Funktionsgleichung. Gleichzeitg wird deutlich, dass man am Funktionsgraphen den Typ einer<br />
Funktion, nicht aber die genauen Parameter ablesen kann. Hier handelt es sich um eine gebrochene<br />
Potenzfunktion 2. Grades:<br />
f(x) = k · 1<br />
x 2 bzw. f(x) = k x 2 .<br />
Aufgabe 2 verdeutlicht die Interpretation einer Funktion als Zuordnung zwischen zwei Messgrößen<br />
sowie die Bedeutung der Definitionsmenge. In diesem Fall wird der Defintionsbereich aus zwei<br />
Gründen eingeschränkt:<br />
• <strong>Mathe</strong>matisch betrachtet darf der Nenner nicht null werden, d.h. r ≠ 0.<br />
• Von der Sache her können sich nicht zwei Körper am gleichen Ort befinden, daher auch hier<br />
r ≠ 0.<br />
So passen oft sachliche und mathematische Gründe zusammen. Nur dann macht eine Beschreibung<br />
der Realität mit Hilfe von <strong>Mathe</strong>matik einen Sinn.<br />
Aufgabe 3 führt uns zum Begriff der Umkehrfunktion. Gemeint ist damit eine umkehrende Zuodnung,<br />
in diesem Fall eine Funktion mit deren Hilfe wir aus der gemessenen Kraft den Abstand<br />
berechnen berechnen können. Allerdings ist nicht jede Funktion umkehrbar.<br />
Die letzte Aufgabe 4 gibt einen ersten Eindruck von weiteren Eigenschaften, die Funktionen in verschiedenen<br />
Varianten besitzen können oder auch nicht, z.B. Symmetrie oder Monotonie.<br />
Zum Abschluss dieser Einführung wollen wir uns einen Überblick über die bereits bekannten Funktionstypen<br />
verschaffen und dabei gleichzeitig eine Software kennen lernen, mit deren Hilfe wir Funktionen<br />
darstellen und ihre Eigenschaften untersuchen werden: Das Compteralgebrasystem (kurz:<br />
CAS) DERIVE.<br />
Aufgabe 1.1 Starten Sie das Computeralgebrasystem DERIVE, und definieren Sie verschiedene<br />
Funktionen von verschiedenen Typen. Öffnen Sie ein zweidimensionales Grafikfenster und zeichnen<br />
Sie die Funktionsgraphen. Betten Sie jede Graphik hinter der entsprechenden Funktionsgleichung<br />
ein. Ergänzen Sie zu jeder Funktion eine Textbox, in der Sie den Funktionstyp benennen und eine<br />
kurze Beschreibung der typischen Eigenarten ergänzen.<br />
Als Ergebnis dieser Arbeit müssten folgende Funktionen auftauchen 3 :<br />
• Lineare Funktionen;<br />
• Quadratische Funktionen und Wurzelfunktionen;<br />
2 12 AB Funktionen<br />
3 13 Funktiosntypen.dfw<br />
5
• Potenzfunktionen (mit positiven und negativen ganzzahligen Exponenten);<br />
• Exponential- und Logarithmusfunktionen;<br />
• Trigonometrische Funktionen (sin, cos, tan).<br />
Wir ergänzen diese Liste durch zwei weitere Funktionstypen, die wir als Beispiele für unsere Untersuchungen<br />
benötigen werden:<br />
• ganzrationale Funktionen;<br />
• gebrochrationale Funktionen.<br />
Definition 1.2 Eine ganzrationale Funktion erhalten wir, wenn wir Vielfache von Potenzen mit<br />
natürlichen Exponenten der Funktionsvariablen x addieren:<br />
Beispiel 1.1 Ganzrationale Funktion:<br />
f(x) = a n · x n + a n−1 · x n−1 + ... + a 1 · x + a 0 .<br />
f(x) = 3x 4 + 2x 3 − 5x 2 + 12<br />
Definition 1.3 Eine gebrochenrationale Funktion erhalten wir, wenn wir den Quotienten aus zwei<br />
ganzrationalen Funktionen bilden:<br />
Beispiel 1.2 Gebrochenrationale Funktion:<br />
q(x) = z(x)<br />
n(x) = an·xn +...+a 1·x+a 0<br />
b n·x n +...+b 1·x+b 0<br />
.<br />
q(x) =<br />
x−1<br />
x 2 +x−6<br />
Aufgabe 1.2 Ergänzen Sie in Ihrer DERIVE - Datei auch Funktionsgraphen zu diesen Funktionstypen.<br />
1.2 Lineare Funktionen<br />
Den einfachsten Funktionstyp bilden die linearen Funktionen 4 .<br />
Definition 1.4 Wird eine Funktion beschrieben durch eine Funktionsgleichung der Form<br />
so erhalten wir eine Lineare Funktion.<br />
f(x) = m · x + n, x ∈ IR,<br />
Für jede Wahl von Werten für die Parameter m und n erhalten wir eine andere lineare Funktion.<br />
Der Funktionsgraph ist immer eine Gerade mit der Gleichung y = m · x + n. Die Steigung m beschreibt,<br />
wie steil diese Gerade im Koordinatensystem verläuft, der y - Achsenabschnitt n legt den<br />
Schnittpunkt (0 | n) mit der y - Achse fest.<br />
Die Funktionsschreibweise, wie in der Definiton, betont den Zuordnungscharakter und wird in der<br />
Analysis und bei Funktionsuntersuchungen verwendet. Die Gleichung y = m · x + n ist eine algebraische<br />
Beschreibung einer Punktmenge - in diesem Fall des Funktionsgraphen - und gehört in die<br />
analytische Geometrie. Sie betont die Interpretation des Funktionswertes als y - Koordinate eines<br />
Punktes im Koordinatensystem.<br />
Die Steigung m der Geraden hängt zusammen mit dem Steigungswinkel σ, der zwischen der positiven<br />
x - Achse und der Geraden gemessen wird. Eine Betrachtung des Steigungsdreiecks liefert den<br />
Zusammenhang<br />
4 14 AB Lineare Funktionen<br />
6
tan (σ) = m.<br />
Damit erhalten wir die Möglichkeit, zu vorgegebenen Winkeln die passende Gerade sowie die dazugehörige<br />
Funktion zu bestimmen und umgekehrt den Schnittwinkel von Geraden mit den Koordinatenachsen,<br />
aber auch wischen zwei Geraden zu berechnen 5 .<br />
1.3 Quadratische Funktionen<br />
Einen zweiten Funktionstyp betrachten wir mit den quadratischen Funktionen 6 .<br />
Definition 1.5 Wird eine Funktion beschrieben durch eine Funktionsgleichung der Form<br />
so erhalten wir eine quadratische Funktion.<br />
f (x) = a · x 2 + b · x + c,<br />
Der Funktionsgraph ist eine Parabel, deren Öffnung durch den Parameter a beschrieben wird. die<br />
Parameter b und c ergeben sich aus der Lage des Scheitelpunktes im Koordinatensystem. Dies wird<br />
deutlich durch folgende Umformung der Parabelgleichung:<br />
y = ax 2 + bx + c (1)<br />
(<br />
y = a x 2 + b a x + c )<br />
a<br />
(<br />
y = a x 2 + b ( ) b 2 ( b 2<br />
a x + − +<br />
2a 2a) c )<br />
a<br />
(<br />
y = a x 2 + b ( ) )<br />
b<br />
2<br />
a x + − b2<br />
2a 4a + c<br />
(<br />
y = a x + b ) 2<br />
− b2<br />
2a 4a + c<br />
y = (x − x S ) 2 + y S (2)<br />
Gleichung (1) heißt allgemeine Form der Parabelgleichung und enthält den Schnittpunkt mit der y<br />
- Achse (0 | c) als Parameter c. Gleichung (2) nennen wir Scheitelpunktsform der Parabelgleichung,<br />
weil wir den Scheitelpunkt S (x S | y S ) direkt ablesen können. Der Öffnungsfaktor a tritt in beiden<br />
Formen unverändert mit dem gleichen Zahlenwert auf. Der Parameter b in der allgemeinen Form<br />
hat offenbar keine geometrische Bedeutung.<br />
Die Umrechnung lässt sich natütlich an jeder konkreten Parabel in beide Richtungen durchführen, so<br />
dass wir stets aus der allgemeinen Form auch die Scheitelpunkte gewinnen und aus gegebenem Scheitelpunkt<br />
eine allgemeine Funktionsgleichung zur Bestimmung der Nullstellen aufstellen können 7 .<br />
Ferner können mit Hilfe der SCheitelpunktsform geometrische Veränderungen wie Verschiebung im<br />
Koordinatensystem oder Spiegelungen an den Koordinatenachsen durchgeführt werden 8 .<br />
5 AB 14: Aufgabe 7<br />
6 15 AB Quadratische Funktionen<br />
7 AB 14: Aufgaben 1,2,5<br />
8 AB 15: Aufgaben 4 - 6<br />
7
1.4 Funktionseigenschaften<br />
Nachdem wir bisher unsere Kenntnisse über zwei bekannte Funktionstypen wiederholt und durch<br />
einige allgemeine Überlegungen vertieft haben, wollen wir uns jetzt einigen allgemeinen Funktonseigenschaften<br />
zuwenden, die wir bei (fast) allen Funktionstypen finden werden. Dazu benutzen wir<br />
wieder das CAS 9 .<br />
Wir untersuchen hier vier Funktionseigenschaften: Die Symmetrie (Aufg.1), das Verhalten im Unendlichen<br />
(Aufg.2), den maximalen Definitonsbereich (Aufg.3) und die Nullstellen (Aufg.4).<br />
1.4.1 Symmetrie<br />
Es gibt viele Funktionsgraphen mit sehr unterschiedlichen Symmetrieeigenschaften. Uns interessieren<br />
dabei vor allem zwei besondere Symmetrien: Achsensymmetrie zur y - Achse und Punktsymmetrie<br />
bezogen auf den Koordinatenursprung. Soll ein Funktiosngraph symmetrisch zur y - Achse<br />
liegen, so müssen doch offenbar zwei Punkt P und Q auf dem Funktionsgraphen, deren x - Koordinaten<br />
sich nur im Vorzeichen unterscheiden (x Q = −x P ) gleiche y - Koordinaten besitzen: (y Q = y P ).<br />
Da die y - Koordinaten abermit den Fuktionswerten übereinstimmen ergibt sich:<br />
Satz 1.1 Erfüllen alle x Werte aus dem Definitionsbereich ID einer Funktion f die Bedingung<br />
f (−x) = f (x),<br />
so liegt der zugehörige Funktionsgraph symmetrisch zur y - Achse im Koordinatenkreuz.<br />
Entsprechend müssen bei einem punktsymmetrischen Fumnktionsgraphen für zwei Punkte P und<br />
Q mit (x Q = −x P ) dem Betrage nach gleich sein, aber entgegen gesetzte Vorzeichen besitzen:<br />
(y Q = −y P ). Für die Funktion gilt damit:<br />
Satz 1.2 Erfüllen alle x Werte aus dem Definitionsbereich ID einer Funktion f die Bedingung<br />
f (−x) = −f (x),<br />
so liegt der zugehörige Funktionsgraph symmetrisch zum Koordinatenursprung im Koordinatenkreuz.<br />
Solche Funktionen erhalten eine besondere Bezeichnung:<br />
Definition 1.6 Eine Funktion, welche die Bedingung von Satz 1.1 erfüllt heißt gerade Funktion,<br />
eine Funktion welche die Bedingung von Satz 1.2. erfüllt nennen wir eine ungerade Funktion.<br />
Für einige spezielle Funktiosntypen gibt es einfachere Möglichkeiten, die Symmetrien zu erkennen<br />
und nachzuweisen.<br />
1.4.2 Verhalten im Unendlichen<br />
Gerade bei Funktionen, die eine physikalische Größe beschreiben oder in der Wirtschaftsmathematik<br />
betrachtet werden, spielen die Grenzwerte für sehr große oder sehr kleine x - Werte eine Rolle. Daher<br />
untersuchen wir das Verhalten im Unendlichen. Dabei verwenden wir eine spezielle Schreibweise,<br />
falls die Funktionenswerte nicht unendlich groß werden. Streben Sie gegen eine endliche Zahl g, so<br />
nennen wir diese Zahl den Grenzwert.<br />
9 AB 16 Funktionseigenschaften<br />
8
Definition 1.7 Strebt der Funktionswert f(x) gegen eine endliche Zahl g, falls wir die Werte von<br />
x gegen eine reelle Zahl x 0 oder ins Unendliche laufen lassen, so nennen wir g den Grenzwert von<br />
f für x gegen x 0 bzw. x gegen Unendlich und schreiben:<br />
lim<br />
x→x 0<br />
bzw.<br />
lim<br />
x→∞<br />
Die Ergebnisse dieser Überlegungen befinden sich auch in einer CAS - Datei 10 .<br />
1.4.3 Definitionsbereiche<br />
Manche Funktionen besitzen einen eingeschränkten Definitionsbereich. Dies kann Sachgründe haben,<br />
die sich aus unmöglichen Werten für bestimmte Messgrößen eregeben, etwa wenn ein in der Zeit<br />
ablaufendes Phänomen erst ab t = 0 betrachtet wird, oder weil ein elektrischer Widerstand nicht<br />
negativ sein. In solchen Fällen könne wir über mathematische Bedingungen einen eingeschränkten<br />
Definitionsbereich selbst festlegen.<br />
Es gibt aber auch Funktionen, die aus mathematischen Gründen nicht überall definiert sind. Dies<br />
liegt an der Nichtausführbarkeit einzelner Rechenoperationen, z.B. kann der Radikand unter einer<br />
Wurzel nicht negativ sein, der Nenner eines Bruches darf nicht 0 werden. Außerdem gibt es spezielle<br />
Funktionen, die nicht durchgängig definiert sind (z.B tan(x)) oder nur in bestimmten Bereichen<br />
definiert sind, wie die Logarithmusfunktionen, die nur für positive Argumente existieren. In solchen<br />
Fällen versuchen wir einen maximalen Definitionsbereich zu bestimmen.<br />
Aufgabe 3 beschäftigt sich mit dem Definitionsbereich von Funktionen. Grundsätzlich kann ein Definitionsbereich<br />
bei der Festlegung einer Funktion frei gewählt werden. Häufig ergibt er sich auch<br />
aus dem Sachzusammenhang. So kann Beispielsweise ein Abstand nicht negativ sein. Daneben gibt<br />
es aber auch mathematische Notwendigkeiten, die wir nicht ignorieren können. In viele Funktionsterem<br />
darf nicht jede Zahl eingesetzt werden, z.B. weil der Nenner eines Bruches nicht 0 werden darf.<br />
Uns soll hier dieser mathematische Aspekt interessiern. Wir wollen zu gegebenen Funktionen die<br />
maximalen Defintionsbereiche bestimmen, also mathematisch erforderliche Ausschlüsse vornehmen.<br />
Ausschlussgründe sind vor allem eine Division durch 0, ein negativer Radikand unter einer Wurzel<br />
oder bei bestimmten Sonderfunktionen die Einschränkung durch die Funktion selbst. Für die<br />
Notation der Definitonsmengen verwenden wir folgende Schreibweisen:<br />
• ID = IR \ {r}, falls eine Zahl r nicht möglich ist <strong>11</strong> .<br />
• ID = [a; b], falls nur Zahlen aus einem bestimmten Intervall erlaubt sind 12 .<br />
Die erste Variante tritt bei Bruchfunktionen auf und ist erweiterbar auf einige wenige Ausschlusszahlen.<br />
Die zweite Variante tritt bei Wurzelfunktionen auf. Dabei könne verschiedene Intervalltypen<br />
beteiligt sein:<br />
• offene Intervall: (a; b), falls a < x < b gilt.<br />
• geschlossene Intervalle: [a; b], falls a ≤ x ≤ b gilt.<br />
• halboffene Intervalle, die auf einer Seite offen, auf der anderen geschlossen sind.<br />
Reicht ein Intervall bis ins Unendliche, verwendet man als Grenze das Symbol für Unendlich: ∞,<br />
und benutz an dieser Seite immer ein offenes Intervall.<br />
10 17 Funktionseigenschaften.dfw<br />
<strong>11</strong> Aufg. 3 a,c<br />
12 Aufg. 3 b,d<br />
9
1.4.4 Nullstellen<br />
Eine weitere Eigenschaft von Funktionen, die auch beim Zeichnen der Funktionsgraphen hilfreich<br />
ist, bilden die Nullstellen.<br />
Definition 1.8 Als Nullstellen einer Funktion f bezeichnen wir diejenigen Werte x N aus dem Definitionsbereich<br />
ID f , an denen der Funktionswert 0 beträgt: f(x N ) = 0.<br />
Geometrisch sind das die Schnittstellen des Funktionsgraphen mit der x - Achse. Diese können<br />
wir auch als Punkt (x N | 0) angeben. Zur Berechung der Nullstellen muss der Funktionswert Null<br />
ergeben. Dadurch entsteht aus der Funktionsgleichung eine Bestimmungsgleichung für die Nullstellen<br />
x N . Diese Gleichung ist dann mit geeigneten Methoden, die aus der Mittelstufe bekannt sind,<br />
zu lösen. Beispiele dazu finden sich in den Abschnitten 1.2 und 1.3. Wir betrachten hier noch ein<br />
Beispiel zu Exponentialfunktionen.<br />
Beispiel 1.3 Gegeben ist die Funktion f(x) = 3 · x 4 − 4, 5. Wir bestimmen die Nullstellen dieser<br />
Funktion.<br />
3 · x 4 N − 4, 5 = 0<br />
x 4 N = 1, 5<br />
x N = log 4 (1, 5) = lg(1,5)<br />
lg(4)<br />
≈ 0, 29.<br />
Die Funktion besitzt eine Nullstelle bei x N ≈ 0, 29. Der Funktionsgraph schneidet dort die x - Achse.<br />
1.4.5 Umkehrbarkeit und Umkehrfunktionen<br />
Als letztes betrachten wir noch kurz die Umkehrbarkeit von Funktionen. Zu einer Funktion f gibt<br />
es unter bestimmten Voraussetzungen, die wir später untersuchen werden, eine Umkehrfunktion.<br />
diese soll zu einem bekannten Fuktionswert y = f(x) den Ursprungswert x bestimmen. Dazu muss<br />
im Prinzip nur die Funktionsgleichung nach der Variablen x aufgelöst werden.<br />
Beispiel 1.4 Wir betrachten die Funktion<br />
f (x) = 5 · √25<br />
− x 2 .<br />
Um den Schreibaufwand zu reduzieren, setzen wir y für f(x) ein und lösen auf nach x:<br />
y = 5 · √25<br />
− x<br />
( 2<br />
y ) 2<br />
5<br />
= 25 − x 2<br />
x 2 = 25 − ( y ) 2<br />
√<br />
x =<br />
5<br />
25 − ( y ) 2<br />
5<br />
.<br />
Abschließend tauschen wir die Variablenbezeichnungen aus, damit x wieder die freie Funktionsvariable<br />
wird und schreiben<br />
√<br />
f −1 (x) = 25 − ( )<br />
x 2<br />
5<br />
für die Umkehrfunktion.<br />
10
2 Änderungsraten und Ableitungsbegriff<br />
2.1 Mittlere Änderungsraten einer Messgröße<br />
Wir beginnen dieses Teilthema mit einer Gruppenarbeit 13 . In sechs Beispielen, die von sechs Grupepn<br />
bearbeitet werden, geht es jeweils um den Zusammenhang zwischen zwei Messgrößen.<br />
a) Mopedbeschleunigung: Wegstrecke als Funktion der Zeit<br />
b) Streckenlänge des kanadischen Eisenbahnnetzes in Abhängigkeit von der Jahreszahl<br />
c) Kraftstoffverbrauc als Funktion der Geschwindigkeit<br />
d) Fallbewegung einer Kugel: Fallstrecke als Funktion der Zeit<br />
e) Wachstum einer Bakterienkultur: Anzahl asl Funktion der Zeit<br />
f) Luftdruck als Funktion der Höhe über dem Meeresspiegel<br />
In allen Beispieln soll die Veränderung der abhängigen Messgröße in bestimmten Intervallen und<br />
dann an einem bestimmten Wert der unabhängigen Variablen ermittelt werden. Die Parallelität<br />
dieser Überlegungen wird in den Vorträgen der Gruppen deutlich. Dabei wird zubnächst der Durchschnittswert<br />
für die Veränderung auch asl tatsächlicher Wert in der Mitte des Intervalls interpretiert.<br />
Dies führt uns zunächst zu einer neuen Begriffsbildung.<br />
Definition 2.1 Ist eine Funktion f(x) innerhalb eines Intervalls [a; b] überall definiert und stetig,<br />
so beschreibt der Differenzenquotient<br />
f(b) − f(a)<br />
b − a<br />
die durchschnittliche Änderung des Funktionswertes in diesem Intervall. Wir nennen ihn daher<br />
mittlere Änderungsrate von f im Intervall [a; b].<br />
Gleichzeitg wird deutlich, dass diese mittlere Änderunsgrate zwar in den Beispielen a), c) und d)<br />
vermutlich richtig die tatsächliche Veränderung in der Mitte des Intervalls beschreibt, aber in den<br />
anderen Beispielen dies nicht der Fall ist. Offenbar erhalten wir bessere Werte, wenn wir das Intervall<br />
immer kleiner werden lassen - letztlich also die Breite gegen 0 gehen lassen.<br />
Definition 2.2 Unter der lokalen Änderunsgrate f ′ (x 0 ) einer Funktion f an einer Stelle x 0 des<br />
Definitonsbereiches verstehen wir den Grenzwert<br />
f ′ lim<br />
(x 0 ) = b−a →<br />
f(b) − f(a)<br />
0 (<br />
b − a<br />
).<br />
Beide Änderungsraten lassen sich geometrisch am Funktionsgraphen darstellen. Die mittlere Änderungsrate<br />
stimmt von der Definition her überein mit der Steigung einer Geraden durch zwei Punkte.<br />
Da beide Punkte auf dem Funktionsgraphen gewählt wurden, erhalten wir eine Sekante. Die mittlere<br />
Änderungsrate einer Funktion in einem Intervall [a; b] ist also die Steigung der Sekante durch<br />
die Punkte A[a; f(a)] und B[b; f(b)] auf dem zugehörigen Funktionsgraphen.<br />
Die Grenzwertbildung in der Definition der lokalen Änderungsrate f ′ (x 0 ) macht aus dieser Sekante<br />
eine Tangente. Die lokale Änderungsrate wird also am Funktiosngraphen dargesteltl durch die Steigung<br />
der Tangente im Punkt P [x 0 ; f(x 0 )], der gleichzeitig auch der Berührpunkt zwiwchen Tangente<br />
und Funktionsgraph ist.<br />
Dies bedeutet, dass wir die lokale Änderunsgrate einer beliebigen Funktion - und damit jeder durch<br />
eine Funktion beschriebenen Messgröße als Steigung der Tangente an diesem Punkt bestimmen<br />
können. Damit habe wir eine Aufgabe, die es zu lösen gilt.<br />
13 20 G Änderungsraten<br />
<strong>11</strong>
2.2 Lokale Änderungsrate als Tangentensteigung<br />
Diese Aufgabe wollen wir jetzt zunächst an einer einfachen Funktion lösen - der Normalparabel 14 .<br />
In Aufgabe 1 betrachten wir eine Folge von Sekanten, die alle durch den Punkt P 0 [1; 1] verlaufen.<br />
Diese Folge von Sekanten nähert sich der Tangente in disem Punkt an. Die berechneten Sekantensteigungen<br />
werden oimmer kleiner, scheinen aber nicht unter den Wert m T = 2 zu sinken, den wir<br />
als erste Näherung für die Steigung der Tangente betrachten. Damit bestimmen wir die Gleichung<br />
dieser Tangete zu t(x) = 2 · x − 1. In Teilaufgabe d) bestätigen wir den Wert, indem wir eine<br />
weitere Folge von Sekanten durch P 0 [1; 1] von links annähern, so dass die Werte für die Sekantensteigungen<br />
immer größer werden, aber die Grenze m T = 2 ebenfalls nicht übersteigen.<br />
Die letzte Teilaufagbe e) verallgemeinert unsere Überlegungen auf einen beliebigen Punkt Q und<br />
unseren Punkt P 0 [1; 1]. Die Betrachtung des Grenzwertes in einer allgemeinen Rechnung bestätigt<br />
jetzt exakt die Vermutung für die Tangentensteigung.<br />
m S = y Q − 1<br />
x Q − 1 = x2 Q − 1<br />
x Q − 1 = x Q + 1<br />
m T = xQ<br />
lim → 1 (m S ) = xQ<br />
lim → 1 (x Q + 1) = 1 + 1 = 2.<br />
Damit wissen wir jetzt sicher, dass die Steigung der Tangente an der Normalparabel im Punkt<br />
P 0 [1; 1] m T = 2 lautet. Aber wie sieht es an anderen Punkten aus. Die Parabel wechselt doch<br />
beständig ihre Steigung. Diese Frage beantwortet Aufgabe 2. Nach ersten konkreten Berechnungen<br />
liefert uns Teilaufgabe c) die Lösung für einen beliebigen Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ].<br />
m S = y Q − y 0<br />
x Q − x 0<br />
= x2 Q − x2 0<br />
x Q − x 0<br />
= x Q + x 0<br />
m T = xQ<br />
lim → x0 (m S ) = xQ<br />
lim → 1 (x Q + x 0 ) = 2 · x 0 .<br />
Dieser Grenzwert beschreibt die Steigung des Funktionsgraphen von f. Dabei setzen wir voraus,<br />
dass der Grenzwert existiert, was nicht immer gegeben ist. Im Falle der Existenz liegt also eine<br />
Besonderheit vor, für die wir einen Begriff festlegen.<br />
Definition 2.3 Ist eine Funktion f auf einem Intervall [a; b] definiert und stetig, und liegt x 0 in<br />
diesem Intervall, und existiert für x → x 0 der Grenzwert des Differenzenquotienten, so nennen<br />
wir diesen Grenzwert<br />
f ′ (x 0 ) = lim f(x) − f(x 0)<br />
x − x 0<br />
die Ableitung von f an der Stelle x 0 . Die Funktion f heißt dann an der Stelle x 0 differenzierbar.<br />
Lässt sich dieser Grenzwert in jedem beliebiegen Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ] auf einem Funktionsgraphen<br />
bestimmen, so können wir eine neue Funktion f’ definieren, die sich aus der ursprünglichen Funktion<br />
ergibt. Die neue Funktion f’ ordnet jedem x - Wert die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen<br />
von f als Funktionswert zu.<br />
Definition 2.4 Ist eine Funkiton f an jeder Stelle innerhalb ihres Definitionsbereiches differenzierbar,<br />
so nennen wir die Funktion f’(x), die jedem x - Wert die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen<br />
von f zuordnet die 1. Ableitungsfunktion von f.<br />
Beispiel 2.1 Für unsere quadratische Funktion f(x) = x 2 erhalten wir damit als Ableitungsfunktion<br />
f ′ (x) = 2 · x.<br />
14 21 AB Parabeltangenten<br />
12
Diese Ableitungsfunktion hat eine mehrfache Bedeutung. Zum einen beschreibt sie nach ihrer Definition<br />
die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen. Diese werden wir ab jetzt auch als Steigung<br />
des Funktonsgraphen selbst betrachten. Daneben gibt sie uns aber auch die Änderungsrate der<br />
Funktion f an jeder beliebigen Stelle x 0 an. Denn wir haben ja die Tangentensteigung als Maß für<br />
diese Änderungsrate erkannt.<br />
Jetzt müssen wir unsere Ergebnisse weiter verallgemeinern. Es genügt nicht, für nur eine Funktion<br />
die Ableitung zu kennen. Wir müssen einen Weg finden, ohne die aufwändige Grenzwertbildung zu<br />
einer Ableitungsfunktion zu kommen. Ein erster Schritt gelingt uns mit der Lösung von Aufgabe 3.<br />
Als Ergebnis erhalten wir:<br />
Satz 2.1 Die Ableitungsfunktion einer gestreckten und entlang der y - Achse verschobenen Parabel<br />
bzw. der zugehörigen quadratischen Funktion f(x) = ax 2 + c lautet f ′ (x) = 2ax.<br />
Bevor wir diesen Weg weiter verfolgen, wollen wir uns mitmeinigen Übungen zu Änderungsraten<br />
und Sekantensteigungen beschäftigen 15 . In allen Aufgaben geht es um die Bestimmung einer mittleren<br />
Änderungsrate in einem Intervall, z.T. als rein mathematische Berechnung an einer Funktion<br />
(Aufgaben 1,2,3,6), z.T. als Anwendungsaufgabe in einem Sachzusammenhang (Aufgaben 4,5).<br />
15 22 AB Änderungsraten<br />
13
3 Ableitungsregeln<br />
3.1 Einfache Ableitungsregeln<br />
Als nächstes betrachten wir jetzt Potenzfunktionen. Für eine beliebige Potenzfunktion f(x) = x n mit<br />
einem ganzzahligen positiven Exponenten n können wir die Sekantensteigung in einem beliebiegen<br />
Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ] bestimmen:<br />
m S = f(x) − f(x 0)<br />
x − x 0<br />
= xn −x n 0<br />
x−x 0<br />
.<br />
Durch Polynomdivision erhalten wir:<br />
m S = ∑ n−1<br />
k=0 (xn−k · x k 0 ) = xn−1 0 + x0 n−2 y + ... + x 1 0 yn−2 + y n−1 .<br />
Bilden wir jetzt den Grenzwert, so erhalten wir für die Tangentensteigung:<br />
m T = lim(x n−1<br />
0 + x n−2<br />
0 y + ... + x 1 0 yn−2 + y n−1 ) = n · x n−1<br />
0 .<br />
Da diese Rechnung für jedes x 0 ∈ IR ausführbar ist, erhalten wir insgesamt die Ableitungsfunktion<br />
f ′ (x) = n · x n−1 .<br />
Beispiel 3.1 Zur Funktion f(x) = x 5 ergibt sich die Ableitungsfunktion f ′ (x) = 5x 4 . Daraus<br />
können wir jetzt überall die Tangentensteigung bestimmen, etwa bei x 0 = 3: m T = f ′ (x 0 = 3) =<br />
5 · 3 4 = 405.<br />
Ohne auf die kompliziertere Herleitung einzugehen, nehmen wir an dieser Stelle zur Kenntnis, dass<br />
diese Ableitungsregel auch für beliebiege reelle Exponenten gilt.<br />
Satz 3.1 : Potenzregel<br />
Ist f(x) = x r eine Potenzfunktion mit einem beliebigen rellen Exponenten r ≠ 0, so ist f auf dem<br />
ganzen Definitionsbereich von f differenzierbar mit der Ableitungsfunktion f ′ (x) = r · x r−1 .<br />
Die Ausnahme bei r = 0 ergibt sich daraus, dass in diesem Fall eine konstante Funktion f(x) = 1<br />
vorliegt, deren Steigung überall null beträgt, die Ableitungsfunktion folglich f ′ (x) = 0 lautet. Der<br />
Hinweis auf den Definitinsbereich ist notwendig, weil für Exponenten, die keine natürlichen Zahlen<br />
sind, dieser Definitionsbereich eingeschränkt ist. Für negative Exponenten liegt eine Kerbruchbildung<br />
vor, so dass x nicht null sein dar, für gebrochene Exponenten entstehen Wurzelfunktionen,<br />
deren Radikand nicht negativ werden darf.<br />
Jetzt können wir drei allgemeine Regeln ableiten, die sich auf beliebige differenzierbare Funktionen<br />
anwenden lassen.<br />
Satz 3.2 : Faktorregel, Summenregel, Verschiebungsregel<br />
Sind f(x) und g(x) zwei auf einem Intervall differenzierbare Funktionen mit den Ableitungsfunktionen<br />
f’(x) und g’(x), und ist a eine beliebieg reelle Zahl, so gelten:<br />
1. h(x) = a · f(x) ist differenzierbar mit der Ableitungsfunktion h ′ (x) = a · f ′ (x).<br />
2. h(x) = f(x) + g(x) ist differenzierbar mit der Ableitunsfunktion h ′ (x) = f ′ (x) + g ′ (x).<br />
3. h(x) = f(x − a) ist differenzierbar mit der Ableitung h ′ (x) = f ′ (x − a).<br />
Die erste Behauptung bedeutet, dass eine Streckung des Funktionsgraphen in y - Richtung auch<br />
die Steigung um den gleichen Streckfaktor vergrößert, was anschaulich sofort klar ist. Die dritte<br />
Aussage beschreibt eine Verschiebung des Funktionsgraphen um a in x - Richtung. Auch dadurch<br />
ändert sich die Steigung und damit die Ableitungsfunktion nicht. Diese beiden Regeln lassen sich<br />
auch durch konkretes Nachrechnen beweisen 16 .<br />
16 23 AB Ableitungsfunktionen Aufg. 7<br />
14
3.2 Ableitungen elementarer Funktionen<br />
Als elementare Funktionen wollen wir alle die Funktionen betrachten, deren Ableitung entweder<br />
einfach zu bilden ist, oder deren Ableitung aus der Formelsammlung entnommen werden muss.<br />
Dies gilt insbesondere für alle Transzendenten Funktion wie die trigonometrischen Funktionen,<br />
Exponentialfunktionen und Logarithmusfunktionen. Die Ableitungen solcher Funktionen sollte man<br />
auswendig wissen. Wir stellen hier deshalb eine kleine Tabelle zusammen. Diese Regeln können wir<br />
Funktion f(x) Ableitung f ′ (x)<br />
sin(x)<br />
cos(x)<br />
cos(x) - sin(x)<br />
1<br />
tan(x)<br />
cos 2 (x)<br />
e x<br />
a x<br />
e x<br />
ln(a) · a x<br />
1<br />
ln(x)<br />
x<br />
1<br />
log b (x)<br />
ln(b) · 1<br />
x<br />
jetzt mit unseren einfachen Ableitungsregeln kombinieren.<br />
Beispiel 3.2 Ableitung einer Summe<br />
Zur Funktion<br />
gehört die Ableitungsfunktion<br />
Zur Funktion<br />
gehört die Ableitungsfunktion<br />
3.3 Die Produktregel<br />
f(x) = 3 · sin(x) + ln(x)<br />
f ′ (x) = 3 · cos(x) + 1 x .<br />
g(x) = tan(x) − 6 x<br />
g ′ (x) = 1<br />
cos 2 (x) − ln(6) · 6x .<br />
Viele Funktionen entstehen als Produkt aus zwei elementaren Funktionen. Dann kann die Ableitung<br />
der Produktfunktion aus den Ableitungen der beteiligten elementaren Fuktionen gebildet werden.<br />
Beispiel 3.3 Aus den Funktionen g(x) = x 2 und h(x) = sin(x) entsteht die Produktfunktion<br />
f(x) = x 2 · sin(x).<br />
Wir wollen jetzt eine Ableitungsregel für solche Produkte herleiten. Sei also allgemein<br />
Dann gilt für die Sekantensteigung:<br />
f(x) = g(x) · h(x).<br />
15
m S =<br />
=<br />
=<br />
f(x + h) − f(x) g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />
=<br />
h<br />
h<br />
g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) + g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />
h<br />
g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />
+<br />
h<br />
h<br />
Bilden wir jetzt den Grenzwert dieser Summe, so können wir diesen Grenzwert für jeden Summanden<br />
einzeln bilden und erhalten:<br />
( )<br />
g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />
m T = lim<br />
+<br />
h<br />
h<br />
( ) ( g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />
= lim<br />
+ lim<br />
h<br />
( g(x + h) − g(x)<br />
= lim<br />
h<br />
= g ′ (x) · h(x) + g(x) · h ′ (x)<br />
)<br />
· h(x + h) + lim<br />
Damit erhalten wir eine Ableitungsregel für Produkte.<br />
(<br />
g(x) ·<br />
h(x + h) − h(x)<br />
h<br />
Satz 3.3 Produktregel<br />
Lässt sich eine Funktion f(x) schreiben als Produkt aus zwei Faktoren g(x) und h(x)<br />
f(x) = g(x) · h(x),<br />
so lässt sich ihre Ableitung mit Hilfe der Ableitungen g’(x) und h’(x) schreiben als<br />
f ′ (x) = g ′ (x) · h(x) + g(x) · h ′ (x).<br />
Mit Hilfe dieser Regel können wir jetzt alle Produktfunktionen ableiten.<br />
Beispiel 3.4 Ableitung eines Produktes<br />
besteht aus den Faktoren<br />
mit den Ableitungen<br />
und liefert insgesamt die Ableitung<br />
f(x) = cos(x) · sin(x)<br />
g(x) = cos(x) und h(x) = sin(x)<br />
g ′ (x) = −sin(x) und h(x) = cos(x)<br />
h<br />
)<br />
f(x) = −sin(x) · sin(x) + cos(x) · cos(x) = cos 2 (x) − sin 2 (x).<br />
Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 17 und auf dem Aufgabenblatt 18 .<br />
17 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S. 157<br />
18 25 AB ProduktQuotient<br />
)<br />
16
3.4 Die Kettenregel<br />
Verkettete Funktionen entstehen, wenn wir die Variable x innerhalb einer äußeren Funktion a(x)<br />
ersetzen durch eine innere Funktion i(x).<br />
Beispiel 3.5 Aus der äußeren Funktion<br />
und der inneren Funktion<br />
ergibt sich die Funktion<br />
a(x) = √ x<br />
i(x) = 3 · x 2 − 6x<br />
f(x) = a[i(x)] = √ 3 · x 2 − 6x.<br />
Für die Ableitung solcher Funktionen gilt die Kettenregel. Für die Sekantensteigung zwischen dem<br />
festen Punkt P (x 0 |f(x 0 )) und einem Hilfspunkt H(x 0 + h|f(x 0 + h)) ergibt sich dann:<br />
m S = a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />
h<br />
= a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />
· i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
h<br />
Daraus ergibt sich bei der Grenzwertbildung für die Tangentensteigung:<br />
f ′ (x) = m T = lim( a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />
i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
= lim( a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />
i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
= a ′ [i(x 0 )] · i ′ (x 0 )<br />
· i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
)<br />
h<br />
) · lim( i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />
))<br />
h<br />
Die Ableitung ergibt sich also als Produkt aus der äußeren Ableitung a ′ (i 0 ) und der inneren Ableitung<br />
i ′ (x 0 ).<br />
Satz 3.4 Kettenregel Lässt sich eine Funktion f(x) interpretieren als Verkettung einer äußeren<br />
Funktion a(i) und einer inneren Funktion i(x)<br />
f(x) = a[i(x)],<br />
die beide differenzierbar sind, so ist auch f differenzierbar und die Ableitung von f ergibt sich aus<br />
den Ableitungen a’(i) und i’(x):<br />
Beispiel 3.6 Zur Funktion<br />
können wir<br />
als äußere Funktion und<br />
f ′ (x) = a ′ [i(x)] · i ′ (x).<br />
f(x) = 3 · sin(x 3 − 2x 2 )<br />
a(i) = 3 · sin(i)<br />
i(x) = x 3 − 2x 2 als innere Funktion auffassen und erhalten somit die Ableitung<br />
f ′ (x) = 3 · cos(i) · i ′ (x) = 3 · cos(x 3 − 2x 2 ) · (3x 2 − 4x).<br />
Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 19 und auf dem Aufgabenblatt 20 .<br />
19 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.162<br />
20 26 AB Kettenregel<br />
17
3.5 Die Quotientenregel<br />
Jetzt bleiben uns Funktionen, die sich als Quotient schreiben lassen. Die zugehörige Regel ergibt<br />
sich aus der Verbindung von Produkt- und Kettenregel. Betrachten wir also eine Funktion<br />
f(x) = z(x)<br />
n(x)<br />
aus einer Zählerfunktion z(x) und einer Nennerfuntkion n(x), die beide differenzierbar sein sollen.<br />
Dann könne wir den Quotienten mit Hilfe der Potenzgesetze umschreiben und erhalten:<br />
f(x) = z(x) · [n(x)] −1 .<br />
Dieses Produkt können wir mit der Produktregel ableiten, wobei der zweite Faktor zusätzlich mit<br />
der Kettenregel betrachtet werden muss:<br />
Damit erhalten wir die Quotientenregel.<br />
f ′ (x) = z ′ (x) · [n(x)] −1 + z(x) · (−1) · [n(x)] −2 · n ′ (x)<br />
= z′ (x) · [n(x)] − z(x) · n ′ (x)<br />
[n(x)] 2<br />
Satz 3.5 Quotientenregel<br />
Entsteht eine Funktion f(x) als Quotient zweier differenzierbarer Funktionen z(x) und n(x)<br />
f(x) = z(x)<br />
n(x) ,<br />
so ist auch f(x) differenzierbar mit der Ableitungsfunktion<br />
f ′ (x) = z′ (x)·[n(x)]−z(x)·n ′ (x)<br />
[n(x)] 2 .<br />
Wir können auch hierzu ein Beispiel betrachten. Diese Regel wird vor allem auf gebrochenrationale<br />
Funktionen angewendet.<br />
Beispiel 3.7 Zur Funktion<br />
gehört die Ableitungsfunktion<br />
f(x) = x2 +4x<br />
3x 2 −2<br />
f ′ (x) = (2x + 4)(3x2 − 2) − (x 2 + 4x)(6x)<br />
(3x 2 − 2) 2<br />
= (6x3 + 12x 2 − 4x − 8) − (6x 3 + 24x)<br />
(3x 2 − 2) 2<br />
= 12x2 − 28x − 8<br />
(3x 2 − 2) 2<br />
Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 21 und auf dem Aufgabenblatt 22 .<br />
21 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.158<br />
22 25 AB ProduktQuotient<br />
18
3.6 Existenz der Ableitung<br />
Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass die Funktionen, die wir betrachten, auch eine Ableitung<br />
besitzen, d.h. dass diese Funktionen differenzierbar sind. In unserer Defintion der Ableitung<br />
wird aber ein Grenzwert betrachtet, der nicht unbedingt existieren muss. Wir wollen jetzt ein Beispiel<br />
betrachten, welches uns zeigt, dass die Ableitung nicht immer existiert. Wir betrachten die<br />
Funktion<br />
f(x) = |x|.<br />
Hier ist insbesondere die Stelle x 0 = 0 interessant. Links davon gilt:<br />
lim (|x|) = −1,<br />
da die Steigung hier konstant −1 beträgt. Betrachten wir jedoch den rechten Teil des Funktionsgraphen,<br />
so beträgt die Steuigung +1, und wir erhalten:<br />
lim (|x|) = +1.<br />
Das bedeutet aber, dass der Grenzwert nicht eindeutig ist und wir über die Steigung der Tangente<br />
bzw. des Funktonsgraphen an der Stelle x 0 keine Aussage treffen können. Daher exsitiert die Ableitung<br />
an dieser Stelle nicht. Unsere Funktion ist nur differenzierbar für x ≠ 0.<br />
An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass Differenzierbarkeit eine lokale Eigenschaft ist,<br />
d.h. wir können streng genommen immer nur für einen einzelnen x - Wert entscheiden, ob die Funktion<br />
an dieser Stelle differenzierbar ist. Zum Glück sind alle gängigen Funktionen auf fast ihrem<br />
ganzen Defintionsbereich auch differenzierbar. Überall dort, wo die Ableitung exsitiert, können wir<br />
diese mit den von uns erarbeiteten Regeln bestimmen.<br />
Trotzdem sollten wir die Gültigkeit unserer Ableitungsfunktion immer betrachten. So ist z.B. die<br />
Ableitungsfunktion zu einer Wurzelfunktion eine gebrochenrationale Funktion. Diese kann unter<br />
Umständen noch dort definiert sein, wo die Wurzelfunktion gar nicht existiert. Andererseits ist sie<br />
gerade an den Rändern des Defintionsbereiches der Wurzelfunktion nicht definiert, so dass wir nie<br />
die Steigung an diesen Rändern bestimmen können.<br />
Beispiel 3.8 Wir betrachten die Funktion<br />
Ihre Ableitungsfunktion lautet:<br />
f(x) = √ 16 − x 2 .<br />
f ′ 1<br />
(x) =<br />
2 √ · (−2x) = √ −x<br />
.<br />
16−x2 16−x 2<br />
Während die Wurzel bei x = −4 und x = +4 noch definiert ist, wird diese dort aber 0 und damit<br />
ist der Bruch mit der Wurzel im Nenner an diesen Stellen nicht mehr definiert.<br />
Weitere Details und Beispiele finden sich im Lehrbuch 23 .<br />
23 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.88<br />
19
4 Funktionsuntersuchungen<br />
Jetzt wollen wir die bisher gewonnenen Erkenntnisse über Funktionseigenschaften 24 einerseits und<br />
Ableitungsfunktionen mit ihrer Bedeutung für die Steigung von Funktionsgraphen 25 andererseits<br />
zusammenführen. Dadurch können wir einen guten Überblick über die Eigenschaften von Funktionen<br />
gewinnen. Wir wollen dies zunächst am Beispiel der ganzrationalen Funktionen 26 tun.<br />
4.1 Ganzrationale Funktionen<br />
Zunächst können wir uns mit Hilfe des CAS einen genaueren Überblick über die verschiedenen<br />
Formen ganzrationaler Funktionen verschaffen 27 . Ganzrationale Funktionen streben also ins Unendliche,<br />
falls die x - Werte ins Unendliche streben. Die Richtung hängt dabei vom Vorzeichen der<br />
höchsten Potenz ab. Dies haben wir schon im Abschnitt 2.4 betrachtet. Ferner verläuft der Funktionsgraph<br />
in der Nähe des Ursprungs in Bögen, deren Anzahl vom Grad der Funktion abhängt. Eine<br />
Funktion dritten Grades erzeugt zwei Bögen - einen Hochpunkt und einen Tiefpunkt. Mit jeder<br />
Erhöhung des Funktionsgrades kommt auch ein Bogen hinzu. Auch die Funktionen zweiten Grades<br />
- unsere altbekannten quadratischen Funktionen - passen in dieses Bild. Sie besitzen einen Bogen.<br />
Jeder Bogen bildet einen Hochpunkt oder einen Tiefpunkt. Wir sprechen von einem lokalen Maximum<br />
bzw. Minimum. Es handelt sich niemals um absolute Extrema, da die Funktionswerte ja zum<br />
Rand hin noch deutlich in beide Richtungen wachsen. Eine wichtige Besonderheit dieser lokalen<br />
Extrema liegt in der horizontalen Tangente. Die Steigung wird hier 0. Dies werden wir zur Bestimmung<br />
dieser Punkte benutzen 28 .<br />
Zwischen zwei lokalen Extrema wechselt der Funktionsgraph die Krümmungsrichtung - entweder von<br />
einer Links- in eine Rechtskurve oder umgekehrt. Im Hochpunkt sprechen wir von einer Rechtskurve,<br />
im Tiefpunkt von einer Linkskurve. Der Punkt, der den Übergang bezeichnet, heißt Wendepunkt.<br />
Hier verläuft der Funktionsgraph am steilsten. Daher erreicht die Steigung ein lokales Extremum.<br />
Also muss die zweite Ableitung hier 0 werden. Auch diese Erkenntnis werden wir zur Bestimmung<br />
solcher Punkte ausnutzen.<br />
4.2 Nullstellenbestimmung mit der Polynomdivision<br />
Auch die Anzahl der Nullstellen hängt vom Grad der Funktion ab. Eine quadratische Funktion kann<br />
höchstens zwei Nullstellen besitzen. Entsprechend besitzt eine ganzrationale Funktion vom Grad n<br />
höchstens n Nullstellen. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie wir diese Herausfinden. Dabei helfen<br />
uns ein bekannter Satz über Produkte und ein altes Rechenverfahren.<br />
Satz 4.1 Ein Produkt wird genau dann 0, wenn einer der Faktoren 0 wird.<br />
Eine Anwendung zeigt das folgende Beispiel:<br />
Beispiel 4.1 Die Funktion<br />
f(x) = (x − 2)(x + 3)(x − 5)<br />
besitzt die drei Nullstellen -3, 2 und 5, da beim Ersetzen der Variablen x mit einer dieser Zahlen<br />
immer genau eine Klammer - also ein Faktor - 0 wird. Durch Ausmultiplizieren der Klammer<br />
erhalten wir die Darstellung<br />
24 vgl Abschnitt 2.4<br />
25 vgl. Abschnitt 3.2<br />
26 vgl. Def 2.2<br />
27 31 AB Ganzrationale Funktionen Aufg.1<br />
28 vgl. Abschnitt 5.3<br />
20
f(x) = x 3 − 4x 2 − <strong>11</strong>x + 30.<br />
Dies ist eine typische ganzrationale Funktion dritten Grades.<br />
Damit stellt sich die Frage, wie kommen wir von einer gegebenen Funktion dritten oder höheren<br />
Grades zu ihrer Produktdarstellung. Die Antwort liegt in der Umkehrung der Multiplikation. Wir<br />
müssen den Funktionsterm durch einen der Linearfaktoren dividieren.<br />
Beispiel 4.2 Polynomdivision<br />
(x 3 − 2x 2 − 5x + 6) : (x + 2) = x 2 − 4x + 3<br />
(x 3 + 2x 2 )<br />
−4x 2 − 5x<br />
−4x 2 − 8x<br />
3x + 6<br />
3x + 6<br />
Die Polynomdiviosn wird wie eine gewöhnliche schriftliche Divison durchgeführt. Anstelle der Ziffern<br />
des Dezimalsystems beachtet man hier in absteigender Folge die Potenzen der Variablen x. Der<br />
Quotient ist jetzt um einen Grad kleiner. So kann man schrittweise durch weitere Divisionen den<br />
ganzen Funktionsterm in Linearfaktoren zerlegen, vorausgesetzt, das ist überhaupt möglich.<br />
Bleibt die Frage zu klären, wie man den ersten Divisor findet. Hier gibt es kein Rechenverfahren.<br />
Die erste Nullstelle muss geraten bzw. durch Probieren gefunden werden. Einen Hinweis enthält<br />
dabei der konstante Summand am Ende des Funktionsterms. Er entsteht durch Multiplizieren der<br />
Nullstellen, muss also die Nullstellen als Faktor enthalten.<br />
Beispiel 4.3 Vollständige Nullstellenbestimmung<br />
Wir betrachten die Funktion<br />
f(x) = x 3 − 8x 2 + 5x + 14.<br />
Eine Lösung muss ein Teiler von 14 sein, also 1, 2, 7 oder 14 bzw. deren negative Gegenstücke.<br />
Durch Einsetzen erhalten wir die Lösung x 1 = 2. Damit führen wir die Polynomdivision durch:<br />
(x 3 − 8x 2 + 5x + 14) : (x − 2) = x 2 − 6x + 7.<br />
Es bleibt ein quadratischer Term, und unsere Gleichung<br />
wird zu<br />
x 3 − 8x 2 + 5x + 14 = 0<br />
(x − 2) · (x 2 − 6x − 7) = 0.<br />
Jetzt kann noch die zweite Klammer mit dem quadratischen Term 0 werden. Dies führt uns zu der<br />
quadratischen Gleichung<br />
mit den Lösungen<br />
x 2 − 6x − 7 = 0<br />
x 1/2 = 3 ± √ 9 + 7 = 3 ± 4.<br />
Damit haben wir den Funktionsterm vollständig in Linearfaktoren zerlegt<br />
f(x) = x 3 − 8x 2 + 5x + 14 = (x − 2)(x − 7)(x + 1)<br />
21
und haben gleichzeitig alle Nullstellen gefunden:<br />
N 1 (−1|0) N 2 (2|0) N 3 (7|0).<br />
Wir wollen an dieser Stelle festhalten, dass die Polynomdivision ein mögliches Verfahren zur Nullstellenbestimmung<br />
ist. Am Anfang steht immer das Aufstellen der Gleichung aus der Bedingung<br />
f(x N ) = 0. Danach entscheidet sich, mit welchem Verfahren diese Gleichung lösbar ist, z.B. p-q-<br />
Formel oder Substitution oder Ausklammern 29 .<br />
4.3 Vollständige Funktionsuntersuchung<br />
Zu einer vollständigen Funktionsuntersuchung gehören die Feststellung des maximalen Definitionsbereiches,<br />
die Untersuchung auf Symmetrien, eine Betrachtung des Verhaltens im Unendlichen, die<br />
Bestimmung der Nullstellen, die Bestimmung lokaler Extrema und der Wendepunkte. Den Abschluss<br />
bildet eine saubere Skizze des Funktionsgraphen auf der Grundlage der gefundenen Ergebnisse.<br />
Dieses Vollprogramm können wir bei den ganzrationalen Funktionen etwas reduzieren. Definitionsbereich<br />
ist hier immer ganz IR. Ferner streben die Funktionsgraphen für große Beträge der Variablen<br />
x immer ins Unendliche. Daher verzichten wir auf die Untersuchung dieser Punkte.<br />
Zur Bestimmung der Extrema und Wendepunkte fehlen uns noch die Lösungswege. Lokale Extrema<br />
zeichnen sich dadurch aus, dass hier die Steigung des Funktionsgraphen 0 wird. Daher haben wir<br />
die notwendige Bedingung f ′ (x E ) = 0.<br />
Wie bereits erwähnt, erreicht der Funktionsgraph in den Wendepunkten die größte bzw. kleinste<br />
Steigung. Daher muss die erse Ableitung f’(x) ein lokales Extermum besitzen, wo f(x) einen Wendepunkt<br />
besitzt. Das bedeutet aber gerade, dass die zweite Ableitung f”(x) hier 0 wird. Wir erhalten<br />
also für Wendepunkte die notwendige Bedinung f ′′ (x W ) = 0.<br />
Mit diesen Vorgaben können wir jetzt einige Funktionen untersuchen 30 .<br />
Aufgabe 2 betrachtet eine Funktion dritten Grades. Bei der Nullstellenbestimmung kommt hier die<br />
Polynomdivision zum Einsatz. Die Bestimmung der Tangenten soll die Zeichnung erleichtern, da man<br />
mit Hilfe der Tangenten gute Führungslinien für die Funkltionsgraphen erhält. Der Wendepunkt<br />
ist hier auch Nullstelle. Dabei wird seine Bedeutung als Symmetriezentrum des Funktionsgraphen<br />
deutlich. Dies ist kein Zufall. Jeder Funktionsgraph einer ganzrationalen Funktion dritten Grades<br />
ist symmetrisch zu seinem Wendepunkt.<br />
Aufgabe 3 betrachtet eine achsensymmetrische Funktion vierten Grades. Die Symmetrie führt dazu,<br />
dass wir bei der Nullstellenbestimmung über eine Substitution zu einer quadratischen Gleichung<br />
kommen. Polynomdivision ist hier nicht erforderlich. Zusatzaufgaben wie die Berechnung der Dreiecksfläche<br />
kommen bei solchen Aufgaben auch in Klausuren häufig vor.<br />
Aufgabe 4 zeigt eine Funktion vierten Grades ohne Symmetrie. Zur Nullstellenbestimmung ist hier<br />
zweimalige Polynomdivison erforderlich. Auffällig dabei ist die dreifache Nullstelle bei -1. Sie macht<br />
uns mit einer weiteren Besonderheit bekannt, einem Sattelpunkt oder Terrassenpunkt - beide Bezeichnungen<br />
kommen vor. Es handelt sich um einen Punkt mit horizontaler Tangente (Steigung 0),<br />
der gleichzeitig Wendepunkt ist. Dies ist kein lokales Extremum, obwohl die Bedingung f ′ (x E ) = 0<br />
hier erfüllt ist. Diese Bedingung ist also offenbar nicht vollständig. Ein echtes lokales Extremum<br />
liegt nur dann vor, wenn bei horizontaler Steigung nicht gleichzeitg ein Wendepunkt vorliegt. Daher<br />
lautet die vollständige Bedingung:<br />
29 vgl. dazu Abschnitt 2.4.4<br />
30 31 AB Ganzrationale Funktionen Aufg. 2-4<br />
f ′ (x E ) = 0undf ′′ (x E ) ≠ 0.<br />
22
Wir können sogar noch genauer festlegen:<br />
In einem Tiefpunkt (lokales Minimum) ist die zweite Ableitung positiv, da die Steigung (also f’)<br />
zunimmt; in einem Hochpunkt (lokales Maximum) ist die zweite Ableitung negativ, da die Steigung<br />
abnimmt. Wir ergänzen unsere vollständige Funktionsuntersuchung also um den Punkt ’Extremwertentscheid’,<br />
mit dem wir nach der Berechnung möglicher Extremstellen die gefunden Werte durch<br />
einsetzen in die zweite Ableitung überprüfen.<br />
Beispiel 4.4 Wir betrachten die Funktion<br />
Ihre Ableitung lautet:<br />
f(x) = 1 4 x4 + 1 3 x3 − 5 2 x2 + 3x − 2.<br />
f ′ (x) = x 3 + x 2 − 5x + 3.<br />
Für mögliche lokale Extremstellen x E<br />
erhalten wir die Gleichung<br />
muss gelten: f ′ (x E ) = 0 (notwendige Bedingung). Daher<br />
x 3 E + x2 E − 5x E + 3 = 0.<br />
Eine Lösung lautet x E1 = 1. Die Polynomdivision liefert uns:<br />
(x 3 E + x2 E − 5x E + 3) : (x E − 1) = x 2 E + 2x E − 3.<br />
Für die weiteren Lösungen betrachten wir folglich die quadratische Gleichung<br />
mit den Lösungen<br />
x 2 E + 2x E − 3 = 0<br />
x E2/3 = −1 ± √ 1 + 3 = −1 ± 2.<br />
Damit erhalten wir insgesamt zwei mögliche Extremstellen: x E1/2 = 1 als doppelte Lösung und<br />
x E3 = −3 als einfache Lösung. Jetzt überprüfen wir diese Lösungen in der 2. Ableitung:<br />
Dabei erhalten wir:<br />
f ′′ (x) = 3x 2 + 2x − 5.<br />
f ′′ (x E1/2 = 1) = 0 und f ′′ (x E3 = −3) = 16 > 0.<br />
Somit finden wir einen Terrassenpunkt und einen echten Tiefpunkt. Die fehlenden y - Koordinaten<br />
berechnen wir durch Einsetzen in die Ausgangsfunktion f(x):<br />
y E1/2 = f(x E1/2 = 1) = − <strong>11</strong><br />
12<br />
und y E3 = f(x E3 = −3) = −22 1 4 .<br />
Unser Ergebnis lautet also SP (1| − <strong>11</strong><br />
12 ) und T (−3| − 22 1 4 ).<br />
Damit haben wir für die ganzrationalen Funktionen den letzten Baustein einer vollständigen Funktionsuntersuchung<br />
ergänzt. Wir werden im nächsten Schuljahr für andere Funktionstypen noch einige<br />
Elemente ergänzen müssen.<br />
23
4.4 Funktionsbestimmung<br />
Wir können jetzt auch aus vorgegebenen Eigenschaften eines Funktionsgraphen die zugehörige Funktion<br />
bestimmen. Der Lösungsweg hängt dabei von den verfügbaren Informationen ab und führt nicht<br />
immer zu einer eindeutigen Lösung. Wir betrachten einige typische Beispiele.<br />
Von unserer ersten Funktion kennen wir genau die notwendige Anzahl von Punkten, durch die der<br />
Funktiosngraph verlaufen soll. Solche Aufgaben haben wir acuh schon bei der Bestimmung von<br />
linearen und quadratischen Funktionen gelöst. Wir setzen einfach die gegebenen Punkte in den<br />
allgemeinen Funktiosnterm ein und lösen das entstehende Gleichungssystem.<br />
Beispiel 4.5 Gesucht ist eine ganzrationale funktion dritten Grades, deren Funktionsgraph durch<br />
die Punkte A(1|−5), B(−1|1), C(2|−14) und D(0|4) verlaufen soll. Die allgemeine Funktion dritten<br />
Grades lautet:<br />
f(x) = ax 3 + bx 2 + cx + d.<br />
Mit unseren vier Punkten können wir also vier Gleichungen zur Bestimmung der vier Parameter a,<br />
b, c und d aufstellen:<br />
−5 = a + b + c + d<br />
1 = −a + b − c + d<br />
−14 = 8a + 4b + 2c + d<br />
4 = 0a + 0b + 0c + d<br />
Die vierte Gleichung liefert sofort d = 4. Damit reduziert sich das Gleichungssystem zu<br />
Addition der ersten beiden Gleichungen liefert:<br />
−9 = a + b + c<br />
−3 = −a + b − c<br />
−18 = 8a + 4b + 2c<br />
−12 = 2b<br />
also b = -6. Damit reduziert sich das Gleichungssystem auf<br />
mit den Lösungsschritten<br />
−9 = a − 6 + c<br />
−18 = 8a − 24 + 2c<br />
−6 = 2a + 2c<br />
6 = 8a + 2c<br />
−12 = −6a<br />
2 = a<br />
c = −5<br />
Damit haben wir die gesuchten Koeffizienten bestimmt: a = 2, b = -6, c = -5 und d = 4. Die<br />
gesuchte Funktion lautet:<br />
24
f(x) = 2x 3 − 6x 2 − 5x + 4.<br />
Einen anderen Lösungswerg könne wir nutzen, wenn uns die Nullstellen gegeben sind. Dann greifen<br />
wir auf die Linearfaktorzerlegung zurück.<br />
Beispiel 4.6 Gesucht ist eine Funktion vierten Grades mit den Nullstellen -5, -3, 7 und <strong>11</strong>. Unser<br />
Anstaz lautet jetzt:<br />
f(x) = a(x + 5)(x + 3)(x − 7)(x − <strong>11</strong>).<br />
Der Faktor a berücksichtigt dabei eine mögliche Streckung des Funktiosngraphen in y-Richtung.<br />
Durch ausmultiplizieren ergibt sich:<br />
f(x) = a(x 2 + 8x + 15)(x 2 − 18x + 77)<br />
f(x) = a(x 4 − 10x 3 − 52x 2 + 346x + <strong>11</strong>55)<br />
Der Streckfaktor ist ohne weitere Informationen nicht bestimmbar. Daher gibt es hier eine ganze<br />
Schar von Lösungen.<br />
Interessant und neu wird die Aufgabe eigentlich erst, wenn wir Informationen über Extrema und<br />
Wendepunkte einfließen lassen.<br />
Beispiel 4.7 Wir suchen eine Funktion dritten Grades mit einem Extrempunkt bei x E = −1, sowie<br />
einem Wendepunkt in W (2|4) mit der Steigung m = −4, 5. Im allgemeinen Ansatz benötigen wir<br />
jetzt neben der Funktion auch ihre erste und zweite Ableitung:<br />
f(x) = ax 3 + bx 2 + cx + d<br />
f ′ (x) = 3ax 2 + 2bx + c<br />
f ′′ (x) = 6ax + 2b.<br />
In der Extremstelle muss die erste Ableitung 0 werden:<br />
0 = 3a − 2b + c.<br />
Ferner muss im Wendepunkt die zweite Ableitung 0 werden, die erste Ableitung -4,5 ergeben und<br />
der Funktionswert 4 betragen:<br />
0 = 12a + 2b<br />
−4, 5 = 12a + 4b + c<br />
4 = 8a + 4b + 2c + d.<br />
Aus diesen vier Gleichungen können wir wieder die vier Koeffizienten bestimmen. Die zweite Gleichung<br />
liefert:<br />
b = −6a.<br />
Einsetzen in die erste Gleichung und Auflösen ergibt:<br />
0 = 3a − 2 · (−6a) + c<br />
c = −15a.<br />
25
Das setzen wir jetzt alles in die dritte Gleichung ein und erhalten:<br />
−4, 5 = 12a − 24a − 15a<br />
−4, 5 = −27a<br />
a = 1 6 .<br />
Dieses Zwischenergebnis können wir jetzt einsetzen und erhalten:<br />
b = −6a = −1 und c = −15a = −2, 5.<br />
Jetzt müssen wir diese Werte in die vierte Gleichung einsetzen und erhalten für den letzten Koeffizienten<br />
d:<br />
Unsere gesuchte Funktion lautet also:<br />
d = 4 − 8a − 4b − 2c = <strong>11</strong> 2 3 .<br />
f(x) = 1 6 x3 − x 2 − 2, 5x + <strong>11</strong> 2 3 .<br />
26
5 Optimierungsprobleme<br />
Eine wichtige Anwendung der Differentialrechnung liegt in der Optimierung von Messgrößen. Dazu<br />
gehören die Kostenminimierung oder Gewinnmaximierung in der Wirtschaft ebenso wie das Minimieren<br />
von Verpackungen oder das Maximieren von Flächen bei gegebenem Umfang.<br />
Beispiel 5.1 In einem mittelständischen Elektronikunternehmen wurden die Kosten ermittelt, die<br />
entstehen, wenn x Fernsehgeräte am Tag produziert werden. Man erhielt für die Gesamtkosten eines<br />
Produktionstages in Abhängigkeit von der Stückzahl x die Funktion<br />
K(x) = x 2 + 120x + 100.<br />
Der Verkaufspreis pro Apparat wird angesetzt mit p = (400 − 3x). Gesucht ist die tägliche Produktionsmenge<br />
für maximalen Gewinn 31 .<br />
Das Beispiel zeigt ein typisches Anwendungsproblem aus der Wirtschaft. Die tatasächlichen Produktionskosten<br />
setzen sich zusammen aus festen Kosten wie Halenmiete, Heizung usw. (hier repräsentiert<br />
durch ’+100’) und variablen Kosten wie Materialkosten und Energieverbrauch für die<br />
Produktion. Der Verkaufspreis ist marktabhängig. Je mehr Geräte auf den Markt geworfen werden,<br />
umso geringer ist der zu ertzielende Preis. Dies wird durch ’-3x’ im Ansatz für den Einzelpreis<br />
berücksichtigt. Die Lösung der Aufgabe erfolgt in drei Schritten.<br />
Zuerst betsimmen wir die zu optimierende Größe, also in unserem Beispiel den Gewinn. Der Gewinn<br />
ergibt sich als Differenz aus Umsatz und Kosten:<br />
G(x) = U(x) − K(x) = (400 − 3x)x − (x 2 + 120x + 100) = −4x 2 + 280x − 100.<br />
Dies nennen wir die Zielfunktion.<br />
Im zweiten Schritt bestimmen wir das Maximum dieser Größe. Dazu greifen wir auf unsere Kenntnisse<br />
aus der Differentialrechnung zurück und benutzen die erste und zweite Ableitung:<br />
G ′ (x) = −8x + 280;<br />
G ′′ (x) = −8.<br />
Im Maximum muss die erste Ableitung 0 ergeben, und wir erhalten:<br />
−8x max + 280 = 0 x max = 35.<br />
Jetzt überprüfen wir den Wert in der zweiten Ableitung. Da die zweite Ableitung konstant -8, also<br />
negativ ist, muss es sich um ein Maximum handeln.<br />
Im letzten Schritt berechnen wir die fehlenden konkreten Werte und formulieren damit das Endergebnis.<br />
Die optimale Stückzahl beträgt also 35 Geräte am Tag. Dadurch entstehen Kosten von<br />
K(x = 35) = 5525.<br />
Die Einnahmen nach dem Verkauf aller 35 Geräte betragen<br />
Für den Gewinn ergibt sich damit<br />
31 35 AB Extremwertprobleme Aufg.1<br />
U(x) = px = (400 − 3 · 35) · 35 = 295, − · 35 = 10325, −.<br />
G(x = 35) = 4800, −.<br />
27
In vielen Anwendungen ergibt sich als Zielfunktion eine aus dem Sachzusammenhang vorgegebene<br />
Funktion, die auf einer physikalischen Messgröße oder einer geometrischen Formel beruht. Zusätzlich<br />
wird oft eine weitere Bedingung - die Nebenbedingung - benötigt, da die zu optimierende Größe<br />
von mehr als einer Variablen abhängt.<br />
Beispiel 5.2 Ein Schäfer will an einem Flussufer eine Weide für die Nacht für seine Schafe<br />
einzäunen. An der Wasserseite benötigt er keinen Zaun. Er hat in seinem Schuppen noch eine<br />
Rolle mit 100 m Maschendraht und ausreichend Pfähle gefunden. Damit möchte er eine möglichst<br />
große rechteckige Weidefläche einzäunen 32 .<br />
Hier muss natürlich der Flächeninhalt des Rechtecks groß werden. Unsere Zielfunktion lautet also:<br />
A(l, b) = l · b.<br />
Die Größe der Kanten l und b wird begrenzt durch die Länge des Maschendrahtes. Daraus erhalten<br />
wir unsere Nebenbedingung<br />
l + 2b = 100.<br />
Diese Nebenbedingung lösen wir nach l auf und setzen ein die Zielfunktion:<br />
A(b) = (100 − 2b) · b = 100b − 2b 2 .<br />
Jetzt können wir unseren Mechanismus zur Extermwertbestimmung abspulen:<br />
A ′ (b) = 100 − 4b;<br />
A ′′ (b) = −4; 100 − 4b max = 0 b max = 25m;<br />
A ′′ (b = 25) = −4 < 0, daher ein Maximum.<br />
Abschließend berechnen wir wieder alle fehlenden Werte:<br />
l = 100m − 2b = 50m;<br />
A(l = 50m, b = 25m) = 50m · 25m = 1250m 2 .<br />
Gelegentlich sollen Flächen zwischen gerümmten Linien optimiert werden. Dann beschreibt man die<br />
Linien durch entsprechende Funktionsgleichungen.<br />
Beispiel 5.3 Unter dem Graphen der Funktion f(x) = −x 2 + 9 soll ein Rechteck mit möglichst<br />
großem Flächeninhalt einbeschrieben werden 33 .<br />
Die Zielfunktion ist wieder der Flächeninhalt:<br />
A(l, b) = l · b.<br />
Die Nebenbedinung besteht jetzt darin, dass die Eckpunkte auf dem Funktionsgraphen liegen<br />
müssen. Nehmen wir also die x - Koordinate als Länge und die y - Koordinate als Breite des<br />
Rechtecks, so erhalten wir als Nebenbedingung, dass ein Eckpunkt bei P ( l 2<br />
|b) liegen muss. Setzen<br />
wir alles ein, so ergibt sich:<br />
Jetzt läuft wieder unser Mechanismus:<br />
32 35 AB Extremwertprobleme Aufg.2<br />
33 35 AB Extremwertprobleme Aufg.3<br />
l = 2x und b = y = f(x) = f( l 2 ) = − l2 4 + 9.<br />
28
A(l) = l · (− l2 4 + 9) = − l3 4 + 9l;<br />
A ′ (l) = − 3 4 l2 + 9;<br />
A ′′ (l) = − 3 2 l;<br />
− l3 max<br />
4<br />
+ 9l max = 0 l max = ± √ 12 ≈ ±3, 464.<br />
Hier erhalten wir jetzt tatsächlich zwei Lösungen. Wir müssen also unser Ergebnis in der zweiten<br />
Ableitung prüfen:<br />
A ′′ (l = + √ 12) = − 3 2 · √12<br />
< 0;<br />
A ′′ (l = − √ 12) = + 3 2 · √12<br />
> 0.<br />
Die positive Lösung ergibt in der zweiten Ableitung einen negtaiven Wert und führt uns zum<br />
gesuchten maximalen Flächeninhalt. Dies ist auch gut so, da negative Kantenlängen keinen Sinn<br />
ergeben. <strong>Mathe</strong>matisch existiert die Funktion A(l) aber auch für negative l - Werte und besitzt bei<br />
− √ 12 ein Minimum. Als Ergebnis erhalten wir:<br />
b = 6 und A = 6 √ 12 ≈ 20, 78F E.<br />
Als letztes ein Beispiel aus der Physik mit etwas anspruchsvollerem Rechenweg.<br />
Beispiel 5.4 Aus einem Baumstamm mit annähernd rundem Querschnitt und dem Durchmesser<br />
d soll ein Balken maximaler Tragfähigkeit geschnitten werden. Für die Tragfähigkeit gilt T (b, h) =<br />
k · b · h 2 , wobei k eine Konstante ist, welche die Härte des Holzes berücksichtigt 34 .<br />
Die Zielfunktion ist hier vorgegeben. Die Nebenbedinung ergibt sich aus dem kreisförmigen Querschnitt<br />
des Baumstamms. Breite b und Höhe h des Balkens bilden mit dem Durchmesser ein rechtzwinkliges<br />
Dreieck. Daher gilt der Satz des Pythagoras:<br />
d 2 = h 2 + b 2 .<br />
Diese Gleichung lösen wir auf nach h 2 , damit wir eine Wurzel in der Zielfunktion vermeiden, und<br />
setzen ein. Dann bestimmen wir die Ableitngsfunktionen.<br />
T (b) = k · b · (d 2 − b 2 ) = kbd 2 − kb 3 ;<br />
T ′ (b) = kd 2 − 3kb 2 ;<br />
T ′′ (b) = −6kb.<br />
Damit bestimmen wir die optimale Breite des Balkens:<br />
√ √<br />
kd 2 − 3kb 2 d<br />
max = 0 b max = ±<br />
2<br />
3 = ± 1 ˙<br />
3d.<br />
Die negative Lösung liefert wieder ein rechnerisches Minimum, dass für uns nicht relevant ist. Die<br />
positive Lösung liefert ein Maximum, da die zweite Ableitung dort negativ ist. Damit erhalten wir<br />
die Lösung:<br />
h = √ d 2 − b 2 =<br />
√ 2<br />
3 · d.<br />
Hier darf man sich nicht von den ’Variablen’ täuschen lassen. Der Durchmesser d und die Materialkonstante<br />
k sind Konstanten, nur eben nicht mit einem konkreten Wert belegt. Dadurch haben wir<br />
den Vorteil, dass unser Ergebnis übertragbar ist auf Baumstämme beliebigen Durchmessers und<br />
beliebiger Holzart. Solche allgemeinen Lösungen sind viel sinnvoller und ersparen viele unnötige<br />
Mehrfachlösungen des gleichen Problems.<br />
Damit haben wir alle typischen Varianten solcher Optimierungsprobleme kennengelernt. Weitere<br />
Beispiele und Übungsmöglichkeiten liefern das Aufgabenblatt 35 und das Buch 36 .<br />
34 35 AB Extremwertprobleme Aufg.4<br />
35 35 AB Extremwertprobleme<br />
36<br />
29
Teil II<br />
Analytische Geometrie - Geraden und Ebenen<br />
im IR 3<br />
Die Analytische Geometrie beschäftigt sich mit der Beschreibung von Geraden, Ebenen und anderen<br />
Objekten im dreidimensionalen Raum IR 3 sowie der Bestimmung von Schnittpunkten und Schnittwinkeln<br />
zwischen diesen Objekten. Wir verwenden Vektoren als Hilfsmittel zur mathematischen<br />
Darstellung der Objekte.<br />
6 Vektoren im Raum<br />
6.1 Positionsbestimmung durch Vektoren<br />
Wir beginnen mit einer Einstiegsaufgabe 37 , die uns zunächst mit den neuen Begriffen vertraut<br />
machen soll.<br />
Zur Beschreibung von Positionen und Bewegungen benötigen wir einen festen Bezugspunkt und<br />
einen Maßstab. Daher verwenden wir ein Koordinatensystem. Der Ursprung O(0|0) ist unser fester<br />
Bezugspunkt. Durch die Wahl der Achseneinteilung legen wir einen Darstellungsmaßstab fest, z.B.<br />
2 Kästchen (= 1 cm) für 1 Länegeneinheit (LE), die in der Realität einem Meter oder auch einem<br />
Kilometer entsprechen kann. In der Aufgabe entspricht 1 LE einer Seemeile (sm), der Bezugspunkt<br />
ist der Leuchtturm an der Flussmündung.<br />
Die Postion der Schiffe beschreiben wir durch einen Punkt im Koordinatensystem, also z.B. A(1|−2)<br />
als Ankerpunkt der Burckhardt. Die Geschwindigkeit der Schiffe können wir durch Betrag und<br />
Richtungswinkel angeben:<br />
v C = √ 20kn bei Kurs Ost, 26,57 ◦ Nord.<br />
v B = 15kn bei Kurs Nord, 45 ◦ West.<br />
In der Zeichnung können wir diese Geschwindigkeit durch einen Pfeil darstellen, dessen Länge den<br />
Betrag der Geschwindigkeit wiederspiegelt. Diesen Pfeil können wir ebenfalls mit Hilfe von Koordinaten<br />
beschreiben, wobei wir zur Unterscheidung von Punkten die Koordinaten untereinander<br />
schreiben:<br />
( ) 4<br />
2<br />
⃗v C =<br />
⃗v B =<br />
( −2<br />
2<br />
Genau genommen beschreiben diese Pfeile die Verschiebung der Schiffe innerhalb einer Stunde. Nun<br />
gibt es auf dem Meer viele Schiffe, und manche fahren parallel zueinander mit gleicher Geschwindigkeit,<br />
z.B. bei einer Flottenbewegung. Dann besitzt zwar jedes Schiff seinen eigenen Verschiebungspfeil,<br />
aber es gibt nur eine Geschwindigkeit, die von allen gefahren wird. Damit kommen wir zum<br />
Begriff des Vektors:<br />
Definition 6.1 Eine gerichtete Verbindung P ⃗ Q von einem Punkt P zu einem Punkt Q nennen wir<br />
einen Pfeil.<br />
Bündeln wir alle Pfeile gleicher Länge, gleicher Richtung und gleicher Orientierung zu einer Menge,<br />
37 51 AB Positionsbestimmungen Aufgabe 1<br />
;<br />
)<br />
.<br />
30
so erhalten wir einen Vektor. Jeden Pfeil aus diesem Vektor können wir als Repräsentant des Vektors<br />
verwenden.<br />
Der Begriff ’Orientierung’ berücksichtigt, dass gleich lange und parallele Pfeile auch gegeneinander<br />
gerichtete Bewegungen beschreiben können. Vektoren können wir verwenden zur Beschreibung von<br />
allen Größen, die neben einem Zahlenwert auch eine Richtung beinhalten. Dazu gehören:<br />
• Verschiebungen;<br />
• Geschwindigkeiten;<br />
• Kräfte;<br />
• Impulse.<br />
Für weitere Berechnungen wollen wir auch die Punkte im Koordinatensystem mit Hilfe von Vektoren<br />
beschreiben. Dazu verwenden wir Ortsvektoren.<br />
Definition 6.2 Derjenige Repräsentant eines Vektors, der im Ursprung des Koordinatensystems<br />
beginnt, zeigt eindeutig auf einen Punkt A im Koordinatensystem. Wir nennen ihn daher den Ortsvektor<br />
⃗a = 0A ⃗ zum Punkt A.<br />
Dann können wir die Positionen des Kutters ’Carl’ in Abhängigkeit von der Zeit t schreiben in der<br />
Form<br />
( ) ( )<br />
−2 4<br />
⃗x = + t .<br />
1 2<br />
Wir haben unsere Überlegungen bisher in einem zweidimensionalen Raum angestellt. Diese lassen<br />
sich jetzt aber problemlos in den dreidimensionalen Raum übertragen. Wir ergänzen einfach eine<br />
dritte Koordinate (z - Koordinate) für die Höhe 38 .<br />
Der Geschwindigkeitsvektor ergibt sich aus dem Verbindungsvektor zweier Positionen und der Zeit,<br />
die für den Positionswechsel benötigt wurde. Wir benötigen also häufiger Verbindungsvektoren<br />
zwischen zwei Punkten. Diese ergeben sich aus der Differenz der Koordinaten der Punkte. Für das<br />
Flugzeug in Aufgabe 2 schreiben wir mit Hilfe der Ortsvektoren:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
AB ⃗ = 0B ⃗ − 0A ⃗ =<br />
200 50 150<br />
⎝ 150 ⎠ − ⎝ 50 ⎠ = ⎝ 100 ⎠.<br />
50 20 30<br />
Daraus erhalten wir dann die Geschwindigkeit,<br />
⎛<br />
indem<br />
⎞<br />
wir jede Koordinate durch die benötigte Zeit<br />
60<br />
AB<br />
dividieren, hier also durch 2,5h: ⃗v = ⃗<br />
∆t = ⎝ 40 ⎠. Allgemein gilt also:<br />
12<br />
Satz 6.1 Der Verbindungsvektor zwischen zwei Punkten P und Q in einem Koordinatensystem ist<br />
gleich der Differenz der Ortsvektoren von Zielpunkt Q und Startpunkt P:<br />
P⃗<br />
Q = 0Q ⃗ − 0P ⃗ = ⃗q − ⃗p.<br />
Aus diesem Verbindungsvektor können wir auch den Abstand der Punkte voneinander bestimmen.<br />
Ziehen wir im zweidimensionalen Fall durch die Positionen S und P des Kutters parallele Geraden<br />
zu den Koordinatenachsen, so entsteht ein Rechteck. Die Fahrtstrecke ist dann die Diagonale des<br />
Rechtecks, so dass sich deren Länge mit Hilfe des Satzes von Pythagoras ergibt:<br />
38 51 AB Positionsbestimmungen Aufgabe 2<br />
31
∣SP<br />
⃗<br />
∣ =<br />
√<br />
(13 − 1) 2 + (4 + 2) 2 = √ 180 ≈ 13, 42sm.<br />
Im dreidimensionalen Fall entsteht durch die Parallelen ein Quader, dessen Raumdiagonale D mit der<br />
Flächendiagonale d ebenfalls ein rechtwinkliges Dreieck bildet. Zweimalige Anwendung des Satzes<br />
von Pythagoras ergibt dann<br />
D =<br />
√<br />
d 2 + (z B − z A ) 2 =<br />
√<br />
(x B − x A ) 2 + (y B − y A ) 2 + (z B − z A ) 2 .<br />
Weitere Beispiele zur Nutzung von Vektoren befinden sich im Buch 39 .<br />
6.2 Rechnen mit Vektoren<br />
Wir haben jetzt am Beispiel von Bewegungen den Begriff des Vektors kennen gelernt. Jetzt wollen<br />
wir lernen, mit Vektoren zu rechnen. Als Einstieg hierzu eignet sich die Aufgabe 1 im Buch auf<br />
Seite 337. Dort wird beschrieben, wie wir die Hintereinanderausführung zweier Bewegungen durch<br />
eine einzige ersetzen können. Die Gesamtbewegung wird dabei durch den Vektor beschrieben, den<br />
wir erhalten, wenn wir die Vektoren der Einzelbewegungen addieren:<br />
P⃗<br />
R = P ⃗ Q + QR ⃗ =<br />
⃗ P Q =<br />
⃗ QR =<br />
⎛<br />
⎝<br />
10<br />
2<br />
−25<br />
Vektoren werden also Koordinatenweise addiert.<br />
⎛<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎝<br />
⎞<br />
10<br />
2 ⎠;<br />
−25<br />
⎞<br />
−5<br />
15, 5 ⎠;<br />
−2, 5<br />
⎞ ⎛<br />
⎠ + ⎝<br />
−5<br />
15, 5<br />
−2, 5<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎠ = ⎝<br />
5<br />
17, 5<br />
−27, 5<br />
Definition 6.3 Addition ⎛ ⎞und Subtraktion ⎛ ⎞<br />
x a<br />
Zwei Vektoren ⃗a = ⎝ y a ⎠ und ⃗ x b<br />
b = ⎝ y b<br />
⎠ werden koordinatenweise addiert und subtrahiert. Wir<br />
z a z b<br />
nennen den Vektor<br />
⎛ ⎞<br />
⃗s = ⃗a + ⃗ x a + x b<br />
b = ⎝ y a + y b<br />
⎠<br />
z a + z b<br />
die Summe der Vektoren ⃗a und ⃗ b. Wir nennen den Vektor<br />
⎛ ⎞<br />
⃗d = ⃗a − ⃗ x a − x b<br />
b = ⎝ y a − y b<br />
⎠<br />
z a − z b<br />
die Differenz der Vektoren ⃗a und ⃗ b.<br />
Beispiel 6.1 Wir betrachten die Vektoren<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
13<br />
⃗a = ⎝ −5 ⎠ und ⃗ −7<br />
b = ⎝ 18 ⎠<br />
<strong>11</strong><br />
5<br />
39 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII: Seite 335 - 336, Aufgabe 2 - 4<br />
⎞<br />
⎠.<br />
32
Dann erhalten wir die Summe<br />
und die Differenz<br />
⎛<br />
⃗s = ⃗a + ⃗ b = ⎝<br />
⎛<br />
⃗d = ⃗a − ⃗ b = ⎝<br />
⎞ ⎛<br />
13 + (−7)<br />
−5 + 18 ⎠ = ⎝<br />
<strong>11</strong> + 5<br />
⎞ ⎛<br />
13 − (−7)<br />
−5 − 18 ⎠ = ⎝<br />
<strong>11</strong> − 5<br />
Diese Definiton führt zu zwei wichtigen Folgerungen. Zum einen gilt für drei beliebige Punkte X,<br />
Y, Z immer<br />
XY ⃗ + Y ⃗ Z = XZ. ⃗<br />
Wir nennen dies die Dreiecksregel, da die drei Verbindungspfeile ein Dreieck mit den Eckpunkten<br />
X, Y, Z bilden. Ferner erhalten wir als Summe eines Ortsvektors 0P ⃗ und eines Verbindungsvektors<br />
P⃗<br />
Q stets einen neuen Ortsvektor:<br />
0P ⃗ + P ⃗ Q = 0Q. ⃗<br />
Daraus ergibt sich aber auch, dass jeder Verbindunsgvektor zwischen zwei Punkten P und Q immer<br />
die Differenz der beiden Ortsvektoren ist. Meistens kennen wir die Punkte bzw. ihre Koordinaten.<br />
Diese sind aber identisch mit den Koordinaten der Ortsvektoren. Daraus erhalten wir jetzt als<br />
Differenz benötigte Verbindungsvektoren.<br />
Beispiel 6.2 Wir suchen eine Verbindung zwischen den Punkten M(3|7|<strong>11</strong>) und N(12|−4|6). Dann<br />
ergibt sich für den Verbindungsvektor:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
12 − 3 9<br />
MN ⃗ = ⎝ −4 − 7 ⎠ = ⎝ −<strong>11</strong> ⎠.<br />
6 − <strong>11</strong> −5<br />
Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 40 . Zu einer weiteren Rechenoperation mit Vektoren<br />
führt uns die Einstiegsaufgabe im Buch auf Seite 340. Hier geht es um die Vervielfachung eines<br />
Vektors. Der Verschiebungsvektor, der die Bewegung des U-Bootes in der ersten Stunde beschreibt<br />
ist gerade der Geschwindigkeitsvektor:<br />
⎛ ⎞<br />
5016<br />
⃗v = ⃗p − ⃗o = ⎝ 2524 ⎠.<br />
−12<br />
Durch Multiplikation dieses Vektors, d.h. jede seiner Koordinaten mit 2 erhalten wir die doppelte<br />
Verschiebung, also die Strecke, die das U-Boot in zwei Stunden bewältigt. Durch einen Faktor wird<br />
also der Vektor vervielfacht, die darstellenden Pfeile entsprechend gestreckt. Ähnlich sind wir schon<br />
bei der Bestimmung der Positionen des Kutters ’Carl’ und des Flugzeugs ’Carl 1’ vorgegangen.<br />
Auch dort haben wir einen Faktor t verwendet, der die Zeit beschreibt.<br />
Definition 6.4<br />
⎛<br />
S - Multiplikation<br />
⎞<br />
x a<br />
Ein Vektor ⃗a = ⎝ y a ⎠ wird mit einer reellen Zahl λ multipliziert, indem wir jede Koordinate mit<br />
z a<br />
dieser Zahl λ multiplizieren:<br />
40 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII: Seite 339, Aufgabe 4 - 8<br />
6<br />
13<br />
16<br />
20<br />
−23<br />
6<br />
⎞<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎠.<br />
33
⎛ ⎞<br />
λx a<br />
λ⃗a = ⎝ λy a<br />
⎠.<br />
λz a<br />
Durch Multiplikation mit -1 erhalten wir den Gegenvektor<br />
⎛ ⎞<br />
−x a<br />
−⃗a = (−1)⃗a = ⎝ −y a<br />
⎠.<br />
−z a<br />
Die Pfeile zu einem Vektor ⃗a und zu seinem Gegenvektor −⃗a haben gleiche Länge und Richtung,<br />
aber entgegengesetzte Orientierung.<br />
Wir trainieren die neuen Rechenoperationen an einigen Übungsaufgaben 41 . Zu Rechenoperationen<br />
gehören immer auch Rechengesetze. Wir wollen die Gültigkeit der üblichen Rechengesetze für unsere<br />
Vektoren überprüfen 42 .<br />
Der Nachweis solcher Rechengesetze erfolgt immer durch Rückgriff auf Gültigkeit der Rechengesetze<br />
für relle Zahlen. Als Beispiel wollen wir das Assoziativgesetz beweisen. Wir beginnen, indem wir die<br />
Vektoren mit ihren Koordinaten ausschreiben:<br />
(<br />
⃗a + ⃗ )<br />
b + ⃗c =<br />
⎛⎛<br />
⎞ ⎛ ⎞⎞<br />
⎛ ⎞<br />
x a x b x c<br />
⎝⎝<br />
y a ⎠ + ⎝ y b<br />
⎠⎠ + ⎝ y c<br />
⎠.<br />
z a z b z c<br />
Jetzt benutzen wir die Definition der Rechenoperation:<br />
⎛⎛<br />
⎞ ⎛ ⎞⎞<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />
⎞<br />
x a x b x c x a + x b x c (x a + x b ) + x c<br />
⎝⎝<br />
y a ⎠ + ⎝ y b<br />
⎠⎠ + ⎝ y c ⎠ = ⎝ y a + y b<br />
⎠ + ⎝ y c ⎠ = ⎝ (y a + y b ) + y c<br />
⎠.<br />
z a z b z c z a + z b z c (z a + z b ) + z c<br />
Dann wenden wir die Rechengesetze auf die rellen Zahlen an:<br />
⎛<br />
⎞ ⎛<br />
⎞<br />
(x a + x b ) + x c x a + (x b + x c )<br />
⎝ (y a + y b ) + y c ⎠ = ⎝ y a + (y b + y c ) ⎠.<br />
(z a + z b ) + z c z a + (z b + z c )<br />
Nun gehen wir den Weg über die Definition der Addition zurück zu den Einzelvektoren:<br />
⎛<br />
⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛⎛<br />
⎞ ⎛ ⎞⎞<br />
x a + (x b + x c ) x a x b + x c x a x b x c<br />
( )<br />
⎝ y a + (y b + y c ) ⎠ = ⎝ y a ⎠ + ⎝ y b + y c ⎠ = ⎝ y a ⎠ + ⎝⎝<br />
y b<br />
⎠ + ⎝ y c ⎠⎠ = ⃗a + ⃗b + ⃗c .<br />
z a + (z b + z c ) z a z b + z c z a z b z c<br />
Auf diesem Weg sind auch das Kommutativgesetz und die distributiven Gesetze nachweisbar.<br />
Die restlichen Aufgaben beschäftigen sich mit Ortsvektoren und Rechenübungen zum Umgang mit<br />
den Rechenregeln für Vektoren.<br />
41 52 AB Rechnen mit Vektoren; Elemente der <strong>Mathe</strong>matik Seite 343-344 Aufgabe 3 - 9<br />
42 52 AB Rechnen mit Vektoren Aufgabe 3<br />
34
7 Lineare Abhängigkeit<br />
Wir wollen drei Schiffe betrachten, die auf der Ostsee fahren. Ihre Postionen werden beschrieben<br />
durch die Gleichungen<br />
( ) ( )<br />
2 5<br />
⃗s 1 (t) = + t ;<br />
(<br />
4<br />
) (<br />
−12<br />
)<br />
3 −15<br />
⃗s 2 (t) = + t ;<br />
(<br />
2<br />
) (<br />
36<br />
)<br />
5 12, 5<br />
⃗s 3 (t) = + t .<br />
1 −27<br />
Offenbar, fährt das zweite Schiff dem ersten genau entgegen, und dass mit dreifacher Geschwindigkeit.<br />
Es gilt:<br />
( ) ( )<br />
−15<br />
5<br />
= −3 .<br />
36 −12<br />
Das dritte Schiff fährt nicht ganz auf Parallelkurs zum ersten, da sich kein Faktor finden lässt, so<br />
dass der dritte Geschwindigkeistvektor ein Vielfaches des ersten ist. Die Richtungen der Repräsentanten<br />
dieser Vektoren sind nicht gleich, sie verlaufen nicht parallel zueinander.<br />
Bewegung in der gleichen Richtung oder parallele Kanten und Flächen treten oft auf und kennzeichnen<br />
immer eine besondere Situation. Wir wollen daher Begriffe für solche Vektoren einführen.<br />
Definition 7.1 Kollinearität und Komplanarität<br />
Vektoren heißen kollinear, falls ihre Repräsentanten parallel zueinander liegen.<br />
Vektoren heißen komplanar, falls ihre Repräsentanten parallel zu einer gemeinsamen Ebene liegen.<br />
Zwei beliebige Vektoren ⃗a und ⃗ b sind also genau dann kollinear, wenn der eine ein Vielfaches des<br />
anderen ist, d.h. es gibt eine reelle Zahl s, so dass gilt:<br />
⃗a = s ⃗ b.<br />
Komplanar sind zwei Vektoren immer, da die Ebene, zu der beide parallel liegen, ja gerade erst<br />
durch die Richtung der beiden Vektoren bzw. ihrer Repräsentanten festgelgt wird. Die Frage wird<br />
erst interessant, wenn wir mindestens drei Vektoren ⃗a, ⃗ b und ⃗c betrachten. Deren Repräsentanten<br />
liegen genau dann parallel zu einer gemeinsamen Ebene, wenn man einen der Vektoren als<br />
Linearkombination der beiden anderen schreiben kann, d.h. es gibt reelle Zahlen s und t, so dass<br />
gilt:<br />
⃗c = s⃗a + t ⃗ b.<br />
Ein gute Vorstellung von der Bedeutung dieser Begriffe bekommen wir durch die betrachtung der<br />
Kanten eines Körpers 43 .<br />
Diese stark von der geometrischen Vorstellung der Parallelität geprägten Begriffe hängen eng zusammen<br />
mit einem allgemeineren Begrif, der allerdings auch etwas abstrakter ist.<br />
Definition 7.2 Lineare Abhängigkeit<br />
Eine Anzahl von n Vektoren ⃗a 1 , ⃗a 1 , ... ⃗a n heißt linear abhängig, falls es n relle Zahlen s 1 , s 2 , ... s n<br />
gibt, die nicht alle 0 sind, so dass gilt:<br />
43 53 AB Lineare Abhängigkeit Aufgabe 1<br />
s 1 ⃗a 1 + s 2 ⃗a 2 + ...s n ⃗a n = ⃗0.<br />
35
Die Vektoren heißen linear unabhängig, wenn sie nicht linear abhängig sind.<br />
Mit anderen Vektoren: Die n Vektoren sind genau dann linear abhängig, wenn sich der Nullvektor<br />
als echte Linearkombination aus ihnen darstellen lässt.<br />
Beispiel 7.1 Wir betrachten die Vektoren<br />
⎛ ⎞<br />
3<br />
⎛<br />
4<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
5<br />
⃗a = ⎝ 5 ⎠, ⃗ b = ⎝ −2 ⎠ und ⃗c = ⎝ 1 ⎠.<br />
2 3<br />
7<br />
Um herauszufinden, ob es Zahlen s 1 , s 2 , s 3 gibt, die die Bedingung in der Definition erfüllen, versuchen<br />
wir diese Zahlne zu bestimmen:<br />
s 1 ⃗a + s 2<br />
⃗<br />
⎛ ⎞ ⎛ b +<br />
⎞ s3 ⃗c =<br />
⎛<br />
⃗0;<br />
⎞<br />
3 6 −9<br />
s 1 ⎝ 5 ⎠ + s 2 ⎝ −2 ⎠ + s 3 ⎝ 21 ⎠ = ⃗0.<br />
2 3 −3<br />
Diese Vektorgleichung ist genau dann erfüllt, wenn sie in jeder Koordinate erfüllt ist. Daher entsteht<br />
folgendes Gleichungssystem:<br />
3s 1 + 6s 2 − 9s 3 = 0<br />
5s 1 − 2s 2 + 21s 3 = 0<br />
2s 1 + 3s 2 − 3s 3 = 0<br />
Diese Gleichungssystem besitzt mindestens eine Lösung: s 1 = s 2 = s 3 = 0. Wir müssen herausfinden,<br />
ob es eine weitere besitzt. Dazu wenden wir den Gauß-Algortihmus an:<br />
1s 1 + 2s 2 − 3s 3 = 0<br />
0s 1 + 12s 2 − 36s 3 = 0<br />
0s 1 + 1s 2 − 3s 3 = 0<br />
Im nächsten Schritt tauschen wir die zweite und die dritte Gleichung:<br />
1s 1 + 2s 2 − 3s 3 = 0<br />
0s 1 + 1s 2 − 3s 3 = 0<br />
0s 1 + 0s 2 + 0s 3 = 0<br />
Die letzte Zeile sagt uns, dass dieses Gleichungssystem unendlich viele Lösungen besitzt. Somit gibt<br />
es Zahlen s 1 , s 2 , s 3 , die nicht alle 0 sind und die Bedingung erfüllen. Ein Möglichkeit wäre<br />
s 1 = −3; s 2 = 3; s 3 = 1.<br />
36
8 Geraden im IR 3<br />
Im dreidimensionalen Raum IR 2 können wir jeden Punkt X auf einer Geraden g erreichen, indem<br />
wir zunächst über einen Vektor ⃗a = 0A ⃗ zu einem beliebigen Punkt A auf der Geraden g gehen und<br />
dann ein Vielfaches eines Vektors, der in die Richtung der Geraden zeigt, addieren. Diesen zweiten<br />
Vektor nennen wir einen Richtungsvektor ⃗u der Geraden g.<br />
Definition 8.1 Parameterform der Geradengleichung<br />
Eine Gerade g durch einen Punkt A parallel zu den Repräsentanten eines Vektors ⃗u wird beschrieben<br />
durch die Gleichung<br />
g : ⃗x = ⃗a + t⃗u.<br />
⃗a = ⃗ 0A heißt Stützvektor zum Aufpunkt A. ⃗u heißt Richtungvektor der Geraden. Für jeden Wert<br />
des Parameters t ∈ IR erreichen wir genau einen Punkt auf der Geraden g.<br />
Beispiel 8.1 Eine Gerade g verläuft durch den Punkt A(2|5|7) und parallel zur Winkelhalbierenden<br />
in der y-z-Ebene. Damit haben wir einen Stützvektor und einen Richtunsgvektor:<br />
⎛ ⎞<br />
2<br />
⃗a = ⎝ 5 ⎠ und<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
⃗u = ⎝ 1 ⎠.<br />
7<br />
1<br />
Daraus ergibt sich die Gleichung der Geraden g:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
2 0<br />
g : ⃗x = ⎝ 5 ⎠ + t ⎝ 1 ⎠.<br />
7 1<br />
Mit t = 1 erreichen wir dann den Punkt B(2|6|8):<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
0B ⃗ = ⃗ 2 0 2<br />
b = ⎝ 5 ⎠ + 1 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 6 ⎠.<br />
7 1 8<br />
Mit t = -3 erreichen wir dann den Punkt C(2|2|4):<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
2 0 2<br />
0C ⃗ = ⃗c = ⎝ 5 ⎠ − 3 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 2 ⎠.<br />
7 1 4<br />
Der Richtungsvektor ist nicht eindeutig. Wir können auch einen anderen Vektor ⃗v als Richtungsvektor<br />
verwenden, der zu ⃗u kollinear ist. Ebenso können wir den Aufpunkt verändern: Auch die<br />
gefundenen Punkte B und C eignen sich, da sie auf g liegen. Dann ergeben sich allerdings andere<br />
Werte für den Parameter, so dass wir besser einen anderen Buchstaben verwenden.<br />
Beispiel 8.2 Fortsetzung von<br />
⎛<br />
Beispiel<br />
⎞<br />
8.1:<br />
0<br />
Mit B als Aufpunkt und ⃗v = ⎝ −2 ⎠ = −2⃗u erhalten wir mit dem Parameter s:<br />
−2<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
2 0<br />
g : ⃗x = ⎝ 6 ⎠ + s ⎝ −2 ⎠.<br />
8 −2<br />
37
Den Punkt C erreichen wir jetzt mit s = 2:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
2 0 2<br />
0C ⃗ = ⃗c = ⎝ 6 ⎠ + 2 ⎝ −2 ⎠ = ⎝ 2 ⎠.<br />
8 −2 4<br />
Eine Gerade ist eindeutig festgelegt durch zwei Punkte. Oftmals werden deshalb zwei Punkte P<br />
und Q angegeben, um die Gerade zu definieren. Dann müssen wir uns den Richtungsvektor erst<br />
beschaffen. Dies ist der Verbindungsvektor zwischen den Punkten P und Q: ⃗u = P ⃗ Q.<br />
Beispiel 8.3 Gerade aus zwei Punkten<br />
Gegeben sind die Punkte P (−3|7|2) und Q(3| − 4|9). Wir erhalten den Richtungsvektor<br />
⎛ ⎞<br />
⃗u = 0Q ⃗ − 0P ⃗<br />
6<br />
= ⎝ −<strong>11</strong> ⎠<br />
7<br />
und mit P als Aufpunkt die Geradengleichung<br />
⎛ ⎞<br />
−3<br />
⎛<br />
6<br />
⎞<br />
g : ⃗x = ⎝ 7<br />
2<br />
⎠ + ⎝ −<strong>11</strong> ⎠.<br />
7<br />
Eine andere Form der Geradengleichung ist die Koordinatenform wie sie aus der Mittelstufe bekannt<br />
ist. Sie ist nur im IR 2 verfügbar. Da wir eine entsprechende Gleichung für Ebenen im IR 3 betrachten<br />
werden, wollen wir hier auch auf diese Form der Gleichung eingehen. Wir wandeln dazu zuächst<br />
eine Parametergleichung in eine Koordinatengleichung um. Dazu eliminieren wir den Parameter t<br />
vor dem Richtungsvektor aus dme zugehörigen Gleichngssystem.<br />
Beispiel 8.4 Wir betrachten die Gerade mit der Gleichung<br />
( ) ( )<br />
3 2<br />
g : ⃗x = + t .<br />
12 4<br />
Ersetzen wir den Vektor ⃗x durch seine Koordinaten x und y, so erhalten wir das zugehörige Gleichungssystem:<br />
Elimination von t führt zu<br />
Dies entspricht der bekannten Gleichung<br />
x = 3 + 2t<br />
y = 12 + 4t<br />
x = 3 + 2t<br />
y − 2x = 6<br />
y = 2x + 6<br />
Definition 8.2 Eine Gleichung der Form ax + by = c mit reellen Koeffizienten a, b und c bezeichnen<br />
wir als Koordinatenform der Geradengleichung.<br />
Normieren wir die Gleichung auf c = 1, so erhalten wir die Achsenabschnittsform.<br />
38
Definition 8.3 Eine Gleichung der Form x x 0<br />
+ y y 0<br />
= 1 heißt Achsenabschnittsform. Die Zahlen x 0<br />
und y 0 bezeichnen darin die Achsenschnittpunkte (x 0 |0) und (0|y 0 ).<br />
In unserem Beispiel 8.4 ergibt sich damit:<br />
x<br />
−3 + y 6 = 1<br />
mit den Achsenschnittpunkten (−3|0) und (0|6).<br />
Weitere Beispiele und Übungen zum Umgang mit der Geradengleichung befinden sich auf dem<br />
Aufgabenblatt 44 und im Buch 45 .<br />
44 55 AB Geraden<br />
45 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 349 - 350 Aufgaben 8 - 18<br />
39
9 Ebenen im IR 3<br />
Analog zu Geraden können wir auch Ebenen im dreidimensionalen Raum durch eine Parametergleichung<br />
beschreiben. Da Ebenen in zwei Richtungen (Dimensionen) verlaufen, benötigen wir dabei<br />
allerdings zwei Richtungsvektoren und entsprechend zwei Parameter.<br />
Definition 9.1 Parameterform der Ebenengleichung<br />
Eine Ebene E durch einen Punkt A parallel zu den Repräsentanten zweier Vektoren ⃗u und ⃗v wird<br />
beschrieben durch die Gleichung<br />
E : ⃗x = ⃗a + s⃗u + t⃗v.<br />
⃗a = 0A ⃗ heißt Stützvektor zum Aufpunkt A. Die Vektoren ⃗u und ⃗v heißen Richtungvektoren der<br />
Ebene. Für jede Kombination von Werten der Parameter s, t ∈ IR erreichen wir genau einen<br />
Punkt auf der Ebene E.<br />
Beispiel 9.1 Eine Ebene E verläuft durch den Punkt A(4| − 5|3) und parallel zu den Vektoren<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
3<br />
−2<br />
⃗u = ⎝ −1 ⎠ und ⃗v = ⎝ 4 ⎠. Damit haben wir einen Stützvektor und zwei Richtungsvektoren:<br />
1<br />
1<br />
Daraus ergibt sich die Gleichung der Ebene E:<br />
⎛<br />
4<br />
⎞ ⎛<br />
3<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
−2<br />
E : ⃗x = ⎝ −5 ⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝ 4 ⎠.<br />
3 1 1<br />
Wir suchen eine Gleichung für eine Ebene F, die parallel zu E durch den Punkt B (17|3| − 8) verläuft.<br />
Dazu müssen wir nur den Stützvektor ersetzen:<br />
⎛ ⎞<br />
17<br />
⎛<br />
3<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
−2<br />
F : ⃗x = ⎝ 3<br />
−8<br />
⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝<br />
1<br />
4<br />
1<br />
⎠.<br />
Ferner können wir prüfen ob der Punkt P (6|7|6) auf der Ebene E liegt. Dazu setzen wir die Koordinaten<br />
von P in die Ebenengleichung ein und suchen nach einer möglichen Lösung für die Parameter<br />
s und t:<br />
6 = 4 − 5s − 2t<br />
7 = −5 − s + 4t<br />
6 = 3 + s + t<br />
Die Addition der beiden letzten Gleichungen liefert t = 3. Dies setzen wir ein in die erste und in<br />
die zweite Gleichung:<br />
6 = 4 − 5s − 6<br />
7 = −5 − s + 12<br />
Es ergeben sich für den Parameter s die Werte s 1 = 1, 6 und s 2 = 0. Diese sind verschieden, daher<br />
liegt P nicht in der Ebene.<br />
40
Im letzten Beispiel ist es wichtig, alle drei Gleichungen zu betrachten. Da in dem Gleichungssystem<br />
ur zwei Unbekante - die Parmeter s und t - auftreten, benötigen wir tzum Lösen des Gleichungssystems<br />
auch nur zwei der drei Gleichungen. Der Punkt liegt aber nur dann auf der Ebene, wenn diese<br />
Lösung auch die dritte - in der Rechnung nicht verwndete - Gleichung erfüllt. In dem Beispiel ist<br />
das die erste Gleichung, daher müssen wir die für t gefundene Lösung in eine der beiden benutzten<br />
Gleichungen und in die erste, nicht verwendete Gleichung einsetzen.<br />
Wir können ebenso wie bei Geraden eine Ebenengleichung auch aus gegebenen Punkten aufstellen.<br />
Eine Ebene ist stets durch drei Punkte definiert. Sind also drei Punkte A, B und C gegeben, so<br />
nehmen wir einen davon als Aufpunkt (z.B. A) und bilden die Richtungsvektoren als Verbindungsvektoren<br />
⃗u = AB ⃗ und ⃗v = AC. ⃗<br />
Beispiel 9.2 Gegeben sind die Punkte A (5| − 6|8), B (7|2| − 1) und C (1|4|5). Dann lautet eine<br />
Gleichung der Ebene:<br />
⎛<br />
5<br />
⎞ ⎛<br />
2<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
−4<br />
E : ⃗x = ⎝ −6 ⎠ + s ⎝<br />
8<br />
8<br />
−9<br />
⎠ + t ⎝ 10 ⎠.<br />
−3<br />
bei den geradengleichungen haben wir zusätzlich eine Koordinatenform und die Achsenabschnittsform<br />
betrachtet.<br />
Definition 9.2 Eine Gleichung der Form ax + by + cz = d mit reellen Koeffizienten a, b, c und d<br />
nennen wir eine Koordinatenform einert Ebenengleichung im IR 3 .<br />
Eine Gleichung der Form x x 0<br />
+ y y 0<br />
+ z z 0<br />
= 1 nennen wir Achsenabschnittsform.<br />
Die Umwandlung einer Parameterform in eine Koordinatenform erfolgt wie bei den Geraden durch<br />
Elimination der Parameter.<br />
Beispiel 9.3 Wir betrachten die Ebene<br />
⎛<br />
E : ⃗x = ⎝<br />
⎞<br />
−3<br />
4<br />
7<br />
⎛<br />
⎠ + s ⎝<br />
⎞<br />
−3<br />
4<br />
0<br />
⎛<br />
⎠ + t ⎝<br />
⎞<br />
−3<br />
0 ⎠.<br />
7<br />
Ersetzen wir den Vektor ⃗x durch seine Koordinaten x, y und z, so ergibt sich das Gleichungssystem<br />
x = −3 − 3s − 3t<br />
y = 4 + 4s<br />
z = 7 + 7t<br />
Wir lösen die zweite Gleichung nach s und die dritte nach t auf und erhalten:<br />
s = y 4 − 1 und t = z 7 − 1.<br />
Dies setzen wir in die erste Gleichung ein:<br />
( ) ( )<br />
y z<br />
x = −3 − 3 ·<br />
4 − 1 − 3 ·<br />
7 − 1<br />
28x + 21y + 12z = 84<br />
Daraus ergibt sich die Achsenabschnittsform<br />
28x = −84 − 21y + 84 − 12z + 84<br />
41
x<br />
3 + y 4 + z 7 = 1.<br />
Die Ebene schneidet die Koordinatenachsen in den Punkten X (3|0|0), Y (0|4|0) und Z (0|0|7).<br />
Ebenengleichungen werden z.B. bei der Beschreibung von Dachflächen in der Architektur verwendet.<br />
Insbesondere gängige Architektenprogramme für Computer verwenden eine Vektorgrafik<br />
zur Beschreibung der Punkte, Linien und Flächen.<br />
Weitere Beispiele und Übungen zum Umgang mit der Ebenengleichung befinden sich auf dem Aufgabenblatt<br />
46 und im Buch 47 .<br />
46 56 AB Ebenen<br />
47 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 377 - 378 Aufgaben 5 - 14<br />
42
10 Lagebeziehungen von Geraden und Ebenen<br />
Wir wollen jetzt untersuchen, wie zwei Geraden im Raum zueinander liegen können. Sicher besteht<br />
die Möglichkeit, dass die beiden Geraden sich schneiden. Außerdem können sie parallel zueinander<br />
verlaufen. Diese beiden Möglichkeiten kennen wir aus der Geometrie in der Ebene. Da die Gleichung<br />
einr Geraden in der Vektordarstellung aber nicht eindeutig ist, kann es uns passieren, dass wir zwei<br />
Geradengleichungen haben, die zur gleichen Gerdaen gehören. Die Geraden könnten also sogar<br />
identisch sein. Im IR 3 gibt es noch eine vierte Möglichkeit: Die Geraden können ohne Schnittpunkt<br />
aneinander vorbei laufen, obwohl sie nicht parallel zueinander verlaufen. Wir nennen diese Geraden<br />
dann windschief zueinander. Insgesamt erhalten wir also folgende vier Möglichkeiten für die Lage<br />
zweier Geraden g und h zueinander:<br />
• g und h sind identisch.<br />
• g und h verlaufen parallel zueinander.<br />
• g und h schneiden sich in einem Punkt S.<br />
• g und h liegen windschief zueinander.<br />
Es gibt zwei Methoden, die jeweilige Lage zu bestimmen.<br />
10.1 Analyse der Lagebeziehung über Kollinearitätsbedingungen<br />
Wir können unsere vier Fälle in zwei Gruppen einteilen: Parallele und identische Geraden müssen<br />
durch kollineare Richtungsvektoren beschrieben werden, sich schneidende oder windschiefe Geraden<br />
dagegen können keine kollinearen Richtungsvektoren besitzen. Daher können wir zunächst die<br />
Richtungsvektoren unserer Geraden g und h auf Kollinearität prüfen.<br />
Sind die Richtunsgvektoren kollinear, so müssen die Geraden zumindest parallel verlaufen. Jetzt<br />
prüfen wir, ob der Aufpunkt der einen Geraden auf der anderen geraden liegt, bzw. ob der Verbindungsvektor<br />
A g<br />
⃗A h kollinear zu den beiden Richtungsvektoren ist. Liegt A g auf h, dann liegt auch<br />
A h auf g und der Verbindungsvektor ist kollinear zu den Richtungsvektoren. In diesem Fall sind die<br />
Geraden identisch. Sind g und h verschieden voneinander, verlaufen sie also echt parallel zueinander,<br />
so kann A g nicht auf h liegen. Dann liegt aber auch A h nicht auf g und der Verbindungsvektor ist<br />
nicht kollinear zu den Richtungsvektoren.<br />
Beispiel 10.1 Kollinearitätsprüfung<br />
Wir betrachten die Geraden<br />
⎛ ⎞<br />
−1<br />
⎛<br />
2<br />
⎞<br />
g : ⃗x = ⎝ −<strong>11</strong> ⎠ + s ⎝<br />
6<br />
8<br />
−5<br />
⎠<br />
und<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
5 −1<br />
h : ⃗x = ⎝ 13 ⎠ + t ⎝ −4 ⎠.<br />
−8 2, 5<br />
Die Richtungsvektoren sind kollinear, denn es gilt:<br />
⎛<br />
2<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
−1<br />
⎝ 8<br />
−5<br />
⎠ = −2 ⎝ −4 ⎠.<br />
2, 5<br />
43
Folglich sind die beiden Geraden g und h zumindest parallel. Jetzt setzen wir den Stützvektor des<br />
Aufpunktes von g in die Gleichung von h ein:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−2 5 −1<br />
⎝ −<strong>11</strong> ⎠ = ⎝ 13 ⎠ + t ⎝ −4 ⎠;<br />
4 8 2, 5<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−6 −1<br />
⎝ −24 ⎠ = t ⎝ −4 ⎠.<br />
14 2, 5<br />
In den ersten beiden Koordinaten wird diese Gleichung erfüllt für t = 6. Aber in der dritten Gleichung<br />
ergibt sich t = 28 5 ≠ 6. Daher liegt der Aufpunkt von g nicht auf h. Die Geraden verlaufen<br />
echt parallel.<br />
Sind nach der ersten Prüfung die Richtunsgvektoren nicht kollinear, so können die Geraden g<br />
und h nur noch windschief sein oder sich in einem Punkt S schneiden. Dies können wir mit einem<br />
Ansatz zur Bestimmung eines möglichen Schnittpunktes untersuchen. Existiert der Schnittpunkt<br />
nicht, dann müssen die Geraden windschief sein.<br />
10.2 Analyse eines Schnittpunktansatzes<br />
Im zweiten Verfahren vermuten wir die Existenz eines Schnittpunktes. Mit dem Gleichsetzungsverfahren<br />
können wir diesen Schnittpunkt bestimmen. Erhalten wir eine eindeutige Lösung, so<br />
gibt es einen Schnittpunkt, und wir haben diesen auch gleich bestimmt. Gibt es dagegen unendlich<br />
viele Lösungen, so müssen die Geraden identisch sein. Gibt es keinen Schnittpunkt, so verlaufen die<br />
Geraden parallel zueinander oder windschief aneinander vorbei.<br />
Beispiel 10.2 Lageuntersuchung mit einem Schnittpunktansatz<br />
Wir betrachten die Geraden<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−3 3<br />
g : ⃗x = ⎝ −4 ⎠ + s ⎝ 1 ⎠<br />
−6 4<br />
und<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
7 4<br />
h : ⃗x = ⎝ 1 ⎠ + t ⎝ 3 ⎠.<br />
4 2<br />
Für einen möglichen Schnittpunkt muss es Parameterwerte für t und s geben, so dass beide rechten<br />
Terme der geradengleichungnen zum gleichen Ortsvektor führen:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−3 3 7 4<br />
⎝ −4 ⎠ + s ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 1 ⎠ + t ⎝ 3 ⎠.<br />
−6 4 4 2<br />
Gibt es für diese Gleichung Lösungen für die Parameter s und t, so führen sie zum gesuchten<br />
Schnittpunkt. Wir stellen das zugehörige Gleichungssystem auf:<br />
−3 + 3s = 7 + 4t<br />
−4 + s = 1 + 3t<br />
−6 + 4s = 4 + 2t<br />
44
Ordnen ergibt:<br />
3s − 4t = 10<br />
s − 3t = 5<br />
4s − 2t = 10<br />
Mit dem Gaußalgorithmus und durch vorziehen der zweiten Gleichung nach oben ergibt sich:<br />
und dann<br />
s − 3t = 5<br />
5t = −5<br />
10t = −10<br />
s − 3t = 5<br />
t = −1<br />
0 = 0<br />
Hier wird eine besondere Stärke des Gaußalgorithmus sichtbar. Die letzte Gleichung sagt uns sofort,<br />
dass ein Schnittpunkt existiert. Also müssen wir nur noch den Wert für t in die erste Gleichung<br />
einsetzen und erhalten:<br />
s = 5 + 3t = 5 − 3 = 2.<br />
Jetzt können wir s = 2 in die Gleichung von g oder t = −1 in die Gleichung von h einsetze. In<br />
beiden Fällen müssne wir zum gleichen Schnittpunkt gelangen:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−3 3 3<br />
g : ⃗x = ⎝ −4 ⎠ + 2 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ −2 ⎠.<br />
−6 4 2<br />
Der Schnittpunkt liegt also in S (3| − 2|2).<br />
Wir können die vier Fälle, wie zwei Geraden zueinander liegen können, an der Gestalt des Gleichungssystems<br />
nach der Umformung mit dem Gaußalgorithmus erkennen. Zu jedem der vier Fälle<br />
passt genau eine Gestalt. Eine eindeutige Lösung und damit einen Schnittpunkt erhalten wir, falls<br />
die Lösung aussieht wie im Beispiel:<br />
a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />
0 + b 2 · t = c 2<br />
0 = 0<br />
Dabei dürfen die Koeffizienten a 1 , b 1 und b 2 nicht null werden. Wird c 2 null, so ist eben t = 0 eine der<br />
gesuchten Lösungen. Auch c 1 darf null werden. Bei parallelen Geraden nimmt das Gleichungssystem<br />
folgende Form an.<br />
a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />
0 · t = 0<br />
0 = c 3<br />
45
Die zweite Gleichung gaukelt uns vor, dass es unendliche viele Schnittpunkte gibt. Die Probe in<br />
der dritten Gleichung schlägt aber fehl. Es kann acuh sein, dass die letzten beiden Gleichungen in<br />
vetauschter Reihenfolge auftreten. Im Fall identischer Geraden fällt auch die dritte Gleichung in<br />
sich zusammen:<br />
a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />
0 · t = 0<br />
0 = 0<br />
Bei windschiefen Geraden liefern die beiden ersten Gleichungen zunächst eine Lösung, die dann aber<br />
in der dritten Gleichung nicht aufgeht. Dadurch entsteht folgende Struktur:<br />
a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />
0 · t = c 2<br />
0 = c 3<br />
Somit können wir aus dem Schnittpunktansatz heraus mit Hilfe des Gaußalgorithmus über die letzte<br />
Gestalt des Gleichungssystems alle vier möglichen Lagen von zwei geraden im Raum unterscheiden.<br />
Geeignete Übungsaufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 48 und im Buch 49 .<br />
Vektorgleichungen von Geraden eignen sich besonders zur Darstellung von Bewegungen im Raum.<br />
Daraus ergeben sich eine ganze Reihe von Anwendungsaufgaben mit Flugbewegungen oder Schiffsbewegungen<br />
50 .<br />
10.3 Lage von Geraden und Ebenen<br />
Die Situation zwischen einer Geraden und einer Ebene ist erheblich einfacher. Eine Gerade kann<br />
• eine Ebene schneiden - eindeutige Lösung.<br />
• in der Ebene liegen - unendlich viele Lösungen.<br />
• parallel zur Ebene verlaufen - keine Lösung.<br />
Dies drückt sich auch darin aus, dass der Schnittpunktansatz mit dem Gleichungsverfahren zu einem<br />
Gleichungsysstem mit drei Gleichungen und drei Unbekannten führt.<br />
Beispiel 10.3 Schnittpunkt von Gerade und Ebene<br />
Wir betrachten die Gerade<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
1 1<br />
g : ⃗x = ⎝ 0 ⎠ + s ⎝ 2 ⎠<br />
2 1<br />
und die Ebene E<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
2 4 3<br />
E : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ 2 ⎠ + q ⎝ 1 ⎠.<br />
1 9 6<br />
Mit dem Gleichsetzungsverfahren ergibt sich zunächst die Vektorgleichung<br />
48 56 AB Lage von Geraden<br />
49 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 377 - 378 Aufgaben 5 - 14<br />
50 58 AB Geradenanwendung<br />
46
Daraus entwickeln wir das Gleichungssystem<br />
Ordnen ergibt:<br />
Mit dem Gaußalgorithmus erhalten wir:<br />
sowie<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
1 1 2 4 3<br />
⎝ 0 ⎠ + s ⎝ 2 ⎠ = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ 2 ⎠ + q ⎝ 1 ⎠.<br />
2 1 1 9 6<br />
1 + s = 2 + 4p + 3q<br />
2s = 3 + 2p + q<br />
2 + s = 1 + 9p + 6q<br />
s − 4p − 3q = 1<br />
2s − 2p − q = 3<br />
s − 9p − 6q = −1<br />
s − 4p − 3q = 1<br />
6p + 5q = 1<br />
−5p − 3q = −2<br />
s − 4p − 3q = 1<br />
1p + 5 6 q = 1 6<br />
7<br />
6 q = −7 6<br />
Damit erhalten wir q = −1 und durch Einsetzen in die vorhergehenden Gleichungen p = 1 und<br />
s = 2. Diese Werte können wir jetzt soowohl in die Gleichung der Geraden g als auch in diejenige<br />
der Ebene E einsetzen und erhalten jeweils den Schnittpunkt:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
1 1 3<br />
⃗s = ⎝ 0 ⎠ + 2 ⎝ 2 ⎠ = ⎝ 4 ⎠.<br />
2 1 4<br />
Der Schnittpunkt liegt also in (3|4|4).<br />
Ergibt das Gleichungssystem keine oder unendlich viele Lösungen, so verläuft die Gerade parallel<br />
zur Ebene bzw. in der Ebene. In beiden Fällen ist eine konkrete Berechnung eines Schnittpunkts<br />
nicht möglich.<br />
10.4 Lage zweier Ebenen<br />
Auch bei zwei Ebenen gibt es nur drei mögliche Lagebeziehungen:<br />
• die Ebenen schneiden sich in einer Geraden.<br />
• die Ebenen verlaufen ohne gemeinsamen Punkt parallel zueinander.<br />
• die Ebenen sind identisch.<br />
47
Das Problem liegt hier darin, dass sich im Falle des Schnitts als Lösung eine Schnittgerade mit<br />
unendlich vielen gemeinsamen Punkten ergibt. Das zugehörige Gleichungssystem besitzt bei vier<br />
Unbekannten nur drei Gleichungen, so dass wir bestenfalls eine eindeutige Beziehung zwischen zwei<br />
der Parameter erhalten.<br />
Beispiel 10.4 Schnittgerade zweier Ebenen<br />
Wir betrachten die Ebenen<br />
⎛<br />
4<br />
⎞ ⎛<br />
4<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
−2<br />
E : ⃗x = ⎝ 0<br />
−3<br />
⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝<br />
−5<br />
0<br />
3<br />
⎠<br />
und<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−2 2 2<br />
F : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />
−1 2 6<br />
Mit dem Gleichsetzungsverfahren ergibt sich zunächst die Vektorgleichung<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
4 4 −2 −2 2 2<br />
⎝ 0 ⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝ 0 ⎠ = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />
−3 −5 3 −1 2 6<br />
Daraus erhalten wir das Gleichungssystem<br />
Ordnen ergibt:<br />
4 + 4s − 2t = −2 + 2p + 2q<br />
−s = 3 − p − q<br />
−3 − 5s + 3t = −1 + 2p + 6q<br />
4s − 2t − 2p − 2q = −6<br />
−s + p + q = 3<br />
−5s + 3t − 2p − 6q = 2<br />
Jetzt müssen wir zwei Parameter eliminieren, die aus derselben Ebenengleichung stammen. Dazu<br />
verwenden wir wieder den Gaußalgorithmus:<br />
und dann:<br />
t − 2s + p + q = 3<br />
s − p − q = −3<br />
s − 5p − 9q = −7<br />
t − 2s + p + q = 3<br />
s − p − q = −3<br />
−4p − 8q = −4<br />
Die letzte Gleichung können wir jetzt nach p auflösen:<br />
−4p = −4 + 8q<br />
p = 1 − 2q<br />
48
und in die Gleichung der Ebene F einsetzen. Dadurch eine entsteht eine Geradengleichung für die<br />
Schnittgerade s:<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
−2<br />
2 2<br />
s : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + (1 − 2q) ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />
−1<br />
2 6<br />
Jetzt lösen wir die Klammer auf, ordnen und fassen zusammen:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />
−2 2<br />
2 2<br />
s : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + 1 ⎝ −1 ⎠ − 2q ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1<br />
−1 2<br />
2 6<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
0<br />
s : ⃗x = ⎝ ⎠ + q ⎝ ⎠;<br />
2<br />
1<br />
Dabei müssen wir darauf achten, dass die beiden Parameter derselben Ebenegleichung entstammen,<br />
denn sonst reduziert sich am Ende die Gleichung nicht zu einer Geradengleichung. Sind die Ebenen<br />
identisch, so erhalten wir anstelle der Beziehung zwischen den Parametern eine allgemingültige Gleichung<br />
in der Form 0 = 0. Bei parallelen Geraden kann das Gleichungsystem keine Lösung besitzen,<br />
was sich in einer nicht erfüllbaren Aussage der Form 0 = c ausdrückt, wobei die Zahl c eben nicht<br />
null sein kann.<br />
Ebenen als Hauswände oder Dachflächen von Gebäuden spielen in der Architektur eine Rolle. Zusammen<br />
mit Geraden als Firstlinie oder Hauskante ergeben sich verschiedene Anwendungen der<br />
Vektorrechnung 51 .<br />
−2<br />
1<br />
2<br />
⎞<br />
⎠;<br />
51 60 AB Ebenenanwendung<br />
49
Teil III<br />
Stochastik - Wahrscheinlichkeitstheorie<br />
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung bildet neben der Algebra, der Geometrie und der Analysis das<br />
vierte große Teilgebiet der <strong>Mathe</strong>matik. Wir untersuchen hier Strukturen, die sich durch die Betrachtung<br />
einer großen Anzahl von Ereignissen ergeben, obwohl für ein einzelnes Ereignis keine<br />
Aussage über den Ausgang möglich ist, da es dem Zufall unterliegt. Das Widersprüchliche aber<br />
auch Faszinierende darin liegt in der Tatsache, dass Ereignisse, die zufällig geschehen im großen<br />
betrachtet dennoch berechenbar sind. Die Ergebnisse solcher Berechnungen spielen eine große Rolle<br />
in der Wirtschaft und in der Wissenschaft. Versicherungen z.B. kalkulieren mit der Häufigkeit von<br />
Schadensereignissen ihre Beiträge.<br />
<strong>11</strong> Zufallsexeperimente und Wahrscheinlichkeitsdefinition<br />
<strong>11</strong>.1 Zufallsexperimente<br />
Grundlage aller Betrschtungen ist das Zufallsexperiment. Wir beginnen mit einer Gruppenarbeit 52 .<br />
Die Beispiele aus der Gruppenarbeit zeigen verschiedene Varianten von Zufallsexperimenten. Allen<br />
gemeinsam ist, dass der konkrete Ausgang einer einzelnen Versuchsdurchführung nicht vorhersagbar<br />
ist. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung liefert mathematische Modelle zur Beschreibung realer<br />
Vorgänge, für die es mehrere bekannte Ausgänge gibt, von denen einer mit Sicherheit eintritt, aber<br />
nicht vorhersehbar ist, welcher.<br />
Definition <strong>11</strong>.1 Experiment und Zufall<br />
Ein Experiment ist ein Vorgang, der unter gleich bleibenden Bedingungen beliebig oft zu verschiedenen<br />
Zeitpunkten und an verschiedenen Orten wiederholt werden kann (Reproduzierbarkeit).<br />
Ein Versuch ist eine einzelne einmalige Durchführung eines Experiments.<br />
Diese Definition passt auf alle Experimente. Sie gilt in den Naturwissenschaften genau so wie in der<br />
<strong>Mathe</strong>matik oder bei Felduntersuchungen in der Pädagogik oder Psychologie. Wir unterscheiden<br />
dabei zwischen dem planbaren Experiment an sich, dass durch die Rahmenbedingungen und den<br />
Ablauf genau festgelgt un damit einmalig ist, und der Durchführung, die beliebig oft wiuederholt<br />
werden kann.<br />
Definition <strong>11</strong>.2 Zufallsexperimente<br />
Ein Experiment mit vorhersehbarem Ausgang heißt determiniert.<br />
Ein Experiment mit mehreren bekannten möglichen Ausgängen, von denen einer mit Sicherheit<br />
eintritt, aber nicht vorhersehbar ist, welcher, nennen wir Zufallsexperiment.<br />
Damit wird der Unterschied zwischen einem naturwissenschasftlichen Experiemnt und einem Zufallsexperiment<br />
deutlich. In der Naturwissenschaft führt jeder Versuch des gleichen Experiments -<br />
egal wer das Experiment an welchem Ort durchführt - zum gleichen Ergebnis. Bei einem Zufallsexperiment<br />
führt jede Durchführung, d.h. jeder konkrete Versuch zu einem anderen Ausgang.<br />
Bei jedem Zufallsexperiment ist aber die Menge der möglichen Versuchsausgänge begrenzt. Die konkrete<br />
Zusammenstellung der Möglichkeiten hängt dabei nicht nur vom Experiment ab sondern auch<br />
von der mit dem Experiment verbundenen Fragestellung.<br />
52 60 G Zufallsexperimente<br />
50
Definition <strong>11</strong>.3 Ergebnisse<br />
Ein mögliches Einzelresultat bei der Durchführung eines Zufallsexperiments nennen wir ein Ergebnis<br />
ω zu diesem Experiment. Die Menge aller möglichen Ergebnisse heißt Ergebnismenge Ω.<br />
Beispiele dafür haben wir in der Gruppenarbeit kennen gelernt. Wir wollen sie hier sprachlich<br />
präzisieren.<br />
Beispiel <strong>11</strong>.1 Ergebnismengen<br />
Werfen eines Würfels:<br />
Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}<br />
Augensumme zweier Würfel:<br />
Ω = {2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, <strong>11</strong>, 12}<br />
Farbe beim Roulette:<br />
Ω = {schwarz, rot, grün}<br />
Ziehen einer Lottokugel:<br />
Ω = {1, 2, 3, , ...47, 48, 49}<br />
Ziehung der Lottozahlen:<br />
Ω = {(1, 2, 3, 4, 5, 6), (1, 2, 3, 4, 5, 7), ...(2, 3, 5, 8, 13, 21)...(44, 45, 46, 47, 48, 49)}<br />
Die konkrete Fragestellung führt oft dazu, dass mehrere Ergebnisse gewünscht sind, andere<br />
unerwünscht. Wir suchen nach einem bestimmten Ereignis.<br />
Definition <strong>11</strong>.4 Ereignisse<br />
Jede Teilmenge E der Ergebnismenge Ω eines Zufallsexperiments beschreibt ein bestimmtes Ereignis.<br />
Die Teilmengen mit nur einem Element nennen wir Elementarereignisse, die leere Menge<br />
heißt unmögliches Ereignis, die Gesamtmenge E = Ω ist das sichere Ereignis.<br />
Fassen wir alle möglichen Ereignisse eines Zufallsexperiments zusammen, so erhalten wir eine Menge,<br />
den Ereignisraum ℘(Ω).<br />
Die Menge Ē = Ω\E enthält genau diejenigen Ergebnisse, die nicht in E enthalten sind, beschreibt<br />
also das Gegenereignis zum Ereignis E.<br />
Ein Ereignis ist eingetreten, falls eines der Elemente der Menge erschienen ist. Daher kann die leere<br />
Menge nicht eintreten, sie ist also unmöglich, irgendein Element der Menge der Ω wird erscheinen,<br />
so dass Ω sicher eintritt. Auch hier können wir für einige Beispiele auf unsere Gruppenarbeit<br />
zurückgreifen.<br />
Beispiel <strong>11</strong>.2 Ereignisse<br />
Pasch beim Werfen zweier Würfel:<br />
E 1 = {<strong>11</strong>, 22, 33, 44, 55, 66}<br />
Impair beim Roulette:<br />
Ω = {1, 3, 5, 7, ...31, 33, 35}<br />
Fibonacci-Folge bei der Ziehung der Lottozahlen:<br />
Ω = {(1, 2, 3, 5, 8, 13), (2, 3, 5, 8, 13, 21), (3, 5, 8, 13, 21, 34)}<br />
Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 53 .<br />
Die eingeführten Grundbegriffe sind auf einem Informationsblatt 54 zusammen gestellt.<br />
53 61 AB Ereignisräume<br />
54 60 Info Grundbegriffe<br />
51
<strong>11</strong>.2 Wahrscheinlichkeiten<br />
Als nächstes wollen wir die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse berechenbar machen. Dazu müssen<br />
wir festlegen, was wir unter einer Wahrscheinlichkeit verstehen wollen. Zumindest müssen wir jedem<br />
Ereignis eindeutig eine Zahl zuordnen, die dann auch noch einige Bedingungen erfüllen muss. Diese<br />
Zuordnung erfüllt die Kriterien für eine Funktion.<br />
Definition <strong>11</strong>.5 Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />
Eine auf einem Ereignisraum ℘(Ω) definierte Funktion P mit reellen Funktionswerten heißt Wahrscheinlichkeit<br />
oder Wahrscheinlichkeitsfunktion, falls sie folgende drei Eigenschaften besitzt (Kolmogorov<br />
- Axiome):<br />
K1: Für jedes Ereignis E ⊆ Ω gilt 0 ≤ P (E).<br />
K2: P(Ω) = 1<br />
K3: Für zwei disjunkte Ereignisse E und F gilt: P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ).<br />
Aus diesen Axiomen ergibt sich zunächst, dass jede Wahrscheinlichkeit kleiner als 1 ist, denn jedes<br />
Ereignis E ergibt zusammen mit seinem Gegenereignis Ē die Ergebnismenge Ω, wobei die Mengen<br />
disjunkt sind. Also gilt:<br />
1 = P (Ω) = P (E ∪ Ē) = P (E) + P (Ē).<br />
Zusammen mit dem Axiom K1 bedeutet das, alle Wahrscheinlichkeiten liegen im Intervall [0; 1].<br />
Damit ergibt sich jetzt sofort die Wahrscheinlichkeit für das unmögliche Ereignis:<br />
P (Ω ∪ {}) = P (Ω) + P ({}) = 1 + P ({})<br />
P ({}) = 0.<br />
Außerdem können wir festhalten: Für ein Gegenereignis ergibt sich die Wahrscheinlichkeit<br />
P (Ē) = 1 − P (E).<br />
Im dritten Axiom wird eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Vereinigungsmenge<br />
getroffen. Wir wollen uns hier kurz die Bedeutung von Schnitt- und Vereinigungsmengen<br />
im Rahmen der Bescheribung von Ereignissen klar machen. Grundsätzlich ist es so, dass das<br />
Ereignis ’E und F’ eintritt, wenn das konkrete Ergebnis sowohl E als auch F erfüllt, d.h. in beiden<br />
Mengen, also in der Schnittmenge E ∩ F liegt. Das Ereignis ’E oder F’ tritt ein, wenn entweder E<br />
oder F oder beide erfüllt sind, d.h. das Ergebnis liegt in mindestens einer der beiden Mengen, also<br />
in der Vereinigungsmenge E ∪ F .<br />
Wir benötigen noch eine wichtige Erweiterung dieses dritten Axioms K3 für den Fall, dass die<br />
Ereignisse nicht disjunkt sind. Dann gilt:<br />
P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ) − P (E ∩ F ).<br />
Der Nachweis ergibt sich aus einer disjunkten Zerlegung der Vereinigungsmenge:<br />
Folglich gilt nach K3:<br />
Für das Ereignis E gilt:<br />
E ∪ F = (E\F ) ∪ (E ∩ F ) ∪ (F \E).<br />
P (E ∪ F ) = P (E\F ) + P (E ∩ F ) + P (F \E).<br />
E = (E\F ) ∪ (E ∩ F );<br />
P (E) = P (E\F ) + P (E ∩ F ).<br />
52
Daraus ergeben sich die Wahrscheinlichkeiten für die Differenzmengen:<br />
Setzen wir dies ein, so folgt:<br />
P (E\F ) = P (E) − P (E ∩ F )<br />
P (F \E) = P (F ) − P (E ∩ F )<br />
P (E ∪ F ) = P (E) − P (E ∩ F ) + P (E ∩ F ) + P (F ) − P (E ∩ F );<br />
P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ) − P (E ∩ F ).<br />
Jetzt können wir die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses ’E oder F’ jederzeit<br />
berechnen aus den Wahrscheinlichkeiten der beteiligten Einzelereignisse E und F.<br />
<strong>11</strong>.3 Laplace-Experimente<br />
Es gibt durchaus verschiedene Wahrscheinlichkeitsfunktionen, die diese Bedingungen erfüllen. Einige<br />
davon werden wir als Wahrscheinlichkeitsverteilungen kennen lernen, z.B. die Binomialverteilung<br />
oder die Gaußverteilung. Zunächst wollen wir als einfachstes und einsichtigstes Beispiel diejenige<br />
Verteilung betrachten, die z.B. das Verhalten eines Würfels oder das Roulettespiel korrekt beschreibt.<br />
Definition <strong>11</strong>.6 Laplace - Verteilung<br />
Ein Zufallsexperiment, bei dem alle Ergebnisse mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eintreten, nennen<br />
wir ein Laplace - Experiment. Die zugehörige Wahrscheinlichkeitsfunktion nennen wir Laplace<br />
- Verteilung.<br />
Betrachten wir also ein Roulettespiel. Jede der 37 Zahlen erscheint mit der gleichen Wahrscheinlichkeit.<br />
Sie beträgt dann zwangsläufig<br />
P (Zahl) = 1<br />
37 ,<br />
denn wir können die Ergebnismenge in 37 disjunkte Elementarereignisse zerlegen, die zusammen<br />
die Wahrscheinlichekit 1 besitzen müssen. Für solche Laplace - Verteilungen gilt offenbar immer:<br />
Satz <strong>11</strong>.1 Jedes Elementarereignis ω i als Teilmenge der Ergebnismenge Ω = ω 1 , ...ω n eines Laplace<br />
- Experiments tritt mit der Wahrscheinlichkeit P (ω i ) = 1 n auf.<br />
Allgemein lässt sich dann für die Ereignisse eines Laplace - Experiments die Wahrscheinlichkeit<br />
berechnen aus der Anzahl der Elemente des Ereignis.<br />
Definition <strong>11</strong>.7 Mächtigkeit<br />
Die Anzahl der Elemente einer Menge M heißt Mächtigkeit |M| der Menge M.<br />
Mit diesem Begriff können wir unsere Erkenntnis jetzt präzise formulieren:<br />
Satz <strong>11</strong>.2 Laplace-Wahrscheinlichkeit<br />
Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignis E zu einem Laplace - Experiment beträgt P (E) = |E|<br />
|Ω| .<br />
Wir wollen einige Beispiele betrachten.<br />
Beispiel <strong>11</strong>.3 Münzwurf<br />
Ergebnisraum: Ω = {W appen, Zahl} = {w, z}.<br />
Werfen wir jetzt drei Münzen gleichzeitig, so sind die Ergebnisse www, wwz, wzz und zzz denkbar.<br />
Es ist jedoch ungünstig, damit zu rechnen, da diese Ergebnisse nicht gleichberechtigt sind, wir haben<br />
53
kein Laplace-Experiment.<br />
Wir tun einmal so, als ob wir die Münzen nacheinander werfen würden. Dann erhalten wir den Ergebnsiraum<br />
Ω = {www, wwz, wzw, zww, wzz, zwz, zzw, zzz}. Hier sind jetzt alle Ergebnisse gleichberechtigt,<br />
treten also mit der gleichen Wahrscheinlichkeit ein. Dann können wir aber auch die<br />
Wahrscheinlichkeiten verschiedener Ereignisse berechnen.<br />
P (2W appen) = P (wwz, wzw, zww) = |wwz,wzw,zww|<br />
|Ω|<br />
= 3 8<br />
= 0, 125.<br />
Ähnlich gelingt die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bei zwei oder mehr Würfeln. Unabhängig<br />
davon, ob die Würfel gleichzeitig oder nacheinander geworfen werden, ob es gleiche oder unterscheidbare<br />
Würfel sind, wir denken und rechnen immer so, als seien die Würfel verschieden und<br />
nacheinander gefallen. Dadurch erhalten wir ein Laplace-Experiment, und nur dann können wir die<br />
Wahrscheinlichkeiten korrekt bestimmen.<br />
Beispiel <strong>11</strong>.4 Roulette<br />
Beim Roulette müssen wir also von den 37 Zahlen als Elementarereignisse ausgehen:<br />
Ω = {0, 1, 2, 3, 4, ...35, 36}.<br />
Betrachten wir jetzt eine der Farben, z.B. ’rot’, so besteht das zugehörige Ereignis aus der Menge<br />
aller Zahlen, die rot sind: E = . Für die Wahrscheinlichkeit ist nur die Anzahl dieser Zahlen von<br />
Bedeutung. Wir erhalten:<br />
P (rot) = P (E) = P () = |E|<br />
|Ω| = 18<br />
37<br />
≈ 0, 4865.<br />
Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 55 .<br />
Nicht immer lassen sich die Wahrscheinlichkeiten von Elementarereignissen so einfach bestimmen.<br />
Oft werden Wahrscheinlichkeiten durch Auszählen nach zahlreicher Wiederholung des Experiments<br />
gewonnen. Dann spricht man von der empirischen Wahrscheinlichkeit. Diese beruht auf Erfahrungswerten.<br />
Definition <strong>11</strong>.8 Empirische Wahrscheinlichkeit<br />
Führt man ein Zufallsexperiment N - fach durch, und tritt dabei das Ereignis E mit der absoluten<br />
Häufigkeit H(E) auf, so heißt der Anteil h(E) = H(E)<br />
N<br />
relative Häufigkeit des Ereignisses E. Ist die<br />
Anzahl N der Versuchsdurchführung ausreichend groß, so nähert sich die relative Häufigkeit einem<br />
festen Wert p(E), den wir empirische Wahrscheinlichkeit des Ereignisses E nennen:<br />
.<br />
p(E) =<br />
lim<br />
N→∞ h(E).<br />
Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 56 .<br />
12 Kombinatorik und Urnenemodelle - Simulationen<br />
Die Kombinatorik stellt Abzählregeln zur Ermittlung der Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Wir benötigen diese bei der Bestimmung der Mächtigkeit von Ereignissen. Wir<br />
stellen zunächst die Grundformen zusammen, die aus der Mittelstufe bekannt sein sollten.<br />
Grundaufgabe 1:<br />
Sortierungen von n verschiedenen Objekten (n-Permutationen):<br />
Es gibt<br />
55 62 AB Laplace-Wahrscheinlichkeiten<br />
56 63 AB Empirische Wahrscheinlichkeiten<br />
54
∏<br />
n! = n i = n · (n − 1) · ... · 1<br />
i=1<br />
Anordnungen von n verschiedenen Objekten.<br />
Grundaufgabe 2:<br />
Auswahl mit Wiederholungen mit Reihenfolge (mWmR - k-Tupel mit Wiederholungen)<br />
Es gibt<br />
n k<br />
Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten auszuwählen und der Reihe nach anzuordnen, wenn<br />
Wiederholungen möglich sind.<br />
Grundaufgabe 3:<br />
Auswahl ohne Wiederholungen mit Reihenfolge (oWmR - k-Tupel ohne Wiederholungen)<br />
Es gibt<br />
P n (k) = n!<br />
(n−k)!<br />
Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten auszuwählen und der Reihe nach anzuordnen, wenn<br />
Wiederholungen nicht möglich sind.<br />
Grundaufgabe 4:<br />
Auswahl ohne Wiederholungen ohne Reihenfolge (oWoR - k-Teilmengen)<br />
Es gibt<br />
C n (k) = ( n) k =<br />
n!<br />
(nk)!·k!<br />
Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten ohne Beachtung der Reihenfolge auszuwählen, wenn<br />
Wiederholungen nicht möglich sind.<br />
Grundaufgabe 5:<br />
Auswahl mit Wiederholungen ohne Reihenfolge (mWoR - k-Variationen)<br />
Es gibt<br />
V n (k) = ( n+k−1) k =<br />
(n+k−1)!<br />
(n−1)!·k!<br />
Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten ohne Beachtung der Reihenfolge auszuwählen, wenn<br />
Wiederholungen möglich sind.<br />
Kommt es auf die Reihenfolge an, so sprechen wir von Tupeln, sonst von Teilmengen oder<br />
Variationen, die aus der Grundgesamtheit von n Objekten gebildet werden. beispiele zu den ersten<br />
vier Fällen finden sich in den Übungsaufgaben 57 . Zum letzten Fall, wollen wir gemeinsam ein beispiel<br />
betrachten.<br />
Beispiel 12.1 Ein Glücksrad mit vier gleich großen Sektoren ist mit den Zahlen ’1’ bis ’4’ beschriftet.<br />
Dreimaliges Drehen liefert, wenn wir der Reihenfolge der Zahlen keine Beachtung schenken, die<br />
in der Tabelle dargestellten Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Im ersten Block stehen 10 Kombinationen, dann folgen 6 und 3 und 1. In der Summe ergeben sich<br />
also 20 Kombinationen. Diese Anzahl erhalten wir auch mit der Berechnung<br />
V 4 (3) = ( 4+3−1) 3 =<br />
6!<br />
3!·3! = 720<br />
6·6 = 20.<br />
57 64 AB Kombinatorik<br />
55
<strong>11</strong>1 122 133 144<br />
<strong>11</strong>2 123 134<br />
<strong>11</strong>3 124<br />
<strong>11</strong>4<br />
222 233 244<br />
223 234<br />
224<br />
333 344<br />
334<br />
444<br />
Tabelle 1: Kombinationsmöglichkeiten beim Glücksrad<br />
Diese einfachen Abzählverfahren müssen wir etwas ausbauen, sobald wir nur nach einer Eigenschaft<br />
E fragen, die mehrere unserer Objekte besitzen. Betrachten wir folgende Alltagssituation:<br />
Ein Lehrer betritt eine Klasse mit 30 Schülerinnen und Schülern, von denen 8 keine Hausaufgaben<br />
gemacht haben. Er sammelt willkürlich 5 Hefte ein. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, 3 Sünder<br />
zu erwischen?<br />
Grundsätzlich ist dies ein k-Teilmengen-Problem. Der Lehrer wählt ohne Wiederholungsmöglichkeit<br />
und ohne Beachtung der Reihenfolge. Es geht nur um die Frage: ’Hausaufgaben oder nicht?’ Die<br />
Anzahl der Auswahlmöglichkeiten beträgt<br />
|Ω| = ( N<br />
n) =<br />
( 30<br />
5<br />
) = 142506.<br />
Für die Auswahl von 3 der 8 Sünder ergibt sich entsprechend<br />
|E 1 | = ( M) (<br />
k = 8 )<br />
3 = 56.<br />
Das Ereignis E: ’Genau drei Sünder’ bedeutet aber gleichzeitg: ’Genau 2 Engel’. Daher müssen wir<br />
noch berücksichtigen:<br />
|E 2 | = ( N−M) (<br />
n−k = 22 )<br />
2 = 231.<br />
Beachten wir, dass die Anzahl der Kombinationen zweier Teilereignisse sich durch Mulktiplikation<br />
der Anzahlen der Teilereignisse ergibt, so erhalten wir letztlich:<br />
P (E) = P (X = k) = (8 3)·( 30−8<br />
5−3 )<br />
( 30<br />
5 )<br />
= 56·231<br />
142506<br />
≈ 0, 0908.<br />
Da man solche Situationen gut mit Hilfe eines Modells simulieren kann, in dem sich N Kugeln<br />
von zwei Arten in einer Urne befinden, sprechen wir im Folgenden von den Urnenmodellen. Dabei<br />
unterscheiden wir die Fälle ’ohne Zurücklegen’, wie in unserem Beispiel - jeder Schüler kann nur<br />
einmal gewählt werden - und ’mit Zurücklegeng’.<br />
Satz 12.1 Urnenmodell I: Ziehen mit Zurücklegen<br />
Befinden sich in einer Urne N Kugeln, von denen M eine bestimmte Eigenschaft E besitzen, und Ziehen<br />
wir aus dieser Urne nacheinander n Kugeln mit Zurücklegen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
P (X = k), dass sich unter den n gezogenen Kugeln k mit der Eigenschaft E befinden<br />
P (X = k) = ( n<br />
k) ·<br />
( M<br />
N<br />
) k<br />
·<br />
( ) n−k<br />
N−M<br />
N<br />
56
Urnenmodell II: Ziehen ohne Zurücklegen<br />
Befinden sich in einer Urne N Kugeln, von denen M eine bestimmte Eigenschaft E besitzen, und<br />
Ziehen wir aus dieser Urne nacheinander n Kugeln ohne Zurücklegen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
P (X = k), dass sich unter den n gezogenen Kugeln k mit der Eigenschaft E befinden.<br />
P (X = k) = (M k )·( N−M<br />
n−k )<br />
( N n)<br />
Weitere Übungsaufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 58 .<br />
13 Baumdiagramme<br />
Ein wichtiges Hilfsmittel zur Behandlung mehrstufiger Zufallsexperimente sind Baumdiagramme.<br />
Wir wollen verschiedene Varianten anhand von vier Beispielaufgaben betrachten 59 . Entscheidend<br />
ist, dass wir uns jedes dieser Experimente als eine Abfolge von Einzelexperiemnten vorstellen. Der<br />
Baum erhält für jedes Einzelexperiment eine eigene Stufe. Die Summe der Wahrscheinlichkeiten innerhalb<br />
der ersten Stufe muss 1 ergeben. In der zweiten Stufe ergibt die Summe in jedem Teilzweig<br />
1 usw.<br />
In Aufgabe 1 betrachten wir die Münzen als nacheinander geworfen oder als durchnummeriert.<br />
Dann gehört zu jeder Münze eine Stufe des Baums. Jede Münze zeigt entweder Kopf (K) oder Zahl<br />
(Z) mit der Wahrscheinlichkeit p = 1 2<br />
. Der Baum erhält also vier Stufen, wobei sich in jeder Stufe<br />
die Anzahl der Zweige verdoppelt. Am Ende erhalten wir 2 4 = 16 Zweige. Wir können jetzt die<br />
Wahrscheinlichkeit für das Ereignis<br />
E : Es fällt viermal Kopf<br />
ermitteln. Dazu müssen wir nur die Wahrscheinlichkeiten entlang des Pfades miteinander multiplizieren:<br />
P (E) = 1 2 · 1<br />
2 · 1<br />
2 · 1<br />
2 = 1<br />
16 .<br />
Damit haben wir bereits eine Regel für das Arbeiten mit Baumdiagrammen gefunden:<br />
Satz 13.1 Pfadregel<br />
Die Wahrscheinlichkeit P(E) für ein Ereignis E, dass von einem Pfad in einem Baumdiagramm<br />
beschrieben wird, erhalten wir, indem wir alle Wahrscheinlichkeiten entlang dieses Pfades multiplizieren.<br />
Jetzt betrachten wir das Ereignis<br />
F : Es fällt zweimal Kopf.<br />
Dann gibt es mehrere Pfade, die zu diesem Ereignis führen, nämlich KKZZ, KZKZ, KZZK, ZKKZ,<br />
ZKZK, ZZKK. Für jeden dieser Pfade erhalten wir mit der Pfadregel die Wahrscheinlichkeit<br />
P (P fad mit 2 K) = 1 2 · 1<br />
2 · 1<br />
2 · 1<br />
2 = 1<br />
16 .<br />
Für die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses F müssen wir die Wahrscheinlichkeiten dieser Pfade<br />
addieren:<br />
P (F ) = P (KKZZ) + (KZKZ) + (KZZK) + (ZKKZ) + (ZKZK) + (ZZKK) = 6<br />
16 = 3 8 .<br />
Damit haben wir die zweite Regel gefunden.<br />
58 64 AB Kombinatorik<br />
59 65 AB Baumdiagramme<br />
57
Satz 13.2 Additionssatz<br />
Führen mehrere Pfade eines Baumdiagramms zum gleichen Ereignis E, so erhalten wir doie Wahrscheinlichkeit<br />
P(E) durch Addition der Pfadwahrscheinlichkeiten aller am Ereignis E beteiligten<br />
Pfade.<br />
Innerhalb des Baumes ergibt die Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Pfade, die aus der gleichen<br />
Zweigstelle abzweigen stets 1. Ebenso ergibt die Summe aller Pfadwahrscheinlichkeiten für die<br />
vollständigen Pfade 1. Diese Kenntnisse helfen uns bei der Lösung der weiteren Aufgaben. Entscheidend<br />
ist dabei, dass wir den Buam richtig beginnen. In der ersten Stufe dürfen nur Möglichkeiten<br />
nebeneinander stehen, die sich gegenseitig ausschließen.<br />
Da ein Porzellangefäß auch zwei Fehler gleichzeitig haben kann, macht es also in Aufgabe 2 keinen<br />
Sinn, die Möglichkeiten ’Formfehler’, Farbfehler’, ’Oberflächenfehler’ und ’fehlerfrei’ nebeneinander<br />
zu stellen. Es kann nur gelingen, wenn wir die einzelnen Fehlertypen als drei Baumstufen - etwa<br />
als nacheinader erfogte Kontrolle - betrachten. Dann gibt es in jeder Stufe die Optionen ’Fehler<br />
entdeckt’ und Fehler nicht entdeckt’. Das Ereignis<br />
E : Fehlerfreies Gefäß bzw. I. Wahl<br />
finden wir dann in dem Pfad, in dem in jeder Stufe ’fehlerfrei’ steht:<br />
P (I.W ahl) = 0, 75 · 0, 85 · 0, 8 = 0, 51 = 51%.<br />
Entsprechend können wir die weiteren Ereignisse bearbeiten und auch die Aufgaben 3 und 4 lösen.<br />
Viele Aufgaben, die wir mit einem Baumdiagramm lösen können, lassen sich auch durch Anwendung<br />
der Regeln für die Kombinatorik in Verbindung mit der Lapalce-Wahrscheinlichkeit lösen.<br />
Das Zeichnen des Baumes ist umständlich bis unmöglich, wenn in jeder Stufe viele Zweige oder<br />
viele Stufen notwendig werden. Dann ist der Weg über die Rechnung übersichtlicher und einfacher.<br />
Dennoch kann ein teilweise entwickelter Baum helfen, den Rechenweg zu finden. Es gibt aber auch<br />
Situationen, in denen unsere Kombinatorikformeln nicht passen. Dann bleibt nur der Weg über den<br />
Baum.<br />
14 Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />
Wir haben Situationen kennen gelernt, in denen sich die Wahrscheinlichkeiten in jeder Stufe eines<br />
Baumdiagramms nicht verändern, d.h. für die zweite Durchführung gelten die gleichen Bedingungen<br />
wie für die erste (Ziehen mit Zurücklegen). Andererseits gibst es auch Situationen, in denen<br />
die Wahrscheinlichkeiten sich verändern (Ziehen ohen Zurücklegen). Dies galt z.B. bei der Aufgabe<br />
mit den Porzellangefäßen. Wir wollen uns jetzt mit solchen Situationen genauer besachäftigen, in<br />
denen die Wahrscheinlichkeiten in der zweiten Phase vom Ausgang der ersten Phase abhängen. Wir<br />
sprechen dann von ’Bedingten Wahrscheinlichkeiten’ 60 .<br />
In Aufgabe 1 bestimmen wir zunächst verschiedene Anteile in Bezug auf unterschiedliche Grundmenge.<br />
Wir interpretieren diese gleich als Wahrscheinlichkeiten P für die Ereignisse N, K, A, B. Dazu<br />
benötigen wir eine neue Schreibweise. Für den Anteil der Autofahrer an allen Befragten schrteiben<br />
wir wie üblich<br />
P (A) = 907<br />
1536<br />
≈ 0, 5905.<br />
Für den Anteil der Autofahrer unter den Nordseeurlaubern schreiben wir jetzt<br />
60 66 AB Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />
P N (A) = 332<br />
556<br />
≈ 0, 5971.<br />
58
Der Index ’N’ stellt den Bezug zur Grundmenge ’Nordseeurlauber’ her. Entsprechend erhalten wir<br />
P A (N) = 332<br />
907<br />
≈ 0, 3660;<br />
P (N) = 556<br />
1536<br />
≈ 0, 3620.<br />
Wir können feststellen, dass die Anteile der Autofahrer insgesamt und unter den Nordseeurlaubern<br />
identisch sind. Gleiches gilt für den Anteil der Nordseeurlauber insgesamt bzw. an den Autoreisenden.<br />
Es spielt also keine Rolle, ob wir die Frage nach dem Anreiseweg allen stellen oder nur<br />
den Nordseeurlaubern. Wir sagen, die beiden Ereignisse ’Nordseeurlauber’ und ’Autoreisender’ sind<br />
stochastisch unabhängig.<br />
Jetzt betrachten wir in Teilaufgabe c) die Bayern und die Familien mit Kndern. Wir erhalten:<br />
P B (N) = 93<br />
333<br />
≈ 0, 2793;<br />
P K (N) = 413<br />
848<br />
≈ 0, 4870.<br />
Hier unterscheiden sich die Ergebnisse erheblich von dem Anteil der Nordseeurlauber an allen Befragten<br />
P(N). Daher hängt das Ergebnis von der Herkunft bzw. der Familiensituation. Die Ereignisse<br />
’Nordseeurlaub’ und ’Kommt aus Bayern’ sind stochastisch abhängig.<br />
Definition 14.1 Stochastische Abhängigkeit<br />
Ein Ereignis A ist stochastisch unabhängig von einem anderen Ereignis B, wenn die Wahrscheinlichkeit<br />
für das Eintreten von A nicht davon abhängt, ob B eintritt.<br />
Zur mathematischen Formulierung verwenden wir den Begriff der bedingten Wahrscheinblichkeit.<br />
Definition 14.2 Bedingte Wahrscheinlichkeit<br />
Sind A und B zwei Ereignisse im Ergebnisraum Ω, so ist<br />
P B (A) = |A∩B|<br />
|B|<br />
die bedingte Wahrscheinlichkeit von A bezogen auf B, d.h. die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten<br />
von A unter der Voraussetzung, dass B bereits eingetreten ist.<br />
Danach sind zwei Ereignisse A und B stochastisch unabhängig, falls gilt<br />
P (A) = P B (A) = P ¯B(A).<br />
Die absolute Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A ist dabei gleichzeitig immer auch die bedingte<br />
Wahrscheinlichkeit bezogen auf die Ereignismenge:<br />
P (A) = P Ω (A).<br />
Wir können die Unabhängigkeit dann auch an einem Mengenbild veranschaulichen. A und B sind<br />
unabhängig, wenn der Anteil von A ∩ B an B genau so groß ist wie der von A an Ω. Gleichzeitg ist<br />
dann auch der Anteil von A ∩ B an A genau so groß ist wie der von B an Ω.<br />
Satz 14.1 Für zwei stochastisch unabhängige Ereignisse A und B gilt:<br />
|A∩B|<br />
|B|<br />
= |A|<br />
|Ω| ; |A∩B|<br />
|A|<br />
= |B|<br />
|Ω| .<br />
Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 61 und im Buch 62 .<br />
61 AB 66 Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />
62 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 475 Aufg. 3 - 6, Seite 479/80 Aufg. 5 - 9<br />
59
Teil IV<br />
Grundlagen aus der Mittelstufe<br />
15 Gleichungen<br />
15.1 Lineare Gleichungen und Bruchgleichungen<br />
15.2 Quadratische Gleichungen und verwandte Gleichungen<br />
15.3 Exponential- und Lograithmusgleichungen<br />
15.4 Trigonometrische Gleichungen<br />
16 Lineare Gleichungssysteme<br />
Unter einem linearen Gleichungsystem verstehen wir eine Folge von Gleichungen mit zwei oder mehr<br />
Variablen. Lösung eines solchen Systems ist ein Tupel aus Zahlen, das jeder Variablen des Systems<br />
einen Wert zuordnet. Ein günstiger Lösungsweg hängt oft von der Wahl des geeigneten Lösungsverfahrens<br />
ab. Ein Standardvefahren für die meisten linearen Gleichungssysteme ist der Gauß -<br />
Algorithmus.<br />
Alle Verfahren - mit Ausnahme des Determinantenverfahrens - zielen darauf ab, zunäöchst die Zahl<br />
der Variablen und der Gleichungen zu reduzieren, um an Ende aus einer Gleichung mit einer Variablen<br />
die erste Teillösung zu bestimmen. Durch rückwärtiges Einsetzen in die Zwischengleichungen<br />
werden dann die fehlenden Lösungesteile bestimmt.<br />
16.1 Verhältnisgleichungen - Einsetzungsverfahren<br />
Wir betrachten das Gleichungsystem<br />
x<br />
y<br />
= 4 7<br />
x<br />
z<br />
= 2 5<br />
x + y + z = 63.<br />
Die ersten beiden Gleichungen lassen sich nach y und z auflösen:<br />
y = 7 4 · x<br />
z = 5 2 · x.<br />
Setzen wir die gefunden Terme für y und z in die dritte Gleichung ein, so ergibt sich:<br />
x + 7 4 · x + 5 2 · x = 63 .<br />
Diese Gleichung lässt sich vereinfachen und nach x auflösen:<br />
21<br />
4 · x = 63<br />
x = 12<br />
Dieses Teilergebnis setzen wir ein in die Bestimmungsgleichungen für y und z:<br />
60
y = 7 4 · 12 = 21<br />
z = 5 2 · 12 = 30.<br />
Damit lautet die vollständige Lösung des Gleichungssystems:<br />
(x|y|z) = (12|21|30).<br />
Das Einsetzungsverfahren lässt sich auch für ’normale’ Gleichungssysteme verwenden. Wir betrachten:<br />
3x + 9y = 51<br />
7x + 5y = 55<br />
Die erste Gleichung lässt sich gut nach x auflösen:<br />
x = 17 − 3y<br />
und das Ergebnis dann in die zweite Gleichung einsetzen:<br />
7 · (17 − 3y) + 5y = 55.<br />
Diese Gleichung können wir vereinfachen und nach y auflösen:<br />
Durch Einsetzen erhalten wir für die Variable x:<br />
Die vollständie Lösung lautet also:<br />
16.2 Das Additionsverfahren<br />
<strong>11</strong>9 − 21y + 5y = 55<br />
64 = 16y<br />
y = 4<br />
x = 17 − 3 · 4 = 5.<br />
(x|y) = (5|4).<br />
Das Additionsverfahren (auch Subtraktionsverfahren) gehört zu den Standardverfahren für Systeme<br />
mit zwei Variablen nd zwei Gleichungen. Es wird unhandlich bei größeren Systemen. Wir betrachten<br />
das Gleichungssystem<br />
3x + <strong>11</strong>y = 13<br />
5x − 7y = −29.<br />
Um hier jetzt die Zhal der Variablen zu reduzieren, müssen zuerst in beiden Gleichung an einer<br />
Variablen gleiche Zahlenfaktoren stehen. Dies gelingt durch Erweitern der Gleichungen:<br />
21x + 77y = 91<br />
55x − 77y = −319<br />
Jetzt können wir die Gleichungen addieren, so dass die Variable y dabei eliminiert wird:<br />
76x = −228<br />
x = −3.<br />
61
Einsetzen liefert:<br />
Unsere vollständige Lösung lautet also:<br />
3 · (−3) + <strong>11</strong>y = 13<br />
−9 + <strong>11</strong>y = 13<br />
<strong>11</strong>y = 22<br />
y = 2<br />
(x|y) = (−3|2).<br />
Wichtig bei diesem Verfahren ist nur, dass bei der Erweiterung ein gleicher Zahlenfaktor erreicht<br />
wird. Sind die Vorzeichen an diesem Faktor gleich, so werden die Gleichungen subtrahiert, bei<br />
verschiedenen Vorzeichen addiert, immer mit dem Ziel, die Variable zu eliminieren.<br />
Wir betrachten noch ein System mit drei Variablen.<br />
(1) 3x + 5y − 4z = 1<br />
(2) 2x − 2y + 4z = 10<br />
(3) −x + 3y − z = 2<br />
Jetzt müpssen wir in einem ersten Schritt zwei Gleichungen mit zwei Variablen erzeugen. Offenbar<br />
ist es leicht, die dritte Gleichung so zu erweizern, dass an der Variabblrn x gleiche Faktoren wie in<br />
den anderen Gleichungen stehen. Daher erweitern wir die Gleichung (3) einmal mit 3 und addieren<br />
sie zu (1):<br />
(1) 3x + 5y − 4z = 1<br />
(3) · 3 = (4) −3x + 9y − 3z = 6<br />
(1) + (4) = (5) 14y − 7z = 7<br />
Dann erweitern wir (3) mit 2 und addieren sie zu (2):<br />
(2) 2x − 2y + 4z = 10<br />
(3) · 2 = (6) −2x + 6y − 2z = 4<br />
(2) + (6) = (7) 4y + 2z = 14<br />
Jetzt können wir die Gleichungen (5) und (7) so erweitern, dass die Variable y eliminierbar wird:<br />
(5) · 2 = (8) 28y − 14z = 14<br />
(7) · 7 = (9) 28y + 14z = 98<br />
(8) − (9) = (10) − 28z = −84<br />
Diese letzte Gleichung lässt sich jetzt sofort nach z auflösen, nd wir erhalten:<br />
Einsetzen in (7) liefert:<br />
Einsetzen in (3) liefert:<br />
z = 3.<br />
(7) 4y + 2 · 3 = 14<br />
(7) 4y = 8<br />
(7) y = 2<br />
.<br />
.<br />
.<br />
62
Damit erhalten wir die vollständige Lösung<br />
(3) −x + 3 · 2 − 3 = 2<br />
(3) −x = −1<br />
(3) x = 1<br />
(x|y|z) = (1|2|3).<br />
Dieses Verfahren ist umständlich und ab vier Gleichungen kaum noch sinnvoll aufzuschreiben. Man<br />
muss vor allem auf eine saubere Nummerierung der Gleichungen achten und sehr übersichtlich<br />
arbeiten.<br />
16.3 Lösung durch Substitution<br />
Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Substitution die Lösung des Gleichungssystems<br />
erleichtern kann. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn die Variable in einem Kehrbruch oder einer<br />
trigonometrischen Funktion eingeschlossen ist. Wir betrachten zunächst ein Gleichungssystem mit<br />
Kehrbrüchen.<br />
Jetzt ersetzen wir die Brüche:<br />
und erhalten<br />
(1)<br />
1<br />
x<br />
+ 3 y<br />
= 5 6<br />
(2)<br />
5<br />
x<br />
+ 1 y<br />
= <strong>11</strong> 6<br />
u = 1 x und v = 1 y<br />
(1) u + 3v = 5 6<br />
(2) 5u + v = <strong>11</strong> 6<br />
Dieses Gleichungssystem lösen wir jetzt mit einem der bekannten Verfahren, etwa mit dem Additionsverfahren:<br />
Aus der letzten Zeile ergibt sich:<br />
Einsetzen in (2) liefert:<br />
5<br />
(1) u + 3v =<br />
6<br />
<strong>11</strong><br />
3 · (2) 15u + 3v =<br />
2<br />
(1) − 3 · (2) −14u = − 14 3<br />
u = 1 3 .<br />
v = <strong>11</strong> 6 − 5u = 1 6 .<br />
Die Rücksubstitution ergibt jetzt die Lösungen für die gesuchten Variablen x und y:<br />
x = 3 und y = 6.<br />
Dieses Verfahren ist auch anwendbar, falls Terme wie cos(x) oder y 3 in den Gleichungen enthalten<br />
sind 63 .<br />
63 40 AB Gleichungssysteme Aufgabe 3<br />
.<br />
63
16.4 Der Gauß - Algorithmus<br />
Der Gauß - Algorithmus basiert auf dem Additionsverfahren. Er schematisiert dieses Verfahren.<br />
Dadurch wird bessere Übersichtlich bei gleichzeitig deutlich reduziertem Schreibaufwand erreicht.<br />
Der Presi dafür ist ein erhebliche Anteil an Kopfrechenleistung.<br />
Wir betrachten gleich ein System mit vier Variablen.<br />
(1) 7x + 14y + 21z − 28u = 126<br />
(2) 2x + 3y − 4z + 5u = 10<br />
(3) 3x − 4y + 5z + 6u = 2<br />
(4) −4x + 5y + 6z + 7u = −6<br />
Bei diesem Verfahren erzeugt man im ersten Schritt in der ersten Gleichung einen Faktor ’1’ an<br />
der ersten Variablen. Dann wird die dadurch entstandene Gleichung (1’) mit dem Faktor der ersten<br />
Varibalen aus der zweiten Gleichung multiplizeirt un die beiden Gleichungen subtrahiert (oder<br />
addiert), so dass in der neuen Gleichung (2’) diese Variable eliminert ist. Entsprechend verfährt<br />
man mit den Gleichungen (3) und (4):<br />
(1) : 7 = (1 ′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />
(1 ′ ) · 2 − (2) = (2 ′ ) − y − 10z + 13u = −26<br />
(1 ′ ) · 3 − (3) = (3 ′ ) − 10y − 4z + 18u = −52<br />
(1 ′ ) · 4 + (4) = (4 ′ ) + 13y + 18z − 9u = 66<br />
Von jetzt an wird die erste Gleichung nur noch mitgeführt. In Gleicug n wird (2’) wird jetzt de<br />
Faktor ’1’ an der vorderen Varaibel (hier: y) erzeugt. Dan wird diese Variable analog zu x aus den<br />
Gleichungen (3’) und (4’) eliminert:<br />
(1 ′ ) = (1 ′′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />
(2 ′ ) · (−1) = (2 ′′ ) y + 10z − 13u = 26<br />
(2 ′′ ) · 10 + (3 ′ ) = (3 ′′ ) 96z − <strong>11</strong>2u = 208<br />
(2 ′′ ) · (−13) + (4 ′ ) = (4 ′′ ) − <strong>11</strong>2z + 160u = −272<br />
Jetzt wenden wir die beschriebenen Schritte noch auf die letzten beiden Gleichungen an: In gleichung<br />
(3”9 entsteht der Faktor ’1’ am z, dann wird z aus (4”) eliminiert:<br />
(1 ′′ ) = (1 ′′′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />
(2 ′′ ) = (2 ′′′ ) y + 10z − 13u = 26<br />
(3 ′′ ) : 96 = (3 ′′′ 7<br />
) z −<br />
6 u = 13<br />
6<br />
(3 ′′′ ) · <strong>11</strong>2<br />
96 + (4′′ ) = (4 ′′′ ) 29 1 3 u = −29 1 3<br />
Die letzte Gleichung liefert uns jetzt die Lösung für u. Danach könne wir die Gleichungen (3”’) nach<br />
z, (2”’) nach y und (1”’) nach x auflösen und die Vraiblken in dieser Reihefolge berechnen.<br />
(4 ′′′ ) u = −1<br />
(3 ′′′ ) z = 13 6<br />
+ − 7 6 u = 1<br />
(2 ′′′ ) y = 26 − 10z + 13u = 3<br />
(1 ′′′ ) x = 18 − 2y − 3z + 4u = 5<br />
Am Ende erhalten wir die vollständige Lösung<br />
(x|y|z|u) = (5|3|1| − 1)<br />
64
x y z u Konstante<br />
(1) 1 2 3 -4 18<br />
(2) 2 3 -4 5 10<br />
(3) 3 -4 5 6 2<br />
(4) -4 5 6 7 -6<br />
(1’) 1 2 3 -4 18<br />
(2’) 0 -1 -10 13 -26<br />
(3’) 0 -10 -4 18 -52<br />
(4’) 0 13 18 -9 66<br />
(1”) 1 2 3 -4 18<br />
(2”) 0 1 10 -13 26<br />
(3”) 0 0 96 -<strong>11</strong>2 208<br />
(4”) 0 0 -<strong>11</strong>2 160 -272<br />
(1”’) 1 2 3 -4 18<br />
(2”’) 0 1 10 -13 26<br />
(3”’) 0 0 1 − 7 6<br />
(4”’) 0 0 0 29 1 3<br />
−29 1 3<br />
13<br />
6<br />
Der Gaußalgorithmus lässt sich sehr übersichtlich darstellen. Eine weitere Verkürzung in der Schreibweise<br />
wird erreicht, wenn man die Variablen weglässt und nur die beteiligten Koeffizienten in einem<br />
Zahlenschema - einer Matrix - darstellt. Auch die Nummerierung kann reduzeirt werden, wenn<br />
man auf die Beschreibung des Rechenwegs verzichtet. Unser Lösungsweg erhält dann eine einfache<br />
Tabllenform:<br />
Beginnend mit der letzten Gleichung erhalten wir die Lösungen wie oben<br />
(x|y|z|u) = (5|3|1| − 1)<br />
Der Gauß-Algorithmus eignet sich auch für Gleichungssysteme, bei denen die Anzahl der Gleichungen<br />
nicht mit der Anzahl der Variablen übereinstimmen. Dies ist sein besondere Stärke und<br />
zeichnet ihn vor den anderen Lösungsverfahren aus. Wir werden darauf zurückgreifen, wenn wir in<br />
der Vektorgeometrie auf entsprechende Gleichungssysteme stoßen.<br />
16.5 Das Determinantenverfahren<br />
Determinanten sind eine Rechenoperation auf Matrizen, d.h. auf Zahlenschemata aus bestimmten<br />
Anzahl von Spalten und Zeilen. Die Determinante ei ner Matrix liefert einen Zahlenwert, stellt also<br />
so etwas ähnliches wie eine Betragsbildung dar.<br />
Beispiel 16.1 Matrix und Determinante Wir betrachten die Matrix<br />
⎛<br />
3 5<br />
⎞<br />
−4<br />
M = ⎝ 2 1 3 ⎠.<br />
−3 7 1<br />
Die Determinante erhalten wir durch Multiplikation der Zahlen auf einer Diagonalen und Addition<br />
der Produkte:<br />
3 5 −4<br />
D = det(M) =<br />
2 1 3<br />
= (3 − 45 − 56) − (12 + 63 + 10) = −183.<br />
∣ −3 7 1 ∣<br />
65
Diese Rechenoperation können wir auf die Zahlen eines linearen Gleichungssystems anwenden und<br />
damit die Lösungen berechnen. Wir betrachten dazu das Gleichungssystem<br />
(1) 5x + 4y + 2z = 25<br />
(2) 2x + 3y − 4z = 8<br />
(3) 7x − 3y + 6z = 21<br />
Wir schreiben jetzt von der linken Seite der Gleichungen die Koeffizienten an den Variablen in eine<br />
Matrix und bilden davon die Determinante:<br />
5 4 2<br />
D =<br />
2 3 −4<br />
= (90 − <strong>11</strong>2 − 12) − (42 + 60 + 48) = −184.<br />
∣ 7 −3 6 ∣<br />
Jetzt ersetzen wir die Koeffizienten der Variablen x in der ersten Spalte durch die Zahlen der rechten<br />
Seite der Gleichungen und bilden eine Determinaten für die Variable x:<br />
25 4 2<br />
D x =<br />
8 3 −4<br />
= (450 − 336 − 48) − (126 + 300 + 192) = −552.<br />
∣ 21 −3 6 ∣<br />
Daraus erhalten wir die Lösung für die Variable x:<br />
x = Dx<br />
D<br />
= −552<br />
−184 = 3.<br />
Entsprechend erhalten wir die Lösungen für die Variablen y und z:<br />
5 25 2<br />
D y =<br />
2 8 −4<br />
= (240 − 700 + 84) − (<strong>11</strong>2 − 420 + 300) = −368;<br />
∣ 7 21 6 ∣ 5 4 25<br />
D z =<br />
2 3 8<br />
= (315 + 224 − 150) − (525 − 120 + 168) = −184.<br />
∣ 7 −3 21 ∣<br />
y = Dy<br />
D<br />
= −368<br />
Dz<br />
−184<br />
= 2 und z =<br />
D<br />
= −184<br />
−184 = 1.<br />
Das Verfahren eignet sich auch für Systeme aus zwei Gleichungen mit zwei Variablen. In jedem Fall<br />
können eine oder mehrere Determinanten 0 werden. Wird D x = 0 und gleichzeitig D ≠ 0, dann<br />
ergibt sich x = 0 und entsprechend für die anderen Variablen. Wird nur D = 0, da nn besitzt das<br />
System keine Lösung. Falls alle Detereminanten 0 werden, ergeben sich unendlich viele Lösungen.<br />
16.6 Nichtlineare Systeme<br />
Einen Sonderfall stellen Gleichungssysteme dar, in denen nichtlineare Terme auftreten. Einen solchen<br />
Fall haben wir bereits bei der Substitution betrachtet. Häufig kann man hier auch auf das<br />
Einsetzungsverfahren zurückgreifen, wobei sich dann meist quadratische Gleichungen ergeben.<br />
Betrachten wir das System<br />
(1) 7xy − 4y = −30<br />
(2) 2x + 3xy = −14 .<br />
Jetzt könne wir eine der Gleichungen auflösen, etwa die Gleichung (1) nach x:<br />
7xy = 4y − 30<br />
x = 4y−30<br />
7y<br />
.<br />
66
Dieses Ergebnis setzen wir in die andere Gleichung ein, also hier in (2) anstelle der Variablen x:<br />
Damit erhalten die Lösungen<br />
2 · 4y−30<br />
7y<br />
+ 3 · 4y−30<br />
7y<br />
y = −14<br />
2 · (4y − 30) + 3 · (4y − 30)y = −98y<br />
8y − 60 + 12y 2 − 90y = −98y<br />
y 2 + 4 3 y − 5 = 0<br />
y 1/2 = − 2 3 ± √ 4<br />
9 + 5 = − 2 3 ± 7 3<br />
y 1 = 5 3<br />
und y 2 = −3.<br />
Zu beiden Lösungen gibt es je einen passenden x - Wert, den wir erhalten, wenn wir den y - Wert<br />
in die nach x aufgelöste Gleichung einsetzen:<br />
x 1 = 4· 5<br />
3 −30<br />
= −2 und x<br />
7· 5<br />
2 = 4·(−3)−30<br />
7·(−3)<br />
= +2<br />
3<br />
{(<br />
) )}<br />
∣<br />
Damit erhalten wir die Lösungsmenge L = −2 ; (+2| − 3 .<br />
16.7 Lösungsmanigfaltigkeiten<br />
∣ 5 3<br />
67
Teil V<br />
Anhang<br />
17 Objekte der <strong>Mathe</strong>matik<br />
Wir könnten uns zum Einstieg in den <strong>Mathe</strong>matikunterricht der Oberstufe die Frage stellen ’Was<br />
ist <strong>Mathe</strong>matik?’. Diese Frage ist jedoch sehr abstrakt und schwierig zu beantworten. Mehr erfahren<br />
wir, wenn wir uns überlegen, mit welchen Objekten und Themen sich die <strong>Mathe</strong>matik beschäftigt.<br />
Viele dieser Aspekte der <strong>Mathe</strong>matik sind uns aus der Mittelstufe bekannt:<br />
Zahlen, Gleichungen, Funktionen, Prozentrechnung, Geraden, Kreise, Koordinatensystem, Nullstelle,<br />
Wahrscheinlichkeiten, Definitionsbereich, Mittelwert, ...<br />
An diesen wenigen Begriffen wird bereits eine gewisse Vielfalt der Themen deutlich, und wir können<br />
versuchen, diese Begriffe in Gruppen zu ordnen:<br />
1. Gruppe: Zahlen, Gleichungen<br />
2. Gruppe: Gerade, Kreis, Koordinatensystem<br />
3. Gruppe: Funktionen, Nullstelle, Definitionsbereich<br />
4. Gruppe: Wahrscheinlichkeiten und Statistik<br />
Die Liste ist noch unvollständig. Unsere vier Gruppen entsprechen vier Teilgebieten der <strong>Mathe</strong>matik.<br />
Daneben gibt es noch zwei weitere große Bereiche:<br />
1. Algebra: Lehre von Zahlen und Gleichungen und ihren Eigenschaften<br />
2. Geometrie: Lehre von den Linien, Flächen und Körpern und ihren Eigenschaften<br />
3. Analysis: Lehre von den Funktionen und ihren Eigenschaften<br />
4. Stochastik: Lehre von den Zufällen und ihrer Berechenbarkeit<br />
5. Logik: Lehre von Aussagen und Schlussfolgerungen und ihren Eigenschaften<br />
6. Algorithmik: Lehre von Lösungsverfahren und ihren Eigenschaften<br />
Diese Gliederung lässt sich grafisch darstellen:<br />
68
Abbildung 1: Inhalte der <strong>Mathe</strong>matik<br />
Damit haben wir einen guten Überblick über die Inhalte der <strong>Mathe</strong>matik gefunden, ohne jeden<br />
der Bereiche in allen Feinheiten zu kennen. Aber <strong>Mathe</strong>matik ist noch mehr. Es geht um besondere<br />
Denkstrukturen und Arbeitsmethoden. Auch hierzu fallen uns spontan einige Begriffe ein:<br />
Sorgfalt, Genauigkeit, richtiges Rechnen, sauberes Zeichnen, logisches Denken, Kreativität, ...<br />
Hinter diesen Begriffen verstecken sich Eigenschaften, die wir in unserer Persönlichkeit entwickeln<br />
können und die uns im Alltag behilflich sein können. In der Schulung dieser Eigenschaften liegt ein<br />
Wert des <strong>Mathe</strong>matikunterrichts für die Allgemeinbildung, der oft unterschätzt wird.<br />
• Vollständige Lösungen von Gleichungen findet man nur mit Aufmerksamkeit, Ausdauer und<br />
Überblick über die Möglichkeiten. Dabei müssen aber auch Regeln eingehalten und kreativ<br />
Lösungstratgien entwickelt werden.<br />
• Gute Konstruktionen in der Geometrie erforden Konzentration, Sorgfalt und gepflegtes Zeichenwerkzeug.<br />
Gleichzeitig ist auch hier oft Kreativität gefragt, um den richtigen Weg zu<br />
finden.<br />
• Die Methoden der Analysis lehren uns, wie wir komplexe zeitliche Abläufe und Zusammenhänge<br />
beschreiben und ihre weitere Entwicklung vorhersagen können.<br />
• Wahrscheinlichkeitsabschätzungen helfen uns Entscheidungen zu treffen, wenn es um nicht<br />
eindeutig vorhersagbare Ereignisse geht.<br />
• Logische Schlussfolgerungen und kausal begründete Gedankengänge sind für überzeugende<br />
Argumentationen wichtig.<br />
• Algorithmen zeigen uns, wie wichtig es ist, Sonderfälle zu beachten und die notwendigen<br />
Fallunterscheidungen vollständig zu führen.<br />
Wir haben die eingangs gestellte Frage jetzt in zweierlei Hinsicht beantwortet, nämlich bezüglich<br />
der Inhalte und bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung. Implizit sind dabei auch Arbeitsmethoden<br />
der <strong>Mathe</strong>matik angesprochen worden. Damit haben wir die Frage sicherlich noch nicht erschöpfend<br />
beantwortet, aber vielleicht ist deutlich geworden, das <strong>Mathe</strong>matik wesentlich mehr ist, als nur<br />
einfaches Rechnen und somit einen wichtigen Beitrag leisten kann für unsere persönliche Bildung<br />
und Entwicklung, auch wenn wir nicht <strong>Mathe</strong>matik studieren wollen.<br />
Wir wollen diese Überlegungen mit einem Text vertiefen, der uns dann doch die Frage benatworten<br />
69
kann: ’Was ist <strong>Mathe</strong>matik?’ 64 .<br />
Als Ergebnis dieser Aufgabe erhalten wir, dass <strong>Mathe</strong>matik aus heutiger Sicht deutlich mehr ist als<br />
nur die Beschäftigung mit Zahlen und Rechenverfahren. Die Beschreibung als ”<br />
Wissenscgaft von<br />
den Mustern“ ist eine gute Beschreibung, falls wir unter Muster wiederkehrende Strukturen und<br />
Zusammenhänge verstehen wollen. Solche allgemeinen Zusammenhänge sind kennzeichnend für die<br />
<strong>Mathe</strong>matik.<br />
Wichtige Grundlage für die Arbeit in der Matehmatik ist der sichere Umgang mit Gleichungen und<br />
die Beherrschung der Lösungsverfahren. Hilfestellung dazu bietet der Anhang 65 .<br />
64 0-01 AB <strong>Mathe</strong>matik<br />
65 siehe Teil IV<br />
70