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Unterlagen-Mathe 11

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<strong>Mathe</strong>matik<br />

Klasse <strong>11</strong>c<br />

Schuljahr 2010/<strong>11</strong><br />

Michael Thielke<br />

4. März 2012<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

I Analysis - Differentialrechnung 4<br />

1 Funktionen und ihre Eigenschaften 4<br />

1.1 Der Funktionsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.2 Lineare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.3 Quadratische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.4 Funktionseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.4.1 Symmetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.4.2 Verhalten im Unendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.4.3 Definitionsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.4.4 Nullstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

1.4.5 Umkehrbarkeit und Umkehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2 Änderungsraten und Ableitungsbegriff <strong>11</strong><br />

2.1 Mittlere Änderungsraten einer Messgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>11</strong><br />

2.2 Lokale Änderungsrate als Tangentensteigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3 Ableitungsregeln 14<br />

3.1 Einfache Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.2 Ableitungen elementarer Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.3 Die Produktregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.4 Die Kettenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.5 Die Quotientenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.6 Existenz der Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

4 Funktionsuntersuchungen 20<br />

4.1 Ganzrationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4.2 Nullstellenbestimmung mit der Polynomdivision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4.3 Vollständige Funktionsuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

4.4 Funktionsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

5 Optimierungsprobleme 27<br />

II Analytische Geometrie - Geraden und Ebenen im IR 3 30<br />

6 Vektoren im Raum 30<br />

6.1 Positionsbestimmung durch Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

6.2 Rechnen mit Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

7 Lineare Abhängigkeit 35<br />

8 Geraden im IR 3 37<br />

9 Ebenen im IR 3 40<br />

2


10 Lagebeziehungen von Geraden und Ebenen 43<br />

10.1 Analyse der Lagebeziehung über Kollinearitätsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

10.2 Analyse eines Schnittpunktansatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

10.3 Lage von Geraden und Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

10.4 Lage zweier Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

III Stochastik - Wahrscheinlichkeitstheorie 50<br />

<strong>11</strong> Zufallsexeperimente und Wahrscheinlichkeitsdefinition 50<br />

<strong>11</strong>.1 Zufallsexperimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

<strong>11</strong>.2 Wahrscheinlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

<strong>11</strong>.3 Laplace-Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

12 Kombinatorik und Urnenemodelle - Simulationen 54<br />

13 Baumdiagramme 57<br />

14 Bedingte Wahrscheinlichkeiten 58<br />

IV Grundlagen aus der Mittelstufe 60<br />

15 Gleichungen 60<br />

15.1 Lineare Gleichungen und Bruchgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

15.2 Quadratische Gleichungen und verwandte Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

15.3 Exponential- und Lograithmusgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

15.4 Trigonometrische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

16 Lineare Gleichungssysteme 60<br />

16.1 Verhältnisgleichungen - Einsetzungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

16.2 Das Additionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

16.3 Lösung durch Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

16.4 Der Gauß - Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

16.5 Das Determinantenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

16.6 Nichtlineare Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

16.7 Lösungsmanigfaltigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

V Anhang 68<br />

17 Objekte der <strong>Mathe</strong>matik 68<br />

3


Teil I<br />

Analysis - Differentialrechnung<br />

1 Funktionen und ihre Eigenschaften<br />

Wir betrachten zunächst einige Diagramme 1 . Sie zeigen verschiedene Zusammenhänge zwischen<br />

Messgrößen. Solche Zusammenhänge beschreiben, wie sich die eine Messgröße verändern kann und<br />

wie sich dann in der Folge die andere Messgröße mitverändert. Gleichzeitig lässt sich die Abhängigkeit<br />

von weiteren Parametern darstellen.<br />

In unseren Beispielen finden wir lineare (1,6), quadratische (2) und exponentielle (3,4,5) Zusammenhänge.<br />

Wir erkennen Anwendungsbereiche aus der Physik (1), dem Alltag (2,5), der Wirtschaft<br />

(4,6) und der Medizin (3). Dargestellt sind zeitliche Entwicklungen als Abnahme- (4,6) und Zunahmeprozesse<br />

(3,5).<br />

<strong>Mathe</strong>matisch betrachtet handelt es sich um Funktionen. In der <strong>Mathe</strong>matik reduzieren wir diese<br />

Funktionen auf das Wesentliche und blenden zunächst die beteilgten Messgrößen aus. Dadurch wird<br />

die Darstellung einerseits abstrakter, also schwieriger verständlich, andererseits gewinnen wir eine<br />

Allgemeinheit, die es uns ermöglicht, die gewonnenen Ergebnisse anschließend auf viele konkrete<br />

Messgrößen und Zusammenhänge zu übertragen.<br />

Diese Reduzierung und die damit verbundene Abstraktion sind wesentliche Kennzeichen der <strong>Mathe</strong>matik.<br />

Daraus ergibt sich die allgemeine Gültigkeit der gewonnenen Erkenntnisse.<br />

Häufig interessiert uns die Veränderung einer Größe - genauer gesagt das Tempo der Veränderung.<br />

Es geht also um die Fragen ”<br />

Wie ändert sich eine Messgröße?“ und ”<br />

Wie stark ändert sich eine<br />

abhängige Messgröße, wenn sich die andere etwas verändert?“. Diese Fragen führen zu dem Begriff<br />

der Änderunsgrate, der eine zentrale Rolle in der Differentialrechnung spielt und direkt mit dem<br />

Begriff der Ableitungsfunktion zusammen hängt.<br />

Bevor wir uns jedoch mit Änderungsraten von Funktionen beschäftigen können, müssen wir zunächst<br />

Funktionen verstanden haben. Wir müssen klären, was wir unter einer Funktion verstehen und welche<br />

Eigenschaften solche Funktionen besitzen können.<br />

1.1 Der Funktionsbegriff<br />

Die Ergebnisse dieser Betrachtungen führen uns zur Definition von Funktionen.<br />

Definition 1.1 Ordnen wir jedem Element x einer Menge ID (Definitionsmenge) genau ein Element<br />

y = f(x) einer Menge IW (Wertemenge) zu, so erhalten wir eine Funktion:<br />

f :<br />

{<br />

x ↦−→ y = f(x)<br />

ID ↦−→ IW<br />

Hier werden also die Vollständigkeit, d.h. die volle Ausschöpfung der Definitionsmenge, und die<br />

Eindeutigkeit - bezogen auf die einmalige Verwendung jedes Elementes der Definitionsmenge - betont.<br />

Zur Definition einer Funktion gehören immer auch die Angabe des Definitionsbereiches und<br />

des Wertebereiches.<br />

1 <strong>11</strong> AB Diagramme<br />

4


Ferner ergeben sich verschiedene Darstellungsmöglichkeiten für eine Funktion.<br />

• Mengenbild<br />

• Wertetabelle<br />

• Funktionsgraph<br />

• Funktionsgleichung<br />

Zum besseren Verständnis bearbeiten wir einige Aufgaben 2 . Aufgabe 1 zeigt zunächst verschiedene<br />

Beschreibungsmöglichkeiten einer Funktion mit Hilfe einer Tabelle, als Funktionsgraph oder durch<br />

eine Funktionsgleichung. Gleichzeitg wird deutlich, dass man am Funktionsgraphen den Typ einer<br />

Funktion, nicht aber die genauen Parameter ablesen kann. Hier handelt es sich um eine gebrochene<br />

Potenzfunktion 2. Grades:<br />

f(x) = k · 1<br />

x 2 bzw. f(x) = k x 2 .<br />

Aufgabe 2 verdeutlicht die Interpretation einer Funktion als Zuordnung zwischen zwei Messgrößen<br />

sowie die Bedeutung der Definitionsmenge. In diesem Fall wird der Defintionsbereich aus zwei<br />

Gründen eingeschränkt:<br />

• <strong>Mathe</strong>matisch betrachtet darf der Nenner nicht null werden, d.h. r ≠ 0.<br />

• Von der Sache her können sich nicht zwei Körper am gleichen Ort befinden, daher auch hier<br />

r ≠ 0.<br />

So passen oft sachliche und mathematische Gründe zusammen. Nur dann macht eine Beschreibung<br />

der Realität mit Hilfe von <strong>Mathe</strong>matik einen Sinn.<br />

Aufgabe 3 führt uns zum Begriff der Umkehrfunktion. Gemeint ist damit eine umkehrende Zuodnung,<br />

in diesem Fall eine Funktion mit deren Hilfe wir aus der gemessenen Kraft den Abstand<br />

berechnen berechnen können. Allerdings ist nicht jede Funktion umkehrbar.<br />

Die letzte Aufgabe 4 gibt einen ersten Eindruck von weiteren Eigenschaften, die Funktionen in verschiedenen<br />

Varianten besitzen können oder auch nicht, z.B. Symmetrie oder Monotonie.<br />

Zum Abschluss dieser Einführung wollen wir uns einen Überblick über die bereits bekannten Funktionstypen<br />

verschaffen und dabei gleichzeitig eine Software kennen lernen, mit deren Hilfe wir Funktionen<br />

darstellen und ihre Eigenschaften untersuchen werden: Das Compteralgebrasystem (kurz:<br />

CAS) DERIVE.<br />

Aufgabe 1.1 Starten Sie das Computeralgebrasystem DERIVE, und definieren Sie verschiedene<br />

Funktionen von verschiedenen Typen. Öffnen Sie ein zweidimensionales Grafikfenster und zeichnen<br />

Sie die Funktionsgraphen. Betten Sie jede Graphik hinter der entsprechenden Funktionsgleichung<br />

ein. Ergänzen Sie zu jeder Funktion eine Textbox, in der Sie den Funktionstyp benennen und eine<br />

kurze Beschreibung der typischen Eigenarten ergänzen.<br />

Als Ergebnis dieser Arbeit müssten folgende Funktionen auftauchen 3 :<br />

• Lineare Funktionen;<br />

• Quadratische Funktionen und Wurzelfunktionen;<br />

2 12 AB Funktionen<br />

3 13 Funktiosntypen.dfw<br />

5


• Potenzfunktionen (mit positiven und negativen ganzzahligen Exponenten);<br />

• Exponential- und Logarithmusfunktionen;<br />

• Trigonometrische Funktionen (sin, cos, tan).<br />

Wir ergänzen diese Liste durch zwei weitere Funktionstypen, die wir als Beispiele für unsere Untersuchungen<br />

benötigen werden:<br />

• ganzrationale Funktionen;<br />

• gebrochrationale Funktionen.<br />

Definition 1.2 Eine ganzrationale Funktion erhalten wir, wenn wir Vielfache von Potenzen mit<br />

natürlichen Exponenten der Funktionsvariablen x addieren:<br />

Beispiel 1.1 Ganzrationale Funktion:<br />

f(x) = a n · x n + a n−1 · x n−1 + ... + a 1 · x + a 0 .<br />

f(x) = 3x 4 + 2x 3 − 5x 2 + 12<br />

Definition 1.3 Eine gebrochenrationale Funktion erhalten wir, wenn wir den Quotienten aus zwei<br />

ganzrationalen Funktionen bilden:<br />

Beispiel 1.2 Gebrochenrationale Funktion:<br />

q(x) = z(x)<br />

n(x) = an·xn +...+a 1·x+a 0<br />

b n·x n +...+b 1·x+b 0<br />

.<br />

q(x) =<br />

x−1<br />

x 2 +x−6<br />

Aufgabe 1.2 Ergänzen Sie in Ihrer DERIVE - Datei auch Funktionsgraphen zu diesen Funktionstypen.<br />

1.2 Lineare Funktionen<br />

Den einfachsten Funktionstyp bilden die linearen Funktionen 4 .<br />

Definition 1.4 Wird eine Funktion beschrieben durch eine Funktionsgleichung der Form<br />

so erhalten wir eine Lineare Funktion.<br />

f(x) = m · x + n, x ∈ IR,<br />

Für jede Wahl von Werten für die Parameter m und n erhalten wir eine andere lineare Funktion.<br />

Der Funktionsgraph ist immer eine Gerade mit der Gleichung y = m · x + n. Die Steigung m beschreibt,<br />

wie steil diese Gerade im Koordinatensystem verläuft, der y - Achsenabschnitt n legt den<br />

Schnittpunkt (0 | n) mit der y - Achse fest.<br />

Die Funktionsschreibweise, wie in der Definiton, betont den Zuordnungscharakter und wird in der<br />

Analysis und bei Funktionsuntersuchungen verwendet. Die Gleichung y = m · x + n ist eine algebraische<br />

Beschreibung einer Punktmenge - in diesem Fall des Funktionsgraphen - und gehört in die<br />

analytische Geometrie. Sie betont die Interpretation des Funktionswertes als y - Koordinate eines<br />

Punktes im Koordinatensystem.<br />

Die Steigung m der Geraden hängt zusammen mit dem Steigungswinkel σ, der zwischen der positiven<br />

x - Achse und der Geraden gemessen wird. Eine Betrachtung des Steigungsdreiecks liefert den<br />

Zusammenhang<br />

4 14 AB Lineare Funktionen<br />

6


tan (σ) = m.<br />

Damit erhalten wir die Möglichkeit, zu vorgegebenen Winkeln die passende Gerade sowie die dazugehörige<br />

Funktion zu bestimmen und umgekehrt den Schnittwinkel von Geraden mit den Koordinatenachsen,<br />

aber auch wischen zwei Geraden zu berechnen 5 .<br />

1.3 Quadratische Funktionen<br />

Einen zweiten Funktionstyp betrachten wir mit den quadratischen Funktionen 6 .<br />

Definition 1.5 Wird eine Funktion beschrieben durch eine Funktionsgleichung der Form<br />

so erhalten wir eine quadratische Funktion.<br />

f (x) = a · x 2 + b · x + c,<br />

Der Funktionsgraph ist eine Parabel, deren Öffnung durch den Parameter a beschrieben wird. die<br />

Parameter b und c ergeben sich aus der Lage des Scheitelpunktes im Koordinatensystem. Dies wird<br />

deutlich durch folgende Umformung der Parabelgleichung:<br />

y = ax 2 + bx + c (1)<br />

(<br />

y = a x 2 + b a x + c )<br />

a<br />

(<br />

y = a x 2 + b ( ) b 2 ( b 2<br />

a x + − +<br />

2a 2a) c )<br />

a<br />

(<br />

y = a x 2 + b ( ) )<br />

b<br />

2<br />

a x + − b2<br />

2a 4a + c<br />

(<br />

y = a x + b ) 2<br />

− b2<br />

2a 4a + c<br />

y = (x − x S ) 2 + y S (2)<br />

Gleichung (1) heißt allgemeine Form der Parabelgleichung und enthält den Schnittpunkt mit der y<br />

- Achse (0 | c) als Parameter c. Gleichung (2) nennen wir Scheitelpunktsform der Parabelgleichung,<br />

weil wir den Scheitelpunkt S (x S | y S ) direkt ablesen können. Der Öffnungsfaktor a tritt in beiden<br />

Formen unverändert mit dem gleichen Zahlenwert auf. Der Parameter b in der allgemeinen Form<br />

hat offenbar keine geometrische Bedeutung.<br />

Die Umrechnung lässt sich natütlich an jeder konkreten Parabel in beide Richtungen durchführen, so<br />

dass wir stets aus der allgemeinen Form auch die Scheitelpunkte gewinnen und aus gegebenem Scheitelpunkt<br />

eine allgemeine Funktionsgleichung zur Bestimmung der Nullstellen aufstellen können 7 .<br />

Ferner können mit Hilfe der SCheitelpunktsform geometrische Veränderungen wie Verschiebung im<br />

Koordinatensystem oder Spiegelungen an den Koordinatenachsen durchgeführt werden 8 .<br />

5 AB 14: Aufgabe 7<br />

6 15 AB Quadratische Funktionen<br />

7 AB 14: Aufgaben 1,2,5<br />

8 AB 15: Aufgaben 4 - 6<br />

7


1.4 Funktionseigenschaften<br />

Nachdem wir bisher unsere Kenntnisse über zwei bekannte Funktionstypen wiederholt und durch<br />

einige allgemeine Überlegungen vertieft haben, wollen wir uns jetzt einigen allgemeinen Funktonseigenschaften<br />

zuwenden, die wir bei (fast) allen Funktionstypen finden werden. Dazu benutzen wir<br />

wieder das CAS 9 .<br />

Wir untersuchen hier vier Funktionseigenschaften: Die Symmetrie (Aufg.1), das Verhalten im Unendlichen<br />

(Aufg.2), den maximalen Definitonsbereich (Aufg.3) und die Nullstellen (Aufg.4).<br />

1.4.1 Symmetrie<br />

Es gibt viele Funktionsgraphen mit sehr unterschiedlichen Symmetrieeigenschaften. Uns interessieren<br />

dabei vor allem zwei besondere Symmetrien: Achsensymmetrie zur y - Achse und Punktsymmetrie<br />

bezogen auf den Koordinatenursprung. Soll ein Funktiosngraph symmetrisch zur y - Achse<br />

liegen, so müssen doch offenbar zwei Punkt P und Q auf dem Funktionsgraphen, deren x - Koordinaten<br />

sich nur im Vorzeichen unterscheiden (x Q = −x P ) gleiche y - Koordinaten besitzen: (y Q = y P ).<br />

Da die y - Koordinaten abermit den Fuktionswerten übereinstimmen ergibt sich:<br />

Satz 1.1 Erfüllen alle x Werte aus dem Definitionsbereich ID einer Funktion f die Bedingung<br />

f (−x) = f (x),<br />

so liegt der zugehörige Funktionsgraph symmetrisch zur y - Achse im Koordinatenkreuz.<br />

Entsprechend müssen bei einem punktsymmetrischen Fumnktionsgraphen für zwei Punkte P und<br />

Q mit (x Q = −x P ) dem Betrage nach gleich sein, aber entgegen gesetzte Vorzeichen besitzen:<br />

(y Q = −y P ). Für die Funktion gilt damit:<br />

Satz 1.2 Erfüllen alle x Werte aus dem Definitionsbereich ID einer Funktion f die Bedingung<br />

f (−x) = −f (x),<br />

so liegt der zugehörige Funktionsgraph symmetrisch zum Koordinatenursprung im Koordinatenkreuz.<br />

Solche Funktionen erhalten eine besondere Bezeichnung:<br />

Definition 1.6 Eine Funktion, welche die Bedingung von Satz 1.1 erfüllt heißt gerade Funktion,<br />

eine Funktion welche die Bedingung von Satz 1.2. erfüllt nennen wir eine ungerade Funktion.<br />

Für einige spezielle Funktiosntypen gibt es einfachere Möglichkeiten, die Symmetrien zu erkennen<br />

und nachzuweisen.<br />

1.4.2 Verhalten im Unendlichen<br />

Gerade bei Funktionen, die eine physikalische Größe beschreiben oder in der Wirtschaftsmathematik<br />

betrachtet werden, spielen die Grenzwerte für sehr große oder sehr kleine x - Werte eine Rolle. Daher<br />

untersuchen wir das Verhalten im Unendlichen. Dabei verwenden wir eine spezielle Schreibweise,<br />

falls die Funktionenswerte nicht unendlich groß werden. Streben Sie gegen eine endliche Zahl g, so<br />

nennen wir diese Zahl den Grenzwert.<br />

9 AB 16 Funktionseigenschaften<br />

8


Definition 1.7 Strebt der Funktionswert f(x) gegen eine endliche Zahl g, falls wir die Werte von<br />

x gegen eine reelle Zahl x 0 oder ins Unendliche laufen lassen, so nennen wir g den Grenzwert von<br />

f für x gegen x 0 bzw. x gegen Unendlich und schreiben:<br />

lim<br />

x→x 0<br />

bzw.<br />

lim<br />

x→∞<br />

Die Ergebnisse dieser Überlegungen befinden sich auch in einer CAS - Datei 10 .<br />

1.4.3 Definitionsbereiche<br />

Manche Funktionen besitzen einen eingeschränkten Definitionsbereich. Dies kann Sachgründe haben,<br />

die sich aus unmöglichen Werten für bestimmte Messgrößen eregeben, etwa wenn ein in der Zeit<br />

ablaufendes Phänomen erst ab t = 0 betrachtet wird, oder weil ein elektrischer Widerstand nicht<br />

negativ sein. In solchen Fällen könne wir über mathematische Bedingungen einen eingeschränkten<br />

Definitionsbereich selbst festlegen.<br />

Es gibt aber auch Funktionen, die aus mathematischen Gründen nicht überall definiert sind. Dies<br />

liegt an der Nichtausführbarkeit einzelner Rechenoperationen, z.B. kann der Radikand unter einer<br />

Wurzel nicht negativ sein, der Nenner eines Bruches darf nicht 0 werden. Außerdem gibt es spezielle<br />

Funktionen, die nicht durchgängig definiert sind (z.B tan(x)) oder nur in bestimmten Bereichen<br />

definiert sind, wie die Logarithmusfunktionen, die nur für positive Argumente existieren. In solchen<br />

Fällen versuchen wir einen maximalen Definitionsbereich zu bestimmen.<br />

Aufgabe 3 beschäftigt sich mit dem Definitionsbereich von Funktionen. Grundsätzlich kann ein Definitionsbereich<br />

bei der Festlegung einer Funktion frei gewählt werden. Häufig ergibt er sich auch<br />

aus dem Sachzusammenhang. So kann Beispielsweise ein Abstand nicht negativ sein. Daneben gibt<br />

es aber auch mathematische Notwendigkeiten, die wir nicht ignorieren können. In viele Funktionsterem<br />

darf nicht jede Zahl eingesetzt werden, z.B. weil der Nenner eines Bruches nicht 0 werden darf.<br />

Uns soll hier dieser mathematische Aspekt interessiern. Wir wollen zu gegebenen Funktionen die<br />

maximalen Defintionsbereiche bestimmen, also mathematisch erforderliche Ausschlüsse vornehmen.<br />

Ausschlussgründe sind vor allem eine Division durch 0, ein negativer Radikand unter einer Wurzel<br />

oder bei bestimmten Sonderfunktionen die Einschränkung durch die Funktion selbst. Für die<br />

Notation der Definitonsmengen verwenden wir folgende Schreibweisen:<br />

• ID = IR \ {r}, falls eine Zahl r nicht möglich ist <strong>11</strong> .<br />

• ID = [a; b], falls nur Zahlen aus einem bestimmten Intervall erlaubt sind 12 .<br />

Die erste Variante tritt bei Bruchfunktionen auf und ist erweiterbar auf einige wenige Ausschlusszahlen.<br />

Die zweite Variante tritt bei Wurzelfunktionen auf. Dabei könne verschiedene Intervalltypen<br />

beteiligt sein:<br />

• offene Intervall: (a; b), falls a < x < b gilt.<br />

• geschlossene Intervalle: [a; b], falls a ≤ x ≤ b gilt.<br />

• halboffene Intervalle, die auf einer Seite offen, auf der anderen geschlossen sind.<br />

Reicht ein Intervall bis ins Unendliche, verwendet man als Grenze das Symbol für Unendlich: ∞,<br />

und benutz an dieser Seite immer ein offenes Intervall.<br />

10 17 Funktionseigenschaften.dfw<br />

<strong>11</strong> Aufg. 3 a,c<br />

12 Aufg. 3 b,d<br />

9


1.4.4 Nullstellen<br />

Eine weitere Eigenschaft von Funktionen, die auch beim Zeichnen der Funktionsgraphen hilfreich<br />

ist, bilden die Nullstellen.<br />

Definition 1.8 Als Nullstellen einer Funktion f bezeichnen wir diejenigen Werte x N aus dem Definitionsbereich<br />

ID f , an denen der Funktionswert 0 beträgt: f(x N ) = 0.<br />

Geometrisch sind das die Schnittstellen des Funktionsgraphen mit der x - Achse. Diese können<br />

wir auch als Punkt (x N | 0) angeben. Zur Berechung der Nullstellen muss der Funktionswert Null<br />

ergeben. Dadurch entsteht aus der Funktionsgleichung eine Bestimmungsgleichung für die Nullstellen<br />

x N . Diese Gleichung ist dann mit geeigneten Methoden, die aus der Mittelstufe bekannt sind,<br />

zu lösen. Beispiele dazu finden sich in den Abschnitten 1.2 und 1.3. Wir betrachten hier noch ein<br />

Beispiel zu Exponentialfunktionen.<br />

Beispiel 1.3 Gegeben ist die Funktion f(x) = 3 · x 4 − 4, 5. Wir bestimmen die Nullstellen dieser<br />

Funktion.<br />

3 · x 4 N − 4, 5 = 0<br />

x 4 N = 1, 5<br />

x N = log 4 (1, 5) = lg(1,5)<br />

lg(4)<br />

≈ 0, 29.<br />

Die Funktion besitzt eine Nullstelle bei x N ≈ 0, 29. Der Funktionsgraph schneidet dort die x - Achse.<br />

1.4.5 Umkehrbarkeit und Umkehrfunktionen<br />

Als letztes betrachten wir noch kurz die Umkehrbarkeit von Funktionen. Zu einer Funktion f gibt<br />

es unter bestimmten Voraussetzungen, die wir später untersuchen werden, eine Umkehrfunktion.<br />

diese soll zu einem bekannten Fuktionswert y = f(x) den Ursprungswert x bestimmen. Dazu muss<br />

im Prinzip nur die Funktionsgleichung nach der Variablen x aufgelöst werden.<br />

Beispiel 1.4 Wir betrachten die Funktion<br />

f (x) = 5 · √25<br />

− x 2 .<br />

Um den Schreibaufwand zu reduzieren, setzen wir y für f(x) ein und lösen auf nach x:<br />

y = 5 · √25<br />

− x<br />

( 2<br />

y ) 2<br />

5<br />

= 25 − x 2<br />

x 2 = 25 − ( y ) 2<br />

√<br />

x =<br />

5<br />

25 − ( y ) 2<br />

5<br />

.<br />

Abschließend tauschen wir die Variablenbezeichnungen aus, damit x wieder die freie Funktionsvariable<br />

wird und schreiben<br />

√<br />

f −1 (x) = 25 − ( )<br />

x 2<br />

5<br />

für die Umkehrfunktion.<br />

10


2 Änderungsraten und Ableitungsbegriff<br />

2.1 Mittlere Änderungsraten einer Messgröße<br />

Wir beginnen dieses Teilthema mit einer Gruppenarbeit 13 . In sechs Beispielen, die von sechs Grupepn<br />

bearbeitet werden, geht es jeweils um den Zusammenhang zwischen zwei Messgrößen.<br />

a) Mopedbeschleunigung: Wegstrecke als Funktion der Zeit<br />

b) Streckenlänge des kanadischen Eisenbahnnetzes in Abhängigkeit von der Jahreszahl<br />

c) Kraftstoffverbrauc als Funktion der Geschwindigkeit<br />

d) Fallbewegung einer Kugel: Fallstrecke als Funktion der Zeit<br />

e) Wachstum einer Bakterienkultur: Anzahl asl Funktion der Zeit<br />

f) Luftdruck als Funktion der Höhe über dem Meeresspiegel<br />

In allen Beispieln soll die Veränderung der abhängigen Messgröße in bestimmten Intervallen und<br />

dann an einem bestimmten Wert der unabhängigen Variablen ermittelt werden. Die Parallelität<br />

dieser Überlegungen wird in den Vorträgen der Gruppen deutlich. Dabei wird zubnächst der Durchschnittswert<br />

für die Veränderung auch asl tatsächlicher Wert in der Mitte des Intervalls interpretiert.<br />

Dies führt uns zunächst zu einer neuen Begriffsbildung.<br />

Definition 2.1 Ist eine Funktion f(x) innerhalb eines Intervalls [a; b] überall definiert und stetig,<br />

so beschreibt der Differenzenquotient<br />

f(b) − f(a)<br />

b − a<br />

die durchschnittliche Änderung des Funktionswertes in diesem Intervall. Wir nennen ihn daher<br />

mittlere Änderungsrate von f im Intervall [a; b].<br />

Gleichzeitg wird deutlich, dass diese mittlere Änderunsgrate zwar in den Beispielen a), c) und d)<br />

vermutlich richtig die tatsächliche Veränderung in der Mitte des Intervalls beschreibt, aber in den<br />

anderen Beispielen dies nicht der Fall ist. Offenbar erhalten wir bessere Werte, wenn wir das Intervall<br />

immer kleiner werden lassen - letztlich also die Breite gegen 0 gehen lassen.<br />

Definition 2.2 Unter der lokalen Änderunsgrate f ′ (x 0 ) einer Funktion f an einer Stelle x 0 des<br />

Definitonsbereiches verstehen wir den Grenzwert<br />

f ′ lim<br />

(x 0 ) = b−a →<br />

f(b) − f(a)<br />

0 (<br />

b − a<br />

).<br />

Beide Änderungsraten lassen sich geometrisch am Funktionsgraphen darstellen. Die mittlere Änderungsrate<br />

stimmt von der Definition her überein mit der Steigung einer Geraden durch zwei Punkte.<br />

Da beide Punkte auf dem Funktionsgraphen gewählt wurden, erhalten wir eine Sekante. Die mittlere<br />

Änderungsrate einer Funktion in einem Intervall [a; b] ist also die Steigung der Sekante durch<br />

die Punkte A[a; f(a)] und B[b; f(b)] auf dem zugehörigen Funktionsgraphen.<br />

Die Grenzwertbildung in der Definition der lokalen Änderungsrate f ′ (x 0 ) macht aus dieser Sekante<br />

eine Tangente. Die lokale Änderungsrate wird also am Funktiosngraphen dargesteltl durch die Steigung<br />

der Tangente im Punkt P [x 0 ; f(x 0 )], der gleichzeitig auch der Berührpunkt zwiwchen Tangente<br />

und Funktionsgraph ist.<br />

Dies bedeutet, dass wir die lokale Änderunsgrate einer beliebigen Funktion - und damit jeder durch<br />

eine Funktion beschriebenen Messgröße als Steigung der Tangente an diesem Punkt bestimmen<br />

können. Damit habe wir eine Aufgabe, die es zu lösen gilt.<br />

13 20 G Änderungsraten<br />

<strong>11</strong>


2.2 Lokale Änderungsrate als Tangentensteigung<br />

Diese Aufgabe wollen wir jetzt zunächst an einer einfachen Funktion lösen - der Normalparabel 14 .<br />

In Aufgabe 1 betrachten wir eine Folge von Sekanten, die alle durch den Punkt P 0 [1; 1] verlaufen.<br />

Diese Folge von Sekanten nähert sich der Tangente in disem Punkt an. Die berechneten Sekantensteigungen<br />

werden oimmer kleiner, scheinen aber nicht unter den Wert m T = 2 zu sinken, den wir<br />

als erste Näherung für die Steigung der Tangente betrachten. Damit bestimmen wir die Gleichung<br />

dieser Tangete zu t(x) = 2 · x − 1. In Teilaufgabe d) bestätigen wir den Wert, indem wir eine<br />

weitere Folge von Sekanten durch P 0 [1; 1] von links annähern, so dass die Werte für die Sekantensteigungen<br />

immer größer werden, aber die Grenze m T = 2 ebenfalls nicht übersteigen.<br />

Die letzte Teilaufagbe e) verallgemeinert unsere Überlegungen auf einen beliebigen Punkt Q und<br />

unseren Punkt P 0 [1; 1]. Die Betrachtung des Grenzwertes in einer allgemeinen Rechnung bestätigt<br />

jetzt exakt die Vermutung für die Tangentensteigung.<br />

m S = y Q − 1<br />

x Q − 1 = x2 Q − 1<br />

x Q − 1 = x Q + 1<br />

m T = xQ<br />

lim → 1 (m S ) = xQ<br />

lim → 1 (x Q + 1) = 1 + 1 = 2.<br />

Damit wissen wir jetzt sicher, dass die Steigung der Tangente an der Normalparabel im Punkt<br />

P 0 [1; 1] m T = 2 lautet. Aber wie sieht es an anderen Punkten aus. Die Parabel wechselt doch<br />

beständig ihre Steigung. Diese Frage beantwortet Aufgabe 2. Nach ersten konkreten Berechnungen<br />

liefert uns Teilaufgabe c) die Lösung für einen beliebigen Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ].<br />

m S = y Q − y 0<br />

x Q − x 0<br />

= x2 Q − x2 0<br />

x Q − x 0<br />

= x Q + x 0<br />

m T = xQ<br />

lim → x0 (m S ) = xQ<br />

lim → 1 (x Q + x 0 ) = 2 · x 0 .<br />

Dieser Grenzwert beschreibt die Steigung des Funktionsgraphen von f. Dabei setzen wir voraus,<br />

dass der Grenzwert existiert, was nicht immer gegeben ist. Im Falle der Existenz liegt also eine<br />

Besonderheit vor, für die wir einen Begriff festlegen.<br />

Definition 2.3 Ist eine Funktion f auf einem Intervall [a; b] definiert und stetig, und liegt x 0 in<br />

diesem Intervall, und existiert für x → x 0 der Grenzwert des Differenzenquotienten, so nennen<br />

wir diesen Grenzwert<br />

f ′ (x 0 ) = lim f(x) − f(x 0)<br />

x − x 0<br />

die Ableitung von f an der Stelle x 0 . Die Funktion f heißt dann an der Stelle x 0 differenzierbar.<br />

Lässt sich dieser Grenzwert in jedem beliebiegen Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ] auf einem Funktionsgraphen<br />

bestimmen, so können wir eine neue Funktion f’ definieren, die sich aus der ursprünglichen Funktion<br />

ergibt. Die neue Funktion f’ ordnet jedem x - Wert die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen<br />

von f als Funktionswert zu.<br />

Definition 2.4 Ist eine Funkiton f an jeder Stelle innerhalb ihres Definitionsbereiches differenzierbar,<br />

so nennen wir die Funktion f’(x), die jedem x - Wert die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen<br />

von f zuordnet die 1. Ableitungsfunktion von f.<br />

Beispiel 2.1 Für unsere quadratische Funktion f(x) = x 2 erhalten wir damit als Ableitungsfunktion<br />

f ′ (x) = 2 · x.<br />

14 21 AB Parabeltangenten<br />

12


Diese Ableitungsfunktion hat eine mehrfache Bedeutung. Zum einen beschreibt sie nach ihrer Definition<br />

die Steigung der Tangente am Funktionsgraphen. Diese werden wir ab jetzt auch als Steigung<br />

des Funktonsgraphen selbst betrachten. Daneben gibt sie uns aber auch die Änderungsrate der<br />

Funktion f an jeder beliebigen Stelle x 0 an. Denn wir haben ja die Tangentensteigung als Maß für<br />

diese Änderungsrate erkannt.<br />

Jetzt müssen wir unsere Ergebnisse weiter verallgemeinern. Es genügt nicht, für nur eine Funktion<br />

die Ableitung zu kennen. Wir müssen einen Weg finden, ohne die aufwändige Grenzwertbildung zu<br />

einer Ableitungsfunktion zu kommen. Ein erster Schritt gelingt uns mit der Lösung von Aufgabe 3.<br />

Als Ergebnis erhalten wir:<br />

Satz 2.1 Die Ableitungsfunktion einer gestreckten und entlang der y - Achse verschobenen Parabel<br />

bzw. der zugehörigen quadratischen Funktion f(x) = ax 2 + c lautet f ′ (x) = 2ax.<br />

Bevor wir diesen Weg weiter verfolgen, wollen wir uns mitmeinigen Übungen zu Änderungsraten<br />

und Sekantensteigungen beschäftigen 15 . In allen Aufgaben geht es um die Bestimmung einer mittleren<br />

Änderungsrate in einem Intervall, z.T. als rein mathematische Berechnung an einer Funktion<br />

(Aufgaben 1,2,3,6), z.T. als Anwendungsaufgabe in einem Sachzusammenhang (Aufgaben 4,5).<br />

15 22 AB Änderungsraten<br />

13


3 Ableitungsregeln<br />

3.1 Einfache Ableitungsregeln<br />

Als nächstes betrachten wir jetzt Potenzfunktionen. Für eine beliebige Potenzfunktion f(x) = x n mit<br />

einem ganzzahligen positiven Exponenten n können wir die Sekantensteigung in einem beliebiegen<br />

Punkt P 0 [x 0 ; y 0 ] bestimmen:<br />

m S = f(x) − f(x 0)<br />

x − x 0<br />

= xn −x n 0<br />

x−x 0<br />

.<br />

Durch Polynomdivision erhalten wir:<br />

m S = ∑ n−1<br />

k=0 (xn−k · x k 0 ) = xn−1 0 + x0 n−2 y + ... + x 1 0 yn−2 + y n−1 .<br />

Bilden wir jetzt den Grenzwert, so erhalten wir für die Tangentensteigung:<br />

m T = lim(x n−1<br />

0 + x n−2<br />

0 y + ... + x 1 0 yn−2 + y n−1 ) = n · x n−1<br />

0 .<br />

Da diese Rechnung für jedes x 0 ∈ IR ausführbar ist, erhalten wir insgesamt die Ableitungsfunktion<br />

f ′ (x) = n · x n−1 .<br />

Beispiel 3.1 Zur Funktion f(x) = x 5 ergibt sich die Ableitungsfunktion f ′ (x) = 5x 4 . Daraus<br />

können wir jetzt überall die Tangentensteigung bestimmen, etwa bei x 0 = 3: m T = f ′ (x 0 = 3) =<br />

5 · 3 4 = 405.<br />

Ohne auf die kompliziertere Herleitung einzugehen, nehmen wir an dieser Stelle zur Kenntnis, dass<br />

diese Ableitungsregel auch für beliebiege reelle Exponenten gilt.<br />

Satz 3.1 : Potenzregel<br />

Ist f(x) = x r eine Potenzfunktion mit einem beliebigen rellen Exponenten r ≠ 0, so ist f auf dem<br />

ganzen Definitionsbereich von f differenzierbar mit der Ableitungsfunktion f ′ (x) = r · x r−1 .<br />

Die Ausnahme bei r = 0 ergibt sich daraus, dass in diesem Fall eine konstante Funktion f(x) = 1<br />

vorliegt, deren Steigung überall null beträgt, die Ableitungsfunktion folglich f ′ (x) = 0 lautet. Der<br />

Hinweis auf den Definitinsbereich ist notwendig, weil für Exponenten, die keine natürlichen Zahlen<br />

sind, dieser Definitionsbereich eingeschränkt ist. Für negative Exponenten liegt eine Kerbruchbildung<br />

vor, so dass x nicht null sein dar, für gebrochene Exponenten entstehen Wurzelfunktionen,<br />

deren Radikand nicht negativ werden darf.<br />

Jetzt können wir drei allgemeine Regeln ableiten, die sich auf beliebige differenzierbare Funktionen<br />

anwenden lassen.<br />

Satz 3.2 : Faktorregel, Summenregel, Verschiebungsregel<br />

Sind f(x) und g(x) zwei auf einem Intervall differenzierbare Funktionen mit den Ableitungsfunktionen<br />

f’(x) und g’(x), und ist a eine beliebieg reelle Zahl, so gelten:<br />

1. h(x) = a · f(x) ist differenzierbar mit der Ableitungsfunktion h ′ (x) = a · f ′ (x).<br />

2. h(x) = f(x) + g(x) ist differenzierbar mit der Ableitunsfunktion h ′ (x) = f ′ (x) + g ′ (x).<br />

3. h(x) = f(x − a) ist differenzierbar mit der Ableitung h ′ (x) = f ′ (x − a).<br />

Die erste Behauptung bedeutet, dass eine Streckung des Funktionsgraphen in y - Richtung auch<br />

die Steigung um den gleichen Streckfaktor vergrößert, was anschaulich sofort klar ist. Die dritte<br />

Aussage beschreibt eine Verschiebung des Funktionsgraphen um a in x - Richtung. Auch dadurch<br />

ändert sich die Steigung und damit die Ableitungsfunktion nicht. Diese beiden Regeln lassen sich<br />

auch durch konkretes Nachrechnen beweisen 16 .<br />

16 23 AB Ableitungsfunktionen Aufg. 7<br />

14


3.2 Ableitungen elementarer Funktionen<br />

Als elementare Funktionen wollen wir alle die Funktionen betrachten, deren Ableitung entweder<br />

einfach zu bilden ist, oder deren Ableitung aus der Formelsammlung entnommen werden muss.<br />

Dies gilt insbesondere für alle Transzendenten Funktion wie die trigonometrischen Funktionen,<br />

Exponentialfunktionen und Logarithmusfunktionen. Die Ableitungen solcher Funktionen sollte man<br />

auswendig wissen. Wir stellen hier deshalb eine kleine Tabelle zusammen. Diese Regeln können wir<br />

Funktion f(x) Ableitung f ′ (x)<br />

sin(x)<br />

cos(x)<br />

cos(x) - sin(x)<br />

1<br />

tan(x)<br />

cos 2 (x)<br />

e x<br />

a x<br />

e x<br />

ln(a) · a x<br />

1<br />

ln(x)<br />

x<br />

1<br />

log b (x)<br />

ln(b) · 1<br />

x<br />

jetzt mit unseren einfachen Ableitungsregeln kombinieren.<br />

Beispiel 3.2 Ableitung einer Summe<br />

Zur Funktion<br />

gehört die Ableitungsfunktion<br />

Zur Funktion<br />

gehört die Ableitungsfunktion<br />

3.3 Die Produktregel<br />

f(x) = 3 · sin(x) + ln(x)<br />

f ′ (x) = 3 · cos(x) + 1 x .<br />

g(x) = tan(x) − 6 x<br />

g ′ (x) = 1<br />

cos 2 (x) − ln(6) · 6x .<br />

Viele Funktionen entstehen als Produkt aus zwei elementaren Funktionen. Dann kann die Ableitung<br />

der Produktfunktion aus den Ableitungen der beteiligten elementaren Fuktionen gebildet werden.<br />

Beispiel 3.3 Aus den Funktionen g(x) = x 2 und h(x) = sin(x) entsteht die Produktfunktion<br />

f(x) = x 2 · sin(x).<br />

Wir wollen jetzt eine Ableitungsregel für solche Produkte herleiten. Sei also allgemein<br />

Dann gilt für die Sekantensteigung:<br />

f(x) = g(x) · h(x).<br />

15


m S =<br />

=<br />

=<br />

f(x + h) − f(x) g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />

=<br />

h<br />

h<br />

g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) + g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />

h<br />

g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />

+<br />

h<br />

h<br />

Bilden wir jetzt den Grenzwert dieser Summe, so können wir diesen Grenzwert für jeden Summanden<br />

einzeln bilden und erhalten:<br />

( )<br />

g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />

m T = lim<br />

+<br />

h<br />

h<br />

( ) ( g(x + h) · h(x + h) − g(x) · h(x + h) g(x) · h(x + h) − g(x) · h(x)<br />

= lim<br />

+ lim<br />

h<br />

( g(x + h) − g(x)<br />

= lim<br />

h<br />

= g ′ (x) · h(x) + g(x) · h ′ (x)<br />

)<br />

· h(x + h) + lim<br />

Damit erhalten wir eine Ableitungsregel für Produkte.<br />

(<br />

g(x) ·<br />

h(x + h) − h(x)<br />

h<br />

Satz 3.3 Produktregel<br />

Lässt sich eine Funktion f(x) schreiben als Produkt aus zwei Faktoren g(x) und h(x)<br />

f(x) = g(x) · h(x),<br />

so lässt sich ihre Ableitung mit Hilfe der Ableitungen g’(x) und h’(x) schreiben als<br />

f ′ (x) = g ′ (x) · h(x) + g(x) · h ′ (x).<br />

Mit Hilfe dieser Regel können wir jetzt alle Produktfunktionen ableiten.<br />

Beispiel 3.4 Ableitung eines Produktes<br />

besteht aus den Faktoren<br />

mit den Ableitungen<br />

und liefert insgesamt die Ableitung<br />

f(x) = cos(x) · sin(x)<br />

g(x) = cos(x) und h(x) = sin(x)<br />

g ′ (x) = −sin(x) und h(x) = cos(x)<br />

h<br />

)<br />

f(x) = −sin(x) · sin(x) + cos(x) · cos(x) = cos 2 (x) − sin 2 (x).<br />

Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 17 und auf dem Aufgabenblatt 18 .<br />

17 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S. 157<br />

18 25 AB ProduktQuotient<br />

)<br />

16


3.4 Die Kettenregel<br />

Verkettete Funktionen entstehen, wenn wir die Variable x innerhalb einer äußeren Funktion a(x)<br />

ersetzen durch eine innere Funktion i(x).<br />

Beispiel 3.5 Aus der äußeren Funktion<br />

und der inneren Funktion<br />

ergibt sich die Funktion<br />

a(x) = √ x<br />

i(x) = 3 · x 2 − 6x<br />

f(x) = a[i(x)] = √ 3 · x 2 − 6x.<br />

Für die Ableitung solcher Funktionen gilt die Kettenregel. Für die Sekantensteigung zwischen dem<br />

festen Punkt P (x 0 |f(x 0 )) und einem Hilfspunkt H(x 0 + h|f(x 0 + h)) ergibt sich dann:<br />

m S = a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />

h<br />

= a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />

· i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

h<br />

Daraus ergibt sich bei der Grenzwertbildung für die Tangentensteigung:<br />

f ′ (x) = m T = lim( a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />

i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

= lim( a(i(x 0 + h)) − a(i(x 0 ))<br />

i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

= a ′ [i(x 0 )] · i ′ (x 0 )<br />

· i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

)<br />

h<br />

) · lim( i(x 0 + h) − i(x 0 )<br />

))<br />

h<br />

Die Ableitung ergibt sich also als Produkt aus der äußeren Ableitung a ′ (i 0 ) und der inneren Ableitung<br />

i ′ (x 0 ).<br />

Satz 3.4 Kettenregel Lässt sich eine Funktion f(x) interpretieren als Verkettung einer äußeren<br />

Funktion a(i) und einer inneren Funktion i(x)<br />

f(x) = a[i(x)],<br />

die beide differenzierbar sind, so ist auch f differenzierbar und die Ableitung von f ergibt sich aus<br />

den Ableitungen a’(i) und i’(x):<br />

Beispiel 3.6 Zur Funktion<br />

können wir<br />

als äußere Funktion und<br />

f ′ (x) = a ′ [i(x)] · i ′ (x).<br />

f(x) = 3 · sin(x 3 − 2x 2 )<br />

a(i) = 3 · sin(i)<br />

i(x) = x 3 − 2x 2 als innere Funktion auffassen und erhalten somit die Ableitung<br />

f ′ (x) = 3 · cos(i) · i ′ (x) = 3 · cos(x 3 − 2x 2 ) · (3x 2 − 4x).<br />

Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 19 und auf dem Aufgabenblatt 20 .<br />

19 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.162<br />

20 26 AB Kettenregel<br />

17


3.5 Die Quotientenregel<br />

Jetzt bleiben uns Funktionen, die sich als Quotient schreiben lassen. Die zugehörige Regel ergibt<br />

sich aus der Verbindung von Produkt- und Kettenregel. Betrachten wir also eine Funktion<br />

f(x) = z(x)<br />

n(x)<br />

aus einer Zählerfunktion z(x) und einer Nennerfuntkion n(x), die beide differenzierbar sein sollen.<br />

Dann könne wir den Quotienten mit Hilfe der Potenzgesetze umschreiben und erhalten:<br />

f(x) = z(x) · [n(x)] −1 .<br />

Dieses Produkt können wir mit der Produktregel ableiten, wobei der zweite Faktor zusätzlich mit<br />

der Kettenregel betrachtet werden muss:<br />

Damit erhalten wir die Quotientenregel.<br />

f ′ (x) = z ′ (x) · [n(x)] −1 + z(x) · (−1) · [n(x)] −2 · n ′ (x)<br />

= z′ (x) · [n(x)] − z(x) · n ′ (x)<br />

[n(x)] 2<br />

Satz 3.5 Quotientenregel<br />

Entsteht eine Funktion f(x) als Quotient zweier differenzierbarer Funktionen z(x) und n(x)<br />

f(x) = z(x)<br />

n(x) ,<br />

so ist auch f(x) differenzierbar mit der Ableitungsfunktion<br />

f ′ (x) = z′ (x)·[n(x)]−z(x)·n ′ (x)<br />

[n(x)] 2 .<br />

Wir können auch hierzu ein Beispiel betrachten. Diese Regel wird vor allem auf gebrochenrationale<br />

Funktionen angewendet.<br />

Beispiel 3.7 Zur Funktion<br />

gehört die Ableitungsfunktion<br />

f(x) = x2 +4x<br />

3x 2 −2<br />

f ′ (x) = (2x + 4)(3x2 − 2) − (x 2 + 4x)(6x)<br />

(3x 2 − 2) 2<br />

= (6x3 + 12x 2 − 4x − 8) − (6x 3 + 24x)<br />

(3x 2 − 2) 2<br />

= 12x2 − 28x − 8<br />

(3x 2 − 2) 2<br />

Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 21 und auf dem Aufgabenblatt 22 .<br />

21 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.158<br />

22 25 AB ProduktQuotient<br />

18


3.6 Existenz der Ableitung<br />

Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass die Funktionen, die wir betrachten, auch eine Ableitung<br />

besitzen, d.h. dass diese Funktionen differenzierbar sind. In unserer Defintion der Ableitung<br />

wird aber ein Grenzwert betrachtet, der nicht unbedingt existieren muss. Wir wollen jetzt ein Beispiel<br />

betrachten, welches uns zeigt, dass die Ableitung nicht immer existiert. Wir betrachten die<br />

Funktion<br />

f(x) = |x|.<br />

Hier ist insbesondere die Stelle x 0 = 0 interessant. Links davon gilt:<br />

lim (|x|) = −1,<br />

da die Steigung hier konstant −1 beträgt. Betrachten wir jedoch den rechten Teil des Funktionsgraphen,<br />

so beträgt die Steuigung +1, und wir erhalten:<br />

lim (|x|) = +1.<br />

Das bedeutet aber, dass der Grenzwert nicht eindeutig ist und wir über die Steigung der Tangente<br />

bzw. des Funktonsgraphen an der Stelle x 0 keine Aussage treffen können. Daher exsitiert die Ableitung<br />

an dieser Stelle nicht. Unsere Funktion ist nur differenzierbar für x ≠ 0.<br />

An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass Differenzierbarkeit eine lokale Eigenschaft ist,<br />

d.h. wir können streng genommen immer nur für einen einzelnen x - Wert entscheiden, ob die Funktion<br />

an dieser Stelle differenzierbar ist. Zum Glück sind alle gängigen Funktionen auf fast ihrem<br />

ganzen Defintionsbereich auch differenzierbar. Überall dort, wo die Ableitung exsitiert, können wir<br />

diese mit den von uns erarbeiteten Regeln bestimmen.<br />

Trotzdem sollten wir die Gültigkeit unserer Ableitungsfunktion immer betrachten. So ist z.B. die<br />

Ableitungsfunktion zu einer Wurzelfunktion eine gebrochenrationale Funktion. Diese kann unter<br />

Umständen noch dort definiert sein, wo die Wurzelfunktion gar nicht existiert. Andererseits ist sie<br />

gerade an den Rändern des Defintionsbereiches der Wurzelfunktion nicht definiert, so dass wir nie<br />

die Steigung an diesen Rändern bestimmen können.<br />

Beispiel 3.8 Wir betrachten die Funktion<br />

Ihre Ableitungsfunktion lautet:<br />

f(x) = √ 16 − x 2 .<br />

f ′ 1<br />

(x) =<br />

2 √ · (−2x) = √ −x<br />

.<br />

16−x2 16−x 2<br />

Während die Wurzel bei x = −4 und x = +4 noch definiert ist, wird diese dort aber 0 und damit<br />

ist der Bruch mit der Wurzel im Nenner an diesen Stellen nicht mehr definiert.<br />

Weitere Details und Beispiele finden sich im Lehrbuch 23 .<br />

23 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik S.88<br />

19


4 Funktionsuntersuchungen<br />

Jetzt wollen wir die bisher gewonnenen Erkenntnisse über Funktionseigenschaften 24 einerseits und<br />

Ableitungsfunktionen mit ihrer Bedeutung für die Steigung von Funktionsgraphen 25 andererseits<br />

zusammenführen. Dadurch können wir einen guten Überblick über die Eigenschaften von Funktionen<br />

gewinnen. Wir wollen dies zunächst am Beispiel der ganzrationalen Funktionen 26 tun.<br />

4.1 Ganzrationale Funktionen<br />

Zunächst können wir uns mit Hilfe des CAS einen genaueren Überblick über die verschiedenen<br />

Formen ganzrationaler Funktionen verschaffen 27 . Ganzrationale Funktionen streben also ins Unendliche,<br />

falls die x - Werte ins Unendliche streben. Die Richtung hängt dabei vom Vorzeichen der<br />

höchsten Potenz ab. Dies haben wir schon im Abschnitt 2.4 betrachtet. Ferner verläuft der Funktionsgraph<br />

in der Nähe des Ursprungs in Bögen, deren Anzahl vom Grad der Funktion abhängt. Eine<br />

Funktion dritten Grades erzeugt zwei Bögen - einen Hochpunkt und einen Tiefpunkt. Mit jeder<br />

Erhöhung des Funktionsgrades kommt auch ein Bogen hinzu. Auch die Funktionen zweiten Grades<br />

- unsere altbekannten quadratischen Funktionen - passen in dieses Bild. Sie besitzen einen Bogen.<br />

Jeder Bogen bildet einen Hochpunkt oder einen Tiefpunkt. Wir sprechen von einem lokalen Maximum<br />

bzw. Minimum. Es handelt sich niemals um absolute Extrema, da die Funktionswerte ja zum<br />

Rand hin noch deutlich in beide Richtungen wachsen. Eine wichtige Besonderheit dieser lokalen<br />

Extrema liegt in der horizontalen Tangente. Die Steigung wird hier 0. Dies werden wir zur Bestimmung<br />

dieser Punkte benutzen 28 .<br />

Zwischen zwei lokalen Extrema wechselt der Funktionsgraph die Krümmungsrichtung - entweder von<br />

einer Links- in eine Rechtskurve oder umgekehrt. Im Hochpunkt sprechen wir von einer Rechtskurve,<br />

im Tiefpunkt von einer Linkskurve. Der Punkt, der den Übergang bezeichnet, heißt Wendepunkt.<br />

Hier verläuft der Funktionsgraph am steilsten. Daher erreicht die Steigung ein lokales Extremum.<br />

Also muss die zweite Ableitung hier 0 werden. Auch diese Erkenntnis werden wir zur Bestimmung<br />

solcher Punkte ausnutzen.<br />

4.2 Nullstellenbestimmung mit der Polynomdivision<br />

Auch die Anzahl der Nullstellen hängt vom Grad der Funktion ab. Eine quadratische Funktion kann<br />

höchstens zwei Nullstellen besitzen. Entsprechend besitzt eine ganzrationale Funktion vom Grad n<br />

höchstens n Nullstellen. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie wir diese Herausfinden. Dabei helfen<br />

uns ein bekannter Satz über Produkte und ein altes Rechenverfahren.<br />

Satz 4.1 Ein Produkt wird genau dann 0, wenn einer der Faktoren 0 wird.<br />

Eine Anwendung zeigt das folgende Beispiel:<br />

Beispiel 4.1 Die Funktion<br />

f(x) = (x − 2)(x + 3)(x − 5)<br />

besitzt die drei Nullstellen -3, 2 und 5, da beim Ersetzen der Variablen x mit einer dieser Zahlen<br />

immer genau eine Klammer - also ein Faktor - 0 wird. Durch Ausmultiplizieren der Klammer<br />

erhalten wir die Darstellung<br />

24 vgl Abschnitt 2.4<br />

25 vgl. Abschnitt 3.2<br />

26 vgl. Def 2.2<br />

27 31 AB Ganzrationale Funktionen Aufg.1<br />

28 vgl. Abschnitt 5.3<br />

20


f(x) = x 3 − 4x 2 − <strong>11</strong>x + 30.<br />

Dies ist eine typische ganzrationale Funktion dritten Grades.<br />

Damit stellt sich die Frage, wie kommen wir von einer gegebenen Funktion dritten oder höheren<br />

Grades zu ihrer Produktdarstellung. Die Antwort liegt in der Umkehrung der Multiplikation. Wir<br />

müssen den Funktionsterm durch einen der Linearfaktoren dividieren.<br />

Beispiel 4.2 Polynomdivision<br />

(x 3 − 2x 2 − 5x + 6) : (x + 2) = x 2 − 4x + 3<br />

(x 3 + 2x 2 )<br />

−4x 2 − 5x<br />

−4x 2 − 8x<br />

3x + 6<br />

3x + 6<br />

Die Polynomdiviosn wird wie eine gewöhnliche schriftliche Divison durchgeführt. Anstelle der Ziffern<br />

des Dezimalsystems beachtet man hier in absteigender Folge die Potenzen der Variablen x. Der<br />

Quotient ist jetzt um einen Grad kleiner. So kann man schrittweise durch weitere Divisionen den<br />

ganzen Funktionsterm in Linearfaktoren zerlegen, vorausgesetzt, das ist überhaupt möglich.<br />

Bleibt die Frage zu klären, wie man den ersten Divisor findet. Hier gibt es kein Rechenverfahren.<br />

Die erste Nullstelle muss geraten bzw. durch Probieren gefunden werden. Einen Hinweis enthält<br />

dabei der konstante Summand am Ende des Funktionsterms. Er entsteht durch Multiplizieren der<br />

Nullstellen, muss also die Nullstellen als Faktor enthalten.<br />

Beispiel 4.3 Vollständige Nullstellenbestimmung<br />

Wir betrachten die Funktion<br />

f(x) = x 3 − 8x 2 + 5x + 14.<br />

Eine Lösung muss ein Teiler von 14 sein, also 1, 2, 7 oder 14 bzw. deren negative Gegenstücke.<br />

Durch Einsetzen erhalten wir die Lösung x 1 = 2. Damit führen wir die Polynomdivision durch:<br />

(x 3 − 8x 2 + 5x + 14) : (x − 2) = x 2 − 6x + 7.<br />

Es bleibt ein quadratischer Term, und unsere Gleichung<br />

wird zu<br />

x 3 − 8x 2 + 5x + 14 = 0<br />

(x − 2) · (x 2 − 6x − 7) = 0.<br />

Jetzt kann noch die zweite Klammer mit dem quadratischen Term 0 werden. Dies führt uns zu der<br />

quadratischen Gleichung<br />

mit den Lösungen<br />

x 2 − 6x − 7 = 0<br />

x 1/2 = 3 ± √ 9 + 7 = 3 ± 4.<br />

Damit haben wir den Funktionsterm vollständig in Linearfaktoren zerlegt<br />

f(x) = x 3 − 8x 2 + 5x + 14 = (x − 2)(x − 7)(x + 1)<br />

21


und haben gleichzeitig alle Nullstellen gefunden:<br />

N 1 (−1|0) N 2 (2|0) N 3 (7|0).<br />

Wir wollen an dieser Stelle festhalten, dass die Polynomdivision ein mögliches Verfahren zur Nullstellenbestimmung<br />

ist. Am Anfang steht immer das Aufstellen der Gleichung aus der Bedingung<br />

f(x N ) = 0. Danach entscheidet sich, mit welchem Verfahren diese Gleichung lösbar ist, z.B. p-q-<br />

Formel oder Substitution oder Ausklammern 29 .<br />

4.3 Vollständige Funktionsuntersuchung<br />

Zu einer vollständigen Funktionsuntersuchung gehören die Feststellung des maximalen Definitionsbereiches,<br />

die Untersuchung auf Symmetrien, eine Betrachtung des Verhaltens im Unendlichen, die<br />

Bestimmung der Nullstellen, die Bestimmung lokaler Extrema und der Wendepunkte. Den Abschluss<br />

bildet eine saubere Skizze des Funktionsgraphen auf der Grundlage der gefundenen Ergebnisse.<br />

Dieses Vollprogramm können wir bei den ganzrationalen Funktionen etwas reduzieren. Definitionsbereich<br />

ist hier immer ganz IR. Ferner streben die Funktionsgraphen für große Beträge der Variablen<br />

x immer ins Unendliche. Daher verzichten wir auf die Untersuchung dieser Punkte.<br />

Zur Bestimmung der Extrema und Wendepunkte fehlen uns noch die Lösungswege. Lokale Extrema<br />

zeichnen sich dadurch aus, dass hier die Steigung des Funktionsgraphen 0 wird. Daher haben wir<br />

die notwendige Bedingung f ′ (x E ) = 0.<br />

Wie bereits erwähnt, erreicht der Funktionsgraph in den Wendepunkten die größte bzw. kleinste<br />

Steigung. Daher muss die erse Ableitung f’(x) ein lokales Extermum besitzen, wo f(x) einen Wendepunkt<br />

besitzt. Das bedeutet aber gerade, dass die zweite Ableitung f”(x) hier 0 wird. Wir erhalten<br />

also für Wendepunkte die notwendige Bedinung f ′′ (x W ) = 0.<br />

Mit diesen Vorgaben können wir jetzt einige Funktionen untersuchen 30 .<br />

Aufgabe 2 betrachtet eine Funktion dritten Grades. Bei der Nullstellenbestimmung kommt hier die<br />

Polynomdivision zum Einsatz. Die Bestimmung der Tangenten soll die Zeichnung erleichtern, da man<br />

mit Hilfe der Tangenten gute Führungslinien für die Funkltionsgraphen erhält. Der Wendepunkt<br />

ist hier auch Nullstelle. Dabei wird seine Bedeutung als Symmetriezentrum des Funktionsgraphen<br />

deutlich. Dies ist kein Zufall. Jeder Funktionsgraph einer ganzrationalen Funktion dritten Grades<br />

ist symmetrisch zu seinem Wendepunkt.<br />

Aufgabe 3 betrachtet eine achsensymmetrische Funktion vierten Grades. Die Symmetrie führt dazu,<br />

dass wir bei der Nullstellenbestimmung über eine Substitution zu einer quadratischen Gleichung<br />

kommen. Polynomdivision ist hier nicht erforderlich. Zusatzaufgaben wie die Berechnung der Dreiecksfläche<br />

kommen bei solchen Aufgaben auch in Klausuren häufig vor.<br />

Aufgabe 4 zeigt eine Funktion vierten Grades ohne Symmetrie. Zur Nullstellenbestimmung ist hier<br />

zweimalige Polynomdivison erforderlich. Auffällig dabei ist die dreifache Nullstelle bei -1. Sie macht<br />

uns mit einer weiteren Besonderheit bekannt, einem Sattelpunkt oder Terrassenpunkt - beide Bezeichnungen<br />

kommen vor. Es handelt sich um einen Punkt mit horizontaler Tangente (Steigung 0),<br />

der gleichzeitig Wendepunkt ist. Dies ist kein lokales Extremum, obwohl die Bedingung f ′ (x E ) = 0<br />

hier erfüllt ist. Diese Bedingung ist also offenbar nicht vollständig. Ein echtes lokales Extremum<br />

liegt nur dann vor, wenn bei horizontaler Steigung nicht gleichzeitg ein Wendepunkt vorliegt. Daher<br />

lautet die vollständige Bedingung:<br />

29 vgl. dazu Abschnitt 2.4.4<br />

30 31 AB Ganzrationale Funktionen Aufg. 2-4<br />

f ′ (x E ) = 0undf ′′ (x E ) ≠ 0.<br />

22


Wir können sogar noch genauer festlegen:<br />

In einem Tiefpunkt (lokales Minimum) ist die zweite Ableitung positiv, da die Steigung (also f’)<br />

zunimmt; in einem Hochpunkt (lokales Maximum) ist die zweite Ableitung negativ, da die Steigung<br />

abnimmt. Wir ergänzen unsere vollständige Funktionsuntersuchung also um den Punkt ’Extremwertentscheid’,<br />

mit dem wir nach der Berechnung möglicher Extremstellen die gefunden Werte durch<br />

einsetzen in die zweite Ableitung überprüfen.<br />

Beispiel 4.4 Wir betrachten die Funktion<br />

Ihre Ableitung lautet:<br />

f(x) = 1 4 x4 + 1 3 x3 − 5 2 x2 + 3x − 2.<br />

f ′ (x) = x 3 + x 2 − 5x + 3.<br />

Für mögliche lokale Extremstellen x E<br />

erhalten wir die Gleichung<br />

muss gelten: f ′ (x E ) = 0 (notwendige Bedingung). Daher<br />

x 3 E + x2 E − 5x E + 3 = 0.<br />

Eine Lösung lautet x E1 = 1. Die Polynomdivision liefert uns:<br />

(x 3 E + x2 E − 5x E + 3) : (x E − 1) = x 2 E + 2x E − 3.<br />

Für die weiteren Lösungen betrachten wir folglich die quadratische Gleichung<br />

mit den Lösungen<br />

x 2 E + 2x E − 3 = 0<br />

x E2/3 = −1 ± √ 1 + 3 = −1 ± 2.<br />

Damit erhalten wir insgesamt zwei mögliche Extremstellen: x E1/2 = 1 als doppelte Lösung und<br />

x E3 = −3 als einfache Lösung. Jetzt überprüfen wir diese Lösungen in der 2. Ableitung:<br />

Dabei erhalten wir:<br />

f ′′ (x) = 3x 2 + 2x − 5.<br />

f ′′ (x E1/2 = 1) = 0 und f ′′ (x E3 = −3) = 16 > 0.<br />

Somit finden wir einen Terrassenpunkt und einen echten Tiefpunkt. Die fehlenden y - Koordinaten<br />

berechnen wir durch Einsetzen in die Ausgangsfunktion f(x):<br />

y E1/2 = f(x E1/2 = 1) = − <strong>11</strong><br />

12<br />

und y E3 = f(x E3 = −3) = −22 1 4 .<br />

Unser Ergebnis lautet also SP (1| − <strong>11</strong><br />

12 ) und T (−3| − 22 1 4 ).<br />

Damit haben wir für die ganzrationalen Funktionen den letzten Baustein einer vollständigen Funktionsuntersuchung<br />

ergänzt. Wir werden im nächsten Schuljahr für andere Funktionstypen noch einige<br />

Elemente ergänzen müssen.<br />

23


4.4 Funktionsbestimmung<br />

Wir können jetzt auch aus vorgegebenen Eigenschaften eines Funktionsgraphen die zugehörige Funktion<br />

bestimmen. Der Lösungsweg hängt dabei von den verfügbaren Informationen ab und führt nicht<br />

immer zu einer eindeutigen Lösung. Wir betrachten einige typische Beispiele.<br />

Von unserer ersten Funktion kennen wir genau die notwendige Anzahl von Punkten, durch die der<br />

Funktiosngraph verlaufen soll. Solche Aufgaben haben wir acuh schon bei der Bestimmung von<br />

linearen und quadratischen Funktionen gelöst. Wir setzen einfach die gegebenen Punkte in den<br />

allgemeinen Funktiosnterm ein und lösen das entstehende Gleichungssystem.<br />

Beispiel 4.5 Gesucht ist eine ganzrationale funktion dritten Grades, deren Funktionsgraph durch<br />

die Punkte A(1|−5), B(−1|1), C(2|−14) und D(0|4) verlaufen soll. Die allgemeine Funktion dritten<br />

Grades lautet:<br />

f(x) = ax 3 + bx 2 + cx + d.<br />

Mit unseren vier Punkten können wir also vier Gleichungen zur Bestimmung der vier Parameter a,<br />

b, c und d aufstellen:<br />

−5 = a + b + c + d<br />

1 = −a + b − c + d<br />

−14 = 8a + 4b + 2c + d<br />

4 = 0a + 0b + 0c + d<br />

Die vierte Gleichung liefert sofort d = 4. Damit reduziert sich das Gleichungssystem zu<br />

Addition der ersten beiden Gleichungen liefert:<br />

−9 = a + b + c<br />

−3 = −a + b − c<br />

−18 = 8a + 4b + 2c<br />

−12 = 2b<br />

also b = -6. Damit reduziert sich das Gleichungssystem auf<br />

mit den Lösungsschritten<br />

−9 = a − 6 + c<br />

−18 = 8a − 24 + 2c<br />

−6 = 2a + 2c<br />

6 = 8a + 2c<br />

−12 = −6a<br />

2 = a<br />

c = −5<br />

Damit haben wir die gesuchten Koeffizienten bestimmt: a = 2, b = -6, c = -5 und d = 4. Die<br />

gesuchte Funktion lautet:<br />

24


f(x) = 2x 3 − 6x 2 − 5x + 4.<br />

Einen anderen Lösungswerg könne wir nutzen, wenn uns die Nullstellen gegeben sind. Dann greifen<br />

wir auf die Linearfaktorzerlegung zurück.<br />

Beispiel 4.6 Gesucht ist eine Funktion vierten Grades mit den Nullstellen -5, -3, 7 und <strong>11</strong>. Unser<br />

Anstaz lautet jetzt:<br />

f(x) = a(x + 5)(x + 3)(x − 7)(x − <strong>11</strong>).<br />

Der Faktor a berücksichtigt dabei eine mögliche Streckung des Funktiosngraphen in y-Richtung.<br />

Durch ausmultiplizieren ergibt sich:<br />

f(x) = a(x 2 + 8x + 15)(x 2 − 18x + 77)<br />

f(x) = a(x 4 − 10x 3 − 52x 2 + 346x + <strong>11</strong>55)<br />

Der Streckfaktor ist ohne weitere Informationen nicht bestimmbar. Daher gibt es hier eine ganze<br />

Schar von Lösungen.<br />

Interessant und neu wird die Aufgabe eigentlich erst, wenn wir Informationen über Extrema und<br />

Wendepunkte einfließen lassen.<br />

Beispiel 4.7 Wir suchen eine Funktion dritten Grades mit einem Extrempunkt bei x E = −1, sowie<br />

einem Wendepunkt in W (2|4) mit der Steigung m = −4, 5. Im allgemeinen Ansatz benötigen wir<br />

jetzt neben der Funktion auch ihre erste und zweite Ableitung:<br />

f(x) = ax 3 + bx 2 + cx + d<br />

f ′ (x) = 3ax 2 + 2bx + c<br />

f ′′ (x) = 6ax + 2b.<br />

In der Extremstelle muss die erste Ableitung 0 werden:<br />

0 = 3a − 2b + c.<br />

Ferner muss im Wendepunkt die zweite Ableitung 0 werden, die erste Ableitung -4,5 ergeben und<br />

der Funktionswert 4 betragen:<br />

0 = 12a + 2b<br />

−4, 5 = 12a + 4b + c<br />

4 = 8a + 4b + 2c + d.<br />

Aus diesen vier Gleichungen können wir wieder die vier Koeffizienten bestimmen. Die zweite Gleichung<br />

liefert:<br />

b = −6a.<br />

Einsetzen in die erste Gleichung und Auflösen ergibt:<br />

0 = 3a − 2 · (−6a) + c<br />

c = −15a.<br />

25


Das setzen wir jetzt alles in die dritte Gleichung ein und erhalten:<br />

−4, 5 = 12a − 24a − 15a<br />

−4, 5 = −27a<br />

a = 1 6 .<br />

Dieses Zwischenergebnis können wir jetzt einsetzen und erhalten:<br />

b = −6a = −1 und c = −15a = −2, 5.<br />

Jetzt müssen wir diese Werte in die vierte Gleichung einsetzen und erhalten für den letzten Koeffizienten<br />

d:<br />

Unsere gesuchte Funktion lautet also:<br />

d = 4 − 8a − 4b − 2c = <strong>11</strong> 2 3 .<br />

f(x) = 1 6 x3 − x 2 − 2, 5x + <strong>11</strong> 2 3 .<br />

26


5 Optimierungsprobleme<br />

Eine wichtige Anwendung der Differentialrechnung liegt in der Optimierung von Messgrößen. Dazu<br />

gehören die Kostenminimierung oder Gewinnmaximierung in der Wirtschaft ebenso wie das Minimieren<br />

von Verpackungen oder das Maximieren von Flächen bei gegebenem Umfang.<br />

Beispiel 5.1 In einem mittelständischen Elektronikunternehmen wurden die Kosten ermittelt, die<br />

entstehen, wenn x Fernsehgeräte am Tag produziert werden. Man erhielt für die Gesamtkosten eines<br />

Produktionstages in Abhängigkeit von der Stückzahl x die Funktion<br />

K(x) = x 2 + 120x + 100.<br />

Der Verkaufspreis pro Apparat wird angesetzt mit p = (400 − 3x). Gesucht ist die tägliche Produktionsmenge<br />

für maximalen Gewinn 31 .<br />

Das Beispiel zeigt ein typisches Anwendungsproblem aus der Wirtschaft. Die tatasächlichen Produktionskosten<br />

setzen sich zusammen aus festen Kosten wie Halenmiete, Heizung usw. (hier repräsentiert<br />

durch ’+100’) und variablen Kosten wie Materialkosten und Energieverbrauch für die<br />

Produktion. Der Verkaufspreis ist marktabhängig. Je mehr Geräte auf den Markt geworfen werden,<br />

umso geringer ist der zu ertzielende Preis. Dies wird durch ’-3x’ im Ansatz für den Einzelpreis<br />

berücksichtigt. Die Lösung der Aufgabe erfolgt in drei Schritten.<br />

Zuerst betsimmen wir die zu optimierende Größe, also in unserem Beispiel den Gewinn. Der Gewinn<br />

ergibt sich als Differenz aus Umsatz und Kosten:<br />

G(x) = U(x) − K(x) = (400 − 3x)x − (x 2 + 120x + 100) = −4x 2 + 280x − 100.<br />

Dies nennen wir die Zielfunktion.<br />

Im zweiten Schritt bestimmen wir das Maximum dieser Größe. Dazu greifen wir auf unsere Kenntnisse<br />

aus der Differentialrechnung zurück und benutzen die erste und zweite Ableitung:<br />

G ′ (x) = −8x + 280;<br />

G ′′ (x) = −8.<br />

Im Maximum muss die erste Ableitung 0 ergeben, und wir erhalten:<br />

−8x max + 280 = 0 x max = 35.<br />

Jetzt überprüfen wir den Wert in der zweiten Ableitung. Da die zweite Ableitung konstant -8, also<br />

negativ ist, muss es sich um ein Maximum handeln.<br />

Im letzten Schritt berechnen wir die fehlenden konkreten Werte und formulieren damit das Endergebnis.<br />

Die optimale Stückzahl beträgt also 35 Geräte am Tag. Dadurch entstehen Kosten von<br />

K(x = 35) = 5525.<br />

Die Einnahmen nach dem Verkauf aller 35 Geräte betragen<br />

Für den Gewinn ergibt sich damit<br />

31 35 AB Extremwertprobleme Aufg.1<br />

U(x) = px = (400 − 3 · 35) · 35 = 295, − · 35 = 10325, −.<br />

G(x = 35) = 4800, −.<br />

27


In vielen Anwendungen ergibt sich als Zielfunktion eine aus dem Sachzusammenhang vorgegebene<br />

Funktion, die auf einer physikalischen Messgröße oder einer geometrischen Formel beruht. Zusätzlich<br />

wird oft eine weitere Bedingung - die Nebenbedingung - benötigt, da die zu optimierende Größe<br />

von mehr als einer Variablen abhängt.<br />

Beispiel 5.2 Ein Schäfer will an einem Flussufer eine Weide für die Nacht für seine Schafe<br />

einzäunen. An der Wasserseite benötigt er keinen Zaun. Er hat in seinem Schuppen noch eine<br />

Rolle mit 100 m Maschendraht und ausreichend Pfähle gefunden. Damit möchte er eine möglichst<br />

große rechteckige Weidefläche einzäunen 32 .<br />

Hier muss natürlich der Flächeninhalt des Rechtecks groß werden. Unsere Zielfunktion lautet also:<br />

A(l, b) = l · b.<br />

Die Größe der Kanten l und b wird begrenzt durch die Länge des Maschendrahtes. Daraus erhalten<br />

wir unsere Nebenbedingung<br />

l + 2b = 100.<br />

Diese Nebenbedingung lösen wir nach l auf und setzen ein die Zielfunktion:<br />

A(b) = (100 − 2b) · b = 100b − 2b 2 .<br />

Jetzt können wir unseren Mechanismus zur Extermwertbestimmung abspulen:<br />

A ′ (b) = 100 − 4b;<br />

A ′′ (b) = −4; 100 − 4b max = 0 b max = 25m;<br />

A ′′ (b = 25) = −4 < 0, daher ein Maximum.<br />

Abschließend berechnen wir wieder alle fehlenden Werte:<br />

l = 100m − 2b = 50m;<br />

A(l = 50m, b = 25m) = 50m · 25m = 1250m 2 .<br />

Gelegentlich sollen Flächen zwischen gerümmten Linien optimiert werden. Dann beschreibt man die<br />

Linien durch entsprechende Funktionsgleichungen.<br />

Beispiel 5.3 Unter dem Graphen der Funktion f(x) = −x 2 + 9 soll ein Rechteck mit möglichst<br />

großem Flächeninhalt einbeschrieben werden 33 .<br />

Die Zielfunktion ist wieder der Flächeninhalt:<br />

A(l, b) = l · b.<br />

Die Nebenbedinung besteht jetzt darin, dass die Eckpunkte auf dem Funktionsgraphen liegen<br />

müssen. Nehmen wir also die x - Koordinate als Länge und die y - Koordinate als Breite des<br />

Rechtecks, so erhalten wir als Nebenbedingung, dass ein Eckpunkt bei P ( l 2<br />

|b) liegen muss. Setzen<br />

wir alles ein, so ergibt sich:<br />

Jetzt läuft wieder unser Mechanismus:<br />

32 35 AB Extremwertprobleme Aufg.2<br />

33 35 AB Extremwertprobleme Aufg.3<br />

l = 2x und b = y = f(x) = f( l 2 ) = − l2 4 + 9.<br />

28


A(l) = l · (− l2 4 + 9) = − l3 4 + 9l;<br />

A ′ (l) = − 3 4 l2 + 9;<br />

A ′′ (l) = − 3 2 l;<br />

− l3 max<br />

4<br />

+ 9l max = 0 l max = ± √ 12 ≈ ±3, 464.<br />

Hier erhalten wir jetzt tatsächlich zwei Lösungen. Wir müssen also unser Ergebnis in der zweiten<br />

Ableitung prüfen:<br />

A ′′ (l = + √ 12) = − 3 2 · √12<br />

< 0;<br />

A ′′ (l = − √ 12) = + 3 2 · √12<br />

> 0.<br />

Die positive Lösung ergibt in der zweiten Ableitung einen negtaiven Wert und führt uns zum<br />

gesuchten maximalen Flächeninhalt. Dies ist auch gut so, da negative Kantenlängen keinen Sinn<br />

ergeben. <strong>Mathe</strong>matisch existiert die Funktion A(l) aber auch für negative l - Werte und besitzt bei<br />

− √ 12 ein Minimum. Als Ergebnis erhalten wir:<br />

b = 6 und A = 6 √ 12 ≈ 20, 78F E.<br />

Als letztes ein Beispiel aus der Physik mit etwas anspruchsvollerem Rechenweg.<br />

Beispiel 5.4 Aus einem Baumstamm mit annähernd rundem Querschnitt und dem Durchmesser<br />

d soll ein Balken maximaler Tragfähigkeit geschnitten werden. Für die Tragfähigkeit gilt T (b, h) =<br />

k · b · h 2 , wobei k eine Konstante ist, welche die Härte des Holzes berücksichtigt 34 .<br />

Die Zielfunktion ist hier vorgegeben. Die Nebenbedinung ergibt sich aus dem kreisförmigen Querschnitt<br />

des Baumstamms. Breite b und Höhe h des Balkens bilden mit dem Durchmesser ein rechtzwinkliges<br />

Dreieck. Daher gilt der Satz des Pythagoras:<br />

d 2 = h 2 + b 2 .<br />

Diese Gleichung lösen wir auf nach h 2 , damit wir eine Wurzel in der Zielfunktion vermeiden, und<br />

setzen ein. Dann bestimmen wir die Ableitngsfunktionen.<br />

T (b) = k · b · (d 2 − b 2 ) = kbd 2 − kb 3 ;<br />

T ′ (b) = kd 2 − 3kb 2 ;<br />

T ′′ (b) = −6kb.<br />

Damit bestimmen wir die optimale Breite des Balkens:<br />

√ √<br />

kd 2 − 3kb 2 d<br />

max = 0 b max = ±<br />

2<br />

3 = ± 1 ˙<br />

3d.<br />

Die negative Lösung liefert wieder ein rechnerisches Minimum, dass für uns nicht relevant ist. Die<br />

positive Lösung liefert ein Maximum, da die zweite Ableitung dort negativ ist. Damit erhalten wir<br />

die Lösung:<br />

h = √ d 2 − b 2 =<br />

√ 2<br />

3 · d.<br />

Hier darf man sich nicht von den ’Variablen’ täuschen lassen. Der Durchmesser d und die Materialkonstante<br />

k sind Konstanten, nur eben nicht mit einem konkreten Wert belegt. Dadurch haben wir<br />

den Vorteil, dass unser Ergebnis übertragbar ist auf Baumstämme beliebigen Durchmessers und<br />

beliebiger Holzart. Solche allgemeinen Lösungen sind viel sinnvoller und ersparen viele unnötige<br />

Mehrfachlösungen des gleichen Problems.<br />

Damit haben wir alle typischen Varianten solcher Optimierungsprobleme kennengelernt. Weitere<br />

Beispiele und Übungsmöglichkeiten liefern das Aufgabenblatt 35 und das Buch 36 .<br />

34 35 AB Extremwertprobleme Aufg.4<br />

35 35 AB Extremwertprobleme<br />

36<br />

29


Teil II<br />

Analytische Geometrie - Geraden und Ebenen<br />

im IR 3<br />

Die Analytische Geometrie beschäftigt sich mit der Beschreibung von Geraden, Ebenen und anderen<br />

Objekten im dreidimensionalen Raum IR 3 sowie der Bestimmung von Schnittpunkten und Schnittwinkeln<br />

zwischen diesen Objekten. Wir verwenden Vektoren als Hilfsmittel zur mathematischen<br />

Darstellung der Objekte.<br />

6 Vektoren im Raum<br />

6.1 Positionsbestimmung durch Vektoren<br />

Wir beginnen mit einer Einstiegsaufgabe 37 , die uns zunächst mit den neuen Begriffen vertraut<br />

machen soll.<br />

Zur Beschreibung von Positionen und Bewegungen benötigen wir einen festen Bezugspunkt und<br />

einen Maßstab. Daher verwenden wir ein Koordinatensystem. Der Ursprung O(0|0) ist unser fester<br />

Bezugspunkt. Durch die Wahl der Achseneinteilung legen wir einen Darstellungsmaßstab fest, z.B.<br />

2 Kästchen (= 1 cm) für 1 Länegeneinheit (LE), die in der Realität einem Meter oder auch einem<br />

Kilometer entsprechen kann. In der Aufgabe entspricht 1 LE einer Seemeile (sm), der Bezugspunkt<br />

ist der Leuchtturm an der Flussmündung.<br />

Die Postion der Schiffe beschreiben wir durch einen Punkt im Koordinatensystem, also z.B. A(1|−2)<br />

als Ankerpunkt der Burckhardt. Die Geschwindigkeit der Schiffe können wir durch Betrag und<br />

Richtungswinkel angeben:<br />

v C = √ 20kn bei Kurs Ost, 26,57 ◦ Nord.<br />

v B = 15kn bei Kurs Nord, 45 ◦ West.<br />

In der Zeichnung können wir diese Geschwindigkeit durch einen Pfeil darstellen, dessen Länge den<br />

Betrag der Geschwindigkeit wiederspiegelt. Diesen Pfeil können wir ebenfalls mit Hilfe von Koordinaten<br />

beschreiben, wobei wir zur Unterscheidung von Punkten die Koordinaten untereinander<br />

schreiben:<br />

( ) 4<br />

2<br />

⃗v C =<br />

⃗v B =<br />

( −2<br />

2<br />

Genau genommen beschreiben diese Pfeile die Verschiebung der Schiffe innerhalb einer Stunde. Nun<br />

gibt es auf dem Meer viele Schiffe, und manche fahren parallel zueinander mit gleicher Geschwindigkeit,<br />

z.B. bei einer Flottenbewegung. Dann besitzt zwar jedes Schiff seinen eigenen Verschiebungspfeil,<br />

aber es gibt nur eine Geschwindigkeit, die von allen gefahren wird. Damit kommen wir zum<br />

Begriff des Vektors:<br />

Definition 6.1 Eine gerichtete Verbindung P ⃗ Q von einem Punkt P zu einem Punkt Q nennen wir<br />

einen Pfeil.<br />

Bündeln wir alle Pfeile gleicher Länge, gleicher Richtung und gleicher Orientierung zu einer Menge,<br />

37 51 AB Positionsbestimmungen Aufgabe 1<br />

;<br />

)<br />

.<br />

30


so erhalten wir einen Vektor. Jeden Pfeil aus diesem Vektor können wir als Repräsentant des Vektors<br />

verwenden.<br />

Der Begriff ’Orientierung’ berücksichtigt, dass gleich lange und parallele Pfeile auch gegeneinander<br />

gerichtete Bewegungen beschreiben können. Vektoren können wir verwenden zur Beschreibung von<br />

allen Größen, die neben einem Zahlenwert auch eine Richtung beinhalten. Dazu gehören:<br />

• Verschiebungen;<br />

• Geschwindigkeiten;<br />

• Kräfte;<br />

• Impulse.<br />

Für weitere Berechnungen wollen wir auch die Punkte im Koordinatensystem mit Hilfe von Vektoren<br />

beschreiben. Dazu verwenden wir Ortsvektoren.<br />

Definition 6.2 Derjenige Repräsentant eines Vektors, der im Ursprung des Koordinatensystems<br />

beginnt, zeigt eindeutig auf einen Punkt A im Koordinatensystem. Wir nennen ihn daher den Ortsvektor<br />

⃗a = 0A ⃗ zum Punkt A.<br />

Dann können wir die Positionen des Kutters ’Carl’ in Abhängigkeit von der Zeit t schreiben in der<br />

Form<br />

( ) ( )<br />

−2 4<br />

⃗x = + t .<br />

1 2<br />

Wir haben unsere Überlegungen bisher in einem zweidimensionalen Raum angestellt. Diese lassen<br />

sich jetzt aber problemlos in den dreidimensionalen Raum übertragen. Wir ergänzen einfach eine<br />

dritte Koordinate (z - Koordinate) für die Höhe 38 .<br />

Der Geschwindigkeitsvektor ergibt sich aus dem Verbindungsvektor zweier Positionen und der Zeit,<br />

die für den Positionswechsel benötigt wurde. Wir benötigen also häufiger Verbindungsvektoren<br />

zwischen zwei Punkten. Diese ergeben sich aus der Differenz der Koordinaten der Punkte. Für das<br />

Flugzeug in Aufgabe 2 schreiben wir mit Hilfe der Ortsvektoren:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

AB ⃗ = 0B ⃗ − 0A ⃗ =<br />

200 50 150<br />

⎝ 150 ⎠ − ⎝ 50 ⎠ = ⎝ 100 ⎠.<br />

50 20 30<br />

Daraus erhalten wir dann die Geschwindigkeit,<br />

⎛<br />

indem<br />

⎞<br />

wir jede Koordinate durch die benötigte Zeit<br />

60<br />

AB<br />

dividieren, hier also durch 2,5h: ⃗v = ⃗<br />

∆t = ⎝ 40 ⎠. Allgemein gilt also:<br />

12<br />

Satz 6.1 Der Verbindungsvektor zwischen zwei Punkten P und Q in einem Koordinatensystem ist<br />

gleich der Differenz der Ortsvektoren von Zielpunkt Q und Startpunkt P:<br />

P⃗<br />

Q = 0Q ⃗ − 0P ⃗ = ⃗q − ⃗p.<br />

Aus diesem Verbindungsvektor können wir auch den Abstand der Punkte voneinander bestimmen.<br />

Ziehen wir im zweidimensionalen Fall durch die Positionen S und P des Kutters parallele Geraden<br />

zu den Koordinatenachsen, so entsteht ein Rechteck. Die Fahrtstrecke ist dann die Diagonale des<br />

Rechtecks, so dass sich deren Länge mit Hilfe des Satzes von Pythagoras ergibt:<br />

38 51 AB Positionsbestimmungen Aufgabe 2<br />

31


∣SP<br />

⃗<br />

∣ =<br />

√<br />

(13 − 1) 2 + (4 + 2) 2 = √ 180 ≈ 13, 42sm.<br />

Im dreidimensionalen Fall entsteht durch die Parallelen ein Quader, dessen Raumdiagonale D mit der<br />

Flächendiagonale d ebenfalls ein rechtwinkliges Dreieck bildet. Zweimalige Anwendung des Satzes<br />

von Pythagoras ergibt dann<br />

D =<br />

√<br />

d 2 + (z B − z A ) 2 =<br />

√<br />

(x B − x A ) 2 + (y B − y A ) 2 + (z B − z A ) 2 .<br />

Weitere Beispiele zur Nutzung von Vektoren befinden sich im Buch 39 .<br />

6.2 Rechnen mit Vektoren<br />

Wir haben jetzt am Beispiel von Bewegungen den Begriff des Vektors kennen gelernt. Jetzt wollen<br />

wir lernen, mit Vektoren zu rechnen. Als Einstieg hierzu eignet sich die Aufgabe 1 im Buch auf<br />

Seite 337. Dort wird beschrieben, wie wir die Hintereinanderausführung zweier Bewegungen durch<br />

eine einzige ersetzen können. Die Gesamtbewegung wird dabei durch den Vektor beschrieben, den<br />

wir erhalten, wenn wir die Vektoren der Einzelbewegungen addieren:<br />

P⃗<br />

R = P ⃗ Q + QR ⃗ =<br />

⃗ P Q =<br />

⃗ QR =<br />

⎛<br />

⎝<br />

10<br />

2<br />

−25<br />

Vektoren werden also Koordinatenweise addiert.<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞<br />

10<br />

2 ⎠;<br />

−25<br />

⎞<br />

−5<br />

15, 5 ⎠;<br />

−2, 5<br />

⎞ ⎛<br />

⎠ + ⎝<br />

−5<br />

15, 5<br />

−2, 5<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

5<br />

17, 5<br />

−27, 5<br />

Definition 6.3 Addition ⎛ ⎞und Subtraktion ⎛ ⎞<br />

x a<br />

Zwei Vektoren ⃗a = ⎝ y a ⎠ und ⃗ x b<br />

b = ⎝ y b<br />

⎠ werden koordinatenweise addiert und subtrahiert. Wir<br />

z a z b<br />

nennen den Vektor<br />

⎛ ⎞<br />

⃗s = ⃗a + ⃗ x a + x b<br />

b = ⎝ y a + y b<br />

⎠<br />

z a + z b<br />

die Summe der Vektoren ⃗a und ⃗ b. Wir nennen den Vektor<br />

⎛ ⎞<br />

⃗d = ⃗a − ⃗ x a − x b<br />

b = ⎝ y a − y b<br />

⎠<br />

z a − z b<br />

die Differenz der Vektoren ⃗a und ⃗ b.<br />

Beispiel 6.1 Wir betrachten die Vektoren<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

13<br />

⃗a = ⎝ −5 ⎠ und ⃗ −7<br />

b = ⎝ 18 ⎠<br />

<strong>11</strong><br />

5<br />

39 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII: Seite 335 - 336, Aufgabe 2 - 4<br />

⎞<br />

⎠.<br />

32


Dann erhalten wir die Summe<br />

und die Differenz<br />

⎛<br />

⃗s = ⃗a + ⃗ b = ⎝<br />

⎛<br />

⃗d = ⃗a − ⃗ b = ⎝<br />

⎞ ⎛<br />

13 + (−7)<br />

−5 + 18 ⎠ = ⎝<br />

<strong>11</strong> + 5<br />

⎞ ⎛<br />

13 − (−7)<br />

−5 − 18 ⎠ = ⎝<br />

<strong>11</strong> − 5<br />

Diese Definiton führt zu zwei wichtigen Folgerungen. Zum einen gilt für drei beliebige Punkte X,<br />

Y, Z immer<br />

XY ⃗ + Y ⃗ Z = XZ. ⃗<br />

Wir nennen dies die Dreiecksregel, da die drei Verbindungspfeile ein Dreieck mit den Eckpunkten<br />

X, Y, Z bilden. Ferner erhalten wir als Summe eines Ortsvektors 0P ⃗ und eines Verbindungsvektors<br />

P⃗<br />

Q stets einen neuen Ortsvektor:<br />

0P ⃗ + P ⃗ Q = 0Q. ⃗<br />

Daraus ergibt sich aber auch, dass jeder Verbindunsgvektor zwischen zwei Punkten P und Q immer<br />

die Differenz der beiden Ortsvektoren ist. Meistens kennen wir die Punkte bzw. ihre Koordinaten.<br />

Diese sind aber identisch mit den Koordinaten der Ortsvektoren. Daraus erhalten wir jetzt als<br />

Differenz benötigte Verbindungsvektoren.<br />

Beispiel 6.2 Wir suchen eine Verbindung zwischen den Punkten M(3|7|<strong>11</strong>) und N(12|−4|6). Dann<br />

ergibt sich für den Verbindungsvektor:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

12 − 3 9<br />

MN ⃗ = ⎝ −4 − 7 ⎠ = ⎝ −<strong>11</strong> ⎠.<br />

6 − <strong>11</strong> −5<br />

Weitere Übungsaufgaben befinden sich im Buch 40 . Zu einer weiteren Rechenoperation mit Vektoren<br />

führt uns die Einstiegsaufgabe im Buch auf Seite 340. Hier geht es um die Vervielfachung eines<br />

Vektors. Der Verschiebungsvektor, der die Bewegung des U-Bootes in der ersten Stunde beschreibt<br />

ist gerade der Geschwindigkeitsvektor:<br />

⎛ ⎞<br />

5016<br />

⃗v = ⃗p − ⃗o = ⎝ 2524 ⎠.<br />

−12<br />

Durch Multiplikation dieses Vektors, d.h. jede seiner Koordinaten mit 2 erhalten wir die doppelte<br />

Verschiebung, also die Strecke, die das U-Boot in zwei Stunden bewältigt. Durch einen Faktor wird<br />

also der Vektor vervielfacht, die darstellenden Pfeile entsprechend gestreckt. Ähnlich sind wir schon<br />

bei der Bestimmung der Positionen des Kutters ’Carl’ und des Flugzeugs ’Carl 1’ vorgegangen.<br />

Auch dort haben wir einen Faktor t verwendet, der die Zeit beschreibt.<br />

Definition 6.4<br />

⎛<br />

S - Multiplikation<br />

⎞<br />

x a<br />

Ein Vektor ⃗a = ⎝ y a ⎠ wird mit einer reellen Zahl λ multipliziert, indem wir jede Koordinate mit<br />

z a<br />

dieser Zahl λ multiplizieren:<br />

40 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII: Seite 339, Aufgabe 4 - 8<br />

6<br />

13<br />

16<br />

20<br />

−23<br />

6<br />

⎞<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎠.<br />

33


⎛ ⎞<br />

λx a<br />

λ⃗a = ⎝ λy a<br />

⎠.<br />

λz a<br />

Durch Multiplikation mit -1 erhalten wir den Gegenvektor<br />

⎛ ⎞<br />

−x a<br />

−⃗a = (−1)⃗a = ⎝ −y a<br />

⎠.<br />

−z a<br />

Die Pfeile zu einem Vektor ⃗a und zu seinem Gegenvektor −⃗a haben gleiche Länge und Richtung,<br />

aber entgegengesetzte Orientierung.<br />

Wir trainieren die neuen Rechenoperationen an einigen Übungsaufgaben 41 . Zu Rechenoperationen<br />

gehören immer auch Rechengesetze. Wir wollen die Gültigkeit der üblichen Rechengesetze für unsere<br />

Vektoren überprüfen 42 .<br />

Der Nachweis solcher Rechengesetze erfolgt immer durch Rückgriff auf Gültigkeit der Rechengesetze<br />

für relle Zahlen. Als Beispiel wollen wir das Assoziativgesetz beweisen. Wir beginnen, indem wir die<br />

Vektoren mit ihren Koordinaten ausschreiben:<br />

(<br />

⃗a + ⃗ )<br />

b + ⃗c =<br />

⎛⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞⎞<br />

⎛ ⎞<br />

x a x b x c<br />

⎝⎝<br />

y a ⎠ + ⎝ y b<br />

⎠⎠ + ⎝ y c<br />

⎠.<br />

z a z b z c<br />

Jetzt benutzen wir die Definition der Rechenoperation:<br />

⎛⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞⎞<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />

⎞<br />

x a x b x c x a + x b x c (x a + x b ) + x c<br />

⎝⎝<br />

y a ⎠ + ⎝ y b<br />

⎠⎠ + ⎝ y c ⎠ = ⎝ y a + y b<br />

⎠ + ⎝ y c ⎠ = ⎝ (y a + y b ) + y c<br />

⎠.<br />

z a z b z c z a + z b z c (z a + z b ) + z c<br />

Dann wenden wir die Rechengesetze auf die rellen Zahlen an:<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

(x a + x b ) + x c x a + (x b + x c )<br />

⎝ (y a + y b ) + y c ⎠ = ⎝ y a + (y b + y c ) ⎠.<br />

(z a + z b ) + z c z a + (z b + z c )<br />

Nun gehen wir den Weg über die Definition der Addition zurück zu den Einzelvektoren:<br />

⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞⎞<br />

x a + (x b + x c ) x a x b + x c x a x b x c<br />

( )<br />

⎝ y a + (y b + y c ) ⎠ = ⎝ y a ⎠ + ⎝ y b + y c ⎠ = ⎝ y a ⎠ + ⎝⎝<br />

y b<br />

⎠ + ⎝ y c ⎠⎠ = ⃗a + ⃗b + ⃗c .<br />

z a + (z b + z c ) z a z b + z c z a z b z c<br />

Auf diesem Weg sind auch das Kommutativgesetz und die distributiven Gesetze nachweisbar.<br />

Die restlichen Aufgaben beschäftigen sich mit Ortsvektoren und Rechenübungen zum Umgang mit<br />

den Rechenregeln für Vektoren.<br />

41 52 AB Rechnen mit Vektoren; Elemente der <strong>Mathe</strong>matik Seite 343-344 Aufgabe 3 - 9<br />

42 52 AB Rechnen mit Vektoren Aufgabe 3<br />

34


7 Lineare Abhängigkeit<br />

Wir wollen drei Schiffe betrachten, die auf der Ostsee fahren. Ihre Postionen werden beschrieben<br />

durch die Gleichungen<br />

( ) ( )<br />

2 5<br />

⃗s 1 (t) = + t ;<br />

(<br />

4<br />

) (<br />

−12<br />

)<br />

3 −15<br />

⃗s 2 (t) = + t ;<br />

(<br />

2<br />

) (<br />

36<br />

)<br />

5 12, 5<br />

⃗s 3 (t) = + t .<br />

1 −27<br />

Offenbar, fährt das zweite Schiff dem ersten genau entgegen, und dass mit dreifacher Geschwindigkeit.<br />

Es gilt:<br />

( ) ( )<br />

−15<br />

5<br />

= −3 .<br />

36 −12<br />

Das dritte Schiff fährt nicht ganz auf Parallelkurs zum ersten, da sich kein Faktor finden lässt, so<br />

dass der dritte Geschwindigkeistvektor ein Vielfaches des ersten ist. Die Richtungen der Repräsentanten<br />

dieser Vektoren sind nicht gleich, sie verlaufen nicht parallel zueinander.<br />

Bewegung in der gleichen Richtung oder parallele Kanten und Flächen treten oft auf und kennzeichnen<br />

immer eine besondere Situation. Wir wollen daher Begriffe für solche Vektoren einführen.<br />

Definition 7.1 Kollinearität und Komplanarität<br />

Vektoren heißen kollinear, falls ihre Repräsentanten parallel zueinander liegen.<br />

Vektoren heißen komplanar, falls ihre Repräsentanten parallel zu einer gemeinsamen Ebene liegen.<br />

Zwei beliebige Vektoren ⃗a und ⃗ b sind also genau dann kollinear, wenn der eine ein Vielfaches des<br />

anderen ist, d.h. es gibt eine reelle Zahl s, so dass gilt:<br />

⃗a = s ⃗ b.<br />

Komplanar sind zwei Vektoren immer, da die Ebene, zu der beide parallel liegen, ja gerade erst<br />

durch die Richtung der beiden Vektoren bzw. ihrer Repräsentanten festgelgt wird. Die Frage wird<br />

erst interessant, wenn wir mindestens drei Vektoren ⃗a, ⃗ b und ⃗c betrachten. Deren Repräsentanten<br />

liegen genau dann parallel zu einer gemeinsamen Ebene, wenn man einen der Vektoren als<br />

Linearkombination der beiden anderen schreiben kann, d.h. es gibt reelle Zahlen s und t, so dass<br />

gilt:<br />

⃗c = s⃗a + t ⃗ b.<br />

Ein gute Vorstellung von der Bedeutung dieser Begriffe bekommen wir durch die betrachtung der<br />

Kanten eines Körpers 43 .<br />

Diese stark von der geometrischen Vorstellung der Parallelität geprägten Begriffe hängen eng zusammen<br />

mit einem allgemeineren Begrif, der allerdings auch etwas abstrakter ist.<br />

Definition 7.2 Lineare Abhängigkeit<br />

Eine Anzahl von n Vektoren ⃗a 1 , ⃗a 1 , ... ⃗a n heißt linear abhängig, falls es n relle Zahlen s 1 , s 2 , ... s n<br />

gibt, die nicht alle 0 sind, so dass gilt:<br />

43 53 AB Lineare Abhängigkeit Aufgabe 1<br />

s 1 ⃗a 1 + s 2 ⃗a 2 + ...s n ⃗a n = ⃗0.<br />

35


Die Vektoren heißen linear unabhängig, wenn sie nicht linear abhängig sind.<br />

Mit anderen Vektoren: Die n Vektoren sind genau dann linear abhängig, wenn sich der Nullvektor<br />

als echte Linearkombination aus ihnen darstellen lässt.<br />

Beispiel 7.1 Wir betrachten die Vektoren<br />

⎛ ⎞<br />

3<br />

⎛<br />

4<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

5<br />

⃗a = ⎝ 5 ⎠, ⃗ b = ⎝ −2 ⎠ und ⃗c = ⎝ 1 ⎠.<br />

2 3<br />

7<br />

Um herauszufinden, ob es Zahlen s 1 , s 2 , s 3 gibt, die die Bedingung in der Definition erfüllen, versuchen<br />

wir diese Zahlne zu bestimmen:<br />

s 1 ⃗a + s 2<br />

⃗<br />

⎛ ⎞ ⎛ b +<br />

⎞ s3 ⃗c =<br />

⎛<br />

⃗0;<br />

⎞<br />

3 6 −9<br />

s 1 ⎝ 5 ⎠ + s 2 ⎝ −2 ⎠ + s 3 ⎝ 21 ⎠ = ⃗0.<br />

2 3 −3<br />

Diese Vektorgleichung ist genau dann erfüllt, wenn sie in jeder Koordinate erfüllt ist. Daher entsteht<br />

folgendes Gleichungssystem:<br />

3s 1 + 6s 2 − 9s 3 = 0<br />

5s 1 − 2s 2 + 21s 3 = 0<br />

2s 1 + 3s 2 − 3s 3 = 0<br />

Diese Gleichungssystem besitzt mindestens eine Lösung: s 1 = s 2 = s 3 = 0. Wir müssen herausfinden,<br />

ob es eine weitere besitzt. Dazu wenden wir den Gauß-Algortihmus an:<br />

1s 1 + 2s 2 − 3s 3 = 0<br />

0s 1 + 12s 2 − 36s 3 = 0<br />

0s 1 + 1s 2 − 3s 3 = 0<br />

Im nächsten Schritt tauschen wir die zweite und die dritte Gleichung:<br />

1s 1 + 2s 2 − 3s 3 = 0<br />

0s 1 + 1s 2 − 3s 3 = 0<br />

0s 1 + 0s 2 + 0s 3 = 0<br />

Die letzte Zeile sagt uns, dass dieses Gleichungssystem unendlich viele Lösungen besitzt. Somit gibt<br />

es Zahlen s 1 , s 2 , s 3 , die nicht alle 0 sind und die Bedingung erfüllen. Ein Möglichkeit wäre<br />

s 1 = −3; s 2 = 3; s 3 = 1.<br />

36


8 Geraden im IR 3<br />

Im dreidimensionalen Raum IR 2 können wir jeden Punkt X auf einer Geraden g erreichen, indem<br />

wir zunächst über einen Vektor ⃗a = 0A ⃗ zu einem beliebigen Punkt A auf der Geraden g gehen und<br />

dann ein Vielfaches eines Vektors, der in die Richtung der Geraden zeigt, addieren. Diesen zweiten<br />

Vektor nennen wir einen Richtungsvektor ⃗u der Geraden g.<br />

Definition 8.1 Parameterform der Geradengleichung<br />

Eine Gerade g durch einen Punkt A parallel zu den Repräsentanten eines Vektors ⃗u wird beschrieben<br />

durch die Gleichung<br />

g : ⃗x = ⃗a + t⃗u.<br />

⃗a = ⃗ 0A heißt Stützvektor zum Aufpunkt A. ⃗u heißt Richtungvektor der Geraden. Für jeden Wert<br />

des Parameters t ∈ IR erreichen wir genau einen Punkt auf der Geraden g.<br />

Beispiel 8.1 Eine Gerade g verläuft durch den Punkt A(2|5|7) und parallel zur Winkelhalbierenden<br />

in der y-z-Ebene. Damit haben wir einen Stützvektor und einen Richtunsgvektor:<br />

⎛ ⎞<br />

2<br />

⃗a = ⎝ 5 ⎠ und<br />

⎛ ⎞<br />

0<br />

⃗u = ⎝ 1 ⎠.<br />

7<br />

1<br />

Daraus ergibt sich die Gleichung der Geraden g:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

2 0<br />

g : ⃗x = ⎝ 5 ⎠ + t ⎝ 1 ⎠.<br />

7 1<br />

Mit t = 1 erreichen wir dann den Punkt B(2|6|8):<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

0B ⃗ = ⃗ 2 0 2<br />

b = ⎝ 5 ⎠ + 1 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 6 ⎠.<br />

7 1 8<br />

Mit t = -3 erreichen wir dann den Punkt C(2|2|4):<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

2 0 2<br />

0C ⃗ = ⃗c = ⎝ 5 ⎠ − 3 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 2 ⎠.<br />

7 1 4<br />

Der Richtungsvektor ist nicht eindeutig. Wir können auch einen anderen Vektor ⃗v als Richtungsvektor<br />

verwenden, der zu ⃗u kollinear ist. Ebenso können wir den Aufpunkt verändern: Auch die<br />

gefundenen Punkte B und C eignen sich, da sie auf g liegen. Dann ergeben sich allerdings andere<br />

Werte für den Parameter, so dass wir besser einen anderen Buchstaben verwenden.<br />

Beispiel 8.2 Fortsetzung von<br />

⎛<br />

Beispiel<br />

⎞<br />

8.1:<br />

0<br />

Mit B als Aufpunkt und ⃗v = ⎝ −2 ⎠ = −2⃗u erhalten wir mit dem Parameter s:<br />

−2<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

2 0<br />

g : ⃗x = ⎝ 6 ⎠ + s ⎝ −2 ⎠.<br />

8 −2<br />

37


Den Punkt C erreichen wir jetzt mit s = 2:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

2 0 2<br />

0C ⃗ = ⃗c = ⎝ 6 ⎠ + 2 ⎝ −2 ⎠ = ⎝ 2 ⎠.<br />

8 −2 4<br />

Eine Gerade ist eindeutig festgelegt durch zwei Punkte. Oftmals werden deshalb zwei Punkte P<br />

und Q angegeben, um die Gerade zu definieren. Dann müssen wir uns den Richtungsvektor erst<br />

beschaffen. Dies ist der Verbindungsvektor zwischen den Punkten P und Q: ⃗u = P ⃗ Q.<br />

Beispiel 8.3 Gerade aus zwei Punkten<br />

Gegeben sind die Punkte P (−3|7|2) und Q(3| − 4|9). Wir erhalten den Richtungsvektor<br />

⎛ ⎞<br />

⃗u = 0Q ⃗ − 0P ⃗<br />

6<br />

= ⎝ −<strong>11</strong> ⎠<br />

7<br />

und mit P als Aufpunkt die Geradengleichung<br />

⎛ ⎞<br />

−3<br />

⎛<br />

6<br />

⎞<br />

g : ⃗x = ⎝ 7<br />

2<br />

⎠ + ⎝ −<strong>11</strong> ⎠.<br />

7<br />

Eine andere Form der Geradengleichung ist die Koordinatenform wie sie aus der Mittelstufe bekannt<br />

ist. Sie ist nur im IR 2 verfügbar. Da wir eine entsprechende Gleichung für Ebenen im IR 3 betrachten<br />

werden, wollen wir hier auch auf diese Form der Gleichung eingehen. Wir wandeln dazu zuächst<br />

eine Parametergleichung in eine Koordinatengleichung um. Dazu eliminieren wir den Parameter t<br />

vor dem Richtungsvektor aus dme zugehörigen Gleichngssystem.<br />

Beispiel 8.4 Wir betrachten die Gerade mit der Gleichung<br />

( ) ( )<br />

3 2<br />

g : ⃗x = + t .<br />

12 4<br />

Ersetzen wir den Vektor ⃗x durch seine Koordinaten x und y, so erhalten wir das zugehörige Gleichungssystem:<br />

Elimination von t führt zu<br />

Dies entspricht der bekannten Gleichung<br />

x = 3 + 2t<br />

y = 12 + 4t<br />

x = 3 + 2t<br />

y − 2x = 6<br />

y = 2x + 6<br />

Definition 8.2 Eine Gleichung der Form ax + by = c mit reellen Koeffizienten a, b und c bezeichnen<br />

wir als Koordinatenform der Geradengleichung.<br />

Normieren wir die Gleichung auf c = 1, so erhalten wir die Achsenabschnittsform.<br />

38


Definition 8.3 Eine Gleichung der Form x x 0<br />

+ y y 0<br />

= 1 heißt Achsenabschnittsform. Die Zahlen x 0<br />

und y 0 bezeichnen darin die Achsenschnittpunkte (x 0 |0) und (0|y 0 ).<br />

In unserem Beispiel 8.4 ergibt sich damit:<br />

x<br />

−3 + y 6 = 1<br />

mit den Achsenschnittpunkten (−3|0) und (0|6).<br />

Weitere Beispiele und Übungen zum Umgang mit der Geradengleichung befinden sich auf dem<br />

Aufgabenblatt 44 und im Buch 45 .<br />

44 55 AB Geraden<br />

45 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 349 - 350 Aufgaben 8 - 18<br />

39


9 Ebenen im IR 3<br />

Analog zu Geraden können wir auch Ebenen im dreidimensionalen Raum durch eine Parametergleichung<br />

beschreiben. Da Ebenen in zwei Richtungen (Dimensionen) verlaufen, benötigen wir dabei<br />

allerdings zwei Richtungsvektoren und entsprechend zwei Parameter.<br />

Definition 9.1 Parameterform der Ebenengleichung<br />

Eine Ebene E durch einen Punkt A parallel zu den Repräsentanten zweier Vektoren ⃗u und ⃗v wird<br />

beschrieben durch die Gleichung<br />

E : ⃗x = ⃗a + s⃗u + t⃗v.<br />

⃗a = 0A ⃗ heißt Stützvektor zum Aufpunkt A. Die Vektoren ⃗u und ⃗v heißen Richtungvektoren der<br />

Ebene. Für jede Kombination von Werten der Parameter s, t ∈ IR erreichen wir genau einen<br />

Punkt auf der Ebene E.<br />

Beispiel 9.1 Eine Ebene E verläuft durch den Punkt A(4| − 5|3) und parallel zu den Vektoren<br />

⎛ ⎞<br />

⎛ ⎞<br />

3<br />

−2<br />

⃗u = ⎝ −1 ⎠ und ⃗v = ⎝ 4 ⎠. Damit haben wir einen Stützvektor und zwei Richtungsvektoren:<br />

1<br />

1<br />

Daraus ergibt sich die Gleichung der Ebene E:<br />

⎛<br />

4<br />

⎞ ⎛<br />

3<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

−2<br />

E : ⃗x = ⎝ −5 ⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝ 4 ⎠.<br />

3 1 1<br />

Wir suchen eine Gleichung für eine Ebene F, die parallel zu E durch den Punkt B (17|3| − 8) verläuft.<br />

Dazu müssen wir nur den Stützvektor ersetzen:<br />

⎛ ⎞<br />

17<br />

⎛<br />

3<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

−2<br />

F : ⃗x = ⎝ 3<br />

−8<br />

⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝<br />

1<br />

4<br />

1<br />

⎠.<br />

Ferner können wir prüfen ob der Punkt P (6|7|6) auf der Ebene E liegt. Dazu setzen wir die Koordinaten<br />

von P in die Ebenengleichung ein und suchen nach einer möglichen Lösung für die Parameter<br />

s und t:<br />

6 = 4 − 5s − 2t<br />

7 = −5 − s + 4t<br />

6 = 3 + s + t<br />

Die Addition der beiden letzten Gleichungen liefert t = 3. Dies setzen wir ein in die erste und in<br />

die zweite Gleichung:<br />

6 = 4 − 5s − 6<br />

7 = −5 − s + 12<br />

Es ergeben sich für den Parameter s die Werte s 1 = 1, 6 und s 2 = 0. Diese sind verschieden, daher<br />

liegt P nicht in der Ebene.<br />

40


Im letzten Beispiel ist es wichtig, alle drei Gleichungen zu betrachten. Da in dem Gleichungssystem<br />

ur zwei Unbekante - die Parmeter s und t - auftreten, benötigen wir tzum Lösen des Gleichungssystems<br />

auch nur zwei der drei Gleichungen. Der Punkt liegt aber nur dann auf der Ebene, wenn diese<br />

Lösung auch die dritte - in der Rechnung nicht verwndete - Gleichung erfüllt. In dem Beispiel ist<br />

das die erste Gleichung, daher müssen wir die für t gefundene Lösung in eine der beiden benutzten<br />

Gleichungen und in die erste, nicht verwendete Gleichung einsetzen.<br />

Wir können ebenso wie bei Geraden eine Ebenengleichung auch aus gegebenen Punkten aufstellen.<br />

Eine Ebene ist stets durch drei Punkte definiert. Sind also drei Punkte A, B und C gegeben, so<br />

nehmen wir einen davon als Aufpunkt (z.B. A) und bilden die Richtungsvektoren als Verbindungsvektoren<br />

⃗u = AB ⃗ und ⃗v = AC. ⃗<br />

Beispiel 9.2 Gegeben sind die Punkte A (5| − 6|8), B (7|2| − 1) und C (1|4|5). Dann lautet eine<br />

Gleichung der Ebene:<br />

⎛<br />

5<br />

⎞ ⎛<br />

2<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

−4<br />

E : ⃗x = ⎝ −6 ⎠ + s ⎝<br />

8<br />

8<br />

−9<br />

⎠ + t ⎝ 10 ⎠.<br />

−3<br />

bei den geradengleichungen haben wir zusätzlich eine Koordinatenform und die Achsenabschnittsform<br />

betrachtet.<br />

Definition 9.2 Eine Gleichung der Form ax + by + cz = d mit reellen Koeffizienten a, b, c und d<br />

nennen wir eine Koordinatenform einert Ebenengleichung im IR 3 .<br />

Eine Gleichung der Form x x 0<br />

+ y y 0<br />

+ z z 0<br />

= 1 nennen wir Achsenabschnittsform.<br />

Die Umwandlung einer Parameterform in eine Koordinatenform erfolgt wie bei den Geraden durch<br />

Elimination der Parameter.<br />

Beispiel 9.3 Wir betrachten die Ebene<br />

⎛<br />

E : ⃗x = ⎝<br />

⎞<br />

−3<br />

4<br />

7<br />

⎛<br />

⎠ + s ⎝<br />

⎞<br />

−3<br />

4<br />

0<br />

⎛<br />

⎠ + t ⎝<br />

⎞<br />

−3<br />

0 ⎠.<br />

7<br />

Ersetzen wir den Vektor ⃗x durch seine Koordinaten x, y und z, so ergibt sich das Gleichungssystem<br />

x = −3 − 3s − 3t<br />

y = 4 + 4s<br />

z = 7 + 7t<br />

Wir lösen die zweite Gleichung nach s und die dritte nach t auf und erhalten:<br />

s = y 4 − 1 und t = z 7 − 1.<br />

Dies setzen wir in die erste Gleichung ein:<br />

( ) ( )<br />

y z<br />

x = −3 − 3 ·<br />

4 − 1 − 3 ·<br />

7 − 1<br />

28x + 21y + 12z = 84<br />

Daraus ergibt sich die Achsenabschnittsform<br />

28x = −84 − 21y + 84 − 12z + 84<br />

41


x<br />

3 + y 4 + z 7 = 1.<br />

Die Ebene schneidet die Koordinatenachsen in den Punkten X (3|0|0), Y (0|4|0) und Z (0|0|7).<br />

Ebenengleichungen werden z.B. bei der Beschreibung von Dachflächen in der Architektur verwendet.<br />

Insbesondere gängige Architektenprogramme für Computer verwenden eine Vektorgrafik<br />

zur Beschreibung der Punkte, Linien und Flächen.<br />

Weitere Beispiele und Übungen zum Umgang mit der Ebenengleichung befinden sich auf dem Aufgabenblatt<br />

46 und im Buch 47 .<br />

46 56 AB Ebenen<br />

47 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 377 - 378 Aufgaben 5 - 14<br />

42


10 Lagebeziehungen von Geraden und Ebenen<br />

Wir wollen jetzt untersuchen, wie zwei Geraden im Raum zueinander liegen können. Sicher besteht<br />

die Möglichkeit, dass die beiden Geraden sich schneiden. Außerdem können sie parallel zueinander<br />

verlaufen. Diese beiden Möglichkeiten kennen wir aus der Geometrie in der Ebene. Da die Gleichung<br />

einr Geraden in der Vektordarstellung aber nicht eindeutig ist, kann es uns passieren, dass wir zwei<br />

Geradengleichungen haben, die zur gleichen Gerdaen gehören. Die Geraden könnten also sogar<br />

identisch sein. Im IR 3 gibt es noch eine vierte Möglichkeit: Die Geraden können ohne Schnittpunkt<br />

aneinander vorbei laufen, obwohl sie nicht parallel zueinander verlaufen. Wir nennen diese Geraden<br />

dann windschief zueinander. Insgesamt erhalten wir also folgende vier Möglichkeiten für die Lage<br />

zweier Geraden g und h zueinander:<br />

• g und h sind identisch.<br />

• g und h verlaufen parallel zueinander.<br />

• g und h schneiden sich in einem Punkt S.<br />

• g und h liegen windschief zueinander.<br />

Es gibt zwei Methoden, die jeweilige Lage zu bestimmen.<br />

10.1 Analyse der Lagebeziehung über Kollinearitätsbedingungen<br />

Wir können unsere vier Fälle in zwei Gruppen einteilen: Parallele und identische Geraden müssen<br />

durch kollineare Richtungsvektoren beschrieben werden, sich schneidende oder windschiefe Geraden<br />

dagegen können keine kollinearen Richtungsvektoren besitzen. Daher können wir zunächst die<br />

Richtungsvektoren unserer Geraden g und h auf Kollinearität prüfen.<br />

Sind die Richtunsgvektoren kollinear, so müssen die Geraden zumindest parallel verlaufen. Jetzt<br />

prüfen wir, ob der Aufpunkt der einen Geraden auf der anderen geraden liegt, bzw. ob der Verbindungsvektor<br />

A g<br />

⃗A h kollinear zu den beiden Richtungsvektoren ist. Liegt A g auf h, dann liegt auch<br />

A h auf g und der Verbindungsvektor ist kollinear zu den Richtungsvektoren. In diesem Fall sind die<br />

Geraden identisch. Sind g und h verschieden voneinander, verlaufen sie also echt parallel zueinander,<br />

so kann A g nicht auf h liegen. Dann liegt aber auch A h nicht auf g und der Verbindungsvektor ist<br />

nicht kollinear zu den Richtungsvektoren.<br />

Beispiel 10.1 Kollinearitätsprüfung<br />

Wir betrachten die Geraden<br />

⎛ ⎞<br />

−1<br />

⎛<br />

2<br />

⎞<br />

g : ⃗x = ⎝ −<strong>11</strong> ⎠ + s ⎝<br />

6<br />

8<br />

−5<br />

⎠<br />

und<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

5 −1<br />

h : ⃗x = ⎝ 13 ⎠ + t ⎝ −4 ⎠.<br />

−8 2, 5<br />

Die Richtungsvektoren sind kollinear, denn es gilt:<br />

⎛<br />

2<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

−1<br />

⎝ 8<br />

−5<br />

⎠ = −2 ⎝ −4 ⎠.<br />

2, 5<br />

43


Folglich sind die beiden Geraden g und h zumindest parallel. Jetzt setzen wir den Stützvektor des<br />

Aufpunktes von g in die Gleichung von h ein:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−2 5 −1<br />

⎝ −<strong>11</strong> ⎠ = ⎝ 13 ⎠ + t ⎝ −4 ⎠;<br />

4 8 2, 5<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−6 −1<br />

⎝ −24 ⎠ = t ⎝ −4 ⎠.<br />

14 2, 5<br />

In den ersten beiden Koordinaten wird diese Gleichung erfüllt für t = 6. Aber in der dritten Gleichung<br />

ergibt sich t = 28 5 ≠ 6. Daher liegt der Aufpunkt von g nicht auf h. Die Geraden verlaufen<br />

echt parallel.<br />

Sind nach der ersten Prüfung die Richtunsgvektoren nicht kollinear, so können die Geraden g<br />

und h nur noch windschief sein oder sich in einem Punkt S schneiden. Dies können wir mit einem<br />

Ansatz zur Bestimmung eines möglichen Schnittpunktes untersuchen. Existiert der Schnittpunkt<br />

nicht, dann müssen die Geraden windschief sein.<br />

10.2 Analyse eines Schnittpunktansatzes<br />

Im zweiten Verfahren vermuten wir die Existenz eines Schnittpunktes. Mit dem Gleichsetzungsverfahren<br />

können wir diesen Schnittpunkt bestimmen. Erhalten wir eine eindeutige Lösung, so<br />

gibt es einen Schnittpunkt, und wir haben diesen auch gleich bestimmt. Gibt es dagegen unendlich<br />

viele Lösungen, so müssen die Geraden identisch sein. Gibt es keinen Schnittpunkt, so verlaufen die<br />

Geraden parallel zueinander oder windschief aneinander vorbei.<br />

Beispiel 10.2 Lageuntersuchung mit einem Schnittpunktansatz<br />

Wir betrachten die Geraden<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−3 3<br />

g : ⃗x = ⎝ −4 ⎠ + s ⎝ 1 ⎠<br />

−6 4<br />

und<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

7 4<br />

h : ⃗x = ⎝ 1 ⎠ + t ⎝ 3 ⎠.<br />

4 2<br />

Für einen möglichen Schnittpunkt muss es Parameterwerte für t und s geben, so dass beide rechten<br />

Terme der geradengleichungnen zum gleichen Ortsvektor führen:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−3 3 7 4<br />

⎝ −4 ⎠ + s ⎝ 1 ⎠ = ⎝ 1 ⎠ + t ⎝ 3 ⎠.<br />

−6 4 4 2<br />

Gibt es für diese Gleichung Lösungen für die Parameter s und t, so führen sie zum gesuchten<br />

Schnittpunkt. Wir stellen das zugehörige Gleichungssystem auf:<br />

−3 + 3s = 7 + 4t<br />

−4 + s = 1 + 3t<br />

−6 + 4s = 4 + 2t<br />

44


Ordnen ergibt:<br />

3s − 4t = 10<br />

s − 3t = 5<br />

4s − 2t = 10<br />

Mit dem Gaußalgorithmus und durch vorziehen der zweiten Gleichung nach oben ergibt sich:<br />

und dann<br />

s − 3t = 5<br />

5t = −5<br />

10t = −10<br />

s − 3t = 5<br />

t = −1<br />

0 = 0<br />

Hier wird eine besondere Stärke des Gaußalgorithmus sichtbar. Die letzte Gleichung sagt uns sofort,<br />

dass ein Schnittpunkt existiert. Also müssen wir nur noch den Wert für t in die erste Gleichung<br />

einsetzen und erhalten:<br />

s = 5 + 3t = 5 − 3 = 2.<br />

Jetzt können wir s = 2 in die Gleichung von g oder t = −1 in die Gleichung von h einsetze. In<br />

beiden Fällen müssne wir zum gleichen Schnittpunkt gelangen:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−3 3 3<br />

g : ⃗x = ⎝ −4 ⎠ + 2 ⎝ 1 ⎠ = ⎝ −2 ⎠.<br />

−6 4 2<br />

Der Schnittpunkt liegt also in S (3| − 2|2).<br />

Wir können die vier Fälle, wie zwei Geraden zueinander liegen können, an der Gestalt des Gleichungssystems<br />

nach der Umformung mit dem Gaußalgorithmus erkennen. Zu jedem der vier Fälle<br />

passt genau eine Gestalt. Eine eindeutige Lösung und damit einen Schnittpunkt erhalten wir, falls<br />

die Lösung aussieht wie im Beispiel:<br />

a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />

0 + b 2 · t = c 2<br />

0 = 0<br />

Dabei dürfen die Koeffizienten a 1 , b 1 und b 2 nicht null werden. Wird c 2 null, so ist eben t = 0 eine der<br />

gesuchten Lösungen. Auch c 1 darf null werden. Bei parallelen Geraden nimmt das Gleichungssystem<br />

folgende Form an.<br />

a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />

0 · t = 0<br />

0 = c 3<br />

45


Die zweite Gleichung gaukelt uns vor, dass es unendliche viele Schnittpunkte gibt. Die Probe in<br />

der dritten Gleichung schlägt aber fehl. Es kann acuh sein, dass die letzten beiden Gleichungen in<br />

vetauschter Reihenfolge auftreten. Im Fall identischer Geraden fällt auch die dritte Gleichung in<br />

sich zusammen:<br />

a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />

0 · t = 0<br />

0 = 0<br />

Bei windschiefen Geraden liefern die beiden ersten Gleichungen zunächst eine Lösung, die dann aber<br />

in der dritten Gleichung nicht aufgeht. Dadurch entsteht folgende Struktur:<br />

a 1 · s + b 1 · t = c 1<br />

0 · t = c 2<br />

0 = c 3<br />

Somit können wir aus dem Schnittpunktansatz heraus mit Hilfe des Gaußalgorithmus über die letzte<br />

Gestalt des Gleichungssystems alle vier möglichen Lagen von zwei geraden im Raum unterscheiden.<br />

Geeignete Übungsaufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 48 und im Buch 49 .<br />

Vektorgleichungen von Geraden eignen sich besonders zur Darstellung von Bewegungen im Raum.<br />

Daraus ergeben sich eine ganze Reihe von Anwendungsaufgaben mit Flugbewegungen oder Schiffsbewegungen<br />

50 .<br />

10.3 Lage von Geraden und Ebenen<br />

Die Situation zwischen einer Geraden und einer Ebene ist erheblich einfacher. Eine Gerade kann<br />

• eine Ebene schneiden - eindeutige Lösung.<br />

• in der Ebene liegen - unendlich viele Lösungen.<br />

• parallel zur Ebene verlaufen - keine Lösung.<br />

Dies drückt sich auch darin aus, dass der Schnittpunktansatz mit dem Gleichungsverfahren zu einem<br />

Gleichungsysstem mit drei Gleichungen und drei Unbekannten führt.<br />

Beispiel 10.3 Schnittpunkt von Gerade und Ebene<br />

Wir betrachten die Gerade<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

1 1<br />

g : ⃗x = ⎝ 0 ⎠ + s ⎝ 2 ⎠<br />

2 1<br />

und die Ebene E<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

2 4 3<br />

E : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ 2 ⎠ + q ⎝ 1 ⎠.<br />

1 9 6<br />

Mit dem Gleichsetzungsverfahren ergibt sich zunächst die Vektorgleichung<br />

48 56 AB Lage von Geraden<br />

49 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 377 - 378 Aufgaben 5 - 14<br />

50 58 AB Geradenanwendung<br />

46


Daraus entwickeln wir das Gleichungssystem<br />

Ordnen ergibt:<br />

Mit dem Gaußalgorithmus erhalten wir:<br />

sowie<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

1 1 2 4 3<br />

⎝ 0 ⎠ + s ⎝ 2 ⎠ = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ 2 ⎠ + q ⎝ 1 ⎠.<br />

2 1 1 9 6<br />

1 + s = 2 + 4p + 3q<br />

2s = 3 + 2p + q<br />

2 + s = 1 + 9p + 6q<br />

s − 4p − 3q = 1<br />

2s − 2p − q = 3<br />

s − 9p − 6q = −1<br />

s − 4p − 3q = 1<br />

6p + 5q = 1<br />

−5p − 3q = −2<br />

s − 4p − 3q = 1<br />

1p + 5 6 q = 1 6<br />

7<br />

6 q = −7 6<br />

Damit erhalten wir q = −1 und durch Einsetzen in die vorhergehenden Gleichungen p = 1 und<br />

s = 2. Diese Werte können wir jetzt soowohl in die Gleichung der Geraden g als auch in diejenige<br />

der Ebene E einsetzen und erhalten jeweils den Schnittpunkt:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

1 1 3<br />

⃗s = ⎝ 0 ⎠ + 2 ⎝ 2 ⎠ = ⎝ 4 ⎠.<br />

2 1 4<br />

Der Schnittpunkt liegt also in (3|4|4).<br />

Ergibt das Gleichungssystem keine oder unendlich viele Lösungen, so verläuft die Gerade parallel<br />

zur Ebene bzw. in der Ebene. In beiden Fällen ist eine konkrete Berechnung eines Schnittpunkts<br />

nicht möglich.<br />

10.4 Lage zweier Ebenen<br />

Auch bei zwei Ebenen gibt es nur drei mögliche Lagebeziehungen:<br />

• die Ebenen schneiden sich in einer Geraden.<br />

• die Ebenen verlaufen ohne gemeinsamen Punkt parallel zueinander.<br />

• die Ebenen sind identisch.<br />

47


Das Problem liegt hier darin, dass sich im Falle des Schnitts als Lösung eine Schnittgerade mit<br />

unendlich vielen gemeinsamen Punkten ergibt. Das zugehörige Gleichungssystem besitzt bei vier<br />

Unbekannten nur drei Gleichungen, so dass wir bestenfalls eine eindeutige Beziehung zwischen zwei<br />

der Parameter erhalten.<br />

Beispiel 10.4 Schnittgerade zweier Ebenen<br />

Wir betrachten die Ebenen<br />

⎛<br />

4<br />

⎞ ⎛<br />

4<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

−2<br />

E : ⃗x = ⎝ 0<br />

−3<br />

⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝<br />

−5<br />

0<br />

3<br />

⎠<br />

und<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−2 2 2<br />

F : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />

−1 2 6<br />

Mit dem Gleichsetzungsverfahren ergibt sich zunächst die Vektorgleichung<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

4 4 −2 −2 2 2<br />

⎝ 0 ⎠ + s ⎝ −1 ⎠ + t ⎝ 0 ⎠ = ⎝ 3 ⎠ + p ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />

−3 −5 3 −1 2 6<br />

Daraus erhalten wir das Gleichungssystem<br />

Ordnen ergibt:<br />

4 + 4s − 2t = −2 + 2p + 2q<br />

−s = 3 − p − q<br />

−3 − 5s + 3t = −1 + 2p + 6q<br />

4s − 2t − 2p − 2q = −6<br />

−s + p + q = 3<br />

−5s + 3t − 2p − 6q = 2<br />

Jetzt müssen wir zwei Parameter eliminieren, die aus derselben Ebenengleichung stammen. Dazu<br />

verwenden wir wieder den Gaußalgorithmus:<br />

und dann:<br />

t − 2s + p + q = 3<br />

s − p − q = −3<br />

s − 5p − 9q = −7<br />

t − 2s + p + q = 3<br />

s − p − q = −3<br />

−4p − 8q = −4<br />

Die letzte Gleichung können wir jetzt nach p auflösen:<br />

−4p = −4 + 8q<br />

p = 1 − 2q<br />

48


und in die Gleichung der Ebene F einsetzen. Dadurch eine entsteht eine Geradengleichung für die<br />

Schnittgerade s:<br />

⎛ ⎞<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

−2<br />

2 2<br />

s : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + (1 − 2q) ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1 ⎠.<br />

−1<br />

2 6<br />

Jetzt lösen wir die Klammer auf, ordnen und fassen zusammen:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />

−2 2<br />

2 2<br />

s : ⃗x = ⎝ 3 ⎠ + 1 ⎝ −1 ⎠ − 2q ⎝ −1 ⎠ + q ⎝ −1<br />

−1 2<br />

2 6<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

0<br />

s : ⃗x = ⎝ ⎠ + q ⎝ ⎠;<br />

2<br />

1<br />

Dabei müssen wir darauf achten, dass die beiden Parameter derselben Ebenegleichung entstammen,<br />

denn sonst reduziert sich am Ende die Gleichung nicht zu einer Geradengleichung. Sind die Ebenen<br />

identisch, so erhalten wir anstelle der Beziehung zwischen den Parametern eine allgemingültige Gleichung<br />

in der Form 0 = 0. Bei parallelen Geraden kann das Gleichungsystem keine Lösung besitzen,<br />

was sich in einer nicht erfüllbaren Aussage der Form 0 = c ausdrückt, wobei die Zahl c eben nicht<br />

null sein kann.<br />

Ebenen als Hauswände oder Dachflächen von Gebäuden spielen in der Architektur eine Rolle. Zusammen<br />

mit Geraden als Firstlinie oder Hauskante ergeben sich verschiedene Anwendungen der<br />

Vektorrechnung 51 .<br />

−2<br />

1<br />

2<br />

⎞<br />

⎠;<br />

51 60 AB Ebenenanwendung<br />

49


Teil III<br />

Stochastik - Wahrscheinlichkeitstheorie<br />

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung bildet neben der Algebra, der Geometrie und der Analysis das<br />

vierte große Teilgebiet der <strong>Mathe</strong>matik. Wir untersuchen hier Strukturen, die sich durch die Betrachtung<br />

einer großen Anzahl von Ereignissen ergeben, obwohl für ein einzelnes Ereignis keine<br />

Aussage über den Ausgang möglich ist, da es dem Zufall unterliegt. Das Widersprüchliche aber<br />

auch Faszinierende darin liegt in der Tatsache, dass Ereignisse, die zufällig geschehen im großen<br />

betrachtet dennoch berechenbar sind. Die Ergebnisse solcher Berechnungen spielen eine große Rolle<br />

in der Wirtschaft und in der Wissenschaft. Versicherungen z.B. kalkulieren mit der Häufigkeit von<br />

Schadensereignissen ihre Beiträge.<br />

<strong>11</strong> Zufallsexeperimente und Wahrscheinlichkeitsdefinition<br />

<strong>11</strong>.1 Zufallsexperimente<br />

Grundlage aller Betrschtungen ist das Zufallsexperiment. Wir beginnen mit einer Gruppenarbeit 52 .<br />

Die Beispiele aus der Gruppenarbeit zeigen verschiedene Varianten von Zufallsexperimenten. Allen<br />

gemeinsam ist, dass der konkrete Ausgang einer einzelnen Versuchsdurchführung nicht vorhersagbar<br />

ist. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung liefert mathematische Modelle zur Beschreibung realer<br />

Vorgänge, für die es mehrere bekannte Ausgänge gibt, von denen einer mit Sicherheit eintritt, aber<br />

nicht vorhersehbar ist, welcher.<br />

Definition <strong>11</strong>.1 Experiment und Zufall<br />

Ein Experiment ist ein Vorgang, der unter gleich bleibenden Bedingungen beliebig oft zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten und an verschiedenen Orten wiederholt werden kann (Reproduzierbarkeit).<br />

Ein Versuch ist eine einzelne einmalige Durchführung eines Experiments.<br />

Diese Definition passt auf alle Experimente. Sie gilt in den Naturwissenschaften genau so wie in der<br />

<strong>Mathe</strong>matik oder bei Felduntersuchungen in der Pädagogik oder Psychologie. Wir unterscheiden<br />

dabei zwischen dem planbaren Experiment an sich, dass durch die Rahmenbedingungen und den<br />

Ablauf genau festgelgt un damit einmalig ist, und der Durchführung, die beliebig oft wiuederholt<br />

werden kann.<br />

Definition <strong>11</strong>.2 Zufallsexperimente<br />

Ein Experiment mit vorhersehbarem Ausgang heißt determiniert.<br />

Ein Experiment mit mehreren bekannten möglichen Ausgängen, von denen einer mit Sicherheit<br />

eintritt, aber nicht vorhersehbar ist, welcher, nennen wir Zufallsexperiment.<br />

Damit wird der Unterschied zwischen einem naturwissenschasftlichen Experiemnt und einem Zufallsexperiment<br />

deutlich. In der Naturwissenschaft führt jeder Versuch des gleichen Experiments -<br />

egal wer das Experiment an welchem Ort durchführt - zum gleichen Ergebnis. Bei einem Zufallsexperiment<br />

führt jede Durchführung, d.h. jeder konkrete Versuch zu einem anderen Ausgang.<br />

Bei jedem Zufallsexperiment ist aber die Menge der möglichen Versuchsausgänge begrenzt. Die konkrete<br />

Zusammenstellung der Möglichkeiten hängt dabei nicht nur vom Experiment ab sondern auch<br />

von der mit dem Experiment verbundenen Fragestellung.<br />

52 60 G Zufallsexperimente<br />

50


Definition <strong>11</strong>.3 Ergebnisse<br />

Ein mögliches Einzelresultat bei der Durchführung eines Zufallsexperiments nennen wir ein Ergebnis<br />

ω zu diesem Experiment. Die Menge aller möglichen Ergebnisse heißt Ergebnismenge Ω.<br />

Beispiele dafür haben wir in der Gruppenarbeit kennen gelernt. Wir wollen sie hier sprachlich<br />

präzisieren.<br />

Beispiel <strong>11</strong>.1 Ergebnismengen<br />

Werfen eines Würfels:<br />

Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}<br />

Augensumme zweier Würfel:<br />

Ω = {2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, <strong>11</strong>, 12}<br />

Farbe beim Roulette:<br />

Ω = {schwarz, rot, grün}<br />

Ziehen einer Lottokugel:<br />

Ω = {1, 2, 3, , ...47, 48, 49}<br />

Ziehung der Lottozahlen:<br />

Ω = {(1, 2, 3, 4, 5, 6), (1, 2, 3, 4, 5, 7), ...(2, 3, 5, 8, 13, 21)...(44, 45, 46, 47, 48, 49)}<br />

Die konkrete Fragestellung führt oft dazu, dass mehrere Ergebnisse gewünscht sind, andere<br />

unerwünscht. Wir suchen nach einem bestimmten Ereignis.<br />

Definition <strong>11</strong>.4 Ereignisse<br />

Jede Teilmenge E der Ergebnismenge Ω eines Zufallsexperiments beschreibt ein bestimmtes Ereignis.<br />

Die Teilmengen mit nur einem Element nennen wir Elementarereignisse, die leere Menge<br />

heißt unmögliches Ereignis, die Gesamtmenge E = Ω ist das sichere Ereignis.<br />

Fassen wir alle möglichen Ereignisse eines Zufallsexperiments zusammen, so erhalten wir eine Menge,<br />

den Ereignisraum ℘(Ω).<br />

Die Menge Ē = Ω\E enthält genau diejenigen Ergebnisse, die nicht in E enthalten sind, beschreibt<br />

also das Gegenereignis zum Ereignis E.<br />

Ein Ereignis ist eingetreten, falls eines der Elemente der Menge erschienen ist. Daher kann die leere<br />

Menge nicht eintreten, sie ist also unmöglich, irgendein Element der Menge der Ω wird erscheinen,<br />

so dass Ω sicher eintritt. Auch hier können wir für einige Beispiele auf unsere Gruppenarbeit<br />

zurückgreifen.<br />

Beispiel <strong>11</strong>.2 Ereignisse<br />

Pasch beim Werfen zweier Würfel:<br />

E 1 = {<strong>11</strong>, 22, 33, 44, 55, 66}<br />

Impair beim Roulette:<br />

Ω = {1, 3, 5, 7, ...31, 33, 35}<br />

Fibonacci-Folge bei der Ziehung der Lottozahlen:<br />

Ω = {(1, 2, 3, 5, 8, 13), (2, 3, 5, 8, 13, 21), (3, 5, 8, 13, 21, 34)}<br />

Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 53 .<br />

Die eingeführten Grundbegriffe sind auf einem Informationsblatt 54 zusammen gestellt.<br />

53 61 AB Ereignisräume<br />

54 60 Info Grundbegriffe<br />

51


<strong>11</strong>.2 Wahrscheinlichkeiten<br />

Als nächstes wollen wir die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse berechenbar machen. Dazu müssen<br />

wir festlegen, was wir unter einer Wahrscheinlichkeit verstehen wollen. Zumindest müssen wir jedem<br />

Ereignis eindeutig eine Zahl zuordnen, die dann auch noch einige Bedingungen erfüllen muss. Diese<br />

Zuordnung erfüllt die Kriterien für eine Funktion.<br />

Definition <strong>11</strong>.5 Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

Eine auf einem Ereignisraum ℘(Ω) definierte Funktion P mit reellen Funktionswerten heißt Wahrscheinlichkeit<br />

oder Wahrscheinlichkeitsfunktion, falls sie folgende drei Eigenschaften besitzt (Kolmogorov<br />

- Axiome):<br />

K1: Für jedes Ereignis E ⊆ Ω gilt 0 ≤ P (E).<br />

K2: P(Ω) = 1<br />

K3: Für zwei disjunkte Ereignisse E und F gilt: P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ).<br />

Aus diesen Axiomen ergibt sich zunächst, dass jede Wahrscheinlichkeit kleiner als 1 ist, denn jedes<br />

Ereignis E ergibt zusammen mit seinem Gegenereignis Ē die Ergebnismenge Ω, wobei die Mengen<br />

disjunkt sind. Also gilt:<br />

1 = P (Ω) = P (E ∪ Ē) = P (E) + P (Ē).<br />

Zusammen mit dem Axiom K1 bedeutet das, alle Wahrscheinlichkeiten liegen im Intervall [0; 1].<br />

Damit ergibt sich jetzt sofort die Wahrscheinlichkeit für das unmögliche Ereignis:<br />

P (Ω ∪ {}) = P (Ω) + P ({}) = 1 + P ({})<br />

P ({}) = 0.<br />

Außerdem können wir festhalten: Für ein Gegenereignis ergibt sich die Wahrscheinlichkeit<br />

P (Ē) = 1 − P (E).<br />

Im dritten Axiom wird eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Vereinigungsmenge<br />

getroffen. Wir wollen uns hier kurz die Bedeutung von Schnitt- und Vereinigungsmengen<br />

im Rahmen der Bescheribung von Ereignissen klar machen. Grundsätzlich ist es so, dass das<br />

Ereignis ’E und F’ eintritt, wenn das konkrete Ergebnis sowohl E als auch F erfüllt, d.h. in beiden<br />

Mengen, also in der Schnittmenge E ∩ F liegt. Das Ereignis ’E oder F’ tritt ein, wenn entweder E<br />

oder F oder beide erfüllt sind, d.h. das Ergebnis liegt in mindestens einer der beiden Mengen, also<br />

in der Vereinigungsmenge E ∪ F .<br />

Wir benötigen noch eine wichtige Erweiterung dieses dritten Axioms K3 für den Fall, dass die<br />

Ereignisse nicht disjunkt sind. Dann gilt:<br />

P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ) − P (E ∩ F ).<br />

Der Nachweis ergibt sich aus einer disjunkten Zerlegung der Vereinigungsmenge:<br />

Folglich gilt nach K3:<br />

Für das Ereignis E gilt:<br />

E ∪ F = (E\F ) ∪ (E ∩ F ) ∪ (F \E).<br />

P (E ∪ F ) = P (E\F ) + P (E ∩ F ) + P (F \E).<br />

E = (E\F ) ∪ (E ∩ F );<br />

P (E) = P (E\F ) + P (E ∩ F ).<br />

52


Daraus ergeben sich die Wahrscheinlichkeiten für die Differenzmengen:<br />

Setzen wir dies ein, so folgt:<br />

P (E\F ) = P (E) − P (E ∩ F )<br />

P (F \E) = P (F ) − P (E ∩ F )<br />

P (E ∪ F ) = P (E) − P (E ∩ F ) + P (E ∩ F ) + P (F ) − P (E ∩ F );<br />

P (E ∪ F ) = P (E) + P (F ) − P (E ∩ F ).<br />

Jetzt können wir die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses ’E oder F’ jederzeit<br />

berechnen aus den Wahrscheinlichkeiten der beteiligten Einzelereignisse E und F.<br />

<strong>11</strong>.3 Laplace-Experimente<br />

Es gibt durchaus verschiedene Wahrscheinlichkeitsfunktionen, die diese Bedingungen erfüllen. Einige<br />

davon werden wir als Wahrscheinlichkeitsverteilungen kennen lernen, z.B. die Binomialverteilung<br />

oder die Gaußverteilung. Zunächst wollen wir als einfachstes und einsichtigstes Beispiel diejenige<br />

Verteilung betrachten, die z.B. das Verhalten eines Würfels oder das Roulettespiel korrekt beschreibt.<br />

Definition <strong>11</strong>.6 Laplace - Verteilung<br />

Ein Zufallsexperiment, bei dem alle Ergebnisse mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eintreten, nennen<br />

wir ein Laplace - Experiment. Die zugehörige Wahrscheinlichkeitsfunktion nennen wir Laplace<br />

- Verteilung.<br />

Betrachten wir also ein Roulettespiel. Jede der 37 Zahlen erscheint mit der gleichen Wahrscheinlichkeit.<br />

Sie beträgt dann zwangsläufig<br />

P (Zahl) = 1<br />

37 ,<br />

denn wir können die Ergebnismenge in 37 disjunkte Elementarereignisse zerlegen, die zusammen<br />

die Wahrscheinlichekit 1 besitzen müssen. Für solche Laplace - Verteilungen gilt offenbar immer:<br />

Satz <strong>11</strong>.1 Jedes Elementarereignis ω i als Teilmenge der Ergebnismenge Ω = ω 1 , ...ω n eines Laplace<br />

- Experiments tritt mit der Wahrscheinlichkeit P (ω i ) = 1 n auf.<br />

Allgemein lässt sich dann für die Ereignisse eines Laplace - Experiments die Wahrscheinlichkeit<br />

berechnen aus der Anzahl der Elemente des Ereignis.<br />

Definition <strong>11</strong>.7 Mächtigkeit<br />

Die Anzahl der Elemente einer Menge M heißt Mächtigkeit |M| der Menge M.<br />

Mit diesem Begriff können wir unsere Erkenntnis jetzt präzise formulieren:<br />

Satz <strong>11</strong>.2 Laplace-Wahrscheinlichkeit<br />

Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignis E zu einem Laplace - Experiment beträgt P (E) = |E|<br />

|Ω| .<br />

Wir wollen einige Beispiele betrachten.<br />

Beispiel <strong>11</strong>.3 Münzwurf<br />

Ergebnisraum: Ω = {W appen, Zahl} = {w, z}.<br />

Werfen wir jetzt drei Münzen gleichzeitig, so sind die Ergebnisse www, wwz, wzz und zzz denkbar.<br />

Es ist jedoch ungünstig, damit zu rechnen, da diese Ergebnisse nicht gleichberechtigt sind, wir haben<br />

53


kein Laplace-Experiment.<br />

Wir tun einmal so, als ob wir die Münzen nacheinander werfen würden. Dann erhalten wir den Ergebnsiraum<br />

Ω = {www, wwz, wzw, zww, wzz, zwz, zzw, zzz}. Hier sind jetzt alle Ergebnisse gleichberechtigt,<br />

treten also mit der gleichen Wahrscheinlichkeit ein. Dann können wir aber auch die<br />

Wahrscheinlichkeiten verschiedener Ereignisse berechnen.<br />

P (2W appen) = P (wwz, wzw, zww) = |wwz,wzw,zww|<br />

|Ω|<br />

= 3 8<br />

= 0, 125.<br />

Ähnlich gelingt die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bei zwei oder mehr Würfeln. Unabhängig<br />

davon, ob die Würfel gleichzeitig oder nacheinander geworfen werden, ob es gleiche oder unterscheidbare<br />

Würfel sind, wir denken und rechnen immer so, als seien die Würfel verschieden und<br />

nacheinander gefallen. Dadurch erhalten wir ein Laplace-Experiment, und nur dann können wir die<br />

Wahrscheinlichkeiten korrekt bestimmen.<br />

Beispiel <strong>11</strong>.4 Roulette<br />

Beim Roulette müssen wir also von den 37 Zahlen als Elementarereignisse ausgehen:<br />

Ω = {0, 1, 2, 3, 4, ...35, 36}.<br />

Betrachten wir jetzt eine der Farben, z.B. ’rot’, so besteht das zugehörige Ereignis aus der Menge<br />

aller Zahlen, die rot sind: E = . Für die Wahrscheinlichkeit ist nur die Anzahl dieser Zahlen von<br />

Bedeutung. Wir erhalten:<br />

P (rot) = P (E) = P () = |E|<br />

|Ω| = 18<br />

37<br />

≈ 0, 4865.<br />

Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 55 .<br />

Nicht immer lassen sich die Wahrscheinlichkeiten von Elementarereignissen so einfach bestimmen.<br />

Oft werden Wahrscheinlichkeiten durch Auszählen nach zahlreicher Wiederholung des Experiments<br />

gewonnen. Dann spricht man von der empirischen Wahrscheinlichkeit. Diese beruht auf Erfahrungswerten.<br />

Definition <strong>11</strong>.8 Empirische Wahrscheinlichkeit<br />

Führt man ein Zufallsexperiment N - fach durch, und tritt dabei das Ereignis E mit der absoluten<br />

Häufigkeit H(E) auf, so heißt der Anteil h(E) = H(E)<br />

N<br />

relative Häufigkeit des Ereignisses E. Ist die<br />

Anzahl N der Versuchsdurchführung ausreichend groß, so nähert sich die relative Häufigkeit einem<br />

festen Wert p(E), den wir empirische Wahrscheinlichkeit des Ereignisses E nennen:<br />

.<br />

p(E) =<br />

lim<br />

N→∞ h(E).<br />

Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 56 .<br />

12 Kombinatorik und Urnenemodelle - Simulationen<br />

Die Kombinatorik stellt Abzählregeln zur Ermittlung der Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Wir benötigen diese bei der Bestimmung der Mächtigkeit von Ereignissen. Wir<br />

stellen zunächst die Grundformen zusammen, die aus der Mittelstufe bekannt sein sollten.<br />

Grundaufgabe 1:<br />

Sortierungen von n verschiedenen Objekten (n-Permutationen):<br />

Es gibt<br />

55 62 AB Laplace-Wahrscheinlichkeiten<br />

56 63 AB Empirische Wahrscheinlichkeiten<br />

54


∏<br />

n! = n i = n · (n − 1) · ... · 1<br />

i=1<br />

Anordnungen von n verschiedenen Objekten.<br />

Grundaufgabe 2:<br />

Auswahl mit Wiederholungen mit Reihenfolge (mWmR - k-Tupel mit Wiederholungen)<br />

Es gibt<br />

n k<br />

Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten auszuwählen und der Reihe nach anzuordnen, wenn<br />

Wiederholungen möglich sind.<br />

Grundaufgabe 3:<br />

Auswahl ohne Wiederholungen mit Reihenfolge (oWmR - k-Tupel ohne Wiederholungen)<br />

Es gibt<br />

P n (k) = n!<br />

(n−k)!<br />

Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten auszuwählen und der Reihe nach anzuordnen, wenn<br />

Wiederholungen nicht möglich sind.<br />

Grundaufgabe 4:<br />

Auswahl ohne Wiederholungen ohne Reihenfolge (oWoR - k-Teilmengen)<br />

Es gibt<br />

C n (k) = ( n) k =<br />

n!<br />

(nk)!·k!<br />

Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten ohne Beachtung der Reihenfolge auszuwählen, wenn<br />

Wiederholungen nicht möglich sind.<br />

Grundaufgabe 5:<br />

Auswahl mit Wiederholungen ohne Reihenfolge (mWoR - k-Variationen)<br />

Es gibt<br />

V n (k) = ( n+k−1) k =<br />

(n+k−1)!<br />

(n−1)!·k!<br />

Möglichkeiten, k Elemente aus n Objekten ohne Beachtung der Reihenfolge auszuwählen, wenn<br />

Wiederholungen möglich sind.<br />

Kommt es auf die Reihenfolge an, so sprechen wir von Tupeln, sonst von Teilmengen oder<br />

Variationen, die aus der Grundgesamtheit von n Objekten gebildet werden. beispiele zu den ersten<br />

vier Fällen finden sich in den Übungsaufgaben 57 . Zum letzten Fall, wollen wir gemeinsam ein beispiel<br />

betrachten.<br />

Beispiel 12.1 Ein Glücksrad mit vier gleich großen Sektoren ist mit den Zahlen ’1’ bis ’4’ beschriftet.<br />

Dreimaliges Drehen liefert, wenn wir der Reihenfolge der Zahlen keine Beachtung schenken, die<br />

in der Tabelle dargestellten Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Im ersten Block stehen 10 Kombinationen, dann folgen 6 und 3 und 1. In der Summe ergeben sich<br />

also 20 Kombinationen. Diese Anzahl erhalten wir auch mit der Berechnung<br />

V 4 (3) = ( 4+3−1) 3 =<br />

6!<br />

3!·3! = 720<br />

6·6 = 20.<br />

57 64 AB Kombinatorik<br />

55


<strong>11</strong>1 122 133 144<br />

<strong>11</strong>2 123 134<br />

<strong>11</strong>3 124<br />

<strong>11</strong>4<br />

222 233 244<br />

223 234<br />

224<br />

333 344<br />

334<br />

444<br />

Tabelle 1: Kombinationsmöglichkeiten beim Glücksrad<br />

Diese einfachen Abzählverfahren müssen wir etwas ausbauen, sobald wir nur nach einer Eigenschaft<br />

E fragen, die mehrere unserer Objekte besitzen. Betrachten wir folgende Alltagssituation:<br />

Ein Lehrer betritt eine Klasse mit 30 Schülerinnen und Schülern, von denen 8 keine Hausaufgaben<br />

gemacht haben. Er sammelt willkürlich 5 Hefte ein. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, 3 Sünder<br />

zu erwischen?<br />

Grundsätzlich ist dies ein k-Teilmengen-Problem. Der Lehrer wählt ohne Wiederholungsmöglichkeit<br />

und ohne Beachtung der Reihenfolge. Es geht nur um die Frage: ’Hausaufgaben oder nicht?’ Die<br />

Anzahl der Auswahlmöglichkeiten beträgt<br />

|Ω| = ( N<br />

n) =<br />

( 30<br />

5<br />

) = 142506.<br />

Für die Auswahl von 3 der 8 Sünder ergibt sich entsprechend<br />

|E 1 | = ( M) (<br />

k = 8 )<br />

3 = 56.<br />

Das Ereignis E: ’Genau drei Sünder’ bedeutet aber gleichzeitg: ’Genau 2 Engel’. Daher müssen wir<br />

noch berücksichtigen:<br />

|E 2 | = ( N−M) (<br />

n−k = 22 )<br />

2 = 231.<br />

Beachten wir, dass die Anzahl der Kombinationen zweier Teilereignisse sich durch Mulktiplikation<br />

der Anzahlen der Teilereignisse ergibt, so erhalten wir letztlich:<br />

P (E) = P (X = k) = (8 3)·( 30−8<br />

5−3 )<br />

( 30<br />

5 )<br />

= 56·231<br />

142506<br />

≈ 0, 0908.<br />

Da man solche Situationen gut mit Hilfe eines Modells simulieren kann, in dem sich N Kugeln<br />

von zwei Arten in einer Urne befinden, sprechen wir im Folgenden von den Urnenmodellen. Dabei<br />

unterscheiden wir die Fälle ’ohne Zurücklegen’, wie in unserem Beispiel - jeder Schüler kann nur<br />

einmal gewählt werden - und ’mit Zurücklegeng’.<br />

Satz 12.1 Urnenmodell I: Ziehen mit Zurücklegen<br />

Befinden sich in einer Urne N Kugeln, von denen M eine bestimmte Eigenschaft E besitzen, und Ziehen<br />

wir aus dieser Urne nacheinander n Kugeln mit Zurücklegen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />

P (X = k), dass sich unter den n gezogenen Kugeln k mit der Eigenschaft E befinden<br />

P (X = k) = ( n<br />

k) ·<br />

( M<br />

N<br />

) k<br />

·<br />

( ) n−k<br />

N−M<br />

N<br />

56


Urnenmodell II: Ziehen ohne Zurücklegen<br />

Befinden sich in einer Urne N Kugeln, von denen M eine bestimmte Eigenschaft E besitzen, und<br />

Ziehen wir aus dieser Urne nacheinander n Kugeln ohne Zurücklegen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />

P (X = k), dass sich unter den n gezogenen Kugeln k mit der Eigenschaft E befinden.<br />

P (X = k) = (M k )·( N−M<br />

n−k )<br />

( N n)<br />

Weitere Übungsaufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 58 .<br />

13 Baumdiagramme<br />

Ein wichtiges Hilfsmittel zur Behandlung mehrstufiger Zufallsexperimente sind Baumdiagramme.<br />

Wir wollen verschiedene Varianten anhand von vier Beispielaufgaben betrachten 59 . Entscheidend<br />

ist, dass wir uns jedes dieser Experimente als eine Abfolge von Einzelexperiemnten vorstellen. Der<br />

Baum erhält für jedes Einzelexperiment eine eigene Stufe. Die Summe der Wahrscheinlichkeiten innerhalb<br />

der ersten Stufe muss 1 ergeben. In der zweiten Stufe ergibt die Summe in jedem Teilzweig<br />

1 usw.<br />

In Aufgabe 1 betrachten wir die Münzen als nacheinander geworfen oder als durchnummeriert.<br />

Dann gehört zu jeder Münze eine Stufe des Baums. Jede Münze zeigt entweder Kopf (K) oder Zahl<br />

(Z) mit der Wahrscheinlichkeit p = 1 2<br />

. Der Baum erhält also vier Stufen, wobei sich in jeder Stufe<br />

die Anzahl der Zweige verdoppelt. Am Ende erhalten wir 2 4 = 16 Zweige. Wir können jetzt die<br />

Wahrscheinlichkeit für das Ereignis<br />

E : Es fällt viermal Kopf<br />

ermitteln. Dazu müssen wir nur die Wahrscheinlichkeiten entlang des Pfades miteinander multiplizieren:<br />

P (E) = 1 2 · 1<br />

2 · 1<br />

2 · 1<br />

2 = 1<br />

16 .<br />

Damit haben wir bereits eine Regel für das Arbeiten mit Baumdiagrammen gefunden:<br />

Satz 13.1 Pfadregel<br />

Die Wahrscheinlichkeit P(E) für ein Ereignis E, dass von einem Pfad in einem Baumdiagramm<br />

beschrieben wird, erhalten wir, indem wir alle Wahrscheinlichkeiten entlang dieses Pfades multiplizieren.<br />

Jetzt betrachten wir das Ereignis<br />

F : Es fällt zweimal Kopf.<br />

Dann gibt es mehrere Pfade, die zu diesem Ereignis führen, nämlich KKZZ, KZKZ, KZZK, ZKKZ,<br />

ZKZK, ZZKK. Für jeden dieser Pfade erhalten wir mit der Pfadregel die Wahrscheinlichkeit<br />

P (P fad mit 2 K) = 1 2 · 1<br />

2 · 1<br />

2 · 1<br />

2 = 1<br />

16 .<br />

Für die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses F müssen wir die Wahrscheinlichkeiten dieser Pfade<br />

addieren:<br />

P (F ) = P (KKZZ) + (KZKZ) + (KZZK) + (ZKKZ) + (ZKZK) + (ZZKK) = 6<br />

16 = 3 8 .<br />

Damit haben wir die zweite Regel gefunden.<br />

58 64 AB Kombinatorik<br />

59 65 AB Baumdiagramme<br />

57


Satz 13.2 Additionssatz<br />

Führen mehrere Pfade eines Baumdiagramms zum gleichen Ereignis E, so erhalten wir doie Wahrscheinlichkeit<br />

P(E) durch Addition der Pfadwahrscheinlichkeiten aller am Ereignis E beteiligten<br />

Pfade.<br />

Innerhalb des Baumes ergibt die Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Pfade, die aus der gleichen<br />

Zweigstelle abzweigen stets 1. Ebenso ergibt die Summe aller Pfadwahrscheinlichkeiten für die<br />

vollständigen Pfade 1. Diese Kenntnisse helfen uns bei der Lösung der weiteren Aufgaben. Entscheidend<br />

ist dabei, dass wir den Buam richtig beginnen. In der ersten Stufe dürfen nur Möglichkeiten<br />

nebeneinander stehen, die sich gegenseitig ausschließen.<br />

Da ein Porzellangefäß auch zwei Fehler gleichzeitig haben kann, macht es also in Aufgabe 2 keinen<br />

Sinn, die Möglichkeiten ’Formfehler’, Farbfehler’, ’Oberflächenfehler’ und ’fehlerfrei’ nebeneinander<br />

zu stellen. Es kann nur gelingen, wenn wir die einzelnen Fehlertypen als drei Baumstufen - etwa<br />

als nacheinader erfogte Kontrolle - betrachten. Dann gibt es in jeder Stufe die Optionen ’Fehler<br />

entdeckt’ und Fehler nicht entdeckt’. Das Ereignis<br />

E : Fehlerfreies Gefäß bzw. I. Wahl<br />

finden wir dann in dem Pfad, in dem in jeder Stufe ’fehlerfrei’ steht:<br />

P (I.W ahl) = 0, 75 · 0, 85 · 0, 8 = 0, 51 = 51%.<br />

Entsprechend können wir die weiteren Ereignisse bearbeiten und auch die Aufgaben 3 und 4 lösen.<br />

Viele Aufgaben, die wir mit einem Baumdiagramm lösen können, lassen sich auch durch Anwendung<br />

der Regeln für die Kombinatorik in Verbindung mit der Lapalce-Wahrscheinlichkeit lösen.<br />

Das Zeichnen des Baumes ist umständlich bis unmöglich, wenn in jeder Stufe viele Zweige oder<br />

viele Stufen notwendig werden. Dann ist der Weg über die Rechnung übersichtlicher und einfacher.<br />

Dennoch kann ein teilweise entwickelter Baum helfen, den Rechenweg zu finden. Es gibt aber auch<br />

Situationen, in denen unsere Kombinatorikformeln nicht passen. Dann bleibt nur der Weg über den<br />

Baum.<br />

14 Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />

Wir haben Situationen kennen gelernt, in denen sich die Wahrscheinlichkeiten in jeder Stufe eines<br />

Baumdiagramms nicht verändern, d.h. für die zweite Durchführung gelten die gleichen Bedingungen<br />

wie für die erste (Ziehen mit Zurücklegen). Andererseits gibst es auch Situationen, in denen<br />

die Wahrscheinlichkeiten sich verändern (Ziehen ohen Zurücklegen). Dies galt z.B. bei der Aufgabe<br />

mit den Porzellangefäßen. Wir wollen uns jetzt mit solchen Situationen genauer besachäftigen, in<br />

denen die Wahrscheinlichkeiten in der zweiten Phase vom Ausgang der ersten Phase abhängen. Wir<br />

sprechen dann von ’Bedingten Wahrscheinlichkeiten’ 60 .<br />

In Aufgabe 1 bestimmen wir zunächst verschiedene Anteile in Bezug auf unterschiedliche Grundmenge.<br />

Wir interpretieren diese gleich als Wahrscheinlichkeiten P für die Ereignisse N, K, A, B. Dazu<br />

benötigen wir eine neue Schreibweise. Für den Anteil der Autofahrer an allen Befragten schrteiben<br />

wir wie üblich<br />

P (A) = 907<br />

1536<br />

≈ 0, 5905.<br />

Für den Anteil der Autofahrer unter den Nordseeurlaubern schreiben wir jetzt<br />

60 66 AB Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />

P N (A) = 332<br />

556<br />

≈ 0, 5971.<br />

58


Der Index ’N’ stellt den Bezug zur Grundmenge ’Nordseeurlauber’ her. Entsprechend erhalten wir<br />

P A (N) = 332<br />

907<br />

≈ 0, 3660;<br />

P (N) = 556<br />

1536<br />

≈ 0, 3620.<br />

Wir können feststellen, dass die Anteile der Autofahrer insgesamt und unter den Nordseeurlaubern<br />

identisch sind. Gleiches gilt für den Anteil der Nordseeurlauber insgesamt bzw. an den Autoreisenden.<br />

Es spielt also keine Rolle, ob wir die Frage nach dem Anreiseweg allen stellen oder nur<br />

den Nordseeurlaubern. Wir sagen, die beiden Ereignisse ’Nordseeurlauber’ und ’Autoreisender’ sind<br />

stochastisch unabhängig.<br />

Jetzt betrachten wir in Teilaufgabe c) die Bayern und die Familien mit Kndern. Wir erhalten:<br />

P B (N) = 93<br />

333<br />

≈ 0, 2793;<br />

P K (N) = 413<br />

848<br />

≈ 0, 4870.<br />

Hier unterscheiden sich die Ergebnisse erheblich von dem Anteil der Nordseeurlauber an allen Befragten<br />

P(N). Daher hängt das Ergebnis von der Herkunft bzw. der Familiensituation. Die Ereignisse<br />

’Nordseeurlaub’ und ’Kommt aus Bayern’ sind stochastisch abhängig.<br />

Definition 14.1 Stochastische Abhängigkeit<br />

Ein Ereignis A ist stochastisch unabhängig von einem anderen Ereignis B, wenn die Wahrscheinlichkeit<br />

für das Eintreten von A nicht davon abhängt, ob B eintritt.<br />

Zur mathematischen Formulierung verwenden wir den Begriff der bedingten Wahrscheinblichkeit.<br />

Definition 14.2 Bedingte Wahrscheinlichkeit<br />

Sind A und B zwei Ereignisse im Ergebnisraum Ω, so ist<br />

P B (A) = |A∩B|<br />

|B|<br />

die bedingte Wahrscheinlichkeit von A bezogen auf B, d.h. die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten<br />

von A unter der Voraussetzung, dass B bereits eingetreten ist.<br />

Danach sind zwei Ereignisse A und B stochastisch unabhängig, falls gilt<br />

P (A) = P B (A) = P ¯B(A).<br />

Die absolute Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A ist dabei gleichzeitig immer auch die bedingte<br />

Wahrscheinlichkeit bezogen auf die Ereignismenge:<br />

P (A) = P Ω (A).<br />

Wir können die Unabhängigkeit dann auch an einem Mengenbild veranschaulichen. A und B sind<br />

unabhängig, wenn der Anteil von A ∩ B an B genau so groß ist wie der von A an Ω. Gleichzeitg ist<br />

dann auch der Anteil von A ∩ B an A genau so groß ist wie der von B an Ω.<br />

Satz 14.1 Für zwei stochastisch unabhängige Ereignisse A und B gilt:<br />

|A∩B|<br />

|B|<br />

= |A|<br />

|Ω| ; |A∩B|<br />

|A|<br />

= |B|<br />

|Ω| .<br />

Weitere Aufgaben befinden sich auf dem Aufgabenblatt 61 und im Buch 62 .<br />

61 AB 66 Bedingte Wahrscheinlichkeiten<br />

62 Elemente der <strong>Mathe</strong>matik SII Seite 475 Aufg. 3 - 6, Seite 479/80 Aufg. 5 - 9<br />

59


Teil IV<br />

Grundlagen aus der Mittelstufe<br />

15 Gleichungen<br />

15.1 Lineare Gleichungen und Bruchgleichungen<br />

15.2 Quadratische Gleichungen und verwandte Gleichungen<br />

15.3 Exponential- und Lograithmusgleichungen<br />

15.4 Trigonometrische Gleichungen<br />

16 Lineare Gleichungssysteme<br />

Unter einem linearen Gleichungsystem verstehen wir eine Folge von Gleichungen mit zwei oder mehr<br />

Variablen. Lösung eines solchen Systems ist ein Tupel aus Zahlen, das jeder Variablen des Systems<br />

einen Wert zuordnet. Ein günstiger Lösungsweg hängt oft von der Wahl des geeigneten Lösungsverfahrens<br />

ab. Ein Standardvefahren für die meisten linearen Gleichungssysteme ist der Gauß -<br />

Algorithmus.<br />

Alle Verfahren - mit Ausnahme des Determinantenverfahrens - zielen darauf ab, zunäöchst die Zahl<br />

der Variablen und der Gleichungen zu reduzieren, um an Ende aus einer Gleichung mit einer Variablen<br />

die erste Teillösung zu bestimmen. Durch rückwärtiges Einsetzen in die Zwischengleichungen<br />

werden dann die fehlenden Lösungesteile bestimmt.<br />

16.1 Verhältnisgleichungen - Einsetzungsverfahren<br />

Wir betrachten das Gleichungsystem<br />

x<br />

y<br />

= 4 7<br />

x<br />

z<br />

= 2 5<br />

x + y + z = 63.<br />

Die ersten beiden Gleichungen lassen sich nach y und z auflösen:<br />

y = 7 4 · x<br />

z = 5 2 · x.<br />

Setzen wir die gefunden Terme für y und z in die dritte Gleichung ein, so ergibt sich:<br />

x + 7 4 · x + 5 2 · x = 63 .<br />

Diese Gleichung lässt sich vereinfachen und nach x auflösen:<br />

21<br />

4 · x = 63<br />

x = 12<br />

Dieses Teilergebnis setzen wir ein in die Bestimmungsgleichungen für y und z:<br />

60


y = 7 4 · 12 = 21<br />

z = 5 2 · 12 = 30.<br />

Damit lautet die vollständige Lösung des Gleichungssystems:<br />

(x|y|z) = (12|21|30).<br />

Das Einsetzungsverfahren lässt sich auch für ’normale’ Gleichungssysteme verwenden. Wir betrachten:<br />

3x + 9y = 51<br />

7x + 5y = 55<br />

Die erste Gleichung lässt sich gut nach x auflösen:<br />

x = 17 − 3y<br />

und das Ergebnis dann in die zweite Gleichung einsetzen:<br />

7 · (17 − 3y) + 5y = 55.<br />

Diese Gleichung können wir vereinfachen und nach y auflösen:<br />

Durch Einsetzen erhalten wir für die Variable x:<br />

Die vollständie Lösung lautet also:<br />

16.2 Das Additionsverfahren<br />

<strong>11</strong>9 − 21y + 5y = 55<br />

64 = 16y<br />

y = 4<br />

x = 17 − 3 · 4 = 5.<br />

(x|y) = (5|4).<br />

Das Additionsverfahren (auch Subtraktionsverfahren) gehört zu den Standardverfahren für Systeme<br />

mit zwei Variablen nd zwei Gleichungen. Es wird unhandlich bei größeren Systemen. Wir betrachten<br />

das Gleichungssystem<br />

3x + <strong>11</strong>y = 13<br />

5x − 7y = −29.<br />

Um hier jetzt die Zhal der Variablen zu reduzieren, müssen zuerst in beiden Gleichung an einer<br />

Variablen gleiche Zahlenfaktoren stehen. Dies gelingt durch Erweitern der Gleichungen:<br />

21x + 77y = 91<br />

55x − 77y = −319<br />

Jetzt können wir die Gleichungen addieren, so dass die Variable y dabei eliminiert wird:<br />

76x = −228<br />

x = −3.<br />

61


Einsetzen liefert:<br />

Unsere vollständige Lösung lautet also:<br />

3 · (−3) + <strong>11</strong>y = 13<br />

−9 + <strong>11</strong>y = 13<br />

<strong>11</strong>y = 22<br />

y = 2<br />

(x|y) = (−3|2).<br />

Wichtig bei diesem Verfahren ist nur, dass bei der Erweiterung ein gleicher Zahlenfaktor erreicht<br />

wird. Sind die Vorzeichen an diesem Faktor gleich, so werden die Gleichungen subtrahiert, bei<br />

verschiedenen Vorzeichen addiert, immer mit dem Ziel, die Variable zu eliminieren.<br />

Wir betrachten noch ein System mit drei Variablen.<br />

(1) 3x + 5y − 4z = 1<br />

(2) 2x − 2y + 4z = 10<br />

(3) −x + 3y − z = 2<br />

Jetzt müpssen wir in einem ersten Schritt zwei Gleichungen mit zwei Variablen erzeugen. Offenbar<br />

ist es leicht, die dritte Gleichung so zu erweizern, dass an der Variabblrn x gleiche Faktoren wie in<br />

den anderen Gleichungen stehen. Daher erweitern wir die Gleichung (3) einmal mit 3 und addieren<br />

sie zu (1):<br />

(1) 3x + 5y − 4z = 1<br />

(3) · 3 = (4) −3x + 9y − 3z = 6<br />

(1) + (4) = (5) 14y − 7z = 7<br />

Dann erweitern wir (3) mit 2 und addieren sie zu (2):<br />

(2) 2x − 2y + 4z = 10<br />

(3) · 2 = (6) −2x + 6y − 2z = 4<br />

(2) + (6) = (7) 4y + 2z = 14<br />

Jetzt können wir die Gleichungen (5) und (7) so erweitern, dass die Variable y eliminierbar wird:<br />

(5) · 2 = (8) 28y − 14z = 14<br />

(7) · 7 = (9) 28y + 14z = 98<br />

(8) − (9) = (10) − 28z = −84<br />

Diese letzte Gleichung lässt sich jetzt sofort nach z auflösen, nd wir erhalten:<br />

Einsetzen in (7) liefert:<br />

Einsetzen in (3) liefert:<br />

z = 3.<br />

(7) 4y + 2 · 3 = 14<br />

(7) 4y = 8<br />

(7) y = 2<br />

.<br />

.<br />

.<br />

62


Damit erhalten wir die vollständige Lösung<br />

(3) −x + 3 · 2 − 3 = 2<br />

(3) −x = −1<br />

(3) x = 1<br />

(x|y|z) = (1|2|3).<br />

Dieses Verfahren ist umständlich und ab vier Gleichungen kaum noch sinnvoll aufzuschreiben. Man<br />

muss vor allem auf eine saubere Nummerierung der Gleichungen achten und sehr übersichtlich<br />

arbeiten.<br />

16.3 Lösung durch Substitution<br />

Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Substitution die Lösung des Gleichungssystems<br />

erleichtern kann. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn die Variable in einem Kehrbruch oder einer<br />

trigonometrischen Funktion eingeschlossen ist. Wir betrachten zunächst ein Gleichungssystem mit<br />

Kehrbrüchen.<br />

Jetzt ersetzen wir die Brüche:<br />

und erhalten<br />

(1)<br />

1<br />

x<br />

+ 3 y<br />

= 5 6<br />

(2)<br />

5<br />

x<br />

+ 1 y<br />

= <strong>11</strong> 6<br />

u = 1 x und v = 1 y<br />

(1) u + 3v = 5 6<br />

(2) 5u + v = <strong>11</strong> 6<br />

Dieses Gleichungssystem lösen wir jetzt mit einem der bekannten Verfahren, etwa mit dem Additionsverfahren:<br />

Aus der letzten Zeile ergibt sich:<br />

Einsetzen in (2) liefert:<br />

5<br />

(1) u + 3v =<br />

6<br />

<strong>11</strong><br />

3 · (2) 15u + 3v =<br />

2<br />

(1) − 3 · (2) −14u = − 14 3<br />

u = 1 3 .<br />

v = <strong>11</strong> 6 − 5u = 1 6 .<br />

Die Rücksubstitution ergibt jetzt die Lösungen für die gesuchten Variablen x und y:<br />

x = 3 und y = 6.<br />

Dieses Verfahren ist auch anwendbar, falls Terme wie cos(x) oder y 3 in den Gleichungen enthalten<br />

sind 63 .<br />

63 40 AB Gleichungssysteme Aufgabe 3<br />

.<br />

63


16.4 Der Gauß - Algorithmus<br />

Der Gauß - Algorithmus basiert auf dem Additionsverfahren. Er schematisiert dieses Verfahren.<br />

Dadurch wird bessere Übersichtlich bei gleichzeitig deutlich reduziertem Schreibaufwand erreicht.<br />

Der Presi dafür ist ein erhebliche Anteil an Kopfrechenleistung.<br />

Wir betrachten gleich ein System mit vier Variablen.<br />

(1) 7x + 14y + 21z − 28u = 126<br />

(2) 2x + 3y − 4z + 5u = 10<br />

(3) 3x − 4y + 5z + 6u = 2<br />

(4) −4x + 5y + 6z + 7u = −6<br />

Bei diesem Verfahren erzeugt man im ersten Schritt in der ersten Gleichung einen Faktor ’1’ an<br />

der ersten Variablen. Dann wird die dadurch entstandene Gleichung (1’) mit dem Faktor der ersten<br />

Varibalen aus der zweiten Gleichung multiplizeirt un die beiden Gleichungen subtrahiert (oder<br />

addiert), so dass in der neuen Gleichung (2’) diese Variable eliminert ist. Entsprechend verfährt<br />

man mit den Gleichungen (3) und (4):<br />

(1) : 7 = (1 ′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />

(1 ′ ) · 2 − (2) = (2 ′ ) − y − 10z + 13u = −26<br />

(1 ′ ) · 3 − (3) = (3 ′ ) − 10y − 4z + 18u = −52<br />

(1 ′ ) · 4 + (4) = (4 ′ ) + 13y + 18z − 9u = 66<br />

Von jetzt an wird die erste Gleichung nur noch mitgeführt. In Gleicug n wird (2’) wird jetzt de<br />

Faktor ’1’ an der vorderen Varaibel (hier: y) erzeugt. Dan wird diese Variable analog zu x aus den<br />

Gleichungen (3’) und (4’) eliminert:<br />

(1 ′ ) = (1 ′′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />

(2 ′ ) · (−1) = (2 ′′ ) y + 10z − 13u = 26<br />

(2 ′′ ) · 10 + (3 ′ ) = (3 ′′ ) 96z − <strong>11</strong>2u = 208<br />

(2 ′′ ) · (−13) + (4 ′ ) = (4 ′′ ) − <strong>11</strong>2z + 160u = −272<br />

Jetzt wenden wir die beschriebenen Schritte noch auf die letzten beiden Gleichungen an: In gleichung<br />

(3”9 entsteht der Faktor ’1’ am z, dann wird z aus (4”) eliminiert:<br />

(1 ′′ ) = (1 ′′′ ) x + 2y + 3z − 4u = 18<br />

(2 ′′ ) = (2 ′′′ ) y + 10z − 13u = 26<br />

(3 ′′ ) : 96 = (3 ′′′ 7<br />

) z −<br />

6 u = 13<br />

6<br />

(3 ′′′ ) · <strong>11</strong>2<br />

96 + (4′′ ) = (4 ′′′ ) 29 1 3 u = −29 1 3<br />

Die letzte Gleichung liefert uns jetzt die Lösung für u. Danach könne wir die Gleichungen (3”’) nach<br />

z, (2”’) nach y und (1”’) nach x auflösen und die Vraiblken in dieser Reihefolge berechnen.<br />

(4 ′′′ ) u = −1<br />

(3 ′′′ ) z = 13 6<br />

+ − 7 6 u = 1<br />

(2 ′′′ ) y = 26 − 10z + 13u = 3<br />

(1 ′′′ ) x = 18 − 2y − 3z + 4u = 5<br />

Am Ende erhalten wir die vollständige Lösung<br />

(x|y|z|u) = (5|3|1| − 1)<br />

64


x y z u Konstante<br />

(1) 1 2 3 -4 18<br />

(2) 2 3 -4 5 10<br />

(3) 3 -4 5 6 2<br />

(4) -4 5 6 7 -6<br />

(1’) 1 2 3 -4 18<br />

(2’) 0 -1 -10 13 -26<br />

(3’) 0 -10 -4 18 -52<br />

(4’) 0 13 18 -9 66<br />

(1”) 1 2 3 -4 18<br />

(2”) 0 1 10 -13 26<br />

(3”) 0 0 96 -<strong>11</strong>2 208<br />

(4”) 0 0 -<strong>11</strong>2 160 -272<br />

(1”’) 1 2 3 -4 18<br />

(2”’) 0 1 10 -13 26<br />

(3”’) 0 0 1 − 7 6<br />

(4”’) 0 0 0 29 1 3<br />

−29 1 3<br />

13<br />

6<br />

Der Gaußalgorithmus lässt sich sehr übersichtlich darstellen. Eine weitere Verkürzung in der Schreibweise<br />

wird erreicht, wenn man die Variablen weglässt und nur die beteiligten Koeffizienten in einem<br />

Zahlenschema - einer Matrix - darstellt. Auch die Nummerierung kann reduzeirt werden, wenn<br />

man auf die Beschreibung des Rechenwegs verzichtet. Unser Lösungsweg erhält dann eine einfache<br />

Tabllenform:<br />

Beginnend mit der letzten Gleichung erhalten wir die Lösungen wie oben<br />

(x|y|z|u) = (5|3|1| − 1)<br />

Der Gauß-Algorithmus eignet sich auch für Gleichungssysteme, bei denen die Anzahl der Gleichungen<br />

nicht mit der Anzahl der Variablen übereinstimmen. Dies ist sein besondere Stärke und<br />

zeichnet ihn vor den anderen Lösungsverfahren aus. Wir werden darauf zurückgreifen, wenn wir in<br />

der Vektorgeometrie auf entsprechende Gleichungssysteme stoßen.<br />

16.5 Das Determinantenverfahren<br />

Determinanten sind eine Rechenoperation auf Matrizen, d.h. auf Zahlenschemata aus bestimmten<br />

Anzahl von Spalten und Zeilen. Die Determinante ei ner Matrix liefert einen Zahlenwert, stellt also<br />

so etwas ähnliches wie eine Betragsbildung dar.<br />

Beispiel 16.1 Matrix und Determinante Wir betrachten die Matrix<br />

⎛<br />

3 5<br />

⎞<br />

−4<br />

M = ⎝ 2 1 3 ⎠.<br />

−3 7 1<br />

Die Determinante erhalten wir durch Multiplikation der Zahlen auf einer Diagonalen und Addition<br />

der Produkte:<br />

3 5 −4<br />

D = det(M) =<br />

2 1 3<br />

= (3 − 45 − 56) − (12 + 63 + 10) = −183.<br />

∣ −3 7 1 ∣<br />

65


Diese Rechenoperation können wir auf die Zahlen eines linearen Gleichungssystems anwenden und<br />

damit die Lösungen berechnen. Wir betrachten dazu das Gleichungssystem<br />

(1) 5x + 4y + 2z = 25<br />

(2) 2x + 3y − 4z = 8<br />

(3) 7x − 3y + 6z = 21<br />

Wir schreiben jetzt von der linken Seite der Gleichungen die Koeffizienten an den Variablen in eine<br />

Matrix und bilden davon die Determinante:<br />

5 4 2<br />

D =<br />

2 3 −4<br />

= (90 − <strong>11</strong>2 − 12) − (42 + 60 + 48) = −184.<br />

∣ 7 −3 6 ∣<br />

Jetzt ersetzen wir die Koeffizienten der Variablen x in der ersten Spalte durch die Zahlen der rechten<br />

Seite der Gleichungen und bilden eine Determinaten für die Variable x:<br />

25 4 2<br />

D x =<br />

8 3 −4<br />

= (450 − 336 − 48) − (126 + 300 + 192) = −552.<br />

∣ 21 −3 6 ∣<br />

Daraus erhalten wir die Lösung für die Variable x:<br />

x = Dx<br />

D<br />

= −552<br />

−184 = 3.<br />

Entsprechend erhalten wir die Lösungen für die Variablen y und z:<br />

5 25 2<br />

D y =<br />

2 8 −4<br />

= (240 − 700 + 84) − (<strong>11</strong>2 − 420 + 300) = −368;<br />

∣ 7 21 6 ∣ 5 4 25<br />

D z =<br />

2 3 8<br />

= (315 + 224 − 150) − (525 − 120 + 168) = −184.<br />

∣ 7 −3 21 ∣<br />

y = Dy<br />

D<br />

= −368<br />

Dz<br />

−184<br />

= 2 und z =<br />

D<br />

= −184<br />

−184 = 1.<br />

Das Verfahren eignet sich auch für Systeme aus zwei Gleichungen mit zwei Variablen. In jedem Fall<br />

können eine oder mehrere Determinanten 0 werden. Wird D x = 0 und gleichzeitig D ≠ 0, dann<br />

ergibt sich x = 0 und entsprechend für die anderen Variablen. Wird nur D = 0, da nn besitzt das<br />

System keine Lösung. Falls alle Detereminanten 0 werden, ergeben sich unendlich viele Lösungen.<br />

16.6 Nichtlineare Systeme<br />

Einen Sonderfall stellen Gleichungssysteme dar, in denen nichtlineare Terme auftreten. Einen solchen<br />

Fall haben wir bereits bei der Substitution betrachtet. Häufig kann man hier auch auf das<br />

Einsetzungsverfahren zurückgreifen, wobei sich dann meist quadratische Gleichungen ergeben.<br />

Betrachten wir das System<br />

(1) 7xy − 4y = −30<br />

(2) 2x + 3xy = −14 .<br />

Jetzt könne wir eine der Gleichungen auflösen, etwa die Gleichung (1) nach x:<br />

7xy = 4y − 30<br />

x = 4y−30<br />

7y<br />

.<br />

66


Dieses Ergebnis setzen wir in die andere Gleichung ein, also hier in (2) anstelle der Variablen x:<br />

Damit erhalten die Lösungen<br />

2 · 4y−30<br />

7y<br />

+ 3 · 4y−30<br />

7y<br />

y = −14<br />

2 · (4y − 30) + 3 · (4y − 30)y = −98y<br />

8y − 60 + 12y 2 − 90y = −98y<br />

y 2 + 4 3 y − 5 = 0<br />

y 1/2 = − 2 3 ± √ 4<br />

9 + 5 = − 2 3 ± 7 3<br />

y 1 = 5 3<br />

und y 2 = −3.<br />

Zu beiden Lösungen gibt es je einen passenden x - Wert, den wir erhalten, wenn wir den y - Wert<br />

in die nach x aufgelöste Gleichung einsetzen:<br />

x 1 = 4· 5<br />

3 −30<br />

= −2 und x<br />

7· 5<br />

2 = 4·(−3)−30<br />

7·(−3)<br />

= +2<br />

3<br />

{(<br />

) )}<br />

∣<br />

Damit erhalten wir die Lösungsmenge L = −2 ; (+2| − 3 .<br />

16.7 Lösungsmanigfaltigkeiten<br />

∣ 5 3<br />

67


Teil V<br />

Anhang<br />

17 Objekte der <strong>Mathe</strong>matik<br />

Wir könnten uns zum Einstieg in den <strong>Mathe</strong>matikunterricht der Oberstufe die Frage stellen ’Was<br />

ist <strong>Mathe</strong>matik?’. Diese Frage ist jedoch sehr abstrakt und schwierig zu beantworten. Mehr erfahren<br />

wir, wenn wir uns überlegen, mit welchen Objekten und Themen sich die <strong>Mathe</strong>matik beschäftigt.<br />

Viele dieser Aspekte der <strong>Mathe</strong>matik sind uns aus der Mittelstufe bekannt:<br />

Zahlen, Gleichungen, Funktionen, Prozentrechnung, Geraden, Kreise, Koordinatensystem, Nullstelle,<br />

Wahrscheinlichkeiten, Definitionsbereich, Mittelwert, ...<br />

An diesen wenigen Begriffen wird bereits eine gewisse Vielfalt der Themen deutlich, und wir können<br />

versuchen, diese Begriffe in Gruppen zu ordnen:<br />

1. Gruppe: Zahlen, Gleichungen<br />

2. Gruppe: Gerade, Kreis, Koordinatensystem<br />

3. Gruppe: Funktionen, Nullstelle, Definitionsbereich<br />

4. Gruppe: Wahrscheinlichkeiten und Statistik<br />

Die Liste ist noch unvollständig. Unsere vier Gruppen entsprechen vier Teilgebieten der <strong>Mathe</strong>matik.<br />

Daneben gibt es noch zwei weitere große Bereiche:<br />

1. Algebra: Lehre von Zahlen und Gleichungen und ihren Eigenschaften<br />

2. Geometrie: Lehre von den Linien, Flächen und Körpern und ihren Eigenschaften<br />

3. Analysis: Lehre von den Funktionen und ihren Eigenschaften<br />

4. Stochastik: Lehre von den Zufällen und ihrer Berechenbarkeit<br />

5. Logik: Lehre von Aussagen und Schlussfolgerungen und ihren Eigenschaften<br />

6. Algorithmik: Lehre von Lösungsverfahren und ihren Eigenschaften<br />

Diese Gliederung lässt sich grafisch darstellen:<br />

68


Abbildung 1: Inhalte der <strong>Mathe</strong>matik<br />

Damit haben wir einen guten Überblick über die Inhalte der <strong>Mathe</strong>matik gefunden, ohne jeden<br />

der Bereiche in allen Feinheiten zu kennen. Aber <strong>Mathe</strong>matik ist noch mehr. Es geht um besondere<br />

Denkstrukturen und Arbeitsmethoden. Auch hierzu fallen uns spontan einige Begriffe ein:<br />

Sorgfalt, Genauigkeit, richtiges Rechnen, sauberes Zeichnen, logisches Denken, Kreativität, ...<br />

Hinter diesen Begriffen verstecken sich Eigenschaften, die wir in unserer Persönlichkeit entwickeln<br />

können und die uns im Alltag behilflich sein können. In der Schulung dieser Eigenschaften liegt ein<br />

Wert des <strong>Mathe</strong>matikunterrichts für die Allgemeinbildung, der oft unterschätzt wird.<br />

• Vollständige Lösungen von Gleichungen findet man nur mit Aufmerksamkeit, Ausdauer und<br />

Überblick über die Möglichkeiten. Dabei müssen aber auch Regeln eingehalten und kreativ<br />

Lösungstratgien entwickelt werden.<br />

• Gute Konstruktionen in der Geometrie erforden Konzentration, Sorgfalt und gepflegtes Zeichenwerkzeug.<br />

Gleichzeitig ist auch hier oft Kreativität gefragt, um den richtigen Weg zu<br />

finden.<br />

• Die Methoden der Analysis lehren uns, wie wir komplexe zeitliche Abläufe und Zusammenhänge<br />

beschreiben und ihre weitere Entwicklung vorhersagen können.<br />

• Wahrscheinlichkeitsabschätzungen helfen uns Entscheidungen zu treffen, wenn es um nicht<br />

eindeutig vorhersagbare Ereignisse geht.<br />

• Logische Schlussfolgerungen und kausal begründete Gedankengänge sind für überzeugende<br />

Argumentationen wichtig.<br />

• Algorithmen zeigen uns, wie wichtig es ist, Sonderfälle zu beachten und die notwendigen<br />

Fallunterscheidungen vollständig zu führen.<br />

Wir haben die eingangs gestellte Frage jetzt in zweierlei Hinsicht beantwortet, nämlich bezüglich<br />

der Inhalte und bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung. Implizit sind dabei auch Arbeitsmethoden<br />

der <strong>Mathe</strong>matik angesprochen worden. Damit haben wir die Frage sicherlich noch nicht erschöpfend<br />

beantwortet, aber vielleicht ist deutlich geworden, das <strong>Mathe</strong>matik wesentlich mehr ist, als nur<br />

einfaches Rechnen und somit einen wichtigen Beitrag leisten kann für unsere persönliche Bildung<br />

und Entwicklung, auch wenn wir nicht <strong>Mathe</strong>matik studieren wollen.<br />

Wir wollen diese Überlegungen mit einem Text vertiefen, der uns dann doch die Frage benatworten<br />

69


kann: ’Was ist <strong>Mathe</strong>matik?’ 64 .<br />

Als Ergebnis dieser Aufgabe erhalten wir, dass <strong>Mathe</strong>matik aus heutiger Sicht deutlich mehr ist als<br />

nur die Beschäftigung mit Zahlen und Rechenverfahren. Die Beschreibung als ”<br />

Wissenscgaft von<br />

den Mustern“ ist eine gute Beschreibung, falls wir unter Muster wiederkehrende Strukturen und<br />

Zusammenhänge verstehen wollen. Solche allgemeinen Zusammenhänge sind kennzeichnend für die<br />

<strong>Mathe</strong>matik.<br />

Wichtige Grundlage für die Arbeit in der Matehmatik ist der sichere Umgang mit Gleichungen und<br />

die Beherrschung der Lösungsverfahren. Hilfestellung dazu bietet der Anhang 65 .<br />

64 0-01 AB <strong>Mathe</strong>matik<br />

65 siehe Teil IV<br />

70

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