Neues Rezeptur-Formularium - Govi - Der Verlag
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<strong>Neues</strong> <strong>Rezeptur</strong>-<strong>Formularium</strong><br />
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände<br />
Pharmazeutisches Laboratorium • <strong>Govi</strong>-<strong>Verlag</strong> Pharmazeutischer <strong>Verlag</strong> GmbH<br />
Carl-Mannich-Straße 20 Postfach 5360 Telefax: 06196/928-330<br />
65760 Eschborn 65728 Eschborn E-Mail: nrf@govi.de<br />
www.dac-nrf.de<br />
Nennung von Lieferanten und Warenzeichen entspricht Kenntnisstand bei Redaktion und schließt andere Bezugsquellen und Produkte nicht aus.<br />
Informationen werden ohne Rücksicht auf eventuellen Patentschutz angegeben. Trotz größter Sorgfalt bei der Erstellung der Texte können Fehler<br />
nicht vollständig ausgeschlossen werden. Aus der Angabe von Arzneistoffen und <strong>Rezeptur</strong>en darf nicht geschlossen werden, dass diese<br />
pharmazeutisch oder medizinisch unumstritten wären. <strong>Verlag</strong> und NRF-Redaktion können deshalb weder eine juristische Verantwortung noch eine<br />
Gewährleistung oder irgendeine Haftung übernehmen.<br />
2006 GOVI Stand: 21.09.2012<br />
<strong>Rezeptur</strong>hinweise:<br />
Neomycinsulfat<br />
Relevante NRF-Monographien und -Texte:<br />
Neomycinsulfat-Kapseln 250 mg, NRF 21.5.<br />
Neomycinsulfat-Pulver 500 mg, NRF 21.6.<br />
Allgemeine Hinweise I.2.1.1. Einwaagekorrektur<br />
Allgemeine Hinweise I.6. <strong>Der</strong>matika – Zubereitungen zur kutanen Anwendung<br />
Allgemeine Hinweise I.9. Kapseln<br />
Allgemeine Hinweise I.10. Pulver zum Einnehmen<br />
Relevante <strong>Rezeptur</strong>hinweise im Internet (www.dac-nrf.de):<br />
Gentamicin zur Anwendung auf der Haut<br />
Fusidinsäure<br />
Propylenglycol<br />
Basiscreme DAC<br />
Kapseln<br />
Wirkung / Anwendung:<br />
Aminoglykosid-Antibiotikum.<br />
Physikalische, chemische, galenische Eigenschaften:<br />
in Wasser sehr leicht löslich [33,3 % (m/V)]<br />
pH 5 – 7,5 in einprozentiger wässriger Lösung (11)<br />
kationischer Wirkstoff<br />
hygroskopisches Pulver<br />
Wirkungsoptimum im schwach Basischen (1)<br />
Trocknungsverlust bis 8 %<br />
Mindestaktivität 680 I.E./mg bezogen auf die getrocknete Substanz<br />
M r = 615 (Base)<br />
Hauptbestandteil Framycetin (Neomycin B) neben dessen Stereoisomeren (Neomycin C) und<br />
dem Zersetzungsprodukt Neamin (Neomycin A).
NRF-<strong>Rezeptur</strong>hinweise: Neomycin Seite 2<br />
1 Anwendung und Wirkung<br />
Neomycin wirkt bakterizid durch Hemmung der Proteinbiosynthese (Bindung an 30-S-Unterheit<br />
der Ribosomen) (1, 8). Es gehört zu den noch verordneten Lokalantibiotika, vor allem zur<br />
Anwendung im Magen-Darm-Trakt nach Einnahme (1). Die Ototoxizität ist bei Anwendung zu<br />
beachten (5). Die systemische Anwendung ist obsolet (8).<br />
Wegen der hohen Allergenität bei topischer Anwendung, Resistenzen und Wirkungslücken wird<br />
Neomycinsulfat nicht mehr empfohlen<br />
zur kutanen Anwendung (1, 2, 8) und<br />
zur Anwendung in der HNO-Medizin (1).<br />
1.2 Fertigarzneimittel<br />
Einzelne Lokaltherapeutika, <strong>Der</strong>matika, Otologika, Rhinologika, Ophthalmika und Urologika,<br />
enthalten Neomycinsulfat. Hierunter sind u. a. Kombinationen mit Glucocorticoiden, Bacitracin<br />
und/oder Polymyxin-B-sulfat. Vaginalia sind nicht mehr im Handel (6).<br />
1.2.1 Lokalanwendung im Magen-Darm-Trakt<br />
Zur Lokalanwendung im Magen-Darm-Trakt waren früher Fertigarzneimittel erhältlich, die in einer<br />
Tablette 380 mg Neomycinsulfat entsprechend 250 mg Neomycin (Base) bzw. 500 mg<br />
Neomycinsulfat entsprechend 350 mg Neomycin (Base) im Handel (9, 10). Die Standardzulassung<br />
„Neomycinsulfat-Kapseln 500 mg“ legt die Aktivität 387 500 I.E. zugrunde (12).<br />
1.3 Bedarf für <strong>Rezeptur</strong>en<br />
Bedarf für <strong>Rezeptur</strong>en ergibt sich bei der Lokalanwendung im Magen-Darm-Trakt (1). Für<br />
<strong>Rezeptur</strong>en zur Anwendung in <strong>Der</strong>matologie und HNO-Heilkunde wird therapeutisch kein Bedarf<br />
gesehen (2, 4, 6). Aus dem <strong>Formularium</strong> der Niederländischen Apothekerschaft ist die dort früher<br />
monographierte hydrophile 0,5-prozentige Neomycinsulfat-Creme 1997 gestrichen worden (3).<br />
2 <strong>Rezeptur</strong>substanz<br />
Neomycinsulfat wird in zwei unterschiedlichen Formen angeboten (7):<br />
als mikrofein gepulverter Form zur Verwendung in wasserfreien Salben und in Lösungen<br />
als wahrscheinlich sprühgetrocknetes, polarisationsmikroskopisch amorphes Pulver mit<br />
markanter Struktur und höherer Schüttdichte zur Herstellung von Zubereitungen zum<br />
Einnehmen.<br />
2.1 Einwaagekorrektur<br />
Bei der Mindestforderung von 680 I.E./mg, bezogen auf die getrocknete Substanz, und dem<br />
maximal zulässigen Trocknungsverlust könnte <strong>Rezeptur</strong>substanz nur 626 I.E./mg Aktivität haben,<br />
typisch dürften Werte um 700–750 I.E./mg sein. Bezogen auf die getrocknete Substanz beträgt der<br />
Sulfatanteil 27 bis 31 Prozent, der Anteil an Neomycin-Base etwa 65 bis 70 Prozent. Zur<br />
Wirkstoffdeklaration werden in der Praxis oft angegeben:<br />
die Aktivität in I.E.,<br />
die Masse oder Konzentration an Neomycin,<br />
die Masse oder Konzentration an Neomycinsulfat.<br />
Bei der empfohlenen Verordnung in Form internationaler Einheiten ist eine Einwaagekorrektur<br />
gemäß NRF-Abschnitt I.2.1.1. für den Trocknungsverlust auszuführen.
NRF-<strong>Rezeptur</strong>hinweise: Neomycin Seite 3<br />
2.1.1 Masseangaben<br />
Im Falle einer „Neomycinsulfat“-Massenangabe ist bei Zubereitungen zum Einnehmen in der Regel<br />
der WHO-Standard gemeint und das Äquivalent der <strong>Rezeptur</strong>substanz zu verwenden (1). Auch im<br />
Falle der Verordnung zur Lokalanwendung auf Haut oder Schleimhaut einschließlich der<br />
Anwendung am Auge wird bei massebezogener Verordnung die Orientierung am Referenzwert des<br />
WHO-Standards empfohlen (1), vgl. NRF-Abschnitt I.2.1.1. und die EXCEL-Wirkstoffdatenbank<br />
zur Einwaagekorrektur beim NRF. Bei Verordnung von „Neomycin“ ist festzulegen, ob die<br />
Masseangabe im Sinne des „Neomycinsulfat“-WHO-Standards gemeint ist oder aber tatsächlich die<br />
Base. In diesem Falle ist umzurechnen, z. B.: 1 g „Neomycin“ entspricht 1,43 g „Neomycinsulfat“<br />
sowie 1107000 I.E.<br />
2.2 Hygroskopizität<br />
Neomycinsulfat ist hygroskopisch. Auf den im Prüfzertifikat angegebenen Wassergehalt ist deshalb<br />
nicht sicher Verlass. Leider ist zurzeit nicht bekannt, welcher Wassergehalt bei Aufbewahrung über<br />
Silicagel im Gleichgewicht typisch ist.<br />
3 Stabilität<br />
Widersprüchliche Literaturangaben lassen unterschiedliche Interpretationen zur Stabilität des<br />
Neomycinsulfat in <strong>Rezeptur</strong>en zu (1). Insofern ist die Haltbarkeit bei freien <strong>Rezeptur</strong>en schlecht<br />
vorauszusagen. In Anbetracht der ohnehin meist nicht empfohlenen und allenfalls kurzfristigen<br />
Anwendung erscheint für <strong>Rezeptur</strong>en mit gelöstem Neomycinsulfat ein 4-Wochen-Wert vertretbar.<br />
4 <strong>Der</strong>matika<br />
Das pH-Wirkungsoptimum von Neomycinsulfat liegt im schwach Basischen (1, 11) Mit<br />
Sorbinsäure oder Benzoesäure vorkonservierte Grundlagen sind nicht geeignet. Als kationischer<br />
Stoff ist es mit anionischen Bestandteilen unverträglich, das betrifft vor allem anionische<br />
Emulgatoren und Gelbildner. Eine geeignete nichtionische Grundlage ist Basiscreme DAC, sie<br />
enthält das antimikrobiell wirksame und pH-neutrale Propylenglycol. Wegen der nahezu neutralen<br />
Reaktion des Neomycinsulfats ist keine pH-Korrektur erforderlich.<br />
5 Kapseln und Pulver zur Einnahme<br />
Standardisierte <strong>Rezeptur</strong>en für Kapseln, sowie für abgeteilte und nicht abgeteilte Pulver sind<br />
publiziert bzw. im NRF monographiert (1). Die Dosierung des nicht abgeteilten Pulvers mithilfe<br />
eines Dosierbechers oder –löffels hat sich nicht bewährt.<br />
6 Lösungen zum Einnehmen<br />
Wegen der guten Wasserlöslichkeit können unkonservierte wässrige Lösungen für den<br />
Wochenbedarf hergestellt werden, die Aufbewahrung sollte im Kühlschrank erfolgen. Sinnvoll<br />
erscheint eine Konzentration von 20 % (m/V), die therapeutisch übliche Einzeldosis von 1 g wäre in<br />
5 ml Lösung enthalten. Geeignete Dosierhilfen sind mitzugeben.<br />
Literatur<br />
(1) NRF-<strong>Rezeptur</strong>en 21.5. und 21.6. sowie dort genannte Literatur.<br />
(2) Garbe, C., Reimann, H., <strong>Der</strong>matologische <strong>Rezeptur</strong>en, Georg Thieme <strong>Verlag</strong> in Kooperation<br />
mit <strong>Govi</strong>-<strong>Verlag</strong>, Stuttgart 2005, S. 53.<br />
(3) Wetenschappelijke Instituut Nederlandse Apothekers (WINAp), Monographie:<br />
Neomycinecrème (ex FNA). In: Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevorderung der<br />
Pharmacie (Hrsg. und <strong>Verlag</strong>), <strong>Formularium</strong> der Nederlandse Apothekers, 2. Ausgabe, Den<br />
Haag 1999, S. 443.
NRF-<strong>Rezeptur</strong>hinweise: Neomycin Seite 4<br />
(4) Gloor, M., Chapter 11 – Antibiotika. In: Gloor, M., Thoma, K., Fluhr, J. (Hrsg.),<br />
<strong>Der</strong>matologische Externatherapie, Springer <strong>Verlag</strong>, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S.<br />
265–298.<br />
(5) Hain, T. C., Gentamicin Toxicity (Stand 18.09.2010), www.dizziness-andbalance.com/disorders/bilat/gentamicin%20toxicity.htm.<br />
Lesedatum: 22.11.2010.<br />
(6) Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, Rückrufe. Vagicillin Vaginalzäpfchen,<br />
alle Chargen, AMK-Meldung vom 26. Mai 2009.<br />
(7) Fagron GmbH, 22885 Barsbüttel.<br />
(8) Thaci, D., Schöfer, H., Topische Antibiotika zur Therapie von Hautinfektionen, Hautarzt 56<br />
(2005) 381–396.<br />
(9) Neomycin 250 mg Tabletten Fournier Pharma. In: Rote Liste ® 2004, Editio Cantor <strong>Verlag</strong>,<br />
Aulendorf.<br />
(10) Neomycin Tabletten Pharmacia. In: Rote Liste ® 2003, Editio Cantor <strong>Verlag</strong>, Aulendorf.<br />
(11) Häckh, G., Schwarzmüller, E., Codex dermatologischer Wirkstoffe. Monographie:<br />
Neomycin-Sulfat. In: Niedner, R., Ziegenmeyer, J. (Hrsg.), <strong>Der</strong>matika, Wissenschaftliche<br />
<strong>Verlag</strong>sgesellschaft, Stuttgart 1992, S. 429–432.<br />
(12) N. N., Monographie: Neomycinsulfat-Kapseln 500 mg. In: Braun, R. (Hrsg.),<br />
Standardzulassungen für Fertigarzneimittel. Text und Kommentar, Loseblattsammlung auf<br />
dem Stand vom Oktober 2006, Deutscher Apotheker <strong>Verlag</strong>, Stuttgart / <strong>Govi</strong>-<strong>Verlag</strong><br />
Pharmazeutischer <strong>Verlag</strong>, Eschborn.