PDF, 2 MB - Bernischer Anwaltsverband
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Impressum<br />
Verantwortlicher Redaktor<br />
Markus Stähli (mas), Fürsprecher<br />
E-Mail: indubio@kswb.ch<br />
Sekretariat Redaktion<br />
Caterina Mantarro<br />
Bahnhofstrasse 6, Postfach 1406, 3601 Thun<br />
Tel. 033 225 50 50 / Fax 033 225 50 55<br />
Redaktionelle Mitarbeiter<br />
Andreas Maurer, Fürsprecher<br />
Beat Zürcher, Fürsprecher (Sekretär BAV)<br />
Christine Lüthi, Fürsprecherin (Junge Anwälte)<br />
Marc Labbé, avocat (partie romande du canton)<br />
Abonnemente / Adressänderungen<br />
Sekretariat BAV, Postfach 333, 3000 Bern 7<br />
Tel. 031 311 00 39 / Fax 031 311 93 20<br />
Einzelausgabe Fr. 2.- / Jahresabonnement Fr. 10.-<br />
Postkonto 30-634842-6<br />
Inserate<br />
Print Promotion<br />
Andreas Benz, Stutzstrasse 22, 3126 Kaufdorf<br />
Tel. 031 808 16 16 / Fax 031 808 16 13<br />
Druck<br />
Benteli Hallwag Druck AG<br />
(in Kooperation mit Schaer Thun AG)<br />
Peter Kobel, Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern<br />
Tel. 031 960 81 81 Fax 031 961 74 04<br />
E-Mail: peter.kobel@bentelihallwag.ch<br />
Auflage<br />
1600 Exemplare (WEMF-beglaubigt: 1027)<br />
Redaktionsschluss<br />
für Heft 2/02: 05.04.2002<br />
Erscheinen 2001<br />
März / Mai / August / Oktober / Dezember<br />
13. Jahrgang, Heft 1/02, März 2002<br />
in dubio<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
- Meditation zu "Mediator / Mediatorin SAV"<br />
von Frau Kollegin Christine Lüthi Widmer S. 4<br />
In eigener Sache - Inhaltsverzeichnis auf Umschlagseite S. 5<br />
- in dubio pro Entgelt S. 6<br />
- Neuer Zitiervorschlag S. 6<br />
Juristischer Artikel - Mediator SAV / Mediatorin SAV S. 7<br />
- Richtlinien S. 10<br />
- Reglement S. 15<br />
- Weisungen S. 19<br />
- Hinweise S. 21<br />
Interview<br />
- mit Herrn Kollege Eric Blindenbacher zum Thema<br />
"Mediation" S. 23<br />
Mitteilungen des Sekretärs - Circulaire no A 28 de l'Autorité de surveillance S. 29<br />
- Harmonietag vom 03. Mai 2002 S. 29<br />
Mitteilungen des Vorstandes - Der BAV hat eine neue Sekretärin S. 30<br />
- Tatort Sprache - Ein Workshop für Anwältinnen<br />
und Anwälte mit Interesse an der Aufklärung<br />
sprachlicher Unglücksfälle und Verbrechen S. 31<br />
- Anwaltstag und Expo.02 S. 34<br />
Mitteilungen der Behörden<br />
- Formulare für Regierungsstatthalterämter und<br />
Gemeinden auf Internet S. 35<br />
- Tagung zum Stellenwert der Haus- und<br />
Familienarbeit S. 36<br />
Mitteilungen der Gerichtskreise - Grundsätze gemäss Art. 93 SchKG S. 39<br />
Mitteilungen des Obergerichts - Kreisschreiben Nr. 10 (Überwachung von Post- u.<br />
Fernmeldeverkehr, Art. 155 - 160 StrV und BÜPF S. 40<br />
- Kreisschreiben Nr. 18 (über die Ermittlung und<br />
den Nachweis der Prozessarmut im Sinne von<br />
Art. 77 Abs. 1 ZPO und Art. 111 Abs. 1 VRPG) S. 41<br />
- Prof. Dr. Günter Heine und Oberrichter Christian<br />
Herrmann neu in der Prüfungskommission S. 51<br />
Interview spezial - von Frau Kollegin Marianne Jacobi S. 53<br />
Neue Entscheide - Eingaben per Fax S. 58<br />
Neue Erlasse<br />
- Eine Auswahl neuer Gesetze des Kantons Bern<br />
und des Bundes S. 59<br />
Rollender Kalender - Vortragsprogramm BJV S. 63<br />
- Veranstaltungen BFK S. 63<br />
- BWJ-Kurse S. 64<br />
- Kursprogramm OG für 2002 S. 64<br />
Post scriptum - Wasser S. 71<br />
2
Standesregeln des BAV Art. 4 (neu)<br />
Die anwaltliche Werbung ist innerhalb der eidgenössischen und<br />
kantonalen gesetzlichen Schranken erlaubt. Sie muss objektiv bleiben und<br />
dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit entsprechen. Sämtliche<br />
Berufsregeln, namentlich das Berufsgeheimnis, sind zu wahren.<br />
La publicité est autorisée dans les limites des dispositions légales<br />
fédérales et cantonales. Elle doit se limiter à des faits objectifs et satisfaire<br />
au besoin d’information du public. En outre, toutes les règles professionnelles<br />
doivent être respectées, notamment le secret professionnel.<br />
Jetzt brauchen Sie einen guten «Anwalt»...<br />
... für Ihre Werbung!<br />
Kommunikation - Werbung und PR - ist unser Gebiet. Für<br />
Anwaltskanzleien haben wir eine Kommunikations-Checkliste<br />
erstellt, die wir Ihnen gerne zuschicken. Ein Anruf, Fax oder<br />
E-Mail genügt.<br />
Interpublicum AG<br />
Gerbestrasse 2, 3072 Ostermundigen<br />
Tel. 031 938 42 46<br />
Fax 031 938 42 40<br />
E-Mail: info@interpublicum.ch<br />
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3
Editorial<br />
Meditation zu ”Mediator/Mediatorin SAV”<br />
In ihrer Hauptsache ist die vorliegende Ausgabe des in dubio – wie der Blick auf das<br />
Inhaltsverzeichnis unmissverständlich zeigt - nicht dem stillen Meditieren gewidmet sondern<br />
dem lauten Streiten; natürlich nicht direkt dem Streiten an sich, sondern dem<br />
Streitlösungsprozedere, dem Konfliktmanagement unter Anweisung und in Begleitung<br />
von dazu ausgebildeten Fachpersonen. Lesen Sie in dieser Nummer als interessiertes und<br />
fortschrittlich denkendes Mitglied unserer Anwaltschaft, welcher Weg einzuschlagen ist,<br />
um selber zum erleuchteten, pardon, erlauchten Kreis derjenigen gehören zu dürfen, die<br />
Konflikte ohne Bemühen der überlasteten Gerichte aus der Welt schaffen helfen.<br />
Sinnierend sitze ich also hinter der schwierigen Aufgabe der Editorial-Schreiberin und<br />
stelle fest, dass dieser Text weniger aus der Leere kommend ein Mehrfaches an Gehalt<br />
aufweisen würde, hätte sich die Schreibende nicht mit Meditation, sondern bereits aktiv<br />
mit Mediation und der diesbezüglichen Ausbildung beschäftigt. Was nicht ist, kann noch<br />
werden und so bleibt der Trost und die Zuversicht, dass unser Schweizerischer Dachverband<br />
auch den noch nicht “Erleuchteten” unter uns nun die Möglichkeit bietet, Versäumtes<br />
nachzuholen und anschliessend Gelerntes zum Wohle unserer Klientinnen und Klienten<br />
anwenden zu können. Der informative Inhalt dieser Ausgabe soll Sie in jedem Fall dazu<br />
ermuntern, wenn nicht sogar dazu drängen, sich zukünftig als “Mediatorin SAV/Mediator<br />
SAV” bezeichnen zu wollen.<br />
Fürsprecherin Christine Lüthi Widmer<br />
4
In eigener Sache<br />
Inhaltsverzeichnis auf Umschlagseite<br />
mas. Einer Anregung von Kollege Samuel Lemann ist es zu verdanken, dass die während<br />
Jahren auf der ersten Umschlagseite vorherrschende kreative Leere verschwunden ist.<br />
Stattdessen finden Sie nun auf dem roten Quadrat ein summarisches Inhaltsverzeichnis.<br />
Die Ästheten mögen den Praktikern verzeihen!<br />
Jahresverzeichnis 2001<br />
mas. Ab sofort kann beim Redaktions-Sekretariat das Jahresverzeichnis für die fünf Ausgaben<br />
des Jahres 2001 verlangt werden. Wir werden Ihnen dasselbe anschliessend per E-<br />
Mail zustellen. Gleichzeitig verweisen wir auf das nachfolgende Inserat.<br />
E i n b i n d e a k t i o n<br />
Wer die 5 Exemplare des in dubio 2001<br />
einbinden lassen möchte,<br />
kann diese einsenden an:<br />
Buchbinderei Hollenstein AG<br />
Bernstrasse 49a<br />
3308 Grafenried<br />
Telefon: 031 767 99 33<br />
Kosten: Fr. 40.-<br />
5
Ein Fall für den Preisüberwacher ?<br />
mas. Vor einem Jahr hat in dubio seinen Charakter als Gratis-Zeitschrift verloren.<br />
Im vergangenen Jahr kostete das Abonnement für Nicht-Mitglieder des BAV noch<br />
Fr. 5.-. Für die Mitglieder des BAV ist die Abonnementsgebühr bekanntlich im Mitgliederbeitrag<br />
enthalten. Der Vorstand hat nun beschlossen, die Abonnementsgebühr<br />
inskünftig um satte 100% (!) auf neu Fr. 10.- zu erhöhen. Damit dürfte aber gleichzeitig<br />
das Ende der Fahnenstange erreicht sein.<br />
Die Redaktion dankt sämtlichen Abonnenten ausserhalb des Verbandes für die Überweisung<br />
der mit dem Empfang der vorliegenden Ausgabe fällig werdenden<br />
Abonnementsgebühr. Bitte verwenden Sie den anliegenden Einzahlungsschein oder<br />
überweisen Sie Ihren Beitrag direkt auf das Postkonto Nr. 30-634842-6, lautend auf<br />
<strong>Bernischer</strong> <strong>Anwaltsverband</strong>, BAV/AAB, Redaktion in dubio, c/o KSWB, Postfach,<br />
3601 Thun.<br />
Neuer Zitiervorschlag<br />
mas. Um die bisher wenig konstante Zitierweise von in dubio zu vereinheitlichen, machen<br />
wir Ihnen den folgenden Vorschlag:<br />
in dubio 2002 6<br />
Anwaltssekretärin (20%)<br />
Ich (BV-Abschluss), 32-jährig suche nach einjähriger<br />
Baby-Pause den Wiedereinstieg (Raum Bern), um meine<br />
langjährigen Advokaturkenntnisse einzubringen.<br />
Ich freue mich auf Ihren Anruf unter der<br />
Tel-Nr. 031 952 50 70.<br />
6
Juristischer Artikel<br />
Mediator SAV / Mediatorin SAV<br />
mas. Am 09. April 2001 hat der Vorstand des Schweizerischen <strong>Anwaltsverband</strong>es das vom<br />
Fachausschuss vorgelegte Reglement Mediator SAV/Mediatorin SAV verabschiedet. Der<br />
Fachausschuss hat in der Folge "Weisungen über die Anerkennung von Mediationsausbildungen"<br />
im Sinne von Ausführungsbestimmungen zu diesem Reglement aufgestellt.<br />
Diese dienen als Grundlage für die Anerkennung der Mediationsausbildung hinsichtlich<br />
der Berechtigung zur Führung des Titels "Mediator SAV" resp. "Mediatorin<br />
SAV" sowie als Grundlage für die Aufnahme von anerkannten Ausbildungsanbietern in<br />
die vom SAV geführte Liste.<br />
Der Vorstand SAV hat an der Sitzung vom 09. November 2001 ein Papier für die Arbeit der<br />
Ausbildungsanerkennungskommission erstellt. Die Kommission setzt sich aus den folgenden<br />
Kollegen und Kolleginnen zusammen: Marianne Galli-Widmer, Lugano; Ursula<br />
Gross Leemann, Zürich; Hubert Rüedi, Luzern; Martine Chenou-Lenoir, Genf.<br />
Im Februar 2002 sind folgende Dokumente in das Handbuch SAV aufgenommen worden:<br />
Richtlinien SAV für Anwaltsmediatoren (Seite 10)<br />
Reglement Mediator SAV/Mediatorin SAV (Seite 15)<br />
Weisungen über die Anerkennung von Mediationsausbildungen (Seite 19)<br />
Hinweise zu Mediator SAV/Mediatorin SAV (Seite 21)<br />
7
Mediatorin SAV / Mediator SAV<br />
Es ist soweit! Ab Januar 2002 wird der Schweizerische <strong>Anwaltsverband</strong> denjenigen Mitgliedern,<br />
welche die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, den Titel Mediator SAV<br />
respektive Mediatorin SAV verleihen. Was sind die Anforderungen, dass dieser Titel<br />
verwendet werden darf und wie wird der Titel verliehen?<br />
Der Fachausschuss Mediation SAV hat ein Reglement mit den Ausbildungsinhalten, der<br />
Durchführung und Anerkennung der Ausbildung, der Mediationspraxis etc. erstellt, welches<br />
vom Vorstand verabschiedet und auf den 1. Januar 2002 in Kraft gesetzt wurde.<br />
Die gemäss Reglement erforderliche Ausbildung hat mindestens 80 Stunden zu betragen.<br />
Darin enthalten ist das vom SAV organisierte, zu absolvierende Seminar “Der Anwalt<br />
respektive die Anwältin und die Mediation”, welches acht Stunden umfasst. Dieses Seminar<br />
soll erstmals im zweiten Quartal des neuen Jahres durchgeführt werden. Die genauen<br />
Daten werden - sobald bekannt - publiziert.<br />
Die übrigen 72 Stunden der Ausbildung können bei Ausbildungsanbietenden “freier Wahl”<br />
absolviert werden. Voraussetzung ist, dass diese Ausbildungsanbietenden bzw. deren<br />
Mediationskurs vom SAV anerkannt sind oder dass bei anderen Ausbildungen der Nachweis<br />
erbracht werden kann, dass der Kurs den vom SAV aufgestellten Kriterien entspricht.<br />
Über die im Sinne des Reglements anerkannten Mediationsausbildungen führt der<br />
Fachausschuss Mediation SAV eine Liste, die ab Januar 2002 beim Sekretariat SAV bezogen<br />
werden kann.<br />
Mitglieder des SAV, die eine Mediationsausbildung absolviert haben, können beim Vorstand<br />
des SAV ein Gesuch um Anerkennung ihrer Ausbildung und Verleihung des Titels<br />
Mediator SAV respektive Mediatorin SAV stellen. Dieses Gesuch muss eine schriftliche<br />
Bestätigung der Ausbildungsinstitute über die Erfüllung der Ausbildungsinhalte und<br />
Anerkennungskriterien, die in der Weisung über die Anerkennung von Mediationsausbildungen<br />
definiert sind, enthalten. Diese Weisung wie auch das Reglement werden in<br />
das Handbuch SAV aufgenommen und allen Mitgliedern zugestellt.<br />
Eine Subkommission des Fachausschusses Mediation prüft ausgehend vom jeweiligen<br />
Gesuch, ob die absolvierte Ausbildung anerkannt werden kann und das Seminar SAV “Der<br />
Anwalt respektive die Anwältin und die Mediation” absolviert wurde. Bei positiver Beurteilung<br />
wird dem Vorstand SAV Antrag auf Anerkennung und Verleihung des Titels gestellt,<br />
was mit einer Urkunde für das entsprechende Mitglied bestätigt wird. Die Kosten für<br />
das Gesuchsverfahren betragen Fr. 300.-.<br />
8
Gemäss Reglement wird vorausgesetzt, dass Titelinhaberinnen und -inhaber die erworbene<br />
Ausbildung in der Praxis einsetzen und sich in Form von Weiterbildung, Supervision<br />
etc. intensiv mit der Mediation auseinander setzen. Der Fachausschuss Mediation wird<br />
sich periodisch, mindestens alle drei Jahre, vergewissern, dass die Mediatorinnen und<br />
Mediatoren SAV diesen Anforderungen gerecht werden. Es empfiehlt sich somit für die<br />
Titelinhaber schon jetzt, die praktische Tätigkeit und die jeweilige Weiterbildung zu dokumentieren.<br />
Der Vorstand des Schweizerischen <strong>Anwaltsverband</strong>es hofft, dass möglichst viele Mitglieder,<br />
die eine Mediationsausbildung absolviert haben, ein Gesuch um Anerkennung ihrer<br />
Ausbildung und Titelverleihung stellen werden. Wie bereits erwähnt, können Detailinformationen<br />
zur Titelverleihung und zu den Ausbildungen ab Januar 2002 beim Sekretariat<br />
des SAV erfragt werden.<br />
Rita Wenger-Lenherr<br />
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9
Richtlinien SAV für Anwaltsmediatoren<br />
1 Begriffsbestimmung<br />
Mediation ist die Vermittlung in einem Konflikt verschiedener Parteien mit dem Ziel<br />
einer Einigung, deren Besonderheit darin besteht, dass die Parteien freiwillig eine faire<br />
und rechtsverbindliche Lösung mit Unterstützung eines neutralen und unabhängigen<br />
Mediators auf der Grundlage der vorhandenen rechtlichen, wirtschaftlichen, persönlichen<br />
und sozialen Gegebenheiten und Interessen selbstverantwortlich erarbeiten<br />
(Zitat aus BRAK).<br />
2 Schutz der Vertraulichkeit / Geheimhaltung<br />
2.1 Schutz der Vertraulichkeit<br />
Mediation ist nur möglich, wenn und solange beide Parteien bereit sind, alle<br />
konflikterheblichen Tatsachen offenzulegen, damit eine gewissenhafte und keine<br />
Partei benachteiligende Sachverhaltsaufklärung möglich ist.<br />
Die Mediation kann deshalb zur Offenlegung von Umständen führen, die im<br />
streitigen Verfahren nicht offenbart würden.<br />
Im Falle einer gescheiterten oder möglicherweise nur aus taktischen Gründen,<br />
allein zum Schein eingegangenen Mediation können der offenlegenden Partei<br />
irreversible Rechtsnachteile entstehen. Der Mediator ist deshalb verpflichtet,<br />
die Parteien eingangs des eigentlichen Mediationsverfahrens eingehend über<br />
die mit der Mediation verbundenen Chancen und Risiken zu belehren.<br />
2.2 Geheimhaltung<br />
Anwaltsmediation unterliegt vollständig der anwaltschaftlichen Schweigepflicht.<br />
Eine Entbindung kann nur von den Parteien gemeinsam ausgesprochen werden,<br />
wobei es auch diesfalls dem Ermessen des Anwaltsmediators anheim gestellt<br />
ist, ob er als Zeuge aussagen will. Vorbehalten bleiben die gesetzlichen Bestimmungen.<br />
3 Information über Rechte und Pflichten der Parteien<br />
Ober die Sachverhaltsabklärung hinaus ist der Anwaltsmediator, wie jeder Anwalt,<br />
verpflichtet, beide Parteien über das Verfahren und über ihre jeweiligen Rechte und<br />
Pflichten umfassend zu informieren, ohne Rücksicht darauf, ob dies die Einigung<br />
letztlich erschwert oder nicht.<br />
10
Der Anwaltsmediator weist die Parteien darauf hin, wenn sie Regelungen zu treffen<br />
beabsichtigen, die nichtig sind. Beharren die Parteien hierauf, lehnt der Anwaltsmediator<br />
die weitere Vermittlungstätigkeit ab.<br />
Wenn die Parteien psychisch und intellektuell nicht in der Lage sind, ihre Interessen<br />
selbständig wahrzunehmen und für sich selbst einzustehen, wenn sie die Bedeutung<br />
der ihnen zur Verfügung stehenden Informationen und Konsequenzen ihrer Entscheidungen<br />
nicht erfassen, oder wenn das Machtgefälle nicht ausgeglichen werden kann,<br />
wird der Anwalt im Zweifel die Mediation nicht weiterführen.<br />
4 Unabhängigkeit und Neutralität des Anwaltsmediators<br />
Der Anwaltsmediator wahrt seine Neutralität und Unabhängigkeit.<br />
Er informiert die Parteien von sich aus über Umstände, die in den Augen einer Partei<br />
Zweifel an seiner Unabhängigkeit und Neutralität aufkommen lassen könnten.<br />
5 Verbot der Mandatsübernahme<br />
Im Falle der Anwaltsmediation ist der Anwalt ausschliesslich Mediator; er vermittelt<br />
zwischen den Parteien und informiert sie über ihre Rechte und Pflichten.<br />
Bei einem Abbruch oder nach Beendigung der Mediation darf der Anwaltsmediator<br />
keine der beiden Parteien vor Gericht vertreten oder einseitig anwaltlich beraten.<br />
Zulässig ist die Vertretung beider Parteien vor Gericht (insbesondere in familienrechtlichen<br />
Verfahren, bspw. zur Einholung der richterlichen Genehmigung einer<br />
Scheidungskonvention), sofern dies das kantonale Prozess- und Standesrecht zulässt<br />
und eine solche gemeinsame Vertretung von beiden Parteien gewünscht wird.<br />
6 Fairnesskontrolle<br />
Die Klienten sind auf die Möglichkeit hinzuweisen, sich vor Abschluss einer Vereinbarung<br />
durch ihre eigenen Anwälte beraten zu lassen.<br />
Eine überprüfende einseitige anwaltschaftliche Beratung der jeweiligen Parteien erscheint<br />
selbst dann als sinnvoll, wenn Mediation durch einen Anwalt angeboten wird<br />
und dieser deshalb innerhalb des Mediationsverfahrens die Parteien bereits ausführlich<br />
über ihre Rechte und Pflichten beraten hat. Jeder Partei muss namentlich bewusst<br />
sein, wenn sie auf einen rechtlichen Anspruch explizit oder implizit verzichtet.<br />
11
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12
7 Erfordernis eines Mediationsvertrages<br />
7.1 Die Regeln des Mediationsverfahrens, seine Ziele und die Grenzen, in denen ein<br />
Rechtsanwalt als Mediator vermittelnd tätig werden darf, sind den Parteien offenzulegen.<br />
Es wird empfohlen, den Mediationsvertrag in schriftlicher Form<br />
abzuschliessen.<br />
7.2 Der Mediationsvertrag hat sich insbesondere über folgende Punkte auszusprechen:<br />
- Neutralität und Unabhängigkeit des Anwaltsmediators<br />
- Verzicht der Parteien, den Anwaltsmediator als Zeugen in einem Verfahren aufzurufen<br />
- Verpflichtung der Parteien, sämtliche sachdienlichen Informationen und Unterlagen<br />
der anderen Partei im Sinne einer transparenten Lösung zugänglich zu machen<br />
- Zusicherung, den Inhalt der Mediationsgespräche vertraulich zu behandeln.<br />
- Empfehlung, eine Vereinbarung vor Unterzeichnung durch eigene Rechtsanwälte<br />
überprüfen zu lassen<br />
- Honorarrahmen<br />
- Vereinbarung über die Tragung der Kosten<br />
- Hinweis, dass es sich um ein Auftragsverhältnis handelt, das jederzeit beendet<br />
werden kann<br />
7.3 Der Mediationsvertrag ist von den Parteien und dem Anwaltsmediator unterzeichnet.<br />
8 Honorarfragen<br />
Der Anwaltsmediator verständigt sich eingangs der Mediation mit den Klienten über<br />
das Honorar und dessen Aufteilung.<br />
9 Qualifikation des Anwaltsmediators<br />
Der Anwaltsmediator hat sich über eine angemessene Ausbildung in<br />
Mediationstechnik auszuweisen. Der SAV behält sich vor, dazu nähere Richtlinien zu<br />
erlassen. Im Bereich der Familienmediation gilt als angemessen insbesondere eine<br />
Ausbildung, die den Richtlinien des europäischen Forums für Mediation oder einer<br />
vergleichbaren aussereuropäischen Ausbildung entspricht.<br />
13
10 Geltung des allgemeinen Anwalts- und Standesrechtes<br />
Ein Anwalt, der Mediation anbietet, übt anwaltschaftliche Tätigkeit aus. Er hat deshalb<br />
die Berufsregeln für Anwälte und ihr Standesrecht zu beachten.<br />
11 Geltung der Berufsregeln für Nicht-Anwälte<br />
Soweit der Anwaltsmediator im Rahmen einer CO-Mediation Nicht-Anwälte (insbesondere<br />
Angehörige psychosozialer Berufe) beizieht, verpflichtet er diese auf Einhaltung<br />
der für ihn geltenden Berufs- und Standesregeln.<br />
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14
SAV-Fachausschuss Mediation<br />
Reglement Mediator SAV / Mediatorin SAV<br />
Grundlagen<br />
Der Vorstand SAV erlässt das vorliegende Reglement gestützt auf die Richtlinien SAV für<br />
Anwaltsmediatoren resp. Anwaltsmediatorinnen vom 30. August 1998.<br />
A. Grundsatz<br />
Mitgliedern des Schweizerischen <strong>Anwaltsverband</strong>es (SAV), die sich über eine genügende<br />
Ausbildung im Sinne der nachfolgenden Bestimmungen auf dem Gebiet der<br />
Mediation ausweisen, wird der Titel Mediator SAV resp. Mediatorin SAV verliehen.<br />
B. Ausbildungsinhalte<br />
1. Folgende Ausbildungsinhalte werden vorausgesetzt:<br />
I. Konflikt<br />
1. Konfliktanalyse<br />
1.1. Entstehung<br />
1.2. Typen/Parteien<br />
1.3. Kontext<br />
2. Konfliktregelungsverfahren im Verhältnis zur Mediation<br />
2.1 Überblick über Konfliktregelungsverfahren<br />
2.2 Grundlagen<br />
II. Die Mediation<br />
1. Ziele<br />
2. Übersicht über die Techniken<br />
3. Ablauf und Phasen<br />
3.1. Vorbereitung<br />
3.2. Durchführung<br />
3.3. “Abschluss” des Verfahrens<br />
4. Die Rolle von Normen in der Mediation<br />
5. Grenzen der Mediation<br />
15
III. Der Mediator resp. die Mediatorin<br />
1. Rolle und Selbstverständnis<br />
1.1. Mediation als Haltung<br />
1.2. Ethik<br />
1.3. Aufgabe<br />
1.4. Einbezug Dritter<br />
2. Kommunikationsverhalten (Technik)<br />
2.1. Grundlagen der Kommunikation<br />
2.2. Mediative Gesprächsführung (Grundhaltungen und Technik)<br />
IV. Der Anwalt resp. die Anwältin und die Mediation<br />
1. Die Rollen des Anwalts resp. der Anwältin in der Mediation (Berater/in,<br />
Begleiter/in, Mediator/in)<br />
2. Der Anwalt als Mediator resp. die Anwältin als Mediatorin<br />
2.1. Mediation und anwaltliche Tätigkeit<br />
2.2. Standesregeln und Richtlinien<br />
2.3. Mediationsvertrag<br />
2.4. Das Recht in der Mediation<br />
C. Durchführung der Ausbildung<br />
2. Die Blöcke I. bis III. der Ausbildung sollen grundsätzlich während ganztägigen<br />
bzw. mehrtägigen Seminarien absolviert werden. Dabei soll der praktische Anteil<br />
(Übungen, Rollenspiele etc.) drei Viertel der Ausbildung ausmachen. Die Teilnehmerzahl<br />
soll 20 pro Trainer resp. Trainerin nicht überschreiten.<br />
3. Block IV. wird vom Schweizerischen <strong>Anwaltsverband</strong> unter Beizug von Trainerinnen<br />
und Trainern organisiert und durchgeführt.<br />
D. Anerkennung der Ausbildung<br />
4. Der SAV anerkennt Ausbildungen, welche die Kriterien im vorerwähnten Sinn<br />
(lit. B. und C.) erfüllen. Die Anerkennung bedingt eine Ausbildung von 72 Stunden<br />
für die Blöcke I.-III. und 08 Stunden für Block IV., gesamthaft also 80 Stunden.<br />
5. Der Vorstand SAV erteilt aufgrund einer entsprechenden Empfehlung des Fach-<br />
16
ausschusses Mediation anerkannten Anbietern und Anbieterinnen, die solche<br />
Ausbildungen durchführen, die Berechtigung, bei der Ausschreibung des entsprechenden<br />
Kurses darauf hinzuweisen, dass dieser vom SAV beim Erwerb des<br />
Titels anerkannt wird.<br />
6. Der SAV führt über Ausbildungsanbieter und -anbieterinnen solcher Kurse eine<br />
Liste. Der Fachausschuss Mediation überprüft periodisch die Qualität.<br />
E. Titel Mediator SAV resp. Mediatorin SAV<br />
7. Die Berechtigung zur Führung des Titels Mediator SAV resp. Mediatorin SAV<br />
bedingt 80 Stunden anerkannter Ausbildung.<br />
Der Vorstand des SAV erteilt auf Gesuch hin und gestützt auf die entsprechende<br />
Empfehlung des Fachausschusses Mediation die Berechtigung zur Führung<br />
des Titels.<br />
F. Mediationspraxis, Weiterbildung<br />
8. Es wird vorausgesetzt, dass Titelinhaberinnen und Titelinhaber die erworbene<br />
Ausbildung in der Praxis einsetzen und sich in Form von Weiterbildung, Supervision<br />
etc. intensiv mit der Mediation auseinandersetzen.<br />
Der Fachausschuss Mediation wird sich periodisch, mindestens alle drei Jahre<br />
vergewissern, dass die Mediatorinnen und Mediatoren SAV diesen Anforderungen<br />
gerecht werden.<br />
9. Der Vorstand des SAV kann auf entsprechende Empfehlung des Fachausschusses<br />
hin das Recht zur Führung des Titels Mediator SAV resp. Mediatorin SAV<br />
entziehen, wenn nach erfolgter Ausbildung keinerlei Weiterbildung mehr betrieben<br />
und/oder keine praktische Tätigkeit auf dem Gebiet der Mediation ausgeübt<br />
wird.<br />
17
G. Übergangsbestimmungen (zu Ausbildungen vor Inkrafttreten des Reglements)<br />
10. Absolventinnen und Absolventen, die bei Inkrafttreten dieses Reglements bereits<br />
eine mindestens gleichwertige Mediationsausbildung absolviert haben oder<br />
eine solche bereits begonnen haben, können ein Gesuch um Anerkennung ihrer<br />
Ausbildung stellen. Der Vorstand SAV anerkennt auf entsprechende Empfehlung<br />
des Fachausschusses Mediation diese Ausbildung als gleichwertig, nachdem<br />
Block IV. der Ausbildungsinhalte (Der Anwalt resp. die Anwältin und die<br />
Mediation), der vom SAV durchgeführt wird, absolviert worden ist.<br />
Das Gesuch um Anerkennung muss innert einer Frist von drei Jahren seit Inkrafttreten<br />
dieses Reglements eingereicht werden.<br />
(Das Reglement ist am 01. Januar 2002 in Kraft getreten.)<br />
18
SAV-Fachausschuss Mediation<br />
Mediator SAV / Mediatorin SAV<br />
Weisungen über die Anerkennung von Mediationsausbildungen<br />
1. Grundlagen und Zweck der Weisungen<br />
Das Reglement Mediator SAV / Mediatorin SAV, in Kraft gesetzt per 01. Januar 2002,<br />
bildet die Grundlage für die vorliegenden Weisungen des Fachausschusses Mediation<br />
des SAV.<br />
Die Weisungen dienen<br />
- zum einen als Grundlage für die Anerkennung von Mediationsausbildungen<br />
hinsichtlich der Berechtigung zur Führung des Titels Mediator SAV resp.<br />
Mediatorin SAV (lit. E. / G. des Reglements) und<br />
- zum andern als Grundlage für die Aufnahme von Ausbildungsanbietern und -<br />
anbieterinnen in die vom SAV geführte Liste der im Sinne des Reglements<br />
anerkannten Mediationsausbildungen / Kurse (lit. D. des Reglements).<br />
Gesuche gemäss lit. E. / G. bzw. D. des Reglements haben eine verbindliche schriftliche<br />
Bestätigung der Ausbildungsanbieter resp. -anbieterinnen über die Erfüllung<br />
der nachstehenden Anerkennungskriterien 01, 02 und 03 zu enthalten.<br />
2. Anerkennungskriterien 01: Geforderte Ausbildungsinhalte<br />
I. Konflikt<br />
1. Konfliktanalyse<br />
1.1. Entstehung<br />
1.2. Typen/Parteien<br />
1.3. Kontext<br />
2. Konfliktregelungsverfahren im Verhältnis zur Mediation<br />
2.1. Überblick über Konfliktregelungsverfahren<br />
2.2. Grundlagen<br />
II. Die Mediation<br />
1. Ziele<br />
2. Übersicht über die Techniken<br />
3. Ablauf und Phasen<br />
19
3.1. Vorbereitung<br />
3.2. Durchführung<br />
3.3. „Abschluss“ des Verfahrens<br />
4. Die Rolle von Normen in der Mediation<br />
5. Grenzen der Mediation<br />
III. Der Mediator resp. die Mediatorin<br />
1. Rolle und Selbstverständnis<br />
1.1. Mediation als Haltung<br />
1.2. Ethik<br />
1.3. Aufgabe<br />
1.4. Einbezug Dritter<br />
2. Kommunikationsverhalten (Technik)<br />
2.1. Grundlagen der Kommunikation<br />
2.2. Mediative Gesprächsführung (Grundhaltungen und Technik)<br />
3. Anerkennungskriterien 02: Anforderungen an die Organisation der<br />
Mediationsausbildung / Kurse<br />
- Grundsätzlich nur ganztägige (bzw. mehrtägige) Ausbildungseinheiten (Seminare);<br />
- Praktischer Anteil (Übungen, Rollenspiele etc.) von durchschnittlich 3 /4 der Ausbildungszeit;<br />
- Maximal 20 Teilnehmer resp. Teilnehmerinnen pro Trainer resp. Trainerin;<br />
- Ausbildung (gemäss Ziff. 2. voranstehend) von mindestens 72 Stunden<br />
(Anwesenheitskontrolle und -bestätigung durch die Ausbildungsanbieter resp.<br />
-anbieterinnen).<br />
4. Anerkennungskriterien 03: Anforderungen an die Mediationstrainer resp.<br />
-trainerinnen<br />
Die Kurse sind von Mediationstrainern resp. -trainerinnen mit Lehr- und/oder Berufserfahrung<br />
in Mediation von in der Regel mindestens 5 Jahren abzuhalten (Nachweis<br />
durch detaillierten Lebenslauf unter Angabe von Referenzen).<br />
20
5. Anerkennungskriterien 04: Absolvierung der SAV-Ausbildung „Der Anwalt resp.<br />
die Anwältin in der Mediation“ (Block IV. gemäss Reglement; 08 Stunden)<br />
Für Inhalt und Organisation der SAV-Ausbildung wird auf das Reglement Mediator<br />
SAV / Mediatorin SAV sowie auf die weiteren diesbezüglichen Unterlagen bzw. Ausschreibungen<br />
des SAV verwiesen. Die Ausbildung ist in der Regel am Schluss der<br />
vorliegend festgehaltenen Mediationsausbildung zu absolvieren.<br />
SAV-Fachausschuss Mediation<br />
Hinweise zu Mediator SAV / Mediatorin SAV<br />
Folgende Unterlagen können beim Sekretariat SAV bezogen oder von der Homepage des<br />
SAV heruntergeladen werden:<br />
1. Liste der vom SAV aktuell anerkannten Mediationsausbildungsinstitute bzw.<br />
Mediationsausbildungen<br />
2. Formular “Anmeldung SAV-Ausbildung und/oder Gesuch um Titelverleihung”.<br />
3. SAV-Ausbildungen<br />
Für weitere Informationen, insbesondere für die Liste mit den SAV-anerkannten<br />
Mediationsaubildungen und für den Download des Anmeldeformulars für die SAV-Ausbildung<br />
sei auf die Website des SAV verwiesen:<br />
www.swisslawyers.com/member/Verbandstätigkeit/Fachausschüsse/Mediation<br />
21
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22
Interview<br />
mit Herrn Fürsprecher<br />
Eric Blindenbacher<br />
bearbeitet durch Kollege Andreas Maurer<br />
Seit gut 12 Jahren interessierst Du Dich für<br />
das Thema “Mediation” und seit rund 5 Jahren<br />
bearbeitest Du auch als Mediator verschiedene<br />
Fälle. In welchen Rechtsgebieten<br />
konntest Du bisher als Mediator tätig sein?<br />
Bei nüchterner Betrachtung stelle ich fest,<br />
dass ich bisher primär im Bereich<br />
Familienmediation und Nachbarschaftsmediation<br />
Erfahrungen sammeln konnte.<br />
Ein grosser Bedarf an alternativen Konfliktlösungsmöglichkeiten,<br />
d.h. z. B. an<br />
Mediation, besteht jedoch meines Erachtens<br />
auch im Bereich des Haftpflicht- und<br />
Sozialversicherungsrechts, und hier möchte<br />
ich letztlich der Mediation den Weg ebnen.<br />
Tatsache ist jedoch, dass aus diesen<br />
Rechtsgebieten bisher meines Wissens<br />
noch wenig Fälle mit Mediation gelöst<br />
wurden.<br />
Ich bin Mitglied eines Mediatorenpools,<br />
einer Plattform, welche Mediatoren vermittelt.<br />
Diese Plattform arbeitet bereits an<br />
entsprechenden Projekten mit Haftpflichtund<br />
Rechtsschutzversicherungen. Es handelt<br />
sich dabei jedoch - gesamtschweizerisch<br />
betrachtet - lediglich um<br />
Einzelfälle. Zur Zeit geht es vor allem darum,<br />
mit engagierter Aufklärung und Information<br />
die Mediation den möglichen Partnern<br />
und Klienten näherzubringen. Persönlich<br />
hatte ich noch keine derartigen<br />
Mandate als Mediator. Ich weiss jedoch<br />
aus Erfahrung, dass das Angebot an<br />
Mediatoren in diesem Bereich in der<br />
Schweiz durchaus vorhanden wäre, glaube<br />
jedoch festzustellen, dass vor allem seitens<br />
der Haftpflichtversicherungen noch<br />
eine grosse Zurückhaltung geübt wird. Ich<br />
sehe mich zur Zeit - zusammen mit gleichgesinnten<br />
Kolleginnen und Kollegen -<br />
eher als Wegbereiter für die nächste Generation,<br />
d.h. wir engagieren uns heute im<br />
Rahmen einer recht aufwändigen ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit dafür, dass die<br />
Mediation ähnlich wie im angelsächsischen<br />
Bereich, dereinst auch in der<br />
23
Schweiz ihre Bedeutung erlangen kann.<br />
Ich denke z.B. an Australien, wo in praktisch<br />
jeder Versicherungspolice eine<br />
Mediation vorgesehen wird, bevor ein Fall<br />
dem Richter zur Beurteilung vorgelegt<br />
wird. Verschiedene grosse Versicherungen<br />
machen dort mit diesem Vorgehen beste<br />
Erfahrungen. Gemäss Aussagen dieser Gesellschaften<br />
werden rund 90 % der Differenzen<br />
durch Mediation erledigt, so dass<br />
lediglich noch ca. 10 % der Konflikte<br />
durch den Richter beurteilt werden müssen.<br />
Von einer vergleichbaren Situation<br />
sind wir in der Schweiz jedoch noch weit<br />
entfernt.<br />
Ich stelle fest, dass seitens der Mediatorinnen<br />
und Mediatoren das Angebot vorhanden<br />
ist und seitens der Versicherungen<br />
ein gewisses Potential sicher besteht. Ferner<br />
stelle ich fest, dass im Bereich des<br />
Haftpflichtrechts eine grosse Anzahl von<br />
Fällen durch Anwältinnen und Anwälte,<br />
welche in “klassisch-forensischer Weise”<br />
tätig sind, aussergerichtlich erledigt werden<br />
können, da die auf Haftpflichtrecht spezialisierten<br />
Kolleginnen und Kollegen ja ebenfalls<br />
in einer ersten Phase die<br />
aussergerichtliche Erledigung suchen. Welches<br />
sind nun die Gründe dafür, dass ein<br />
ansonsten “klassisch tätiger Anwalt” wie<br />
Du ganz bewusst die Mediation fördert?<br />
Ich kann meiner Antwort vielleicht ein Zitat<br />
voranstellen, welches Herr Kollege Ileri<br />
anlässlich des Personenschadenforums<br />
geäussert hat. Ich habe mir dies wie folgt<br />
notiert: “Wir sind auf dem Weg von der<br />
Prozessgesellschaft zur Mediationsgesellschaft”.<br />
Wenn man sich vor Augen<br />
führt, wie schwierig es für eine geschädigte<br />
Person ist, im klassischen Zivilprozess<br />
einer Versicherungsgesellschaft gegenüberzustehen,<br />
wenn man dies erlebt hat<br />
und sieht, welche Probleme in finanzieller,<br />
psychischer und persönlicher Hinsicht<br />
allenfalls entstehen können, dann erkenne<br />
ich, dass in der Beratung gerade dieser<br />
Klientinnen und Klienten eine sehr hohe<br />
Verantwortung liegt. Der Entscheid, einem<br />
Klienten die Durchsetzung seiner Ansprüche<br />
im Rahmen eines Zivilprozesses zu<br />
empfehlen, kann weitestgehende Auswirkungen<br />
haben bis hin zur Beeinflussung<br />
des weiteren Heilverlaufs. Um diese Belastungen<br />
der geschädigten Person zu vermeiden<br />
und trotzdem eine befriedigende<br />
Lösung zu erreichen, ist die Mediation sehr<br />
geeignet.<br />
Meine bisherige Ausbildung zum Mediator<br />
hat auch meine Arbeit als Anwalt<br />
beeinflusst; dies vor allem im Bereich Haftpflicht-<br />
und Sozialversicherungsrecht. Ich<br />
sehe meine Rolle in diesen Mandaten immer<br />
stärker als “case-manager”. Erhalte<br />
ich z.B. ein Mandat zur Vertretung einer<br />
geschädigten Person, so bin ich mir<br />
bewusst, dass eine Vielzahl verschiedenster<br />
Aspekte zu berücksichtigen ist, um für<br />
diese Person möglichst rasch wieder eine<br />
gewisse “Normalität” zu schaffen. Dies<br />
kann nur funktionieren, wenn ich mich als<br />
“case-manager” in allen betroffenen Bereichen<br />
einsetze wie z.B. in der Ueberwachung<br />
des Heilungsverlaufs, in der beruflichen<br />
Wiedereingliederung sowie in<br />
der Zusammenarbeit mit den Versicherun-<br />
24
gen im Hinblick auf die Sicherstellung der<br />
Ressourcen. Eine gesamthafte Berücksichtigung<br />
aller Elemente ist nur möglich,<br />
wenn sich alle betroffenen Parteien zumindest<br />
im übertragenen Sinn an einen Tisch<br />
setzen und gemeinsam eine Lösung suchen.<br />
Gerade diesbezüglich bietet das Haftpflicht-<br />
und auch das Sozialver-sicherungsrecht<br />
einen grossen Ermessensspielraum.<br />
Ich schätze, dass so bis zu 95 % Gesamtlösungen<br />
oder Lösungen in Einzelfragen<br />
möglich sind. In den restlichen 5 % muss<br />
zwar der Richter angerufen werden, wobei<br />
ich feststelle, dass dann Prozesse in der<br />
Regel sachlich geführt werden können und<br />
nicht emotional.<br />
Wie reagiert wohl die Klientin/der Klient auf<br />
die Tätigkeit eines Mediators, wenn sich<br />
die Klienten doch an einen Anwalt wenden,<br />
um primär ihre Interessen durchzusetzen?<br />
Häufig besteht bei Laien immer noch<br />
der Eindruck Mediation stelle eine “weichgespülte”<br />
Form der Interessenvertretung<br />
dar. Wo siehst Du Deine Position im Spannungsfeld<br />
zwischen Interessenvertretung<br />
zugunsten Deines Klienten und Deiner Tätigkeit<br />
als Mediator?<br />
Entscheidend ist, dass die Funktion, welche<br />
ein Mediator ausübt, keinesfalls vermischt<br />
werden darf mit der Funktion eines<br />
die Interessen seiner Klientschaft vertretenden<br />
Anwaltes. Diese Aufgaben und<br />
Funktionen sind vollständig und strikte<br />
zu trennen. Meine obigen Ausführungen<br />
habe ich aus der Erkenntnis gemacht, dass<br />
ich für meine Klientinnen und Klienten,<br />
welche mich zwecks Durchsetzung ihrer berechtigten<br />
Ansprüche mandatieren, ein<br />
optimaleres Ergebnis erzielen kann, wenn<br />
ich - soweit irgendwie möglich - den Weg<br />
der verantwortungsbewussten Verhandlungen<br />
beschreite und nicht gleich auf<br />
Konfrontationskurs gehe. Dies hat jedoch<br />
nichts zu tun mit der Frage, ob ich als<br />
Mediator oder als Anwalt tätig bin: Entweder<br />
bin ich der Anwalt meiner Klienten<br />
und versuche primär und soweit möglich<br />
mit Verhandlungen zum Ziel zu kommen<br />
oder aber ich bin als Mediator von zwei<br />
verschiedenen Parteien beauftragt. Dann<br />
bin ich jedoch keinesfalls Interessenvertreter.<br />
So kann ich z.B. vom Geschädigten<br />
und der Haftpflichtversicherung als<br />
Mediator beigezogen werden, welche mir<br />
je einen Auftrag erteilen, um die Parteien<br />
bei der Lösung der anstehenden Differenzen<br />
zu unterstützen. In der Regel dürfte<br />
dann der Geschädigte seinerseits noch<br />
durch einen Anwalt vertreten sein. Dies<br />
wäre der “klassische Fall”. Als Mediator<br />
ermögliche ich diesen Parteien, in einem<br />
“entgifteten” Klima über Lösungen zu diskutieren.<br />
Ich bin somit nie zuerst Anwalt<br />
eines Klienten und danach Mediator. Dies<br />
wäre völlig undenkbar.<br />
Mediation ist immer eine Frage der Grundeinstellung.<br />
Ein Anwalt, welcher stets zum<br />
Ziel hat, in jedem Einzelfall gegenüber jeder<br />
Versicherungsgesellschaft das Maximum<br />
auszureizen, dürfte wohl kaum in der<br />
Lage sein, als Mediator zu wirken. Er würde<br />
vermutlich seitens der Versicherungen<br />
auch nicht mehr als Mediator akzeptiert.<br />
Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass ich<br />
25
in gewissen Fällen nicht auch die prozessuale<br />
Auseinandersetzung suche. So sah<br />
ich mich z.B. im letzten Dezember veranlasst,<br />
während 10 Tagen in harte Konfrontation<br />
zu treten, um die Interessen<br />
meiner Klientschaft umfassend wahren zu<br />
können.<br />
Wer ist denn der ideale Mediator/die ideale<br />
Mediatorin? Welche persönlichen und allenfalls<br />
auch fachlichen Voraussetzungen<br />
sind gefragt?<br />
Entscheidend ist eine persönliche Grundhaltung,<br />
welche die Erkenntnis zulässt,<br />
dass nicht immer bloss die eigene Meinung<br />
die einzig richtige ist. Sicherlich ist ferner<br />
Voraussetzung ein grosses Interesse an<br />
Menschen, an der Frage, wie Leute reagieren,<br />
wie sie sich zu ihrer Umgebung stellen,<br />
wie sie ihre Ansprüche anmelden und<br />
durchsetzen. Ein Mediator/eine Mediatorin<br />
muss auch bereit sein, zu akzeptieren,<br />
dass Konflikte ein natürliches Phänomen<br />
darstellen und dass stets solche<br />
auftreten werden. Ferner bedarf es sicherlich<br />
der Fähigkeit, unvoreingenommen an<br />
eine Problemstellung heranzutreten und<br />
beiden Parteien zuzuhören. Was mir ferner<br />
als sehr wichtig erscheint ist das Interesse,<br />
Kommunikationstechniken zu erlernen,<br />
d.h. ein Interesse daran, herauszufinden<br />
und zu lernen, wie Fragen zu stellen sind,<br />
wie man aktiv zuhört, und die entsprechenden<br />
Techniken auch einsetzen kann, um<br />
Verhandlungsblockaden zu lösen. Es bedarf<br />
zudem einer gewissen Intuition um herauszufinden,<br />
wo letztlich die Gründe für<br />
den Interessenkonflikt liegen. Kurz gesagt:<br />
Es braucht eine Neugierde und ein Interesse<br />
für Konflikte, und zwar nicht um diese<br />
auszutragen, sondern um unter Konfliktparteien<br />
zu vermitteln.<br />
In der Regel ergeben sich dabei gerade für<br />
Anwälte, welche bisher ausschliesslich forensisch-prozessual<br />
tätig waren, erhebliche<br />
Probleme. Vom Anwalt verlangt die<br />
Klientschaft stets (und er vermutlich auch<br />
von sich), immer zu wissen, was richtig ist<br />
und sich auch gegen andere Meinungen<br />
durchzusetzen. Mit dieser Optik kann ein<br />
Anwalt sicherlich nicht Mediator sein. Der<br />
Mediator ist nämlich nicht derjenige welcher<br />
die Lösung präsentiert und entsprechend<br />
mit einer rein finalen Denkweise an<br />
die Problemstellungen herangeht, sondern<br />
er schafft ein Klima, welches den Parteien<br />
ermöglicht, ihrerseits ihre eigene Lösung<br />
zu finden. Hier haben uns Anwälten die<br />
Psychologen und die Sozialarbeiter mit<br />
Zusatzausbildung einiges voraus. Dies ist<br />
denn auch der Grund dafür, weshalb der<br />
SAV im Rahmen seines Ausbildungsmodells<br />
ein Zusatzmodul anbietet, welches<br />
speziell darauf abzielt, die Anwaltschaft<br />
für diese Problematik zu sensibilisieren,<br />
d.h. zu erkennen, dass man sich als Mediator<br />
selbst zurücknehmen muss.<br />
Der Schweizerische <strong>Anwaltsverband</strong> hat<br />
sich dazu entschlossen, die Ausbildung zur<br />
Mediatorin/zum Mediator zu zertifizieren<br />
und hat auch entsprechende Ausbildungsrichtlinien<br />
erlassen. Worum geht es dabei<br />
und mit welchem Aufwand ist zu rechnen?<br />
26
Es gibt eine Vielzahl von Ausbildungslehrgängen,<br />
beginnend von halbtägigen Kursen<br />
bis hin zu Kursen von 200 und mehr<br />
Stunden mit Prüfungen und Diplomarbeiten<br />
- die Palette ist zur Zeit unübersichtlich<br />
gross. Die Fachkommission Mediation<br />
des Schweizerischen <strong>Anwaltsverband</strong>es,<br />
innerhalb welcher ich die Interessen des<br />
Bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es vertrete, hat<br />
seitens des Vorstandes SAV den Auftrag erhalten,<br />
ein Zertifikat “Mediatorin/Mediator<br />
SAV” zu schaffen. Diejenigen Kolleginnen<br />
und Kollegen, welche dieses Zertifikat<br />
erlangen möchten, haben den Nachweis<br />
zu erbringen, dass sie eine Ausbildung<br />
von mind. 72 Std. in einem durch den SAV<br />
anerkannten Institut genossen haben. Es<br />
ist die Fachkommission, welche entscheidet,<br />
ob eine bestimmte Ausbildung die Voraussetzungen<br />
für die Zertifizierung erfüllt<br />
oder nicht. Zusätzlich zu dieser Ausbildung<br />
ist dann das Modul zu besuchen, welches<br />
wir von der Fachkommission aus geschaffen<br />
haben. Im Rahmen dieses eintägigen<br />
(8stündigen) Kurses werden dann die<br />
anwaltsspezifischen Bereiche noch zusätzlich<br />
ausgebildet. Darin wird den Anwältinnen<br />
und Anwälten insbesondere noch<br />
einmal die unterschiedliche Denkweise<br />
zwischen Mediator und Anwalt dargestellt.<br />
Wer die Ausbildungsvoraussetzungen erfüllt<br />
hat, kann dann dem SAV einen Antrag<br />
stellen und wird in der Folge auf Empfehlung<br />
der Fachkommission zertifiziert. Es<br />
ist somit nicht der SAV, welcher eine<br />
gesamtheitliche Mediationsausbildung<br />
anbietet. Vielmehr delegiert der SAV die<br />
Ausbildung an anerkannte Institute und<br />
bietet das einzelne Modul selbst an. Zeitlich<br />
ist somit mit einem Bedarf von mind.<br />
80 Std. zu rechnen. Diese Stundenzahl ist<br />
das Ergebnis verschiedener Verhandlungen,<br />
gingen doch die Auffassungen über<br />
den zeitlichen Umfang der Ausbildung vorerst<br />
weit auseinander. Ich glaube, dass mit<br />
den 80 Std. (inkl. Modul SAV) ein vertretbarer<br />
Mindestansatz festgelegt wurde.<br />
Von grosser Bedeutung ist die Weiterbildung.<br />
Wer sich in Mediation nicht ständig<br />
weiterbildet, verliert die ursprünglich erworbenen<br />
Fähigkeiten rasch. Auch der<br />
Mediator selbst entwickelt sich als Persönlichkeit<br />
weiter. Deshalb ist es sicherlich<br />
wichtig, der Weiterbildung grösstes<br />
Gewicht zuzumessen z.B. in der Form der<br />
Intervision, der Supervision und letztlich<br />
auch der fachlichen Weiterbildung. Sollte<br />
die Kommission feststellen, dass sich eine<br />
Kollegin oder ein Kollege nach Erlangung<br />
des Zertifikats nicht weiterbildet, so müsste<br />
in Erwägung gezogen werden, dieses Zertifikat<br />
wiederum zu entziehen. Es bedarf<br />
ständiger Weiterbildung, um als Mediator<br />
à jour zu bleiben und damit auch eine gute<br />
Dienstleistung anbieten zu können. Die<br />
Weiterbildung kann deshalb nicht mit einer<br />
bestimmten Stundenzahl umschrieben<br />
werden. Wichtig ist jedoch, dass mit der<br />
Weiterbildung die Qualität gehalten wird,<br />
denn es obliegt letztlich dem SAV, die Qualität<br />
für das von ihm einmal verliehene<br />
Zertifikat sicherzustellen. Nur so kann sich<br />
die Mediatorin/der Mediator SAV von anderen<br />
Anbietern ähnlicher Dienstleistungen<br />
durch das erlangte Zertifikat auch<br />
abheben.<br />
in dubio dankt für das Gespräch.<br />
27
Feste feiern<br />
in den schönen Räumlichkeiten<br />
des Restaurants Rüttihubelbad<br />
Firmenessen, Hochzeitsessen, Geburtstagsfeier<br />
– wir haben Platz für über hundert<br />
Personen! Aber auch kleine Gruppen finden<br />
einen festlich gedeckten Tisch!<br />
Wir kochen mit Knospe- und Demeterprodukten:<br />
Vollwertig – fein – und raffiniert.<br />
In herzlicher Gastfreundschaft<br />
Kurt Fellinger und das engagierte Team vom<br />
Hotel***Restaurant Rüttihubelbad,<br />
3512 Walkringen<br />
Tel. 031 700 86 86 / 700 81 81<br />
Fax 031 700 81 90<br />
15 Minuten von der Stadt Bern –<br />
im Eingang zum Emmental<br />
Rüttihubelbad<br />
Hotel *** Restaurant<br />
Tagungszentrum<br />
28
Mitteilungen des Sekretärs<br />
Circulaire<br />
La version française de la circulaire no A 28 de l'Autorité de surveillance (respectivement<br />
no 20 de la Cour d'appel du canton de Berne) est disponible dès le début de cette année (in<br />
dubio 2001 94).<br />
La circulaire peut être commandée par téléfax no. 031 311 93 20 auprès du secrétariat AAB.<br />
Harmonietag 2002<br />
Der zur Tradition gewordene Harmonietag 2002 wird<br />
am 03. Mai 2002<br />
durchgeführt.<br />
Denjenigen, die mit dem Begriff "Harmonietag" nichts anzufangen wissen, diene<br />
die folgende Erläuterung:<br />
Während eines ganzen Tages übernehmen Anwältinnen und Anwälte das Restaurant<br />
"Harmonie" in Bern und sind für die Zubereitung der Speisen, die Bedienung<br />
der Gäste, die Herausgabe von Getränken am Buffet und das Abwaschen des<br />
schmutzigen Geschirrs besorgt. Der während des Harmonietages erwirtschaftete<br />
Gewinn wird regelmässig einer wohltätigen Institution zugeführt.<br />
Wer sich einmal während eines Tages als Koch/Köchin, Kellner/Kellnerin oder<br />
Officebursche/Officetochter betätigen möchte, ist gebeten, sich bis<br />
20. März 2002<br />
bei Herrn Kollega Martin Kindler<br />
Käfiggässchen 10, 3011 Bern<br />
Tel. 031 311 64 78, Fax 031 312 28 20<br />
zu melden.<br />
29
Mitteilungen des Vorstandes<br />
Der BAV hat eine neue Sekretärin<br />
mas. Anlässlich seiner Sitzung vom 22. Januar 2002 hat der Vorstand eine nicht ganz<br />
einfache Wahl getroffen. Aus mehreren kompetenten Bewerberinnen, die allesamt geeignet<br />
schienen, in die Fussstapfen von Kollege Beat Zürcher zu treten, wurde schliesslich<br />
Frau Kollegin Véronique Bachmann zur neuen Vorsteherin des Sekretariates BAV ernannt.<br />
In dubio gratuliert Frau Kollegin Bachmann herzlich zu dieser Wahl und wünscht ihr<br />
bereits heute viel Erfolg und Befriedigung. Die Amtsübergabe erfolgt nach gemeinsamer<br />
Absprache mit dem bisherigen Funktionsträger auf Mitte dieses Jahres.<br />
Frau Kollegin Véronique<br />
Bachmann wurde am 15. Februar<br />
1961 geboren; ihre Muttersprachen<br />
sind Deutsch<br />
und Französisch, daneben<br />
spricht sie auch Englisch. Die<br />
Schulen absolvierte sie in<br />
Lyssach, Kirchberg, Bern und<br />
Burgdorf, wo sie im September<br />
1982 mit der Matura Typus<br />
E die Mittelschule abschloss.<br />
Anschliessend studierte sie<br />
an der Universität Bern und<br />
wurde im Herbst 1989 zur Fürsprecherin<br />
patentiert.<br />
Nach mehreren Jahren bei der ARAG Rechtsschutzversicherung eröffnete sie anfangs<br />
1996 ein eigenes Adovkaturbüro in Burgdorf. Daneben bekleidete sie eine Teilzeitstelle bei<br />
den Winterthur-Versicherungen, wo sie vorab für die Betreuung grösserer Haftpflichtfälle<br />
verantwortlich zeichnete. Nebenamtlich ist sie als Präsidentin des Mietamtes Burgdorf<br />
tätig und innerhalb des Verbandes betreut sie die Rechtsauskunftsstelle Burgdorf. Ebenso<br />
gehört sie dem Team Rechtsauskünfte BZ und Schweizer Bauer an.<br />
30
Tatort Sprache (zweiter Kurs)<br />
Ein Workshop für Anwältinnen und Anwälte mit Interesse an der Aufklärung<br />
sprachlicher Unglücksfälle und Verbrechen<br />
Wiederholung wegen grossen Erfolges!<br />
Sprachliche Unglücksfälle und Verbrechen können der Sprache selber nichts anhaben.<br />
Dennoch sind sie nicht harmlos: Sie wirken negativ auf diejenigen zurück, denen sie<br />
unterlaufen oder die sie absichtlich begehen. Und sie machen manche Betroffene zu<br />
Opfern. Mit “Tatort Sprache” können Sie bei der Fahndung nach sprachlichen Tatmotiven,<br />
Tatwaffen und Tätern mithelfen. Und wir garantieren, dass die Spurensuche und<br />
das Erschliessen von Zusammenhängen aus den sprachlichen Indizien ebenso spannend<br />
ist wie ein “Tatort” am Fernsehen. Aber lehrreicher.<br />
Das Anliegen<br />
Finden Sie nicht, dass die Gegenpartei immer umständlich, sprachlich unbeholfen und<br />
langfädig formuliert? Finden Sie nicht auch, dass das mit den eigenen Texten ganz anders<br />
ist? Doch finden Sie, das sei schon genug? Ziel jeder guten Rechtsschrift sollte doch sein,<br />
zum Leittext des ganzen Verfahrens zu werden, an dem sich das Gericht bei der Rechtsfindung<br />
und Urteilsbegründung orientiert. Wenn dieses Ziel auch klar scheint, so ist der<br />
Weg dahin oft beschwerlich. Aber er ist mit einer klaren Textkonzeption, mit Mut zur<br />
sprachlichen Einfachheit und Verzicht auf alles Unerhebliche gangbar.<br />
Die Ziele<br />
In unserem Workshop lernen Sie, Ihre Rechtsschriften so zu formulieren, dass sie für die<br />
Klientschaft verständlich bleiben und das Gericht gleichwohl rasch zu den relevanten<br />
Informationen hinführen. Sie üben sich darin, Hauptargumente in längeren, komplexen<br />
Texten rasch zu erkennen und zusammenzufassen. Sie erfahren, wie Sie Sachverhalte<br />
erfolgreich und sprachlich prägnant darstellen können. Und Sie gewinnen Routine im<br />
Überarbeiten und Verbessern von Textentwürfen.<br />
Das Programm<br />
Kein Text ist unschuldig 08.30 – 10.00<br />
Jeder Text, so sachlich er auch gemeint sein mag, hat Nebenwirkungen, die auf keiner<br />
Packungsbeilage stehen und oft stark toxisch sind. Wie geht man beim Replizieren mit<br />
psychologischen und rhetorischen Zusätzen der Gegenpartei souverän um und wie lassen<br />
sich unerwünschte Zusatzbotschaften beim Schreiben vermeiden?<br />
31
Mehrfachadressierung: für Laien verständlich, für das Gericht fachlich 10.30 – 12.00<br />
Viele Klientinnen und Klienten erkennen ihren Fall nicht wieder, wenn er in Rechtsschriften<br />
auf die rechtserheblichen Tatsachen reduziert wird. Wie viel Alltagssprachlichkeit<br />
verträgt die juristische Sprache, wie viel Erklärung ist nötig?<br />
Veranschaulichen 13.30-15.00<br />
Anwältinnen und Anwälte müssen häufig verwirrende Sachverhalte darstellen, wie sie<br />
das Leben mit seinen Windungen und Wendungen eben schrieb. Wie lässt sich das Besondere,<br />
Konkrete prägnant und anschaulich so darstellen, dass es authentisch wirkt und<br />
richtig verstanden wird?<br />
Rechtsschriften nehmen zudem immer wieder auf Dokumente Bezug. Wie lassen sich<br />
solche Texte in ihrem Gehalt ganz knapp zusammenfassen, damit der eigene Text selbstständig<br />
wirkt und gleichwohl leicht lesbar bleibt?<br />
Überarbeiten 15.30-16.30<br />
Wie Kleist verfertigen Anwältinnen und Anwälte ihre Gedanken oft erst beim Schreiben<br />
oder beim Diktieren; einmal überschlafen, überzeugt das Erzeugnis dann oftmals weniger.<br />
Wie geht man vor, um Textentwürfe sachlich zu straffen, syntaktisch zu vereinfachen,<br />
stilistisch zu verbessern und sprachlich fehlerfrei zu machen?<br />
Die 7 goldenen Regeln der juristischen Sprache 16.30-17.00<br />
In einem Tag ist guter Stil nicht lernbar; aber Formulierungs- und Überarbeitungstechniken<br />
sind es. Dazu sind ein paar Grundsätze hilfreich.<br />
Die Arbeitsform<br />
Im Workshop arbeiten wir mit Rechtsschriften, fassen schwer verständliche Rechtsfiguren<br />
in eine einfache Sprache, testen, ob wir Denksportaufgaben so erklären können, dass sie<br />
für die anderen lösbar sind, suchen nach Sprachfehlern und linguistisch fehlerhaften Argumentationen<br />
in juristischen Texten und unterhalten uns über den Sprachärger, dem wir<br />
in unserem Beruf täglich ausgesetzt sind.<br />
Veranstaltung und Teilnehmende<br />
Der Workshop wird veranstaltet durch den Bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>. In erster Linie ist<br />
er für seine Mitglieder bestimmt.<br />
Kursleitung<br />
Urs Albrecht, lic. phil.-hist., Linguist.<br />
32
Der Referent ist seit 13 Jahren als Gesetzesredaktor in der Bundeskanzlei tätig und leitete<br />
zahlreiche Kurse zur Textoptimierung. Im Kurs “Wenn das Recht zur Sprache kommt”<br />
am Obergericht Zürich arbeitet er zurzeit mit Richter/innen und Schreiber/innen an verständlicheren<br />
und übersichtlicheren Urteilsbegründungen.<br />
Datum<br />
Dienstag, 2. Juli 2002, 08.30 - 17.00 Uhr<br />
Teilnehmerzahl<br />
Es sind maximal 16 Personen möglich, sie werden nach Eingang ihrer Anmeldung berücksichtigt.<br />
Ort<br />
Bern, genauer Ort folgt (wird den Kursteilnehmenden bekannt gegeben).<br />
Kurskosten<br />
Fr. 300.- inkl. Mittagessen pro Person (Unterlagen und Material eingeschlossen)<br />
Anmeldung<br />
bitte an Fürsprecher Samuel Lemann, Speichergasse 5, Postfach 681, 3000 Bern 7<br />
Gut eingeführtes Advokatur- und Notariatsbüro<br />
in der Stadt Bern<br />
sucht FürsprecherIn und/oder NotarIn<br />
zur Ergänzung der bestehenden Kanzleigemeinschaft.<br />
Kontaktnahme unter<br />
Chiffre Nr. 02.1.3<br />
Redaktion in dubio, c/o KSWB, Frau Mantarro<br />
Bahnhofstrasse 6, 3600 Thun<br />
33
Anwaltstag und Expo.02<br />
mas. Wie der Vorstand bereits mittels Separatversand kommuniziert hat, findet der ordentliche<br />
Anwaltstag dieses Jahr auf dem Gelände der Expo.02 in Biel statt. Wir sind überzeugt,<br />
damit auch jenen einen guten Grund für den Besuch der Jahresversammlung geliefert zu<br />
haben, die sich derartige Anlässe sonst regelmässig entgehen lassen.<br />
"Die Expo.02 wird die Gestalt und die Geschichte der Schweiz in diesem Jahrhundert nachhaltig<br />
prägen. Sie wird neue Ideen einbringen und eine Diskussion über Themen auslösen,<br />
die uns alle angehen. Vor allem aber wird die Expo.02 das Ereignis einer ganzen Generation<br />
sein - ein Fest für alle Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes. Am 15. Mai 2002<br />
öffnet die Expo.02 ihre Tore. Während mehr als fünf Monaten, bis zum 20. Oktober 2002,<br />
freut sich die Expo.02 ganz herzlich, Sie auf den fünf Arteplages begrüssen zu dürfen. Der<br />
von der Expo.02 eigens kreierte Begriff Arteplage beinhaltet Kunst und Strand und meint<br />
das Ausstellungsgelände, das aus einem Expopark am Ufer und aus einer Plattform über<br />
dem Wasser besteht" (Originaltext aus dem Expo.02-Prospekt).<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und reservieren<br />
Sie bereits heute den 14. Juni 2002.<br />
Flugaufnahme der Arteplage Biel (Quelle: Expo.02 / Yves André)<br />
34
Mitteilungen der Behörden<br />
www.be.ch/regierungsstatthalter<br />
Zahlreiche Formulare, die bei den Regierungsstatthalterämtern bzw. bei den Gemeinden<br />
eingereicht werden müssen, sind ab sofort per Internet verfügbar:<br />
- Erbschaftsausschlagung<br />
- Ausnahmegesuch für Bauen in der Landwirtschaftszone<br />
- Gesuch für Bewilligungen und Feststellungen betr. das bäuerliche Bodenrecht<br />
- Gesuch für Automatenbewilligung<br />
- Strafvollzug: Gesuche für Bussenabverdienen, Electronic Monitoring, Halbgefangenschaft,<br />
- Gastgewerbe: Gesuche für Betriebsbewilligung, Festwirtschaft, Degustation, Alkoholverkauf,<br />
Überzeitbewilligung<br />
- Gesuche für Lotto-, Lotterie- und Tombolabewilligungen<br />
- Gesuch für Waffenerwerbsschein<br />
- Erwerbsschein für Sprengmittel und Verkaufsbewilligung für pyrotechnische Gegenstände<br />
- Merkblatt zum Inventarwesen<br />
Die Formulare sind in der Regel mit einem Merkblatt verknüpft, das eine Anleitung zum<br />
Ausfüllen und nähere Angaben zu den Rechtsgrundlagen enthält.<br />
IHR SPEZIALIST WELTWEIT FÜR:<br />
Erbschaftsgut, Umzüge, Verpackungen<br />
Zollformalitäten, Lagerungen<br />
Domizil-Domizil-Umzüge<br />
Kehrli+Oeler AG<br />
Weyermannsstrasse 10<br />
Postfach 7775<br />
3001 Bern<br />
Tel. 031 388 81 11<br />
Fax 031 381 81 99<br />
http://www.kehrlioeler.ch ISO 9002 E-Mail: removal@kehrlioeler.ch<br />
35
123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678901234567890123456789012123456789<br />
123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678901234567890123456789012123456789<br />
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123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678901234567890123456789012123456789<br />
123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678901234567890123456789012123456789<br />
123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678901234567890123456789012123456789<br />
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Surftipps, Tagungsprogramm<br />
und Anmeldung unter:<br />
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www.llb.unibe.ch/franken<br />
Forschung und Hauswirtschaft<br />
Interdisziplinäre<br />
Fachtagung<br />
Samstag, 27. April 2002,<br />
09:30–16:20 Uhr<br />
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Veranstalter<br />
Bundesamt für Statistik, Neuenburg<br />
Kanton und Universität Bern,<br />
Lehrerinnen- und Lehrerbildung<br />
Netzgruppe Forschung / Hauswirtschaft<br />
CH<br />
Campus Muristalden Bern<br />
Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung<br />
Bern<br />
Wie viel Franken<br />
ist eine Stunde<br />
Haus- und Familienarbeit<br />
wert?<br />
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Zum Stellenwert unbezahlter Arbeit<br />
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Zum Stellenwert unbezahlter Arbeit<br />
· in der Forschung · in der Bildungspolitik<br />
· in der volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung ·<br />
im Haftpflichtfall · beim Wiedereinstieg<br />
· in der Familienpolitik ·<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
Die Qualität der Gleichstellung wird<br />
von der Enttabuisierung der Grösse,<br />
Art und Bedeutung der bisher den<br />
Frauen zugewiesenen Haus- und<br />
Familienarbeit abhängen:<br />
No fairplay at home, if housework is<br />
taboo.<br />
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Tagung zum Stellenwert der Haus- und Familienarbeit<br />
Einst war tabu, wie viel Arbeit in Haushalt und Familie zu tun ist. Liebesdienst - nicht<br />
Arbeit - war das, was die Frauen zuhause taten. Und zur Entschädigung titelte schon Alice<br />
Schwarzer: «Lohn: Liebe».<br />
Jetzt kommt die Sache zunehmend auf den Tisch: Die letzte Volkszählung fragte nach der<br />
geleisteten Arbeit in Haushalt und Familie – erstmalig. «Fairplay at home» stellt aktuell die<br />
Gretchenfrage: Wer macht was zuhause?<br />
Bei alledem wird klar: Wir müssen über diese Arbeit mehr wissen. Sie ist wichtiger, als<br />
bisher angenommen wurde, und es handelt sich um viel mehr Arbeit als wir meinten: total<br />
um mehr Arbeitsstunden als in der gesamten Erwerbswelt!<br />
Die Forschung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, Abteilung Muristalden, Fachbereich<br />
Hauswirtschaft geht einen Schritt weiter und will wissen:<br />
Wie viel Franken ist eine Stunde Haus- und Familienarbeit wert?<br />
Das Bundesamt für Statistik ist an der Tagung vom 27.4.2002 zu diesem Thema mit dabei.<br />
Denn es bearbeitet aktuell eben diese Frage, um auf das Jahr 2003 auszurechnen, wie viel<br />
Franken die gesamte Haus- und Familienarbeit der Schweiz wert ist.<br />
Weiter gestalten Fachleute (aus der Schweiz und aus Deutschland) die Tagung mit, welche<br />
sich mit dem Frankenwert der Haus- und Familienarbeit in Haftpflichtfällen beschäftigen.<br />
Denn: Wer eine Hausfrau oder einen Hausmann verletzt und arbeitsunfähig macht, haftet<br />
für den Arbeitsausfall.<br />
Den Veranstaltern geht es mit dieser Frage um Ökonomie und um Politik. Zur Debatte steht<br />
der Stellenwert unbezahlter Arbeit (von der die Haus- und Familienarbeit ca. 92%<br />
ausmacht): In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und im Haftpflichtfall, aber auch<br />
und gerade in der Forschung, in der Bildungspolitik, in der Familienpolitik und in der<br />
öffentlichen Wahrnehmung.<br />
Der Morgen der Tagung dient der Darstellung des aktuellsten Forschungs- und Entwicklungsstandes.<br />
Der Nachmittag ist mit Podiumsdiskussion und Workshops pragmatisch<br />
ausgerichtet.<br />
Die Tagung wird veranstaltet von der Forschung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung,<br />
Institut Muristalden, gemeinsam mit dem Bundesamt für Statistik.<br />
Tagungsprospekt unter http://www.llb.unibe.ch/de/Download/franken.pdf .<br />
Alle weiteren Informationen und Surftipps unter http://www.llb.unibe.ch/franken .<br />
37
Weitere Informationen bei den Veranstaltenden:<br />
- Kanton und Universität Bern, Lehrerinnen- und Lehrerbildung, Abteilung Muristalden,<br />
Muristrasse 8, 3006 Bern.<br />
Dr. Christof Arn<br />
Tel. direkt: 081 651 50 37, e-mail: christof.arn@llb.unibe.ch<br />
Bundesamt für Statistik BFS, 3000 Bern<br />
Jaqueline Schön-Bühlmann<br />
Tel. direkt: 032 / 713 64 18, e-mail: Jacqueline.Schoen-Buehlmann@bfs.admin.ch<br />
- Netzgruppe Forschung /Hauswirtschaft Schweiz<br />
- Campus Muristalden<br />
- Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung Bern<br />
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Mitteilungen der Gerichtskreise<br />
Grundansätze gemäss Art. 93 SchKG<br />
Anwendung der neuen Grundansätze gemäss Richtlinien für die Berechnung des<br />
betreibungsrechtlichen Existenzminimums (Notbedarf) nach Art. 93 SchKG vom 24. November<br />
2000.<br />
Die mit Familienrecht befassten Richterinnen und Richter der Gerichtskreise II Biel-Nidau,<br />
X Thun und VIII Bern-Laupen haben zwecks Vereinheitlichung der Praxis beschlossen,<br />
vorläufig folgende Grundansätze zur Anwendung zu bringen:<br />
Alleinstehende Fr. 1’100.—<br />
Personen im Konkubinat oder bei Angehörigen Fr. 1’000.—<br />
(also nicht ˚ von Fr. 1’550.—)<br />
Alleinerziehende Person mit Kindern Fr. 1’250.—<br />
- bei Geltendmachung hoher externer<br />
Betreuungskosten Fr. 1’100.—<br />
(zuzüglich nachgewiesener<br />
Betreuungskosten)<br />
Alleinerziehende Person mit Kindern,<br />
im Konkubinat lebend Fr. 1’100.—<br />
(da Kinderbetreuung aufgeteilt<br />
werden kann)<br />
Die Ansätze für Kinder gemäss Richtlinien sind klar und bedürfen keiner weiteren Erklärung.<br />
39
Mitteilungen des Obergerichts<br />
Kreisschreiben Nr. 10 der Anklagekammer des Obergerichts des Kantons Bern<br />
(Überwachung von Post- und Fernmeldeverkehr, Art. 155 - 160 StrV und BÜPF)<br />
Circulaire no. 10 de la Chambre d’accusation de la<br />
Cour suprême du canton de Berne<br />
(surveillance de la correspondance par poste et télécommunication,<br />
art. 155 - 160 CPP et LSCPT)<br />
Das Kreisschreiben Nr. 10 der Anklagekammer des Obergerichts des Kantons Bern wurde<br />
überarbeitet und ersetzt ab dem 1. Januar 2002 dasjenige in der Fassung vom 1. Januar<br />
1997.<br />
Das revidierte Kreisschreiben Nr. 10 kann per Telefax beim Sekretariat BAV über die Faxnummer<br />
031 311 93 20 bestellt werden.<br />
La circulaire no 10 de la Chambre d’accusation de la Cour suprême du canton de Berne,<br />
qui remplace à partir du 1er janvier 2002 celle du 1er janvier 1997 peut être commandée<br />
par fax (031 311 9320) auprès du secrétariat de l’AAB.<br />
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Kontaktnahme unter Chiffre Nr. 02.1.4<br />
Redaktion in dubio, c/o KSWB, Frau Mantarro, Bahnhofstrasse 6, 3600 Thun<br />
40
Kreisschreiben Nr. 18<br />
DES APPELLATIONSHOFS DES KANTONS BERN<br />
UND DES VERWALTUNGSGERICHTS DES KANTONS BERN<br />
über die Ermittlung und den Nachweis der Prozessarmut im Sinne von<br />
Art. 77 Abs. 1 ZPO und Art. 111 Abs. 1 VRPG<br />
A. Grundsatz betreffend Ermittlung der Prozessarmut<br />
Wie viel Einkommen und Vermögen zur Prozessführung ausreichen, ist im Einzelfalle<br />
Sache pflichtgemässen Ermessens im Rahmen der nachfolgenden Grundsätze:<br />
Dem Einkommen ist der zivilprozessuale Zwangsbedarf gegenüberzustellen, und es<br />
ist allfälliges Vermögen mit zu berücksichtigen. Beim Zwangsbedarf ist grundsätzlich<br />
von den betreibungsrechtlichen Grundbeträgen gemäss Ziffer I. der Richtlinien für die<br />
Berechnung des betreibungsrechtlichen Existenzminimums auszugehen. Vorbehalten<br />
bleibt die Berechnung bei Hausgemeinschaften gemäss Ziffer D., unten. Die Grundbeträge<br />
sind um 30% zu erhöhen. Den erhöhten Grundbeträgen sind im Normalfall, soweit<br />
entsprechender Aufwand ausgewiesen ist, die im vorliegenden Kreisschreiben<br />
aufgeführten Zuschläge hinzuzurechnen, welche sich mehrheitlich an Ziffer II. der<br />
betreibungsrechtlichen Richtlinien orientieren. Ein allzu schematisches Vorgehen ist<br />
zu vermeiden; vielmehr sind die Umstände des Einzelfalles zu berücksichtigen.<br />
B. Einkommen<br />
Auszugehen ist vom monatlichen Bruttoeinkommen, wobei namentlich Kinder- und<br />
andere Zulagen, der Anteil 13. Monatslohn und der Anteil Gratifikation einzubeziehen<br />
sind. Sodann sind hinzuzurechnen<br />
a) Unterhaltsbeiträge nach Art. 159/163 ZGB des getrennt lebenden Ehegatten;<br />
b) der Arbeitserwerb minderjähriger, im Haushalt lebender Kinder, soweit diese einen Beitrag<br />
an ihren Unterhalt zu leisten haben (Art. 323 Abs. 2 ZGB). Im Regelfalle dürfte<br />
dieser Beitrag etwa 1/3 ihres Nettoerwerbseinkommens betragen, höchstens jedoch dem<br />
für sie geltenden, um 30% erhöhten betreibungsrechtlichen Grundbetrag entsprechen.<br />
C. Zivilprozessualer Zwangsbedarf<br />
Der zivilprozessuale Zwangsbedarf der Gesuch stellenden Person setzt sich im Normalfall<br />
zusammen aus<br />
41
1. dem um 30% erhöhten, im konkreten Fall anwendbaren monatlichen betreibungsrechtlichen<br />
Grundbetrag, der namentlich die Ausgaben für Nahrungs- und<br />
Genussmittel, Kleidung und Wäsche einschliesslich deren Instandhaltung,<br />
Unterhalt der Wohnungseinrichtung, Beleuchtung, Kochstrom und/oder Gas,<br />
Kulturelles, Bildung und Erholung, Körper- und Gesundheitspflege sowie Radio-,<br />
TV- und Telefongebühren umfasst;<br />
2. den Zuschlägen, bestehend aus effektiven monatlichen Aufwendungen für<br />
a) Mietzins inkl. Nebenkosten bzw. Liegenschaftsaufwand (Hypothekarzins ohne<br />
Amortisation, öffentlichrechtliche Abgaben sowie notwendige laufende Kosten),<br />
soweit nicht im Grundbetrag gemäss Ziffer C. 1 inbegriffen;<br />
bei Miet- oder Hypothekarzinsen, die im Verhältnis zu den finanziellen Möglichkeiten<br />
der Gesuch stellenden Person offensichtlich übersetzt sind, ist ein angemessener<br />
Teilbetrag zu berücksichtigen;<br />
b) Sozialversicherungsbeiträge, bei Unselbständigerwerbenden soweit nicht bereits<br />
vom Lohn abgezogen, insbesondere Beiträge bzw. Prämien an<br />
- AHV, IV und EO<br />
- Arbeitslosenversicherung<br />
- Krankenkassen<br />
- Unfallversicherung<br />
- Pensions- und Fürsorgekassen<br />
bei den Krankenversicherungsbeiträgen ist in der Regel nur die Grundprämie für<br />
die obligatorische Krankenpflegeversicherung zu berücksichtigen;<br />
c) unmittelbar bevorstehende grössere Kosten für Arzt, Heilmittel, Spitalaufenthalt<br />
und Wohnungswechsel;<br />
d) unumgängliche Berufsauslagen, insbesondere für<br />
- erhöhten Nahrungsbedarf;<br />
- auswärtige Verpflegung;<br />
- überdurchschnittlichen Kleider- und Wäscheverbrauch;<br />
- Fahrten zum Arbeitsplatz (mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrad, Mofa/<br />
Moped, Motorrad oder Automobil) im Rahmen von Ziffer II. 4. lit. d und e der<br />
betreibungsrechtlichen Richtlinien;<br />
- Weiterbildung;<br />
e) Beiträge an Berufsverbände;<br />
f) rechtlich geschuldete Unterhalts- oder Unterstützungsbeiträge, moralisch geschuldete<br />
soweit angemessen;<br />
g) laufende Steuern;<br />
42
D. Bedürftigkeit von Personen, die einer Hausgemeinschaft angehören<br />
Bei Ehegatten, die im gleichen Haushalt leben, ist auf Grund einer Gesamtrechnung zu<br />
ermitteln, ob die Gesuch stellende Person bedürftig ist.<br />
Die Bedürftigkeit einer Gesuch stellenden Person, die mit einer erwachsenen Person<br />
eine andere Hausgemeinschaft bildet, ist ungeachtet der Art und Dauer der Hausgemeinschaft<br />
auf Grund einer Einzelrechnung zu beurteilen. Bei Gesuch stellenden Personen,<br />
die in einer dauernden Haus- und Lebensgemeinschaft leben, ist der hälftige<br />
Grundbetrag für das Ehepaar, bei Gesuch stellenden Personen, die in einer anderen<br />
Hausgemeinschaft wohnen, ein Grundbetrag von Fr. 1’000.- einzusetzen, und es sind,<br />
je nach den Umständen, weiter gehende Kosteneinsparungen auf der Ausgabenseite<br />
zu berücksichtigen.<br />
E. Vergleich des Einkommens mit dem zivilprozessualen Zwangsbedarf<br />
Die unentgeltliche Prozessführung ist - vorbehältlich der materiellen Voraussetzungen<br />
- zu gewähren, wenn das Einkommen geringer ist als der zivilprozessuale Zwangsbedarf<br />
oder ihn gerade erreicht bzw. bloss geringfügig übersteigt.<br />
Übersteigt das Einkommen den zivilprozessualen Zwangsbedarf um mehr als nur einen<br />
geringen Betrag, so ist zu prüfen, welche Verfahrens- und allenfalls Anwaltskosten<br />
der beabsichtigte Prozess der das Gesuch stellenden Person verursachen kann.<br />
Der Überschuss über den zivilprozessualen Zwangsbedarf sollte es der Gesuch stellenden<br />
Person ermöglichen, die Kosten bei weniger kostspieligen Prozessen innert<br />
Jahresfrist, bei andern innert zwei Jahren zu tilgen. Liegen die Voraussetzungen hierfür<br />
vor, so ist die unentgeltliche Prozessführung zu verweigern. Reicht der Überschuss<br />
über den zivilprozessualen Zwangsbedarf nicht aus, um die mutmasslichen Kosten in<br />
der erwähnten Art zu tilgen, so ist weiter zu prüfen, ob die unentgeltliche<br />
Prozessführung allenfalls beschränkt erteilt werden kann für die Verfahrenskosten<br />
oder für die Kosten der amtlichen Vertretung. Es ist auch zu erwägen, die unentgeltliche<br />
Prozessführung zu erteilen für den Fall, dass die Kosten der amtlichen Vertretung<br />
oder die Verfahrenskosten einen bestimmten, nach Massgabe des Überschusses zu<br />
bestimmenden Betrag übersteigen. Diese Beschränkungsmöglichkeiten erlauben es,<br />
auch jenen Fällen Rechnung zu tragen, in denen das Einkommen wohl den zivilprozessualen<br />
Zwangsbedarf übersteigt, aber offensichtlich zur Führung des beabsichtigten<br />
Prozesses doch nicht ausreicht.<br />
F. Vermögen<br />
Ist Vermögen vorhanden, so ist zu prüfen, ob es der Partei zuzumuten ist, dieses für die<br />
beabsichtigte Prozessführung anzugreifen. Dies wird namentlich dann zu verneinen<br />
43
sein, wenn es sich nur um geringe Ersparnisse handelt, die Partei kein oder nur ein<br />
geringes Einkommen erzielt und auf das Vermögen zur Bestreitung des Lebensunterhaltes<br />
angewiesen ist, wenn das Vermögen in einer Liegenschaft besteht, die nicht<br />
mehr belastet werden kann, und ein Verkauf - was die Regel sein wird - unzumutbar ist,<br />
oder wenn das Vermögen aus einer Kapitalabfindung für Invalidität besteht (diesfalls<br />
ist lediglich ein entsprechender Rentenbetrag als Einkommen zu berücksichtigen).<br />
G. Nachweis der Prozessarmut<br />
Mit jedem Gesuch um Erteilung des Rechts zur unentgeltlichen Prozessführung ist ein<br />
Zeugnis der zuständigen Gemeindebehörde am Wohnsitz der Gesuch stellenden Person<br />
betreffend die Familien-, Vermögens- und Einkommensverhältnisse einzureichen<br />
(Art. 79 Abs. 2 ZPO).<br />
Bern, 21. Januar 2002<br />
Das Kreisschreiben tritt am 1. März 2002 in Kraft und ist auf die in diesem Zeitpunkt bereits<br />
hängigen Gesuche anwendbar.<br />
Für den Appellationshof des Kts. Bern<br />
Der Präsident: Oberrichter Jäggi<br />
Für das Verwaltungsgericht des Kts. Bern<br />
Der Präsident: Verwaltungsrichter Ludwig<br />
44
Circulaire No 18<br />
DE LA COUR D’APPEL DU CANTON DE BERNE<br />
ET DU TRIBUNAL ADMINISTRATIF DU CANTON DE BERNE<br />
concernant l’établissement et la preuve de l’indigence au sens<br />
de l’art. 77 al. 1 CPC et de l’art. 111 al. 1 LPJA<br />
A. Principe concernant l’établissement de l’indigence<br />
La question de savoir quel revenu et quelle fortune sont suffisants pour subvenir aux<br />
frais de la procédure doit faire l’objet d’une appréciation objective dans chaque cas<br />
concret, en tenant compte des principes suivants:<br />
Le revenu est comparé au minimum nécessaire pour procéder en matière civile; une<br />
éventuelle fortune doit être prise en compte. Pour déterminer le minimum nécessaire<br />
pour procéder, il faut en principe se fonder sur les montants de base selon le chiffre I<br />
des Directives pour la détermination du minimum d’existence en matière de poursuites<br />
pour dettes. Pour les communautés domestiques, un calcul conformément à la let. D cidessous<br />
est réservé. Les montants de base doivent être majorés de 30 %. En règle<br />
générale, on ajoutera en outre aux montants de base majorés les suppléments au<br />
minimum d’existence mentionnés dans la présente circulaire, si de tels frais sont établis;<br />
ces suppléments sont en grande partie inspirés du chiffre II des Directives pour la<br />
détermination du minimum d’existence en matière de poursuites pour dettes. On ne<br />
procédera pas de manière trop schématique; il convient bien plus de tenir compte des<br />
circonstances du cas d’espèce.<br />
B. Revenu<br />
L’autorité de justice se basera sur le revenu mensuel brut, en ajoutant notamment les<br />
allocations pour enfants, les autres allocations, la part proportionnelle du 13 e salaire<br />
mensuel et la part proportionnelle d’éventuelles gratifications. Doivent en outre y être<br />
ajoutés:<br />
a) les contributions d’entretien selon les art. 159/163 CCS du conjoint vivant séparément;<br />
b) le produit du travail des enfants mineurs de la personne requérante faisant ménage commun<br />
avec elle, dans la mesure où ceux-ci sont tenus de contribuer à leur entretien (art. 323 al.<br />
2 CCS). En règle générale, cette contribution des enfants mineurs à leur entretien se<br />
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montera à environ 1/3 du produit net de leur travail; elle ne dépassera toutefois pas le<br />
montant mensuel de base qui leur est applicable selon les Directives pour la détermination<br />
du minimum d’existence en matière de poursuites pour dettes, majoré de 30 %.<br />
C. Minimum nécessaire pour procéder en matière civile<br />
En règle générale, le minimum nécessaire pour procéder en matière civile de la personne<br />
requérante se compose:<br />
1. du montant mensuel de base applicable dans le cas d’espèce selon les Directives<br />
pour la détermination du minimum d’existence en matière de poursuites pour<br />
dettes, majoré de 30 %; ce montant comprend notamment les dépenses pour la<br />
nourriture, les vêtements ainsi que la lingerie et leur entretien, l’entretien du<br />
logement, les frais d’éclairage et de gaz et/ou de courant électrique de cuisson,<br />
les dépenses culturelles, la formation et les loisirs, les soins corporels et<br />
hygiéniques, ainsi que les taxes de concession, de raccordement et d’utilisation<br />
de radio, de télévision et de téléphone;<br />
2. des suppléments, comprenant les frais mensuels effectifs suivants:<br />
a) le loyer y compris les charges courantes, respectivement les frais d’entretien<br />
d’immeuble (intérêt hypothécaire [sans l’amortissement de la dette], contributions<br />
de droit public, ainsi que frais courants nécessaires), dans la mesure où ces frais ne<br />
sont pas compris dans le montant mensuel de base d’après le chiffre C.1;<br />
b) les cotisations aux assurances sociales; chez les travailleurs salariés, dans la mesure<br />
où elles ne sont pas déduites du salaire, en particulier les cotisations et primes<br />
- à l’AVS, à l’AI et aux APG,<br />
- à l’assurance-chômage<br />
- à la caisse-maladie<br />
- à l’assurance-accidents<br />
- aux caisses de pensions et de secours<br />
les cotisations aux caisses-maladie ne sont prises en compte en règle générale qu’à<br />
raison de la cotisation de base à l’assurance obligatoire des soins;<br />
c) les frais de médecin, de médicaments et d’hospitalisation ainsi que les frais de<br />
déménagement, dans la mesure où ils sont importants et imminents;<br />
d) les dépenses indispensables à l’exercice d’une profession, en particulier<br />
- le surplus de nourriture indispensable;<br />
- les frais de repas pris en dehors du domicile;<br />
- les frais de vêtements et de blanchissage au-dessus de la moyenne;<br />
47
- les déplacements au lieu de travail (avec les transports publics, en vélo, en<br />
vélomoteur, en motocyclette ou en automobile), dans le cadre du chiffre II. 4,<br />
let. d et e des Directives pour la détermination du minimum d’existence en<br />
matière de poursuites pour dettes;<br />
- la formation continue;<br />
e) les cotisations aux associations professionnelles;<br />
f) les contributions d’entretien ou d’assistance dues en vertu d’une obligation légale<br />
ou d’une obligation morale, ces dernières dans la mesure où elles ne sont pas<br />
excessives;<br />
g) les impôts courants.<br />
D. Examen de l’indigence des personnes requérantes faisant ménage commun avec<br />
d’autres personnes<br />
Pour les époux vivant en ménage commun, l’indigence de la personne requérante sera<br />
examinée sur la base d’un calcul global.<br />
L’indigence d’une personne requérante formant une autre communauté domestique<br />
avec une personne adulte sera examinée sur la base d’un calcul individuel,<br />
indépendamment du genre et de la durée de la communauté domestique. Pour les<br />
personnes requérantes vivant durablement en communauté domestique et de vie, on<br />
tiendra compte de la moitié du montant de base applicable aux couples mariés. Pour les<br />
personnes requérantes vivant dans une autre communauté domestique, il faut prendre<br />
en compte un montant de base de Fr. 1”000.-; il conviendra en outre, selon les<br />
circonstances, de tenir compte des économies de frais dans les dépenses à prendre en<br />
considération.<br />
E. Comparaison du revenu et du minimum nécessaire pour procéder en matière civile<br />
L’assistance judiciaire doit être accordée – sous réserve de l’examen des conditions<br />
matérielles – lorsque le revenu est inférieur au minimum nécessaire pour procéder en<br />
matière civile, lorsqu’il l’atteint à peine, ou lorsqu’il ne le dépasse que de peu.<br />
Si le revenu dépasse le minimum nécessaire pour procéder en matière civile dans une<br />
mesure supérieure à un montant de peu d’importance, on examinera quels frais de<br />
procédure et, le cas échéant, quels honoraires d’avocat peuvent être occasionnés par<br />
48
la procédure que la personne requérante envisage d’engager ou de soutenir. Le montant<br />
excédant le minimum nécessaire pour procéder en matière civile devrait permettre à la<br />
personne requérante d’amortir ces frais, dans un délai d’une année pour les procédures<br />
peu onéreuses, ou dans un délai de deux ans pour les autres. L’assistance judiciaire<br />
doit être refusée si ces conditions sont remplies. Si le montant excédant le minimum<br />
nécessaire pour procéder en matière civile ne permet pas d’amortir les frais présumés<br />
de la manière mentionnée ci-dessus, on examinera alors si l’on peut éventuellement<br />
accorder l’assistance judiciaire de manière limitée, soit pour les frais de procédure, soit<br />
pour les honoraires d’avocat uniquement. On examinera également la possibilité<br />
d’octroyer l’assistance judiciaire pour le cas où les honoraires de l’avocat d’office ou<br />
les frais de procédure dépassent un montant déterminé, à fixer selon les circonstances<br />
du cas d’espèce en fonction de l’excédent au minimum nécessaire pour procéder en<br />
matière civile. Ces possibilités de limiter l’assistance judiciaire permettent de tenir<br />
compte aussi des cas dans lesquels le revenu excède le minimum nécessaire pour<br />
procéder en matière civile, mais n’est toutefois manifestement pas suffisant pour<br />
permettre à la personne requérante de conduire la procédure envisagée.<br />
F. Fortune<br />
Si la personne requérante possède de la fortune, on examinera s’il est exigible de sa<br />
part qu’elle l’entame en vue de couvrir les frais occasionnés par la procédure envisagée.<br />
Tel ne sera notamment pas le cas lorsqu’il ne s’agit que d’économies de peu<br />
d’importance, lorsque la personne requérante ne réalise pas de revenu ou qu’un<br />
revenu peu important et qu’elle est de ce fait contrainte d’entamer sa fortune pour<br />
subvenir à son entretien, lorsque sa fortune consiste en un immeuble qui ne peut plus<br />
être grevé et dont on ne saurait exiger la vente – ce qui constitue la règle -, ou lorsque<br />
sa fortune consiste en une indemnité capitalisée versée à la suite d’une invalidité<br />
(dans ce dernier cas, on ne prendra en compte, pour le calcul du revenu, que le<br />
montant mensuel correspondant à la rente capitalisée).<br />
G. Preuve de l’indigence<br />
Un certificat de l’autorité communale compétente du lieu de domicile de la personne<br />
requérante indiquant sa situation familiale, sa fortune et ses revenus sera joint à toute<br />
requête en vue de l’octroi de l’assistance judiciaire (art. 79 al. 2 CPC).<br />
Berne, le 21 janvier 2002<br />
49
La présente circulaire entre en vigueur le 1 er mars 2002; elle est applicable aux procédures<br />
déjà pendantes à cette date.<br />
Au nom de la Cour d’appel<br />
du canton de Berne:<br />
Le Président: Jäggi, Juge d’appel<br />
Au nom du Tribunal administratif<br />
du canton de Berne:<br />
Le Président: Ludwig, Juge administratif<br />
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50
Das Obergericht des Kantons Bern<br />
La Cour suprême du canton de Berne<br />
hat<br />
auf Antrag des Präsidenten der Prüfungskommission für Fürsprecher<br />
nach Anhörung des bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es und der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Bern<br />
gestützt auf Art. 2 Abs. 1 und 2 der Verordnung vom 19. Oktober 1994 über die<br />
Fürsprecherprüfung<br />
beschlossen:<br />
1. Als Mitglied der Prüfungskommission für Fürsprecher für das Fach Straf- und<br />
Strafprozessrecht wird für die laufende Amtsdauer bis 31. Dezember 2002 ernannt:<br />
Prof. Dr. Günter Heine.<br />
2. zu eröffnen:<br />
- dem Ernannten<br />
- dem Präsidenten des Bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es<br />
- dem Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern<br />
- dem Präsidenten der Prüfungskommission<br />
Mitzuteilen den Fachexperten:<br />
- Prof. Dr. Thomas Maurer, Oberrichter<br />
- Prof. Dr. Guido Jenny<br />
- Prof. Dr. Karl Ludwig Kunz<br />
- Staatsanwalt Heinz W. Mathys<br />
- Fürsprecher Patrick Lafranchi<br />
- Oberrichterin Danièle Wüthrich-Meyer<br />
Bern, 18. Januar 2002<br />
51
Das Obergericht des Kantons Bern<br />
La Cour suprême du canton de Berne<br />
hat<br />
auf Antrag des Präsidenten der Prüfungskommission für Fürsprecher<br />
nach Anhörung des bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es und der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Bern<br />
gestützt auf Art. 2 Abs. 1 und 2 der Verordnung vom 19. Oktober 1994 über die<br />
Fürsprecherprüfung<br />
beschlossen:<br />
1. Als Mitglied der Prüfungskommission für Fürsprecher für die französischen Prüfungen<br />
wird für die laufende Amtsdauer bis 31. Dezember 2002 ernannt:<br />
Oberrichter Christian Herrmann.<br />
2. zu eröffnen:<br />
- dem Ernannten<br />
- dem Präsidenten der Prüfungskommission<br />
- dem Präsidenten des Bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es<br />
- dem Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern<br />
Mitzuteilen:<br />
- Oberrichter François Rieder<br />
- Verwaltungsrichter Bernard Rolli<br />
Bern, 28. Januar 2002<br />
52
Interview spezial<br />
von und mit Frau Fürsprecherin<br />
Marianne Jacobi<br />
Sie sind Präsidentin der Schlichtungskommission<br />
gegen Diskriminierungen<br />
im Erwerbsleben. Seit wann gibt es diese<br />
Kommission? Auf welche gesetzlichen<br />
Grundlagen stützt sie sich?<br />
Am 1. Juli 1996 ist das Bundesgesetz über<br />
die Gleichstellung von Frau und Mann<br />
(GlG) in Kraft getreten. Dieses Gesetz<br />
bringt wesentliche Neuerungen namentlich<br />
im Arbeitsrecht. Trotzdem ist das Interesse<br />
dafür bei den forensisch tätigen<br />
Anwälten und Anwältinnen klein geblieben.<br />
Weitgehend unbekannt geblieben ist<br />
auch die kantonale Schlichtungskommission<br />
gegen Diskriminierungen im<br />
Erwerbsleben (SKDE), die sich auf Art. 11<br />
GlG stützt und die ihre Arbeit Anfang 1997<br />
aufgenommen hat. Die SKDE bietet ein freiwilliges,<br />
nieder-schwelliges und kostenloses<br />
Verfahren an, das eine attraktive Alternative<br />
zum gerichtlichen Verfahren darstellt.<br />
Die Organisation und das Verfahren<br />
der SKDE ist im kantonalen Einführungsgesetz<br />
zum Bundesgesetz über die<br />
Gleichstellung von Frau und Mann (EG<br />
GlG; BS 152.072) geregelt.<br />
Wie ist die Schlichtungskom-mission zusammengesetzt?<br />
Wie arbeitet sie?<br />
Die Schlichtungskommission hat acht Mitglieder<br />
und eine Präsidentin. Vier Mitglieder<br />
sind Frauen, vier sind Männer. Vier<br />
Mitglieder vertreten die Arbeitgebenden,<br />
vier die Arbeitnehmenden. Vier Mitglieder<br />
vertreten den öffentlichrechtlichen und<br />
vier die privatrechtlichen Sektor der Arbeitsverhältnisse.<br />
Wir treffen uns fünf Mal pro Jahr zu<br />
Kommissionssitzungen. Bei Bedarf finden<br />
Schlichtungsverhandlungen statt, meist in<br />
einer Besetzung mit fünf Mitgliedern, unter<br />
Wahrung der doppelten Parität (Frau/<br />
Mann, Arbeitgebende/Arbeitnehmende).<br />
Bei Fällen von grundsätzlicher Bedeutung<br />
tagen wir im Plenum.<br />
53
Praktikantenstelle für Fürsprecherkandidaten<br />
und -kandidatinnen<br />
Ab 1. Juli 2002, allenfalls auch früher oder später, wird im<br />
Advokaturbüro Kurt Gaensli & Robert Steffen, Frutigenstrasse 6, 3601<br />
Thun, nur eine Minute vom Bahnhof entfernt, eine sehr interessante und<br />
vielfältige Stelle für einen Fürsprecherpraktikanten oder eine Fürsprecherpraktikantin<br />
frei.<br />
Sie bearbeiten selbstständig Fälle aus dem Strafrecht, Zivilrecht und dem<br />
Verwaltungsrecht vom ersten Klientenkontakt bis zur Gerichtsverhandlung.<br />
Eine umfassende Betreuung ist selbstverständlich.<br />
Der Arbeitsbereich umfasst insbesondere<br />
- Führen von Gesprächen mit Klienten für Fallvorbereitung<br />
- Verfassen von verwaltungsrechtlichen Beschwerden<br />
- Verfassen von zivilrechtlichen Klagen<br />
- Verfassen von Strafanzeigen<br />
- Vertretung von Klienten vor Gericht<br />
- Beiwohnen von Einvernahmen vor dem Untersuchungsrichter<br />
- Rechtsabklärungen<br />
- Allenfalls Besuche von Gefangenen und Klienten<br />
- Korrespondenz mit Behörden und Klienten<br />
Anforderungen<br />
- Abschluss lic. iur.<br />
- Selbstständiges Arbeiten<br />
- Grundkenntnisse Word 97 oder höher<br />
- Gerichtspraktikum nicht erforderlich<br />
Haben wir Interesse geweckt? Dann bewerben Sie sich bitte bei:<br />
Advokaturbüro Kurt Gaensli & Robert Steffen<br />
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54
Welchen Auftrag hat die Schlichtungskommission?<br />
Die SKDE hat den gesetzlichen Auftrag,<br />
die Parteien eines Arbeitsverhältnisses zu<br />
informieren und zu beraten und auf eine<br />
gütliche Einigung hinzuwirken. Sie hat<br />
ferner die Öffentlichkeit über ihre Tätigkeit<br />
zu orientieren. Sie hat keine Entscheidkompetenz,<br />
das Verfahren ist freiwillig.<br />
Zuständig ist sie sowohl für privatrechtliche<br />
als auch für öffentliche Arbeitsverhältnisse<br />
der Gemeinden und des Kantons. Das<br />
GlG hat es den Kantonen in zwei Punkten<br />
Optionen eingeräumt: Die Kantone können<br />
das Verfahren vor der SKDE freiwillig<br />
oder obligatorisch erklären und sie können<br />
sich auf die privatrechtlichen Arbeitsverhältnisse<br />
beschränken oder die<br />
öffentlichrechtlichen einschliessen. Der<br />
Kanton Bern hat sich für Freiwilligkeit<br />
entschieden und dafür, dass die öffentlichrechtlichen<br />
Arbeitsverhältnisse eingeschlossen<br />
werden.<br />
Hat der Kanton Bern Ihres Erachtens die<br />
richtigen Optionen gewählt?<br />
Alle Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.<br />
Den Vorteil der Freiwilligkeit sehe<br />
ich darin, dass Parteien, die sich auf ein<br />
Schlichtungsverfahren einlassen, meistens<br />
auch verhandlungsbereit sind. Das erhöht<br />
die Chancen, dass ein Einigungsvorschlag<br />
auf fruchtbaren Boden fällt. Die Freiwilligkeit<br />
des Verfahrens bietet ferner eine Alternative<br />
zum gerichtlichen Verfahren. Die<br />
SKDE hat die Möglichkeit, auf gleicher<br />
Ebene mit den Parteien einen Konflikt zu<br />
bearbeiten und zu lösen. Dies geschieht<br />
relativ formlos und ohne ein Urteil zu präjudizieren.<br />
Es ist ein Verfahren, das sich<br />
mit der Mediation vergleichen lässt.<br />
Mediation stärkt die Eigenverantwortung<br />
der Parteien und schafft nicht Gewinnerinnen<br />
und Verlierer. Gerichtsurteile dagegen<br />
entscheiden autoritativ, wer gewinnt<br />
und wer verliert. Dass der Kanton Bern<br />
die öffentlichrechtlichen Dienstverhältnisse<br />
der Gemeinden und des Kantons eingeschlossen<br />
hat, ermöglicht eine einheitliche<br />
Praxis in beiden Bereichen. Dafür<br />
spricht auch die Gleichbehandlung aller<br />
arbeitsrechtlichen Verhältnisse, weil das<br />
GlG ja auch für alle gilt.<br />
Wer kann an die SKDE gelangen? Nur Frauen<br />
oder auch Männer?<br />
An SKDE kann jede Person gelangen, die<br />
im Kanton Bern wohnt oder arbeitet, ob<br />
Frau oder Mann. Tatsache ist aber, dass<br />
Frauen- und nicht Männerlöhne diskriminierend<br />
sind, und dass Frauen am Arbeitsplatz<br />
sexuell belästigt werden und nicht<br />
Männer. Findet ein Mann, er verdiene für<br />
die gleiche Arbeit im Vergleich zu einem<br />
andern Mann weniger, dann ist dies nicht<br />
ein Problem der Lohndiskriminierung aufgrund<br />
des Geschlechts, sondern eine Frage<br />
der allgemeinen Rechtsgleichheit. Dafür<br />
ist die SKDE nicht zuständig.<br />
Sind Fristen zu beachten?<br />
Eingaben an die SKDE wahren die Klageund<br />
Beschwerdefristen. Abgeschlossen<br />
wird das Verfahren entweder mit einem Ver-<br />
55
gleich, der wie ein Urteil vollstreckt werden<br />
kann, oder mit der Feststellung, dass<br />
keine Einigung zustande gekommen ist.<br />
Dann beginnt in den privatrechtlichen<br />
Fällen die dreimonatige Klagefrist, bei<br />
öffentlichrechtlichen Fällen beginnt die<br />
ordentliche Rechtsmittelfrist neu zu laufen.<br />
Wie sieht die die Bilanz der SKDE nach fast<br />
vier Jahren aus?<br />
Es sind rund 30 Gesuche eingegangen, in<br />
den ersten vier Jahren deutlich mehr als<br />
im letzten. Etwa die Hälfte betrafen die<br />
Lohngleichheit, ein Drittel sexuelle Belästigung<br />
am Arbeitsplatz. Ein Fall betraf<br />
eine behauptete diskriminierende Nichtanstellung.<br />
In einigen Fälle wurden Diskriminierungen<br />
im Zusammenhang mit einer<br />
Schwangerschaft geltend gemacht.<br />
Mehr als die Hälfte der Fälle konnten wir<br />
mit einer Einigung abschliessen. Bei den<br />
sexuellen Belästigungen sowohl im privaten<br />
als auch im öffentlichen Sektor haben<br />
wir bisher in allen Fällen Einigungen zustande<br />
gebracht, zum Teil mit erheblichen<br />
finanziellen Eingeständnissen der<br />
Arbeitgeberseite.<br />
Die Bilanz der Schlichtungsstelle ist also<br />
durchaus positiv. Und trotzdem nimmt man<br />
sie in der Öffentlichkeit kaum wahr. Warum?<br />
Zum Einen mag dies daran liegen, dass die<br />
Schlichtungskommissionen in Gleichstellungsfragen<br />
neu sind und zuwenig Publizität<br />
erhalten. Aber das allein kann es nicht<br />
sein. Dem Gleichstellungsgesetz geht es ja<br />
nicht besser. Es gibt verschiedene Gründe<br />
dafür, dass unsere Schlichtungsstelle wenig<br />
bekannt ist: Anwälte, Richter und Richterinnen<br />
foutieren sich um die Gleichstellungsfragen<br />
und um das Gleichstellungsgesetz.<br />
Sie nehmen es nicht zur<br />
Kenntnis. Es liegt aber auch nicht im Trend<br />
der Zeit. Die Frage der Lohngleichheit<br />
wird heute durch Überlegungen zu Angebot<br />
und Nachfrage überschattet. Die<br />
Bundesverfassung postuliert seit 1981 in<br />
Art. 4 Abs. 2, Satz 3 (jetzt Art. 8 Ziffer 3 BV)<br />
gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige<br />
Arbeit. Die Wissenschaft hat gestützt<br />
auf dieses Postulat ein Instrumentarium<br />
erarbeitet, das es tatsächlich möglich<br />
macht, verschiedene Stellen vergleichend<br />
zu messen, etwa die einer Krankenschwester<br />
mit jener eines Polizisten. Stellen, die<br />
ähnlich schwierig zu vergleichen sind wie<br />
Äpfel und Birnen. Doch kaum haben wir<br />
dieses Instrumentarium, werden die Löhne<br />
flexibilisiert. Es gibt Leistungslöhne,<br />
und um Leistung zu messen, fehlt das Instrumentarium.<br />
So rennen die Gleichstellungsbeauftragten<br />
immer den wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen hinterher. Dass in<br />
einem solchen Klima die SKDE nicht mit<br />
Rückenwind fährt, ist nicht erstaunlich.<br />
Dazu kommt, dass es noch wenige Gerichtsentscheide<br />
zum Gleichstellungsgesetz gibt.<br />
Die Lohnklagen sind zeitlich aufwendig.<br />
Die Zeit zwischen 1996 und heute reicht<br />
noch nicht für ein Rechtsmittelverfahren<br />
bis vor Bundesgericht. Die Fälle, die das<br />
Bundesgericht heute entscheidet, stützen<br />
sich noch nicht auf das GlG, sondern auf<br />
die Rechtsgleichheit allgemein. Die Pra-<br />
56
xis kann sich damit noch wenig an höchstrichterlichen<br />
Leitplanken orientieren.<br />
Warum wir im laufenden Jahr nur wenig<br />
gefragt waren, will mir nicht recht einleuchten.<br />
Von den Schlichtungsstellen von<br />
Zürich und Basel wissen wir, dass es ihnen<br />
ebenso geht. Vermutlich hängt es zusammen<br />
mit der verbesserten Wirtschaftslage.<br />
Es sind wieder mehr Stellen offen. Frauen<br />
wechseln die Stelle, statt am Arbeitsplatz<br />
für ihre Rechte zu kämpfen.<br />
Findet man die SKDE im Internet?<br />
Klar, unter:<br />
http://www.be.ch/schlichtungsstelle.<br />
Interessant ist auch die Adresse:<br />
www.gleichstellungsgesetz.ch.<br />
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57
Neue Entscheide<br />
Eingaben per Fax<br />
mas. Ende November 2001 hat ein Mitglied des BAV beim Obergericht des Kantons Bern<br />
dessen Vermerk auf dem Briefkopf "Eingaben per Telefax haben keine fristwahrende<br />
Wirkung" kritisch hinterfragt. Zur Begründung dieser Anfrage wurde u.a. auf einen<br />
Bundesgerichtsentscheid vom 15. November 2000 (127 III 181) verwiesen, in dem ein per<br />
Fax erklärter Rechtsvorschlag für zulässig erklärt wurde, weil für den Betreibungsbeamten<br />
zweifelsfrei feststand, dass die Telefaxmitteilung vom Betriebenen selbst stammte. Im erwähnten<br />
Entscheid hat das Bundesgericht sogar darauf hingewiesen, dass unter Umständen<br />
auch ein per Telefon erfolgter Rechtsvorschlag gültig sein könne. Das gelte jedenfalls<br />
dann, wenn für den Betreibungsbeamten keine Zweifel über die Person des Anrufenden<br />
bestehen. Im übrigen wurde auf die zukünftige elektronische Signatur verwiesen, welche<br />
u.a. das Problem der Echtheit des Absenders - und nebenbei auch der Vertraulichkeit -<br />
lösen wird.<br />
In seiner schriftlichen Antwort hat das Obergericht mit Schreiben vom 17. Dezember 2001<br />
hiezu wörtlich festgehalten: "Der von Ihnen zur Diskussion gestellte Vermerk betreffend<br />
Eingaben per Fax stützt sich auf die - soweit ersichtlich - konstante Rechtsprechung des<br />
Bundesgerichts zu Rechtsmitteleingaben per Telefax (vgl. BGE 121 II 252 E. 4). Aus dem<br />
von Ihnen ins Feld geführten BGE 127 III 181, in welchem ein Rechtsvorschlag per<br />
Telefax als zulässig erklärt wurde, kann nichts für Rechtsmitteleingaben abgeleitet werden,<br />
da die Erhebung eines Rechtsvorschlages im Gegensatz zur Einlegung eines Rechtsmittels<br />
nicht schriftlich erfolgen muss (Art. 74 Abs. 1 SchKG). Aus diesem Grunde hat die<br />
Geschäftsleitung beschlossen, an der bisherigen Praxis - und damit auch am Vermerk<br />
auf dem Briefkopf des Obergerichts - festzuhalten."<br />
Auch wenn in dieser Sache, vorab mit Blick auf die digitale Signatur, welche der eigenhändigen<br />
Unterschrift gleichzustellen ist 1 , das letzte Wort noch nicht gesprochen sein dürfte,<br />
ist es ratsam, fristwahrende Eingaben einstweilen weiterhin (rechtzeitig) per Post zu übermitteln.<br />
1<br />
Pressemitteilung vom 17.01.2001 des EJPD (www.ofj.admin.ch/themen/e-commerce/vn-com-d.htm)<br />
58
Neue Erlasse<br />
Stand der Gesetzgebung am 01. Januar 2002<br />
Ein Auszug der für die anwaltliche Praxis wichtigsten, neu in Kraft getretenen und verabschiedeten<br />
Erlasse<br />
Kanton Bern<br />
Arbeits- und Mietgericht, Gleichstellungsbüro<br />
Prud'hommes, Tribunal des Baux, Office de Conciliation en matière d'égalité<br />
D vom 09.11.1971 über die Arbeitsgerichte (Änderung: Art. 14 & 57 I)<br />
vom 06.06.2001, in Kraft ab 01.01.2002<br />
BAG 01-64<br />
Anpassung der Wählbarkeitsvoraussetzungen für den Zentralsekretär an das Gerichtsorganisationsgesetz und<br />
des Lastenausgleichschlüssels an das G über den Finanz- und Lastenausgleich<br />
Strafprozess im allgemeinen / Procédure pénale en général<br />
G vom 15.03.1995 über das Strafverfahren (StrV) (Änderung: Art. 276 Z. 2 & 3, Besetzung<br />
des urteilenden Gerichts)<br />
vom 04.04.2001, in Kraft ab 01.11.2001<br />
BAG 01-66<br />
Anpassung an Art. 10 des Opferhilfegesetzes des Bundes<br />
Gerichtsorganisation / Organisation judiciaire<br />
G vom 14.03.1995 über die Organisation der Gerichtsbehörden in Zivil- und Strafsachen<br />
(GOG) (Änderung: Art. 69 I, Kosten) (Eingeführt durch Art. 53 Z. 1 des G über den<br />
Finanz- und Lastenausgleich [FILAG])<br />
vom 27.11.2000, in Kraft ab 01.01.2002<br />
BAG 01-48<br />
59
Arbeits- und Mietgericht, Gleichstellungsbüro<br />
Prud'hommes, Tribunal des baux, office de conciliation en matière d'égalité<br />
D vom 09.11.1971 über die Arbeitsgerichte (Änderung: Art. 14 & 57 I)<br />
vom 06.06.2001, in Kraft ab 01.01.2002<br />
BAG 01-64<br />
Anpassung der Wählbarkeitsvoraussetzungen für den Zentralsekretär an das Gerichtsorganisationsgesetz und<br />
des Lastenausgleichschlüssels an das G über den Finanz- und Lastenausgleich<br />
Bund<br />
Verkehrspolizei / Police de la route<br />
Ordnungsbussenverordnung vom 04.03.1996 (Änderung: Art. 2 Bst. a & b; Anhang 1)<br />
vom 11.04.2001, in Kraft ab 01.01.2002<br />
AS 2001 1372<br />
O du 04.03.1996 sur les amendes d'ordre (Modification: Art. 2 lit. a & b; annexe 1)<br />
du 11.04.2001, entrée en vigueur le 01.01.2002<br />
RO 2001 1372<br />
Erlasse in Vorbereitung; Volksinitiativen und parlamentarische Vorstösse<br />
Kanton Bern<br />
Anwälte im allgemeinen / Avocats en général<br />
EV zum BG über die Freizügigkeit der Anwältinnen und Anwälte (EV BGFA) (Tritt zusammen<br />
mit dem BG in Kraft und gilt bis zum 31.12.2006)<br />
vom 29.08.2001, Datum des Inkrafttretens noch nicht bestimmt<br />
BAG 01-62<br />
Strafprozess im allgemeinen / Procédure pénale en général<br />
G vom 15.03.1995 über das Strafverfahren (StrV) (Änderung: Art. 80a neu, 104 II &<br />
107a neu)<br />
vom 20.11.2001, untersteht dem fakultativen Referendum bis 20.03.2002<br />
Amtsblatt 2001, Nr. 95, S. 1630<br />
Neue Regelung für die Einvernahme von Kindern als Opfer (Anpassung an die Änderung vom 23.03.2001 des<br />
Opferhilfegesetzes des Bundes)<br />
60
Bund<br />
Untersuchungs- und Anklagebehörden; Staatsanwaltschaft<br />
Ministère public, juges d'insruction<br />
BG über das Bundesgericht (Würde das BG vom 16.12.1943 über die Organisation<br />
der Bundesrechtspflege aufheben und 5 andere Gesetze ändern)<br />
vom 28.02.2001, in Vorbereitung auf Stufe Parlament ()<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 4207 (4005)<br />
Ziel: Wirksame und nachhaltige Entlastung des heute stark überlasteten Bundesgerichts und damit die<br />
Erhaltung seiner Funktionsfähigkeit, aber auch die Verbesserung des Rechtsschutzes in gewissen Bereichen<br />
sowie die Vereinfachung der Verfahren und Rechtswege<br />
LF sur le Tribunal fédéral (Abrogerait la LF d’organisation judiciaire du<br />
16.12.1943 et modifierait 5 autres lois)<br />
du 28.02.2001, en préparation au niveau parlement<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 4207 (4005)<br />
But: Assurer le bon fonctionnement du Tribunal fédéral en réduisant efficacement et durablement la<br />
charge excessive à laquelle celui-ci est actuellement confronté, ensuite améliorer la protection<br />
juridictionnelle dans certains domaines et enfin simplifier la procédure et les voies de droit<br />
Obergericht, Kantonsgericht, Kassationsgericht, Verfassungsgericht<br />
Cour suprême, Tribunal cantonal, Cour de cassation, Cour constitutionnelle<br />
BG über das Bundesstrafgericht (Würde 19 andere Gesetze ändern)<br />
vom 28.02.2001, in Vorbereitung auf Stufe Parlament<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 4207 (4005)<br />
LF sur le Tribunal pénal fédéral (Abrogerait 19 autres lois)<br />
du 28.02.2001, en préparation au niveau parlement<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 4207 (4005)<br />
Ergänzungs- und Ausführungserlasse zum Zivilgesetzbuch (im allgemeinen)<br />
Dispositions complémentaires et d'exécution du CC (en général)<br />
BG über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur<br />
(Würde 6 andere Gesetze ändern)<br />
vom 03.07.2001, in Vorbereitung auf Stufe Parlament<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 5679 (5423)<br />
Ziel: Verwendung der elektronischen Signatur im Privatrechtsverkehr<br />
LF sur les services de certification dans le domaine de la signature électronique<br />
(Modifierait 6 autres lois)<br />
du 03.07.2001, en préparation au niveau parlement<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 5679 (5423)<br />
But: Utilisation de la signature électronique dans les relations entre particuliers<br />
61
Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10.12.1907 (Änderung: Ingress; Art. 473 I & II)<br />
vom 05.10.2001, untersteht dem fakultativen Referendum bis 24.01.2002<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 5736 (5478)<br />
Ziel: Erbrecht des überlebenden Ehegatten<br />
Code civil suisse du 10.12.1907 (Modification: Préambule; Art. 473 I & II)<br />
du 05.10.2001, soumis au référendum facultatif jusqu’au 24.01.2002<br />
BBl./FF. 2001, S./p. 5736 (5478)<br />
But: Droit de succession du conjoint survivant<br />
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62
Rollender Kalender<br />
Montag, 11. März 2002<br />
Vortragsprogramm <strong>Bernischer</strong> Juristenverein<br />
Thema: Der Gefahrensatz - Gefahr oder Chance<br />
Referent: Dr. Manuel Jaun, Bern<br />
Ort / Zeit: Restaurant zum Äusseren Stand, Zeughausgasse 17, Bern, 18:15 Uhr<br />
Donnerstag, 14. März 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Inwiefern tragen Risiken und Viktimisierung zu späterer Delinquenz<br />
bei?<br />
Referentin: Prof. Dr. Henriette Haas, IPSC, UNIL<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 106, 18:15 Uhr (siehe Seite 69 2 )<br />
Dienstag, 02. April 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Hirntod: Zwischen Tod und Leben - Ein neuer Ansatz zur Organtransplantation<br />
aus Korea<br />
Referent: Prof. Dr. Byung-Sun Cho, Universität Chongju, Südkorea<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 115, 18:15 Uhr (siehe Seite 69 2 )<br />
Montag, 15. April 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Strafbarkeit von Unternehmen: Aktuelle Gesetzesvorhaben in der<br />
Schweiz und rechtsvergleichende Entwicklungen<br />
Referenten: Dr. Peter Müller, Vizedirektor, Bundesamt für Justiz<br />
Prof. Dr. Günter Heine, Institut für Strafrecht und Krimionologie, Uni<br />
Bern<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 115, 18:15 Uhr (siehe Seite 69 2 )<br />
Freitag, 03. Mai 2002<br />
Harmonietag (siehe Seite 29)<br />
63
Mittwoch, 29. Mai 2002<br />
Kursprogramm Obergericht / Kurs Nr. 4<br />
(offen für die Mitglieder der bernischen Justiz sowie des BAV)<br />
Thema: Finanzielle Folgen von Scheidung und Trennung (unter Einbezug des<br />
Steuerrechts und des Sozialversicherungsrechts)<br />
Kursleitung: Daniel Bähler, Gerichtspräsident, GK X Thun<br />
Referenten: - Prof. Dr. Thomas Locher, Verwaltungsgericht (Sozialversicherungsrecht)<br />
- Fürsprecherin Christine Jann Schneider, Steuerverwaltung (Steuerrecht)<br />
- GP Adrian Studiger, GK VIII Bern-Laupen (Fallbeispiele)<br />
- GP Daniel Bähler, GK X Thun (Einführung, Einsatz der EDV)<br />
Dauer: 1 Tag<br />
Kursort: Amthaus Bern, Assisensaal<br />
Kosten: Fr. 100.- für die Mitglieder des BAV<br />
(Anmeldung siehe Seite 69 1)<br />
Montag, 03. Juni 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Warum sollen sich Verletzte am Strafverfahren beteiligen dürfen?<br />
Referent: Ass.-Prof. Dr. iur. Felix Bommer, Universität Luzern<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 115, 18:15 Uhr (siehe Seite 69 2 )<br />
Freitag, 07. Juni 2002<br />
BWJ Kurs (Fortsetzungsveranstaltungen finden statt am 21. und 28 Juni 2002)<br />
Thema: Praxis des Altlastenrechtes (Verwaltungsrecht)<br />
Referent: Prof. Pierre Tschannen<br />
Zeit: 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr<br />
Ort: Universität Bern, nähere Angaben folgen<br />
(Anmeldung und Kurskosten siehe Seite 69 3 )<br />
Freitag, 14. Juni 2002<br />
- Ordentlicher Anwaltstag<br />
- Expo.02<br />
(siehe Seite 34)<br />
64
Freitag, 21. Juni 2002<br />
BWJ Kurs (Fortsetzungsveranstaltung vom 07. Juni 2002)<br />
Thema: Praxis des Altlastenrechtes (Privatrecht)<br />
Referent: Prof. Thomas Koller<br />
Zeit: 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr<br />
Ort: Universität Bern, nähere Angaben folgen<br />
(Anmeldung und Kurskosten siehe Seite 69 3 )<br />
Freitag, 28. Juni 2002<br />
BWJ Kurs (Fortsetzungsveranstaltung vom 21. Juni 2002)<br />
Thema: Praxis des Altlastenrechtes (Strafrecht)<br />
Referent: Prof. Günter Heine<br />
Zeit: 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr<br />
Ort: Universität Bern, nähere Angaben folgen<br />
(Anmeldung und Kurskosten siehe Seite 69 3 )<br />
Dienstag, 02. Juli 2002<br />
Tatort Sprache (siehe Seite 31)<br />
Freitag, 13. September 2002<br />
Ausserordentlicher Anwaltstag<br />
Freitag / Samstag, 13./14. September 2002, Tagung<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Gemeingefährlich - erkennen und was dann?<br />
Rechtliche Möglichkeiten, Grenzen der Prognostik und Intervention<br />
Nähere Unterlagen zur Tagung werden später zugestellt bzw. ins Internet gestellt<br />
(siehe Seite 69 2 ).<br />
65
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66
Dienstag, 03. September 2002<br />
Kursprogramm Obergericht / Kurs Nr. 6<br />
(offen für die Mitglieder der bernischen Justiz sowie des BAV)<br />
Thema: Tendenzen in der strafrechtlichen Gesetzgebung<br />
Inhalt: - Die Rolle des modernen Strafrechts: Kriminalisierung als Mittel für jeden Zweck?<br />
- Der aktuelle Stand des Gesetzgebungsverfahrens zur Vereinheitlichung des schweizerischen<br />
Strafprozessrechts<br />
- Die besonderen Schnittstellen des neuen Strafprozessrechts mit der Berner Rechtswirklichkeit<br />
Kursleitung: Generalprokurator-Stellvertreter Felix Bänziger<br />
Referenten: - Dr. Niklaus Oberholzer, Präsident der Anklagekammer des Kantons St.<br />
Gallen, Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen<br />
- Dr. Peter Müller, Vizedirektor des Bundesamtes für Justiz, Lehrbeauftragter<br />
an der Universität Bern<br />
Dauer:<br />
1<br />
/2 Tag<br />
Kursort: Amthaus Bern, Assisensaal<br />
Kosten: Fr. 50.- für die Mitglieder des BAV<br />
(Anmeldung siehe Seite 69 1 )<br />
Dienstag, 15. Oktober 2002<br />
Kursprogramm Obergericht / Kurs Nr. 7<br />
(offen für die Mitglieder der bernischen Justiz sowie des BAV)<br />
Thema: Vergleichsverhandlungen<br />
Kursleitung: Oberrichter Stephan Stucki<br />
Referenten: - Prof. Dr. Norbert K. Semmer,<br />
Uni Bern, Institut für Psychologie<br />
- Fürsprecherin Marianne Jacobi<br />
- Obergerichtspräsident Ueli Hofer<br />
Dauer: 1 Tag<br />
Kursort: Amthaus Bern, Assisensaal<br />
Kosten: Fr. 100.- für die Mitglieder des BAV<br />
(Anmeldung siehe Seite 69 1 )<br />
Bemerkung:<br />
Die Weiterbildungskommission behält sich vor, die Teilnehmerzahl zu beschränken. Die<br />
Berücksichtigung der Teilnehmer erfolgt nach Eingang der Anmeldungen. Je nach Eingang<br />
der Anmeldungen wird die Veranstaltung im Jahr 2003 wiederholt.<br />
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Herbst 2002<br />
Kursprogramm Obergericht / Kurs Nr. 9<br />
offen für die Mitglieder der bernischen Justiz sowie des BAV (Opferhilfeanwälte und<br />
-anwältinnen)<br />
Thema: Kinderbefragung<br />
(in Zusammenarbeit mit der Kommission fil rouge)<br />
Kursleitung: Untersuchungsrichterin Silvia Hänzi<br />
Referenten: Untersuchungsrichter Jürg Zinglé und weitere<br />
Dauer: 1 Tag<br />
(Anmeldung siehe Seite 69 1 )<br />
Freitag, 15. November 2002<br />
BWJ Kurs Vorankündigung<br />
Thema: Gerichtsstandsgesetz<br />
Referenten: Prof. Dr. Franz Kellerhals, Fridolin MR Walther, Dr. Annette Spycher,<br />
Dr. Andreas Güngerich, Dr. Nicolas von Werdt und Prof. Dr. Jürgen<br />
Brönnimann<br />
Zeit: 14:30 Uhr bis 18:30 Uhr<br />
Montag, 18. November 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaften (BFK)<br />
Thema: Gewalt in der Geschichte: anthropologische Konstante oder Phänomenen<br />
des historischen Wandels?<br />
Referentin: Dr. phil. Claudia Töngi, Universität Basel<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 115, 18:15 Uhr<br />
(siehe Seite 69 2 )<br />
Montag, 02. Dezember 2002<br />
Veranstaltungsprogramm Berner Forum für Kriminalwissenschaft (BFK)<br />
Thema: Interventionsprojekte gegen häusliche Gewalt: Neue Erkenntnisse -<br />
neue Instrumente<br />
Referentin: Oberassistentin Dr. iur. Marianne Schwander, Institiut für Strafrecht und<br />
Kriminologie, Universität Bern<br />
Ort / Zeit: Universität Bern, Hauptgebäude HS 115, 18:15 Uhr<br />
(siehe Seite 69 2 )<br />
68
1<br />
Anmeldungen für Weiterbildungskurse Obergericht:<br />
per Telefon: 031 634 72 47, Schreyer Ursula<br />
per Fax: 031 634 71 13<br />
per Mail: weiterbildung.og@jgk.be.ch<br />
Hinweis für Weiterbildungskurse Obergericht:<br />
Erfolgte Anmeldungen gelten als angenommen, sofern nicht durch das Sekretariat der<br />
Weiterbildungskommission eine ausdrückliche Absage erfolgt (wegen zu grosser Zahl<br />
der Angemeldeten oder wegen Kursabsage).<br />
2<br />
Die Veranstaltungen des Berner Forum für Kriminalwissenschaft sind öffentlich. Für<br />
Tagungen wird ein Unkostenbeitrag erhoben. Ergänzungen und Präzisierungen zum<br />
Veranstaltungsprogramm 2002 sowie weitere Informationen zum BFK unter:<br />
www.bfk.unibe.ch<br />
3<br />
BWJ-Veranstaltungen<br />
Kurskosten: Fr. 200.-<br />
Fr. 150.- für Mitglieder des Bernischen <strong>Anwaltsverband</strong>es sowie Mitglieder<br />
des Verbandes bernischer Notare und der bernischen Justiz<br />
Anmeldung:<br />
Der Kurs wird nur durchgeführt, wenn sich mindestens 30 Teilnehmende<br />
bis Ende März 2002 mittels Anmeldetalon auf Seite 70 beim Sekretariat<br />
BAV anmelden.<br />
Organisation: Sekretariat BAV, Schmiedenplatz 5, Postfach 333, 3000 Bern 7<br />
Tel. 031 311 00 39, Fax 031 311 93 20<br />
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A N M E L D U N G<br />
BWJ Weiterbildungskurs SS 02<br />
”Praxis des Altlastenrechtes” Juni 2002<br />
Name: .......................................................<br />
Vorname: .......................................................<br />
Firma: .......................................................<br />
Adresse: .......................................................<br />
.......................................................<br />
Telefon: .......................................................<br />
A N M E L D E S C H L U S S<br />
31.03.2002<br />
Der Kurs wird nur bei einer minimalen Anzahl von 30 Teilnehmenden durchgeführt.<br />
Die Anmeldung ist verbindlich und an folgende Adresse einzusenden:<br />
<strong>Bernischer</strong> <strong>Anwaltsverband</strong><br />
Schmiedenplatz 5<br />
Postfach 333<br />
3000 Bern 7<br />
Fax-Nr. 031 311 93 20<br />
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Post scriptum<br />
Wasser<br />
“Wasser”<br />
“Wie bitte?”<br />
“Wasser!”<br />
“...........?”<br />
“Wasser, mein Name” sagte der untersetzte, unauffällig gekleidete Herr mit Nachdruck.<br />
Sein Gegenüber, eine in die Fünfziger geratene Schalterbeamtin des örtlichen Betreibungsamtes<br />
schien nicht mit rascher Auffassungsgabe bestückt zu sein.<br />
“Sie heissen Wasser?”, war die ungläubige Frage auf die Äusserung des Kunden.<br />
“Ja”, dessen ebenso knappe wie klare Antwort.<br />
Erst jetzt, das jedenfalls verhiess das Mienenspiel der Angesprochenen, schien sie den<br />
Sachverhalt zu begreifen.<br />
“Was kann ich für Sie tun?”<br />
“Ich hätte gerne eine Betreibungsauskunft.”<br />
“Über wen und warum wollen Sie das wissen‘?” kam es etwas zu rasch von der anderen<br />
Seite des Schalters.<br />
Erst Wassers Hinweis auf die Öffentlichkeit des Registers liess den letzten Halbsatz der<br />
Äusserung als Beamtenschikane offensichtlich werden.<br />
“Name und Adresse des Schuldners, die Auskunft kostet 24 Franken,” so der nahtlose<br />
Uebergang der Beamtin vom Schikanösen zum Geschäftlichen.<br />
“Jakob Luft, Sonnenbergstrasse 1”, die geduldige Antwort des Fragers; gleichzeitig legte<br />
er eine 20er Note und einen Fünfliber auf die Ablage.<br />
“Wie bitte?” bellte es aus dem Schalter. Das Geld blieb unberührt.<br />
“Sprechen wir nicht die gleiche Sprache?” ging der bisher geduldige Kunde in den Angriff<br />
über.<br />
“Wollen Sie mich auf den Arm nehmen ?” parierte die nun sichtlich verärgerte Vertreterin<br />
staatlicher Zwangsvollstreckung und hielt sich dabei an einem Flügel des Milchglasfensters<br />
fest. “<br />
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Erst seine Erkundigung nach ihrem Vorgesetzten liess die erhitzte Dame die Grenzen ihrer<br />
Machtbefugnis erkennen.<br />
“Sonnenbergstrasse 1 also” waren die einlenkenden Worte, ohne dass sie den Namen des<br />
Schuldners erneut in den Mund nahm. Mit “Einen Augenblick bitte” nahm sie das hingelegte<br />
Geld und veschwand in den hinteren Teil des Büros.<br />
Wartend lenkte Wasser seine Sinne dem allgegenwärtigen Mief dieses Amtes zu. Auf der<br />
Ablage döste eine liegengebliebene Mütze, deren Ränder im Licht speckig glänzten. Eine<br />
längst verlassene Spinnwebe an der Decke unterstrich den Eindruck, den Wasser von<br />
diesem Amt erhalten hatte. Grau in Grau die dominierenden Farben, mutlos aufgelockert<br />
von blassen Brauntönen der Büromöbel. Diese hatten verschiedene Gesetzesrevisionen<br />
im Schuldbetreibungsrecht unaufgefrischt überlebt. Auf dem Pult lag ein ungeordneter<br />
Wust von Formularen neben einem abgegriffenen Karteikasten und einer roten Thermosflasche.<br />
Wasser wurde durch die hastigen Schritte der Beamtin von weiteren Erkundungen abgehalten.<br />
Die untypisch raschen Schritte, vielmehr noch die Panik im Gesicht der Beamtin,<br />
waren Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.<br />
“Die Karteikarte, sie ist mir entwischt!” hauchte sie.<br />
“Wie bitte?” war es nun Wasser, der verständnislos fragte.<br />
“Die Karteikarte von Luft, ich hatte sie gerade noch in den Händen, ist mir entwischt. Ich<br />
glaubte zurerst ich hätte sie fallen lassen, aber sie ist horizontal zur Kartei der Verlustscheinsgläubiger,<br />
hinübergesegelt und hat sich zwischen den Buchstaben”M” und”N”<br />
verkrochen” japste die Beamtin mit überschlagender Stimme. Aber das ist noch nicht<br />
alles: weil sie mit Karten von verjährten Forderungen in Kontakt gekommen ist, hat Ihre<br />
Forderung gegen Luft jeden Wert verloren, sie ist sofort verjährt, hat sich gleichsam in<br />
Luft aufelöst, tut mir leid!, so die Beamtin erschöpft.<br />
“So ein Quatsch! Das kann doch nicht wahr sein!”, das die entrüstete Antwort von Wasser.<br />
“Ist es auch nicht, hier der gewünschte Auszug über Luft und einen Franken Retourgeld”<br />
die Antwort der Beamtin, die dabei kaum wahrnehmbar mit dem rechten Auge zwinkerte<br />
und das Milchglasfenster des Schalters rasch schloss.<br />
Wie vom Donner gerührt hielt Wasser inne, verliess aber dann, mit einem Lächeln auf dem<br />
Gesicht, diesen sonderbaren Ort.<br />
(mit freundlicher Genehmigung von Kollege Hanspeter Kernen, Thun)<br />
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