Kompressionstherapie im Überblick - Sigvaris
Kompressionstherapie im Überblick - Sigvaris
Kompressionstherapie im Überblick - Sigvaris
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<strong>Kompressionstherapie</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Überblick</strong>
Vorwort<br />
Die <strong>Kompressionstherapie</strong> gilt als Basistherapie bei Venenleiden und Ödemen verschiedener<br />
Genese. Im Rahmen der Verordnung des geeigneten Strumpfes für einen<br />
Patienten stellt sich dem behandelnden Arzt nach der Diagnose die Frage nach<br />
der Wahl der geeigneten Kompressionsklasse, der Dauer der Behandlung und dem<br />
für den Patienten geeigneten Strumpfmodell.<br />
Wir verweisen auf die SIGVARIS Broschüre «Venenkrankheiten», in der interessierten<br />
Ärzten kurz und praxisorientiert der aktuelle Stand der Phlebologie aufgezeigt wird.<br />
Diese ergänzend gedachte Broschüre fokussiert auf praktischen Fragestellungen <strong>im</strong><br />
Rahmen der Verschreibung medizinischer Kompressionsstrümpfe. Sie gibt einen<br />
<strong>Überblick</strong> zu anerkannten Indikationen, die eine <strong>Kompressionstherapie</strong> erfordern,<br />
stellt zusammenfassend ausgewählte Studien vor und gibt Antworten auf oben<br />
aufgeworfene Fragen – kurzum, sie möchte den Einsatz von <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
auf einen Blick praxisnah darstellen.<br />
Alle Angaben sind als Empfehlungen und nicht als Richtlinie zu verstehen. Sie dienen<br />
als Hilfestellung für die Therapieentscheidung, basierend auf der aktuellen Studien -<br />
lage und Erfahrungswerten aus der Praxis.<br />
Die Entscheidung für die Wahl der Kompressionsklasse, das Strumpfmodell und die<br />
Behandlungsdauer liegt in der Verantwortung des Arztes. Sie wird für jeden Patienten<br />
unter Berücksichtigung der klinischen Situation und seiner persönlichen Bedürfnisse<br />
individuell getroffen.<br />
Unser besonderer Dank gilt Frau Dr. Erika Mendoza, Venenpraxis Wunstorf, für die<br />
Durchsicht des Manuskriptes und die wertvollen fachlichen Anregungen.<br />
Dr. Monika Hübner<br />
Medical Marketing<br />
SIGVARIS AG<br />
3
Inhalt<br />
Klassifikation nach CEAP 5<br />
Wahl der Kompressionsklasse 6<br />
Indikationen und Dauer der Kompressionsbehandlung 7<br />
Wahl des geeigneten Modells 10<br />
Offener oder geschlossener Fuss 11<br />
Relative und absolute Kontraindikationen<br />
für <strong>Kompressionstherapie</strong> 12<br />
Studien 13<br />
4
Klassifikation nach CEAP<br />
Um eine Systematik zu erhalten, die eine differenzierte Klassifi kation der Venen -<br />
erkrankungen ermöglicht, wurde 1996 die so genannte CEAP-Klassifikation eingeführt.<br />
Sie hat sich seither in der einschlägigen Literatur etabliert und ist inzwischen<br />
weit verbreitet. Insbesondere findet sie <strong>im</strong> Rahmen wissenschaftlicher Publikationen<br />
Anwendung. Jeder Buchstabe der CEAP-Klassifikation steht für eine Komponente<br />
der Venenerkrankung:<br />
C (clinical condition) = Klinik: klinische Zeichen (Punktwert von 0 – 6),<br />
a = asymptomatisch, s = symptomatisch<br />
E (etiology) = Ätiologie: ätiologische Einteilung in kongenital, pr<strong>im</strong>är<br />
und sekundär<br />
A (anatomic location) = Anatomie: betroffene Venensegmente, oberflächliche<br />
Venen, tiefe Venen, Perforansvenen<br />
P (pathophysiology) = Pathophysiologie: pathophysiologische<br />
Funktionsstörung, Reflux, Obstruktion, Reflux und<br />
Obstruktion<br />
Clinic C0–C6 Definition Kommentare<br />
C0<br />
C1<br />
C2<br />
C3<br />
C4<br />
C5<br />
C6<br />
Keine Erscheinung<br />
Besenreiser und<br />
retikuläre Varizen<br />
Varizen<br />
Ödem<br />
Hautveränderungen<br />
Abgeheiltes Ulkus<br />
Offenes Ulkus<br />
Besenreiser:<br />
Intradermale Venulen < 1 mm<br />
Retikuläre Varizen,<br />
subdermal < 3 mm<br />
subcutan > 3 mm<br />
Flüssigkeitsretention<br />
C4a: Pigmentierung, Purpura,<br />
Ekzem<br />
C4b: Hypodermitis,<br />
Lipodermatosklerose<br />
Atrophie blanche<br />
5
Wahl der Kompressionsklasse<br />
CCL 1 – schwere, müde Beine mit Schwellungsneigung<br />
18–21 mmHg – Prophylaxe von Thrombosen und Embolien für <strong>im</strong>mobilisierte<br />
Patienten<br />
– Prophylaxe der Reisethrombose<br />
– geringgradige Varikose ohne Beinödeme<br />
– geringgradige Varikose während der Schwangerschaft<br />
CCL 2 – Varikose mit leichter Ödemneigung<br />
23–32 mmHg – nach Varizenbehandlung (operative Verfahren, Sklerosierung,<br />
Laser, Radiofrequenz) zur Aufrechterhaltung des Therapieerfolges<br />
– bei tiefer Beinvenenthrombose<br />
– postthrombotisches Syndrom<br />
– oberflächliche aseptische Thrombophlebitis<br />
– nach Abheilung venöser Ulcera bei chronischer venöser Insuffizienz<br />
– ausgeprägte Varikose während der Schwangerschaft<br />
CCL 3 – aktives Ulcus cruris venosum<br />
34–46 mmHg – rezidivierendes Ulcus cruris venosum<br />
– Ausprägungen fortgeschrittener CVI wie Lipodermatosklerose<br />
– reversibles Lymphödem, Lipödem<br />
– posttraumatisches Syndrom<br />
– Angiodysplasie<br />
CCL 4<br />
min 49 mmHg<br />
– irreversibles Lymphödem<br />
– ausgeprägtes postthrombotisches Syndrom<br />
Strumpfversorgung der Indikationen für Klasse 3 und 4 sollte<br />
Fachärzten vorbehalten sein.<br />
Praxistipp<br />
Es ist nicht möglich, jeder Diagnose eine einzige Kompressionsklasse starr<br />
zuzuordnen, das Stadium der jeweiligen Erkrankung sollte mit in Betracht<br />
gezogen werden. Der mit Abstand am häufigsten verordnete Strumpf hat<br />
die Kompressionsklasse 2.<br />
Auch die Compliance der Patienten hat einen Einfluss auf die Wahl der<br />
Kompressionsklasse. Hat ein Patient Schwierigkeiten mit dem Handling eines<br />
Strumpfes der Klasse 2, kann es sinnvoll sein, einen Strumpf der Klasse 1,<br />
der zuverlässig getragen werden wird, in Erwägung zu ziehen.<br />
Vorrangiges Ziel der Therapie ist die Besserung der klinischen Befunde.<br />
6
Indikationen und Dauer der Kompressionsbehandlung<br />
Indikationen<br />
Dauer der <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
(Erfahrungswerte aus der Praxis)<br />
Beinbeschwerden<br />
Funktionelle Störungen wie Schweregefühl und<br />
Müdigkeit in den Beinen mit Schwellungsneigung<br />
<strong>im</strong>mer bei längerem Sitzen oder Stehen, empfohlen auch für<br />
entsprechende berufliche Tätigkeiten<br />
Varikose<br />
Leichte Varizen mit subjektiven Manifestationen<br />
(geringfügige variköse Dilatation der kutanen Venen,<br />
retikuläre Varizen) (C1, C2)*<br />
Fortgeschrittene pr<strong>im</strong>äre Varikose mit Ödem<br />
(Stamm- oder Seitenastvarizen) (C2, C3)*<br />
solange die Symptome anhalten und gegebenenfalls<br />
prophylaktisch in bekannten Belastungssituationen<br />
solange temporäre oder permanente Gegenanzeigen für eine<br />
Sklerotherapie oder einen chirurgischen Eingriff bestehen<br />
oder diese Therapien in der Abwägung gegen Kompression<br />
noch nicht indiziert oder vom Patienten nicht gewünscht sind<br />
Zur Opt<strong>im</strong>ierung des Therapieerfolges:<br />
je nach Befund und Behandlungsmethode Wochen<br />
a) nach ambulanter selektiver Varizenoperation bis zu einigen Monaten<br />
b) nach einem Stripping<br />
c) nach Sklerotherapie<br />
d) nach endoluminalen Verfahren<br />
Nach Abschluss einer Varizentherapie<br />
Zur Rezidivprophylaxe möglicherweise sinnvoll<br />
(dies wird vermutet, ist bis dato nicht durch Studien bestätigt)<br />
Hautveränderungen in Folge einer chronischen venösen Insuffizienz<br />
Ekzem, Erythem, Hypodermitits (C4)*<br />
Dermatosklerose, Dermite ocre, Atrophie blanche (C4)*<br />
ausgeheiltes Ulcus cruris (C5)*<br />
aktives Ulcus cruris** (C6)*<br />
nach Abschluss der Basistherapie in der Regel lebenslange<br />
Kompression<br />
in der Regel lebenslange Kompression<br />
mehrmonatige bis lebenslange Kompression,<br />
je nach anfänglicher Ursache<br />
mehrmonatige bis lebenslange Kompression,<br />
je nach anfänglicher Ursache<br />
Fortsetzung auf Seite 8<br />
7
Indikationen und Dauer der Kompressionsbehandlung<br />
Indikationen<br />
Dauer der <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
(Erfahrungswerte aus der Praxis)<br />
Thrombosen, Thrombophlebitiden, Embolien<br />
Prophylaxe von Thrombosen / Embolien<br />
Thrombophlebitis oder Varikothrombose<br />
(oberflächliche Thrombose)<br />
Tiefe Beinvenenthrombose<br />
Postthrombotisches Syndrom<br />
temporär, solange das Risiko besteht;<br />
permanent <strong>im</strong> Falle eines anhaltenden Risikos<br />
kurz- oder langfristig, je nach Befund, mindestens bis zur<br />
Rückbildung der tastbaren Verhärtungen<br />
drei Monate bis zwei Jahre, <strong>im</strong> Falle bleibender<br />
funktioneller Ausfälle lebenslang<br />
lebenslange Kompression<br />
Nicht venöse Ödeme<br />
Postoperative Ödeme<br />
Posttraumatische Ödeme nach Abschluss der Basistherapie<br />
Zyklisch-idiopathisches Ödem<br />
Reversibles Lymphödem nach komplexer physikalischer<br />
Entstauungstherapie<br />
Irreversibles Lymphödem mit ausgeprägter Induration<br />
nach komplexer physikalischer Entstauungstherapie<br />
Lipödem Grad II und höher<br />
bis zum Abklingen des Ödems<br />
bis zum Abklingen des Ödems<br />
kurzfristig, solange das Ödem vorliegt<br />
lebenslange Kompression<br />
lebenslange Kompression<br />
lebenslange Kompression<br />
Schwangerschaft<br />
Varikose während der Schwangerschaft, mit oder<br />
ohne Ödembildung (C2, C3)*<br />
Ödeme während der Schwangerschaft<br />
Thromboserisiko während der Schwangerschaft<br />
und / oder post partum<br />
bis zu einem Monat nach der Geburt, opt<strong>im</strong>al bis Ende<br />
des Stillens<br />
bis zu einem Monat nach der Geburt, opt<strong>im</strong>al bis Ende<br />
des Stillens<br />
während der Schwangerschaft und bis zu sechs Wochen<br />
nach der Geburt<br />
8
Indikationen<br />
Dauer der <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
(Erfahrungswerte aus der Praxis)<br />
Venöse Durchblutungsstörungen anderer Genese<br />
Durch Übergewicht verursachte Abflussverzögerung<br />
(Druck auf die tiefen Beinvenen <strong>im</strong> Leisten-Bauchbereich)<br />
Durch Gelenkversteifung verursachte Ödeme und<br />
Hautveränderungen: arthrogenes Stauungssyndrom<br />
Durch Immobilität verursachte Ödeme:<br />
Parese und partielle Parese der Extremitäten<br />
solange das Ödem vorliegt, bzw. die Ursache fortbesteht<br />
lebenslang oder solange die Ursache fortbesteht<br />
lebenslang oder solange die Ursache fortbesteht, wenn<br />
Lagerung nicht ausreicht<br />
CAVE! Risiko-Nutzen Abwägung auf Grund<br />
der Sensibilitätsstörung, die eine Kontraindikation darstellt<br />
Angiodysplasie<br />
in der Regel lebenslange Kompression<br />
* Gemäss CEAP-Klassifikation, ** siehe Studie Seite 17, Therapie des Ulcus cruris mit einem Strumpfsystem vs. Bandagen<br />
Praxistipp<br />
Das umfangreiche Sort<strong>im</strong>ent der SIGVARIS ermöglicht für die Mehrzahl der<br />
Patienten das Anpassen eines Serienstrumpfes. Die Beine werden vermessen<br />
und aus einem vielfältigen Größensystem wird die geeignete Größe ermittelt.<br />
Decken sich die vorliegende Masse nicht mit einem Serienstrumpf, so wird<br />
eine individuelle Massanfertigung hergestellt.<br />
9
Wahl des geeigneten Modells<br />
A–D<br />
Wadenstrumpf<br />
In vielen Fällen venöser Durchblutungsstörung erreicht ein<br />
Wadenstrumpf eine klinische Besserung. (s. Praxistipp)<br />
In der Schwangerschaft prophylaktisch ausreichend, bei<br />
Vorliegen von Oberschenkelvarizen: AG oder AT<br />
A–G<br />
Schenkelstrumpf<br />
Varikose <strong>im</strong> Bereich des Oberschenkels mit Crosseninsuffizienz /<br />
venösem Reflux / und oder Beinbeschwerden<br />
Tiefe Beinvenenthrombose <strong>im</strong> Bereich des Oberschenkels<br />
Oberflächliche Thrombophlebitiden am Oberschenkel<br />
Bei Oberschenkelvarizen in der Schwangerschaft<br />
Postoperativ nach Varizenbehandlung <strong>im</strong> Bereich des<br />
Oberschenkels (auch nach Crossektomie)<br />
Lipödem oder Lymphödem <strong>im</strong> Bereich des Oberschenkels<br />
A–G<br />
Schenkelstrumpf<br />
mit Halterung<br />
Alternative zur Panty für alle Patienten mit Indikation für AG,<br />
die keinen Haftrand tragen können / möchten<br />
Für ältere Menschen, da einfacher <strong>im</strong> Handling als eine Panty<br />
Für Herren<br />
A–T<br />
Panty*<br />
Alle Patienten mit Indikation für AG, die keinen Haftrand<br />
tragen können oder wollen.<br />
(z.B. weiches Bindegewebe, schlechter Sitz des Haftrandes,<br />
starke Körberbehaarung)<br />
Patientinnen und Patienten mit inguinalen Varizen<br />
A–T / U<br />
Panty Materna*<br />
Schwangerschaft<br />
Alternative zur Panty für Patientinnen / Patienten mit grösserem<br />
Bauchumfang<br />
*Panty und Panty Materna sind so gearbeitet, dass <strong>im</strong> Leibteil<br />
kein Kompressionsdruck ausgeübt wird<br />
Praxistipp<br />
Die Komplikationen der Varikose spielen sich meist an der Wade ab (Ödeme,<br />
Hautveränderungen). Daher stellt der Kompressionskniestrumpf die Grund -<br />
ver sorgung dar. Liegen Krampfadern am Oberschenkel vor, kann der Kniestrumpf<br />
die Beschwerden am Oberschenkel verstärken. Die opt<strong>im</strong>ale Versorgung<br />
schließt den obersten Insuffizienzpunkt mit ein, der am häufigsten in der Leiste<br />
zu finden ist (Schenkelstrümpfe, Panty).<br />
10
Offener oder geschlossener Fuss<br />
geschlossener Fuss<br />
(dargestellt am Beispiel eines A–D Strumpfes)<br />
Aus medizinischen Gründen dann erforderlich, wenn <strong>im</strong><br />
Zehenbereich ein Kompressionsdruck benötigt wird, z.B.<br />
bei Ödemen <strong>im</strong> Fussbereich.<br />
Aus orthopädischen Gründen bei einem stärker ausgeprägten<br />
Hallux (Der Strumpfabschluss be<strong>im</strong> Strumpf mit offenem Fuss<br />
kann am Hallux Druck erzeugen).<br />
offener Fuss<br />
(dargestellt am Beispiel eines A–G Strumpfes)<br />
Für alle Patienten geeignet, die keinen geschlossenen Fuss<br />
benötigen<br />
Bei warmen Temperaturen angenehmer zu tragen.<br />
Wird wegen des leichteren Anlegens gerne von älteren<br />
Patienten gewählt.<br />
Kann am Bündchen einschnüren (daher nicht so sehr<br />
für Hallux geeignet).<br />
Erlaubt das Beobachten der Färbung der Zehen.<br />
Die Entscheidung wird oft individuell vom Patienten getroffen, wobei verschiedene Faktoren wie Gewohnheit, Schuhwerk und<br />
Compliance eine Rolle spielen.<br />
Praxistipp<br />
Speziell für Kompressionsstrümpfe angefertigte Gummihandschuhe erleichtern<br />
wesentlich das korrekte An- und Ausziehen von medizinischen Kompressionsstrümpfen<br />
und Kompressionsstrumpfhosen.<br />
Wird der Patient insbesondere bei der erstmaligen Versorgung mit einem<br />
Kompressionsstrumpf in das korrekte Handling intensiv eingewiesen, hat dies<br />
einen entscheidenden Einfluss auf die Compliance und damit das konsequente<br />
tägliche Tragen der Strümpfe.<br />
Um die Kompressionseigenschaften des Strumpfes zu erhalten, ist ein tägliches<br />
Waschen erforderlich. Dies kann in einem Wäschesack <strong>im</strong> normalen Waschgang<br />
oder durch eine Handwäsche erfolgen. Weichspüler dürfen nicht eingesetzt<br />
werden.<br />
11
Relative und absolute Kontraindikationen<br />
Relative Kontraindikationen – und Lösungsvorschläge<br />
Relative Kontraindikation<br />
ausgeprägte nässende Dermatosen<br />
Unverträglichkeit auf Kompressionsstrumpfmaterial<br />
schwere Sensibilitätsstörungen der Extremität<br />
fortgeschrittene periphere Neuropathie<br />
(z.B. Diabetes mellitus)<br />
Geringgradige periphere Neuropathie<br />
pr<strong>im</strong>är chronische Polyarthritis<br />
Lösungsvorschlag<br />
Zunächst durch entstauende Massnahmen mit Bandagen<br />
reduzieren, dann Kompression meist möglich<br />
Wahl anderer Materialien, wie z.B. Naturkautschuk<br />
oder baumwollumhüllte Kompressionsfäden<br />
Kompressionsbehandlung nur unter regelmässiger Kontrolle<br />
durch ärztliches oder pflegerisches Personal<br />
Kompressionsbehandlung nur unter regelmässiger Kontrolle<br />
durch ärztliches oder pflegerisches Personal<br />
Geringere Kompressionsklasse einsetzen, Symptomkontrolle<br />
Entscheidung für <strong>Kompressionstherapie</strong> nach Risiko-<br />
Nutzenabwägung durch den behandelnden Arzt<br />
Absolute Kontraindikationen – mit Kommentaren<br />
Kontraindikation<br />
fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
Septische Phlebitis<br />
Kommentar<br />
Mit Hautverfärbungen bzw. Nekrosen einhergehend.<br />
Im Zweifelsfall be<strong>im</strong> Angiologogen vorstellen<br />
Mit nachgewiesen erhöhtem CRP-Wert.<br />
Von der sept. Phlebitis zu unterscheiden sind Thrombophlebitiden,<br />
die in der Regel keine Infektion darstellen.<br />
Sie sind eine klassische Indikation für Kompressionsbehandlung<br />
(s. Seite 8)<br />
Phlegmasia coerula dolens<br />
Dekompensierte Herzinsuffizienz<br />
Praxistipp<br />
Medizinische Kompressionsstrümpfe können bei unsachgemäßer Handhabung<br />
Hautnekrosen und Druckschäden auf periphere Nerven verursachen.<br />
Regelmässige Kontrolluntersuchungen durch den Arzt oder Pflegedienst,<br />
insbesondere nach Erstversorgung sind dringend zu empfehlen.<br />
12
Ausgewählte Studien<br />
Einschlägige Untersuchungen zu medizinischen Kompressionsstrümpfen<br />
Anwendung von medizinischen<br />
Kompressions strümpfen in der Durchschnittsbevölkerung<br />
– Ergebnisse der Bonner<br />
Venenstudie<br />
Ziel<br />
Ziel dieser Untersuchung war es, die Prävalenz der Anwendung medizinischer<br />
Kompressionsstrümpfe (MKS) in der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung<br />
in Deutschland zu beurteilen und die Indikationen, für die eine Therapie mit MKS<br />
beschrieben wurde, sowie die Erfahrungen der Patienten mit dieser Therapie<br />
zu erörtern.<br />
Rabe E, Pannier-Fischer F, Bromen K,<br />
Schuldt K, Stang A, Poncar Ch,<br />
Wittenhorst M, Bock E, Jöckel KH<br />
Bonn Vein Study of the German Society<br />
of Phlebology. Epidemiological study<br />
to investigate the prevalence and severity<br />
of chronic venous disorders in the urban<br />
and rural residential populations.<br />
Phlebologie 2003; 32: 1–14.<br />
Methodik<br />
Die Population der Bonner Venenstudie I wurde von November 2000 bis März 2002<br />
mittels einer Zufallsstichprobe aus den Einwohnermelderegistern der Stadt Bonn<br />
und zweier ländlicher Gemeinden in der Umgebung rekrutiert. Insgesamt nahmen<br />
3072 Männer und Frauen an der Studie teil. Neben der klinischen und duplex -<br />
sonographischen Untersuchung wurden die Patienten gefragt, ob wegen der<br />
Beinbeschwerden oder Beinerkrankungen in der Vergangenheit eine phlebologische<br />
Behandlung stattgefunden hatte. Wenn in der Vergangenheit MKS getragen<br />
wurden, wurde zusätzlich nach Einzelheiten wie der Kompressionsklasse, der Länge<br />
des Kompressionsstrumpfes, der Tragedauer, der Wirksamkeit und der Wieder -<br />
erkennung gefragt. In der Bonner Venenstudie II wurden 861 Männer und 1109<br />
Frauen aus der Bonner Venenstudie I nach 6,6 Jahren nachuntersucht. Das<br />
Ansprechen <strong>im</strong> Rahmen der Nachuntersuchung lag bei 85,6%.<br />
Ergebnisse<br />
Insgesamt gaben 22,9% der Befragten in der BVS I (12,7% der Männer, 31% der<br />
Frauen) an, in der Vergangenheit eine spezielle phlebologische Behandlung erhalten<br />
zu haben. Die häufigste Therapieform waren medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
mit 14,6% in der Durchschnittsbevölkerung (7,5% der Männer, 20,3% der Frauen).<br />
Das mediane Alter bei der Erstverordnung betrug 45,5 Jahre (SA 14,3 Jahre). In<br />
Abhängigkeit von der klinischen Klassifikation gemäss CEAP kommt es mit<br />
steigender C-Klasse auch zu einer deutlichen Zunahme der Verordnungshäufigkeit<br />
von MKS (1% bei C0-Patienten bis 82% bei C5- / C6-Patienten). Von 450 Probanden,<br />
die in der Vergangenheit MKS angewendet hatten, trugen zum Zeitpunkt der<br />
Befragung 309 (68,6%) keine Kompressionsstrümpfe. Die Verbleibenden trugen ihre<br />
MKS in der Regel fünf und mehr Tage pro Woche (73%) und acht und mehr<br />
Stunden am Tag (89,4%). Im Mittel gaben 71,3% der Studienteilnehmer an, dass<br />
sich unter der MKS-Therapie die zugrunde liegenden Erkrankungen gebessert<br />
hätten. Die Besserungen bestanden in einem Rückgang des Gefühls von Schwellung<br />
(84,2%), des Gefühls von Schwere (89,4%), der Beinschmerzen nach längerem<br />
Stehen (60,9%) und des Spannungsgefühls in den Beinen (78,9%).<br />
Im Rahmen der Follow-up-Befragung gaben 16% an, zu irgendeinem Zeitpunkt<br />
medizinische Kompressionsstrümpfe getragen zu haben. Nicht alle dieser Befragten<br />
13
Ausgewählte Studien<br />
hatten eine Dauerindikation für diese Art der Behandlung. Gründe für eine zeitlich<br />
begrenzte Verordnung der <strong>Kompressionstherapie</strong> waren Varizenoperationen, Sklero -<br />
therapie oder Schwangerschaft. Bei 40,1% der Patienten, die eine Kompressions -<br />
therapie erhielten, lag eine derartige nicht permanente Indikation vor. Unter den<br />
Teilnehmern mit permanenter Indikation trugen 45,8% ihre MKS regelmässig, auch<br />
zum Zeitpunkt der Untersuchung. Die Gründe für eine Non-Compliance waren sehr<br />
unterschiedlich. In 7,5% der Fälle wurden die MKS vom Arzt einfach nicht mehr<br />
länger verschrieben. In 75,8% der Fälle wurden die MKS gut vertragen und 76,1%<br />
waren mit den Behandlungsergebnissen zufrieden oder sehr zufrieden.<br />
Fazit<br />
Unter Berücksichtigung der nicht permanenten Indikationen für die <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
lag die Therapietreue (Compliance) bei fast 50%. Medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe wurden sehr gut vertragen und die Patienten waren mit<br />
dem Therapie ergebnis zufrieden.<br />
Eine vollständige Beschreibung dieser Untersuchungen und weitere Informationen<br />
sind unter www.stemmerlibrary.com zu finden.<br />
14
Mittelstarke Kompressionsstrümpfe sind bei<br />
der Behandlung therapieresistenter venöser<br />
Geschwüre mehrschichtigen Kompressions -<br />
verbänden nicht unterlegen<br />
Brizzio E, Amsler F, Lun B, Blättler W<br />
Comparison of low-strength compression stockings<br />
with bandages for the treatment of recalcitrant<br />
venous ulcers. Journal of Vascular Surgery 2009,<br />
Vol. 51, Issue 2, Pages 410–416.<br />
Grundlagen<br />
Die Kompression ist die tragende Säule in der Therapie chronischer, venös bedingter<br />
Beinulzera. Medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) eignen sich für die Therapie<br />
von kleineren Geschwüren und die Vermeidung von Rezidiven. Die Rolle, die<br />
medizinischen Kompressionsstrümpfen mit niedriger Kompressionsstärke <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Behandlung therapieresistenter Geschwüre zukommt, ist noch unklar.<br />
Methodik<br />
Es wurde eine randomisierte, unverblindete Einzenterstudie an 60 Beinen von 56<br />
konsekutiven Patienten durchgeführt, die keine vorherige <strong>Kompressionstherapie</strong><br />
erhalten hatten. Die Prototyp-Kompressionsstrümpfe der Firma SIGVARIS mit einem<br />
Andruck von 20,7 mmHg (±5,5) am Fussgelenk (ohne exzentrische Kompression<br />
gemessen) wurden mit mehrschichtigen Kompressionsverbänden verglichen. Bei<br />
allen Patienten wurde eine exzentrische Polsterung verwendet. Die Wundbehandlung<br />
wurde individuell an den Patienten angepasst. Die Kompression wurde rund um<br />
die Uhr beibehalten und wöchentlich gewechselt, bis die Heilung abgeschlossen<br />
war. Endpunkte waren Ausheilung innerhalb von 90 bzw. 180 Tagen. Die Zeit bis zur<br />
Ausheilung und die Lebensqualität wurden innerhalb dieses Zeitraums monatlich mit<br />
Hilfe des Fragebogens für Patienten mit chronisch-venöser Insuffizienz (CIVIQ)<br />
ermittelt.<br />
Ergebnisse<br />
Vier Patienten (fünf Beine) brachen die Studie ab, zwei davon (drei Beine) aus der<br />
MKS-Gruppe und zwei aus der Gruppe mit Kompressionsverbänden. Ursachen für<br />
den Abbruch waren die Verschl<strong>im</strong>merung des Geschwürs (2), systemische Infektionen<br />
(2) und ein Todesfall, der nicht mit der Venenerkrankung in Zusammenhang<br />
stand (1). Die Merkmale der Patienten und der Geschwüre waren gleich verteilt. Der<br />
durch die medizinischen Kompressionsstrümpfe ausgeübte Druck war deutlich<br />
niedriger als der Druck der Kompressionsverbände. Die Elastizität des Gewebes<br />
st<strong>im</strong>mte in beiden Gruppen überein. Hinsichtlich des Heilungsverhältnisses und der<br />
Heilungsrate gab es zwischen der MKS- und der Kompressionsverbandgruppe keine<br />
wesentlichen Unterschiede, und auch die Lebensqualität war in beiden Gruppen<br />
vergleichbar. Insgesamt bestanden folgende Risikofaktoren für eine nicht erfolgreiche<br />
Heilung: fortgeschrittenes Lebensalter des Patienten (64,8 Jahre vs. 57,6 Jahre,<br />
p = 0,021), ein niedriger BMI (30,2 kg / m 2 vs. 34,1 kg / m 2 , p = 0,028), längeres<br />
Vorhandensein der Geschwüre (36,3 Monate vs. 13,4 Monate, p = 0,025) und ein<br />
grösseres Areal des Geschwürs zu Beginn (17,9 cm 2 vs. 5,5 cm 2 , p = 0,001). Rezidive<br />
eines Geschwürs und Reflux in den tiefen Venen hatten keine Auswirkungen auf die<br />
Heilung. Die Grösse von Geschwüren, die nicht innerhalb von 90 Tagen abgeheilt<br />
waren, verringerte sich von 17,9 cm 2 auf 8,7 cm 2 (p < 0,001).<br />
15
Ausgewählte Studien<br />
Fazit<br />
Die Studie zeigt, dass Kompressionsverbände bei der Behandlung therapie -<br />
resistenter venöser Geschwüre keine Vorteile gegenüber medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen bieten. Der optionale Einsatz von MKS macht die<br />
langfristige Pflege deutlich einfacher und bietet noch zahlreiche weitere<br />
Vorteile. Die seit Beginn dieser Studie erhobenen Daten deuten darauf hin,<br />
dass eine Kompressionsbehandlung mit zwei übereinander getragenen<br />
Strümpfen wahrscheinlich die sinnvollste Therapieoption darstellt (siehe<br />
Seite 17). Der erste Strumpf, der den Verband fixiert und einen Andruck von<br />
etwa 16 mmHg erzeugt, wird Tag und Nacht getragen (feste Anwendung),<br />
während der zweite Strumpf einen zusätzlichen Andruck von 20 – 30 mmHg<br />
bietet und nur tagsüber getragen wird (orthostatische Anwendung).<br />
16
Die Behandlung venöser Beingeschwüre<br />
mit einem speziellen Kompressionsstrumpf-Kit.<br />
Ein Vergleich mit Bandagen<br />
Mariani F, Mattaliano V, Mosti G, Gasbarro V,<br />
Bucalossi M, Blättler W, Amsler F, Mancini St<br />
The treatment of venous leg ulcers with<br />
a specifically designed compression stocking<br />
kit – Comparison with bandaging.<br />
Phlebologie 2008; 37: 191–197.<br />
Zusammenfassung<br />
Traditionell werden venöse Beingeschwüre mit straffen, nicht elastischen Verbänden<br />
behandelt. Medizinische Kompressionsstrümpfe sind nicht erste Wahl, obwohl einige<br />
vergleichende Studien eine mit Verbänden vergleichbare oder höhere Wirksamkeit<br />
ergeben haben.<br />
Patienten, Methoden<br />
Die vorliegende Arbeit betrifft eine offene, multizentrische, randomisierte Studie mit<br />
60 Patienten, die entweder mit mehrlagigen Kompressionsverbänden oder einem<br />
System aus zwei übereinander getragenen Strümpfen (SIGVARIS ® Ulcer X ® Kit)<br />
behandelt wurden. Drei Patienten wurden aus der Studie ausgeschlossen, weil die<br />
Beweglichkeit ihres Fussgelenkes in einem solchen Masse eingeschränkt war, dass<br />
sie die Strümpfe nicht anziehen konnten. Ein Patient zog seine Einwilligungserklärung<br />
zurück. Die Merkmale der Patienten und der Geschwüre waren gleich verteilt.<br />
Der Anteil der Geschwüre, die innerhalb von vier Monaten abheilten, und die Zeit<br />
bis zur Ausheilung wurden protokolliert. Die subjektive Einschätzung wurde anhand<br />
eines validierten Fragebogens beurteilt.<br />
Ergebnisse<br />
Eine vollständige Wundheilung wurde mit Verbänden bei 70% (21 von 30) und mit<br />
dem Ulcer X ® Kit bei 96,2% (25 von 26) der Patienten erreicht (p = 0,011). Ulzera<br />
mit einem Durchmesser bis etwa 4 cm heilten mit dem Ulcer X ® Kit doppelt so<br />
schnell, grössere gleich schnell wie mit Verbänden.<br />
Die Summe der Probleme war mit Verbänden wesentlich grösser als mit dem<br />
Strumpfsystem (p < 0,0001). Schmerzen in der Nacht und am Morgen fehlten in der<br />
Strumpfgruppe gänzlich, während sie in der Gruppe mit Verbänden von 40% bzw.<br />
20% angegeben wurden. Die wichtigsten prädiktiven Faktoren für verzögerte<br />
Heilung waren Ulkusgrösse und Schmerz.<br />
Fazit<br />
Gewöhnliche venöse Ulzera können mit dem Ulcer X ® Kit einfach und sicher<br />
behandelt werden, vorausgesetzt, die Beweglichkeit des Fussgelenkes erlaubt<br />
ein schmerzfreies Anlegen. Verbände, auch wenn sie von erfahrenem Personal<br />
angelegt werden, sind weniger wirksam und verursachen mehr Probleme.<br />
17
Ausgewählte Studien<br />
Blazek C, Amsler F, Blaettler W, Keo HH,<br />
Baumgartner I, Willenberg T<br />
Compression hosiery for occupational leg<br />
symptoms and leg volume: a randomized crossover<br />
trial in a cohort of hairdressers. Phlebology 2012;<br />
Mar 26. [Epub ahead of print].<br />
Behandlung von berufsbedingten<br />
Symptomen und Ödemen mittels<br />
Unterschenkelkompression<br />
Grundlagen<br />
Diese von SIGVARIS unterstützte klinische Erhebung und kontrollierte Studie betraf<br />
das Spektrum und die Prävalenz beinbezogener Symptome und die Auswirkungen<br />
der Anwendung von Kompressionsstrümpfen <strong>im</strong> Vergleich zur Nichtanwendung <strong>im</strong><br />
Rahmen einer randomisierten Cross-Over-Studie.<br />
Die Studie wurde zwischen September 2009 und März 2010 <strong>im</strong> Schweizer Herzund<br />
Gefässzentrum, Abteilung Angiologie, am Universitätsspital Bern durchgeführt.<br />
Methode<br />
Die Studie wurde mit einer Kohorte von 108 männlichen und weiblichen Friseuren in<br />
Voll- und Teilzeitbeschäftigung durchgeführt. Die Tätigkeit in diesem Beruf, der fast<br />
vollständig <strong>im</strong> Stehen ausgeübt wird, könnte mit einem erhöhten Risiko für<br />
Beinsymptome verbunden sein.<br />
Ausschlusskriterien für die Teilnahme: Alter unter 18, Schwangerschaft, Unfähigkeit,<br />
normal zu stehen und zu gehen, Vorliegen anhaltender Ödeme bekannter oder<br />
unbekannter Ursache, Lymphödem, oberflächliche Phlebitis, tiefe Venenthrombose<br />
sowie arterielle Verschlusskrankheit.<br />
Alle Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie und <strong>im</strong> weiteren Verlauf ausführlich<br />
untersucht:<br />
– Halbstrukturiertes Interview: Hintergrund, personenbezogene Daten,<br />
medizinische Anamnese<br />
– Klinische Untersuchung der Beine (Duplexsonographie und Messung<br />
des Beinvolumens)<br />
– Beurteilung der Symptome und der Lebensqualität auf der Grundlage<br />
eines selbst auszufüllenden Fragebogens mit 62 Fragen<br />
Zu Beginn der Studie wiesen 83% der Teilnehmer keine erkennbare Venenerkrankung<br />
auf.<br />
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt<br />
(randomisiert).<br />
– Während der ersten drei Wochen trug Gruppe A von morgens bis abends<br />
Kompressionsstrümpfe mit abgestuftem Druckverlauf und einem Andruck von<br />
max. 21 mmHg oberhalb des Fussgelenks.<br />
– In der Freizeit wurden diese Strümpfe nicht getragen. Gruppe B trug während<br />
dieses Zeitraums keine Kompressionsstrümpfe.<br />
– Nach drei Wochen wurde die Behandlung verändert: Nun trug Gruppe B<br />
die Kompressionsstrümpfe über einen Zeitraum von drei Wochen, während<br />
Gruppe A keine Kompressionsstrümpfe erhielt.<br />
18
Ergebnisse<br />
Die ausführliche persönliche, schriftliche und klinische Untersuchung des tatsächlichen<br />
Zustands der Studienteilnehmer zu Beginn der Studie stellt die Ausgangssituation<br />
(«Baseline») für die Beurteilung von Veränderungen während und am Ende der<br />
Studie dar. Zu Beginn der Studie wurde festgestellt, dass<br />
– 80% der Teilnehmer unangenehme Gefühle in den Beinen angaben.<br />
– 84% über müde Beine klagten.<br />
– Die Psyche und der Einfluss der Lebensqualität spielten eine wichtige Rolle:<br />
In 80% der Fälle wurden auch neuromuskuläre Symptome, Schlafstörungen<br />
und die Überzeugung, unattraktive Beine zu besitzen, sowie ein Gefühl<br />
von Nervosität / Unruhe, emotionaler Belastung und Niedergeschlagenheit<br />
als Gesamtsymptomkomplex genannt.<br />
Fazit<br />
Die Studie unterstreicht die Hypothese, dass Personen, deren Beruf sie zu<br />
regelmässigem oder langem Stehen zwingt, unter Beinsymptomen und dem<br />
Gefühl angeschwollener oder schwerer Beine leiden. Diese Symptome treten<br />
auch bei Personen mit normalen Beinvenen auf und wirken sich auf deren<br />
emotionale Gesundheit aus. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen mit<br />
einem Andruck von max. 21 mmHg am Fussgelenk führt zu einer deutlichen<br />
Besserung dieser Symptome.<br />
Effekt des Tragens von<br />
Kompressionsstrümpfen<br />
Schmerzen und Schwellungen gingen<br />
erheblich zurück.<br />
Symptome wie Schlafstörungen, die<br />
Überzeugung, unattraktive Beine zu<br />
besitzen, und Niedergeschlagenheit, die<br />
<strong>im</strong> Allgemeinen mit den Schmerzen und<br />
Schwellungen einhergehen, besserten<br />
sich.<br />
Positive Wirkungen auf die Schwellungen<br />
wurden insbesondere bei Teilnehmern<br />
mit Beschwerden in beiden Beinen<br />
erzielt.<br />
Die Besserung der neuromuskulären<br />
Symptome, der Ruhelosigkeit und der<br />
emotionalen Belastung zeigte sich<br />
besonders deutlich bei jüngeren<br />
Teilnehmern.<br />
Unangenehme Gefühle in den Beinen<br />
besserten sich insbesondere in Fällen, in<br />
denen sie mit Schmerzen verbunden<br />
waren, beide Beine betrafen und sich an<br />
mehreren Stellen gleichzeitig bemerkbar<br />
machten.<br />
Das Volumen des Unterschenkels war<br />
insbesondere bei älteren Teilnehmern<br />
deutlich vermindert.<br />
Schmerzen und Schwellungen klangen<br />
weitgehend parallel ab. Hinweise auf<br />
einen kausalen Zusammenhang lagen<br />
nicht vor.<br />
Der Zusammenhang zwischen physiologischen<br />
und psychologischen Beschwerden<br />
ist deutlich. Die Psyche und die<br />
Lebensqualität werden von Beinsymptomen<br />
erheblich beeinträchtigt.<br />
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