29997 Umschlag - Museen in Bayern
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24<br />
BAYERISCHES<br />
LANDESAMT<br />
FÜR<br />
DENKMALPFLEGE<br />
FAKTEN, TENDENZEN, HILFEN<br />
LANDESSTELLE FÜR DIE<br />
NICHTSTAATLICHEN MUSEEN
Museum heute 24<br />
Fakten – Tendenzen – Hilfen<br />
Herausgeber:<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
Wagmüllerstr. 20<br />
80538 München<br />
Telefon 089/210140-0<br />
Telefax 089/210140-40<br />
E-Mail museen-<strong>in</strong>-bayern@extern.lrz-muenchen.de<br />
Internet www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Wolfgang Stäbler<br />
Gesamtherstellung:<br />
Lipp GmbH, Graphische Betriebe,<br />
81477 München<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Titelfoto:<br />
Klöppelmuseum Abensberg, Inszenierung „Klöppelstube“<br />
München, im Dezember 2002<br />
ISSN 0944-8497
INHALT<br />
Museumsporträt<br />
Das Klöppelmuseum Abenberg.<br />
E<strong>in</strong>e Neukonzeption stellt sich vor<br />
(Brigitte Korn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Haus<strong>in</strong>dustrie im Oberpfälzer Wald. Das Museum<br />
Ehemalige Klöppelschule Tiefenbach<br />
(Bärbel Kle<strong>in</strong>dorfer-Marx) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Geschichte e<strong>in</strong>es Schwäbischen Marktortes. Zur<br />
Neukonzeption des Museums Zusmarshausen<br />
(Jürgen Schmid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
Arbeitshilfen<br />
Das temperierte Zentraldepot im<br />
Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>e Grundausstattung<br />
33 Jahre nach der Museumsgründung<br />
(Mart<strong>in</strong> Ortmeier) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Dem Schimmel die Sporen geben.<br />
Zur Schimmelpilz-Bekämpfungsaktion im Freilichtmuseum<br />
an der Glentleiten<br />
(Christ<strong>in</strong>e Tafelmaier, Gerdi Maierbacher-Legl<br />
und Kar<strong>in</strong> Petersen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Museumspädagogik<br />
Museumspädagogik und Ausstellungsarchitektur.<br />
Der K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> der Landesausstellung<br />
„He<strong>in</strong>rich II. und se<strong>in</strong>e Zeit“ <strong>in</strong> Bamberg<br />
(Brigitte Kaiser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Erfahren und begreifen. Interaktive Elemente<br />
<strong>in</strong> der Ausstellung „Quasi Centrum Europae“<br />
(Thomas Brehm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Wie sieht e<strong>in</strong>e Baumwollkapsel aus? Wie fühlt<br />
sich Hanfstoff an? Museumskoffer zum Thema<br />
„Textilien“ zum Ausleihen<br />
(Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Berichte/Aktuelles<br />
E<strong>in</strong>e Informationsstelle der bayerischen <strong>Museen</strong><br />
und Schlösser. Der Alte Hof <strong>in</strong> München wird ab<br />
2003 erste Adresse für Kultur<strong>in</strong>teressierte<br />
(Monika Dreykorn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
E<strong>in</strong> Leben für Schwaben. Museumsdirektor<br />
Prof. Dr. Hans Frei geht <strong>in</strong> den Ruhestand<br />
(York Langenste<strong>in</strong>) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
11. Bayerisch-böhmisch-sächsische<br />
Museumsfachtagung, Krumau/ Cesky Krumlov<br />
18.-20.9.2003<br />
(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
10 Jahre polnisch-bayerische Zusammenarbeit<br />
bei Grabungen und Museumsarbeit <strong>in</strong> Altdorf<br />
(Monika Weigl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Veranstaltungen rund um die Freilichtmuseen<br />
(Ariane Weidlich/Georg Waldemer/Kilian<br />
Kreil<strong>in</strong>ger/Markus Hundemer) . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Kunst, Kultur – und jetzt auch Qualität?<br />
14. Österreichischer Museumstag, St. Pölten<br />
21.-23.11.2002<br />
(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Lebendige Museumsarbeit. Schwäbischer<br />
Museumstag und Museumspreis 2002<br />
(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Neue Bücher<br />
(Georg Waldemer/Wolfgang Stäbler/<br />
Albrecht A. Gribl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
Museumseröffnungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> . . . . . . . . . . . . . 68<br />
Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
Sonderausstellungen bayerischer <strong>Museen</strong> . . . . . 74<br />
Publikationen rund um die bayerischen <strong>Museen</strong> . 78<br />
Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
INTERNATIONALER MUSEUMSTAG 2003<br />
„MUSEEN HABEN FREUNDE“<br />
Am Sonntag, den 18. Mai 2003, wird weltweit der 25. Internationale<br />
Museumstag unter dem Motto „<strong>Museen</strong> haben Freunde“<br />
(„Museums and Friends“) begangen. Für die deutsche Museumslandschaft<br />
ist der Internationale Museumstag e<strong>in</strong> willkommener<br />
Anlass, sich durch attraktive Programme und Veranstaltungen e<strong>in</strong>er<br />
breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Das diesjährige Motto bietet<br />
e<strong>in</strong>en großen Spielraum für besondere, auf das jeweilige Haus<br />
bezogene Aktivitäten.<br />
In der ganzen Welt begleiten Freunde seit jeher <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> vielfältiger<br />
Form: Freunde der <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d die Besucher, die regelmäßig<br />
oder nur h<strong>in</strong> und wieder, mit speziellen Interessen oder e<strong>in</strong>fach aus<br />
Neugierde <strong>in</strong> die <strong>Museen</strong> gehen. E<strong>in</strong> wichtiges Anliegen der <strong>Museen</strong><br />
ist es daher, Freunde zu geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten e<strong>in</strong>zuladen und<br />
sie an der Museumsarbeit teilhaben zu lassen.<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, Freund e<strong>in</strong>es Museum zu se<strong>in</strong>: der<br />
regelmäßige Besucher, der sich zu e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Mitarbeit<br />
entschließt; der Freundeskreis, der sich uneigennützig se<strong>in</strong>em<br />
<strong>Museen</strong> zur Verfügung stellt; der Leihgeber, der großzügig durch<br />
Objekte die Sammlung e<strong>in</strong>es Museums bereichert; der Förderer<br />
oder Sponsor, der – gerade <strong>in</strong> schwierigen Zeiten – e<strong>in</strong> Museum<br />
f<strong>in</strong>anziell unterstützt; der Stifter und Mäzen, der komplette Sammlungen<br />
e<strong>in</strong>em Museum und damit der Öffentlichkeit darbietet.<br />
Freundschaft zum Museum zeigen aber auch Schulen und andere<br />
Institutionen, die vom Bildungsangebot ihrer <strong>Museen</strong> profitieren.<br />
INTERNATIONAL COUNCIL OF MUSEUMS<br />
CONSEIL INTERNATIONAL DES MUSEES<br />
Der Internationale Museumstag bietet den <strong>Museen</strong> die Gelegenheit,<br />
all se<strong>in</strong>e Freunde e<strong>in</strong>zuladen und mite<strong>in</strong>ander bekannt zu machen:<br />
Das Museum stellt sich, se<strong>in</strong>e Sammlung, se<strong>in</strong>e Mitarbeiter und<br />
se<strong>in</strong>e Projekte vor; Freundeskreise können von ihrem Wirken berichten;<br />
Förderer und Sponsoren können Beweggründe für ihr Tun<br />
darlegen. Alle zusammen können auf mannigfache Weise e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten,<br />
<strong>in</strong> vielen Ländern begangenen Tag unter Freunden im<br />
Museum erleben und damit den Grundste<strong>in</strong> für neue Freundschaften<br />
legen.
MUSEUMSPORTRÄT<br />
HEUTE 3<br />
DAS KLÖPPELMUSEUM ABENBERG<br />
E<strong>in</strong>e Neukonzeption stellt sich vor<br />
Am 21. September 2001, genau zwanzig Jahre nach se<strong>in</strong>er<br />
Ersteröffnung, lud das Klöppelmuseum Abenberg <strong>in</strong><br />
neuer Konzeption an e<strong>in</strong>em neuen Standort zur ersten<br />
öffentlichen Besichtigung e<strong>in</strong>. Nach knapp dreijähriger<br />
Planungs- und Realisierungsphase von Depot und Dauerausstellung<br />
war damit das zweite Museum auf Burg<br />
Abenberg fertiggestellt, e<strong>in</strong>e weitere Attraktion neben<br />
dem im Oktober 1998 eröffneten Haus fränkischer Geschichte<br />
im Haupthaus der Burganlage.<br />
Der Ausstellungsort: Burg Abenberg<br />
Burg Abenberg im Landkreis Roth, ca. 30 km südwestlich<br />
von Nürnberg gelegen, blickt auf e<strong>in</strong>e wechsel- und ereignisvolle<br />
Geschichte zurück. Im 11. und 12. Jahrhundert<br />
war sie Herrschaftssitz der Grafen von Abenberg, die<br />
<strong>in</strong> erblicher Folge als Hochstiftsvögte des Bischofs von<br />
Bamberg fungierten. Auf ihre Burg weist heute nichts<br />
Sichtbares mehr h<strong>in</strong>, Grabungsfunde aus dem 12. Jahrhundert<br />
lassen jedoch – so der Burgenforscher Joachim<br />
Zeune <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Befundung – auf e<strong>in</strong>en gänzlich aus Ste<strong>in</strong><br />
errichteten quadratischen Wohnturm schließen, der eng<br />
von e<strong>in</strong>er Burgmauer umgeben war. Um 1200 g<strong>in</strong>g die<br />
Burg im Erbgang an die zollerischen Burggrafen von<br />
Nürnberg. Die Zollern entwickelten auf Abenberg Mitte<br />
des 13. Jahrhunderts rege Bautätigkeit und vergrößerten<br />
die Burganlage erheblich, u. a. durch e<strong>in</strong>en neuen Mauerr<strong>in</strong>g,<br />
den ältesten heute erhaltenen Teil der Burg. 1296<br />
gelangte die Burg durch Verkauf an die Bischöfe von<br />
Eichstätt, die die Anlage bis 1803 als Pflegamtssitz nutzten.<br />
In dieser Zeit entstand das heutige Hauptgebäude,<br />
e<strong>in</strong> spätgotischer Bau aus dem Jahr 1467. Seit der Säkularisation<br />
<strong>in</strong> wechselndem Privatbesitz, erfuhr die Burganlage<br />
im ausgehenden 19. Jahrhundert große bauliche<br />
Veränderungen. Im als typisch mittelalterlich empfundenen<br />
Stil wurden vier Türme errichtet, Teile der Mauerumfassung<br />
mit mittelalterlich anmutenden Z<strong>in</strong>nen dekoriert<br />
sowie die Räumlichkeiten mit neogotischem Maßwerk<br />
und Mobiliar ausgestattet.<br />
1982/1984 konnte die Stadt Abenberg das <strong>in</strong>zwischen<br />
bedenklich baufällige Denkmal erwerben und den Landkreis<br />
Roth sowie den Bezirk Mittelfranken gew<strong>in</strong>nen, sich<br />
zu je gleichen Teilen für das Sanierungsprojekt zu engagieren:<br />
1986 wurde der Zweckverband Burg Abenberg<br />
gegründet.<br />
Nach langen Diskussionen über die zukünftige Belebung<br />
und Aktivitätssteigerung der Burganlage entschied man<br />
sich für e<strong>in</strong>e Nutzungsvielfalt: Neben e<strong>in</strong>em Restaurant<br />
mit Tagungsbereich im Hauptgebäude sollte e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es,<br />
exklusives Hotel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Türme Platz f<strong>in</strong>den. Für den<br />
Das Klöppelmuseum auf Burg Abenberg (l<strong>in</strong>ks im Bild)<br />
zweiten und dritten Stock des Hauptbaus favorisierte<br />
man e<strong>in</strong>e museale Nutzung, und sehr bald kristallisierte<br />
sich die Idee e<strong>in</strong>es Museums zur fränkischen Geschichte<br />
heraus, das man <strong>in</strong> der fränkischen Museumslandschaft<br />
bisher so nicht verwirklicht sah. Die ehemalige Burgscheune<br />
sollte – so die weitergehenden Zukunftspläne –<br />
dem seit 1981 <strong>in</strong> Räumen des Rathauses ansässigen<br />
Klöppelmuseum Abenberg vorbehalten werden. Um den<br />
Hotelbetrieb auf e<strong>in</strong>e solidere Basis zu stellen, erwarb der<br />
Zweckverband e<strong>in</strong> nahe gelegenes Haus <strong>in</strong> der Stadt und<br />
baute es 1998 zu e<strong>in</strong>em Gästehaus um. Mit der Eröffnung<br />
des neuen Klöppelmuseums auf Burg Abenberg im Jahr<br />
2001 wurden die Pläne des Zweckverbandes zur kulturellen<br />
Belebung des Burgareals zu e<strong>in</strong>em vorläufigen Abschluss<br />
gebracht.<br />
Das erste Museum auf Burg Abenberg – Das Haus fränkischer<br />
Geschichte<br />
Mitte 1994 wurde die Verfasser<strong>in</strong> als Vollzeitkraft im Zuge<br />
e<strong>in</strong>er AB-Maßnahme vom Zweckverband angestellt, e<strong>in</strong>e<br />
Dauerausstellung zur fränkischen Geschichte zu konzipieren<br />
und zu realisieren, e<strong>in</strong> Unterfangen, das von allen<br />
Beteiligten als sehr problematisch angesehen wurde. So<br />
stand dem geplanten Museum zum e<strong>in</strong>en nur e<strong>in</strong>e sehr<br />
ger<strong>in</strong>ge Fläche zur Verfügung – <strong>in</strong>sgesamt gerade e<strong>in</strong>mal<br />
380 m 2 , verteilt auf zwei Geschosse –, e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge<br />
Platzkapazität angesichts des Facettenreichtums und der<br />
Komplexität der fränkischen Landesgeschichte. Zum anderen<br />
gab es ke<strong>in</strong>e eigene Sammlung, nicht e<strong>in</strong>mal zur<br />
Burggeschichte waren Exponate vorhanden.
4<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Inhaltlich wurde die fränkische Geschichte mit der Geschichte<br />
der Burg verknüpft, um dem zu erwartenden<br />
vorrangigen Interesse der Besucher an dem <strong>in</strong> der Region<br />
exponierten Bauwerk Genüge zu tun. So erhalten die<br />
Besucher <strong>in</strong> den ersten beiden Räumen am exemplarischen<br />
Beispiel Burg Abenberg Informationen zum Burgenbau<br />
und zum Leben auf e<strong>in</strong>em mittelalterlichen Herrschaftssitz.<br />
In den folgenden drei Räumen weitet sich der<br />
Blick auf die Geschicke Frankens von der Frühen Neuzeit<br />
bis zum Ende des Alten Reiches. Dabei werden wichtige<br />
Zäsuren der fränkischen Geschichte wie etwa der Bauernkrieg,<br />
die Reformation oder der Dreißigjährige Krieg<br />
fokussiert und zugleich ihre Auswirkungen auf die Burggeschichte<br />
analysiert, d. h. die anfänglich breit dargestellte<br />
Entwicklung der Burg tritt nun zurück und wird jetzt<br />
auf der Folie der größeren geschichtlichen Zusammenhänge<br />
<strong>in</strong> Franken präsentiert.<br />
Haus fränkischer Geschichte, Burg Abenberg: In e<strong>in</strong>er Inszenierung<br />
zur kle<strong>in</strong>räumigen Herrschaftsstruktur Frankens „sitzen“ die<br />
verschiedenen Landesherren um e<strong>in</strong>en Tisch mit der bunt gesprenkelten<br />
fränkischen Landkarte, welche die Veilzahl der unterschiedlichen<br />
Territorien aufzeigt<br />
Fachlich unterstützt wurde die Konzeptionsarbeit durch<br />
e<strong>in</strong> Museumsgremium, <strong>in</strong> dem sich Vertreter aus Heimatpflege,<br />
Kultur und Wissenschaft unter der Leitung des damaligen<br />
Bezirksheimatpflegers Dr. Kurt Töpner zusammenfanden.<br />
Die museologische Beratung oblag Dr. Otto<br />
Lohr und Herrn Rudolf Werner von der Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>, die die Entscheidung nachdrücklich<br />
unterstützten, nicht die ganze zur Verfügung<br />
stehende Fläche für die permanente Ausstellung zu nutzen,<br />
sondern e<strong>in</strong>en Teil, nämlich das dritte Obergeschoss,<br />
Sonderausstellungen vorzubehalten. Damit allerd<strong>in</strong>gs<br />
verr<strong>in</strong>gerte sich die Dauerausstellungsfläche auf 180 m 2 .<br />
Sehr bald kristallisierte sich heraus, dass es nahezu unmöglich<br />
se<strong>in</strong> würde, e<strong>in</strong>e hochwertige Exponatausstattung<br />
als Dauerleihgabe von anderen renommierten fränkischen<br />
<strong>Museen</strong> zu erhalten, nicht zuletzt stand auch das<br />
ger<strong>in</strong>ge Raumangebot des zweiten Stocks dem Vorhaben<br />
entgegen. Deshalb entschloss man sich, gänzlich neue<br />
Pfade zu betreten: Mittels Kulissen und Inszenierungen<br />
wird der Besucher auf e<strong>in</strong>e Zeitreise durch die Geschichte<br />
Frankens geschickt, die ihn animieren soll, sich den oft<br />
sehr abstrakten und komplexen Inhalten zu öffnen. Dabei<br />
erhalten die Ausstellungse<strong>in</strong>bauten die Funktion von Exponaten.<br />
So wurde zum Beispiel für den Ausstellungsbereich<br />
„Reformation“ <strong>in</strong> abstrahierter Form e<strong>in</strong>e sakrale<br />
Kulisse des frühen 16. Jahrhunderts <strong>in</strong>szeniert, die die<br />
Kirchenspaltung mittels e<strong>in</strong>es Risses visualisiert, der mitten<br />
durch den Raum verläuft. Kontrastierend zu der eher<br />
plakativen Ausstellungsarchitektur bieten die Ausstellungstexte<br />
die zw<strong>in</strong>gend notwendige Differenzierung und<br />
geschichtliche Dimension. Nicht zuletzt die Tatsache,<br />
dass nur wenige Orig<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> der Dauerausstellung präsentiert<br />
werden konnten – damit ist e<strong>in</strong>es der zentralen<br />
Def<strong>in</strong>itionskriterien für e<strong>in</strong> Museum nicht erfüllt – bewog<br />
den Zweckverband, der Ausstellungse<strong>in</strong>richtung den Namen<br />
„Haus fränkischer Geschichte“ zu geben.<br />
Nach vier Jahren sehr großer und zustimmender Publikumsresonanz<br />
– bisher besichtigten knapp 48.000 Besucher<br />
die Dauerausstellung – sche<strong>in</strong>t das Experiment trotz<br />
vieler widriger Umstände geglückt zu se<strong>in</strong>. So können wir<br />
be<strong>in</strong>ahe täglich Ausstellungsbesucher begrüßen, die mit<br />
großem Erstaunen konstatieren, dass Geschichte doch<br />
viel lebendiger aufbereitet se<strong>in</strong> könne, als sie es bis jetzt<br />
erleben und erfahren durften. Nicht selten wird sogar angefügt,<br />
dass das Interesse jetzt so geweckt sei, dass man<br />
sich weiterführende Literatur besorgen wolle.
MUSEUMSPORTRÄT 5<br />
Das neue Klöppelmuseum Abenberg: Geschichte des<br />
Museums<br />
Nach mehrjähriger Sammeltätigkeit eröffnete das Klöppelmuseum<br />
Abenberg im Oktober 1981 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum des<br />
Rathauses se<strong>in</strong>e Pforten. Auf sehr engem Raum wurde<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl der unterschiedlichsten Klöppelexponate aus<br />
Abenberg, bald auch aus anderen europäischen Regionen<br />
jeweils am Sonntag Nachmittag oder auf Anmeldung auch<br />
unter der Woche präsentiert. Da Texttafeln fehlten, stand<br />
immer e<strong>in</strong>e kundige Person mit mündlichen Erläuterungen<br />
oder e<strong>in</strong>er längeren Führung zur Verfügung, ebenso wie<br />
e<strong>in</strong>e Klöppler<strong>in</strong>, die den Besuchern fachkundig Auskunft<br />
gab. Dies verlieh dem alten Museum e<strong>in</strong>e sehr persönliche<br />
Note. Alle diese Arbeiten wurden auf re<strong>in</strong> ehrenamtlicher<br />
Basis verrichtet, vom Re<strong>in</strong>igen der Räume über die Besucherbetreuung<br />
bis h<strong>in</strong> zur Inventarisation. Mit den Jahren<br />
wurde die räumliche Situation im Rathaus allerd<strong>in</strong>gs immer<br />
beengter, was schon bald die Idee der Neue<strong>in</strong>richtung<br />
des Museums auf der Burg hervorbrachte.<br />
1998 wurde e<strong>in</strong> Vertrag zwischen dem Heimatvere<strong>in</strong><br />
Abenberg, dem bisherigen Träger des Klöppelmuseums,<br />
und dem Zweckverband Burg Abenberg besiegelt, der<br />
die Zuständigkeiten des neuen Klöppelmuseums regelt.<br />
Demnach bleibt der Heimatvere<strong>in</strong> Eigentümer der Sammlung,<br />
die er dem Zweckverband Burg Abenberg, dem zukünftigen<br />
Träger des Museums, als Dauerleihgabe zur<br />
Verfügung stellt. Aufgabe des Heimatvere<strong>in</strong>s wiederum ist<br />
es, Gelder zur Komplettierung der Sammlung beizubr<strong>in</strong>gen.<br />
Damit waren die rechtlichen Voraussetzungen für die<br />
Realisierung des neuen Museumsprojektes geschaffen.<br />
Als Leiter<strong>in</strong> des neuen Museums wurde die Verfasser<strong>in</strong>,<br />
seit 1997 bereits als Leiter<strong>in</strong> des Hauses fränkischer Geschichte<br />
als Vollzeitkraft fest angestellt, e<strong>in</strong>gesetzt und<br />
mit der Aufgabe betraut, die Neukonzeption und E<strong>in</strong>richtung<br />
des Klöppelmuseums im E<strong>in</strong>vernehmen mit den Verantwortlichen<br />
des Heimatvere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />
So groß die Probleme <strong>in</strong>folge der mangelnden Exponate<br />
im Haus fränkischer Geschichte waren, so schwierig gestaltete<br />
sich die Bearbeitung der Exponatfülle des Klöppelmuseums<br />
Abenberg, die der Heimatvere<strong>in</strong> Abenberg<br />
<strong>in</strong> über 20-jähriger Arbeit verdienstvoll zusammengetragen<br />
hatte. Anders als beim Haus fränkischer Geschichte<br />
war hier die Sammlung der Ausgangspunkt der<br />
Konzeption.<br />
So galt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt die vielen Exponate zusammenzuführen,<br />
die zu e<strong>in</strong>em nicht ger<strong>in</strong>gen Teil aus<br />
Platzgründen an den unterschiedlichsten Orten ausgelagert<br />
waren, unter oft ungünstigen restauratorischen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />
Beraten durch die Landesstelle und den<br />
Großfoto „Klöppler<strong>in</strong>nen“ mit <strong>in</strong>tegrierten Vitr<strong>in</strong>ennischen<br />
Leiter der Hochbauverwaltung des Landratsamtes Roth,<br />
Georg Löhle<strong>in</strong>, konzipierte die Textilrestaurator<strong>in</strong> Magdalena<br />
Verenkotte-Engelhardt (Nürnberg-Katzwang) e<strong>in</strong><br />
Textildepot im Dachgeschoss der ehemaligen Burgscheune,<br />
<strong>in</strong> der der gesamte Exponatbestand des Heimatvere<strong>in</strong>s,<br />
von Zeichnungen und Klöppelbriefen über<br />
Klöppelzubehör bis h<strong>in</strong> zu Textilien der verschiedensten<br />
Verwendungszwecke und Größe, gesichtet und verpackt<br />
wurde. Basierend auf dieser Grundlage entstand <strong>in</strong> monatelanger<br />
<strong>in</strong>tensiver Arbeit e<strong>in</strong> Dauerausstellungskonzept,<br />
das beide Geschosse der Burgscheune mit je e<strong>in</strong>em<br />
Ausstellungsraum e<strong>in</strong>bezieht.<br />
In e<strong>in</strong>er relativ frühen Phase der Konzeptarbeit stießen<br />
der Innenarchitekt Peter Rudolf (Zwiesel) und die Gestalter<br />
Alexandra Bauer und Roland Schneider (beide<br />
Pöck<strong>in</strong>g) zum Ausstellungsteam h<strong>in</strong>zu. Mit Maria Weigert<br />
und dem Vorsitzenden des Heimatvere<strong>in</strong>s, Herrn Franz<br />
Kornbacher, dem langjährigen Leiter des alten Museums,<br />
sowie der schon genannten Magdalena Verenkotte-Engelhardt<br />
war das Team komplett. Dr. Otto Lohr und Rudolf<br />
Werner von der Landesstelle begleiteten auch dieses<br />
Museum auf der Burg Abenberg fachlich, <strong>in</strong> restauratorischen<br />
Fragen unterstützt durch Alexander Wießmann.<br />
Die Konzeption<br />
Auch der neue Standort des Klöppelmuseums barg,<br />
ebenso wie die Räume des Hauses fränkischer Geschichte<br />
im Haupthaus, viele bauliche Probleme: So stellte besonders<br />
die Dachschräge des ersten Stockes mit vielen<br />
sichtbaren Balken, niedriger Raumhöhe und den über die<br />
ganze Breite des Raumes sich ziehenden Bodenschwellen<br />
hohe Anforderungen an die Gestalter. Kräftige Farbig-
6<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
keit und moderne Ästhetik wurden hier bewusst dem<br />
Scheunencharakter des Hauses entgegengestellt.<br />
Auch <strong>in</strong>haltlich musste das Konzept auf die baulichen Gegebenheiten<br />
reagieren. Da das Haus aus Gründen des<br />
Denkmalschutzes über ke<strong>in</strong>en Aufzug verfügt, sollte sich<br />
im leicht zugänglichen Erdgeschoss die reiche Geschichte<br />
des Klöppelns <strong>in</strong> Abenberg exemplarisch und teils <strong>in</strong><br />
reduzierter Form entfalten. Die meisten der hier angesprochenen<br />
Inhalte werden im oberen Stockwerk wieder<br />
aufgegriffen, diesmal jedoch mit dem Schwerpunkt auf<br />
der Museumssammlung. Damit sollte auch der zu erwartenden<br />
sehr breiten Besucherstruktur – von der ausgewiesenen<br />
Klöppelexpert<strong>in</strong> bis h<strong>in</strong> zum „Klöppelneul<strong>in</strong>g“ –<br />
konzeptionell Rechnung getragen werden. Neben den<br />
re<strong>in</strong> didaktisch aufbereiteten Themenbereichen f<strong>in</strong>det der<br />
Besucher Sequenzen vor, die die immense Exponatvielfalt<br />
akzentuieren. Dieses Pr<strong>in</strong>zip des unterschiedlichen<br />
Angebots zeigt sich auch <strong>in</strong> der Komb<strong>in</strong>ation von Vitr<strong>in</strong>en<br />
und Schubladen. Je nach Interessenlage und Wissensdurst<br />
öffnen die Besucher die mit Exponaten bestückten<br />
Schubladen oder belassen es alle<strong>in</strong> beim Betrachten der<br />
Vitr<strong>in</strong>enexponate.<br />
E<strong>in</strong> kurzer Rundgang durch die Dauerausstellung<br />
Der E<strong>in</strong>gangsbereich mit Kasse, Museumsladen und Garderobe<br />
sollte e<strong>in</strong>e freundliche Atmosphäre schaffen, die<br />
die anfängliche Scheu e<strong>in</strong>zutreten nimmt, welche durch<br />
die sehr viel dunkleren Lichtverhältnisse im Haus hervorgerufen<br />
wird. E<strong>in</strong> historisches Foto im Großformat e<strong>in</strong>er<br />
am Klöppelsack arbeitenden Abenberger<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> besonders<br />
fe<strong>in</strong> gearbeiteter handgeklöppelter Umhang sollen<br />
neugierig auf das machen, was sich <strong>in</strong> den von hier<br />
aus nur teilweise e<strong>in</strong>sehbaren Museumsräumen verbirgt.<br />
Den Auftakt der Ausstellung bildet der Bereich „Technik<br />
des Klöppelns“, der nicht nur das „Wie“ des Klöppelns,<br />
sondern auch das „Womit“ thematisiert. Das neu erworbene<br />
theoretische Wissen kann dann sofort an e<strong>in</strong>er<br />
Klöppelstation <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt werden; dicke<br />
Schnüre erleichtern die ersten Versuche. E<strong>in</strong> mit rohem<br />
Holz verkleideter Kubus beleuchtet die sozialen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
der Spitzenherstellung <strong>in</strong> Abenberg: E<strong>in</strong>e dar<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>gerichtete ärmliche Wohnstube – e<strong>in</strong>e Inszenierung<br />
mittels Großfoto, typischen Möbeln aus der Zeit um 1900<br />
und Klöppelzubehör – lässt die schwierigen Produktionsbed<strong>in</strong>gungen<br />
der Klöppelspitze erahnen. Dieser E<strong>in</strong>druck<br />
kann vertieft werden, wenn sich der Besucher mit e<strong>in</strong>em<br />
Schritt selbst <strong>in</strong> die Klöppelstube begibt und e<strong>in</strong>en Hörtext<br />
aktiviert, der narrativ Informationen über die Probleme<br />
der Abenberger Auftragsklöppler<strong>in</strong>nen vermittelt.<br />
„Hands on“: an e<strong>in</strong>er überdimensionalen „Klöppelstation“ kann<br />
die Fadenführung e<strong>in</strong>iger Muster nachvollzogen werden<br />
Diesem roh behauenen Holzwürfel ist e<strong>in</strong>ige Meter weiter<br />
e<strong>in</strong> goldener Kubus gegenübergestellt, der die prächtigen,<br />
für das Abenberg des 19. Jahrhunderts so typischen<br />
Metallklöppelspitzen präsentiert. Großvitr<strong>in</strong>en mit handgeklöppelten<br />
Kleidern, Messgewändern und Klosterarbeiten<br />
geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Verwendung der<br />
Spitzenprodukte, die für die Produzent<strong>in</strong>nen selbst unerschw<strong>in</strong>glich<br />
waren.<br />
1913 wurde <strong>in</strong> Abenberg e<strong>in</strong>e noch heute existierende<br />
Klöppelschule gegründet, um die hiesige Spitzenproduktion<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Technik, Ausbildung und Mustervielfalt zu<br />
verbessern. Auch auf diesen Aspekt der Abenberger<br />
Klöppelgeschichte geht die Ausstellung e<strong>in</strong>. Neben den<br />
Leistungen der Klöppelschulleiter<strong>in</strong>nen soll auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck<br />
von der historischen Unterrichtsatmosphäre vermittelt<br />
werden. Das S<strong>in</strong>gen von Volksliedern während der<br />
Unterrichtsstunden war durchaus üblich, woran sich viele<br />
der alten Klöppler<strong>in</strong>nen noch heute begeistert er<strong>in</strong>nern.
MUSEUMSPORTRÄT 7<br />
Mittels e<strong>in</strong>er Hörstation, die e<strong>in</strong>em großformatigen historischen<br />
Foto emsig arbeitender Klöppelschüler<strong>in</strong>nen um<br />
1913 zugeordnet ist, kann diese Atmosphäre nachempfunden<br />
werden, Bild und Medium befruchten sich hier gegenseitig<br />
und ermöglichen e<strong>in</strong>en anderen Zugang.<br />
Die letzte Ausstellungssequenz im Erdgeschoss führt <strong>in</strong>szenatorisch<br />
die jüngste Geschichte des Klöppelns <strong>in</strong><br />
Abenberg vor Augen, den Aufbau des alten Klöppelmuseums.<br />
E<strong>in</strong> Großfoto mit ehemaliger Museumsvitr<strong>in</strong>e soll<br />
der großen Leistung des Heimatvere<strong>in</strong>s Rechnung tragen,<br />
der mit dem Klöppelmuseum wesentlich dazu beitrug,<br />
dass <strong>in</strong> Abenberg überhaupt e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für die hiesige<br />
Klöppeltradition entstand.<br />
Im oberen Stockwerk werden viele der schon im Erdgeschoss<br />
präsentierten Themen erneut aufgegriffen, gestalterisch<br />
ersichtlich an der Verwendung der selben Farben,<br />
diesmal jedoch, wie oben schon ausgeführt, mittels e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl von Exponaten. Manche Inhalte werden hier auch<br />
erstmals präsentiert, so etwa die E<strong>in</strong>führung der masch<strong>in</strong>ellen<br />
Herstellung von Klöppelspitze im 19. Jahrhundert<br />
oder die Sequenz „Klöppeln heute“, die zukünftig e<strong>in</strong><br />
Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit werden soll.<br />
E<strong>in</strong>e Film<strong>in</strong>stallation mit drei Monitoren beschließt die<br />
Ausstellung. Drei alte Abenberger Klöppler<strong>in</strong>nen er<strong>in</strong>nern<br />
sich, während sie selbst am Klöppelsack sitzen, im lokalen<br />
Dialekt der mühevollen Arbeit des Klöppelns und lassen<br />
ihre K<strong>in</strong>dheit Revue passieren, als ihre Mütter und<br />
Großmütter auf Auftrag Metallklöppelspitze erstellten und<br />
sie selbst mit großem Stolz die Klöppelschule besuchten.<br />
Diese Filmsequenz entstand aus Zeitzeugen<strong>in</strong>terviews,<br />
die im Frühjahr 2001 erstellt wurden. Durch Neuanord-<br />
Im Obergeschoss dom<strong>in</strong>ieren Vitr<strong>in</strong>en mit fertigen Klöppelprodukten
8<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Museumsgeschichte: e<strong>in</strong>e Installation er<strong>in</strong>nert an das alte Klöppelmuseum<br />
nung des Filmmaterials ersche<strong>in</strong>en die eigentlich e<strong>in</strong>zeln<br />
befragten Damen mite<strong>in</strong>ander im Gespräch, so wie es<br />
viele historische Abenberger Fotografien dokumentieren.<br />
Die Besucher erhalten e<strong>in</strong> lebendiges Bild von der Zeit,<br />
als Klöppeln <strong>in</strong> Abenberg e<strong>in</strong>e wichtige Verdienstmöglichkeit<br />
darstellte.<br />
Seit der Eröffnung des neuen Klöppelmuseums auf der<br />
Burg vor über e<strong>in</strong>em Jahr besuchten über 11.500 Personen<br />
die Dauerausstellung. Die Resonanz auf die Konzeption,<br />
die Gestaltung und die Präsentation ist durchwegs<br />
überaus positiv, nicht selten sogar begeistert.<br />
Beide <strong>Museen</strong> auf Burg Abenberg haben sich <strong>in</strong>zwischen<br />
<strong>in</strong> der Region e<strong>in</strong>en Namen gemacht. Hoffentlich werden<br />
die seit kurzer Zeit problematischen F<strong>in</strong>anzverhältnisse<br />
des Zweckverbandes nicht zu e<strong>in</strong>schneidenden Maßnahmen<br />
führen, könnten diese doch im schlimmsten Fall e<strong>in</strong>en<br />
nicht mehr wiedergutzumachenden Rückschlag bewirken.<br />
Brigitte Korn<br />
<strong>Museen</strong> auf Burg Abenberg, Haus fränkischer<br />
Geschichte und Klöppelmuseum, Burgstr. 16,<br />
91183 Abenberg, Tel. 09178/90618, Fax 905185,<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@museen-abenberg.de,<br />
Internet www.museen-abenberg.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr,<br />
November bis März<br />
Donnerstag bis Sonntag 10-18 Uhr
MUSEUMSPORTRÄT 9<br />
HAUSINDUSTRIE IM OBERPFÄLZER WALD<br />
Das Museum Ehemalige Klöppelschule Tiefenbach<br />
In Tiefenbach, im Grenzgebiet <strong>Bayern</strong>s zu Böhmen gelegen,<br />
gründete der Bayerische Staat 1907 e<strong>in</strong>e Klöppelschule,<br />
<strong>in</strong> der die Frauen und Mädchen der Region das<br />
Spitzenklöppeln erlernen und sich so e<strong>in</strong>en Nebenerwerb<br />
verschaffen konnten. Tiefenbacher Klöppelspitzen machten<br />
sich als Produkt der Haus<strong>in</strong>dustrie des Grenzlands<br />
e<strong>in</strong>en Namen, Oberpfälzer Klöppelspitzen wurden auf<br />
Gewerbeausstellungen, ja sogar auf Weltausstellungen<br />
präsentiert.<br />
Im Saal des 1912 eigens erbauten Klöppelschulgebäudes,<br />
heute Rathaus, hat die Geme<strong>in</strong>de Tiefenbach seit<br />
März 2002 e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, aber dicht angelegtes Museum<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, das die Geschichte der Klöppelschule und<br />
damit e<strong>in</strong> wichtiges Stück regionaler Wirtschafts-, Kulturund<br />
Sozialgeschichte des ostbayerischen Grenzraumes<br />
aufgreift.<br />
Die Oberpfälzer Klöppelschulen<br />
Die Gründung der Klöppelschule <strong>in</strong> Tiefenbach stand <strong>in</strong><br />
engem Zusammenhang mit den Bemühungen des<br />
Bayerischen Staates um die Schaffung von Ausbildungsund<br />
Verdienstmöglichkeiten <strong>in</strong> wirtschaftlich benachteiligten<br />
Mittelgebirgsregionen. Schon 1901 waren unweit Tiefenbachs<br />
<strong>in</strong> Stadlern und 1906 <strong>in</strong> Schönsee Fachschulen<br />
für Spitzenklöppeln mit dem Ziel gegründet worden, die<br />
Haus<strong>in</strong>dustrie im Grenzgebirge zu Böhmen zu fördern. Im<br />
Lauf des 19. Jahrhunderts hatten viele ehemals bedeutende<br />
Hammerwerke und Glasschleifen im Oberpfälzer<br />
Wald schließen müssen. Heimarbeit konnte e<strong>in</strong> Ersatz für<br />
fehlende Industrie se<strong>in</strong>. Das Spitzenklöppeln sollte vor<br />
allem Frauen, aber auch K<strong>in</strong>dern und Invaliden, e<strong>in</strong>en Verdienst<br />
sichern. Vorbild war die seit 400 Jahren tätige Spitzen<strong>in</strong>dustrie<br />
im Erzgebirge.<br />
Vom Wirtshaus zum Schulhaus<br />
Die Klöppelschule Tiefenbach 1912<br />
Die Klöppelschule Tiefenbach nahm im Oktober 1907<br />
ihren Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemieteten Saal im Obergeschoss<br />
des Gasthauses Höcherl am Hauptplatz auf. Mit<br />
80 Schüler<strong>in</strong>nen war der Wirtshaussaal bald überfüllt.1912<br />
erwarb der Staat von der Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en 1891<br />
errichteten Volksschulsaal, um ihn zur Klöppelschule auszubauen.<br />
Das Landbauamt Amberg plante das Gebäude<br />
gemäß den Ideen des Vere<strong>in</strong>s für Volkskunst und Volkskunde,<br />
heute „Bayerischer Landesvere<strong>in</strong> für Heimatpflege“,<br />
im „heimischen Baustil”: Das Schopfwalmdach, der<br />
Schrotgang und der Bruchste<strong>in</strong>sockel waren traditionelle<br />
Bauformen der Grenzregion. Neben dem Lehrsaal, heute<br />
Museum, und Büroräumen befand sich auch die Wohnung<br />
der Klöppellehrer<strong>in</strong> im Schulgebäude.<br />
Ansprechend modern und besucherorientiert s<strong>in</strong>d Entwürfe,<br />
Musterzeichnungen, Musterbriefe und Klöppelspitzen<br />
aus Tiefenbach präsentiert. Die Konzeption für<br />
das kle<strong>in</strong>e Museum g<strong>in</strong>g aus der kollegialen Zusammenarbeit<br />
zwischen der Geme<strong>in</strong>de, dem Museumsreferat des<br />
Landkreises Cham und der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> hervor. Mit der Eröffnung des Museums<br />
erfüllten sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger Tiefenbachs,<br />
e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de mit rund 2.200 E<strong>in</strong>wohnern, den<br />
Wunsch, e<strong>in</strong>en für die lokale Identität besonders prägenden<br />
Teil der Geschichte ihres Heimatortes darzustellen.<br />
Neben Nordhalben <strong>in</strong> Oberfranken, wo e<strong>in</strong>e Internationale<br />
Spitzensammlung zu sehen ist, und dem mittelfränkischen<br />
Abenberg ist so <strong>in</strong> Tiefenbach e<strong>in</strong> drittes Spezialmuseum<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zum Thema Spitzenklöppeln geschaffen<br />
worden.<br />
Strenge Schulordnung<br />
Die Klöppelschule bot Mädchen im Alter von 7 bis 16<br />
Jahren e<strong>in</strong>e fundierte Ausbildung im Spitzenklöppeln und<br />
Musterzeichnen. Nachmittags besuchten die Mädchen<br />
etwa 30 Stunden <strong>in</strong> der Woche den Klöppelunterricht. Mit<br />
der allgeme<strong>in</strong>en Schulpflicht kamen sie auf bis zu 60 Wochenstunden.<br />
80 bis 120 Schüler<strong>in</strong>nen wurden im großen<br />
Lehrsaal <strong>in</strong> drei Abteilungen unterrichtet. Im Sommer, zur<br />
Zeit der Feldarbeit, sank die Schülerzahl erheblich. Die<br />
K<strong>in</strong>der erhielten von der Schule e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Entgelt, 50%<br />
des Erlöses vom Verkauf der Spitzen kamen auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Sparbuch. Neben der Ausbildung <strong>in</strong> der<br />
Handfertigkeit des Spitzenklöppelns hatte die Schule<br />
auch e<strong>in</strong> sittlich-moralisches Erziehungsziel: Die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
sollten zu Folgsamkeit, Fleiß, Pünktlichkeit und
10<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Erwachsenen Frauen bot die Schule Kurse zur Fortbildung.<br />
1908 wurde auf Initiative der Schule e<strong>in</strong>e Verkaufsgenossenschaft<br />
gegründet, die die von den Heimarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
geklöppelten Spitzen vertrieb, Garn e<strong>in</strong>kaufte und<br />
Klöppelbriefe, die als Arbeitsvorlagen beim Klöppeln<br />
benötigt werden, ausgab. Künftig konnte auf Vorrat gearbeitet<br />
werden und Verkauf ohne Zwischenhandel wurde<br />
möglich. Gravierende Nachteile der Haus<strong>in</strong>dustrie als<br />
Wirtschaftsform wurden damit e<strong>in</strong> wenig gemildert. Dennoch<br />
bedeutete diese Arbeit: ungünstige Wohnverhältnisse,<br />
schlechtes Licht bei der Arbeit, lange Arbeitszeiten<br />
von 12 bis 14 Stunden täglich, ger<strong>in</strong>ger Verdienst, Verlegerwesen<br />
und Trucksystem, K<strong>in</strong>derarbeit.<br />
Die gute Form als Kapital<br />
Klöppler<strong>in</strong>nen um 1900 vor e<strong>in</strong>em „Waldlerhaus“<br />
Dienstfertigkeit angehalten werden. Die Klöppellehrer<strong>in</strong>,<br />
aber auch der Ortsgeistliche, der aufgrund se<strong>in</strong>er Funktion<br />
<strong>in</strong> der Lokalschul<strong>in</strong>spektion Leiter der Schule war,<br />
wachten über die Ausbildung. Die bedeutende Rolle des<br />
Pfarrers bei der Gründung und Entwicklung der Schule<br />
kommt auch <strong>in</strong> der Tatsache zum Ausdruck, dass heute<br />
viele Leihgaben aus dem Bestand des Pfarrhofs kommen.<br />
Auch die Archivalien zur Geschichte der Schule<br />
stammen von dort.<br />
Spitzenklöppeln als Haus<strong>in</strong>dustrie<br />
Schüler<strong>in</strong>nen der Klöppelschule<br />
Der Entwurf zeitgemäßer Muster für Spitzen war für die<br />
Klöppelschule von elementarer Bedeutung. Schon <strong>in</strong> den<br />
ersten Jahren des Schulbetriebs beauftragte der Bayerische<br />
Staat bedeutende Entwerfer, etwa aus dem Umfeld<br />
der Kunstgewerbeschulen Nürnberg und München, mit<br />
der Entwicklung ansprechender Spitzenmuster. Nach der<br />
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die<br />
Spitzen<strong>in</strong>dustrie Ziel zentraler Maßnahmen. Die „Osthilfe“,<br />
e<strong>in</strong>e Förderung für Grenzgebiete, gab Zuschüsse<br />
zum Ankauf von neuen Entwürfen. 1937 zwang e<strong>in</strong>e<br />
Genossenschaft die Klöppler<strong>in</strong>nen von Oberpfalz und<br />
Oberfranken zusammen. Der Kauf von Erzeugnissen der<br />
„Bayerischen Ostmark“ wurde als nationale Tat zur Stärkung<br />
des Grenzlandes propagiert.<br />
In den 1950er Jahren übernahm die für ihre gewebten<br />
Wandteppiche bekannte Textilgestalter<strong>in</strong> Suse Bernuth<br />
(1900-1977) die künstlerische Leitung der Oberpfälzer<br />
Klöppelschulen. Mit Entwürfen im Stil der Zeit für liturgische<br />
Gewänder, Altar- und Tischwäsche und Damenmode<br />
gelang es Suse Bernuth, den Absatz von Oberpfälzer<br />
Klöppelspitze zu steigern. Nach dieser gelungenen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
der Klöppelspitze <strong>in</strong> die Mode <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />
flaute das Interesse an handgefertigten Klöppelspitzen ab,<br />
kam doch billige Ware aus Übersee und Masch<strong>in</strong>enspitze<br />
auf den Markt. 1970 stellte die Klöppelschule Tiefenbach<br />
ihre Tätigkeit e<strong>in</strong>, das Schulgebäude wurde Rathaus.<br />
Schule, Rathaus und Museum<br />
Trotz der neuen Nutzung blieben im Haus zahlreiche Entwürfe,<br />
Musterzeichnungen und Klöppelbriefe ebenso wie<br />
viele Musterproben erhalten. Klöppelspitzen selbst waren<br />
aber kaum mehr vorhanden; sie waren als kostbare Erzeugnisse<br />
schon von jeher schnell abverkauft worden.<br />
Aus diesem Bestand im Rathaus gestaltete das Kreismuseum<br />
Walderbach 1986 e<strong>in</strong>e erste Ausstellung über die<br />
Oberpfälzer Klöppelschulen, die das Interesse an diesem<br />
Thema aufleben ließ. 1 So fand 1987 der alljährliche Kongress<br />
des Deutschen Klöppelverbandes <strong>in</strong> Schönsee/<br />
Tiefenbach mit über 500 Teilnehmern statt. Das Rathaus
MUSEUMSPORTRÄT 11<br />
Tiefenbach zeigte e<strong>in</strong>e Ausstellung mit Entwürfen Suse<br />
Bernuths. 2 Der Erfolg dieser wie auch der Ausstellung<br />
1997 anlässlich des 90-jährigen Gründungsjubiläums 3<br />
veranlasste Bürgermeister Johann Müller Wege zu suchen,<br />
um die Bestände auf Dauer präsentieren zu können. 1998<br />
beschloss der Geme<strong>in</strong>derat, im ehemaligen Klöppelschulsaal<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Museum e<strong>in</strong>zurichten. Die Renovierung<br />
des zuletzt als Ratssaal genutzten rund 80 m 2 großen<br />
Raums wurde <strong>in</strong> die anstehende Sanierung des Rathauses,<br />
das aufgrund se<strong>in</strong>es ausgeprägten Heimatstils unter<br />
Denkmalschutz steht, <strong>in</strong>tegriert.<br />
Der Raum bef<strong>in</strong>det sich im Erdgeschoss und ist gut zugänglich.<br />
Durch Glastüren besteht Sichtkontakt zwischen<br />
Museumsraum und der Geme<strong>in</strong>dekanzlei. Die dortigen<br />
Mitarbeiter empfangen und führen die Besucher. Durch<br />
dieses Modell können für e<strong>in</strong> so kle<strong>in</strong>es Museum täglich<br />
außergewöhnlich lange Öffnungszeiten gewährleistet<br />
werden, die sich mit den Amtsstunden decken. An den<br />
Wochenenden betreuen die aktiven Mitglieder des Klöppelkreises<br />
Tiefenbach unter Leitung von Siegl<strong>in</strong>de Prögler<br />
das Museum und demonstrieren den Besuchern das<br />
Spitzenklöppeln. Daher beschränkt sich die Darstellung<br />
der Technik des Klöppelns <strong>in</strong> der Didaktik auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />
und führt im wesentlichen die dazu benötigten<br />
Geräte wie Klöppelkissen und -bock, gedrechselte Klöppel,<br />
Nadeln etc. und Materialien wie Klöppelbriefe und die<br />
verschiedenen Garne vor. Im Klöppelkreis treffen sich<br />
zahlreiche Frauen aus Tiefenbach und Umgebung regelmäßig,<br />
um historische wie neue Muster zu arbeiten, um<br />
Erfahrungen auszutauschen und an die junge Generation<br />
weiterzugeben. Aus diesem Umfeld erfuhr das Museum<br />
große Unterstützung bei der Suche nach Exponaten und<br />
bei der Quellenforschung, aber auch tatkräftig bei der<br />
E<strong>in</strong>richtung und Bestückung des Museums.<br />
In die Raumgestaltung s<strong>in</strong>d zwei historische Tischvitr<strong>in</strong>en, die <strong>in</strong><br />
der Klöppelschule seit 1913 die Erzeugnisse der Verkaufsgenossenschaft<br />
präsentierten, mit e<strong>in</strong>bezogen<br />
Über den Klöppelkreis hält das Museum auch Kontakt zu<br />
Fachorganen wie dem Deutschen Klöppelverband. Es ist<br />
durch die aktiven Klöppler<strong>in</strong>nen auf Tagungen und Ausstellungen<br />
zum Thema „Spitzen“ vertreten. Schon <strong>in</strong> der<br />
Vorbereitungsphase wurde das Museum durch ausgewiesene<br />
Kenner<strong>in</strong>nen der Materie begleitet. 1997 hatte die<br />
Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> Kurz<strong>in</strong>ventar des Bestands erstellt. Mit Hilfe<br />
von Marianne Stang und Elda Gantner, Leiter<strong>in</strong> des Arbeitskreises<br />
Geschichte beim Deutschen Klöppelverband,<br />
wurden die Spitzen und Entwürfe bestimmt und <strong>in</strong>ventarisiert.<br />
Aufgrund ihrer profunden Kenntnis von Entwerfern<br />
und Mustern konnten zahlreiche Objekte zugeordnet und<br />
damit Aussagen über das „Wandern“ von Mustern und<br />
Beziehungen zur <strong>in</strong>ternationalen Kunstgewerbebewegung<br />
getroffen werden. Mit der Schaffung sachgerechter<br />
Depoträume – außerhalb des Rathauses – und der Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Depotsystems aus säurefreien Faltschachteln<br />
und Mappen für die Vielzahl an Entwürfen legte die<br />
Geme<strong>in</strong>de dann 1998 den Grundstock für die weitere<br />
Entwicklung des Museums.<br />
E<strong>in</strong> Spezialmuseum <strong>in</strong> Tiefenbach<br />
Das Museum <strong>in</strong> der ehemaligen Klöppelschule fügt sich<br />
ergänzend <strong>in</strong> die vielfältige Museumslandschaft des<br />
Landkreises Cham mit über 25 regelmäßig zugänglichen<br />
<strong>Museen</strong> und Sammlungen e<strong>in</strong>. Seit vielen Jahren legt<br />
man im Landkreis Wert auf e<strong>in</strong> jeweils eigenes Profil der<br />
Häuser und konzipiert konsequent <strong>Museen</strong> mit thematischen<br />
Schwerpunkten wie das Wallfahrtsmuseum <strong>in</strong> Neukirchen<br />
beim Hl. Blut. Die fundierte Begleitung der kommunalen<br />
Museumsprojekte im Landkreis Cham basiert<br />
auf der „Zweckvere<strong>in</strong>barung <strong>Museen</strong>“: Neun Geme<strong>in</strong>den<br />
haben mit dem Landkreis Cham e<strong>in</strong>e vertragliche Vere<strong>in</strong>barung,<br />
um e<strong>in</strong>e regelmäßige, jeweils bedarfsgerechte
12<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Haus<strong>in</strong>dustrie und Geschichte der Klöppelschule Tiefenbach<br />
auch e<strong>in</strong>en Bereich gibt, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Wechsel der<br />
Exponate vorgesehen ist.<br />
Dem textilen Thema angemessene Museumsgestaltung<br />
Die Museums-E<strong>in</strong>bauten s<strong>in</strong>d entlang zweier Wandflächen<br />
angeordnet. Im Raum stehen zwei quadratische,<br />
begehbare Kuben, zwischen diesen zwei niedrige Elemente<br />
mit je acht Schüben. Die Innenbereiche der Kuben<br />
s<strong>in</strong>d für die kle<strong>in</strong>en Wechselausstellungen vorgesehen.<br />
Die Kuben haben <strong>in</strong>nen Vitr<strong>in</strong>en und je e<strong>in</strong>en Schrank mit<br />
senkrechten Auszügen. Der E<strong>in</strong>satz senkrechter und<br />
waagrechter Auszüge bietet Platz für die Vielzahl der Objekte,<br />
die zugleich lichtgeschützt aufbewahrt s<strong>in</strong>d. In den<br />
Vitr<strong>in</strong>en und Auszügen s<strong>in</strong>d die Exponate nach Anleitung<br />
e<strong>in</strong>er Textilrestaurator<strong>in</strong> reversibel auf Leichtstoffplatten<br />
montiert, die mit dunkelblauem Stoff, auf dem sowohl<br />
Spitzen als auch Klöppelbriefe gut zur Wirkung kommen,<br />
überzogen s<strong>in</strong>d. Die Außenflächen der Kuben gehören zur<br />
Dauerausstellung, bis h<strong>in</strong> zur Präsentation von aktuellen<br />
Arbeiten des Klöppelkreises.<br />
E<strong>in</strong> „Fotoalbum“ lädt zum Blättern e<strong>in</strong><br />
wissenschaftliche Betreuung der Häuser, aber auch neuer<br />
Projekte zu sichern. Daneben wird auch auf die Entwicklung<br />
der <strong>Museen</strong> als regionaler Kulturzentren besonderen<br />
Wert gelegt.<br />
Drei beim Landkreis angestellte KulturwissenschaftlerInnen<br />
leisten die Museumsarbeit. So konzipierte das Museumsreferat<br />
des Landkreises auch das Tiefenbacher<br />
Museum <strong>in</strong> enger Abstimmung mit Dr. Otto Lohr, dem zuständige<br />
Referenten der Landesstelle, der durch se<strong>in</strong>e<br />
fundierte Beratung und stets diskussionsbereit das Projekt<br />
<strong>in</strong>tensiv begleitete. Die E<strong>in</strong>richtungsplanung wurde –<br />
e<strong>in</strong> Ausnahmefall – von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> durchgeführt. Als planender Innenarchitekt<br />
fand Ra<strong>in</strong>er Köhnle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e den begrenzten Raumverhältnissen<br />
hervorragend angepasste Lösung für die<br />
Präsentation e<strong>in</strong>er Vielzahl kle<strong>in</strong>teiliger Exponate. Der<br />
Museumsraum ist so gegliedert, dass es neben den<br />
Grund<strong>in</strong>formationen der Dauerausstellung wie Technik<br />
des Spitzenklöppelns, Oberpfälzer Klöppelschulen,<br />
Die Bestände des Museums enthalten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Entwürfe<br />
und Klöppelbriefe, und so zeigen die Wechselausstellungs-Kuben<br />
zunächst den Schwerpunkt „Vom Entwurf<br />
zur Spitze“. Am Beispiel von zwei Entwerfer<strong>in</strong>nen,<br />
Philomena Hart<strong>in</strong>ger (1892-1924), die als Klöppellehrer<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Tiefenbach tätig war, und Suse Bernuth wird der Prozess<br />
des Entwurfs erläutert. Dieser Bereich bietet sich für<br />
e<strong>in</strong>en Wechsel an, da Entwürfe verschiedenster Urheber<br />
im Bestand s<strong>in</strong>d. Die Präsentation der Entwürfe Bernuths<br />
wird ergänzt durch Leihgaben der benachbarten Stadt<br />
Schönsee, für die Suse Bernuth <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />
ebenfalls gearbeitet hat. Die Raumgestaltung hat auch<br />
zwei historische Tischvitr<strong>in</strong>en, die <strong>in</strong> der Klöppelschule<br />
seit 1913 die Erzeugnisse der Verkaufsgenossenschaft<br />
präsentierten, e<strong>in</strong>bezogen. Die Vitr<strong>in</strong>en wurden se<strong>in</strong>erzeit<br />
von der Schnitz-Fachschule Berchtesgaden, ebenfalls vom<br />
Staat zur Hebung der Haus<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>gerichtet, gefertigt.<br />
War man 1912 bei der Eröffnung des Schulgebäudes<br />
stolz gewesen auf den hellen und lichten Raum mit se<strong>in</strong>en<br />
vielen Fenstern, die den Klöppler<strong>in</strong>nen gutes Licht für ihre<br />
diffizile Arbeit spendeten, so stellt der starke Lichte<strong>in</strong>fall<br />
im Museum für die empf<strong>in</strong>dlichen Objekte e<strong>in</strong>e besondere<br />
Problematik dar. Nicht nur die textilen Exponate s<strong>in</strong>d<br />
besonders gefährdet, sondern auch die Klöppelbriefe,<br />
meist im Blaupaus-Verfahren erstellte Kopien. Die großen<br />
Fensterflächen verlangten daher entschiedene Maßnahmen<br />
zur Reduzierung des Lichte<strong>in</strong>falls. Daraus wurde die<br />
Idee entwickelt, den Lichtschutzvorhang zugleich für die
MUSEUMSPORTRÄT 13<br />
Vermittlung im knapp bemessenen Raum zu nutzen. Der<br />
Lichtschutz ist als Flächenvorhang mit verschiebbaren<br />
textilen Bahnen realisiert. Auf diese s<strong>in</strong>d großformatig Reproduktionen<br />
exemplarischer historischer Fotos aus der<br />
Geschichte der Klöppelschule und Texte gedruckt. So<br />
zeigt e<strong>in</strong> Foto die Heimarbeiter<strong>in</strong>nen im sogenannten<br />
„Nationalcostüm“, <strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich heimischer Tracht, beim<br />
Klöppeln. Die leuchtend weißen Spitzen s<strong>in</strong>d Mittelpunkt<br />
der arrangierten Aufnahmen. Sie betonten die Sauberkeit<br />
und Fortschrittlichkeit der neuen Arbeit im Gegensatz zur<br />
„schmutzigen Landarbeit“.<br />
Aus dieser Verb<strong>in</strong>dung von Lichtschutz und zugleich<br />
Text- und Bildträger entwickelte die Grafiker<strong>in</strong> Ingrid<br />
Balk-L<strong>in</strong>tl auch die weitere Gestaltung der Ausstellung.<br />
Dem textilen Thema des Museums angemessen s<strong>in</strong>d alle<br />
Raumtexte auf textilen Trägern, nur die Objektbeschriftungen<br />
und Texte <strong>in</strong> den Vitr<strong>in</strong>en auf Papier gedruckt. Die<br />
Didaktik der Texte folgt dem bewährten Dreischritt: knapp<br />
formulierte Raumtexte, Text für kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heit, z. B. für<br />
e<strong>in</strong>e Vitr<strong>in</strong>e oder e<strong>in</strong>en Auszug, e<strong>in</strong>zelne Objektbeschriftungen.<br />
Weitere Fotos und Informationen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />
Fotoalben, die bewusst wie private Er<strong>in</strong>nerungsalben<br />
gestaltet s<strong>in</strong>d. Gerade diese Alben haben schon <strong>in</strong> den<br />
ersten Wochen nach der Eröffnung viele Besucher angeregt,<br />
weitere Fotos und Exponate dem Museum zu überlassen.<br />
Grenzüberschreitende Museumsarbeit<br />
Für die Zukunft hat sich das kle<strong>in</strong>e Museum Ehem. Klöppelschule<br />
die Vertiefung se<strong>in</strong>er grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit mit Orten <strong>in</strong> Nachbarländern, <strong>in</strong> denen<br />
auch Klöppelschulen der Hebung der Region dienten,<br />
vorgenommen. Schon die Ausstellung „Hand <strong>in</strong> Hand –<br />
Ruku v ruce“ im Jahr 2000, die die Zeit bis zur Eröffnung<br />
des Museums überbrückte und dem Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit<br />
diente, war e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Produktion<br />
mit dem Kreismuseum Klattau <strong>in</strong> Tschechien. „Spolupra-<br />
Schubladen und Zugschränke beherbergen die Bestände
14<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Nachbarstadt Schönsee unkompliziert und partnerschaftlich<br />
zusammenarbeiten. Welche Früchte diese Zusammenarbeit<br />
tragen kann, zeigt e<strong>in</strong> neues Exponat für das<br />
Museum: Der Künstler Gebhard fühlte sich durch die ausgestellten<br />
Entwurfs- und Musterzeichnungen zu eigenen<br />
Experimenten <strong>in</strong> dieser Materie angeregt. Entstanden ist<br />
nach vielen Detailstudien se<strong>in</strong> Entwurf „Fantasie <strong>in</strong> Weiß<br />
und Gold“, der von Siegl<strong>in</strong>de Prögler schon <strong>in</strong> Klöppelspitze<br />
umgesetzt wurde und jetzt <strong>in</strong> der Vitr<strong>in</strong>e mit zeitgenössischen<br />
Klöppelarbeiten zu betrachten ist.<br />
Bärbel Kle<strong>in</strong>dorfer-Marx<br />
„Fantasie <strong>in</strong> Weiß und Gold“, Entwurf e<strong>in</strong>er Klöppelarbeit von<br />
Ludwig Gerhard 2002<br />
ce“ 4 – Zusammenarbeit – unter diesem Leitwort wurde<br />
nicht nur die Ausstellung <strong>in</strong> beiden Orten gezeigt, sondern<br />
es kamen auch die aktiven Klöppler<strong>in</strong>nen zusammen,<br />
um Muster und Kenntnisse auszutauschen. In diesem<br />
Zusammenhang wird jetzt auch über e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Darstellung im Internet nachgedacht. Ausführliche<br />
Informationen über Muster und Entwerfer sollen den Besuchern<br />
künftig auch über AV-Medien zugänglich se<strong>in</strong>.<br />
Farbl<strong>in</strong>olschnitte und Klöppelspitze<br />
Das für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de erstaunliche kulturelle Engagement<br />
hat <strong>in</strong> Tiefenbach noch e<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>richtung<br />
entstehen lassen: In der ehemaligen Volksschule <strong>in</strong><br />
Tiefenbach, um 1900 im Heimatstil errichtet, hat die Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Künstler Ludwig<br />
Gebhard e<strong>in</strong> Museum mit Ausstellung se<strong>in</strong>er Arbeiten e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Gebhard, 1933 <strong>in</strong> Tiefenbach geboren, gehört<br />
vor allem mit se<strong>in</strong>en farbigen L<strong>in</strong>olschnitten zu den führenden<br />
Druckgrafikern der zeitgenössischen Kunst. Zahlreiche<br />
Ausstellungen seit 1963 im In- und Ausland,<br />
Kunstpreise, weit mehr als 50 E<strong>in</strong>zelpublikationen sowie<br />
die Präsenz se<strong>in</strong>er Grafiken <strong>in</strong> bedeutenden <strong>Museen</strong> zeigen<br />
die <strong>in</strong>ternationale Bedeutung des Künstlers. Im Ludwig-Gebhard-Museum<br />
s<strong>in</strong>d rund 60 se<strong>in</strong>er Arbeiten zu<br />
sehen.<br />
Diese Aktivitäten <strong>in</strong> der Museumsarbeit können <strong>in</strong> Tiefenbach<br />
nur entfaltet werden, weil viele Interessierte von der<br />
Geme<strong>in</strong>de über den Klöppelkreis bis zum Museumsreferat<br />
des Landkreises und der Landesstelle ebenso wie der<br />
Anmerkungen<br />
1 Bärbel Kle<strong>in</strong>dorfer-Marx: Die Oberpfälzer Klöppelschulen<br />
Stadlern – Schönsee – Tiefenbach (=Schriftenreihe des Kreismuseums<br />
Walderbach 3), Cham 1986<br />
2 Marianne Stang, Anneliese Wienands: Suse Bernuth. Klöppelspitzen<br />
im Stil der 50er Jahre, Baesweiler 1989<br />
3 Marianne Stang, Anneliese Wienands: Die Oberpfälzer Klöppelschulen<br />
Schönsee, Stadlern, Tiefenbach. Rückblick zum<br />
90jährigen Gründungsjubiläum 1997, Schönsee und Tiefenbach<br />
1997<br />
4 Günther Bauernfe<strong>in</strong>d: Spoluprace, <strong>in</strong>: Franz Amberger: Grenzenlos,<br />
Straub<strong>in</strong>g 2000, S. 136 – 139<br />
Museum Ehem. Klöppelschule Tiefenbach, Rathaus,<br />
Hauptstr. 33, 93464 Tiefenbach, Tel. 09673/92210<br />
(Geme<strong>in</strong>de Tiefenbach), www.tiefenbach-opf.de,<br />
poststelle@tiefenbach.opf.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Freitag 8-12, Montag bis Donnerstag<br />
auch 13-17 Uhr, April bis Oktober Sonntag 13-16<br />
Uhr, November bis März jeden ersten Sonntag im<br />
Monat 13-16 Uhr, Führungen nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
Ludwig-Gebhard-Museum, Hauptstraße 23,<br />
93464 Tiefenbach, Kontakt s. o.<br />
Öffnungszeiten:<br />
jeden ersten Sonntag im Monat 14-16 Uhr und nach<br />
Vere<strong>in</strong>barung<br />
Abteilung „Suse Bernuth“ im Jagdmuseum<br />
Schönsee, Hotel Hubertus, 92539 Schönsee,<br />
Tel. 09674/92290<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 13-17 Uhr
MUSEUMSPORTRÄT 15<br />
GESCHICHTE EINES SCHWÄBISCHEN MARKTORTES<br />
Zur Neukonzeption des Museums Zusmarshausen<br />
Heimat + Museum = Heimatmuseum?<br />
Was ist e<strong>in</strong> Heimatmuseum? Was e<strong>in</strong> „Museum“ ist,<br />
sche<strong>in</strong>t klar def<strong>in</strong>iert zu se<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>e Institution dieses Namens<br />
hat die Aufgabe, „Gegenstände“ (um es so neutral<br />
wie möglich zu formulieren) möglichst gezielt zu sammeln,<br />
durch die Sammeltätigkeit vor Zerstörung oder Beschädigung<br />
zu bewahren, über die „Gegenstände“ und<br />
ihre spezifische Geschichte zu forschen, und letztlich<br />
ausgewählte „Gegenstände“ <strong>in</strong> ihrem historisch-kulturellen<br />
Kontext möglichst anschaulich auszustellen und damit<br />
e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />
Wie aber steht es mit dem Begriff „Heimat“? (Die Gefahren,<br />
die die sche<strong>in</strong>bar neutrale Verwendung dieses Begriffes<br />
bergen kann, im besonderen die Gefahren e<strong>in</strong>es<br />
politisch-ideologischen Missbrauchs, sollen hier nicht diskutiert<br />
werden – außerordentlich lehrreich ist hierzu die<br />
Lektüre von Siegfried Lenz’ genialem Roman „Heimatmuseum“.)<br />
Im Bayerisch-Schwäbischen Sprachraum versteht<br />
die Mundart unter „Heimat“ zuerst das Anwesen der<br />
Familie, das Bauernhaus. Georg Mader (1874-1921),<br />
Postangestellter und Mundartdichter aus dem schwäbischen<br />
Zusamtal, hat kurz nach der Katastrophe des Ersten<br />
Weltkrieges, im Jahr 1920, e<strong>in</strong>e Hommage an „Bauernhaus<br />
und Bauernbrauch <strong>in</strong> Schwaben“ verfasst: „Ohne<br />
Das Söldhaus als „Heimat“: Drei Generationen der Familie Kle<strong>in</strong><br />
im Jahr 1909 vor ihrem Haus. Es wurde <strong>in</strong>zwischen abgebrochen<br />
und lebt nur noch <strong>in</strong> der Dokumentation des Museums weiter.<br />
Heimatsliebe ke<strong>in</strong>e Vaterlandsliebe“, so wird zu Beg<strong>in</strong>n<br />
Karl Freiherr v. Leoprecht<strong>in</strong>g zitiert: „,Heim‘, ‚Heimat’<br />
nennt der Bauer mit Stolz se<strong>in</strong> Haus.“ 1<br />
Dem architektonischen Gebilde „Haus“ als Synonym für<br />
„Heimat“ entspricht gesellschaftlich die „Familie“, die unter<br />
e<strong>in</strong>em Dach lebt. Somit verweist dieser sozusagen auf<br />
die kle<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>heit zurückgeführte Heimatbegriff auf den<br />
Ansatz der „Alltagsgeschichte“ mit ihren mikrohistorischen<br />
Forschungen. Wo anders als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Heimatmuseum“,<br />
mit anderen Worten: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museum auf dem<br />
Land, kann dieser methodische Ansatz anschaulicher<br />
dargestellt und vermittelt werden? Dar<strong>in</strong> liegt vielleicht<br />
e<strong>in</strong>e Chance der kle<strong>in</strong>en dörflichen <strong>Museen</strong>.<br />
Das positive Potential, das im „Heimat“-Begriff steckt, gilt<br />
es für die Museumsarbeit zu nutzen: Da ist zum Beispiel<br />
der Mitarbeiter bei archäologischen Grabungen, der sagt,<br />
ihn <strong>in</strong>teressiere dieser römische Töpferofen deswegen<br />
ganz besonders, weil er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em „Heimatort“ ausgegraben<br />
werde. Da ist der Heimatvertriebene aus Mähren,<br />
der großes Interesse an se<strong>in</strong>er neuen „Heimat“ gefunden<br />
hat und e<strong>in</strong> treuer Stammgast des Museums wurde ...<br />
Wie e<strong>in</strong> Museum entsteht und sich verändert...<br />
Jedes Museum hat se<strong>in</strong>en eigenen Stil und Charakter, der<br />
durch die Umstände se<strong>in</strong>es Entstehens, durch das Ambiente<br />
des Ortes und nicht zuletzt durch die Persönlichkeit<br />
des Museumsleiters geprägt wird. In Zusmarshausen<br />
hat die Gymnasiallehrer<strong>in</strong> und Pfarrgeme<strong>in</strong>deratsvorsitzende<br />
Gertraud Fendt zu Beg<strong>in</strong>n der 1970er Jahre im<br />
Rahmen der katholischen Jugendarbeit mehrere Jugendgruppen<br />
gegründet, die unter anderem mit der Betreuung<br />
der Geme<strong>in</strong>debücherei beschäftigt waren. Als man <strong>in</strong><br />
dem Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts, <strong>in</strong> dem die<br />
Bücherei untergebracht war, leerstehende Räume entdeckte,<br />
war die Idee geboren, dort e<strong>in</strong> Museum „als<br />
Erweiterung und Werbeobjekt“ für die Bücherei e<strong>in</strong>zurichten.<br />
Die 1974 eröffneten Museumsräume sollten nach<br />
dem Willen der Gründer<strong>in</strong> „Anschauungsmaterial für historische<br />
und heimatkundliche Bücher aufnehmen“. 2 Nur<br />
vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Gründungsmotivation wird<br />
verständlich, wie das „Heimatmuseum“ über den 1990<br />
erfolgten Umzug <strong>in</strong> das ehemalige Spitalgebäude h<strong>in</strong>aus<br />
e<strong>in</strong> wenig geordnetes und didaktisch nicht aufbereitetes<br />
Sammelsurium von zufällig im Museum gelandetem „Kulturstrandgut“<br />
se<strong>in</strong> und bleiben konnte. Nachdem sich die<br />
Notwendigkeit e<strong>in</strong>er grundlegenden Neugestaltung der<br />
Dauerausstellung immer dr<strong>in</strong>glicher <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
aller Überlegungen zur Zukunft des Museums gedrängt<br />
hatte, konnte der Geme<strong>in</strong>derat schließlich von dem Kon-<br />
Sonderdruck aus: Museum heute 24. Herausgegeben von der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. München, im Dezember 2002
16<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Im E<strong>in</strong>gangsbereich des Museums wurde dem ansonsten<br />
chronologisch angeordneten Rundgang e<strong>in</strong> die Ortsgeschichte<br />
prägendes Thema vorangestellt: Die Straße von<br />
Augsburg nach Ulm, an der Zusmarshausen liegt, ist<br />
buchstäblich der „rote Faden“ der Ortsgeschichte und<br />
somit des Konzepts für die neue Dauerausstellung: Der<br />
Ort liegt „am Weg“ (B 10, A 8), was für die Wahrnehmung<br />
e<strong>in</strong>e ambivalente Situation bedeutet: E<strong>in</strong>erseits gehen<br />
viele historische Entwicklungen auf diese Verkehrsachse<br />
zurück, andererseits rast heute so mancher auf der Autobahn<br />
e<strong>in</strong>fach nur am Ort vorbei, wie e<strong>in</strong> Hör-Feature mit<br />
Interviews vom Autobahn-Parkplatz bei Zusmarshausen<br />
belegt.<br />
E<strong>in</strong> Haus mit wechselvoller Geschichte: Das Museum Zusmarshausen<br />
ist seit 1990 im Dachgeschoss des ehemaligen Spitalgebäudes,<br />
das während des 3. Reichs als Arbeitsdienstlager diente,<br />
beheimatet.<br />
zept e<strong>in</strong>er Ausstellung zur „Geschichte e<strong>in</strong>es schwäbischen<br />
Marktortes“ überzeugt werden. 3 Die <strong>in</strong>haltliche und<br />
didaktische Neukonzeption wurde 2002 abgeschlossen.<br />
Das Museum bef<strong>in</strong>det sich im ehemaligen Spitalgebäude<br />
(„hospitale pro pauperibus“), das der Augsburger Fürstbischof<br />
Christoph von Stadion im Jahre 1534 zur Aufwertung<br />
des Marktes Zusmarshausen gestiftet hatte, <strong>in</strong> dem<br />
fast 90 % aller Anwesen zu se<strong>in</strong>em Besitz gehörten. Nach<br />
der Säkularisation wurde das Spitalgebäude zunächst als<br />
Rentamt genutzt, während des Dritten Reiches als Arbeitsdienstlager.<br />
Im Hof hat der örtliche Sportvere<strong>in</strong> nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg se<strong>in</strong>e Fußballspiele durchgeführt.<br />
Heute ist das Gebäude im Besitz der Geme<strong>in</strong>de und beherbergt<br />
nach der Sanierung <strong>in</strong> den 1980er Jahren neben<br />
dem Museum das Postamt und das Notariat. Der<br />
Dachstuhl aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, <strong>in</strong><br />
dem die neue Dauerausstellung auf ca. 250 m 2 ihren Platz<br />
gefunden hat, ist e<strong>in</strong> bedeutendes Zeugnis für die Zimmermannskunst<br />
vergangener Jahrhunderte.<br />
Von Staus auf der Autobahn...<br />
E<strong>in</strong> Museumsrundgang<br />
Zwei Leuchtkästen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ander gegenübergestellt: E<strong>in</strong><br />
Spottblatt auf die mühsamen Anfänge des Eisenbahnverkehrs<br />
und e<strong>in</strong>e Fotografie von dichtem Verkehr auf der<br />
Autobahn bei Zusmarshausen. Hatte der Posthalter von<br />
Zusmarshausen („Statthalter“ der berühmten Thurn-und-<br />
Taxis’schen Post) zu Beg<strong>in</strong>n des Eisenbahn-Abenteuers<br />
noch die naheliegende Trassenführung über Zusmarshausen<br />
verh<strong>in</strong>dert, konnte dieser Fauxpas erst 1938 mit<br />
der Eröffnung der Reichsautobahn München – Stuttgart<br />
mit e<strong>in</strong>er Anschlussstelle Zusmarshausen kompensiert<br />
werden. E<strong>in</strong>e Galerie berühmter Reisender im Ort (von<br />
Napoleon über Ludwig I. und Adolf Hitler bis zu Carl<br />
Gustav von Schweden) zeigt den Hauch großer Geschichte,<br />
den Straßenachse und Postverkehr <strong>in</strong>s Dorf geweht<br />
haben. Dazu s<strong>in</strong>d die Tagebuchnotizen von Reisenden zu<br />
lesen, die an dem Ort meist nur die e<strong>in</strong>genommenen<br />
Mahlzeiten und e<strong>in</strong>e etwaige Übernachtung zu erwähnen<br />
wissen...<br />
Zusmarshausen an der Donau<br />
Vor e<strong>in</strong> bis zwei Millionen Jahren floss die „Ur-Donau“<br />
durch das heutige Geme<strong>in</strong>degebiet von Zusmarshausen.<br />
Geologische Aufschlüsse <strong>in</strong> Kiesgruben bei Wörleschwang<br />
konnten durch Profilanalysen und die Bergung<br />
von ortsfremdem Geste<strong>in</strong>smaterial diesen Nachweis erbr<strong>in</strong>gen.<br />
Der geologische Sachverhalt ist <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
durch e<strong>in</strong>e alte Schulkarte mit dem E<strong>in</strong>trag des Verlaufs<br />
der Ur-Donau und durch zwei Ste<strong>in</strong>e (Eisenbachgranit<br />
aus dem Schwarzwald, Kalkste<strong>in</strong> aus dem Schwäbischen<br />
Jura) dargestellt.<br />
Zur Präsentation der Geologie des mittleren Zusamtales<br />
gehören e<strong>in</strong>ige auf den ersten Blick recht unspektakuläre<br />
Exponate, die aber durchaus <strong>in</strong>teressante Geschichten<br />
erzählen können. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e Auswahl von<br />
lokal vorkommenden „Bodenschätzen“ und deren Weiterverarbeitung<br />
vor Ort: E<strong>in</strong> Nagelfluh-Brocken steht für den<br />
e<strong>in</strong>zigen hier anstehenden Bauste<strong>in</strong> (Verwendung im<br />
mittelalterlichen Burgenbau, wie auf der Burg Wolfsberg
MUSEUMSPORTRÄT 17<br />
bei Ste<strong>in</strong>ekirch), Eisengeode und „Ofensau“ belegen mittelalterliche<br />
Eisenverhüttung, und schließlich lieferten die<br />
reichen Tonvorkommen seit römischer Zeit Töpfern, Hafnern<br />
und Zieglern den Rohstoff ihrer Tätigkeit (römischer<br />
Dachziegel, romanischer Backste<strong>in</strong>, Hafnereiabfälle des<br />
17. bis 20. Jahrhunderts, Ziegelformen des 19. Jahrhunderts).<br />
Der römische Brückenort „Pontone“<br />
Der römischen Straßenachse von Augsburg nach Günzburg<br />
verdankt der Raum des heutigen Zusmarshausen<br />
se<strong>in</strong>e Bedeutung <strong>in</strong> der Geschichte der Region. Am Zusamübergang<br />
dieser Straße entstand im ersten Jahrhundert<br />
nach Christus e<strong>in</strong>e römische Straßensiedlung („vicus“),<br />
die mit ihren giebelständigen Streifenhäusern, die<br />
<strong>in</strong> schmalen Parzellen entlang der siedlungsbildenden<br />
„Leitl<strong>in</strong>ie“ Straße aufgereiht s<strong>in</strong>d, typologisch an die spätmittelalterlichen<br />
Rodungsdörfer der Region er<strong>in</strong>nert. Der<br />
antike Name dieser Siedlung ist aus der Tabula Peut<strong>in</strong>geriana<br />
als „Pontone“ bekannt.<br />
Ausstellungssequenz „Ausgrabungen <strong>in</strong> der römischen Siedlung<br />
Pontone“<br />
Der Bestand des Museums an römischen Funden aus<br />
dieser Siedlung fand <strong>in</strong> den Jahren 1995/1996 durch bauvorgreifende<br />
Ausgrabungen im Neubaugebiet nördlich<br />
des alten Ortskerns e<strong>in</strong>e erfreuliche Ergänzung. 4 Im H<strong>in</strong>terhofbereich<br />
der Siedlung konnte e<strong>in</strong> römischer Töpferofen<br />
ausgegraben werden, der Fehlbrände von hier produzierter<br />
Gefäßkeramik enthielt. In zwei weiteren Vitr<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d Funde aus dem römischen Brandgräberfeld ausgestellt,<br />
etwa e<strong>in</strong> Zwei-Henkel-Krug als Urne zur Aufnahme<br />
des Leichenbrandes.<br />
Die vergrößerte Grabungsaufnahme von der Freilegung<br />
des römischen Töpferofens durch den ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter Manfred Fischer ist e<strong>in</strong> Beispiel für die bildliche<br />
Präsentationsform <strong>in</strong> der Ausstellung: Dreigliedrige<br />
Stoffbahnen vermitteln e<strong>in</strong>en optischen E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es<br />
Themas, gliedern gleichzeitig den offenen Raum des historischen<br />
Dachstuhls <strong>in</strong> Themenbereiche, ohne den<br />
Raume<strong>in</strong>druck durch massive E<strong>in</strong>bauten nachhaltig zu<br />
stören.<br />
Ortschaften als Spekulationsobjekte?<br />
Marktort im Mittelalter<br />
Ortschaften waren während des Mittelalters oftmals nur<br />
e<strong>in</strong> Spielball im Machtgefüge der Zeit. Die ständig wechselnden<br />
Besitzverhältnisse des Marktes Zusmarshausen<br />
haben uns zu der Idee <strong>in</strong>spiriert, e<strong>in</strong>e Darstellungsform<br />
analog des modernen Börsenbetriebs zu wählen: Über der<br />
Abbildung e<strong>in</strong>er historischen Ortsansicht, der die fiktive<br />
„Fieberkurve“ e<strong>in</strong>er Aktiennotierung unterlegt ist, läuft e<strong>in</strong><br />
digitales Schriftband mit Angabe der wechselnden Besitzer<br />
des Ortes, des Kaufjahres und des Kaufpreises. Die<br />
Installation soll bewusst an die Bilderwelt der Gegenwart<br />
er<strong>in</strong>nern, wo auf Fernsehkanälen ständig Bildleisten mit<br />
aktuellen Aktienkursen über die Mattscheibe flimmern.<br />
Bauern, Müller und Ziegeleibesitzer:<br />
Soziale Schichtung auf dem Dorf<br />
E<strong>in</strong> Ortsmodell von Gabelbach (e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det 1978) kann<br />
bei Führungen als Lehrbeispiel für die architektonisch ablesbare<br />
soziale Schichtung im Dorf und für bauliche Besonderheiten<br />
früherer Jahrhunderte museumsdidaktisch<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden: Auffällig für viele K<strong>in</strong>der ist beispielsweise<br />
der geschweifte Barock-Giebel e<strong>in</strong>es Hauses, das<br />
dem Ziegeleibesitzer gehörte und sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em äußeren<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild deutlich von den e<strong>in</strong>facheren Bauernund<br />
Söldhäusern abhebt. Interessant ist auch die Frage<br />
nach den kle<strong>in</strong>en hölzernen Gebäuden auf dem Hof (Klo-<br />
Häuschen; ke<strong>in</strong>e sanitären Anlagen im Haus) und den aus<br />
feuerpolizeilichen Gründen an die Wohnhäuser angebauten<br />
Backhäusern.
18<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
<strong>in</strong> der Ausstellung auf zwei Metern Länge nachgebaut, im<br />
„Erdstall“ ist e<strong>in</strong> Filmbeitrag des Bayerischen Fernsehens<br />
zu sehen, der dem Rätsel dieser Anlagen auf die Spur zu<br />
kommen versucht. Außen auf den „Erdstall“ s<strong>in</strong>d auf Folie<br />
gedruckte Erklärungsversuche angebracht, welche Funktion<br />
Forscher und Laien diesen Anlagen zugeschrieben<br />
haben – von Avent<strong>in</strong> bis <strong>in</strong> die heutige Zeit.<br />
Im Besitz der Augsburger Fürstbischöfe<br />
Modell von Gabelbach<br />
Durch e<strong>in</strong>en Glücksfall konnte das Museum im Frühjahr<br />
2002 den Nachlass der letzten „Rücklenmüller“ von Gabelbach<br />
übernehmen: Die beiden Porträts des Besitzer-<br />
Ehepaars, die der Münchener Kunstmaler J. Menrad im<br />
Jahre 1883 gefertigt hat, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> beredtes Zeugnis vom<br />
Wohlstand und Selbstbewusstse<strong>in</strong> des „Bauernadels“<br />
der damaligen Zeit.<br />
Ebenfalls aus dem Ortsteil Gabelbach stammen Hunderte<br />
Bruchstücke von wertvollen Tr<strong>in</strong>kgläsern des späten<br />
Mittelalters und der frühen Neuzeit, die zusammen mit<br />
Repliken der historischen Gläser <strong>in</strong> zwei Vitr<strong>in</strong>en präsentiert<br />
werden. Sie künden von e<strong>in</strong>em sozial höhergestellten<br />
Milieu (zum Beispiel von der Tafel e<strong>in</strong>er Burg); im Gegensatz<br />
dazu ist <strong>in</strong> der rechten Vitr<strong>in</strong>e das Oberteil e<strong>in</strong>es gewöhnlichen<br />
Kochtopfes ausgestellt (Fundort: Streitheim),<br />
wie er <strong>in</strong> bäuerlichen Küchen während des 15. Jahrhunderts<br />
<strong>in</strong> Verwendung stand.<br />
Im Rahmen der Bestandserhaltung wurde e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Seidenfahne aus dem 18. Jahrhundert mit f<strong>in</strong>anzieller<br />
Unterstützung der Zusmarshauser Ortsvere<strong>in</strong>e von der<br />
Textilrestaurator<strong>in</strong> Christiane Ott-Berger (Markt Leeder)<br />
für die Ausstellung restauriert und e<strong>in</strong>e unter konservatorischen<br />
Aspekten geeignete Vitr<strong>in</strong>e gestaltet. Die e<strong>in</strong>blättrige<br />
Fahne aus blauer Seide mit rot-weißem Flammenrand<br />
zeigt auf beiden Seiten e<strong>in</strong> aufgemaltes Mittelmedaillon:<br />
Auf der Vorderseite das rot-silberne Wappenschild<br />
der Augsburger Fürstbischöfe, auf der Gegenseite<br />
e<strong>in</strong>e stilisierte Ansicht des Zusmarshauser Rathauses.<br />
Die Fahne ist vermutlich e<strong>in</strong>e Stiftung des letzten Augsburger<br />
Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus (reg. 1762-<br />
1812), dessen monumentales Porträt sich ebenfalls im<br />
Besitz der Marktgeme<strong>in</strong>de Zusmarshausen bef<strong>in</strong>det.<br />
Im Blickpunkt der „großen“ Geschichte: Die letzte<br />
Schlacht des Dreißigjährigen Krieges<br />
Der Dreißigjährige Krieg stürzte die deutschen Staaten<br />
von 1618 bis 1648 <strong>in</strong> e<strong>in</strong> grenzenloses Chaos. Die katho-<br />
Besucher vor dem „Erdstall“, der im Inneren e<strong>in</strong>en Monitor birgt<br />
Rätsel um e<strong>in</strong>en unterirdischen Gang<br />
Bei Ausgrabungen vor dem Bau des neuen Pfarrzentrums<br />
am Kirchplatz <strong>in</strong> Zusmarshausen gelang e<strong>in</strong>e spektakuläre<br />
Entdeckung: Zu Tage kamen die bis dah<strong>in</strong> völlig unbekannten<br />
Reste e<strong>in</strong>es unterirdischen Gangsystems (sog.<br />
Erdställe), wie sie <strong>in</strong> großer Zahl aus dem Bayerischen<br />
Wald bekannt s<strong>in</strong>d, westlich des Lech aber e<strong>in</strong>e große<br />
Seltenheit bilden. Der Querschnitt dieses Erdstalls wurde
MUSEUMSPORTRÄT 19<br />
lischen Truppen des deutschen Kaisers kämpften gegen<br />
e<strong>in</strong>e Allianz der französischen und schwedischen Übermacht.<br />
Viele Dörfer und Städte wurden durch den Krieg<br />
zerstört, der Blutzoll war unvorstellbar, wie zeitgenössische<br />
Texte zur Verwüstung von Gabelbachergreut <strong>in</strong> der<br />
Ausstellung belegen.<br />
Im letzten Kriegsjahr kam es am 17. Mai 1648 zur entscheidenden<br />
Schlacht zwischen den <strong>in</strong> der Gegend um<br />
Zusmarshausen lagernden kaiserlichen Truppen und<br />
dem von der Donau nachrückenden französisch-schwedischen<br />
Heer. Auf den Angriff der Allianz zogen sich die<br />
Kaiserlichen, die den Auftrag zur „Konservierung der<br />
Armada“ hatten, <strong>in</strong> mehreren Rückzugsgefechten h<strong>in</strong>ter<br />
die Mauern der Reichsstadt Augsburg zurück. Die Gefechte<br />
entwickelten sich längs der Straße nach Augsburg,<br />
wobei größere Kämpfe bei Herpfenried, östlich<br />
Horgau und am Schmutterübergang – <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
durch zeitgenössische Kupferstiche mit Schlachtplänen<br />
vermittelt – stattgefunden haben. 5 Der letztlich unentschiedene<br />
Ausgang der Schlacht bei Zusmarshausen<br />
war Grundlage für die Unterzeichnung des Westfälischen<br />
Friedens von Münster und Osnabrück am 24. Oktober<br />
1648. Der Friedensvertrag brachte e<strong>in</strong>erseits zwar das<br />
lang ersehnte Ende des Blutvergießens und e<strong>in</strong>en Ausgleich<br />
der Konfessionen („Trautmannsdorfianum“),<br />
gleichzeitig damit aber auch die endgültige Festschreibung<br />
der Konfessionsspaltung.<br />
Für die Ausstellung hat Andreas Decke e<strong>in</strong>e Schlachtszene<br />
als großformatiges Schattenspiel entworfen, das<br />
(durch unterschiedliche Lichtreflexe h<strong>in</strong>terleuchtet) beim<br />
Besucher e<strong>in</strong>en lebendigen E<strong>in</strong>druck h<strong>in</strong>terlassen soll.<br />
Seidenfahne und Ölporträt des Augsburger Fürstbischofs Clemens<br />
Wenzeslaus (1762-1812) werden im Museum platziert<br />
Besucher betrachtet den „Behördenschrank“<br />
Über der Figurenszene prangt das drastische Kriegs-Gedicht<br />
„Abgedanckte Soldaten“ von Friedrich von Logau<br />
(1604-1655).<br />
Bauern und Beamte: Amtsort im 19. Jahrhundert<br />
Nach der Säkularisation wird die geistliche Grundherrschaft<br />
<strong>in</strong> Zusmarshausen durch die Verwaltungsstrukturen<br />
des neugeschaffenen Königreichs <strong>Bayern</strong><br />
abgelöst. Für den Ort bedeutet dies den Beg<strong>in</strong>n der<br />
„Amtsortszeit“: Behörden richten sich am Sitz von Landgericht<br />
(bis 1862) und Bezirksamt (bis 1929) e<strong>in</strong>, zugezogene<br />
Beamte br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e bürgerliche Architektur<br />
(Amtsgebäude, Bürgerhäuser mit Walmdächern) und<br />
Wohnkultur <strong>in</strong> den ansonsten bäuerlich strukturierten<br />
Ort. In zwei Themennischen s<strong>in</strong>d deshalb die „Welt des<br />
Amtsortes“ und die „Welt des Söldners“ e<strong>in</strong>ander gegenübergestellt:<br />
Dem Großfoto des Amtsgerichts steht<br />
das Großfoto e<strong>in</strong>es Söldhauses gegenüber, zum aufwendig<br />
verzierten Schreibpult des Kreisbaumeisters kontrastieren<br />
der e<strong>in</strong>fache Stubenschrank des Bauern und die<br />
schlichte Zimmertüre aus dem Söldhaus. 6 Welche Amtsgänge<br />
man früher direkt am Ort erledigen konnte, zeigt<br />
e<strong>in</strong> „Behördenschrank“: So hat der Bauer se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommensteuererklärung<br />
im Rentamt Zusmarshausen e<strong>in</strong>gereicht;<br />
es gab am Ort e<strong>in</strong>e KfZ-Zulassungsstelle, Notariat,<br />
Amtsgericht, Kreiskrankenhaus, sogar e<strong>in</strong>e eigene<br />
Zeitung.
20<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Zusmarshausen während des „Dritten Reichs“<br />
Vom 1934 erneuerten Dach e<strong>in</strong>es Söldhauses stammt e<strong>in</strong><br />
zeitgeschichtlich bedeutendes Exponat: Auf e<strong>in</strong>em Dachziegel<br />
(„Biberschwanz“) ist <strong>in</strong> der Art der bekannten „Feierabendziegel“<br />
die Parole „Heil Hitler“ e<strong>in</strong>geritzt: Konnte<br />
oder wollte man sich der nationalsozialistischen Propaganda<br />
nicht entziehen? Auch dann nicht, wenn man völlig<br />
unbeobachtet se<strong>in</strong>er täglichen Arbeit nachg<strong>in</strong>g? Gab es<br />
so etwas wie e<strong>in</strong>en gleichgeschalteten Alltag?<br />
Industrie auf dem Land: Das Beispiel Schwarzbräu<br />
Parole auf e<strong>in</strong>em „Feierabendziegel“ von 1934: Wieweit durchdrang<br />
die Propaganda den Alltag?<br />
E<strong>in</strong> bäuerlich und handwerklich strukturiertes Dorf veränderte<br />
mit der im 19. Jahrhundert beg<strong>in</strong>nenden Industrialisierung<br />
se<strong>in</strong> Gesicht zunächst nur wenig. Erst das<br />
20. Jahrhundert hat auch auf die Dörfer den Atem der<br />
modernen Zeit mit ihren arbeitsteiligen, automatisierten,<br />
<strong>in</strong>dustriellen Produktionsprozessen gebracht. Für Zusmarshausen<br />
ist die traditionelle Dorf-Brauerei Schwarzbräu<br />
beispielhaft ausgewählt worden, e<strong>in</strong>mal wegen ihrer<br />
auf Grund 350-jähriger Brautradition überregionalen<br />
Bekanntheit, zum anderen wegen des emotional ansprechenden<br />
„Kult-Produkts“ Bier. Neben verstaubten alten<br />
Bierflaschen, die im Keller e<strong>in</strong>es Söldhauses (für e<strong>in</strong>e<br />
Wiederverwendung als Sirupflaschen deponiert) gefunden<br />
wurden, neben Werbe-Plakaten aus den 1950er Jahren<br />
(Wiederaufbaumentalität, Geschlechterrollen) zeigt<br />
e<strong>in</strong> Film die Geschichte des Familienunternehmens und<br />
den <strong>in</strong>dustriellen Prozess e<strong>in</strong>er modernen Brauerei. Der<br />
Bildschirm wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Stapel von Bierkisten e<strong>in</strong>gebaut.<br />
Sonderausstellungsreihe „Kunst <strong>in</strong> der Region“<br />
Während der Schließung der Dauerausstellung zum<br />
Zweck der Neukonzeption konnte e<strong>in</strong> lang gehegter<br />
Wunsch realisiert werden. Das Nebengebäude besitzt<br />
e<strong>in</strong>en historischen Raum mit Kreuzgratgewölbe, der sich<br />
ideal für die Präsentation von Kunst eignet. Das Konzept<br />
besteht dar<strong>in</strong>, Künstler der Region dem lokalen Publikum<br />
bekannt zu machen, künstlerische Techniken vorzustellen<br />
und neues Publikum für das Museum zu erschließen.<br />
In den Jahren 1999-2002 wurden folgende künstlerische<br />
Techniken thematisiert: Malerei (Öl, Acryl, Aquarell, „Eisaquarell“),<br />
Bildhauerei (Ton- und Bronzeskulpturen, Puzzels),<br />
Graphik (Radierung, Lithographie), Glasmalerei und<br />
Goldschmiedekunst. Zuletzt befasste sich e<strong>in</strong>e Ausstellung<br />
unter dem Motto „Natur – Kunst“ mit der Wahrnehmung<br />
ästhetischer Strukturen <strong>in</strong> der Natur.<br />
Öffentlichkeitsarbeit 7 und Museumspädagogik<br />
Zur Neueröffnung der Dauerausstellung erschien e<strong>in</strong><br />
„Museumsführer“ im Booklet-Format. Alle Stationen des<br />
Museumsrundgangs und somit der Ortsgeschichte s<strong>in</strong>d<br />
dort mit e<strong>in</strong>em Foto e<strong>in</strong>es charakteristischen Objekts und<br />
e<strong>in</strong>em kurzen Text vertreten. Zu den Ausstellungen<br />
„Kunst <strong>in</strong> der Region“ ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Faltblatt, dessen Vorderseite<br />
(<strong>in</strong> ungefaltetem Zustand) gleichzeitig als Plakat<br />
verwendet werden kann. Zu allen wichtigen Ereignissen<br />
des Museumslebens berichtet die lokale Presse.<br />
Für museumspädagogische Aktivitäten bieten Ort und<br />
Museumsmitarbeiter große Chancen: Zum e<strong>in</strong>en wird hier<br />
neben Grund- und Hauptschule seit 2000 e<strong>in</strong>e neue Realschule<br />
für den westlichen Landkreis Augsburg aufgebaut,<br />
zum anderen ist der wichtigste (ehrenamtliche) Mitarbeiter<br />
am Museum e<strong>in</strong> ortsansässiger Künstler. Zu e<strong>in</strong>em<br />
Schwerpunkt des Museums hat sich deshalb seit<br />
e<strong>in</strong>igen Jahren die kreative Arbeit mit K<strong>in</strong>dern entwickelt.<br />
Neben Führungen für Schulklassen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Ferien<br />
und begleitend zu Sonderausstellungen künstlerische Aktionen<br />
im Museum statt, die e<strong>in</strong>en Bezug zu den Exponaten<br />
des Museums, zur Geschichte des Ortes, zu den<br />
Methoden der Museumsarbeit oder zu den <strong>in</strong> den Son-
MUSEUMSPORTRÄT 21<br />
Eigentum, der Erf<strong>in</strong>dung der V2-Raketen begangen habe,<br />
hält <strong>in</strong> den Fünfziger Jahren im örtlichen Kolp<strong>in</strong>g-Vere<strong>in</strong><br />
Vorträge über die Unmöglichkeit, zum Mond zu fliegen<br />
und macht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Garten und auf dem Mühlen-Weiher<br />
Versuche mit raketengetriebenen Spielzeug-Booten, neugierig<br />
beäugt von der Dorf-Jugend ...<br />
Sonderausstellung „Natur – Kunst“, 2002<br />
derausstellungen gezeigten künstlerischen Techniken<br />
herstellen: Unterschiedlichste Fundgegenstände werden<br />
auf Karton geklebt, die so entstandenen Collagen mit<br />
Farbe nachbearbeitet; die Technik des „Eisaquarells“ erkundet;<br />
Themen der Ortsgeschichte im Bild festgehalten;<br />
das F<strong>in</strong>den von <strong>in</strong>teressanten D<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Natur und<br />
bildnerisches Gestalten mit diesen Naturmaterialien<br />
thematisiert. Die Bilder zur Ortsgeschichte wurden bei<br />
der Neueröffnung des Museums als Sonderausstellung<br />
„K<strong>in</strong>der malen im Museum“ präsentiert: Zum e<strong>in</strong>en konnten<br />
somit die Zusmarshauser K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> die<br />
Veranstaltung e<strong>in</strong>gebunden werden (und nicht nur mit der<br />
üblichen Alibifunktion als Aufsager e<strong>in</strong>es Gedichtes), zum<br />
anderen sollte durch die Präsentationsform analog den<br />
Ausstellungen der „professionellen“ Künstler die Ernsthaftigkeit<br />
und die zum Teil hohe ästhetische Qualität der<br />
K<strong>in</strong>derarbeiten dokumentiert werden.<br />
„Der Flug zum Mond“: E<strong>in</strong> Ausstellungsprojekt<br />
E<strong>in</strong>e überraschend spannendes Ausstellungsprojekt (<strong>in</strong><br />
Planung für 2003) entwickelt sich, wenn der „e<strong>in</strong>geborene“<br />
Museumsleiter im Ort auf Spurensuche geht: Da<br />
sitzt der ehemalige Berl<strong>in</strong>er Schauspieldirektor Alfred<br />
Mühr im idyllischen Garten se<strong>in</strong>es Zusmarshauser Hauses<br />
weit draußen im Wald (woh<strong>in</strong> er sich se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>käufe<br />
br<strong>in</strong>gen lässt!) und erzählt als Zeitzeuge aus eigenem<br />
Erleben e<strong>in</strong>em Kamerateam von dem „Dynamit“, auf dem<br />
Gustaf Gründgens 1933 se<strong>in</strong>e Karriere als Preußischer<br />
Staats<strong>in</strong>tendant von Gör<strong>in</strong>gs Gnaden begonnen hat.<br />
Oder: Der Peenemünder Raketen-Ingenieur Moritz Pöhlmann<br />
schreibt <strong>in</strong> der lokalen Presse Leserbriefe über den<br />
„Diebstahl“, den Wernher von Braun an se<strong>in</strong>em geistigen<br />
H<strong>in</strong>ter diesem rätselhaften Treiben stehen Personen der<br />
Zeitgeschichte, von den Zeitläuften auf das schwäbischbayerische<br />
Land „verschlagen“, die ihre Er<strong>in</strong>nerungen mit<br />
sich getragen haben. Es tut sich e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen<br />
„großer“ Geschichte und dörflicher Lebenswirklichkeit<br />
auf, die Nahtstelle unterschiedlichster Erfahrungshorizonte<br />
lässt mentalitätsgeschichtlich <strong>in</strong>teressante E<strong>in</strong>blicke<br />
zu: Über dieses „Personal der Zeitgeschichte“ kam<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Ort wie Zusmarshausen <strong>in</strong> unmittelbare<br />
Berührung mit Personen und Ereignissen, die zuvor als<br />
„unendlich weit weg“ erschienen s<strong>in</strong>d. Wie haben sich die<br />
„Fremden“, die aus e<strong>in</strong>er gänzlich anderen Welt kamen,<br />
<strong>in</strong>s dörfliche Leben <strong>in</strong>tegriert? Wie s<strong>in</strong>d die Leute auf dem<br />
Land diesen unerwarteten, fremden Welten begegnet?<br />
Haben diese Begegnungen ihr Leben bee<strong>in</strong>flusst oder gar<br />
verändert?<br />
Jürgen Schmid<br />
Das Museum Zusmarshausen wurde 2002 mit e<strong>in</strong>em Anerkennungspreis<br />
für beispielhafte Museumsarbeit des<br />
Schwäbischen Museumspreises ausgezeichnet. Aus der<br />
Begründung: „Das Museum Zusmarshausen präsentiert<br />
seit 2002 mit <strong>in</strong>haltlicher und didaktischer Neukonzeption<br />
charakteristische Stationen e<strong>in</strong>es schwäbischen Marktortes.<br />
Die fachliche Kompetenz und das persönliche Engagement<br />
der ehrenamtlichen Museumsleitung geben e<strong>in</strong><br />
überzeugendes Beispiel für gelungene Museumsarbeit<br />
mit begrenzten personellen und f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten.“<br />
Museum Zusmarshausen, Augsburger Straße 11,<br />
86441 Zusmarshausen, Tel. 08291/87-0, Fax -40<br />
Öffnungszeiten:<br />
Sonntag 14-17 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
Führungen für Gruppen und Schulklassen nach<br />
Term<strong>in</strong>absprache
22<br />
MUSEUMSPORTRÄT<br />
Anmerkungen:<br />
1 Georg Mader: Bauernhaus und Bauernbrauch <strong>in</strong> Schwaben,<br />
<strong>in</strong>: Das Bayerland. Illustrierte Halbmonatsschrift für <strong>Bayern</strong>s<br />
Land und Volk 31/1920, Heft 2, S. 139-154<br />
2 Gertraud Fendt: Die etwas ungewöhnliche Geschichte e<strong>in</strong>er<br />
Museumsgründung, <strong>in</strong>: 20 Jahre Heimatmuseum Zusmarshausen,<br />
Museumsheft 1/1994, S. 8-15<br />
3 Die Neukonzeption wurde seit 1996 vom Verfasser, der das<br />
Museum seit 1989 ehrenamtlich betreut, verstärkt vorangetrieben.<br />
Nach Bereitstellung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel durch die Geme<strong>in</strong>de<br />
Zusmarshausen als Träger<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung (Dank gebührt<br />
1. Bgm. Albert Lett<strong>in</strong>ger, 2. Bgm. Walter Aumann und<br />
den Mitgliedern des Kulturausschusses) und nach erfolgter<br />
Zusage über Zuschüsse von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wurde 2000 die Neugestaltung<br />
der Dauerausstellung <strong>in</strong> Angriff genommen. Die Arbeiten, deren<br />
Gesamtetat <strong>in</strong>klusive der Honorare aller Beteiligten<br />
62.000.- Euro betrug, fanden mit der Eröffnung im Frühjahr<br />
2002 ihren Abschluss. Beteiligt waren neben dem Verfasser,<br />
der für das <strong>in</strong>haltliche Konzept verantwortlich zeichnet, vor allem<br />
Andreas Decke, Zusmarshausen (künstlerische Installationen,<br />
Gestaltung der Innene<strong>in</strong>richtung), Percy Berktold,<br />
Arethousa Verlagsservice München (grafische Arbeiten) und<br />
Ha<strong>in</strong>z Bretz, PSB Produktionsservice München (Druck, technische<br />
Ausführung).<br />
4 Zu den Ausgrabungen <strong>in</strong> der römischen Siedlung sowie zu den<br />
im Folgenden erwähnten Ausgrabungen im alten Ortskern:<br />
Jürgen Schmid: „Oppidum Zusemarhusen“. Forschungen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em mittelalterlichen Marktort, <strong>in</strong>: Das Archäologische Jahr<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1995, Stuttgart 1996, S. 150-153; ders.: „Oppidum<br />
Zusemarhusen“. Ausgrabungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mittelalterlichen<br />
Marktort, <strong>in</strong>: Jahrbuch des Historischen Vere<strong>in</strong>s Dill<strong>in</strong>gen<br />
99/1997, S. 27-51<br />
5Ernst Höfer: Das Ende des Dreißigjährigen Krieges. Strategie<br />
und Kriegsbild, Köln/Weimar/Wien 1997<br />
6 Zwei Beiträge des Museumsleiters kreisen um das für manchen<br />
leidige Thema „Museumsarbeit zwischen Nostalgie und<br />
Zukunftsplanung“: Helmut Gebhard/ Hans Frei (Hrsg.): Bauernhäuser<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 7: Schwaben, München 1999, S. 161-<br />
164; Jürgen Schmid: Zum Beispiel: Ortskernsanierung <strong>in</strong> Zusmarshausen<br />
(Lkr. Augsburg, Schwaben), <strong>in</strong>: Schönere Heimat<br />
88/1999, Heft 1, S. 15-22<br />
7Wenig zielführend für kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> ist der Anspruch von Ute<br />
Armanski, <strong>Museen</strong> brauchen PR. Gedanken zur<br />
Öffentlichkeitsarbeit, <strong>in</strong>: Museum heute 18/1999, S. 31-35. Zur<br />
Realität der ehrenamtlich betreuten <strong>Museen</strong> mit ca. 2.500.-<br />
Euro Jahresetat vgl.: Jürgen Schmid: Möglichkeiten und Grenzen<br />
der kle<strong>in</strong>en <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Schwaben oder Versuche der „Kulturarbeit“<br />
auf dem flachen Land. Anmerkungen aus Sicht des<br />
Heimatmuseums Zusmarshausen, <strong>in</strong>: Augsburger Volkskundliche<br />
Nachrichten 8/1998, S. 97-103
ARBEITSHILFEN 23<br />
DAS TEMPERIERTE ZENTRALDEPOT<br />
IM FREILICHTMUSEUM MASSING<br />
E<strong>in</strong>e Grundausstattung 33 Jahre nach der<br />
Museumsgründung<br />
Selbstverständlich sollte zuerst alles Notwendige geschaffen<br />
werden, bevor e<strong>in</strong> Museum se<strong>in</strong>en Betrieb aufnimmt:<br />
Personalstamm, Verwaltungsräume, Sammlung,<br />
Inventarisierung, Bibliothek, Ausstellungsräume, Bildund<br />
Verwaltungsarchiv, Medienraum, Werkstätten und –<br />
ohne jeden Zweifel – e<strong>in</strong> sachgerechtes Depot. Dann allerd<strong>in</strong>gs<br />
gäbe es viele <strong>Museen</strong> nicht, und viele besonders<br />
eigenwillige und manche geradezu liebenswürdige<br />
Sammlungen zählen dazu.<br />
Auch das Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g wurde gegründet,<br />
ohne dass damals absehbar gewesen wäre, wie weit sich<br />
diese lokale Initiative entwickeln würde. Das Museum ist<br />
seit se<strong>in</strong>er Eröffnung im Jahr 1969 gewachsen, hat Zeiten<br />
der Stagnation erlebt und des Wiedererstarkens. Seit vielen<br />
Jahren verfolgt die Museumsleitung das Ziel der Konsolidierung:<br />
Das Museumsgelände wurde durch Zukäufe<br />
abgerundet, ja erst zu e<strong>in</strong>em geschlossen Areal gemacht;<br />
die ehedem uniforme landwirtschaftliche Fläche wurde zu<br />
e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>strukturierten bäuerlichen Landschaft rückgebaut,<br />
Rundwege wurden angelegt, Fehler, die <strong>in</strong> den<br />
frühen Jahren des Museums beim Wiederaufbau der alten<br />
Häuser und Höfe geschahen, korrigiert.<br />
In jüngster Zeit konnten Verwaltungsräume <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen<br />
kle<strong>in</strong>en Gebäude geschaffen werden. Und es konnte<br />
– mit Förderung aus Mitteln der Europäischen Union und<br />
der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
– e<strong>in</strong> klimatisiertes Depot errichtet werden, das im<br />
Jahr 2002 se<strong>in</strong>en Betrieb aufnahm, also e<strong>in</strong> Drittel Jahrhundert<br />
nach der Gründung des Museums.<br />
Das Vorbild<br />
Im Freilichtmuseum F<strong>in</strong>sterau, das seit 1979 mit dem<br />
Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trägerzweckverband<br />
zusammengeschlossen ist, steht bereits seit 1988 e<strong>in</strong><br />
fachgerechtes Depot zur Verfügung (s. museum heute<br />
5/1993, S. 12-17). Es war unter den bayerischen Museumsdepots<br />
das erste, das konsequent auf Staplerbetrieb<br />
ausgerichtet und mit Paletten-Hochregalen ausgestattet<br />
war. Die bauliche Hülle e<strong>in</strong>es historischen Stadels<br />
und – zunächst – das Fehlen e<strong>in</strong>es hauptamtlichen Depotverwalters<br />
verursachten aber e<strong>in</strong>ige funktionale E<strong>in</strong>schränkungen,<br />
die sich im Laufe der Praxis als unzureichend<br />
und zum Teil h<strong>in</strong>derlich herausstellten:<br />
Außenansicht des Depots<br />
Die <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterau bestehende räumliche Trennung des E<strong>in</strong>gangslagers<br />
vom Depotgebäude war nicht praxisgerecht,<br />
ebenso erwies sich e<strong>in</strong> Büro unmittelbar im Depot als unverzichtbar.<br />
Bewährt hat sich jedoch die flexible Ausstattung,<br />
die gegen lang währende Gewohnheiten durchgesetzt<br />
wurde. Die zugezogenen Planer wollten immer genau<br />
wissen, welche D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> welcher Zahl zu berücksichtigen<br />
wären. Der Museumsleiter weiß es bis heute nicht,<br />
so engagiert er auch e<strong>in</strong> begründetes Sammlungskonzept<br />
verfolgt. Der Wandel der Zeit mit den Veränderungen<br />
ihrer D<strong>in</strong>g- und Wertwelt und e<strong>in</strong>e Fülle von Zufällen im<br />
Objektangebot zw<strong>in</strong>gen zu flexiblen Reaktionen im Erwerb<br />
von Inventar. Ebenso flexibel muss e<strong>in</strong> Depot se<strong>in</strong>.<br />
Bei der Planung des Depots im Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />
wurde nun auf die <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterau gewonnenen Erfahrungen<br />
zurückgegriffen. E<strong>in</strong> Büro wurde <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterau bereits<br />
nachgerüstet, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gangsschleuse soll demnächst<br />
vom Lagerraum abgetrennt werden. Ungelöst ist bis heute<br />
das über große Teile des Jahres auftretende Problem<br />
zu ger<strong>in</strong>ger Raumfeuchte im Depot. Mit Temperatursenkung<br />
alle<strong>in</strong> ist ihm nicht beizukommen.<br />
Status, Planung und Beratung<br />
Leiter und Täger des Freilichtmuseums Mass<strong>in</strong>g wussten<br />
stets um das e<strong>in</strong>e große Defizit: Die Bewahrung von Kulturgut<br />
war auf Dauer und bereits auf mittlere Frist <strong>in</strong> Mass<strong>in</strong>g<br />
nicht sichergestellt. Der Erwerb von Inventar war nur<br />
deshalb zu verantworten, weil im Freilichtmuseum F<strong>in</strong>sterau<br />
wenigstens <strong>in</strong> beschränktem Umfang Depotraum<br />
bereit stand. Museumsleiter und Museumsträger haben<br />
nach Kräften auf e<strong>in</strong>e Besserung der Situation h<strong>in</strong>gewirkt.<br />
Es wurde 2002, bis diese Besserung gelang. Sie war aber<br />
nur möglich geworden, weil andere, populärere Interessen<br />
h<strong>in</strong>tan gestellt worden waren. Die Stiftung Niederbayerisches<br />
Bauernhofmuseum Mass<strong>in</strong>g, die das Museum<br />
seit se<strong>in</strong>en Gründungsjahren begleitet, und der
24<br />
ARBEITSHILFEN<br />
ERDGESCHOSS<br />
A Traktorhalle<br />
B Quarantäneraum<br />
C E<strong>in</strong>gangsschleuse<br />
D Werkraum<br />
E Büro<br />
F Elektro/ EDV/ Heizung<br />
G Hochregallager<br />
1 Anlieferung/ E<strong>in</strong>gangsbuche<strong>in</strong>trag<br />
2 Vorre<strong>in</strong>igung<br />
3 Quarantäne/ Begasung<br />
4 Fe<strong>in</strong>re<strong>in</strong>igung<br />
5 Inventarisierung<br />
6 Konservierung/ Restaurierung<br />
7 E<strong>in</strong>lagerung <strong>in</strong> Palettenhochregale
ARBEITSHILFEN 25<br />
Depot Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g, Grundrisse<br />
OBERGESCHOSS<br />
H Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>ventarlager<br />
8 E<strong>in</strong>lagerung „Flachware“, Textilien, Keramik, sonstiges<br />
Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>ventar <strong>in</strong> Schubkästen, Schränke und Regale<br />
Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen Mass<strong>in</strong>g<br />
im Rottal und F<strong>in</strong>sterau im Bayerischen Wald, <strong>in</strong> dem<br />
sich neben den Landkreisen Freyung-Grafenau und Rottal-Inn<br />
und den Geme<strong>in</strong>den Mass<strong>in</strong>g und Mauth-F<strong>in</strong>sterau<br />
der Bezirk Niederbayern maßgeblich engagiert, haben<br />
die Gelegenheit sehr aufgeschlossen wahrgenommen,<br />
als sich mit der Fördercharge LEADER II der Europäischen<br />
Union e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit für die<br />
Baumaßnahme Depot abzeichnete. Es wird aber noch<br />
viele Jahre dauern, bis die unzureichende Situation, die<br />
sich im Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g <strong>in</strong> mehr als drei Jahrzehnten<br />
e<strong>in</strong>gestellt hat – mit Lagern <strong>in</strong> Dachböden, Stadeln<br />
und Schupfen – vollständig aufgehoben ist.
26<br />
ARBEITSHILFEN<br />
Der Träger des Freilichtmuseums Mass<strong>in</strong>g, der Zweckverband<br />
Niederbayerische Freilichtmuseen, hatte den<br />
Betriebsleiter des Museums, Architekt Dipl.-Ing. FH Hermann<br />
Lichtnecker, mit der Planung des Gebäudes beauftragt.<br />
Se<strong>in</strong> Vorschlag und Empfehlungen der Förderbehörde<br />
veranlassten die Konstruktion <strong>in</strong> der Technik des<br />
Holzrahmenbaus. Ger<strong>in</strong>ge Baufeuchte bei der Inbetriebnahme<br />
als Depot und gute Klimawerte über die zwischenzeitlich<br />
zu überblickende Zeit bestätigen, dass die<br />
Wahl dieser Bautechnik richtig war. Von Beg<strong>in</strong>n an war<br />
Georg Waldemer, der für das Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />
zuständige Berater <strong>in</strong> der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong>, <strong>in</strong> die Planung e<strong>in</strong>gebunden. Auf se<strong>in</strong>e<br />
Initiative wurde zudem e<strong>in</strong> Restaurator h<strong>in</strong>zugezogen, Johannes<br />
Baur, der mit Lagerklima, volkskundlichen Objekten<br />
aus Materialverbund, Lager- und Transporthilfsmitteln<br />
und den oft praktisch e<strong>in</strong>schränkenden Bed<strong>in</strong>gungen des<br />
Museumsalltags vertraut ist.<br />
Zum Depotverwalter wurde mit Hans Eich<strong>in</strong>ger nach F<strong>in</strong>sterauer<br />
Vorbild e<strong>in</strong> langjähriger Angestellter bestellt, der<br />
über e<strong>in</strong>e technische Ausbildung, außerdem über Kenntnisse<br />
<strong>in</strong> Verwaltung, Konservierung und <strong>in</strong> überdurchschnittlichem<br />
Maß <strong>in</strong> EDV verfügt. Dieser Mitarbeiter hat<br />
bereits bei der Planung der Innenausstattung und der<br />
Konzeption der Raumabfolge maßgeblich mitgewirkt.<br />
Der Betrieb<br />
Das Management des Depotbetriebs liegt <strong>in</strong> der Hand des<br />
Depotverwalters. Er stellt sicher, dass Transport, E<strong>in</strong>gangsbuch,<br />
Re<strong>in</strong>igung und Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung, Objekterfassung<br />
und E<strong>in</strong>lagerung fachgerecht geschehen. Er<br />
verwaltet <strong>in</strong> der Folge auch E<strong>in</strong>- und Abgang von Inventar<br />
für eigene Ausstellungen, Restaurierungen oder Leihgaben.<br />
Ihm steht ständig e<strong>in</strong>e Depothelfer<strong>in</strong> zur Verfügung,<br />
weitere Arbeiter werden nach Bedarf und Verfügbarkeit<br />
aus dem Personalstamm des Museums h<strong>in</strong>zugezogen.<br />
Der Depotverwalter zieht nach Rücksprache mit dem Museumsleiter<br />
externen Rat von Restauratoren und Wissenschaftlern<br />
bei. Volkskundlich wissenschaftlich ausgebildete<br />
Mitarbeiter werden im Rahmen von Werkverträgen<br />
engagiert und spezifische Objektgruppen auf diese Weise<br />
von ausgewiesenen Fachleuten bearbeitet. Der Depotverwalter<br />
b<strong>in</strong>det die Ergebnisse der wissenschaftlichen Inventarisierung<br />
<strong>in</strong> den Gesamtrahmen der Objekterfassung<br />
e<strong>in</strong>. In F<strong>in</strong>sterau gelang so die erfolgreiche Bearbeitung<br />
der Materialgruppen Keramik und Glas, Textilien, gefasste<br />
Möbel, Wandschmuck, Lederobjekte, Schmiedewerkzeug<br />
und Traktoren. Die Depotverwaltung <strong>in</strong> Mass<strong>in</strong>g hat, auf<br />
den Vorarbeiten von F<strong>in</strong>sterau aufbauend, die Gruppen<br />
Keramik und Möbel <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit bearbeitet.<br />
Neben dem Betrieb des Depots ist der Depotverwalter<br />
auch für die Revision der Objekte <strong>in</strong> den Dauerausstellungen<br />
des Museums zuständig. Dass er umfassend mit<br />
den Anforderungen vertraut se<strong>in</strong> muss, die historische<br />
Objekte <strong>in</strong> der Handhabung, Lagerung, Verwaltung und<br />
Pflege aufwerfen, sei hier nur der Form halber noch notiert.<br />
Die wissenschaftliche Museumsarbeit wird im Freilichtmuseum<br />
Mass<strong>in</strong>g auf ihre eigentlichen Aufgaben<br />
konzentriert, von den auf kont<strong>in</strong>uierliche Präsenz angewiesenen<br />
Verwaltungsarbeiten im Depotwesen wird sie<br />
entlastet.<br />
Raumstruktur und Arbeitsabläufe<br />
Kern des Mass<strong>in</strong>ger Zentraldepots ist e<strong>in</strong> stützenfrei<br />
überdachtes Hochregallager, das im aktuellen Ausbau<br />
256 m 2 Grundfläche besitzt. Planungsvorgabe des Museumsleiters<br />
war, dass dieser Raum nach Bedarf so erweitert<br />
werden kann, dass ke<strong>in</strong>e Umstrukturierung der<br />
Raumabfolge notwendig wird. Dasselbe gilt für den traufseitigen<br />
Anbau, <strong>in</strong> den durch e<strong>in</strong>e lückenlose Abfolge von<br />
Toren Fahrzeuge e<strong>in</strong>gestellt werden können. Der Architekt<br />
hat den Bau so gestaltet und im Gelände angeordnet,<br />
dass diese Räume <strong>in</strong> der Gebäudeachse unaufwändig zu<br />
verlängern s<strong>in</strong>d. Alle zugeordneten Funktionsräume s<strong>in</strong>d<br />
am Kopf des Bauwerks angelegt. Das Depot des Freilichtmuseums<br />
Mass<strong>in</strong>g kann also mit se<strong>in</strong>er Sammlung<br />
wachsen.<br />
Vorgabe war außerdem, dass im Kerndepot e<strong>in</strong> Klima<br />
erzeugt werden kann, das hohen konservatorischen Ansprüchen<br />
genügt. Für das Fahrzeuglager gelten bescheidenere<br />
Vorgaben, sonst wären auch die großen Torflächen,<br />
die am Bau stets e<strong>in</strong>e Schwächung der Außenhaut<br />
darstellen, nicht zu verantworten gewesen. Und selbstverständlich<br />
können Traktoren und Dreschwägen, Mähb<strong>in</strong>der<br />
und Schrannenwägen auch dann verantwortlich<br />
gelagert werden, wenn ihnen nicht e<strong>in</strong> Raumklima zugestanden<br />
wird, das wir bei Gemälden und Textilien, Papier<br />
und gefassten Möbeln für erforderlich ansehen. Die Verwaltung<br />
e<strong>in</strong>es Museums, <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en<br />
kommunalen, darf auch nicht die Kosten des laufenden<br />
Betriebs aus den Augen verlieren.<br />
Zum Kerndepot gibt es nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Zugang (die<br />
Handpforte am abgelegenen Gebäudeende ist ausschließlich<br />
Fluchttüre), er führt durch den Werkraum am<br />
Büro des Depotverwalters vorbei. Dieses Büro ist zum<br />
Werkraum h<strong>in</strong> großzügig verglast, denn e<strong>in</strong> Depotverwalter<br />
ist auch „Zerberus“. Der Autor hat schon zu viele<br />
Depots kennen gelernt, an deren Tor offenbar niemand<br />
Wache hält.
ARBEITSHILFEN 27<br />
e<strong>in</strong>er mobilen Begasungshülle, e<strong>in</strong>em sogenannten Bubble,<br />
verklebt werden kann. Dass <strong>in</strong> diesem Quarantäneraum<br />
des Museumsdepots nur Fachfirmen begasen, ist<br />
selbstverständlich.<br />
Über den Funktionsräumen ist e<strong>in</strong> Zwischengeschoss<br />
e<strong>in</strong>gezogen, das zum Hochregallager h<strong>in</strong> offen ist und<br />
von dort aus auch mit Hilfe des Staplers versorgt wird.<br />
Dieser Raum ist vollständig mit pulverbeschichteten<br />
Schränken und Schubladenkommoden aus Stahlblech<br />
ausgestattet. Hier werden Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>ventar (Keramik, Glas,<br />
Textilien usw.) und flaches Sammlungsgut e<strong>in</strong>gelagert.<br />
Gitterwände zum Hängen von Wandschmuck wurden aus<br />
Depot Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g, Querschnitt<br />
Im Werkraum wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehendes Inventarstück für das<br />
Depot vorbereitet: Objekterfassung e<strong>in</strong>schließlich digitaler<br />
Ablichtung, restauratorische Begutachtung, wissenschaftliche<br />
Analyse und Beschreibung, Konditionierung für die<br />
E<strong>in</strong>lagerung. An dieser Stelle ist das zu <strong>in</strong>ventarisierende<br />
Objekt bereits sauber. Denn es gelangt dorth<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>gangsschleuse, <strong>in</strong> der es von se<strong>in</strong>er Transportverpackung<br />
befreit, flüssig oder mechanisch gere<strong>in</strong>igt, abgebürstet<br />
oder abgesaugt wird. Grobe Verschmutzungen an<br />
robusten Neuzugängen (z. B. an landwirtschaftlichen Geräten<br />
Erde, Schmierfette, angetrocknetes Gras oder <strong>in</strong><br />
Spalten und Ritzen steckende Spreu, häufig auch Mist)<br />
werden – sofern dies nach gewissenhafter Prüfung der<br />
konservatorischen Anforderungen unbedenklich ersche<strong>in</strong>t<br />
– <strong>in</strong> der Nähe des Depots auf e<strong>in</strong>em mit Fettabscheider<br />
ausgestatteten offenen Waschplatz abgewaschen. In das<br />
Depot – auch <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>gangsschleuse! – fahren ke<strong>in</strong>e<br />
Kraftfahrzeuge e<strong>in</strong>. Anlieferfahrzeuge stellen ihre Ladung<br />
auf e<strong>in</strong>em betonierten Vorplatz vor der Schleuse ab. Dort<br />
werden sie vom Elektrostapler des Depots aufgenommen<br />
und <strong>in</strong> das Gebäude transportiert. Die Betriebssicherheit<br />
erfordert, dass der Depotverwalter als Staplerfahrer ausgebildet<br />
ist. Im Werkraum erfolgt auch die Bearbeitung<br />
von Inventarabgängen: Der Standortwechsel wird <strong>in</strong> der<br />
Inventardatei nachgetragen und das Objekt wird für den<br />
Transport gesichert. In der E<strong>in</strong>gangsschleuse wird es dann<br />
zum Abholen bereit gestellt.<br />
Neben der E<strong>in</strong>gangsschleuse ist e<strong>in</strong> Quarantäneraum e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Dorth<strong>in</strong> kommen nach dem E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong>s E<strong>in</strong>gangsbuch<br />
und der Re<strong>in</strong>igung solche Neuerwerbungen,<br />
die nicht ohne Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung <strong>in</strong> den Werkraum<br />
oder gar <strong>in</strong> das Kerndepot gelangen dürfen. Der Boden<br />
dieses Quarantäneraums ist mit e<strong>in</strong>er stabilen Folie (e<strong>in</strong><br />
beschichtetes Gewebe) ausgelegt, die nach Bedarf mit<br />
Blick <strong>in</strong> das Hochregallager mit Elektrostapler<br />
Kostengründen zunächst zurückgestellt; sie sollen aber<br />
demnächst nachgerüstet werden.<br />
Die Daten<br />
Alle baulichen und f<strong>in</strong>anziellen Daten des Depots s<strong>in</strong>d repräsentativ<br />
für das Depot e<strong>in</strong>es volkskundlichen Museums,<br />
e<strong>in</strong>es Heimatmuseums. Das kann nach e<strong>in</strong>er Saison<br />
<strong>in</strong>tensiven und erfolgreichen Betriebs festgestellt<br />
werden. Interpretationsbedürftig ist aber der Wert<br />
1.127,00 e pro m 2 Lagerfläche. Dieser Preis ersche<strong>in</strong>t immens.<br />
Er wird dann deutlich s<strong>in</strong>ken, wenn Kerndepot und<br />
Fahrzeughalle erweitert werden. Denn an Büro, Werkraum,<br />
E<strong>in</strong>gangsschleuse und Quarantäneraum muss sich nichts<br />
ändern, wenn durch e<strong>in</strong> Verlängern des Depotgebäudes<br />
auch e<strong>in</strong> Vielfaches an Lagerraum h<strong>in</strong>zukommt. Aber<br />
auch dann wird museumsgerechte Lagerfläche noch e<strong>in</strong>en<br />
hohen Preis haben. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist jeder<br />
Erwerb, also auch e<strong>in</strong>e großzügige Schenkung, kritisch zu
28<br />
ARBEITSHILFEN<br />
bedenken, und auch Alt<strong>in</strong>ventar ist mit H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Lagerkosten neu zu würdigen, bevor es erneuten Inventarisierungs-<br />
und Konservierungsaufwand erfährt.<br />
Das klimatisierte Depot des Freilichtmuseums Mass<strong>in</strong>g,<br />
errichtet 2000/2001, ausgestattet 2001/2002, weist folgende<br />
Baudaten auf:<br />
Umbauter Raum gesamt 4.153,80 m 3<br />
davon<br />
Nutzflächen 621,85 m 2<br />
– E<strong>in</strong>gangsschleuse 40,42 m 2<br />
– Quarantäne 39,70 m 2<br />
– Inventarisation 59,66 m 2<br />
– Büro 23,26 m 2<br />
– Depot (Hochregallager) 255,90 m 2<br />
– Technik 11,14 m 2<br />
– W<strong>in</strong>dfang 5,46 m 2<br />
– DU/WC 4,75 m 2<br />
– Großgerätehalle 66,60 m 2<br />
– Schranklager (OG) 114,96 m 2<br />
Lagerfläche Hochregallager 357,86 m 2<br />
(entspricht ca. 350 EUR-Paletten)<br />
Lagerfläche Schranklager 261,54 m 2<br />
– Schubschränke für Flachware 49,14 m 2<br />
– Stahlschränke<br />
(e<strong>in</strong>schl. geplante Erweiterung) 138,00 m 2<br />
– Regale 74,40 m 2<br />
Baukosten<br />
698.000,00 e<br />
davon<br />
– Roh- und Ausbaukosten 589.700,00 e<br />
– E<strong>in</strong>richtung und Ausstattung 108.300,00 e<br />
Die Gesamtbaukosten entsprechen damit ca. 168,00 e/m 3<br />
umbautem Raum und ca. 1.127,00 e/m 2 Lagerfläche.<br />
Die nächsten Schritte<br />
Als im Sommer 2002 im Mass<strong>in</strong>ger Depot der Betrieb begann,<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt Inventar zurückgeholt,<br />
das viele Jahre <strong>in</strong> das Zentraldepot im Freilichtmuseum<br />
F<strong>in</strong>sterau ausgelagert gewesen war. Keramik<br />
wurde unmittelbar <strong>in</strong> das Depot übernommen, denn der<br />
Re<strong>in</strong>igungsaufwand war bei diesen bereits museumsgerecht<br />
behandelten Objekten ger<strong>in</strong>g und die Objekterfassung<br />
beschränkte sich auf e<strong>in</strong>e Inventur und den erforderlichen<br />
Nachtrag zur Standortveränderung. Gefasste<br />
Möbel wurden zuerst e<strong>in</strong>er Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung mit<br />
Gas zugeführt. E<strong>in</strong>e Behandlung des Stadels beim Heilmeierhof<br />
des Museums war bereits geplant, und dabei<br />
wurde 2002 das Inventar mitbegast. 1 Das <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterau<br />
zwischengelagerte Inventar war <strong>in</strong> allen Teilen bereits<br />
konservatorisch bearbeitet, <strong>in</strong> manchen Teilen auch restauriert.<br />
Schwere Schäden weisen aber solche Sammlungsteile<br />
auf, die über Jahre und Jahrzehnte <strong>in</strong> Mass<strong>in</strong>ger Museumsnotlagern<br />
untergebracht waren. Die Konservierungs-<br />
und Restaurierungsaufgaben, die daraus erwachsen,<br />
s<strong>in</strong>d noch nicht absehbar. Dieses Schicksal teilt das<br />
Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g mit vielen anderen <strong>Museen</strong>.<br />
Der Deutsche Museumsbund forderte im September<br />
2002 e<strong>in</strong> „Nationales Programm zur Restaurierung von<br />
mobilem Kulturgut“: „E<strong>in</strong> alarmierender Prozentsatz der<br />
Bestände hat durch häufiges Umlagern (...), Umweltschäden<br />
oder Restaurierungsfehler <strong>in</strong> der Vergangenheit bedenkliche<br />
Schäden erlitten, die es dr<strong>in</strong>gend aufzuhalten<br />
bzw. auszugleichen gilt, wenn die Objekte nicht <strong>in</strong> wenigen<br />
Jahren unwiederbr<strong>in</strong>glich verloren gehen sollen.“ 2<br />
Künftig wird im Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g kont<strong>in</strong>uierlich<br />
Sammlungsgut behandelt und <strong>in</strong> das Depot übergeführt<br />
werden. Die Konservierung oder Restaurierung von Kutschen<br />
und sonstigem Fuhrwerk, landwirtschaftlichem<br />
Gerät, bäuerlichem Hausrat, Alltags- und Festtagskleidung,<br />
Trachtenaccessoires, trivialem Wanddekor und dergleichen<br />
ist besonders anspruchsvoll, weil viele Materialien<br />
im Verbund verarbeitet s<strong>in</strong>d. Neue Anforderungen an<br />
die Langzeitlagerung stellen zudem Hart- und Weichkunststoffe,<br />
Folien, beschichtete Gewebe, Schaumstoffe<br />
und kaschierte Oberflächen.<br />
Der Transport von volkskundlichem Museums<strong>in</strong>ventar ist<br />
aufwändig (vor allem sperriges landwirtschaftliches<br />
Gerät, Fuhrwerk und Zugmasch<strong>in</strong>en) und immer wieder<br />
auch mit zusätzlichen Schädigungen verbunden. Deshalb<br />
ist das Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g bestrebt, alle Konservierungsarbeiten<br />
und e<strong>in</strong>en großen Teil der Restaurierungen<br />
im Museum durchzuführen. Nach Bedarf werden<br />
Fachrestauratoren zur Bearbeitung vor Ort herangezogen.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Transport <strong>in</strong> externe Restaurierungswerkstätten<br />
nicht vermeidbar ist, können Transportschäden<br />
durch e<strong>in</strong>e vor Ort vorgeschaltete Konservierung verh<strong>in</strong>dert<br />
werden.<br />
In der bereits e<strong>in</strong>gespielten Zusammenarbeit e<strong>in</strong>es auf<br />
Depot und volkskundliche Bestände spezialisierten freiberuflichen<br />
Restaurators, e<strong>in</strong>es volkskundlich und handwerklich<br />
ausgebildeten, freiberuflichen Inventarisators<br />
und e<strong>in</strong>es angestellten Depotverwalters kann dieses Vor-
ARBEITSHILFEN<br />
29<br />
DEM SCHIMMEL DIE SPOREN GEBEN<br />
Zur Schimmelpilz-Bekämpfungsaktion im<br />
Freilichtmuseum an der Glentleiten<br />
gehen im Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g beispielhaft realisiert<br />
werden. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
begleitet die Maßnahme, wie sie bereits Bau und E<strong>in</strong>richtung<br />
des Depots beraten hat. Das Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />
beschäftigt selbst Facharbeiter für Landmasch<strong>in</strong>entechnik<br />
und für Holzbearbeitung, die zu Konservierungsarbeiten<br />
h<strong>in</strong>zugezogen werden können, außerdem e<strong>in</strong>e<br />
für Depotarbeiten angelernte, hauswirtschaftlich ausgebildete<br />
Kraft.<br />
Unter Aufsicht des Depotverwalters und unter regelmäßiger<br />
Betreuung durch e<strong>in</strong>en qualifizierten Restaurator können<br />
diese Facharbeiter wesentliche Teile der Konservierungsarbeiten<br />
leisten. Nur unter solch wirtschaftlichen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen kann e<strong>in</strong> großer und <strong>in</strong>homogener Inventarbestand,<br />
wie er für volkskundliche <strong>Museen</strong> und für Freilichtmuseen<br />
besonders typisch ist, langfristig bewältigt<br />
und f<strong>in</strong>anziert werden. Zur Realisierung plant der Museumsträger<br />
<strong>in</strong> der unmittelbaren Nachbarschaft zum bestehenden<br />
Depot die Errichtung e<strong>in</strong>es Werkstattgebäudes<br />
mit getrennten Werkräumen für die Konservierung<br />
von Holzobjekten, von Metallobjekten und – mit höherem<br />
Anspruch an die Re<strong>in</strong>heit – von Lederobjekten, Textilien,<br />
Verbundobjekten und ähnlichem. Diese Räume stehen<br />
externen Fachkräften auf für Restaurierungsarbeiten zur<br />
Verfügung. Die Pläne sehen außerdem e<strong>in</strong> zugehöriges<br />
Werkstofflager und Sozialräume für die <strong>in</strong> den Werkstätten<br />
und im Depot Beschäftigten vor.<br />
Die Erweiterung des Sammlungsbestandes soll im Freilichtmuseum<br />
Mass<strong>in</strong>g zukünftig gegenüber der Erhaltung<br />
und Erschließung des vorhandenen Bestandes nachrangig<br />
behandelt werden.<br />
Mart<strong>in</strong> Ortmeier<br />
Im W<strong>in</strong>ter 2001/2002 wurde am Freilichtmuseum des Bezirks<br />
Oberbayern an der Glentleiten e<strong>in</strong>e groß angelegte<br />
Aktion zur Bekämpfung von Schimmel an den Möbelbeständen<br />
durchgeführt. Da die Schimmelpilz-Problematik<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Museumswelt von allgeme<strong>in</strong>em Interesse<br />
ist, soll hier die Vorgehensweise <strong>in</strong> der nötigen Ausführlichkeit<br />
dargelegt werden. Obwohl sich für andere <strong>Museen</strong><br />
daraus sicherlich Anregungen und Hilfestellungen<br />
ergeben, so muss doch davor gewarnt werden, Konzept<br />
sowie Art und Weise der Durchführung unreflektiert zu<br />
übernehmen. In jedem Fall s<strong>in</strong>d das H<strong>in</strong>zuziehen e<strong>in</strong>er<br />
beratenden Institution und die Prüfung des Vorgehens<br />
durch das Gesundheitsamt oder Betriebsärzte dr<strong>in</strong>gend<br />
anzuraten.<br />
E<strong>in</strong> ausgewachsenes Problem<br />
Im größten Möbeldepot des Freilichtmuseums an der<br />
Glentleiten, dem „Starkerer“-Depot <strong>in</strong> den Räumen unter<br />
der Museumsgaststätte, bestand seit langem e<strong>in</strong> massives<br />
Schimmelpilz-Problem. Alle dort gelagerten Möbelstücke<br />
waren mehr oder m<strong>in</strong>der stark befallen.<br />
Bis Sommer 2001 war Ursachenforschung betrieben<br />
worden: Die lückenlosen Klimaaufzeichnungen seit 1997<br />
hatten ergeben, dass es <strong>in</strong> den Sommermonaten zu hohen<br />
relativen Luftfeuchten kam, die auch über die Wandtemperierung<br />
nicht <strong>in</strong> den Griff zu bekommen waren. Die<br />
Klimaregulierung erfolgte deshalb über e<strong>in</strong>en auf das notwendigste<br />
Maß beschränkten E<strong>in</strong>satz von Luftentfeuchtern.<br />
So konnte e<strong>in</strong>em weiteren Wachstum des Schimmelpilzes<br />
vorerst E<strong>in</strong>halt geboten werden. Mit der Entfernung<br />
des Befalls wollte man jedoch warten, bis se<strong>in</strong>e Ursachen<br />
h<strong>in</strong>länglich geklärt und abgestellt se<strong>in</strong> würden.<br />
Nun war man zuversichtlich, dies erreicht zu haben 1 , und<br />
man begann mit der Suche nach wirksamen und dabei<br />
schonenden, vor allem aber wissenschaftlich fundierten<br />
Konzepten zur Entfernung des Schimmelpilzes.<br />
Schimmelpilze als Gefahr für den Menschen?<br />
Anmerkungen<br />
1 Beim Depot des Freilichtmuseums F<strong>in</strong>sterau war wegen der<br />
historischen Hülle e<strong>in</strong>e solche Gebäudebegasung geplant gewesen,<br />
Inventar wurde deshalb nur bei sichtbarem Befall nicht<br />
<strong>in</strong> das Lager aufgenommen. Es stellte sich aber dann heraus,<br />
dass die umstrittene Wandschalenheizung des Depots mit<br />
ihren schwer zugänglichen Hohlräumen e<strong>in</strong>e solche Begasung<br />
nicht erlaubt.<br />
2 Schreiben des Deutschen Museumsbundes an die <strong>Museen</strong> im<br />
Zuge e<strong>in</strong>er Umfrage, Berl<strong>in</strong>, September 2002<br />
Insbesondere bei massivem Schimmelbefall, wie er im<br />
Möbeldepot des Freilichtmuseum an der Glentleiten bereits<br />
mit bloßem Auge sichtbar war, stellt sich die Frage<br />
nicht nur nach se<strong>in</strong>er materialschädigenden Wirkung,<br />
sondern auch nach e<strong>in</strong>er möglichen Gesundheitsgefährdung<br />
für alle Mitarbeiter, die mit den Objekten <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Form umgehen. Auch muss man überlegen, ob e<strong>in</strong>e<br />
Differenzierung der Schimmelpilze vor e<strong>in</strong>er Behandlung<br />
erforderlich ist. Es ist festzustellen, dass nur relativ wenige<br />
Schimmelpilze <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, bei Körpertemperatur
30<br />
ARBEITSHILFEN<br />
der Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen<br />
stattf<strong>in</strong>den. Noch weniger werden Ergebnisse, aber auch<br />
die Erfahrungen bei den noch kaum im Detail dokumentierten<br />
Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. Die Gründe hierfür dürften nicht zuletzt<br />
dar<strong>in</strong> liegen, dass sich e<strong>in</strong> derartig massiver Befall<br />
unter materialgerechten Aufbewahrungssituationen, die<br />
im Museum wünschenswert wären, gar nicht ausbilden<br />
dürfte, und man daher derartige „Pannen“ lieber verschweigt.<br />
Trockenre<strong>in</strong>igung mit Staubsauger und P<strong>in</strong>sel<br />
noch zu wachsen. Von diesen thermotoleranten Arten<br />
kann aber e<strong>in</strong>e extreme Gefährdung für Personen mit geschwächtem<br />
Immunsystem ausgehen, da sie sich im Körper<br />
zu Mykosen entwickeln können.<br />
Obwohl jeder Mensch <strong>in</strong>dividuell auf Allergene reagiert,<br />
wie es ja auch für andere Belastungen bekannt ist, die zu<br />
Hausstaub-, Tierhaar- oder Pollenallergie führen können,<br />
lässt sich dennoch e<strong>in</strong>e Gruppe von Pilzen feststellen, die<br />
bei relativ vielen Menschen allergische Symptome hervorrufen.<br />
Auch die Schimmelpilze, bekannt als potentielle<br />
Mykotox<strong>in</strong>produzenten, s<strong>in</strong>d hier gesondert zu betrachten,<br />
<strong>in</strong>sbesondere wenn Tätigkeiten ausgeführt werden<br />
sollen, bei denen mit Pilzen belasteter Staub aufgewirbelt<br />
wird.<br />
Nach diesen Kriterien lassen sich also die verschiedenen<br />
Schimmelpilze unterschiedlich bewerten, was e<strong>in</strong>e Artanalyse<br />
durchaus s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en lässt. Leider muss<br />
man aber feststellen, dass bei Befall konsequente Untersuchungen<br />
und auch e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Begleitung<br />
Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Bewertung der erzielten Ergebnisse<br />
gibt es erhebliche Defizite. So liegen etwa im musealen<br />
Bereich ke<strong>in</strong>erlei statistisch abgesicherte Erfahrungen<br />
mit der als „normal“ anzusehenden Flächenbelastung<br />
vor. Diese Werte ließen sich nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>weisung<br />
problemlos auch über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum durch das<br />
jeweilige Personal erarbeiten, allerd<strong>in</strong>gs fehlt <strong>in</strong> der Regel<br />
die Zeit für derartige Sonderaufgaben. Neben der Feststellung<br />
der re<strong>in</strong>en Keimbelastung wäre auch die Messung<br />
des auf e<strong>in</strong>er Fläche nachweisbaren ATP als Energieträger<br />
der Zellen für die Rout<strong>in</strong>eüberwachung e<strong>in</strong>setzbar.<br />
In Lebensmittel verarbeitenden Betrieben ist diese<br />
e<strong>in</strong>fache Form der Hygieneüberwachung heute selbstverständlich.<br />
Es bedarf nur der Aufnahme e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />
Menge von Referenzwerten aus vergleichbaren<br />
Situationen, um dieses kostengünstige, e<strong>in</strong>fache Monitor<strong>in</strong>g<br />
auch <strong>in</strong> dem hier beschriebenen Fall ausführen zu<br />
können.<br />
Man kann an dieser Stelle nur mit Nachdruck darauf h<strong>in</strong>weisen,<br />
wie gut sich derartige Probleme <strong>in</strong> Form von<br />
Pilotstudien, Fach- und Diplomarbeiten aufarbeiten lassen.<br />
Diese Unterstützung der Restauratoren vor Ort <strong>in</strong> der<br />
hier vorgeschlagenen Form ist für die betroffenen Häuser<br />
zumeist kostenneutral. Nur wenn es gel<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong> der Zukunft<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl vergleichbarer Befallssituationen zu<br />
untersuchen, diese Ergebnisse mit nicht gefährdeten Objekten<br />
zu vergleichen und die entwickelten Methoden<br />
nach der Maßnahme zu beurteilen, können wir unsere<br />
Kenntnisse entsprechend erweitern und auf die Problematik<br />
reagieren.<br />
Diese Beurteilung der Sachlage aus Sicht der Mikrobiologie<br />
legt den Handlungsbedarf klar: E<strong>in</strong>e methodisch abgesicherte<br />
Lösungsstrategie für das erschreckend häufig<br />
anzutreffende Schimmelproblem an Kunst- und Kulturgut<br />
zu entwickeln kann von ke<strong>in</strong>em der betroffenen <strong>Museen</strong><br />
alle<strong>in</strong>e geleistet werden. Um zu wissenschaftlich abgesicherten<br />
Bekämpfungsmethoden zu kommen, ist zunächst<br />
praxisorientierte Grundlagenforschung zu betreiben. Als<br />
Basis der jungen Diszipl<strong>in</strong> der Konservierungswissenschaften<br />
ist sie hauptsächlich an den Hochschulen mit
ARBEITSHILFEN 31<br />
Restauratorenausbildung angesiedelt. Hier s<strong>in</strong>d Möglichkeiten<br />
gebündelt, im Zusammenwirken mit den unterschiedlichsten<br />
Natur-, Geschichts- und Hilfswissenschaften<br />
kompetent betreute, mit modernstem analytischem<br />
Apparat unterstützte Grundlagenstudien durchzuführen.<br />
Für Lehrende und Studierende ist der Erkenntniseffekt<br />
aus diesen Forschungsprojekten von gleichermaßen hoher<br />
Bedeutung, liegt es doch maßgeblich <strong>in</strong> der Verantwortung<br />
der Hochschulen, die fortschreitende Professionalisierung<br />
der Restauratorentätigkeit durch nachhaltige<br />
Qualitätssicherung <strong>in</strong> der Entwicklung wissenschaftlicher<br />
Methodik zu stützen. Studienaufgaben, die sich direkt<br />
aus der Problematik der Konservierungspraxis ergeben,<br />
werden bevorzugt aufgegriffen und nicht nur theoretisch<br />
ergründet, sondern ihre Lösung im H<strong>in</strong>blick auf ihre Umsetzung<br />
am konkreten Fallbeispiel versucht. 2<br />
Aus dem Problem wird e<strong>in</strong>e Aufgabenstellung<br />
Zurück <strong>in</strong>s Freilichtmuseum: Zunächst nahm man Kontakt<br />
zu Frau Prof. Dr. Kar<strong>in</strong> Petersen von der Universität<br />
Oldenburg, e<strong>in</strong>er Expert<strong>in</strong> auf dem Gebiet der Mikrobiologie,<br />
auf. Sie hatte e<strong>in</strong>ige Jahre zuvor Raumluft-Messungen<br />
im Starkerer-Depot durchgeführt, um festzustellen,<br />
ob es überhaupt noch ohne Schutzausrüstung betreten<br />
werden durfte. Man entschied sich dafür, geme<strong>in</strong>sam mit<br />
Frau Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl und Studierenden<br />
vom Institut für Restaurierung an der Fachhochschule<br />
Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Projektwoche<br />
durchzuführen, <strong>in</strong> deren Rahmen verschiedene Methoden<br />
zur Entfernung und Abtötung von Schimmelpilzen an den<br />
konkreten Objekten erprobt und die Wirksamkeit durch<br />
mikrobiologische Analysen überprüft werden sollten. 3<br />
Unbemalte Holzoberflächen wie Rückwände und Unterseiten werden mit Benzalkoniumchlorid-Lösung e<strong>in</strong>gestrichen
32<br />
ARBEITSHILFEN<br />
Diese Projektwoche fand im Oktober 2001 statt. Kurze<br />
Zeit später lagen die Ergebnisse der Analysen vor, so<br />
dass e<strong>in</strong> Konzept zur bestmöglichen Entfernung des<br />
Schimmels entwickelt werden konnte. 4 Schnell hatte sich<br />
gezeigt, dass e<strong>in</strong>e vollkommene Entfernung des Pilzes<br />
mit konservatorisch vertretbaren Methoden nicht zu erreichen<br />
war. Möglich war und ist die Abtötung der Sporen<br />
auf ungefassten Flächen, auf gefassten jedoch lediglich<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Reduzierung. Das erarbeitete Konzept sah<br />
die Komb<strong>in</strong>ation verschiedener Methoden vor, da ke<strong>in</strong>e<br />
für sich alle<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em befriedigenden Ergebnis führte.<br />
Zunächst sollten alle Flächen, bei denen es aus konservatorischer<br />
Sicht vertretbar war, mit e<strong>in</strong>em harten, <strong>in</strong><br />
handliche Stücke zerkle<strong>in</strong>erten Wishab®-Schwamm abgerieben,<br />
der entstandene Abrieb des Schwammes danach<br />
mitsamt den daran gebundenen, aber auch den<br />
gelösten Sporen und anderen Verschmutzungen mit<br />
Staubsauger und P<strong>in</strong>sel abgenommen werden – auch aus<br />
Ritzen, Löchern und anderen Vertiefungen. Vollkommen<br />
glatte Flächen wie etwa Marmorplatten, bei denen nicht<br />
zu befürchten war, dass Fusseln daran hängen bleiben,<br />
sollten aus Gründen der Zeitersparnis lediglich mit Swiffer®-Tüchern<br />
gere<strong>in</strong>igt werden. Wo der E<strong>in</strong>satz des Wishab®-Schwamms<br />
konservatorisch nicht vertretbar war,<br />
zum Beispiel aufgrund e<strong>in</strong>er pudernden Fassung, wurde<br />
vorgesehen, Verschmutzungen und Sporen mit e<strong>in</strong>em<br />
weichen P<strong>in</strong>sel zu lösen und dann abzusaugen.<br />
Angesichts des massiven Pilzbefalls der Möbel sollte bei<br />
den ungefassten Flächen – Rückwänden, Innene<strong>in</strong>richtung,<br />
Böden – zusätzlich zur Trockenre<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong> Biozid<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Wegen der Korrosionsgefahr mussten<br />
aber alle Metallteile ausgespart bleiben. Nach Abwägung<br />
aller bekannten Vor- und Nachteile fiel die Entscheidung<br />
für die Anwendung von Benzalkoniumchlorid <strong>in</strong> 2,5-prozentiger<br />
Konzentration <strong>in</strong> 70-prozentigem Isopropanol. Es<br />
lagert sich zunächst am Holz an und schützt für e<strong>in</strong>en gewissen<br />
Zeitraum vor erneutem Befall; danach verflüchtigt<br />
es sich. 5<br />
Da der angemessene E<strong>in</strong>satz an Arbeitsmitteln bei jedem<br />
Objekt im E<strong>in</strong>zelnen abgewogen werden musste, war der<br />
E<strong>in</strong>satz von Restauratoren unverzichtbar. Es galt, den Gesamtbestand<br />
von 364 überwiegend gefassten Möbelstücken<br />
im Zeitraum von Anfang Dezember 2001 bis Ende<br />
Februar 2002 zu „entschimmeln“. Man war wegen der<br />
besucherfreien Schließung des Museums im W<strong>in</strong>ter auf<br />
diesen Zeitraum beschränkt, denn ansonsten für Besucher<br />
zugängliche Flächen wurden für die Zwischenlagerung<br />
behandelter Möbel so lange benötigt, bis das Starkerer-Depot<br />
des<strong>in</strong>fiziert und für die Wiedere<strong>in</strong>lagerung<br />
der Möbel vorbereitet war.<br />
Material- und Raumbedarf<br />
Damit die Aktion angesichts des begrenzten Zeitfensters<br />
möglichst ohne Verzögerungen aufgrund von Nachschubproblemen<br />
durchgezogen werden konnte, waren<br />
schon vorab Ausrüstungs- und Arbeitsmaterialien <strong>in</strong> ausreichenden<br />
Mengen zu bereitzustellen. Im November<br />
2001 wurden die notwendigen Räumlichkeiten für die Aktion<br />
geschaffen.<br />
Als Schutzkleidung und technische Ausstattung dienten: 6<br />
– 1.000 E<strong>in</strong>weghandschuhe aus ungepudertem Latex:<br />
Sie wurden mehrmals täglich gewechselt – bei Beschädigungen<br />
sofort und spätestens beim Umkleiden.<br />
Unter den E<strong>in</strong>weghandschuhen wurden teils solche<br />
aus Baumwolle getragen, weil sie e<strong>in</strong> besseres Hautgefühl<br />
verleihen und zudem gegen Kälte schützen.<br />
– Etwa 140 Schutzanzüge: Man entschied sich für die<br />
e<strong>in</strong>fachste Ausführung, da man sie täglich wechseln<br />
musste und darunter die eigene Arbeitskleidung trug.<br />
– Als Fußschutz wurde zunächst e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Menge<br />
OP-E<strong>in</strong>weg-Schuhe gekauft. Da sie sich jedoch<br />
schnell als untauglich erwiesen, schaffte man Gummistiefel<br />
an, die problemlos mehrmals des<strong>in</strong>fiziert und am<br />
Ende der Aktion entsorgt wurden.<br />
– Drei Gebläsefiltergeräte: Zunächst war das Tragen von<br />
Vollmasken, wie sie bei der Feuerwehr im E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d,<br />
geplant. Aufgrund der von der Berufsgenossenschaft<br />
vorgeschriebenen Gesundheitsprüfung G 26/2 und der<br />
unzumutbaren körperlichen Belastung beim täglich<br />
mehrstündigen Tragen solcher Masken suchte man<br />
nach Alternativen und fand sie <strong>in</strong> den Gebläsefiltergeräten.<br />
Bei diesen Geräten wird die durch Filter gere<strong>in</strong>igte<br />
Luft über e<strong>in</strong>en Schlauch <strong>in</strong> die Kopfhaube geleitet.<br />
Gebläsemotor und Filter trägt man mittels e<strong>in</strong>es<br />
Gürtels an der Hüfte. Bei diesen Geräten erübrigt sich<br />
die Gesundheitsprüfung, da ke<strong>in</strong> Atemwiderstand auftritt.<br />
Die Filter der Gebläsefiltergeräte wurden wöchentlich<br />
gewechselt. Obwohl die Geräte die Sättigung der<br />
Filter optisch und akustisch anzeigen sollten, wollten<br />
wir auch <strong>in</strong> diesem Punkt lieber sicher gehen. Verbraucht<br />
wurden so 54 Filter der Klasse A2/P3 gegen<br />
Lösemitteldämpfe und die gasförmigen, gesundheitsschädlichen<br />
Stoffwechselprodukte e<strong>in</strong>iger Schimmelpilze.<br />
– Zwei starke Staubsauger mit Spezialfiltern: Die Filter<br />
wurden vor Beg<strong>in</strong>n der Aktion, nach der Hälfte der Zeit<br />
und nach Beendigung der Aktion ausgetauscht. Nach
ARBEITSHILFEN 33<br />
Abschluss der Arbeiten wurden der Saugschlauch ersetzt<br />
und Innenraum, Außenhaut und Kabel der Staubsauger<br />
des<strong>in</strong>fiziert.<br />
Zur Dokumentation der durchgeführten Arbeitsschritte<br />
wurden Formulare vorbereitet. Da aus Zeitgründen handschriftliche<br />
E<strong>in</strong>tragungen vermieden werden sollten, erstellte<br />
man für jede Möbelart e<strong>in</strong>e eigene Tabelle mit den<br />
zu behandelnden Möbelteilen auf der e<strong>in</strong>en und den zur<br />
Anwendung kommenden Methoden auf der anderen Achse.<br />
So konnten durch Ankreuzen die jeweils durchgeführten<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>fach, schnell und dennoch lückenlos<br />
dokumentiert werden. In unserem Fall waren eigene Tabellen<br />
für Schränke, Truhen, Tische, Betten, Stühle, Buffet-Aufsätze,<br />
Buffet-Unterschränke, Kommoden und<br />
Sonderstücke s<strong>in</strong>nvoll. Die Inventarnummer und die etwas<br />
genauere Bezeichnung des Möbelstücks („zweitüriger<br />
Schrank“ oder „dreischübige Kommode“) wurden<br />
handschriftlich e<strong>in</strong>getragen. Um die Tages- und Wochenleistung<br />
im Überblick zu behalten, war auch die Angabe<br />
e<strong>in</strong>er durchlaufenden Nummer wichtig. Für die E<strong>in</strong>tragung<br />
weiterer Arbeitsschritte, festhaltenswerter Befunde<br />
oder Auffälligkeiten stand zusätzlicher Platz zur Verfügung.<br />
Wichtig war die frühzeitige Klärung e<strong>in</strong>iger Fragen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Gesundheitsschutzes. Diese Fragen besprachen<br />
wir mit der Betriebsärzt<strong>in</strong> des Bezirks Oberbayern,<br />
welche nach e<strong>in</strong>gehender Prüfung die geplante Art und<br />
Weise der Durchführung mit e<strong>in</strong>igen Auflagen genehmigte.<br />
Um gesundheitliche Risiken für die Bewohner der <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Nähe zum geplanten Zwischenlager für behandelte<br />
Möbel gelegenen Hausmeisterwohnung auszuschließen,<br />
wurden spezielle Regelungen, etwa bezüglich<br />
des Lüftens, getroffen. Darüber h<strong>in</strong>aus führten wir nach<br />
der E<strong>in</strong>lagerung der ersten Möbel gelegentlich Messungen<br />
mit Ethanol-Prüfröhrchen durch. Aus der Abwesenheit<br />
von Isopropanol kann aufgrund des höheren Dampfdruckes<br />
zw<strong>in</strong>gend auch auf diejenige von Benzalkoniumchlorid<br />
geschlossen werden. Diese Messungen fielen<br />
stets negativ aus. Das Transportpersonal sollte zu üblichen<br />
Arbeitskitteln und Sicherheitsschuhen gewöhnliche<br />
Arbeitshandschuhe tragen, die nur hierfür verwendet werden<br />
durften. Man wollte so die Verschleppung von Sporen<br />
und die Verschmutzung der gere<strong>in</strong>igten Möbel mit anderen<br />
Substanzen vermeiden.<br />
E<strong>in</strong> anderes Problem, welches die ganze Aktion zunächst<br />
fast zum Scheitern gebracht hätte, stellte das Explosionsrisiko<br />
des Lösemittelgemisches dar. Schließlich<br />
musste das E<strong>in</strong>streichen der Objekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gut durchlüfteten<br />
Raum im Außenbereich durchgeführt werden. Zusätzlich<br />
wurden die Lüftungsschlitze <strong>in</strong> der Tür zum<br />
Trockenre<strong>in</strong>igungsraum abgedichtet und das Öffnen der<br />
Zwischentür auf das notwendige M<strong>in</strong>imum beschränkt.<br />
So sollten ke<strong>in</strong>e Schimmelpilzsporen nach draußen und<br />
die schweren Lösemitteldämpfe nicht <strong>in</strong> den Trockenre<strong>in</strong>igungsraum<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gelangen. Dort hätten sich die Dämpfe<br />
ansammeln und dann etwa beim Anschalten des Lichts<br />
oder des Staubsaugers explodieren können. Wegen der<br />
Explosionsgefahr durfte die Benzalkoniumchlorid-Lösung<br />
nur e<strong>in</strong>gestrichen, nicht gesprüht werden. Auch musste<br />
das Geb<strong>in</strong>de an Benzalkoniumchlorid-Lösung so kle<strong>in</strong><br />
wie möglich gehalten werden. Wir mischten stets e<strong>in</strong>en<br />
Sechs-Liter-Kanister an – e<strong>in</strong>e Menge, die für e<strong>in</strong> bis zwei<br />
Tage ausreichte. Zum unmittelbaren Gebrauch wurde die<br />
Lösung <strong>in</strong> handliche 500ml-Gläser gefüllt.<br />
Auf explosionsgeschützte Lampen <strong>in</strong> dem Bereich, wo<br />
mit dieser Lösung gearbeitet wurde, konnte nach Messungen<br />
mit e<strong>in</strong>em „Ex-Messgerät“ – e<strong>in</strong>em Handmessgerät<br />
zur Überwachung von Explosionsgefahren – verzichtet<br />
werden. Am unteren Ende der Wände wurden<br />
dennoch Lüftungsschlitze angebracht. Die Raumteiler<br />
Schematische E<strong>in</strong>teilung der Arbeitsräume
34<br />
ARBEITSHILFEN<br />
aus Kunststoff-Planen sollten so oft und weit wie möglich<br />
geöffnet se<strong>in</strong>. So wurden zum Ausschluss des Explosionsrisikos<br />
Abstriche bei der Hygiene gemacht.<br />
Alle Restauratoren ließen vorab bei Hautärzten oder Allergologen<br />
Rast- und/oder Provokationstests auf ihre Empf<strong>in</strong>dlichkeit<br />
gegenüber Schimmelpilzen durchführen. Der<br />
diesbezügliche gesundheitliche Zustand sollte aus versicherungstechnischen<br />
Gründen vor Beg<strong>in</strong>n der Arbeiten<br />
dokumentiert werden. Personen mit Asthma oder Neurodermitis<br />
hätten für diese Arbeiten nicht herangezogen<br />
werden dürfen. Erfreulicherweise hatte ke<strong>in</strong> Beteiligter<br />
während oder nach der Durchführung der Aktion gesundheitliche<br />
Probleme, die auf Schimmelpilz zurückzuführen<br />
wären – auch jene nicht, denen die Tests allergische Reaktionen<br />
gegenüber Schimmelpilz nachgewiesen hatten:<br />
E<strong>in</strong> Indiz dafür, dass die Schutzausrüstung ihre Funktion<br />
erfüllte.<br />
Zur Bewältigung der Materialmenge hilft nur e<strong>in</strong> festes<br />
Schema<br />
Zunächst sollte e<strong>in</strong> Möbelstück nach dem anderen aus<br />
dem Depot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sich anschließenden Vorraum gebracht<br />
werden. Dieser war zwar von se<strong>in</strong>er Grundfläche<br />
her eher knapp bemessen, aber dennoch ausreichend<br />
groß für im Höchstfall drei Arbeitsplätze. Der Raum war<br />
mit drei Paar stabilen Arbeitsböcken und zwei Kle<strong>in</strong>möbeln<br />
zur Ablage von Arbeitsmitteln ausgestattet. Hier<br />
wurden die Möbel mit Wishab®-Schwämmen, Staubsauger<br />
und P<strong>in</strong>sel sowie gegebenenfalls Swiffer®-Tüchern<br />
trocken gere<strong>in</strong>igt. P<strong>in</strong>sel und Schwamm wurden nach jedem<br />
Objekt gewechselt, um ke<strong>in</strong>e Sporen zu verschleppen.<br />
Man vermied, Abrieb auf gere<strong>in</strong>igte Flächen erneut<br />
aufzubr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>dem man von <strong>in</strong>nen nach außen und dabei<br />
jeweils von oben nach unten arbeitete.<br />
Nach der Trockenre<strong>in</strong>igung wurde das Objekt unverzüglich<br />
<strong>in</strong> den nächsten Arbeitsbereich gebracht. Über dem<br />
Zufahrtsweg zum Depot war für die Dauer der Aktion e<strong>in</strong>e<br />
wellblechgedeckte Holzkonstruktion mit Spanplattenverkleidung<br />
errichtet worden. Dieser tunnelartige Arbeitsraum<br />
war durch überlappende Kunststoff-Planen vor<br />
W<strong>in</strong>d und Niederschlag geschützt und <strong>in</strong> zwei Bereiche<br />
unterteilt. Im ersten, größeren Bereich nach dem Trockenre<strong>in</strong>igungsraum<br />
befanden sich e<strong>in</strong> Tisch als Abstell- und<br />
Schreibfläche, e<strong>in</strong> Stuhl und e<strong>in</strong> Paar niedrige Arbeitsböcke.<br />
Entlang der Wände waren mehrere Paletten ane<strong>in</strong>ander<br />
gereiht, auf denen die fertig behandelten Möbelstücke<br />
bis zum Abtransport stehen und ablüften konnten.<br />
In diesem Bereich, dem so genannten „Benzraum“, wurden<br />
die ungefassten Holzoberflächen mit der Benzalkoniumchlorid-Lösung<br />
e<strong>in</strong>gestrichen. Hier wurden auch die<br />
durchgeführten Arbeitsschritte dokumentiert und anhand<br />
von ausgedruckten Listen der Datenbank das aktuelle<br />
Standortverzeichnis überprüft und festgestellt, ob vom<br />
behandelten Objekt e<strong>in</strong> Foto-Negativ vorhanden war.<br />
Falls nicht, wurde das Möbelstück mit e<strong>in</strong>em Laufzettel<br />
gekennzeichnet und beim Rücktransport fotografiert. Die<br />
Dokumentationsarbeit führte man bewusst an dieser<br />
Stelle durch, weil hier die Arbeiten an den Objekten ihren<br />
Abschluss fanden und man die Blätter möglichst wenig<br />
kontam<strong>in</strong>ieren wollte.<br />
Nach dem E<strong>in</strong>streichen mit der Benzalkoniumchlorid-Lösung<br />
verblieben die Objekte zum ersten Ablüften für kurze<br />
Zeit <strong>in</strong> diesem provisorischen Raum. Zweimal täglich<br />
transportierte Museumspersonal die Möbel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en luftigen,<br />
aber regendichten Stadel. Nachdem sie dort rund<br />
zwei Wochen abgelüftet hatten, konnten sie zu den Stellflächen<br />
im E<strong>in</strong>gangsbereich des Museums gebracht werden.<br />
Zum Transport wurde e<strong>in</strong> Gabelstapler mit gepolsterten<br />
Auflageflächen e<strong>in</strong>gesetzt. Als Stoßschutz zwischen<br />
den Möbelstücken dienten Neopolen®-Platten<br />
und Luftpolsterfolie.<br />
An den „Benzraum“ schloss sich der Abschnitt an, <strong>in</strong> dem<br />
die Kleidung und die Akkus der Gebläsefiltergeräte gewechselt<br />
werden konnten. Dieser Bereich war mit drei jeweils<br />
<strong>in</strong>dividuell zugewiesenen Kleiderhaken, e<strong>in</strong>em Tisch<br />
mit drei fest montierten Halterungen für die Gebläsefiltergeräte<br />
und e<strong>in</strong>em großen Müllsack ausgestattet, <strong>in</strong> den<br />
die getragene Schutzkleidung sofort entsorgt wurde.<br />
Nach den ersten Arbeitstagen zu zweit wurde deutlich,<br />
dass wir unser Pensum nicht schaffen würden. Es gelang<br />
<strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit, weitere freiberufliche Restauratoren<br />
zu gew<strong>in</strong>nen, so dass durchgehend drei Kräfte am Werk<br />
waren. Das fortan gültige Soll von m<strong>in</strong>destens 36 Objekten<br />
pro Woche konnte bis zum Schluss durchgehalten<br />
werden. Dabei zeigte es sich, dass die Arbeit zu dritt<br />
überproportional schneller voran schritt als zu zweit. Obwohl<br />
nur zwei Staubsauger zur Verfügung standen, kam<br />
es kaum zu Verzögerungen, denn meist war e<strong>in</strong>e Person<br />
damit beschäftigt, zu dokumentieren oder mit Benzalkoniumchlorid-Lösung<br />
e<strong>in</strong>zustreichen.<br />
Nachdem das letzte Möbelstück behandelt war, ließ man<br />
das Depot von e<strong>in</strong>er Gebäudere<strong>in</strong>igungsfirma des<strong>in</strong>fizieren.<br />
Nach kurzem Auslüften und E<strong>in</strong>stellen des dortigen<br />
Klimas auf w<strong>in</strong>terliche Trockenheit konnten die Möbel <strong>in</strong>s<br />
Depot zurücktransportiert werden. Die Stellflächen im<br />
E<strong>in</strong>gangsbereich des Museums, die als Zwischenlager für<br />
behandelte Möbel gedient hatten, wurden nach Abschluss<br />
der Arbeiten ebenfalls des<strong>in</strong>fiziert.
ARBEITSHILFEN 35<br />
Nicht nur dem Schimmel zu Leibe gerückt<br />
Um neuerlichem Schimmelpilz-Wachstum entgegen zu<br />
wirken, mussten e<strong>in</strong>ige Vorkehrungen bei der Lagerung<br />
der Möbel ergriffen werden, die den Objekten auch generell<br />
zugute kommen und die Depotorganisation erleichtern.<br />
Jedes Möbelstück steht nun auf e<strong>in</strong>em eigenen, 14<br />
Zentimeter hohen Wagen mit rund zehn Zentimetern<br />
Überstand nach allen Seiten. Die Dreischicht-Platten der<br />
Wägen wurden mit mehreren großen Lüftungslöchern<br />
versehen. Diese Wägen können von e<strong>in</strong>er Person alle<strong>in</strong><br />
leicht bewegt werden, und man kann flexibel auf veränderte<br />
Anforderungen reagieren. Die Schwerlastregale für<br />
Truhen und Kommoden wurden <strong>in</strong> langen Reihen angeordnet,<br />
um e<strong>in</strong>e ungeh<strong>in</strong>derte Luftzirkulation zu gewährleisten.<br />
Auf mit rund e<strong>in</strong>em halben Meter genügend<br />
großen Abstand zwischen den Möbeln und zur Wand –<br />
nicht zuletzt wegen der Kontrollierbarkeit – wurde geachtet.<br />
Auch reduzierte man deutlich die Zahl der <strong>in</strong> diesem<br />
Depot gelagerten Möbel.<br />
E<strong>in</strong> weiterer positiver Nebeneffekt bestand dar<strong>in</strong>, dass alle<br />
Möbeloberflächen zwangsläufig gere<strong>in</strong>igt wurden. Konglomerate<br />
aus Staub, Schmutz und tierischen Überresten<br />
(Sp<strong>in</strong>nweben, Mäusekot, tote Insekten etc.) hatten sich<br />
vor allem an den schwer zugänglichen Bereichen der Möbel<br />
gefunden und sicherlich zur Ausbreitung des mikrobiellen<br />
Befalles beigetragen. Darüber h<strong>in</strong>aus konnten dr<strong>in</strong>gend<br />
notwendige Konservierungsmaßnahmen schriftlich<br />
festgehalten werden; Notsicherungen wurden mit säurefreiem<br />
Papierklebeband durchgeführt. Die Inventarisierung<br />
und die Fotodokumentation der Bestände wurde<br />
vervollständigt, das Standortverzeichnis aktualisiert.<br />
Was noch aussteht<br />
Erste Nachuntersuchungen haben ergeben, dass die Anzahl<br />
der Schimmelpilzsporen auf den lediglich trocken<br />
gere<strong>in</strong>igten Flächen deutlich reduziert werden konnte,<br />
während auf den mit Benzalkoniumchlorid-Lösung e<strong>in</strong>gestrichenen<br />
Flächen ke<strong>in</strong>e Besiedlung mehr festzustellen<br />
war. Weitere Nachuntersuchungen zu erneutem Wachstum<br />
stehen bislang noch aus, sollen aber jährlich durchgeführt<br />
werden. Auch bezüglich der Nachweisbarkeit von<br />
Benzalkoniumchlorid im Holz wird man nach Ablauf e<strong>in</strong>es<br />
Jahres Nachuntersuchungen durchführen.<br />
Das Klima im Depot wird künftig aufmerksam beobachtet<br />
und die relative Luftfeuchte – notfalls mit Hilfe von Luftentfeuchtern<br />
– konsequent unter 60 % gehalten werden.<br />
Sauberkeit muss man nicht nur im Depot gewährleisten,<br />
sondern auch auf dem Zugangsweg. Zukünftig wird der<br />
Blick <strong>in</strong>s Starkerer-Depot gegen Ende der Bekämpfungsmaßnahme<br />
Boden des Depots halbjährlich mit e<strong>in</strong>em Flächen-Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
gere<strong>in</strong>igt.<br />
An dieser Stelle ist allen Beteiligten Dank für ihre Unterstützung<br />
auszusprechen, besonders den Restauratoren<br />
für Ihren engagierten E<strong>in</strong>satz. Aufrichtiger Dank gilt dem<br />
Institut für Restaurierung der Fachhochschule Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen<br />
und der Universität Oldenburg,<br />
die Personal, Fachwissen und wissenschaftlichen<br />
Apparat zur Verfügung stellten. Die Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> förderte die „Anti-Schimmel-Aktion“<br />
maßgeblich.<br />
Christ<strong>in</strong>e Tafelmaier, Gerdi Maierbacher-Legl<br />
und Kar<strong>in</strong> Petersen<br />
Anmerkungen<br />
1 Über das erstmalige Auftreten und die Gründe für das ungehemmte<br />
Wachstum des Schimmelpilzes <strong>in</strong> diesem Depot können<br />
ke<strong>in</strong>e abschließenden Aussagen gemacht werden. Das<br />
Depot war über Jahre unbeobachtet se<strong>in</strong>em Schicksal überlassen<br />
gewesen und man hatte dem Problem erst Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, als es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em drastischen Ausmaß nicht<br />
mehr zu übersehen war. Als Ursachen konnten z. B. e<strong>in</strong> ungenügend<br />
abgedichteter Dra<strong>in</strong>ageschacht im Boden und undichte,<br />
durch das Depot verlaufende Lüftungsschächte sowie<br />
Schläuche mit Kühlflüssigkeit der darüber liegenden Gaststättenküche<br />
ausgemacht werden. Ob die Ursachen wirklich endgültig<br />
behoben wurden, werden die künftigen Klimamessungen<br />
zeigen.
36<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK UND<br />
AUSSTELLUNGSARCHITEKTUR<br />
Der K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> der Landesausstellung<br />
„He<strong>in</strong>rich II. und se<strong>in</strong>e Zeit“ <strong>in</strong> Bamberg<br />
2Die Schimmelproblematik im Möbeldepot des Freilichtmuseums<br />
an der Glentleiten stellte sich als e<strong>in</strong> höchst geeignetes<br />
Lehrbeispiel für die Erarbeitung e<strong>in</strong>es methodischen Lösungsansatzes<br />
im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenspiel von Restauratoren,<br />
Mikrobiologen und der <strong>in</strong>stitutionalisierten Gesundheitsvorsorge<br />
dar. Das e<strong>in</strong>gebrachte Engagement des Instituts für<br />
Restaurierung an der Fachhochschule Hildesheim soll letztlich<br />
dazu dienen, den praktizierenden Restauratoren und koord<strong>in</strong>ierenden<br />
Museumsleitern dienliche Informationen zur realistischen<br />
Probleme<strong>in</strong>schätzung und systematischen Vorgehensweise<br />
bei vergleichbarer Problemstellung an die Hand zu geben.<br />
3 So konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass die häufig<br />
empfohlene Anwendung von 70-prozentigem Isopropanol<br />
nur unzureichend wirksam gegen Schimmelpilz ist. Auch die<br />
Verwendung von Samt zur Trockenre<strong>in</strong>igung erwies sich als<br />
unzureichend, obwohl bei diesem Vorgehen der beste optische<br />
E<strong>in</strong>druck erzielt wurde.<br />
4 Ausführlich nachzulesen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unveröffentlichten Facharbeit:<br />
Schultz, Julia/Strätl<strong>in</strong>g, Merle: Praxisorientierte Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er Methode zur Behandlung von mikrobiell kontam<strong>in</strong>ierten<br />
Holzobjekten am Beispiel e<strong>in</strong>es Möbeldepots im Freilichtmuseum<br />
des Bezirks Oberbayern An[sic] der Glentleiten<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung mikrobiologischer Analysen. Facharbeit<br />
zum Diplom im Fach Konservierung an der Fachhochschule<br />
Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen, Institut für Restaurierung,<br />
Studienrichtung Holzobjekte mit veredelter Oberfläche, W<strong>in</strong>tersemester<br />
2001/02. In verkürzter Form: Schultz, Julia/Strätl<strong>in</strong>g,<br />
Merle: Problemfeld Schimmelpilz. Zur Behandlung von<br />
mikrobiell kontam<strong>in</strong>ierten Holzobjekten unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
mikrobiologischer Analysen am Beispiel e<strong>in</strong>es Möbeldepots im<br />
Freilichtmuseum Glentleiten, <strong>in</strong>: Freundeskreis-Blätter 41,<br />
Hrsg. Freundeskreis Freilichtmuseum Südbayern e. V.,<br />
Großweil 2002, S.86-96<br />
5 Benzalkoniumchlorid ist e<strong>in</strong> handelsübliches Biozid mit Breitbandwirkung,<br />
das <strong>in</strong> freiverkäuflichen Augentropfen ebenso<br />
wie <strong>in</strong> Hautdes<strong>in</strong>fektionsmitteln enthalten und zudem als<br />
Flächendes<strong>in</strong>fektionsmittel für die Anwendung im Kontakt mit<br />
Futtermitteln im E<strong>in</strong>satz ist. Dennoch handelt es sich auch hier<br />
um e<strong>in</strong>en Stoff, der <strong>in</strong> höheren Konzentrationen durchaus gesundheitsgefährdend<br />
se<strong>in</strong> kann, woraus sich ableiten lässt,<br />
dass die Anwendung unter den dargestellten Sicherheitsvorkehrungen<br />
erfolgen musste.<br />
6 Es s<strong>in</strong>d die tatsächlich verbrauchten Mengen angegeben.<br />
Das „heranwachsende Museumspublikum“ für Geschichte<br />
und Kultur zu begeistern und ihm Ausstellungen als<br />
positive Erfahrungen zu vermitteln sollte e<strong>in</strong> gesellschaftlicher<br />
Auftrag und daher e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen der Kuratoren<br />
und Museumsdirektoren se<strong>in</strong>. Oft jedoch werden<br />
die K<strong>in</strong>der bei der Konzepterstellung und Gestaltung vergessen.<br />
In der Regel spricht das Gesamtkonzept primär<br />
die gebildeten, geschichts- und kunst<strong>in</strong>teressierten Erwachsenen<br />
an. Idealerweise sollte jedoch jedem Besucher,<br />
unabhängig von se<strong>in</strong>em Alter, Beruf und se<strong>in</strong>er Bildung,<br />
die Grundideen e<strong>in</strong>er Ausstellung vermittelt werden.<br />
Wie e<strong>in</strong> Ausstellungsführer sich auf sprachlicher<br />
Ebene se<strong>in</strong>en Zuhörern anpasst – bei K<strong>in</strong>dern wird er andere<br />
Worte wählen als bei e<strong>in</strong>em Fachpublikum – kann<br />
analog die visuelle Sprache <strong>in</strong> der Präsentation variiert<br />
und e<strong>in</strong> differenziertes Angebot geschaffen werden.<br />
Die Belange des Publikums bereits bei der Konzepterstellung<br />
zu vertreten, stellt e<strong>in</strong>e Aufgabe der Museumspädagogen<br />
dar. Ihr Vorteil liegt dar<strong>in</strong>, dass sie im Gegensatz<br />
zum Fachwissenschaftler weniger das Thema und<br />
die Objekte im Blickfeld haben, sondern die Perspektive<br />
„von außen“ e<strong>in</strong>nehmen. Viele Museumspädagogen haben<br />
zwar e<strong>in</strong> geisteswissenschaftliches Studium absolviert,<br />
s<strong>in</strong>d jedoch ke<strong>in</strong>e Experten auf dem Gebiet des<br />
Ausstellungsthemas und können aus diesem Grund eher<br />
den Blickw<strong>in</strong>kel des Laien e<strong>in</strong>nehmen.<br />
Die frühzeitige Integration von Museumspädagogen <strong>in</strong><br />
das Ausstellungsteam wird jedoch nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen realisiert,<br />
obwohl dies schon mit der Demokratisierung der<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> den sechziger und siebziger Jahren gefordert<br />
wurde. 1 Das ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:<br />
Neben der Schwierigkeit, die verschiedenen Interessen<br />
der an e<strong>in</strong>er Ausstellung Beteiligten zusammenzuführen,<br />
liegt es sicherlich auch daran, dass über das Tätigkeitsfeld<br />
der Museumspädagogen sehr unscharfe Vorstellungen<br />
existieren. Es herrscht Unsicherheit darüber, wie sie<br />
sich im Team e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können. Auch das Selbstverständnis<br />
der Museumspädagogen zielt meist mehr darauf,<br />
Aktivitäten rund um die fertig konzipierte Ausstellung<br />
zu entwickeln. Die Museumspädagogik besteht aber aus<br />
e<strong>in</strong>em Bündel an Kompetenzen. Sie umfasst nicht nur die<br />
re<strong>in</strong> pädagogische Aufgabe, sondern enthält e<strong>in</strong>en<br />
großen Anteil künstlerischer Momente, arbeitet zielgruppenorientiert<br />
und auch werbewirksam.<br />
Die Entwicklung des Konzepts e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derpfades<br />
Mit e<strong>in</strong>em Pfad für K<strong>in</strong>der durch Ausstellungen kann für<br />
das heranwachsende Museumspublikum e<strong>in</strong> spezieller<br />
Rundgang angeboten werden. K<strong>in</strong>derpfade, wie sie <strong>in</strong>
MUSEUMSPÄDAGOGIK 37<br />
nicht nur auf e<strong>in</strong> Frage-Antwort-Spiel zu reduzieren, sondern<br />
alle S<strong>in</strong>ne anzusprechen. Die Karte motiviert, D<strong>in</strong>ge<br />
selbst auszuprobieren, und bietet die Gelegenheit, selbst<br />
weiter zu gestalten, wie zum Beispiel durch Schreiben,<br />
Zeichnen, Drucken und Basteln.<br />
S<strong>in</strong>d die wesentlichen Gestaltungselemente ausgewählt,<br />
geht es darum, den K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene kurze Geschichte<br />
e<strong>in</strong>zubetten, die sich an dem Gesamtkonzept<br />
der Ausstellung orientiert. Den äußeren Rahmen des K<strong>in</strong>derpfades<br />
<strong>in</strong> der „<strong>Bayern</strong>-Ungarn-Ausstellung“ <strong>in</strong> Passau<br />
bildete die Idee, als bayerischer Kaufmann durch die<br />
Schau zu reisen, der sich auf große Fahrt mit sieben Stationen<br />
von Passau nach Budapest begibt. Das ursprüngliche<br />
Konzept des K<strong>in</strong>derpfades <strong>in</strong> der Ausstellung „He<strong>in</strong>rich<br />
II.“, welches dann <strong>in</strong> abgewandelter Form verwirklicht<br />
wurde, erzählte die Geschichte e<strong>in</strong>es Reiters, der als enger<br />
Gefolgsmann He<strong>in</strong>richs durch die Ausstellung zieht.<br />
Die Idee war jeweils, dass die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Rolle des Protagonisten<br />
schlüpfen und sich dadurch mit ihm identifizieren.<br />
Der K<strong>in</strong>derpfad „Mit der Donauzille von <strong>Bayern</strong> nach Ungarn“ <strong>in</strong><br />
der Ausstellung „<strong>Bayern</strong> – Ungarn. 1000 Jahre“ <strong>in</strong> Passau<br />
den Landesausstellungen des Hauses der Bayerischen<br />
Geschichte 2001 <strong>in</strong> Passau (<strong>Bayern</strong> – Ungarn. 1000 Jahre)<br />
sowie 2002 <strong>in</strong> Bamberg (He<strong>in</strong>rich II. und se<strong>in</strong>e Zeit) 2<br />
unter Federführung von Frau Rosemarie Zacher 3 verwirklicht<br />
wurden, bestehen aus zwei Elementen: E<strong>in</strong>er Karte,<br />
die als Leitfaden die K<strong>in</strong>der durch die Ausstellungen begleitet,<br />
und aus festen Stationen <strong>in</strong> der Ausstellung. Der<br />
Vorteil e<strong>in</strong>er Karte liegt dar<strong>in</strong>, dass sie die K<strong>in</strong>der motiviert,<br />
wirklich alle vernetzten Stationen zu absolvieren.<br />
Außerdem können sie die Karte als Er<strong>in</strong>nerung mit nach<br />
Hause nehmen.<br />
Bei der Entwicklung des Konzepts der genannten K<strong>in</strong>derpfade<br />
stützte sich Frau Zacher auf drei wesentliche Eckpfeiler:<br />
Den roten Faden des Ausstellungs<strong>in</strong>halts, die Objektliste<br />
und die daraus resultierenden Möglichkeiten,<br />
passendes Material e<strong>in</strong>zusetzen. Die Materialien sollen<br />
ke<strong>in</strong>e Kostbarkeiten se<strong>in</strong>, sondern als „Illusion des Gegenstandes“<br />
die Phantasie der K<strong>in</strong>der anregen. E<strong>in</strong> wichtiger<br />
konzeptioneller Gedanke besteht dar<strong>in</strong>, die Aktionen<br />
Angelehnt an die Themen der letztgenannten Ausstellung<br />
gab es <strong>in</strong> Bamberg E<strong>in</strong>heiten zu Lebenshaltung, Geldwesen,<br />
Krönungsumritt, Verteidigung, Buch- und Sakralkunst.<br />
Die spezifischen örtlichen Gegebenheiten flossen<br />
ebenfalls <strong>in</strong> das Konzept e<strong>in</strong>. Die Ausstellung verteilte<br />
sich auf fünf verschiedene Orte: Alte Hofhaltung, Staatsbibliothek,<br />
Diözesanmuseum, Dom sowie auf dem Domplatz<br />
die Rekonstruktion e<strong>in</strong>es mittelalterlichen Gehöfts.<br />
Dementsprechend war jeder Ausstellungsort, ausgenommen<br />
der Bamberger Dom, mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Station<br />
unter Berücksichtigung der konservatorischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
zu bestücken.<br />
Das ursprüngliche Konzept sah folgendermaßen aus: An<br />
der Kasse erhalten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Karte sowie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Papiertäschchen. Auf die Karte ist die Silhouette e<strong>in</strong>es<br />
Reiters gestanzt, der auf se<strong>in</strong>em Ritt durch die Ausstellung<br />
mit weiteren Utensilien ausgestattet werden soll. Im<br />
mittelalterlichen Gehöft beg<strong>in</strong>nt der Pfad mit der Aufgabe,<br />
die Tasche am Reiter zu befestigen. Dafür bohren die K<strong>in</strong>der<br />
an e<strong>in</strong>er eigens dafür nach mittelalterlichem Vorbild<br />
angefertigten Rekonstruktion e<strong>in</strong>er Wippdrehbank zwei<br />
Löcher <strong>in</strong> die Tasche und hängen diese mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />
Fadens dem Reiter um. Weiter geht es <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung.<br />
Da e<strong>in</strong> Reiter für se<strong>in</strong>e Reise Proviant benötigt,<br />
kann er sich dort passend zum Raumthema „Vorratshaltung“<br />
mit Nahrung e<strong>in</strong>decken. Er muss e<strong>in</strong>e Frage beantworten<br />
und erhält bei der richtigen Antwort e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>se, die<br />
<strong>in</strong> die Tasche wandert. Da Reisen auch Geld kostet, steht<br />
im nächsten Raum, <strong>in</strong> dem Münzen aus der Zeit He<strong>in</strong>richs<br />
ausgestellt s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Prägestempler. Die K<strong>in</strong>der können
38<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK<br />
sich e<strong>in</strong>e „He<strong>in</strong>richsmünze“ prägen und sie ebenfalls <strong>in</strong><br />
die Tasche legen. Im weiteren Rundgang folgt das Thema<br />
Königsumritt und Krönung. Auch dazu sollen die K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>e Frage beantworten. Verschiedene Lösungen gibt es<br />
auf Klappen, und h<strong>in</strong>ter der richtigen Klappe bef<strong>in</strong>det sich<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück Stoff. Wie He<strong>in</strong>rich II. als König e<strong>in</strong>en<br />
Krönungsmantel trug, soll auch der Reiter als treuer Gefolgsmann<br />
e<strong>in</strong>en Umhang erhalten. Dieser Umhang ist <strong>in</strong><br />
der Karte an e<strong>in</strong>em Schlitz am Hals zu befestigen.<br />
Da das Reisen zur damaligen Zeit gefährlich war, muss<br />
der Reiter mit e<strong>in</strong>em Schwert ausgestattet werden. Die<br />
K<strong>in</strong>der sollen bei dieser Gelegenheit erfühlen, wie schwer<br />
e<strong>in</strong>e solche Waffe war. Hier gibt es e<strong>in</strong> Stückchen e<strong>in</strong>es<br />
Zahnstochers, welches am Pferd als Schwert befestigt<br />
werden muss. Im Diözesanmuseum steht e<strong>in</strong> Tisch mit<br />
zwölf Stempeln der Sternzeichen nach dem Vorbild des<br />
Sternenmantels Kaiser He<strong>in</strong>richs. Jedes K<strong>in</strong>d soll se<strong>in</strong><br />
Sternzeichen suchen und auf se<strong>in</strong>e Tasche stempeln. Am<br />
Ende des Rundgangs <strong>in</strong> der Staatsbibliothek besteht die<br />
Aufgabe dar<strong>in</strong>, den eigenen Namen <strong>in</strong> karol<strong>in</strong>gischer<br />
Schrift nach e<strong>in</strong>er Vorlage auf die Karte zu schreiben.<br />
Wenn das Konzept e<strong>in</strong>es solchen K<strong>in</strong>derpfades feststeht,<br />
geht es darum, die Stationen gestalterisch e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />
was erfordert, das Angebot für K<strong>in</strong>der von Anbeg<strong>in</strong>n konzeptionell<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Dazu bedarf es e<strong>in</strong>es guten Austauschs<br />
zwischen Fachwissenschaft, Gestaltung und<br />
Pädagogik. Vor allem ist es aber nötig, dass die Ausstellungsleitung<br />
diesem Teilbereich den nötigen Stellenwert<br />
e<strong>in</strong>räumt. Wenn das gel<strong>in</strong>gt, können direkte Bezüge zu<br />
den Objekten hergestellt werden. So war zum Beispiel<br />
zum Thema „Nachbarn, Fe<strong>in</strong>de, Freunde“ <strong>in</strong> der „<strong>Bayern</strong>-<br />
Ungarn-Ausstellung“ die Rekonstruktion e<strong>in</strong>es Reflexbogens,<br />
wie ihn die ungarischen Krieger <strong>in</strong> 10. Jahrhundert<br />
verwendeten, ausgestellt. Die Aufgabe im Rahmen des<br />
K<strong>in</strong>derpfades bestand nun dar<strong>in</strong>, die Kraft für die anstrengende<br />
Reise nach Budapest zu messen und mit diesem<br />
Bogen möglichst weit zu „schießen“. E<strong>in</strong>e Simulation<br />
ermittelte die Schussweite.<br />
Station im Diözesanmuseum: E<strong>in</strong> Tisch mit Stempeln nach Motiven der zwölf Sternzeichen aus dem Sternenmantel He<strong>in</strong>richs II. Das<br />
eigene Sternzeichen sollte gefunden und auf die Karte gedruckt werden
MUSEUMSPÄDAGOGIK 39<br />
Die Karten sollten ke<strong>in</strong>eswegs an schulische Arbeitsblätter<br />
er<strong>in</strong>nern. Alle<strong>in</strong> schon die Formate unserer Beispiele<br />
fallen aus dem üblichen Rahmen. Bei der Karte des Passauer<br />
K<strong>in</strong>derpfades hatten die K<strong>in</strong>der am Ende e<strong>in</strong>e Zille<br />
mit Ruder und Anker <strong>in</strong> der Hand. Zudem konnten sie<br />
zwei gestanzte Figuren herausdrücken, als Reisende <strong>in</strong><br />
das Schiff setzen und daheim damit weiter spielen.<br />
Die Karte zur He<strong>in</strong>richsausstellung lässt eher an e<strong>in</strong> lustiges<br />
Brettspiel denken. Großer Wert war auf e<strong>in</strong>e visuell<br />
ansprechende, k<strong>in</strong>dgerechte, farbenfrohe und auch witzige<br />
Gestaltung gelegt, ohne bei der zeichnerischen Umsetzung<br />
beliebige Comicdarstellungen zu verwenden.<br />
Farbwahl und Formensprache erfolgte <strong>in</strong> Anlehnung an<br />
Stilelemente ottonischer Handschriften. Um die Karte von<br />
Schrift zu befreien und somit das gesamte Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
k<strong>in</strong>dgerechter zu gestalten, enthielt sie nur die<br />
nötigsten Anweisungen. Die weiteren Informationen fanden<br />
die K<strong>in</strong>der bei den jeweiligen Stationen. 4 Als Diorama<br />
zuhause aufgestellt er<strong>in</strong>nert die Karte an den Ausstellungsbesuch.<br />
Hürden und Schwierigkeiten<br />
Gegensätzliche Überzeugungen und Interessen zu vere<strong>in</strong>en,<br />
gehört zu den schwierigeren Aufgaben <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Konzeptentwicklung. Bei der „He<strong>in</strong>richs-Ausstellung“ ergab<br />
sich e<strong>in</strong>e Kontroverse zwischen gestalterischen und<br />
museumspädagogischen Vorstellungen. Aufgrund der<br />
kle<strong>in</strong>en Räume <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung plädierten die Gestalter<br />
dafür, die K<strong>in</strong>derecke vom Erwachsenenbereich<br />
nicht zu trennen. Statt dessen sollten generell die Räume<br />
sowohl den Interessen der Eltern als auch der K<strong>in</strong>der gerecht<br />
werden. Dementsprechend gab es im Ausstellungsrundgang<br />
Elemente zum Anfassen, Fühlen, Riechen und<br />
Hören. Der K<strong>in</strong>derpfad sollte nicht als eigenes Element <strong>in</strong><br />
den Vordergrund treten. Auch wurde befürchtet, dass die<br />
klar komponierte Ausstellungsdramaturgie mit bewusster<br />
Beschränkung auf wenige Materialien nicht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />
mit dem Ersche<strong>in</strong>ungsbild des K<strong>in</strong>derpfades zu br<strong>in</strong>gen<br />
sei und somit die klare L<strong>in</strong>ie stören würde.<br />
Im mittelalterlichen Gehöft: He<strong>in</strong>rich II. bekommt gegen se<strong>in</strong>en<br />
Husten e<strong>in</strong> Salbeiblatt unter das Bett gesteckt<br />
Dies widersprach der ursprünglichen Idee des K<strong>in</strong>derpfades,<br />
der als besonderer Bestandteil <strong>in</strong>s Auge fallen und<br />
besondere Möglichkeiten zum s<strong>in</strong>nlichen Erleben bieten<br />
wollte. E<strong>in</strong> Vorteil, didaktische Elemente als Angebot für<br />
K<strong>in</strong>der auszuweisen, besteht ja auch dar<strong>in</strong>, dass das kritische<br />
Fachpublikum eher bereit ist, D<strong>in</strong>ge zum Anfassen,<br />
Riechen und Hören zu akzeptieren, wenn sie als „K<strong>in</strong>derschiene“<br />
deklariert s<strong>in</strong>d. Tauchen sehr viele spielerische<br />
Elemente im Gesamtparcour auf, zweifelt der primär Geschichts<strong>in</strong>teressierte<br />
schnell an der Seriosität der Ausstellung.<br />
Das Verstecken von Texten h<strong>in</strong>ter Türchen etwa<br />
ersche<strong>in</strong>t ihm als weitgehend überflüssige Spielerei. Ist<br />
dieses jedoch als Teil e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derpfades erkennbar, ist<br />
die Toleranz größer.<br />
Als Lösung entschied sich die Ausstellungsleitung dafür,<br />
e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> veränderter Form zu verwirklichen.<br />
Da <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung das gestalterische Inszenierungskonzept<br />
im Vordergrund stehen sollte, verzichtete<br />
man dort auf die s<strong>in</strong>nlichen Elemente, wie zum Beispiel<br />
den L<strong>in</strong>senspender oder den „Münzpräger“. Auch gestalterisch<br />
sollte nicht die markante Silhouette des Reiters<br />
auf den K<strong>in</strong>derpfad aufmerksam machen, sondern die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Stationen waren als e<strong>in</strong>heitliche, optisch zurückhaltende<br />
Pulte aus braunen MDF-Platten gehalten, auf<br />
denen die Fragen oder Handlungsanweisungen standen.
40<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK<br />
Resümee<br />
Der fertige K<strong>in</strong>derpfad der Ausstellung „He<strong>in</strong>rich II. und se<strong>in</strong>e<br />
Zeit“, aufgestellt als Diorama<br />
Der schließlich realisierte K<strong>in</strong>derpfad <strong>in</strong> der Bamberger<br />
Ausstellung bestand aus acht Stationen, die sich im gesamten<br />
Ausstellungsgelände verteilten. Die Reihenfolge<br />
der Erfüllung der Aufgaben konnten die K<strong>in</strong>der flexibel<br />
gestalten und sich somit auch den Interessen der Eltern<br />
anpassen. Die Idee, als Gefolgsmann He<strong>in</strong>richs II. durch<br />
die Ausstellung zu reisen, wurde beibehalten, doch verzichtete<br />
man auf die durchgehende Geschichte. In letzter<br />
M<strong>in</strong>ute waren noch Änderungen nötig, denn zehn Tage<br />
vor Ausstellungseröffnung brannte die Rekonstruktion<br />
des mittelalterlichen Gehöfts ab und zwei der drei dort<br />
geplanten Stationen mussten verlegt werden. E<strong>in</strong>e neue<br />
Aufgabe an e<strong>in</strong>er Station im Kräutergarten des Gehöfts<br />
bestand dar<strong>in</strong>, vom Salbeibusch e<strong>in</strong> Blatt zu zupfen und<br />
symbolisch unter die Decke He<strong>in</strong>richs II. zu stecken, der<br />
aufgrund se<strong>in</strong>es schlechten Gesundheitszustandes im<br />
Bett lag. Die Stationen <strong>in</strong> der Staatsbibliothek sowie im<br />
Diözesanmuseum wurden dem ursprünglichen Konzept<br />
gemäß verwirklicht. Waren alle Aufgaben <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
erfüllt, konnten die K<strong>in</strong>der ihre Karte an e<strong>in</strong>em Basteltisch<br />
vollenden und zuletzt den Lohn ihrer Mühen<br />
beim Münzmeister abholen, der – als Angebot für Erwachsene<br />
– e<strong>in</strong>e Münzprägemasch<strong>in</strong>e betreute.<br />
Für die Gratwanderung zwischen Popularisierung und<br />
fachwissenschaftlichem Anspruch gibt es ke<strong>in</strong> Patentrezept.<br />
Objektbestand, die Architektur der Räumlichkeiten<br />
und das jeweilige Thema erfordern immer wieder neue<br />
kreative Herangehensweisen. Trotzdem sollten gewisse<br />
Grundorientierungen schon frühzeitig bei der Entwicklung<br />
von Ausstellungskonzepten berücksichtigt werden. In der<br />
Regel kann die Realisierung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derpfades oder<br />
ähnlicher Angebote nicht von e<strong>in</strong>em Fachwissenschaftler<br />
geleistet werden, sondern sie erfordert die spezielle Kompetenz<br />
e<strong>in</strong>es Museumspädagogen. Zu wünschen wäre,<br />
dass trotz aller Schwierigkeit, fachwissenschaftliche,<br />
pädagogische sowie gestalterische Ansprüche zu vere<strong>in</strong>en,<br />
bei der wissenschaftlichen Neukonzeption von <strong>Museen</strong><br />
und Ausstellungen K<strong>in</strong>der als besondere Zielgruppe<br />
berücksichtigt und ihre Bedürfnisse folglich beachtet<br />
werden. Denn: ausstellungsbegeisterte K<strong>in</strong>der werden<br />
auch als Erwachsene <strong>Museen</strong> gerne besuchen.<br />
Brigitte Kaiser<br />
Anmerkungen<br />
1 Wie groß die Unzufriedenheit diesbezüglich gegenwärtig ist,<br />
war sehr deutlich auf der Fachtagung „Zeitzeichen – Leitzeichen<br />
– Kommunikation im Museum“ des Bundesverbandes für<br />
Museumspädagogik e. V., 4.-7.10.2001 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, zu spüren.<br />
Erneut wurde dort die Forderung nach une<strong>in</strong>geschränkter, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />
Zusammenarbeit von Kuratoren und allen anderen,<br />
die mit der Ausstellung beschäftigt s<strong>in</strong>d, gestellt.<br />
2 „<strong>Bayern</strong> – Ungarn. 1000 Jahre“, 8.5.-28.10.2001 im Oberhausmuseum<br />
Passau; „He<strong>in</strong>rich II. und se<strong>in</strong>e Zeit“, 9.7.-<br />
20.10.2002 <strong>in</strong> Bamberg<br />
3 Frau Zacher arbeitet seit 1994 freiberuflich mit Zuständigkeitsbereich<br />
Museumspädagogik beim Haus der Bayerischen Geschichte.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist sie freie Künstler<strong>in</strong> und Buchillustrator<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> charakteristisches Merkmal ihrer bildnerischen<br />
Arbeit ist e<strong>in</strong> heiter-ironischer Grundzug.<br />
4 Auch die Sponsorenwerbung wurde nicht nur als Schriftzug<br />
angebracht, sondern ironisierend geschickt verpackt <strong>in</strong> die<br />
Gesamtgestaltung versteckt. So befand sich das Sparkassenzeichen<br />
auf dem Geldsäckl e<strong>in</strong>es Reiters.
MUSEUMSPÄDAGOGIK 41<br />
ERFAHREN UND BEGREIFEN<br />
Interaktive Elemente <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
„Quasi Centrum Europae“<br />
Im Jahr 2002 feierte das Germanische Nationalmuseum<br />
se<strong>in</strong> 150-jähriges Bestehen. Die große Jubiläumsausstellung<br />
„Quasi Centrum Europae. Die Welt kauft <strong>in</strong> Nürnberg“<br />
1 versammelte aus diesem Anlass e<strong>in</strong>e vorzügliche<br />
Auswahl handwerklich und künstlerisch herausragender<br />
Objekte, die e<strong>in</strong>st von Nürnberg aus ihren Weg <strong>in</strong> die Welt<br />
angetreten hatten. Die Ausstellung verdeutlichte somit<br />
e<strong>in</strong>erseits auf subtile Art und Weise, warum gerade Nürnberg<br />
Sitz dieses Nationalmuseums wurde, und vermittelte<br />
andererseits e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der großen Bandbreite<br />
an Objektgattungen, die <strong>in</strong> diesem Haus gesammelt<br />
werden.<br />
Von Anfang an gehörte zum kulturhistorischen Sammlungs-<br />
und Forschungsauftrag des Museums auch e<strong>in</strong><br />
Bildungsauftrag. An diese Tradition knüpft das KPZ, das<br />
Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
Nürnberg an, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>richtung des Germanischen<br />
Nationalmuseums und der Stadt Nürnberg. Für die<br />
Jubiläumsausstellung waren nicht alle<strong>in</strong> personale Vermittlungsangebote<br />
erwünscht, sondern auch didaktische<br />
E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> der Ausstellung selbst. Dabei sollten diese <strong>in</strong><br />
Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Kuratoren <strong>in</strong> die Ausstellung<br />
<strong>in</strong>tegriert und nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em separaten Raum zusammengefasst<br />
werden. 2<br />
Was aber konnte im Zentrum der Vermittlung stehen?<br />
Sollten es auf e<strong>in</strong>er weiteren Vermittlungsebene Sach<strong>in</strong>formationen<br />
z. B. zum Aufbau des Verlagswesens se<strong>in</strong>?<br />
Oder spezielle Objektgeschichten? Sollte man sich auf<br />
die heute immer beliebter werdenden EDV-gestützen Informationssysteme<br />
konzentrieren? Oder war es wichtiger,<br />
die s<strong>in</strong>nliche Erlebnisqualität der Ausstellung zu fördern?<br />
Sollten die Angebote e<strong>in</strong>er eher konsumierenden Grundhaltung<br />
des Besuchers entgegenkommen oder ihn<br />
animieren, sich aktiv mit den Objekten ause<strong>in</strong>ander zu<br />
setzen?<br />
Unter den Klappen der <strong>in</strong>teraktiven E<strong>in</strong>heiten gibt es vieles zu<br />
entdecken – hier e<strong>in</strong> Papierfaltspiel<br />
Die Entscheidungen versuchten wir 3 aus der Perspektive<br />
der Besucher zu treffen. Der durchschnittliche Besucher,<br />
zugegebenermaßen e<strong>in</strong> Erfahrungskonstrukt, zeigt sich<br />
grundsätzlich an Thematik und Objekten <strong>in</strong>teressiert, besitzt<br />
aber oft nur wenig Vorkenntnisse und selten Zeit und<br />
Muße, sich alles aufmerksam anzusehen. Auf ihn strömt<br />
<strong>in</strong> der Ausstellung e<strong>in</strong>e Flut von E<strong>in</strong>drücken und Informationen<br />
e<strong>in</strong>, die er unterstützt durch Gestaltung und Texte<br />
zu ordnen und verarbeiten sucht. Wir wollten daher dem<br />
Besucher nicht noch wesentlich mehr Sach<strong>in</strong>formationen<br />
bieten, als die Ausstellung ohneh<strong>in</strong> enthielt, nicht noch<br />
e<strong>in</strong>e Vertiefungsebene zu Grundsätzen des Verlagswesens,<br />
der Buchproduktion oder den Fertigungsgeheimnissen<br />
der Harnischfeger. Stattdessen wollten wir die <strong>in</strong><br />
Ausstellungen notwendigerweise <strong>in</strong> der Regel aufs Visuelle<br />
beschränkte s<strong>in</strong>nliche Erfahrung stärken und mit<br />
Assoziationsimpulsen zu e<strong>in</strong>er selbstständigen Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem Gezeigten animieren. Diese Assoziationsimpulse<br />
sollten die Besucher auch unterhalten und<br />
sie beflügeln, e<strong>in</strong>e Ausstellung nicht nur als <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Lernort und Ort der visuellen Reize zu erfahren, sondern<br />
ihn als Anregung zu begreifen, über Fragen nachzudenken,<br />
die über das eigentliche Ausstellungsthema h<strong>in</strong>ausführen.<br />
Der Rahmen für die gestalterische Umsetzung der museumspädagogischen<br />
Installationen wurde durch die<br />
Ausstellungsarchitektur von Hans Dieter Schaal vorgegeben.<br />
In e<strong>in</strong>er großen Ausstellungshalle fanden sich<br />
11 Inseln, auf denen die Objekte thematisch geordnet<br />
präsentiert wurden. E<strong>in</strong>em stilisierten Stadtplan gleich bot<br />
die Gestaltung dem Besucher e<strong>in</strong>e gute räumliche Orientierung.<br />
E<strong>in</strong>e angedeutete „Stadtmauer“ rahmte die Halle<br />
e<strong>in</strong>. Hier waren zum e<strong>in</strong>en verschiedene Objektgeschich-
42<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK<br />
ten zu f<strong>in</strong>den, zum anderen die <strong>in</strong>teraktiven Elemente des<br />
KPZ <strong>in</strong> Sichtweite der entsprechenden Objekt<strong>in</strong>seln. Man<br />
musste die mit e<strong>in</strong>em fluoreszierenden Knopf versehenen<br />
Klappen von 28 x 28 cm nur hochheben, um sich mit den<br />
D<strong>in</strong>gen darunter beschäftigen zu können. In e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Halle wurden unter entsprechenden konservatorischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen vorwiegend Bücher und ähnliche lichtempf<strong>in</strong>dliche<br />
Objekte gezeigt. Hier haben wir auf zusätzliche<br />
Elemente verzichtet, um die Gesamtpräsentation nicht zu<br />
überfrachten.<br />
E<strong>in</strong>ige Beispiele mögen die <strong>in</strong>haltliche und gestalterische<br />
Bandbreite der <strong>in</strong>teraktiven Elemente verdeutlichen: Den<br />
besonderen Bed<strong>in</strong>gungen des Handels mit Italien bzw.<br />
des Kunstexports nach Italien widmeten sich zwei Objekt<strong>in</strong>seln.<br />
Die <strong>in</strong>teraktiven Elemente zeigten hierzu e<strong>in</strong> handgefertigtes,<br />
historischen Quellen nachempfundenes Reisetagebuch,<br />
<strong>in</strong> dem Besucher blättern und lesen konnten.<br />
E<strong>in</strong>e deutsch-italienische Wörterkartei regte zur<br />
genaueren Beschäftigung mit der Sprache an. Beides<br />
verwies auf die spezifischen Bed<strong>in</strong>gungen dieser Handelsbeziehungen<br />
zur damaligen Zeit, und wenn wir an die<br />
Sprachfertigkeit denken, darüber h<strong>in</strong>aus. Bei diesem Themenbereich<br />
sollten ganz bewusst auch Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zum Internet hergestellt werden, als dem wohl wichtigsten<br />
Informationsmedium der Zukunft. Der Besucher wurde<br />
aufgefordert, nach e<strong>in</strong>er entsprechenden Recherche<br />
zu Hause dem KPZ Internetadressen zu übermitteln, unter<br />
denen man etwas über deutsche, speziell auch Nürnberger<br />
Kunst <strong>in</strong> Italien erfahren könne. Unter e<strong>in</strong>er Klappe<br />
lagen H<strong>in</strong>weiszettel mit der KPZ-Internetadresse.<br />
Bei den Objekt<strong>in</strong>seln mit erlesenen Prunkharnischen<br />
konnte e<strong>in</strong>e nachgebaute Kettenhaube probiert und das<br />
Material gespürt werden. Auf e<strong>in</strong>em Rechenstab ermöglichten<br />
Kugeln mit den Gewichtsangaben für die verschiedenen<br />
Teile e<strong>in</strong>er Rüstung, sich das Gesamtgewicht<br />
vorzustellen. Unter e<strong>in</strong>er weiteren Klappe ließ e<strong>in</strong> Strauß<br />
Pfauenfedern erahnen, welche Funktion e<strong>in</strong> Prunkharnisch<br />
für den Träger im besonderen hatte. Er putzte ihn<br />
heraus, schmückte se<strong>in</strong>e Männlichkeit und unterstrich<br />
demonstrativ se<strong>in</strong>en sozialen Rang.<br />
Bei der Massenproduktion von Harnischen, für die Nürnberg<br />
se<strong>in</strong>erzeit ebenfalls berühmt war, zeigte e<strong>in</strong>e blau-rot<br />
geteilte Schneekugel mit Versen e<strong>in</strong>es bekannten K<strong>in</strong>derrreims,<br />
wie bereits <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dererziehung die Jungen<br />
spielerisch mit dem Krieg bekannt gemacht wurden. 4 E<strong>in</strong><br />
Zitat von Hans Magnus Enzensberger 5 er<strong>in</strong>nerte an die<br />
Schrecken des Krieges als spezifisch menschlicher Errungenschaft<br />
und bildete e<strong>in</strong> Korrektiv zur Bewunderung<br />
handwerklicher Fertigungstechnik bei der Rüstungsproduktion.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Ausstellungs<strong>in</strong>sel beschäftigte sich mit Tüftlern<br />
und Erf<strong>in</strong>dern. Hochkomplizierte Schlösser zeugten<br />
von der handwerklichen Meisterschaft, die „Brechschraube“<br />
für Eisengitter vom Erf<strong>in</strong>dungsreichtum Nürnberger<br />
Werkstätten. Zu sehen waren auch Teile e<strong>in</strong>er Drehbank,<br />
die der sächsische Kurfürst für se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Nürnberg<br />
anfertigen ließ, zu deren Erziehung und Zeitvertreib. Unter<br />
den dazugehörigen Klappen der <strong>in</strong>terakriven E<strong>in</strong>heit fanden<br />
sich u. a. e<strong>in</strong> Geduldsspiel aus Stahl und zwei Handschuhe,<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> elegantem Weiß, e<strong>in</strong>er mit Gebrauchsspuren<br />
und ölbefleckt – Handwerk als Lebensnotwendigkeit<br />
und se<strong>in</strong>e prunkvollen Produkte als Spielzeug der<br />
Privilegierten.<br />
Gerade diese assoziativen Elemente erschlossen sich<br />
außer durch e<strong>in</strong>en äußerst knappen Text erst so richtig,<br />
wenn man sich mit den entsprechenden Ausstellungs<strong>in</strong>seln<br />
näher beschäftigte. Sie bildeten damit auch e<strong>in</strong>en<br />
deutlichen Anreiz, sich diesen <strong>in</strong>tensiver zuzuwenden. Die<br />
<strong>in</strong>teraktiven Elemente lebten von der Zwiesprache mit<br />
den Ausstellungsobjekten, isoliert betrachtet boten sie<br />
nur den halben S<strong>in</strong>n und Genuss. Gerade dadurch verstärkten<br />
sie das Interesse an der „konventionellen“ musealen<br />
Präsentation.<br />
Dies wird auch deutlich bei den <strong>in</strong>teraktiven Elementen<br />
für die Ausstellungse<strong>in</strong>heiten Geschenke und Stiftungen.<br />
Mit Hilfe des bekannten und beliebten Papierfaltspiels<br />
„Himmel und Hölle“ wird geradezu begreifbar, welchen<br />
S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e geistliche Stiftung im Kern hatte. Wer stiftet,<br />
kommt dank se<strong>in</strong>er guten Werke <strong>in</strong> den Himmel, wer dies<br />
unterlässt, muss mit Fegefeuer und Hölle rechnen. E<strong>in</strong><br />
Legespiel führte die verschiedensteten Motivationen des<br />
Schenkens vor Augen. Der Vergleich zwischen den Geschenken<br />
der Reichsstadt Nürnberg an den Kaiser und<br />
den Geschenken aus den Beständen des städtischen<br />
Amtes für Veranstaltungen und Ehrungen ließ nicht nur<br />
Journalisten s<strong>in</strong>nieren über materielle und symbolische<br />
Werte diplomatischer Gaben.<br />
Leider war uns e<strong>in</strong>e systematische Untersuchung über<br />
die Nutzungen der <strong>in</strong>teraktiven Elemente und deren Akzeptanz<br />
durch die Besucher nicht möglich. Wir mussten<br />
uns auf sporadische Beobachtungen beschränken, wobei<br />
wir e<strong>in</strong>e große Akzeptanz feststellen konnten. Spontane<br />
Äußerungen von Besuchern bestätigten, dass gerade die<br />
etwas andere Art der Herangehensweise, die Freisetzung<br />
von Assoziationen und der Unterhaltungswert der <strong>in</strong>teraktiven<br />
E<strong>in</strong>heiten besonderen Anklang fanden. Auch schien<br />
der Wechsel zwischen Ausstellungs<strong>in</strong>seln und <strong>in</strong>teraktiven<br />
Elementen zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiveren Ausstellungsbesuch<br />
beigetragen zu haben. H<strong>in</strong>sichtlich unserer beabsichtigten<br />
Verb<strong>in</strong>dung von Ausstellung und Internet müssen wir
MUSEUMSPÄDAGOGIK 43<br />
WIE SIEHT EINE BAUMWOLLKAPSEL AUS?<br />
WIE FÜHLT SICH HANFSTOFF AN?<br />
Museumskoffer zum Thema „Textilien“ zum Ausleihen<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> klares Scheitern feststellen. Es ist nicht gelungen,<br />
Besucher über die Zeit ihres Besuchs h<strong>in</strong>aus zu<br />
aktivieren und sie dazu zu bewegen, ihre Internetkenntnisse<br />
zur Nürnberger Kunst <strong>in</strong> Italien <strong>in</strong> das eigens dazu<br />
e<strong>in</strong>gerichtete Forum e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Zu diesem Punkt werden<br />
wir weiter <strong>in</strong>tensiv nachdenken müssen, um bei Gelegenheit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Ausstellung neue Möglichkeiten<br />
zu testen. Insgesamt s<strong>in</strong>d die Erfahrungen jedoch<br />
sehr ermutigend, diese Formen <strong>in</strong>teraktiver Ausstellungse<strong>in</strong>heiten<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Thomas Brehm<br />
Anmerkungen:<br />
1 Katalog: Quasi Centrum Europae. Europa kauft <strong>in</strong> Nürnberg,<br />
1400-1800, Hrsg. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />
2002<br />
2 Für die große Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums<br />
zum Dürerjahr 1971 wurde von den Museumspädagogen<br />
e<strong>in</strong> separater Raum als „Dürerstudio“ e<strong>in</strong>gerichtet und bot<br />
hier neu- und andersartige Zugangsmöglichkeiten zu Leben<br />
und Werk Dürers.<br />
3 Zum Projektteam gehörten Pamela Engelhardt, Lioba Pilgram<br />
und Wolfgang Sachße.<br />
4 Auf der blauen Seite: „Hoppe, hoppe Reiter..,“ auf der roten<br />
Seite: „...wenn er fällt, dann schreit er.“<br />
5 „Der Mensch ist der e<strong>in</strong>zige unter den Primaten, der die Tötung<br />
se<strong>in</strong>er Artgenossen planvoll, <strong>in</strong> größerem Maßstab und<br />
enthusiastisch betreibt. Der Krieg gehört zu se<strong>in</strong>en wichtigsten<br />
Erf<strong>in</strong>dungen; die Fähigkeit, Frieden zu schließen, ist vermutlich<br />
e<strong>in</strong>e spätere Errungenschaft.“ Hans Magnus Enzensberger,<br />
Ansichten aus dem Bürgerkrieg, Frankfurt a.M. 5 1994, S. 9<br />
Gerade Objekte aus textilen Materialien stellen für Museumsbesucher<br />
e<strong>in</strong>e große Herausforderung dar: Zu gerne<br />
würde mancher mehr über Material, Herstellung oder<br />
Technik des Stoffes erfahren und vor allem auch mal mit<br />
den eigenen Händen fühlen, wie weich Seide oder Alpakawolle<br />
s<strong>in</strong>d, was e<strong>in</strong>en Damaststoff auszeichnet oder<br />
welche Naturfarben welchen Farbton ergeben. All dies<br />
und mehr bietet e<strong>in</strong> Museumskoffer, der künftig bei der<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
auszuleihen ist.<br />
Materialien zum Anfassen<br />
Auf Initiative der Landesstelle wurde dieser transportable<br />
Koffer von der Museumspädagog<strong>in</strong> Ina Kaspar als didaktische<br />
Ergänzung für museale Ausstellungsbereiche mit<br />
textilen Objekten konzipiert. Er enthält Stoffe und Materialien<br />
der Textilherstellung zum Anfassen und Be-Greifen,<br />
verschiedene Rohmaterialien, technische Hilfsmittel und<br />
Endprodukte sowie schriftliche und bildliche Informationen.<br />
18 durchsichtige Dosen, die geöffnet werden können,<br />
enthalten zum Beispiel Proben von pflanzlichen,<br />
tierischen und chemischen Rohfasern, aus denen Textilien<br />
früher und heute hergestellt wurden und werden. In 10<br />
verschlossenen kle<strong>in</strong>en Dosen s<strong>in</strong>d pflanzliche Färbemittel<br />
zu sehen, mit denen beiliegende Seidenstoffe gefärbt<br />
wurden. Über 60 Stoffmuster auf 20 herausnehmbaren<br />
Tafeln stehen für den <strong>in</strong>teressierten Besucher bereit. Hier<br />
kann man Stoffe aus pflanzlichen und tierischen Naturfasern<br />
anfassen, aber auch moderne Stoffe aus Chemiefasern<br />
kennen lernen. Anhand von kle<strong>in</strong>en Stoffmustern<br />
können spezielle Gewebeb<strong>in</strong>dungen, Maschenware,<br />
Oberflächenveredelungen, Stoffe mit Handdruck oder<br />
Filmdruckverfahren unterschieden werden. Aber auch<br />
Stickmuster und Spitzentechniken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Palette der<br />
verschiedenen Mustertafeln enthalten. E<strong>in</strong>e Stoffdruckmodel,<br />
Teile e<strong>in</strong>er Musterlochkarte für e<strong>in</strong>en Jacquardwebstuhl,<br />
verschiedene Beispiele für Mottenschutz, e<strong>in</strong><br />
Modell-Klöppelkissen und e<strong>in</strong> Musterbrief ergänzen das<br />
Angebot. E<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gbuch mit alphabetisch geordneten Erläuterungstexten<br />
zu den e<strong>in</strong>zelnen Fasern, Gewebe- und<br />
Stoffarten ermöglicht für den Wissenshungrigen gezieltes<br />
Nachschlagen.<br />
Ziele und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />
Ziel des didaktischen Koffers ist es e<strong>in</strong>erseits, alle<strong>in</strong>e<br />
ohne personelle Hilfestellung <strong>in</strong> den Schauräumen aufgestellt<br />
den Besucher<strong>in</strong>nen und Besuchern anschauliche<br />
Beispiele von unterschiedlichen textilen Materialien und<br />
Techniken zu bieten. Andererseits ermöglicht er museums-
44<br />
MUSEUMSPÄDAGOGIK<br />
So hatten die Erfahrungen im Heimatmuseum Oett<strong>in</strong>gen<br />
gezeigt, dass der Museumskoffer von den Besuchern nur<br />
wenig genützt wird, wenn man ihn ohne personelle Hilfestellung<br />
<strong>in</strong> den Schauräumen aufstellt. Wichtig ist zum<br />
Beispiel die richtige, d. h. tischhohe Präsentation des<br />
Koffers und das zusätzliche Aufstellen e<strong>in</strong>es Stuhls zur<br />
bequemeren Nutzung. 1 Die zweite Testphase war wesentlich<br />
erfolgreicher: Während des „Tages des Offenen<br />
Denkmals“ fand der Museumskoffer E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der ehemaligen<br />
Textilfabrik ERBA <strong>in</strong> Bamberg, wo das Bayerische<br />
Landesamt für Denkmalpflege ihn mit se<strong>in</strong>em reichhaltigen<br />
Inhalt <strong>in</strong> gezielten Aktionen <strong>in</strong>tensiv nutzte. Der<br />
Koffer löste bei den Besuchern höchstes Interesse aus,<br />
regte zu zahlreichen Detailfragen an und erfreute durch<br />
se<strong>in</strong>e Möglichkeit, die D<strong>in</strong>ge anfassen zu können. Nicht<br />
nur für das Publikum im Museum ist dieser Koffer von Interesse.<br />
Die Ausleihe des Koffers lohnt sich für <strong>Museen</strong><br />
auch aus e<strong>in</strong>em ganz anderen Grund: Zielgruppe kann<br />
auch das Museumspersonal selber se<strong>in</strong>. Die vielfältigen<br />
Materialien helfen auf ganz anschauliche Weise beim<br />
Inventarisieren und Bestimmen von textilen Museumsobjekten.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus liefern sie Anregungen <strong>in</strong> ganz unvermuteter<br />
Art. So äußerte sich die Museumsleiter<strong>in</strong> von<br />
Oett<strong>in</strong>gen: „Für mich ist er [der Museumskoffer] Anstoß,<br />
die eigene Textilpräsentation zu überdenken und sie <strong>in</strong><br />
der Folge mit begreifbaren Materialien zu ergänzen – ganz<br />
im S<strong>in</strong>ne der konzeptionellen Grundorientierung, die uns<br />
allen auf dem Museumstag nahegelegt wurde.“ 2<br />
Blick <strong>in</strong> die geöffnete Schatztruhe: der Museumskoffer „Textilien“<br />
pädagogischem Personal den E<strong>in</strong>satz von reichhaltigen<br />
Hilfsmitteln für Aktivitäten mit unterschiedlichen Gruppen.<br />
Als Unterstützung und Anregung dafür hat die Konzipient<strong>in</strong><br />
des Museumskoffers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Begleitheft drei Anwendungsbeispiele<br />
unter dem Motto „Der Wissenschaftler“,<br />
„Der Forscher oder Detektiv“ und „Der Genießer“ für<br />
unterschiedliche Zielgruppen beschrieben. Diese methodischen<br />
H<strong>in</strong>weise s<strong>in</strong>d nur als Ideengeber zu verstehen,<br />
der Museumskoffer kann natürlich auch <strong>in</strong> anderer Weise<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Erste Erfahrungen <strong>in</strong> der Praxis<br />
In zwei unterschiedlichen Praxistests, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heimatmuseum<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ehemaligen Textilfabrik, wurde der<br />
Museumskoffer auf den Prüfstand gestellt. Der Probee<strong>in</strong>satz<br />
zeigte Stärken und Schwächen auf. Nicht praktikable<br />
Elemente konnten nach diesen Testphasen <strong>in</strong>zwischen<br />
verbessert bzw. fehlende Informationen ergänzt<br />
werden.<br />
Ausleihverfahren<br />
Dieser didaktische Koffer kann von <strong>Museen</strong> und museumspädagogischen<br />
MitarbeiterInnen für e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum bei der Landesstelle ausgeliehen werden. Das<br />
jeweilige Museum muss den H<strong>in</strong>- und Rücktransport<br />
selbst und auf eigene Kosten organisieren. Notwendig ist<br />
hierfür nur e<strong>in</strong> PKW mit ausreichendem Kofferraum, um<br />
den ca. 90 x 60 x 50 cm großen Alum<strong>in</strong>iumkoffer mit se<strong>in</strong>em<br />
Inhalt transportieren zu können. Nähere Informationen<br />
und konkrete E<strong>in</strong>zelheiten zum Leihverfahren s<strong>in</strong>d bei<br />
der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> unter<br />
der Telefonnummer 089/210 140-27 (Dr. Hannelore Kunz-<br />
Ott, Mittwoch bis Freitag) zu erfahren.<br />
Hannelore Kunz-Ott<br />
Anmerkungen:<br />
1 Nachzulesen s<strong>in</strong>d die Erfahrungen aus der Praxis im Artikel<br />
der Museumsleiter<strong>in</strong> des Heimatmuseum Oett<strong>in</strong>gen, Petra<br />
Ostenrieder: E<strong>in</strong> Museumskoffer zum Thema „Textilien“: erste<br />
Erfahrungen, <strong>in</strong> der Tagungsdokumentation „Im Dialog – Museumspädagogik<br />
für alle Besucher“, München 2002, S. 58 f.<br />
2 ebd. S. 59
BERICHTE/AKTUELLES 45<br />
EINE INFORMATIONSSTELLE DER BAYERISCHEN<br />
MUSEEN UND SCHLÖSSER<br />
Der Alte Hof <strong>in</strong> München wird ab 2003 erste Adresse für<br />
Kultur<strong>in</strong>teressierte<br />
Die e<strong>in</strong>zigartige bayerische Museumslandschaft zu erschließen<br />
und für den Besuch von <strong>Museen</strong>, Ausstellungen<br />
und Schlössern zu werben – das ist die Aufgabe der<br />
neuen Informationsstelle für die bayerischen <strong>Museen</strong> und<br />
Schlösser. Als zentraler Anlaufpunkt im Herzen Münchens,<br />
<strong>in</strong> der geschichtsträchtigen ehemaligen Herzogsund<br />
Kaiserresidenz des „Alten Hofes“, wird sie ab Sommer<br />
2003 Touristen und E<strong>in</strong>heimischen für alle Fragen<br />
rund um die bayerischen <strong>Museen</strong> und Schlösser zur Verfügung<br />
stehen. Hier werden die Besucher aktuelle und<br />
fundierte Informationen zu den bayerischen <strong>Museen</strong> und<br />
Schlössern, aber auch zu aktuellen Sonderausstellungen<br />
und zusätzlichen Programmangeboten erhalten. Damit<br />
ermöglicht dieses Informationszentrum e<strong>in</strong>erseits den<br />
<strong>Museen</strong> überregionale Öffentlichkeitsarbeit und erschließt<br />
andererseits dem Besucher die Vielfalt der<br />
bayerischen Kunst- und Kulturlandschaft.<br />
Die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> wurde<br />
vom Staatsm<strong>in</strong>ister der F<strong>in</strong>anzen, Dr. Kurt Faltlhauser, federführend<br />
mit der Konzeption und Realisierung dieser<br />
E<strong>in</strong>richtung beauftragt. Die <strong>in</strong>haltlichen und museumsfachlichen<br />
Fragen werden <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen mit<br />
den Projektpartnern Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />
Bayerisches Nationalmuseum und Bayerische Verwaltung<br />
der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen abgestimmt.<br />
Zielgruppen<br />
Die Infostelle will mit ihren vielfältigen Dienstleistungen<br />
e<strong>in</strong> breites Publikum bedienen. So richten sich die Angebote<br />
an Besucher aus München und ganz <strong>Bayern</strong> ebenso<br />
wie an Touristen aus dem In- und Ausland. Damit wird<br />
diese neue Servicee<strong>in</strong>richtung zu e<strong>in</strong>em wichtigen Partner<br />
des bayerischen Fremdenverkehrs. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
will die Informationsstelle auch Reiseunternehmen, Veranstaltungsbüros,<br />
Wirtschaftsunternehmen und den Medien<br />
als Ansprechpartner dienen. Durch ihre Vermittlerfunktion<br />
kann sie Anfragen sachkundig beantworten oder<br />
an zuständige Ansprechpartner weiter verweisen.<br />
Dienstleistungen<br />
Der Alte Hof <strong>in</strong> München, derzeit Großbaustelle, der Sitz des<br />
künftigen Informationszentrums<br />
Um die oben genannten Ziele zu erreichen, wird die Informationsstelle<br />
verschiedenste Dienstleistungen anbieten.<br />
Im Zentrum steht die persönliche, <strong>in</strong>dividuelle Beratung<br />
zu allen Fragen rund um die bayerische Museumslandschaft.<br />
Sie erfolgt sowohl <strong>in</strong>dividuell <strong>in</strong> den Räumen im<br />
Alten Hof als auch telefonisch und per E-Mail. Die Museumsdatenbank<br />
www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de der Landesstelle,<br />
die um e<strong>in</strong>ige Funktionen und Datenfelder erweitert<br />
wird, bildet die Grundlage der kompetenten Beratung.<br />
Für Besucher, die lieber selbst recherchieren, stehen fünf<br />
Term<strong>in</strong>als bereit, die über e<strong>in</strong> bedienerfreundliches Kiosksystem<br />
für die Recherche genutzt werden können. Damit<br />
sich auch ausländische Gäste über die Reichhaltigkeit<br />
der bayerischen Museumslandschaft <strong>in</strong>formieren können,<br />
wird für diese Anwendung eigens e<strong>in</strong>e Übersetzung der<br />
Museumsdatenbank <strong>in</strong>s Englische <strong>in</strong>itiiert. Prospekte,<br />
Kataloge und Publikationen ergänzen die medialen Recherchemöglichkeiten.<br />
Temporäre Präsentationen <strong>in</strong> regelmäßigem Wechsel zu<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong> oder regionalen Verbünden, zu Ausstellungen,<br />
Jubiläen oder Themenfeldern machen auch<br />
den Mehrfachbesuch <strong>in</strong> der Infostelle <strong>in</strong>teressant. Sie<br />
ermöglichen gleichzeitig die <strong>in</strong>haltliche Schwerpunktsetzung<br />
und repräsentieren die Vielfältigkeit der bayerischen<br />
<strong>Museen</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus soll sich die Infostelle als Veranstaltungsforum<br />
<strong>in</strong> München etablieren. Vorträge, Presse-
46<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
e<strong>in</strong>er aktuellen Informationsplattform der bayerischen<br />
<strong>Museen</strong>. Regional gegliederte Infoscreens kündigen darüber<br />
h<strong>in</strong>aus weitere Aktivitäten der <strong>Museen</strong> an. Prospekte<br />
und Kataloge ergänzen die virtuelle Information. Zum<br />
H<strong>in</strong>weis auf besondere Ereignisse, z. B. größere Ausstellungen<br />
oder Jubiläen, oder auf Themen- und Regionalverbünde<br />
der <strong>Museen</strong> besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e der<br />
temporären Präsentationsflächen zu bespielen. Da hierfür<br />
e<strong>in</strong> Jahresprogramm erstellt wird, sollten sich die <strong>Museen</strong><br />
rechtzeitig im Vorlauf bei den Verantwortlichen der Informationsstelle<br />
melden.<br />
Die Infostelle bietet auf mehreren Ebenen – persönliche Beratung,<br />
Datenabruf am Term<strong>in</strong>al oder Mitnahme ausliegender Museumsprospekte<br />
– umfassend Informationen über <strong>Museen</strong> und<br />
Schlösser <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (Modellfoto)<br />
konferenzen, Lesungen und Ähnliches lassen die Infostelle<br />
zu e<strong>in</strong>em lebendigen Kulturforum werden.<br />
E<strong>in</strong>e Ruhezone ermöglicht Touristen die Erholung zwischen<br />
ihren Unternehmungen. Nicht zuletzt wird die Infostelle<br />
die Neuigkeiten, die sie zur bayerischen Museumslandschaft<br />
sammelt, für überregionale Öffentlichkeitsund<br />
Pressearbeit z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>es regelmäßigen<br />
Presse-Newsletters nutzen.<br />
Der Zugang zur Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums<br />
über die Geschichte des Alten Hofs im Untergeschoss<br />
erfolgt durch das Infozentrum. Dadurch kann<br />
e<strong>in</strong>e zusätzliche, wechselseitige Frequentierung der beiden<br />
E<strong>in</strong>richtungen erfolgen, <strong>in</strong>sbesondere wenn es<br />
gel<strong>in</strong>gt, diese Ausstellung als Startpunkt von Stadtführungen<br />
zu etablieren.<br />
Wichtigste Grundvoraussetzung, um für die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong><br />
zentral zu werben, s<strong>in</strong>d aktuelle Informationen. Mit<br />
mittlerweile über 1150 <strong>Museen</strong> als Partnern ist die Informationsstelle<br />
auf H<strong>in</strong>weise von außen angewiesen. Geplant<br />
s<strong>in</strong>d hierfür E<strong>in</strong>tragsformulare im Internet für Sonderausstellungen<br />
und Veranstaltungen. Die Aufnahme <strong>in</strong><br />
die Presse- bzw. Veranstaltungsverteiler der e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Museen</strong> gewährleistet, dass die Infostelle automatisch<br />
über die wichtigsten Ereignisse auf dem Laufenden ist.<br />
Die Informationsstelle bietet allen bayerischen <strong>Museen</strong><br />
und Schlössern e<strong>in</strong>e ideale Möglichkeit, sich <strong>in</strong> der von<br />
Besuchern aus aller Welt hochfrequentierten bayerischen<br />
Landeshauptstadt e<strong>in</strong>em breiten Publikum attraktiv dazustellen.<br />
Damit kann sie e<strong>in</strong>e wesentliche Schlüsselfunktion<br />
<strong>in</strong> der Darstellung der herausragenden Kunst- und<br />
Kulturlandschaft <strong>Bayern</strong>s übernehmen.<br />
Für weitere Fragen stehen Ihnen <strong>in</strong> der Landesstelle<br />
Dr. Hannelore Kunz-Ott (089/210140-27) und Monika<br />
Dreykorn (-29) als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Monika Dreykorn<br />
Die Informationsangebote sollen den Besuchern möglichst<br />
umfassend zur Verfügung stehen. Im Idealfall sollten<br />
die Öffnungszeiten an die Ladenöffnungszeiten angepasst<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Wie können sich die <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen?<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong> und Schlösser werden <strong>in</strong> der Museumsdatenbank<br />
als Kernstück des Angebotes an Interessierte<br />
vorgestellt. Verzeichnisse von Sonderausstellungen<br />
und -veranstaltungen machen diese Datenbank zu
BERICHTE/AKTUELLES 47<br />
EIN LEBEN FÜR SCHWABEN<br />
Museumsdirektor Prof. Dr. Hans Frei geht <strong>in</strong> den<br />
Ruhestand<br />
„Für Schwaben“ – der Titel der zum 60. Geburtstag von<br />
Professor Dr. Hans Frei von Freunden und Weggefährten<br />
herausgegebenen Festschrift nennt den zentralen Bezugspunkt<br />
des reichen Lebenswerks des langjährigen<br />
Bezirksheimatpflegers von Schwaben und späteren Museumsdirektors<br />
des Bezirks Schwaben.<br />
In e<strong>in</strong>er beruflichen Laufbahn von mehr als 30 Jahren ist<br />
Hans Frei zu e<strong>in</strong>er festen und anerkannten Größe schwäbischer<br />
Kulturpolitik geworden. Auch als Träger wichtiger<br />
Funktionen war er niemals Funktionär, sondern er verstand<br />
die Ausübung se<strong>in</strong>es Amtes immer als Dienst an<br />
der Sache, als e<strong>in</strong>e Chance, etwas zu bewegen.<br />
Der Schwäbische Museumstag 2002, zu dem Professor<br />
Frei am 26. Oktober 2002 <strong>in</strong> das Schwäbische Volkskundemuseum<br />
Oberschönenfeld e<strong>in</strong>geladen hatte, war zugleich<br />
Abschiedsveranstaltung im Vorfeld des Ausscheidens<br />
aus dem aktiven Dienst zum Jahresende. Als Forum<br />
der Begegnung der Museumswelt Schwabens geriet dieser<br />
letzte unter der Leitung von Hans Frei ausgerichtete<br />
Schwäbische Museumstag gewissermaßen zur Festveranstaltung<br />
e<strong>in</strong>er Großfamilie, die sich zwischen den<br />
Ansprachen und Vorträgen an e<strong>in</strong>er reich gedeckten Mittagstafel<br />
zusammenfand. Die Speisenfolge mit Schwäbischer<br />
Hochzeitssuppe, gemischtem Braten und e<strong>in</strong>em regionaltypischen<br />
Dessert zeugte nicht nur von der Qualität<br />
schwäbischer Küche, sondern war zugleich Ausdruck der<br />
Grunde<strong>in</strong>stellung von Hans Frei, der Kulturarbeit immer<br />
mit den vielfältigen Äußerungen des Lebens <strong>in</strong> Stadt und<br />
Land zu verknüpfen suchte.<br />
Anstelle e<strong>in</strong>er sich <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelheiten verlierenden Laudatio<br />
möchte ich nachfolgend e<strong>in</strong>ige Passagen aus der Ansprache<br />
zum Schwäbischen Museumstag wiedergeben,<br />
die Hans Frei als Persönlichkeit zu würdigen versuchten:<br />
„Hans Frei ist natürlich e<strong>in</strong>e im wahrsten S<strong>in</strong>n des Wortes<br />
herausragende Persönlichkeit, zu der alle Museumskolleg<strong>in</strong>nen<br />
und -kollegen aufblicken müssen. Die gelegentlich<br />
zu vernehmende Charakterisierung als ,schwäbischer<br />
Leuchtturm‘ spielt wohl nicht nur auf die 195 cm lange,<br />
hagere Gestalt des auch <strong>in</strong> größeren Gesellschaften immer<br />
leicht auszumachenden Museumsdirektors beim Bezirk<br />
Schwaben an, sondern auf die Fülle des fundierten<br />
Fachwissens, das sich im Laufe se<strong>in</strong>er Ausbildung als<br />
Geograph, Germanist und Historiker sowie während<br />
se<strong>in</strong>er langjährigen und erfolgreichen Tätigkeit im Dienste<br />
der Entwicklung der schwäbischen Kultur- und Museumslandschaft<br />
angesammelt hat.<br />
An Tagen wie heute ist Professor Frei als e<strong>in</strong>e besonders<br />
kommunikative Persönlichkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element: Er geht<br />
Besuch des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld<br />
anlässlich des Bayerischen Museumstags 1993: Hausherr<br />
Dr. Hans Frei erläutert Dr. York Langenste<strong>in</strong> die Funktion e<strong>in</strong>es<br />
holzgeheizten Herdes als Grundlage schwäbischer Kochkunst<br />
auf se<strong>in</strong>e Gesprächspartner zu, hat immer irgendwelche<br />
Projekte im Kopf, die er voranbr<strong>in</strong>gen will. Se<strong>in</strong>e Anliegen<br />
werden unterstützt von e<strong>in</strong>er ausgeprägten körperlichen<br />
Motorik sowie e<strong>in</strong>er lebhaften Mimik: Er bleibt am Ball,<br />
bei den D<strong>in</strong>gen, die ihm wichtig s<strong>in</strong>d, und lässt se<strong>in</strong> jeweiliges<br />
,Opfer‘ nicht so leicht aus dem Griff, bis er unter<br />
Dach und Fach gebracht hat, worauf es ihm ankam.<br />
Auch wenn dieser manchmal etwas vere<strong>in</strong>nahmende Verhandlungsstil<br />
vielleicht nicht immer und überall <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise geschätzt werden sollte: Ich persönlich b<strong>in</strong> immer<br />
gerne mit Ihnen zusammengetroffen, lieber Herr Professor<br />
Frei, denn es g<strong>in</strong>g bei allen von Ihnen vorgetragenen<br />
Projekten um konkrete, <strong>in</strong>haltlich nachvollziehbare Ziele,<br />
die Sie als e<strong>in</strong> Mensch voller Initiative im Auge hatten und<br />
mit der Ihnen eigenen Hartnäckigkeit verfolgten. So s<strong>in</strong>d<br />
Sie e<strong>in</strong>e Persönlichkeit mit Ecken und Kanten – e<strong>in</strong> Gegenbild<br />
zu manchen stroml<strong>in</strong>ienförmigen und unverb<strong>in</strong>dlichen<br />
Kulturfunktionären unserer Tage.
48<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Festhalten möchte ich auch, dass es <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />
mit Ihnen immer e<strong>in</strong> Geben und Nehmen gab. So<br />
er<strong>in</strong>nere ich mich mit Dankbarkeit an Ihre kollegiale Bereitschaft,<br />
sich an Projekten des grenzüberschreitenden<br />
Kulturaustauschs zu beteiligen, die von der Landesstelle<br />
<strong>in</strong>itiiert worden s<strong>in</strong>d. Im konkreten Fall g<strong>in</strong>g es um die<br />
Übernahme der im Sommer letzten Jahres <strong>in</strong> Oberschönenfeld<br />
eröffneten Ausstellung ,Schätze der Volkskunst<br />
aus der Slowakei‘, für die sich bis zu Ihrer Zusage, lieber<br />
Herr Professor Frei, <strong>in</strong> ganz <strong>Bayern</strong> ke<strong>in</strong> geeignetes Partnermuseum<br />
f<strong>in</strong>den ließ. Nachdem heute die Vision e<strong>in</strong>es<br />
geme<strong>in</strong>samen Europa unter E<strong>in</strong>beziehung der osteuropäischen<br />
Länder <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht zur Realität geworden<br />
ist, s<strong>in</strong>d wir ja alle aufgerufen, Chancen der Kooperation<br />
und des fachlichen Austauschs über die Grenzen h<strong>in</strong>weg<br />
wahrzunehmen. Doch meistens bleibt es dabei, dass solche<br />
Programmsätze <strong>in</strong> Hochglanzbroschüren abgedruckt<br />
werden ohne die weitergehende Bereitschaft, sie auch<br />
mit praktischem Leben zu erfüllen.<br />
Vielleicht noch e<strong>in</strong>ige ergänzende Worte zu dem, was Sie<br />
<strong>in</strong> die schwäbische Kultur- und Museumsarbeit e<strong>in</strong>gebracht<br />
haben: Als Sie im Jahr 1970 zum Bezirksheimatpfleger<br />
<strong>in</strong> Schwaben berufen wurden, war das <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e<br />
gute Wahl, als sich bei Ihnen Traditionsbewusstse<strong>in</strong><br />
und Heimatverbundenheit auf e<strong>in</strong> wissenschaftlich fundiertes<br />
kultur- und sozialgeschichtliches Interesse stützten.<br />
Für Sie war Heimatpflege immer mehr – ja etwas<br />
grundsätzlich Anderes – als das so häufig zu beobachtende,<br />
unreflektierte Festhalten an folkloristischen Formen.<br />
Das schon erwähnte Studium der Kulturgeographie und<br />
Geschichte, verbunden mit dem pädagogischen Staatsexamen,<br />
war Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e analytische und<br />
strukturbezogene H<strong>in</strong>wendung zur regionalen Kultur<br />
Schwabens, allerd<strong>in</strong>gs ohne <strong>in</strong> akademische Umgangsformen<br />
zu verfallen. In jenen Jahren des Umbruchs im<br />
ländlichen Raum, <strong>in</strong> die auch der Erlass des Bayerischen<br />
Denkmalschutzgesetzes fällt, g<strong>in</strong>g es um die Erhaltung<br />
der Kulturlandschaft, des Gesichts der schwäbischen<br />
Dörfer. Es war die Zeit des Fortschrittsglaubens, der Flurbere<strong>in</strong>igung,<br />
der bedenkenlosen Abbruchwut, die <strong>in</strong><br />
Schwaben nicht e<strong>in</strong>mal vor den Pfarrhöfen halt machte.<br />
Hans Frei war bewusst, dass <strong>in</strong> dieser Situation die Mentalität<br />
e<strong>in</strong>es Michael Kohlhaas nichts bewirken konnte.<br />
Se<strong>in</strong>e Stärke lag – und liegt heute noch – <strong>in</strong> der Fähigkeit<br />
zur Vermittlung von historischer und kultureller Bedeutung,<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kontaktfähigkeit, die es ihm ermöglichte,<br />
Partner und Verbündete zu f<strong>in</strong>den, wenn es darum g<strong>in</strong>g,<br />
Zeugnisse der Heimatgeschichte vor dem Verfall oder<br />
dem Abbruch zu retten und sie für die Zukunft zu bewahren.<br />
Das gilt <strong>in</strong> exemplarischer Weise auch für Ihren so nachhaltigen<br />
und letztendlich erfolgreichen E<strong>in</strong>satz zur Rettung<br />
der <strong>in</strong> den siebziger Jahren von Verfall und Abbruch<br />
bedrohten Gebäude des Klosters Oberschönenfeld <strong>in</strong><br />
engem Schulterschluss mit Ehrengästen der heutigen<br />
Festveranstaltung, die Ihnen lebenslänglich verbunden<br />
geblieben s<strong>in</strong>d, nämlich Herrn M<strong>in</strong>isterialrat Dr. Schiedermair,<br />
damals Jurist im Landesamt für Denkmalpflege, und<br />
Herrn Bezirkstagspräsident Dr. Simnacher. Sie konnten<br />
damals noch nicht ahnen, dass Sie sich für die Restaurierung<br />
e<strong>in</strong>es Klosterkomplexes e<strong>in</strong>setzten, der zum<br />
Standort des 1984 eröffneten Schwäbischen Volkskundemuseums<br />
und damit zu Ihrem späteren Dienstsitz als Museumsdirektor<br />
beim Bezirk Schwaben werden sollte.<br />
Ihre Aufgabe haben Sie über die Leitung des Schwäbischen<br />
Volkskundemuseums h<strong>in</strong>aus immer als Dienst an<br />
der gesamten Schwäbischen Museumslandschaft verstanden.<br />
Auf dieser L<strong>in</strong>ie liegt auch die Veranstaltung der<br />
Schwäbischen Museumstage als Forum der Begegnung<br />
und der fachlichen Fortbildung.<br />
E<strong>in</strong>en besonderen Impuls für die Entwicklung der Museumsarbeit<br />
<strong>in</strong> Schwaben bedeutete die Auslobung des<br />
Schwäbischen Museumspreises, den Sie aus Anlass<br />
Ihres 60. Geburtstages im Jahre 1997 stifteten. Normalerweise<br />
erwartet man ja bei e<strong>in</strong>em solchen runden Geburtstag<br />
e<strong>in</strong>en reich bestellten Gabentisch: Sie dagegen<br />
haben sich entschlossen, im Interesse der Entwicklung<br />
der Schwäbischen Museumslandschaft e<strong>in</strong> mäzenatisches<br />
Geschenk zu machen und im Zweijahresrhythmus den<br />
namhaften Betrag von DM 10.000,- aus Ihrer Privatschatulle<br />
zur Verfügung zu stellen, um vorbildliche Museumsprojekte<br />
auszuzeichnen. Als e<strong>in</strong> Kernanliegen möchte<br />
ich Ihre Intention hervorheben, vor allem auch das ehrenamtliche<br />
Engagement zu unterstützen, das auf die Bewahrung<br />
e<strong>in</strong>es regionalen Lebens- und Kulturraums gerichtet<br />
ist.<br />
„Lebendige Museumsarbeit <strong>in</strong> Schwaben“ – das steht als<br />
Motto auf der E<strong>in</strong>ladung zum heute stattf<strong>in</strong>denden<br />
Schwäbischen Museumstag. Und die für den Nachmittag<br />
vorgesehene Diskussion wird e<strong>in</strong>geleitet durch e<strong>in</strong> Impulsreferat<br />
zu dem Thema „Wie bleibt e<strong>in</strong> Museum lebendig?“<br />
Tatsächlich zieht es sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch die<br />
von Hans Frei mit so viel persönlichem Herzblut geleistete<br />
Museumsarbeit, dass mit den neu begründeten oder <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er zeitgemäßen Weise neu gestalteten <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
Schwaben kulturelle Zentren entstehen, von denen Impulse<br />
ausgehen und die von den Besuchern, für die sie<br />
geschaffen wurden, auch wirklich angenommen werden.“<br />
York Langenste<strong>in</strong>
BERICHTE/AKTUELLES 49<br />
11. BAYERISCH-BÖHMISCH-SÄCHSISCHE<br />
MUSEUMSFACHTAGUNG<br />
Krumau/Cesky Krumlov 18.-20.9.2002<br />
Seit 1991 treffen sich im jährlichen Turnus Museumsleiter<br />
und -mitarbeiter aus der Tschechischen Republik, aus<br />
Sachsen und <strong>Bayern</strong>, um Schwerpunktthemen der Museumsarbeit<br />
zu erörtern und die grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit weiter auszubauen. Zur 11. Veranstaltung<br />
dieser Art hatte nun die Assoziation der <strong>Museen</strong> und<br />
Galerien der Tschechischen Republik vom 18.-20. September<br />
2002 <strong>in</strong>s südböhmische Cesky Krumlov/Krumau<br />
e<strong>in</strong>geladen. Als Thema hatten sich die drei Partner „<strong>Museen</strong><br />
und Region“ gewählt.<br />
Nach der Begrüßung durch Dr. Jiri Zalman, Kulturm<strong>in</strong>isterium<br />
der Tschechischen Republik, Dr. York Langenste<strong>in</strong><br />
von der bayerischen und Dr. Joachim Voigtmann von der<br />
sächsischen Landesstelle sowie – für die Assoziation –<br />
Dr. Eva Dittertova drehten sich vier Vortragsblocks unter<br />
verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln um das Tagungsthema.<br />
Dr. Zalman erläuterte die aktuellen museumspolitischen<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> der Tschechischen Republik, wo der<br />
Umgestaltungsprozess, vor allem die Überführung von<br />
Staats- <strong>in</strong> kommunale Trägerschaften, e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Schwierigkeiten bereitet hat und immer noch nicht endgültig<br />
abgeschlossen ist. Die regionalen Bezüge und die<br />
Raumwirksamkeit von <strong>Museen</strong> am schwäbischen Beispiel<br />
arbeitete Prof. Dr. Hans Frei, Museumsdirektion des<br />
Bezirks Schwaben, heraus. Anhand von Umfrageergebnissen<br />
wies er u. a. Besucherstrukturen und E<strong>in</strong>zugsgebiete<br />
von <strong>Museen</strong> nach. Die Bedeutung e<strong>in</strong>es Museums<br />
für die Kulturszene e<strong>in</strong>er Stadt beleuchtete am Beispiel<br />
ihres Hauses Katja Altmann vom Museum Schloss Klippenste<strong>in</strong>.<br />
Trägerschaftsfragen standen bei den Vorträgen aus dem<br />
sächsischen Bergbaumuseum Oelsnitz (Andrea Riedel,<br />
verlesen) und dem Westböhmischen Museum Pilsen<br />
(Dr. Frantisek Fryda) im Vordergrund. Chancen und Risiken<br />
e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>strägerschaft legte Arndt Schaffner vom<br />
Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth dar. Zur Kulturarbeit<br />
der <strong>Museen</strong> im regionalen Kontext referierten<br />
Vaclav Houfek, Stadtmuseum Usti nad Labem/Aussig<br />
und Dr. Mart<strong>in</strong> Angerer, der Leiter der <strong>Museen</strong> der Stadt<br />
Regensburg.<br />
Den Themenblock „Museum: regionale Identität – überregionale<br />
Aktivität“ am letzten Tagungstag eröffnete Sibylle<br />
Kneuer, Kulturbeauftragte des Landkreises Haßberge. Sie<br />
stellte das Netzwerk der <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> dieser Region vor und<br />
zeigte zugleich die Chancen und Grenzen von Kulturarbeit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ländlichen Raum auf. Grenzüberschreitende<br />
Aspekte waren Mittelpunkt der Vorträge von Dr. Miroslav<br />
Cogan über e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Schmucksymposion am<br />
Museum <strong>in</strong> Turnau/Turnov und von Frau Dr. Eva Dittertova<br />
vom Stadtmuseum <strong>in</strong> Cheb/Eger, während Dr. Günter<br />
Die imposante Kulisse des historischen Krumau bildete den H<strong>in</strong>tergrund<br />
der 11. Bayerisch-böhmisch-sächsischen Museumstagung<br />
Groß über die identitätsstiftende Wirkung der Ausstellungen<br />
regionalbezogener Kunst des Stadt- und Kreismuseums<br />
Dippoldiswalde berichtete. E<strong>in</strong>en bemerkenswerten<br />
Schlusspunkt setzte Dr. Ralf Heimrath, Leiter des<br />
Oberpfälzer Freilandmuseums, mit se<strong>in</strong>en Ausführungen<br />
über die <strong>in</strong>zwischen weit gediehenen Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien<br />
zwischen se<strong>in</strong>em Museum mit wissenschaftlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> der Tschechischen Republik, die besonders<br />
der Erforschung des stimmigen natürlichen Umfeldes im<br />
Freilichtmuseum dienen.<br />
Neben den Vorträgen standen Führungen durch das historische<br />
Krumau auf dem Programm, wobei sich die Teilnehmer<br />
auch e<strong>in</strong> Bild von den aktuellen Hochwasserschäden,<br />
die u. a. das Schiele-Zentrum stark betroffen<br />
hatten, machen konnten. E<strong>in</strong> Berichtsheft, das die Vorträge<br />
der Zusammenkunft <strong>in</strong> deutscher und tschechischer<br />
Sprache wiedergibt, ist <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />
Zur Tagung 2003 lädt die Sächsische Landesstelle für<br />
Museumswesen vom 17.-19.September nach Chemnitz<br />
e<strong>in</strong>. Dort werden Industriemuseen im Mittelpunkt der Vorträge<br />
und Diskussionen stehen.<br />
Wolfgang Stäbler
50<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
10 JAHRE POLNISCH-BAYERISCHE<br />
ZUSAMMENARBEIT BEI GRABUNGEN UND<br />
MUSEUMSARBEIT IN ALTDORF<br />
Am 26.11.2002 fand im Foyer des Rathausnebengebäudes<br />
von Altdorf bei Landshut die Präsentation e<strong>in</strong>es restaurierten<br />
hölzernen Brunnens aus dem Frühmittelalter<br />
statt. Im Jahr 1994 hatten Archäologen im Ortsteil Pfettrach-Höfen<br />
e<strong>in</strong>e bajuwarische Siedlung entdeckt, deren<br />
Entstehung auf das 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wurde.<br />
Zu den Funden gehörten Siedlungsreste, e<strong>in</strong> Gräberfeld,<br />
zahlreiche Öfen und <strong>in</strong>sgesamt sechs Brunnen. E<strong>in</strong>er dieser<br />
Brunnen, mit sehr gut erhaltenen mehrphasig gebautem<br />
hölzernen Brunnenschacht, wurde 1998 bis 2002 <strong>in</strong><br />
Biskup<strong>in</strong>/Polen konserviert und restauriert. Die archäologischen<br />
Grabungen führten damals polnische Wissenschaftler<br />
des Institutes für Archäologie und Ethnologie<br />
der Polnischen Akademie der Wissenschaften Warschau<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er langfristigen Kooperation zwischen<br />
Dr. B. Engelhard vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
<strong>in</strong> Landshut und der Universität <strong>in</strong> Warschau<br />
durch.<br />
Studenten von sechs Universitäten leisteten bei diesem<br />
mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt ihr obligatorisches Praktikum<br />
ab, e<strong>in</strong> – wie aus Gesprächen zu erfahren war – für<br />
die polnischen Gäste sehr <strong>in</strong>teressanter Aufenthalt. Dabei<br />
konnten auch vorhandene Vorurteile beider Seiten, entstanden<br />
durch die vielfältigen historischen Abläufe der<br />
letzten Jahrzehnte, durch das <strong>in</strong>tensive gegenseitige<br />
Kennenlernen und viele Gespräche zerstreut werden. Die<br />
erfreuliche Kontaktaufnahme führte sogar dazu, dass im<br />
Oktober 2002 e<strong>in</strong>e der polnischen Student<strong>in</strong>nen, die hier<br />
e<strong>in</strong> Praktikum geleistet hatten, e<strong>in</strong>en Altdorfer heiratete,<br />
den sie 1994 bei den Grabungen <strong>in</strong> Pfettrach kennen gelernt<br />
hatte.<br />
1992 fand die erste Grabungen „Altdorf-Friedhof“ statt,<br />
weitere folgten 1994 am selben Ort und <strong>in</strong> Pfettrach-<br />
Höfen, 1999 <strong>in</strong> „Altdorf-Parkplatz“ und 2000 nochmals <strong>in</strong><br />
Pfettrach-Höfen. In den dazwischen liegenden Jahren erfolgte<br />
die Bearbeitung der Funde durch die Warschauer<br />
Archäologen z. T. wieder <strong>in</strong> Landshut. Bereits 1996 konnten<br />
im damals neu eröffneten Museum Adlhoch-Haus<br />
<strong>in</strong> Altdorf erste Funde aus den Grabungen ausgestellt<br />
werden.<br />
Zeichnerische Rekonstruktion des Altdorfer Brunnens<br />
Durch die meistens mehrmonatigen Grabungskampagnen<br />
waren die polnischen Archäologen und Studenten<br />
bei offiziellen Veranstaltungen immer wieder Gäste der<br />
Geme<strong>in</strong>de. Dr. hab. Zbigniew Kobyl<strong>in</strong>ski, der alle Unternehmungen<br />
leitete, legte großen Wert auf gute Kontakte<br />
se<strong>in</strong>er Studenten zur Bevölkerung. Wichtig waren auch<br />
die Bemühungen durch Werner Hübner, Vorstandsmitglied<br />
der Gesellschaft für Archäologie <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V., der<br />
über die Geschichte Niederbayerns <strong>in</strong> Vorträgen berichtete<br />
sowie Ausflüge, Besichtigungen und Geländebegehungen<br />
organisierte. Die befürchtete sprachliche Barriere<br />
war so gut wie nicht vorhanden, da alle polnischen Archäologen<br />
Englisch sprachen, die meisten auch Deutsch.<br />
In Altdorf bestand außerdem der große Vorteil, dass der<br />
Geme<strong>in</strong>debaumeister <strong>in</strong> fließendem Polnisch alle dennoch<br />
auftretenden Verständigungsprobleme sofort klären<br />
konnte.<br />
E<strong>in</strong>en Höhepunkt der bisherigen Beziehungen stellte der<br />
Besuch von Dr. Kobyl<strong>in</strong>ski im Januar 2002 <strong>in</strong> Altdorf dar.<br />
Bei e<strong>in</strong>em wissenschaftlichen Kolloquium anlässlich des<br />
80. Geburtstages von Werner Hübner hielt er e<strong>in</strong>en viel<br />
beachteten Vortrag <strong>in</strong> fließendem Deutsch über Grabungen<br />
und Ergebnisse der Kampagnen „Altdorf 1992-<br />
2002“, darunter e<strong>in</strong>e Auswertung der Pfettracher Grabungen<br />
und besonders der Brunnenfunde. Berichte darüber<br />
wurden u. a. <strong>in</strong> Dresdener, Hamburger, Kölner und Österreichischen<br />
Zeitungen veröffentlicht.<br />
Als im Jahr 2001 die Planungen der Aktionen für das am<br />
Internationalen Museumstag durchgeführte „Ste<strong>in</strong>zeitfest“<br />
begannen, waren polnische experimentelle Archäologen<br />
sofort bereit, im Altdorfer Museum mitzuwirken.<br />
Sechs Fachleute aus Biskup<strong>in</strong> und Warschau, darunter<br />
Dr. Wojciech Brzez<strong>in</strong>ski, der Direktor des Archäologischen<br />
Museums <strong>in</strong> Warschau, waren für mehrere Tage <strong>in</strong><br />
Altdorf. Sie zeigten Feuerste<strong>in</strong>bearbeitung, kochten Birkenpech,<br />
führten ste<strong>in</strong>zeitliche Jagdtechniken vor, legten
BERICHTE/AKTUELLES 51<br />
Feuerstellen an und kochten Ste<strong>in</strong>zeit-E<strong>in</strong>topf. Zur<br />
Freude unserer Gäste berichtete neben dem Regionalfernsehen<br />
auch das Bayerische Fernsehen <strong>in</strong> der Abendschau<br />
über diese vielbesuchte Veranstaltung, zu der<br />
auch der polnische Konsul R. Radosz aus München anreiste.<br />
Schon im Jahr 1997 war die Berichterstatter<strong>in</strong> auf E<strong>in</strong>ladung<br />
von Dr. Kobyl<strong>in</strong>ski mehrere Tage <strong>in</strong> Warschau, um<br />
neben Besichtigungen der Universität, von <strong>Museen</strong> und<br />
historischen Gebäuden Archäologen zu treffen, die <strong>in</strong> den<br />
Vorjahren <strong>in</strong> Altdorf gearbeitet hatten. 2001 war e<strong>in</strong> weiterer<br />
Besuch <strong>in</strong> Polen notwendig, denn es sollten nach<br />
der Beendigung der Konservierung und Restaurierung <strong>in</strong><br />
Biskup<strong>in</strong> genaue Pläne zur Aufstellung des e<strong>in</strong>gangs genannten<br />
Brunnens im Altdorfer Museum Adlhoch-Haus<br />
gemacht werden. In welchem Umfang er wieder aufgebaut,<br />
wie er wo präsentiert werden sollte, war mit<br />
Dr. Zajaczkowski, Direktor des Museums <strong>in</strong> Biskup<strong>in</strong>, zu<br />
klären.<br />
Das Archäologische Freilichtmuseum <strong>in</strong> Biskup<strong>in</strong> als<br />
Zentrum der „experimentellen Archäologie“ <strong>in</strong> Polen ist<br />
führend <strong>in</strong> der Konservierung und Restaurierung von<br />
Holzartefakten. Des weiteren kann Biskup<strong>in</strong> mit fast<br />
unglaublichen Besucherzahlen glänzen: In nur e<strong>in</strong>er Aktionswoche<br />
– jedes Jahr im September, 2002 zum Thema<br />
„Mittelalter“ – kamen 78.000 Besucher. Biskup<strong>in</strong> hat<br />
auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en attraktiven Besucherführungen und Programmen<br />
für Schulen über 15jährige Erfahrungen und<br />
immer noch jährlichen Besucherzuwachs. Das Altdorfer<br />
Brunnenholz wurde hier drei Jahre lang behandelt, was<br />
dennoch vom f<strong>in</strong>anziellen Aufwand her vergleichsweise<br />
günstig war.<br />
In e<strong>in</strong>em Buch über Denkmalschutz, das <strong>in</strong> Warschau<br />
2001 erschien, wurde die kommunale Museumsarbeit<br />
der Geme<strong>in</strong>de 1996-2000, des Heimat- und Museumsvere<strong>in</strong>s<br />
Altdorf e. V. und der ehrenamtlichen archäologischen<br />
Arbeitsgruppe MEMO geschildert. E<strong>in</strong>e weitere<br />
Buchveröffentlichung mit Titel „Archäologie und ihre<br />
Stellung <strong>in</strong> der Gesellschaft“ soll Anfang 2003 <strong>in</strong> Warschau<br />
ersche<strong>in</strong>en. Sie wird e<strong>in</strong>en Aufsatz der Kreisheimatpfleger<strong>in</strong><br />
für Archäologie im Landkreis Landshut<br />
enthalten. In e<strong>in</strong>em Beitrag <strong>in</strong> der Festschrift zum 50-<br />
jährigen Jubiläum der Universität Warschau 2003 wird<br />
Dr. Kobyl<strong>in</strong>ski über die bayerisch-polnische Zusammenarbeit<br />
berichten. Die Ergebnisse der Grabungen der polnischen<br />
Wissenschaftler s<strong>in</strong>d wiederum im jeweiligen<br />
„Archäologischen Jahr“, dem Jahrbuch der Gesellschaft<br />
für Archäologie, oder den „Vorträgen des Niederbayerischen<br />
Archäologentages“ <strong>in</strong> Deggendorf abgedruckt<br />
worden.<br />
Die <strong>in</strong> Polen konservierte hölzerne Brunnene<strong>in</strong>fassung erhält<br />
ihren Standplatz im Rathaus Altdorf<br />
Was 1992 so unspektakulär begann, hat sich im vergangenen<br />
Jahrzehnt zu e<strong>in</strong>er hochgeschätzten Freundschaft<br />
ausgebildet. In Altdorf können notwendige Grabungen<br />
z. Zt. aus verschiedensten Gründen nicht durchgeführt<br />
werden. Doch beiderseitige Interessen auf den Gebieten<br />
der Museumsarbeit und experimentellen Archäologie lassen<br />
die Kontakte nicht abreißen, wie zuletzt beim Aufbau<br />
des bajuwarischen Brunnens. Leider konnte Dr. Kobyl<strong>in</strong>ski<br />
aus Term<strong>in</strong>gründen se<strong>in</strong>en angekündigten Festvortrag zur<br />
Übergabe des Brunnens an die Öffentlichkeit <strong>in</strong> Altdorf<br />
nicht halten. Bürgermeister Josef Sehofer betonte bei der<br />
Vorstellung des „polnisch-bajuwarischen“ Brunnens ausdrücklich,<br />
wie wichtig gute Beziehungen und Freundschaften<br />
für das zusammenwachsende Europa s<strong>in</strong>d. Für<br />
2003 s<strong>in</strong>d jedenfalls schon wieder beiderseitige Besuche<br />
sowie geme<strong>in</strong>same Veröffentlichungen fest e<strong>in</strong>geplant.<br />
Vielleicht gel<strong>in</strong>gt sogar e<strong>in</strong>e Wiederholung des so erfolgreichen<br />
Museumsfestes.<br />
Monika Weigl
52<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
VERANSTALTUNGEN RUND UM DIE<br />
FREILICHTMUSEEN<br />
JAHRESTREFFEN DES ARBEITSKREISES<br />
FÜR HAUSFORSCHUNG IN BAYERN<br />
Landshut 19.6.2002<br />
Beim Treffen des Arbeitskreises für Hausforschung <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong>, traditionell organisiert vom Referat Freilichtmuseum<br />
der Landesstelle, kamen am 19.6.2002 wieder etwa<br />
60 Spezialisten zusammen. Tagungsort war der sogenannte<br />
Landshuter Salzstadel, e<strong>in</strong> spätmittelalterlicher<br />
Blankziegelbau unweit des Rathauses, der – vor wenigen<br />
Jahren für kulturelle Nutzungen aufwendig saniert – den<br />
passenden Rahmen für die Fachvorträge bot.<br />
Nach der Begrüßung durch Maximilian Seefelder, Heimatpfleger<br />
des Bezirks Niederbayern, und Landshuts<br />
2. Bürgermeister Jakob Endholzner setzte der Vortragsteil<br />
mit e<strong>in</strong>em Beitrag von Dr. Günter Knesch mit Beobachtungen<br />
zu Ziegelmauerwerk und Dachziegeln an zwei<br />
kunsthistorisch hochrangigen Kirchenbauten des Spätmittelalters<br />
<strong>in</strong> Niederbayern e<strong>in</strong>: St. Jakob <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g<br />
und St. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> Landshut. Knesch gab e<strong>in</strong>en Überblick<br />
zu den Schadenskartierungen an St. Jakob im Zuge der<br />
Sanierungsvorbereitungen. Die Dokumentation des<br />
Schadensbildes erfolgte <strong>in</strong> Kooperation mit dem m<strong>in</strong>eralischen<br />
Institut der Universität Halle.<br />
Die Untersuchungen an der historischen E<strong>in</strong>deckung von<br />
St. Mart<strong>in</strong> standen im Zusammenhang mit der jüngst erfolgten<br />
Neue<strong>in</strong>deckung der etwa 4.000 m 2 umfassenden<br />
Dachflächen. Das meiste Material stammte aus e<strong>in</strong>er Umdeckung<br />
vom Jahr 1927. Wie bei der Frauenkirche <strong>in</strong><br />
München entschied man sich bei der Neue<strong>in</strong>deckung für<br />
die sogenannte Mönchpfanne, die mit e<strong>in</strong>er federnden<br />
Klammer aus Edelstahl an der Lattung befestigt wurde.<br />
Traditionsgemäß erhielten e<strong>in</strong>ige der neuen Dachziegel<br />
Inschriften, so beispielsweise „Sonnenf<strong>in</strong>sternis 11. August<br />
1999“. Zu beiden Sanierungen hat der Vortragende<br />
handliche Publikationen verfasst.<br />
Dipl. Ing. Michael Back, Memmelsdorf bei Bamberg, referierte<br />
über die bisherigen Forschungsergebnisse bei der<br />
Datierung von Ziegeln und Mörtelproben mithilfe zweier<br />
archäometrischer Verfahren: der Thermolum<strong>in</strong>eszenz an<br />
Ziegeln und der optisch <strong>in</strong>dizierten Lum<strong>in</strong>eszenz an Mörtelproben.<br />
Diese naturwissenschaftlichen Analysen hatte<br />
das hierfür renommierte Rathgen-Forschungslabor der<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vorgenommen.<br />
Fünf von sieben mittelalterlichen Kemenatenbauten <strong>in</strong><br />
Bamberg waren auf diese Weise datiert worden. Hierbei<br />
hatten sich Intervalldatierungen <strong>in</strong> der Größenordnung<br />
von etwa 30 bis 100 Jahren ergeben. Drei dieser Bauten<br />
konnten zusätzlich dendrochronologisch bestimmt werden.<br />
Vergleicht man nun die Datierungen der unterschiedlichen<br />
Baumaterialien, so zeigt sich, dass die Intervalle<br />
aus der Thermolum<strong>in</strong>eszenz-Methode <strong>in</strong> allen Fällen nahe<br />
an den Dendrodaten liegen: Ihr Mittelwert bef<strong>in</strong>det<br />
sich lediglich zwischen 13 und 38 Jahre von den jeweiligen<br />
Holzaltersbestimmungen entfernt. Die Ziegel zu den<br />
angesprochenen Kemenaten aus der Zeit zwischen 1292<br />
und 1392 kamen aus den Öfen zweier Ziegelhütten, die<br />
sich auf dem Gebiet der heutigen Innenstadt Bambergs<br />
befanden. Archivalisch s<strong>in</strong>d sie erstmals 1315 bzw. 1367<br />
zu fassen, der Betrieb sche<strong>in</strong>t im späteren 16. Jahrhundert<br />
e<strong>in</strong>gestellt worden zu se<strong>in</strong>.<br />
Florian Eibl M. A. lieferte mit se<strong>in</strong>er Darstellung zur Typologie<br />
und Chronologie mittelalterlicher und neuzeitlicher<br />
flacher Dachziegel <strong>in</strong> Niederbayern e<strong>in</strong>en weiteren Beitrag<br />
zur Thematik der Ziegelproduktion und -verwendung,<br />
diesmal aus dem Bereich der Archäologie: Eibl<br />
stützte sich im Wesentlichen auf meist stark fragmentierte<br />
Funde und Fundkomplexe, wie sie oftmals <strong>in</strong> Gewölbezwickeln<br />
oder im Zusammenhang mit Bauschutt anzutreffen<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e stratigraphische Datierung solcher<br />
Dachziegel und Dachziegelfragmente scheidet aufgrund<br />
des Lesefundcharakters meist aus, so dass sich hier der<br />
Umweg über die Entwicklung von Typenreihen zur zeitlichen<br />
Grobordnung anbietet. Diese Arbeit hat Eibl mit e<strong>in</strong>em<br />
Teilbestand von 427 Flachziegeln aus e<strong>in</strong>em Gesamtfundus<br />
von etwa 2.000 Dachziegeln an 14 Fundorten<br />
unternommen. In e<strong>in</strong>er vorläufigen Übersicht ersche<strong>in</strong>t<br />
der bearbeitete Bestand <strong>in</strong> fünf Gruppen gegliedert, wobei<br />
die zeitliche E<strong>in</strong>ordnung mit den spitz zulaufenden<br />
Exemplaren im 13. Jahrhundert e<strong>in</strong>setzt und bei den segmentbogig<br />
abschließenden Biberschwanzformen im<br />
20. Jahrhundert endet. Besonderes Augenmerk richtete<br />
der Vortragende bei se<strong>in</strong>er Analyse auf formale Kriterien<br />
wie die Ausbildung der sogenannten Nase oder das<br />
Oberflächenrelief sowie die aus detaillierter Beobachtung<br />
gewonnenen Indizien für den jeweiligen Herstellungsvorgang.<br />
In e<strong>in</strong>drucksvoller Weise gelang es Eibl dabei, die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Schritte <strong>in</strong> der handwerklichen Produktion exakt<br />
nachzuzeichnen: e<strong>in</strong> überzeugendes Beispiel für den<br />
Gew<strong>in</strong>n, den die historische Bauforschung aus der <strong>in</strong> der<br />
Archäologie durchaus gängigen Nahsicht auf die Spuren<br />
an baulichen Überresten zu ziehen vermag.<br />
Dipl. Ing Günter Naumann, Regensburg, stellte im Anschluss<br />
die Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchung<br />
e<strong>in</strong>es ehemaligen Hafnerhauses aus dem späten<br />
18. Jahrhundert <strong>in</strong> der Altstadt von Nabburg vor. Das<br />
Haus, das sich bis 1993 nahezu 200 Jahre lang im Besitz<br />
e<strong>in</strong>er Familie befunden hatte, weist e<strong>in</strong>e Reihe ungewöhnlicher<br />
Befunde auf. So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Gebäude, das <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Struktur weitgehend dem Gründungsbau von 1799<br />
entspricht, die grundlegenden Betriebsabläufe der Kera-
BERICHTE/AKTUELLES 53<br />
mikproduktion ablesbar. Der geräumige Flez im Erdgeschoss<br />
ist so dimensioniert, dass die E<strong>in</strong>fahrt mit dem<br />
Wagen möglich war. In der Töpferstube bef<strong>in</strong>den sich drei<br />
Töpferscheiben, die jeweils unter e<strong>in</strong>em Fenster platziert<br />
s<strong>in</strong>d. Der Brennofen neben der schwarzen Küche wurde<br />
von dieser aus beheizt. Die Bestückung des Ofens mit<br />
Brenngut erfolgte dagegen von außen, das heißt von der<br />
Hofseite. Vor dem Brand musste diese Öffnung dann vermauert<br />
werden.<br />
Im Brennofen hatte sich als sensationeller Fund e<strong>in</strong><br />
kompletter Fehlbrand von 1923 erhalten, der vom Keramikspezialisten<br />
Dr. Werner Endres, Regensburg, geborgen<br />
und <strong>in</strong>ventarisiert wurde. In der Kammer h<strong>in</strong>ter der<br />
schwarzen Küche befand sich der Standort der Glasurmühle.<br />
Die Erzeugnisse wurden im Flez im Obergeschoss<br />
zwischengelagert. Obwohl die Keramikproduktion e<strong>in</strong>e<br />
lange Tradition <strong>in</strong> Nabburg hat, konnte bislang für die Erhaltung<br />
des ortsgeschichtlich wichtigen Hafnerhauses<br />
ke<strong>in</strong>e langfristig gesicherte Lösung gefunden werden.<br />
Das nächste Referat führte von der Oberpfalz nach Oberbayern,<br />
<strong>in</strong> den südlichen Chiemgau. Dipl. Ing. Axel Will,<br />
freiberuflicher Bauforscher aus München, präsentierte<br />
Aspekte der hauskundlichen Dokumentation des Häuslmann-Anwesens<br />
<strong>in</strong> Aschau, das unter der Regie des Freilichtmuseums<br />
Glentleiten für die Transferierung <strong>in</strong>s Bauernhausmuseum<br />
Amerang vorbereitet wird. Der kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>firsthof<br />
besteht aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Massivbauweise errichteten<br />
Wohnteil, der Wirtschaftsbereich ist im EG (Stall) ebenfalls<br />
gemauert, während es sich bei der Scheune um e<strong>in</strong>e verschalte<br />
Ständerkonstruktion handelt. Im wesentlichen<br />
konnten zwei Bauphasen ermittelt werden: 1751 wurde<br />
das Gebäude von dem Zimmermann Ulrich Pertl unter<br />
Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus neu errichtet.<br />
Pertl hatte den Hof e<strong>in</strong> Jahr zuvor übernommen und sogleich<br />
<strong>in</strong>vestiert. Die folgenden Umbauten und Erweiterungen<br />
aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten<br />
im Wirtschaftsteil. Zusätzlich wurde die Dachkonstruktion<br />
angehoben, so dass im Obergeschoss höhere Wohnräume<br />
sowie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kniestock im Dachgeschoss entstanden.<br />
Vom Gründungsbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
blieben Grundrissdisposition und Reste der Farbfassung<br />
der Fassaden erhalten. Da e<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Schwerpunkt<br />
der Tagung auf dem Thema „Ziegel“ lag, g<strong>in</strong>g der<br />
Referent explizit auf die rezente Dachdeckung mit zwei<br />
unterschiedlichen Falzziegeltypen e<strong>in</strong> und stellte <strong>in</strong>teressante<br />
Überlegungen zu Patentrecht, überregionalem Vertrieb,<br />
lokaler Ziegelproduktion und Bauökonomie an.<br />
Zum Abschluss des Vortragsteils der Veranstaltung wurde<br />
von Museumsleiter Dr. Mart<strong>in</strong> Ortmeier e<strong>in</strong> neues<br />
Transferierungsprojekt des niederbayerischen Freilichtmuseums<br />
Mass<strong>in</strong>g vorgestellt, e<strong>in</strong> Hafnerhaus aus Kle<strong>in</strong>bettenra<strong>in</strong><br />
im Krön<strong>in</strong>g, Landkreis Landshut, das zur Zeit<br />
von Dipl. Ing. Harald Bader e<strong>in</strong>gehend untersucht wird.<br />
Das Gebäude, das im Kern des Wohnteils noch e<strong>in</strong><br />
Blockbaugefüge von 1566 enthält, weist die traditionellen<br />
Charakteristika Krön<strong>in</strong>ger Hafnerhäuser auf: e<strong>in</strong>en sehr<br />
breit gelagerten Giebel sowie e<strong>in</strong>e auffallende Längserstreckung<br />
mit Mittertenne. Diese Struktur ist am angesprochenen<br />
Objekt das Ergebnis tiefgreifender Reparaturen<br />
und Umbauten <strong>in</strong> den Jahren 1672, 1745 und 1797.<br />
Der Wohnteil enthält die große Stube, welche zugleich als<br />
Werkstatt diente und wo sich auch der sogenannte Tonkeller<br />
für den w<strong>in</strong>terlichen Vorrat an Material befand sowie<br />
die anschließende Brennkuchl. Größere Tonvorräte wurden<br />
außer Haus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tongrube aufbewahrt. Diplomgeograph<br />
Sebastian Mayer präsentierte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurzbericht<br />
se<strong>in</strong>e bisherigen Ergebnisse zur Geschichte der<br />
Hofstelle, die sich archivalisch bis <strong>in</strong>s 15. Jahrhundert<br />
zurückverfolgen ließ. Die Hofbewohner lebten traditionell<br />
von der Hafnerei und der Landwirtschaft.<br />
Aufgrund des dichten Programms folgten <strong>in</strong> sehr gedrängter<br />
Form Kurzdarstellungen mehrerer Bauten <strong>in</strong> der<br />
Stadt, durch die bei e<strong>in</strong>em etwa zweistündigen Rundgang<br />
am Nachmittag Führungen angeboten waren: Dipl. Ing.<br />
Stefan Ebel<strong>in</strong>g, Regensburg, führte <strong>in</strong> die Geschichte der<br />
Bauten Grasgasse 329 und Schloßgasse 166 e<strong>in</strong>. Der<br />
erstgenannte Bau, im Kern von 1404, erfuhr 1505 se<strong>in</strong>en<br />
tiefgreifendsten Umbau, der zweite, im Kern e<strong>in</strong> Blockbau<br />
von 1474, erhielt durch Aufstockung 1820 se<strong>in</strong>e heutige<br />
Gestalt. Dipl. Ing. Harald Bader skizzierte die Baugeschichte<br />
des Objekts am Graben 23, e<strong>in</strong>em Blockbau von<br />
1494. Dr. Günter Knesch empf<strong>in</strong>g die <strong>in</strong> vier Gruppen organisierten<br />
Teilnehmer im weith<strong>in</strong> imposantesten mittelalterlichen<br />
Ziegelbau: der ab etwa 1385 als Hallenkirche<br />
errichteten katholischen Stadtpfarr- und Stiftskirche<br />
St. Mart<strong>in</strong> und Kastulus.<br />
Im Rahmen der nachmittäglichen Exkursion nach Kle<strong>in</strong>bettenra<strong>in</strong><br />
erläuterte schließlich Dipl. Ing. Harald Bader<br />
aus Simbach am Inn die bauhistorischen Untersuchungen<br />
am dortigen Hafnerhaus bei e<strong>in</strong>em spannenden Ortsterm<strong>in</strong>.<br />
Erst e<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong> Details von Bearbeitungsspuren<br />
der Bauhölzer vordr<strong>in</strong>gende Bauarchäologie hatte die<br />
Aufschlüsselung der e<strong>in</strong>zelnen Bau- und Umbauphasen<br />
dieses regionaltypischen Objekts ermöglicht. Ergänzend<br />
zur kompetenten Führung sorgten gastfreundliche Nachbarn<br />
auch noch für das leibliche Wohl der Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
und Teilnehmer. So konnte mit Getränken und Brotzeit<br />
e<strong>in</strong> langer und <strong>in</strong>tensiver Tag angenehm und entspannt<br />
auskl<strong>in</strong>gen.<br />
Ariane Weidlich und Georg Waldemer
54<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
AHF–JAHRESTAGUNG 2002<br />
Pirna 18.-22.9.2002<br />
Der Arbeitskreis für Hausforschung e.V. ist e<strong>in</strong> europaweit<br />
aktiver Verband von Spezialisten aus Institutionen der<br />
Denkmalpflege, Vertretern von Freilichtmuseen und zahlreichen<br />
freiberuflich tätigen Architekten, die <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Rahmen ihrer Jahrestreffen den fachlichen Austausch<br />
im Bereich der historischen Haus- und Bauforschung<br />
pflegen und zu fördern suchen. Den Vorsitz führt Professor<br />
Dr. Ulrich Großmann, Generaldirektor des Germanischen<br />
Nationalmuseums <strong>in</strong> Nürnberg.<br />
Aufgrund der Flutkatastrophe im August 2002, die auch<br />
den Tagungsort schwer beschädigt hatte, schien es e<strong>in</strong>e<br />
zeitlang unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass die diesjährige Jahrestagung<br />
des Arbeitskreises <strong>in</strong> Pirna stattf<strong>in</strong>den könne.<br />
Schließlich entschied man sich, nicht zuletzt, um damit<br />
e<strong>in</strong> Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen zu geben,<br />
die Tagung – freilich unter erschwerten Bed<strong>in</strong>gungen –<br />
doch abzuhalten. Zum Empfangsabend hießen Staatssekretär<br />
Dr. Albrecht Buttolo und der Bürgermeister der<br />
Stadt willkommen und gaben bei dieser Gelegenheit aus<br />
erster Hand e<strong>in</strong>drucksvolle Berichte zu den Folgen der<br />
Flutkatastrophe.<br />
An drei Tagen boten den mehr als 100 Teilnehmern etwa<br />
fünfzehn Referenten e<strong>in</strong> reiches Programm an Vorträgen<br />
zu hauskundlichen und bauforscherischen Themen aus<br />
<strong>Bayern</strong>, Sachsen, Thür<strong>in</strong>gen, Tschechien und norddeutschen<br />
Regionen. H<strong>in</strong>zu kamen Begehungen ausgewählter<br />
Bauten der Stadt Pirna, darunter auch des gewaltigen<br />
spätmittelalterlichen Dachgefüges der Marienkirche. E<strong>in</strong><br />
Tag war für e<strong>in</strong>e Exkursion nach Nordböhmen reserviert.<br />
Sämtliche Referate werden wie gewohnt <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
umfänglichen Jahrbuchs publiziert.<br />
Kontakt: AHF-Geschäftsstelle, Rhe<strong>in</strong>land-Pfälzisches<br />
Freilichtmuseum Bad Sobernheim, Postfach 18,<br />
55560 Bad Sobernheim/Nahe, Tel. 06751/3840<br />
3. BAYERISCH-SLOWENISCHES SYMPOSIUM<br />
FÜR BAUERNHAUSFORSCHUNG<br />
Podsreda 24.–27.10.2002<br />
Vor vier Jahren beschlossen die Bayerisch-Slowenische<br />
Gesellschaft e. V. mit Sitz <strong>in</strong> Regensburg, unterstützt vom<br />
Architekten- und Ingenieurvere<strong>in</strong> Regensburg, und die<br />
Leitung des Kozjanski-Parks im Osten Sloweniens e<strong>in</strong>e<br />
Kooperation bei der systematischen Erfassung des historischen<br />
Baubestands <strong>in</strong>nerhalb der Grenzen der bis 1981<br />
als „Tito-Gedächtnispark“ firmierenden E<strong>in</strong>richtung. Die<br />
knapp 200 km 2 umfassende E<strong>in</strong>heit birgt nach vorläufigen<br />
Schätzungen etwa 5.000 bäuerliche Bauten, davon die<br />
Mehrzahl Wohnhäuser und Stallscheunen.<br />
Dieses bedeutende bauliche Erbe ist durch den immer rascher<br />
voranschreitenden Strukturwandel <strong>in</strong> der Region<br />
stark gefährdet. Leerstand, Verwahrlosung und Abbruch<br />
außer Nutzung geratener bäuerlicher Bauten prägen immer<br />
mehr das Bild der e<strong>in</strong>st reichhaltigen Kulturlandschaft.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen Neubauten, die sich weder <strong>in</strong> Material<br />
noch <strong>in</strong> Proportion und baulichen Details an die<br />
tradierten Formen anlehnen, sondern schablonenhaft jüngere,<br />
adm<strong>in</strong>istrativ favorisierte Gestaltungsmuster reproduzieren.<br />
Die beiden Partner waren sich e<strong>in</strong>ig, dass e<strong>in</strong>e<br />
fachgerechte Dokumentation des Bestandes neben ihrem<br />
Nutzwert für die historische Hausforschung auch große<br />
Bedeutung gew<strong>in</strong>nen könnte bei den Bemühungen, die<br />
traditionellen Bauformen im Kozjanski-Park zu schützen<br />
und zu pflegen.<br />
Der Kooperationsvertrag legte Ziele, Verfahren und organisatorisch-logistische<br />
Details fest: Im Rahmen der als<br />
Anschubhilfe gedachten Initiative sollten Studenten des<br />
Fachbereichs Architektur an der Fachhochschule Regensburg<br />
ihr Praxissemester durch Kartierung, Aufmaß<br />
und Beschreibung von nach Planquadraten systematisch<br />
abzuarbeitenden Architekturobjekten ableisten können.<br />
Die Betreuung erfolgte zuerst alle<strong>in</strong>e von deutscher Seite,<br />
dann trat die Beteiligung von Seiten der Universität Ljubljana<br />
h<strong>in</strong>zu.<br />
In zweierlei H<strong>in</strong>sicht greift damit das Konzept auf frühere<br />
Initiativen im Rahmen der Dokumentation historischer<br />
Bauformen zurück: zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die „totale<br />
Erfassung“ mittels flächendeckender Feldarbeit – wie sie<br />
für e<strong>in</strong>en Teil des Rupertiw<strong>in</strong>kels schon 1939 durch<br />
Richard Schlegel unternommen und postum von Kurt<br />
Conrad publiziert worden war –, zum anderen <strong>in</strong> der<br />
Beteiligung von Studenten der Architektur: Die von Enno<br />
Burmeister <strong>in</strong>s Leben gerufene und über lange Jahre betreute,<br />
nahezu 30 Bände umfassende Baudokumentationsreihe<br />
des Fachbereichs Architektur an der Fachhochschule<br />
München ist der beachtliche Ertrag aus e<strong>in</strong>em<br />
derartigen, langfristig angelegten Programm.<br />
Bis dato waren <strong>in</strong> vier Sommern an die 1.500 bäuerliche<br />
Bauten auf diese Art zeichnerisch erfasst und mithilfe<br />
standardisierter Fragebögen beschrieben worden. In<br />
den Augen der bayerischen Partner war damit das<br />
primäre Ziel erreicht: Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Wie<br />
sich im Verlauf der Tagung Schritt für Schritt erweisen<br />
sollte, ist die Grundlage für die Übernahme und selb-
BERICHTE/AKTUELLES 55<br />
In den Diskussionen spielten auf Seiten der Gastgeber<br />
die Begriffe „Identität“ und „Degradierung“ herausgehobene<br />
und emotional stark besetzte Rollen, Begriffe, die <strong>in</strong><br />
unserer hiesigen Denkmalpflege sicherlich nicht diesen<br />
Rang e<strong>in</strong>nehmen. Es erübrigt sich darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />
dass sich dieser Unterschied aus den ganz verschiedenen<br />
historischen Entwicklungsprozessen der beiden Länder<br />
unschwer erklären lässt. In Gesprächen und Diskussionen<br />
aber werden diese Unterschiede <strong>in</strong> der Akzentsetzung<br />
bzw. <strong>in</strong> der Verknüpfung mit Konnotationen nicht<br />
selten spürbar.<br />
Exkursion zu e<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>bauernhaus <strong>in</strong> Zagorje, erbaut 1864<br />
ständige Fortführung des Projekts durch die slowenischen<br />
Partner allerd<strong>in</strong>gs noch nicht im notwendigen<br />
Ausmaß gegeben.<br />
Bereits der Auftaktvortrag zu den Fachbeiträgen machte<br />
e<strong>in</strong>en kritischen Bereich <strong>in</strong> der Verständigung über die<br />
Zukunft des Projekts deutlich: Prof. Dr. Pfister, Fachbereich<br />
Architektur der Universität Ljubljana, gab E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e langjährig laufende Dokumentationskampagne<br />
bäuerlicher Architektur, die sich über ganz Slowenien<br />
erstreckt und <strong>in</strong> der bislang etwa 35.000 Bauten<br />
aufgenommen wurden. In der Auswertung dieser immensen<br />
Datenfülle entwickelte man mittlerweile 70 „Hauslandschaften“<br />
<strong>in</strong> 14 Regionen des Landes. Die deutschen<br />
Gäste und Partner erfuhren hier zum erstenmal<br />
von dieser e<strong>in</strong>drucksvollen Leistung, obwohl es doch<br />
s<strong>in</strong>nvoll und notwendig gewesen wäre, beide Kampagnen<br />
aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen bzw. die jüngere auf den<br />
Grundlagen der bereits erhobenen Daten aufbauen zu<br />
lassen.<br />
Im weiteren Fortgang der Tagung erwies sich darüber h<strong>in</strong>aus<br />
auch die Beziehung des Kosjanski-Parks zur offiziellen<br />
Denkmalpflege als nicht unkompliziert. Obwohl es im<br />
ureigensten Interesse der staatlichen Denkmalpflege se<strong>in</strong><br />
müsste, das angesprochene Projekt fachlich zu begleiten<br />
und zu fördern, sche<strong>in</strong>t ganz im Unterschied dazu eher<br />
e<strong>in</strong> gewisses Misstrauen die Haltung der offiziellen Stellen<br />
zu charakterisieren. Offenbar geht es dabei <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie um Fragen der Zuständigkeiten und Kompetenzen.<br />
Am Rande sei vermerkt, dass die staatliche Denkmalpflege<br />
unabhängig von der angesprochenen Kampagne bislang<br />
204 Bauten im Park als bauliches Kulturerbe registriert<br />
hat.<br />
Dr. A. J. Eichenseer, der Präsident der Bayerisch-Slowenischen<br />
Gesellschaft, brachte die auf deutscher Seite nicht<br />
zu Unrecht empfundene Reserviertheit mancher offizieller<br />
Vertreter slowenischer Institute po<strong>in</strong>tiert auf die Formel des<br />
„ungeliebten Liebhabers“. Dipl. Ing. Arch. Univ. G. Naumann<br />
machte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag mit Nachdruck deutlich,<br />
dass aus se<strong>in</strong>er Sicht – der Sicht des spiritus rector des<br />
Gesamtprojekts – die Kooperation im S<strong>in</strong>ne der Hilfe zur<br />
Selbsthilfe nunmehr abgelöst werden müsse durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Slowenien fest verankerte geme<strong>in</strong>schaftliche Initiative.<br />
Tatsächlich nahm dieser Gedanke gegen Ende der Tagung<br />
greifbare Gestalt an, als Prof. Dipl. Ing. C. Hütz, Dekan<br />
der Fachhochschule Regensburg, und Frau Dr. Ziva<br />
Deu, Universität Ljubljana, e<strong>in</strong>en bilateralen Kooperationsvertrag<br />
unterzeichneten, der das begonnene Projekt<br />
auf e<strong>in</strong>e neue organisatorische und f<strong>in</strong>anzielle Basis stellt<br />
und darüber h<strong>in</strong>aus im Rahmen des europaweit angestrebten<br />
Austauschs von Studenten e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Beitrag der Ausbildungs<strong>in</strong>stitute leisten kann.<br />
E<strong>in</strong> reiches Programm an Exkursionen ergänzte die Vorträge,<br />
zu denen der Berichterstatter e<strong>in</strong>en Überblick zur<br />
Geschichte der Haus- und Bauforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> beisteuerte.<br />
Neben e<strong>in</strong>e Reihe sanierungsbedürftiger und<br />
sanierter Bauten und Anlagen gab es Gelegenheit, die<br />
Altstadt von Celje (deutsch: Cilli) und das dortige historische<br />
Archiv kennen zu lernen, ebenso e<strong>in</strong>e jüngst musealisierte<br />
Mühle mit e<strong>in</strong>em Präsentationsschnitt auf<br />
Höhe der 1990er Jahre.<br />
Es ist dem Kozjanski-Park, damit se<strong>in</strong>em Leiter Franci<br />
Zidar und dem wissenschaftlichen Stab zu wünschen,<br />
dass es gel<strong>in</strong>gt, den unaufhaltsamen Prozess des Wandels<br />
<strong>in</strong> der slowenischen Prov<strong>in</strong>z im kulturpolitischen S<strong>in</strong>ne<br />
positiv zu bee<strong>in</strong>flussen und dafür Sorge zu tragen,<br />
dass e<strong>in</strong>e heute noch weitgehend <strong>in</strong>takt ersche<strong>in</strong>ende<br />
Kulturlandschaft <strong>in</strong> ihren wesentliche Zügen erhalten und<br />
dabei doch zukunftsfähig gemacht werden kann.<br />
Georg Waldemer
56<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
SYMPOSIUM „NOTHELFER ODER MÄZEN –<br />
AUFGABE, WIRKUNGSWEISE UND BEDEUTUNG<br />
VON MUSEUMS-FÖRDERVEREINEN“<br />
Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern<br />
an der Glentleiten 8.11.2002<br />
Das Symposium „Nothelfer oder Mäzen – Aufgabe, Wirkungsweise<br />
und Bedeutung von Museums-Fördervere<strong>in</strong>en“<br />
wurde zu Ehren von Herrn Prof. DDr. Enno Burmeister<br />
durchgeführt, der 20 Jahre lang Vorsitzender des<br />
Freundeskreises Freilichtmuseum Südbayern e. V. war<br />
und vor kurzem von Regierungspräsident Werner Hans<br />
Böhm im Vorsitz abgelöst wurde. Das Thema war noch<br />
nie im Rahmen e<strong>in</strong>es wissenschaftlichen Symposiums<br />
aufgegriffen worden. Der Veranstalter hoffte, dass <strong>in</strong> den<br />
Referaten über e<strong>in</strong>e „Leistungsschau“ verschiedener Vere<strong>in</strong>e<br />
h<strong>in</strong>aus Bedeutung und Problematik der Förderkreise<br />
differenziert aufgezeigt werden.<br />
Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Neben Prof. Burmeister<br />
sprachen Dipl. Arch. Hanspeter Schmidt (Ostschweizer<br />
Fördervere<strong>in</strong> Ballenberg), Prof. Dr. Stefan Baumeier<br />
(Westfälisches Freilichtmuseum Detmold), Dr. Otto<br />
Helwig (Fördervere<strong>in</strong> Bauernhausmuseum Amerang),<br />
Dr. Michael Faber (Rhe<strong>in</strong>isches Freilichtmuseum e. V.),<br />
Dr. Uwe Me<strong>in</strong>ers (Niedersächsisches Freilichtmuseum<br />
Cloppenburg) und Dr. Michael Becker (Salzburger Freilichtmuseum<br />
Großgma<strong>in</strong>). Die großen Leistungen der dargestellten<br />
Vere<strong>in</strong>e für die jeweiligen <strong>Museen</strong> waren evident.<br />
Die verschiedenen Möglichkeiten zur Hilfestellung<br />
erbrachten auch zahlreiche Anregungen, wobei die Frage,<br />
ob Förderkreise mehr Nothelfer (<strong>in</strong>terpretiert als Helfer<br />
auch im laufenden Betrieb des Museums) oder Mäzene<br />
(zusätzliche Hilfe) seien, mit „sowohl als auch“ beantwortet<br />
wurde.<br />
Der Nutzen der Vere<strong>in</strong>e für die <strong>Museen</strong> wurde im Pr<strong>in</strong>zip<br />
nicht bestritten, obgleich z. B. manche Konstellationen,<br />
die e<strong>in</strong> positives Kosten-/Nutzenverhältnis <strong>in</strong> Frage stellen,<br />
kritischer h<strong>in</strong>terfragt wurden. Von Seiten der <strong>Museen</strong><br />
war die Angst spürbar, dass z. B. e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>svorsitzender<br />
zum „Neben-Museumsleiter“ werden könnte. Es wurde<br />
E<strong>in</strong>igkeit darüber erzielt, dass die E<strong>in</strong>flussnahme des Vere<strong>in</strong>s<br />
„am Museumszaun“ enden sollte.<br />
In Freundeskreisen kann e<strong>in</strong>e kulturpolitische Notwendigkeit<br />
gesehen werden; jedes Museum könne froh se<strong>in</strong>, so<br />
der Tenor, e<strong>in</strong>en Fördervere<strong>in</strong> zur Seite zu wissen, helfen<br />
diese doch nicht nur <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller H<strong>in</strong>sicht, sondern verschaffen<br />
dem Museum auch e<strong>in</strong>e gewichtigere Lobby.<br />
Daneben können sie das Museum tiefer <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />
verankern. Allerd<strong>in</strong>gs verspricht die Zusammenarbeit<br />
von Vere<strong>in</strong> und Museum nur Erfolg, wenn sie auf der<br />
Basis e<strong>in</strong>es uneigennützig verzahnten Mite<strong>in</strong>anders abläuft.<br />
Die gute Zusammenarbeit zwischen Vere<strong>in</strong> und Museum<br />
sollte auch dadurch dokumentiert se<strong>in</strong>, dass die<br />
Museumsleitung geborenes Vorstandsmitglied des Vere<strong>in</strong>s<br />
mit Stimmrecht se<strong>in</strong> sollte. E<strong>in</strong>e solche Konstruktion<br />
gibt es z. Zt. bei den wenigsten Fördervere<strong>in</strong>en.<br />
Kilian Kreil<strong>in</strong>ger<br />
TREFFEN DER LEITER UND MITARBEITER DER<br />
BAYERISCHEN FREILICHT- UND BAUERNHOFMUSEEN<br />
München 12.11.2002<br />
Das jährliche Treffen der Leiter und Mitarbeiter bayerischer<br />
Freilicht- und Bauernhofmuseen fand diesmal <strong>in</strong><br />
den Räumen der Landesstelle statt. Der Vormittag stand<br />
im Zeichen von Diskussionen über aktuelle Themen, nicht<br />
zuletzt von E<strong>in</strong>sparungen, die auch von den Freilichtmuseen<br />
nicht haltgemacht haben, und die allgeme<strong>in</strong>e Lage<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die 2003 zur Verfügung stehenden Fördermittel<br />
der Landesstelle und der Bayerischen Landesstiftung.<br />
Ferner wurde <strong>in</strong>formiert über Ergebnisse diverser<br />
Tagungen und Vorhaben, so über Ausstellungsprojekte<br />
der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong>, wobei erfreulicherweise zu konstatieren<br />
war, dass sich <strong>in</strong>zwischen kont<strong>in</strong>uierlich mehrere<br />
<strong>Museen</strong> zusammenschließen, um kostengünstiger Sonderausstellungen<br />
erarbeiten und präsentieren zu können.<br />
Nachmittags fanden zwei Präsentationen große Aufmerksamkeit:<br />
Markus Hundemer berichtete als verantwortlicher<br />
Projektleiter über Planung und Aufbau des neuen<br />
digitalen Fotoarchivs der Landesstelle. Auf der Grundlage<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den letzten Jahren durchgeführten Neuarchivierung<br />
und Inventarisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er HiDA-Datenbank<br />
wurden etwa 45.000 Fotos bayerischer nichtstaatlicher<br />
<strong>Museen</strong> sowie der bayerischen Hausforschung im Jahr<br />
2002 digitalisiert und <strong>in</strong> die vorhandene Datenbank e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Hierbei wurde als Qualitätsstandart e<strong>in</strong>e Bildgröße<br />
von 13x18 cm <strong>in</strong> Druckqualität def<strong>in</strong>iert (also<br />
2048x1536 Pixel bei 300 dpi Auflösung).<br />
Um die so entstandene Bilddatenbank im geplanten <strong>in</strong>ternen<br />
Computernetz der Landesstelle verfügbar zu machen,<br />
wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em Programmierer<br />
e<strong>in</strong>e neue Such- und F<strong>in</strong>demaske entwickelt, die auf<br />
der Grundlage e<strong>in</strong>es „virtuellen Leuchttisches“ e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches<br />
Arbeiten – auch ohne jede Datenbankkenntnisse –<br />
ermöglicht. Diese Computerseiten wurden <strong>in</strong> Design und<br />
Anwendung so aufgebaut, dass sie zugleich <strong>in</strong> den Internetauftritt<br />
der Landesstelle unter www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />
e<strong>in</strong>gefügt werden können. Damit sollen die historischen<br />
Aufnahmen des Fotoarchivs der Landesstelle (aus
BERICHTE/AKTUELLES 57<br />
dem Zeitraum ab etwa 1870) den <strong>Museen</strong> wie auch der<br />
<strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<br />
Die e<strong>in</strong>fache <strong>in</strong>tra- und <strong>in</strong>ternetfähige Foto-Such- und<br />
F<strong>in</strong>deoberfläche der Landestelle greift zwar auf die Daten<br />
e<strong>in</strong>er HiDA-Datenbank zu, kann aber – mit e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Programmieraufwand – auch ohne weiteres mit Daten<br />
anderer Datenbanksysteme funktionieren. So plant<br />
zur Zeit neben anderen Häusern das Sudetendeutsche<br />
Archiv <strong>in</strong> München die Übernahme der Grundstruktur des<br />
digitalen Fotoarchivs der Landestelle; e<strong>in</strong>erseits zum<br />
schnelleren F<strong>in</strong>den sowie zur Schonung von wertvollen<br />
Foto-Orig<strong>in</strong>alen, andererseits um den bedeutenden und<br />
oft nachgefragten Bestand historischer Altaufnahmen<br />
des Sudetendeutschen Archivs im Internet der Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren.<br />
Zum Schluss wurde die Sicherungs- und Archivierungsmethode<br />
der digitalen Fotodaten an der Landestelle vorgestellt,<br />
wobei sich für die zentrale Frage der Langzeitarchivierung<br />
nach wie vor ke<strong>in</strong>e Lösung abzeichnet. Noch<br />
wird empfohlen, zukünftig regelmäßig die Daten umzukopieren<br />
und ebenso <strong>in</strong> allfällige neue Standards zu migrieren.<br />
Ausführlicher soll die Planung und der Aufbau des<br />
neuen digitalen Fotoarchivs der Landestelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der<br />
nächsten Hefte von museum heute vorgestellt werden.<br />
Im Anschluss boten drei Vertreter der Firma Mediamatix<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den kurz vor der Fertigstellung stehenden<br />
virtuellen Rundgang durch e<strong>in</strong>en Teil der Stadt München.<br />
Diese vom Stadtmuseum München <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegebene mediale Präsentation bietet zwei <strong>in</strong> Echtzeit<br />
gerechnete <strong>in</strong>teraktive Rundgänge im Bereich der Kauf<strong>in</strong>gerstraße<br />
und dem Umfeld der Frauenkirche <strong>in</strong> den Jahren<br />
um 1600 und 1900.<br />
Auf der Basis e<strong>in</strong>es ungewöhnlich hohen Recherchevorlaufs,<br />
bei dem die Firma detailliertes Grundlagenmaterial<br />
zu allen Fassaden beschaffen musste, wurden zuerst<br />
räumliche Drahtgittermodelle generiert, die man dann mit<br />
naturalistisch angelegten Oberflächen ausstattete. Die <strong>in</strong>tensive<br />
Bearbeitung bis h<strong>in</strong>unter zu Schildern, Plakaten<br />
und der Pat<strong>in</strong>a der Bauten sowie e<strong>in</strong>gespielter Fahrzeuge<br />
und unterlegter Geräusche schafft e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Vergegenwärtigung des Straßenraums, <strong>in</strong> dem sich die<br />
Betrachter mittels Maus frei bewegen können. Insbesondere<br />
das spurlos verschwundene Befestigungswerk am<br />
Karlstor kann so <strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierender E<strong>in</strong>drücklichkeit nachempfunden<br />
werden.<br />
Virtueller „Leuchttisch“ des neuen digitalen Fotoarchivs der Landesstelle<br />
In den Reihen der Freilichtmuseumsleiter fand die Präsentation<br />
großes Interesse: gerade dieser Museumstyp<br />
legt es nahe, über ähnliche Foren didaktischer Vermittlung<br />
von architektonischen Strukturen nachzudenken.<br />
Insbesondere für e<strong>in</strong>e Veranschaulichung verschiedener<br />
Bauzustände bzw. Bauphasen und Raumfassungen würde<br />
sich e<strong>in</strong>e virtuelle Erschließung von Architekturobjekten<br />
eignen. E<strong>in</strong>drucksvolle Beispiele digital wiedererstandener<br />
Bauten boten e<strong>in</strong>ige aufwendige Rekonstruktionen<br />
aus den vergangenen Jahren, so beispielsweise virtuelle<br />
Rundgänge durch den Kölner Dom, das „Aleppo-Zimmer“<br />
(Staatliche <strong>Museen</strong> Berl<strong>in</strong>), die „Casa del poeta tragico“<br />
<strong>in</strong> Pompeji (Antikenmuseum, Leipzig) oder das<br />
großangelegte Projekt „Synagogen <strong>in</strong> Deutschland“ (TU<br />
Darmstadt).<br />
In der darauf folgenden Diskussion richteten sich die Fragen<br />
erwartungsgemäß auf Aufwand und Kosten. Das<br />
Münchener Projekt ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>soweit nicht repräsentativ,<br />
da <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Museum als Auftraggeber bereits im<br />
Besitz der notwenigen Unterlagen se<strong>in</strong> dürfte – im Falle<br />
von Freilichtmuseen ist dies selbstverständlich durch die<br />
ausführliche Dokumentation transferierter Architektenobjekte<br />
gegeben – und damit die Leistungen e<strong>in</strong>er Medienwerkstatt<br />
alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der technischen Umsetzung sowie<br />
kreativen Umformung und Belebung zu liegen hätten.<br />
Dies lässt e<strong>in</strong> derartiges Vorhaben eher f<strong>in</strong>anzierbar ersche<strong>in</strong>en.<br />
In jüngster Zeit hat das Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim<br />
e<strong>in</strong>en Versuch digitaler Rekonstruktion unternommen: Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit an der Universität Würzburg<br />
entstand e<strong>in</strong> virtueller Rundgang durch den wiederaufgebauten<br />
Hof aus Kle<strong>in</strong>r<strong>in</strong>derfeld.<br />
Kilian Kreil<strong>in</strong>ger/Markus Hundemer/Georg Waldemer
58<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
KUNST, KULTUR, NATUR – UND JETZT AUCH<br />
QUALITÄT?<br />
14. Österreichischer Museumstag,<br />
St. Pölten 21.-23.11.2002<br />
Dem Wels, süddeutsch-österreichisch „Waller“, werden<br />
landläufig drei Hauptmerkmale zugeschrieben: Er ist e<strong>in</strong>er<br />
der größten Fische <strong>in</strong> heimischen Gewässern, er ist – bei<br />
entsprechender Zubereitung – recht schmackhaft,<br />
ansonsten eher hässlich. Dieses Tier führt das neue, am<br />
15. November 2002 eröffnete Niederösterreichische Landesmuseum<br />
im neuen Regierungsviertel St. Pöltens quasi<br />
als Wappentier im Logo, was ebenso Neugierde auf die<br />
damit verbundenen Bezüge weckte wie die durchaus<br />
selbstbewusst formulierte E<strong>in</strong>ladung zur Eröffnung: „Vergessen<br />
Sie alles, was Sie bisher von <strong>Museen</strong> gesehen<br />
oder gehört haben. Das erste Landesmuseum des neuen<br />
Jahrtausends setzt völlig neue Maßstäbe <strong>in</strong> der österreichischen<br />
Museumswelt.“<br />
Damit standen die Stars des 14. Österreichischen Museumstags<br />
(Motto: „Kunst – Kultur – Natur“) bereits fest,<br />
der vom 21.-23. November 2002 gut 200 Museumsleute<br />
<strong>in</strong> das dem neuen Museum benachbarte Festspielhaus<br />
im „Kulturbezirk“ St. Pöltens gelockt hatte: Es waren<br />
Architekt Hans Holle<strong>in</strong> und se<strong>in</strong> Gebäude, daneben natürlich<br />
die Adaption des letzteren für die Museumsnutzung.<br />
Der Maestro berichtete von e<strong>in</strong>er nicht ganz geradl<strong>in</strong>igen<br />
Genese: Am Anfang stand e<strong>in</strong>e holle<strong>in</strong>typische Sheddachhalle<br />
(vgl. se<strong>in</strong> Museum Abteiberg <strong>in</strong> Mönchengladbach)<br />
mit dem von e<strong>in</strong>em kühn geschwungenen Wetterschutz<br />
überdachten E<strong>in</strong>gangsbereich, denen dann e<strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dungstrakt und e<strong>in</strong> – im Gegensatz zu den ursprünglichen<br />
Planungen deutlich geschrumpfter – Seitenflügel<br />
h<strong>in</strong>zugefügt wurden. Vielleicht ist diese Entstehungsgeschichte<br />
Grund dafür, dass sich dem Betrachter<br />
nun e<strong>in</strong> wenig organisches Ganzes präsentiert, eher e<strong>in</strong>e<br />
fast zufällige Abfolge von Bauteilen, die wie ihr Inhalt betont<br />
gewollt verbunden und doch irgendwie nicht zusammengehörig<br />
nebene<strong>in</strong>ander herleben.<br />
Der zentrale Bereich, den der Besucher zuerst betritt, ist<br />
von e<strong>in</strong>ige Stockwerke hohen, verglasten Halbtonnen<br />
ähnlich e<strong>in</strong>er überdimensionalen Orangerie überwölbt, <strong>in</strong><br />
die der Architekt und Gestalter mehrere Ausstellungsebenen,<br />
verbunden durch Treppen und Rampen, luftig e<strong>in</strong>gehängt<br />
hat. Diese Ebenen s<strong>in</strong>d bevölkert von lebendem –<br />
Fische <strong>in</strong> Becken – und totem Getier wie ausgestopften<br />
Bären, Hirschen und Elchen. Sie s<strong>in</strong>d gruppiert um zwei<br />
Bäume als vertikale Elemente: das quasi skelettierte<br />
Überbleibsel der jahrhundertealten „Breiten Föhre“ und<br />
e<strong>in</strong>e künstliche, haushohe Eiche. Unter der Decke hängt<br />
wie e<strong>in</strong> drohender Meteor e<strong>in</strong> großer, oben mit echtem Eis<br />
vergletscherter Felsblock, und aus dem M<strong>in</strong>igletscher<br />
entspr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen R<strong>in</strong>ne geführte Quelle, die<br />
zunächst e<strong>in</strong> Strömungsbecken mit Forellen speist, dann<br />
ihren Weg durch verschiedene Stationen <strong>in</strong> Form von weiteren<br />
Becken bis h<strong>in</strong>unter zu den Fischen des Tieflandes<br />
Das neue Niederösterreichische Landesmuseum St. Pölten: Die<br />
Rückansicht zeigt die ane<strong>in</strong>andergereihten Bauteile<br />
bzw. der Donau nimmt, um schließlich zu versickern. Von<br />
den Emporen bietet sich e<strong>in</strong> Ausblick, der stark an norddeutsche<br />
bzw. niederländische Vergnügungsparks er<strong>in</strong>nert,<br />
wo <strong>in</strong>mitten von Heidelandschaft unter e<strong>in</strong>er gläsernen<br />
Käseglocke tropische Paradiese für Wochenendurlauber<br />
entstanden – für die Museumsbesucher, besonders<br />
Familien, wohl e<strong>in</strong> durchaus attraktiver Raum, den<br />
man auf verschiedenste Art und Weise erkunden kann.<br />
Seltsam bemüht ist nun aber hieran im Obergeschoss die<br />
Abteilung der älteren Kunst angebunden. Neben e<strong>in</strong>er<br />
„Vogelwand“ wagen sich e<strong>in</strong>ige sakrale, gotische Holzplastiken<br />
ans Licht des Tages, um – schüchtern die vorbeiflitzenden<br />
Forellen beäugend – Besucher <strong>in</strong> die eher<br />
konservativ gestalteten „Räume der Kunst“ zu ziehen.<br />
Hier wäre vielleicht e<strong>in</strong> wassererprobter St. Nepomuk der<br />
richtige Sendbote gewesen. Auf der anderen Seite führt<br />
e<strong>in</strong> Skulpturengang h<strong>in</strong>über <strong>in</strong> die Sheddachhalle, wo auf<br />
zwei Etagen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts <strong>in</strong><br />
großzügigen, aber relativ massiv unterteilten Räumlichkeiten<br />
mit den von Holle<strong>in</strong> zu erwartenden schönen Blickachsen<br />
und Perspektiven ihr Domizil gefunden hat. E<strong>in</strong><br />
Schattendase<strong>in</strong> im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes führt die<br />
Landesgeschichte: Sie ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vergleichsweise kle<strong>in</strong>en<br />
Black-Box untergekommen, <strong>in</strong> der <strong>in</strong> fast völliger F<strong>in</strong>sternis<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Handvoll Vitr<strong>in</strong>en Inkunabeln niederösterreichischer<br />
Geschichte, etwa mittelalterliche Urkunden<br />
oder auch Objekte wie e<strong>in</strong>e Rolle Stacheldraht vom „Eisernen<br />
Vorhang“, die Geschichte des Bundeslandes<br />
schlaglichthaft illustrieren. Haupt-„Exponat“ ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> 3D-<br />
Technik projizierter Film, der entscheidende Stationen <strong>in</strong><br />
der niederösterreichischen Geschichte wiedergibt. E<strong>in</strong><br />
mit neuester Technik ausgestattetes „Museumslabor“
BERICHTE/AKTUELLES 59<br />
steht v. a. Schulklassen zur Verfügung, die hier an Flachbildschirmen<br />
und unterstützt von e<strong>in</strong>er Beamerprojektion<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umfangreichen Datenbank recherchieren können.<br />
Der Museumstag hatte aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abfolge von 19 Referaten<br />
und zwei Podiumsdiskussionen – nebenbei erwähnt<br />
sämtliche von Männern bestritten, was auf entsprechende<br />
Führungsstrukturen im Kulturbetrieb unserer<br />
Nachbarn schließen lässt – natürlich noch wesentlich<br />
mehr zu bieten als die Vorstellung des neuen Hauses.<br />
Über die <strong>in</strong>zwischen schon etwas <strong>in</strong> die Jahre gekommene<br />
Frage nach dem Authentischen im Zeitalter der virtuellen<br />
Wirklichkeit räsonierte der scheidende Präsident<br />
des Österreichischen Museumsbundes, Wilfried Seipel,<br />
während Kev<strong>in</strong> V. Mulcahy, Professor aus Louisiana und<br />
zur Zeit <strong>in</strong> Budapest lehrend, Aspekte der privaten Kulturf<strong>in</strong>anzierung<br />
<strong>in</strong> den USA darstellte und dabei <strong>in</strong> Zweifel<br />
zog, dass private Philanthropie auf Dauer die wesentliche<br />
F<strong>in</strong>anzquelle für das kulturelle Erbe darstellen könne.<br />
Hans Kollmann, Geschäftsführer des Niederösterreichischen<br />
Landesmuseums, gab E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Verwaltungsstrukturen<br />
„ausgegliederter“ Bundesmuseen: So<br />
wird etwa der Betrieb se<strong>in</strong>es Museums als GmbH geführt,<br />
während die Bestände der Kulturabteilung des Landes<br />
unterstehen. E<strong>in</strong> Überlassungsvertrag regelt die Nutzungsmöglichkeit<br />
der Objekte, auch <strong>in</strong> Bezug auf Urheber-<br />
und Verwertungsrechte. Kollmanns Thesen, die<br />
Vermittlung sei die zentrale Museumsfunktion und die Besucherzahl<br />
wichtigster Erfolgsparameter, da e<strong>in</strong>zig greifbarer<br />
Vergleichspunkt beim Benchmark<strong>in</strong>g, sorgten für<br />
den nötigen Stoff <strong>in</strong> der folgenden Podiumsdiskussion<br />
über das Museum des 21. Jahrhunderts.<br />
Blick von der Empore <strong>in</strong> den Ausstellungsbereich „Natur“
60<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Der nächste Vormittag – überschrieben mit „Natur – Kultur“<br />
– gehörte zunächst wieder dem Direktor des Niederösterreichischen<br />
Landesmuseums, Carl Aigner, und<br />
se<strong>in</strong>em landeskundlichen Abteilungsleiter Karl Brunner,<br />
der auch die Datenbank des Museumslabors als „lebendiges<br />
Depot zur Landesgeschichte“ betreut. Wolfgang<br />
Kos, designierter Leiter der <strong>Museen</strong> der Stadt Wien, forderte<br />
e<strong>in</strong>e „radikale Selektivität“ von Ausstellungen und<br />
„Themencluster statt starr durchlaufender Abfolgen“. Vor<br />
allem solle das Museum das zeigen, was man nur im Museum<br />
erleben könne. Peter Assmann vom Oberösterreichischen<br />
Landesmuseum beleuchtete die Entwicklung<br />
se<strong>in</strong>es Hauses h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Zentralmuseum mit mehreren<br />
davon betreuten Zweigmuseen. Dazwischen führte beredt<br />
der Naturaktivist und Leiter des Naturhistorischen<br />
Museums Wien, Bernd Lötsch, durch die Themen- und<br />
Aufgabenbereiche von „Naturmuseen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bedrohten<br />
Welt“.<br />
Der Vortragsblock „Museumslandschaft Niederösterreich“<br />
leitete über zur abendlichen Exkursion zur Kulturmeile<br />
<strong>in</strong> Krems. Erstes Ziel der Vortragsreise durch das<br />
Bundesland war das Freilichtmuseum Archäologischer<br />
Park Carnuntum, dessen Grabungsleiter Franz Humer<br />
attraktive Angebote für die Besucher vorstellte, während<br />
se<strong>in</strong> Kollege Markus Wachter speziell das kulturtouristische<br />
Market<strong>in</strong>g des Museums herausarbeitete. Interessant<br />
waren u. a. se<strong>in</strong>e Ausführungen zum Yield-Market<strong>in</strong>g<br />
zur besseren Auslastung <strong>in</strong> besucherschwachen Zeiten<br />
(„Besser Mehrwertaktionen, etwa kostenlose Führungen,<br />
als Preisreduzierungen!“) und se<strong>in</strong> Bemühen, für den Vertrieb<br />
über Reisebüros geme<strong>in</strong>sam mit anderen Anbietern<br />
buchbare Angebote zustande zu br<strong>in</strong>gen. Mit drei Beispielen<br />
für Vernetzungen im museums-touristischen Bereich,<br />
die Österreichische Bernste<strong>in</strong>straße, außerdem<br />
e<strong>in</strong>en Museumsverbund <strong>in</strong> Industrieviertel südlich von<br />
Wien, wo neben speziellen <strong>Museen</strong> auch Industriebetriebe<br />
besichtigt werden können, und e<strong>in</strong>er Dokumentation<br />
über die Eisenstraße, an der 22 kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d, öffnete sich endlich auch der Blick auf die sehr<br />
dichte, zahlenmäßig von kle<strong>in</strong>en <strong>Museen</strong> bestimmte<br />
Museumslandschaft der niederösterreichischen Prov<strong>in</strong>z.<br />
Mit Thomas Pulle und Sever<strong>in</strong> He<strong>in</strong>isch stellten die Leiter<br />
des Stadtmuseums St. Pölten und des Karikaturmuseums<br />
Krems ihre Häuser vor.<br />
Natur und Kultur – verzahnt und doch fremd: die Schnittstelle<br />
zweier Museumsabteilungen<br />
In Krems selbst war Gelegenheit zu Besichtigung der <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren entstandenen „Kunstmeile“ mit<br />
Kunsthalle, Karikaturmuseum (e<strong>in</strong>em Bau von Gustav<br />
Peichl, dessen Karikaturen als „Ironimus“ neben Werken<br />
von Manfred Deix die Dauerausstellung bilden) und<br />
neueröffneter Artothek gegeben. Im Mittelpunkt stand<br />
aber die erstmalige, feierliche Verleihung des Museumsgütesiegels<br />
durch Günther Dembski, den Präsidenten<br />
von ICOM Österreich, an 55 <strong>Museen</strong> aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet. Um diese Bewertung hatten sich Landesmuseen<br />
ebenso erfolgreich beworben wir kle<strong>in</strong>e Dorfund<br />
Heimatmuseen. Auf Initiative von Museumsseite,<br />
nicht etwa auf übergeordnete kulturpolitische Überlegungen<br />
h<strong>in</strong>, wurde 2002 dieses Qualitätszeichen erstmals<br />
ausgelobt. Als Ziele wurden formuliert, dass „das<br />
Museum e<strong>in</strong>e Verantwortung zur Bewahrung des kulturellen<br />
Erbes übernimmt“, dass „Besucher e<strong>in</strong>e qualitätvolle<br />
Präsentation und e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destniveau an Serviceleistungen<br />
erwarten können“, schließlich dass „das Museum,<br />
se<strong>in</strong> Träger und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter den Kodex der<br />
Berufsethik anerkennen.“ Um die begehrte, fünf Jahre<br />
gültige Plakette erwerben zu können, muss das antragstellende<br />
Museum e<strong>in</strong>en Fragebogen ausfüllen (wie die<br />
Richtl<strong>in</strong>ien zu f<strong>in</strong>den im Internet: www.icom-oesterreich.at/qualitaet.html),<br />
bei dessen Beantwortung die<br />
rechtlichen Grundlagen des Museums und se<strong>in</strong>e Sammlungsbestände<br />
sowie e<strong>in</strong>e stabile f<strong>in</strong>anzielle Basis darzulegen<br />
s<strong>in</strong>d. Beigebracht werden müssen auch schriftlich<br />
ausformulierte Museumsleitl<strong>in</strong>ien, die Inhalte und<br />
Zielgruppen der jeweiligen Museumsarbeit festhalten.<br />
Nachzuweisen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e geregelte Dokumentation der<br />
Sammlung, angemessene konservatorische Maßnahmen,<br />
eigene Forschungen oder die Ermöglichung von<br />
Forschungen durch Dritte sowie Basise<strong>in</strong>richtungen für<br />
die Öffentlichkeit. Das Museum muss m<strong>in</strong>destens an<br />
104 Vor- oder Nachmittagen pro Jahr, also an zwei halben<br />
Tagen pro Woche, zu festgesetzten Zeiten geöffnet<br />
se<strong>in</strong>. Für Bearbeitung des Fragebogens und die Plakette<br />
s<strong>in</strong>d 100.- E an ICOM Österreich und ÖMB zu bezahlen.
BERICHTE/AKTUELLES 61<br />
Der letzte Veranstaltungstag war der Diskussion über diese<br />
Form der Qualitätsbewertung gewidmet. Aus den Niederlanden<br />
berichtete Pim Witteveen, Direktor der Niederländischen<br />
Stiftung für Museumsberatung, über die dortigen<br />
Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em Museumsgütesiegel, das <strong>in</strong><br />
den vergangenen fünf Jahren bereits an über 200 der<br />
rund 1200 niederländischen <strong>Museen</strong> ausgehändigt wurde.<br />
Im wesentlichen decken sich die österreichischen<br />
Kriterien mit den niederländischen, die als direktes Vorbild<br />
dienten, wobei sich die Niederländer wiederum an<br />
das englische Beispiel angelehnt hatten. E<strong>in</strong>en signifikanten<br />
Unterschied bildet <strong>in</strong> den Niederlanden die Möglichkeit,<br />
für drei Jahre, <strong>in</strong> denen nachgebessert werden kann,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Warteschleife für die Zertifizierung vorgemerkt<br />
zu werden. Davon haben rund 150 <strong>Museen</strong> Gebrauch<br />
gemacht, während 50 generell zurückgewiesen werden<br />
mussten.<br />
Erfahrungen aus Kärnten, wo e<strong>in</strong> 1998 gestartetes Museumsgütesiegelprojekt<br />
<strong>in</strong>zwischen wieder e<strong>in</strong>geschlafen<br />
ist, brachte Hartmut Prasch vom Museum für Volkskultur<br />
<strong>in</strong> Spittal a. d. Drau e<strong>in</strong>. Besonders <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>e<br />
Ausführungen zur „Kärnten-Card“, die den Besuch von<br />
113 Ausflugszielen, darunter auch <strong>Museen</strong>, ermöglicht<br />
und jährlich von 150.000 Touristen und 40.000 E<strong>in</strong>heimischen<br />
erworben wird. Unter ihnen wurde im Jahr 2000<br />
e<strong>in</strong>e Evaluation durchgeführt: In den rund 10.000 ausgewerteten<br />
Besucherfragebögen lagen die <strong>Museen</strong> bei der<br />
„Erwartungserfüllung“ vorn, allerd<strong>in</strong>gs wurden sie als wenig<br />
erlebnisreich e<strong>in</strong>gestuft. Derzeit läuft die Erhebung<br />
des Investitionsbedarfs bei den Partnerunternehmen, um<br />
die Attraktivität der vernetzten Ausflugsziele zu steigern.<br />
Die Vorstellung e<strong>in</strong>er neuen Norm für Museumsvitr<strong>in</strong>en,<br />
die vom Bildungsm<strong>in</strong>isterium angeregt worden war,<br />
schloss die Vorträge ab.<br />
In der Diskussion zur Zertifizierung wurde u. a. problematisiert,<br />
dass das neue Gütesiegel zwar die Fortentwicklung<br />
der Museumslandschaft bewirken solle, e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Beratung und Unterstützung aber bei den<br />
vorhandenen Strukturen kaum möglich sei. Als Problem<br />
wurde ferner gesehen, dass Kriterienersteller, Berater und<br />
Prüfer dieselben Personen seien, außerdem wurden mehr<br />
Fortbildungsmöglichkeiten für Museumsleiter und -mitarbeiter,<br />
ggf. im Rahmen e<strong>in</strong>es mobilen, bundesweiten Weiterbildungskonzepts,<br />
gefordert. Letztlich werden die<br />
Erfahrungen der nächsten Jahre zu Modifizierungen und<br />
weiteren Überlegungen, etwa der Festlegung des Ablaufs<br />
der erneuten Prüfung nach fünf Jahren oder e<strong>in</strong>er wie<br />
beim TÜV zu erstellenden Mängelliste, führen müssen. Das<br />
Führen des Gütesiegels soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Automatismus<br />
Ausweis für steuerliche Erleichterungen und Argumentationshilfe<br />
und Nachweis bei Zuschussansuchen<br />
Frisch zertifizierter Museumsvertreter mit der goldenen Qualitätsplakette<br />
werden. Daneben werden künftig nur noch Bewerbungen<br />
zum Österreichischen Museumspreis von dergestalt qualifizierten<br />
Häusern zugelassen. Für 2003 ist jedenfalls<br />
schon die nächste Auszeichnungsrunde angekündigt.<br />
Die Jahresversammlungen von ICOM Österreich und<br />
Österreichischem Museumsbund rundeten die bestens<br />
organisierte Tagung ab. Ihre Ergebnisse werden 2003 <strong>in</strong><br />
der Zeitschrift „Neues Museum“ wiedergegeben.<br />
Zurück zu den Ausgangspunkten, dem Waller und dem –<br />
<strong>in</strong>zwischen museumsgütebesiegelten – Niederösterreichischen<br />
Landesmuseum. Auch wenn das Museum<br />
dem vollmundig verbreiteten Anspruch, „auf neuartige<br />
Weise“ Kunst, Natur und Landeskunde zu verb<strong>in</strong>den,<br />
wohl nur <strong>in</strong> Teilen genügen kann, so ist hier doch e<strong>in</strong> neues<br />
kulturelles Zentrum entstanden, das <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>en<br />
Besuch lohnt. Zur E<strong>in</strong>stimmung kann e<strong>in</strong> Besuch der<br />
hauseigenen Website (www.landesmuseum.net) dienen.<br />
Den Fisch gibt es allerd<strong>in</strong>gs nur im Museum selbst zu<br />
sehen.<br />
Wolfgang Stäbler
62<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
„LEBENDIGE MUSEUMSARBEIT“<br />
Schwäbischer Museumstag und Museumspreis 2002<br />
Zum traditionellen Schwäbischen Museumstag 2002 hatte<br />
der Bezirk Schwaben am 26. Oktober „<strong>in</strong> die Höhle des<br />
Löwen“ geladen: Austragungsort war nämlich das<br />
Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld,<br />
dessen langjähriger, nun scheidender Leiter, Prof. Dr.<br />
Hans Frei, auch Initiator und Stifter des Schwäbischen<br />
Museumspreises ist.<br />
Überreichung des Schwäbischen Museumspreises 2002: Bezirkstagspräsident<br />
Dr. Georg Simnacher, Füssens Bürgermeister<br />
Christian Gangl, Museumsleiter Thomas Riedmiller, Museumsdirektor<br />
und Preisstifter Prof. Dr. Hans Frei<br />
Nach der Begrüßung durch den Hausherren referierte<br />
zunächst Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher über<br />
die Rolle des Bezirks Schwaben als Museumsträger.<br />
Dr. York Langenste<strong>in</strong>, Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong>, stellte danach Entwicklungen und<br />
Perspektiven der Museumslandschaft Schwaben vor. Nahezu<br />
zwangsläufig wurde dieser Rückblick über weite<br />
Strecken zu e<strong>in</strong>er Laudatio auf Professor Frei, der über<br />
Jahrzehnte als e<strong>in</strong>e entscheidende Triebfeder <strong>in</strong>nerhalb<br />
der schwäbischen <strong>Museen</strong> gewirkt hat. Den Nachmittag<br />
nahmen Diskussionen zur Frage e<strong>in</strong>, auf welche Weise die<br />
Lebendigkeit e<strong>in</strong>es Museums gewährleistet werden kann.<br />
Bereits mit Spannung erwartet wurde die Verleihung des<br />
Schwäbischen Museumspreises 2002. Nachdem <strong>in</strong> den<br />
Vorjahren das Klostermühlenmuseum <strong>in</strong> Thierhaupten<br />
und das Dorfmuseum Mert<strong>in</strong>gen sowie zuletzt das Museum<br />
Hofmühle <strong>in</strong> Immenstadt ausgezeichnet worden waren,<br />
g<strong>in</strong>g die mit 5.000 e dotierte Auszeichnung diesmal<br />
an das Museum der Stadt Füssen. Die Jury hatte es unter<br />
den 10 Bewerbern ausgewählt, weil – so die Begründung<br />
– „... die Leistungen der Stadt Füssen... beispielgebend<br />
für Konzept, Gestaltung und Organisation e<strong>in</strong>es<br />
Museums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt“ seien: „Museumsträger und<br />
Museumsleitung haben fachkundig und zielstrebig das<br />
denkmalpflegerische und museale Potential <strong>in</strong> Wert gesetzt.<br />
E<strong>in</strong> Museumsbesuch vermittelt <strong>in</strong> hervorragender<br />
Weise Geschichte, Kultur und Kunst des Füssener<br />
Raumes. Die für e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt überaus großzügigen Öffnungszeiten<br />
tragen auch wesentlich dazu bei, dass sich<br />
die Besucherzahlen <strong>in</strong> 10 Jahren verzehnfacht haben...“<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die beachtlichen Leistungen ehrenamtlich<br />
geführter Heimatmuseen vergab der Bezirk Schwaben drei<br />
Anerkennungspreise: an das Heimatmuseum Buchloe, das<br />
Fisch<strong>in</strong>ger Heimatmuseum und Schimuseum <strong>in</strong> Fischen<br />
und das Museum Zusmarshausen (Porträt s. o. S. 15).<br />
Wolfgang Stäbler
BERICHTE/AKTUELLES 63<br />
NEUE BÜCHER<br />
TEXTE IN MUSEEN<br />
E<strong>in</strong> neuer „Praxisleitfaden“<br />
Der <strong>in</strong> Bielefeld angesiedelte Verlag transcript hat <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren e<strong>in</strong>e Reihe museologischer Titel vorgelegt<br />
und sich <strong>in</strong> diesem Feld als Fachverlag profilieren<br />
können. Jüngstes Produkt aus diesem Haus ist e<strong>in</strong> etwas<br />
über 170 Seiten umfassender Band im Format DIN A 4<br />
mit dem Titel „Texte <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> und Ausstellungen – E<strong>in</strong><br />
Praxisleitfaden“. Herausgeber s<strong>in</strong>d Evelyn Dawid und<br />
Robert Schles<strong>in</strong>ger, die seit mehreren Jahren <strong>in</strong> Wien freiberuflich<br />
die „Wortstatt“ betreiben, zu deren Leistungsumfang<br />
„Wand-, Audio- und Internettexte, Broschüren,<br />
PR-Konzepte, Design und Programmierung von Internetseiten,<br />
Pressetexte“ gehören.<br />
Von den 12 Kapiteln stammen drei von Co-Autoren, alle<br />
anderen kommen aus der Feder der Betreiber der „Wortstatt“.<br />
Es überrascht daher auch nicht übermäßig, dass<br />
sich e<strong>in</strong>es der Kapitel mit der Professionalisierung der<br />
Texterstellung für <strong>Museen</strong> und Ausstellungen befasst und<br />
<strong>in</strong> der Konsequenz der Argumentation zu e<strong>in</strong>em Plädoyer<br />
für die Vergabe solcher Leistungen an Anbieter auf dem<br />
freien Markt gerät.<br />
E<strong>in</strong>e solche Position hatte sich bereits <strong>in</strong> den fünfziger<br />
Jahren <strong>in</strong> den USA herausgebildet – der Journalist George<br />
We<strong>in</strong>er war 1957 vom mächtigen Smithsonian für die<br />
professionelle Bearbeitung von Ausstellungstexten unter<br />
Vertrag genommen worden –, <strong>in</strong> Europa jedoch erst wesentlich<br />
später e<strong>in</strong>e Nachfolge gefunden. Für Deutschland<br />
übernahm die Vorreiterrolle das Deutsche Museum<br />
<strong>in</strong> München mit der Installation des „Textbüros“ im Jahr<br />
1986. In den folgenden Jahren publizierte diese E<strong>in</strong>richtung<br />
mehrere grundlegende Schriften zur Formulierung<br />
von Ausstellungstexten, die neben den diesbezüglichen<br />
Veröffentlichungen von Helmut Zebhauser – selber Ausstellungsgestalter<br />
zahlreicher Präsentationen im Deutschen<br />
Museum – auch aus heutiger Sicht zu den e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Grundlagenwerken gerechnet werden müssen.<br />
Die vorliegende Publikation trägt im Untertitel die Bezeichnung<br />
„Praxisleitfaden“, e<strong>in</strong> gewissermaßen paradoxer<br />
Anspruch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf die Argumentation für die<br />
professionelle Erstellung von Ausstellungstexten, denn<br />
die vorliegende Ausgabe zielt doch wohl weniger auf<br />
Profis, sondern eher auf die Nutzung im museologischen<br />
Alltag durch Nicht-Spezialisten. Hierfür ist sie auch<br />
durchaus ausgelegt: Die Gliederung ist übersichtlich, die<br />
Mehrzahl der Kapitel schließt mit knappen Zusammenfassungen<br />
e<strong>in</strong>schließlich Literaturverweisen ab, es werden<br />
<strong>in</strong> erfreulich großem Umfang Beispiele vorgeführt von<br />
unbearbeiteten und redigierten Texten; e<strong>in</strong> Fallbeispiel für<br />
die systematische Regelung der Texterstellung – es ist<br />
das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland<br />
<strong>in</strong> Bonn – rundet den Band ab. Alles <strong>in</strong> allem also e<strong>in</strong>e<br />
substanzreiche, handlungsorientiert verfasste Schrift<br />
für alle, die sich der nicht ganz unkomplizierten Aufgabe<br />
verschrieben haben, besucherorientierte Texte zu formulieren.<br />
Und doch gibt die Veröffentlichung Anlass zu e<strong>in</strong>igen Ergänzungen,<br />
kritischen Anmerkungen und Korrekturen:<br />
Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass die Autoren<br />
<strong>in</strong> erheblichem Umfang die im Übrigen sehr reiche Literatur<br />
aus Großbritannien und den USA herangezogen haben.<br />
Man hätte sich allerd<strong>in</strong>gs gerade bei e<strong>in</strong>er der wichtigsten<br />
Arbeiten, Beverly Serrells „Exhibit Labels. An Interpretive<br />
Approach“, gewünscht, die stark überarbeitete,<br />
aktuelle Fassung verarbeitet zu f<strong>in</strong>den (London u. a. 1996)<br />
und nicht die von der Autor<strong>in</strong> selbst kritisch beurteilte ältere<br />
Darstellung von 1988. Auch fehlt die im deutschen<br />
Sprachraum sicherlich bedeutende Arbeit von Ballstaedt:<br />
„Wissensvermittlung. Die Gestaltung von Lernmaterial“,<br />
die aus Sicht des Rezensenten <strong>in</strong> die Handbibliothek des<br />
Ausstellungsplaners gehört. Auch bleibt unverständlich,<br />
wieso die für die Leseforschung im deutschen Sprachraum<br />
grundlegenden Titel von Norbert Groeben völlig<br />
unter den Tisch gefallen s<strong>in</strong>d. Schließlich wäre es wohl –<br />
<strong>in</strong>sbesondere aus österreichischer Sicht – zu erwarten<br />
gewesen, auf die verdienstvolle Zusammenfassung von<br />
Friedrich Waidacher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em großen, vermutlich viel zu<br />
wenig beachteten Kompilat „Handbuch der Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Museologie“ zu verweisen. Dort nimmt das Thema Texte<br />
immerh<strong>in</strong> 24 Seiten e<strong>in</strong>.<br />
Grundsätzlich beschränken sich die Autoren auf die Optimierung<br />
von Ausstellungstexten im S<strong>in</strong>ne der sprachlichen<br />
Überarbeitung und lassen dabei zwangsläufig e<strong>in</strong>e<br />
Reihe weiterer Aspekte außer Acht. Hierzu gehören <strong>in</strong>sbesondere<br />
die mikro- und makrotypographische Gestaltung<br />
des Textmaterials und se<strong>in</strong> Zusammenhang mit den<br />
anderen Elementen der Ausstellung wie Exponaten, Bildern,<br />
Graphiken, Modellen u.a.m. Dieser Mangel f<strong>in</strong>det<br />
se<strong>in</strong>en augenfälligen Ausdruck alle<strong>in</strong>e schon dar<strong>in</strong>, dass<br />
die Publikation ohne jegliche Abbildungen geblieben ist.<br />
Beverly Serrell, deren diesbezügliche Publikation übrigens<br />
auch e<strong>in</strong>e bessere Bebilderung verdient hätte, gesteht<br />
für ihren Teil mehrfach diese Schwäche <strong>in</strong> der Behandlung<br />
der Texte e<strong>in</strong>. In diesem Zusammenhang ist an<br />
die Forschungsergebnisse der Gestaltpsychologie zu er<strong>in</strong>nern,<br />
die h<strong>in</strong>reichend deutlich machen können, dass<br />
Besucher e<strong>in</strong>e Ausstellung als facettenreiches Gesamterlebnis<br />
erfahren, dessen Wirkung selbstverständlich nicht<br />
alle<strong>in</strong>e mit der isoliert vorgenommenen Optimierung<br />
sprachlicher Aussagen positiv zu bee<strong>in</strong>flussen ist.
64<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Durch die alle<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>wendung auf die sogenannte Textoberfläche<br />
treten zwangsläufig stilistische Kriterien <strong>in</strong> den<br />
Vordergrund. In der Behandlung dieses Aspekts darf die<br />
vorliegende Publikation als gelungen gelten. Wenn allerd<strong>in</strong>gs<br />
für Lesetexte kategorisch das Passiv ausgeschlossen<br />
wird (S. 54 f.), bei Audiotexten überraschenderweise<br />
ohne Erklärung allerd<strong>in</strong>gs durchaus erlaubt (S. 95), so<br />
sche<strong>in</strong>t dies doch auf e<strong>in</strong>er Überbewertung der stilistischen<br />
E<strong>in</strong>flussgrößen zu beruhen. Zur Stilistik bleiben aus<br />
Sicht des Rezensenten ohneh<strong>in</strong> die Publikationen Wolf<br />
Schneiders, des ehemaligen Leiters der Journalistenschule<br />
<strong>in</strong> Hamburg, unübertroffen.<br />
Auch möchte man sich nicht une<strong>in</strong>geschränkt der Empfehlung<br />
anschließen, die Überschriften ganz im S<strong>in</strong>ne von<br />
Schlagzeilen abzufassen (S. 53 f.). Die Gefahren, hierbei<br />
über das Ziel h<strong>in</strong>auszuschießen und die Besucher eher zu<br />
irritieren, hat beispielsweise Serrell deutlich herausgestellt<br />
(Serrell S. 90). Dieselbe Autor<strong>in</strong> stellt sich zurecht<br />
auch sehr kritisch zu der Aufforderung, Lesetexte im Museum<br />
grundsätzlich deduktiv zu formulieren, also mit dem<br />
Allgeme<strong>in</strong>en zu beg<strong>in</strong>nen und im Textverlauf auf den spezifischen<br />
Aussagekern vorzudr<strong>in</strong>gen.<br />
Dieser seit den Publikationen aus der Praxis des Deutschen<br />
Museums vielfach wiederholten Forderung ist mit<br />
Nachdruck entgegenzutreten: Bei objektbezogenen Texten<br />
und Handlungsanleitungen zu hands-on Elementen<br />
verhält es sich nämlich gerade umgekehrt – hier hat der<br />
Texter von der spontanen Anschauung der Betrachter<br />
auszugehen und damit ihrem Vorwissen sowie den im<br />
Ausstellungszusammenhang nahegelegten Perspektiven<br />
und nicht etwa von übergeordneten Fragestellungen.<br />
Serrell gibt hierzu e<strong>in</strong>e überzeugende Argumentation<br />
(Serrell S. 84, 118 f., 148 f.).<br />
Dawid und Schles<strong>in</strong>ger, die allgeme<strong>in</strong>ere didaktische<br />
Fragen außer Betracht lassen, ist bei e<strong>in</strong>em anderen<br />
Merkmal guter Lesetexte dagegen <strong>in</strong> vollem Umfang zuzustimmen:<br />
der Formulierung und nachfolgenden graphischen<br />
Gestaltung <strong>in</strong> zeilengebundenen S<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>heiten.<br />
Zwar lehnen manche Graphiker den daraus resultierenden<br />
Flattersatz ab, doch s<strong>in</strong>d die Befunde der Leseforschung<br />
diesbezüglich so e<strong>in</strong>deutig, dass dem „semantischen<br />
Zeilenfall“, wie es Zebhauser nannte, entschieden<br />
der Vorzug zu geben ist.<br />
Besonders gelungen ist den Autoren das Kapitel 9:<br />
„Füße weg von fremden Zehen! Die 11 Arbeitsschritte zu<br />
professionellen Texten“ als Darstellung e<strong>in</strong>es möglichst<br />
reibungsarmen Ablaufschemas für die Beteiligung externer<br />
Texter <strong>in</strong> der Ausstellungskonzeption. Dort f<strong>in</strong>det sich<br />
unter Schritt 7 der bedenkenswerte Vorschlag, sich die<br />
wesentlichen Aussagen zu e<strong>in</strong>zelnen Texte<strong>in</strong>heiten als<br />
mündliche Äußerungen auf Tonband von den Kuratoren<br />
zu holen. Diese Idee ist <strong>in</strong> erweitertem S<strong>in</strong>ne tragfähig:<br />
Es sollte <strong>in</strong>sgesamt bei der Textformulierung e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Nähe zur gesprochenen Alltagssprache gesucht und<br />
gewissermaßen auf die Qualität der „Stimme“ des Textangebots<br />
geachtet werden. Wie sensibel man auf diese<br />
Konnotation <strong>in</strong> der amerikanischen museologischen Literatur<br />
achtet, ist beispielsweise bei Serrell vielfach nachzulesen<br />
(Serrell S. 12, 14, 83, 86, 112, 115, 203, 205).<br />
E<strong>in</strong>er der effektivsten Tests der Verständlichkeit von<br />
Lesetexten bleibt im Übrigen weiterh<strong>in</strong> das laute Vorlesen.<br />
Zu den Stärken des Bandes gehören auch die Überlegungen<br />
zu alternativen Darbietungsformen von Texten:<br />
Abgesehen von sogenannten Wandtexten bietet sich vielfach<br />
die strategische Verlagerung von Information auf<br />
Broschüren, Saaltexte, Computer, Kurzkatalog oder bewegliche<br />
Elemente, wie Schubladen oder Texte zum Aufdecken<br />
an. Erst e<strong>in</strong> Informationsangebot, das solche<br />
Alternativen e<strong>in</strong>bezieht, erlaubt <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e zielgruppenorientierte<br />
und ansprechende Bereitstellung<br />
komplexer und umfänglicher Inhalte.<br />
Wenig Gew<strong>in</strong>n hat die Publikation durch die Aufnahme<br />
der Kapitel 10 und 11 erfahren: Friederike Müllers Versuch,<br />
Kosten und Nutzen professioneller Texte anhand<br />
ihrer Erfahrungen am Freilichtmuseum Kiekeberg vorzuführen,<br />
kommt kaum über allgeme<strong>in</strong>e Aussagen h<strong>in</strong>aus,<br />
Walter Pfaffs hymnische Würdigung der Leistungen der<br />
„Wortstatt“ wirkt ebenfalls wenig sachdienlich.<br />
Wer sich also den vorliegenden Band zur Lektüre und<br />
praktischen Umsetzung vornehmen will, sei noch e<strong>in</strong>mal<br />
an e<strong>in</strong>ige andere Publikationen h<strong>in</strong>gewiesen, <strong>in</strong> denen<br />
Ausstellungstexte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Sicht der Präsentationswirklichkeit<br />
als <strong>in</strong>tegrales Element behandelt<br />
werden und deren Titel bei Dawid und Schles<strong>in</strong>ger nicht<br />
ersche<strong>in</strong>en: Den Rang e<strong>in</strong>es Klassikers nimmt der 1976<br />
erschienene, fast 500 Seiten umfassende Band des Royal<br />
Ontario Museums <strong>in</strong> Toronto e<strong>in</strong>: Communicat<strong>in</strong>g with the<br />
Museum Visitor – Guidel<strong>in</strong>es for Plann<strong>in</strong>g. Aus jüngerer<br />
Vergangenheit ragen heraus Roger Miles: The Design of<br />
Educational Exhibits, <strong>in</strong> zweiter, überarbeiteter Auflage<br />
von 1988 und Kathleen McLean: Plann<strong>in</strong>g for People <strong>in</strong><br />
Museum Exhibitions aus dem Jahr 1993. Das umfänglichste<br />
Werk <strong>in</strong> deutscher Sprache bleibt vorerst der Abschlußbericht<br />
zu e<strong>in</strong>er Reihe von wissenschaftlich durchgeführten<br />
Evaluationen, die auf die Verbesserung von<br />
Textangeboten <strong>in</strong> drei großen deutschen <strong>Museen</strong> abzielten:<br />
Anneliese Almasan u. a.: Neue Methoden der Ausstellungsplanung<br />
<strong>in</strong> <strong>Museen</strong>, von 1993.
BERICHTE/AKTUELLES 65<br />
E<strong>in</strong>e breiter angelegte Publikation zur didaktischen Ausstellungsgestaltung<br />
<strong>in</strong> deutscher Sprache bleibt weiterh<strong>in</strong><br />
Desiderat. Bis zu ihrem Ersche<strong>in</strong>en bietet der vorliegende<br />
Band e<strong>in</strong>en durchaus empfehlenswerten Bauste<strong>in</strong>.<br />
Georg Waldemer<br />
Evelyn Dawid/Robert Schles<strong>in</strong>ger (Hrsg.): Texte <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />
und Ausstellungen. E<strong>in</strong> Praxisleitfaden, 174 S.,<br />
Bielefeld 2002, ISBN 3-89942-107-8<br />
MUSEUM UND TOURISMUS<br />
Berichtsband über e<strong>in</strong>e Tagung zum „Reiseziel Museum“<br />
Kulturtourismus ist ke<strong>in</strong> neues Phänomen: Er lässt sich<br />
bis <strong>in</strong> die Antike zurückverfolgen. Neu ist, dass sich <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren nicht nur kommerzielle Vermittler, sondern<br />
auch die Besuchten selbst, darunter vor allem die<br />
<strong>Museen</strong>, Gedanken machen, wie dieses Potential der kulturellen<br />
Neugier <strong>in</strong> Zeiten relativ leichter, auch globaler<br />
Reisemöglichkeiten im Rahmen seriöser Kulturarbeit genutzt<br />
bzw. wie diese spezielle Freizeitbeschäftigung gefördert<br />
werden kann.<br />
Das Potential ist gewaltig: Immerh<strong>in</strong> erklärten bei e<strong>in</strong>er<br />
Umfrage im Jahr 1996 88,4% der Befragten, <strong>in</strong> ihrem letzten<br />
Urlaub sei „den Horizont erweitern, etwas für Kultur<br />
und Bildung tun“ von Bedeutung gewesen. 44,0 % der im<br />
weiteren S<strong>in</strong>n kulturell Aktiven hatten im Urlaub e<strong>in</strong> Heimatmuseum<br />
besucht, 32,8 % e<strong>in</strong> Kunst- und 17,0 % e<strong>in</strong><br />
technisches Museum (vgl. Mart<strong>in</strong> Lohmann: Kulturtouristen<br />
oder die touristische Nachfrage nach Kulturangeboten,<br />
<strong>in</strong>: Thomas He<strong>in</strong>ze (Hg.): Kulturtourismus. Grundlagen,<br />
Trends und Fallstudien, München/Wien 1999,<br />
S. 53-82). Neben das Museum als klassisches „Schlechtwetterprogramm“<br />
der Reisenden schiebt sich sehr deutlich<br />
das Museum als eigenständiges Reiseziel im Rahmen<br />
des kulturbetonten Städtetourismus. Er wird – wie Untersuchungen<br />
ergeben haben – <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ausgeübt von<br />
e<strong>in</strong>em relativ wohlhabenden, ungebundenen Publikum<br />
mittlerer bis älterer Jahrgänge und damit von e<strong>in</strong>er für<br />
Touristiker attraktiven Zielgruppe. Das gilt natürlich <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie für große, spektakuläre Projekte, etwa Tate<br />
Modern, Guggenheim Bilbao oder neuerd<strong>in</strong>gs wohl die<br />
P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München, oder auch vielbesprochene<br />
Sonderausstellungsprojekte, die man „gesehen<br />
haben muss“, um im kulturbeflissenen Bekanntenkreis<br />
mitreden zu können. Aber auch mittlere und kle<strong>in</strong>ere<br />
<strong>Museen</strong> können – bei entsprechenden Anstrengungen<br />
und Kooperation mit Touristikern – von diesem Markt profitieren.<br />
Diese bislang noch eher vernachlässigte Zusammenarbeit<br />
griff e<strong>in</strong>e Tagung auf, zu der sich im Oktober 1999 <strong>in</strong><br />
der „Europäischen Kulturstadt“ Weimar über 140 Museumspädagogen<br />
mit Experten aus Kulturpolitik, Tourismus<br />
und Management trafen, um über Strukturen, Anforderungen<br />
und Formen möglicher geme<strong>in</strong>samer Wege zu<br />
diskutieren. Die Ergebnisse dieser Tagung liegen nun als<br />
vielschichtiger Aufsatzband vor.<br />
Zunächst umreisst Arnold Vogt, Museologieprofessor <strong>in</strong><br />
Leipzig, die „Perspektiven e<strong>in</strong>es Dialogs“ zwischen <strong>Museen</strong><br />
und Tourismus. Dabei arbeitet er den Werte- und<br />
Strukturwandel heraus vom traditionellen Selbstverständnis<br />
des Museums mit se<strong>in</strong>en klassischen Tugenden des<br />
Sammelns, Forschens, Bewahrens und Vermittelns (Bildens)<br />
h<strong>in</strong> zu mehr kostenbewussten, unter Umständen<br />
sogar profitorientierten Anforderungen. Er sieht dabei die<br />
Museumspädagogen <strong>in</strong> die Defensive geraten – die Wahl<br />
des Tagungsthemas gerade durch diese Berufsgruppe im<br />
Museum sche<strong>in</strong>t ihm Recht zu geben. Nicht fehlen darf<br />
bei se<strong>in</strong>em Überblick die allgeme<strong>in</strong> übliche Abgrenzung<br />
zwischen den <strong>Museen</strong> mit ihren „authentischen“ Objekten<br />
und sonstigen touristischen Freizeitangeboten, deren<br />
wesentliche Richtschnur der Geschmack ihrer Besucher<br />
ist. Abschließend stellt Vogt praxisnah „sieben Bauste<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>er neuen Dialogkultur“ zwischen <strong>Museen</strong> und Touristikern<br />
auf, die <strong>in</strong> jedem Fall zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d, will<br />
man erfolgreich und zu beiderseitigem Nutzen zusammenarbeiten.<br />
Denn was hilft guter Wille, wenn etwa –<br />
ganz banal – die notwendigen Vorlauffristen für geme<strong>in</strong>same<br />
Aktionen nicht bekannt s<strong>in</strong>d und dadurch die Zusammenarbeit<br />
scheitert?<br />
Über „das Museum als Marktplatz“ berichtet Gottfried<br />
Fliedl vom Institut für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Forschung und<br />
Fortbildung an den Universitäten Innsbruck, Klagenfurt<br />
und Wien. In Anklang an Bernard Deloche mahnt er, „das<br />
Monströse des Museums“ liege „<strong>in</strong> der Eigentümlichkeit,<br />
daß <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er von der Zirkulation von Geld und<br />
Waren bestimmten und beherrschten Welt e<strong>in</strong> Ort existiert,<br />
der davon ausgenommen ist.“ Das Museum sei e<strong>in</strong><br />
hybrider Ort, „e<strong>in</strong>erseits der Wissenschaft und des rationalen<br />
Diskurses, der kritischen Er<strong>in</strong>nerung und der<br />
sich entfaltenden Öffentlichkeit; andererseits ist es e<strong>in</strong><br />
Ort der Riten und Symptome, der Mystifizierung und des<br />
Unbewußten.“ Die Bezeichnung Marktplatz bezieht er<br />
auf den Diskurs, ob auf e<strong>in</strong>er griechischen Agora oder<br />
e<strong>in</strong>em Marktplatz e<strong>in</strong>er afrikanischen Stammessiedlung<br />
stattf<strong>in</strong>dend. Zentrale Frage sei, „<strong>in</strong>wieweit das<br />
Museum selbst die Kraft hat, se<strong>in</strong> Vergessen-Machen,<br />
se<strong>in</strong> Unbewußt-Machen zu durchbrechen, wieweit das<br />
Diskursive des Museums se<strong>in</strong> Monströses zu erhellen<br />
vermag.“
66<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Mehrere Beispiele von Projekten folgen, bei denen e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvolle Verb<strong>in</strong>dung von musealem und touristischem<br />
Angebot versucht wurde. Sie wurden zumeist aus den<br />
neuen Bundesländern gewählt: Überlegungen zu e<strong>in</strong>em<br />
„anspruchsvolles Luther-Market<strong>in</strong>g“ im Gegensatz zu<br />
Auswüchsen wie Lutherschnaps und Socken mit der Aufschrift:<br />
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ fordern die<br />
rechtzeitige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung touristischer Institutionen – nur<br />
ihnen wird zugetraut, museumspädagogische Angebote<br />
überregional bekannt zu machen. „Aktive, selbstbewußte<br />
Partnerschaft“ und das Zugehen auf die Vertreter des<br />
touristischen Sektors s<strong>in</strong>d hierbei vonnöten. Interessant<br />
der Blickw<strong>in</strong>kel von Daniel Gaede von der Gedenkstätte<br />
Buchenwald: er berichtet u. a. von e<strong>in</strong>er Spielart des Tourismus,<br />
auf die man sehr gerne verzichten könnte, nämlich<br />
den ungeliebten Strom Rechtsradikaler an diesen<br />
touristisch schwierig zu „vermarktenden“ Ort mit se<strong>in</strong>en<br />
breitgefächerten Funktionen von Gedenken, musealer<br />
Präsentation, Begegnung und Lernen. Dieser Beitrag<br />
führt über zu e<strong>in</strong>em Block von Aufsätzen, die sich mit den<br />
Angeboten <strong>in</strong> Weimarer E<strong>in</strong>richtungen beschäftigen.<br />
Nicht fehlen darf bei Überlegungen zur Besucherorientierung<br />
der Düsseldorfer Betriebswirtschaftslehre-Professor<br />
Bernd Günter, der <strong>in</strong> Thesen und mit e<strong>in</strong>er Checkliste von<br />
12 „schlanken Instrumenten“ für mehr Berücksichtigung<br />
der Besucherbedürfnisse durch die <strong>Museen</strong> wirbt.<br />
Unterrepräsentiert bei der Tagung – und natürlich dann<br />
auch im Berichtsband – war der e<strong>in</strong>schlägige Partner der<br />
<strong>Museen</strong>, die Touristikerseite: Sie wird im wesentlichen<br />
vertreten durch Heike Hartmann, ehem. Deutsches Sem<strong>in</strong>ar<br />
für Fremdenverkehr <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die sich vor allem mit<br />
touristischen Chancen von Industrielandschaften und<br />
-anlagen befasst, und Elke Jacobs vom Kongreß-Service<br />
Weimar, die mit statistischem Material am Thür<strong>in</strong>ger Beispiel<br />
dem Erleben von Kultur als Wunsch des Touristen<br />
nachspürt und dabei e<strong>in</strong>e Intensivierung der Kooperation<br />
fordert.<br />
Fazit der Weimarer Tagung, deren nun gedruckt vorliegenden<br />
Referate hier nur <strong>in</strong> Auswahl angesprochen wurden:<br />
Nicht nur die – mehr oder weniger passive – Öffnung<br />
des Museums für touristische Überlegungen und Belange,<br />
sondern vielmehr auch das aktive Bestreben, vom<br />
Fremdenverkehr zu profitieren, s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Sakrileg, sondern<br />
wichtige Aufgabe e<strong>in</strong>es „modernen“ Museums, solange<br />
daraus nicht platter Populismus erwächst. Meist<br />
wird es zunächst Aufgabe der <strong>Museen</strong> se<strong>in</strong>, aus ihrer<br />
„splendid isolation“ herauszutreten und den ersten<br />
Schritt zu tun, wozu nicht zuletzt museumspädagogische<br />
Angebote beitragen können. Am bayerischen Beispiel<br />
lässt sich diese Entwicklung untermauern: Zur Jahresmitte<br />
2003 wird im Alten Hof <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>e von der<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> betreute Informationse<strong>in</strong>richtung<br />
der bayerischen <strong>Museen</strong> und<br />
Schlösser eröffnet werden, die als e<strong>in</strong>e ihrer Hauptaufgaben<br />
gerade auch den aktiven Verweis auf diese E<strong>in</strong>richtungen<br />
als zentrale touristische Ziele <strong>in</strong>nerhalb des<br />
bayerischen Kulturangebots begreift.<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Arnold Voigt/Nele Güntherroth (Hg.): Reiseziel: Museum,<br />
Freizeitqualität durch Zusammenarbeit von <strong>Museen</strong> und<br />
Touristik, Reihe Wunderkammer 2, München 2001, 200 S.,<br />
ISBN 3-932704-72-X<br />
Rezension für Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2003<br />
DER GESCHICHTE INS GESICHT BLICKEN<br />
E<strong>in</strong>e Sonderausstellung im Forum für Schwäbische Geschichte/Schloss<br />
Höchstädt und ihre Publikationen<br />
Am 29.4.2002 wurde im Beise<strong>in</strong> von Staatsm<strong>in</strong>ister Professor<br />
Dr. Kurt Faltlhauser die erste Sonderausstellung<br />
des Bezirks Schwaben im Erdgeschoss des Renaissanceschlosses<br />
Höchstädt an der Donau eröffnet: „Der<br />
Geschichte <strong>in</strong>s Gesicht blicken“ (bis 13.10.2002). Damit<br />
ist der erste Schritt zur öffentlichen Nutzung dieses bedeutenden<br />
Baudenkmals erfolgt, das 1979 die Verwaltung<br />
der Bayerischen Schlösser und Seen übernommen<br />
hatte. In weiteren Ausbaustufen wird man nach Abschluss<br />
der aufwändigen Sanierungsarbeiten voraussichtlich<br />
groß angelegte Dauerpräsentationen von Fayence<br />
und Werken des Barockmalers Pellegr<strong>in</strong>i <strong>in</strong> den langgezogenen<br />
Raumfluchten der Vierflügelanlage <strong>in</strong>stallieren<br />
können.<br />
Die Ausstellung des Bezirks mit dem Untertitel: „Geschichte<br />
und Kunst <strong>in</strong> Bildnissen aus Schwaben“ nahm<br />
etwa 500 m 2 der gewölbten Raumfolgen e<strong>in</strong> und umfasste<br />
annähernd 150 Portraits historischer schwäbischer Persönlichkeiten.<br />
Die Reihe der Darstellungen setzte mit e<strong>in</strong>er<br />
ehemaligen Tafel des Nördl<strong>in</strong>ger Hochaltars von Friedrich<br />
Herl<strong>in</strong> aus den Jahren um 1460 e<strong>in</strong> – sie bildete den Stifter<br />
Jakob Fuchshart und se<strong>in</strong>e beiden Stiefsöhne ab –<br />
und endete mit fotografischen Porträts aus den ersten<br />
Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, darunter e<strong>in</strong>er<br />
Aufnahme des jungen Bert Brecht.<br />
Gegliedert war die Ausstellung <strong>in</strong> zehn E<strong>in</strong>heiten: Am Beg<strong>in</strong>n<br />
stand e<strong>in</strong> Vorspann aus fotografisch reproduzierten<br />
Epitaphen der Gotik mit repräsentativen Bildnissen von<br />
Mitgliedern des Hauses Pfalz-Neuburg, darunter beachtliche<br />
Schöpfungen wie die kle<strong>in</strong>eren Versionen der Bildnisse<br />
von Herzog<strong>in</strong> Magdalena von Pfalz-Neuburg von
BERICHTE/AKTUELLES 67<br />
der Hand Peter Candids und der Pfalzgräf<strong>in</strong> Susanna von<br />
Neuburg von Bartel Beham. Die folgenden Sequenzen<br />
umspannten Geistlichkeit, Adel und Patriziat, dann Gelehrte,<br />
Schriftsteller und Erf<strong>in</strong>der, schließlich Bankiers und<br />
Industrielle. E<strong>in</strong> dazwischenliegendes Turmzimmer war<br />
mit K<strong>in</strong>derbildnissen adeliger Familien bestückt.<br />
Diese Struktur folgte somit im Wesentlichen e<strong>in</strong>em sozialgeschichtlichen<br />
Ansatz, wobei mit den <strong>in</strong>tellektuell-künstlerisch-kreativen<br />
Potentialen ebenso wie bedeutenden<br />
Unternehmerpersönlichkeiten noch weitere Akzente gesetzt<br />
wurden.<br />
Die Darbietung der Exponate nutzte für die Bildung von<br />
E<strong>in</strong>heiten und Nahbezügen die eher kle<strong>in</strong>räumige Struktur<br />
des Gebäudes, wodurch überschaubare und <strong>in</strong>haltlich<br />
meist geschlossene Abteilungen entstanden. Die Innenarchitektur<br />
trat h<strong>in</strong>ter den Objekten zurück, stellte lediglich<br />
die Hängeflächen bereit und bot daneben Platz für<br />
die sehr knapp gefassten Informationstexte. In der Farbgebung<br />
herrschte dieselbe Zurückhaltung, die man <strong>in</strong><br />
diesem Zusammenhang vielleicht zugunsten e<strong>in</strong>es gliedernden,<br />
<strong>in</strong>haltlich wie atmosphärisch stützenden E<strong>in</strong>satzes<br />
der Farbe durchaus hätte verlassen können. Insgesamt<br />
mag durch diese Gestaltungsneutralität beim Betrachter<br />
eher der E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er fachbezogenen Studienausstellung<br />
entstanden se<strong>in</strong> und nicht so sehr e<strong>in</strong>er publikumsorientierten<br />
Präsentation mit vielfältigen thematischen<br />
Aspekten.<br />
Der Gefahr, damit lediglich e<strong>in</strong>en Bruchteil des Potentials<br />
dieser Bilderschau genutzt zu haben, s<strong>in</strong>d die Konzipienten<br />
aus dem Wege gegangen mit drei zusätzlichen Erschließungshilfen:<br />
E<strong>in</strong>em üppig bebilderten Begleitband,<br />
der auf 431 Seiten neben <strong>in</strong>formativen Texten die Farbabbildungen<br />
aller ausgestellten Werke enthält, e<strong>in</strong>em<br />
stark bebilderten „didaktischen Begleitheft“ und schließlich<br />
e<strong>in</strong>em auf vier Touch-Screen-Monitore verteilten Multimedia-Angebot,<br />
das <strong>in</strong>sbesondere der Vertiefung im Bereich<br />
der begleitenden Informationen diente.<br />
Im Folgenden soll e<strong>in</strong>e kurze Würdigung des didaktischen<br />
Begleitheftes stellvertretend für die beiden anderen Erschließungshilfen<br />
die <strong>in</strong>tensiven und – soviel kann vorausgeschickt<br />
werden – gelungenen Anstrengungen des<br />
Projektteams unter der Leitung von Professor Dr. Hans<br />
Frei verdeutlichen: Das knapp 100 Seiten umfassende,<br />
stabile Heft entstand <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit der<br />
Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung <strong>in</strong><br />
Dill<strong>in</strong>gen. Es ist wohl <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die Schulen gerichtet,<br />
durfte aber für jeden, der e<strong>in</strong>e Führung durch die<br />
Ausstellung vorbereitete, als ausgezeichnetes Hilfs<strong>in</strong>strument<br />
gelten; selbst für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Annäherung<br />
außerhalb e<strong>in</strong>es Führungszusammenhangs bietet es zahlreiche<br />
wertvolle H<strong>in</strong>weise und Impulse. Die e<strong>in</strong>leitenden<br />
Kapitel stellen die Geschichte des Ausstellungsgebäudes<br />
vor, def<strong>in</strong>ieren die Ziele für die Ausstellung und entfalten<br />
den Aufbau der Handreichung unter didaktischen Gesichtspunkten.<br />
Sieben unterschiedliche Führungsl<strong>in</strong>ien<br />
füllen die folgenden 50 Seiten, wovon der erste <strong>in</strong> Form<br />
von Arbeitsblätter-Vorlagen für Klassen der Grund- und<br />
Teilhauptschule angelegt ist.<br />
Besondere Erwähnung verdienen die <strong>in</strong> Listenform aufgeführten<br />
Vorschläge für „kreative Zugänge zur Ausstellung“.<br />
Hierunter fallen Anregungen zu schöpferischem<br />
Schreiben, grafischen und anderen gestalterischen Umsetzungen,<br />
zu szenischem Spiel und zur Bearbeitung im<br />
Rahmen der eigenen Produktion audiovisueller Medien.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus enthält das Heft Vorschläge zur Nutzung<br />
des auf vier Monitore verteilten Multimedia-Angebotes<br />
und zur Gestaltung e<strong>in</strong>er Exkursion nach Höchstädt.<br />
Die Abrundung bildet e<strong>in</strong>e Auswahl von 41 „Leitexponaten“,<br />
deren farbige Reproduktion jeweils e<strong>in</strong> knapper biografischer<br />
Text begleitet. Diese Auswahl an Exponaten<br />
ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorangestellten tabellarischen Übersicht den<br />
obenerwähnten Führungsl<strong>in</strong>ien zugewiesen, e<strong>in</strong>e sehr<br />
nützliche Hilfestellung bei Vorüberlegungen <strong>in</strong> der Planung<br />
des Ausstellungsbesuchs mit Gruppen.<br />
Zusammen mit den beiden anderen Erschließungshilfen –<br />
dem opulenten Katalog und dem Angebot über Touch-<br />
Screens – kann die Präsentation <strong>in</strong> didaktischer H<strong>in</strong>sicht<br />
als vorbildlich gelten.<br />
Albrecht A. Gribl<br />
Lebensbilder. Der Geschichte <strong>in</strong>s Gesicht blicken, Geschichte<br />
und Kunst <strong>in</strong> Bildnissen aus Schwaben, Forum<br />
für Schwäbische Geschichte Schloss Höchstädt, Hrsg.<br />
Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dill<strong>in</strong>gen<br />
und Museumsdirektion des Bezirks Schwaben –<br />
Forum für Schwäbische Geschichte Schloss Höchstädt,<br />
Akademiebericht 366, Dill<strong>in</strong>gen, Augsburg 2002<br />
Hans Frei/Barbara Beck (Hrsg.): Lebensbilder. Geschichte<br />
und Kunst <strong>in</strong> Bildnissen aus Schwaben, Katalog zur Ausstellung<br />
des Forums für Schwäbische Geschichte <strong>in</strong><br />
Schloss Höchstädt 30.4.-13.10.2002, Schriftenreihe der<br />
<strong>Museen</strong> des Bezirks Schwaben 30, Oberschönenfeld<br />
2002
68<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
MUSEUMSERÖFFNUNGEN IN BAYERN<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim/Mfr.<br />
Am 13.7.2002 wurden nach langer Bauzeit drei mit<br />
Mauern umschlossene Bauernhöfe aus Ma<strong>in</strong>franken mit<br />
sechs transferierten Gebäuden der Öffentlichkeit festlich<br />
präsentiert. Damit erhielt die „Westliche Baugruppe“<br />
wichtige Akzente, vor allem wurde der E<strong>in</strong>druck der Enge<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fränkischen Dorf erzielt.<br />
Der Hof aus Obernbreit im Landkreis Kitz<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> hervorrangendes<br />
Beispiel für die Qualität des Bauens und<br />
Wohnens <strong>in</strong> den großen Ma<strong>in</strong>dörfern im 16. Jahrhundert.<br />
Das zeitweise als Amtshaus der Schwarzenberger Fürsten<br />
bzw. deren Schultheißen dienende Wohnhaus wurde<br />
1554 bis 1572 erbaut. Die zugehörige orig<strong>in</strong>ale Scheuer<br />
stammt aus dem Jahre 1657 und nimmt im Museum e<strong>in</strong>e<br />
Ausstellung mit fränkischen Keltern auf.<br />
Der Bauernhof aus Kle<strong>in</strong>r<strong>in</strong>derfeld im Landkreis Würzburg<br />
konnte vollständig <strong>in</strong>s Museum übertragen werden, e<strong>in</strong>schließlich<br />
Mauern und Zäunen sowie der komplett erhaltenen<br />
E<strong>in</strong>richtung des Wohnhauses, das im Kern von<br />
1779 stammt. Im Museum ist der sehr lebensnahe Zustand<br />
etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu sehen. Die<br />
Hofanlage ist typisch für die Gaulandschaften südlich von<br />
Würzburg.<br />
Die <strong>in</strong> den Jahren 1590 bis 1597 errichtete Scheuer aus<br />
Retzbach im Landkreis Ma<strong>in</strong>-Spessart vervollständigt<br />
den Hof des schon 1994 fertiggestellten We<strong>in</strong>bauernhauses<br />
von 1668 aus dem benachbarten Retzstadt. Mit dem<br />
angebauten „Bäule<strong>in</strong>“ und dem großen We<strong>in</strong>keller ist e<strong>in</strong>e<br />
für die fränkischen We<strong>in</strong>baugebiete sehr charakteristische,<br />
malerische Gruppe entstanden.<br />
Die gleichzeitige Fertigstellung von drei Höfen über e<strong>in</strong>en<br />
längeren Zeitraum weist auf die Möglichkeiten des Museums<br />
h<strong>in</strong>, ohne Zeitdruck kont<strong>in</strong>uierlich schwierige<br />
Arbeiten zur Transferierung und Präsentation erfolgreich<br />
durchzuführen. Als didaktische „Neuheit“ im Freilandmuseum<br />
ist das Angebot e<strong>in</strong>er Multimediashow im Hof von<br />
Obernbreit zu nennen.<br />
Das Fränkische Freilandmuseum besitzt seit dem<br />
21.9.2002 außerdem e<strong>in</strong>e neue Dauerausstellung: Die<br />
Schafscheune aus Weilt<strong>in</strong>gen wurde um e<strong>in</strong>en Göpelanbau<br />
aus Egersheim erweitert und mit e<strong>in</strong>er Schau zum<br />
Thema „Göpel und Dreschmasch<strong>in</strong>e – Landtechnik von<br />
1860-1960“ ausgestattet. In der 1755 erbauten und<br />
bereits 1983 <strong>in</strong>s Museum transferierten ca. 35 m langen<br />
Scheuer, e<strong>in</strong>er bis unter das Dach offenen Halle, wird<br />
die Entwicklung von der re<strong>in</strong>en Handarbeit zur Masch<strong>in</strong>enarbeit<br />
dokumentiert. So werden die wichtigsten<br />
Fränkisches Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim, Baugruppe Ma<strong>in</strong>franken:<br />
schematische Darstellung des Hofes aus Kle<strong>in</strong>r<strong>in</strong>derfeld<br />
Antriebsarbeiten vom Göpel über die Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />
bis zu e<strong>in</strong>em der ersten selbstfahrenden Mähdrescher<br />
aus den 1950er Jahren auf didaktische Weise präsentiert.<br />
Anschrift:<br />
Fränkisches Freilandmuseum, Eisweiherweg 1,<br />
91438 Bad W<strong>in</strong>dsheim, Tel. 09841/6680-0, Fax -99,<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@freilandmuseum.de,<br />
Internet www.freilandmuseum.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
15. März bis 14. Oktober Dienstag bis Sonntag<br />
(Juli und August auch Montag) 9-18, 15. Oktober bis<br />
14. Dezember Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr<br />
Bad Wörishofen/Schw.<br />
Nach nur dreimonatiger Planungs- und E<strong>in</strong>richtungszeit<br />
eröffnete <strong>in</strong> Bad Wörishofen am 27.7.2002 das Süddeutsche<br />
Fotomuseum, das mit Unterstützung der Stadt von
BERICHTE/AKTUELLES 69<br />
der örtlichen Gesellschaft für Photohistorica e. V. getragen<br />
wird. In den Räumen e<strong>in</strong>er ehemaligen Apotheke<br />
wurde e<strong>in</strong> „Fotoladen“ im Stil der 1960er Jahre e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
<strong>in</strong> dem die etwa 900 Stücke umfassende Kollektion<br />
mit Kameras unterschiedlicher Hersteller, Belichtungsmessern,<br />
Fotolabor, fotohistorischen Werbeschildern<br />
u. v. m. gezeigt wird. Regelmäßige Sonderausstellungen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />
Anschrift:<br />
Süddeutsches Fotomuseum, St. Anna-Str. 26,<br />
86825 Bad Wörishofen, Tel. 08247/31144, Fax 333304,<br />
Internet www.fotohistorica.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 14-18,<br />
Mittwoch und Samstag 9-12.30 Uhr<br />
Baierbrunn/Obb.<br />
Seit dem 2.2.2002 besitzt Baierbrunn im Süden Münchens<br />
e<strong>in</strong> Heimatmuseum. Der örtliche Trachtenvere<strong>in</strong><br />
richtete auf knapp 50 m 2 Fläche e<strong>in</strong> Bauernschlafzimmer<br />
mit e<strong>in</strong>gerichtetem Brautschrank und e<strong>in</strong>e Abteilung mit<br />
Wachsarbeiten e<strong>in</strong>. Dazu s<strong>in</strong>d Wechselausstellungen geplant.<br />
Anschrift:<br />
Heimatstub´n des GTV Georgenstoana, Isarstr. 12,<br />
82065 Baierbrunn, Tel. 089/7931836<br />
Öffnungszeiten:<br />
1. Sonntag im Monat 15-17 Uhr<br />
Adresse:<br />
Museum Bürgstadt, Am Mühlgraben 1, 63927 Bürgstadt,<br />
Tel. 09371/99560 oder 93830 (Rathaus), Fax 69200<br />
Öffnungszeiten:<br />
Sonntag 14-18 Uhr<br />
Fladungen/Ufr.<br />
Im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen befasst sich<br />
e<strong>in</strong>e neue Dauerausstellung im Rügheimer Hof aus dem<br />
19. Jahrhundert unter dem Titel „Armut, Hunger, Bomben<br />
und Vertreibung“ mit der Lebenssituation von Heimatvertriebenen<br />
und Evakuierten nach dem 2. Weltkrieg auf<br />
dem Land.<br />
Dass die Themen „Vermietung auf dem Lande, Heimatvertriebene<br />
und Evakuierte“ am konkreten Beispiel e<strong>in</strong>es<br />
Bauernhauses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Freilichtmuseum <strong>in</strong> solcher Dichte<br />
präsentiert und vermittelt werden, ist e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong><br />
Deutschland. Erstmalig ist e<strong>in</strong> Häuserexponat voll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>heitliche Dauerausstellung <strong>in</strong>tegriert. Puppen helfen,<br />
die oft qualvolle Enge deutlicher zu machen, vielleicht<br />
mehr noch als es Texte und Abbildungen vermögen.<br />
Anschrift:<br />
Fränkisches Freilichtmuseum Fladungen, Bahnhofstr. 19,<br />
97650 Fladungen, Tel. 09778/9123-0,<br />
E-Mail orf.flm-fladungen@t-onl<strong>in</strong>e.de,<br />
Internet www.freilandmuseum-fladungen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis November 9-18 Uhr<br />
Bürgstadt/Ufr.<br />
Im Juli 2002 eröffnete das Museum Bürgstadt, Lkr. Miltenberg,<br />
se<strong>in</strong>e neu konzipierte Römerabteilung. Im Mittelpunkt<br />
der Ausstellung stehen die Ergebnisse und Funde<br />
der Ausgrabungen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege<br />
1998 im Kle<strong>in</strong>kastell „Miltenberg-Ost“ <strong>in</strong> Bürgstadt.<br />
Die Ausstellung hebt sich <strong>in</strong> der Gestaltung der<br />
didaktischen Erschließung mit großformatigen Texttafeln<br />
und e<strong>in</strong>er Teilrekonstruktion der römischen Herdstelle e<strong>in</strong>er<br />
Kaserne bewusst von der bisherigen Gestaltung des<br />
Museum ab. E<strong>in</strong> besonderes Gewicht liegt auf der strategischen<br />
Bedeutung des Raumes Miltenberg/Bürgstadt <strong>in</strong><br />
römischer Zeit, der nur im Zusammenhang der naturräumlichen<br />
Besonderheiten verständlich wird. Die Funde<br />
illustrieren das tägliche Leben e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Garnison an<br />
der Nordgrenze des Römerreichs.<br />
Großweil/Obb.<br />
Im Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der<br />
Glentleiten wurden am 22.9.2002 <strong>in</strong> der Baugruppe „Almwirtschaft“<br />
zwei neue Gebäude vorgestellt: der Weberbauerkaser<br />
von der Haidenholzalm, Geme<strong>in</strong>de Schlech<strong>in</strong>g<br />
im Lkr. Traunste<strong>in</strong>, und die Hirtenhütte vom Wildfeuerberg,<br />
Geme<strong>in</strong>de Wildsteig im Lkr. Weilheim. Wie bei<br />
den bereits vor Jahren eröffneten Almen wurde großer<br />
Wert nicht nur auf e<strong>in</strong>e authentische Transferierung gelegt,<br />
sondern es werden auch Ergebnisse der Forschung<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Bereichen auf didaktische Weise den<br />
Besuchern nähergebracht.<br />
Anschrift:<br />
Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der<br />
Glentleiten, 82439 Großweil, Tel. 08851/185-0, Fax –11,
70<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
E-Mail freilichtmuseum@glentleiten.de,<br />
Internet www.glentleiten.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober Dienstag bis Sonntag<br />
(Juli, August und Feiertage auch Montag) 9-18 Uhr<br />
Immenstadt-Diepolz/Schw.<br />
Attraktionen für die ganze Familie bietet das Allgäuer<br />
Bergbauernmuseum, das am 13.7.2002 <strong>in</strong> Diepholz bei<br />
Immenstadt auf über 1.000 Meter Höhe als Freilichtmuseum<br />
mit Erlebnischarakter eröffnet wurde. Die Ausstellung<br />
im E<strong>in</strong>gangsgebäude dokumentiert den Existenzkampf<br />
der Bergbauern gegen die Launen der Natur und<br />
thematisiert die Geschichte der Viehzucht und der Milchwirtschaft<br />
im Allgäu. Anschließend lockt die bewirtschaftete<br />
Höfle-Alpe mit e<strong>in</strong>er historischen Käserei. Für<br />
K<strong>in</strong>der ganz besonders reizvoll ist der Bergbauernhof mit<br />
Haustieren, K<strong>in</strong>o und K<strong>in</strong>derheustock.<br />
Anschrift:<br />
Allgäuer Bergbauernmuseum, Diepolz,<br />
87509 Immenstadt, Tel. 08320/709670,<br />
E-Mail bergbauernmuseum@web.de,<br />
Internet www.bergbauernmuseum.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mai bis 15. September täglich 10-18,<br />
16. September bis 3. November Dienstag bis<br />
Sonntag 10-18, 4. November bis 30. April Samstag und<br />
Sonntag 13-17 Uhr<br />
Königsbrunn/Schw.<br />
In e<strong>in</strong>em musealen Schutzbau auf dem Städtischen<br />
Friedhof Königsbrunn bei Augsburg werden seit dem<br />
25.10.2002 die Grundmauern e<strong>in</strong>es römischen Mithrasheiligtums<br />
präsentiert. Der Tempel ist das e<strong>in</strong>zige bauliche<br />
Zeugnis dieser Religion <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München
BERICHTE/AKTUELLES 71<br />
Adresse:<br />
Mithrasheiligtum auf dem Städtischen Friedhof, Wertachstraße,<br />
86343 Königsbrunn, Tel. 08231/606-100 (Stadt<br />
Königsbrunn), Fax -161<br />
Öffnungszeiten:<br />
frei zugänglich<br />
Architekten Stephan Braunfels e<strong>in</strong>e neue Heimat. Zusammen<br />
mit Alter und Neuer P<strong>in</strong>akothek, Glyptothek und Antikensammlungen<br />
am Königsplatz und der Städtischen<br />
Galerie im Lenbachhaus f<strong>in</strong>den sich nun <strong>in</strong> nächster<br />
Nachbarschaft Kunstsammlungen der Weltklasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Konzentration, die ihresgleichen sucht. Der geplante Bau<br />
für die Sammlung Brandhorst wird dieses Museumsquartier<br />
<strong>in</strong> wenigen Jahren noch erweitern und abrunden.<br />
München<br />
E<strong>in</strong> neuer Meilenste<strong>in</strong> für <strong>Bayern</strong>s Museumslandschaft:<br />
Am 17.9.2002 eröffneten M<strong>in</strong>isterpräsident Edmund Stoiber<br />
und Wissenschafts- und Kunstm<strong>in</strong>ister Hans Zehetmair<br />
<strong>in</strong> Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau<br />
die P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München.<br />
Nach sechsjähriger Bauzeit fanden damit die Staatsgalerie<br />
moderner Kunst, die Neue Sammlung, die Staatliche<br />
Graphische Sammlung und das Architekturmuseum der<br />
TU München im lichtdurchfluteten Gebäudekomplex des<br />
Anschrift:<br />
P<strong>in</strong>akothek der Moderne, Barer Str. 40,<br />
80333 München, Tel. 23805-360,<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@p<strong>in</strong>akothek.de,<br />
Internet www.p<strong>in</strong>akothek-der-moderne.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Sonntag 10-17, Mittwoch und Donnerstag<br />
bis 20 Uhr
72<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
das <strong>in</strong> Inszenierungen mit Käthe-Kruse-Puppen und Alltagsgegenständen<br />
aus der Zeit zwischen den Weltkriegen<br />
das Leben e<strong>in</strong>er „Kle<strong>in</strong>häuslerfamilie“ darstellen soll.<br />
Anschrift:<br />
Kle<strong>in</strong>häuslermuseum im Marktturm,<br />
Riedenburgerstraße, 8510 Pförr<strong>in</strong>g, Tel. 08403/92920,<br />
Internet www.pfoerr<strong>in</strong>g.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Samstag, Sonntag und Feiertage 13-18 Uhr und nach<br />
Vere<strong>in</strong>barung<br />
Schutzbau des Mithras-Heiligtums Königsbrunn<br />
Pappenheim/Mfr.<br />
Nicht nur die Augen kommen zum Zug im Natur- und<br />
Jagdmuseum Pappenheim: Hier kann man die heimische<br />
Flora und Fauna ansehen, daneben aber auch erfühlen<br />
und hören. Präsentiert werden dabei vollständig die nach<br />
dem Gesetz jagdbaren Tiere sowie weitere wildlebende<br />
Tiere wie Fische, Amphibien, Lurche und S<strong>in</strong>gvögel. In<br />
e<strong>in</strong>er für e<strong>in</strong> Jagdmuseum eher ungewöhnlichen Ausstellung<br />
wird gezeigt, wie der Mensch durch die Jagd <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Umwelt e<strong>in</strong>greift und sie dadurch verändert.<br />
Das Natur- und Jagdmuseum ist e<strong>in</strong> Schritt auf dem von<br />
der Gräflichen Verwaltung Pappenheim verfolgten Weg,<br />
die Burganlage Pappenheim wiederzubeleben. Die Sanierung<br />
der Burgmauern, Videovorführung für K<strong>in</strong>der zum<br />
Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Burg, e<strong>in</strong>e wieder geweihte Burgkapelle,<br />
e<strong>in</strong> Turnierplatz, der ab 2002 für Opernaufführungen genutzt<br />
wird, e<strong>in</strong> botanischer Garten und e<strong>in</strong>e Burgschänke<br />
machen den Besuch zum Erlebnis.<br />
Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister Miller nahm am 12.5.2002, dem<br />
Internationalen Museumstag, die Eröffnung vor.<br />
Anschrift:<br />
Natur- und Jagdmuseum, Gräfliche Verwaltung, Burg,<br />
Tel. 09143/83890, Fax 6445<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Mai und 15. September bis Oktober Dienstag<br />
bis Sonntag 10-17, Juni bis 14. September Dienstag bis<br />
Sonntag 9-18 Uhr<br />
Pförr<strong>in</strong>g/Obb.<br />
Im Obergeschoss des frisch renovierten Pförr<strong>in</strong>ger Marktturms<br />
richteten Renate und Rudolf Lohr e<strong>in</strong> Museum e<strong>in</strong>,<br />
Schrobenhausen/Obb.<br />
Mit der Eröffnung des Museums im Pflegschloss zur Geschichte,<br />
Kunst und Kultur am 20.9.2002 hat die Stadt<br />
Schrobenhausen ihre schon früher reichhaltige Museumslandschaft<br />
(Europäisches Spargelmuseum, Lenbach-Museum<br />
und Zeiselmairhaus) um e<strong>in</strong>e weitere Sehenswürdigkeit<br />
erweitert. Es ergänzt mit se<strong>in</strong>en Abteilungen zur<br />
Stadt-, Gewerbe- und Industriegeschichte die bisherigen<br />
Spezialmuseen.<br />
Die Bestände des Museums gehen zurück auf den Historischen<br />
Vere<strong>in</strong>, der im Jahr 1901 se<strong>in</strong>e Sammlungstätigkeit<br />
begann und lange Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em städtischen Turm<br />
ausstellte. Nun öffnet das Museum <strong>in</strong> völlig neuer Gestaltung<br />
wieder se<strong>in</strong>e Tore. Schwerpunkte bilden dabei zum<br />
e<strong>in</strong>en die Industriegeschichte Schrobenhausens, die am<br />
Beispiel der Firma Carl Poellath (Künstlermedaillen) aufgezeigt<br />
wird. Zum anderen zeigt das Museum nahezu<br />
das komplette Werk des <strong>in</strong> Schrobenhausen geborenen<br />
Joseph Kaspar Sattler (1867-1931), der zu den bekanntesten<br />
Künstlern se<strong>in</strong>er Zeit gehörte.<br />
Anschrift:<br />
Museum im Pflegschloss, Am Hofgraben 1,<br />
86529 Schrobenhausen, Tel. 08252/9107296<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Sonntag 13-17, 1. Donnerstag im Monat<br />
bis 20 Uhr<br />
Selb-Plößberg/Ofr.<br />
Im Europäischen Industriemuseum für Porzellan und<br />
Technische Keramik Selb-Plößberg eröffnete am 24. Juli<br />
2002 Staatsm<strong>in</strong>ister Hans Zehetmair die neu e<strong>in</strong>gerichtete<br />
Abteilung zur Geschichte der Porzellanherstellung <strong>in</strong><br />
Europa. Diese neue Ausstellung widmet sich der „Weiß-
BERICHTE/AKTUELLES 73<br />
PERSONALIA<br />
fertigung“, also den Herstellungsschritten des Porzellans<br />
vor dem Aufbr<strong>in</strong>gen des Dekors. Mit den schon vorhandenen<br />
Abteilungen „Massemühle“, Studiensammlung<br />
und „Dampfmasch<strong>in</strong>e“ kann sich der Besucher nun e<strong>in</strong>en<br />
Überblick über die Fertigungsschritte für Porzellan vom<br />
Entwurf über das Modellieren bis zum Brand machen. In<br />
zeitgemäßer Form wechseln <strong>in</strong> der abwechslungsreich<br />
konzipierten Ausstellung detailliert rekonstruierte Abschnitte<br />
mit didaktischen Bereichen und museumspädagogischen<br />
Zonen ab. E<strong>in</strong>en wesentlichen Anteil an<br />
der Attraktivität der Präsentation haben die vielfältig e<strong>in</strong>gesetzten<br />
audio-visuellen Medien, die von Geräuschzuspielungen<br />
über Dokumentationsfilme bis zu <strong>in</strong>teraktiven<br />
Elementen reichen.<br />
Aschach. Der Historiker Klaus Zethner M. A. <strong>in</strong>ventarisiert<br />
seit März 2002 im Rahmen e<strong>in</strong>er SAM für zunächst zwei<br />
Jahre Bestände des Museums mit Hilfe der EDV (Programm<br />
HIDA). Das Museum kann <strong>in</strong> besonderer Weise<br />
von Zehtners bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiet<br />
profitieren, denn er <strong>in</strong>ventarisierte zuletzt zwei Jahre erfolgreich<br />
am Freilichtmuseum an der Glentleiten (Programm<br />
First Rumos). Die Inventarisationsmaßnahmen<br />
stehen im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau<br />
der Schlossmühle Aschach zum Zentraldepot. Baubeg<strong>in</strong>n<br />
wird 2003 se<strong>in</strong>.<br />
Aub. Seit 1.8.2002 ist der Historiker Dr. W. Reddig im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er SAM im Fränkischen Spitalmuseum Aub<br />
tätig. Als Spezialist für den Bereich Spitalwesen ist er prädest<strong>in</strong>iert<br />
dafür, die bisherigen Konzeptüberlegungen des<br />
Initiators und Sammlers, des Kunsthistorikers Dr. Georg<br />
Menth, zu ergänzen und die Koord<strong>in</strong>ation der museumsfachlichen<br />
Maßnahmen vor Ort zu übernehmen. Die Eröffnung<br />
des Museums ist für 2004 vorgesehen.<br />
Augsburg. Seit Oktober 2002 leitet der Werbekaufmann<br />
Oliver Seitz das Augsburger Puppentheatermuseum „Die<br />
Kiste“. Er ist Nachfolger von Erich Raskopf, unter dessen<br />
Leitung das Museum 2001 eröffnet wurde.<br />
Europäisches Industriemuseum für Porzellan und Technische<br />
Keramik Selb-Plößberg<br />
E<strong>in</strong> ausführliches Museumsporträt folgt im nächsten Heft!<br />
Anschrift:<br />
Europäisches Industriemuseum für Porzellan und<br />
Technische Keramik, Bahnhofstr. 3,<br />
95100 Selb-Plößberg, Tel. 09287/91800-0,<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@eimpk.de, Internet www.eimpk.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr<br />
Fladungen. Albrecht Wald M. A., seit Gründung des Fränkischen<br />
Freilandmuseums Fladungen dessen Leiter, hat<br />
zum 31.10.2001 das Museum verlassen und sich anderen<br />
Aufgaben zugewandt. Wald, gebürtiger Fladunger, dessen<br />
Vater lange Jahre das Rhönmuseum Fladungen mitaufgebaut<br />
und geleitet hat, schloss se<strong>in</strong> Würzburger Volkskundestudium<br />
ab mit e<strong>in</strong>er Magisterarbeit über die bäuerliche<br />
Baukultur der Rhön. Se<strong>in</strong>e hauskundlichen und<br />
museologischen Fachkenntnisse waren die Grundlage<br />
dafür, dass heute das Museum <strong>in</strong> hohem Ansehen steht.<br />
Besonders hervorzuheben s<strong>in</strong>d die technisch auf modernstem<br />
Stand stehenden Transferierungen und deren<br />
Präsentationskonzepte, aber auch die Sorge um den Erhalt<br />
der aufgebauten und gesammelten Exponate mit beispielgebenden<br />
Lösungen, so dem konsequenten E<strong>in</strong>satz<br />
von Temperieranlagen <strong>in</strong> allen Gebäuden e<strong>in</strong>schließlich<br />
der ständigen Kontrolle der Klima-Messdaten und der<br />
Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung durch Stickstoffbegasung.<br />
Seit dem 1.11.2002 wird das Museum vom Volkskundler<br />
He<strong>in</strong>rich Hacker M. A. kommissarisch geleitet. Die Stelle<br />
wird demnächst vom Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum<br />
Fladungen (Geschäftsstelle beim Bezirk Unterfranken,<br />
Würzburg) ausgeschrieben werden.<br />
Großweil. Am 1.2.2002 übernahm der Historiker und<br />
Volkskundler Jan Borgmann aus Euskirchen die Leitung
74<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
SONDERAUSSTELLUNGEN BAYERISCHER MUSEEN<br />
des Sachgebiets Volkskunde am Freilichtmuseum des<br />
Bezirks Oberbayern an der Glentleiten. Er wurde<br />
Nachfolger des 2001 verstorbenen Dr. Dirk Joosten. Frau<br />
Vanessa Voigt M. A. aus Peissenberg ist im Museum seit<br />
dem 15.3.2002 als wissenschaftliche Volontär<strong>in</strong> tätig.<br />
Ingolstadt. Erst 54jährig verstarb im August 2002 Peter<br />
Volkwe<strong>in</strong>, Gründungsdirektor und langjähriger Leiter des<br />
Museums für Konkrete Kunst <strong>in</strong> Ingolstadt. Volkwe<strong>in</strong> war<br />
1974 zunächst als Geschäftsführer des ambitionierten<br />
Kunstvere<strong>in</strong>s nach Ingolstadt gekommen und anschließend<br />
im Kulturreferat tätig. Als die Stadt 1981 die Sammlung<br />
Gomr<strong>in</strong>ger ankaufte, kümmerte er sich um den Aufbau<br />
des neuen Museums für Konkrete Kunst <strong>in</strong> der ehemaligen<br />
Donaukaserne. Zuletzt arbeitete er am Konzept<br />
für e<strong>in</strong> Ingolstädter „Museum für Kunst und Design“.<br />
Kitz<strong>in</strong>gen. Stephanie Nomayo <strong>in</strong>ventarisiert derzeit die<br />
Bestände des Städtischen Museums Kitz<strong>in</strong>gen. Die geborene<br />
Nürnberger<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Regensburg und Würzburg<br />
Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Alte Geschichte<br />
studiert hatte, übernahm die Aufgabe – zunächst zeitlich<br />
befristet – Mitte Mai 2002.<br />
Murnau. Am 7.10.2002 zeichnete M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Edmund Stoiber die Leiter<strong>in</strong> des Schlossmuseums Murnau,<br />
Brigitte Salmen, mit dem Verdienstkreuz am Bande<br />
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland<br />
aus. In se<strong>in</strong>er Würdigung führte Stoiber aus, die Museumsleiter<strong>in</strong><br />
habe „die dortige heimatkundliche Sammlung<br />
glänzend zu verb<strong>in</strong>den gewusst mit der Neue<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>es Museums für Kunst und Kultur der Landschaft<br />
um Murnau. Die gelungene Zusammenstellung von Exponaten<br />
hochrangiger Künstler wie Gabriele Münter oder<br />
Kand<strong>in</strong>sky und die hervorragenden museumspädagogischen<br />
Angebote machen das Schlossmuseum Murnau zu<br />
e<strong>in</strong>em überzeugenden Beispiel moderner, zeitgemäßer<br />
Museumsarbeit.“<br />
Amberg, Stadtmuseum: Adventskalender von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart, Sammlung Esther Gajek,<br />
24.11.2002-2.2.2003<br />
Aschaffenburg, Schloss Johannisburg: Das Rätsel Grünewald,<br />
30.11.2002-28.2.2003<br />
Augsburg, Architekturmuseum Schwaben: Hans Dieter<br />
Schaal, Architekt und Bildender Künstler, 23.10.2002-<br />
15.1.2003<br />
Augsburg, Römisches Museum: Opus Caementitium –<br />
Neue Bautechnik der Römer, 22.11.2002-16.2.2003<br />
Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Bismarck-Museum: Horst Haitz<strong>in</strong>ger,<br />
Karikaturen. Retrospektive und neueste Arbeiten,<br />
26.10.2002-19.1.2003<br />
Bamberg, Historisches Museum <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung:<br />
Krippenberg und Kastenkrippe, 1.12.2002-6.1.2003<br />
Bayreuth, Iwalewa Haus: Afrikanische Reklamekunst,<br />
24.10.2002-16.2.2003<br />
Bayreuth, Iwalewa Haus: Happy Millennium, Neue Bilder<br />
der Likoni Ferry Fotografen, 15.11.2002-28.2.2003<br />
Bayreuth, Kunstmuseum Bayreuth mit Tabakhistorischer<br />
Sammlung: Amor und Psyche, Edward Burne-Jones und<br />
William Morris, 20.10.2002-13.1.2003<br />
Burglengenfeld, Oberpfälzer Volkskundemuseum: ZEIT-<br />
RAUM – DIFFERENZ, Die Beschreibung der Wirklichkeit,<br />
16.2.-23.3.2003<br />
Cham, Städtische Galerie im Cordonhaus: Erich Gohl.<br />
Stefan Göler, Malerei, Zeichnung, Objekte, 10.11.-<br />
1.12.2002<br />
Cham, Städtische Galerie im Cordonhaus: Peter Maschek,<br />
Malerei und Druckgrafik, 8.12.2002-26.1.2003<br />
Coburg, Naturkunde-Museum: Die vier Elemente, feuer –<br />
wasser – erde – luft, 13.10.2002-31.1.2003<br />
Dachau, Bezirksmuseum Dachau: Musik <strong>in</strong> Dachau,<br />
22.11.2002-4.5.2003<br />
Dachau, Dachauer Gemäldegalerie:<br />
11.11.2002-4.5.2003<br />
Musik im Bild,<br />
Dachau, Gemäldegalerie: Ship Arriv<strong>in</strong>g Too Late To Saven<br />
A Drown<strong>in</strong>g Witch, Dieter Rehm, 8.11.-22.12.2002
BERICHTE/AKTUELLES 75<br />
Deggendorf, Stadtmuseum: Ludwig Kandler (1856-1927),<br />
E<strong>in</strong> Deggendorfer Maler wird entdeckt, 14.11.2002-<br />
23.2.2003<br />
Deggendorf, Stadtmuseum: Zeitreise, E<strong>in</strong>e Mitmach-Ausstellung<br />
für ZeitForscher, ZeitReisende und AllZeitBereite,<br />
6.10.2002-27.4.2003<br />
D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g, Museum D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g: An seidenen Fäden, Marionetten,<br />
29.12.2002-30.3.2003<br />
Erlangen, Städtische Galerie: Stadtsichten, Baustelle Museumsw<strong>in</strong>kel,<br />
9.11.-15.12.2002<br />
Fl<strong>in</strong>tsbach i. Lkr. Deggendorf, Ziegel und Kalk Museum:<br />
Bilder und Texte zur Restaurierungsmethodik am Passauer<br />
Dom, 20.10.2002-20.5.2003<br />
Frauenaurach, Museum im Amtshausschüpfla: Christk<strong>in</strong>ds<br />
Gaben <strong>in</strong> früheren Zeiten, Was wurde früher zu<br />
Weihnachten geschenkt, 29.11.2002-6.1.2003<br />
Freis<strong>in</strong>g, Diözesanmuseum: Der Mohr kann gehen, Das<br />
Freis<strong>in</strong>ger Mohrenwappen, 23.11.2002-2.3.2003<br />
Friedberg, Heimatmuseum der Stadt Friedberg: Die<br />
Krippen im Kasten, Faulenzer Krippen, 8.12.2002-<br />
2.2.2003<br />
Fronberg, Oberpfälzer Künstlerhaus: Bett<strong>in</strong>a Glas u. He<strong>in</strong>er<br />
Glas, Malerei – Zeichnung – Plastik, 17.11.-<br />
15.12.2002<br />
Fürstenfeldbruck, Stadtmuseum Fürstenfeldbruck: Kaisergelb<br />
und Schlangenhaut, Entdeckungen des Keramikkünstlers<br />
Gusso Reuss (1885-1962), 23.11.2002-<br />
4.5.2003<br />
Fürth, Jüdisches Museum Franken: Der Architekt Fritz<br />
Landauer, Synagogenbau und Projekte <strong>in</strong> Fürth und<br />
Nürnberg, 23.10.2002-2.3.2003<br />
Hersbruck, Deutsches Hirtenmuseum: Filzteppiche aus<br />
Europa und Zentralasien – Moderne und Tradition,<br />
18.10.2002-9.2.2003<br />
Hof, Museum Bayerisches Vogtland: 5 Jahrhunderte Hofer<br />
Fasch<strong>in</strong>g, 4 x 11 Jahre KG Narrhalla, 11.11.2002 –<br />
30.3.2003<br />
Hohenberg a. d. Eger, Deutsches Porzellanmuseum: Kaffee<br />
und Erotik, Porzellan und Grafik aus drei Jahrhunderten,<br />
30.11.2002-30.3.2003<br />
Hohenberg a. d. Eger, Deutsches Porzellanmuseum: Messeneuheiten<br />
Herbst 2002 „Tendence“, 12.10.2002-<br />
30.3.2003<br />
Hollfeld, Kunst & Museum: Liz Bayerle<strong>in</strong>, Im Licht, 17.1.-<br />
29.3.2003<br />
Illerbeuren, Schwäbisches Bauernhofmuseum: K<strong>in</strong>derspielzeug,<br />
Kle<strong>in</strong>e Welten zwischen Phantasie und Wirklichkeit,<br />
1.12.2002-6.1.2003<br />
Ingolstadt, Stadtmuseum: Weihnachtskrippen, 29.11.2002-<br />
2.2.2003<br />
Kaufbeuren, Kunsthaus: Dix, Franck und Goya – Ich habe<br />
es gesehen, Grafiken aus drei Jahrhunderten, 18.10.2002-<br />
26.1.2003<br />
Kaufbeuren, Kunsthaus: kle<strong>in</strong>kariert und großgemustert,<br />
Malerei, Plastik und Installationen aus Stoff, 21.2.-<br />
18.5.2003<br />
Landsberg a. Lech, Neues Stadtmuseum: Erich Erler – e<strong>in</strong><br />
Schollemaler, 14.11.2002-19.1.2003<br />
Maih<strong>in</strong>gen, Rieser Bauernmuseum: Weihnachten auf Papier,<br />
30.11.2002-9.2.2003<br />
Marktbreit, Museum Malerw<strong>in</strong>kelhaus: Verlobung unterm<br />
Weihnachtsbaum, Geschenkkultur zum Fest der Verlobung<br />
im weihnachtlichen Rahmen, 16.11.2002-<br />
19.1.2003<br />
Marktoberdorf, Stadtmuseum im Mart<strong>in</strong>sheim: Wahns<strong>in</strong>n<br />
Weihnacht, 30.11.2002-2.2.2003<br />
Marktredwitz, Egerland-Museum: Ich steh an de<strong>in</strong>er Krippen<br />
hier..., Egerländer und Marktredwitzer Krippenkunst,<br />
28.11.2002-2.2.2003<br />
München, Alp<strong>in</strong>es Museum des Deutschen Alpenvere<strong>in</strong>s:<br />
Fasz<strong>in</strong>ation Himalaya, Forscher, Bergsteiger und Abenteurer<br />
erzählen, 10.10.2002-16.3.2003<br />
München, Archäologische Staatssammlung: Bronzekunst<br />
aus Luristan, 29.11.2002-27.4.2003<br />
München, Bayerisches Nationalmuseum: Mit großen<br />
Freuden, Triumph und Köstlichkeit, Textile Schätze aus<br />
Renaissance und Barock, 10.10.2002-16.2.2003<br />
München, Botanischer Garten: Tropische Schmetterl<strong>in</strong>ge,<br />
20.12.2002-30.3.2003
76<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum:<br />
August<strong>in</strong>er Schatzkammer, Klosterarbeiten und Kostbarkeiten<br />
rund um das August<strong>in</strong>erk<strong>in</strong>dl, Weihnachtsausstellung,<br />
27.11.2002-2.2.2003<br />
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: URIHI,<br />
Jäger und Schamanen. Die Yanomani <strong>in</strong> Amazonien,<br />
8.5.2002-2.2.2003<br />
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: Von<br />
Menschen und Bibern, 11.2.-21.4.2003<br />
München, Deutsches Museum: Wasser – Bad – Design,<br />
1.10.2002-31.3.2003<br />
München, Deutsches Theatermuseum: Oskar Werner,<br />
31.1.-13.4.2003<br />
München, Geologisches Museum München: Kieselste<strong>in</strong><br />
Geschichten, 20.9.2002-14.3.2003<br />
München, Münchner Stadtmuseum – Fotomuseum: Stefan<br />
Moses – Retrospektive, 11.12.2002-23.2.2003<br />
München, Neue P<strong>in</strong>akothek: Ludwig I. und die Neue P<strong>in</strong>akothek,<br />
Studiendepot, 25.10.2002-11.1.2003<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Exemplarisch – Konstruktion<br />
und Raum <strong>in</strong> der Architektur des 20. Jahrhunderts,<br />
17.9.2002-15.2.2003<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Fotografie <strong>in</strong> der<br />
P<strong>in</strong>akothek der Moderne, 17.9.2002 -15.1.2003<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: The Start<strong>in</strong>g L<strong>in</strong>e,<br />
17.9.2002-31.1.2003<br />
München, Sammlung Goetz: Die Wohltat der Kunst, Post/<br />
Fem<strong>in</strong>istische Positionen der 90er Jahre, 2.12.2002-<br />
29.3.2003<br />
München, SiemensForum: bodytravel, Reise <strong>in</strong> den Körper,<br />
20.11.2002-27.4.2003<br />
München, Staatliches Museum für Völkerkunde: Die A<strong>in</strong>u,<br />
Porträt e<strong>in</strong>er Kultur im Norden Japans, 28.11.2002-23.2.2003<br />
München, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst: Stimmen<br />
vom Nil, Altägypten im Spiegel se<strong>in</strong>er Texte,<br />
13.12.2002-18.5.2003<br />
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau:<br />
Olafur Eliasson, 7.9.2002-12.1.2003<br />
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau:<br />
Paul Klee – Arbeiten 1933, 14.12.2002-9.3.2003<br />
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau:<br />
Verweile doch.., 16.11.2002-9.2.2003<br />
Neu-Ulm, Edw<strong>in</strong> Scharff Museum: Das gesamte plastische<br />
Werk der Käthe Kollwitz, 17.11.2002-19.1.2003<br />
Neukirchen b.Hl.Blut, Wallfahrtsmuseum: Glaube – Hoffnung<br />
– Liebe, Devotionalien des Biedermeier aus dem<br />
Kunstgewerbemuseum Prag, 18.5.2002-21.4.2003<br />
Neukirchen b.Hl.Blut, Wallfahrtsmuseum: Weihnachtskrippen<br />
aus dem Bezirk Pribram, 28.11.2002-23.2.2003<br />
Neunburg vorm Wald, Schwarzachtaler Heimatmuseum:<br />
Lust auf Nadel und Faden, Alte und neue Stickmustertücher<br />
aus der Sammlung von Helga Strehl, 24.11.2002-<br />
26.1.2003<br />
Neusath-Perschen, Oberpfälzer Freilandmuseum: Fenster<br />
zum Himmel, H<strong>in</strong>terglasbilder aus Ostbayern, 17.11.2002-<br />
6.1.2003<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Moriz Thaus<strong>in</strong>g und der<br />
Beg<strong>in</strong>n der Dürer-Forschung, 18.10.2002-12.1.2003<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Sab<strong>in</strong>e Groß, Easy<br />
Look<strong>in</strong>g, 20.11.2002-12.1.2003<br />
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: Plakativ! Die<br />
Nürnberger Plakatsammlung, 12.12.2002-26.1.2003<br />
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: Theaterdonner,<br />
Kostümentwürfe – Klar<strong>in</strong>etten – K<strong>in</strong>dertheater,<br />
18.12.2002-23.3.2003<br />
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: Ungeliebtes<br />
Inventar, Die Abgusssammlung des Germanischen Nationalmuseums,<br />
5.12.2002-30.3.2003<br />
Nürnberg, Museum für Kommunikation: Immer wieder<br />
Neues, Wie verändern Erf<strong>in</strong>dungen die Kommunikation?<br />
24.10.2002-9.2.2003<br />
Nürnberg, Museum Industriekultur: Fotoszene 2002, Verkaufsausstellung<br />
Nürnberger Künstler, 16.11.2002-<br />
5.1.2003<br />
Nürnberg, Museum Industriekultur: Prototypen und Visionen<br />
– Geschichte und Zukunft der Haushaltsgeräte,<br />
2.12.2002-23.2.2003
BERICHTE/AKTUELLES 77<br />
Nürnberg, Neues Museum – Staatliches Museum für<br />
Kunst und Design <strong>in</strong> Nürnberg: DEFET, E<strong>in</strong>e Schenkung,<br />
13.12.2002-2.3.2003<br />
Nürnberg, Spielzeugmuseum Museum Lydia Bayer: 100<br />
Jahre Teddybär, 21.11.2002-27.4.2003<br />
Nürnberg, Spielzeugmuseum: Teddy Coyne Kosmos, Von<br />
Bären und Menschen, 19.11.2002-23.3.2003<br />
Nürnberg, Spielzeugmuseum: Weihnachts-Ausstellung,<br />
29.11.-23.12.2002<br />
Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus: Kunsthandwerksmarkt,<br />
5.12.-15.12.2002<br />
Oberschleißheim, Deutsches Museum – Flugwerft<br />
Schleißheim – Museum für Luft- und Raumfahrt: Die Königlich<br />
Preußischen Luftstreitkräfte 1884-1918, 14.7.2002-<br />
19.1.2003<br />
Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum:<br />
Die Welt im Z<strong>in</strong>n, 15.5.2002-2.2.2003<br />
Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum:<br />
Krippen aus der Rhön, 7.12.2002-2.2.2003<br />
Ostheim v. d. Rhön, Orgelbaumuseum: Adventskalender,<br />
Sammlung Brigitte Ludwig, Bad Kiss<strong>in</strong>gen, 24.11.2002-<br />
2.2.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen:<br />
Anna Kocouková, Photographien, 30.11.2002-<br />
9.2.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen:<br />
Franz von Stuck – Die Kunst der Verführung, Das Markenzeichen<br />
Franz von Stuck. E<strong>in</strong>e künstlerische Erfolgsstrategie,<br />
15.2.-6.4.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen:<br />
Hans Fronius – Erschreckend wahr, Zeichnung und<br />
Druckgraphik aus der Sammlung Otto Mauer,<br />
29.11.2002-9.2.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen: Johannes<br />
von Nepomuk, Der Heilige Mitteleuropas aus<br />
Sicht europäischer Maler, 30.11.2002-9.2.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen: Othmar<br />
Zechyr (1938 L<strong>in</strong>z – 1996 L<strong>in</strong>z), Zeichnungen 1966-<br />
1996 aus öffentlichen und privaten Sammlungen, 15.2.-<br />
6.4.2003<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen:<br />
Václav Fiala, Skulpturen, 30.11.2002-9.2.2003<br />
Prien a. Chiemsee, Galerie im Alten Rathaus: Ausgepackt,<br />
2 Jahrhunderte Kunstgeschichte am Chiemsee,<br />
22.12.2002-23.2.2003<br />
Regensburg, Historisches Museum: Voilà, le Champagne,<br />
Aus der Geschichte des Champagners, 22.11.2002-<br />
2.3.2003<br />
Regensburg, Museum Ostdeutsche Galerie: a. r. penck,<br />
Druckgraphik aus dem Bestand der Graphik-Sammlung,<br />
24.11.2002-5.1.2003<br />
Regensburg, Naturkundemuseum Ostbayern: Der Fischotter,<br />
10.10.2002-30.3.2003<br />
Rosenheim, Städtische Galerie: Max Weihrauch, Bilder<br />
1952-2002, 6.12.2002-19.1.2003<br />
Rosenheim, Städtisches Museum: 400 Jahre Pfarrsitz an<br />
der Kirche St. Nikolaus <strong>in</strong> Rosenheim, 1603-2003,<br />
31.1.2003-4.5.2003<br />
Schwandorf, Stadtmuseum: Stadthaus- und Industriebau,<br />
4.11.2002-19.1.2003<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Naturkundliches Museum <strong>in</strong> der Harmonie:<br />
„Wandlungen“, Gruppe Schwe<strong>in</strong>furter Künstler,<br />
29.11.2002-12.1.2003<br />
Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv: Bitte nicht hier,<br />
Kunst und Wort – Michael Hirschfeld, 22.11.2002-<br />
14.2.2003<br />
Thurnau, Töpfereimuseum: Schreibers K<strong>in</strong>der-Theater,<br />
16.11.2002-6.1.2003<br />
Wasserburg a. Inn, Museum der Stadt: 100 Jahre Bahnhof<br />
Wasserburg/Stadt, Tradition: Vision, 8.11.-15.12.2002<br />
Weiden i. d. Oberpfalz, Internationales Keramik-Museum:<br />
Isis, die Zauberreiche – E<strong>in</strong>e Götterbronze der Ptolemäerzeit,<br />
8.9.2002-10.1.2003<br />
Weiden i. d. Oberpfalz, Internationales Keramik-Museum:<br />
Stille Schönheit – E<strong>in</strong>e Frauenbüste des Mittleren Reiches,<br />
12.1.-13.4.2003<br />
Weiden i. d. Oberpfalz, Stadtmuseum mit Max-Reger-<br />
Sammlung: Aus Urgroßmutters Küche und Truhe,<br />
2.9.2002-31.1.2003
78<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
PUBLIKATIONEN RUND UM DIE BAYERISCHEN<br />
MUSEEN<br />
Weißenhorn, Heimatmuseum: St. Nik’laus komm’ <strong>in</strong> unser<br />
Haus, E<strong>in</strong>e Ausstellung des Museums Malerw<strong>in</strong>kel Marktbreit,<br />
30.11.2002-2.2.2003<br />
Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Etwas Warmes für die<br />
kalten Tage, 4.12.2002-26.1.2003<br />
Würzburg, Museum im Kulturspeicher Würzburg: Marie-<br />
Jo Lafonta<strong>in</strong>e, Videoskulptur und Fotografie, 7.12.2002-<br />
23.2.2003<br />
Wörth-Hofdorf, Nostalgie-Museum: Ostern anno dazumal,<br />
18.4.-29.5.2003<br />
Wörth-Hofdorf, Nostalgie-Museum: Weihnachten anno<br />
dazumal, 30.11.2002-2.2.2003<br />
In den vergangenen Monaten erreichten uns die nachfolgend<br />
aufgeführten Veröffentlichungen bayerischer <strong>Museen</strong><br />
oder aus ihrem Umkreis. Periodika wie Zeitschriften,<br />
Vere<strong>in</strong>smitteilungen oder Jahresberichte s<strong>in</strong>d aus Platzgründen<br />
nicht aufgeführt, ebenso Publikationen, die vor<br />
1997 erschienen s<strong>in</strong>d.<br />
Auch <strong>in</strong> Zukunft bittet die Bibliothek der Landesstelle um<br />
die Übermittlung von Museumspublikationen aller Art<br />
(Museumsführer, Ausstellungskataloge und -begleithefte,<br />
museumspädagogische Materialien, Plakate, Faltblätter,<br />
CD-ROMs usw.). Vielen Dank für Ihre Unterstützung!<br />
Altött<strong>in</strong>g. Wimmer, Markus/Streicher, Gebhard (Bearb.):<br />
Kraft und Magie. Aktuelle Kunst im öffentlichen Raum zu<br />
den Oberbayerischen Kulturtagen <strong>in</strong> Altött<strong>in</strong>g, Kapellplatz,<br />
22.6.-29.7.2001, Panorama 22.6.-31.10.2001, Altött<strong>in</strong>g<br />
2001<br />
Amberg. Rauchbauer, Judith v. (Bearb.): Die Engel kommen,<br />
Begleitheft zur Sonderausstellung im Stadtmuseum<br />
Amberg 19.11.2000-14.1.2001, Amberg 2000<br />
Asbach. Rousselot, Jean-Loup/Guck, Gerd (Bearb.):<br />
Wakan Tanka – Die Indianer der Pla<strong>in</strong>s und Prärie, Katalog<br />
zur Ausstellung im Museum Kloster Asbach 12.6.-<br />
8.9.2002, Salzweg 2002<br />
Aschaffenburg. Beer, Manuela/Ermischer, Gerhard (Beitr.):<br />
„den Bogen spannen“ – Glanz der Romanik <strong>in</strong> Aschaffenburg,<br />
Begleitheft zur Sonderausstellung im Stiftsmuseum<br />
der Stadt Aschaffenburg 23.6.-22.10.2001, Aschaffenburg<br />
2001<br />
Aschau i. Ch. Zanier, Werner: Vor- und Frühgeschichte im<br />
Priental (Geme<strong>in</strong>de Aschau im Chiemgau), Aschau i. Ch.<br />
2001<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim. Bedal, Konrad (Bearb.): Häuser aus<br />
Franken, Museumshandbuch für das Fränkische Freilandmuseum<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim, Schriften und Kataloge<br />
des Fränkischen Freilandmuseums 37, Bad W<strong>in</strong>dsheim<br />
5 2002<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim. Bedal, Konrad/May, Herbert/Back,<br />
Michael (Hrsg.): Unter Dach und Fach. Häuserbauen <strong>in</strong><br />
Franken vom 14. bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert, Schriften und<br />
Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 36, Bad<br />
W<strong>in</strong>dsheim 2002<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim. Heidrich, Wilhelm u. a. (Hrsg.): Fremde<br />
auf dem Land, Begleitband zur Ausstellung <strong>in</strong> Oberpfälzer<br />
Freilandmuseum Neusath-Perschen, Schwäbisches Bau-
BERICHTE/AKTUELLES 79<br />
ernhofmuseum Illerbeuren, Freilichtmuseum F<strong>in</strong>sterau,<br />
Fränkisches Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim, Freilichtmuseum<br />
des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten, Bad<br />
W<strong>in</strong>dsheim 2000<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim. Schweikert, Christ<strong>in</strong>e (Bearb.): Brenck.<br />
Leben und Werk e<strong>in</strong>er fränkischen Bildschnitzerfamilie im<br />
17. Jahrhundert, Schriften und Kataloge des Fränkischen<br />
Freilandmuseums 38, Bad W<strong>in</strong>dsheim 2002<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim. Tredt, Ra<strong>in</strong>er K.: Das Austragshaus im<br />
Frankenjura. Die Versorgung der alten Generationen und<br />
ihr baulicher Niederschlag im 19. Jahrhundert, Quellen<br />
und Materialien zur Hausforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 11, Schriften<br />
und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 35,<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim 2001<br />
Bamberg. Baumgärtel-Fleischmann, Renate (Hrsg.): E<strong>in</strong><br />
Gnadenbild <strong>in</strong> Bamberg. Die Muttergottes der Oberen<br />
Pfarre, Katalog zur Ausstellung 3.5.-14.7.2002 im Diözesanmuseum<br />
Bamberg, Veröffentlichungen des Diözesanmuseums<br />
Bamberg 13, Bamberg 2002<br />
Bamberg. Grafetstätter, Andrea/Handle, Elisabeth/Kestel,<br />
Pia (Hrsg.): Mythos Drache – Schw<strong>in</strong>gen, Schuppen,<br />
Schwefeldämpfe, Katalog zur Ausstellung 23.3-20.5.2002,<br />
hrsgg. von Studierenden der Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum<br />
Bamberg und der Staatsbibliothek Bamberg, Priesendorf<br />
2002<br />
Bamberg. Hanemann, Reg<strong>in</strong>a (Hrsg.): Der Bamberger<br />
Kunstfreund und Sammler Ernst Rössner (1904-1978) –<br />
Grafiken und Gemälde aus se<strong>in</strong>em Besitz, Begleitbuch<br />
zur Sonderausstellung anlässlich der Schenkung <strong>in</strong> der<br />
Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer, 17.11.2001-<br />
20.1.2002, Schriften der <strong>Museen</strong> der Stadt Bamberg 46,<br />
Bamberg 2001<br />
Bamberg. Schurr, Eva (Bearb.): Fayence und Porzellan –<br />
Sammlung Ludwig <strong>in</strong> Bamberg, Schriften der <strong>Museen</strong> der<br />
Stadt Bamberg 45, Bamberg 2001<br />
Bayreuth. Assel, Mar<strong>in</strong>a v./Kern, Mart<strong>in</strong>a (Red.): Kunst im<br />
20. Jahrhundert aus der Sammlung des Kunstmuseums<br />
Bayreuth – Museumsführer, Dr. Helmut und Constanze<br />
Meyer Stiftung, Georg Tappert Schenkung, Sammlung<br />
Caspar Walter Rauh, Bayreuth 1999<br />
Bayreuth. Dippold, Günter/Wirz, Ulrich (Bearb.): <strong>Museen</strong>,<br />
Schlösser und Sammlungen <strong>in</strong> Oberfranken, Schriften zur<br />
Heimatpflege <strong>in</strong> Oberfranken, Geschichte und Museumswesen<br />
1/1, Bayreuth 3 1998<br />
Bayreuth. Krückmann, Peter O.: Das Bayreuth der Markgräf<strong>in</strong><br />
Wilhelm<strong>in</strong>e heute. E<strong>in</strong> Jahrzehnt Neuankäufe und<br />
Museumseröffnungen der Bayerischen Schlösserverwaltung,<br />
Bayreuth 2001<br />
Bayreuth. Pelka, Christ<strong>in</strong>a (Bearb.): Rauchzeichen. Tabakhistorische<br />
Graphiken und Objekte aus der Sammlung<br />
British American Tobacco, Kataloge Kunstmuseum Bayreuth<br />
3, Bayreuth 1999<br />
Coburg. Fromm, Hubert: Die Coburger Juden – Geschichte<br />
und Schicksal, Neustadt b. Coburg 2 2001<br />
Dachau. Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hrsg.): Öffentlichkeit<br />
und KZ – Was wusste die Bevölkerung? Dachauer<br />
Hefte, Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen<br />
Konzentrationslager 17, Dachau 2001<br />
Deggendorf. Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.): Siedler –<br />
Nonnen – Bürger, Begleitheft zur Ausstellung im Stadtmuseum<br />
Deggendorf 5.12.2000-18.2.2001, Kataloge der<br />
<strong>Museen</strong> der Stadt Deggendorf 10, Deggendorf – Archäologie<br />
und Stadtgeschichte 18, Deggendorf 2002<br />
Deggendorf. Rott- und Inntaler Museums- und Galerieführer,<br />
Kunst – Kultur – Brauchtum, Deggendorf 3 2001<br />
Deggendorf. Schwarz, Ulrike (Hrsg.): Die Festfahne 2002.<br />
Wettbewerb für Kunst und Handwerk, Katalog zur Fahnenausstellung<br />
im Handwerksmuseum 20.1.-14.4.2002,<br />
Deggendorfer Museumshefte 5, Deggendorf 2002<br />
Donauwörth. Haas, Hans-Dieter: <strong>Museen</strong> an der Via Raetica<br />
von Donauwörth bis Regensburg, Eichstätt (2001)<br />
Erlangen. Engelhardt, Thomas (Red.): Vorgeschichte im Erlanger<br />
Raum, Begleitheft zur Dauerausstellung, Veröffentlichungen<br />
des Stadtmuseums Erlangen, Erlangen 2002<br />
Fladungen. Wald, Albrecht (Bearb.): Fränkisches Freilandmuseum<br />
Fladungen – Kurzführer, Fladungen 2002<br />
Friedberg. Der Polizeikommissar Me<strong>in</strong>rad Fimpel (1882-<br />
1952) – e<strong>in</strong> Friedberger Orig<strong>in</strong>al, Sonderausstellung 18.4.-<br />
30.9.1999, o. O. (1999)<br />
Fürstenfeldbruck. Seckendorff, Eva v. (Hrsg.): Die Poesie<br />
des Alltäglichen – Der Maler Carl Robiczek (1837-1918),<br />
Publikation zur Sonderausstellung 12.7.-21.10.2001,<br />
Fürstenfeldbruck 2001<br />
Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Beitr.)/Fraas,<br />
Susanne (Beitr.)/Zehentmeier, Sab<strong>in</strong>e (Bearb.): E<strong>in</strong> Rund-
80<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
gang durch das Deutsche Porzellanmuseum, Schriften<br />
und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums 62, Hohenberg<br />
2000<br />
Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Hrsg.)/Jakobson,<br />
Hans-Peter (Bearb.): „KAHLA kreativ“, 4. Intern. Porzellanworkshop,<br />
Ausstellungen im Museum für Angewandte<br />
Kunst Gera – Museum der Deutschen Porzellan<strong>in</strong>dustrie<br />
Hohenberg/Eger – Kreisheimatmuseum Leuchtenburg,<br />
Schriften und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums<br />
70, Hohenberg 2001<br />
Hohenberg a. d. Eger. Siemen, Wilhelm (Hrsg.)/Zehentmeier,<br />
Sab<strong>in</strong>e (Bearb.): Das goldene Kaiserreich. Porzellan<br />
der Napoleonischen Zeit, Schriften und Kataloge des<br />
Deutschen Porzellanmuseums 69, Hohenberg 2001<br />
Hohenberg a. d. Eger. Zehentmeier, Sab<strong>in</strong>e: Leben und<br />
Arbeiten der Porzell<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Nordostoberbayern (1870-<br />
1933), Schriften und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums<br />
71, Beiträge zur Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte<br />
der Porzellan<strong>in</strong>dustrie 4, Hohenberg 2001<br />
Ichenhausen. Halter, Helmut (Bearb.): Das Gymnasium.<br />
Entwicklungsschritte der höheren Bildung, Begleitheft zur<br />
Ausstellung des Schulmuseums Nürnberg zum schulgeschichtlichen<br />
Symposion „Neue Formen des Unterrichts<br />
...“ <strong>in</strong> Ichenhausen, Themen- und Kataloghefte des<br />
Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen 10, München<br />
1997<br />
Ichenhausen. Liedtke, Max/Schneider, Michael (Bearb.):<br />
Medium Musik. Zur Geschichte und Gegenwart des Musikunterrichts,<br />
Begleitheft zur Ausstellung des Schulmuseums<br />
Nürnberg zum Symposion „Musik und Musikunterricht...“<br />
<strong>in</strong> Ichenhausen, Themen- und Kataloghefte<br />
des Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen 11, München<br />
1998<br />
Ichenhausen. Liedtke, Max/Schneider, Michael (Bearb.):<br />
Praktisches Lernen. E<strong>in</strong> reformpädagogisches Projekt,<br />
Begleitheft zur Ausstellung des Schulmuseums Nürnberg<br />
zum Symposion „Das Praktische Lernen ...“ <strong>in</strong> Ichenhausen,<br />
Themen- und Kataloghefte des Bayerischen Schulmuseums<br />
Ichenhausen 12, München 1999<br />
Ichenhausen. Schneider, Michael (Bearb.): K<strong>in</strong>dheit – zwischen<br />
Pharao und Internet, Begleitheft zur Ausstellung<br />
des Schulmuseums Nürnberg zum Symposion „K<strong>in</strong>dheit<br />
zwischen Pharao und Internet ...“ im Bayerischen Schulmuseum<br />
Ichenhausen, Themen- und Kataloghefte des<br />
Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen 13, München<br />
2000<br />
Illerbeuren. Götz, Kar<strong>in</strong> (Bearb.): Kohl und Rüben. Kulturpflanzen<br />
des Jahres 2002 im Bauernhofmuseum, Druckerzeugnisse<br />
des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren<br />
17, Kronburg-Illerbeuren 2002<br />
Illerbeuren. Hundbiss, Wolfgang E./Kettemann, Otto/<br />
Riepl, Elisabeth (Bearb.): Künstlicher Regen. E<strong>in</strong>e Annäherung<br />
an die Gießkanne, Druckerzeugnisse des Schwäbischen<br />
Bauernhofmuseums Illerbeuren 18, Kronburg-Illerbeuren<br />
2002<br />
Ingolstadt. Audi Tradition – museum mobile, Ingolstadt<br />
(2002)<br />
Iphofen. Schmitt, Kurt (Bearb.): Neptunbrunnen Nürnberg-Peterhof.<br />
Knauf-Museum Iphofen, Dokumentation<br />
über die Abformungen und Ergänzungen am Orig<strong>in</strong>albrunnen<br />
im Peterhof 1997, Sonderdokumentation<br />
Neptunbrunnen vom 1.10.-16.11.1997, Rothenburg<br />
(1997)<br />
Kempten. Weber, Gerhard (Hrsg.): Archäologie und Market<strong>in</strong>g.<br />
Alte und neue Wege <strong>in</strong> der Präsentation archäologischer<br />
Stätten, Neue Medien, Beiträge zum 3. Cambodunum-Symposion<br />
am 9./10.10.1998, Kempten 2001<br />
Kle<strong>in</strong>losnitz. Popp, Bertram (Bearb.): Du musst nicht alles<br />
aufschreiben. Bäuerliche und handwerkliche Aufschreibbücher,<br />
Schriften des Oberfränkischen Bauernhofmuseums<br />
Kle<strong>in</strong>losnitz 4, Hof 2001<br />
Künz<strong>in</strong>g. Z<strong>in</strong>nhobler, Rudolf: Der Heilige Sever<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Leben<br />
und se<strong>in</strong>e Verehrung, illustriert mit Bildern aus der<br />
Grafik-Sammlung des Museums Qu<strong>in</strong>tana <strong>in</strong> Künz<strong>in</strong>g,<br />
W<strong>in</strong>zer 2 2002<br />
Landsberg a. Lech. Neunzert, Hartfrid (Hrsg.): Sam Bak –<br />
e<strong>in</strong>st und jetzt. Sam Bak – then and now, Kunstgeschichtliches<br />
aus Landsberg am Lech 25, Landsberg a. L.<br />
2002<br />
Landshut. Ebermeier, Werner: Der Historische Vere<strong>in</strong> für<br />
Niederbayern und se<strong>in</strong>e Sammlungen. Vom Vere<strong>in</strong>smuseum<br />
zum Stadtmuseum, Landshut 2002<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.)/Benker, Gertrud/Hagn,<br />
Herbert (Bearb.): Historische Kacheln und Model vom<br />
Spätmittelalter bis zum Jugendstil. Die Sammlung der<br />
Staatlichen Fachhochschule für Keramik Landshut,<br />
Katalog zur Ausstellung der <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut<br />
im Museum im Kreuzgang 16.5.-6.10.2002, Schriften<br />
aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut 13, Landshut<br />
2002
BERICHTE/AKTUELLES 81<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.): 1204 und die Folgen. Zu<br />
den Anfängen der Stadt Landshut, Beiträge zum öffentlichen<br />
Kolloquium <strong>in</strong> Landshut am 1./2.12.1997, Schriften<br />
aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut 6, Landshut 2002<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.): aktuelle druckkunst aus<br />
niederbayern, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ausstellungsprojekt des<br />
Kunstvere<strong>in</strong>s Landshut e. V. und der <strong>Museen</strong> der Stadt<br />
Landshut, Schriften aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut<br />
11, Landshut 2001<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.): Dagmar Pachtner:<br />
Über/schreitung. Landshuter Installationen, Dokumentation<br />
zur Installation <strong>in</strong> der Landshuter Spitalkirche Heiliggeist<br />
vom 16.2.-14.4.2002, Schriften aus den <strong>Museen</strong> der<br />
Stadt Landshut 12, Landshut 2002<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.): Karl Reidel. Retrospektive<br />
1948-2002, Katalog zur Ausstellung der <strong>Museen</strong> der<br />
Stadt Landshut <strong>in</strong> der Spitalkirche Heiliggeist 28.7.-<br />
6.10.2002, Schriften aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut<br />
14, Landshut 2002<br />
Landshut. Niehoff, Franz (Hrsg.): Vor Le<strong>in</strong>berger. Landshuter<br />
Skulptur im Zeitalter der Reichen Herzöge 1393-<br />
1503, Katalog zur Ausstellung der <strong>Museen</strong> der Stadt<br />
Landshut <strong>in</strong> der Spitalkirche Heiliggeist 23.6.-28.10.2001,<br />
Schriften der <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut 10, 2 Teilb.,<br />
Landshut 2001<br />
Maih<strong>in</strong>gen. Kilian, Ruth/Frei Hans (Beitr.)/Lippert, Anja<br />
(Beitr.): Die Rieser Landwirtschaft im Wandel. Vom Kuhgespann<br />
zum Traktor, von der Sichel zur Mähmasch<strong>in</strong>e,<br />
vom Untertan zum Unternehmer, von der Geme<strong>in</strong>schaftsarbeit<br />
zum E<strong>in</strong>mannbetrieb, Schriftenreihe der<br />
<strong>Museen</strong> des Bezirks Schwaben 27, Oberschönenfeld<br />
2002<br />
Marktbreit. Alzheimer-Haller, Heidrun (Hrsg.): Himmel und<br />
Hölle. K<strong>in</strong>dheit und Jugend <strong>in</strong> bewegter Zeit, Begleitband<br />
zur Dauerausstellung „Sozialgeschichte der Frau“, Museum<br />
Malerw<strong>in</strong>kelhaus Marktbreit Schriftenreihe 3, Marktbreit<br />
2002<br />
Marktoberdorf. Re<strong>in</strong>hardt, Kay/Socher, Wolfgang (Red.):<br />
23. Ostallgäuer Kunstausstellung 2001, veranstaltet von<br />
der Stadt Marktoberdorf im MODEON, Marktoberdorf, 6.-<br />
21.10.2001, Marktoberdorf 2001<br />
Mass<strong>in</strong>g. Ortmeier, Mart<strong>in</strong> (Bearb.)/Grasmann, Lambert<br />
(Beitr.): E<strong>in</strong> Bauernhofmuseum für Niederbayern –<br />
Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g, Landshut (erw. Neuaufl.)<br />
2001<br />
Mödlareuth. Lebegern, Robert: Mauer, Zaun und Stacheldraht.<br />
Sperranlagen an der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze 1945-<br />
1990, Forschungen zur Geschichte der deutschen Teilung<br />
1, Weiden 2002<br />
München. Alexander Koester-Ausstellung. Ölbilder – Pastelle<br />
– Zeichnungen, 10.1.-22.2.2002, München 2002<br />
München. Alte P<strong>in</strong>akothek München. Erläuterungen zu<br />
den ausgestellten Gemälden, München 3 1999<br />
München. Appel, Michaela (Bearb.): Reiseer<strong>in</strong>nerungen<br />
aus Indonesien – Kronpr<strong>in</strong>z Rupprecht von <strong>Bayern</strong>, München<br />
2000<br />
München. Das moderne Museum. Vorträge auf der<br />
MUTEC 1999, Wunderkammer 1, München 2001<br />
München. Eikelmann, Renate (Hrsg.): Der Mohrenkopfpokal<br />
von Christoph Jamnitzer, Publikation zur Ausstellung<br />
im Bayerischen Nationalmuseum München 17.4.-<br />
7.7.2002, München 2002<br />
München. Flügel, Christof/Schneider, Gerwulf: Neue Forschungen<br />
zur römischen Keramik am Auerberg, München<br />
2001<br />
München. Güntheroth, Nele/Vogt, Arnold (Hrsg.): Reiseziel:<br />
Museum. Freizeitqualität durch Zusammenarbeit von<br />
<strong>Museen</strong> und Touristik, Wunderkammer 2, München 2001<br />
München. Hobelsberger, Bernhard (Bearb.): <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
München, Landshut 2001<br />
München. Schreiber, Waltraud/Baumgärtner, Ulrich (Hrsg.):<br />
Museumskonzeptionen – Präsentationsformen und Lernmöglichkeiten,<br />
Münchner geschichtsdidaktisches Kolloquium<br />
2, München 1999<br />
Neusath-Perschen. Heimrath, Ralf (Bearb.): Wöi’s gwen<br />
is. Landleben <strong>in</strong> der Oberpfalz <strong>in</strong> Fotos von 1900 bis 1960,<br />
Amberg 2001<br />
Neusath-Perschen. Heimrath, Ralf (Hrsg. u. Beitr.)/Angerer,<br />
Birgit (Beitr.): Woaßt as no? Fotografische Er<strong>in</strong>nerungen<br />
aus der Oberpfalz, Amberg 2002<br />
Neusath-Perschen. Heimrath, Ralf (Hrsg.)/Ehlers, Tibor<br />
(Beitr.)/Griebel, Arm<strong>in</strong> (Beitr.): „Musikanten spült’s o<strong>in</strong>s<br />
aaf...“ Musik<strong>in</strong>strumente aus der Sammlung des Oberpfälzer<br />
Freilandmuseums Neusath-Perschen, Schriftenreihe<br />
des Oberpfälzer Freilandmuseums Neusath-Perschen,<br />
Neusath-Perschen 2000
82<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Nürnberg. Andrian-Werburg, Irmtraudt v. (Bearb.): Das<br />
Germanische Nationalmuseum – Gründung und Frühzeit,<br />
Nürnberg 2002<br />
Nürnberg. Desel, Jutta (Bearb.): Die Zukunft der Vergangenheit/<br />
The future of the past. Wie soll die Geschichte<br />
des Nationalsozialismus <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> und Gedenkstätten<br />
im 21. Jahrhundert vermittelt werden? Internationales<br />
Symposium am 13./14.11.1999 im Deutsch-Amerikanischen<br />
Institut/Amerika Haus <strong>in</strong> Nürnberg, Schriftenreihe<br />
des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände 1,<br />
Nürnberg 2000<br />
Nürnberg. Emmert-S<strong>in</strong>z<strong>in</strong>ger, Ralph (Bearb.): E<strong>in</strong> Stift<br />
geht um die Welt. Nürnberger Bleistiftgeschichte, Nürnberg<br />
2001<br />
Nürnberg. Fries, Annekatr<strong>in</strong> (Red.): Die neue Nürnberger<br />
<strong>Museen</strong>landschaft, Nürnberg 2001<br />
Nürnberg. Großmann, G. Ulrich (Bearb.): Germanisches<br />
Nationalmuseum – Führer durch die Sammlungen, Nürnberg<br />
2001<br />
Nürnberg. Krutisch, Petra: Aus aller Herren Länder – Weltausstellungen<br />
seit 1951, Kulturgeschichtliche Spaziergänge<br />
im Germanischen Nationalmuseum 4, Nürnberg<br />
2001<br />
Nürnberg. Scherer, Annette (Bearb.): Mäzene, Schenker,<br />
Stifter. Das Germanische Nationalmuseum und se<strong>in</strong>e<br />
Sammlungen, Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen<br />
Nationalmuseum 5, Nürnberg 2002<br />
Nürnberg. Willers, Johannes (Bearb.)/Nawroth, Manfred/<br />
Großmann, G. Ulrich (Beitr.): Das Kaiserburg-Museum des<br />
Germanischen Nationalmuseums, Führer durch die<br />
Schausammlung, Nürnberg 2001<br />
Oberammergau. Zull, Gertraud: E<strong>in</strong> Museum entsteht.<br />
Das Verleger Lang’sche kunst- und kulturgeschichtliche<br />
Oberammergauer Museum und die Entdeckung der<br />
Volkskunst um 1900, Bayerische Schriften zur Volkskunde<br />
6, München 1998<br />
Obergünzburg. Kunst aus Visegrad (Ungarn). Ausstellung<br />
bis 1.4.2002 von Kunstwerken aus der Obergünzburger<br />
Partnerstadt, o. O. u. J.<br />
Oberschönenfeld. Frei, Hans (Hrsg.): Oberschönenfeld –<br />
Kloster und Museum, Schriftenreihe der <strong>Museen</strong> des Bezirks<br />
Schwaben 31, Gessertshausen-Oberschönenfeld<br />
2002<br />
Oberschönenfeld. Ritter, Michael/Sauter, Mart<strong>in</strong> (Bearb.):<br />
Die Welt <strong>in</strong> Z<strong>in</strong>n. Z<strong>in</strong>nfiguren als Spielzeug und Sammelobjekt,<br />
Schriftenreihe der <strong>Museen</strong> des Bezirks Schwaben<br />
29, Gessertshausen-Oberschönenfeld 2002<br />
Ottobrunn. Aulenbach, Erika/Meier, Willi/Murken, Jan (Red.):<br />
100 Jahre Siedlungsraum Ottobrunn, München (2002)<br />
Passau. Loibl, Richard/Seidel, Christian: Passau – Leben<br />
<strong>in</strong> der mittelalterlichen Stadt, Lehrerhandreichung Oberhausmuseum<br />
Passau, Lehrerhandreichungen für die<br />
bayerischen <strong>Museen</strong> 5, hrsgg. von Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> und Museumspädagogisches<br />
Zentrum München, München 1997<br />
Pfaffenhofen a. d. Ilm. Gleixner, Heribert J. (Bearb.): Zur<br />
Er<strong>in</strong>nerung an Johann Andreas Schmeller (6.8.1785-<br />
27.7.1852), Pionier der Germanistik und Begründer der<br />
bayerischen Mundartforschung, zum 150. Todestag, D’<br />
Hopfakirm 30, Pfaffenhofen a. d. Ilm 2001<br />
Poll<strong>in</strong>g. Reuß, Renate (Bearb.): Vom Aschenkreuz bis zur<br />
Auferstehung. Vergangenes und lebendiges kirchliches<br />
oder weltliches Brauchtum zur Fasten- und Osterzeit,<br />
Poll<strong>in</strong>g (1999)<br />
Regensburg. Nitz, Genoveva/Trapp, Eugen (Beitr.): Die im<br />
Licht s<strong>in</strong>d. Heilige und Patrone im Bistum Regensburg,<br />
Regensburg 2001<br />
Rosenheim. Kurz, Arno (Bearb.): Holztechnisches Museum<br />
Rosenheim, Museumsführer, Rosenheim 2 2001<br />
Rosenheim. Kurz, Arno (Bearb.): Zur Ausstellung: Bäume<br />
s<strong>in</strong>d mehr ... als nur Holz, Holztechnische Blätter 3,<br />
Rosenheim 1997<br />
Rosenheim. Kurz, Arno (Bearb.): Zur Ausstellung: Holz e<strong>in</strong><br />
Baustoff – uralt und mit großer Zukunft, Holztechnische<br />
Blätter 4, Rosenheim 1998<br />
Rosenheim. Kurz, Arno (Bearb.): Zur Ausstellung: Holztechnik<br />
Rosenheim. 75 Jahre Ausbildung – 10 Jahre Museum,<br />
Holztechnische Blätter 5, Rosenheim 2000<br />
Roth. Schmid, Guido: Museum Schloss Ratibor <strong>in</strong> Roth,<br />
Bayerische <strong>Museen</strong> 28, München 2002<br />
Schöngeis<strong>in</strong>g. Drexler, Toni/Jakob, Re<strong>in</strong>hard (Hrsg.): Im<br />
Wald da s<strong>in</strong>d die Räuber. Kneißl, Hiasl & Co. – Räuberromantik<br />
und Realität, Ausstellung im Bauernhofmuseum<br />
Jexhof 22.2.-31.10.2002, Jexhof-Hefte 18, Fürstenfeldbruck<br />
2002
BERICHTE/AKTUELLES 83<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Brey, Norbert (Bearb.): Gertrude Reum: Verwandlungen.<br />
Metallarbeiten, Skulpturen, Zellstoffreliefs,<br />
Katalog zur Ausstellung Saarland Museum Saarbrücken<br />
und Städtische Sammlungen Schwe<strong>in</strong>furt, Halle Altes<br />
Rathaus 5.7.-8.9.2002, Künzelsau 2002<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Bucher, Michael: Der Buchschmuck der<br />
Sensenschmidt-Bibel Nürnberg, um 1476, nach dem<br />
Exemplar der Bibliothek Otto Schäfer, Orig<strong>in</strong>al & Digital,<br />
Bibliothek Otto Schäfer 1, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Curt Herrmann (1854-1929) – Gemälde,<br />
Pastelle, Aquarelle, Katalog zur Ausstellung Städtische<br />
Sammlungen Schwe<strong>in</strong>furt 21.9.-18.11.2001 u. Marburger<br />
Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte<br />
20.1.-24.2.2002, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften 103,<br />
Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Drescher, Georg (Bearb.): Kostbare Drucke<br />
und E<strong>in</strong>bände aus sechs Jahrhunderten. Dauerpräsentation<br />
aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Bibliothek<br />
Otto Schäfer, 18.3.2001-12.1.2003, Ausstellungskatalog<br />
Bibliothek Otto Schäfer 15, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Drescher, Georg (Beitr.)/Bucher, Michael<br />
(Mitarb.):Berühmte Bibliophile im Spiegel ihrer Exlibris,<br />
Supralibris und Besitze<strong>in</strong>träge, Kab<strong>in</strong>ettausstellung,<br />
14.10.-6.1.2002, Ausstellungskatalog Bibliothek Otto<br />
Schäfer 17, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Drescher, Georg/Hack, Kar<strong>in</strong> (Bearb.)/Bucher,<br />
Michael (Mitarb.): „Von der Kunst Perspectiva“ ...<br />
und andere Kunsttraktate, Ornamentstichfolgen und<br />
Schriftmusterbücher der Renaissance und des Barock,<br />
Kab<strong>in</strong>ettausstellung <strong>in</strong> der Bibliothek Otto Schäfer 18.3.-<br />
24.6.2001, Ausstellungskatalog Bibliothek Otto Schäfer<br />
16, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Hedrich-Scherpf (Bearb.): Gustl G. Kirchner<br />
(1929-1984) – Die Glasfenster, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
95, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Kieselbach, Edmund (Bearb.)/Stahmer,<br />
Klaus H<strong>in</strong>rich (Konz.): HORCHEN – Klang<strong>in</strong>stallation<br />
Edmund Kieselbach, KONZert – Klaus H<strong>in</strong>rich Stahmer,<br />
Edmund Kieselbach, Ricardo Rodrigues, Katalog zur<br />
Ausstellung 8.9.-14.10.2001, Forum 13 im Künstlerhof<br />
Oberndorf, Schwe<strong>in</strong>furt, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
102, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Lepper, Gereon (Konz.)/Krajewski, Michael<br />
(Beitr.): Gereon Lepper: Lockruf der Berge, Katalog zur<br />
Ausstellung 24.6.-23.7.2000, Forum 13 im Künstlerhof<br />
Oberndorf, Schwe<strong>in</strong>furt, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
89, Schwe<strong>in</strong>furt 2000<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Schneider, Erich (Bearb.): Gerhard Fietz:<br />
Arbeiten auf Papier. Bilder und Texte, Katalog zur Ausstellung<br />
Städtische Sammlungen Schwe<strong>in</strong>furt, Galerie<br />
Alte Reichsvogtei, 22.3.-2.6.2002, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften,<br />
Schriften des Freundeskreises Gerhard<br />
Fietz 104, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Schneider, Erich (Hrsg.): Oliver Boberg –<br />
Wirklichkeiten, fotografische Arbeiten 1998-2001, Galerie<br />
Alte Reichsvogtei 20.7.-16.9.2001, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
100, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Schneider, Erich/Weppert, He<strong>in</strong>er/Wittstock,<br />
Jürgen (Hrsg.): He<strong>in</strong>z Altschäffel – Werke 1998-2001, Katalog<br />
zur Ausstellung Galerie Maria Kreuzer, Amorbach,<br />
1.-29.7.2001, Sparkassengalerie Städtische Sparkasse<br />
Schwe<strong>in</strong>furt 22.1.-15.3.2002, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
99, Schwe<strong>in</strong>furt 2001<br />
Schwe<strong>in</strong>furt. Wiener, Claudia/Robert, Jörg/Hess, Günter<br />
(Hrsg.): Amor als Topograph. 500 Jahre Amores des<br />
Conrad Celtis – E<strong>in</strong> Manifest des deutschen Humanismus,<br />
Kab<strong>in</strong>ettausstellung 7.4.-30.6.2002, Ausstellungskatalog<br />
der Bibliothek Otto Schäfer 18, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />
Siegsdorf. Rump, Hans-Uwe/Kunz-Ott, Hannelore/Darga,<br />
Robert (Red.): Südostbayerisches Naturkunde- und<br />
Mammut-Museum Siegsdorf, Lehrerhandreichungen für<br />
die bayerischen <strong>Museen</strong> 6, hrsgg. von Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> und Museumspädagogisches<br />
Zentrum München, München 1998<br />
Siegsdorf. Ste<strong>in</strong>er, Hans (Bearb).: Südostbayerisches Naturkunde-<br />
und Mammut-Museum Siegsdorf, Museumsführer<br />
(nicht nur) für K<strong>in</strong>der, Marquartste<strong>in</strong> 1997<br />
Siegsdorf. Südostbayerisches Naturkunde- und Mammut-Museum<br />
Siegsdorf, CD-ROM, Siegsdorf 1997<br />
Tettenweis. Nefzger, Ulrich (Bearb.): Franz von Stuck <strong>in</strong><br />
den Fliegenden Blättern, 13. Jahresausstellung – Franz<br />
von Stuck Geburtshaus Tettenweis, Juli 2001-Juni 2002,<br />
Passau 2001<br />
Theuern. Wolf, Helmut (Red.): EDV-Tage Theuern 2001.<br />
Tagungsbericht, hrsgg. von Haus der Bayerischen Geschichte,<br />
Generaldirektion der Staatlichen Archive <strong>Bayern</strong>s,<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>, Bergbau-<br />
und Industriemuseum Ostbayern, Kümmersbruck<br />
2002
84<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
VARIA<br />
Vilsbiburg. Grasmann, Lambert (Bearb.): Vilsbiburg 1945-1960.<br />
Schwierige Zeiten und Neubeg<strong>in</strong>n, Horb a. Neckar 1998<br />
Vilsbiburg. Markmiller, Fritz: Vilsbiburg. Gang durch die<br />
Geschichte, Bilder aus der Heimat Niederbayern 1999/3,<br />
München 1999<br />
Weißenburg. Jäger, Ute: Reichsstadt Weißenburg. E<strong>in</strong><br />
Rundgang durch Reichstadtmuseum und historische Altstadt,<br />
Treuchtl<strong>in</strong>gen 2000<br />
Wolnzach. P<strong>in</strong>zl, Christoph/Mayer-Diener, Peter (Bearb.):<br />
Eiserne Pflücker. Das Buch der Hopfenpflückmasch<strong>in</strong>e,<br />
Geschichte und Katalog, Schriftenreihe des Deutschen<br />
Hopfenmuseums 4, Wolnzach 2002<br />
Würzburg. Brod, Walter M. (Hrsg.): Die Chronik der Zunfthäuser<br />
1559-1999. Die Zunftarchivalien 1334-1855, Festschrift<br />
zum 6. Juni 1999 – 40 Jahre Zunftsaal, Volkach 1999<br />
Würzburg. Der rote Faden. Museum im Kulturspeicher<br />
Würzburg, Würzburg 2002<br />
Würzburg. Lichte, Claudia/Trenschel, Hans-Peter/Pracher,<br />
Britta (Mitarb.): Tilman Riemenschneider: Maria mit K<strong>in</strong>d,<br />
Patrimonia 187, Würzburg 2000<br />
Würzburg. Lichte, Claudia: Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum<br />
Würzburg – Riemenschneider-Sammlung, München/London/New<br />
York 1999<br />
Würzburg. Trenschel, Hans-Peter: Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum<br />
Würzburg. Wegweiser durch die Schausammlungen,<br />
L<strong>in</strong>denberg 1999<br />
Würzburg. Zahn-Biemüller, Eva (Bearb.)/Zöller, Helge:<br />
Funde aus Franken <strong>in</strong> den Sammlungen des Ma<strong>in</strong>fränkischen<br />
Museums Würzburg, Kataloge des Ma<strong>in</strong>fränkischen<br />
Museums Würzburg 15, Würzburg 2001<br />
Würzburg. Zwischen 5 & 20 – Museumspädagogik im<br />
Kulturspeicher Würzburg, Würzburg 2002<br />
Zwiesel. Lnenickova, Jitka/Seyfert, Ingeborg/Bauer, Fritz<br />
(Red.): Johann Lötz – 1824-1939. Glas aus dem Böhmerwald,<br />
begleitende Publikation zur Ausstellung von Waldmuseum<br />
Zwiesel und Muzeum Sumavy-Susice a Kaspersky<br />
Hory, Dezember 1999-Oktober 2000, Zwiesel/Susice/<br />
Kaspersky-Hory 1999<br />
Zwiesel. Merker, Gernot H. (Bearb.): Erich Bul<strong>in</strong> – Glas mit<br />
Schliff, Sonderausstellung im Waldmuseum Zwiesel vom<br />
16.2.-23.6.2002, Zwiesel 2002<br />
MUTEC 2003<br />
5. Fachmesse für Museumswesen, Restaurierung und<br />
Ausstellungstechnik <strong>in</strong> München, 25.-27.6.2003<br />
E<strong>in</strong>e erfreuliche Nachricht: Nach e<strong>in</strong>em Wechsel beim<br />
Veranstalter – statt der Münchner Messegesellschaft hat<br />
nun e<strong>in</strong> privates Kongress- und Ausstellungsbüro die<br />
Durchführung übernommen – wird die <strong>in</strong>ternationale<br />
Fachmesse für Museumswesen, Sammlungen, Restaurierung<br />
und Ausstellungstechnik MUTEC nun vom 25.-27.<br />
Juni 2003 zum fünften Mal <strong>in</strong> München und wie bisher im<br />
M.O.C. durchgeführt werden. Für die bayerischen <strong>Museen</strong><br />
bleibt damit die Möglichkeit bestehen, sich bei vertretbarem<br />
Aufwand über den Markt für Museumsequipment<br />
aller Art zu <strong>in</strong>formieren und Neuigkeiten der Branche<br />
zu erkunden.<br />
Bei der Museumsmesse 2001 hatten mehr als 4.300 Besucher<br />
aus 29 Ländern die Messe besucht und damit ihre<br />
Stellung als zentralen Branchentreff und Kommunikationsplattform<br />
untermauert. Auch Anfang Dezember 2002<br />
lagen bereits wieder Festbuchungen für 1.400 m 2 Ausstellungsfläche<br />
vor, so dass erneut e<strong>in</strong> breitgefächertes<br />
Angebot spezieller Produkte und Dienstleistungen zu erwarten<br />
ist. E<strong>in</strong> attraktives Rahmenprogramm als Basis für<br />
Gespräch und Diskussion ist geplant.<br />
Weitere Informationen: www.mutec.de<br />
(s. a. die Anzeige am Ende des Hefts!)<br />
MUSEEN VERNETZT<br />
12. Bayerischer Museumstag, Weißenburg 2.-4.7.2003<br />
Vom 2.-4.Juli 2003 lädt die Landesstelle zum 12. Bayerischen<br />
Museumstag <strong>in</strong>s mittelfränkische Weißenburg. Im<br />
Mittelpunkt der Veranstaltung, deren Eröffnung Staatsm<strong>in</strong>ister<br />
Hans Zehetmair vornehmen wird, sollen unter<br />
dem Titel „<strong>Museen</strong> vernetzt – Wege der Zusammenarbeit“<br />
Beispiele und Überlegungen stehen, wie durch<br />
die Kooperation von <strong>Museen</strong> untere<strong>in</strong>ander, etwa <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Region oder bei ähnlichen Sammlungsgebieten,<br />
Abläufe und Angebote zu verbessern oder auch<br />
Kosten zu sparen s<strong>in</strong>d. Zum anderen wird die Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Museen</strong> und anderen Kulture<strong>in</strong>richtungen,<br />
aber auch mit der Tourismuswirtschaft beleuchtet<br />
werden.<br />
Detaillierte Programme gehen allen <strong>Museen</strong> im Frühjahr<br />
2003 zu. Bitte merken Sie sich aber schon jetzt den Term<strong>in</strong><br />
vor! Es empfiehlt sich dann die rechtzeitige Zimmerreservierung,<br />
da die Übernachtungskapazitäten <strong>in</strong> dem<br />
attraktiven Tagungsort begrenzt s<strong>in</strong>d.
BERICHTE/AKTUELLES 85<br />
ZUSCHUSSFORMULARE JETZT AUCH IM INTERNET<br />
Die Projektförderung des Freistaats <strong>Bayern</strong> im Bereich<br />
der nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> erfolgt über die Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>. E<strong>in</strong>e Zuschussvergabe<br />
an die <strong>Museen</strong> kann nach Beratung und Rücksprache mit<br />
den zuständigen Referenten/-<strong>in</strong>nen der Landesstelle erfolgen.<br />
Für diesen Fall f<strong>in</strong>den die <strong>Museen</strong> ab sofort die<br />
Formulare für das Zuschussverfahren als PDF-Dateien im<br />
Internetauftritt der Landesstelle bereitgestellt: Unter<br />
www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de, im Menüpunkt „Landesstelle“,<br />
können der Zuwendungsantrag, der Auszahlungsantrag<br />
und der Verwendungsnachweis heruntergeladen<br />
werden.<br />
Um diese Formulare direkt am Rechner zu öffnen,<br />
benötigt man das Programm „Acrobat Reader“. Für diejenigen,<br />
die dieses kostenlose Programm noch nicht auf<br />
ihrem Computer <strong>in</strong>stalliert haben, steht der L<strong>in</strong>k zum Download<br />
des Programms gleich neben den Formular-Dateien.<br />
Die Formulare können dann auch direkt am Computer<br />
ausgefüllt werden. Allerd<strong>in</strong>gs müssen sie aus rechtlichen<br />
Gründen nach dem Ausfüllen ausgedruckt und unterschrieben<br />
an den jeweils zuständigen Referenten der<br />
Landesstelle gesendet werden.<br />
MUSEUMSLAND BAYERN AUF DER ITB 2003 IN BERLIN<br />
Mit im letzten Jahr rund 130.000 Besuchern, 80.000 m 2<br />
Ausstellungsfläche und knapp 10.000 Ausstellern ist die<br />
Internationale Tourismusbörse Berl<strong>in</strong> die zentrale Messe<br />
der Tourismusbranche. Erstmalig wird die Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> auf der ITB im März 2003<br />
die bayerische Museumslandschaft vorstellen. Auf e<strong>in</strong>em<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsstand der <strong>Bayern</strong> Tourismus Market<strong>in</strong>g<br />
GmbH präsentiert die Landestelle zusammen mit der<br />
Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Haus der<br />
Bayerischen Geschichte <strong>Bayern</strong> als Museumsland. Anlass<br />
des neuen Engagements der Landesstelle ist das<br />
Projekt der Informationsstelle im Alten Hof <strong>in</strong> München<br />
(s. o. S. 45), die als zentraler Anlaufpunkt zu allen Fragen<br />
rund um die bayerischen <strong>Museen</strong> und Schlösser e<strong>in</strong> ideales<br />
B<strong>in</strong>deglied zwischen Kultur und Tourismus darstellt.<br />
Dies der Tourismusbranche rechtzeitig zu kommunizieren,<br />
ist Ziel der Messebeteiligung.<br />
IMPRESSUMSPFLICHT FÜR WEBSEITEN<br />
Seit dem 1. Januar 2002 ist das geänderte Gesetz über<br />
rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den elektronischen<br />
Geschäftsverkehr, meist kurz „Teledienstgesetz“ genannt<br />
(TDG), <strong>in</strong> Kraft getreten. Mit diesem Gesetz ist den Anbietern<br />
von Webseiten e<strong>in</strong>e Impressumspflicht auferlegt<br />
worden. Da <strong>in</strong>zwischen viele <strong>Museen</strong> eigene Webseiten<br />
anbieten, die zum Teil die Möglichkeit <strong>in</strong>teraktiver Nutzung<br />
be<strong>in</strong>halten, sei es als Gästebuch, sei es als Kontaktformular,<br />
s<strong>in</strong>d auch die <strong>Museen</strong> von dieser Impressumspflicht<br />
betroffen. Dies gilt umso mehr, wenn die <strong>Museen</strong><br />
auf ihrer Webseite noch e<strong>in</strong> gewisses Merchandis<strong>in</strong>g<br />
betreiben. E<strong>in</strong> Verstoß gegen die im TDG, <strong>in</strong>sbesondere<br />
§ 6, enthaltenen Verpflichtungen kann mit e<strong>in</strong>em Bußgeld<br />
von bis zu 50.000 e belegt werden. Der Wortlauf des Gesetzes<br />
kann von http://www.netlaw.de unter „gesetze“,<br />
„tdg.htm“ heruntergeladen werden.<br />
Für die <strong>Museen</strong> muss das Impressum auf Internetseiten<br />
m<strong>in</strong>destens die postalische, telefonische und elektronische<br />
Erreichbarkeit, Namen und Adresse des Verantwortlichen<br />
sowie bei Vere<strong>in</strong>en das Vere<strong>in</strong>sregister mit Registernummer<br />
aufführen. Es genügt auch nicht, das Impressum<br />
irgendwo auf der Homepage h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuquetschen.<br />
Das Impressum soll auffallend und deutlich als solches<br />
erkennbar platziert werden. Am besten ist es, wenn<br />
schon auf der Startseite e<strong>in</strong> gut wahrnehmbarer L<strong>in</strong>k auf<br />
das Impressum angebracht wird.<br />
Die Bußgeldvorschrift greift nur, wenn das fehlende oder<br />
mangelhafte Impressum zur Anzeige gebracht wird. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist zu beachten, dass die Impressumspflicht nach<br />
§6 TDG auch e<strong>in</strong>e verbraucherschützende Vorschrift darstellt.<br />
E<strong>in</strong> Verstoß gegen diese Vorschrift kann daher e<strong>in</strong>en<br />
Anspruch auf Unterlassung gem. § 2 des Unterlassungsklagengesetzes<br />
zur Folge haben. Möglicherweise<br />
ist dar<strong>in</strong> sogar e<strong>in</strong> Verstoß gegen das Gesetz gegen unlauteren<br />
Wettbewerb zu sehen. Dies gilt besonders <strong>in</strong> den<br />
Fällen, <strong>in</strong> denen <strong>Museen</strong> über das Internet auch Angebote<br />
ihrer Servicee<strong>in</strong>richtungen publizieren, die mit Angeboten<br />
anderer Anbieter <strong>in</strong> Konkurrenz stehen. Ob es zu<br />
der <strong>in</strong> vielen Fachzeitungen befürchteten Welle von kostenpflichtigen<br />
Abmahnungen kommt, bleibt abzuwarten.<br />
Auf alle Fälle ist Vorsicht geboten.<br />
Bei dieser Gelegenheit ist auch noch auf e<strong>in</strong>e andere Implikation<br />
beim Betrieb e<strong>in</strong>er Homepage h<strong>in</strong>zuweisen. Die<br />
Rechtsprechung nimmt <strong>in</strong>zwischen den Betreiber e<strong>in</strong>er<br />
Homepage nicht nur für L<strong>in</strong>ks auf Seiten strafwürdigen Inhalts<br />
<strong>in</strong> Anspruch. Auch für die Gästebücher von Homepages<br />
gilt diese Entscheidungspraxis seit neuestem. Danach<br />
haben Betreiber von Homepages die Pflicht, <strong>in</strong> regelmäßigen<br />
Abständen (e<strong>in</strong>mal pro Woche wird als ausreichend<br />
angesehen) ihre elektronischen Gästebücher auf<br />
E<strong>in</strong>tragungen mit strafbaren Inhalten zu überprüfen und<br />
solche E<strong>in</strong>träge zu entfernen. Tun sie dies nicht, so wird<br />
von den Gerichten angenommen, dass die Inhaber des
86<br />
BERICHTE/AKTUELLES<br />
Gästebuchs sich mit solchen Inhalten identifizieren, mit<br />
der Folge, dass ihnen der strafbare Inhalt solcher E<strong>in</strong>tragungen<br />
zugerechnet wird.<br />
Egon Struck<br />
(Für die Abdruckgenehmigung danken wir dem Museumsverband<br />
für Niedersachsen und Bremen e.V.!)<br />
NEUES RECHT ZUR BUCHPREISBINDUNG<br />
Seit dem 1.10.2002 gilt e<strong>in</strong>e neues Gesetz zur Buchpreisb<strong>in</strong>dung,<br />
das auch den Verkauf von Publikationen <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />
– <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von Ausstellungskatalogen, die ja oft<br />
im Museum selbst zu anderen Konditionen als im Handel<br />
vertrieben wurden – betrifft. Neuerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d ausnahmslos<br />
alle Verlage verpflichtet, für ihre Bücher verb<strong>in</strong>dliche<br />
Ladenpreise festzusetzen und bekannt zu geben. Die Verkäufer<br />
s<strong>in</strong>d zur E<strong>in</strong>haltung dieser Preise verpflichtet. Für<br />
(Fach-)Zeitschriften bleibt es bei der Preisb<strong>in</strong>dung durch<br />
Sammelreverse; Kalender und Hörbücher s<strong>in</strong>d generell<br />
nicht preisgebunden.<br />
Nach bisherigem Recht war des den Verlagen freigestellt,<br />
Festpreise festzusetzen oder unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlungen<br />
auszusprechen. Die Wahlmöglichkeit fällt<br />
zukünftig weg. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es weiterh<strong>in</strong> die Möglichkeit,<br />
marktbed<strong>in</strong>gt Preise zu erhöhen oder zu senken. Die<br />
Aufhebung des gebundenen Ladenpreises ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur dann zulässig, wenn die Titel älter als 18 Monate s<strong>in</strong>d.<br />
Verstöße gegen das Preisb<strong>in</strong>dungsgesetz können zivilgerichtlich<br />
geahndet werden.<br />
Weitere Informationen: www.buchhandel-bayern.de/<br />
branchen<strong>in</strong>fo/preisb<strong>in</strong>dung/<strong>in</strong>dex.html<br />
10 JAHRE INDUSTRIEMUSEUM LAUF A. D. PEGNITZ<br />
Am 10. Juli 2002 feierte das Industriemuseum Lauf a. d.<br />
Pegnitz se<strong>in</strong> zehnjähriges Bestehen mit der Jubiläumsausstellung<br />
„Best of... 10 Jahre Industriemuseum“. In dieser<br />
Zeit ist es dem Museum gelungen, nicht nur das über<br />
viele Jahre h<strong>in</strong> restaurierte Industrieensemble „mit Inhalt<br />
zu füllen“ – bestimmte Sonderausstellungen waren überaus<br />
erfolgreich –, sondern auch e<strong>in</strong>e entscheidende Weiterentwicklung<br />
<strong>in</strong> die Wege zu leiten, die mit der Übernahme<br />
der benachbarten Fabrik Dietz verbunden ist. Zur<br />
Zeit laufen noch die Planungsarbeiten; die Restaurierung<br />
bzw. die Ausbaumaßnahmen, die wohl sechs Jahre <strong>in</strong> Anspruch<br />
nehmen werden, beg<strong>in</strong>nen 2003.<br />
JUBILÄEN BAYERISCHER FREILICHTMUSEEN<br />
25 Jahre Bauernhausmuseum des Bezirks Oberbayern<br />
<strong>in</strong> Amerang<br />
Am 23.7.2002 feierte das Bauernhausmuseum Amerang<br />
se<strong>in</strong>e Eröffnung vor 25 Jahren mit e<strong>in</strong>em Museumsfest<br />
und e<strong>in</strong>em Festakt. Besonders gewürdigt wurde das<br />
ehrenamtliche Engagement, das zur Gründung des Museums<br />
führte und das bis heute im Rahmen des Fördervere<strong>in</strong>s<br />
unverm<strong>in</strong>dert anhält. Die Anfangsphase unter Trägerschaft<br />
des Vere<strong>in</strong>s war mit substantiellen Schwierigkeiten<br />
verbunden, obwohl sich bei der Gründung Bauernhausforschung<br />
und Politik verbündet hatten. Doch die<br />
Gebietsreform – der Landkreis Wasserburg wurde aufgelöst<br />
– erschwerte die Realisierung. Fünf Jahre nach der<br />
Eröffnung übernahm der Bezirk Oberbayern die Trägerschaft,<br />
das Museum wurde Außenstelle des Freilichtmuseums<br />
an der Glentleiten.<br />
Seitdem wurde die Infrastruktur verbessert und 2001<br />
konnte e<strong>in</strong> neues E<strong>in</strong>gangsgebäude fertiggestellt, weitere<br />
Gebäude transferiert werden. Da die Ausbaumöglichkeiten<br />
für Architekturexponate begrenzt s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> Zukunft<br />
die verschiedenen sonstigen Aktivitäten des Museums<br />
gesteigert werden. So ist als nächstes größeres<br />
Ziel vorgesehen, e<strong>in</strong> Ausstellungsgebäude zu errichten.<br />
20 Jahre Fränkisches Freilandmuseum <strong>in</strong> Bad W<strong>in</strong>dsheim<br />
Nur vier Tage nach der Veranstaltung <strong>in</strong> Amerang feierte<br />
am 27.7.2002 das Fränkische Freilandmuseum Bad<br />
W<strong>in</strong>dsheim se<strong>in</strong> 20jähriges Bestehen mit e<strong>in</strong>em Festakt<br />
und e<strong>in</strong>em Wochenende mit zahlreichen Aktivitäten.<br />
In den Festreden wurde das hohe Ansehen des Museums,<br />
das <strong>in</strong>zwischen auch europäische Bedeutung erlangen<br />
konnte, betont und die Leistung von Prof. Dr. Konrad<br />
Bedal mit se<strong>in</strong>em Team gewürdigt. Besonders herausgestellt<br />
wurde der relativ rasche Aufbau des Museums,<br />
<strong>in</strong> dem derzeit etwa 100 Gebäude präsentiert<br />
werden. Dies konnte nur erreicht werden, weil sich der<br />
Bezirk Mittelfranken kont<strong>in</strong>uierlich im hohen Maße engagiert<br />
hat und die zuschussgebenden E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Mäzene und Sponsoren sich der überregionalen<br />
Bedeutung des Museums und se<strong>in</strong>er Qualität<br />
bewusst waren. Das hohe Engagement der Kommunen<br />
wird auch <strong>in</strong> schwierigen Zeiten im möglichen Umfang<br />
fortgeführt werden.<br />
Der bayerische Staatsm<strong>in</strong>ister des Innern, Günther Beckste<strong>in</strong>,<br />
dessen Ressort die Aufsicht über den Etat der Be-
BERICHTE/AKTUELLES 87<br />
zirke <strong>in</strong>nehat, sieht <strong>in</strong> den Leistungen des Bezirks im kulturellen<br />
Bereich e<strong>in</strong>e „freiwillige Pflichtleistung“, die auch<br />
künftig „liberal“ beurteilt werden wird. Allerd<strong>in</strong>gs wird der<br />
weitere Ausbau des Museums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hoffentlich überschaubaren<br />
Zeit langsamer verlaufen müssen. Voraussetzung<br />
für e<strong>in</strong>e verbesserte Situation wäre die f<strong>in</strong>anzielle<br />
Verbesserung der Kommunen.<br />
MEHR MUSEUMSBESUCHER IN BAYERN<br />
Statistik des Instituts für Museumskunde für 2001<br />
Das Berl<strong>in</strong>er Institut für Museumskunde legte Ende 2002<br />
se<strong>in</strong>e „Statistische Gesamterhebung an den <strong>Museen</strong> der<br />
Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2001“ (Materialien<br />
aus dem Institut für Museumskunde 55, Berl<strong>in</strong> 2002)<br />
vor. Wie bereits im vorhergehenden Erfassungszeitraum<br />
ist danach im Untersuchungsjahr die Zahl der Museumsbesuche<br />
<strong>in</strong> Deutschland um 3,4 % angestiegen. Damit<br />
setzt sich kaum abgeschwächt der Trend kont<strong>in</strong>uierlicher<br />
Zuwächse nach rückläufigen Zahlen <strong>in</strong> den Jahren 1994-<br />
97 fort.<br />
In <strong>Bayern</strong>, wo 781 der 978 angeschriebenen <strong>Museen</strong> Besuchszahlen<br />
gemeldet hatten, konnten weit über 19 Mio.<br />
Besuche registriert werden, und das, obwohl die Zahl der<br />
gezeigten Sonderausstellungen deutlich (von 1146 im<br />
Jahr 2000 auf 1041) zurückgegangen war.<br />
Das umfangreiche Zahlenwerk beschäftigt sich daneben<br />
mit Trägerschaften, E<strong>in</strong>trittspreisen und Öffnungszeiten,<br />
aber auch mit dem E<strong>in</strong>satz neuer Medien <strong>in</strong> den <strong>Museen</strong>.<br />
Es ist vollständig im Internet im HTML-Format oder als<br />
PDF-Datei zu f<strong>in</strong>den: www.smb.spk-berl<strong>in</strong>.de/ifm<br />
BAYERISCHE MUSEEN AUF BRIEFMARKEN<br />
Gleich zwei bayerische <strong>Museen</strong> kamen 2002 <strong>in</strong> den Genuss<br />
werblicher Unterstützung durch die Bundespost:<br />
Das Deutsche Freimaurermuseum <strong>in</strong> Bayreuth, das se<strong>in</strong><br />
100-jähriges Jubiläum feiern konnte, und das Germanische<br />
Nationalmuseum <strong>in</strong> Nürnberg, das <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr gar auf e<strong>in</strong>e 150-jährige Geschichte zurückblicken<br />
kann. Beide <strong>Museen</strong> standen damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe mit der<br />
Berl<strong>in</strong>er Museums<strong>in</strong>sel, dem Museum für Kommunikation<br />
Berl<strong>in</strong> und dem Gartenreich <strong>in</strong> Wörlitz, die ebenfalls<br />
zu den Motiven der ausgegebenen Sondermarken<br />
zählten.<br />
Es wäre zu hoffen, dass die Post auch zukünftig <strong>Museen</strong><br />
und Sammlungen <strong>in</strong> ihren Markenserien stärker berücksichtigt!<br />
Bayerische <strong>Museen</strong> auf Briefmarken: die Ausgaben zu den Jubiläen<br />
des Deutschen Freimaurermuseums Bayreuth und des Germanischen<br />
Nationalmuseums Nürnberg<br />
EINBLICK – AUSBLICK – DURCHBLICK<br />
E<strong>in</strong>e Ausstellung zur Kulturgeschichte des Fensters zu<br />
verleihen<br />
Das Bauernhausmuseum Amerang bietet die Ausstellung<br />
„E<strong>in</strong>blick – Ausblick – Durchblick“, die von 2001 bis Juni<br />
2002 großen Anklang bei den Besuchern gefunden hat,<br />
zur Ausleihe an. Die Schau beschäftigt sich mit der technischen,<br />
aber auch kulturellen (Stichwort: „Fensterln“)<br />
Entwicklung des Fensters im ländlichen Raum von se<strong>in</strong>er<br />
mittelalterlichen Form des Schiebefensters bis zum heutigen<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild. Im Gegenzug ist das Museum<br />
selbst an der Übernahme von Leihausstellungen <strong>in</strong>teressiert.<br />
Kontakt: Bauernhausmuseum des Bezirks Oberbayern,<br />
Im Hopfgarten, 83123 Amerang, Tel. 08075/91509-0,<br />
Fax-30
DIE AUTOREN DIESES HEFTS<br />
Dr. Thomas Brehm, KPZ Nürnberg<br />
Monika Dreykorn, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Albrecht A. Gribl, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Markus Hundemer, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Brigitte Kaiser, München<br />
Dr. Bärbel Kle<strong>in</strong>dorfer-Marx, Landratsamt Cham<br />
Brigitte Korn M. A., <strong>Museen</strong> auf Burg Abenberg<br />
Dr. Kilian Kreil<strong>in</strong>ger, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. York Langenste<strong>in</strong>, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl, Institut für Restaurierung<br />
an der FH Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> Ortmeier, Freilichtmuseen des Bezirks Niederbayern,<br />
F<strong>in</strong>sterau und Mass<strong>in</strong>g<br />
Prof. Dr. Kar<strong>in</strong> Petersen, Institut für Restaurierung an der<br />
FH Hildesheim/Holzm<strong>in</strong>den/Gött<strong>in</strong>gen<br />
Jürgen Schmid M. A., Museum Zusmarshausen<br />
Dr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Christ<strong>in</strong>e Tafelmaier, Freilichtmuseum des Bezirks<br />
Oberbayern an der Glentleiten<br />
Georg Waldemer, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Ariane Weidlich M. A., Freilichtmuseum des Bezirks<br />
Oberbayern an der Glentleiten<br />
Monika Weigl, Museum im Adlhochhaus, Altdorf<br />
<strong>Museen</strong> auf Burg Abenberg S. 4, 6, 7<br />
Museum Ehemalige Klöppelschule Tiefenbach 9, 10, 14<br />
Museum im Adlhochhaus, Altdorf, S. 51<br />
Museum Zusmarshausen S. 15-21<br />
Lioba Pilgram, Nürnberg, S. 41<br />
Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld<br />
S. 62<br />
<strong>Umschlag</strong>entwurf:<br />
Erich Hackel, München<br />
Abbildungen:<br />
Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der<br />
Glentleiten (Jan Borgmann) S. 30-35<br />
Niederbayerisches Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g (Hans<br />
Eich<strong>in</strong>ger) S. 23, 27<br />
Geme<strong>in</strong>de Königsbrunn S. 72<br />
Haus der Bayerischen Geschichte S. 37<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
S. 44, 47,<br />
(Hans-Joachim Becker) S. 11-13,<br />
(Markus Hundemer) S. 45, 46, 49, 57, 70, 71, 87,<br />
(Wolfgang Stäbler) Titel, 3, 5, 58-61,<br />
(Georg Waldemer) S. 55, 73<br />
Christiane Müller S. 38-40
www.mutec.de<br />
5. Internationale Fachmesse<br />
für Museumswesen,<br />
Sammlungen,<br />
Restaurierung und<br />
Ausstellungstechnik<br />
München<br />
M,O,C,<br />
25. - 27. Juni 2003<br />
5th International Trade Fair<br />
for Museums,<br />
Collections,<br />
Restoration and<br />
Exhibition Technology<br />
Munich<br />
M,O,C,<br />
June 25th to 27th 2003<br />
Veranstalter / Organizer: ALBRECHT Gesellschaft für Fachausstellungen und Kongresse mbH, Türkenstraße 67, 80799 München<br />
Post: Albrecht GmbH, Postfach 44 02 52, 80751 München, Tel +49 - 89 - 27 29 48 -20, FAX +49 - 89 - 27 29 48 -22, <strong>in</strong>fo@albrechtexpo.de
LANDESSTELLE<br />
FÜR DIE<br />
NICHTSTAATLICHEN<br />
MUSEEN<br />
WAGMÜLLERSTRASSE 20<br />
80538 MÜNCHEN<br />
TELEFON 089/210140-0<br />
TELEFAX 089/210140-40<br />
ISSN 0944-8497