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Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna - Evangelische ...

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verbr<strong>an</strong>nt. Wie leicht haben wir es heute, über Verfolgungssituationen zu reden. Wie schnell<br />

urteilen wir, wie sich unsere Väter im 3. Reich oder <strong>in</strong> der DDR hätten verhalten müssen.<br />

Friedrich Schiller hat dem mutigen H<strong>an</strong>deln Wilhelm Tells, der <strong>die</strong> geforderte Verehrung des<br />

Geßlerhutes ablehnte, e<strong>in</strong> Denkmal gesetzt. Aber <strong>die</strong> Wirklichkeit des Lebens sieht doch <strong>an</strong>ders<br />

aus. Da gibt es Hunderte von Kompromissen, ohne dass ich den E<strong>in</strong>druck habe, me<strong>in</strong>e Seele zu<br />

verkaufen. In <strong>die</strong>sen Tagen sprach e<strong>in</strong>e Frau von Doppelmitgliedschaft als sie erklärte, sie sei <strong>in</strong><br />

der SED und <strong>in</strong> der Kirche gewesen. Wo folgen wir dem Rat Jesu, klug wie <strong>die</strong> Schl<strong>an</strong>gen zu se<strong>in</strong><br />

und wo verraten wir unseren Glauben?<br />

E<strong>in</strong>ige unter uns, etwa Menschen, <strong>die</strong> aus Kasachst<strong>an</strong> zu uns gekommen s<strong>in</strong>d, können da<br />

m<strong>an</strong>che Geschichten erzählen. Als ich 1972 das erste Mal <strong>in</strong> Moskau war besuchten wir den<br />

Gottes<strong>die</strong>nst e<strong>in</strong>er Baptistengeme<strong>in</strong>de. An e<strong>in</strong>em Dienstagabend waren über 600 Besucher<br />

gekommen, vor allem Frauen. Uns fiel auf, wie viele <strong>die</strong> Predigt mitschrieben. Auf unsere<br />

Nachfrage erfuhren wir, <strong>die</strong> Ehepartner könnten es sich gesellschaftlich nicht leisten, den<br />

Gottes<strong>die</strong>nst zu besuchen, wollten aber auf jeden Fall <strong>die</strong> Predigt mitbekommen. Wer von uns<br />

will da e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> werfen, wo wir <strong>in</strong> viel harmloseren und ungefährlicheren Situationen Notlügen<br />

entschuldigen.<br />

Wurzeln ev<strong>an</strong>gelischer <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n unter dem Kreuz, meist nur<br />

e<strong>in</strong>zelne ev<strong>an</strong>gelische Familien, denen es <strong>in</strong> Kurköln verboten war, ev<strong>an</strong>gelisch zu se<strong>in</strong>.<br />

Bisweilen mussten sie katholische Gottes<strong>die</strong>nste besuchen, um nicht aufzufallen, zu Hause aber<br />

lasen sie geme<strong>in</strong>sam <strong>die</strong> Bibel, legten sie sich aus und feierten das Abendmahl.<br />

Joh<strong>an</strong>nes schreibt <strong>an</strong> bedrohte und hochgefährdete Mitchrist<strong>in</strong>nen und Mitchristen. Hören wir von<br />

Christenverfolgungen, so denken wir <strong>an</strong> Nero. Sicher haben damals <strong>in</strong> Rom E<strong>in</strong>zelne ihr Leben<br />

verloren. Unter Domiti<strong>an</strong> und später starben viel mehr, aber alle Verfolgungen haben <strong>die</strong><br />

<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n nicht ausgelöscht, sondern sie wachsen lassen. Das Blut der Märtyrer ist der Same<br />

der Christenheit, so hieß es im römischen Reich.<br />

Doch das Jahrhundert, <strong>in</strong> dem <strong>die</strong> meisten Menschen für ihren Glauben ihr Leben ließen, war<br />

das 20. Jahrhundert. Dazu gehören der Genozid <strong>an</strong> den christlichen Armeniern,<br />

Verfolgungswellen <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a und der UdSSR. Doch nie zuvor <strong>in</strong> der Geschichte war e<strong>in</strong>e so große<br />

Zahl von Christen so schweren Verfolgungen ausgesetzt wie heute. Jeder 10. Christ weltweit ist<br />

wegen se<strong>in</strong>es Glaubens <strong>in</strong> Gefahr, das s<strong>in</strong>d über 200 Millionen Menschen. Viele fürchten um ihr<br />

Leben, besonders <strong>in</strong> islamischen und kommunistischen Staaten – allen vor<strong>an</strong> Nordkorea und<br />

Saudi-Arabien. In neun Staaten droht Christen, <strong>die</strong> vom Islam zum Christentum übertreten,<br />

offiziell <strong>die</strong> Todesstrafe. In allen <strong>an</strong>deren <strong>in</strong>offiziell. Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich<br />

90 000 Menschen sterben, weil sie Christen s<strong>in</strong>d.<br />

Und viele Verfolgungen s<strong>in</strong>d diffizil. Seit dem Ende des Irakkrieges wurden 1 Million Christen aus<br />

dem Irak vertrieben. Im letzten Jahr mussten wegen der Abwehr von Schwe<strong>in</strong>epest <strong>in</strong> Ägypten<br />

alle Schwe<strong>in</strong>e getötet werden. Doch <strong>in</strong> dem muslimischen L<strong>an</strong>d, <strong>in</strong> dem Muslime ke<strong>in</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>efleisch essen dürfen, traf <strong>die</strong>s nur <strong>die</strong> christlichen Kopten, wo vielen ihre wirtschaftliche<br />

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