Nachhaltiger Tourismus als Chance - mascontour Tourismus Beratung
Nachhaltiger Tourismus als Chance - mascontour Tourismus Beratung
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Nr: 77 7/2009<br />
Schwerpunkt<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Weitere Themen:<br />
Sri Lanka<br />
Aus eigener Kraft<br />
mehr<br />
Schulprojekt<br />
<strong>Tourismus</strong> ist einer der weltweit am schnellsten wachsenden<br />
Wirtschaftszweige. Er stellt für Entwicklungsländer oft die<br />
wichtigste Einnahmequelle für Devisen dar. Dabei<br />
setzen Entwicklungsländer ihre landschaftliche Schönheit,<br />
biologische Vielfalt und intakten Ökosysteme <strong>als</strong> Kapital ein. Mit<br />
ihrer reichen Tierwelt, weitläufigen Nationalparks, Flüssen und<br />
Wäldern haben sie nicht nur naturverbundenen Ökotouristen viel<br />
zu bieten. Damit Mensch und Natur gleichermaßen davon Nutzen<br />
tragen, muss dieser <strong>Tourismus</strong> aber nachhaltig geplant sein.<br />
mehr<br />
Lesen Sie dazu in diesem Magazin:<br />
<strong>Tourismus</strong> für Mensch und Natur nachhaltig nutzen<br />
Grenzen überschreiten - gemeinsam neue Wege gehen<br />
Am goldenen Fluss entlang<br />
Begegnung der Kulturen?<br />
Costa Rica: Die Grüne Schweiz Mittelamerikas<br />
Nicaragua: Alternativer <strong>Tourismus</strong> an der Pazifikküste<br />
Die Mischung macht es - Ökotourismus in Kasachstan<br />
Bildungschancen für alle<br />
schaffen<br />
mehr<br />
Alternative Energien<br />
Solarleuchten für mehr<br />
Entwicklung<br />
mehr<br />
Straßenkind für einen Tag<br />
Das Leben von Straßenkindern<br />
in den Fokus rücken<br />
mehr<br />
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Internationaler Wettbewerb: Sozialverträglicher <strong>Tourismus</strong>
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Die Kinder der Killing-Fields<br />
Tatsachen über Deutschland<br />
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Entwicklungszusammenarbeit<br />
steigern<br />
mehr<br />
Regenerative Energien<br />
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Licht für die Inseln des Ganges<br />
mehr<br />
Impressum<br />
© 2009 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung<br />
Impressum<br />
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Bundesregierung
Foto: Günter Graichen<br />
Einkommen durch eine Kaffeestube<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
<strong>Tourismus</strong> nachhaltig gestalten<br />
<strong>Tourismus</strong> ist einer der weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Er stellt für<br />
Entwicklungsländer oft die wichtigste Einnahmequelle für Devisen dar.<br />
Dabei setzen Entwicklungsländer ihre landschaftliche Schönheit, biologische Vielfalt und intakten<br />
Ökosysteme <strong>als</strong> Kapital ein. Mit ihrer reichen Tierwelt, weitläufigen Nationalparks, Flüssen und<br />
Wäldern haben sie nicht nur naturverbundenen Ökotouristen viel zu bieten.<br />
Damit Mensch und Natur gleichermaßen davon Nutzen tragen, muss dieser <strong>Tourismus</strong> aber<br />
nachhaltig geplant sein. <strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> ist der Natur angepasst.<br />
Er nutzt Ressourcen schonend und umweltverträglich, schützt Natur und Umwelt und bewahrt<br />
dieses Erbe für kommende Generationen.Gleichzeitig muss er aber auch der armen örtlichen<br />
Bevölkerung Nutzen bringen.<br />
Mit <strong>Tourismus</strong> gegen die Armut<br />
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) hat nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> wirksames<br />
Instrument zur Armutsbekämpfung und beim Natur- und Klimaschutz in Entwicklungsländern<br />
erkannt. Sie unterstützt viele Projekte und steht den Partnerländern beratend zur Seite.<br />
Foto: Jana Dotschkal<br />
Das Motorradtaxi ernährt die Familie
Die <strong>Tourismus</strong>aktivitäten der EZ beschränken sich aber nicht nur auf den Ökotourismus. Sie fördert<br />
auch kommunale <strong>Tourismus</strong>formen. Massentouristische Ansätze werden ebenfalls<br />
auf Nachhaltigkeit und Förderung geprüft.<br />
Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist es, dass die Bevölkerung in den<br />
Entwicklungsländern in Form von Arbeitsplätzen und Einkommen von der touristischen Entwicklung<br />
profitiert.<br />
Somit dient dieser <strong>Tourismus</strong> durch Einkommensbeschaffung auch der Armutsbekämpfung und<br />
leistet seinen Beitrag zum Erreichen der Millenniumsentwicklungsziele (MDG), um die weltweite<br />
Armut zu halbieren.<br />
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit arbeitet bei der Förderung nachhaltiger Ansatze im<br />
<strong>Tourismus</strong> eng mit der UN-Welttourismusorganisation (UNWTO) und anderen Partnern zusammen.<br />
Die nachfolgenden Artikel zeigen die Einschätzung und Bemühungen der deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit sowie Beispiele des nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> auf.<br />
Kontext<br />
Die Millenniumsentwicklungsziele (MDG)<br />
UN-Welttouristenorganisation, UNWTO (englisch)<br />
Atmosfair – klimabewusst reisen<br />
Kaffeeklatsch auf Panamas Plantagen<br />
Naturschutz Bayanga (Zentralafrika)<br />
Motive für die Auswahl von Reiseizielen<br />
Initiative "Mut zur Nachhaltigkeit"
Foto: Barbara Rocksloh-Papendieck<br />
Einkommen durch <strong>Tourismus</strong><br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
<strong>Tourismus</strong> für Mensch und Natur nachhaltig nutzen<br />
Beim nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> in Entwicklungsländern stehen die Armutsbekämpfung und der<br />
Schutz biologischer Vielfalt im Vordergrund.<br />
Für Karin Kortmann, Parlamentarische Staatsekretärin im Bundesentwicklungsministerium, sind<br />
dabei Umwelt- und Ressourcenschutz ebenso unverzichtbare Elemente wie faire<br />
Arbeitsbedingungen und kulturelle Rücksichtnahme. In ihrem Beitrag beleuchtet sie die <strong>Chance</strong>n<br />
und Rolle des nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> bei der Armutsbekämpfung:<br />
Bemühungen armer Länder nachhaltig unterstützen<br />
Der <strong>Tourismus</strong> ist einer der weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Er stellt für<br />
Entwicklungsländer oft die wichtigste Einnahmequelle für Devisen dar. Über ein Drittel der weltweit<br />
800 Millionen internationalen Reisenden zieht es in Entwicklungsländer.<br />
Foto: DED/Sybille Creutz<br />
Touristenführer erklärt das Mangrovensystem<br />
Viele arme Länder nutzen bereits dieses wirtschaftliche Potenzial und werden dabei von der<br />
deutschen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Die Menschen versprechen sich<br />
wirtschaftlichen Aufschwung und dadurch ein besseres Leben.<br />
Risiken einer solchen rapiden Entwicklung liegen in der Abhängigkeit vom internationalen<br />
Reisemarkt, der von Naturkatastrophen oder politischen Krisen empfindlich beeinträchtigt werden<br />
kann. Kerngebiete des internationalen <strong>Tourismus</strong> mit vielen großen Hotelanlagen haben<br />
grundlegend ihr soziales, kulturelles und landschaftliches Gesicht verändert. Sie sind aber auch zu<br />
Zentren eines sich rasch entwickelnden wirtschaftlichen Lebens geworden.<br />
Ökologische und soziale Schäden, die durch rücksichtslose <strong>Tourismus</strong>formen und
umweltschädigende Hotelanlagen verursacht werden, sollen vermieden werden. Deshalb<br />
unterstützen wir vor Ort Partnerschaften, die in enger Zusammenarbeit mit der sozial und<br />
ökologisch engagierten Zivilgesellschaft transparente und partizipative Planungsprozesse<br />
gewährleisten.<br />
<strong>Tourismus</strong> und Armutsbekämpfung<br />
Foto: DED/Grammatikopoulos<br />
Kulturgut durch <strong>Tourismus</strong> erhalten<br />
Ferntourismus wird meist mit Flugreisen (Klimabelastung) und abgeschlossenen Hotelanlagen<br />
ohne Kontakt mit der Bevölkerung und Güterbeschaffung aus dem Ausland in Verbindung<br />
gebracht. Diese Vorstellung hält einer näheren Betrachtung heute nicht mehr Stand.<br />
Durch den politischen Druck von engagierten Organisationen, aber auch aus wirtschaftlichen<br />
Gründen finden Umweltaspekte und eine stabile soziale Einbindung zunehmend Beachtung.<br />
Immer mehr Veranstalter interessieren sich für Ausgleichsmaßnahmen für die Luftbelastung.<br />
Hotelanlagen öffnen sich für lokale touristische Angebote. Arbeitssuchende, Dienstleister und<br />
Zulieferer aus der Umgebung finden in Hotelanlagen attraktive Arbeitgeber und Geschäftspartner.<br />
Etwa 20 Prozent der Ausgaben der Fernreisenden bleiben heute in der Urlaubsregion – eine Zahl,<br />
die nur von wenigen anderen Exportgütern erreicht wird.<br />
<strong>Tourismus</strong> bringt aber nicht nur Geld. Er kann<br />
Beschäftigung für wenig qualifizierte Menschen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
eröffnen,<br />
durch umweltgerechte Energiegewinnung, Abfall- und Abwasserbeseitigung ökologische<br />
Verbesserungen bringen,<br />
zu einer Verbesserung der regionalen Infrastruktur und damit zu attraktiven<br />
Rahmenbedingungen für eine angepasste Wirtschaftsentwicklung beitragen.<br />
Diese positiven Effekte sind Entwicklungspotenziale. Sie sichern die Erfolge der Investitionen in<br />
<strong>Tourismus</strong>. Weil dies aber noch keineswegs gängige Praxis ist, unterstützen wir die
entwicklungsorientierten <strong>Tourismus</strong>potenziale.<br />
Attraktionen sichern – Natur schützen, Kulturen erhalten<br />
Foto: Jana Dotschkal<br />
Lachende Massaifrauen in Kenia<br />
Landschaftliche Schönheit, der Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt, klimatische Annehmlichkeiten,<br />
fremde Kulturen und freundliche Menschen bieten hochrangige Erlebnis- und<br />
Erholungsmöglichkeiten.<br />
<strong>Tourismus</strong> kann wesentlich zur Erhaltung dieser Natur- und Kulturwerte beitragen, sie aber auch<br />
zerstören. Erhalten kann bei empfindlichen Ökosystemen heißen, sie vor menschlichen Eingriffen<br />
jeder Art zu schützen.<br />
Viele lokale Initiativen bieten das Erleben von Sehenswürdigkeiten der Natur oder ihrer Lebensund<br />
Arbeitsweise Reisenden an.<br />
Diese Angebote können isolierte "Geheimtipps" bleiben, wie etwa der Trekking- und<br />
Kulturtourismus in den Bale-Bergen oder am Wenchi-Kratersee im südlichen Äthiopien.<br />
Sie können aber auch zum "Markenzeichen" ganzer Regionen oder Länder werden. So wirbt<br />
beispielsweise Uganda mit seinen vielen Nationalparks mit zunehmendem Erfolg um die Gunst der<br />
Besucher aus aller Welt.<br />
Aus Wilderern werden Wildhüter und Touristenführer<br />
Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt/Norbert Guthier<br />
Festnahme von Wilderern im Schutzgebiet<br />
<strong>Tourismus</strong> stellt in vielen Fällen die einzige Möglichkeit der Finanzierung von Naturschutz und<br />
Schutzgebieten dar. Er ist damit eine wichtige Voraussetzung für deren Erhaltung. Ehemalige<br />
Wilderer können dann <strong>als</strong> Touristenführer eine neue Existenz finden und so zur Erhaltung der
Tierwelt beitragen. Häufig bedürfen lokale Initiativen der Unterstützung im Betriebs- und<br />
Produktmanagement sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing.<br />
<strong>Tourismus</strong>förderung kann aber auch heißen, Menschen auf einem selbst bestimmten<br />
Entwicklungsweg zu begleiten. Dann bedeutet Entwicklungszusammenarbeit die Begleitung in<br />
einem offenen gesellschaftlichen Dialog. Angestrebt werden dabei Ziele wie Rechtssicherheit,<br />
Schutz von Minderheiten und Randgruppen oder die gleichberechtigte Stellung der Frau. Auch<br />
wirtschaftliche <strong>Chance</strong>n für mutige Initiativen und Zugang zu Bildung und Beruf zu schaffen, sind<br />
angestrebte Ziele.<br />
Die Begegnung von Kulturen bei <strong>Tourismus</strong>formen, in denen das Interesse an Land und Leuten im<br />
Vordergrund steht, kann in nicht zu unterschätzendem Maß zum gegenseitigen Verständnis und so<br />
auch zur Sicherung des Weltfriedens beitragen.<br />
Ökologisches Denken und bewusstes Reisen fördern<br />
Die ökologische und in einigen Fällen auch soziale Verträglichkeit von touristischen Anlagen und<br />
Reiseangeboten wird von einer Vielzahl von Qualitätssiegeln bescheinigt. Sie macht dem<br />
Verbraucher die Entscheidung nicht immer leicht.<br />
Foto: KfW-Bildarchiv/Rüdiger Nehmzow<br />
Waldnutzung braucht eine nachhaltige Hand<br />
Bemühungen um ein übersichtliches Zertifizierungssystem, das auch soziale Aspekte einschließt,<br />
sind im Kommen. Ein Beispiel ist die jährliche Verleihung des "To Do – Preises" durch den<br />
Studienkreis für <strong>Tourismus</strong> und Entwicklung. Mit ihm werden dem nach einer eingehenden Prüfung<br />
besonders attraktive, ökologisch und sozial förderliche Angebote prämiert.<br />
Um eine übergreifende Kennzeichnung von Nachhaltigkeit in der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft bemüht sich<br />
die Rainforest Alliance, die dabei ist, einen "Sustainable Tourism Stewardship Council" (STSC)<br />
vorzubereiten.<br />
Viele Regionen und Länder mussten erkennen, dass <strong>Tourismus</strong> ohne Kontrolle und nachhaltige<br />
Regeln keine unendlich sprudelnde Devisenquelle ist. Er kann nur <strong>als</strong> sinnvoller Bestandteil der<br />
Entwicklung wirken, wenn die Menschen und regionalen Strukturen in die Gestaltung und Erträge<br />
der Produkte eingebunden sind. Zudem muss dabei die Natur nachhaltig genutzt und für
kommende Generationen bewahrt werden.<br />
Autorin: Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ)<br />
Kontext<br />
<strong>Tourismus</strong>politischer Bericht der Bundesregierung: Zum Downloaden oder Bestellen<br />
Karin Kortmann in der Mongolei<br />
Schutz der biologischen Vielfalt: Rede Staatssekretärin Karin Kortmann<br />
<strong>Tourismus</strong> in Entwicklungsländern nimmt zu<br />
Serengeti Nationalpark<br />
<strong>Tourismus</strong> und Entwicklung - Aspekte der Entwicklungszusammenarbeit (PDF)<br />
Förderung der Entwicklung nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> (PDF)
Foto: KfW-Bildarchiv/Photothek.net<br />
Größerer Lebensraum durch Grenzenbeseitigung<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Grenzen überschreiten - gemeinsam neue Wege gehen<br />
Über eine Million Touristen kommen jedes Jahr in den Krüger-Nationalpark in Südafrika. Der<br />
Grund: Westlich des Limpopo-Flusses finden sie eine unvergleichliche Tierwelt vor. Tierarten wie<br />
Elefanten und Büffel haben sich dort allerdings so stark vermehrt, dass das Futter knapp wird und<br />
Krankheiten entstehen. Östlich des Limpopo, auf mosambikanischer Seite, herrschte dagegen noch<br />
bis vor wenigen Jahren vergleichsweise gähnende Leere. Das traf sowohl auf die Zahl der Tiere <strong>als</strong><br />
auch die der Touristen zu.<br />
Als Folge des 16-jährigen Bürgerkrieges waren alle Großsäuger ausgerottet, Touristen gab es<br />
nicht. Ein Zaun verhinderte, dass die Tiere des Krüger-Parks in den Limpopo-Park auswanderten.<br />
Dabei hat der 11.000 Quadratkilometer große Limpopo-Nationalpark - etwa halb so groß wie der<br />
benachbarte Krüger-Park - alle Voraussetzungen, eine Touristenattraktion zu werden. Dieser<br />
<strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> Devisenbringer hilft, bedrohten Tieren ein Überleben zu sichern und schafft<br />
Arbeitsplätze und Einkommen.<br />
Die Landschaft ist grandios und in weiten Teilen unberührt. Und: das Gebiet ist fast menschenleer.<br />
Ähnlich gut sind die Voraussetzungen im Gonarezhou-Park von Simbabwe, der im Norden an den<br />
Krüger- und Limpopo-Park anschließt. Ansonsten fehlt im Limpopo- und im Gonarezhou-Park<br />
allerdings alles, was ein Park braucht: Pisten, Safari-Routen, touristische Angebote, einen<br />
wirksamen Schutz der Tierwelt, Hotels, Camps und Lodges. Von touristischen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklungskonzepten ganz zu schweigen.<br />
Eine richtungsweisende Idee
Foto: KfW-Bildarchiv/photothek.net<br />
Mit Kamera und unter heimischer Führung Natur erleben<br />
Es brauchte die Idee von Anton Rupert, um das Projekt eines grenzüberschreitenden Wildparks in<br />
die Tat umzusetzen. Der südafrikanische Industrielle und Mäzen hat mit Engagement und seiner<br />
"Peace Parks Foundation" viel erreicht. Sie steht unter der Schirmherrschaft des früheren<br />
südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela.<br />
Peace-Parks sollen, so die Idee, die willkürlich in der Kolonialzeit gezogenen Grenzen in Afrika<br />
überwinden. Nicht nur zum Nutzen der Natur, denn Grenzen unterbrechen Jahrhunderte alte<br />
Wanderwege der Tiere.<br />
Die meist armen Menschen der Grenzregionen sind die Nutznießer, wenn endlich Wirtschaft und<br />
<strong>Tourismus</strong> durch gemeinsame Projekte gefördert werden.<br />
Das Projekt des grenzüberschreitenden Great Limpopo Transfrontier Parks unterstützte die KfW<br />
Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) von Beginn an. Sie hat<br />
sich mit 11,9 Millionen Euro aus Mitteln des BMZ an den Investitionen beteiligt.<br />
Zusammenarbeit schafft Vertrauen und Frieden<br />
Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt/Norbert Guthier<br />
Grenzüberschreitende Überwachung der Parks<br />
Vor allem die Zusammenarbeit verschiedener Länder, der Druck, sich auf gleiche Ziele, Verfahren<br />
und Zusammenarbeit zu einigen, hat Vertrauen geschaffen. Eine Idee, die schließlich auch die<br />
Präsidenten der drei Länder begeisterte:<br />
Am 9. Dezember 2002 schlossen die Präsidenten Südafrikas, Mosambiks und Simbabwes den<br />
Vertrag zur Gründung des Great Limpopo Transfrontier Park. Zwei Tage später wurden die ersten<br />
45 Kilometer Zaun zwischen Südafrika und Mosambik abgerissen. 31.000 Quadratkilometer<br />
Wildpark waren entstanden - fast so groß wie das Bundesland Baden-Württemberg.<br />
Das gemeinsame Ziel ist: Eine Gesamtfläche von 100.000 Quadratkilometer Naturpark, die zur<br />
friedlichen Entwicklung der Region beitragen soll.
Im Fall des Great Limpopo sollen die armen Länder Mosambik und Simbabwe vom<br />
Besuchermagneten Krüger-Nationalpark profitieren. Durch eine Öffnung der Grenzen können<br />
Touristen ungehindert nach Mosambik und Simbabwe reisen.<br />
Auch viele Großsäuger werden in diese Richtung wandern und damit den Nutzungsdruck auf die<br />
Ressourcen des Krüger-Parks vermindern. So ziehen alle drei Länder Nutzen aus diesem<br />
ambitionierten Projekt.<br />
Neue Qualität der Zusammenarbeit<br />
Seit 2000 unterstützt die KfW Entwicklungsbank im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ)<br />
die südafrikanische Peace Parks Foundation, die Naturschutz, Frieden und Zusammenarbeit<br />
gleichermaßen durch die grenzüberschreitenden Naturparks fördern will.<br />
Südafrika, Mosambik und teilweise auch Simbabwe haben durch den Park zu einer neuen Qualität<br />
der Zusammenarbeit gefunden. Die Partner haben Arbeitsgruppen unter wechselnder Leitung<br />
gebildet, um verschiedene Interessen auf einen Nenner zu bringen.<br />
Auch in Sachen Demokratie bedeutete der neue Great Limpopo Park ein Umdenken: So wurden<br />
die über 900 Familien, die nach Ende des Bürgerkriegs in den Limpopo-Nationalpark eingewandert<br />
waren, in die Planungen mit einbezogen.<br />
Vor allem Mosambik wird vom größeren Park profitieren. Der neue Nationalpark liegt in der ärmsten<br />
Provinz des Landes, wo die Menschen über ein Einkommen von weniger <strong>als</strong> einem Dollar pro Tag<br />
verfügen.<br />
Es tut sich was in Sachen Touristik und Armutsbekämpfung<br />
Seit Gründung des grenzüberschreitenden Parks Ende 2002 und der Eröffnung im August 2006 hat<br />
sich eine Menge getan. Im Limpopo-Park gibt es nun Pisten und Camps. Ein Ökotrail kann mit<br />
Geländewagen in fünf Tagen befahren werden. Entlang der Routen entstanden mitten im Park<br />
weitere einfache Camps zur Übernachtung der Touristen. 15 bis 20 Camps und Lodges sind<br />
geplant.<br />
Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt/Norbert Guthier<br />
Rangerausbildung in Pflanzenkunde<br />
180 Wildhüter - ausschließlich Einheimische mit guten Ortskenntnissen - arbeiten im Limpopo-Park.<br />
Früher waren es zwei, die sich ein Fahrrad geteilt haben. Wilderer haben kaum eine <strong>Chance</strong>.<br />
Hunderte von Arbeitsplätzen sind in den Camps, Restaurants und Campingplätzen, in der
Verwaltung des Naturparks und in Dienstleistungen rund um den <strong>Tourismus</strong> entstanden. Rund<br />
200.000 Touristen jährlich erwarten die Parkmanager in den nächsten Jahren im Limpopo-Park.<br />
Und die Entwicklung soll noch weiter gehen. Man will nach dem Ende der politischen Unruhen in<br />
Simbabwe endlich auch den Gonarezhou Nationalpark in den Great Limpopo einbeziehen. Dann<br />
wächst der Park von jetzt 31.000 auf 35.000 Quadratkilometer.<br />
Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt/Norbert Guthier<br />
Heimische Ranger für die riesigen Wildparks<br />
Durch Integration weiterer Flächen in Mosambik und Simbabwe soll der Park dann auf besagte<br />
100.000 Quadratkilometer anwachsen. Als Schutzschirm dient ein Nutzungs- und Schutzsystem<br />
über Landesgrenzen hinweg, das Lebensraum für Mensch und Tier sichert.<br />
Es ist ein wichtiges Ziel, das zur ersehnten friedlichen Entwicklung der ganzen Region und somit<br />
zur Armutsbekämpfung beitragen wird. Und der Lohn für viel Mühe und einen langen Atem der<br />
deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
(Quelle: KfW Entwicklungsbank, Frankfurt am Main)<br />
Kontext<br />
Krüger-Nationalpark<br />
Projekt Naturschutz<br />
Biologische Vielfalt bewahren<br />
Walking-Safari im Limpopo Nationalpark (PDF)<br />
Limpopo-Nationalpark (englisch)<br />
Gonarezhou-Nationalpark (englisch)<br />
Peace Parks Foundation<br />
Webangebot Tembe Parks, Südafrika
Foto: DED<br />
Ökotourismus entdeckt Tadschikistan<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Am goldenen Fluss entlang<br />
Tadschikistan entdeckt immer mehr den <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> neuen Wirtschaftszeig, um neue<br />
Perspektiven für die Menschen zu schaffen. Initiativgruppen aus Hausbesitzern, Wander- und<br />
Bergführern bieten Unterkunft und Verpflegung, kulturelle Darbietungen oder Bergwanderungen an.<br />
Wie man nachhaltig mit sanftem <strong>Tourismus</strong> sein Einkommen und die Zukunft seiner Kinder sichern<br />
kann, beschreibt Sonja Bill. Sie hat <strong>als</strong> Stipendiatin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED)<br />
das Zerafschantal in Tadschikistan besucht.<br />
"Das ist alles selbstgemacht", sagt Sarvar Hodschamov stolz. Auf dem Tisch liegt Brot, auf<br />
verschiedenen Tellern Trauben, Nüsse und Quark. In der Mitte steht ein Glas Maulbeersirup und<br />
Honig. Sarvars Frau Muhaijo bringt frischen Tee, zubereitet aus den Kräutern der Berge des<br />
Schingt<strong>als</strong>. "Sching" kommt aus der sogdischen Sprache und bedeutet "grüner Garten".<br />
Foto: DED<br />
Selbstgemachtes genießen bei Familie Hudscharov<br />
Der grüne Garten schlängelt sich entlang des Flusses das Tal hinunter, das Sarvar so gut kennt. Er<br />
ist hier geboren, hat dann in in der Hauptstadt Duschanbe Pharmazie studiert und kennt sich nun<br />
aus mit den Kräutern und Pflanzen seiner Heimat. Sein Wissen trägt er weiter – zum Beispiel an<br />
Touristen.<br />
Übernachtung mit Frühstück<br />
Als Tourist im Zerafschantal kann man in Sarvars Haus übernachten. Familie Hodschamov hat<br />
eigens einen Raum eingerichtet. Hier können Touristen für etwa neun Dollar übernachten –<br />
selbstverständlich inklusive einem leckeren Frühstück aus den selbst hergestellten Lebensmitteln<br />
und Obst und Früchten der Region. "Es macht mir großen Spaß, mit den Gästen zu reden und<br />
auch etwas von ihrer Kultur zu lernen", sagt Sarvar und lacht.
Foto: DED<br />
Die Alaudien-Seen in Tadschikistan<br />
Das Zerafschantal ist bekannt durch seine roten Berge, durch die Alaudin-Seen und den<br />
Iskandarkul und durch seine Stadt Pendschikent, durch die früher einmal die Seidenstraße führte.<br />
Zerafshan bedeutet "goldener/goldtragender" Fluss, er ist die Lebensader des Tales, in dem auch<br />
heute noch Gold abgebaut wird.<br />
Der Aufbau seines Gästehaus wurde vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED), der Deutschen<br />
Welthungerhilfe und der lokalen Partnerorganisation Agency Support Development Process NAU<br />
(ASDP NAU) im Rahmen eines gemeinsamen Projektes zum Ausbau des gemeindebasierten<br />
<strong>Tourismus</strong> finanziell unterstützt.<br />
Vielfältige Ausflugsmöglichkeiten<br />
Sarvars Dorf Sching liegt nur etwa 50 Kilometer von der alten Stadt Pendschikent entfernt. Etwas<br />
oberhalb des Dorfes beginnt die bekannte Seenkette der Sieben Seen. Jeder See mit seinem<br />
eigenen Namen, seiner eigenen Geschichte und seiner eigenen Farbe.<br />
Sarvar lädt zu Exkursionen ein, Erkundungen der Pflanzenwelt, Wanderungen in die umliegenden<br />
Täler oder zu den Seen, und er zeigt den Touristen, wie man Honig herstellt.<br />
Vor seinem Haus stehen einige blaue Bienenkästen. Vom Taptschan aus, dem traditionellen<br />
Sitzpodest, kann man das rege Treiben aus einiger Entfernung und bei einer Schale Tee<br />
beobachten. Es ist ruhig und kühl in Sching und gerade im heißen Sommer herrscht hier ein<br />
angenehmes Klima.<br />
Gäste aus der ganzen Welt<br />
Foto: DED<br />
Gefühlte Gastfrendschaft: Sofia Boturova und ihre Tochter im Eingang ihres Hauses<br />
Einige Kilometer weiter und einige Meter höher liegt das Dörfchen Padrud. Auch hier kann man in
einem Gästehaus unterkommen und die frische Luft und den rauschenden Fluss genießen. Warm<br />
wird man empfangen bei Familie Boturov, deren Haus direkt am Fluss steht.<br />
Auch hier gibt es einen liebevoll gestalten Raum zum Übernachten. "Ich liebe meinen Beruf", sagt<br />
Sohira Boturova. Sie ist eigentlich Krankenschwester und Hebamme und versorgt gemeinsam mit<br />
ihrem Vater das Dorf Padrud und die umliegenden Dörfer an den Sieben Seen. Mit dem Gästehaus<br />
versucht die Familie ihr kleines Einkommen ein wenig aufzubessern.<br />
Aus Deutschland, England, Spanien, Russland und natürlich aus Tadschikistan kommen die<br />
Besucher nach Padrud. Sohiras Mann Tujtschi verfügt über jahrelange Erfahrung mit Touristen - <strong>als</strong><br />
Bergführer und Fahrer. Er kennt die schönsten Plätze, die ruhigsten Seitentäler und den schönsten<br />
Blick auf die Seen. All das zeigt er seinen Gästen gerne.<br />
Förderung durch fachliche <strong>Beratung</strong><br />
Der Deutsche Entwicklungsdienst, die Deutsche Welthungerhilfe und die Partnerorganisation ASDP<br />
NAU leiste Hilfe. Sie unterstützen Familien beim Ausbau von Gästehäusern, leisten fachliche<br />
<strong>Beratung</strong> in der gesamten Region und fördern damit den gemeindebasierten <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> neuen<br />
Wirtschaftszweig.<br />
Nicht nur in Sching und Padrud sind Gäste herzlich willkommen, sondern auch am Iskanderkul, an<br />
den Alaudin-Seen und im Jagnobtal. Hier gibt es günstige Übernachtungsmöglichkeiten für<br />
Touristen, die mit ihrem Urlaub gleichzeitig die ländliche Bevölkerung unterstützen.<br />
(Autorin: Sonja Bill, ehemalige Entwicklungsstipendiatin des Deutschen Entwicklungsdienstes<br />
(DED) in Tadschikistan)<br />
Kontext<br />
Dorffrauen schaffen sich Einkommen<br />
Die Welthungerhilfe in Tadschikistan<br />
Touristenzentrum Pendschikent<br />
Deutsch-Tadschikische Gesellschaft e.V.<br />
Tadschikistan: Streifzug durch die Geschichte der angewandten Kunst (PDF)<br />
Länderinformationen zu Tadschikistan
Foto: Misereor<br />
Besuch bei alten Freunden: Josef Sayer trifft die Bergbauern in Peru<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Begegnung der Kulturen?<br />
Professor Josef Sayer, Leiter des Bischöflichen Hilfswerks Misereor zieht es immer wieder nach<br />
Peru. Schon <strong>als</strong> junger Priester war er nah bei den Menschen dieses Landes. Peru, in dem er acht<br />
Jahre <strong>als</strong> Priester bei den Bauern in den Anden und in einer Slumpfarrei tätig war, ist zu seiner<br />
zweiten Heimat geworden. Für unser Magazin berichtet er sehr anschaulich über ein gelungenes<br />
Beispiel von nachhaltigem <strong>Tourismus</strong>, der beiden Seiten und der Natur hilft:<br />
"Money, Money!" – Wer hat <strong>als</strong> Tourist in Chinchero bei Cuzco in Peru sich nicht bedrängt gefühlt,<br />
wenn ihn bettelnd Kinder umringten und kaum abzuschütteln waren. Doch es sind nicht nur die<br />
Kinder! Frauen mit handgewobenen Bändern hängen sich in Cuzco wie Kletten an einen. Hat man<br />
einer freundlich bedeutet, dass man wirklich nichts kaufen will, kommen schon weitere auf einen<br />
zu. Sie scheinen fest davon überzeugt mit einer Geschichte das Mitleid des Touristen zu erregen<br />
und so schließlich doch etwas verkaufen zu können.<br />
In Arequipa kann man den zentralen Platz, die "Plaza de armas" vor der Kathedrale genießen:<br />
Keine Bettler sind dort. Woran liegt das? Ist die Gegend um Arequipa so viel reicher <strong>als</strong> auf dem<br />
Lande in Peru? Nach offiziellen Angaben leben über fünfzig Prozent der Bevölkerung in Armut und<br />
jeder Vierte gar in extremer Armut. Wenn man dann hört, die Stadtverwaltung hat die Bettler von<br />
der Plaza - der guten Stube der Stadt - verbannt, damit die Touristen sich ungestört fühlen. Dann<br />
wird einem doch zumindest ein wenig anders.<br />
Als ich mir in Cuzco auf dem Platz vor der Kathedrale die Schuhe von einem armen Jungen putzen<br />
lasse, will das Gespräch nicht so recht gelingen. Warum? Der Junge putzt ganz hastig und schaut<br />
immer wieder zur Seite. Der Grund wird mir bald klar: Ein Touristenpolizist nähert sich. Also muss<br />
ich erst mit diesem reden, dass er den Jungen ruhig arbeiten lässt. Denn darum geht es doch: Der<br />
achtjährige Alfredo bringt mit seiner Schuhputzarbeit nach der Schule seine Familie mit durch.<br />
Urlaub und harter Alltag treffen aufeinander<br />
Der vielbeschworene Dialog der Kulturen will nicht so leicht gelingen, wenn man sich <strong>als</strong> Tourist<br />
neugierig in einem armen Land bewegt. Wie denn auch? Die Ausgangslagen sind zu<br />
unterschiedlich. Während die einen ihren wohlverdienten Urlaub genießen wollen, Erholung, Ruhe<br />
oder auch etwas Abenteuer suchen und Exotisches sehen und erleben möchten, kämpfen die<br />
anderen ums pure Überleben.<br />
Der Urlaub der einen trifft auf den harten Alltag der anderen. Ein echtes Gespräch darüber, wenn<br />
es nicht schon allein an der Sprachbarriere scheitern sollte, wie die jeweils andere Seite empfindet,
lebt und denkt, ist nicht einfach.<br />
In Ccachin, einem völlig abgelegenen Dorf meiner Pfarrei hoch oben in den Anden, wo ich<br />
jahrelang gearbeitet habe, traf ich vor der Kirche Wandertouristen. Findige Touristenführer wissen<br />
selbstverständlich, dass gewisse Touristen nicht einfach die ausgetrampelten Touristenwege<br />
schätzen. Es soll etwas Besonderes sein! Und so werden neue Pfade in landschaftlich<br />
wunderschöne Andengegenden "erschlossen" – wie die <strong>Tourismus</strong>unternehmen sagen.<br />
Für die Armen ist jeder Tourist ein Krösus<br />
Dass aber diese schroffen Berggegenden prekärer Lebensraum von armen Kleinbauern mit einer<br />
eigenen Kultur sind, wird nicht wirklich ins Kalkül einbezogen. Was denken sich die Kinder, die den<br />
Touristen beim Essen vor der Kirche in Ccachin zuschauen und allerlei fremde Dinge sehen, die<br />
ihre Begehrlichkeit wecken? Und zwar zu Recht wecken! Wissen die Touristen, die Wurst und Käse<br />
verzehren, dass die Kinder in Ccachin – auf 3.700 Meter gelegen – nur acht Mal im Jahr Fleisch<br />
essen?<br />
Ein Stück weiter oben des Weges, in Cochayoc, auf 4.300 Meter am Fuß eines Gletschers<br />
gelegen, ist das Leben besonders hart. Dort habe ich während meiner jeweils eine Woche<br />
dauernden Pastoralaufenthalte Folgendes zu essen bekommen: morgens Kartoffelsuppe, mittags<br />
Pellkartoffeln mit Kräutertee, abends Kartoffelsuppe.<br />
Mit Stechspaten an Steilhängen ringen diese Bauern der Natur die lebensnotwendigen Kartoffeln<br />
auf dieser Höhe ab. Was für sie <strong>als</strong> Widrigkeit erscheint, ist für die Touristen einmalige<br />
Naturschönheit. Niemand von letzteren nimmt mal einen solchen Stechspaten in die Hand und<br />
versucht sich am Kartoffellegen.<br />
Für die in krasser Armut lebenden Bauern ist jeder Tourist ein Krösus, schließlich kann er sich die<br />
teure Reise nach Peru leisten. Die Bauern jedenfalls haben vom <strong>Tourismus</strong> rein gar nichts. Kein<br />
Sol oder Cent bleibt bei ihnen. Die <strong>Tourismus</strong>unternehmen, Hotels oder Restaurants in der Stadt<br />
verdienen. Der Staat fördert den <strong>Tourismus</strong>, der Devisen wegen. Fördert er aber die Kleinbauern?<br />
Sie sind die Verlierer. Sie werden benützt wie die Figuren und Bilder in den Museen und ihre Kinder<br />
werden ihrer Kultur entfremdet.<br />
Taquile – ein geglücktes Beispiel vom <strong>Tourismus</strong><br />
Im Titicacasee – einem gigantischen See auf 3.800 m Höhe, dem höchstgelegenen schiffbaren<br />
See der Erde – liegt die Insel Taquile. Wer sie einmal besuchte, wird fasziniert bleiben. Diese<br />
Naturschönheit weckte die Begehrlichkeit der <strong>Tourismus</strong>unternehmen. Ein Hotel sollte dort<br />
hochgezogen werden. Der Bürgermeister wurde kurzerhand bestochen, und alles schien seinen<br />
"normalen" Lauf zu nehmen, wie es die dortige <strong>Tourismus</strong>industrie so oft praktizierte. Sie hatte aber<br />
die Rechnung vorzeitig und ohne die Pfarrei gemacht. Die Bauern kamen zum Pfarrer,<br />
beratschlagten lange und schließlich vertrieben sie ihren Bürgermeister.
Foto: Misereor<br />
Was macht die Schule?<br />
Das Konzept, das sie in vielen <strong>Beratung</strong>en entwickelten, ist folgendes: Die Bauern schlossen sich<br />
zu einer Kooperative zusammen. Jedes Bauernhaus wurde um einen zusätzlichen Raum, ein<br />
Fremdenzimmer, erweitert. Die Touristen werden heute am Hafen von einem<br />
Organisationskommittee empfangen und der Reihe nach jeweils einem Haus zugeteilt. Dort<br />
nächtigen sie und können sich verpflegen lassen.<br />
Das führt zu einem echten Kontakt. Auf der Insel gibt es weder Straßen noch Autos oder Traktoren<br />
und auch keine Hunde. Die Touristen können auf ihren Spaziergängen den Bauern bei der<br />
Feldbestellung zuschauen und mitbekommen, wie ihre Nahrungsmittel entstehen. Die<br />
Landwirtschaft verläuft noch – wir würden sagen – nach der Gartenbaumethode.<br />
Echte Einblicke in fremde Kulturen<br />
Außerdem haben die Bauern – Männer und Frauen – Weben und Stricken gelernt. Man sieht<br />
keinen Mann, der nicht unterwegs sein Strickzeug dabei hat und die typischen Chullos, Mützen mit<br />
einer Vielfalt an Mustern, strickt. Gürtel, Bänder, Mützen werden in dem Laden der Kooperative<br />
verkauft.<br />
Jedes Bauernhaus hat seine Nummer, die zusammen mit dem Preis auf der jeweiligen Ware<br />
erscheint. Bei dieser Art von Kauf und Verkauf entscheidet die Qualität und der Geschmack der<br />
Touristen. Hier hört man nicht die Mitleidsgeschichten, die mit einer Jammerstimme vorgetragen<br />
werden, um die Touristen zum Kauf zu veranlassen, und den Armen letztlich erniedrigen.<br />
Touristen können die Ruhe und Naturschönheit genießen. Sie bekommen einen Einblick in das<br />
Leben der Bauern und diese sichern ihren Lebensunterhalt, indem sie Touristen Anteil an ihrer<br />
Lebenswelt geben. Wohnen, Essen, Kunsthandwerk und zusätzlich die Landwirtschaft sind eine<br />
verlässliche Basis der Lebenssicherung der Einheimischen geworden. Und die Touristen sind wie<br />
selbstverständlich in die Lebensform der Bauernfamilien einbezogen.<br />
Sie sehen und erfahren Neues und können sich in einer Weise erholen, die das Leben der Bauern<br />
und die Natur nicht nur nicht stört, sondern erhält, fördert und sichert.<br />
(Autor: Professor Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor,<br />
Aachen)<br />
Kontext
Misereor<br />
Deutschland unterstützt Peru bei der Armutsbekämpfung<br />
Die KfW Entwicklungsbank in Peru (Siedlungswasserwirtschaft)<br />
Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Peru<br />
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) in Peru<br />
Fotoausstellung in Peru<br />
Länderinformationen zu Peru
Foto: Misereor<br />
Touristen schonend die Schönheiten der Natur zeigen<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Costa Rica: Die Grüne Schweiz Mittelamerikas<br />
Costa Rica ist - was politische Stabilität und sozialen Frieden angeht - im zentralamerikanischen<br />
Kontext ein Musterland mit strenger Gewaltenteilung. Auch in Sachen Umweltschutz liegt es vorne.<br />
Es konnte sich <strong>als</strong> neutrales Land im Zentralamerika-Konflikt einen Ruf <strong>als</strong> "Schweiz<br />
Lateinamerikas" aufbauen. Das mittelamerikanische Land hat sich durch den im Rahmen der<br />
Ökologiebewegung zustande gekommenen Schutz seiner Naturzonen einen Namen gemacht.<br />
In Zentralamerika spielt Costa Rica eine Vorreiterrolle im Naturschutz durch seinen Einsatz zur<br />
Wahrung der Biologischen Vielfalt (Biodiversität) und zur Erhaltung nationaler Naturschutzzonen.<br />
Die Erhaltung seiner nationalen Naturschutzzonen genießt oberste Priorität.<br />
Auch in Sachen Ökotourismus gehört das Land in der Region zur Spitze. Klaus Lengefeld von der<br />
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), zuständig für Mittelamerika, sieht Costa Rica<br />
zu Recht weit vorne im Umweltschutz. Mit seiner biologischen Vielfalt und vulkanischen<br />
Bergketten ist das Land für Ökotouristen sehr reizvoll.<br />
Costa Rica hat eine offene, exportorientierte Marktwirtschaft. Es ist der zweitgrößte<br />
Bananenexporteur der Welt. Dennoch ist der Fremdenverkehr, eine wichtige Einnahmequelle. Das<br />
Land setzt neben dem Badetourismus aber zu einem großen Teil auf Ökotourismus, der der<br />
örtlichen Bevölkerung Einkommen verschafft. Zudem steht ein Viertel des Landes unter<br />
Naturschutz.<br />
Als Insel der Stabilität in einer von Bürgerkriegen zerrissenen Region wurde Costa Rica zum von<br />
aller Welt privilegierten Partner in Zentralamerika - politisch ebenso wie in der<br />
Entwicklungszusammenarbeit. Costa Rica wird von den Touristen deshalb auch wegen seiner<br />
Stabilität und Sicherheit geschätzt.<br />
Ökosteuer zum Schutz der tropischen Wälder<br />
Und "Costa Rica hat eine Ökosteuer, die zum Schutz tropischer Wälder und zur Wiederaufforstung<br />
herangezogen wird." Die Bevölkerung akzeptiere diese Abgabe auf Kraftstoff ohne Murren. "Die
Leute haben erkannt, dass Ökotourismus ein einträgliches Geschäft ist und es sich deshalb lohnt<br />
die Natur zu schützen, so Lengenfeld.<br />
Inzwischen reisten pro Jahr rund 1,5 Millionen "Ökotouristen" in das Land, das gerade einmal so<br />
groß wie Niedersachsen ist und in dem rund vier Millionen Menschen leben.<br />
Costa Rica ist Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die GTZ arbeitet dort seit<br />
mehr <strong>als</strong> 20 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ).<br />
Rechtzeitig umgesteuert<br />
Dabei litt Costa Rica lange Zeit unter großflächigen Waldrodungen, die der Erschließung von Land<br />
für den Anbau von Kaffee und Bananen dienten. "Hier ist es gelungen umzusteuern." Die Politik übt<br />
zudem einen gewissen "Druck" auf die großen Unternehmen aus, nachhaltiger zu wirtschaften,<br />
meint Langefeld. Das werde von den großen Konzernen respektiert.<br />
Die GTZ hat kürzlich mit dem Bananen-Multi Chiquita eine Kooperation gestartet, um die<br />
Artenvielfalt in einer Regenwaldregion zu erhalten und den Bewohnern neue<br />
Einkommensmöglichkeiten zu bieten. Das Modellprojekt ist Teil des Vorhabens von sechs<br />
mittelamerikanischen Staaten, Naturschutzgebiete durch so genannte Bio-Korridore zu verbinden.<br />
Kleinbäuerliche Besitzverhältnisse<br />
Die Erfolgsstory Costa Rica begann bereits vor über 50 Jahren. Seitdem gebe es im Land eine<br />
funktionierende Demokratie, meint Bert Hoffmann vom Institut für Iberoamerika-Kunde (IIK) in<br />
Hamburg. Nach einem sechswöchigen Bürgerkrieg 1948 schaffte der damalige Präsident José<br />
Figueres Ferrer 1949 sogar die Armee ab.<br />
Stabilisierend kommt hinzu, dass das Land eher von kleinbäuerlichen Besitzverhältnissen geprägt<br />
ist und nicht von Großgrundbesitzern beherrscht wird, wie beispielsweise Nicaragua. Auch wenn es<br />
in Costa Rica Armut gibt: "Das Land ist stark auf sozialen Ausgleich und Kompromiss bedacht",<br />
betont der IIK-Experte.<br />
(Autor: Steffen Leidel, Deutsche Welle, Bonn)<br />
Kontext<br />
Förderung der nachhaltigen Entwicklung durch <strong>Tourismus</strong> in Lateinamerika<br />
Entwicklungsländer im demographischen Wandel<br />
Wasser für La Gamba<br />
Agencia de Promocion Touristica de Centroamerica<br />
Länderinformationen zu Costa Rica
Foto: Matthias Beyer/ masIcontour<br />
<strong>Tourismus</strong> im Einnklag mit der Natur<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Nicaragua: Alternativer <strong>Tourismus</strong> an der Pazifikküste<br />
Nicaragua zählt zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas und der Karibik. Rund 70 Prozent der<br />
Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze - ihnen stehen weniger <strong>als</strong> zwei US Dollar pro Tag<br />
zur Verfügung. Die deutsche Entwicklungshilfe ist in Nicaragua seit Jahren mit einer Vielzahl<br />
unterschiedlichster Projekte aktiv. Nicaragua ist eines von fünf Schwerpunktländern in der<br />
deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika.<br />
Hoffnungsträger <strong>Tourismus</strong><br />
Der <strong>Tourismus</strong>sektor gilt in Nicaragua <strong>als</strong> einer der Hoffnungsträger für die Verbesserung der<br />
wirtschaftlichen Situation und <strong>als</strong> wichtiges Instrument zur Armutsminderung.<br />
Speziell an der Pazifikküste in der Region Rivas wurden in der Vergangenheit unzählige<br />
touristische Bauvorhaben durch ausländische und auch einheimische Investoren realisiert. Hierbei<br />
handelt es sich überwiegend um Appartementanlagen und Ferienhäuser in Strandlage, die an<br />
Touristen vermietet oder <strong>als</strong> Zweitwohnsitze verkauft werden. Dieser Boom des so genannten<br />
Residenzialtourismus wird gemeinhin <strong>als</strong> entscheidender Motor für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Region angesehen. Dadurch sollen tausende neue Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />
Welche <strong>Tourismus</strong>form ist sinnvoll?<br />
Eine Reihe lokaler Akteure wie auch Entwicklungsexperten hegen jedoch Zweifel, ob diese<br />
<strong>Tourismus</strong>form aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht sinnvoll ist. Das zeigen<br />
Erfahrungen aus anderen Ländern, zum Beispiel an den Mittelmeerküsten. Um dies zu klären, hat<br />
das Programm MASRENACE der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)<br />
das <strong>Tourismus</strong>beratungsunternehmen masIcontour beauftragt. masIcontour sollte die langfristigen<br />
Wirkungen des Residenzialtourismus für die Region untersuchen.<br />
Die Studie hat unter anderem gezeigt: Die Küstenzone der Region Rivas befindet sich bereits zu<br />
einem hohen Prozentansatz in der Hand überwiegend ausländischer Immobilienfirmen und<br />
Investoren. Sie haben im Verlauf der letzten Jahre hektarweise Land von einheimischen<br />
Grundstücksbesitzern aufgekauft. Das vornehmliche Interesse der Immobilienfirmen und Investoren<br />
besteht darin, attraktive Küstengrundstücke billig aufzukaufen und dann möglichst teuer bebaut<br />
oder unbebaut zu veräußern. Nicht zuletzt wegen der vorherrschenden Armut in der Region fanden<br />
sich viele Eigentümer, die bereitwillig ihre Grundstücke verkauften.
Das entstehende Problem der Landspekulation wird noch dadurch verschärft, dass es bisher nur<br />
unzureichende Regelungen zur Raumnutzung gibt. Außerdem fehlen Instrumente zur<br />
Raumordnung wie Flächennutzungspläne.<br />
Problem: Zugang zu Stränden<br />
Ein weiteres Konfliktfeld betrifft den Zugang zu den Stränden. Laut nicaraguanischer<br />
Naturschutzgesetzgebung sind die Strände öffentlicher Raum und müssen daher für jedermann<br />
zugänglich sein. Die Realität sieht anders aus. Dort, wo sich bebaute Küstengrundstücke befinden,<br />
verwehren die Eigentümer häufig den Zugang zu den Stränden.<br />
Aber auch die Küstengrundstücke, die noch nicht bebaut sind, werden großflächig eingezäunt. Die<br />
lokale Bevölkerung ebenso wie die Touristen haben kaum noch Möglichkeiten, an die Strände zu<br />
gelangen.<br />
Trinkwasser ist knapp<br />
Bereits zum jetzigen Zeitpunkt herrscht in der Region erhebliche Trinkwasserknappheit, was eine<br />
zeitweise Kontingentierung der Wasserressourcen notwendig macht. Das Problem der<br />
unzureichenden Trinkwasservorräte wird sich mit der zunehmenden Entwicklung des<br />
Residenzialtourismus noch erheblich verschärfen. Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch in<br />
Residenzialanlagen mit standardmäßigem Swimmingpool ist nachweislich um ein Vielfaches höher<br />
<strong>als</strong> in Hotels und normalen Haushalten.<br />
Während der Bauphase wird eine große Anzahl neuer Arbeitsplätze geschaffen. Hierbei ist jedoch<br />
zu berücksichtigen, dass es sich nur um temporäre und in der Regel schlecht bezahlte<br />
Arbeitsplätze handelt. Im Vergleich zu konventionellen, touristischen Beherbergungsformen ist der<br />
Arbeitskräftebedarf im Residenzialtoursimus wesentlich geringer. Somit sind keine signifikanten,<br />
direkten Dauerbeschäftigungseffekte durch den Residenzialtourismus zu erwarten.<br />
Ferner sind der enorme Flächenverbrauch des Residenzialtourismus sowie dessen zu erwartenden<br />
beziehungsweise bereits bestehenden ökologischen und sozialen Folgen zu berücksichtigen. Somit<br />
kann diese Form nicht <strong>als</strong> wirkungsvolles und nachhaltiges Instrument zur ökonomischen<br />
Entwicklung und Armutsbekämpfung angesehen werden.<br />
Entwicklung eines Leitbildes<br />
Auf Wunsch der Gemeinden in der Region Rivas wurde daher von der GTZ die Entwicklung eines<br />
Leitbildes für eine nachhaltige <strong>Tourismus</strong>entwicklung finanziert. Ziel dieses Leitbildes war es,<br />
gemeinsam mit den lokalen Akteuren verschiedene touristische Entwicklungsoptionen zu prüfen<br />
und gemeinsam Leitlinien zu erarbeiten. Mit fachlicher Unterstützung von masIcontour haben rund<br />
40 lokale Akteure in mehreren Workshops an diesem Prozess mitgewirkt.
Foto: Matthias Beyer/ masIcontour<br />
Gemeinsam Lösungen erarbeiten<br />
Neben zehn Leitsätzen und Aussagen zu allen wesentlichen Bereichen des <strong>Tourismus</strong> enthält das<br />
Leitbild konkrete Aussagen: welche <strong>Tourismus</strong>formen sollen mit welchen Zielsetzungen an welchen<br />
Orten künftig im Vordergrund stehen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Natur-/Ökotourismus,<br />
ländlicher <strong>Tourismus</strong>/Agrotourismus sowie Bade- und Strandtourismus. Der Residenzialtourismus<br />
soll eher eine untergeordnete Rolle spielen. Das touristische Leitbild befindet sich derzeit im<br />
politischen Abstimmungsprozess. Es soll nach bisheriger Planung im Verlauf des Jahres <strong>als</strong><br />
Orientierungsrahmen für die künftige touristische Entwicklung in der Region verabschiedet werden.<br />
Mit der Studie hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wichtige Beiträge zur Förderung<br />
einer nachhaltigen Entwicklung des <strong>Tourismus</strong> geleistet. Sie eröffnen der Region Rivas die<br />
<strong>Chance</strong>, eine einseitige beziehungsweise zu starke Ausrichtung auf den Residenzialtourismus zu<br />
verhindern. Stattdessen können alternative und nachhaltigere Entwicklungswege im <strong>Tourismus</strong><br />
eingeschlagen werden.<br />
(Autor: Dipl.-Ing. Matthias Beyer, Geschäftsführender Gesellschafter von masIcontour Tourism<br />
Consulting & Regional Planning, Mitglied von GATE – Netzwerk, <strong>Tourismus</strong>, Kultur e.V.)<br />
Kontext<br />
masIcontour<br />
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)<br />
Länderinformation Nicaragua<br />
GATE - Netzwerk, <strong>Tourismus</strong>, Kultur e.V.
Foto: Vitaly Shuptar<br />
Mit dem Fahrrad durch Kasachstan reisen<br />
<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Die Mischung macht es - Ökotourismus in Kasachstan<br />
Armut, fehlende Alternativen und Unkenntnis über ökologische Zusammenhänge führen in<br />
Schwellen- und Entwicklungsländern häufig dazu, dass Menschen natürlichen Ressourcen der<br />
Umgebung zu intensiv nutzen. Das geht hin bis zur irreversiblen Übernutzung. Zusätzlich<br />
gefährden und zerstören einige Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Interessen großflächig<br />
Naturräume.<br />
Mensch, Natur und Umwelt brauchen hier dringende Lösungsansätze für eine langfristig<br />
nachhaltige Nutzung der Natur.<br />
Einkommensgrundlage für Menschen und Schutz für die Natur.<br />
Ein Lösungsansatz ist der naturverträgliche <strong>Tourismus</strong>. Er bietet eine wichtige Möglichkeit, um<br />
Natur und Umwelt zu erhalten und die Regionen wirtschaftlich nachhaltig zu entwickeln. Sanfter<br />
<strong>Tourismus</strong> schafft Einkommen für die Bevölkerung und fördert gleichzeitig die Akzeptanz und das<br />
Verständnis für Naturschutz in der Region.<br />
Ziel des Ökotourismus ist: Lebensverhältnisse der Bevölkerung vor Ort zu verbessern, einzigartige<br />
Landschaft und Naturvielfalt zu schützen und sie gleichzeitig für Touristen erlebbar zu machen.<br />
Der NABU gibt hier Hilfestellung mittels vielfältiger Projekte, die zu einem sozial, ökologisch,<br />
kulturell und wirtschaftlich nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> beitragen. Sie sollen somit zu einer dauerhaft<br />
tragfähigen Entwicklung führen .<br />
Endlose Steppen mit biologischer Vielfalt<br />
Foto: Nabu/V. Kovalev
Die Steppe wird von den Einheimischen Sary-Arka genannt - Goldene Steppe<br />
Kasachstan mit seinen 16,5 Millionen Einwohnern ist das Land alter Nomadenkultur und endloser<br />
Steppen mit großer biologischer Vielfalt. Die Einheimischen nennen die Steppen-Landschaft mit<br />
ihrem Wermutgeruch, unvergesslichen Sonnenaufgängen und sternübersäten Nachthimmel "Sary-<br />
Arka" – goldene Steppe.<br />
Zentralkasachstan fasziniert durch seinen großen Reichtum charakteristischer Tier- und<br />
Pflanzenarten. Wilde Tulpen und Wermut wachsen zwischen Asiatischen Pappeln und Saxaul,<br />
einem typischen Wüstenbusch. Hier haben auch die Saigaantilope und der Steppenkiebitz ihre<br />
Heimat.<br />
Das einzigartige Naturschutzgebiet Korgalzhyn ist aufgrund der biologischen Vielfalt seiner<br />
Steppen und Seen Unesco-Weltnaturerbe der Menschheit. Aber auch Geschichte lässt sich hier in<br />
bronzezeitlichen Totenstätten und mittelalterlichen Siedlungsruinen hautnah erleben.<br />
Touristisch ein weißer Fleck auf der Landkarte<br />
Foto: NABU/Til Dietrich<br />
Naturbeobachtung ohne Massentourismus<br />
Dennoch ist Zentralkasachstan immer noch ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte. Ein<br />
neues Ökotourismus-Projekt des NABU soll dies ändern. Ziel von ETPACK, so der Kurzname des<br />
Projekts, ist es, ökologisches Bewusstsein zu fördern und alternative Einkommensmöglichkeiten<br />
für die lokale Bevölkerung zu schaffen. Damit wird den Menschen eine <strong>Chance</strong> zu geben, die<br />
natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen.<br />
Das Projekt, das im September 2008 gestartet wurde, wird in einer engen Kooperation mit der<br />
kasachischen Nichtregierungsorganisation "Ekomusei Karaganda" durchgeführt. Es wird von der<br />
Europäischen Kommission finanziell unterstützt.<br />
Mit dem Projekt werden die Zivilbevölkerung und lokale Initiativen in der Region langfristig<br />
unterstützt. Dies vollzieht sich durch den Aufbau eines regionalen Reiseveranstalters, einer<br />
mitgliederbasierten Organisation und einem Netzwerk gemeindebasierter <strong>Tourismus</strong>-Initiativen.<br />
Strategien entwickeln<br />
Im Rahmen von ETPACK (Ecological Tourism and Public Awareness in Central Kazakhstan) sollen<br />
Institutionen und notwendige, strategische Partnerschaften aufgebaut werden. Sie sollen eine<br />
Weiterführung des Ansatzes nach Ablauf des Projektes garantieren. Auf diese Weise wird die
Initiative einen langfristigen Beitrag zum Erhalt von Schutzgebieten, Biodiversität und natürlichen<br />
Ressourcen in Zentralkasachstan leisten.<br />
Aufgrund der Entwicklung des Netzwerkes der Gasthäuser ist die Gründung einer Reihe von<br />
touristischen Reiserouten mit speziellen Besonderheiten geplant. Zur Zeit wird solche Arbeit in den<br />
Berg-Waldoasen Kent, Kysylaraj und Ulytau sowie an der Nordküste des Sees Balchasch geführt.<br />
Mit dem Rad die Weiten Kasachstans entdecken<br />
Foto: NABU/Anna Osennikova<br />
Kasachstan und seine Traditionen entdecken<br />
So soll es beispielsweise Reiserouten mit Themenschwerpunkten wie Geologie, Archäologie oder<br />
Ornithologie geben. Eine Radtour "Bronzenring Sary-Arka", die die historischen und natürlichen<br />
Sehenswürdigkeiten erfasst und zusätzlich einen umfassenden Einblick in das zentrale Kasachstan<br />
vermittelt, ist bereits vorbereitet.<br />
Jeder Ort, der für die Entwicklung des <strong>Tourismus</strong> ausgewählt wurde, verfügt über etwas<br />
Besonderes und Eigenartiges. Die Ulytau-Berge, die das geographische Zentrum Kasachstans<br />
sind, nehmen bei den Kasachen seit langem einen besonderen Platz ein. Sie verfügen über<br />
archäologische Denkmäler, die für die Kasachen und alle Turkvölker von großer Bedeutung sind.<br />
In deren unmittelbaren Nähe kann man auf Fotosafari gehen und die seltenen Saiga-Antilopen<br />
beobachten. Auch die naturnahen Berge Kysylaraj ermöglichen die Beobachtung seltener Tier- und<br />
Vogelarten. Vom Berg Aksoran (höchster Gipfel des Gebirgskomplexes Kysylaraj) kann man einen<br />
herrlichen Blick auf die kasachische Steppe genießen.<br />
(Quelle: Naturschutzbund Deutschland e.V. – NABU, Berlin)<br />
Hinweis der Redaktion:<br />
Kasachstan hat für das "Kasachstan-Jahr 2009 in Deutschland" ein reichhaltiges Programm erstellt.<br />
Für "Deutschland in Kasachstan 2010" laufen derzeit unter der Ägide der Botschaft Astana die<br />
Planungen, an denen ein großer Kreis von deutschen Mittlerorganisationen und anderen Akteuren<br />
beteiligt ist.
Kontext<br />
NABU<br />
NABU in der Kaukasusregion<br />
Neues Naturerbe für die Menschheit: Kasachstan<br />
Infomaterial des NABU<br />
Infomaterial des NABU international<br />
NABU-Buchtipps<br />
Länderinformationen zu Kasachstan
Foto: Malteser International<br />
Geschäftsidee: Nüsse <strong>als</strong> Snacks<br />
Sri Lanka<br />
Aus eigener Kraft<br />
Jiva und ihre drei Kinder leben in einer Baracke, die den Namen Haus kaum verdient. Die<br />
Wellblechwände sind schief und haben zahlreiche Löcher. Das Blechdach hält zwar den Regen ab,<br />
die Hitze jedoch nicht. Mit einer Lehmwand hat die junge Mutter den großen Raum in zwei Teile<br />
geteilt. Im vorderen Teil schlafen sie und die Kinder, werden Hausaufgaben gemacht und die<br />
Schulsachen aufbewahrt. Im hinteren Teil kocht Jiva und bewahrt in einem kleinen Regal ihre<br />
wichtigsten Besitztümer auf: Lebensmittel, Kochgeschirr, Kleidung und alle wichtigen Papiere.<br />
Ein eigenes Sparbuch<br />
"Ich bin so stolz, dass meine Kinder nicht im Heim sein müssen, sondern bei mir leben können.<br />
Dass die beiden Großen in die Schule gehen und ich das Schulgeld für sie bezahlen kann. Und<br />
dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Sparbuch besitze, auf das ich sogar jeden Monat<br />
einen kleinen Betrag einzahlen kann."
Foto: Malteser International<br />
Stolz präsentiert Jiva ihr erstes eigenes Sparbuch<br />
Jiva lächelt schüchtern, wenn sie von ihrem Leben erzählt. Ein Lächeln, das sie erst wieder lernen<br />
musste, denn bis vor kurzem sah das Leben der Familie im Westen Sri Lankas noch ganz anders<br />
aus.<br />
Jivas Mann handelte mit Drogen und nahm sie wohl auch selbst. Wenn er abends nach Hause<br />
kam, war er gereizt, oft hatte er getrunken. Oft schlug er seine Frau und manchmal sogar die<br />
Kinder. "Wenigstens brachte er etwas Geld nach Hause", sagt Jiva, so dass sie das Schulgeld für<br />
die Kinder und die Schuluniform bezahlen und einmal am Tag etwas kochen konnte.<br />
Irgendwann nahm die Polizei ihren Ehemann jedoch fest und steckte ihn für drei Jahre ins<br />
Gefängnis. Ein Schock für die junge Mutter, denn nun hatte sie so gut wie gar kein Einkommen<br />
mehr. Ab und zu konnte sie zwar <strong>als</strong> Tagelöhnerin in einer Gärtnerei etwas verdienen, aber<br />
meistens schickten die Besitzer sie wieder nach Hause.<br />
"Kinder gehören doch zu ihrer Mutter"<br />
Also suchte sie Zuflucht bei ihren Eltern. "Aber die sind alt und konnten uns auch nicht<br />
unterstützen", erinnert sich die tatkräftige junge Frau. Weil ihre Eltern keinen Ausweg sahen,<br />
wollten sie Jiva überreden, ihre Kinder ins Waisenhaus zu bringen. Dort hätten sie wenigstens<br />
genug Platz und jeden Tag eine warme Mahlzeit gehabt. Doch Jiva weigerte sich. "Kinder gehören<br />
doch zu ihrer Mutter", sagt sie leise aber selbstbewusst.<br />
Eine Polizistin, die sie schon einige Male vor ihrem brutalen Ehemann gerettet hatte, vermittelte ihr<br />
den Kontakt zu Savodaya und Malteser International. Die sri lankische Hilfsorganisation setzt sich<br />
gemeinsam mit dem Hilfswerk des Malteserordens dafür ein, dass Kinder, die noch Eltern haben,<br />
nicht ins Waisenhaus müssen. "Wir führen aber auch Familien wieder zusammen, die ihre Kinder<br />
im Heim abgegeben haben, weil sie zu arm waren, die Kinder zu versorgen", erklärt Rosemary<br />
Kikon, Projektleiterin von Malteser International.<br />
"Hier in Sri Lanka sind mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Kinder in Waisenhäusern keine echten Waisen",<br />
erzählt die gebürtige Inderin, die mit einem Deutschen verheiratet ist. "Eltern geben ihre Kinder aus<br />
Verzweiflung in den Heimen ab oder die Behörden nehmen den Eltern die Kinder weg, da sie zu<br />
arm sind."<br />
Individuelle Lösungen bieten<br />
Für Rosemary Kikon ist es daher besonders wichtig, für jede der betroffenen Familien die jeweils<br />
passende Lösung zu finden. Mal fehlt der Familie der Wohnraum – dann versucht Malteser<br />
International, eine Wohnung zu mieten oder sogar ein kleines Haus für die Familie zu finden. Mal<br />
fehlen Möbel oder Kochgeschirr und immer fehlt es am Geld. "Wir vermitteln den Eltern daher<br />
Einkommen schaffende Maßnahmen", erzählt die Malteser Mitarbeiterin. "Das kann Arbeit auf einer<br />
Zimtplantage sein oder ein Platz auf einem Fischerboot oder sogar ein eigenes kleines Geschäft.<br />
Es kommt darauf an, was die Betroffenen an Vorkenntnissen mitbringen und welche Stärken sie<br />
haben."
Foto: Malteser International<br />
Eine Blechhütte zum Wohnen<br />
Für Jiva bezahlen nun erst einmal die Malteser die Miete für ihre Blechhütte. Außerdem haben sie<br />
der Mutter Material zur Verfügung gestellt, mit dem sie Nüsse und andere Früchte rösten kann. Die<br />
verkauft Jivas Vater dann auf dem Markt. "Vor allem Geschäftsleute kaufen die Nüsse <strong>als</strong> Snacks",<br />
erzählt die stolze Produzentin. Mittlerweile ist sie mit ihrem kleinen Geschäft sogar so erfolgreich,<br />
dass sie sich aus eigener Kraft weitere Kochgeräte kaufen konnte. "Ich verkaufe jetzt auch<br />
Papayas, die ich billig einkaufe und an die Touristen teurer verkaufe. Und ich habe selbst gemachte<br />
kleine Teigtaschen und Nudelsnacks im Angebot, damit verdient man viel mehr", strahlt sie.<br />
Geld für Ausbildung der Kinder<br />
Mit den Einnahmen kann sie einen immer größeren Teil ihrer Miete selbst bezahlen. Außerdem das<br />
Schulgeld, die Schuluniform, Bücher und Hefte für ihre Kinder und natürlich so viel zu essen, dass<br />
alle satt werden. "Ich kann sogar jeden Monat einen kleinen Betrag auf mein Konto einzahlen. Mit<br />
dem Geld will ich die Ausbildung meiner zwei Töchter und meines Sohnes bezahlen."<br />
"Man braucht gar nicht immer einen komplizierten Geschäftsplan und ausgefallene<br />
Geschäftsideen", erklärt Malteser International Projektleiterin Kikon. "Jiva kann gut kochen und gut<br />
rechnen, <strong>als</strong>o ist so ein kleiner Snack-Shop genau das Richtige für sie." Und weil sie von morgens<br />
bis abends rackert, war der engagierte Neuling im Geschäftsleben schnell erfolgreich. "Jetzt muss<br />
ich keine Angst mehr haben, dass man mir die Kinder wegnimmt. Das genieße ich vor allem<br />
abends, wenn die beiden Großen aus der Schule zurück sind. Dann sitzen wir zusammen, reden<br />
und lachen. Das ist einfach schön."<br />
Nur vor einem hat Jiva jetzt noch Angst: vor dem Tag, an dem ihr gewalttätiger Ehemann aus dem<br />
Gefängnis kommt. Aber auch in dieser Situation können die Malteser helfen. "Wir haben ein großes<br />
Netzwerk zu sozialen Einrichtungen und Frauen-Hilfsorganisationen", erklärt Rosemary Kikon. Vor<br />
ein paar Tagen hat sie der Familie Adressen von Selbsthilfegruppen gegeben und sie mit einem auf<br />
solche Fälle spezialisierten Rechtsanwalt in Kontakt gebracht. Der soll ihr helfen, sich vor ihrem<br />
Mann zu schützen. "Ich will es unbedingt schaffen", sagt Jiva. "Damit meine Kinder nicht mehr<br />
hungern müssen und damit sie eine bessere Zukunft haben. Dafür kämpfe ich gerne."<br />
(Autor: Malteser International, Köln)<br />
Kontext<br />
Malteser-International<br />
Länderinformation Sri Lanka
Gegen Sturmfluten ist ein Kraut gewachsen<br />
Magazin zur Entwicklungspolitik: Frauenrechte stärken<br />
Magazin zur Entwicklungspolitik: Bildung ist Zukunft
Foto: kfw/Gilswana<br />
Tanz zur Einweihung der Heidemarie School in Kenia<br />
Schulprojekt<br />
"Heidemarie Shule" - Bildung für eine bessere Zukunft<br />
In Kenias Hauptstadt, genauer gesagt in Nairobis Slums, kommt Hoffnung auf. Mit einem bunten<br />
Rahmenprogramm wurde am 24. Juni die "Heidemarie Shule" im Mathare Slum offiziell eingeweiht.<br />
Er ist einer der größten Slums der Hauptstadt.<br />
Den Namen erhielt die "Shule" – so heißt Schule auf Swaheli – von der Bundesministerin für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul. Bei einem Besuch<br />
hatte sie den Anstoß für den Bau dieser Schule gegeben, die nun <strong>als</strong> Dank ihren Namen trägt. In<br />
Anwesenheit des kenianischen Vize-Premierministers, Musalia Mudavadi, und des deutschen<br />
Botschafters, Walter Lindner, freuten sich mehr <strong>als</strong> 2.000 Schülerinnen und Schülern über ihre<br />
neuen, hellen Schulräume.<br />
Grundbildung für alle ist die beste Armutsbekämpfung<br />
Die "Heidemarie Shule" ist eine von acht Grundschulen in den Slumgebieten Nairobis, die von der<br />
KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung rehabilitiert und erweitert werden. Das<br />
Programm "Förderung der Primarbildung in städtischen Slumgebieten – Phase I" verfolgt einen<br />
ganzheitlichen Ansatz, um die Schulsituation in armen, besonders benachteiligten städtischen<br />
Gebieten zu verbessern.<br />
Slumkinder erhalten nun eine adäquate Schulbildung und damit die <strong>Chance</strong> auf eine selbst<br />
bestimmte Zukunft, in der sie am wirtschaftlichen und sozialen Leben teilhaben. Alte Schulen<br />
werden instand gesetzt und rehabiliert. So kann insgesamt Raum für bis zu 20.000 Schulkinder<br />
geschaffen werden.<br />
Primarschule ohne Schulgebühren<br />
Mit Abschaffung der Schulgebühren für die Primarschule hat Kenia die Einschulungsraten deutlich<br />
verbessern können. Allerdings konnte der Ausbau der Schulen mit den steigenden Schülerraten<br />
nicht Schritt halten.<br />
In der Folge drängen sich bis zu 100 Schüler in kleinen, oft baufälligen und wenig kindgerechten<br />
Klassenräumen. Es ist nicht verwunderlich, dass einige Eltern ihre Kinder wieder aus der Schule<br />
nehmen, da diese unter diesen Umständen dort kaum noch etwas lernen.<br />
Viele Schulgebäude sind zudem während der Sommermonate drückend heiß. In der Regenzeit<br />
trommelt der Regen auf die löchrigen Wellblechdächer, so dass ein geregelter Unterricht<br />
mancherorts kaum möglich ist. Diese Situation findet man insbesondere in den dicht besiedelten<br />
Slumgebieten der großen Städte Kenias.
Deutschland stützt das kenianische Bildungsprogramm<br />
Foto: kfw/Gilswana<br />
Übergabe der Schule: Botschafter Lindner und Vize-Premier Mudavadi<br />
Das deutsche Programm ist Teil des nationalen kenianischen Bildungsprogramms (Kenya<br />
Education Sector Support Programme). Es unterstützt die kenianische Regierung bei der<br />
Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs). Alle Kinder - Mädchen und Jungen - sollen<br />
Zugang zu Grundbildung erhalten, so will es auch die deutsche Entwicklungsministerin.<br />
Neben einem innovativen Baudesign mit niedrigen Betriebskosten verfolgt das Programm einen<br />
ganzheitlichen Ansatz: Schulleiter, Eltern-Lehrer-Komitees und Schüler werden in den<br />
unterschiedlichen Phasen des Programms in die Planung und Umsetzung einbezogen. So fühlen<br />
sie sich von Beginn an mitverantwortlich für "ihre Schule".<br />
In Fortbildungen werden Eltern und Lehrer für die Bedeutung gerade von Mädchenbildung<br />
sensibilisiert. Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler werden über Hygieneverhalten<br />
und HIV/Aids-Prävention aufgeklärt. Den Eltern-Lehrer-Komitees kommt eine weitere Aufgabe zu:<br />
Sie beteiligen sich nach Einweisung an der Wartung und Instandhaltung der Gebäude.<br />
Gute Ausstattung steigert die Motivation<br />
Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul kann sich freuen. Die "Heidemarie Shule" in<br />
Mathare, wie auch die meisten der anderen am Programm beteiligten Grundschulen, hat einiges zu<br />
bieten. Es sind nicht nur die hellen, gut belüfteten Klassenzimmer, die Lernfreude aufkommen<br />
lassen.<br />
Auch ein großes Lehrerzimmer, eine Schulküche, ausreichend Toiletten für Mädchen und für<br />
Jungen runden das positive Bild ab. Dazu gehören auch ein Vorratssystem für Wasser, das in<br />
Nairobi manchmal tagelang ausbleiben kann und ein kleiner Nutzgarten für den Anbau von<br />
Gemüse und Obst. Es dient zur willkommenen kostenlosen Anreicherung der Schulmahlzeit.<br />
Sportplatz und Mehrzweckhalle für Veranstaltungen<br />
Außerdem gibt es einen großen Sportplatz und eine Mehrzweckhalle, die außerhalb der<br />
Unterrichtszeit auch von der umliegenden Gemeinde genutzt werden können. Bei der<br />
Neugestaltung der Schule spielten neben der Schaffung eines sicheren, lern- und<br />
kinderfreundlichen Umfeldes auch ökologische Aspekte eine wichtige Rolle.<br />
Für die erste Phase des Programms in Nairobi hat das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung 9,7 Millionen Euro bereitgestellt hat. In einer zweiten Phase<br />
sollen mit weiteren zehn Millionen Euro auch Grundschulen in den städtischen Armutsgebieten von<br />
Mombasa und Kisumu in das Programmkonzept einbezogen werden.
Kontext<br />
Bildung – Motor für Entwicklung<br />
"Kenya Primary Education Project" in Nairobi (englisch)<br />
Bildung – Anfang vom Ende der Armut<br />
Bildung: Die KfW Entwicklungsbank in Kenia<br />
Das Turkana-Kultur-Festival 2008<br />
Länderinformationen zu Nairobi
Alternative Energien<br />
Solarleuchten für mehr Entwicklung<br />
Foto: SOLUX e.V.<br />
Umweltfreundliche Solarleuchte<br />
Überall in den Tropen beginnt die Dunkelheit kurz nach 18 Uhr. Wer dann noch Arbeiten erledigen<br />
muss, der braucht künstliches Licht. Wegen der dann erträglichen Temperaturen können einige<br />
Tätigkeiten nur abends erledigt werden.<br />
Weltweit haben fast die Hälfte aller Haushalte keinen Stromanschluss. Auch in absehbarer Zukunft<br />
besteht in den armen Ländern keine <strong>Chance</strong> für den Ausbau flächendeckender Netze.<br />
Verwendung umweltfreundlicher Solarleuchten<br />
Die Entwicklung eines Landes ist demnach auch stark von Lichtquellen abhängig. Der Einsatz von<br />
Solarleuchten ist der einzige gegenwärtig erkennbare Weg zu einer künftigen Versorgung der<br />
Menschen in den Entwicklungsländern mit Licht. Derzeit werden häufig Petroleumlampen<br />
verwendet. In Afrika werden rund 1,5 Millionen Tonnen Petroleum pro Jahr verbrannt, die auch die<br />
Umwelt belasten. In einigen Ländern sind die Ausgaben für Petroleum bereits der größte Posten im<br />
Devisenhaushalt.<br />
Der Verein SOLUX e.V. hat die SOLUX-Leuchten speziell für den robusten Einsatz in<br />
Entwicklungsländern entwickelt. Bereits bei der Entwicklung der Leuchten wurden die Prioritäten<br />
anders gesetzt <strong>als</strong> normalerweise in den Industrieländern üblich. Die Leuchten sind mit modernster<br />
LED-Technik nicht nur besonders energieeffizient. Es wurde auch besonderer Wert darauf gelegt,<br />
dass die Geräte mit einfachen Werkzeugen von angelerntem Personal im Anwenderland montiert<br />
werden können.<br />
Besonders in Ländern mit hohen Petroleumpreisen amortisiert sich die Solarleuchte bereits nach<br />
wenigen Jahren. Zusätzlich können viele Unfälle, Brände und gesundheitliche Nebenwirkungen mit<br />
Petroleumleuchten vermieden werden. Außerdem lassen sich mit den Solarleuchten Handys<br />
aufladen, was für die netzfernen, ländlichen Regionen immer wichtiger wird.<br />
Partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
Die Ludwig Bölkow Stiftung hat mit dem SOLUX-Programm in den neunziger Jahren ein Konzept<br />
entwickelt und realisiert, bei dem die Partnerländer partnerschaftlich beteiligt werden. Sowohl
größere Anteile bei der Herstellung <strong>als</strong> auch Vertrieb und Wartung der Leuchten werden soweit wie<br />
möglich von den Werkstätten im Entwicklungsland selbst übernommen.<br />
Inzwischen agiert der Verein SOLUX losgelöst von der Bölkow Stiftung in zahlreichen<br />
Entwicklungsländern. 2008 hat der Verein gegen weltweite Konkurrenz zusammen mit 16 anderen<br />
Projekten den Lighting Africa Award bekommen. SOLUX gestaltet damit das Projekt www.onechild-one-solarlight.org<br />
in Ghana.<br />
Hierdurch können die Menschen in den armen Ländern aufgrund der niedrigen Lohnkosten die<br />
Leuchten zum günstigen Preis erwerben. Außerdem kann das Wissen über Herstellung,<br />
Anwendung und Wartung der Leuchten möglichst weit verbreitet werden.<br />
Senior Experten helfen<br />
Foto: SOLUX e.V.<br />
Experten helfen vor Ort<br />
Die Inbetriebnahme der Werkstätten wird in der Regel von einem Trainer des Senior Experten<br />
Service (SES) vor Ort durchgeführt. Die Senior-Experten, die SOLUX-Werkstätten in Betrieb<br />
nehmen, haben sich zuvor in den Dresdner Musterwerkstätten eingearbeitet und sind mit allen<br />
Fertigungsschritten vertraut.<br />
SOLUX bietet auch einen speziellen Werkzeugsatz für die Leuchten- und Modulfertigung an, der<br />
unter anderem aus diversen Werkzeugen zum Messen, Löten, Biegen und Nieten besteht.<br />
Der Übergang zur Solarleuchte hilft den Menschen im ländlichen Raum, die Abendstunden besser<br />
zu nutzen. Für alle häuslichen und gewerblichen Tätigkeiten, zu allen Arbeiten für Bildung und<br />
Schule ist das bessere Licht eine große Erleichterung.<br />
Kontext<br />
SOLUX e.V.<br />
One-Child-One-Solarlight<br />
Senior Experten Service<br />
Meilenstein für zukunftsträchtige Energieversorgung<br />
Green Step e.V.<br />
Internationale Agentur für erneuerbare Energien
Foto: terre des hommes Deutschland e.V.<br />
Lasten tragen, um zu überleben<br />
Straßenkind für einen Tag<br />
Aktion Sichtwechsel<br />
Vor 20 Jahren, am 20. November 1989, hat die UNO die Kinderrechtskonvention beschlossen.<br />
Diesen Tag nimmt terre des hommes zum Anlass, auf die Situation von Straßenkindern<br />
hinzuweisen. Sie ruft Kinder und Jugendliche dazu auf, für einen Tag in die Rolle eines<br />
Straßenkindes zu schlüpfen.<br />
Für die meisten deutschen Kinder und Jugendlichen sind die Lebensbedingungen von<br />
Straßenkindern kaum vorstellbar. Weltweit sind es 80 bis 100 Millionen Kinder, die auf den Straßen<br />
der Städte um ihr Überleben kämpfen. Sie versuchen zu überleben, indem sie Bonbons oder<br />
Zeitungen verkaufen, Autoscheiben waschen, Lumpen sammeln, Lasten tragen oder Parkplätze<br />
bewachen.<br />
Die meisten dieser Kinder kommen aus armen und kinderreichen Familien. Oft sind zu Hause<br />
Gewalt und Missbrauch an der Tagesordnung. Doch auch auf der Straße droht Gefahr: Viele<br />
Kinder werden Opfer von Überfällen, Mord oder sexueller Ausbeutung.<br />
Gerade den Mädchen auf der Straße bleibt häufig nichts anderes <strong>als</strong> die Prostitution, um zu<br />
überleben. Wer nicht nach Hause zurückkehren kann oder will, schläft auf dem Bürgersteig, auf<br />
Plätzen oder in Hauseingängen. Die Nächte im Freien, das Leben zwischen Autos und ihren<br />
Abgasen sowie schlechte Ernährung machen die Kinder krank. Viele sind drogenabhängig. Die<br />
Straßenkinder sind ständig auf der Flucht: Sie laufen vor der Gewalt zu Hause ebenso davon wie<br />
vor brutalen Sicherheitskräften.
Foto: terre des hommes Deutschland e.V.<br />
Schuhputzer in Nicaragua<br />
Straßenkind für einen Tag<br />
Bei der Aktion von terre des hommes sollen Kinder, die es besser haben, erfahren, wie ihre<br />
Altersgenossen in anderen Teilen der Welt leben müssen. Dafür sollen sie für einen Tag in die<br />
Rolle von Straßenkindern schlüpfen. An diesem Tag verrichten sie symbolisch typische Arbeiten,<br />
mit denen sich Straßenkinder ihr Überleben sichern. So verkaufen sie beispielsweise Zeitungen,<br />
reinigen Autoscheiben und putzen Schuhe. Mit Infoständen werden Passanten informiert und um<br />
Spenden gebeten.<br />
Für Schulklassen und Kindergruppen gibt es von terre des hommes Unterrichtsmaterial und ein<br />
Aktionspaket. So können die Aktionen gut vorbereitet und Erfahrungen anschließend ausgewertet<br />
werden. Globales Lernen ist hier das Ziel: über den eigenen Tellerrand hinausblicken und<br />
erkennen, was in anderen Teilen der Welt geschieht.<br />
Foto: terre des hommes Deutschland e.V.<br />
Mit dem Bauchladen für Straßenkinder in aller Welt<br />
Durch ihr Tun weisen die Kinder beim Aktionstag auf die Situation von Straßenkindern hin und<br />
werben um Solidarität. Mit dem Erlös der Aktion fördert terre des hommes Schutzzentren und<br />
Bildungsprogramme für Straßenkinder in vielen Ländern.<br />
Schwerpunkt 2009 ist Kolumbien.<br />
Schirmherrin der Aktion ist TV-Moderatorin und Comedian Barbara Schöneberger, die selbst<br />
Straßenkinderprojekte in Indien besucht hat.
Kontext<br />
Straßenkind für einen Tag<br />
Unterrichtsmaterial<br />
Aktionspaket<br />
Die wichtigsten Kinderrechte<br />
UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut (pdf)<br />
Interview mit Barbara Schöneberger<br />
Fotoausstellung "Fußball für Straßenkinder"<br />
Perspektiven für Straßenkinder in Deutschland<br />
Termine<br />
Videoaktion zu "20 Jahre Kinderrechte"
Foto: picture-alliance / dpa<br />
Ernährungssicherung ist ein Schwerpunkt<br />
G8-Gipfel<br />
Entwicklungszusammenarbeit steigern<br />
Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise trifft die Menschen in den Entwicklungsländern am<br />
härtesten. Dieses Thema war zwangsläufig auch Gegenstand der <strong>Beratung</strong>en auf dem G8-Gipfel in<br />
L´Aquila/ Italien im Juli 2009.<br />
Zum Abschluss des Gipfels zeigte sich Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul erfreut, dass<br />
sich die G8-Staaten zu ihren bestehenden finanziellen Verpflichtungen gegenüber den<br />
Entwicklungsländern bekannt haben. Diese Verpflichtung bedeutet aber auch, dass die Ausgaben<br />
für die Entwicklungszusammenarbeit weiter gesteigert werden müssen.<br />
Ernährungssicherung und Bekämpfung des Hungers<br />
Ein besonderer Schwerpunkt der Anstrengungen gilt der Ernährungssicherung und der<br />
Bekämpfung des Hungers. Für diesen Bereich werden in den nächsten Jahren insgesamt bis zu 20<br />
Milliarden US-Dollar bereitgestellt.<br />
Denn mehr <strong>als</strong> eine Milliarde Menschen leiden weltweit tagtäglich unter Hunger. Daher müssen die<br />
Entwicklungsländer darin unterstützt werden, dass sie ihren Nahrungsmittelbedarf durch eigene<br />
landwirtschaftliche Produktion decken.<br />
Das Bundesentwicklungsministerium hat sich auf Investitionen in die Landwirtschaft und die<br />
ländliche Entwicklung konzentriert und nicht auf kurzfristige Nahrungsmittellieferungen. Wieczorek-<br />
Zeul begrüßte es deshalb, dass jetzt auch die G8 ein deutliches Zeichen für die ländliche<br />
Entwicklung gesetzt haben.<br />
Es ist auch damit zu rechnen, dass die wirtschaftliche Erholung in den Entwicklungsländern später<br />
einsetzen wird. Das muss bei der Hilfe der Ärmsten berücksichtigt werden, so Wieczorek-Zeul.<br />
Bereits in den vergangenen 15 Jahren ist die Gruppe der G8 zu einem wichtigen Akteur in der<br />
Entwicklungspolitik geworden. Sie hat bestehende Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
unterstützt und wichtige neue Aktivitäten initiiert.
Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb<br />
Moskitonetze schützen vor Malaria<br />
Beispielhaft ist die Unterstützung für den globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und<br />
Tuberkulose. Zu erwähnen ist auch die Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete arme Länder,<br />
die unter der deutschen Präsidentschaft erweitert wurde.<br />
Initiativen zum Schuldenerlass<br />
Die Schuldenerlassinitiativen HIPC (Heavy Indebted Poor Countries) und MDRI (Multilateral Debt<br />
Relief Initiative) verfolgen das Ziel, die Auslandsverschuldung der ärmsten Staaten zu senken.<br />
Dadurch sollen die Staaten wieder mehr finanziellen Spielraum für die Bekämpfung von Armut<br />
erhalten.<br />
Die Subsahara-Staaten in Afrika profitieren besonders von dieser Maßnahme: 32 der insgesamt 41<br />
Staaten, die durch HIPC und MDRI entschuldet werden, befinden sich in dieser Region.<br />
Die Bundesregierung gewährt HIPC-Staaten in Subsahara-Afrika dabei Schuldenerlasse, durch die<br />
sie gegenüber Deutschland fast schuldenfrei werden.<br />
Auch zum Erlass der Schulden bei MDRI trägt Deutschland bei. Diese sogenannten multilateralen<br />
Schulden sind beim Internationalen Währungsfonds (IWF), bei der Weltbank und regionalen<br />
Entwicklungsbanken entstanden. Diese Initiative wurde bereits auf dem G8-Gipfel 2005<br />
beschlossen.<br />
Kontext<br />
Internetseite der italienischen G8-Präsidentschaft<br />
Hunger bekämpfen, Ernährung sichern<br />
Bekämpfung von Aids, Tuberkulose, Malaria<br />
Wieczorek-Zeul trifft W8 und die Toten Hosen
Foto: Andheri-Hilfe<br />
Von Solarenergie profitieren alle Dorfbewohner<br />
Regenerative Energien<br />
Licht für die Inseln des Ganges<br />
In Bangladesch sind die meisten ländlichen Regionen noch nicht an ein Stromnetz angebunden.<br />
Doch was tun, wenn die allgemein genutzten Brennstoffe wie Holz knapp und Petroleum und<br />
Kerosin immer teurer werden und Löcher in ohnehin kärgliche Haushaltskassen reißen? Die<br />
Antwort: Auf Sonnenenergie setzen!<br />
Dutzende von Flussinseln, Chars genannt, gibt es in einem der größten Flüsse des Landes, dem<br />
Ganges. Die Inseln können nur mit dem Boot erreicht werden. Die Inselbewohner versuchen mit<br />
altertümlich anmutenden Geräten dem sandigen Boden etwas Essbares abzutrotzen. Hütten,<br />
Brunnen oder Aborte müssen auf höheren Grund gebaut werden. Damit soll verhindert werden,<br />
dass die Fluten alles unter Wasser setzen. Pferdekarren sind das vorwiegende Transportmittel.<br />
Schulen oder Krankenhäuser? Auf den Inseln oft Fehlanzeige! Und: Hohe Wasserstände erodieren<br />
die Inseln.<br />
Wer zieht an einen solchen Ort? Es sind keine Abenteurer, es sind Menschen, die von der Armut<br />
auf die Inseln getrieben werden. Hier besteht die Aussicht auf ein Stückchen Land, auf eine<br />
minimale Existenzgrundlage. Sicherheiten gibt es nicht, aber Hoffnung.<br />
Die Menschen auf den Flussinseln des Ganges im Faridpur-Bezirk in Bangladesch sind nicht zu<br />
beneiden: Geringe oder unsichere Einkommen, schlechte Gesundheit, geringe Bildung und<br />
geringes Selbstwertgefühl, unzureichende Vermögenswerte und eine große Anfälligkeit für Krisen<br />
sind die bitteren Zutaten eines harten Lebens. Andheri-Hilfe unterstützt seit 2006 ein Projekt, das<br />
erfolgreich mit 6.000 Menschen auf den Inseln zusammenarbeitet.<br />
Starke Nachfrage nach Solarenergie<br />
2007 wurde <strong>als</strong> zusätzliche Maßnahme "Solarlicht" eingeführt. 414 Familien profitieren seitdem von<br />
der Solarenergie. Vor dem Hintergrund der starken Nachfrage nach Solarenergie wurden im<br />
September 2008 weitere 674 Haushalte identifiziert, die nun Solarenergie erhalten sollen. Damit<br />
erhöht sich die Gesamtzahl der Solarenergienutzer auf 1.088 Familien.<br />
Die Chars werden auch langfristig nicht im Einzugsgebiet der öffentlichen Stromversorgung liegen.<br />
Die Menschen hier sind auf teure und gesundheitsschädigende Kerosinlampen angewiesen, um<br />
auch nach Sonnenuntergang aktiv sein zu können. Bis Ende des Jahres sollen nun weitere 337<br />
Solaranlagen errichtet werden. Mit einer Anlage können jeweils zwei Familien zwei bis drei Lampen<br />
betreiben. Das Solarmodul wird an einem Haus - an einem Bambusstamm - befestigt, und über
Drähte wird eine Verbindung zwischen zwei Häusern hergestellt.<br />
Foto: Andheri-Hilfe<br />
Grameen Shakti hilft bei der Installation<br />
Die einheimische Organisation Grameen Shakti, die 2007 den alternativen Nobelpreis erhielt, gibt<br />
dabei technische Hilfe. Grameen Shakti installiert die Solaranlagen und führt Trainingsprogramme<br />
unter der Ägide eigener erfahrener Trainer durch. Außerdem trägt die Organisation Reparatur- und<br />
Instandsetzungskosten für drei Jahre und gibt Garantien für die einzelnen Teile der Anlage.<br />
Die Familien, die von der Solarenergie profitieren, werden nach Ablauf der drei Jahre alle Kosten<br />
im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Wartung der Solaranlage tragen. Die bisherigen<br />
Energiekosten für das Kerosin liegen wesentlich höher <strong>als</strong> die erwarteten Kosten für den Betrieb<br />
und die Wartung der Solaranlage. Die Solarenergie stellt saubere und sichere Energie für Bildung,<br />
Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung sicher. Armut in der Projektregion kann noch effektiver<br />
bekämpft werden.<br />
Unterstützung des Bundesentwicklungsministeriums<br />
Erfreulicherweise übernimmt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ) 75 Prozent der Kosten. Den Rest tragen die Partnerorganisation vor Ort und<br />
Andheri-Hilfe Bonn.<br />
Vielen Menschen im Projekt geht es heute spürbar besser. Doch die Inflation und hier vor allem die<br />
immer schneller steigenden Kosten für Brennstoffe drohen, zumindest einen großen Teil der<br />
Einkommen wieder aufzuzehren. Für Kerosin geben viele mehr <strong>als</strong> ein Drittel ihres<br />
Haushaltseinkommens aus, so Herr Jalil. Gaben! Bislang sind 414 Haushalte auf Solarenergie<br />
umgestiegen und sparen so jeden Tag viel Geld. Und nicht nur das. Der Betrieb letztlich<br />
gesundheitsschädigender Kerosinlampen wird vermieden.<br />
Außerdem kann mit Hilfe der Solarenergie auf umweltfreundliche Art die produktive Zeit am Tag<br />
verlängert werden. Insbesondere die durch das Projekt initiierten Kleinst- und Kleinunternehmen<br />
werden dadurch gefördert. Kosten für den Kauf und den Betrieb der Kerosinlampen können<br />
eingespart und damit anderweitig investiert werden. Schließlich können die Kinder noch in den<br />
Abendstunden für die Schule lernen.<br />
Bessere Leistungen in der Schule
Aklimas Kinder lernen nun auch nach Anbruch der Abenddämmerung. "Meine Kinder sind jetzt viel<br />
besser in der Schule", sagt Aklima. Sie selbst hat einen Kredit aufgenommen, um Geflügel zu<br />
züchten. Aklima stickt abends dank Solarenergie und verdient sich so noch etwas dazu. Aklima<br />
Begum, 35, lebt mit Mann und fünf Kindern seit Jahren auf einer der Inseln. "Anfangs ging es ganz<br />
gut", erinnert sich Aklima. Dann aber erkrankte der Mann. Seine Arbeitskraft fiel aus und auch der<br />
Tageslohn.<br />
Aklima arbeitete fortan auf den Feldern anderer, verdiente manchmal ein wenig Geld bei<br />
Straßenarbeiten und musste ansonsten sehen, wie sie die Familie ernährte. Die Preise für<br />
Nahrungsmittel und für Brennstoffe kletterten rasant in die Höhe. Drei Mahlzeiten am Tag waren nie<br />
möglich, schon zwei Mahlzeiten ein Luxus. Die Lebensumstände wurden immer schwieriger.<br />
Staatliche Hilfen gab es nur auf dem Papier - bei Aklima und ihrer Familie kam nichts an.<br />
Der Stromanbieter "Naturstrom AG" engagiert sich auch bei unserem Projekt. Naturstrom ist die<br />
nachhaltige Entwicklungshilfe mit der Förderung Erneuerbarer Energien ein wichtiges Anliegen.<br />
"Deshalb freuen wir uns, mit der Andheri-Hilfe - übrigens selbst naturstrom-Kunde - an dem Projekt<br />
"Solarlicht für 1088 Familien" zusammen zu arbeiten", so Geschäftsführer Oliver Hummel.<br />
Gestartet wird das Engagement mit dem Bau von fünf Solaranlagen in dem Dorf Khalak Mattubar<br />
Dangi auf dem Char "North Channel Union".<br />
(Autor: Georg Witzel, Andheri-Hilfe, Bonn)<br />
Kontext<br />
Andheri-Hilfe Bonn<br />
Grameen Shakti<br />
Partnerland Bangladesch<br />
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