Nachhaltiger Tourismus als Chance - mascontour Tourismus Beratung
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lebt und denkt, ist nicht einfach.<br />
In Ccachin, einem völlig abgelegenen Dorf meiner Pfarrei hoch oben in den Anden, wo ich<br />
jahrelang gearbeitet habe, traf ich vor der Kirche Wandertouristen. Findige Touristenführer wissen<br />
selbstverständlich, dass gewisse Touristen nicht einfach die ausgetrampelten Touristenwege<br />
schätzen. Es soll etwas Besonderes sein! Und so werden neue Pfade in landschaftlich<br />
wunderschöne Andengegenden "erschlossen" – wie die <strong>Tourismus</strong>unternehmen sagen.<br />
Für die Armen ist jeder Tourist ein Krösus<br />
Dass aber diese schroffen Berggegenden prekärer Lebensraum von armen Kleinbauern mit einer<br />
eigenen Kultur sind, wird nicht wirklich ins Kalkül einbezogen. Was denken sich die Kinder, die den<br />
Touristen beim Essen vor der Kirche in Ccachin zuschauen und allerlei fremde Dinge sehen, die<br />
ihre Begehrlichkeit wecken? Und zwar zu Recht wecken! Wissen die Touristen, die Wurst und Käse<br />
verzehren, dass die Kinder in Ccachin – auf 3.700 Meter gelegen – nur acht Mal im Jahr Fleisch<br />
essen?<br />
Ein Stück weiter oben des Weges, in Cochayoc, auf 4.300 Meter am Fuß eines Gletschers<br />
gelegen, ist das Leben besonders hart. Dort habe ich während meiner jeweils eine Woche<br />
dauernden Pastoralaufenthalte Folgendes zu essen bekommen: morgens Kartoffelsuppe, mittags<br />
Pellkartoffeln mit Kräutertee, abends Kartoffelsuppe.<br />
Mit Stechspaten an Steilhängen ringen diese Bauern der Natur die lebensnotwendigen Kartoffeln<br />
auf dieser Höhe ab. Was für sie <strong>als</strong> Widrigkeit erscheint, ist für die Touristen einmalige<br />
Naturschönheit. Niemand von letzteren nimmt mal einen solchen Stechspaten in die Hand und<br />
versucht sich am Kartoffellegen.<br />
Für die in krasser Armut lebenden Bauern ist jeder Tourist ein Krösus, schließlich kann er sich die<br />
teure Reise nach Peru leisten. Die Bauern jedenfalls haben vom <strong>Tourismus</strong> rein gar nichts. Kein<br />
Sol oder Cent bleibt bei ihnen. Die <strong>Tourismus</strong>unternehmen, Hotels oder Restaurants in der Stadt<br />
verdienen. Der Staat fördert den <strong>Tourismus</strong>, der Devisen wegen. Fördert er aber die Kleinbauern?<br />
Sie sind die Verlierer. Sie werden benützt wie die Figuren und Bilder in den Museen und ihre Kinder<br />
werden ihrer Kultur entfremdet.<br />
Taquile – ein geglücktes Beispiel vom <strong>Tourismus</strong><br />
Im Titicacasee – einem gigantischen See auf 3.800 m Höhe, dem höchstgelegenen schiffbaren<br />
See der Erde – liegt die Insel Taquile. Wer sie einmal besuchte, wird fasziniert bleiben. Diese<br />
Naturschönheit weckte die Begehrlichkeit der <strong>Tourismus</strong>unternehmen. Ein Hotel sollte dort<br />
hochgezogen werden. Der Bürgermeister wurde kurzerhand bestochen, und alles schien seinen<br />
"normalen" Lauf zu nehmen, wie es die dortige <strong>Tourismus</strong>industrie so oft praktizierte. Sie hatte aber<br />
die Rechnung vorzeitig und ohne die Pfarrei gemacht. Die Bauern kamen zum Pfarrer,<br />
beratschlagten lange und schließlich vertrieben sie ihren Bürgermeister.