Einseitig perforiert, schmaler Steg - Mumok
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Freitag, 16.12.2005<br />
19.00 Uhr<br />
Rosa von Praunheim<br />
Schwestern der Revolution<br />
BRD 1969, FARBE, 20 MIN<br />
Die „Schwestern der Revolution“ sind eine Kampftruppe von Homosexuellen,<br />
die sich für die Befreiung der Frau einsetzt. Dietmar, der die Unterdrückung<br />
und Hilflosigkeit der Frau nachspielt, weiß seinen Protest nur in<br />
den einen Satz zu kleiden: „Ich will kein Osterhase sein, obwohl ich sensibel<br />
und anlehnungsbedürftig bin.“ Rosa von Praunheims erster Film über<br />
Homosexualität.<br />
Rosa von Praunheim<br />
Nicht der Homosexuelle ist pervers,<br />
sondern die Situation, in der er lebt<br />
BRD 1970, FARBE, 67 MIN<br />
DETAIL DES FILMPLAKATS Rosa von Praunheim, 1970<br />
Praunheims Attacken richten sich nicht gegen fremde Unterdrücker, sondern<br />
gegen das eigene Lager. Die Situation, in der der Homosexuelle lebt,<br />
ist hausgemacht: Das ist die These des Films. Verwirrung, Empörung, Bestürzung<br />
im Schwulenlager waren die Folge, aber auch Bewegung, Aktion,<br />
Coming-out und Solidarität. Die Aufführung des Films im deutschen Fernsehen<br />
wurde zum Politikum. Zunächst kam die vorgesehene Ausstrahlung<br />
im Gemeinschaftsprogramm der ARD nicht zustande, nur der WDR,<br />
der den Film in Auftrag gegeben hatte, zeigte ihn. Als die Vorführung im<br />
ersten Programm ARD ein Jahr später nachgeholt wurde, machte der<br />
Bayerische Rundfunk nicht mit und zeigte etwas anderes, einen Film<br />
über Autobesessenheit übrigens.<br />
Hellmuth Costard<br />
Besonders wertvoll<br />
BRD 1968, FARBE, 10 MIN<br />
Costards Besonders wertvoll hat seinerzeit bei den Kurzfilmtagen<br />
Oberhausen einen Skandal ausgelöst, der Geschichte schreiben sollte.<br />
Der zunächst programmierte Film wurde wegen seiner beleidigenden<br />
Ästhetik und Programmatik „Staatsgewalt gegen Geschlechtsteil“ aufgrund<br />
eines drohenden Gerichtsverfahrens von der Festivalleitung wieder<br />
zurückgezogen, woraufhin die meisten der anwesenden Filmemacher<br />
auch ihre Filme zurückzogen und sie statt in Oberhausen in zwei Hörsälen<br />
in Bochum zeigten. Hellmuth Costard resümierte damals: „Die<br />
Schwänze stören die Gesellschaft so, dass sie nicht einmal bereit ist,<br />
eine Diskussion über den Begriff ‚sittlich’ zu führen. Das bedeutet eben,<br />
dass die Gesellschaft negiert, dass alles auf Lustgewinn zielt.“<br />
Werner Schroeter, Willow Springs, 1973