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Applikation von Substanzen

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<strong>Applikation</strong> <strong>von</strong> <strong>Substanzen</strong><br />

Martina Dorsch<br />

Zentrales Tierlaboratorium der Medizinischen Hochschule,Hannover<br />

Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover<br />

1


!allgemeine Aspekte bei der <strong>Applikation</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Substanzen</strong> im Rahmen eines Tierversuchs<br />

!verschiedene <strong>Applikation</strong>swege unter dem Aspekt des<br />

Tierschutzes (Belastung für das Tier)<br />

2


Beschaffenheit <strong>von</strong> Injektionslösungen<br />

Verabreichung ist nur dann risikolos, wenn<br />

!Konzentration<br />

!chemische Zusammensetzung<br />

!physikalische Eigenschaften<br />

nicht zu lokalen Reizungen oder Schädigungen führen<br />

Die Lösungen müssen folgende Eigenschaften besitzen:<br />

!isotherm zur Körpertemperatur<br />

!isoton zu Körperflüssigkeiten<br />

!neutraler pH-Wert<br />

3


Löslichkeit <strong>von</strong> <strong>Substanzen</strong> ist:<br />

! entscheidend für die Aufnahme und Verteilung im Körper<br />

! Wahl des Lösungsmittels ist abhängig <strong>von</strong> den chemischen<br />

Eigenschaften der Substanz (wasserlöslich, fettlöslich,<br />

alkohollöslich)<br />

4


Wahl der <strong>Applikation</strong>sart wird bestimmt durch<br />

! Zielsetzung des Experiments<br />

! Spezies<br />

! Mögliche Auswirkungen der Dosierungstechnik auf das Tier<br />

! Voraussichtliche Häufigkeit der <strong>Applikation</strong><br />

5


Belastung für das Tier ist abhängig <strong>von</strong>/vom<br />

!<strong>Applikation</strong>sweg<br />

!Beschaffenheit der Substanz<br />

!Spezies und Allgemeinzustand des Tieres<br />

"Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit)<br />

"spezielle Diäten können die Wirksamkeit beeinflussen<br />

"Tageszeit und Helligkeit (best. Vitamine)<br />

"biologischer Rhythmus (z.B. Brunst, Trächtigkeit)<br />

"Populationsdichte (Gruppenhaltung, Einzelhaltung)<br />

!Häufigkeit<br />

6


Empfohlene maximale Injektionsvolumina<br />

(nach Empfehlung der GV-SOLAS)<br />

Spezies ml/Injektionstelle ml/kg KG<br />

i.d. s.c. i.m i.p. i.v.<br />

Maus (30g) -- 0.5 0.03 50 (1.5) 5 (0.15)<br />

Ratte (250g) 0.05 2.0 0.25 20 (5.0) 5 (1,25)<br />

Gold Hamster (140g) 0.02 1.0 0.05 20 (2.8) 5 (0,7)<br />

MSW (350g) 0.1 2.0 0.25 10 (3.5) 5 (1,75)<br />

Kanin. (2.5kg) 0.1 5.0 1.0 -- 1,25 (3)<br />

Katze (3.5kg) 0.1 5.0 1.0 -- 1,5 (5,3)<br />

Hund (10kg) 0.2 10 3.0 -- 1.5 (15)<br />

Mini Pig (25-40kg) 0.2 10 6,0 -- 1.0 (25-40)<br />

Schaf (60kg) 0.1 5.0 4.0 -- 1,0 (60)<br />

http://www.gv-solas.de/auss/tie/index.html<br />

7


Empfohlene Nadelgrößen (GV-SOLAS)<br />

Spezies i.d. s.c. i.m. i.v. i.p.<br />

Maus --- 25 27 26-28 25-27<br />

Ratte 27 25 25 25-27 23-25<br />

MSW 25 23-25 25 25-27 23-25<br />

Hamster 25 25 25 25-27 23-25<br />

Kaninchen 25 21-25 25 23-25 ---<br />

Hund 25 21-23 21-23 21-25 ---<br />

Katze 25 21-23 23 21-25 ---<br />

Primat, groß 25 21-25 23-25 21-25 ---<br />

Primat, klein 25 23-25 23-25 21-25 ---<br />

Schaf 25 19-23 21 19-21 ---<br />

G = Außen-ø. Je höher der Gauge-Wert, desto geringer ist der Außen-ø. Die Zahl des Gauge-Wertes entspricht<br />

der Anzahl der Kanülen die auf einen cm 2 passen<br />

8


Vergleich der beiden generellen <strong>Applikation</strong>swege<br />

enteral: Substanz gelangt in den<br />

Magen- Darmkanal<br />

Vorteile<br />

!Sterilität nicht erforderlich<br />

!relativ großes Volumen<br />

!Substanz muß nicht löslich sein<br />

!Einfache Verabreichung über das<br />

Futter, Wasser, Tablette...<br />

Nachteile<br />

!Aufnahme u. Abbau unkalkulierbar<br />

!Substanz kann sich durch die<br />

Verdauung verändern<br />

!Wirkung verzögert<br />

parenteral: alle Injektionsarten<br />

Vorteile<br />

!Wirkung sofort<br />

!Aufnahme u. Abbau kalkulierbar<br />

!Keine chemische Veränderung<br />

Nachteile<br />

!Sterilität erforderlich<br />

!Sterilität der Injektionsstelle<br />

erforderlich<br />

!Spezielle Anforderungen an die<br />

Substanz<br />

9


Belastung des Tieres durch die <strong>Applikation</strong>sart 1<br />

<strong>Applikation</strong>sweg<br />

Anzahl Appl.<br />

Anforderung an<br />

Fixierung<br />

Belastung<br />

Intracerebral<br />

1<br />

Narkose<br />

xxx<br />

intradermal<br />

mehrfach<br />

minimal<br />

xx<br />

intamuskulär<br />

mehrfach<br />

minimal<br />

xx<br />

intraperitoneal<br />

mehrfach<br />

minimal<br />

xx<br />

intratracheal<br />

1<br />

Narkose<br />

xxx<br />

xxx = starke, xx = mäßige, x = geringe Belastung<br />

10


Belastung des Tieres durch die <strong>Applikation</strong>sart 2<br />

<strong>Applikation</strong>sweg<br />

Anzahl Appl.<br />

Anforderung an<br />

Fixierung<br />

Belastung<br />

intravenös<br />

mehrfach<br />

minimal<br />

xx<br />

Oral<br />

# Futter/Wasser<br />

# Tablette/Kapsel<br />

# Knopfkanüle<br />

mehrfach<br />

minimal<br />

x<br />

Osmotische<br />

Pumpe<br />

kontinuierlich<br />

Narkose<br />

xx<br />

xxx = starke, xx = mäßige, x = geringe Belastung<br />

11


Belastung des Tieres durch die <strong>Applikation</strong>sart 3<br />

<strong>Applikation</strong>sweg<br />

Anzahl Appl.<br />

Anforderung an<br />

Fixierung<br />

Belastung<br />

Respirationstrakt<br />

# ganzer Körper<br />

# über die Nase<br />

subcutan<br />

mehrfach<br />

mehrfach<br />

Minimal<br />

Zwangröhre<br />

minimal<br />

x<br />

xx<br />

x<br />

Topical dermal<br />

merhfach<br />

keine<br />

x<br />

Fußsohle<br />

max. 1 Fuß!<br />

minimal<br />

xxx<br />

xxx = starke, xx = mäßige, x = geringe Belastung<br />

12


Intramuskuläre Injektion<br />

i.m. in die Brustmuskulatur beim Huhn<br />

Bei Klein-Nagern kann eine i.m.-Injektion gut in<br />

den Quadriceps erfolgen (hier: Hamster)<br />

! Mehrmalige Injektionen pro Tier möglich<br />

! ggf. kurze Narkose,<br />

! Belastung gering bis mäßig<br />

13


Intraperitoneale Injektion (z.B. Ratte)<br />

! Mehrmalige Injektionen pro Tier möglich<br />

! CAVE: häufige i.p.-Injektionen können<br />

Stressreaktionen und Entzündungen<br />

auslösen (Peritonitis)!<br />

! Keine Narkose erforderlich<br />

! Belastung gering bis mäßig<br />

14


Intraperitoneale Injektion (z.B. Maus)<br />

Für die i.p. Injektion bei kleinen Labornagern<br />

eignen sich Insulinspritzen mit 27 G Kanülen<br />

15


Intravenöse Injektion<br />

i.v. Injektion in eine Ohrvene beim MSW<br />

i.v. Injektion in die Flügelvene bei der Taube<br />

! Mehrmalige Injektionen pro Tier möglich<br />

! ggf. kurze Narkose, Tier muss gut fixiert werden<br />

! Belastung gering bis mäßig<br />

16


Intravenöse Injektion (z.B. Kaninchen)<br />

1<br />

2<br />

Vorrichtung zum Fixieren <strong>von</strong> Kaninchen<br />

i.v.-Injektion in die Ohrvene<br />

17


Intravenöse Injektion (z.B. Maus)<br />

18


Orale <strong>Applikation</strong> bei kleinen Labornagern<br />

a) Nacken überstrecken, b) Mundöffnung und Magen liegen auf einer Geraden, c) Einführen<br />

der Knopfkanüle<br />

19


<strong>Applikation</strong> über den Respirationstrakt: intranasal<br />

<strong>Applikation</strong> unter Narkose, direkt in ein Nasenloch mit Hilfe einer Mikropipette<br />

20


Subcutane Injektion (s.c.)<br />

! Mehrmalige <strong>Applikation</strong>en pro Tier möglich<br />

! keine Narkose erfoderlich<br />

! Belastung gering<br />

21


Belastungstabelle bei <strong>Applikation</strong>en ohne Erzielen <strong>von</strong><br />

Krankheitszuständen (Arbeitskreis Berliner TSchB, 2004)<br />

Geringe Belastung<br />

<strong>Applikation</strong>en, die nur mit<br />

kurzdauerenden<br />

Zwangsmaßnahmen<br />

einhergehen und nicht mit<br />

anderen Eingriffen<br />

verbunden sind. Die<br />

Substanz darf das Tier nur<br />

geringfügig belasten. Bei<br />

Mehrfachapplikationen<br />

muss die Zeit<br />

berücksichtigt werden.<br />

Mäßige Belastung<br />

<strong>Applikation</strong>en, die nur<br />

mit kurzdauerenden<br />

Zwangsmaßnahmen<br />

einhergehen und nicht<br />

mit anderen Eingriffen<br />

verbunden sind. Die<br />

Substanz darf das Tier<br />

nur mittelgradig<br />

belasten. Bei<br />

Mehrfachapplikationen<br />

muss die Zeit<br />

berücksichtigt werden.<br />

Erhebliche Belastung<br />

<strong>Applikation</strong>en, die<br />

mit erheblicher<br />

Bewegungseinschränkung<br />

einhergehen und<br />

nicht mit anderen<br />

Eingriffen verbunden<br />

sind. Bei<br />

Mehrfachapplikation<br />

en muss die Zeit<br />

berücksichtigt<br />

werden.<br />

22


Komplikationen<br />

! subcutan (s.c.): Injektion unverträglicher <strong>Substanzen</strong> (z.B. aqua dest.)<br />

sind schmerzhaft und führen zu Nekrosen<br />

! intramuskulär (i.m.): durch Aspiration prüfen, daß keine Gefäße<br />

getroffen wurden (Blutgefäß, Nerv)<br />

! intrareritoneal (i.p.): Fehlinjektionen führen zur Punktion innerer Organe<br />

(Leber, Milz, Blase, Darm). Durch Aspiration die korrekte Injektion<br />

prüfen<br />

! oral (peroral, p.o.): Perforation des Pharynx und des Magens möglich<br />

! intravenös (i.v.): paravenöse Injektionen führen zu schmerzhaften<br />

Venenentzündungen u. Gefäßverschluß. Durch Aspiration die korrekte<br />

Injektion prüfen. Injektion <strong>von</strong> Luft führt zu tödlichen Embolien.<br />

23


Prinzip der “guten Praxis”<br />

!Nebenwirkungen minimieren bzw. vermeiden<br />

!Anzahl der Tiere auf ein Minimum reduzieren<br />

!Qualität und Aussagekraft der Ergebnisse maximieren<br />

24


$ www.gv-solas.de/index.html<br />

$ www.rsm.ac.uk/pub/la.htm<br />

$ www.tierschutz-tvt.de/merkblatt76.pdf<br />

$ Refining procedures for the administration of substances.<br />

Report of the BVAAWF/FRAME/RSPCA/UFAW working<br />

group on refinement. Lab. Anim. (2001) 35,1-41<br />

$ Empfhohlene maximale Injektionsvolumina bei<br />

Versuchstieren (1999) GV-SOLAS, Ausschuß für<br />

Tierschutzbeauftragte in der GV-SOLAS und Arbeitskreis 4<br />

in der TVT<br />

25

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