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Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie ... - NAGU

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Herr Rainer Dahms<br />

Betriebl<strong>ich</strong>e Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

BMWA in Berlin, 03. November 2005<br />

<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Damen</strong> <strong>und</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

<strong>ich</strong> <strong>begrüße</strong> <strong>Sie</strong> recht herzl<strong>ich</strong> <strong>und</strong> freue m<strong>ich</strong> <strong>sehr</strong>, dass <strong>ich</strong> die Gelegenheit<br />

erhalte, als Personalverantwortl<strong>ich</strong>er der Commerzbank heute hier in diesem<br />

Kreise zu Ihnen sprechen zu dürfen.<br />

Ich wurde gebeten, darzustellen, wie Motivation, Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong> die<br />

Unternehmenskultur den wirtschaftl<strong>ich</strong>en Erfolg beeinflussen <strong>und</strong> welchen<br />

Stellenwert in diesem Zusammenhang dem betriebl<strong>ich</strong>en Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />

beizumessen ist.<br />

Erlauben <strong>Sie</strong> mir jedoch zuvor, dass <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> Ihnen in kurzer Form vorstelle. Mein<br />

Name ist Rainer Dahms, <strong>ich</strong> bin Bere<strong>ich</strong>sleiter Personal in der Commerzbank.<br />

Als gelernter Jurist hatte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> in den Anfängen meiner Berufslaufbahn zunächst<br />

<strong>sehr</strong> intensiv dem Arbeitsrecht gewidmet. Im Rahmen meiner weiteren berufl<strong>ich</strong>en<br />

Karriereentwicklung habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> aber dann immer stärker von der Juristerei<br />

verabschiedet.<br />

In der Folge habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> dann immer stärker mit dem auseinandergesetzt, was<br />

s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t so einfach wie Gesetze <strong>und</strong> Rechtsvorschriften bewerten, begutachten<br />

<strong>und</strong> analysieren lässt–näml<strong>ich</strong> mit den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern in<br />

unserem Unternehmen. Oder anders formuliert, mit den personalpolitischen<br />

Rahmenbedingungen, in denen die r<strong>und</strong> 35.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter in<br />

unserem Unternehmen leben <strong>und</strong> arbeiten <strong>und</strong> für die <strong>ich</strong> als Bere<strong>ich</strong>sleiter<br />

Personal inhaltl<strong>ich</strong> verantwortl<strong>ich</strong> ze<strong>ich</strong>ne.<br />

In diesen Jahren habe <strong>ich</strong> hautnah erfahren, dass man Mitarbeiter im Unternehmen<br />

ebenso wenig erfolgre<strong>ich</strong> mit dem Arbeitsrechtshandbuch führen kann, wie eine<br />

Ehe mit dem Bürgerl<strong>ich</strong>en Gesetzbuch.<br />

1


Als Privatmann blicke <strong>ich</strong> dankbar auf 25 Jahre Ehe ohne BGB <strong>und</strong> auf die<br />

Erziehung zweier ges<strong>und</strong>er <strong>und</strong> inzwischen volljähriger Kinder zurück.<br />

Soviel in aller Kürze zu meiner Person.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Damen</strong> <strong>und</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

Motivation …<br />

Wohl kein anderer Begriff wird in der personalwirtschaftl<strong>ich</strong>en Diskussion so oft<br />

strapaziert. Schließl<strong>ich</strong> zählt die Frage, wie ein Unternehmen seine Mitarbeiter dazu<br />

motivieren kann, Höchstleistungen zu erbringen, zur vornehmsten <strong>und</strong> w<strong>ich</strong>tigsten<br />

Aufgabe im HR-Management.<br />

Aller Diskussionen <strong>und</strong> wissenschaftl<strong>ich</strong>en Analysen zum Trotz ist aber eine<br />

abschließende <strong>und</strong> auf Dauer gültige Antwort auf diese Frage bis heute n<strong>ich</strong>t<br />

gef<strong>und</strong>en. Und das wird sie in dieser Form auch in Zukunft n<strong>ich</strong>t werden.<br />

Denn wir haben es n<strong>ich</strong>t nur mit dem w<strong>ich</strong>tigsten, sondern auch dem komplexesten,<br />

unkalkulierbarsten <strong>und</strong> gle<strong>ich</strong>zeitig faszinierendsten Produktionsfaktor zu tun–<br />

näml<strong>ich</strong> den Menschen in unseren Unternehmen.<br />

Gäbe es eine allgemeingültige Formel auf die Motivationsfrage, dann wären die sage<br />

<strong>und</strong> schreibe r<strong>und</strong> 9000 neuen Management- <strong>und</strong> Motivationstheorien, die die<br />

Managementgurus in den letzten beiden Jahrzehnten weltweit unters Volk gestreut<br />

haben, komplett überflüssig. Ein Teil selbiger ist es auch so.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Damen</strong> <strong>und</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

auch wenn es also keine allgemeingültige Formel für die Motivationsfrage gibt, so<br />

gibt es dennoch einige w<strong>ich</strong>tige Erkenntnisse, die s<strong>ich</strong> im Verlauf vieler Jahre<br />

wissenschaftl<strong>ich</strong>er Forschung herauskristallisiert haben <strong>und</strong> die s<strong>ich</strong> in der<br />

betriebl<strong>ich</strong>en Praxis als r<strong>ich</strong>tig <strong>und</strong> erfolgre<strong>ich</strong> erwiesen haben.<br />

2


So ist einerseits hinre<strong>ich</strong>end bekannt, dass Bedingungen wie ein ergonomisch<br />

gestalteter Arbeitsplatz, die Mögl<strong>ich</strong>keiten der persönl<strong>ich</strong>en Qualifikation oder eine<br />

adäquate Bezahlung zu den Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für Arbeitszufriedenheit zählen.<br />

Dauerhafte Motivation können wir damit alleine aber noch n<strong>ich</strong>t erre<strong>ich</strong>en.<br />

Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der<br />

Unternehmensberatung Deep White, die s<strong>ich</strong> auf über 2000 Mitarbeiter in 33<br />

Unternehmen erstreckt, zeigte deutl<strong>ich</strong> auf, dass Leistungsanerkennung durch<br />

finanzielle Honorierung zu einseitig ist <strong>und</strong> nur kurze Motivationswirkung hat.<br />

Das w<strong>ich</strong>tigste Ergebnis der Untersuchung aber ist der in ihr aufgezeigte deutl<strong>ich</strong><br />

messbare Zusammenhang zwischen der gelebten Unternehmenskultur von<br />

Unternehmen <strong>und</strong> dem erre<strong>ich</strong>ten Unternehmenserfolg. Ein Viertel des<br />

Geschäftserfolges von Unternehmen können der Studie zufolge mit der gelebten<br />

Wertekultur am Arbeitsplatz erklärt werden.<br />

Das ist ein beeindruckender Wert, der auch verdeutl<strong>ich</strong>t, welche Potentiale wir in den<br />

Unternehmen mit einer gelebten Werte- <strong>und</strong> Unternehmenskultur <strong>und</strong> der damit<br />

mögl<strong>ich</strong>en Freisetzung von Motivationspotentialen noch erschließen können.<br />

Vor einigen Jahren wurde in der n<strong>ich</strong>t unumstrittenen Gallup-Studie ermittelt, dass<br />

als Folge fehlender Motivation bei den Mitarbeitern in den deutschen Unternehmen<br />

ein Schaden von deutl<strong>ich</strong> über 200 Milliarden Euro–was in etwa dem gesamten<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt im Jahr 2003 entsprach - entstehen würde. Auch diese Zahl<br />

verdeutl<strong>ich</strong>t die Bedeutung, die der aktuellen Motivationsdiskussion beizumessen ist.<br />

Die Untersuchung der Universität St. Gallen offenbart auch, dass die Arbeitswelt in<br />

deutschen Unternehmen insgesamt durch zu „harte Werte“ wie Macht,<br />

Verantwortung <strong>und</strong> Hierarchie geprägt sind. So ist ein großer Teil der Mitarbeiter<br />

zwar bereit, aus Verantwortung <strong>und</strong> Pfl<strong>ich</strong>tgefühl heraus mehr als nötig für den Erfolg<br />

der Firma zu tun. Doch der weit verbreitete hohe persönl<strong>ich</strong>e Einsatz aus<br />

3


Pfl<strong>ich</strong>tgefühl ist deutl<strong>ich</strong> weniger erfolgversprechend als der Einsatz aus eigener<br />

Motivation <strong>und</strong> der Selbstverwirkl<strong>ich</strong>ung in der Arbeit.<br />

Als <strong>sehr</strong> schädl<strong>ich</strong> für die Unternehmenskultur wird die tradierte Führung mittels<br />

Anweisung <strong>und</strong> Kontrolle bewertet.<br />

Dies deckt s<strong>ich</strong> auch mit unseren eigenen Erfahrungen. Denn Motivation setzt<br />

Eigenverantwortung <strong>und</strong> Identifikation mit den übertragenen Aufgaben voraus. Und<br />

dies erre<strong>ich</strong>en wir am ehesten, indem wir Ziele mit unseren Mitarbeitern vereinbaren,<br />

deren Erfüllung in die Eigenverantwortung der Mitarbeiter legen, <strong>und</strong> die Mitarbeiter<br />

unmittelbar am Erfolg des eigenen Handelns beteiligen. Wir selbst haben das für<br />

unser Haus vor acht Jahren mit der bankweiten Einführung modernen<br />

Zielvereinbarungssysteme in unserer Bank umgesetzt.<br />

Als <strong>sehr</strong> erfolgre<strong>ich</strong> werden in der Studie des weiteren diejenigen<br />

Unternehmenskulturen beschrieben, die den Mitarbeitern eine klare Vision des<br />

Unternehmens vermitteln, Selbstverwirkl<strong>ich</strong>ung im Arbeitsprozess ermögl<strong>ich</strong>en <strong>und</strong><br />

Eigeninitiative fördern.<br />

Als <strong>sehr</strong> positiv für die Unternehmenskultur wird auch das Thema<br />

„Chancengle<strong>ich</strong>heit“ für Frauen <strong>und</strong> Männer im Unternehmen angesehen.<br />

Ein Handlungsfeld auf dem unser Haus über viele positive Erfahrungen verfügt. Denn<br />

wir engagieren uns seit über 15 Jahren <strong>sehr</strong> intensiv für die Chancengle<strong>ich</strong>heit<br />

zwischen Mann <strong>und</strong> Frau im Unternehmen. Die Verbesserung der Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf ist dabei ein Ansatzpunkt, um dieses Ziel zu erre<strong>ich</strong>en. Wir wurden<br />

als Unternehmen hierfür mehrfach–unter anderem als familienfre<strong>und</strong>l<strong>ich</strong>stes<br />

Unternehmen Deutschlands - ausgeze<strong>ich</strong>net.<br />

Dass s<strong>ich</strong> ein Engagement in diesen we<strong>ich</strong>en Themen auch wirtschaftl<strong>ich</strong> rechnet,<br />

das konnten wir vor einigen Jahren auf eindrucksvolle Art <strong>und</strong> Weise unter Beweis<br />

stellen.<br />

4


So haben wir 1999 unseren Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern u.a. das Angebot eines<br />

sog. Notfallkindergartens–wir nennen die Einr<strong>ich</strong>tung „Kids & Co.“ - unterbreitet.<br />

Es handelt s<strong>ich</strong> dabei um eine Kinderbetreuungseinr<strong>ich</strong>tung, die s<strong>ich</strong> darauf<br />

spezialisiert hat, Kinder in Notsituationen wie zum Beispiel beim Ausfall der<br />

Tagesmutter, bei den Betriebsferien des Kindergartens oder auch tragischen<br />

Ereignissen wie z.B. die schwere Erkrankung eines Elternteiles zu betreuen.<br />

Eine Studie, die wir zur Nutzung dieser Einr<strong>ich</strong>tung beim Deutschen Jugendinstitut in<br />

Auftrag gegeben hatten, hat gezeigt, dass wir durch dieses Angebot Kosten für<br />

Fehlzeiten bei den Mitarbeitern vermeiden konnten, die die Kosten der Einr<strong>ich</strong>tung<br />

selbst um mehr das Dreifache überstiegen.<br />

Andere Aspekte wie z.B. ein stressfreieres <strong>und</strong> konzentrierteres Arbeiten der Eltern,<br />

die ihre Kinder gut betreut wissen, der positiven Imagegewinn oder die positive<br />

Wirkung <strong>und</strong> R<strong>ich</strong>tung Wertekultur sind dabei noch gar n<strong>ich</strong>t berücks<strong>ich</strong>tigt.<br />

Mit diesen <strong>und</strong> vielen weiteren Angeboten, mit denen wir „Familienfre<strong>und</strong>l<strong>ich</strong>keit“ als<br />

ein wesentl<strong>ich</strong>es kulturprägendes Element in unserem Unternehmen verankert<br />

haben, haben wir–das lehrt uns die Erfahrung <strong>und</strong> das bestätigt gle<strong>ich</strong>ermaßen die<br />

Studie aus St. Gallen - einen w<strong>ich</strong>tigen Beitrag für die Identifikation mit dem<br />

Unternehmen Commerzbank <strong>und</strong> für die Motivation der Mitarbeiter im Arbeitsprozess<br />

geleistet.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Damen</strong> <strong>und</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

die Studie der Universität St. Gallen beschreibt, dass Unternehmen, die den<br />

Mitarbeitern bei aller Leistungsorientierung keine Überschreitung der persönl<strong>ich</strong>en<br />

Grenzen abverlangen, erfolgre<strong>ich</strong>er sind als andere Unternehmen.<br />

Man könnte diese Aussage auch anders beschreiben, näml<strong>ich</strong>, dass Unternehmen,<br />

die s<strong>ich</strong>erstellen, dass ihre Mitarbeiter gesünder arbeiten, erfolgre<strong>ich</strong>er sind als<br />

andere Unternehmen.<br />

5


Und hier bin <strong>ich</strong> bei einem weiteren Wert in der Unternehmenskultur, der in der<br />

Zukunft–so meine persönl<strong>ich</strong>e Prognose–in den Unternehmen eine stark<br />

zunehmende Bedeutung als Erfolgsfaktor in der Wertekultur erfahren wird–das<br />

betriebl<strong>ich</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsmanagement.<br />

Diese von mir prognostizierte zunehmende Bedeutung des betriebl<strong>ich</strong>en<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagements korreliert mit den zunehmenden Anforderungen, die in<br />

der modernen Arbeitswelt an die Mitarbeiter gestellt werden.<br />

Dies gilt für die Finanzdienstleistungsbranche in besonderer Weise. Denn gerade in<br />

den zurückliegenden Jahren haben s<strong>ich</strong> bei den Banken - wie kaum in einer andere<br />

Branche–die Rahmenbedingungen so dramatisch geändert.<br />

Diese Veränderungen sind gekennze<strong>ich</strong>net durch die Globalisierung der<br />

Finanzmärkte, die Fortschritte in der Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie<br />

<strong>und</strong> einen an Schärfe immer stärker zunehmenden Verdrängungswettbewerb.<br />

Die massiven Mitarbeiterentlassungen zu Beginn des neuen Jahrtausends (bei der<br />

Commerzbank waren es 7000 von 34000 Mitarbeitern <strong>und</strong> das binnen zwei Jahren)<br />

veranschaul<strong>ich</strong>en die Dramatik dieses Prozesses.<br />

In diesem Umfeld haben die Anforderungen <strong>und</strong> Belastungen an die Mitarbeiter<br />

deutl<strong>ich</strong> erkennbar zugenommen. Eine kontinuierl<strong>ich</strong> steigende Komplexität,<br />

steigende Anforderungen an die Flexibilität der Mitarbeiter, Arbeitsverd<strong>ich</strong>tung,<br />

steigende Mobilitätsanforderungen, Informationsüberflutung <strong>und</strong> der von vielen<br />

Mitarbeitern im Zuge von Filialschließungen <strong>und</strong> Personalabbau erlebte Verlust an<br />

Stabilität <strong>und</strong> S<strong>ich</strong>erheit stellen neue Belastungs- <strong>und</strong> Beanspruchungsmuster dar,<br />

wie sie die Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen so in der Vergangenheit n<strong>ich</strong>t erlebt<br />

haben. Dass mit diesen neuen psychischen Belastungsfaktoren auch negative<br />

ges<strong>und</strong>heitl<strong>ich</strong>e Folgen verb<strong>und</strong>en sein können, liegt auf der Hand.<br />

Mit einem modernen Ges<strong>und</strong>heitsmanagement, das speziell auch die psychischen<br />

Belastungen der Arbeitswelt erfasst, wollen wir als Commerzbank an dieser Stelle<br />

6


gegen wirken. Im Mittelpunkt geht es darum, Maßnahmen zu entwickeln, die helfen<br />

sollen, dass ges<strong>und</strong>heitl<strong>ich</strong>e Probleme mögl<strong>ich</strong>st erst gar n<strong>ich</strong>t entstehen.<br />

Die Belastungen, die etwa durch die zunehmende Arbeitsverd<strong>ich</strong>tung oder die<br />

Kommunikationsüberflutung entstehen, können wir n<strong>ich</strong>t wegnehmen. Wir können<br />

personalseitig aber unsere Mitarbeiter/innen dabei unterstützen, mit den Belastungen<br />

besser umzugehen. Dies tun wir zum Beispiel inzwischen mit dem Angebot<br />

professioneller Stressmanagementseminare.<br />

Unser Ges<strong>und</strong>heitsprogramm umfasst daneben eine weite Palette<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>ster Angebote, die von Gefährdungsanalysen am Arbeitsplatz über<br />

verschiedenste Angebote der Ges<strong>und</strong>heitsprävention, Fehlzeiten- oder<br />

Suchtmanagement, der aktiven <strong>und</strong> offenen Auseinandersetzung mit dem Phänomen<br />

Mobbing bis hin zur Krisenintervention bei persönl<strong>ich</strong>en Lebenskrisen unserer<br />

Mitarbeiter durch die Sozialarbeiter <strong>und</strong> Arbeitspsychologen, mit denen wir seit<br />

einigen Jahren <strong>sehr</strong> erfolgre<strong>ich</strong> zusammenarbeiten.<br />

An einem konkreten Beispiel aus dem letztgenannten Bere<strong>ich</strong>–der Intervention in<br />

persönl<strong>ich</strong>en Lebenskrisen–möchte <strong>ich</strong> einmal darstellen, wie stark unsere<br />

Aktivitäten in diesem Handlungsfeld auf die Wertekultur als Erfolgsfaktor für<br />

Identifikation <strong>und</strong> Motivation wirken.<br />

Es geht in dem Beispiel um einen Fall extremer häusl<strong>ich</strong>er Gewalt. Früh morgens<br />

betrat eine 17-jährige Auszubildende mit <strong>sehr</strong> starken körperl<strong>ich</strong>en Verletzungen eine<br />

unserer Filialen. Es ging dabei um häusl<strong>ich</strong>e Gewalt innerhalb der Familie. Neben<br />

den in solchen Fällen übl<strong>ich</strong>en Schritten–wie z.B. der Einschaltung der zuständigen<br />

Behörden–haben wir unsere für die Region zuständige Sozialarbeiterin beauftragt,<br />

die Auszubildende so lange zu begleiten, bis sie über das traumatische Ereignis<br />

hinweggekommen ist <strong>und</strong> sie gestärkt ihre Ausbildung fortsetzen kann. Nach<br />

mehreren Monaten konnten wir so das Mädchen wieder auf einen ges<strong>ich</strong>erten Weg<br />

in ein weiterhin eigenständiges Berufs- <strong>und</strong> Privatleben führen.<br />

Im Zusammenhang mit diesem Vorfall haben wir einen Brief von fünf Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern aus der betroffenen Filiale erhalten.<br />

7


Ich zitiere aus diesem an uns–den Zentralen Stab Personal - ger<strong>ich</strong>teten Schreiben:<br />

„. Wir bedanken uns noch einmal für das Engagement des ZENTRALEN STABES<br />

PERSONAL. Wir sind von der Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> der übernommenen<br />

Verantwortung zutiefst beeindruckt. Wir müssen zugestehen, dass uns die<br />

Handlungsweise der Bank <strong>sehr</strong> verblüfft hat <strong>und</strong> uns unseren Arbeitgeber - bei dem<br />

ansonsten in letzter Vergangenheit oft eher problematischen Auftreten der Bank in<br />

Sachen Personal - in neuem L<strong>ich</strong>t präsentiert … .<br />

Ich meine dieses Beispiel verdeutl<strong>ich</strong>t <strong>sehr</strong> anschaul<strong>ich</strong>, wie gelebte Wertekultur in<br />

einem Unternehmen entsteht, die - so sagt es uns auch St. Gallen–im Hinblick auf<br />

den wirtschaftl<strong>ich</strong>en Erfolg des Unternehmens gar n<strong>ich</strong>t hoch genug bewertet werden<br />

kann.<br />

N<strong>ich</strong>t umsonst haben wir als Projekttitel für unser betriebl<strong>ich</strong>es<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement bewusst den doppeldeutigen Begrif „ProFit“ gewählt. Er<br />

steht für die Erkenntnis, dass es bei der Ges<strong>und</strong>heitsförderung auf der einen Seite<br />

um die Fitness spr<strong>ich</strong> um die Ges<strong>und</strong>heit der Mitarbeiter geht <strong>und</strong> auf der anderen<br />

Seite um die Wechselbeziehungen zwischen Ges<strong>und</strong>heit, Leistungsfähigkeit,<br />

Unternehmenskultur <strong>und</strong> die Motivation der Mitarbeiter als wesentl<strong>ich</strong>er Garant für<br />

wirtschaftl<strong>ich</strong>en Erfolg - spr<strong>ich</strong> für Profit.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

bevor <strong>ich</strong> zum Schluss komme möchte <strong>ich</strong> an dieser Stelle noch auf ein besonderes<br />

Ereignis des heutigen Tages hinweisen, das den meisten unter Ihnen wahrscheinl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t bekannt sein dürfte.<br />

Wir begehen heute am 3. November das sechste mal in Folge den von der Uno ins<br />

Leben gerufenen ofizielen „Weltmännertag“. Was die Frauen seit 100 Jahren am 8.<br />

März tun, machen die Männer jetzt am 3. November.<br />

8


<strong>Meine</strong> <strong>sehr</strong> <strong>geehrten</strong> <strong>Herren</strong>,<br />

an diesem Tag schulden die Frauen uns Männern besondere Aufmerksamkeit <strong>und</strong><br />

Fürsorge. Ich wollte es n<strong>ich</strong>t versäumt haben, ihnen dies als nützl<strong>ich</strong>en Hinweis für<br />

den späteren Abend zu Hause mit auf den Weg zu geben. Doch der Weltmännertag<br />

hat n<strong>ich</strong>t nur diesen einen positiven <strong>und</strong> eher humoristischen Aspekt.<br />

Der Weltmännertag steht auch für eine Aussage, die speziell uns Männer zum<br />

Nachdenken anregen sollte. Mit ihm wird darauf hingewiesen, dass Männer eine um<br />

sechs Jahre kürzere Lebensdauer haben als Frauen. Und es wird darauf<br />

hingewiesen, dass dies n<strong>ich</strong>t genetisch bedingt ist, sondern ganz eng damit<br />

zusammenhängt, dass Männer s<strong>ich</strong>–im Gegensatz zu den Frauen–n<strong>ich</strong>t<br />

ausre<strong>ich</strong>end um ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit kümmern.<br />

Wer s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t ausre<strong>ich</strong>end um seine eigene Ges<strong>und</strong>heit kümmert, der wird s<strong>ich</strong> in<br />

verantwortl<strong>ich</strong>er Position–z.B. als Führungskraft–auch n<strong>ich</strong>t erfolgre<strong>ich</strong> für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Mitarbeiter einsetzen können. Damit aber wird uns Männern–so<br />

sagt es uns St. Gallen–der wirtschaftl<strong>ich</strong>e Erfolg verwehrt bleiben.<br />

Ein Punkt im Bere<strong>ich</strong> der Mitarbeiterführung, bei dem die Frauen uns wohl etwas<br />

voraus haben.<br />

Ich glaube aber es ist auch im Sinne der Frauen, wenn wir Männer an dieser Stelle<br />

so schnell als mögl<strong>ich</strong> aufholen.<br />

In diesem Sinne wünsche <strong>ich</strong> Ihnen meine <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> natürl<strong>ich</strong> auch Ihnen, meine <strong>sehr</strong><br />

verehrten <strong>Damen</strong> die allerbeste Ges<strong>und</strong>heit, komme damit zum Schluss <strong>und</strong> bedanke m<strong>ich</strong><br />

<strong>sehr</strong> herzl<strong>ich</strong> für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

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