Der SF-36 im Bundes-Gesundheits- Survey – Möglichkeiten und ...
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WEITERE THEMEN<br />
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />
<strong>Survey</strong> <strong>–</strong> <strong>Möglichkeiten</strong> <strong>und</strong><br />
Anforderungen der Nutzung auf der<br />
Bevölkerungsebene<br />
M. Radoschewski, B.-M. Bellach<br />
Robert Koch-Institut, Berlin<br />
S191<br />
Zusammenfassung: <strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen ist als Instrument<br />
zur Messung von Therapieerfolgen mittels subjektiver Einschätzung<br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogener Lebensqualität durch Patientengruppen<br />
konzipiert <strong>und</strong> international anerkannt. Inwieweit<br />
sich dieses Instrument auch eignet, um den subjektiven<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustand auf Bevökerungsebene zu messen<br />
sowie Veränderungen in periodischen Querschnittserhebungen<br />
abzubilden, ist noch umstritten. <strong>Der</strong> Einsatz des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>survey 1998 bei gleichzeitiger Erfassung<br />
anderer ges<strong>und</strong>heitlich relevanter Parameter ermöglicht eine<br />
tiefergehende Untersuchung der Eigenschaften dieses Instruments.<br />
Es wird ein Versuch der Modellierung des Zusammenhangs<br />
zwischen Alter, Sozialschichtzugehörigkeit, Morbidität<br />
<strong>und</strong> Inanspruchnahmeverhalten unternommen.<br />
Schlüsselwörter: <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>–</strong> Lebensqualität <strong>–</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>survey<br />
<strong>–</strong> Sozialschicht <strong>–</strong> GLIM<br />
The <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> Questionnaire in the German National Health<br />
Interview and Examination <strong>Survey</strong> <strong>–</strong> Chances and Demands to<br />
be Made on the Usefullness for the Population: The <strong>SF</strong>-<strong>36</strong><br />
Questionnaire is an internationally accepted instrument for<br />
measuring therapeutic success by subjective assessment of<br />
health-related quality of life, done by patient groups. It remains<br />
to be seen to what extent this instrument is suitable for<br />
measuring the subjective health status of population groups<br />
or changes thereof. The answers to the <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> Questionnaire in<br />
the German National Health Examination and Interview <strong>Survey</strong><br />
together with information about other health parameters<br />
allow deeper evaluation of the features of this instrument. A<br />
new approach to establishing a model revesling the association<br />
between age, social status, morbidity and the <strong>SF</strong>-<strong>36</strong><br />
Scales is discussed.<br />
ternational vergleichbare Ergebnisse liefernden, generischen<br />
Instrument zur Messung des subjektiven <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustandes<br />
bzw. der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL <strong>–</strong><br />
Health Related Quality of Life) geworden [Stadnyk et al. 1998;<br />
McDowell et al. 1996]. Er wird hinsichtlich seiner psychometrischen<br />
Qualität <strong>und</strong> Ökonomie als das international<br />
führende Meßinstrument bezeichnet [Bullinger 1996]. Die<br />
Sensitivität der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ensionen für Veränderungen in<br />
Patientenpopulationen ist nachgewiesen [Bullinger 1996;<br />
Bullinger et al. 1998]; für best<strong>im</strong>mte Erkrankungen wird ihm<br />
die höchste Veränderungssensitivität unter vergleichbaren<br />
generischen Maßen bescheinigt [Beaton et al. 1997]. Die Wirkung<br />
chronischer Erkrankungen auf die Indizes des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> ist<br />
insbesondere in der älteren Bevölkerung deutlich [Kempen et<br />
al. 1997; Kempen et al. 1998; Lamb 1997].<br />
Die Messung <strong>und</strong> Beurteilung von Veränderungen auf Bevölkerungsebene<br />
in periodischen Querschnittsuntersuchungen<br />
mit Hilfe des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> ist jedoch, über das mehr deskriptive „Assessment“<br />
hinaus, wenig untersucht. In Längsschnittstudien<br />
auf Bevölkerungsebene ist seine Sensitivität für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Veränderungen offenbar gegeben [Hemingway et al.<br />
1997]. Auch in diesen Untersuchungen fungierte die mit dem<br />
<strong>SF</strong>-<strong>36</strong> ermittelte ges<strong>und</strong>heitsbezogene Lebensqualität jedoch<br />
<strong>im</strong>mer als Maß, Parameter bzw. als Resultante von „Medical<br />
Outcome“.<br />
Manche Autoren halten die gebräuchlichsten HRQOL-Maße<br />
generell für ein ges<strong>und</strong>heitliches Monitoring auf Bevölkerungsebene<br />
für weniger geeignet [Ebrah<strong>im</strong> 1995], für andere<br />
resultieren ernstzunehmende Interpretationsprobleme u. a.<br />
aus der Konstruktion der Maße selbst, da subjektive Werte<br />
<strong>und</strong> Einstellungen eine analytisch schwer abzugrenzende eigene<br />
Dynamik aufweisen [Allison et al. 1997].<br />
Key words: <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> Questionnaire <strong>–</strong> Life Quality <strong>–</strong> German National<br />
Health Interview and Examination <strong>Survey</strong> <strong>–</strong> Social Status<br />
<strong>–</strong> GLIM.<br />
Einleitung<br />
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Questionnaire ist inzwischen zum sicher weitverbreitetsten<br />
<strong>und</strong> meisterprobten, auf jeweilige nationale<br />
Bedingungen angepaßten <strong>und</strong> nicht zuletzt auch deshalb in-<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 S191<strong>–</strong>S199<br />
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York<br />
Material <strong>und</strong> Methoden<br />
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen enthält acht Konzepte/D<strong>im</strong>ensionen/<br />
Skalen sowie die Bewertung der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>tendenz in insgesamt<br />
<strong>36</strong> Items (siehe Tab. 1). Er mißt dabei, wie alle HRQOL-<br />
Instrumente, in Erweiterung des klassischen medizinischen<br />
Krankheitskonzeptes vor allem die Folgen von Ges<strong>und</strong>heit<br />
oder Krankheit, operationalisiert in ihren Auswirkungen, auf<br />
die subjektiv erlebte physische <strong>und</strong> psychische Funktionsfähigkeit<br />
auf individueller <strong>und</strong> sozialer Ebene.<br />
Für die Auswertung werden, nach einheitlicher Polarisierung<br />
der Items durch Umkodierung, additiv die rohen Punktsummen<br />
der D<strong>im</strong>ensionen ermittelt <strong>und</strong> in Skalenspannen von 0<br />
Beitrag: 371.fm<br />
Ausdruck vom 25.5.00
S192 <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 M. Radoschewski, B.-M. Bellach<br />
Tab. 1 Aufbau <strong>und</strong> Konzepte des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> (nach: Bullinger/Kirchberger(1997)<br />
D<strong>im</strong>ensions-<br />
Abk. Konzept/D<strong>im</strong>ension Items Skala stufen spanne<br />
KÖFU Körperliche Funktionsfähigkeit (Mobilität/ADL) 10 1 bis 3 21 10 bis 30<br />
KÖRO Körperliche Rollenfunktion (Allg. Indik. reduz. Leist.fähigk.) 4 1 bis 2 5 4 bis 8<br />
SCHM Körperliche Schmerzen (Schmerzint./funktion. Wirkungen) 2 1 bis 6; 1 bis 5 11 2 bis 12<br />
AGES Allgemeine Ges<strong>und</strong>heit (<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>perzeption/Vergleich) 5 1 bis 5 21 5 bis 25<br />
VITA Vitalität (Polarität: Elan <strong>–</strong> Müde) 4 1 bis 6 21 4 bis 24<br />
SOFU Soziale Funktionsfähigkeit (Wirk. auf Einschränk. sozial. Kontakte) 2 1 bis 5 9 2 bis 10<br />
EMRO Emotionale Rollenfunktion (Allg. Indik. reduz. Leist.fähigk.) 3 1 bis 2 4 3 bis 6<br />
PSYC Psychisches Wohlbefinden (Emotion.Gr<strong>und</strong>st<strong>im</strong>mungen) 5 1 bis 6 26 5 bis 30<br />
TEND Veränderung der Ges<strong>und</strong>heit (Tendenz <strong>–</strong> Vorjahr/heute) 1 1 bis 5 5 1 bis 5<br />
<strong>36</strong> Gesamt<br />
bis 100 transformiert, um das unterschiedliche Staging der<br />
D<strong>im</strong>ensionen in einem einheitlich d<strong>im</strong>ensionierten, leichter<br />
vergleichbaren Skalen-Profil auszudrücken (die D<strong>im</strong>ensionsskalen<br />
sind, wie die Skalen der zugr<strong>und</strong>eliegenden Items<br />
selbst, Ordinalskalen mit diskreten Meßwerten). Ausführliche<br />
Darstellungen zur Methodik finden sich <strong>im</strong> Handbuch zur<br />
deutschen Version des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> [Bullinger et al. 1995; Bullinger<br />
et al. 1998], nach dessen Vorgaben auch die <strong>im</strong> weiteren vorgestellten<br />
Ergebnisse berechnet wurden. Die <strong>im</strong> folgenden<br />
verwendeten Daten sind Ergebnis der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Erhebung bei<br />
6964 Probanden des <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>surveys 1998 (s.<br />
auch [Ellert et al. 1999]). Es wurden dabei die auf die Bevölkerungsstruktur<br />
der <strong>B<strong>und</strong>es</strong>republik 1998 gewichteten Werte<br />
(Thefeld, Stolzenberg, Bellach 1999, in diesem Heft) verwendet,<br />
sofern sie nicht explizit als ungewichtet ausgewiesen<br />
wurden.<br />
Mit der über Bevölkerungsstichproben erfolgten Normierung<br />
des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> in Deutschland 1994 <strong>und</strong> der Erhebung <strong>im</strong> Rahmen<br />
des <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>surveys 1998 stehen nunmehr zwei<br />
Datenkörper zur Verfügung, die neben deskriptiv-vergleichenden<br />
Analysen der mit diesem Instrument gemessenen<br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität in der deutschen Bevölkerung<br />
auch eingehendere Überprüfungen seiner Meßeigenschaften<br />
auf der Bevölkerungsebene ermöglichen. Zudem<br />
sind Erkenntnisse zur epidemiologisch-analytischen Wertigkeit<br />
des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Instruments für die Messung der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />
Lebensqualität bzw. der subjektiven Ges<strong>und</strong>heit<br />
selbst, ihrer so gemessenen Verteilung <strong>und</strong> Veränderung in<br />
der Bevölkerung sowie deren Determinanten oder auch zu<br />
Arith.Mittel in % (gew.)<br />
100,00<br />
90,00<br />
80,00<br />
70,00<br />
60,00<br />
50,00<br />
88,19<br />
82,77<br />
85,54<br />
79,22<br />
71,03<br />
63,86<br />
Frauen<br />
Männer<br />
66,83<br />
66,04<br />
62,57<br />
57,60<br />
88,63<br />
84,24<br />
91,58<br />
86,74<br />
KÖFU KÖRO SCHM AGES VITA SOFU EMRO PSYC<br />
Skala<br />
75,21<br />
69,85<br />
Abb. 1 <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Profile der deutschen Bevölkerung (18 bis < 80 Jahre)<br />
1998 <strong>–</strong> nach Geschlecht.<br />
möglichen prädiktiven Eigenschaften zu erwarten. Hier soll<br />
dazu nur ein erster Schritt erfolgen, der die Meßeigenschaften<br />
<strong>und</strong> die Differenzierungsfähigkeit des Instruments auf der Bevölkerungsebene<br />
betrifft. Die vorgestellten Ergebnisse sind<br />
unter diesem Aspekt ausgewählte Beispiele.<br />
Ergebnisse<br />
Die Verteilungen der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Skalen auf der Bevölkerungsebene<br />
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen ist pr<strong>im</strong>är ein Profilmaß, welches ein<br />
über die acht Skalen (Abb. 1) abgebildetes HRQOL-Profil erzeugt<br />
(wenngleich inzwischen auch die Möglichkeit der Reduktion<br />
auf zwei aggregierte Summenskalen ausgewiesen ist<br />
[Bullinger et al. 1998]). Wird dieses Profil in einer Patientenoder<br />
Untersuchungspopulation vor <strong>und</strong> nach dem Einsatz von<br />
therapeutischen, rehabilitativen oder anderen kontrolliert intervenierenden<br />
Maßnahmen ermittelt, so genügt der prüfende<br />
Profilvergleich, um deren Wirksamkeit einschätzen zu<br />
können. Eine weiter differenzierende Analyse der jeweiligen<br />
Verteilungen in den Einzelskalen oder Profilen erübrigt sich<br />
zumeist. Wird der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> jedoch als Maß der subjektiven Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> der HRQOL auf Bevölkerungsebene verwendet,<br />
so interessiert natürlich, wie diese Variablen in der Bevölkerung<br />
verteilt sind <strong>und</strong> wovon diese Verteilungen best<strong>im</strong>mt<br />
werden. Das Maß muß demnach auch wesentlich erweiterten<br />
analytischen Anforderungen <strong>und</strong> Funktionen genügen.<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen zeigen 1998 (charakterisiert durch die<br />
Mittelwerte der Skalenscores bei Opt<strong>im</strong>alwerten von 100 %)<br />
über alle Altersgruppen hinweg erwartungsgemäß deutliche<br />
Unterschiede <strong>im</strong> Skalenprofil, sind sich in der globalen Bewertung<br />
ihrer Ges<strong>und</strong>heit (Skala-AGES) allerdings recht ähnlich<br />
(Abb. 1 <strong>und</strong> 2). Die Profile weisen aber zugleich auch auf<br />
offensichtlich erhebliche Verteilungsunterschiede der Einzelskalen<br />
in der erwachsenen Bevölkerung hin. In der emotionalen<br />
Rollenfunktion <strong>und</strong> sozialen Funktionsfähigkeit sind<br />
nur geringe Beeinträchtigungen durch den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustand<br />
zu verzeichen, die Vitalität wird hingegen als am deutlichsten<br />
eingeschränkt erlebt. Im Altersgang verstärken sich<br />
die Einschränkungen insbesondere in den Skalen körperliche<br />
Funktionsfähigkeit, körperliche Rollenfunktion, körperliche<br />
Schmerzen <strong>und</strong> allgemeine Ges<strong>und</strong>heit, die Vitalität bleibt auf<br />
niedrigerem Level, während auch <strong>im</strong> höheren Alter soziale<br />
Funktionsfähigkeit, emotionale Rollenfunktion <strong>und</strong> psychische<br />
Befindlichkeit deutlich geringer beinträchtigt sind. Die<br />
Skalen unterscheiden sich offensichtlich in ihrer „Sensitivität“<br />
Beitrag: 371.fm<br />
Ausdruck vom 25.5.00
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<strong>Survey</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 S193<br />
100,00<br />
90,00<br />
F 20 -
S194 <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 M. Radoschewski, B.-M. Bellach<br />
Kumulierte Häufigkeit in %<br />
Abb. 5 Kumulierte Skalenwertverteilungen der D<strong>im</strong>ension KÖFU <strong>–</strong><br />
Frauen 1998.<br />
Häufigkeit in %<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
20 <strong>–</strong>
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<strong>Survey</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 S195<br />
Tab. 3 Verallgemeinerte lineare Modelle (GLIM) für den Zusammenhang zwischen den Einzelskalen des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>und</strong> Alter, sozialer Schicht sowie regionaler<br />
Zugehörigkeit der Probanden: Schätzung der Koeffizienten <strong>und</strong> erklärte Varianz<br />
KÖFU KÖRO SCHM AGES VITA SOFU EMRO PSYC<br />
Männer<br />
Schicht<br />
Unterschicht <strong>–</strong>8,53* <strong>–</strong>8,87* <strong>–</strong>3,43* <strong>–</strong>7,43* <strong>–</strong>3,21* <strong>–</strong>6,88* <strong>–</strong>4,74* <strong>–</strong>4,33*<br />
Mittelschicht <strong>–</strong>6,09* <strong>–</strong>7,06* <strong>–</strong>3,75* <strong>–</strong>5,<strong>36</strong>* <strong>–</strong>1,88* <strong>–</strong>7,23* <strong>–</strong>3,50* <strong>–</strong>3,95*<br />
Oberschicht <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Alter (in Jahren) <strong>–</strong>0,49* <strong>–</strong>0,49* <strong>–</strong>0,09* <strong>–</strong>0,<strong>36</strong>* <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0,34 <strong>–</strong>0,14* <strong>–</strong>0,03*<br />
Region<br />
West <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Ost <strong>–</strong>0,96 <strong>–</strong>1,53 <strong>–</strong>2,94* <strong>–</strong>0,16* <strong>–</strong>2,02* <strong>–</strong>2,47* <strong>–</strong>3,34* <strong>–</strong>1,14<br />
R 2 <strong>–</strong>0,19 <strong>–</strong>0,07 <strong>–</strong>0,02 <strong>–</strong>0,11 <strong>–</strong>0,01 <strong>–</strong>0,06 <strong>–</strong>0,02 <strong>–</strong>0,01<br />
Frauen<br />
Schicht<br />
Unterschicht <strong>–</strong>6,87* <strong>–</strong>2,16 <strong>–</strong>4,17* <strong>–</strong>6,20* <strong>–</strong>5,58* <strong>–</strong>1,41 <strong>–</strong>4,95* <strong>–</strong>4,31*<br />
Mittelschicht <strong>–</strong>2,41* <strong>–</strong>1,37 <strong>–</strong>2,49* <strong>–</strong>2,86* <strong>–</strong>2,54* 0,08 <strong>–</strong>3,16* <strong>–</strong>2,34*<br />
Oberschicht <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Alter (in Jahren) <strong>–</strong>0,58* <strong>–</strong>0,50* <strong>–</strong>0,06* <strong>–</strong>0,31* <strong>–</strong>0,01 <strong>–</strong>0,24* <strong>–</strong>0,11* <strong>–</strong>0,02<br />
Region<br />
West <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Ost <strong>–</strong>0,31 <strong>–</strong>3,435* <strong>–</strong>3,20* <strong>–</strong>0,23 <strong>–</strong>1,88* <strong>–</strong>1,<strong>36</strong> <strong>–</strong>1,80 <strong>–</strong>2,02*<br />
R 2 <strong>–</strong>0,22 <strong>–</strong>0,06 <strong>–</strong>0,01 <strong>–</strong>0,10 <strong>–</strong>0,01 <strong>–</strong>0,03 <strong>–</strong>0,01 <strong>–</strong>0,01<br />
* signifikant mit p
S196 <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 M. Radoschewski, B.-M. Bellach<br />
Tab. 4 <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>–</strong> Profile nach prävalenten Krankheiten 1998<br />
<strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ension Frauen, prävalente Krankheiten Männer, prävalente Krankheiten<br />
mindest. 1 Krh. in keine Krh. mindest. 1 Krh. in keine Krh.<br />
letzt. 4 Wochen letzt. 12 Monate letzt. 12 Monate letzt. 4 Wochen letzt. 12 Monate letzt. 12 Monate<br />
KÖFU 78,20 92,07 92,79 82,95 95,16 95,33<br />
KÖRO 71,77 88,50 87,12 78,24 94,06 94,<strong>36</strong><br />
SCHM 58,84 71,59 76,01 63,61 77,25 82,14<br />
AGES 62,34 72,12 74,77 61,83 72,62 73,88<br />
VITA 55,55 60,98 62,44 59,82 65,09 66,61<br />
SOFU 82,08 88,37 89,11 85,94 91,52 92,47<br />
EMRO 84,02 91,01 93,29 88,49 94,50 96,12<br />
PSYC 68,09 72,72 74,01 73,19 77,68 78,01<br />
strument zur Messung der Auswirkung von Krankheit auf best<strong>im</strong>mte<br />
Komponenten der Lebensqualität. Die gleichzeitige<br />
Kontrolle für Alter, Geschlecht, Schicht- <strong>und</strong> Regionalzugehörigkeit<br />
macht deutlich, daß Krankheit in den letzten vier Wochen<br />
in diesem Modell durchgängig der Einfluß ist, der ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />
Lebensqualität verändert. Dennoch bleiben<br />
Schichtdifferenzierung, Alterseinfluß <strong>und</strong> Ost-West-<br />
Unterschiede erhalten, wenn auch in leicht abgeschwächter<br />
Form. Damit erweist sich der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> durchaus als ein Instrument,<br />
das sensitiv für ges<strong>und</strong>heitliche Veränderungen auf Bevölkerungsebene<br />
ist. Die relative Stabilität über eine gewisse<br />
Zeit kann dann auch als ein Zeichen stabilerer Morbidität in<br />
einer Bevölkerung interpretiert werden. <strong>Der</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>survey<br />
bietet mit seinen zusätzlich zum <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> erfaßten vielfältigen<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>parametern noch viele <strong>Möglichkeiten</strong> für<br />
spezifischere <strong>und</strong> tiefergehende Untersuchungen.<br />
Zeitvergleich <strong>–</strong> Veränderungssensitivität<br />
Obgleich in einem Zeitraum von nur vier Jahren entscheidende<br />
Veränderungen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustandes <strong>und</strong> auch<br />
des subjektiven <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustandes auf Bevölkerungsebene<br />
eher nicht zu erwarten sind, ist ein Vergleich aus<br />
methodischen Gründen interessant, zeigt er doch, ob die zur<br />
Verfügung stehenden Daten in dieser Hinsicht überhaupt ergiebig<br />
sind. Die Unterschiede zwischen den 1994 <strong>und</strong> 1998<br />
gemessenen Werten der Ausprägung der <strong>SF</strong><strong>36</strong>-Profile in den<br />
vergleichbaren Altersbereichen sind eher moderat. Die<br />
Gr<strong>und</strong>struktur der Profile, die Relationen der D<strong>im</strong>ensionen<br />
zueinander, st<strong>im</strong>men weitgehend überein. <strong>Der</strong> Vergleich der<br />
in diesen Erhebungsjahren jeweils zu verzeichnenden Dekkeneffekte<br />
charakterisiert bereits die auch in den Mittelwertprofilen<br />
festzustellenden wesentlichen Differenzen (Abb. 7a<br />
<strong>SF</strong><strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ension / Jahr<br />
KÖFU-98<br />
KÖFU-94<br />
KÖRO-98<br />
KÖRO-94<br />
SCHM-98<br />
SCHM-94<br />
AGES-98<br />
AGES-94<br />
VITA-98<br />
VITA-94<br />
SOFU-98<br />
SOFU-94<br />
EMRO-98<br />
EMRO-94<br />
PSYC-98<br />
PSYC-94<br />
13,4<br />
12,4<br />
21,4<br />
20,0<br />
49,5<br />
45,8<br />
49,2<br />
Boden(0 Pkt.) Skala Decke(100 Pkt.)<br />
61,5<br />
68,4<br />
77,6<br />
Abb. 7a Boden- <strong>und</strong> Deckeneffekte der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ensionen <strong>–</strong> Frauen<br />
1994 <strong>und</strong> 1998.<br />
<strong>und</strong> 7b). Eine leichte Minderung dieser Anteile der nicht Beeinträchtigten<br />
<strong>im</strong> Jahre 1998 gegenüber 1994 ist zwar in nahezu<br />
allen D<strong>im</strong>ensionen <strong>und</strong> bei beiden Geschlechtern zu verzeichnen,<br />
in der D<strong>im</strong>ension Körperschmerz sind die Unterschiede<br />
allerdings gravierend.<br />
Prüft man die zeitlichen Veränderungen auf der Ebene von 5-<br />
Jahres-Altersgruppen bei beiden Geschlechtern, so ergeben<br />
sich (T-Test zur Prüfung der Mittelwertunterschiede/α =0,01)<br />
folgende beachtenswerte Unterschiede:<br />
<strong>–</strong> in den D<strong>im</strong>ensionen KÖFU, KÖRO, EMRO, SOFU <strong>und</strong> PSYC<br />
sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern lediglich einzelne,<br />
punktuelle Differenzen (sowohl Erhöhungen als<br />
auch Verminderungen gegenüber den Ergebnissen der<br />
99,0<br />
98,7<br />
99,1<br />
99,2<br />
98,4<br />
98,0<br />
0% 25% 50% 75% 100%<br />
79,3<br />
80,4<br />
Anteil der Frauen<br />
66,7<br />
67,9<br />
53,4<br />
49,3<br />
50,0<br />
37,4<br />
30,8<br />
21,7<br />
0,9<br />
1,1<br />
0,7<br />
0,5<br />
1,5<br />
1,9<br />
Tab. 5 <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>–</strong> Profile nach dem Zeitraum der letzten Arzt-Inanspruchnahme<br />
<strong>SF</strong><strong>36</strong> D<strong>im</strong>ension Frauen Männer<br />
Inanspruchnahme eines Arztes<br />
in den letzt. vor<br />
vor<br />
4 Wochen 1<strong>–</strong>3 Monaten 4<strong>–</strong>12 Monaten<br />
vor<br />
1<strong>–</strong>5 Jahren<br />
Inanspruchnahme eines Arztes<br />
in den letzt. vor<br />
vor<br />
4 Wochen 1<strong>–</strong>3 Monaten 4<strong>–</strong>12 Monaten<br />
vor<br />
1<strong>–</strong>5 Jahren<br />
KÖFU 76,69 86,54 91,26 92,82 80,99 89,73 93,22 95,21<br />
KÖRO 69,91 86,00 91,48 91,54 73,24 89,11 93,69 96,61<br />
SCHM 57,97 66,43 71,22 79,76 61,41 71,46 77,73 82,49<br />
AGES 61,66 68,44 72,18 73,59 60,96 67,00 70,84 74,20<br />
VITA 54,65 58,81 61,78 63,46 59,34 62,64 63,93 68,12<br />
SOFU 80,81 86,56 88,77 89,29 84,40 89,54 90,92 94,22<br />
EMRO 84,19 87,34 91,00 91,99 87,27 92,75 94,21 95,76<br />
PSYC 67,83 70,79 72,61 73,75 72,80 75,49 76,26 79,32<br />
Beitrag: 371.fm<br />
Ausdruck vom 25.5.00
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<strong>Survey</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 S197<br />
Tab. 6 Verallgemeinerte lineare Modelle (GLIM) für den Zusammenhang zwischen den Einzelskalen des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>und</strong> Alter, sozialer Schicht, regionaler<br />
Zugehörigkeit sowie den prävalenten Krankheiten der Probanden: Schätzung der Koeffizienten <strong>und</strong> erklärte Varianz<br />
KÖFU KÖRO SCHM AGES VITA SOFU EMRO PSYC<br />
Männer<br />
Schicht<br />
Unterschicht <strong>–</strong>7,92* <strong>–</strong>7,96* <strong>–</strong>2,94* <strong>–</strong>6,71* <strong>–</strong>2,77* <strong>–</strong>5,66* <strong>–</strong>4,23* <strong>–</strong>3,77*<br />
Mittelschicht <strong>–</strong>5,69* <strong>–</strong>6,44* <strong>–</strong>3,43* <strong>–</strong>4,89* <strong>–</strong>1,57* <strong>–</strong>6,46 <strong>–</strong>3,16* <strong>–</strong>3,03*<br />
Oberschicht <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Alter (in Jahren) <strong>–</strong>0,40* <strong>–</strong>0,<strong>36</strong>* <strong>–</strong>0,19* <strong>–</strong>0,25* <strong>–</strong>0,06* <strong>–</strong>0,16* <strong>–</strong>0,06* <strong>–</strong>0,05*<br />
Region<br />
West <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Ost <strong>–</strong>0,55 <strong>–</strong>1,27 <strong>–</strong>1,95* <strong>–</strong>0,35 <strong>–</strong>1,73* <strong>–</strong>1,55 <strong>–</strong>2,94* <strong>–</strong>0,74<br />
Mind. 1 Krankheit<br />
letzte 4 Wochen <strong>–</strong>7,49* <strong>–</strong>11,53* <strong>–</strong>6,24* <strong>–</strong>9,05* <strong>–</strong>2,77* <strong>–</strong>16,62* <strong>–</strong>6,79* <strong>–</strong>7,39*<br />
letzte 12 Monate <strong>–</strong>0,56 <strong>–</strong>1,06 <strong>–</strong>0,98 <strong>–</strong>1,66 <strong>–</strong>1,57 <strong>–</strong>5,35* <strong>–</strong>1,49* <strong>–</strong>1,72<br />
keine letztes Jahr <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
R 2 <strong>–</strong>0,22 <strong>–</strong>0,10 <strong>–</strong>0,04 <strong>–</strong>0,17 <strong>–</strong>0,03 <strong>–</strong>0,14 <strong>–</strong>0,03 <strong>–</strong>0,05<br />
Frauen<br />
Schicht<br />
Unterschicht <strong>–</strong>6,68* <strong>–</strong>1,91 <strong>–</strong>4,02* <strong>–</strong>6,04* <strong>–</strong>5,45* <strong>–</strong>1,08 <strong>–</strong>4,78* <strong>–</strong>4,16*<br />
Mittelschicht <strong>–</strong>2,29* <strong>–</strong>1,21 <strong>–</strong>2,40* <strong>–</strong>2,74* <strong>–</strong>2,47* 0,32 <strong>–</strong>3,03* <strong>–</strong>2,26*<br />
Oberschicht <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Alter (in Jahren) <strong>–</strong>0,51* <strong>–</strong>0,39* 0,00 <strong>–</strong>0,24* 0,62* <strong>–</strong>0,11* <strong>–</strong>0,03 <strong>–</strong>0,08*<br />
Region<br />
West <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
Ost <strong>–</strong>0,66 <strong>–</strong>2,89* <strong>–</strong>2,90* <strong>–</strong>0,60 <strong>–</strong>1,60* <strong>–</strong>0,72 <strong>–</strong>1,44 <strong>–</strong>1,69*<br />
Mind. 1 Krankheit<br />
letzte 4 Wochen <strong>–</strong>8,22* <strong>–</strong>11,65* <strong>–</strong>6,78* <strong>–</strong>9,38* <strong>–</strong>6,32* <strong>–</strong>15,78* <strong>–</strong>8,51* <strong>–</strong>7,59*<br />
letzte 12 Monate <strong>–</strong>1,45 <strong>–</strong>1,08 <strong>–</strong>0,83 <strong>–</strong>2,97* <strong>–</strong>1,32 <strong>–</strong>4,54* <strong>–</strong>2,34 <strong>–</strong>1,41<br />
keine letztes Jahr <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0 <strong>–</strong>0<br />
R 2 <strong>–</strong>0,25 <strong>–</strong>0,08 <strong>–</strong>0,03 <strong>–</strong>0,14 <strong>–</strong>0,04 <strong>–</strong>6,01 <strong>–</strong>0,02 <strong>–</strong>0,04<br />
* signifikant mit p
S198 <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 M. Radoschewski, B.-M. Bellach<br />
chen) zusätzlich ein spezieller Schmerzfragegebogen eingeschaltet<br />
war, der zwei Zeitfenster (letzte zwölf Monate; letzte<br />
sieben Tage) zu Schmerzen enthält. Die Untersuchungssituation<br />
(Erinnerungsvermögen, thematische Sensibilisierung<br />
etc.) wurde dadurch zweifellos tendenziell beeinflußt.<br />
Diskussion<br />
Durch die Einbeziehung des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Instruments in den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>survey<br />
sind neue Erkenntnisse über die Wirkungen<br />
<strong>und</strong> Verteilungen von <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-/Krankheitsfolgen möglich.<br />
Anders als be<strong>im</strong> Einsatz dieses Meßinstruments in der<br />
Medical-Outcome-Messung interessieren auf der Bevölkerungsebene<br />
auch die Verteilungscharakteristiken der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-<br />
D<strong>im</strong>ensionen als Abstufungen des subjektiven <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustandes<br />
bzw. der HRQOL.<br />
Die mit dem <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen ermittelten Häufigkeitsverteilungen<br />
der Punktwerte in den Einzelskalen/D<strong>im</strong>ensionen des<br />
HRQOL-Profils für die erwachsene Bevölkerung unterscheiden<br />
sich erheblich. Auch in den alters- <strong>und</strong> geschlechtsspezifischen<br />
Verteilungen handelt es sich um Schiefverteilungen<br />
mit z. T. extremer Rechtsschiefe. <strong>Der</strong>artige Verteilungen sind<br />
durch arithmetische Mittel <strong>und</strong> Standardabweichungen nicht<br />
hinreichend repräsentiert. In den D<strong>im</strong>ensionsskalen mit hohen<br />
Deckeneffekten dominieren diese die Gesamtverteilungen<br />
<strong>und</strong> deren Parameter. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />
zumindest auf Bevölkerungsebene, über Kriterien für die<br />
Best<strong>im</strong>mung von „Normwerten“ der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ensionen <strong>und</strong><br />
der so gemessenen HRQOL nachzudenken. Für derartig extreme<br />
Schiefverteilungen sind die darzustellenden Verteilungsparameter<br />
neu zu überdenken. Um festgestellte Unterschiede<br />
zwischen Bevölkerungsgruppen (z. B. Alter, Geschlecht,<br />
soziale Schicht) oder zeitliche Veränderungen zu<br />
verifizieren, genügt es offensichtlich nicht, nur die Mittelwertdifferenzen<br />
der D<strong>im</strong>ensionsscores zu bewerten, da diese<br />
etwaige Veränderungen der Gesamtverteilungen nicht hinreichend<br />
charakterisieren.<br />
Ist es aber so abwegig, einen Skalenwert von 100 %, den weit<br />
mehr als die Hälfte der Bevölkerung erreicht, als den „Normalwert“<br />
dieser D<strong>im</strong>ensionsscores anzusehen? Damit würden<br />
allerdings zwangsläufig die in den Items der Skalen vorgegebenen<br />
Level der physischen, psychischen oder sozialen<br />
Funktionsfähigkeit nicht nur die Grenzen festlegen, in denen<br />
die Skalen sensibel messen, sondern auch die „Norm“ definieren.<br />
Die hohen Deckeneffekte in den <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-D<strong>im</strong>ensionen belassen<br />
einen großen Teil der Bevölkerung in dieser D<strong>im</strong>ension<br />
<strong>und</strong>ifferenziert, obgleich andererseits vorausgesetzt werden<br />
kann, daß ges<strong>und</strong>heitlich bedingte Einschränkungen der HR-<br />
QOL-D<strong>im</strong>ensionen gegeben sind, wenn z. B. ein größeres Zeitfenster<br />
als Meßzeitraum oder eine differenziertere Operationalisierung<br />
der Items gegeben wäre.<br />
Offen bleiben muß bislang auch die Frage, wie belastbar sich<br />
Unterschiede in den D<strong>im</strong>ensionsscores zwischen Gruppen<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Zeitvergleich bewerten <strong>und</strong> sichern lassen? Hadorn et<br />
al. vertreten die Meinung, daß be<strong>im</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> in den ordinalen<br />
Skalen der einzelnen Items Wertveränderungen von einem<br />
Punkt sehr unterschiedlich präferierte Gewichte bei den Probanden<br />
haben, die in die D<strong>im</strong>ensionsscores aber mit gleichem<br />
Gewicht eingehen. „Die meisten existierenden (HRQOL-)Fragebögen<br />
wurden ohne explizite Referenz zu den relativen<br />
Prioritäten konstruiert, die Menschen zwischen <strong>und</strong> innerhalb<br />
der einzelnen D<strong>im</strong>ensionen der HRQOL setzen [Hadorn,<br />
Uebersax 1995A; Hadorn et al. 1995B]“.<br />
Die <strong>im</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> gewünschte Sensitivität der Skalen wurde,<br />
wenngleich es als generisches HRQOL-Instrument gilt, auf die<br />
Messung von Veränderungen in Krankenpopulationen „geeicht“.<br />
Ob diese Sensitivität auch auf der Bevölkerungsebene<br />
einer deskriptiv <strong>und</strong> analytisch ergiebigen Charakterisierung<br />
<strong>und</strong> Differenzierung der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität<br />
genügt, bedarf weiterer eingehender Prüfungen. So wäre<br />
es wohl mehr als leichtfertig (ohne die Operationalisierung<br />
der D<strong>im</strong>ension SOFU <strong>im</strong> Instrument zu berücksichtigen), aus<br />
den Ergebnissen z. B. zu schlußfolgern, daß lediglich ca. 15 %<br />
der erwachsenen deutschen Bevölkerung ihre soziale Funktionsfähigkeit<br />
für ges<strong>und</strong>heitsbedingt eingeschränkt halten.<br />
Gerade auf der Bevölkerungsebene wird es bedeutsam, den<br />
Meßbereich des Instruments nicht mit dem Wirklichkeitsbereich<br />
gleichzusetzen, den abzubilden es anstrebt [Sevenhuysen,<br />
Trumble-Waddell 1997]. Für ein Monitoring der ges<strong>und</strong>heitsbedingten<br />
Lebensqualität in der Bevölkerung wäre eine<br />
höhere Sensitivität (eventuell mittels ergänzender Items)<br />
wünschenswert. Auch Untersuchungen anderer Autoren verweisen<br />
auf Forschungsbedarf zur methodischen Opt<strong>im</strong>ierung<br />
der Bildung der D<strong>im</strong>ensionsscores des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>, um deren Diskr<strong>im</strong>inationsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Sensitivität insbesondere in den<br />
niedrigsten <strong>und</strong> höchsten Skalenbereichen zu verbessern [Mc<br />
Horney et al. 1997].<br />
Es sind auch der jeweilige Einfluß <strong>und</strong> die Abhängigkeiten der<br />
Einzelskalen <strong>und</strong> D<strong>im</strong>ensionen einer eingehenderen Prüfung<br />
zu unterziehen. Kempen et al. konnten beispielsweise feststellen,<br />
daß die einzelnen D<strong>im</strong>ensionsskalen des <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> durchaus<br />
unterschiedlichen Einfluß auf den Summenscore der allgemeinen<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Befindlichkeit haben.<br />
Die deutlichen Zusammenhänge der <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Profile mit Alter<br />
<strong>und</strong> Sozialschichtzugehörigkeit einerseits sowie mit Krankheitsprävalenz<br />
<strong>und</strong> Inanspruchnahme andererseits verdeutlichen<br />
nicht nur ihre gr<strong>und</strong>sätzlich gegebene Plausibilität <strong>und</strong><br />
auch Validität, sondern darüber hinaus auch ihre potentielle<br />
analytische Nutzbarkeit als Surrogat- bzw. Prognosevariablen<br />
für die sehr viel aufwendiger zu erhebende Morbidität oder<br />
das Inanspruchnahmeverhalten. Dies ist hier lediglich auf einige<br />
Demonstrationsbeispiele reflektiert <strong>und</strong> bleibt ein Untersuchungsfeld<br />
künftiger Arbeiten.<br />
Literatur<br />
1<br />
Ahrens W, Bellach B-M, Jöckel K-H (1998). Messung soziographischer<br />
Merkmale in der Epidemiologie. RKI-Schriften 1/98,<br />
Robert Koch-Institut Berlin<br />
2<br />
Allison PJ, Locker D, Feine JS (1997). Quality of Life: A Dynamic<br />
Construct. Soc Sci Med 45: 221<strong>–</strong>230<br />
3<br />
Beaton DE, Hogg-Johnson S, Bombardier C (1997). Evaluating<br />
Changes in Health Status: Reliability and Responsiveness (Empfänglichkeit/Empfindlichkeit)<br />
of Five Generic Health Status<br />
Measures in Workers with Musculoskeletal Disorders. J Clin Epidemiol<br />
50: 79<strong>–</strong>93<br />
4<br />
Bullinger M (1996). Erfassung der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität<br />
mit dem <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> Health <strong>Survey</strong>. Die Rehabilitation<br />
35: 17<strong>–</strong>27<br />
Beitrag: 371.fm<br />
Ausdruck vom 25.5.00
<strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<strong>Survey</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61 (1999) Sonderheft 2 S199<br />
5<br />
Bullinger M, Kirchberger I (1995). <strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen zum<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustand: Handbuch für die deutschsprachige Fragebogenversion.<br />
Medical Outcome Trust<br />
6<br />
Bullinger M, Kirchberger I (1998). <strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong>-Fragebogen zum<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zustand: Handbuch für die deutschsprachige Fragebogenversion.<br />
Hogrefe-Verlag für Psychologie, Göttingen<br />
7<br />
Ebrah<strong>im</strong> S (1995). Clinical and Public Health Perspectives and<br />
Application of Health-Related Quality of Life Masurement. Soc<br />
Sci Med 41: 1383<strong>–</strong>1394<br />
8<br />
Ellert U, Bellach BM (1999). <strong>Der</strong> <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> <strong>im</strong> <strong>B<strong>und</strong>es</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>survey<br />
<strong>–</strong> Beschreibung einer aktuellen Normstichprobe. <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
61; Sonderheft 2: S183<strong>–</strong>S189<br />
9<br />
Hadorn DC, Uebersax J (1995A). Large-Scale Health Outcomes<br />
Evaluation: How should Quality of Life be measured? <strong>–</strong> Part I <strong>–</strong><br />
Calibration of a brief Questionaire and a Search for Preference<br />
Subgroups. J Clin Epidemiol 48: 607<strong>–</strong>618<br />
10<br />
Hadorn DC, Sorensen J, Holte J (1995B). Large-Scale Health Outcomes<br />
Evaluation: How should Quality of Life be measured? <strong>–</strong><br />
Part II <strong>–</strong> Questionaire Validation in a Cohort of Patients with advanced<br />
Cancer. J Clin Epidemiol 48: 619<strong>–</strong>629<br />
11<br />
Hemingway H, Staffort M, Stansfield S, Shipley M, Marmot M<br />
(1997). Is the <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> a valid measure of change in population health?<br />
Results from the Whithall II Study. BMJ 315: 1273<strong>–</strong>1279<br />
12<br />
Kempen GIJM, Ormel J, Brilman EI, Relyveld J (1997). Adaptive<br />
Responses among Dutch Elderly: The Impact of Eight Chrinic<br />
Medical Conditions on Health-Related Quality of Life. Am J Public<br />
Health 87: 38<strong>–</strong>44<br />
13<br />
Kempen GIJM, Miedema I, Van den Bos GAM, Ormel J (1998). Relationship<br />
of Domain-Spezific Measures of Health to Perceived<br />
Overall Health among Older Subjects. J Clin Epidemiol 51: 11<strong>–</strong>18<br />
14<br />
Knopf H, Ellert U, Melchert HU (1999). Sozialschicht <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit.<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen 61; Sonderheft 2: S168<strong>–</strong>S176<br />
15<br />
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16<br />
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Edition. Chapman & Hall<br />
17<br />
McDowell I, Nevell C (1996). Measuring Health: A Guide to Rating<br />
Scales and Questionaires. New York: Oxfort University Press<br />
18<br />
McHorney CA, Haley SM, Ware Jr JE (1997). Evaluation of the<br />
MOS <strong>SF</strong>-<strong>36</strong> Physical Functioning Scale (PF-10): II. Comparison of<br />
Relative Precision Using Likert and Rasch Scoring Methods. J Clin<br />
Epidemiol 50: 451<strong>–</strong>461<br />
19<br />
Sevenhuysen GP, Trumble-Waddell J (1997). A new Perspective<br />
on Quality of Life. J Clin Epidemiol 50: 231<strong>–</strong>232<br />
20<br />
Stadnyk K, Caldere J, Rockwood K (1998). Testing the Measurement<br />
Properties of the Short Form <strong>–</strong> <strong>36</strong> in a Frail Elderly Population.<br />
J Clin Epidemiol 51: 827<strong>–</strong>835<br />
21<br />
Winkler J, Stolzenberg H (1999). <strong>Der</strong> Schichtindex 1998. <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
61; Sonderheft 2: S177<strong>–</strong>S182<br />
B.-M. Bellach<br />
Robert Koch-Institut<br />
Postfach 65 02 80<br />
D-13302 Berlin<br />
Beitrag: 371.fm<br />
Ausdruck vom 25.5.00