Kinder- und Jugendprogramm - Internationales Literaturfestival Berlin
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christoph peter<br />
vorwort<br />
Jeder Gedanke ein<br />
auSSergewöhnliches Wagnis<br />
An Büchern, die von jungen Menschen gelesen werden, herrscht gegenwärtig<br />
kein quantitativer Mangel. Wie sieht es in der zeitgenössischen <strong>Kinder</strong><strong>und</strong><br />
Jugendliteratur aber mit der Bedeutung von Eigenschaften wie Ästhetik,<br />
Relevanz <strong>und</strong> Haltung aus? »Bücher, die uns keine unterwürfige<br />
Amüsiertheit vermitteln, sondern in denen jeder Gedanke ein außergewöhnliches<br />
Wagnis darstellt; solche, die ein bequemer Mensch nicht lesen<br />
kann <strong>und</strong> die einen Ängstlichen nicht unterhalten würden, die uns für die<br />
herrschenden Institutionen sogar gefährlich machen – das nenne ich gute<br />
Bücher«, schreibt Henry David Thoreau. Er weiß, dass Literatur – wie jede<br />
Kunstform – alles darf. Doch lassen wir diese Kunstfreiheit auch für Literatur<br />
gelten, die von jungen Menschen gelesen wird? Wie subversiv darf<br />
<strong>Kinder</strong>lyrik sein, wie eigensinnig ein Bilderbuch, wie provokativ ein Jugendbuch?<br />
Der Strukturcharakter solcher Einwände ist eindeutig: Bei Literatur<br />
für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche verstellt die Frage nach der geeigneten Altersstufe<br />
<strong>und</strong> die scheinbare Angst einer vermeintlichen Jugendgefährdung oft<br />
alle Diskurse, mit denen Bücher als künstlerische Äußerung ihre junge<br />
Leserschaft herausfordern.<br />
27 Gäste, die ihre jungen Leser über das gewohnte Maß hinaus herausfordern,<br />
begrüßen wir in diesem Jahr im <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendprogramm</strong> des<br />
12. internationalen literaturfestivals berlin. Es sind so viele Autoren <strong>und</strong><br />
Illustratoren wie nie zuvor. Sie kommen aus Neuseeland, dem Iran, Taiwan,<br />
Griechenland <strong>und</strong> vielen anderen Ländern. Wir freuen uns auf die gefeierte<br />
Nachwuchsillustratorin Gabriela Cichowska, den Holocaust-Zeitzeugen Uri<br />
Orlev, die Skandalautorin Janne Teller, den Literatur-Popstar John Green<br />
<strong>und</strong> viele weitere Gäste, deren Texte <strong>und</strong> Illustrationen eine spannende<br />
Standortbestimmung der gegenwärtigen internationalen <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendliteratur<br />
versprechen. Die während der Festivaltage vorgestellten Bücher<br />
unserer Gäste vereint, dass sie nicht nur großartig unterhaltsam sind,<br />
sondern auch ein Anliegen haben. Seismografisch stellen sie die großen<br />
Fragen kindlicher <strong>und</strong> jugendlicher Welterfahrung <strong>und</strong> geben provokative<br />
Antworten. Sie erobern neue gesellschaftliche Freiräume für ihre jungen<br />
Leser <strong>und</strong> laden diese ein, kritische Sichtweisen <strong>und</strong> neue Perspektiven<br />
auszuloten. Sie stärken deren Fantasievermögen <strong>und</strong> fordern deren Selbsterkenntnis<br />
heraus, weil sie Kunst wagen. Weil sie subversiver, eigensinniger<br />
<strong>und</strong> provokativer als andere Bücher sind.<br />
Verschiedenes ist neu im diesjährigen <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendprogramm</strong> des<br />
internationalen literaturfestivals berlin – Platz an dieser Stelle aber nur für<br />
drei Nennungen. Erstens: Durch das Programm Kultur der Generaldirektion<br />
Bildung <strong>und</strong> Kultur der Europäischen Komission ist die Festivalsparte in<br />
diesem Jahr nicht nur ein Publikumsfestival für <strong>Kinder</strong>, Jugendliche <strong>und</strong><br />
Erwachsene, sondern erstmalig auch Fachmesse <strong>und</strong> Forschungslabor für<br />
Künstler, Experten <strong>und</strong> Fachpublikum. Im Zentrum des in verschiedenen<br />
Lesungen, Workshops <strong>und</strong> Panels geführten Diskurses über Literatur steht<br />
die thematische Klammer »Eine Geschichte für Europa – Welche <strong>Kinder</strong><strong>und</strong><br />
Jugendliteratur braucht Europa?«. Zweitens: Mit »Frerk, du Zwerg!«<br />
wird erstmalig eine Musiktheaterproduktion auf dem Festival uraufgeführt;<br />
basierend auf dem gleichnamigen deutschen <strong>Kinder</strong>buch von Finn-Ole<br />
Heinrich <strong>und</strong> umgesetzt als Produktion der Neuköllner Oper. Drittens: Wir<br />
wachsen! Nach Jahr für Jahr steigenden Besucherzahlen kann sich unser<br />
Publikum in diesem Jahr auf eine deutlich größere Anzahl von Lesungen,<br />
Workshops <strong>und</strong> anderen Veranstaltungsformaten freuen. Damit baut die<br />
Sparte ihre Bedeutung als wichtigstes <strong>und</strong> größtes Festival für internationale<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendliteratur weiter aus. Alles Weitere an Neuem (<strong>und</strong><br />
Altem) darf nun von Ihnen selbst während des Festivals entdeckt werden.<br />
Mein großer Dank gilt unseren vielen Unterstützern – <strong>und</strong> ganz besonders<br />
Škoda, dem Hauptsponsor des <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendprogramm</strong>s.<br />
»Jeder Gedanke ein außergewöhnliches Wagnis« – Wagnisse haben wir für<br />
Sie in den Texten <strong>und</strong> Illustrationen unserer Gäste gef<strong>und</strong>en. Allen jungen<br />
(<strong>und</strong> nicht mehr ganz jungen) Besuchern ein herzliches Willkommen zum<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendprogramm</strong> des 12. internationalen literaturfestivals<br />
berlin!<br />
Christoph Peter<br />
Leiter <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendprogramm</strong><br />
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