Der Flügel-Virtuose - HK-ENGINEERING
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world<br />
Oldtimer<br />
<strong>Der</strong> <strong>Flügel</strong>-<strong>Virtuose</strong><br />
Hans Kleissl ist der Herr der <strong>Flügel</strong>türer. Die Mercedes 300 SL aus den<br />
fünfziger Jahren sind für ihn echte Kunstwerke, die er mit grenzenloser<br />
Hingabe restauriert und teuer verkauft. Ein Besuch bei einem Besessenen<br />
– kurz vor dem 60. Geburtstag der 300 SL<br />
Text Jörg Heuer<br />
Fotos David Klammer<br />
<strong>Der</strong> Oldtimer-Liebhaber Hans Kleissl<br />
in einem seinem „<strong>Flügel</strong>türer“, wie die<br />
Mercedes 300 SL wegen ihrer nach<br />
oben aufklappbaren Türen genannt<br />
werden. Die Sportwagen aus den<br />
fünfziger Jahren sind extrem selten.<br />
Kleissl spürt die letzten Exemplare auf<br />
der ganzen Welt auf, um sie aufwendig<br />
zu restaurieren – und für sehr viel Geld<br />
wieder zu verkaufen<br />
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Lufthansa Exclusive 3/2012<br />
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Oldtimer<br />
<strong>Der</strong> 300 SL –<br />
Traumauto der Stars<br />
Eine Rennsport-Version wurde im März<br />
1952 fertiggestellt. Erstmals präsentiert<br />
wurde das Serienmodell des Sportwagens<br />
aus Sindelngen 1954 auf der<br />
Motorshow in New York. Die Amerikaner<br />
nennen den <strong>Flügel</strong>türer „Gullwing“,<br />
Möwenügel. Er hatte zwischen 200 und<br />
220 PS, schaffte es von null auf 100<br />
km/h in knapp zehn Sekunden, fuhr 260<br />
Stundenkilometer und war ab 29 000<br />
Mark zu haben. Schneller unterwegs<br />
war damals kein anderes deutsches<br />
Straßenauto. Berühmte Erstbesitzer<br />
waren unter anderen Tony Curtis, Clark<br />
Gable, Juan Perón, Gunter Sachs, Curd<br />
Jürgens, Henri Nannen, Horst Buchholz,<br />
Herbert von Karajan und Alfried Krupp.<br />
Auch Sophia Loren, Gina Lollobrigida,<br />
Yul Brynner, Hugh Hefner und Zsa Zsa<br />
Gabor fuhren einen 300 SL. In vielen<br />
Kinolmen waren die klassischen<br />
<strong>Flügel</strong> türer und Roadster zu sehen, so<br />
in „Fahrstuhl zum Schafott“, „Drei Engel<br />
für Charlie“ oder „Batmans Rückkehr“.<br />
<strong>Der</strong> Preis ist heiß: Selbst ausgebrannte<br />
Wracks kosten mehr als<br />
der vor zwei Jahren neu aufgelegte<br />
<strong>Flügel</strong>-SLS der Mercedes-Tochter<br />
AMG. Das 35-köpge Team von<br />
Hans Kleissl braucht bis zu 4000<br />
Arbeitsstunden, bis ein Wagen fertig<br />
restauriert ist<br />
H<br />
ans Kleissl lässt den Motor des<br />
<strong>Flügel</strong>türers an und parliert erst mal<br />
über schier unglaubliche Preise. Für<br />
Schrott. Für edelsten Schrott. „250000 Euro<br />
bezahlen wir heute schon für einen verrotteten,<br />
verrosteten 300 SL, den unsere Suchagenten<br />
auf einem Schrottplatz in Los Angeles,<br />
auf einem verlassenen Grundstück in<br />
Brasilien oder in einer norddeutschen<br />
Scheune ausfindig machen“, sagt der<br />
58-Jährige. Selbst ausgebrannte Wracks,<br />
sagt er, kosteten mehr als der <strong>Flügel</strong>-SLS<br />
AMG, den Mercedes vor knapp zwei Jahren<br />
wieder aufgelegt hat und den es ab 187 000<br />
Euro zu kaufen gibt.<br />
Die Ein- und somit auch Verkaufspreise<br />
für die legendären 300 SL Sportwagen von<br />
Mercedes aus den fünfziger Jahren sind in<br />
den letzten fünf, sechs Jahren regelrecht<br />
explodiert, erklärt Kleissl, der sich auf die<br />
weitgehend originalgetreue Restaurierung<br />
der Sportwagen spezialisiert hat. Die Nachfrage<br />
ist riesig, das Angebot winzig. Für<br />
Kleissl sind die <strong>Flügel</strong>türer, von denen nur<br />
rund 1400 Stück (zwischen 1954 und 1957)<br />
gebaut wurden, und die Roadster (1858<br />
Stück von 1957 bis 1963) „die schönsten<br />
und spektakulärsten Wagen, die jemals in<br />
einer deutschen Autofabrik vom Band gelaufen<br />
sind“. Er forscht und führt Dossiers<br />
über den Verbleib der Legenden auf vier<br />
Rädern. Rund 600 Exemplare dieser Kostbarkeiten<br />
sind bereits durch seine Hände<br />
gegangen, schätzt er. Er wisse von rund 85<br />
Prozent aller 300 SL, wo sie fahren, parken,<br />
wem sie gehören. Seine Datenbank sei Millionen<br />
wert, er habe sie gut gesichert. Momentan<br />
gebe es noch rund 100 bis 200 Wagen,<br />
nach denen die Szene fieberhaft<br />
fahnde. „Sechs bis zehn 300 SL <strong>Flügel</strong>türer<br />
sind verloren“, sagt Kleissl. „Sie sind in China<br />
gelandet, wurden dort als<br />
Große Nachfrage, exklusives<br />
Angebot: In der<br />
Werkstatt von Hans Kleissl<br />
werden die wertvollen<br />
Oldtimer originalgetreu<br />
instand gesetzt. <strong>Der</strong><br />
Unternehmer kaufte dazu<br />
den 10 000 Quadratmeter<br />
großen Wirtschaftstrakt<br />
eines alten Klosters in<br />
Bayern und baute ihn zu<br />
einer Autowerkstatt mit<br />
Parkhaus, Schauräumen<br />
und Ersatzteillager um<br />
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Oldtimer<br />
Glänzender Fuhrpark: Die<br />
edlen Coupés und Roadster<br />
warten in den Schauräumen<br />
des Klosterhofs<br />
der Firma <strong>HK</strong>-Engineering<br />
auf Käufer. In der Regel<br />
dauert es nie lange, bis sie<br />
den Besitzer wechseln – zu<br />
Preisen zwischen 500 000<br />
und 850 000 Euro<br />
Kultur güter klassifiziert und dürfen nicht<br />
mehr ausgeführt werden. Schade drum.“<br />
Nach einer rasanten Probefahrt klappt<br />
Hans Kleissl die Tür des schwarzen <strong>Flügel</strong>türers<br />
hoch, steigt aus und stapft entschlossen<br />
zum Chefmechaniker. Gerade ist der<br />
Wagen durch die Inspektion seiner Werkstatt<br />
gegangen. Die Endabnahme macht<br />
Kleissl immer selbst. Beim Fahren hört er,<br />
was mit dem Auto ist, wo es noch hakt, sagt<br />
er. Mit dem Klang des Motors bei diesem<br />
schwarzen „<strong>Flügel</strong>“ ist er noch unzufrieden.<br />
<strong>Der</strong> Chefmechaniker nickt, macht sich Notizen.<br />
<strong>Der</strong> Besitzer, ein Italiener, will das Auto<br />
am nächsten Tag abholen – die Mechaniker<br />
müssen Überstunden machen. <strong>Der</strong> Motorsound<br />
muss perfekt sein. Und alles andere<br />
auch. Für Kleissl ist es Beruf und Berufung,<br />
die Raritäten wieder zurück auf die Straße<br />
zu bringen. „Die 300 SL sind nicht nur<br />
Traumautos“, sagt er beim Gang über den<br />
Klosterhof, wo graue, lindgrüne, rote, beigefarbene<br />
und blaue Coupés und Roadster in<br />
der Sonne glänzen. „Sie sind Antiquitäten,<br />
Kulturgüter, rollende Kunstwerke. Wenn es<br />
perfekt passt, verschmelzen Fahrer und<br />
Fahruntersatz miteinander. Bei einem solchen<br />
Anblick läuft es mir kalt den Rücken<br />
runter, da erlebe ich meinen ganz persönlichen<br />
Augenblick des größten Glücks.“<br />
Genau daran arbeitet er. Hier in Polling<br />
in Bayern, südlich des Ammersees bei Weilheim<br />
gelegen. Auf dem 10 000 Quadratmeter<br />
großen Wirtschaftstrakt eines alten Klosters,<br />
den er vor mehr als 30 Jahren gekauft<br />
und dessen Stallungen und Scheunen er<br />
nach und nach renoviert hat, dazu die<br />
Mühle. Hier hat er die passenden Parkhäuser<br />
für sein atemberaubendes SL-Antiquariat<br />
gefunden. In seiner Firma <strong>HK</strong>-<br />
Engineering, die sich fast ausschließlich um<br />
die legendären Sportwagen aus<br />
Blindtext sprachtrennung als<br />
extra element eingefügt (s. biblio)<br />
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30<br />
Lufthansa Exclusive 3/2012
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Oldtimer<br />
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Cockpit für Liebhaber:<br />
Von seinen Mitarbeitern<br />
verlangt Hans Kleissl nicht,<br />
dass sie schnell arbeiten.<br />
Nur eines ist ihm wichtig:<br />
Perfektion. Seine Kunden<br />
sind nicht selten Milliardäre,<br />
die sich nach Kleissls<br />
restaurierten Schönheiten<br />
verzehren<br />
den Fünfzigern kümmert, beschäftigt er 35<br />
Spezialisten aus Deutschland, Tschechien,<br />
Kasachstan, Benin und Italien: Mechaniker,<br />
Motorentechniker, Karosseriebauer, Lackierer,<br />
Lederspezialisten. Sie restaurieren mit<br />
grenzenloser Sorgfalt die <strong>Flügel</strong>türer und<br />
Roadster, stecken bis zu 4000 Arbeitsstunden<br />
in so manches Wrack vom Schrottplatz.<br />
Ihr Lager mit Original-Ersatzteilen dürfte das<br />
am besten sortierte der Welt sein.<br />
Die restaurierten Schönheiten verkauft<br />
Kleissl für Preise zwischen 500 000 und<br />
850 000 Euro. Je nach Zustand, Vorbesitzer<br />
und Geschichte. Nach Korea, Argentinien,<br />
Brasilien, Australien, Südafrika, Russland,<br />
Amerika, Mexiko, Venezuela, Italien,<br />
Deutschland, Österreich, in die Schweiz und<br />
die Emirate. <strong>Der</strong> Aga Khan, Millionäre, Milliardäre<br />
sind seine Kunden. Von keinem seiner<br />
Mitarbeiter verlange er, dass er schnell<br />
arbeite. Nur eins sei ihm wichtig, erklärt er<br />
mit leiser Stimme: „Perfektion.“ Er ist ein von<br />
den <strong>Flügel</strong>türern Besessener. Sie sind seine<br />
Passion, sein Lebensgefühl. Er selbst besitzt<br />
neben rund 30, 40 anderen Oldtimern – so<br />
ganz genau weiß er das gerade gar nicht –<br />
auch zwei „<strong>Flügel</strong>“. Früher hatte er noch einen<br />
weiteren, „leicht gemacht und getunt“,<br />
mit dem er ab 1995 bei Oldtimer-Rennen in<br />
England (Goodwood Festival of Speed), Mexiko<br />
(La Carrera Panamericana), Italien (Mille<br />
Miglia) und Australien (im Vorprogramm<br />
eines Formel-1-Rennens) Gas gegeben und<br />
den Silberpfeil als Erster wieder auf die<br />
Rennpiste zurückgebracht hat. Er brachte es<br />
rasch zu einer gewissen Berühmtheit in der<br />
Branche und wurde weltweit bekannt als<br />
Spezialist für 300 SL.<br />
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32 Lufthansa Exclusive 3/2012<br />
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Hall 04<br />
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world<br />
Oldtimer<br />
Seltener Anblick: <strong>Der</strong>zeit<br />
soll es noch zwischen 100<br />
und 200 Mercedes 300<br />
SL geben, nach denen die<br />
Szene eberhaft fahndet.<br />
Von etwa 85 Prozent wisse<br />
er, wo sie sich benden,<br />
sagt Hans Kleissl. Für den<br />
Oldtimer-Sammler ist es<br />
Beruf und Berufung zugleich,<br />
die Raritäten wieder<br />
auf die Straße zu bringen<br />
Einer von Kleissls beiden <strong>Flügel</strong>türern<br />
(von null auf 100 in knapp zehn Sekunden,<br />
bis 270 km/h schnell, der Verbrauch liegt<br />
bei 13 bis 15 Litern auf 100 Kilometer) war<br />
mal im Besitz von Porfirio Rubirosa, einem<br />
der größten Playboys aller Zeiten. Rubirosa<br />
wurden Affären mit Marilyn Monroe, Soraya<br />
und Evita Perón nachgesagt. „Ist doch ein<br />
geiles Gefühl. Allein der Gedanke, dass die<br />
Monroe mal in meinem Auto mitfuhr“, sinniert<br />
der Bayer und streicht sanft über den<br />
mattgrauen Lack des Wahnsinnswagens,<br />
der „unverkäuflich“ ist.<br />
Außer seinen beiden eigenen stehen<br />
immer zwischen 40 und 50 der 300 SL Oldtimer<br />
in Kleissls Kloster, so eine Anhäufung<br />
sieht man sonst nirgends. Die Garagen und<br />
Verkaufsräume sind wahre Schatzkammern.<br />
In ihnen parken Kundenautos, die zur Reparatur<br />
oder zur Verschönerung hier sind. Und<br />
Autowracks, die Kleissls Späher irgendwo<br />
aufgetrieben haben – in den USA, Italien,<br />
Mexiko, Brasilien, in Ägypten oder im Libanon.<br />
Sind sie erst mal in Kleissls Besitz, sind<br />
sie auch meist schon weiterverkauft. Nur<br />
wenige Wagen müssen länger als ein paar<br />
Wochen auf einen neuen Besitzer warten.<br />
Vor Kurzem kam ein reicher Schwede zu<br />
Besuch, der von der 300-SL-Manufaktur in<br />
Polling gehört hatte. Wollte sich eigentlich<br />
nur mal umgucken. Als er wieder wegfuhr,<br />
war er Besitzer von gleich zwei 300 SL,<br />
einem <strong>Flügel</strong>türer und einem Roadster.<br />
Vor einigen Monaten hat Hans Kleissl<br />
über sein Netzwerk ein <strong>Flügel</strong>türer-Wrack in<br />
Libyen ausfindig gemacht. Es wäre schon<br />
längst in Polling, sagt er, wenn nicht der<br />
Bürgerkrieg dazwischengekommen wäre.<br />
Kleissl hofft nun, nach dem Ende der<br />
Gaddafi-Zeit, dass er den Transport des 300<br />
SL von Libyen nach Deutschland jetzt endlich<br />
anschieben kann.<br />
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34 Lufthansa Exclusive 3/2012<br />
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