Dieses Kapitel downloaden - Fresenius Medical Care
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Ein Beispiel dafür ist das Microspheres-Based Detoxification<br />
System (MDS), das in der wissenschaftlichen<br />
Literatur bereits umfassend beschrieben wurde.<br />
<strong>Fresenius</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Care</strong> entwickelt es zusammen mit<br />
dem Zentrum für Biomedizinische Technik der Donau-<br />
Universität Krems. Das MDS ist speziell auf die Behandlung<br />
der Sepsis und des Multiorganversagens ausgerichtet.<br />
Für die Sepsis und das sich häufig anschließende<br />
Multiorganversagen sind unter anderem ein zeitlich<br />
dynamisches Auftreten pro- und antiinflammatorischer<br />
Botenstoffe (Substanzen im Blut, die eine bereits vorhandene<br />
massive Entzündungsreaktion entweder verstärken<br />
oder aber eindämmen) charakteristisch. Während<br />
die Entfernung proinflammatorisch wirkender<br />
Substanzen eine Verbesserung des Krankheitsbildes<br />
verspricht, sollen antiinflammatorische Botenstoffe aber<br />
gerade nicht entfernt werden. Die bisherigen Behandlungsansätze,<br />
die sämtliche dieser Botenstoffe unspezifisch<br />
entfernen, haben nicht zu einer merklichen und<br />
im allgemeinen wiederholbaren Verbesserung der Sterblichkeitsrate<br />
der betreffenden Patienten geführt.<br />
Das MDS bedient sich eines innovativen extrakorporalen<br />
Kreislaufs, in welchem dem Blut des Patienten über<br />
eine Membran ständig eine gewisse Menge Blutplasma<br />
entnommen und in einen zweiten Kreislauf gegeben<br />
wird. In diesem zweiten Kreislauf werden dem Plasma,<br />
das die in diesen Fällen wichtigen Botenstoffe enthält,<br />
spezifische Adsorber in Form kleinster Kügelchen beigemischt.<br />
Der direkte Kontakt zwischen dem Adsorbermaterial<br />
in dieser Suspension und dem Blutplasma führt<br />
dazu, dass Stoffe deutlich effektiver entfernt werden.<br />
Der Einsatz spezifischer Adsorber könnte das gezielte<br />
Entfernen einzelner Substanzen erlauben, ohne dass<br />
dabei andere Stoffe verloren gehen, die für den Patienten<br />
eventuell überlebenswichtig sind. Ein geeigneter<br />
Filter sorgt in einem weiteren Schritt dafür, dass die<br />
Adsorberkügelchen nicht in das Blut des Patienten<br />
gelangen können, sondern sicher im extrakorporalen<br />
Kreislauf verbleiben.<br />
Von einer solchen Behandlung, die sich dem dynamischen<br />
Verlauf der Erkrankung möglichst flexibel<br />
anpassen kann, versprechen wir uns eine wesentliche<br />
Verbesserung der Situation dieser Patienten. Die Entwicklung<br />
des MDS ist ein Beispiel für die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen universitären Einrichtungen<br />
und Industrie, die direkte Auswirkungen auf den medizinischen<br />
Fortschritt haben könnte. Unsere Kooperation<br />
mit der Donau-Universität Krems beschränkt sich allerdings<br />
nicht auf derartige klinische und technische Vorhaben:<br />
<strong>Fresenius</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Care</strong> engagiert sich an dieser<br />
akademischen Einrichtung sowohl in der Lehre und bei<br />
weiteren Bildungsveranstaltungen wie auch in Beratungsgremien.<br />
Eine besondere Rolle im Bereich des akuten Organversagens<br />
nimmt das Leberversagen ein. Während es mit der<br />
„künstlichen Niere“ möglich ist, betroffenen Patienten<br />
sowohl beim akuten als auch beim chronischen Nierenversagen<br />
eine bewährte Therapie anzubieten, ist die<br />
Lage beim Leberversagen erheblich schwieriger und<br />
unklarer. Das liegt an der hoch komplexen Entgiftungsleistung<br />
der Leber, die künstliche Organsysteme bisher<br />
nur sehr begrenzt übernehmen konnten. Die Leber ist<br />
nicht nur ein wichtiges Entgiftungsorgan, sondern synthetisiert<br />
(produziert) auch eine Reihe von Substanzen,<br />
die für den Körper sehr wichtig sind, zum Beispiel Proteine<br />
wie Albumin und Gerinnungsfaktoren. Die Probleme,<br />
die bei der Behandlung des Leberversagens durch diese<br />
komplexe Funktion auftreten, kann die Leber als das<br />
menschliche Organ mit der umfassendsten Fähigkeit zur<br />
Selbstregeneration teilweise ausgleichen. Somit kann es<br />
für die Heilung eines Patienten ausreichen, die Leberfunktion<br />
nur teilweise und auch nur für einen begrenzten<br />
Zeitraum durch ein extrakorporales Verfahren zu<br />
unterstützen. Dennoch treten Fälle von akutem und<br />
chronischem Leberversagen verstärkt auf. Dazu tragen<br />
unter anderem virale Entzündungen der Leber (vorwiegend<br />
Hepatitis B und C) sowie Intoxikationen durch<br />
Arzneimittel- und Alkoholmissbrauch bei.<br />
Zur temporären Unterstützung der Leberfunktion durch<br />
ein extrakorporales Verfahren setzt <strong>Fresenius</strong> <strong>Medical</strong><br />
<strong>Care</strong> seit einigen Jahren das Prometheus-System ein,<br />
das zusätzlich zu speziellen Filtern und Adsorbern auch<br />
die bewährte 4008-Technik für die Zirkulation außerhalb<br />
des Körpers nutzt. Im Zusammenhang mit diesem<br />
Therapiesystem führen wir zurzeit eine multizentrische,<br />
internationale Studie durch.<br />
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Verfahren gibt es<br />
im Zuge des Leberversagens vielversprechende Ansätze,<br />
die komplexe Leberfunktion durch lebende Zellen in<br />
einem extrakorporalen System nachzubilden. Die Herausforderungen<br />
liegen hierbei eher in der Verfügbarkeit<br />
von lebenden Zellen in geeigneter Qualität sowie Menge<br />
und weniger in der Entwicklung der extrakorporalen<br />
Systeme. Deshalb richten wir den Fokus unserer diesbezüglichen<br />
Entwicklungsaktivitäten gegenwärtig auf die<br />
<strong>Fresenius</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Care</strong> 2007