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Konflikte zwischen Vorstand und Geschäftsführer in Nonprofit ... - VMI

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Sarah Bürgisser<br />

<strong>Konflikte</strong> <strong>zwischen</strong><br />

<strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschäftsführer</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Nonprofit</strong>-Organisationen<br />

E<strong>in</strong>e dyadische Analayse<br />

Kurzzusammenfassung


Zusammenarbeit <strong>zwischen</strong> <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Nonprofit</strong>-Organisationen 1<br />

E<strong>in</strong>e Analyse der Spannungsfelder <strong>zwischen</strong> <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> Geschäftsführung<br />

Kurzzusammenfassung der empirischen Studie im Rahmen der Dissertation von Sarah Bürgisser<br />

Prof. Dr. Bernd Helmig, Projektleiter <strong>und</strong> erster Betreuer<br />

Prof. Dr. Markus Gmür, Direktor Forschung <strong>VMI</strong> <strong>und</strong> zweiter Betreuer<br />

1 H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

E<strong>in</strong>e gut funktionierende Zusammenarbeit <strong>zwischen</strong> ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen Mitarbeitenden ist<br />

für den Erfolg e<strong>in</strong>er jeden <strong>Nonprofit</strong>-Organisation von zentraler Relevanz. Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen von Ehrenamt <strong>und</strong> Hauptamt gestaltet sich diese Zusammenarbeit jedoch äusserst<br />

komplex <strong>und</strong> vielschichtig. Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es aber ke<strong>in</strong>en Forschungsbeitrag, der diese<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong> ihrer ganzen Komplexität analysiert hätte. Zielsetzung der vorliegenden Studie war es,<br />

e<strong>in</strong> umfassenderes Verständnis der Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> zu erlangen, wobei<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Beantwortung folgender übergeordneten Forschungsfrage verfolgt wurde:<br />

Welches s<strong>in</strong>d die zentralen Ursachen für die<br />

<strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> der Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong>?<br />

2 Konflikttheoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Um zu e<strong>in</strong>em besseren <strong>und</strong> systematischeren Verständnis der <strong>Konflikte</strong> <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en der<br />

Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> beitragen zu können, muss vorerst festgehalten<br />

werden, was überhaupt unter e<strong>in</strong>em Konflikt verstanden wird. E<strong>in</strong> Konflikt kann dabei wie folgt def<strong>in</strong>iert<br />

werden:<br />

<strong>Konflikte</strong> s<strong>in</strong>d als Prozesse zu verstehen, die beg<strong>in</strong>nen, wenn e<strong>in</strong> Individuum oder e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten <strong>und</strong> Widersprüche mit sich selber <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er anderen Partei wahrnimmt. 2<br />

Dabei können zwei verschiedene Typen von <strong>Konflikte</strong>n differenziert werden: Aufgabenkonflikt <strong>und</strong><br />

Beziehungskonflikte. Aufgabenkonflikte werden als <strong>Konflikte</strong> verstanden, die sich auf<br />

Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten bezüglich <strong>in</strong>haltlicher oder logistischer Aspekte der Aufgabenerfüllung beziehen<br />

1<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf die explizite Verwendung der weiblichen Form <strong>in</strong> der<br />

Zusammenfassung verzichtet.<br />

2<br />

Vgl. Wall/Callister (1995), S. 517.


Im Mittelpunk steht die Frage, wie e<strong>in</strong>e Aufgabe erfüllt werden soll, wobei unterschiedliche Ansichten<br />

bestehen. 3 Beziehungskonflikte s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen als <strong>zwischen</strong>menschliche Unvere<strong>in</strong>barkeiten zu verstehen. 4<br />

Sie beziehen sich auf persönliche oder soziale Aspekte <strong>und</strong> äussern sich u. a. <strong>in</strong> Spannungen,<br />

Fe<strong>in</strong>dseligkeiten <strong>und</strong> Streitereien <strong>zwischen</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Gruppenmitgliedern. 5<br />

Abbildung 1: Konfliktzyklus 6<br />

Konfliktursachen<br />

Konflikt<br />

Auswirkungen der<br />

<strong>Konflikte</strong><br />

Der Konflikt ist als Prozess zu verstehen, der auf e<strong>in</strong>e oder mehrere Konfliktursachen zurückzuführen ist <strong>und</strong><br />

mögliche Auswirkungen haben kann. Die möglichen Ursachen für <strong>Konflikte</strong> können <strong>in</strong> vier Kategorien<br />

unterteilt werden:<br />

- Individuelle Ursachen: Ursachen die auf die persönlichen Merkmale von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschäftsführer</strong> zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

- Teambezogene Ursachen: Ursachen, die auf Charakteristika der Dyade <strong>Vorstand</strong>/<strong>Geschäftsführer</strong><br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

- Interpersonale Ursachen: <strong>Konflikte</strong>, die sich durch die Interaktion <strong>zwischen</strong> <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschäftsführer</strong> ergeben.<br />

- Organisationale Ursachen: Ursachen, die auf organisationale Merkmale zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

3 Untersuchungsdesign <strong>und</strong> Datenanalyse<br />

Insgesamt haben 161 Organisationen an der Studie teilgenommen, wobei <strong>in</strong>sgesamt 105 Präsidenten<br />

geme<strong>in</strong>sam mit ihren <strong>Geschäftsführer</strong>n, 50 <strong>Geschäftsführer</strong> ohne ihre Präsidenten <strong>und</strong> 6 Präsidenten ohne<br />

ihre <strong>Geschäftsführer</strong> den entsprechenden Fragebogen retourniert haben. Die Rücklaufquote beträgt 62.5<br />

Prozent. Da für die Datenanalyse nur jene Organisationen berücksichtigt werden konnten, von denen e<strong>in</strong>e<br />

vollständige Dyade vorhanden war, umfasste die effektive Stichprobe <strong>in</strong>sgesamt 99 <strong>Geschäftsführer</strong>-<br />

Präsidenten-Paare.<br />

59 Prozent der teilnehmenden <strong>Geschäftsführer</strong> waren männlich. Das Durchschnittsalter betrug 51 Jahre.<br />

Die Präsidenten waren durchschnittlich 54 Jahre alt <strong>und</strong> waren zu 76.5 Prozent Männer. Die beiden Parteien<br />

arbeiten im Mittel seit gut 3 Jahren zusammen. Die <strong>Geschäftsführer</strong> s<strong>in</strong>d im Schnitt seit sechs drei Viertel<br />

Jahren <strong>in</strong> dieser Position tätig, die Präsidenten s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen seit knapp fünf Jahren <strong>in</strong> ihrem Amt.<br />

3<br />

Vgl. Jehn/Mannix (2001), S. 239.<br />

4<br />

Vgl. Jehn (1995), S. 258; Jehn/Bendersky (2003), S. 200.<br />

5<br />

Vgl. Jehn (1994), S. 232; Jehn (1995), S. 258; Jehn/Bendersky (2003), S. 200.<br />

6 Vgl. Wall/Callister (1995), S. 516.<br />

2


Die Datenanalyse erfolgte mittels hierarchischer Regressionsanalysen.<br />

4 Ergebnisse<br />

4.1 Deskriptive Merkmale der teilnehmenden Organisationen<br />

Insgesamt 70 Prozent der Organisationen geben <strong>in</strong> Bezug auf ihre Mitarbeiterstruktur an, bis zu zehn<br />

Mitarbeiter zu beschäftigen. Weitere 16.2 Prozent der Organisationen beschäftigen <strong>zwischen</strong> 11 <strong>und</strong> 50<br />

Mitarbeiter. Lediglich 11.2 Prozent der Vere<strong>in</strong>e beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiter. Diese Ergebnisse<br />

zeigen, dass es sich bei den hier betrachteten <strong>Nonprofit</strong>-Organisationen hauptsächlich um kle<strong>in</strong>ere<br />

Organisationen handelt.<br />

Abbildung 2: Mitarbeiterstruktur<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Mitgliederstruktur zeigen die Resultate, dass die <strong>in</strong> der Stichprobe vertretenen<br />

Organisationen durchschnittlich 8'950 Mitglieder umfassen (juristische oder natürliche Personen). Der<br />

Median liegt bei 450 Mitgliedern. Wird nach der Mitgliederart differenziert, zählen die Organisationen<br />

durchschnittlich 8'700 natürliche <strong>und</strong> 145 juristische Mitglieder. Der Median für die natürlichen Personen<br />

liegt bei 286, bei den juristischen Personen beläuft er sich auf 22. 31 Organisationen zählen zu ihrem<br />

Mitgliederstamm nur juristische Personen, 26 Organisationen bestehen ausschliesslich aus natürlichen<br />

Personen. Die übrigen 42 Organisationen zählen sowohl juristische als auch natürliche Personen zu ihren<br />

Mitgliedern.<br />

3


Tabelle 1: Mitgliederstruktur<br />

Mitglieder<br />

<strong>in</strong>sgesamt<br />

Natürliche Personen<br />

Juristische Personen<br />

Mittelwert 8'950 8'707 145<br />

Median 450 286 22<br />

M<strong>in</strong> 4 0 0<br />

Max 500'000 499'981 2'200<br />

n 99 94 94<br />

Von den teilnehmenden Präsidenten gaben gut zwei Drittel der befragten Präsidenten an, e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle<br />

Entschädigung für ihr Amt zu erhalten (67.7 %). Welche Form diese aufweist, wurde jedoch nicht explizit<br />

erhoben. Für 22 Prozent der Präsidenten ist diese Entschädigung dabei e<strong>in</strong>kommensrelevant (n = 15).<br />

Dieses Resultat bestätigt die Erkenntnis, dass e<strong>in</strong> Ehrenamt an sich ohne f<strong>in</strong>anzielle Entschädigung<br />

ausgeführt wird, <strong>in</strong> der Praxis jedoch verschiedene Formen der f<strong>in</strong>anziellen Entschädigung vorkommen.<br />

Im Zusammenhang mit den Feedbacksystemen geben knapp 50 Prozent der Vorstände an, e<strong>in</strong>e<br />

regelmässige <strong>und</strong> offizielle Evaluation ihrer <strong>Vorstand</strong>stätigkeit durchzuführen. Auf der Seite der<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> geben 36.5 Prozent an, dass e<strong>in</strong> regelmässiges <strong>und</strong> offizielles Mitarbeitergespräch mit<br />

ihnen durchgeführt wird. In knapp 30 Prozent der Fälle f<strong>in</strong>det jedoch ke<strong>in</strong> Mitarbeitergespräch statt. 13<br />

Prozent der Vorstände führen zudem ke<strong>in</strong>e Selbstevaluation durch.<br />

Bezüglich der Frage, wer <strong>in</strong> der Zusammenarbeit als dom<strong>in</strong>ierend erachtet wird, zeigen die Ergebnisse, dass<br />

Beziehungen, <strong>in</strong> denen sich <strong>Geschäftsführer</strong> <strong>und</strong> Präsident <strong>in</strong> gleichem Masse als dom<strong>in</strong>ierend ansehen,<br />

jene Form der Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse darstellt, die am häufigsten genannt wurde. So gaben 37<br />

<strong>Geschäftsführer</strong>-Präsidenten-Paare an, dass sie sich <strong>in</strong> gleichem Masse als dom<strong>in</strong>ierend ansehen. Werden<br />

die Antworten unabhängig vone<strong>in</strong>ander betrachtet, waren <strong>in</strong>sgesamt 62 Präsidenten <strong>und</strong> 56<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> der Ansicht, dass geteilte Machtverhältnisse <strong>in</strong> ihrer Zusammenarbeit vorherrschen.<br />

Tabelle 2: Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse<br />

E<strong>in</strong>schätzung der Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse durch<br />

den Präsidenten<br />

Präsident<br />

<strong>Geschäftsführer</strong><br />

Beide im<br />

gleichen Masse<br />

Total<br />

E<strong>in</strong>schätzung der<br />

Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse<br />

durch den<br />

<strong>Geschäftsführer</strong><br />

Präsident 10 1 7 18<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> 3 3 18 24<br />

Beide im<br />

gleichen Masse<br />

15 4 37 56<br />

Total 28 8 62 98<br />

4


4.2 Deskriptive Analyse der <strong>Konflikte</strong><br />

In Tabelle 3 werden die Mittelwerte <strong>und</strong> Standardabweichungen der beiden Konflikttypen<br />

zusammengefasst. Wie aus diesen Ergebnissen hervorgeht, weisen die hier betrachteten<br />

Präsident/<strong>Geschäftsführer</strong>-Beziehungen im Durchschnitt e<strong>in</strong> eher ger<strong>in</strong>ges Konfliktaufkommen auf. Für die<br />

Aufgabenkonflikte kann e<strong>in</strong> Mittelwert von 2.26 ausgewiesen werden (auf e<strong>in</strong>er 7er-Skala, 1= nie, 7 = oft),<br />

für die Beziehungskonflikte e<strong>in</strong> Mittelwert von 1.63.<br />

Tabelle 3 Deskriptive Statistik der beiden Konflikttypen<br />

Variable<br />

Mittelwert<br />

Standardabweichung<br />

n<br />

Aufgabenkonflikte 2.26 0.79 99<br />

Beziehungskonflikte 1.63 0.65 99<br />

4.3 Empirische Ergebnisse<br />

Die Resultate der Studie zeigen e<strong>in</strong> deutlich differenzierteres Bild der möglichen <strong>Konflikte</strong> dieser<br />

Zusammenarbeit, als bisher <strong>in</strong> der NPO-Literatur gezeichnet wurde. So geht aus den Ergebnissen e<strong>in</strong>erseits<br />

hervor, dass beide Typen von <strong>Konflikte</strong>n <strong>in</strong> der Zusammenarbeit beobachtet werden können:<br />

Aufgabenkonflikte <strong>und</strong> Beziehungskonflikte. Zudem s<strong>in</strong>d die Ursachen für das Zustandekommen von<br />

<strong>Konflikte</strong>n weitaus komplexer, als <strong>in</strong> bisherigen Betrachtungen dargelegt, konzentrieren sich diese doch<br />

hauptsächlich auf die Know-how-, Zeit- <strong>und</strong> Informationsasymmetrie. Sicherlich s<strong>in</strong>d diese Konfliktursachen<br />

e<strong>in</strong>e Eigenheit von <strong>Nonprofit</strong>-Organisationen, s<strong>in</strong>d sie doch darauf zurückzuführen, dass e<strong>in</strong> ehrenamtlicher<br />

<strong>Vorstand</strong> auf e<strong>in</strong>en hauptamtlichen <strong>Geschäftsführer</strong> trifft. Die <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> dieser Zusammenarbeit jedoch auf<br />

diese drei Aspekte zu reduzieren, würde e<strong>in</strong> verzerrtes Bild widergeben. Aus den Ergebnissen g<strong>in</strong>g klar<br />

hervor, dass für die <strong>Konflikte</strong> verschiedenste Ursachen verantwortlich gemacht werden können, wobei<br />

<strong>zwischen</strong> <strong>in</strong>dividuellen, <strong>in</strong>terpersonalen, team- <strong>und</strong> organisationsbezogenen Ursachen zu<br />

unterscheiden ist.<br />

Individuelle Ursachen<br />

Im Zusammenhang mit den <strong>in</strong>dividuellen Ursachen zeigten die Ergebnisse, dass die fehlende<br />

Wertekongruenz von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> e<strong>in</strong>e der zentralen Ursachen für die <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> dieser<br />

Zusammenarbeit darstellt. Verfügen <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> über unterschiedliche Ansichten<br />

bezüglich der organisationalen Werte, führt dies zu Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten bezüglich der zu erfüllenden<br />

Aufgaben (standardisierter β-Koeffizient = -0.724, p


In der Literatur wird die Know-how-Asymmetrie als e<strong>in</strong>e zentrale Ursache für die <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> der<br />

Zusammenarbeit angesehen. Die Ergebnisse der Studie ergaben jedoch e<strong>in</strong> leicht differenzierteres Bild. So<br />

werfen die Ergebnisse zum e<strong>in</strong>en die Frage auf, was genau unter Know-how verstanden wird, war doch im<br />

vorliegenden Kontext nicht das unterschiedliche Wissen ausschlaggebend für e<strong>in</strong> gesteigertes Aufkommen<br />

von Aufgabenkonflikten, sondern e<strong>in</strong>e ähnliche Wissensbasis. Im vorliegenden Kontext wurde das Wissen<br />

als die berufliche Erfahrung def<strong>in</strong>iert. Aufgr<strong>und</strong> der gegenläufigen Richtung des Zusammenhangs kann<br />

angenommen werden, dass unter Wissen Verschiedenstes subsumiert wird: Informationen, Wissen,<br />

welches mit dem Zweck der Organisation verb<strong>und</strong>en ist, Berufserfahrung, fachspezifisches Wissen<br />

(Market<strong>in</strong>g, F<strong>in</strong>anzen, etc.). usw. Der signifikante E<strong>in</strong>fluss des Wissens wird jedoch <strong>in</strong>sbesondere vom<br />

Effekt der Wertekongruenz überlagert. Dies lässt ferner auch die Vermutung zu, dass die Relevanz der<br />

Know-how-Asymmetrie etwas überbewertet bzw. dass unter Know-how-Asymmetrie verschiedene<br />

Konfliktursachen zusammengefasst werden, wodurch sich erklären lässt, weshalb ihr <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong>e<br />

höhere Relevanz beigemessen wird, als hier gezeigt werden konnte. Bei e<strong>in</strong>er differenzierten Betrachtung,<br />

wie <strong>in</strong> der vorliegenden Studie angestrebt, konnte jedoch gezeigt werden, dass der Know-how-Asymmetrie<br />

e<strong>in</strong>e vergleichsweise weniger bedeutende Rolle zukommt als <strong>in</strong> der Literatur bisher dargelegt.<br />

Interpersonale Ursachen<br />

Neben den <strong>in</strong>dividuellen Ursachen konnten die <strong>Konflikte</strong> (aufgabenbezogene <strong>und</strong> beziehungsbezogene) auf<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>terpersonalen Ursachen zurückgeführt werden. Wie die Ergebnisse zeigen, stellt das<br />

Vertrauen neben der Wertekongruenz e<strong>in</strong> weiteres zentrales Element dieser Zusammenarbeit dar, konnte<br />

doch für beide Konflikttypen e<strong>in</strong> statistisch signifikanter negativer E<strong>in</strong>fluss des Vertrauens auf dem 99.9<br />

Prozent Niveau festgestellt werden (standardisierter β-KoeffizientAK = -0.492, standardisierter β-KoeffizientBK<br />

= -0.797). 7 Folglich ist es von gr<strong>und</strong>legender Relevanz, dass die Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschäftsführer</strong> auf gegenseitigem Vertrauen <strong>und</strong> Respekt beruht, damit sich die beiden Parteien auf ihre<br />

eigentliche Funktion <strong>in</strong> der Organisation konzentrieren können.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus erwies sich auch die mangelnde Kommunikationsqualität als weiterer kritischer Faktor,<br />

der Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten bezüglich der zu erfüllenden Aufgaben, wie auch <strong>in</strong>terpersonale<br />

Differenzen, auszulösen vermag (standardisierter β-KoeffizientAK = -0.503, standardisierter β-KoeffizientBK = -<br />

0.420, p < 0.001). E<strong>in</strong>e gut funktionierende Kommunikation, die die Bedürfnisse beider Parteien zu decken<br />

vermag, ist als weiteres Element e<strong>in</strong>er gut funktionierenden Zusammenarbeit anzusehen. Ferner ist auch<br />

die Informationsasymmetrie als relevante Ursache für die <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> der Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> zu werten; sie führt zu e<strong>in</strong>em statistisch signifikant gesteigerten Vorkommen beider<br />

Konflikttypen (standardisierter β-KoeffizientAK = -0.200, standardisierter β-KoeffizientBK = 0.131, p < 0.05).<br />

Dieses Resultat belegt die zahlreichen theoretischen Ausführungen, welche die Informationsasymmetrie als<br />

e<strong>in</strong>es der zentralen Spannungsfelder <strong>in</strong> dieser Zusammenarbeit ansehen.<br />

7<br />

AK = Aufgabenkonflitk, BK = Beziehungskonflikt<br />

6


Team- <strong>und</strong> organisationsbezogene Ursachen<br />

Für die aufgabenbezogenen <strong>Konflikte</strong> können nicht zuletzt teambezogene <strong>und</strong> organisationsbezogene<br />

Konfliktauslöser verantwortlich gemacht werden. Im Zusammenhang mit den teambezogenen Ursachen<br />

g<strong>in</strong>g aus den Ergebnissen hervor, dass unterschiedliche Ansichten bezüglich der Wahrnehmung der<br />

Aufgabenerfüllung als relevante Ursachen für aufgabenbezogene <strong>Konflikte</strong> erachtet werden können, wobei<br />

dieser Zusammenhang nur für Aufgaben gezeigt werden konnte, die <strong>in</strong> den Verantwortungsbereich des<br />

<strong>Geschäftsführer</strong>s fallen. Verfügen <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> über unterschiedliche Vorstellungen, wer<br />

welche Aufgaben zu welchem Grad erfüllen soll, führt dies zu e<strong>in</strong>em erhöhten Konfliktaufkommen<br />

(standardisierter β-Koeffizient = 0.351, p < 0.01). Des Weiteren wird das Vorkommen von<br />

Aufgabenkonflikten auch durch den Formalisierungsgrad schriftlicher Stellenbeschreibungen<br />

(Stellenbeschreibung, Organisationsreglement, Funktionendiagramm etc.) bee<strong>in</strong>flusst. So zeigen die<br />

Resultate, dass mit zunehmendem Formalisierungsgrad die aufgabenbezogenen Differenzen reduziert<br />

werden können (standardisierter β-Koeffizient = -0.102 p < 0.1).<br />

Die Ergebnisse bestätigten schliesslich die Forderung nach e<strong>in</strong>em gleichgewichtigen Zusammenwirken<br />

von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong>. So weisen jene <strong>Geschäftsführer</strong>-Präsidenten-Beziehungen, <strong>in</strong> denen sich<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> <strong>und</strong> Präsident im gleichen Masse als dom<strong>in</strong>ant ansehen, das ger<strong>in</strong>gste<br />

beziehungsbezogene Konfliktaufkommen auf. Das höchste Konfliktaufkommen konnte h<strong>in</strong>gegen verzeichnet<br />

werden, wenn der Präsident vom <strong>Geschäftsführer</strong> als dom<strong>in</strong>ierend angesehen wird.<br />

Tabelle 4: Dom<strong>in</strong>anzverhältnisse<br />

n<br />

Beziehungskonflikte<br />

<strong>Geschäftsführer</strong> erachtet Präsident<br />

als dom<strong>in</strong>ierend<br />

Beide im gleichen Masse<br />

übere<strong>in</strong>stimmend<br />

18<br />

37<br />

Ungleiche E<strong>in</strong>schätzung 40<br />

2.111<br />

(.958)<br />

1.451<br />

(.460)<br />

1.608<br />

(.552)<br />

Signifikanz (p-Wert) .014<br />

Auswirkungen der <strong>Konflikte</strong><br />

Um die Tragweite der <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> dieser Zusammenarbeit besser e<strong>in</strong>schätzen zu können, wurden neben<br />

den Ursachen auch die Auswirkungen der beiden Konflikttypen berücksichtigt. Die Ergebnisse der Studie<br />

zeigten, dass sich sowohl Aufgabenkonflikte wie auch Beziehungskonflikte schädlich auf die<br />

Arbeitszufriedenheit (standardisierter β-KoeffizientAK = -0.409, standardisierter β-KoeffizientBK = -0.320, p <<br />

0.001), sowie auf die Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit an sich auswirken (standardisierter β-<br />

KoeffizientAK = -0.479, standardisierter β-KoeffizientBK = -0.673, p < 0.001). Im Zusammenhang mit der<br />

wahrgenommenen organisationalen Performance g<strong>in</strong>g aus der Studie des Weiteren hervor, dass sich die<br />

Aufgabenkonflikte auch hier negativ auswirken (standardisierter β-KoeffizientBK = -0.177, p < 0.1). Im<br />

Zusammenhang mit den Beziehungskonflikten konnte h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong> direkter Effekt auf die Performance<br />

festgestellt werden. In e<strong>in</strong>er weiterführenden Analyse konnte jedoch festgestellt werden, dass die<br />

7


Arbeitszufriedenheit diesen Zusammenhang mediiert. Folglich haben auch Beziehungskonflikte über e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>gere Arbeitszufriedenheit e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss auf die Wahrnehmung der organisationalen<br />

Performance.<br />

5 Fazit<br />

E<strong>in</strong>e funktionierende Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> ist von massgeblicher Relevanz für<br />

den Erfolg e<strong>in</strong>er NPO. Die vorliegende Studie konnte die zentralen Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche<br />

Gestaltung dieser Zusammenarbeit identifizieren. Die perfekte Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geschäftsführer</strong>, frei von jeglichen <strong>Konflikte</strong>n, wird es wohl nie geben, s<strong>in</strong>d doch <strong>Konflikte</strong> e<strong>in</strong> Bestandteil<br />

organisationalen Lebens. Ziel der Arbeit war es jedoch aufzuzeigen, wo Potenzial für <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> der<br />

Zusammenarbeit existiert, um dadurch zu e<strong>in</strong>er besseren <strong>und</strong> effizienteren Zusammenarbeit von <strong>Vorstand</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geschäftsführer</strong> beitragen zu können.<br />

Literatur<br />

JEHN, K. A. (1994): Enhanc<strong>in</strong>g Effectiveness: An Investigation of Advantages and Disadvantages of Value-<br />

Based Intragroup Conflict, <strong>in</strong>: International Journal of Conflict Management, 5(3), S. 223-238.<br />

JEHN, K. A. (1995): A Multimethod Exam<strong>in</strong>ation of the Benefits and Detriments of Intragroup Conflict, <strong>in</strong>:<br />

Adm<strong>in</strong>istrative Science Quarterly, 40(2), S. 256-282.<br />

JEHN, K. A./BENDERSKY, C. (2003): Intragroup Conflict <strong>in</strong> Organizations: A Cont<strong>in</strong>gency Perspective on the<br />

Conflict-Outcome Relationship, <strong>in</strong>: Research <strong>in</strong> Organizational Behavior, 25, S. 187-242.<br />

JEHN, K. A./MANNIX, E. A. (2001): The Dynamic Nature of Conflict: A Longitud<strong>in</strong>al Study of Intragroup Conflict<br />

and Group Performance, <strong>in</strong>: Academy of Management Journal, 44(2), S. 238-251.<br />

WALL, J. A., JR./CALLISTER, R. R. (1995): Conflicts and Its Management, <strong>in</strong>: Journal of Management, 21(3), S.<br />

515-558.<br />

8


nonprofit but management<br />

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Universität Freiburg/Schweiz<br />

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