Heinrich von Kleist: Die Verlobung in St. Domingo - Lessing ...
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hat und dass Toni nun tot ist, jagt er sich selbst die Kugel durch den Kopf. Se<strong>in</strong>e<br />
Schuldgefühle über das Misstrauen, das er ihr entgegengebracht hat, s<strong>in</strong>d zu groß, als<br />
dass er e<strong>in</strong>en Ausweg neben dem eigenen Tod sehen könnte. Herr <strong>St</strong>römli ist der Erste,<br />
der wieder <strong>in</strong> die Realität zurückkehrt. Er übernimmt die Führung.<br />
Hoango zeigt Gefühle angesichts des Todes <strong>von</strong> Toni und ruft se<strong>in</strong>e Gefolgsleute zurück,<br />
welche Herrn <strong>St</strong>römli aufhalten wollen. Herr <strong>St</strong>römli verspricht Hoango Seppy <strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>te<br />
Lüze wie vere<strong>in</strong>bart zurückzulassen. <strong>Die</strong>s zeigt se<strong>in</strong>e Gerechtigkeit und Fairness<br />
gegenüber se<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>d. Herr <strong>St</strong>römli verheiratet bei der Beerdigung Tonis und Gustavs<br />
die beiden symbolisch, <strong>in</strong>dem er ihre R<strong>in</strong>ge tauscht. Herr <strong>St</strong>römli gelangt sicher mit<br />
se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> die Schweiz zurück. Dort errichtet er e<strong>in</strong> Denkmal für Toni und Gustav,<br />
die er nie vergessen wird.<br />
Toni und Gustav haben versucht <strong>in</strong> dem gewaltigen Kampf <strong>von</strong> Hass, Verzweiflung und<br />
Täuschung e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Insel der Liebe aufzubauen. Doch diese wurde <strong>von</strong> der Übermacht<br />
aus Täuschung und Misstrauen überschwemmt. Zwei sich liebende Menschen s<strong>in</strong>d doch<br />
zu kle<strong>in</strong> und machtlos, um e<strong>in</strong>en ganzen Rassenkrieg zu beenden.<br />
Motive <strong>in</strong> der Novelle "<strong>Die</strong> <strong>Verlobung</strong> <strong>in</strong> <strong>St</strong>. Dom<strong>in</strong>go"<br />
<strong>von</strong> Neta Cherv<strong>in</strong>sky und Cecilia Knodt<br />
In <strong>He<strong>in</strong>rich</strong> <strong>von</strong> <strong>Kleist</strong>s Novelle "<strong>Die</strong> <strong>Verlobung</strong> <strong>in</strong> <strong>St</strong>. Dom<strong>in</strong>go" werden zu Anfang die<br />
durch die Revolution ausgelösten Kämpfe zwischen weißen und schwarzen Menschen<br />
geschildert, die auf der im Titel genannten Antillen<strong>in</strong>sel, die heute Haiti heißt, wüten.<br />
Dunkelhäutige besetzen <strong>St</strong>ädte (darunter auch die Hauptstadt Port-au-Pr<strong>in</strong>ce) und<br />
Häuser der Weißen, töten Menschen und deren Familien oder nehmen sie als Gefangene.<br />
Auf Grund solcher oder vergangener Ereignisse werden Menschen aus Angst und<br />
Ahnungslosigkeit dazu verleitet Vorurteile gegenüber Dunkelhäutigen zu haben, die<br />
Umstände lassen es somit nicht zu, dass man sich e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung über die Charaktere <strong>von</strong><br />
<strong>in</strong>dividuellen Personen macht: man verallgeme<strong>in</strong>ert vielmehr. <strong>Kleist</strong>s Novelle baut ihr<br />
Handlungsfundament genau auf diesen Konflikten auf. <strong>Die</strong>se werden wiederum durch<br />
Motive erzeugt. Das wohl wichtigste Motive, das sich über den gesamten Inhalt des<br />
Buches erstreckt, ist das Motiv des Vertrauens.<br />
Es ist immer wieder <strong>in</strong> verschiedensten Situationen zu f<strong>in</strong>den, wie auch bei Gustav,<br />
e<strong>in</strong>em weißen Offizier, der e<strong>in</strong>es Nachts zu dem Haus Congo Hoangos gelangt. In diesem<br />
Haus wohnen Toni, e<strong>in</strong>e Mestize, die <strong>von</strong> ihrer Mutter (Babeken) schamlos für ihre<br />
h<strong>in</strong>terlistigen Pläne, Weiße zu sich zu locken und sie anschließend zu töten, ausgenutzt<br />
wird. Als nun auch Gustav zu e<strong>in</strong>em Opfer ihres h<strong>in</strong>terlistigen Vorhabens wird, ist er<br />
misstrauisch und schenkt Babekan ke<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> dem, was sie sagt oder behauptet,<br />
da ihm der Rassenkonflikt zwischen Weißen und Schwarzen durchaus bewusst ist und er<br />
sich nicht durch unangebrachte Naivität selbst schaden will. Um ihnen jedoch das Gefühl