B i b e r - Dr. Pedro de la Fuente
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Aktionsgruppe Biber<br />
Tierschutz-Bericht 2001 für die Städte Ulm und Neu-Ulm<br />
- 17-<br />
4. Wildtiere und so genannte "Schädlinge"<br />
4.1. Stadttauben<br />
Die Vorfahren <strong>de</strong>r heutigen Stadttauben waren einerseits Felsentauben, die<br />
ihre Nester in Felsenspalten einrichteten, an<strong>de</strong>rerseits auch verirrte Brieftauben.<br />
Als Nachfahren <strong>de</strong>r Felsentauben sind unsere Stadttauben nicht in<br />
<strong>de</strong>r Lage, in Bäumen zu nisten, son<strong>de</strong>rn suchen zum Brüten Gebäu<strong>de</strong>nischen<br />
auf. Weithin unbekannt ist, dass sich diese Tauben nur selten mehr als 100<br />
Meter von ihrem "Geburtsort" entfernen.<br />
Während Tauben beispielsweise in Venedig nicht aus <strong>de</strong>m Stadtbild wegzu<strong>de</strong>nken<br />
sind, möchte man sie hierzu<strong>la</strong>n<strong>de</strong> am liebsten verbannen.<br />
Stadttauben wer<strong>de</strong>n zu Unrecht als "Ratten <strong>de</strong>r Lüfte" und als potenzielle<br />
Übertrager zahlreicher Krankheiten verteufelt. Tatsache ist, dass die meisten<br />
Erreger, die Tauben befallen, für <strong>de</strong>n Menschen harmlos sind und dass Tauben<br />
in puncto Krankheitsübertragungen nicht viel schlimmer sind als<br />
beispielsweise Wellensittiche. Tatsache ist aber auch, dass Tauben furchtbar<br />
viel <strong>Dr</strong>eck machen, <strong>de</strong>r zwar nicht son<strong>de</strong>rlich aggressiv, aber auf je<strong>de</strong>n Fall<br />
Ekel erregend ist. Und um die Re<strong>la</strong>tionen k<strong>la</strong>r zu machen: das was Autos<br />
"hinten heraus<strong>la</strong>ssen" ist für Menschen und Gebäu<strong>de</strong> ein<strong>de</strong>utig schlimmer als<br />
das, was Tauben hinter<strong>la</strong>ssen.<br />
So verständlich <strong>de</strong>r Wunsch ist, sich durch Vergrämungsmaßnahmen in Form<br />
von Stacheln, <strong>Dr</strong>ähten, Hochspannungsdrähten, Netze usw. vor <strong>de</strong>m Kot<br />
dieser Tiere zu schützen, so unsinnig ist <strong>de</strong>r Versuch, die Vergrämung<br />
flächen<strong>de</strong>ckend durchführen zu wollen. Letztlich wird ja das Problem nicht<br />
gelöst, son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>m St.-Florians-Prinzip auf an<strong>de</strong>re Orte ver<strong>la</strong>gert. Aus<br />
<strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Tierschutzes sind Vergrämungsvorrichtungen abzulehnen, die<br />
eine Gefahr <strong>de</strong>r Verletzung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verfangens von Vögeln darstellen.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r saure-Gurken-Zeit <strong>de</strong>r Zeitungen wird <strong>de</strong>r<br />
Ruf nach Fütterungsverboten zur Bekämpfung einer angeblichen Taubenp<strong>la</strong>ge<br />
<strong>la</strong>ut. Doch Fütterungsverbote, wie sie in Ulm schon <strong>la</strong>nge bestehen<br />
(aber nicht in Neu-Ulm), sind kein Mittel zur Regelung <strong>de</strong>r Taubenpopu<strong>la</strong>tion.<br />
Wenn <strong>de</strong>m so wäre, dann gäbe es signifikante Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Taubendichte<br />
in bei<strong>de</strong>n Hälften <strong>de</strong>r Doppelstadt. Die immer wie<strong>de</strong>r behauptete<br />
Selbstregu<strong>la</strong>tion <strong>de</strong>s Nachwuchses entsprechend <strong>de</strong>m Nahrungsangebot<br />
fin<strong>de</strong>t nicht statt. Taubenfüttern ist für eine Reihe von (zumeist älteren) Leuten<br />
eine wichtige Herzensangelegenheit, die nicht ohne triftigen Grund beiseite<br />
geschoben wer<strong>de</strong>n darf. Daher ist entwe<strong>de</strong>r ein stichhaltiger (wissenschaftlicher)<br />
Nachweis für die Wirksamkeit <strong>de</strong>s Taubenfütterungsverbotes o<strong>de</strong>r seine<br />
Aufhebung in Ulm zu for<strong>de</strong>rn.<br />
Unabhängig davon wer<strong>de</strong>n wir uns für <strong>de</strong>n Bau von Taubenschlägen einsetzen,<br />
in <strong>de</strong>nen zu entsprechen<strong>de</strong>r Zeit zur Verhin<strong>de</strong>rung von Nachkommenschaft<br />
richtige durch falsche Eier ersetzt wer<strong>de</strong>n. Dieses integrative Konzept<br />
wird nicht nur von Tierschutzseite propagiert, son<strong>de</strong>rn inzwischen auch von<br />
zwei Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn.