„Dreistellige Kurse in Sicht“ - Der Silberjunge
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34 Aktien www.deraktionaer.de #51/12<br />
Interview mit Thorsten Schulte, Herausgeber des Börsenbriefs „<strong>Der</strong> <strong>Silberjunge</strong>“<br />
<strong>„Dreistellige</strong> <strong>Kurse</strong> <strong>in</strong> <strong>Sicht“</strong><br />
<strong>Der</strong> Edelmetall-Spezialist Thorsten Schulte agiert seit Jahren erfolgreich am Silbermarkt. Im<br />
AKTIONÄR-Interview verrät er se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung zur weiteren Entwicklung des Silberpreises.<br />
Rutsch unter 32 Dollar erhöhte ich sie<br />
wieder und ich rate uns allen jetzt zu<br />
Geduld und Gelassenheit.<br />
n Sie haben vor e<strong>in</strong>igen Monaten im Interview<br />
mit dem AKTIONÄR e<strong>in</strong> Kursziel von<br />
100 Dollar bis Ende 2013, Anfang 2014 <strong>in</strong><br />
Aussicht gestellt. Bleiben Sie bei dieser Mei-<br />
n DER AKTIONÄR: Herr Schulte, im August und<br />
September hat der Silberpreis e<strong>in</strong>e kurze<br />
Zwischenrallye e<strong>in</strong>gelegt. Zuletzt tendierte<br />
er jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiten Schwankungsbreite<br />
seitwärts. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung<br />
<strong>in</strong> diesem Jahr?<br />
THORSTEN SCHULTE: Wir haben es derzeit<br />
mit großen politischen Unsicherheiten<br />
rund um „fiscal cliff“ <strong>in</strong> den USA zu<br />
tun, sodass e<strong>in</strong>e Schaukelbörse auch<br />
beim Silberpreis nicht ausgeschlossen<br />
werden kann. Ich bleibe dennoch angesichts<br />
der Langfristchancen von Silber<br />
sehr gelassen. Nach dem Saisonmuster<br />
wird der Silberpreis bis Februar<br />
unterstützt. Als es am 28. November<br />
zur Preis drückung b<strong>in</strong>nen kurzer Zeit<br />
von rund e<strong>in</strong>em Dollar kam, wurden<br />
sage und schreibe 816,6 Millionen Silberunzen<br />
an der US-Warenterm<strong>in</strong>börse<br />
gehandelt. Dies entspricht 107 Prozent<br />
der M<strong>in</strong>enproduktion des Jahres<br />
2011. <strong>Der</strong> Silberpreis sah e<strong>in</strong> schönes<br />
Intraday-Reversal und steckte den<br />
„Anschlag“ gut weg. Immer wieder<br />
werden solche Versuche unternommen<br />
und die Gefahr ist gerade dann groß,<br />
wenn die spekulativen Investoren massiv<br />
auf steigende Silberpreise setzen.<br />
Daher schaue ich mir viele Indikatoren<br />
zur Messung der Markteuphorie an. Im<br />
Sommer waren nur noch wenige Optimisten<br />
unter den nordamerikanischen<br />
Silberberatern zu verzeichnen und ich<br />
erhöhte me<strong>in</strong>e Investments stark. Anfang<br />
Oktober bei über 35 Dollar je Fe<strong>in</strong>unze<br />
war bereits Euphorie zu spüren<br />
und ich senkte me<strong>in</strong>e Quote. Bei dem<br />
nung?<br />
Die Lage heute unterscheidet sich von<br />
der der Deflationskrise 2008/09 grundlegend.<br />
Damals fiel die weltweite Geldmenge<br />
<strong>in</strong> Dollar, die Weltwährungsreserven<br />
brachen e<strong>in</strong> und der Dollar wurde<br />
sehr stark mit der Folge e<strong>in</strong>er Liquiditätsverknappung<br />
an den Kapitalmärkten.<br />
Heute steigen sowohl die Geldmenge<br />
als auch die Währungsreserven und<br />
e<strong>in</strong>e Dollaraufwertung wie 2008 fehlt<br />
ebenfalls. Dafür haben die EZB, die Fed,<br />
die Bank von England, die Schweizerische<br />
Nationalbank und die People’s<br />
Bank of Ch<strong>in</strong>a ihre Bilanzsummen seit<br />
Anfang 2007 nahezu verdreifacht auf<br />
fast 15 Billionen Dollar. Dies geschieht,<br />
weil die Zentralbanken immer mehr<br />
Anleihen ihrer Regierungen kaufen und<br />
ihren nationalen Geschäftsbanken mehr<br />
und mehr Liquidität zuführen. Denken<br />
Sie nur an die über e<strong>in</strong>e Billion Euro, die<br />
die EZB den Banken im Dezember 2011<br />
und März 2012 erstmalig für stolze drei<br />
Jahre zur Verfügung stellte. E<strong>in</strong>e deflationäre<br />
Kontraktion wie 1929 soll eben<br />
unter allen Umständen verh<strong>in</strong>dert werden.<br />
Und für die USA gilt, dass Helikopter-Ben<br />
und se<strong>in</strong>e Super-Taube Janet<br />
Yellen das Land trotz „fiscal cliff“ auf<br />
Inflationskurs steuern. Zwischen Ende<br />
2013 und Ende 2015 sollte der Silberpreis<br />
daher die Dreistelligkeit fest im Blick<br />
haben!<br />
nE<strong>in</strong> Großteil der Silbernachfrage stammt<br />
aus der Industrie? Wie sehen Sie die Gefahr<br />
Fotos: Shutterstock, Thorsten Schulte
www.deraktionaer.de #51/12<br />
Aktien<br />
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e<strong>in</strong>er weltweiten Rezession oder zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>er weiteren Konjunkturabschwächung?<br />
Die reale, also <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igte<br />
Geld menge M1 lag im Oktober 2012 <strong>in</strong><br />
der Eurozone vier Prozent über dem Vorjahr<br />
nach negativen Veränderungsraten<br />
bis April dieses Jahres. Verschiebt man<br />
die se Geldmengensteigerungen um neun<br />
Monate, s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> guter Früh<strong>in</strong>dikator<br />
sowohl für die Industrieproduktion<br />
als auch für das Anspr<strong>in</strong>gen des Kreditwachstums<br />
der privaten Haushalte. Hier<br />
zeigt sich zukünftiges Inflationspotenzial,<br />
wenngleich es auch nicht morgen<br />
bereits spürbar wird. Noch dazu ergibt<br />
sich <strong>in</strong> der Eurozone e<strong>in</strong> sehr ungleiches<br />
Bild. In Deutschland stiegen die Sichte<strong>in</strong>lagen<br />
auf den Girokonten und Geschäftskonten<br />
im Oktober um 13 Prozent<br />
zum Vorjahr, während sie <strong>in</strong> den Krisenländern<br />
noch unter dem Vorjah resniveau<br />
liegen. <strong>Der</strong>zeit spricht aber vie les<br />
dafür, dass Inflation und nicht De flation<br />
das Problem wird. Weltweit ha ben wir<br />
es <strong>in</strong> den letzten zwölf Monaten mit<br />
über 300 Lockerungen der Geld po litik<br />
sowie der Fiskalpolitik zu tun.<br />
n Sie haben das Thema Inflation bereits angesprochen.<br />
Wie beurteilen Sie die weitere<br />
Entwicklung?<br />
Großer Erfahrungsschatz<br />
Thorsten Schulte war von 1999 bis 2008<br />
als Investmentbanker u.a. im Handel der<br />
Deutschen Bank und der DZ Bank tätig.<br />
Er ist Autor der Bücher „Silber – das bessere<br />
Gold“ sowie „Vermögen retten – <strong>in</strong><br />
Silber <strong>in</strong>vestieren“ und Herausgeber des<br />
Edelmetallbriefs „<strong>Der</strong> <strong>Silberjunge</strong>“.<br />
Noch schauen e<strong>in</strong>ige<br />
Früh<strong>in</strong>dikatoren, die<br />
mich Mitte 2008 vor<br />
e<strong>in</strong>em Deflationsschock<br />
warnen ließen, nicht<br />
hoffnungsvoll aus. So liegen<br />
die Geschäftserwartungen<br />
der deutschen<br />
chemischen Industrie<br />
auch im November noch<br />
im negativen Bereich,<br />
aber wenn die EZB ihren<br />
e<strong>in</strong>geschlagenen Weg<br />
weitergeht und die Politik<br />
ihren bed<strong>in</strong>gungslosen Euro-Rettungskurs<br />
weitergeht, zeigt uns die<br />
Geldmenge M1 jetzt zu Recht bereits Inflations-<br />
und eben nicht Deflationsgefahren.<br />
n Mit welchen Inflationsraten rechnen Sie?<br />
Unterscheiden wir bitte zwischen<br />
Konsumentenpreis<strong>in</strong>flation und Vermögenspreis<strong>in</strong>flation.<br />
Ich gehe fest davon<br />
aus, dass sich die Vermögenspreise <strong>in</strong><br />
Papiergeld gemessen stark nach oben<br />
bewegen werden, stärker als sich der<br />
Warenkorb der Konsumenten verteuern<br />
wird. Aber Inflationsraten von über<br />
fünf Prozent sollten wahrlich nicht ausgeschlossen<br />
werden, vor allem bei richtiger<br />
Berechnung der Preissteigerung.<br />
n Gold und Silber werden immer wieder als<br />
Schutz vor Inflation genannt. Welches Edelmetall<br />
bietet Ihrer Ansicht nach den besten<br />
Vermögensschutz und warum?<br />
Silber bot im Inflationsjahrzehnt der<br />
70er-Jahre mit e<strong>in</strong>er Vervierzigfachung<br />
gegenüber der Vervierundzwanzigfachung<br />
von Gold und der Verzwanzigfachung<br />
von Rohöl den besten Inflationsschutz,<br />
während Aktien <strong>in</strong> Deutschland,<br />
den USA und anderswo <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt<br />
schwere Verluste erlitten. Auch seit<br />
dem Tief der Aktienmärkte im März<br />
2003 zeigt Silber die beste Performance<br />
und für mich spricht alles<br />
dafür, dass sich Silber gegenüber<br />
dem Hauptkonkurrenten Gold auch<br />
bis 2016 bedeutend besser entwickeln<br />
wird. Silber hat gegenüber Gold noch<br />
immer gehöriges Nachholpotenzial.<br />
n Gold wird gehortet, Silber wird verbraucht.<br />
Wie beurteilen Sie die weltweiten<br />
Silbervorräte?<br />
Sie verwenden e<strong>in</strong>en me<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gssprüche.<br />
Selbst bei großzügigen<br />
Annahmen belaufen sich die oberirdischen<br />
Silbervorräte noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
auf 100 Milliarden Dollar und der Wert<br />
der Silberreserven <strong>in</strong> der Erde beläuft<br />
sich nach Angaben des USGS (Anm. d.<br />
Red.: United States Geological Survey)<br />
bei aktuellen Preisen auf gerade e<strong>in</strong>mal<br />
570 Milliarden Dollar. Apple alle<strong>in</strong><br />
kommt derzeit schon auf diesen Marktwert.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>e Papiergeldblase, aber<br />
ke<strong>in</strong>e des Silberpreises. <strong>Der</strong> Marktwert<br />
allen geförderten Goldes beläuft sich<br />
derzeit übrigens auf rund 9.500 Milliarden<br />
Dollar. Auch deshalb ziehe ich Silber<br />
vor.<br />
n Was raten Sie den Anlegern <strong>in</strong> der aktuellen<br />
Phase? Welche Strategie sollten sie<br />
bei der Anlage <strong>in</strong> Silber<strong>in</strong>vestments fahren?<br />
Noch gilt bei Silbermünzen der ermäßigte<br />
Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent.<br />
Den können Anleger bis Ende 2013<br />
noch nutzen. <strong>Der</strong> Hauptanteil der Silber<strong>in</strong>vestments<br />
sollte physisch erfolgen.<br />
Aus Gründen der Sicherheit, der Standortdiversifikation<br />
und der Umsatzsteuerersparnis<br />
bieten sich auch Zollfreilager<br />
<strong>in</strong> der Schweiz an. E<strong>in</strong>en ETC der Deutschen<br />
Bank, der das Silber auf Jersey<br />
hat, lehne ich mit Blick auf den Lagerort<br />
beispielsweise ab. Klei nere Vermögensteile<br />
können auch <strong>in</strong> Hebelprodukte gesteckt<br />
werden. Langlaufende Optionssche<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d aufgrund der derzeit sehr<br />
niedrigen impliziten Volatilität preiswert!<br />
Dort und bei Zollfreilagern kann<br />
man dann nach starken Anstiegen<br />
schnell Kasse machen. Bei dem <strong>in</strong><br />
Schließfächern lagernden Silber s<strong>in</strong>d<br />
wir ja zugegeben nicht so flexibel.<br />
n Herr Schulte, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch. m.schlegel@deraktionaer.de