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Fakultät für Physik und Astronomie i

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<strong>Fakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Physik</strong> <strong>und</strong> <strong>Astronomie</strong><br />

Ruprecht- Karls- Universität Heidelberg<br />

Diplomarbeit<br />

im Studiengang <strong>Physik</strong><br />

vorgelegt von<br />

Alex Gro6mann<br />

aus Rastatt<br />

1995<br />

i<br />

"'1JiJi!!!&r~


Myoniumproduktion<br />

beim Experiment zur Suche nach<br />

Myonium Antimyonium Oszillationen<br />

Die Diplomarbeit wurde ausgeführt am<br />

<strong>Physik</strong>alischen Institut der Universität Heidelberg<br />

unter der Betreuung von<br />

Herrn Univ. Doz. Klaus Jungmann


Zusammenfassung<br />

Der Prosef der spontanen Konversion von Myonium (M == ",+e-) zu Antimyonium<br />

(M == ",-é) verletzt die separate, additive Leptonenzahlerhaltung innerhalb der einzelnen<br />

Leptonenfamilien um jeweils zwei Einheiten. Er ist im minimalen Standardmodell der<br />

elektroschwachen Wechselwirkung nicht vorgesehen. In vielen Erweiterungen des Standardmodells<br />

sind M M Oszillationen jedoch erlaubt, z.B. in links-rechts symmetrischen<br />

oder in supersymmetrischen Theorien.<br />

Derzeit wird am Paul Scherrer Institut ein Experiment durchgeführt (PSI R89-06), welches<br />

zum Ziel hat, eine Obergrenze <strong>für</strong> die Stärke der M M Konversion anzugeben oder diesen<br />

Prozefi nachzuweisen. Die Nachweisempfindlichkeit soU gegenüber bisherigen Experimenten<br />

um 4 Gröftenordnungen verbessert werden. Als Signatur eines Antimyoniumzerfalls<br />

wird der koinzidente Nachweis der beiden geladenen Zerfallsteilchen verwendet. Das energiereiche<br />

Elektron aus dem Myonzerfall wird in einem Magnetspektrometer, das einen<br />

Raumwinkel von ca. 73%· 41r erfaBt, detektiert. Das niederenergetische Positron wird in<br />

einem magnetischen Führungsfeld auf einen ortsempfindlichen Mikrokanalplattendetektor<br />

(Mep) hin beschleunigt. Um es eindeutig als Positron zu identifizieren, wird ebenfalls<br />

koinzident der Nachweis mindestens eines Photons aus der Annihila.tion dieses Teilchens<br />

in dem MCP verlangt. Um die Myoniumproduktion zu messen <strong>und</strong> zu überwachen, wird<br />

genau die umgekehrte Situation gefordert: Ein positives energiereiches Teilchen im Ma.-<br />

gnetspektrometer <strong>und</strong> ein niederenergetisches negatives Teilchen auf der MCP. Die <strong>für</strong> das<br />

Experiment notwendigen Myoniumatome im Vakuum werden in einem Si02 Pulvertarget<br />

erzeugt, indem positive Myonen nahe der Oberftiche des Targets gestoppt werden, die<br />

durch Elektroneneinfang Myonium bilden.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Auswirkung des begrenzten Beobachtungsvolumens<br />

auf die Konversionswahrscheinlichkeit berechnet, der Prozefi der Myoniumproduktion genauer<br />

untersucht <strong>und</strong> na.ch Grinden <strong>für</strong> die beoba.chtete Alterung der Targets gesucht.<br />

Nur Myonen, die knapp unter der Oberft.ä.chedes Targets (typisch 1 mm) gestoppt werden,<br />

bilden Myonium im Vakuum. Nur diese Atome können wegen der beschrinkten Lebensdauer<br />

des Systems ins Vakuum diff<strong>und</strong>ieren. Deshalb ist es <strong>für</strong> das Experiment vorteilhaft,<br />

den einkommenden Myonstrahl auf eine mög1ichst schmale Impulsbreite einzusteUen. Damit<br />

kann der Untergr<strong>und</strong> durch im Target zerfallende Myonen unterdrückt werden. '.<br />

Es wurde die Wahrscheinlichkeit da<strong>für</strong>, daB eine M M Konversion <strong>und</strong> der darauf erf01-<br />

- - geri.de Antimyoniumzerfall im Beobachtungsvolumen erfolgt, abhängig von Strahldurchmesser<br />

<strong>und</strong> Targetgeometrie zu 62 bis 72 % bestimmt. Da ca. 90% der erzeugten Myoniumatome<br />

im Beobachtungsvolumen zerfallen, wird eine Korrektur der gemessenen Konversionswahrscheinlichkeit<br />

nötig, da diese auf die Anzahl der zerfallenden Myoniumatome<br />

normiert ist. Dieser Korrekturfaktor liegt entsprechend zwischen 71 <strong>und</strong> 79 %.<br />

Mit einer HV-Apparatur wurde die Ausgasrate des Si0 2 Targetmaterials im Vakuum<br />

bestimmt. Es wurde festgestellt, daB das Ausgasen von Wasser, das an der Oberflä.che<br />

des Targetpulvers geb<strong>und</strong>en ist, auf der gleichen Zeitskala stattfindet wie der beobachtete<br />

Rückgang der Myoniumproduktion. Weiterhin wurde festgestellt, daB mit Silanen<br />

oberflä.chenbehandelte Si0 2 Pulver keinen solchen Rückgang des Wassergehalts zeigen.<br />

Eine geplante Messung im August 1995 mit Myonstrahl wurde vorbereitet. Sie soU ergeben,<br />

inwieweit das Altern des Targets reduziert werden kann.


I<br />

I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Theorie zur Konversion von Myonium zu Antimyonium 1<br />

1.1 Das Myoniumatom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1<br />

1.2 Die Myonium Antimyonium Konversion in verschiedenen spekulativen<br />

Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2<br />

1.3 Die Myonium Antimyonium Konversionswahrscheinlichkeitunter experimentellen<br />

Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3.1 Die Myonium Antimyonium Konversion in Materie 5<br />

1.3.2 In magnetischen oder elektrischen Feldern ..... 5<br />

2 Das Myonium Antimyonium Experiment am Paul Scherrer Institut 7<br />

2.1 Signatur des Zerfalls von Myonium <strong>und</strong> Antimyonium 7<br />

2.2 Der Nachweisdes energiereichen Teilchens . . . 10<br />

2.3 Der Nachweisdes niederenergetischen Teilchens . . . . 11<br />

3 Die Produktion von Myonium im Myonium Antimyonium Experime~<br />

13<br />

3.1 Die Stoppverteilung der Myonen . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.1.1 Der Myonstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.1.2 Die Stoppverteilung von Myonen im Detektor 14<br />

3.1.3 Die Stoppverteilung von Myonen im Target. . 16<br />

3.1.4 Die Myoniumproduktion . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.1.5 Die erwartete Verteilung von Myonium im Vakuuin 27<br />

3.1.6 Das begrenzte Beobachtungsvolumen . . . . . . . . 28<br />

3.2 Die Untersuchung des SiO'J Targetpulvers 35<br />

3.2.1 Die Oberflächenchemievon pyrogenem SiO'J Pulver 35<br />

3.2.2 Die Apparatur zum Bestimmen der Ausgasrate von Si0 2 Pulver<br />

im Vakuum 38<br />

3.2.3 Die Ergebnisse der Messungenam Si0 2 Pulver 43<br />

3.2.4 Das Verhalten des SiO'J Pulvers beim Evakuieren des Gefäfies 45<br />

4 Die Perspektiven des Myonium Antimyonium Experiments 47<br />

5 .Literatur 48


I<br />

1.1 Das Myoniumatom<br />

1 Theorie zur Konversion von Myonium zu Antimyonium<br />

Den geb<strong>und</strong>enen Zustand eines positiven Myons (~+) <strong>und</strong> eines Elektrons (e-) bezeichnet<br />

man als Myoniumatom (M = (~+ e-) ) [1, 2]. Es ist ein wasserstoffähnliches<br />

Atom <strong>und</strong> eignet sich ideal <strong>für</strong> Tests der Quantenelektrodynamik geb<strong>und</strong>ener<br />

Zustände, von gr<strong>und</strong>legenden Symmetrien in der <strong>Physik</strong> sowie Präzisionsmessungen<br />

f<strong>und</strong>amentaler Naturkonstanten.<br />

Myonium ist ein rein leptonisches System aus nach heutigem Kenntnisstand punktförmigen<br />

(Ausdehnung < 1O- 18 m) Konstituenten [2]. Die Lebensdauer des Myoniumatoms<br />

ist durch die Myonlebensdauer zu 2.2 ~s bestimmt. Die theoretische<br />

Beschreibung des Myoniumsystems ist im Vergleich zu Wasserstoff <strong>und</strong> anderen wasserstoffähnlichen<br />

Systemen (z.B. D = (d+ e-), myonisches He = «a++ ~-) e-),<br />

Pionium = ('11"+ e-), ...) einfacher, weil erstens keine Strukturfunktionen <strong>und</strong> Formfaktoren<br />

auftreten, zweitens die starke Wechselwirkung nur -mit ausreichender Genauigkeit<br />

berechenbar- in Vakuumpolarisationsschleifen beiträgt <strong>und</strong> drittens auch<br />

keine Annihilation auftritt, wie das z.B. beim ebenfalls rein leptonischen System<br />

Positronium (e+ e-) der Fall ist. Die Energieniveaus des Myoniums werden deshalb<br />

sehr gut bis zu sehr hoher Genauigkeit fast ausschlieBlich von der Quantenelektr0-<br />

dynamik beschrieben. Die Korrekturen <strong>für</strong> die starke Wechselwirkung sind von der<br />

GröBenordnung 10- 11 eV <strong>und</strong> die der schwachen Wechselwirkung von der GröBenordnung<br />

1O- 12 /n3 eV, wobei n die atomare Hauptquantenzahl angibt. Da das Myon<br />

207 mal schwerer ist als das Elektron ka.nn das System auBerdem als Einkörperproblem<br />

mit reduzierler Masse berechnet werden, was beim Positronium nicht möglich<br />

ist, <strong>und</strong> das Furry Bild angewandt werden [3].<br />

Durch Präzisionsspektroskopie am Myoniumatom können Naturkonstanten wie die<br />

Myonmasse m~, das magnetische Moment des Myons ~~ <strong>und</strong> die Feinstrukturkonstante<br />

a mit hoher Präzision bestimmt werden <strong>und</strong> Schranken <strong>für</strong> exotische Wechselwirkungengesetzt<br />

werden. Zusammen mit der Bestimmung der magnetischen<br />

Anomalie des Myons (g - 2)~ erhält man so einen kompletten Satz Naturkonstanten,<br />

mit denen es möglich ist, die innere Konsistenz der Quantenelektrodynamik mit<br />

hoher Genauigkeit zu testen.<br />

Nach Entdeckung der KO KO Oszillationen schlug Pontecorvo [4] bereits 1957, noch<br />

vor der erstmaligen Beobachtung von Myonium durch V. W. Hughes <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

1960 [1], einen analogen ProzeB <strong>für</strong> eine Myonium Antimyonium Konversion vor.<br />

= (~- e+» soUte<br />

Die Kopplung zwischen Myonium M <strong>und</strong> Antimyonium M (M<br />

über ein intermediä.res 'Neutrinopaar vermittelt werden, in Analogie zur Beschreibung<br />

der KO <strong>und</strong> KO Kopplung über ein intermediä.res Pionenpaar. Dieser Mechanismus<br />

ist heute durch Experimente ausgeschlossen, jedoch gibt es eine Reihe weiterer<br />

ModeUe mit denen die M M Konversion beschrieben werden kann. Elektronen <strong>und</strong><br />

Myonen gehören zwei unterschiedlichen Leptonengenerationen an. Der M M ProzeB<br />

1


ist im Sta.ndardmodell der schwachen Wechselwirkung nicht vorgesehen, da die Erhaltung<br />

der Leptonenzahl innerhalb der beiden verschiedenen Generationen jeweils<br />

um 2 verletzt wird; die Gesamtleptonenzahl bleibt jedoch erhalten. Die Leptonenzahlerhaltung<br />

innerhalb des Sta.ndardmodells ist rein empirisch. Es gibt keine bisher<br />

identifizierte f<strong>und</strong>ament ale Symmetrie, die ihr zugr<strong>und</strong>e liegt. lm Sta.ndardmodell<br />

wird die Leptonenzahl innerhalb der unterschiedlichen Generationen erhalten. Die<br />

Frage nach der strengen Gültigkeit der Leptonenzahlerhaltung innerhalb der einzelnen<br />

Leptonengenerationen hat durch neueste Hinweise auf Neutrinooszillationen [5]<br />

zusä.tzliche Aktualitä.t gewonnen. In vielen Erweiterungen des Sta.ndardmodells sind<br />

MM Konversionen erlaubt (links-rechts symmetrisch, Supersymmetrie, GUT, ...).<br />

In links-rechts symmetrischen Modellen, bei denen die Wechselwirkung durch ein<br />

doppelt geladenes Higgs-Boson vermittelt wird, findet ma.n eine untere Grenze <strong>für</strong><br />

MM Konversionen [6]. GUT Theorien erlauben aus der gemessenen Grenze a.n die<br />

Konversionswahrscheinlichkeit eine Obergrenze <strong>für</strong> die Masse eines dileptonischen __<br />

Eichbosons anzugeben [7J. Die Suche nach M M Konversionen egnöglicht so, nach<br />

<strong>Physik</strong> jenseits des Sta.ndardmodells zu suchen. In all diesen Erweiterungen werden<br />

neue schwere Teilchen mit Massen jenseits von 100 GeV eingeführt.<br />

1.2 Die Myonium Antimyonium Konversion in verschiedenen<br />

spekulativen Modellen<br />

Alle experiment ellen Erfahrungen seigen, dal! die separate Erhaltung der Leptonenzahlen<br />

der einzelnen Familien nicht das einzige mögliche Leptonenzahlerhaltungsschema<br />

ist, sondem auch die Erhaltung einer Gesamtleptonenzahl ohne Rücksicht<br />

auf die Generationszugehörigkeit der Teilchen oder die Erhaltung der Gesamtleptonenzahl<br />

<strong>und</strong> einer Myonparitä.t (-l)E L~ mit allen beobachteten Reaktionen in<br />

Einkla.ng steht. In den letzten beiden Schemata ist die M M Konversion erlaubt.<br />

Die Wechselwirkung zwischen M <strong>und</strong> M kann in den meisten releva.nten theoretischen<br />

Modellen in einem effektiven 4 Fermionen Ansatz mit (V - A) Kopplung beschrieben<br />

werden [8J.Es wird eine effektive Kopplungskonsta.nte G MM eingeführt, die<br />

die Stä.rke der Wechselwirkung beschreibt. Aufgr<strong>und</strong> der Analogie zur Theorie der<br />

schwachen Wechselwirkung wird G MM in Einheiten der Fermi-Kopplungskonsta.nte<br />

GF a.ngegeben. Der Hamiltonoperator lautet<br />

(1)<br />

,yi' sind die Diracschen 'Y Matrizen, Wji <strong>und</strong> We die Myonen-<strong>und</strong> Elektronenfelder.<br />

Damit lä.6t sich die Wahrscheinlichkeit PMM(t) clt berechnen, dal! ein System, das<br />

sich zur Zeit t = 0 im reinen' Zustand Myonium befindet, im Zeitintervall ft, t + clt]<br />

als Antimyonium zerfällt. Ma.n erhä.1t [9, 10, 11}<br />

P (t) dt \ sl'n 2 (5t) e-A~tclt<br />

MM = Afj 21i (2)<br />

2


6/2 ist die Energieaufspaltung aufgr<strong>und</strong> der Kopplung dureh G MM • Für den 1S<br />

Zustand ergibt sieh [11]<br />

6/2 = (MIHMMIM) = 8GF G MM •<br />

v'2'11"a~ GF<br />

(3)<br />

6/2ft = WMM ist die Oszillationsfrequenz zwischen den Zuständen M <strong>und</strong> M. Das<br />

derzeitige Limit <strong>für</strong> die Kopplungskonstante G MM beträgt G MM < 1.8· 10- 2 GF<br />

(90% C.L.) [12]; das entspricht einer Oszillationsfrequenz wM'ii < 9.4 Hz. AuBerdem<br />

ergibt sieh<br />

p - = (00 P -Ct) dt = 2.57.10-5 (G MM )2<br />

MM,.. Jo MM G F<br />

(4)<br />

Weil die Dauer einer Oszillation im Vergleieh zur Myonlebensdauer<br />

kann Gleichung (2) ent wiekelt werden<br />

sehr grof ist,<br />

P -Ct) t 2 -~,.t<br />

MM ex .•. e . (5)<br />

In Abbildung 1.2 sind einige mögliehe Prozesse M --+ M aufgezeigt.<br />

~ 0.5<br />

~ 0.45<br />

op-<br />

;; 0.4<br />

~<br />

2 0.35<br />

"0 0.3<br />

0.25<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

00<br />

-À. t<br />

e J1<br />

G -<br />

GMM = 1000<br />

F<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

8 9 10<br />

time [J..ts]<br />

Abb. 1.1: Die durch,gezogeneLinie zeigt den MlIoniumzerjall. Die gepunlctete Linie<br />

zeigt den Antimyoniumzerjall fü,r eine Kopplungskonstante G MM<br />

= 1000 G F • Ein<br />

so hoher Wert fü.r G MM ist allerdings seit langem ausgeschlossen. Die gestrichelte<br />

Linie zeigt den Antimyoniumzerjall fü,r G MM<br />

= 1.8· 1O- 2 GFI dem jetzigen Limit.<br />

Diese Werte sind um einem Faktor lOs vergräJlert dargestellt.<br />

3<br />

~<br />

- ---- --- -- --- -._-


(a) Left-Right-symmetric<br />

J1.+<br />

models with heavy Majorana neutrinos<br />

J1. - GYM $ 10- 5 G F<br />

e - ~ V e L e+ Halprin (1982)<br />

Swartz (1989)<br />

(b) Left-Right-symmetric<br />

models with extended Biggs sector<br />

p,+----ró.-+-+--<br />

p,-<br />

(mV,. s 160 keV)<br />

e-----'"-" ---- e+<br />

P. Herzeg, R.N. Mohapatra (1992)<br />

(c) SUSY models with broken R-parity<br />

P,+----I---- e+<br />

GJI JI<br />

$ present limit<br />

e I_i/._'T Jr<br />

R.N. Mohapatra (1992)<br />

A. Halprin, A. Masiero (1993)<br />

(d) GUT Za-models with 4th generation of heavy particles<br />

G YJI<br />

> present limit<br />

G. Wong, W. Hou (1994)<br />

(e) GUT models with dileptonic particles<br />

J1.+----'1----<br />

e<br />

IL+----r----e+<br />

,- I<br />

I<br />

iPg<br />

e-----.L.··----1'-<br />

JI.-<br />

IX++<br />

-----.L.'----e+ H. Fujü, K. Sasaki et al. (1994)<br />

Abb. 1.2: M M Konl1erBÏonen· in einer AU810ahlmöglicher Erweiterungen des<br />

Standardmodells der schwachen Wechselwirhng. Modell (d) 'IlJ'Urdewährend der<br />

Dureh.führung der Diplomarbeit dureh die neue Untergrenze <strong>für</strong> G MM « 1.8·<br />

lO-2GF) praktisch ausgeschlossen.<br />

(a) links-rechts symmetrischb Modell mit schweren Majorana-Neutrinos [19, 1./],<br />

(6) linies-rechts symmetrisches Modell mit erweitertem Higgs Sektor [6],<br />

(c) supersymmetrisches Modell mit nicht erhaltener R-Parität [15, 16],<br />

(d) GUT Za Modell mit ./-ter Generation an schweren Teilchen [17],<br />

(e) GUT Modelle mit dileptonischen Teilchen<br />

(G MM < 1.8· 1O-2GF => Mxu/931 > 1.1 TeV) [7].<br />

4


1.3 Die Myonium Antimyonium Konversionswahrscheinlichkeit<br />

unter experimentellen Bedingungen<br />

Die bisher erwähnten Rechnungen beziehen sich auf die Suche nach M M Konversion<br />

in einem restgasfreien Vakuum in Abwesenheit jeglicher äufierer Felder. In dem<br />

Experiment, zu dem diese Arbeit beiträgt, können diese Idealbedingungen nur unvollständig<br />

erreicht werden, da z.B. ein magnetisches Feld notwendig ist, um das<br />

Ladungsvorzeichen der Zerfallspositronen (bei M Zerfallselektronen) nachzuweisen.<br />

Aufierdem werden elektrostatische Felder benötigt, urn das verbleibende Hüllenelektron<br />

(bei M Hüllenpositron) als zweite Signatur <strong>für</strong> den Myoniumzerfall auf einen<br />

ortsauflösenden Detektor hin zu beschleunigen.<br />

1.3.1 Die Myonium Antimyonium Konversion in Materie<br />

Eine Oszillation kann sich nur zwischen zwei energetisch entarteten Zuständen ausbilden.<br />

In Materie steht <strong>für</strong> Antimyonium ein weiterer Zerfallskanal durch p.- Einfang<br />

in Atomen zur Verfügung. Da sich durch die stark verkürzte Lebensdauer aufgr<strong>und</strong><br />

des zusitzlichen Zerfallskanals die Symmetrie des Systems ändert, ist in Materie<br />

die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> MM Konversionen um 5 bis 10 GröBenordnungen<br />

unterdrückt [18, 19]. AuBerdem wird bei jedem StoB mit einem Atom das System<br />

wieder in einen der reinen Zustände M oder M gebracht. Da die Konversionswahrscheinlichkeit<br />

proportional sirr[ wt ist, <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Konversion nur der Zeitraum zwischen<br />

zwei Stöfien zur Verfügung steht, ist die Wahrscheinlichkeit einer Konversion<br />

nochmals um mehrere Gröfienordnungen unterdrückt.<br />

1.3.2 In magnetischen oder elektrischen Feldern<br />

Weil die magnetischen Momente von Antimyon <strong>und</strong> Myon <strong>und</strong> von Elektron <strong>und</strong> Positron<br />

unterschiedliches Vorzeichen haben, spalten die Hyperfeinstrukturniveaus von<br />

Myonium <strong>und</strong>~Antimyonium wegen des Zeeman-Effekts im Magnetfeld entgegengesétzt<br />

auf. Dadurch wird der Überlapp der Wellenfunktionen verringert. Da das Myonium<br />

zu je 50% in den F = 1 , m, = ±1 Zuständen <strong>und</strong> in den F = 0,1, m, = 0<br />

Zustinden erzeugt wird, führt dies unter Annahme einer reinen (V =F A) X (V =F A)<br />

Kopplung schon bei Magnetfeldern von 26 mG zu einer Unterdrückung von 50%,<br />

da die F = 1 , mJ = ±1 Niveaus nicht mehr entartet sind. Ein Magnetfeld von<br />

> 1.6 kG führt dann zu einer fast vollständigen Unterdrûckung von M M Konversionen,<br />

da dann auch die Entartung der F = 0,1 , mI = 0 Niveaus aufgehoben ist<br />

[11]. t<br />

Bei Annahme einer (V =F A) X (V ± A) Kopplung ist dieser Effekt geringer. Selbst<br />

starke Magnetfelder führen nur zu einer Unterdrückung kleiner 40 % [20]. Ebenfalls<br />

berechnet wurden die Auswirkungen des Magnetfelds, falls es sich um eine SS, P P ,<br />

(S=FP) x (S=FP) oder eine (S=FP) x (S±P) Kopplung handelt [21].Im MM Ex-<br />

5


periment wird, um Zerfallspositronen <strong>und</strong> -elektronen unterscheiden zu können, ein<br />

Magnetfeld von 1000 GauB verwendet. In allen gerechneten Kopplungen sind M M<br />

Konversionen in einem Magnetfeld dieser Stärke möglich, <strong>und</strong> es kann im Fall eines<br />

positiven Signals durch Messungen bei verschiedenen magnetischen Feldstärken die<br />

Art der Kopplung bestimmt werden. Elektrische Felder einer Stä.rke < 10 6 Vlm<br />

haben keinen EinftuB auf die Wahrscheinlichkeit von MM Konversionen, da im 1S<br />

Zustand kein linearer Starkeffekt auftritt.<br />

Eine sensitive Suche nach M M Konversionen ist, solange die Art der Kopplung unbekannt<br />

ist, deshalb nur im Vakuum bei verhältnismä.Big schwachen Magnetfeldern<br />

sinnvoll.<br />

~ 1<br />

-.- .a ca<br />

"80.8<br />

•• a.<br />

c 00.6<br />

. Ū)<br />

••<br />

~c 0.4<br />

o<br />

()<br />

~ 0.2<br />

i<br />

- !<br />

r---~~.~~:._._._._._._._._._._._._._._._.-.,<br />

" .•.<br />

.•. .•..•."<br />

....G < 1 G<br />

-------------------------,-,;.<br />

MM F<br />

"',"<br />

'.' , ... _---------<br />

,<br />

. .•.<br />

-----------~ :::...,..._._---<br />

effectlve Harniltonian in:<br />

-- (V+A)x(V:rA) farm<br />

or (~)X(S~) farm<br />

- - - -. (V-I=A)x(V±A) farm<br />

or (~P)x(S±P) farm<br />

........ SS farm<br />

_._.-.-.. PP farm<br />

1 10 10 2 10 3 10 4 10 5<br />

magnetic field [G]<br />

Abb.1.3:<br />

Durchgezogene Linie : Die Abnahme der M M Kon11ersionB1l1ahrseheinliehkeitals<br />

F'unktion des Magnetfeldes unter Annahme 11ersehiedenerKopplungen. Die 4 unterschiedlichen<br />

Spinzustände des Myoniums wurden als gleieh besetzt angenommen.<br />

Die Abhängigkeiten tuUrden110nW. S. Hou <strong>und</strong> G. G. Wong [!1] sowie K. Homa1l1a<br />

<strong>und</strong> K. Sasalci [!O] berechmet.<br />

6


2 Das Myonium Antimyonium Experiment arn<br />

Paul Scherrer Institut<br />

2.1 Signatur des Zerfalls von Myonium <strong>und</strong> Antimyonium<br />

Am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen, Schweiz, wird derzeit ein Experiment<br />

durchgeführt (PSI R89-06), das gegenüber bisherigen Experimenten eine um 4<br />

Grö&nordnungen gesteigerte Empfindlichkeit hat, M M Konversionen nachzuweisen<br />

(Tabelle 2.1). Dies entspricht einer um 2 Grö&nordnungen kleineren Obergrenze<br />

<strong>für</strong> G MM<br />

. Um die Konversion von Myonium in Antimyonium in einem Detektor<br />

nachzuweisen <strong>und</strong> die Konversionswahrscheinlichkeit zu bestimmen, mufi der Detektor<br />

in der Lage sein, sowohl die Myoniumproduktion zu kontrollieren, als auch<br />

im Fa.lle einer Konversion das entstandene Antimyoniumatom nachzuweisen. Die<br />

Myoniumatome werden erzeugt indem man positive Myonen mit einem Impuls von<br />

ca. 20 MeV/c in einem Target aus 8i02 Pulver stoppt. Es bildet sich Myonium, das<br />

durch das locker aufgeschüttete Pulver ins Valmum diff<strong>und</strong>iert. Der M M -Detektor<br />

am PSI weist beim Kontrollieren der Myoniumproduktion koinzident das energiereiche<br />

Positron aus dem Zerfall des positiven Myons <strong>und</strong> das niederenergetische, übrig<br />

bleibende Hüllenelektron na.ch. Bei der Suche na.ch M M Konversionen wird koinzident<br />

na.ch dem schnellen Elektron aus dem Zerfall des negativen Myons <strong>und</strong> dem<br />

atomaren Hüllenpositron gesucht. Die schnellen Teilchen werden als Mlchelpoeitronen<br />

bzw. -elektronen bezeichnet [22J. Die Energieverteilung der schnellen <strong>und</strong> der<br />

langsamen Teilchen sind in Bild 2.2 <strong>und</strong> 2.3 gezeigt. Diese Signatur zum Na.chweis<br />

wurde zum ersten Mal bei einem M M Experiment am LAMPF in Los Alamos, USA<br />

verwendet, wobei G MM < 0.16 GF gef<strong>und</strong>en wurde [9]. Bei früheren Experimenten<br />

wurde zum Na.chweis von M M Oszillationen na.ch Röntgenstrahlen aus dem Einfang<br />

des negativen Myons in Atomen gesucht. Da aber M M Oszillationen in Materie<br />

stark unterdrückt sind, ist diese Methode <strong>für</strong> eine empfindliche Suche nicht geeignet.<br />

Bei einem Experiment am JINR in Dubna, RuBland {23]wurde nur nach dem<br />

Zerfa.ll von negativen Myonen gesucht. Um den Untergr<strong>und</strong> aus Bhabha-Streuung<br />

an Detektorteilen zu eliminieren, wurden nur Ereignisse verwendet, bei denen das<br />

~er.fa.llselektr(;naus dem Zerfall des negativen Myons einen Impuls am oberen Ende<br />

des Michelspektrums hat (46.5 - 52.8 MeV/c). Das Experiment hat kürslich einen<br />

Wert GJ4.)4< 0.14 GF erzielt <strong>und</strong> hat damit sein Untergr<strong>und</strong>limit erreicht.<br />

Der MM-Detektor am PSI verfügt auBerdem noch über einen Stra.hlzähler. Wenn<br />

die Myoniumproduktion kontrolliert wird, werden nur Ereignisse aufgezeichnet bei<br />

denen der Stra.hlzähler na.chEintritt des ersten positiven Myons innerhalb eines Zeitintervalls<br />

von 10 p.s kein weiteres Teilchen registriert. So kann sichergestellt werden,<br />

daB das gemessene zei~liche Zerfallsspektrum des Myoniums nicht durch Strahleigenschaften<br />

beeinfluBt wird. Um Untergr<strong>und</strong>ereignisse zu unterdrûcken, muê, wenn<br />

na.ch MM-Konversion gesucht wird, nicht nur das langsame atomare Positron nachgewiesen<br />

werden, sondem auch koinzident mindestens eines der Gammaphotonen<br />

aus der Annihilation des Positrons in Materie.<br />

7


(Xl<br />

pump<br />

iron<br />

tneqnetlc field coils<br />

MCP<br />

hodoscope<br />

CS/~' r--..~<br />

r..... ~<br />

MWPC<br />

annihilation ~7 ~<br />

"""<br />

beam counter pnotons->:"<br />

r--<br />

Si0 2 -target<br />

accelerator<br />

.<br />

I<br />

.~- .<br />

.... '-- ~<br />

e+----<br />

)r~~ contmetor-::<br />

\ \ \ I<br />

I<br />

'--v -<br />

\ \ I<br />

.~<br />

- • • ••<br />

Jl+ • (!) IE~ I I<br />

-.<br />

=- -=<br />


••<br />

Experiment Myonium- Nachweis- G MM<br />

produktion<br />

signatur<br />

1968 p,+ gestoppt in Ka<br />

J. J. Amato et al. in 1 bar Ar Röntgenstrahlen < 5800 GF<br />

Nevis Cyclotron e- Einfang (634 keV) (95 %c.l.)<br />

[24] in myonischem Ar<br />

1969 Nach Reaktion von zwei e Strahlen<br />

W. C. Barber et al. bei E = 525 Me V gesucht < 610 GF<br />

Princeton-Stanford e" + e- ~ p,- + p,- (95 %c.l.)<br />

Speicherrlng [25] Nur Ereignisse mit M!!IllerStreuung<br />

1982 p,+ gestoppt in Si0 2 Ka<br />

G. M. Marshall et al. Pulver, thermisches Röntgenstrahlen < 42GF<br />

TRIUMPF Myonium diff<strong>und</strong>iert (784 keV) (95 %c.l.)<br />

[26] ins Vakuum in myonischen Ca<br />

1986 Neu-Analyse der 1982er Daten unter<br />

G. A. Beer et al. Berücksichtigung der Tatsache, daB das < 20GF<br />

TRIUMF Myonium ins Vakuum diff<strong>und</strong>ieren kann (95 %c.l.)<br />

[27]<br />

1987 e" Einfang in La (2.55 Me V)<br />

B. Ni et al. Alufolie Ka (6.05 MeV) < 6.9 GF<br />

LAMPF (Beam-foil Methode) Röntgenstrahlen (90 %c.l.)<br />

[28J in myonischem Bi<br />

1990 p,+ gestoppt in Si02 p <strong>und</strong> 'Y(414keV)<br />

T.M. Huber et al. Pulver, thermisches Emission von < 0.29 GF<br />

TRIUMPF Myonium diff<strong>und</strong>iert lS4Ta ~ lS4W (90 %c.l.)<br />

[29] ins Vakuum p,- Einfang in W<br />

1991 p,+ gestoppt in Si02 Michel e- von p,-<br />

B. E. Matthias et al. Pulver, thermisches Zerfall in < 0.16 GF<br />

LAMPF Myonium diff<strong>und</strong>iert Koinzidenz mit (90 %c.l.)<br />

[9] ins Vakuum atomarem e+<br />

1994 p,+ gestoppt in Si0 2 Nachweis hoch-<br />

V. A. Gordeêv et al. Pulver,thermisches energetischer < 0.14 GF<br />

.-<br />

JINR Myonium diff<strong>und</strong>iert Michel e- aus M (90 %c.l.)<br />

[23] ins Vakuum Zerfall<br />

1994, 1995 p,+ gestoppt in Si0 2 Michel e- von p,- < 0.12 GF<br />

K. Jungmann et al. Pulver, thermisches Zerfall in (90 %c.l.)<br />

PSI Myonium diff<strong>und</strong>iert Koinzidenz mit < 1.8· 10- 2 GF<br />

[30, 31, 32, 33, 12] ins Vakuum atomarem e+ (90 %c.l.)<br />

Tabelle 2.1: Ezperimente zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit 'VonM M Oszillationen.<br />

Der Wert 'Von1995 ist ein Z'lDischenergebnis.Verbesserungen am Detekior,<br />

höhere Strahlintensität <strong>und</strong> längere MejJzeiten lassen au! eine weitere Verbesserung<br />

der Obergrenze 'VonG MM urn eine GröjJenordnung oder au! das Auffinden 'VonMM<br />

Oszillationen hoffen.<br />

9


2.2 Der Nachweis des energiereichen Teilchens<br />

Zum Nachweis des schnellen Zerfallsteilchens aus dem Myonzerfall wird ein Magnetspektrometer<br />

verwendet, das aus dem früheren SINDRUM-Detektor [34] hervorgegangen<br />

ist. Es besteht aus 5 zylindrischen Vieldrahtproportionalkammern (MWPC).<br />

Diese 5 Kammem haben eine nach auBen von 50.0 auf 102.0 cm zunehmende Lä.nge<br />

<strong>und</strong> einen Durchmesser, der von 16.4 auf 64.0 cm zunimmt. Der Drahtabstand in<br />

den Kammem beträgt 2 mmo Aus der Drahtnummer läBt sich die r- <strong>und</strong>


hin optimiert (31 - 64 mgfcm 2 ). Die Kammern erfassen in der Wechselwirkungsregion<br />

einen Raumwinkel von 73 % . 411". Dieser gegenüber bisherigen ä.hnlichen Experimenten<br />

[91 wesentlich gesteigerte Raumwinkel ermöglicht es, eine gröBere Anzahl<br />

an Myoniumatomen zu beobachten. Da zur Bestimmung der Flugzeit des langs amen<br />

Teilchens aus der Atomhü1le ein gutes Timing notwendig ist, sind die Kammern von<br />

einem Hodoskop umgeben, das aus 64 zylindrisch angeordneten Plastikszintillatoren<br />

besteht. Diese werden von jeweils einem Photomultiplier auf jeder Seite ausgelesen<br />

<strong>und</strong> haben eine Zeitauflösung besser als 1ns.<br />

2.3 Der Nachweis des niederenergetischen Teilchens<br />

Das langsame atomare Elektron (Positron) aus dem Myoniumzerfall (Antimyoniumzerfall)<br />

wird in einem elektrostatischen Feld beschleunigt <strong>und</strong> nach einer Flugstrecke<br />

von ca. 3.1 m in einem magnetischen Führungsfeld mit einem Mikrokanalplattendetektor<br />

(Mep) orts- <strong>und</strong> zeitaufgelöst nachgewiesen. Der Beschleuniger ist mit<br />

zwei Stufen (Vor- <strong>und</strong> Hauptbeschleuniger) so konstruiert, daB unabhängig von der<br />

Anfangskoordinate innerhalb des Beobachtungsvolumens alle Elektronen (Positronen)<br />

in einem möglichst kleinen Flugzeitintervall auf den Detektor auftreffen. Um<br />

zu vermeiden, daB andere Teilchen auf der Mep nachgewiesen werden, müssen die<br />

Teilchen einen elektrostatischen Separator im dazu senkrechten Magnetfeld durchfliegen<br />

(Wien Geschwindigkeitsfi1ter) <strong>und</strong> werden dann um 90 Grad abgelenkt. In<br />

dieser KrümInung können Teilchen mit Impulsen höher 0.75 Me V/ c dem Magnetfeld<br />

nicht mehr folgen <strong>und</strong> werden so herausgefiltert. Vor die Mep wird eine dünne<br />

(25(2) p.g/cm 2 ) Kohlenstoffolie gespannt, die mit MgO (15(2) p.g/cm 2 ) beschichtet<br />

ist. Durch Erzeugen von Sek<strong>und</strong>ärelektronen in der MgO Schicht wird die Nachweiseffizienz<br />

der Mep von 16(2) auf 64(2) % gesteigert [35]. AuBerdem wirkt die<br />

Folie als EnergiebandpaB : Niederenergetische « 1 ke V) Elektronen oder Positronen<br />

bleiben in der Folie stecken <strong>und</strong> hochenergetische Teilchen erzeugen weniger<br />

Sek<strong>und</strong>ärelektronen, haben also eine geringere Nachweiswahrscheinlichkeit [35]. Das<br />

Magnetfeld im Magnetspektrometer hat eine Stärke von 1 kG, zur Mep hin wird<br />

esàdiabatisch auf 2 kG erhöht. Da die Elektronen (Positronen) den Magnetfeldlinien<br />

folgen, -wird die Region, in der die Myoniumatome zerfallen, um den Faktor<br />

Jä. verkleinert auf die Mep abgebildet. Positronen aus dem Antimyoniumzerfall<br />

annihilieren innerhalb der Mep mit Elektronen. In Materie ist die Annihiliation<br />

in drei Photonen stark unterdrückt, es werden fast immer nur zwei Photonen mit<br />

jeweils 511 keV erzeugt [36, 37]. Sie werden in 12 hochreinen OsI Kristallen nachgewiesen,<br />

die kreisförmig um die Mep angeordnet sind <strong>und</strong> einen Raumwinkel von<br />

80 %. 411" erfassen. Die Mep besitzt eine Zeitaufiösung besser als 1 ns, die Zeitaufiösung<br />

der OsI Kristalle beträgt ca. 3 ns. Durch die verlangte zeitliche Koinzidenz<br />

zwischen schnellem Teilchen im Hodoskop, langsamem Teilchen auf der Mep<br />

<strong>und</strong> einem Photon aus der Zerstrahlung in den 0sI Kristallen können unkorrelierte<br />

Untergr<strong>und</strong>ereignisse nahezu vollständig unterdrückt werden.<br />

11


:: 0.09<br />

~ 0.08<br />

Q.<br />

~ 0.07<br />

:s .,<br />

0.06<br />

.g 0.05<br />

••<br />

Q. 0.04<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

most probable energy:<br />

mean kinetic energy:<br />

1.9 eV<br />

13.5 eV<br />

00<br />

5 10 15 20 25 30<br />

35 40 45 50<br />

E k1n<br />

[eV]<br />

Abb. 2.3: Die Energiel1erteilung der lo.ngsa.mena.toma.renElektronen (Positronen)<br />

na.eh dem Myonzerfa.ll. Es wird nur sehr wenig Energie a.U8 dem Myonzerfa.ll a.n<br />

da.s a.toma.reTeilehen iibertrogen. Die durchsehnittliehe Energie der a.toma.ren Teilehen<br />

naeh dem Zerfa.ll beträgt 13.5 eV. Da.s entBprieht ihrer Bindungsenergie im<br />

Myoniuma.tom [10}.<br />

12


3 Die Produktion von Myonium im Myonium<br />

Antimyonium Experiment<br />

3.1 Die Stoppverteilung der Myonen<br />

3.1.1 Der Myonstrahl<br />

Das Experiment fand bisher (1991-1994) im Areal 7rE3 am Paul Scherrer Institut<br />

statt. In diesem Areal steht ein Myonstrahl zur Verfügung, dessen Impuls von<br />

10 - 250 MeV/c eingestellt werden kann. Um die Myonen zu erzeugen, wird ein<br />

Protonenstrahl mit einer Energie von 590 Me V <strong>und</strong> einer Stromstirke von 1 mA<br />

auf ein Kohlenstofftarget gelenkt. Die dabei erzeugten Pionen zerfallen fast ausschlieBlich<br />

in Myonen. Im M M Experiment werden Myonen mit einem Impuls von<br />

21 ± 1 MeV/c benötigt. Die Myonen, die aus dem Zerfall von gestoppten Pionen<br />

entstehen, haben einen Ausgangsimpuls von ca. 28 Me V/ c. Die benötigten Myonen<br />

mit Impuls 21 MeV/c sind sogennante 'Subsurface-Myonen', d.h. Myonen, die im<br />

Innem des Targets produziert werden <strong>und</strong> die auf ihrem Weg an die Oberfläche<br />

einen Teil ihrer Energie <strong>und</strong> ihres Impulses verlieren. Die Anzahl der erzeugten Myonen<br />

im Impulsbereich von 10 - 28 MeV/c ist in sehr guter Nä.herung proportional<br />

zu p3.5 [38, 39]. Deshalb stehen bei höheren Impulsen deutlich mehr Myonen zur<br />

Verfügung. Für 1995 ist es geplant, wegen der höheren Strahlintensitit in das 7rE5<br />

Areal umzuziehen (Tabelle 3.1).<br />

Eigenschaften der Areale 7rE3 <strong>und</strong> 7rE5 am PSI<br />

Areal7rE3 Areal1l"E5<br />

Länge der Beamline [m] 13 10.4<br />

Impulsbereich [MeV/c] 10 - 250 10 -120<br />

p.+ FluB [mA-ls-l] bei p = 28 MeV/c 6.10 7 5 . lOs<br />

<<br />

Minimale mägliche<br />

Impulsbreite FWHM [%] 1.0 2.0<br />

Maximale akzeptierte<br />

Impulsbreite FWHM [%] 8.0 10.0<br />

GröBe des Beamspots<br />

FWHM [mmhor x mmvert] 25 x 30 31 x 33<br />

Divergenz des Strahls<br />

FWHM [mradhor x mradverel 80 x 20 450 x 120<br />

Akzeptanzwinkel [mst] 16 150<br />

Polarisation [%] > 95 > 95<br />

Tabelle 3.1: Die Areale 11" E3 <strong>und</strong> 7rE5 am Paul Scherrer Institut [.10).<br />

13


3.1.2 Die Stoppverteilung von Myonen im Detektor<br />

Urn die Streuung der einkommenden Myonen in dem Detektor zu bestimmen, wurde<br />

ein Computerprogramm [41]verwendet, das nach einem Monte Carlo Verfahren die<br />

Bahnen der Myonen in einer vorgegebenen Geometrie simuliert. Die verwendeten<br />

Formeln <strong>für</strong> Vielfachstreuung sind dann gültig, wenn sich die Energie der Teilchen<br />

innerhalb einer Schicht nicht zu stark ändert [42]<strong>und</strong> andererseits die Schichtdieken<br />

so grof sind, daB das Verhalten der Teilchen überhaupt als Vielfachstreuung beschrieben<br />

werden kann. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden 'diekere' Bauteile in mehrere<br />

Schichten zerlegt, urn die Genauigkeit zu optimieren. Zwei Vereinfachungen wurden<br />

vorgenommen :<br />

• Das innerhalb des Magnetspektrometers vorhandene Magnetfeld wurde vernachlässigt.<br />

Das ist zulässig, weil das solenoidale Magnetfeld nur gering zur<br />

Fokussierung beiträgt. Der Gyrationsradius der Teilchen, die am Strahlz_ähler _ ~<br />

aus dem Strahl herausgestreut werden, beträgt im vollen ~eld ca. 4 - 8 cm.<br />

Da die Flugstreeke dann nur noch ca. 20 cm beträgt, <strong>und</strong> der durchschnittliche<br />

Longitudinalimpuls mehr als 7 mal gröfier ist als der Transversalimpuls,<br />

führen die Teilchen auf ihrer Spiralbahn keine komplette Rotation urn die z-<br />

Achse mehr durch, sondem nur noch eine Drehung urn ca. 30 Grad. Das führt<br />

dazu, daB sich die Ablenkung in Tangentialrichtung um maximal ca. 3% verringert.<br />

Im Rahmen der gewünschten Genauigkeit ist das vemachlässigbar .<br />

• In der Realität urn 45 Grad geneigt eingebaute Bauteile, wie z.B. der Strahlzähler,<br />

werden in der Simulation durch senkrechte Bauteile ersetzt, die aber<br />

um den Faktor v'2 dieker sind. Das führt ebenfalls zu lediglich kleinen Fehlem,<br />

da die Streulänge in der Simulation nicht stark vom Streuwinkel abhängig ist.<br />

Den maximalen Streuwinkel haben die Teilchen nach dem Strahlzählerj·· er<br />

beträgt allerdings im Durchschnitt nur ca. 7 Grad. Dadurch ändert sich die zu<br />

durchlaufende Streeke im Target <strong>für</strong> Teilchen, die unter verschiedenen Winkeln<br />

einlaufen, in der Realität stärker als in der Simulation (10-15% statt ca. 1%).<br />

Da aber die Stoppverteilung im Target ohnehin eine Halbwertsbreite von ca.<br />

3.5 mm bei einer Dicke des Targets von 3.0 mm hat, ist eine Modulation urn J<br />

maximal ca. 0.75 mm vemachlässigbar. Ein weiterer Punkt ist, daB sowohl<br />

der Strahlzähler als auch das Target selbst Dickenvariationen von ca. 10 %<br />

aufweisen.<br />

In den Simulationen zur Berechnung der in Tabelle 3.4 festgehaltenen Werte<br />

durchliefen jeweils 20000 Teilchen die Apparatur in der in Bild 3.1 gezeigten Geometrie.<br />

Diese Berechungen wurden <strong>für</strong> 11 unterschiedliche Impulsbreiten von 0.1 %<br />

bis 10 % FWHM durchgeführt. Dabei hat sich herausgestellt, daf die gemessenen<br />

Daten auf eine Impulsbreite von ca. 5.5(2) % hindeuten, was auch mit den Angaben<br />

des PSI über das 'IrE3 Areelûbereinstimmt [40]. Besonders wichtig <strong>für</strong> das Experiment<br />

ist die Anzahl der das Target durchquerenden Myonen <strong>und</strong> die Anzahl der vor<br />

der Aluminiumfolie herausgestreuten Myonen. Diese tragen zurn Untergr<strong>und</strong> bei.<br />

Aufierdem ist die Anzahl der im Target gestoppten Teilchen von groêer Bedeutung<br />

(vgl. Kap. 3.1.3).<br />

14


collimator target X Ij\<br />

,.~ D ).1+ ~ beam~~~~~}_n"_J<br />

I I I§;.. 11<br />

: : :~ ::<br />

j ~ 0 / aCCele~~~r*nwn __<br />

1:10 '" beamwindow fOi~ (AI)<br />

Abb. 3.1:Geometrie, die in der Simulation ve'MDendetwurde. Im Deiekior sind das<br />

Target <strong>und</strong> der Strahlzähler um 45 Grad zur Z-Achse geneigt eingebaut. Deshalb<br />

werden in der Simulation die Flächendichten dieser Bauteile mit dem Falctor v'2<br />

multipliziert.<br />

Stoppverteilung <strong>und</strong> Streuung im Detektor<br />

Anfangs- Vor Szin- In Szin- Vor Alu- In Alu- In Durch<br />

Impuls tillator tillator folie folie Pulver Target<br />

heraus- gestoppt heraus- gestoppt gestoppt durchge-<br />

MeV/c gestreut % % gestreut % % % schossen %<br />

19.50 31 3 34 3 19 3 3 1 13 3 o 1<br />

19.75 30 3 21 3 26 3 3 1 20 3 o 1<br />

20.00 28 3 10 2 31 3 2 1 27 4 1 1<br />

20.25 28 3 4 1 32 3 1 1 31 4 4 1)<br />

20.50 26 3 2 1) 32 3 1 1 30 4 10 2<br />

'20.75 26 3 1 1 30 3 o 1 25 4 19 2)<br />

21.00 25 3 o 1 30 3 o 1 17 3 29 3<br />

21-.25 24 3 o 1 28 3 o 1 10 3 37 4<br />

21.50 23 3 o 1 27 3 o 1 52 45 5<br />

21.75 22 3 o 1 26 3 o 1 32 50 6<br />

22.00 21 3 o 1 25 3 o 1 1 1 53 6<br />

Tabelle 3.2:Stoppverteilung <strong>und</strong> Streuung im Detekior bei einer Impulsbreite von<br />

5 % FWHM. Ungünstig sind hohe Werte <strong>für</strong> die Anzahl der durchlcommenden <strong>und</strong><br />

der vor der Alufolie h~rausgestreuten Myonen. Diese tragen zum Untergr<strong>und</strong> bei.<br />

Ge1UÜ.nscht ist eine grofte Anzahl von Myonen, die im Target gestoppt werden. Alle<br />

Angaben Bind in Prosent der einlcommenden Myonen.<br />

15


3.1.3 Die Stoppverteilung von Myonen im Target<br />

Das Hauptziel bei der Berechung des Streu- <strong>und</strong> Stoppverhaltens der Myonen in<br />

dem Detektor war das Bestimmen der Stoppverteilung der Myonen im Target. Die<br />

Myonen bilden in einem Festkörper erst dann Myonium, wenn ihre Energie soweit reduziert<br />

wird, daf ihre Geschwindigkeit der Geschwindigkeit der Elektronen in diesem<br />

Festkörper entspricht oder darunter liegt. Da Myonen mit dieser Geschwindigkeit<br />

den Festkörper kaum mehr weiter durchdringen können, entspricht der Punkt, an<br />

dem sich das Myonium bildet, in sehr guter Näherung dem Punkt, an dem das Myon<br />

abgestoppt wird. Die Diffusion der Myoniumatome vom Innern des Targets an die<br />

Oberfläche kann, falls im Target eine groBe Wegstecke zurückgelegt werden muû,<br />

einige Myonlebensdauern benötigen. Deshalb ist es nicht nur wichtig festzustellen<br />

wieviele Myonen insgesamt im Target gestoppt werden, sondern es interessiert vor<br />

allem, ob diese Myonen nahe der Oberfläche gestoppt werden. Der zu einem Zeitpunkt<br />

t durchschnittlich im Target durch Diffusion surûckgelegte Weg ist-in guter--<br />

Näherung ex: Vi [43]. ~.<br />

,....,<br />

~ 1.4 '--' c<br />

f 1.2<br />

I 1<br />

a.<br />

i 0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Gaussian<br />

fit<br />

tJndf<br />

height<br />

mid<br />

width (J<br />

50.47/37<br />

0.92±O.02<br />

3.36±O.08<br />

3.44±O.12<br />

40 bins<br />

1 bin equals<br />

0.1965 mgJcm 2<br />

p:20.25 MeV/c Ap/p:5.0% FWHM<br />

00 1<br />

2 3 4 5 6 7<br />

relative thickness [mgtcm 2 ]<br />

Abb. 3.2: Stoppverteilung bei einem Impuls der Myonen von 20.25 MeV/c <strong>und</strong> einer<br />

FWHM von 5 %. Bei diesem Impuls hat die Anzahl der im Target gestoppten Myonen<br />

ein Mazimum <strong>und</strong> die Stoppverteilung ist weitgehend symmetrisch.<br />

16


...-.<br />

~<br />

~1.4<br />

~<br />

"':i 1.2<br />

I 1<br />

f 0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

00<br />

t/ndf<br />

height<br />

mid<br />

widtha<br />

50.47/37<br />

0.91±O.02<br />

6.S9±O.18<br />

3.19±O.12<br />

Gaussian fit<br />

40 Bins<br />

1Bin equals<br />

0.1965 mg/cm 2<br />

p:2O.7S MeV/c Aplp=S.O%FWHM<br />

1 2 34567<br />

relative thickness [mglcm 2 ]<br />

Abb. 3.3: Stoppverteilung bei einem Impuls der MlIonen von 20.75 Me VIc <strong>und</strong>< einer<br />

FWHM vpn 5 %. Bei diesem Impuls erreicht die Anzahl der gebildeten Myo.!'iumatome<br />

im Vakuum unter Beriicksichtigung der DiJfusion ihr Mazimum. Die<br />

Stoppverteilung ist in Richtung der Oberftäche des Targets eerschoben,<br />

17


3.1.4 Die Myoniumproduktion<br />

Im Experiment solI die Anzahl der Myoniumatome im Vakuum so grof wie möglich<br />

sein. Um die Anzahl dieser Myoniumatome im Vakuum zu bestimmen, muB man die<br />

Diffusion in die Berechnung mit einbeziehen. Obwohl die Struktur des Si0 2 Pulvers<br />

recht kompliziert ist, kann man die Diffusionsgleichung <strong>für</strong> isotrope Medien ansetzen,<br />

da das Pulver makroskopisch in Richtung senkrecht zur Targetoberfläche als isotrop<br />

angesehen werden kann. Anisotropien zu den anderen Raumrichtungen können beim<br />

Aufstreuen des Targets entstehen, sind aber nicht von Bedeutung, da hier nur die<br />

eindimensionale Diffusion senkrecht zur Targetoberfläche berechnet wird. Die Dif-<br />

Abb. 3.4: Die Stru./dur des Si0 2 Pulver». TEM-Aufnahme von Aerosil 200 (200 m 2<br />

Oberfläche pro Gramm). Aufnahme : De!J'U.8saAG.<br />

fusionsgleichung folgt aus dem Fickschen Gesetz <strong>und</strong> der Kontinuitätsgleichung (D<br />

ist die Diffusionskonstante [cm 2 / 8]) :<br />

; = -DVp , (6)<br />

8p -7<br />

at + V} = -'YP (7)<br />

In die Kontinuitätsgleichung wurde auf der rechten Seite ein Senkenterm eingebaut,<br />

um den Myonzerfall mit einzubeziehen. 'Y ist die Zerfallskonstante des Myons,<br />

pist die Teilchendichte der 'Myonen <strong>und</strong> ; ist die Teilchenstromdichte der Myonen<br />

im Medium. Jetzt wird noch eine dimensionslose Konstante f eingeführt, die<br />

die Wahrscheinlichkeit bestimmt, mit der ein Myon in dem Si02 Pulver Myonium<br />

bildet (I = (61 ± 3)% [44, 11, 10)). Die Stoppverteilung wird als S(z) bezeichnet.<br />

Die Diffusionskonstante wurde experimentell durch Messen des Verhältnisses<br />

18


NMIN,s bei Berûcksichtigung der Stoppverteilung S(z) zu 370-1600cm 2 Is [45]bzw.<br />

1068(81) cm 2 /s [44] bestimmt. Diese Werte sind sehr hoch im Vergleich zu denen<br />

im homogenen Festkörper (Si02 : D = 8 cm 2 Is). Wie in Bild 3.4 zu sehen ist, gibt<br />

es innerhalb des Pulvers sehr groBe Hohlräume, <strong>und</strong> vermutlich findet die Diffusion<br />

des Myoniums mit sehr hoher Geschwindigkeit in diesen Hohlräumen statt. Die im<br />

Vergleich zu vielen anderen Materialien [46]extrem hohe Myoniumausbeute in dem<br />

Si0 2<br />

Pulver kommt vermutlich von der geringen Dichte <strong>und</strong> der extrem groBen offenen<br />

OberHiche [47, 48]. Die z-Achse ist senkrecht zur 'Iargetoberfläche gewihlt,<br />

der Nullpunkt liegt an der Grenze von Trägerfolie zum Si02 Pulver. a bezeichnet<br />

die Dicke der Pulverschicht, sie betrigt im Experiment ca. 3 mmo Das Lösen dieser<br />

Gleichungen unter den so vorgegebenen Randbedingungen ergibt schlieBlich [10]<br />

p(z,t) = e 3<br />

-'Tt r 00<br />

f Jo dz'S(z') L [e-C.+2no-.')2/C4Dt) - e-C.+2no+.')2/C4Dt)] . (8)<br />

2"; 'IrDt 0 n=-oo<br />

Uns interessiert der Strom der Myoniumatome durch die Oberfläche des Targets<br />

i.(z = a,t) = -D ::1._<br />

(9)<br />

Als Lösung dieser Gleichung ergibt sich<br />

i.(z = a, t) =<br />

e-.,t 3<br />

f lG dz'S(z') f: [(na - z')e-Cno-.')2/(4Dt)<br />

2V'lr Dt 0 n=1.3•...<br />

- (na + z')e-(no+.')2/(4Dt)] .<br />

(10)<br />

Die Gesamtanzahl der Myoniumatome, die in das Vakuum eintreten, wird bestimmt,<br />

indem man diese Gleichung über den entsprechenden Zeitraum integriert<br />

t<br />

NvfJlcuum = dt i.(z = a, t) .<br />

ti<br />

über einen Zeitraum von t = 0 bis t = 00 kann <strong>für</strong> die Zeit-<br />

Für die Integration<br />

integration eine analytische Lösung angegeben werden<br />

(11)<br />

2e-..;:;;ïD [ ()<br />

Nv.- = f ( v:;;;ïD) d.t'S(z')sinh ../-rz'/D<br />

I 1_ e-2 'TG/D 0<br />

(12)<br />

19


lm Rahmen dieser Arbeit wurde ein Programm erstellt, das diese Gleichungen<br />

numerisch integriert <strong>und</strong> bestimmt,<br />

• wieviele Myonen aus welcher Tiefe an die Oberfläche diff<strong>und</strong>ieren,<br />

• wielange die Myonen brauchen, um an die Oberfläche zu kommen,<br />

• wie groB der Unterschied <strong>für</strong> die Betrachtung der Zeitintegration von 0 bis 00<br />

oder nur über einen bestimmten Zeitraum ist.<br />

Letzteres ist deswegen von Interesse, weil bei dem M M Experiment abwechselnd in<br />

einem Modus zunächst die Myoniumproduktion gemessen wird <strong>und</strong> dann in einem<br />

anderen Modus nach M -+ M Konversion gesucht wird. Im ersten Modus gibt es<br />

<strong>für</strong> den Myoniumzerfall ein MeBintervall von 8.2 p.s, im zweiten Modus steht <strong>für</strong> den<br />

Myoniumzerfall beliebig viel Zeit sur Verfügung. Die Korrektur <strong>für</strong> das auf 8.2 p.s<br />

- --<br />

.-. 1<br />

~<br />

::: 0.9 20.75 MeV Ic<br />

c<br />

f 0.8<br />

~ 0.7<br />

! 0.6<br />

~<br />

~ 0.5<br />

~<br />

= 0.4<br />

~ 0.3<br />

J 0.2<br />

::E0.1 21.2<br />

[APIP] FWHM = 5%<br />

diffusion<br />

1070 cm 2 /s<br />

constant<br />

20.25 MeV/c<br />

o 0~~~~....L...L.Jl-i3~:::L:4r::r::C;;±5;;;;;;;;6t=z:==7~..J8<br />

time [p.sec]<br />

Abb. 3.5: Simulation des Stroms der M,Ioniumatome ins Vakuum als Funlction<br />

der Zeit. Die Impulse der einkommenden M,Ionen betragen 20.25, 20.75 <strong>und</strong><br />

21.25 Me VIei als Impulsbreite wurden jeweils 5% FWHM angenommen.<br />

begrenzte MeBintervall im Myoniummode beträgt typischerweise 6 % <strong>für</strong> Impulse,<br />

die eine gute Myoniumprodtlktion ergeben. Die genauen Werte sind in TabelIe 3.3<br />

angegeben.<br />

Um die Myoniumproduktion zu verbessem, wurde vorgeschlagen [49], das Target<br />

unter einem flacheren Winkel in das Strahlrohr einzubauen. Der Vorteil eines solchen<br />

Targets besteht darin, daB es möglich ist, das Target dünner aufzustreuen <strong>und</strong><br />

20


,...-,2.5<br />

~<br />

c<br />

:J: 2<br />

~<br />

~<br />

= :I 1.5<br />

[~PIP] FWHM = 5%<br />

diffusion constant<br />

1070 cm 2 /s<br />

1<br />

0.5 21.25 MeV/c<br />

1.6 3.2 4.8 6.4 8<br />

time (Jlsec]<br />

Abb. 3.6: Simulation der Anzahl der MlIoniumatome im Vakuum als FUnlction<br />

. der Zeit. Die Impulse der einkommenden MlIonen betragen 20.25, 20.75 <strong>und</strong><br />

21.25MeV/c; als Impulsbreite wurtlen jeweils 5% FWHM angenommen.<br />

dennoch in Flugrichtung der p+ die gleiche Massenbelegung zu haben. Weil die<br />

Diffusion eine isotrope Bewegung ist, haben die Myoniumatome in einem dünneren<br />

Target eine kürzere Wegstrecke zurückzulegen. Das bisherige Target war unter einem<br />

Winlç~l von 45 Grad zur Strahlachse eingebaut. Es hatte eine elliptische Form mit<br />

d~ Halbachsen 11.3 <strong>und</strong> 8.0 cm. Unter 45 Grad montiert betrug seine Ausdehnung<br />

in z'-Richtung parallel zum einfallenden Strah18.0 cm. Diese Ausdehnung dar! nicht<br />

zUrgro8 werden, weil alle Hüllenelektronen aus dem Myoniumzerfall <strong>für</strong> die zeitaufg~~te<br />

Detektion die gleiche Flugzeit zum MCP-Detektor haben sollen. Je grö8er<br />

d!~DHferenz der unterschiedlichen Startpunkte in z'-Richtung ist, desto schwieriger<br />

istea, dies zu bewerkstelligen. Da jedoch ein Target unter einem Winkel von 30<br />

G,,ryl zur Strahlachse eine höhere Myoniumausbeute verspricht, wurde beschlossen,<br />

ein solches Target <strong>und</strong> einen da<strong>für</strong> geeigneten Besch1euniger su bauen. Dieses Target<br />

hat ebenfalls elliptische Form mit den Halbachsen 19.2 cm <strong>und</strong> 9.0 cm. Seine<br />

~ge in r-Richtung beträgt 13.9 cm. Die dadurch bedingte Verschlechterung bei<br />

eter Flugzeitmessung soll durch eine verbesserte Neukonstruktion des Beschleunigers<br />

nlehrals ausgeglichen V:erden. Die erwartete Verbesserung der Myoniumausbeute ist<br />

in}~abellê3.3 , Bild 3.8 <strong>und</strong> Bild 3.9 festgehalten. Ein weiteres Problem war bisher,<br />

dd gas Pulver auf der Trägerfolie unter einem Winkel von 45 Grad schon bei den<br />

kleinsten Erschütterungen <strong>und</strong> insbesondere beim Abpumpen der Luft aus dem Valnlumsystem<br />

abrutschte. Bei einem Winkel von 30 Grad wird das Target wesentlich<br />

21


~ 140<br />

(I)<br />

C§ 120<br />

In<br />

:a 100<br />

c<br />

:::s<br />

oCo)<br />

80<br />

muonium fraction = 66(7)%<br />

beam momentum 20.5MeV/c<br />

60<br />

40<br />

20<br />

1 2 3 4 5 678<br />

t decay<br />

(JJ.sec]<br />

. Abb. 3.7: Das gemusene Spektrum der Zerfallszeiten. Der Untergr<strong>und</strong> aus im Target<br />

zerfallenden Myonen ist nicht abgezogen,man sieht aber deutlich die Abweichung zur<br />

Ezponentialfunktion.<br />

unempfindlicher sein, <strong>und</strong> man kann auch auf noch feinere Pulver surückgegreifen,<br />

die eventuell eine gröBere Ausbeute an Myonium versprechen.<br />

In dem Detektor treten jetzt noch zwei Korrekturen auf<br />

• Das Target ist in einen Beschleuniger eingebaut, der ein möglichst homogenes<br />

elektrostatisches Feld in z-Richtung erzeugt. Für die Bestimmung der Myoniumproduktion<br />

müssen die beim Myoniumzerfall entstehenden langsamen e"<br />

auf der MOP nachgewiesen werden. Bei der Suche nach einer möglichen Konversion<br />

muf man die beim Zerfall des Antimyoniums freiwerdenden e+ nachweisen.<br />

Das hat zur Folge, daB das elektrostatische Feld umgepolt werden<br />

mu6. Nun werden die p+ aus dem Strahl im Beschleuniger vor dem Target<br />

beschleunigt, anstatt wie zuvor abgebremst. Dadurch ergibt sich eine Veränderung<br />

des Strahlimpulses <strong>und</strong> somit eine Veränderung der Stoppverteilung .<br />

• In dem Experiment geht es nicht nur darum, möglichst viel Myonium im Vakuum<br />

zu erzeugen, sondem die Myoniumatome sollen auch möglichst bis zu<br />

I<br />

ihrem Zerfall das Beobachtungsvolumen nicht verlassen. Dieses Volumen ist<br />

begrenzt durch das Ende des Vorbeschleunigers 15.5 cm hinter der Mitte des<br />

Targets in z-Richtung einerseits <strong>und</strong> vor allem durch den abgebildeten Durchmesser<br />

auf der MOP von ca. 9.6 cm andererseits. Falls das Myonium den<br />

Vorbeschleuniger verlä6t <strong>und</strong> erst danach zerfällt, kann das langsame e" zwar<br />

22


;:<br />

};,,;;~<br />

Gesamte Myoniumproduktion im Vergleich<br />

zur Myoniumproduktion im Zeitintervall [0,8.2 ps]<br />

bei verschiedenen Tarl etstellungen<br />

45 Grad Target 30 Grad Target<br />

Anfangs- Gesamt- Im Zeit- Unter- Gesamt- Im Zeit- Unterimpuls<br />

produktion fenster 8ps schied produkt ion fenster 8ps schied<br />

rMeVlcl MI Pin [%] MIPin [%] [% MIPin %] MIPin %] [%]<br />

19.50 0.16 5) 0.14 5) 14 2 0.35 10 0.31 10 1012)<br />

19.75 0.54 10) 0.48 10) 10 2 0.96 20) 0.88 20 9(2)<br />

20.00 1.1(1 1.0 1 92 1.9 3 1.7 3 8 2<br />

20.25 2.2 2 2.0 2 7 1 3.2 4 3.0 4 72<br />

20.50 3.0 3 2.8 3 6 1 4.2 5 4.0 5 6(2)<br />

20.75 3.3 3 3.1 3 6 1 4.4 5 4.1 5 62<br />

21,,00 2.8 3 2.7 3 5 1 3.6 5 3.4 5 6 2<br />

~21.25 2.0 2 1.9 2 5 1 2.5 4 2.3 4 62<br />

21.50 1.1 1 1.0 1 5 1 1.3 2 1.2 2 6(2<br />

21.75 0.45 10) 0.43 10) 41 0.55 20 0.51 20 62<br />

22.00 0.17 5) 0.16 5) 41 0.21 10 0.19 10) 52<br />

TabeUe 3.3: Korrekturen for das begrenzte Beobachtungsinteruall [ 0,8.2 ps ]. Die<br />

Betiechnungen wurden for eine Impulsbreite von 5 % durchgefii,hrt. Als Diffusions-<br />

, konstante wurde 1070 cm 2 / s eingesetzt. Die Fehler in den absoluten Zahlen sind<br />

gröjJer als die in der Korrektur, do.in den absoluten Zahlen noch andere Fehler eine<br />

Rolle spielen (Magnetfeldkorrekturen, Beamdurchmesser, Schräglage des Targets).<br />

nachgewiesen werden, aber die Flugzeit liegt nicht mehr innerhalb des Flugzeit-<br />

Cuts. Falls es auBerhalb des abgebildeten Durchmessers auf der MCP zerfällt,<br />

wird es nicht nachgewiesen, <strong>und</strong> es gibt gar keinen Trigger.<br />

Der Einflufi der Beschleunigerpolarität ist vernachlässigbar, wie folgende Abschätzung<br />

zeigt: •<br />

Die Myonen bewegen sich bei einem Impuls von 20.0 MeV/c nichtrelativistisch,<br />

es gilt E = ~. Daraus folgt dE = !dp. Das bedeutet, daf die Myonen bei einem<br />

Impuls des Strahls von 20.0 MeVlc <strong>und</strong> einer Impulsbreite von 5 % FWHM<br />

eine durchschnittliche Energie von ca. 1.9 MeV haben bei einer Halbwertsbreite<br />

von 0.2 MeV. Demgegenüber ist das Beschleunigerpotential von ± < 10 kV vernlLChlässigbar.<br />

1). zweite Problem wird im übemächsten Kapitel behandelt, da es zwar bei der<br />

Myoniumproduktion n~r eine kleine Korrektur nötig macht, aber auf die Wahrscheinlichkeit,<br />

eine M M Konversion nachzuweisen, groBen EinfluB hat.<br />

Qie gemessenen zeitlichen Zerfallsspektren des Myoniums <strong>und</strong> die Myoniumausbeute<br />

stimmen mit der theoretischen Abschätzung sehr gut überein. Die MeBwerte<br />

zeigen, daB die Diffusionskonstante im Mittel über 1000 cm 2 1 s liegt. Dieser Wert<br />

23


,/<br />

liegt deutlich über dem Ergebnis, das am TRIUMPF gef<strong>und</strong>en wurde (D = 525 ±<br />

100 ern2/ 8) [45]. Die Unterschiede können durch verschiedene Targetpräparationsverfahren<br />

erk1ärt werden. Das Aufstreuen des Targets <strong>und</strong> Alterungserscheinungen<br />

im Vakuum haben einen Einflu1!auf die Myoniumausbeute eines Targets. Deshalb<br />

ist es notwendig, während der Messung <strong>für</strong> jedes Target mehrfach die Myoniumausbeute<br />

zu bestimmen.<br />

24


SimulatedMuonium<br />

45 Degree Target<br />

Production<br />

,......,<br />

~ 2<br />

"--'"<br />

•• 21.5<br />

.....................<br />

..........<br />

'. . .<br />

............<br />

.....<br />

'. -,".'. '.'.'.<br />

. .<br />

11<br />

-.'.<br />

c-.<br />

..........<br />

'.'.<br />

'. ...........<br />

......•.....<br />

-,<br />

0.5<br />

'.<br />

................<br />

Abb. 3.8: Myoniumproduktion in einem Target, das um 45 Gra.d zur Strahlachse<br />

geneigt ist, bei verschiedenen Impulsen des Strahls <strong>und</strong> verschiedenen Impulsbreiten.<br />

Es 'WUrde au! die ZaAl der insgesamt produzierten Myonen bei 21 Me V/ c <strong>und</strong><br />

10% FWHM Impulsbrej.te normiert. In dem Bild ist ber'Ü.clcsichtigt,dajJ die Anzah.l<br />

der Myonen bei gröjJeren Impulsen proportionalzu p3.5zunimmt, <strong>und</strong> daf1in erster<br />

NiiAerung die Rate der Myonen proportionalzur Impulsbreite ist. Im Mazimum der<br />

Kurve liegt die Unsicherheit des mit einer Diffusionskonstanten von D = 1070 cm:J s<br />

berechneten Wertes bei < 0.2 %. Die Ausb,eute ist in sehr guter Näh.erung oe VD.<br />

25


Simulated Muonium Production<br />

30 Degree Target<br />

3<br />

............................<br />

2<br />

......•.<br />

'.'.-,<br />

'. .....<br />

-, ". ..........<br />

'. ".<br />

1<br />

Abb. 3.9: Myoniumproduktion <strong>für</strong> ein Target, das unter einem Winkel von 30 Grad<br />

zur 8trahlachse montiert 'lD'Urde. Bei gleicher Anzahl einkommender Myonen ergibt<br />

die 8immation im Vergleich zu einem um 45 Grad geneigten Target eine Steigerung<br />

der Myoniumausbeute um 30 'bis 40 %. Da die Trä.gerfolieflacher eingebaut ist, sinkt<br />

die Wahrscheinlichkeit dafü,r, daJl das Targetpmver (8i0 2 ) abrutscht. Ein solches<br />

Target <strong>und</strong> ein dazugehöriger elektrostatischer Beschleuniger stehen ab August 1995<br />

zur Verfügung.<br />

26


3.1.5 Die erwartete Verteilung von Myonium im Vakuum<br />

Na.chdem ein Myoniumatom das Target verlassen hat, tritt es mit thermischen Geschwindigkeiten<br />

in das umgebende Vakuum ein. Experimentell [44] wurde gezeigt,<br />

daB eine Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung vorliegt, <strong>und</strong> daB die Atome mit<br />

einer cos 6 Winkelverteilung aus dem Target austreten, wobei 6 der Winkel zwiscben<br />

der Senkrechten auf der Targetoberftäche <strong>und</strong> der Myoniumemissionsrichtung<br />

ist. Unter Berûcksichtigung der Diffusionszeit ka.nn die räumliche Verteilung des Myoniums<br />

berechnet werden. Bild 3.10 zeigt die räumliche Verteilung des Myoniums<br />

in ~~echter Richtung zur Targetoberftäche 1, 3, 5, <strong>und</strong> 7 Jl.S nach Eintritt des<br />

Myons in den Strahlzähler. Die Breite der Verteilung in radieler Richtung nimmt mit<br />

der Zeit ebenfalls zu, da sich die Myoniumatome auch in radialer Richtung bewegen.<br />

Aus Daten, die 1993 <strong>und</strong> 1994 am Myonstrahl gemessen wurden, geht hervor, daf<br />

cleJ;!Strahlfleck sehr groB war; die Myonen waren über das Target nahezu gleichverteiit.<br />

Deshalb war die Myoniumwolke sehr ausgedehnt <strong>und</strong> eine signifikante Anzahl<br />

an ~yoniumatomen hatte das Nachweisvolumen verlassen können, bevor sie zerfallen<br />

eind. Die daraus folgenden Korrekturen werden im nächsten Kapitel berechnet.<br />

~t14<br />

t"12<br />

asi,<br />

:Ii 10<br />

I 8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1J.1S<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Z-direction [cm]<br />

Abb. 3.10: Simulierte rtiumliche Verteilung des Myoniums in Richtung senlcrecht<br />

zur Targetoberfläche. Die Verteilungen sind auf die gleiche Teilchenzahl normiert,<br />

ohne Berii.cksichtigung des Myonzerfalls, der bewirkt, daJlnach 1Jl.S noch 63%j nach<br />

3, 5, 7 Jl.S jeweils noch'26, 10, 4% der ursprii.nglichen Anzahl vorhanden sind. Als<br />

Impuls der einkommenden Myonen 1UUrde 20.75 MeV/c bei einer Halbwertsbreite<br />

von 5 % FWHM verwendet. Dieser Wert geht nur sehr schwach ii,berdie Dosser der<br />

DiJfusion im Si0 2 Target in das Ergebnis ein.<br />

27


3.1.6 Das begrenzte Beobá.chtungsvolumen<br />

Im letzten Kapitel wurde beschrieben, wie grof die zu erwartende Ausbeute an<br />

Myonium beim M M Experiment ist. Von groBem Interesse ist die Frage, welcher<br />

Anteil der produzierten Myoniumatome nachgewiesen werden kann. Da die Detektoreffizienzen<br />

bei der Myoniumproduktion <strong>und</strong> bei der Suche nach M M Konversion<br />

als identisch angenommen werden, ist die Kenntnis vor allem <strong>für</strong> die Optimierung<br />

der MeBzeiten von Interesse, geht aber letztendlich nicht in die Präzision des Ergebnisses<br />

ein. Die Obergrenze <strong>für</strong> PMM hängt nur davon ab, wieviel Myonium gesehen<br />

wird, unabhängig von der Detektoreffizienz. Beispielsweise verlangt man sowohl<br />

beim FeststeUen der Myoniumproduktion, als auch beim Suchen nach M M Konversion<br />

eine Spur von Michelteilchen mit mindestens 3 Einträgen in den MWPCs. Da<br />

die Nachweiseffizienz fûr e+ <strong>und</strong> e- die gleiche ist, ist auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

eine Spur zu finden, identisch. Berücksichtigen muB man allerdings die E:(E.zienzdes,<br />

Strahlzählers. Diese spielt nur eine RoUe, wenn die Myoniu~produktion kontrolliert<br />

wird. Hier soUder Strahlzähler eine Pileup- Unterdrückung möglich machen. Im<br />

Trigger wird zusätzlich als Bedingung gefordert, daB 10 l'S nach dem Nachweis eines<br />

Teilchens im Strahlzähler kein weiteres Teilchen im Strahlzähler mehr nachgewiesen<br />

wird. Das ist erforderlich, weil sonst das zeitliche Zerfallsspektrum der Myoniumatome<br />

durch Zerfälle von anderen Myonen vérändert wird. Bei der Suche nach M M<br />

"Konversion spielt es keine RoUe, da hier die Zählrate viel geringer ist. Das bedeutet,<br />

daB die Effizienz des Strahlzählers nur in die Bestimmung der Myoniumproduktion<br />

eingeht. Umgekehrt wird bei der Suche nach MM Konversion verlangt, daB mindestens<br />

ein Photon aus der e+e- Annihilation in der MCP in den CsI Kristallen<br />

nachgewiesen wird. Folglich tritt die Effizienz der CsI Kristalle nur bei der Suche<br />

nach M M Konversion in Erscheinung.<br />

Eine weitere Asymmetrie zwischen der Effizienz beim Beobachten der Myoniumproduktion<br />

<strong>und</strong> der beim Suchen nach M M Konversion ist durch das begrenzte<br />

Beobachtungsvolumen bedingt. Das ergibt sich aus derWahrscheinlichkeit, ein Myoniumatom<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Austritt aus dem Pulver<br />

durch Zerfall nachzuweisen<br />

PM(t) dt IX exp( -À"t) . f(t) dt (13)<br />

Die Funktion f( t) beschreibt die Wahrscheinlichkeit, daB ein Teilchen nach einer Zeit<br />

t seit Verlassen des Targets noch im Beobachtungsvolumen ist. f(t) ist eine streng<br />

monoton fallende Funktion mit f(O) = 1 <strong>und</strong> f( 00) = O. Die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong><br />

eine MM Konversion ist (siehe Gl. (2»<br />

wobei w die Oszillationsfrequenz <strong>für</strong> MMist. Da w aufgr<strong>und</strong> bisheriger Experimente<br />

mit w/21r < 9.4Hz [12] sehr klein ist, kann man vereinfachen<br />

28<br />

(14)<br />

(15)


Die Gesamtwahrscheinlichkeit, ein produziertes Myoniumatom in einem begrenzten<br />

Volumen nachzuweisen ist proportieaal zu<br />

00<br />

PM oe: 10 dt exp( -À"t) . J(t) , (16)<br />

<strong>und</strong> die Gesamtwahrscheinlichkeit eine M M Konversion zu finden ist<br />

! P MM oe: w 10<br />

2 00<br />

dt t 2 exp( -À"t) . J(t) . (17)<br />

Interessant ist der Quotient zwischen der Wahrscheinlichkeit bezogen auf ein begf~ztêS<br />

Beobachtungsvolumen <strong>und</strong> der Wahrscheinlickeit <strong>für</strong> ein unendliches Volumen.<br />

Hier kürzen sich die Proportionalitätskonstanten heraus, so dafi man direkt ein<br />

Eigijbnis angeben kann. Die Wahrscheinlichkeit P YMM ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dáB .eine M M Konversion <strong>und</strong> der darauf erfolgende Antimyoniumzerfall in dem<br />

B~bachtungsvolumen stattfinden:<br />

R __ ia dt t 2 exp( -À"t)· J(t)<br />

YMM - JoOOdt t 2 exp( -À"t)<br />

(18)<br />

~Mist die Wahrscheinlichkeit, dafi ein aus dem Target ins Vekuum ausgetretenes<br />

~1oniumatom in dem Beobachtungsvolumen zerfällt<br />

'~'- ;i[;~'"~<br />

'~?


das Zeitfenster berücksichtigt werden, das bei Bestimmung der Myoniumproduktion<br />

die Beobachtungszeit auf T begrenzt :<br />

mit<br />

PVolumen -<br />

co dt t2 exp(-.\,.t).J(t)<br />

o dt t2 exp(-.\,.t)<br />

- foT citoF(to) !~dt exp(-.\,.(t-to»·J(t-to)<br />

10 dt exp(-.\,.t)<br />

Da P MM . die gemessene GröBe ist, <strong>und</strong> mit dieser Gleichung PVolumen be-<br />

•• p••••"' •••e<br />

stimmt werden kann, ist es so möglich, P MM anzugeben.<br />

Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde ein Programm erstellt, das mittels einer<br />

Monte Carlo Methode die Funktion J(t) bestimmt. Es werden Teilchen simuliert,<br />

die mit einer cos(8) Verteilung <strong>und</strong> einer Maxwellschen Geschwindigkeitsvêrteilung--<br />

aus dem Target ins Vakuum austreten. Auf der Targetoberfläclie wurde eine zweidimensionale<br />

GauBförmige Verteilung der austretenden Myoniumatome mit variabler<br />

Breite angenommen, es können aber auch beliebige andere Verteilungen gerechnet<br />

werden. Die geometrischen Daten können frei bestimmt werden <strong>und</strong> damit<br />

Berechnungen unter verschiedenen Bedingungen gemacht werden. Um die Genauig-<br />

.keit zu testen, wurde ein weiteres Programm geschrieben, das auf einer Integrationsmethode<br />

beruht. Das Ergebnis war, daB Monte Carlo Rechnungen (Rechenzeit<br />

2 min) <strong>und</strong> die Integrationsmethode (Rechenzeit 1 h) auf 4 Stellen übereinstimmen.<br />

Die Funktion F(t) war bereits aus der Berechnung der Diffusion bekannt <strong>und</strong> wurde<br />

(22)<br />

(23)<br />

Frontview: YL X<br />

Sidevlew:<br />

-------------------------,-- --<br />

I<br />

I<br />

I<br />

15.5 cm<br />

I<br />

I<br />

I<br />

-------------------------~--<br />

I<br />

I<br />

,<br />

I<br />

I<br />

Abb. 3.11: Die Geometrie, fiir die die Punktion J(t) bestimmt 1l1Urde.J(t) ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, daJl sich ein Myoniumatom zu einer Zeit t nach A ustritt aus<br />

dem Target noch im Beobachtungs'Volumen aufhält. 15.5 cm ist die Strecke 'Von der<br />

Mitte des Targets bis zum Ende des Vorbeschleunigers. Der auJ die MOP abgebildete<br />

Durchmesser beträgt 9.6 cm. Die äuJlere Begrenzung ist der Durchmesser des<br />

Vorbeschleunigers.<br />

I<br />

einfach eingesetzt. F(t) hängt von der Stoppverteilung <strong>und</strong> somit vom Impuls der<br />

einkommenden Teilchen ab. Allerdings variiert das Ergebnis nur sehr schwach mit<br />

der Änderung dieser Parameter. Wenn bei der Simulation der Impuls der Teilchen<br />

30


lf:100<br />

•.....•<br />

CḎ<br />

80<br />

1"0<br />

i<br />

60<br />

40<br />

20<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

time (J..ls]<br />

~i~.i;i.<br />

• \lb. 3.12: Die fii.r da.s Ezperiment in einer SimultItion ennittelte Funktion f(t). Sie<br />

; buchreibt wieviele Myoniuma.tome sich fii.r die im Bild 9.11 beschriebene Geometrie<br />

Mch einer Zeit t noch im Beoba.chtungS1101umen befinden. Na.ch 10 p,s bobe« r<strong>und</strong><br />

5~% der Myoniuma.tome, die noch nicht zerfa.llen Bind, da.s Beoba.chtungsvolumen<br />

~~~ltJssen. Es uru.rde ein Stra.hldurchmesser von 8 cm FWHM a.ngenommen.<br />

um±l MeV/c variiert wird, hat dies eine Änderung von ± < 1.5% in PVolum.en zur<br />

Folie. Diese Ungenauigkeit kann man einfach zu den statistischen Fehlem addieren.<br />

Dieistatistischen Fehler sind < 0.5 % <strong>und</strong> bei linearer Addition bet ragen die Fehler<br />


~ 74<br />

~ 72<br />

~ 70 D.<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58 0<br />

2 4<br />

6 8<br />

10 12 14<br />

FWHM beam [cm]<br />

Abb. 3.13: pYJLJL : WahrscheinlicUeit, tI.o.Jl ane MM Konl1ersicm bei l1erschiedenen<br />

Strahldurchmessem innerhalb des Beobachtungwolumens nachgewiesen werden<br />

kann. Die Winkel des Targets betragen 45 (0) <strong>und</strong> 30 Grad (0) zur Strahlachse.<br />

94<br />

93<br />

92<br />

91<br />

90<br />

89<br />

2 4 6 8 10 12 14<br />

FWHM beam [cm]<br />

Abb. 3.14: pYJL : WahrscheinlicUeit, daJl ein Myoniumzerfall innerhalb des Beobachtungsl1olumens<br />

während des Zeitintervalls 110n[0,8.2 pB] nachgewiesen werden<br />

kann <strong>für</strong> 45 (0) <strong>und</strong> 30 Grad (0) Targetneigung.<br />

32


,....,<br />

~ 80<br />

i78<br />

?<br />

i 76<br />

? ?<br />

:><br />

CL. 74<br />

72<br />

9<br />

? ? ? ?<br />

70<br />

? ?<br />

68<br />

? ?<br />

66<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

FWHM beam [cm]<br />

4~b.3.15: Pv 01_ : W tJh,rscheinlich1ceit, dajJ eine M M Konl1erBÏon innerhalb des<br />

,,,fJ~6achtung811011l.men.snachge1J1Ïesen werden kann, normiert auf die gesehene My-<br />

A~71!~mprodulction<strong>für</strong> ein 45 (0) <strong>und</strong> ein 30 Grad (0) Target.<br />

,~i~1;;hf<br />

o<br />

new<br />

o old<br />

~------------+-------------~] 0<br />

o o o o<br />

20 30 40 50 60 70 80 90<br />

angle with respect to Z-axis [degree]<br />

Abb. 3.16: Vergleich der Myoniumprodulction bei l1erschiedenenen Targetneigungen.<br />

Bie 45 Grad Stellung ist auf 1 normiert <strong>und</strong> die Werte sind schon mit dem Kor-<br />

1'e/rturfalctor aus Bild 9.15 d1l.rchmultipliziert. Aus Geometriegrii,nden ist es nicht<br />

möglich ein 20 Grad Target Z1I. l1erwenden, da es -aber 23 cm lang wä.re.<br />

33


c<br />

~ 0.2<br />

~<br />

10.15<br />

:E<br />

0.1<br />

0.05<br />

o<br />

maximum at<br />

momentum<br />

20.75(5) MeV/c<br />

FWHM 5.5(2) %<br />

19.5 20 20.5 21 21.5 22<br />

Beam Momentum [MeV/c]<br />

Abb. 3.17: Berechnete Myoniumproduktion unter Bericksichtigung des begrenzten<br />

Beobachtungsvolumens <strong>und</strong> gemessene Daten (Run !9./,3-!978 199./,). Es 1I1'U.rde sowohl<br />

die Impulsbreite des einkommenden MyonstrahJs, als auch das Mazimum der<br />

Kurve an die MeJldaten angefittet. 80 konnte die Impulsbreite des einkommenden<br />

MyonstrahJs %11. 5.5(2) % FWHM <strong>und</strong> das Mazimum bei einem Impuls von<br />

20.75 Me V/ c bestimmt werden. Da nur 22 8tützpunkte berechnet waren, muJlten<br />

Zwischenwerte interpoliert werden. Das ist fii,r die Genauigkeit unwesentlich, da die<br />

MeJlpunkte au! der X-AcMe gegenüber den 8tützpunkten nur minimal uerschoben.<br />

sind. Dies« Verschiebung kommt daher, OOJlder Absolutimpuls des MyonstrahJs nur<br />

au! ±0.25 Me V/ c bekannt ist. Deshalb ist es notwendig, die gemessenen Daten an<br />

die berechneten Daten anzupassen.<br />

34


3.2 Die Untersuchung des Si02 Targetpulvers<br />

3~2.1 Die Oberflächenchemie von pyrogenem Si02 Pulver<br />

Bei früheren Messungen [11,50] wurden auf einer typischen Zeitskala von Tagen AIt~gserscheinungen<br />

der Si0 2 Targets festgestellt. Die Ausbeute an Myonium ging<br />

bf'Zogen auf die einkommenden Myonen signifikant zurück. Das kann sowohl durch<br />

ulechanische Effekte, Strahlungsschiden oder durch chemische Veränderungen im<br />

Vakuum verursacht worden sein.<br />

Q,..a Target besteht aus sehr lose aufgestreutem Si02 Pulver von sehr geringer Dichte<br />

a1!'eiper Aluminiumtrigerfolie. Es ist unter einem Winkel von 45 Grad zur Strahlaà,lf:le<br />

eingebaut. Kleine Erschütterungen (z.B. durch den Kran in der Experimentier-<br />

. }.könnten das Pulver innerhalb von einigen Tagen zusammenrûtteln <strong>und</strong> so die<br />

te erhöhen oder das Pulver zum Abrutschen bringen. Das Target wird ständig<br />

êiher Videokamera ûberwacht, so daB ein groûflächigee Abrutschen des Targets<br />

eJt~t wird. Eine Verdichtung des Targets kann, wihrend das Target im DetekeiAgebaut<br />

ist, nicht festgestellt werden. In früheren Messungen wurde gezeigt,<br />

bei verdichtetem Pulver die Myoniumausbeute geringer ist [11]. Na.ch Ausbauen<br />

T'Kgets konnten allerdings, zumindest optisch, keine groBen Verdichtungen oder<br />

.. .Veränderungen festgestellt werden.<br />

,gsschiden im Target sollten sehr gering sein, da innerhalb der Lebensdauer<br />

gets maximal10 12 p.+ gestoppt werden <strong>und</strong> das Target aus ca. 10 22 Atomen<br />

• In einer Zeit von mehreren Tagen werden so insgesamt weniger als 1 Joule<br />

~er~~ im Pulver deponiert.<br />

_. die Oberflêchenchemie des Si0 2 Pulvers <strong>für</strong> viele Anwendungen eine groBe<br />

BfRc:spielt, ist sie von den Herstellem sehr gut erforscht worden [48, 47]. Im Valç(ll';,'finden<br />

an der Oberfiä.che der Pulverkörnchen chemische Veränderungen statt.<br />

O&pfliche ist normalerweise mit sehr schwach geb<strong>und</strong>enen Hydroxylgruppen<br />

·n besetzt. Unter Einwirkung von Wirme oder im Valmum können zwei dieser<br />

~lgruppen unter Abspaltung von Wasser eine Siloxangruppe ([Si - 0 - Si])<br />

~< """ ....., falls die Geometrie günstig ist. An Luft binden diese Siloxangruppen wieder<br />

~;s"~ell Wàsser aus der Luftfeuchtigkeit, der ProzeB ist also reversibel. Während<br />

~geb<strong>und</strong>enen Hydroxylgruppen reaktionstrige sind, können Siloxangruppen mit<br />

~,.getisch ungünstigen Bindungswinkeln, wie sie an der Oberfiä.che des Si0 2 Pulvers<br />

vorkommen, sehr leicht aufbrechen <strong>und</strong> Bindungen eingehen. Die Chemie des<br />

Myoniums entspricht bis auf Korrekturen wegen der geringeren reduzierten Masse<br />

der atomaren Wasserstoffs. Da atomarer Wasserstoff sehr reaktionsfreudig ist, besteht<br />

die Möglichkeit, daB sich das Myonium an diesen Siloxangruppen anlagert <strong>und</strong><br />

da.nn.dort zerfä.llt. Um zu bestimmen, wie lange es dauert, bis sich im Vakuum eine<br />

signifikante Menge WaSser von der Oberfiä.che des Pulvers löst, wurden Messungen<br />

vorgenommen. Der Hersteller gibt an, daB sich in den Hohlräumen physikalisch<br />

geb<strong>und</strong>enes Wasser im Vakuum sofort vom Pulver löst, wihrend sich die Hydroxylgruppen<br />

erst bei höheren Temperaturen bzw. sehr langsam von Pulver lösen [47,48] .<br />

.Je nach Oberfiichengeometrie (Bindungswinkel) gibt es auch Hydroxylgruppen, die<br />

35


neighbouring<br />

hydroxyl groups<br />

siloxan<br />

and water<br />

above 110 oe at 1013 mbar<br />


o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o o o o o<br />

o<br />

SOO 1000 1200<br />

temperature ~C]<br />

~:19:Gewichtsverlust 11011. Si0 2 Pulver durch Ausheizen bei l1erschiedenen Temren<br />

unter Normaldruck. Da bei 1200 Gmd Celsius oJTensichtlich der Wasser-<br />

!Q,fifNull reduziert wird <strong>und</strong> das nur physikalisch geb<strong>und</strong>ene Wasser schon<br />

mpemturen unter 105 Gmd Celsius langsam l1erlorengeht, kann man hier se-<br />

"èmeldes chemisch geb<strong>und</strong>enen Wassers sich bei welcher Tempemtur 110nder<br />

Mcli.ê löst. Quelle : Cabot GmbH U8J.<br />

37


3.2.2 Die Apparatur zum Bestimmen der Ausgasrate von Si0 2 Pulver<br />

im Vakuum<br />

Für die Alterungserscheinungen des Targets im Valmum wurde bislang noch keine<br />

befriedigende Erklärung gef<strong>und</strong>en. Das Altern des Targets geschieht auf einer Zeitskala<br />

von Tagen. Wenn das Ablösen von H 2 0 von der Oberfläche des Si0 2 Pulvers<br />

eine Rolle spielen sollte, miiBte dieses Ablösen auf derselben Zeitskala geschehen.<br />

Messungen haben ergeben, daB dies wirklich der Fall ist.<br />

Eine vorhandene HV-Apparatur wurde umgebaut, um damit den H 2 0 Gehalt des<br />

Si0 2 Pulvers nach verschiedenen Zeiten zu messen. Dazu werden 5 gleichzeitig ins<br />

Vakuum eingebrachte Si0 2 Proben, die in der Dicke <strong>und</strong> der Art des Aufstreuens<br />

den Targets gleichen, nach unterschiedlichen Verweildauern im Vakuum ausgeheizt<br />

<strong>und</strong> der Restgehalt an Wasser mittels eines Quadrupolmassenspektrometers<br />

durch die Partialdruckerhöhung im Vakuum bestimmt. Da sich herausstellte, -daB<br />

der Partialdruck von H 2 0 ca. 95 % des Gesamtdrucks ausmacht, wurden zum Vergleich<br />

auch Instrumente, die nur den Gesamtdruck anzeigen, hinzugezogen. Um zuverlässige<br />

Ergebnisse zu erhalten, wurde der Aufbau so gewählt, daB alle (bis auf<br />

eines) Druckanzeigeinstrumente permanent im Hochvakuum messen <strong>und</strong> auch permanent<br />

betrieben werden. Der Bereich, der die Me6röhren enthält, ist durch ein<br />

groBes Ventil von dem Bereich getrennt, in dem die Proben untergebracht sind.<br />

Werden die Proben ausgewechselt, ist dieses Ventil geschlossen, <strong>und</strong> es wird erst<br />

wieder geö:ffnet, wenn im Probenbereich ein Druck von ca. 10- 5 mbar erreicht wird.<br />

Mittels zweier Turbopumpen kann ein Enddruck von ca. 3 . 10- 7 mbar erreicht<br />

werden. Um realistische Me6werte zu erhalten, wird die gesamte Vakuumapparatur<br />

auf einer Temperatur von 30 Grad Celsius gehalten, was der Temperatur im<br />

MagnetBpektrometer während des Betriebs entspricht. Als MeBinstrumente dienen<br />

ein Leda-Mass VacScan 100 C Massenspektrometer, zum Vergleich ein Spectramass<br />

SM800 A Massenspektrometer sowie je eine Balzers Cold-Cathode <strong>und</strong> eine Leybold<br />

Bayard-Alpert Vakuumme6röhre. Alle 20 Sek<strong>und</strong>en wird ein neuer Me6wert aufgenommen.<br />

Das Leda-Mess VacScan 100 C Massenspektrometer wird direkt über eine<br />

RS 232 Schnittstelle ausgelesen, die anderen Instrumente ûber einen SR 245 ADC-<br />

DAC NIM-Einschub von Stanford Research Systems. Es hat sich herausgestellt, daB<br />

sich die Genauigkeit des Leda.-Mass Massenspektrometers erheblich steigern lä.fit,<br />

wenn es analog ûber den SR 245 NIM Einschub ausgelesen wird. Wenn man das<br />

Leda-Mass Massenspektrometer direkt über die eigene Schnittstelle ausliest, nützt<br />

die hohe Gr<strong>und</strong>genauigkeit <strong>und</strong> Langzeitstabilität wenig (max. 0.5 % Abweichung in<br />

24 h [51]), da gr<strong>und</strong>sätzlich alle Me6werte nur auf maximal2 Stellen genau ausgegeben<br />

werden. Das begrenzt die Me6genauigkeit erheblich, falls z.B. Sprûnge zwischen<br />

1.0.10- 6 mbar <strong>und</strong> 1.1.10- 6 mbar auftauchen. Die im Rahmen dieser Diplomarbeit<br />

geschriebene Software kann auch verwendet werden, um während des M M Experiments<br />

die VakuummeBwerte 'auszulesen <strong>und</strong> auszuwerten.<br />

Das Verfahren eignet sich nicht sehr gut zur Bestimmung des absoluten Wassergehalts<br />

der Proben. Das von der Si0 2 Oberfläche durch Ausheizen abgelöste Wasser<br />

hat die Eigenschaft, sich auch im Hochvakuum an Gehäusewänden festzusetzen <strong>und</strong><br />

nur sehr langsam wieder zu lösen. Die genaue Pumpleistung <strong>für</strong> Wasser am Ort<br />

38


der Proben zu bestimmen ist schwierig <strong>und</strong> mit groBen Ungenauigkeiten behaftet.<br />

Ebenso sind alle verwendeten VakuummeBgeräte zwar zeitlich sehr stabil, aber nur<br />

auf ca. ± 50 % geeicht. Deshalb werden hier nur relative Me6werte zwischen verscbiedenen<br />

Proben angegeben. Der Wassergehalt der ersten Probe wird auf 100%<br />

gesetzt <strong>und</strong> dann die relative Abnahme gemessen. Die unterschiedlichen Massen der<br />

Proben (Schwankung ca. 10 %) werden bei der Berechnung berûcksichtigt; es wird<br />

die relative Wassermenge pro Gramm bestimmt.<br />

Der Waàsergehalt einer Probe wird nach folgender Vorgehensweise bestimmt: die<br />

Beizung, die die Apparatur auf 30 Grad Celsius hält, wird abgeschaltet, <strong>und</strong> die<br />

'eizplatte in Innem wird eingeschaltet. Nach ca. 3 St<strong>und</strong>en ist ein thermisches<br />

Gleichgewicht erreicht, <strong>und</strong> der Gesamtdruck im Vakuumgefä6 ist stabil. Nun wird<br />

• obe <strong>für</strong> 80 Minuten auf die Heizplatte gesteHt <strong>und</strong> danach wieder herunterge-<br />

Jl~ én. Nach weiteren 20 Minuten wird die Heizplatte abgesteHt. Da in dem GefäB<br />

immer ein gewisser Druck vorhanden ist, mu6 dieser von den Me6werten abgezogen<br />

'ferden. Da sich dieser Untergr<strong>und</strong> während der MeBzeit nur sehr gering ändert, ist<br />

••• ausreichend, einen durchschnittlichen MeBwert vor dem Aufsetzen der Probe zu<br />

- en. Ein weiterer MeBwert wird 10 Minuten nach dem Entfemen der Probe von<br />

·zplatte genommen, dazwischen wird linear interpoliert. Nun wird <strong>für</strong> jedes<br />

trument einzeln die Druckerhöhung über die MeBdauer integriert. Das Inte-<br />

"i~t proportional zur Menge des aus dem Pulver ausgegasten Wassers. Dieses<br />

"""""llll2',ac>tgral wird auf die verschiedenen Massen der 5 Proben normiert. Da das Pulver<br />

i," t'Q:tgestrleutwerden kann, daB die Schwankungen zwischen den 5 Proben weniger<br />

betragen, sind weitere Korrekturen wegen unterschiedlicher Schichtdicken<br />

notwendig.<br />

39


turbo-pump<br />

TP2<br />

e @ B<br />

~ hot- B<br />

~ plate P5<br />

HP<br />

shielding<br />

•••• vllCUum<br />

pump<br />

PVP1<br />

turbopump<br />

TP1<br />

•••• vJICUUm<br />

pump<br />

PVP3<br />

Abb. 3.20: Schemo. der Apparotur, mit der der Wassergeh.alt des Si0 2<br />

Pul'flers im<br />

Vakuum bestimmt 1Dird.<br />

Während der Messung laufen die VOr'flakuumpumpen PVPl <strong>und</strong> PVP! so1Diedie<br />

Turbopumpen TPl <strong>und</strong> TP!. Die Ventile Vl <strong>und</strong> V! sind olJen, Ventil va ist geschlossen.<br />

Die Hoch'flalruummepröhrenHVl <strong>und</strong> HV! messen den Gesamtdruck <strong>und</strong><br />

die Massenspektrometer MSl <strong>und</strong> MS! den Partialdruck 'fIon Wasser. Eine der Proben<br />

Pl-P51Dird mit einem Valruummanipulator auf die schon 'fIorgeheizteHeizplatte<br />

HP abgesetzt <strong>und</strong> fii,r 80 Minuten ausgeheizt. Aufgr<strong>und</strong> der Hitzeabschirmung erhitzen<br />

sich die anderen Proben nur um ca. 5 Gra.dCelsius.<br />

Um die Proben auszutauschen, werden die Ventile Vl <strong>und</strong> V! geschlossen <strong>und</strong> der<br />

rechte Teil der Appara.tur mit StickstolJ geflutet. Die Proben werden ausgetauscht, die<br />

Vorvalruumpumpe pvpa eingeschaltet <strong>und</strong> das Ventil va geöJJnet. Das Abpumpen<br />

1Dirdmit der VOr'flakuummepröhrePVl iiberwacht. Bei einem Druck 'fIon 10- 1 mbar<br />

1Dirdva geschlossen <strong>und</strong> V! geöffnet. Erst wenn ein Valruum 'fIon 10- 5 mbar erreicht<br />

ist, 1Dirdauch Vl geölJnet.<br />

40


DeCVAX<br />

r: ••• AS 232 Out f<br />

AID 1<br />

Leybold<br />

HVgauge<br />

~i" AID 2<br />

Q- AID 3<br />

Q~ lana~<br />

è:& AID 4<br />

hlgh-vacuum<br />

AS 232 In .:»<br />

~i AID 7 18 ••• 2<br />

TTA3:<br />

N~ DIA 8<br />

station EIhemet - AID 6 "I '---<br />

3100<br />

a:o<br />

AIDS ---...,<br />

U)U<br />

analog ~<br />

§<br />

pre-vacuum A.<br />

18 ••• 1<br />

RS 232 In ~<br />

;I<br />

TTA2:<br />

I1<br />

analog<br />

pre-vacuum<br />

18 ••• 2<br />

Leda<br />

'- dIgItaI a: fa Signa! Spectra<br />

AS 232 Out -.log<br />

external Mass<br />

VacScan 100<br />

RMIp<br />

SM800<br />

Abb. 3.21: Bloclcschema der Ausleseele1ctronilc.<br />

Mittels einer DEC VAXstation 9100 werden iiber RS!9!-Schnittstellen ein SR!45<br />

AID-DIA NIM-Einschub <strong>und</strong> ein Leda VacScan 100 Massenspe1ctrometer ausgelesen,<br />

Alle anàlogen Geräte erzeugen Signale Z'WÏschen0 <strong>und</strong> 10 VI die mit dem<br />

NIM-Einschub ausgelesen werden. Bei dem SM800 Massenspe1ctrometer wird die Z1J.<br />

messende Massenzahl dureh Anlegen einer Spannung an die ezteme Rampe eingestellt.<br />

Die MeJlwerte werden alle 20 s 'Vonder VAXstation eingelesen <strong>und</strong> in Files<br />

abgespeichert.<br />

i<br />

41<br />

~ IiIII!IIIIIIIII~-..! •__~_~ - ---_.~


,......,<br />

••<br />

x10<br />

-5<br />

g<br />

0.1<br />

e ::I<br />

• • 0.075 ! a.<br />

(a)<br />

0.05<br />

0.025<br />

(b)<br />

20 . 40<br />

60 80<br />

time [min]<br />

Abb. 3.22: Typische H 2 0 PGrtialdruclWu.rve1Dährenddes Ausheizens einer Si0 2<br />

Probe im Va.kuum, (0,) vor uoo (b) nGchAbziehen des Untergr<strong>und</strong>s. Der kleine Peak<br />

bei 80 Minuten entsteht beim Heruniernehmea der Probe von der HeizplGtte.<br />

42


3.2.3 Die Ergebnisse der Messungen am Si02 Pulver<br />

~;~gte sich, daB das Si0 2 Pulver im Vakuum H 2 0 ausgast. Um die Rate <strong>und</strong><br />

~çhwindigkeit unter verschiedenen Bedingungen zu bestimmen, wurden 10 Mes-<br />

Iningen mit jeweils 5 Proben vorgenommen. Die Me6perioden betrugen zwischen 5<br />

<strong>und</strong> 35 Tagen. Bei allen Messungen konnte festgestellt werden, daf mit der Zeit der<br />

W&fsergehalt des Pulvers abni~t ..Es ~estät~gte si~h,.daB ~e Bi~d~gsstärke der<br />

U~~1gruppen<br />

star~ unterschl~dlic~ ist ..Wlrd bel~plelswelse bel eme~ Tempera-<br />

~i!n300 Grad Celsius ausgeheiat, fällt die ausgeheiste Wassermenge einer Probe,<br />

.• \t~4 Tage im Valmum war, im Vergleich zu einer frischen Probe nur auf (85±5) %<br />

î "eizt man die Proben nur auf ca. 220 Grad Celsius, fällt die gemessene Wassere<br />

nach 14 Tagen auf (70 ± 5) % ab, bei 140 Grad auf (40 ± 5) %. Im Vakuum<br />

sich also nur schwach geb<strong>und</strong>ene Hydroxylgruppen von der Oberfläche.<br />

bisher zur Myoniumproduktion verwendete Si0 2 Pulver (Cab-O-Sil M5, Ae-<br />

75<br />

';-;[,.<br />

25<br />

o at 220 0 C<br />

~ at 145 0 C<br />

100 200 300<br />

time [hl<br />

A.,~\».3.23: Der W asserverlust des Si0 2 Pulvers beim A usheizen nach l1erschiedenen<br />

~e~ten im Vakuum. Mejlpu:nJ:t 1ist fii.r beide Messungen je1l1eils au! 100% gesetzt <strong>und</strong><br />

tlÜJ;anderen Mejlpunkte relatil1 dazu angegeben. Die Temperatur, bei der die Pro ben<br />

Q, eheizt 1I1Uroen,betrug je1l1eils (220 ± 5) Grad Celsius (0) <strong>und</strong> (145 ± 5) Grad<br />

'us (6.). .<br />

,<br />

200) ist nur eines aus einer ganzen Produktfamilie [47, 48, 52]. Es hat eine<br />

Kömchengrö6e von 12 nm. Lieferbar sind aber auch Sorten mit anderen<br />

.chengrö6en (7 - 40 nm), oberllächenbehandelte Sorten [52] <strong>und</strong> Pulver, die<br />

eichen Verfahren aus anderen Gr<strong>und</strong>substanzen (AI 2 03, Ti0 2 ) [53] gewonnen<br />

43


werden.<br />

Pulver mit kleinerer Körnchengrö:Behaben naturgemä6 bei~·<br />

Bere Oberfläche. Messungen haben ergeben, daB die imPill.v~~<br />

menge im Rahmen der Me:Bgenauigkeitproportional zur a~~i;iJ"<br />

." %l:"t.e,~;":Y'<br />

~200<br />

•.....••<br />

...,<br />

c<br />

.!<br />

o<br />

c 150<br />

U<br />

••<br />

S<br />

; 100<br />

•<br />

!<br />

50<br />

o<br />

- - - .- .-<br />

ë ë 0 0 (I)<br />

0<br />

0<br />

0 •• CO<br />

CD ~<br />

CD Cf) CD Cf)<br />

cC cC cC<br />

1 2<br />

Index<br />

\~:'"<br />

Abb. 3.24: rela.tiver Wasserverlust verschiedener Sorten von Si02 Pul1Jer wlihrend<br />

des Ausheizens bei 220 ± 5 Grad Celsius im Vakuum. Aerosil fOO ((200~d:25) m 2 1g<br />

Oberfläche), Aerosil900 ((300 ± 30) m 2 1s). Aerosil 980 ((380 ± 30) m 2 lg} 1:'p.dzum<br />

Vergleich Aerosil R97.j ((170±20) m 2 1g, die Oberfläche wird aber bei der HlrStellung<br />

so behandelt, daft die meisten Hydrozylgruppen durch lest geb<strong>und</strong>ene Methylgruppen<br />

ersetzt sind <strong>und</strong> das Pulver dadurch hydrophob wird.)<br />

getestet wurden Al 2 0 3 <strong>und</strong> Ti0 2 Pulver. Beide Sorten sind in der Lage, wesentlich<br />

mehr Wasser im Valmum an sich zu binden als das bisher benutzte Cab-O-Sil<br />

M-5 Pulver. Al 2 0 3 in dieser feinverleilten Form (KörnchengröBe 12 nm, Oberfläche<br />

(100± 15) m 2 lg) kann etwa 15 mal mehr Wasser pro Gramm binden als Si02, Ti0 2<br />

(21 nm, (50 ± 15) m 2 lg) vier mal soviel.<br />

Alle getesteten Sorlen erwiesen sich als HV-tauglicli. Da sich in Al203 Pulver auch<br />

Positronium bildet [54, 36], besteht in Analogie zum Si0 2 Pulver Aussichtj daB es<br />

auch zur Myoniumproduktion verwendet werden kann. Hydrophobes Aerosil R974<br />

eignet sich ebenfalls zur Positroniumproduktion [54] <strong>und</strong> enthält nur wenig Wasser,<br />

da die Oberfläche der Pulverkörnchen mit fest geb<strong>und</strong>enen Methylgruppen besetzt<br />

ist [52]. Falls seine sonstigen chemischen <strong>und</strong> mechanischen Eigenschaften sich<br />

<strong>für</strong> die Myoniumproduktion als geeignet erweisen, sollte es geringere Alterungserscheinungen<br />

im Vakuum aufweisen, da sich die stärker geb<strong>und</strong>enen Methylgruppen<br />

44


Verschiedene Pulver<br />

Herstellung nach dem Aerosil@ Verfahren<br />

Aerosil Aerosil Aerosil Aluminium- Titandioxid<br />

200 300 R974 oxid C P25<br />

oder oder<br />

Cab-O-Sil Cab-O-Sil<br />

M-5 H-5·<br />

Aussehen<br />

lockeres, weiBesPulver<br />

Verhalten<br />

gegenüber Hydrophil Hydrophil Hydrophob Hydrophil Hydrophil<br />

Wasser<br />

Mittlere<br />

GröBe 12 7 (8·) 12 13 21<br />

[nm]<br />

Oberfä.che<br />

nach 200 ± 25 300 ± 30 170 ± 20 100 ± 15 50± 15<br />

DIN 66131<br />

[m 2 /g]<br />

Wassergehalt<br />

nach 5 Tagen<br />

im Vakuum 100 ± 14 131 ± 15 50±7 1500 ± 240 400 ± 120<br />

Aerosil200<br />

':"100% [%]<br />

Tabelle 3.4: Eigenschaften verschiedener Pulver, die nach dem Aerosil© Verfahren<br />

hergestellt werden. Die ersten -I Spalten enthalten Angaben der jeweiligen Hersteller,<br />

der relative Wassergehalt im Vakuum wurde im Rahmen dieser Diplomarbeit<br />

bestimmt.<br />

im Vakuum. nicht ablösen. Bei der nächsten Strahlzeit am PSI werden diese netten<br />

Targetmaterialien getestet. Da die zur Vervollständigung der Messungen notwendige<br />

Strahlzeit erst Mitte August 1995 beginnen solI, war es im Rahmen dieser Diplomarbeit<br />

nur möglich, diese Tests vorzubereiten.<br />

3.2.4 Das Verhalten des SiO:a Pulvers heim Evakuieren des GefäBes<br />

Bei dem Evakuieren der Apparatur gab es in der Vergangenheit Probleme mit dem<br />

Target. Obwohl sehr lahgsam abgepumpt wurde, neigte das Si02 Pulver dazu, von<br />

der Trägerfolie abzurutschen. Beim Beobachten einer gröBeren Menge des Pulvers<br />

während des Abpumpens fällt auf, daB bei ca. 1 mbar Bewegung in das Pulver<br />

kommt. Das ist eine Folge des im Pulver angesammelten, aber nicht chemisch an die<br />

Oberfläche geb<strong>und</strong>enen Wassers, das zu verdampfen beginnt. Deshalb ist es notwen-<br />

45<br />

-l·,,",


dig, gerade in diesem Bereich langsam zu pumpen, da jetzt die Wahrscheinlichkeit<br />

groB ist, daB das Target abrutscht. Bisher wurde angenommen, daB hauptsächlich<br />

der Luftzug der Pumpe bei höheren Drücken das Pulver zum Abrutschen bringt.<br />

Hydrophobes Aerosil R974 zeigt diese Effekte nur sehr schwach, da es Wasser von<br />

der Oberfläche verdrängt <strong>und</strong> deshalb der Wassergehalt des Pulvers bei Lagerung<br />

in Luft nur sehr gering ist [47, 52].<br />

46


4 Die Perspektiven des Myonium Antimyonium<br />

Experiments<br />

Steigerungen der Effizienzen einzelner Detektorkomponenten, höhere Myonstrahlintensität<br />

<strong>und</strong> eine längere Me6dauer werden es ermöglichen, die bisherige Obergrenze<br />

<strong>für</strong> die Kopplungskonstante G MM um eine weitere Grö6enordnung zu verbessern,<br />

bzw. MM Oszillationen zu finden. Das bedingt eine Verbesserung der Statistik um<br />

einen Faktor 100, da die Kopplungskonstante quadratisch in die Konversionswahrscheinlichkeit<br />

eingeht. Solche Verbesserungen werden erwartet insbesondere durch<br />

die durch Messungen bestätigte<br />

• zehnfach höhere Strahlintensität<br />

durch Umzug in das Areal x ES am PSI,<br />

• vierfach gesteigerte Effizienz des MCP-Detektors <strong>für</strong> den Nachweis des langsamen<br />

Teilchens aus dem Myonium- oder Antimyoniumzerfall<br />

• sowie durch eine vierfach längere MeBzeit.<br />

Weitere Verbesserungen soUten noch möglich werden durch<br />

• l.4-fache Verbesserung der Myoniumausbeute durch Montieren des Targets<br />

unter einem Winkel von 30 Grad zur Strahlachse, statt bisher 45 Grad,<br />

• Verbesserung der Myoniumausbeute<br />

von Si0 2 -Pulver als Target,<br />

durch andere Sorten (feiner, hydrophob)<br />

• bessere Auswertung der MWPC-Daten [55]<strong>und</strong> Erhöhungen der Spurfindungseffizienz<br />

im Magnetspektrometer durch die zusätzlichen Kathodenstreifen in<br />

Kammer 2 <strong>und</strong> 4.<br />

Die erwartete Empfindlichkeit im Bereich von G MM = 10- 3 GF sollte einen entscheidenden<br />

Test der theoretischen ModeUe gestat ten, die eine Untergrenze dieser<br />

Grö6enordnung vorhersagen, die links-rechts symmetrischen ModeUe mit doppelt<br />

geladenen Higgs Bosonen [6]. Darüber hinaus könnte die untere Massengrenze <strong>für</strong><br />

ein dileptonisches Eichboson um einen Faktor 3 erhöht werden [7].<br />

47<br />

L..:.aUk.a<br />

1<br />

b


5 Literatur<br />

Literatur<br />

[1] V. W. Hughes et al. Phys. Rev. Lett. 5, 63 (1960).<br />

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[55] V. Meyer, Diplomarbeit, Universität Heidelberg (1995).<br />

50


Danksagung<br />

Am Schluf möchte ich allen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen<br />

haben:<br />

Herrn Prof. Dr. G. zu Putlitz <strong>für</strong> die Möglichkeit, diese Arbeit in einem hervorragenden<br />

Umfeld durchführen zu können.<br />

Herrn Dr. K. Jungmann <strong>für</strong> die interessante Fragestellung, die intensive Betreuung<br />

<strong>und</strong> seine hilfreichen Anregungen bei der Niederschrift der Arbeit.<br />

Allen Migliedern der Myonengruppe : I. Reinhard, M. Gabrysch, X. Gao, U. Gottwald,<br />

J. Merkel, V. Meyer, Dr. T. Prokscha, P. Schmidt, Dr. W. Schwarz, K. Träger,<br />

C. Wasser, Dr. L. Willmann, Dr. L. Zhang.<br />

Allen Mitgliedern unserer Kollaboration: R. Abela, J. Bagaturia, W. Bertl, R. Engfer,<br />

V. W. Hughes, D. Kampmann, V. Karpuchin, A. Klaas, S. Korentschenko, N.<br />

Kuchinsky, A. Leuschner, R. Menz, D. Mzavia, G. Otter, H. S. Pruys, W. Reichart,<br />

D. Renker, T. Sakelaschvilli, R. Seeliger, H. K. Walter <strong>und</strong> N. Zhuravlev.<br />

Den Mitarbeitern in den Werkstätten des <strong>Physik</strong>alischen Instituts.<br />

Meinen Eltern <strong>für</strong> die Unterstützung<br />

sorgenfreies Studieren ermöglichte.<br />

während der ganzen Ausbildung, die mir ein<br />

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Erklärung<br />

Ich versichere, daB ich diese Arbeit selbständig verfaBt <strong>und</strong> keine anderen als die<br />

angegebenen QueUen <strong>und</strong> Hilfsmittel benutzt habe,<br />

Heidelberg, den 14. Juni 1995

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