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Nein – Marathon mal anders in drei Etappen in Borgholzhausen. ...

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„Jeile Zick“ von Kölle /E<strong>in</strong> <strong>Marathon</strong>bericht von Christ<strong>in</strong>e Jendrike<br />

„Das ist Wahns<strong>in</strong>n, warum schickst du<br />

mich <strong>in</strong> die Hölle? Hölle, Hölle, Hölle….Du<br />

spielst mit me<strong>in</strong>en Gefühlen, Fühle, Fühle<br />

Fühle“<br />

Trotzdem die „Grünen“ fast <strong>drei</strong>ßig<br />

M<strong>in</strong>uten bei herbstlichen Wetterbed<strong>in</strong>gungen<br />

auf ihren Start warten mussten war<br />

die Stimmung gut. Es wurde gesungen und<br />

getanzt. In dieser Startergruppe der selbsternannten<br />

Radiergummis fühlte ich mich<br />

genau richtig. E<strong>in</strong> Ehepaar, l<strong>in</strong>ks neben mir<br />

berichtete von se<strong>in</strong>em <strong>Marathon</strong>debüt im<br />

letzten Jahr, das geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> 5.20 bewältigt<br />

worden war und wie glücklich sie<br />

wären, wenn ihnen <strong>in</strong> diesem Jahr das<br />

Unternehmen 42 <strong>in</strong> 5.19 gelänge. Ich erzählte,<br />

dass es „me<strong>in</strong> erstes Mal sei“ und<br />

die Reaktion war e<strong>in</strong> erfrischendes: „Oh,<br />

wie schöööön! Der erste ist der Schönste!“<br />

Da war er also: Me<strong>in</strong> erster <strong>Marathon</strong>!<br />

Von den zwei Jahren, die seit me<strong>in</strong>em<br />

Wiedere<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den Laufsport vergangen<br />

s<strong>in</strong>d, gehörte fast e<strong>in</strong> halbes Jahr der<br />

Vorbereitung auf diesen Tag. Und, dies sei<br />

gleich vorweg genommen: Es hat sich<br />

gelohnt!<br />

Hermann, Halbmarathon und Böckstiegel<br />

waren bisher wiederholt bezwungen worden<br />

und so schien e<strong>in</strong> <strong>Marathon</strong> die logische<br />

Folge zu se<strong>in</strong>. Gesetztes Ziel: Ankommen.<br />

Wunschziel, ne<strong>in</strong>, nicht wie bisher<br />

„unter“ sondern als neue Strategie e<strong>in</strong><br />

„über“: Über 4 Stunden. Bloß ke<strong>in</strong>en<br />

Stress! E<strong>in</strong>e umsetzbare und gesunde<br />

Zielsetzung. Maxi<strong>mal</strong>er Puls 160, 6,5er<br />

Schnitt. Und das ganze auf e<strong>in</strong>er wunderbar<br />

ebenen Asphaltstrecke, 13 Grad<br />

Außentemperatur und regelmäßiger Naturdusche<br />

mit Phasen stürmischen Gegenw<strong>in</strong>des.<br />

Fast schon paradiesische Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Jedenfalls für mich, deren<br />

Fe<strong>in</strong>de „Berg“ und „Temperaturen über 15<br />

Grad“ heißen.<br />

Nach ca. 2 Kilometern überholte mich<br />

Vere<strong>in</strong>skollege Jochen mit e<strong>in</strong>em munteren<br />

„Mo<strong>in</strong>“. Dem ganz kurzen Impuls, mich<br />

dranzuhängen gab ich nicht nach, sondern<br />

blieb bei me<strong>in</strong>em Rhythmus bis über die 25<br />

Kilometermarke h<strong>in</strong>aus. Für e<strong>in</strong> paar Kilometer<br />

genehmigte ich mir e<strong>in</strong>en Pacemaker<br />

mit gelben Trikot und dem Motto<br />

“Projekt 4.30“.<br />

Bei Kilometer 30 und e<strong>in</strong>er Zeit von 3.34<br />

stellte sich e<strong>in</strong> Gefühl des „alles Machbaren“<br />

e<strong>in</strong>. Würde es doch e<strong>in</strong> „unter“<br />

geben? Klar. Ke<strong>in</strong>e Frage. Jetzt e<strong>in</strong>fach<br />

das Tempo halten, e<strong>in</strong>fach so weitermachen,<br />

alles ke<strong>in</strong> Problem. Der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsplan<br />

war auf e<strong>in</strong>e Zeit von 4.40 angelegt.<br />

Na also. Stimmte doch. Fast.<br />

Der Typ mit dem Hammer ist e<strong>in</strong><br />

„Schleicher“. Er kommt nicht von oben,<br />

sondern von l<strong>in</strong>ks und rechts, von vorne<br />

und von h<strong>in</strong>ten. Er ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kreiser!<br />

Mit dem entschuldigenden H<strong>in</strong>weis an me<strong>in</strong>en<br />

temporären Nebenläufer, dass ich jetzt<br />

<strong>mal</strong> kurz brüllen müsse, versuchte ich das<br />

Energiemonster zu vertreiben: „Hau ab du<br />

30<br />

ERLEBNISSE DER BESONDEREN ART<br />

Christ<strong>in</strong>e Jendrike<br />

ab du A….“. Und siehe da, das befreiende<br />

Gebrüll setzte tatsächlich Energiereserven<br />

frei. Der <strong>Marathon</strong>mann neben mir tat es<br />

mir gleich. „Watt raus muss, muss raus.“<br />

Nach 35 Kilometern schien sich jede weitere<br />

Maße<strong>in</strong>heit zu ver<strong>drei</strong>fachen und die<br />

Emotionalität nahm stetig zu. Als die 40 <strong>in</strong><br />

Sicht kam, stiegen mir Tränen <strong>in</strong> die<br />

Augen. E<strong>in</strong>e Mischung aus Ergriffenheit,<br />

Stolz, Erschöpfung.<br />

In me<strong>in</strong>er Er<strong>in</strong>nerung bleiben viele<br />

schöne, freundliche und bewegende E<strong>in</strong>drücke:<br />

Die Sambagruppen, die Flügel<br />

verleihen und Gänsehautfeel<strong>in</strong>g verbreiten,<br />

e<strong>in</strong>e alte Frau im dritten Stock, unermüdlich<br />

im E<strong>in</strong>satz mit ihrer Tröte, wildfremde<br />

Passanten, die „Super, Christ<strong>in</strong>e“<br />

schreien, K<strong>in</strong>der, die Handpatscher sammelt:<br />

„219, 220…Mama, ich hab jetzt<br />

schon 225.“<br />

Ins Ziel b<strong>in</strong> ich gespr<strong>in</strong>tet und es war e<strong>in</strong><br />

absolutes Hochgefühl zu spüren, dass da<br />

immer noch etwas geht nach 42<br />

Kilometern und fünf Stunden Dauerlauf.<br />

Ich glaube, ich werde es wieder tun!<br />

Euch allen, die ihr mitgelaufen seid:<br />

Herzlichen Glückwunsch! Ihr seid echt<br />

„Jeile Köller <strong>Marathon</strong>i.“<br />

E<strong>in</strong> Erlebnis der besonderen Art<br />

Bericht von Dirk Strothmann<br />

Hallo Solbader, mir ist gestern im Texel-<br />

Urlaub was “Tolles passiert“: Möchte Euch<br />

teilhaben lassen, da viele von Euch ja die<br />

Insel und den Slufter ganz gut kennen.<br />

Den ganzen Tag hats hier wie aus Eimern<br />

geschüttet, wie ich es auf Texel noch nicht<br />

erlebt habe. Zum Glück haben wir e<strong>in</strong>en<br />

Bungalow direkt am Calluna und waren<br />

erst <strong>mal</strong> ausgiebig schwimmen, rutschen<br />

und planschen. Abends s<strong>in</strong>d wir dann <strong>mal</strong><br />

mit dem Auto zum Leuchtturm <strong>in</strong> Hoffnung<br />

auf e<strong>in</strong> Aufklaren von Norden her.<br />

Das hat tatsächlich funktioniert - die<br />

Wolken verzogen sich im richtigen Augenblick<br />

und es hat noch für ca.30 Sekunden<br />

Sonnenuntergang gereicht. Da der W<strong>in</strong>d<br />

prächtig den Strand runterblies, der Regen<br />

vorbei war, ich den ganzen Tag noch ke<strong>in</strong>en<br />

Meter gelaufen war und zum Glück<br />

me<strong>in</strong>e "Trail-Schuhe" an den Füßen hatte<br />

kam mir die IDEE: Jetzt am Strand zu Fuß<br />

zurück! Antje fragte sich zwar, wie ich mit<br />

me<strong>in</strong>er flatternden Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gshose den<br />

Slufter queren wollte- aber ke<strong>in</strong> Problemschon<br />

100 <strong>mal</strong> gemacht: Klamotten aus<br />

und durch. Also dem Rest der Familie<br />

me<strong>in</strong>e zivile Jacke <strong>in</strong> die Hand gedrückt<br />

und schon g<strong>in</strong>gs mit prima Rückenw<strong>in</strong>d<br />

los. Bis zum Slufter alles ke<strong>in</strong> Problem: Nur<br />

im T-Shirt mit bolleriger Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gshose als<br />

Segel den Strand h<strong>in</strong>untergerast - bis<br />

natürlich darauf, dass der Sonnenuntergang<br />

schon e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten her war und<br />

es nicht unbed<strong>in</strong>gt heller wurde.<br />

Am Slufter wars dann schon relativ dunkelund<br />

da es den ganzen Tag wie Hulle geregnet<br />

hatte und zufälligerweise auch grad die<br />

Flut kam VERDAMMT BREIT.<br />

Jetzt, als wie vorher stolz angekündigt<br />

Schuhe aus, Hose aus, Unterhose aus-<br />

TShirt bleibt an- das muss trocken bleiben.<br />

Wollte maxi<strong>mal</strong> bis zum Schritt <strong>in</strong>s Wasser,<br />

aber dann g<strong>in</strong>gs schon bis zum Bauchnabel<br />

- ke<strong>in</strong> Problem, denn die T-hose und<br />

U-Hose hatte ich ja hoch <strong>in</strong> der rechten<br />

Hand. Dann schon das Wasser an den<br />

Brustwarzen und immer noch 10 Meter bis<br />

zur anderen Seite - und wenn es dunkel<br />

wird sieht das Wasser gar nicht mehr so<br />

e<strong>in</strong>ladend aus. Da fängt man tatsächlich an<br />

zu überlegen…..Und dann ... das Wasser<br />

noch TIEFER - schwimmend zur anderen<br />

Seite, Schuhe fest <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hand und<br />

rechts? Hose weg, Unterhose weg- MIST!<br />

Also dann Schuhe anziehen, sonst ist ja<br />

nichts mehr da und mit Vollgas Richtung de<br />

Koog. Im Dunklen sieht ja ke<strong>in</strong>er was.Doch<br />

<strong>in</strong> de Koog brennen viele Lampen und ich<br />

werde von der Polizei nur im Falkenste<strong>in</strong><br />

F<strong>in</strong>isher Shirt auf offener Straße aufgegriffen?<br />

- Stopp. Ab Wasserhöhe Brustwarzen<br />

war das nur me<strong>in</strong> weiterer Gedankengang.<br />

Tatsächlich hab ich die Kehre gemacht und<br />

me<strong>in</strong> Glück im Slufter gesucht. Ob das e<strong>in</strong>e<br />

gute Entscheidung war, weiss ich nicht.<br />

Jedenfalls weiss ich jetzt warum das<br />

Gebiet "Slufter" heisst- denn genauso fühlt<br />

es sich an: schluffig und schmierig (jedenfalls<br />

die Nordseite). Im Dunkeln hab ich die<br />

West-Ost Querung versucht. Mal hier und<br />

da im Schlamm stecken geblieben, diverse<br />

Wasserläufe übersprungen (oder auch nur<br />

fast übersprungen) und dann mitten im<br />

st<strong>in</strong>kenden Matsch bäuchl<strong>in</strong>gs gelandet.<br />

Der Strongman Run ist nichts dagegen!<br />

Ich b<strong>in</strong> dann doch noch rausgekommen<br />

aus dem st<strong>in</strong>kenden Vogelsumpf, nachdem<br />

ich wieder irgendwie Richtung Strand gejoggt<br />

b<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Art Weg entdeckt habe.<br />

Am Bungalow b<strong>in</strong> ich dann st<strong>in</strong>kend wie e<strong>in</strong><br />

vermoderter alter Lumpen angekommen<br />

und dufte dann direkt unter die Dusche<br />

bzw. me<strong>in</strong>e Klamotten <strong>in</strong> die Waschmasch<strong>in</strong>e.

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