Leseprobe e-commerce Magazin 2013/05
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mens. Bereits beim E-Commerce im eigenen<br />
Land sollten Handelsunternehmen<br />
auf eine einheitliche Sicht von Kundendaten<br />
setzen und Dubletten oder<br />
Falscheinträge in der Datenbank eliminieren.<br />
Denn laut einer Studie der Deutschen<br />
Post werden auch bei uns jedes<br />
Jahr etwa zehn Prozent aller Privatadressen<br />
und bis zu 30 Prozent aller Firmenadressen<br />
als „unzustellbar“ deklariert. Die<br />
Ursachen hierfür sind mannigfaltig: Umzüge,<br />
Hochzeiten, Umfirmierungen und<br />
Insolvenzen von Firmen, Änderungen von<br />
Orts- und Straßennamen.<br />
Doch diese permanenten Adressänderungen<br />
sind nur ein kleiner Teil der<br />
Herausforderung. Falsch am Telefon oder<br />
online erfasste Kundendaten, die Betrugsverhinderung<br />
oder die Minimierung<br />
der operativen Risiken und Compliance-<br />
Bestimmungen müssen ebenfalls bewältigt<br />
werden. Sollen Landesgrenzen<br />
überschritten werden, kommt zusätzlicher<br />
Aufwand auf den Online-Händler zu.<br />
Sie sollten immer bedenken, dass sie es<br />
selbst im europäischen Ausland mit einer<br />
großen Vielfalt an Sprachen, Namen,<br />
Adress-Konventionen und anderen Gewohnheiten<br />
und Regeln zu tun haben.<br />
Den kulturellen Kontext des jeweiligen<br />
Landes zu kennen, ist deshalb unabdingbar.<br />
Denn dieser wirkt sich sowohl auf<br />
die Semantik als auch die Syntax von<br />
Sprachen aus. Nur ein kleines Beispiel:<br />
Im Russischen gibt es etwa zwei Wörter<br />
für den Farbbereich, den man im deutschen<br />
Sprachraum gemeinhin als „blau“<br />
bezeichnet: „sinji“ („dunkelblau“) und<br />
„goluboj“ („hellblau“). Einen gemeinsamen<br />
Oberbegriff gibt es nicht. Japaner<br />
hingegen fassen alle Blau- und Grüntöne<br />
unter einer Farbe zusammen.<br />
Das hat für Onlinehändler aber nur<br />
Relevanz, wenn sie Produkte wie etwa<br />
Kleidung verkaufen wollen, wo die Farbe<br />
eine wichtige Rolle spielt. Anders sieht<br />
das bei Namen aus, die ebenfalls von<br />
Land zu Land spezifische Besonderheiten<br />
aufweisen. Der Vorname des Vaters<br />
wird etwa in Island und Russland zum<br />
fes ten Namenbestandteil des Kindes. In<br />
Russland heißen Sohn und Tochter von<br />
„Ivan Golubev“ dann etwa „Sergei Ivanovich<br />
Golubev“ und „Olga Ivanovna Golubeva“.<br />
Man beachte: Die Anpassung<br />
richtet sich zusätzlich nach dem Genus.<br />
Auch mit den Vorsilben muss man aufpassen:<br />
Sucht man den Namen „Van<br />
Dam“ in einer Datenbank, dann findet<br />
man ihn in Großbritannien unter dem<br />
Buchstaben „V“. In den Niederlanden<br />
wird dieser Name unter dem Buchstaben<br />
„D“ einsortiert.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
stellt die intelligente Interpretation und<br />
Verarbeitung von Postadressen in den<br />
europäischen Ländern dar. Denn die<br />
Vielfalt der Adress-Bestandteile und die<br />
Unterschiede bei deren Anordnung und<br />
Formatierung sind groß. So existieren in<br />
Irland keine Postleitzahlen, in Spanien<br />
gibt man nur die Nummer der Etage sowie<br />
der Tür an, und in Frankreich steht<br />
die Hausnummer vor der Straße.<br />
Dort gibt es zwar eine verbindliche<br />
Regelung, die von der „Association française<br />
de normalisation“ (AFNOR) festgelegt<br />
wurde und die einheitliche Schreibweise<br />
von Postadressen definiert. Doch<br />
Korrekte Adress- und Kundendaten bilden eine Grundlage für Versand<br />
ohne Grenzen: Linguistische und kulturspezifische Technologien<br />
sichern die Qualität der Kundendaten und so deren Zufriedenheit.<br />
wie so häufig, sind Theorie und Praxis<br />
nicht einheitlich. Auch wenn der „Service<br />
national de l’adresse (SNA)“ Referenzdatensätze<br />
veröffentlicht hat, an die man<br />
sich nur zu halten braucht und seine eigenen<br />
Empfängerdaten für Pakete nach<br />
Frankreich überprüfen kann.<br />
Das ist auch notwendig, denn zum<br />
Beispiel unterscheidet sich das Postleitzahlensystem<br />
in Frankreich stark von dem<br />
in anderen Ländern wie Deutschland. So<br />
teilen sich in Frankreich verschiedene<br />
Standorte oft dieselbe Postleitzahl. Außerdem<br />
bietet die staatliche Post „La Poste“<br />
Cedex (Courrier d’Entreprise à Distribution<br />
Exceptionnelle) in Frankreich einen<br />
Lieferservice für Unternehmen, deren<br />
Anschrift nicht in der postalisch gleichen<br />
Stadt wie der Empfänger einer Sendung<br />
liegen muss. Hier ein Beispiel:<br />
→ Société Dupont SA<br />
1 AVENUE DE LA GARE<br />
01702 ST MAURICE DE BEYNOST<br />
Diese Postleitzahl steht für eine Cedex-<br />
Nummer. Denn die Postleitzahl von ST<br />
MAURICE DE BEYNOST ist eigentlich<br />
01700. Die SNA-Referenzdatenbank erwartet<br />
in diesem Fall eine Änderung,<br />
denn Cedex-Dienst wird über die Stadt<br />
Miribel abgewickelt. Die richtige Adresse,<br />
bei der das Paket tatsächlich ohne Probleme<br />
zugestellt wird, sieht so aus:<br />
→ Société Dupont SA<br />
1 AVENUE DE LA GARE<br />
ST MAURICE DE BEYNOST<br />
01702 MIRIBEL CEDEX<br />
Und jede einzelne Stadt hat natürlich eigene<br />
Durchgangsstraßen und Räumlichkeiten,<br />
die es zu überprüfen und berücksichtigen<br />
gilt. Gelingt es nicht, den richtigen<br />
Kunden zu finden und ihm das Paket<br />
zuzustellen, erwartet den Online-Händler<br />
eine teure Retoure.<br />
mensch und maschine kombinieren<br />
Um Kosten zu reduzieren und Rückläufer<br />
zu vermeiden, ist es sinnvoll, bereits im<br />
Vorfeld die Adresse zu validieren. Ideal ist<br />
eine Kombination aus computergestützten<br />
Schlussfolgerungen und menschlicher<br />
Intelligenz. Neben herkömmlichen<br />
mathematischen Verfahren kommen<br />
deshalb in einer guten Datenqualitätssoftware<br />
zunehmend auch wissensbasierte<br />
Methoden zum Einsatz, die Einsichten<br />
der Computerlinguistik zur Spracherkennung<br />
und -synthese anwenden.<br />
Was jeder E-Commerce-Treibende bedenken<br />
muss: Die Datenqualität der Kundenadressen<br />
wirkt sich stark auf den wirtschaftlichen<br />
Erfolg aus. Selbst wenn der<br />
Online-Shop viele Bestellungen generiert,<br />
bleibt oft der ROI auf der Strecke, sobald<br />
die Datenbasis nicht stimmt. Denn Namen<br />
und Adressdaten falsch zu erfassen,<br />
ist einfach. Ausgesprochen kompliziert<br />
wird dagegen die Kontrolle, ob die für den<br />
Versand benötigten Informationen korrekt,<br />
eindeutig und vollständig sind. ■<br />
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