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Horizontales Kondensationslöten - Neue Verpackung

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BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Dampfphasenlöten mit horizontalen Transportsystemen<br />

<strong>Horizontales</strong><br />

<strong>Kondensationslöten</strong><br />

Um die Nachteile konventioneller Dampfphasenlötsysteme zu eliminieren hat Rehm Anlagenbau hermetisch dichte<br />

Prozesskammern entwickelt, die einerseits den horizontalen Transport des Lötguts (Baugruppen) durch die Anlagen,<br />

andererseits die Injektion eines definierten Volumens Dampf bzw. Flüssigkeit in die Kammer ermöglichen. Dadurch wird<br />

der Betrag an latenter Wärme, die für das Aufheizen der Baugruppe zur Verfügung steht, steuerbar.<br />

Das <strong>Kondensationslöten</strong>, auch Dampfphasenlöten<br />

oder Vapourphaselöten genannt,<br />

ist eins der ältesten Reflowlötverfahren.<br />

Es wurde 1975 von R.C. Pfahl und H.H.<br />

Ammann [1] patentiert. Beim <strong>Kondensationslöten</strong><br />

nutzt man die bei der Zustandsänderung<br />

vom dampfförmigen in den flüssigen<br />

Zustand freiwerdende latente Wärme,<br />

um eine Baugruppe zu erwärmen. Die Temperatur<br />

bleibt während der Zustandsänderung<br />

des Mediums (Phasenübergang)<br />

stets konstant, wodurch die maximale<br />

Temperatur der Baugruppe die Siede- bzw.<br />

Kondensationstemperatur des Mediums<br />

nicht überschreiten kann.<br />

Diese Begrenzung der maximalen Temperatur<br />

ist ein wesentlicher Vorteil des <strong>Kondensationslöten</strong>s.Während<br />

der Zustandsänderung<br />

des Mediums wird ein sehr<br />

großer Betrag an Wärme freigesetzt, der zur<br />

raschen Temperaturerhöhung der Baugruppe<br />

führt. Es wurden bis zu 300 W/m 2 K<br />

als Wärmeübergangskoeffizient für das<br />

<strong>Kondensationslöten</strong> ermittelt [2], während<br />

für das Konvektionslöten (Luft oder Stickstoff)<br />

um einen Faktor 10 kleinere Werte<br />

typisch sind.<br />

Große Wärmeübergangskoeffizienten haben<br />

steile Temperaturanstiege zur Folge,<br />

was beim Reflowlöten von elektronischen<br />

Boards teilweise nachteilig sein kann. Der<br />

Standard JEDEC IPC 20 D begrenzt z. B. für<br />

feuchteempfindliche nichthermetische<br />

Halbleiter-SMDs den Aufheizgradient auf<br />

+3 K/s. Steile Gradienten können die<br />

˘<br />

AUTOR<br />

Dr. Hans Bell,<br />

Rehm Anlagenbau GmbH<br />

Reflowfehler Popcorning, Tombstoning<br />

und Splattering zur Folge haben. Beim<br />

klassischen Dampfphasenlöten war eine<br />

Beeinflussung des Ausheizgradienten<br />

während des Kondensationsprozesses nicht<br />

möglich.<br />

<strong>Kondensationslöten</strong><br />

In einem Behälter wird eine geeignete<br />

Flüssigkeit zum Sieden gebracht, wodurch<br />

über der Flüssigkeit eine Dampfdecke entsteht.<br />

In diese Dampfdecke wird die zu<br />

lötende Baugruppe getaucht und der<br />

Dampf kondensiert schlagartig auf deren<br />

kalter Oberfläche. Die Kondensation kann<br />

in diesem Moment nicht beeinflusst werden,<br />

d. h. die Baugruppe heizt sich entsprechend<br />

der natürlichen Gegebenheiten<br />

auf, eine Einflussnahme auf den<br />

Gradienten ist nicht möglich. Ein weiterer<br />

Nachteil des klassischen Verfahrens<br />

liegt in der stets notwendigen vertikalen<br />

Eintauchbewegung des Lötguts in den<br />

Dampf. Vertikale Bewegungen erhöhen<br />

meist die Zykluszeit von typischerweise<br />

horizontal arbeitenden SMT-Fertigungslinien.<br />

In den frühen Neunzigern versuchte<br />

man diesen Nachteil durch den Kompromiss<br />

eines schräg angeordneten Transports auszugleichen.<br />

Allerdings sind viele SMD aufgrund ihrer<br />

Bauform und der geringen Haftkraft der<br />

Reflowpaste sehr empfindlich gegen das<br />

Verrutschen, so dass ein schräger Transport<br />

kaum für elektronische Baugruppen<br />

geeignet ist. Aus diesem Grund wurde bis<br />

heute das Prinzip der vertikalen Bewegung<br />

in den Dampf weiterverfolgt. Für das<br />

Problem der Beeinflussung des Aufheizgradienten<br />

wurden verschiedene Lösun-<br />

gen realisiert. Sehr häufig werden vor die<br />

eigentliche Dampfzone zusätzliche Zonen<br />

angeordnet, die mittels Strahlung oder<br />

Konvektion für ein Vorheizen der Baugruppe<br />

sorgen. Dies hat weiterhin den<br />

Nachteil, dass in der entscheidenden Lötphase<br />

wiederum kein Einfluss auf den Temperaturverlauf<br />

genommen werden kann<br />

und zusätzlich die bekannten Nachteile<br />

der z. B. Strahlungserwärmung (große Temperaturunterschiede<br />

zwischen den Lötstellen<br />

auf der Baugruppe) zumindest für<br />

den Vorheizbereich in Kauf genommen<br />

werden müssen.<br />

Das Vertikale Verfahren<br />

Eine andere Lösung ist das sukzessive, vertikale<br />

Eintauchen der Baugruppe in den<br />

Dampf. Hierbei wird der Baugruppe nur<br />

soviel Dampf angeboten, wie an Dampfdecke<br />

bzw. Dampfmenge über ihr kondensieren<br />

kann. Je tiefer die Baugruppe in<br />

die Dampfdecke eingetaucht wird, umso<br />

mehr Dampf steht zur Verfügung (Bild 1).<br />

Bei diesem Verfahren bleibt unberücksichtigt,<br />

dass der Dampf (Dampf ist ein<br />

Bild 1: Stufenweises Eintauchen in die Dampfdecke.<br />

Die rot umrandeten Bereiche zeigen die<br />

zur Verfügung stehenden Dampfvolumen<br />

2 productronic 7 - 2005


˙<br />

BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

KOMPAKT<br />

Durch hermetisch dichte Prozesskammern<br />

ist es mit den KLS- und Condenso-Anlagen<br />

möglich, horizontal arbeitende Kondensationslötanlagen<br />

zu realisieren.Während<br />

die KLS-Anlagen den Dampf mittels eines<br />

Generators erzeugen, arbeiten die Condenso-Anlagen<br />

auf der Grundlage der<br />

Flüssigkeitsinjektion. Die Steuerung des<br />

Dampfvolumens erlaubt eine reproduzierbare<br />

Temperaturprofilierung für die<br />

Baugruppen insitu des Kondensationsprozesses.<br />

In beiden Anlagen können<br />

zusätzlich Vakuumlötprozesse realisiert<br />

werden, die die Erzeugung von voidfreien<br />

Lötstellen gestatten.<br />

Bild 2: Prinzip der Condensoline Kondensationslötanlage<br />

Gas) keine ebene Grenzfläche zur Umgebung<br />

(Luft/Stickstoff) haben kann. Mindestens<br />

beim Eintauchen der Baugruppe<br />

wird die Dampfdecke in große Turbulenz<br />

geraten und sich teilweise mit der umgebenden<br />

Luft vermischen. Dies führt einerseits<br />

zu einem nicht vorhersagbaren<br />

Volumen an kondensierbarem Dampf, andererseits<br />

kann sich aufgrund der Partialdruckkurve<br />

der eingemischten Luft die<br />

Kondensationstemperatur des Dampfes<br />

ändern. Somit birgt dieses Verfahren den<br />

Nachteil, wenig reproduzierbare Temperaturverläufe<br />

zu generieren. Die Hin- und<br />

Herbewegung der Baugruppe kann zudem<br />

das Verrutschen von Bauelementen begünstigen.<br />

Die Nachteile konventioneller<br />

Dampfphasentechnik sind:<br />

˘ Vertikales Eintauchen in die Dampfdecke,<br />

˘ Keine Möglichkeit des horizontalen<br />

Transportes und<br />

Bild 3: Beeinflussung der Temperaturprofilierung durch Mediuminjektion<br />

(T S = 230 °C)<br />

˘<br />

Keine reproduzierbare Beeinflussung<br />

des Temperaturverlaufs insitu des Kondensationsprozesses.<br />

Lösungkonzept Injektion<br />

Rehm Anlagenbau ist zur Lösung des Problems<br />

einen neuen Weg gegangen. Hermetisch<br />

dichte Prozesskammern ermöglichen<br />

einerseits den horizontalen Transport<br />

des Lötguts (Baugruppen) durch die Anlagen,<br />

andererseits kann ein definiertes Volumen<br />

Dampf bzw. Flüssigkeit in die Kammer<br />

injiziert werden, wodurch der Betrag<br />

an latenter Wärme, die für das Aufheizen<br />

der Baugruppe zur Verfügung steht, steuerbar<br />

wird.<br />

Die Condenso-Anlagen arbeiten auf der<br />

Basis des Injektionsprinzips (Bild 2). Aus<br />

einem Vorratstank wird mittels einer<br />

Pumpe ein definiertes Volumen Flüssigkeit<br />

(Galden) auf den beheizten Boden der<br />

Pro-zesskammer gefördert. Die Flüssigkeit<br />

verdampft, wodurch der Baugruppe ein<br />

definierter Betrag an latenter Wärme<br />

zur Verfügung steht.<br />

Durch die Steuerung<br />

des injizierten Flüssigkeitsvolumens<br />

kann<br />

auf die Reflowprofilierung<br />

unmittelbar<br />

Einfluss genommen<br />

werden. (Bild 3) zeigt<br />

zwei Temperaturprofile<br />

der selben<br />

Baugruppe, die bei<br />

unterschiedlichen Parametereinstellungen<br />

aufgenommen wurden.<br />

Üblicherweise werden<br />

Perfluorpolyether<br />

(Galden) für das Vapourphasenlöten<br />

verwendet. Diese Medien sind inert und<br />

schaffen eine (mit dem Stickstoff vergleichbare)<br />

Schutzgasatmosphäre während<br />

des Lötprozesses. Für das bleifreie Löten wird<br />

die Verwendung eines bei 240 °C siedenden<br />

Mediums empfohlen, um ein sicheres Umschmelzen<br />

und eine gute Durchmischung<br />

des Gefüges aller Lötstellen zu erreichen.<br />

(Bild 4) zeigt mittels <strong>Kondensationslöten</strong><br />

hergestellte bleifreie Lötstellen.<br />

Optionales Vakuumlöten<br />

Sowohl die KLS-Anlagen als auch die Condenso-Anlagen<br />

von Rehm bieten optional<br />

die Möglichkeit, nach dem Löten ein ˘<br />

Bild 4: SnAgCu-Lötstelle auf chemisch Silber<br />

Bild 5: Dampfphasenvakuumlötanlage mit<br />

Vakuumrezipient nach DE 199 11 887 C1<br />

productronic 7 - 2005 3


BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Bild 6: Gesteuerte Druckkurve eines Vakuumprozesses<br />

Vakuum bzw. Unterdruck zu erzeugen, um<br />

ggf. Voids aus der schmelzflüssigen Lötstelle<br />

zu entfernen. Die Güte des Vakuums<br />

ist hauptsächlich von der an die Prozesskammer<br />

angeschlossenen Vakuumpumpe<br />

abhängig. Während des Löt- und Vakuumprozesses<br />

steht das Lötgut in der<br />

Prozesskammer still. Dies ist ein wesentlicher<br />

Vorteil.<br />

Bei anderen marktüblichen Anlagen und<br />

Verfahren [4] muss das Lötgut dem in der<br />

Anlage integrierten Rezipienten durch eine<br />

vertikale Hubbewegung erst zugeführt<br />

werden (Bild 5). Dies hat die Nachteile,<br />

dass die Baugruppe im schmelzflüssigen<br />

Zustand des Lotes bewegt werden muss,<br />

die Baugruppe während der Bewegungsphase<br />

Wärmeverluste erleidet (ihre Temperatur<br />

nimmt ab) und ein zusätzlicher<br />

Bild 7: Röntgenbild von SnAgCu-Lötstellen<br />

Zeitbedarf entsteht,<br />

der die Zeit über Liquidus<br />

unnötig verlängert.<br />

Sehr gute voidfreie Lötstellen werden mit<br />

einem Vakuum bzw. Unterdruck von<br />

≤20 mbar erreicht. Das Vakuumsystem der<br />

KLS- und Condenso-Anlagen gestattet es,<br />

sowohl die Vakuumzeit als auch den gewünschten<br />

Enddruck den individuellen<br />

Bedürfnissen der zu lötenden Baugruppe<br />

anzupassen. Dies kann z. B. notwendig<br />

werden, wenn die schmelzflüssige Lötstelle<br />

unter Vakuumeinfluss zum Splattering<br />

neigt. Eine gesteuerte Druckkurve für<br />

den Löt- und Vakuumprozess zeigt Bild 6.<br />

Bild 7 zeigt eine voidfreie Lötstelle nach dem<br />

Vakuum-<strong>Kondensationslöten</strong>.<br />

Die Condenso-Batchanlage erlaubt die<br />

Verarbeitung von Baugruppen mit den<br />

Abmessungen 550 mm x 530 mm x<br />

130 mm. Das Inlinesystem kann Baugruppen<br />

mit den Abmessungen 1 000 mm x<br />

450 mm x 50 mm verarbeiten (Bild 8). Bei<br />

der Condensoline 1 600 beträgt die nutzbare<br />

Prozesskammerlänge 1 500 mm. Ein<br />

in der Breite verstellbares Transportsystem<br />

erlaubt den Transport der Baugruppen<br />

durch die Anlage ohne Carrier. Mit einer<br />

nominalen Transportgeschwindigkeit von<br />

Bild 8: Das Condensoline Inline-Kondensationslötsystem<br />

ca. 800 mm/min erreicht dieses Kondensationslötsystem<br />

mit Konvektionslötanlagen<br />

vergleichbare Werte.<br />

Literatur<br />

[1] Robert C. Pfahl, Hans H. Ammann, Method<br />

for soldering, fusing or brazing,<br />

Western Electric Company, Bell Laboratories,<br />

US Patent 3,866,307, 1975<br />

[2] Hans Bell, Harry Berek, Heinz Herwig,<br />

Andreas Moschallski, Mathias Nowottnick,<br />

Inline-<strong>Kondensationslöten</strong>,<br />

VTE 14(2002) Heft 2 S. 66<br />

[3] FSL Deutschland GmbH, MRT Vapourphase-System<br />

MRT, Dieburg 1992<br />

[4] Patent DE 199 11 887 C1 Asscon<br />

Systemtechnik-Elektronik GmbH, Semikron<br />

Elektronik GmbH, Verfahren<br />

zum Reflowlöten in einer Dampfphasenvakuumlötanlage,<br />

21.12.2000<br />

˘<br />

Rehm Anlagenbau Kennziffer 400<br />

Fax +49/73 44/96 06 25<br />

www.rehm-anlagenbau.de<br />

4 productronic 7 - 2005

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