Klinische Befunde der FAP und anderer Polyposis-Syndrome
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Ähnlich <strong>der</strong> übrigen extrakolischen Manifestationen ist diese Pigmenthypertrophie<br />
nicht obligat mit einer <strong>Polyposis</strong> vergesellschaftet, son<strong>der</strong>n ist an einen<br />
Mutationsdefekt in einem definierten Bereich des APC-Gens geb<strong>und</strong>en (40).<br />
Das Turcot-Syndrom ist eine seltene Variante <strong>der</strong> klassischen <strong>FAP</strong> <strong>und</strong> wurde 1959<br />
erstmals beschrieben (41). Es besteht beim Turcot-Syndrom typischerweise eine<br />
erhöhte Inzidenz von malignen <strong>und</strong> benignen Hirntumoren wie Glioblastoma<br />
multiforme des Cerebrums <strong>und</strong> Medulloblastome des Kleinhirns, seltener auch als<br />
Spongioblastome Grad II–III <strong>und</strong> Astrozytome beschrieben (42, 43). Diese<br />
Hirnturmoren manifestieren sich meist in <strong>der</strong> zweiten Lebensdekade <strong>der</strong> Patienten<br />
(Durchschnittsalter: 15 Jahre) <strong>und</strong> sind mit einer hohen Mortalität behaftet (44).<br />
Daher versterben diese Hirntumorpatienten bevor an<strong>der</strong>e Symptome des<br />
Turcot-Syndroms wie die Ausbildung einer Kolonpolyposis klinisch relevant werden<br />
können (45). Es finden sich auch gelegentlich auftretende Café-au-lait-Flecken des<br />
Körperstamms <strong>und</strong> <strong>der</strong> Extremitäten. Es finden sich auch Duodenal- <strong>und</strong><br />
Papillenadenome. Daher wurden für das Turcot-Syndrom, ähnlich wie beim<br />
Gardner-Syndrom <strong>und</strong> <strong>der</strong> klassichen <strong>FAP</strong>, Papillenkarzinome beschrieben (46).<br />
Die genetischen Ursachen des Turcot-Syndroms gehen auf eine Mutation des<br />
APC-Gens zurück, zusätzliche o<strong>der</strong> isolierte Defekte in einem Mismatch-Repair-Gen<br />
mit <strong>der</strong> Folge existieren teilweise, mit <strong>der</strong> Folge von somatischen Mutationen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
phänotypischen Erkrankung.<br />
In naher Verwandschaft zur <strong>FAP</strong> <strong>und</strong> dem HNCCP steht das<br />
Hereditary-Flat-Adenom-Syndrom (47). In <strong>der</strong> Literatur ist für dieses Syndrom auch<br />
die Bezeichnung attenuated APC (AAPC) gebräuchlich (48). Diese Form <strong>der</strong><br />
<strong>Polyposis</strong> wurde erstmals 1992 von Spirio et al. beschrieben (49). Phäntoypisch ist<br />
die Ausbildung multipler flacher, plaqueartiger Adenome im Kolon, bevorzugt<br />
proximal des Cannon-Böhmschen Punktes <strong>und</strong> damit in ähnlicher Lage wie die<br />
Kolonepithelverän<strong>der</strong>ungen des HNPCC (50). Die Gesamtzahl <strong>der</strong> hierbei<br />
auftretenden Adenome übersteigt selten die Zahl von 100 (51). Mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Dysplasie kommt es zum Auftreten von Kolon-Karzinomen zwischen dem vierzigsten<br />
<strong>und</strong> sechzigsten Lebensjahr. Der Altersgipfel bei <strong>der</strong> Diagnose eines kolorektalen<br />
Karzinomes liegt bei dem Hereditary-Flat-Adenoma-Syndrom 15 Jahre hinter dem<br />
<strong>der</strong> klassischen <strong>FAP</strong> (52). Darüber hinaus sind beim AAPC ebenfalls Duodenal- <strong>und</strong><br />
Magenf<strong>und</strong>uspolypen <strong>und</strong> daraus resultierende Karzinome möglich. Im Gegensatz<br />
zur <strong>FAP</strong> wurde bei dieser <strong>Polyposis</strong> bis heute kein Vorkommen von Desmoiden<br />
beschrieben. Genetisch steht das autosomal dominant vererbliche<br />
Hereditary-Flat-Adenoma-Syndrom <strong>der</strong> <strong>FAP</strong> nahe. Bei beiden Syndromkomplexen<br />
beruht das Krankheitsbild auf Mutationen im 5q21 Gen, da jedoch die beim AAPC<br />
entstehenden Adenome mit ihrer häufig plaqueartigen Struktur histologische<br />
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