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Lebendiges Mittelalter 7/ 2012<br />

P<br />

R O J E K T E<br />

E<br />

G<br />

I<br />

O Arbeitskreis<br />

N Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> und<br />

Lan<strong>de</strong>sgeschichte im<br />

A Regierungsbezirk<br />

L<br />

Stuttgart<br />

Handlungsorientierter Projektunterricht in <strong>de</strong>n Städtischen<br />

Museen Heilbronn<br />

Das Kloster: Ort <strong>de</strong>s Wissens, Ort <strong>de</strong>r Hilfe<br />

Burg Weibertreu – eine Burg zum Erkun<strong>de</strong>n<br />

Historischer Lerngang durch Herrenberg<br />

„Versteinerte Geschichte – Grünsfeld“<br />

Markgröningen – eine Stadt im Mittelalter


Inhalt<br />

Martin Heigold, Ulrich Maier<br />

Lebendiges Mittelalter – handlungsorientierter<br />

Projektunterricht in <strong>de</strong>n Städtischen Museen Heilbronn 3<br />

Eva Maria Lienert, Wilhelm Lienert<br />

Das Kloster – Ort <strong>de</strong>s Wissens, Ort <strong>de</strong>r Hilfe 12<br />

Steffen Gassert<br />

Burg Weibertreu – eine Burg zum Erkun<strong>de</strong>n 24<br />

Wolfgang Wulz<br />

Herrenberg - von <strong>de</strong>r mittelalterlichen Grün<strong>de</strong>rstadt<br />

zur württembergischen Amtsstadt <strong>de</strong>r frühen Neuzeit 32<br />

Hubert Segeritz<br />

„Versteinerte“ Geschichte am Beispiel <strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld 44<br />

Sandra Vöhringer<br />

Markgröningen – eine Stadt im Mittelalter 62<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte <strong>de</strong>s Ministeriums für Kultus,<br />

Jugend und Sport Ba<strong>de</strong>n-Württemberg im<br />

Regierungsbezirk Stuttgart, Schuljahr 2011/2012 77<br />

Bisherige Ausgaben von PROJEKTE REGIONAL 79<br />

Impressum:<br />

© PROJEKTE REGIONAL, Schriftenreihe <strong>de</strong>s Arbeitskreises Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong><br />

und Lan<strong>de</strong>sgeschichte im Regierungsbezirk Stuttgart, 7/2012<br />

Redaktion, Satz und Layout: Ulrich Maier<br />

Für die Inhalte <strong>de</strong>r einzelnen Beiträge sind die jeweiligen Autoren verantwortlich.<br />

Herstellung: Fleiner Druck, Obersulm-Sülzbach 2011<br />

2


Martin Heigold<br />

Ulrich Maier<br />

Lebendiges Mittelalter -<br />

handlungsorientierter Projektunterricht in <strong>de</strong>n<br />

Städtischen Museen Heilbronn<br />

Die Archäologische Sammlung <strong>de</strong>r Städtischen Museen Heilbronn<br />

glie<strong>de</strong>rt sich in die Bereiche Steinzeit, Römerzeit und Mittelalter.<br />

Großen Wert wird auf Anschaulichkeit gelegt.<br />

Bereits im Vorraum wer<strong>de</strong>n die Besucher von lebensechten<br />

Kopfmo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>s Homo erectcus, Nean<strong>de</strong>rtaler und Cro-<br />

Magnon-Menschen begrüßt. Schwerpunkt <strong>de</strong>r Steinzeitausstellung<br />

ist <strong>de</strong>r „Talheimer Überfall“, die archäologische Erfassung einer<br />

kompletten jungsteinzeitlichen Dorfgesellschaft nach <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n<br />

aus einem Massengrab bei Talheim, südlich von Heilbronn.<br />

3


Kopfmo<strong>de</strong>ll eines Opfers aus <strong>de</strong>m „Talheimer Überfall“ vor 7000<br />

Jahren<br />

Was für die Betroffenen vor 7000 Jahren eine Katastrophe war,<br />

entwickelte sich für die Archäologen zur Sensation. Die Menschen,<br />

ihre Lebensweise und die tragischen Umstän<strong>de</strong> ihres To<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<br />

in dieser Abteilung unmittelbar vermittelt.<br />

Die Römerausstellung zeigt die Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Region, so <strong>de</strong>n<br />

„Götterhimmel“ aus <strong>de</strong>r Römerstadt Wimpfen, Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n<br />

Römerkastellen und römischen Landhäusern.<br />

Die Mittelalterabteilung legt einen Schwerpunkt auf die Zeit <strong>de</strong>r<br />

Alamannen und Franken und die Stadtarchäologie. Damit leistet<br />

sie <strong>de</strong>n Anschluss an die Ausstellung <strong>de</strong>s Stadtarchivs zur Stadtgeschichte<br />

Heilbronns.<br />

Reichhaltig sind die museumspädagogischen Angebote, Führungen<br />

und Workshops für Schulklassen aller Altersstufen: Von Steinzeitjägern<br />

und Eiszeittieren, Steinzeit, Die Römer im Überblick, Mo<strong>de</strong>nschau<br />

antik, Römisches Essen, Römische Spiele, Römisch Ba<strong>de</strong>n und Alltagsleben<br />

im Mittelalter.<br />

4


Ein Krieger wie Aragorn aus Tolkiens Welt - Der Horkheimer<br />

Reiter<br />

Alltagsleben im Mittelalter<br />

Handlungsorientiert erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass<br />

das frühe Mittelalter durch Migration geprägt war. Eine Vielzahl<br />

von Bo<strong>de</strong>nfun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Region machen <strong>de</strong>utlich, dass die Alamannen<br />

bereits auf <strong>de</strong>m heutigen Stadtgebiet sie<strong>de</strong>lten, die Fran-<br />

5


ken seit <strong>de</strong>m 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt eine Vielzahl von Siedlungen in <strong>de</strong>r<br />

Region anlegten und in Heilbronn einen fränkischen Königshof<br />

grün<strong>de</strong>ten, aus <strong>de</strong>m sich später die Stadt entwickelte.<br />

Gezeigt wer<strong>de</strong>n Schmuck und Waffen, die aus <strong>de</strong>n reichhaltigen<br />

Grabbeigaben stammen, aber auch Alltagsgegenstän<strong>de</strong>.<br />

Alamannischer Schmuck <strong>als</strong> Grabbeigabe<br />

Im Workshop haben die Schüler Gelegenheit, alamannische<br />

Schmuckfibeln herzustellen, sie setzen Fliesen mit mittelalterlichen<br />

Motiven zu einem Ornament zusammen, gießen eine alamannische<br />

Reiterfibel, probieren mittelalterliche Gewän<strong>de</strong>r aus o<strong>de</strong>r schreiben<br />

mit Gänsefe<strong>de</strong>rn.<br />

Das Projekt „Museumskoffer – Öffnen, Mitmachen, Begreifen“<br />

bietet vier Module zum Thema „Ein Streifzug durch die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Wohnens in Heilbronn.“ Die Schülerinnen und Schüler erfahren<br />

etwas über die Bauweise im Mittelalter und können sich an<br />

einer Stadtrallye beteiligen, die unter an<strong>de</strong>rem zu Resten <strong>de</strong>r spätmittelalterliche<br />

Stadtbefestigung sowie zu Brunnen und historischen<br />

Gebäu<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Mittelalter führt.<br />

6


Mittelalterliche Mo<strong>de</strong><br />

7


Mittelalter erleben – Bericht über einen Besuch im<br />

Museum<br />

Klasse 6b <strong>de</strong>r Helene-Lange-Re<strong>als</strong>chule erkun<strong>de</strong>t die Mittelalter-Ausstellung<br />

<strong>de</strong>r Städtischen Museen Heilbronn.<br />

Nachbildung eines Eimers aus <strong>de</strong>r Alamannenzeit<br />

Nach einer Einführung durch Birgit Hummler, die eine zeitliche<br />

Einordnung <strong>de</strong>r Exponate ermöglichte, erkun<strong>de</strong>ten die Schüler die<br />

Ausstellung. Beson<strong>de</strong>rs spannend fan<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>n Horkheimer Rei-<br />

8


ter, <strong>de</strong>ssen Geschichte und Be<strong>de</strong>utung Birgit Hummler anhand <strong>de</strong>s<br />

ausgestellten Skeletts und ergänzen<strong>de</strong>r Informationen lebendig<br />

wer<strong>de</strong>n ließ. Auffallend sind ein prächtiger Kamm von einem langobardischen<br />

Beinschnitzer, eine Lanzenspitze und eine Trense,<br />

ein Teil <strong>de</strong>s Zaumzeugs, aus Italien. Die Fun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n 1969 ent<strong>de</strong>ckt<br />

und belegen, dass <strong>de</strong>r Reiter En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s sechsten Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

in Italien war.<br />

Eiserne Beschläge, nach <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Eimer rekonstruiert wer<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r konnten die Schüler Geschichte selbst erfahren,<br />

zum Beispiel beim Heben eines unerwartet schweren Wassereimers,<br />

<strong>de</strong>n ihre Altersgenossen im Mittelalter tragen mussten. Begeistert<br />

schlüpften sie in mittelalterliche Gewän<strong>de</strong>r und legten Fliesen,<br />

in<strong>de</strong>m sie die Muster passend kombinierten. Das didaktische<br />

Konzept <strong>de</strong>s Heilbronner Museums ermöglicht die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis: Nach<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Ausstellung Fibeln <strong>als</strong><br />

funktionales Schmuckstück erfahren wur<strong>de</strong>n, stellte je<strong>de</strong>r Schüler<br />

9


zum Abschluss selbst solch eine Fibel her, um sie <strong>als</strong> Erinnerung<br />

an <strong>de</strong>n Museumsbesuch mit nach Hause nehmen zu können.<br />

In <strong>de</strong>r Museumswerkstatt: Nachempfin<strong>de</strong>n einer Alamannenfibel<br />

Fliesen mit mittelalterlichen Ornamente zusammenfügen<br />

10


Literatur:<br />

Museumsführer für Kin<strong>de</strong>r<br />

Christina Jacob, Joachim Wahl, Aaka und ihre Steinzeitfamilie o<strong>de</strong>r<br />

wie Knochen erzählen können, Städtische Museen Heilbronn 2008<br />

Christina Jacob, Lucinus und sein Römisches Reich o<strong>de</strong>r weshalb<br />

Radiergummis aus Eisen sind, Städtische Museen Heilbronn 2004<br />

Zur Orientierung:<br />

Christoph Unz (Redaktion), Heilbronn und das mittlere Neckarland,<br />

Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 22,<br />

Stuttgart 1991<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Denkmalpflege Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Denkmaltopographie<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Stadtkreis Heilbronn, Stuttgart<br />

2007<br />

Kontakt:<br />

Städtische Museen Heilbronn/ Archäologische Sammlung<br />

Deutschhofstr. 6, 74072 Heilbronn<br />

Tel.: 07131 – 564542<br />

Fax: 07131 – 563194<br />

aktuelle Angebote unter: www.museum-heilbronn.<strong>de</strong><br />

Pädagogische Beratung: Birgit Hummler, 07131 – 56 31 54,<br />

birgit.hummler@stadt-heilbronn.<strong>de</strong><br />

Öffnungszeiten:<br />

Di – Fr 10 – 13 Uhr und 14 – 17 Uhr<br />

Sa – So 11-17 Uhr<br />

11


Eva Maria Lienert, Wilhelm Lienert<br />

Das Kloster – Ort <strong>de</strong>s Wissens, Ort <strong>de</strong>r Hilfe<br />

Klöster waren zur Zeit ihrer Gründung im Mittelalter mächtige<br />

Institutionen. In wirtschaftlichen Belangen waren sie autark: sie<br />

versorgten sich selbst mit Nahrung und Brü<strong>de</strong>r, die sich <strong>als</strong> Handwerker<br />

betätigten, o<strong>de</strong>r Laienbrü<strong>de</strong>r erledigten alle anfallen<strong>de</strong>n<br />

Arbeiten von <strong>de</strong>r Fruchtverwertung bis zur Reparatur <strong>de</strong>r<br />

Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>. Die Abschottung <strong>de</strong>r Klöster von <strong>de</strong>r bürgerlichen<br />

Welt durch die Klostermauern lässt <strong>de</strong>n Vergleich mit<br />

<strong>de</strong>r befestigten Burg zu.<br />

In Regel 66 bestimmt Benedikt: „Das Kloster soll … so angelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und<br />

Garten, innerhalb <strong>de</strong>s Klosters befin<strong>de</strong>t und die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Arten <strong>de</strong>s Handwerks dort ausgeübt wer<strong>de</strong>n können.“<br />

Der Zugang zum Kloster war nur über die Pforte möglich, so dass<br />

jeglicher Besucher erfasst wer<strong>de</strong>n konnte und die totale Kontrolle<br />

über <strong>de</strong>n Umgang <strong>de</strong>r Mönche mit Frem<strong>de</strong>n gegeben war.<br />

Die Aufgabenverteilung innerhalb <strong>de</strong>s Klosters erlaubte vielen<br />

Mönchen ein Leben frei von <strong>de</strong>n Pflichten <strong>de</strong>s Alltags. So konnten<br />

sie sich <strong>de</strong>r Forschung und Lehre widmen, mit Kräutern experimentieren<br />

o<strong>de</strong>r Bücher kopieren. Dieses Wissen wur<strong>de</strong> zum einen<br />

in <strong>de</strong>r Klosterschule verbreitet, zum an<strong>de</strong>ren hatten die Klöster<br />

vor allem bei landwirtschaftlichen Arbeiten eine Vorbildfunktion<br />

für die umliegen<strong>de</strong>n Dörfer.<br />

Ora et labora<br />

Die im Mittelalter typische Volksfrömmigkeit und Jenseitsorientierung<br />

führten <strong>de</strong>n Klöstern viele Stiftungen und Legate zu, die ihre<br />

wirtschaftliche Grundsicherung festigten. So wur<strong>de</strong>n viele Klöster<br />

zu reichen Großgrundbesitzern, was sich wie<strong>de</strong>rum auf die geistigen<br />

Möglichkeiten auswirkte: es konnten teure Schreibutensilien<br />

angeschafft wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Mönchen blieb Muße zur Forschung.<br />

12


Klosteranlage Lorch © Staatliche Schlösser und Gärten Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg<br />

Klostergarten Lorch<br />

13


So wur<strong>de</strong>n die alltäglichen Arbeitsgeräte immer wie<strong>de</strong>r verbessert<br />

und auch durch <strong>de</strong>n Anbau neuer Pflanzen gaben die Klöster <strong>de</strong>n<br />

Bauern <strong>de</strong>r Umgebung wichtige Perspektiven.<br />

Neben <strong>de</strong>m Gebet für das Seelenheil war auch die tatkräftige Hilfe<br />

für <strong>de</strong>n Nächsten, beson<strong>de</strong>rs wenn er lei<strong>de</strong>nd war, eine elementare<br />

Pflicht für je<strong>de</strong>n Klosterbewohner.<br />

„Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen, damit<br />

man ihnen wirklich wie Christus diene“, heißt es im 36. Kapitel<br />

<strong>de</strong>r benediktinischen Regeln. Schon Karl <strong>de</strong>r Große hatte angeordnet,<br />

dass in allen Klöstern seines Reiches Kräutergärten anzulegen<br />

wären und Hil<strong>de</strong>gard von Bingen ist wegen ihrer Rezepte zur<br />

Herstellung von Medikamenten aus Kräutern bis heute bekannt.<br />

Dieses Wissen wur<strong>de</strong> schriftlich festgehalten und mit an<strong>de</strong>ren<br />

Klöstern ausgetauscht. Dazu war es nötig, diese Lehrbücher <strong>de</strong>r<br />

Heilkun<strong>de</strong> zu kopieren.<br />

Das Kloster im Unterricht<br />

Diesen Mikrokosmos gilt es, <strong>de</strong>n Schülern und Schülerinnen möglichst<br />

lebendig nahe zu bringen. Da Klöster landauf landab überall<br />

anzutreffen sind und auch häufig nach <strong>de</strong>m gleichen Bauschema<br />

angelegt wur<strong>de</strong>n, bietet sich ein Besuch in einem noch erhaltenen<br />

Kloster an. Hier lässt sich ein erster Eindruck von <strong>de</strong>r Klosteranlage<br />

gewinnen, hier fallen einzelne Gebäu<strong>de</strong> ins Auge und werfen<br />

die Frage nach ihrer einstigen Verwendung auf.<br />

Gibt es einen Grundriss vom Kloster, so kann dieser unbeschriftet<br />

ausgeteilt wer<strong>de</strong>n und die Schüler tragen die Gebäu<strong>de</strong>namen ein.<br />

Dies kann durch Mutmaßungen geschehen o<strong>de</strong>r während einer<br />

Klosterführung. Bei Gymnasialklassen können auch die lateinischen<br />

Begriffe eingetragen wer<strong>de</strong>n (Dormitorium, Refektorium,<br />

Skriptorium) und die Schüler und Schülerinnen versuchen sich mit<br />

Übersetzungen.<br />

Sind die Kin<strong>de</strong>r über die Gebäu<strong>de</strong> im Kloster und <strong>de</strong>ren Zweck<br />

informiert, wobei zwangsläufig in das Leben <strong>de</strong>r Mönche eingeführt<br />

wird, können sie mit Hilfe <strong>de</strong>s Dominos das Erfahrene wie-<br />

14


Bru<strong>de</strong>r Ulrich ist zum Morgengebet zu spät gekommen, weil er im Spital<br />

durch einen Schwerkranken aufgehalten wor<strong>de</strong>n ist. Im Kloster legt man<br />

großen Wert auf Pünktlichkeit.<br />

Grüß Gott, lieber Reisen<strong>de</strong>r<br />

---------------------------------<br />

tritt ein durch die Klosterpforte.<br />

Wir haben uns zwar durch eine<br />

Ringmauer und die Zugbrücke<br />

vor <strong>de</strong>r Außenwelt abgeschirmt,<br />

aber Reisen<strong>de</strong> wie du<br />

und Pilger sind bei uns je<strong>de</strong>rzeit<br />

willkommen, <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>n Regeln<br />

unseres Or<strong>de</strong>nsgrün<strong>de</strong>rs<br />

Benedikt sollen alle Frem<strong>de</strong>n wie<br />

Christus aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

----------------------------------<br />

Wir selbst verlassen das Kloster<br />

nur selten,<br />

15<br />

Kloster Zwiefalten


<strong>de</strong>rholen. Mit <strong>de</strong>r ersten Karte, welche <strong>de</strong>r Lehrer verliest, wer<strong>de</strong>n<br />

die Schüler und Schülerinnen <strong>als</strong> Gäste <strong>de</strong>s Klosters begrüßt und<br />

mit einem ersten Halbsatz weitergeleitet. Nun muss <strong>de</strong>r erste Schüler<br />

das richtige Kärtchen fin<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Satz vervollständigen<br />

kann und gibt <strong>de</strong>n nächsten Satzanfang vor.<br />

So geht es reihum, bis alle Domino-Kärtchen aufgebraucht sind<br />

und <strong>de</strong>r „Rundgang“ durch das Kloster abgeschlossen ist.<br />

Der Kräutergarten<br />

Zentraler Punkt eines Benediktinerklosters ist sein Kräutergarten.<br />

Auch heute wird dieser in vielen Klöstern wie<strong>de</strong>r liebevoll gepflegt<br />

und hergerichtet. Er bietet einen guten Zugang zu zwei Themenbereichen:<br />

die Krankenpflege und damit verbun<strong>de</strong>n die Heilkunst<br />

<strong>de</strong>r Mönche sowie die Wissensweitergabe durch Bücher und Abbildungen.<br />

Zunächst können die Kräuter und ihre Heilwirkung<br />

einen Blick in das mittelalterliche Leben geben. Da sind typische<br />

Beschwer<strong>de</strong>n wie Blähungen o<strong>de</strong>r Ekzeme, Husten o<strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rschmerzen,<br />

wegen welcher die Kranken o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Familienangehörige<br />

im Kloster Rat und Hilfe suchen. Für die Schüler und Schülerinnen<br />

wur<strong>de</strong> hier ein personifizieren<strong>de</strong>r Ansatz geschaffen, <strong>de</strong>r<br />

sie in die Rolle eines mittelalterlichen Ratsuchen<strong>de</strong>n versetzt. Dazu<br />

wur<strong>de</strong>n Karten vorbereitet, die sowohl eine gezeichnete Abbildung<br />

<strong>de</strong>r Pflanze enthalten sowie auch <strong>de</strong>ren heilen<strong>de</strong> Wirkung erläutern.<br />

Mit Hilfe dieser Karten gilt es nun, das für die Krankheit<br />

geeignete Kraut zu ermitteln und wenn möglich anschließend im<br />

Kräutergarten selbst zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Wenn sich hier eine Diskussion anschließt, welche die Naturmedizin<br />

<strong>de</strong>n pharmazeutischen Produkten gegenüberstellt, sollten aber<br />

auch die beschränkten Möglichkeiten <strong>de</strong>r damaligen Zeit (Operationen,<br />

Röntgen, …) thematisiert wer<strong>de</strong>n. Tabellen zur Lebenserwartung<br />

und Kin<strong>de</strong>rsterblichkeit sind im Internet zu fin<strong>de</strong>n.<br />

16


Kräutergarten Lorch<br />

Kräutergarten Blaubeuren<br />

17


Der Rosmarin<br />

wird zur<br />

Behandlung von<br />

niedrigem<br />

Blutdruck<br />

eingesetzt – er<br />

stärkt dabei Herz<br />

und Kreislauf.<br />

Der Name<br />

Rosmarin ist<br />

lateinisch und<br />

be<strong>de</strong>utet „Tau <strong>de</strong>s<br />

Meeres“.<br />

In mittelalterlichen<br />

Kräuterbüchern spielt er eine wichtige<br />

Rolle. Er wird gegen allerlei Beschwer<strong>de</strong>n<br />

empfohlen. In Ziegenmilch gekocht, soll<br />

<strong>de</strong>r Rosmarin gegen Tuberkulose helfen<br />

und äußerlich wird die Milch gegen<br />

Hautkrebs verwen<strong>de</strong>t.<br />

Du bist Rosina Pfeffer, Bäuerin aus Alfdorf. Dein ältester Sohn<br />

(12 Jahre) hat seit drei Tagen Fieber und von Tag zu Tag steigt es.<br />

Du hast schon viel probiert und weißt nicht, was du noch tun<br />

könntest, damit das Fieber sinkt. Der Junge glüht förmlich und du<br />

machst dir große Sorgen.<br />

18


Der Salbei<br />

wird einerseits <strong>als</strong><br />

Küchengewürz<br />

und an<strong>de</strong>rerseits<br />

auch in <strong>de</strong>r<br />

Heilkun<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t.<br />

Die Ärzte und<br />

Heilkundigen<br />

verwen<strong>de</strong>n ihn<br />

bei akutem<br />

Fieber, Harnwegslei<strong>de</strong>n,<br />

Koliken,<br />

Erkältungen und<br />

Zahnschmerzen.<br />

Dem Salbei sagt<br />

man eine<br />

<strong>de</strong>sinfizieren<strong>de</strong><br />

und<br />

konservieren<strong>de</strong><br />

Wirkung nach.<br />

So haben sich<br />

Spülungen mit<br />

Salbeitee bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (<strong>als</strong>o bei<br />

H<strong>als</strong>schmerzen) bewährt. Salbeitee soll auch bei Magen- und Darmschmerzen<br />

eine Lin<strong>de</strong>rung bewirken.<br />

Zimmer, in <strong>de</strong>nen sich Schwerkranke aufhalten, wer<strong>de</strong>n dadurch gereinigt,<br />

dass man Salbeiblätter auf Kohle verbrennt.<br />

Der lateinische Name „Salvia“ kommt von „salvare“, was soviel wie<br />

‚heilen’ be<strong>de</strong>utet.<br />

19


Das Skriptorium<br />

Neben <strong>de</strong>r direkten Verwendung <strong>de</strong>r Kräuter ist die Verbreitung<br />

<strong>de</strong>s Wissens interessant. Wenn vorhan<strong>de</strong>n, kann nun das Skriptorium<br />

besucht wer<strong>de</strong>n. Der Film „Der Name <strong>de</strong>r Rose“ vermittelt<br />

eindrucksvoll die Stimmung und Arbeit in solch einem beson<strong>de</strong>ren<br />

Raum.<br />

Für die Schüler und Schülerinnen ist es sicher interessant zu erfahren,<br />

wie wertvoll solch ein Buch war, wie viel Zeit man brauchte,<br />

ein Buch zu kopieren, woraus Tinte und Farben gemacht wur<strong>de</strong>n<br />

und dass schon zu dieser frühen Zeit die Bücher arbeitsteilig hergestellt<br />

wur<strong>de</strong>n. Spezialisten illustrierten die Seiten, legten Gold<br />

auf, trugen Noten für Liedtexte ein. Das Kloster Lorch verfügt mit<br />

seinen Chorbüchern über beson<strong>de</strong>rs eindrucksvolle Beispiele mittelalterlicher<br />

Buchgestaltung.<br />

Die Schüler und Schülerinnen sind in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r<br />

Chorbücher überrascht. Diese lässt sich leicht an einem konkreten<br />

Beispiel begrün<strong>de</strong>n. Abt Sitterich hatte 1511 die Chorbücher anfertigen<br />

lassen und gleichzeitig festgelegt, welche Liedtexte <strong>de</strong>r Messlie<strong>de</strong>r<br />

sie enthalten sollten. Sie dienten <strong>als</strong>o <strong>de</strong>m täglichen<br />

Gebrauch während <strong>de</strong>r heiligen Messe. Damit nun mehrere Mönche<br />

gleichzeitig aus <strong>de</strong>m Buch lesen konnten, musste es eine bestimmte<br />

Größe haben.<br />

Die Or<strong>de</strong>nsregeln<br />

Damit <strong>de</strong>n Mönchen Zeit und Muße für die Gestaltung <strong>de</strong>r Bücher,<br />

aber auch für das Experimentieren mit Kräutern blieb, mussten<br />

die Aufgaben im Kloster gut verteilt und genau geregelt sein.<br />

Die benediktinischen Or<strong>de</strong>nsregeln sind verlässlich überliefert und<br />

können <strong>de</strong>n Schülern und Schülerinnen bei einem Klosterbesuch<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das gesamte Leben im Kloster steht unter <strong>de</strong>m Motto „ora et labora“<br />

– <strong>als</strong>o „bete und arbeite“. Das Gebet wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Klosterkirche<br />

verrichtet, die logischer Weise im Zentrum <strong>de</strong>r Anlage steht.<br />

Wie oft sich die Mönche dort zum Gebet trafen, lässt sich an <strong>de</strong>n<br />

Stun<strong>de</strong>ngebeten zeigen, von <strong>de</strong>n Vigilien bis zum Komplet. Hier<br />

ist auch die Rolle <strong>de</strong>s Abtes zu thematisieren, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

20


Lorcher Chorbuch © Staatliche Schlösser und Gärten Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg<br />

21


Kloster vorsteht, es verwaltet und „Vorgesetzter“ <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r ist.<br />

Ihm sind alle Gehorsam schuldig, er achtet auf die Einhaltung <strong>de</strong>r<br />

Or<strong>de</strong>nsregeln Armut, Keuschheit und Gehorsam. Und <strong>de</strong>r Abt hat<br />

auch die Strafen für ein Fehlverhalten zu verhängen – trotz aller<br />

Vergebung und christlicher Nächstenliebe.<br />

An einigen ausgewählten Beispielen sollen Situationen, wie sie im<br />

Kloster alltäglich vorkommen können, geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Für die<br />

Schüler und Schülerinnen gilt es, mögliche Regelverstöße zu erkennen<br />

und in einem zweiten Schritt auch <strong>de</strong>ren Ahndung festzusetzen.<br />

Dies lässt sich <strong>als</strong> Simulationsspiel im Kapitelsaal ortsgetreu<br />

nachspielen, wenn einer die Rolle <strong>de</strong>s Abtes übernimmt und<br />

anhand <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>s Hl. Benedikt über das Fehlverhalten richtet.<br />

Hier offenbaren sich auch die Überschneidungen, z. B. zwischen<br />

Gehorsam und Dienst am Nächsten: ist die Teilnahme am Gebet<br />

wichtiger <strong>als</strong> die Versorgung eines Kranken? Steht die Forschung<br />

im Dienste <strong>de</strong>r Wissenschaft über <strong>de</strong>m Gehorsam gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Abt? Da dies vor allem für jüngere Schüler eine schwierige Aufgabe<br />

ist, bietet es sich an, diese Entscheidungen in Gruppen treffen<br />

zu lassen.<br />

DIE REGEL DES HEILIGEN BENEDIKT:<br />

Kapitel 36: Die kranken Brü<strong>de</strong>r<br />

1. Die Sorge für die Kranken muss vor und<br />

über allem stehen: man soll ihnen so<br />

dienen, <strong>als</strong> wären sie wirklich Christus;<br />

2. hat er doch gesagt: "Ich war krank, und<br />

ihr habt mich besucht",<br />

3. und: "Was ihr einem dieser Geringsten<br />

getan habt, das habt ihr mir getan." …<br />

7. Die kranken Brü<strong>de</strong>r sollen einen eigenen<br />

Raum haben und einen eigenen Pfleger,<br />

<strong>de</strong>r Gott fürchtet und ihnen sorgfältig<br />

und eifrig dient.<br />

22


Kloster Lorch, historische Ansicht ©Staatliche Schlösser und Gärten<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sbildungsserver www.lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>-bw.<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t<br />

sich von <strong>de</strong>nselben Autoren ein Unterrichtsmodul zum Kloster<br />

Lorch, welches die vier hier vorgestellten Zugangswege ausführlich<br />

erläutert und das komplette Material enthält.<br />

Dieses Modul ist so angelegt, dass das gesamte Thema „Das mittelalterliche<br />

Kloster“ beim Unterrichtsbesuch in <strong>de</strong>r Klosteranlage<br />

aufgearbeitet wer<strong>de</strong>n kann und eine Nacharbeit in <strong>de</strong>r Schule nicht<br />

mehr nötig ist.<br />

23


Steffen Gassert<br />

Burg Weibertreu – eine Burg zum Erkun<strong>de</strong>n<br />

Was fällt Euch zum Wort „Mittelalter“ ein? Stellt man diese Frage<br />

einer Schulklasse, wird sicher neben „Ritter“ o<strong>de</strong>r „Kreuzzüge"<br />

auch <strong>de</strong>r Begriff „Burg“ genannt. Zweifellos sind Burgen ein fester<br />

Bestandteil unserer Vorstellung vom Mittelalter. Die Burg ist zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadt und <strong>de</strong>m Kloster einer <strong>de</strong>r<br />

Schauplätze, an <strong>de</strong>nen das Leben mittelalterlicher Menschen erfahrbar<br />

wird. Anhand einer Burg kann einer Klasse gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

unter welchen Bedingungen viele Menschen <strong>de</strong>s Mittelalters lebten<br />

und welche Lösungswege sie für die Probleme ihrer Zeit wählten.<br />

Denn auch heute noch sind die Reste dicker Mauern und die<br />

wehrhaften Türme einer Burg ein Zeichen für <strong>de</strong>n mangeln<strong>de</strong>n<br />

Rechtsfrie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zeit und geben einer Schulkasse <strong>de</strong>utliche Hinweise<br />

auf das Ausmaß <strong>de</strong>r Gewaltausübung im Mittelalter.<br />

Ein bekanntes <strong>regional</strong>es Beispiel einer Höhenburg, an <strong>de</strong>r sich<br />

auch diese Aspekte mittelalterlicher Lebensbedingungen exemplarisch<br />

aufzeigen lassen, ist die Burg Weibertreu bei Weinsberg. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Bildungspläne für die Re<strong>als</strong>chule und das Gymnasium<br />

bietet sich insbeson<strong>de</strong>re ein Besuch mit einer 7. Klasse an. Die<br />

folgen<strong>de</strong>n Anregungen sind jedoch auch für die Hauptschule gedacht.<br />

Bereits die sagenumwobene Namensgebung <strong>de</strong>r Burg ist für Schüler<br />

in diesem Alter ein spannen<strong>de</strong>r Ausgangspunkt.<br />

Die Sage von <strong>de</strong>n treuen Weibern<br />

Weit über die Grenzen <strong>de</strong>r Region wur<strong>de</strong> die Burg Weibertreu<br />

durch die Ereignisse bekannt, die sich im Winter 1140 zugetragen<br />

haben sollen. Die im Besitz <strong>de</strong>r Welfen befindliche Burg musste<br />

nach mehrwöchiger Belagerung durch <strong>de</strong>n Stauferkönig Konrad<br />

III. kapitulieren. Den Frauen <strong>de</strong>r Burgbesatzung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sage<br />

nach von Konrad die Freiheit und die Mitnahme ihrer Habseligkeiten,<br />

die sie selbst auf <strong>de</strong>n Schultern tragen konnten, gewährt. Die<br />

„treuen Weiber“ trugen statt ihres Besitzes ihre Männer auf <strong>de</strong>n<br />

Schultern und retteten sie so vor <strong>de</strong>r Hinrichtung – Konrad III.<br />

24


Hier wer<strong>de</strong>n die Grundrisse ergänzt.<br />

Die Inschriften aus <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt können entziffert wer<strong>de</strong>n.<br />

25


durfte sein königliches Versprechen nicht brechen und <strong>de</strong>monstrierte<br />

royale Großzügigkeit.<br />

Wie anstrengend es für die Frauen gewesen sein musste, ihre Männer<br />

in die Freiheit zu tragen, wird für eine Klasse bereits durch <strong>de</strong>n<br />

steilen und engen Weg zur Burg erlebbar. Doch nicht nur <strong>de</strong>shalb<br />

lohnt sich ein Besuch <strong>de</strong>r Burg Weibertreu. Hier kann ein Lernort<br />

entwe<strong>de</strong>r selbstständig erkun<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r nach vorheriger Anmeldung<br />

über eine Führung kennen gelernt wer<strong>de</strong>n.<br />

Erkundung <strong>de</strong>r Burganlage<br />

Nach <strong>de</strong>m Aufstieg zur Burg lädt <strong>de</strong>r großzügige Raum zwischen<br />

Gebäu<strong>de</strong>- und Mauerresten sowie <strong>de</strong>n immer noch eindrucksvollen<br />

Türmen zum Ent<strong>de</strong>cken ein. Die Erkundung kann nun – je<br />

nach Lerngruppe – über verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten erfolgen.<br />

Dabei bietet es sich an, <strong>de</strong>r Klasse eine einfache Skizze <strong>de</strong>s Grundrisses<br />

<strong>de</strong>r Burgruine zu geben, die von <strong>de</strong>n Schülerinnen und Schülern<br />

ergänzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Dann könnte eine weitgehend selbstständige Erkundung <strong>de</strong>r Burganlage,<br />

beispielsweise über eine „Ruinenralley“, in kleinen Gruppen<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> Gruppe erhält unterschiedlich gestaltete Erkundungsaufträge,<br />

so dass die einzelnen Schülergruppen unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r recht weitläufigen Anlage die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Burg suchen und wesentliche Informationen zusammentragen<br />

können. Kleine Beschreibungen und Schautafeln an<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Bauwerken o<strong>de</strong>r ihren Überresten geben Auskunft<br />

über ihre Entstehungszeit, ihre Entwicklungsgeschichte und ihre<br />

Funktion.<br />

Die erhaltenen Informationen könnten dann von je<strong>de</strong>r Gruppe an<br />

„ihrem“ Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Klasse in einer kurzen Zusammenfassung<br />

vorgetragen wer<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>n damit erfolgten gemeinsamen<br />

Rundgang erfasst die Lerngruppe <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Burg und <strong>de</strong>n<br />

funktionalen Zusammenhang <strong>de</strong>r einzelnen Gebäu<strong>de</strong>.<br />

26


Schautafeln zeigen die Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>r Burg.<br />

Der Turm wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> von dieser Gruppe vorgestellt.<br />

27


Mögliche Aufgabe <strong>als</strong> Beispiel einer arbeitsteiligen Gruppenaufgabe:<br />

Sucht folgen<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong> und tragt es in euren Grundrissplan ein: Äolsharfenturm.<br />

Fasst die Informationen zur Entstehung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s, zu seinem<br />

Zweck und zu seiner Geschichte zusammen, so dass ihr das Bauwerk vorstellen<br />

könnt.<br />

Um die relative Enge <strong>de</strong>r einstigen Bebauung nachzuempfin<strong>de</strong>n,<br />

die das Leben auf einer Burg auch geprägt hat, könnten sich mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>r vervollständigten Grundrisse die Schülerinnen und Schüler<br />

im Innenbereich <strong>de</strong>r Anlage an die Stellen <strong>de</strong>r nicht mehr vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Gebäu<strong>de</strong> aufstellen. Die Klasse wird auf diese Weise<br />

besser erkennen können, dass <strong>de</strong>r heutige Eindruck eines großzügigen<br />

und freien Platzes ein f<strong>als</strong>ches Bild über die wirklichen Lebensbedingungen<br />

auf einer Burg im Mittelalter liefert.<br />

Als weitere Möglichkeit, die insbeson<strong>de</strong>re in Betracht kommen<br />

kann, wenn im Unterricht bereits eine i<strong>de</strong>altypische Burg besprochen<br />

wor<strong>de</strong>n ist, wäre folgen<strong>de</strong> Aufgabenstellung <strong>de</strong>n<strong>kb</strong>ar:<br />

Mögliche Aufgabe:<br />

Suche typische Gebäu<strong>de</strong> einer Burg, die du im Unterricht kennen gelernt hast,<br />

und trage sie in <strong>de</strong>inen Grundrissplan ein. Notiere dabei auch die Entstehungszeit<br />

<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>. Überlege dir, warum einige Gebäu<strong>de</strong> noch vorhan<strong>de</strong>n,<br />

an<strong>de</strong>re hingegen fast völlig verschwun<strong>de</strong>n sind.<br />

Die Klasse wird einige Bauwerke, z.B. die immer noch eindrucksvollen<br />

Reste <strong>de</strong>s Bergfrieds, einige Türme, Mauern o<strong>de</strong>r eine Zisterne<br />

ent<strong>de</strong>cken können. An<strong>de</strong>re Gebäu<strong>de</strong> sind hingegen weitgehend<br />

o<strong>de</strong>r völlig verschwun<strong>de</strong>n, beispielsweise <strong>de</strong>r Palas und die<br />

daran angeschlossenen Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong>. Aber auch die fehlen<strong>de</strong>n<br />

Gebäu<strong>de</strong> können über die auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> verteilten Schautafeln<br />

lokalisiert wer<strong>de</strong>n. Die Lerngruppe kann erkennen, dass die<br />

massiv gebauten militärischen Anlagen eher erhalten geblieben<br />

sind, <strong>als</strong> die Fachwerk- und Holzbauten von Wohngebäu<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

Ställen.<br />

28


Abb.5: Schnell noch das fehlen<strong>de</strong> Bauwerk in <strong>de</strong>n Grundriss einzeichnen.<br />

Abb.6: Das Ausstellungsmo<strong>de</strong>ll zeigt die gesamte Burganlage.<br />

29


Die Aufgabenstellung ermöglicht es auch, die lange und komplexe<br />

Bauentwicklung zu verstehen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen,<br />

dass eine solche Burg eigentlich niem<strong>als</strong> „fertig“ war und<br />

die Burg Weibertreu vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 10. Jahrhun<strong>de</strong>rts bis ins 17.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein immer wie<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Warum kam es<br />

zu diesen meist sehr aufwändigen und teuren Um- und Neubauten?<br />

Die Lerngruppe sieht die Versuche <strong>de</strong>r jeweiligen Burgherren,<br />

die Burg <strong>de</strong>n Bedürfnissen und Verän<strong>de</strong>rungen ihrer Zeit anzupassen.<br />

So zeigt <strong>de</strong>r <strong>als</strong> Äolsharfenturm bezeichnete Batterieturm, wie<br />

versucht wur<strong>de</strong>, die Burg <strong>als</strong> Verteidigungsanlage <strong>de</strong>r großen militärtechnischen<br />

Revolution, <strong>de</strong>m Aufkommen <strong>de</strong>s Schießpulvers,<br />

anzupassen.<br />

Abschließend kann mit <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>r kleine Ausstellungsraum in<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Burgkapelle besucht wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Burg graphisch dargestellt und ihr Aussehen über ein<br />

Mo<strong>de</strong>ll veranschaulicht wird. Die Schülerinnen und Schüler können<br />

hier ihre ergänzten Grundrisse mit <strong>de</strong>m Ausstellungsmo<strong>de</strong>ll<br />

vergleichen. Somit entsteht für die Klasse ein einprägsames räumliches<br />

Gesamtbild <strong>de</strong>r Burganlage.<br />

Ergänzen<strong>de</strong> und fächerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Alternativen<br />

Abhängig vom Unterrichtszusammenhang und <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Klassenstufe erlaubt die Burg Weibertreu nicht nur Einblicke in<br />

die Lebensumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>s Mittelalters. Über die Geschehnisse<br />

während <strong>de</strong>s Bauernkriegs 1525 bis hin zu <strong>de</strong>n Restaurationsversuchen<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts erlaubt die Burg ereignisund<br />

kulturgeschichtliche Bezüge für alle Schularten und Klassenstufen.<br />

Sie ermöglicht – beispielsweise im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Deutschunterricht – die anschauliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

Literaturepoche <strong>de</strong>r Romantik. Auf <strong>de</strong>n Spuren Justinus Kerners<br />

wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Burg das Mittelalteri<strong>de</strong>al und <strong>de</strong>r Mystizismus <strong>de</strong>r<br />

Romantik und die daraus resultieren<strong>de</strong>n ersten Restaurationsansätze<br />

<strong>de</strong>r zum Steinbruch verkommenen Ruine erfahrbar.<br />

30


Abb.7: Der Blick auf Weinsberg ist ebenfalls beeindruckend.<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr<br />

Eintrittspreise: Erwachsene: 1,50 € (ab 20 Personen 1,00 €)<br />

Kin<strong>de</strong>r (bis 13 Jahre): 0,50 €<br />

Schülergruppen: 0,80 €<br />

Burgführung (ca. 1 Stun<strong>de</strong>): 22,00 € (Führung<br />

im historischen Gewand: Aufpreis<br />

5,00 €)<br />

Schülergruppen aus Weinsberg haben freien Eintritt!<br />

Kontakt: Tel. 07134/6834<br />

www.weinsberg.<strong>de</strong><br />

www. kernerverein.weinsberg.<strong>de</strong><br />

Mail: stadt@weinsberg.<strong>de</strong><br />

31


Wolfgang Wulz<br />

Herrenberg - von <strong>de</strong>r mittelalterlichen Grün<strong>de</strong>rstadt<br />

zur württembergischen Amtsstadt <strong>de</strong>r frühen Neuzeit<br />

Die Stiftskirche von Herrenberg<br />

Be<strong>de</strong>utung<br />

Die Stadt Herrenberg ist eine Gründung <strong>de</strong>r Pfalzgrafen von Tübingen,<br />

die sich zu Beginn <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts mit einer Anzahl<br />

weiterer Siedlungen und befestigter Sitze wie Asperg, Böblingen,<br />

Sin<strong>de</strong>lfingen, Horb, Scheer und Blaubeuren ihr Territorium im<br />

mittleren Neckarraum sicherten.<br />

Ihren beson<strong>de</strong>ren Wert <strong>als</strong> historischer Lernort bezieht Herrenberg<br />

aus <strong>de</strong>m seit <strong>de</strong>r Stadtgründung unverän<strong>de</strong>rt gebliebenen<br />

Grundriss. Wegen zweier verheeren<strong>de</strong>r Stadtbrän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1466 und 1635 blieben aus <strong>de</strong>r spätmittelalterlichen Zeit lei<strong>de</strong>r nur<br />

die am Fuß <strong>de</strong>s Schlossbergs <strong>als</strong> "Glucke vom Gäu" weithin sichtbare<br />

Stiftskirche St. Marien (Unserer Lieben Frau), das große<br />

Propsteigebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Stiftes (heute: evang Dekanat) und die zur<br />

32


Schlossruine hinaufführen<strong>de</strong>n, schenkelartigen Burghal<strong>de</strong>nmauern<br />

mit <strong>de</strong>m Hagtorturm erhalten.<br />

Doch durch <strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt erfolgen<strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau<br />

<strong>de</strong>r Stadt mit <strong>de</strong>m von repräsentativen Fachwerkhäusern geprägten<br />

Marktplatz, <strong>de</strong>m Marktbrunnen, <strong>de</strong>n markanten Bauwerken<br />

wie <strong>de</strong>m Vogtei- und Oberamtsgebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Spitalkirche, <strong>de</strong>m<br />

Bebenhäuser Klosterhof, <strong>de</strong>m Fruchtkasten und <strong>de</strong>n weiteren<br />

Fachwer<strong>kb</strong>auten in <strong>de</strong>n Gassen wird die heutige Altstadt zu einem<br />

eindrucksvollen und anschaulichen Beispiel einer frühneuzeitlichen,<br />

württembergischen Amtsstadt. Nicht zuletzt <strong>de</strong>swegen wur<strong>de</strong><br />

die Altstadt 1983 <strong>als</strong> Gesamtanlage unter Denkm<strong>als</strong>chutz gestellt.<br />

Geschichte<br />

Am Fuße ihrer 1228 erstm<strong>als</strong> urkundlich genannten Burg Herrenberg<br />

legten Pfalzgraf Rudolf II. von Tübingen und seine Nachfahren<br />

in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts eine städtische Ansiedlung<br />

an, in<strong>de</strong>m sie die bei<strong>de</strong>n Dorfmarkungen Mühlhausen<br />

und Reistingen zusammenlegten. Bei<strong>de</strong> Orte wur<strong>de</strong>n schon 775<br />

genannt und haben römische Spuren, Reistingen auch Siedlungsspuren<br />

aus <strong>de</strong>r Hallstattzeit.<br />

Ab 1266 erscheint in Urkun<strong>de</strong>n ein "Dietrich, Schultheiß in Herrenberg",<br />

1276 ist Herrenberg <strong>als</strong> "oppidum" (Stadt) mit einem<br />

Markt erwähnt und 1278 wird das erste Herrenberger Siegel verwen<strong>de</strong>t.<br />

Die Stadt war nun Sitz und Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r "die Scherer"<br />

genannten Herrenberger Linie <strong>de</strong>r Tübinger Pfalzgrafen. Als <strong>de</strong>r<br />

letzte Graf Konrad II. (<strong>de</strong>r Scherer) Herrenberg im Jahr 1382 an<br />

<strong>de</strong>n Grafen Eberhard II. (<strong>de</strong>r Greiner) von Württemberg verkaufte,<br />

wur<strong>de</strong> es <strong>als</strong> württembergische Amtsstadt Verwaltungszentrale<br />

für die Dörfer <strong>de</strong>r Umgebung.<br />

Zeuge dieser ersten Epoche <strong>de</strong>r Stadtgeschichte ist außer <strong>de</strong>r noch<br />

teilweise erhaltenen Stadtbefestigung vor allem die Marienkirche<br />

(Stiftskirche), <strong>de</strong>r erste dreischiffige Hallenbau in Schwaben. Das<br />

Westwerk wur<strong>de</strong> um 1280 begonnen, das Langhaus Anfang <strong>de</strong>s 14.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts vollen<strong>de</strong>t. Nach<strong>de</strong>m die Grafen von Württemberg<br />

1439 ein Chorherrnstift an <strong>de</strong>r Stadtkirche angelegt hatten, in <strong>de</strong>m<br />

33


von 1481 bis1516 die Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s gemeinsamen Lebens wirkten,<br />

wur<strong>de</strong>n Langhaus und Chor (von 1356) durch Hans Murer von<br />

Ulm ca. 1470-1490 zu <strong>de</strong>r heutigen spätgotischen Hallenkirche mit<br />

Netzgewölben umgebaut. Die Ausstattung <strong>de</strong>s Kircheninnern gipfelt<br />

in <strong>de</strong>m "großartigen Bildchoral" von Chorgestühl (1517, Heinrich<br />

Schickhardt d. Ä.) und Hochaltar (1519, Jörg Ratgeb).<br />

Die kulturelle Blüte <strong>de</strong>s mittelalterlichen Herrenberg leuchtet auf<br />

in <strong>de</strong>n Namen von<br />

• Heinrich Schickhardt (1558-1635), be<strong>de</strong>utendster württembergischer<br />

Baumeister,<br />

• Wilhelm Schickhardt (1592-1635), Orientalist, Mathematiker,<br />

Astronom und Kartograph in Tübingen, Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Rechenmaschine,<br />

• Johann Valentin Andreae (1586-1654), Theologe, Autor<br />

und Reorganisator <strong>de</strong>r evangelischen Lan<strong>de</strong>skirche in<br />

Württemberg.<br />

Nach<strong>de</strong>m Herrenberg 1466 von einem Brand heimgesucht und<br />

auch im Bauernkrieg (1525) umkämpft wur<strong>de</strong>, brachte <strong>de</strong>r 30-<br />

jährige Krieg das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadt. Dem großen<br />

Stadtbrand von 1635 fielen fast alle Gebäu<strong>de</strong> zum Opfer. Auch<br />

durch Pest und Seuchen vermin<strong>de</strong>rte sich die Einwohnerzahl auf<br />

ca. 40 % ihres Vorkriegsstan<strong>de</strong>s.<br />

Durch <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau nach 1635 konnte sich Herrenberg seine<br />

Zentralfunktion bewahren. So stammt <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>r heutigen Altstadt<br />

aus dieser Zeit mit <strong>de</strong>n Fachwerkhäusern am Marktplatz, <strong>de</strong>r<br />

Spitalkirche (1656) und <strong>de</strong>m Fruchtkasten von 1684.<br />

Herrenberg, ab 1806 Oberamtsstadt, blieb mit seinen Jahrmärkten<br />

und einem starken Handwerk seither wirtschaftlicher Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>s landwirtschaftlich orientierten Oberen Gäus. Die Industrialisierung<br />

begann trotz <strong>de</strong>s 1879 vollzogenen Anschlusses an die<br />

Gäubahn erst 1899 und setzte in stärkerem Maße nach <strong>de</strong>m Zweiten<br />

Weltkrieg ein.<br />

34


Einen Einschnitt brachte 1938 die Aufhebung <strong>de</strong>s Oberamts<br />

(Landkreises), wodurch Herrenberg zum Landkreis Böblingen<br />

kam, und <strong>de</strong>r Zweite Weltkrieg, <strong>de</strong>m ca. 30 Gebäu<strong>de</strong> zum Opfer<br />

fielen. Nach 1945 wuchs die Stadt wie viele an<strong>de</strong>re beson<strong>de</strong>rs<br />

durch <strong>de</strong>n starken Zuzug von Heimatvertriebenen und die neu<br />

angesie<strong>de</strong>lte Industrie. Zwischen 1965 wur<strong>de</strong>n die umliegen<strong>de</strong>n<br />

Dörfer Affstätt, Gültstein, Kayh, Kuppingen, Mönchberg und<br />

Oberjesingen eingemein<strong>de</strong>t. Seit 1974 ist Herrenberg Große Kreisstadt.<br />

Anlage<br />

Die Herrenberger Altstadt liegt bogenförmig am Abhang <strong>de</strong>s<br />

Schlossberges, <strong>de</strong>r sich spornartig in die Gäulandschaft vorschiebt.<br />

Die Umgrenzung <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadt lässt sich im heutigen<br />

Stadtbild an <strong>de</strong>n Resten <strong>de</strong>r ehemaligen Wehrmauer noch gut ablesen.<br />

Anschaulich dokumentieren die in ihrer Anlage ins 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

zurückgehen<strong>de</strong>n Schenkelmauern die Verklammerung von<br />

Schloss und Stadt.<br />

Im halbmondförmigen Grundriss <strong>de</strong>r Altstadt folgen die wichtigsten<br />

Straßenzüge <strong>de</strong>n Höhenlinien <strong>de</strong>s Bergsporns. Deutlich tritt<br />

35


die alte Hauptdurchgangsstraße (Tübinger und Stuttgarter Straße)<br />

hervor. Als Bin<strong>de</strong>glied zwischen bei<strong>de</strong>n Straßen ist <strong>de</strong>r Marktplatz<br />

Zentrum <strong>de</strong>r Stadtanlage. An <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Marktplatz südöstlich<br />

schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Querachse <strong>de</strong>r Altstadt (Bronngasse - Kirchgasse)<br />

liegen auch die Hauptwahrzeichen <strong>de</strong>r Stadt: Rathaus, Stiftskirche<br />

und evang. Dekanat (letzteres nach Osten gerückt). Den Endpunkt<br />

dieser Achse bil<strong>de</strong>t die Schlossruine auf <strong>de</strong>m Schlossberg.<br />

Stiftskirche<br />

Das Stadtwahrzeichen Herrenbergs ist die Stifts- und heutige<br />

Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau. Die unverwechselbare Silhouette<br />

<strong>de</strong>r Kirche mit <strong>de</strong>r breiten Westturmfassa<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r<br />

Zwiebelhaube beherrscht kilometerweit die Gäulandschaft. Die<br />

Stiftskirche wur<strong>de</strong> in zwei Bauabschnitten zwischen 1276 und 1493<br />

erbaut und <strong>als</strong> erste spätgotische Hallenkirche in Süd<strong>de</strong>utschland<br />

vollen<strong>de</strong>t. Neben einem hölzernen Chorgestühl und einem Glockenmuseum<br />

befin<strong>de</strong>t sich in ihr auch die älteste Rosette Schwabens<br />

und die älteste Kirchenglocke Württembergs.<br />

Dekanat<br />

Die Propstei <strong>de</strong>s 1439 begrün<strong>de</strong>ten weltlichen Chorherrnstifts<br />

entstand seit Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Bis 1517 beherbergte sie<br />

dann die Brü<strong>de</strong>r vom gemeinsamen Leben, bis zur Reformation<br />

1534 wie<strong>de</strong>r weltliche Chorherren. 1534-1749 war es Sitz <strong>de</strong>r Vögte,<br />

anschließend Wohnung und Amtssitz <strong>de</strong>r Spezi<strong>als</strong>uperinten<strong>de</strong>nten<br />

und Dekane.<br />

Stadt- und Burghal<strong>de</strong>mauer mit Hagtorturm<br />

Die Stadtbefestigung entstand mit <strong>de</strong>r Stadtgründung im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Von <strong>de</strong>r Stadtmauer mit einer Gesamtlänge von 1126 m<br />

sind heute noch 620 m an verschie<strong>de</strong>nen Stellen in <strong>de</strong>r Altstadt<br />

erhalten, davon 250 m in voller Höhe mit Wehrgängen, Zinnen,<br />

Schieß- und Beobachtungsscharten. Beson<strong>de</strong>rs gut ist die Stadtmauer<br />

(Burghal<strong>de</strong>mauer) im Bereich <strong>de</strong>s Schlossbergs zu erkennen.<br />

Das Hagtor oberhalb <strong>de</strong>r Stiftskirche ist das einzig erhaltene<br />

Tor <strong>de</strong>r Stadtmauer.<br />

36


Marktplatz mit Rathaus<br />

Schlossruine mit Aussichtsturm<br />

Von <strong>de</strong>r ehemaligen Burg- und Schlossanlage sind nur noch einige<br />

Ruinen übrig. Auf <strong>de</strong>m Stumpf <strong>de</strong>s ehemaligen Westturms (volkstümlich<br />

„Pulverturm“) wur<strong>de</strong> 1957 ein Aussichtsturm errichtet.<br />

Marktplatz<br />

Seit <strong>de</strong>r Stadtgründung fin<strong>de</strong>n an diesem Ort Märkte statt, bis 1504<br />

wur<strong>de</strong> hier auch unter freiem Himmel das Hochgericht gehalten.<br />

Die Fachwerkhäuser entstan<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m großen Stadtbrand von<br />

1635. Der Marktbrunnen wur<strong>de</strong> 1347 zum ersten Mal urkundlich<br />

erwähnt. Er versorgte die Stadt mit Wasser. Seine Säule zeigt einen<br />

Löwen und das Württemberger Wappen. Das klassizistische Rathaus<br />

mit <strong>de</strong>m Glocken- und Uhrentürmchen stammt aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1806.<br />

37


Lernorterkundung<br />

Die Herrenberger Stadterkundung bietet sich aufgrund <strong>de</strong>r Übersichtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Stadtanlage, wegen <strong>de</strong>r Überschaubarkeit <strong>de</strong>r einzelnen<br />

historischen Orte und auch wegen <strong>de</strong>r relativ kurzen Wege<br />

dazu an, sie <strong>als</strong> von <strong>de</strong>n Schülerinnen und Schülern (Kl. 7) eigenverantwortlich<br />

vorbereitete "Stadtführung" durchzuführen. Den<strong>kb</strong>ar<br />

sind folgen<strong>de</strong> Varianten:<br />

Für Klassen aus Herrenberg bzw. <strong>de</strong>r nahen Umgebung<br />

Die Schüler erhalten einige Zeit vor <strong>de</strong>r Exkursion in die Herrenberger<br />

Altstadt in Partnerarbeit <strong>als</strong> Hausaufgabe <strong>de</strong>n Auftrag, einen<br />

kurzen Vortrag (10 Minuten) über das jeweilige Objekt zu<br />

halten. Sie sollen vorher auch <strong>de</strong>n Ort eigenverantwortlich besichtigen<br />

und die für ihr Referat am besten geeignete Stelle bestimmen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Exkursion im Klassenverband wer<strong>de</strong>n die Referate dann<br />

von <strong>de</strong>n Experten gehalten.<br />

Eine sehr motivieren<strong>de</strong> Untervariante, die auch schon erfolgreich<br />

von Herrenberger Kollegen erprobt wur<strong>de</strong>, ist die Einladung <strong>de</strong>r<br />

Eltern <strong>als</strong> Gruppe interessierter "Herrenberg-Touristen". Die Experten<br />

bleiben am jeweiligen historischen Ort und halten für die<br />

vorbeikommen<strong>de</strong> Touristengruppe (empfehlenswert ist die Bildung<br />

von zwei o<strong>de</strong>r mehr Teilgruppen) ihr Referat.<br />

Für Klassen aus <strong>de</strong>r weiteren Umgebung<br />

Die Schüler erhalten einige Zeit vor <strong>de</strong>r Exkursion in die Herrenberger<br />

Altstadt in Partnerarbeit <strong>de</strong>n Auftrag, einen kurzen Vortrag<br />

(5 Minuten) zu erarbeiten, Vorbereitung in einer Unterrichtsstun<strong>de</strong>,<br />

keine Vorbesichtigung vor Ort. Die Route <strong>de</strong>s Stadtrundgangs<br />

muss von <strong>de</strong>r Lehrkraft erkun<strong>de</strong>t und festgelegt wer<strong>de</strong>n, ebenso<br />

die geeignete Stelle <strong>de</strong>s Expertenreferats.<br />

Je<strong>de</strong>rzeit möglich ist freilich auch die Buchung einer Führung<br />

durch Beauftragte <strong>de</strong>r Stadtverwaltung Herrenberg. Beson<strong>de</strong>rs<br />

hinzuweisen ist auf die Führung durch die Stiftskirche mit <strong>de</strong>m<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Chorgestühl und durch das Glockenmuseum im<br />

Turm <strong>de</strong>r Stiftskirche.<br />

38


Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg<br />

Hoch über <strong>de</strong>n Dächern <strong>de</strong>r Stadt Herrenberg unter <strong>de</strong>r "welschen<br />

Haube", <strong>de</strong>r barocken "Zwiebel", im mächtigen Turm <strong>de</strong>r Stiftskirche<br />

befin<strong>de</strong>t sich das Glockenmuseum. In je<strong>de</strong>m Jahr scheuen<br />

sich etwa 10.000 Menschen nicht vor <strong>de</strong>m Aufstieg über die 146<br />

Stufen, um dann ohne "musealen" Abstand die einmalige Sammlung<br />

aus über einem Jahrtausend Glockengeschichte ansehen und<br />

anhören zu können.<br />

Man begegnet damit <strong>de</strong>m umfangreichsten Kirchengeläut<br />

Deutschlands. Glocken aus neun Jahrhun<strong>de</strong>rten und aus vielen<br />

Regionen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschsprachigen Raums, Glocken, die eine abgestimmte<br />

Tonleiter über fast drei Oktaven bil<strong>de</strong>n, sind dort aufgehängt.<br />

Es sind keine Museumsstücke, die außer Gebrauch gekommen<br />

sind, son<strong>de</strong>rn Glocken, die ihren althergebrachten Dienst tun.<br />

Über 30 läutbare Glocken können aus <strong>de</strong>r Nähe besichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der viertelstündliche, <strong>de</strong>r stündliche Glockenschlag und das Läuten<br />

<strong>de</strong>r Glocken nach <strong>de</strong>r festgelegten Läuteordnung unterbricht<br />

unüberhörbar je<strong>de</strong> Besichtigung und wird zu einem unvergesslichen<br />

Klangerlebnis.<br />

Geschichte<br />

Das mächtige gotische Westwerk <strong>de</strong>r evangelischen Stiftskirche<br />

Herrenberg wird von einer barocken Haube mit Zwiebel gekrönt.<br />

Sie ersetzte 1749 die bei<strong>de</strong>n baufällig gewor<strong>de</strong>nen Fachwerktürme.<br />

Unter <strong>de</strong>m breiten Turmdach öffnet sich seit<strong>de</strong>m ein weiter, zweistöckiger<br />

Raum. Er bietet Platz für eine Glockenstube, wie sie in<br />

dieser Größe selten zu fin<strong>de</strong>n ist. Die großzügige Sanierung <strong>de</strong>r<br />

Herrenberger Stiftskirche in <strong>de</strong>n Jahren 1972 bis 1982 brachte<br />

überdies zu Stan<strong>de</strong>, was Jahrhun<strong>de</strong>rte lang unsicher war, nämlich<br />

die erfolgreiche und nachhaltige Festigung <strong>de</strong>r Statik <strong>de</strong>s Westwerks,<br />

auf <strong>de</strong>m diese Glockenstube gegrün<strong>de</strong>t ist.<br />

1986 kam Dieter Eisenhardt <strong>als</strong> Dekan nach Herrenberg. Ihn faszinierte<br />

<strong>de</strong>r große Glockenstubenraum. Zusammen mit <strong>de</strong>m kostbaren<br />

Inventar von fünf wertvollen Glocken aus acht Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

bot er sich <strong>als</strong> i<strong>de</strong>aler Platz für eine einzigartige Glockensammlung<br />

an. Auf <strong>de</strong>m Herrenberger Stiftskirchenturm sollten Glocken<br />

39


an ihrem Bestimmungsort, <strong>de</strong>m Kirchturm, in ihrer ursprünglichen<br />

Funktion <strong>als</strong> Rufer zu Gottesdienst und Gebet einer breiten Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die "Armsün<strong>de</strong>rglocke" (13. Jh.)<br />

Die beson<strong>de</strong>re Museumskonzeption besteht darin, dass <strong>de</strong>r Besucher<br />

die Glocken nicht nur anschauen, son<strong>de</strong>rn sie auch in Aktion<br />

sehen kann, dass er die Glocken nicht nur angeschlagen hört, son<strong>de</strong>rn<br />

sie in voller Klangentfaltung wahrnimmt, und dass er diese<br />

großen Instrumente nicht nur anfassen kann, son<strong>de</strong>rn ihre Klangwellen<br />

im Körper selbst spürt. Dieses ganzheitliche Erlebnis ist<br />

sonst in keinem Glockenmuseum möglich.<br />

1990 wur<strong>de</strong> das Museum mit zunächst elf Glocken eröffnet.<br />

Gleichzeitig kam es zur Gründung <strong>de</strong>r Herrenberger Bauhütte<br />

unter Leitung von Fritz Hanßmann. Diese besteht aus ehrenamtli-<br />

40


chen Mitarbeitern und betreibt wesentlich <strong>de</strong>n Auf- und Ausbau<br />

<strong>de</strong>s Museums. 1992 übergab die Evangelische Kirchengemein<strong>de</strong><br />

Herrenberg die Trägerschaft <strong>de</strong>m Verein zur Erhaltung <strong>de</strong>r Stiftskirche.<br />

Der Ausbau <strong>de</strong>s Herrenberger Stiftskirchenturms zu einem Glockenmuseum<br />

ist im Wesentlichen <strong>de</strong>r Bauhütte zu verdanken. Ein<br />

funktionales Glockenmuseum ist auch ein technisches Museum. Seine<br />

Einrichtung erfor<strong>de</strong>rt <strong>als</strong>o technischen Sachverstand. Wie ist die<br />

Statik <strong>de</strong>s Turms und <strong>de</strong>s Gebälks zu beurteilen? Wie kann eine<br />

tonnenschwere Glocke in <strong>de</strong>n Turm gehoben wer<strong>de</strong>n? usw. Zum<br />

Auf- und Ausbau <strong>de</strong>s Glockenmuseums mussten <strong>als</strong>o zunächst<br />

entsprechen<strong>de</strong> Fachleute hinzugezogen wer<strong>de</strong>n. Aber externe<br />

Fachleute allein hätten das Projekt Glockenmuseum nicht gelingen<br />

lassen können. Ausbau und Ausgestaltung <strong>de</strong>s Turms, Aufstellung<br />

und Wartung historischer Glocken erfor<strong>de</strong>rn ständige Planung und<br />

Pflege durch ein engagiertes Team vor Ort. Wenn im Mittelalter<br />

große Kirchenbauten projektiert waren, bil<strong>de</strong>te sich eine so genannte<br />

"Bauhütte", eine Gruppe von verschie<strong>de</strong>nen Handwerkern<br />

und Bauleuten sie<strong>de</strong>lte sich bei <strong>de</strong>r Kirche an und arbeitete über<br />

Jahrzehnte an einem solchen Projekt.<br />

Eine professionelle Bauhütte wie die am Kölner Dom konnte sich<br />

Herrenberg natürlich nicht leisten. Aber es fan<strong>de</strong>n sich sehr geschickte<br />

und engagierte Fachleute, die bereit waren, in ihrer Freizeit<br />

<strong>als</strong> ehrenamtliche Mitarbeiter für die Kirche zu arbeiten. Sie<br />

grün<strong>de</strong>ten im Jahr 1993 die Bauhütte Stiftskirche Herrenberg <strong>als</strong><br />

Einrichtung <strong>de</strong>r evangelischen Kirchengemein<strong>de</strong>. Im Untergeschoss<br />

<strong>de</strong>s Dekanats und im Turm <strong>de</strong>r Stiftskirche richtete sich die<br />

Bauhütte professionelle Werkstätten ein. In allen bau- und glockentechnischen<br />

Fragen sammelte sich dort ein erheblicher Sachverstand<br />

an, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Herrenberger Stiftskirche <strong>als</strong> Ganzem und<br />

<strong>de</strong>m Glockenmuseum im Beson<strong>de</strong>ren vielseitige Dienste leistete.<br />

Der Besuch <strong>de</strong>s Glockenmuseums kann anhand von Texten über<br />

die Entwicklungsgeschichte und Aufgaben <strong>de</strong>r Glocken sowie<br />

anhand von Abbildungen und Texten zur Läutetechnik und zur<br />

Glocke <strong>als</strong> Musikinstrument fächerübergreifend (Religion, Musik,<br />

41


Glockenstube<br />

Geschichte, Deutsch, NWT) im Unterricht vorbereitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Thema „Akustik“ im Fach Physik eignet sich ein Besuch <strong>de</strong>s<br />

Museums auch für Messungen und Klanganalysen.<br />

Im Museum ist jedoch auf Grund <strong>de</strong>r räumlichen Verhältnisse <strong>de</strong>s<br />

Glockenturms <strong>de</strong>r Herrenberger Stiftskirche sowie <strong>de</strong>r komplexen<br />

Thematik eine eigenverantwortliche Erschließung bzw. ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s<br />

Lernen eher schwierig. Daher wird eine Führung mit Experten<br />

<strong>de</strong>s Glockenmuseums empfohlen.<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Erlebnis sind die Glockenkonzerte, die allerdings<br />

nur einmal monatlich am ersten Samstag von 17 - 18 Uhr stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wird eindrucksvoll die Glocke <strong>als</strong> Musikinstrument<br />

vorgeführt.<br />

Informationen<br />

Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg<br />

Turm <strong>de</strong>r Stiftskirche Herrenberg<br />

71083 Herrenberg<br />

42


Internet: http://www.glockenmuseum-stiftskirche-herrenberg.<strong>de</strong><br />

Öffnungszeiten (Stand 2010)<br />

April - Okt.: Mittwoch 14.30 - 17.00, Samstag14.30 - 18.30, Sonntag/Feiertag:11.30<br />

- 17.00<br />

Nov. - März: Mittwoch 14.30 - 16.00, Samstag 17.00 - 18.30, Sonntag/Feiertag<br />

14.30 - 16.00<br />

Eintritt (Stand 2011)<br />

Erwachsene 2 Euro, Kind/Schüler/Stu<strong>de</strong>nt und Gruppenermäßigung<br />

je Person 1 Euro, Kin<strong>de</strong>r nur in Begleitung Erwachsener.<br />

Glockenkonzerte<br />

Glockenkonzerte fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel je<strong>de</strong>n ersten Samstag im Monat<br />

von 17.00 - 18.10 Uhr statt. Treffpunkt ist zunächst das Kirchenschiff.<br />

Nach einer kurzen Einführung können sich die Besucher<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob sie die Glocken im Kirchhof anhören wollen,<br />

o<strong>de</strong>r ob sie mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Konzertes <strong>de</strong>n Turm besteigen.<br />

Dort beginnt dann die eigentliche Vorführung. Neben <strong>de</strong>n einzelnen<br />

historischen Glocken wer<strong>de</strong>n auch unterschiedliche Zusammenstellungen<br />

<strong>de</strong>s Haupt- und Zimbelgeläuts erläutert und zu<br />

Gehör gebracht. Die Besucher können dabei die Glocken nicht<br />

nur sehen und hören, son<strong>de</strong>rn auch in ihrer vollen, schwingen<strong>de</strong>n<br />

Klangentfaltung erleben. Der Eintritt ist frei, ein Unkostenbeitrag<br />

<strong>als</strong> Spen<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>s Glockenmuseums wird dan<strong>kb</strong>ar<br />

angenommen (Richtsatz 3 Euro).<br />

Internetadressen<br />

Herrenberg:<br />

http://www.schulebw.<strong>de</strong>/unterricht/faecheruebergreifen<strong>de</strong>_themen/lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>/m<br />

o<strong>de</strong>lle/epochen/mittelalter/staedte/herrenberg/in<strong>de</strong>x.htm<br />

Glockenmuseum:<br />

http://www.schulebw.<strong>de</strong>/unterricht/faecheruebergreifen<strong>de</strong>_themen/lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>/m<br />

o<strong>de</strong>lle/epochen/mittelalter/staedte/herrenberg/in<strong>de</strong>x.htm<br />

43


Hubert Segeritz<br />

„Versteinerte“ Geschichte am Beispiel <strong>de</strong>r Stadt<br />

Grünsfeld<br />

Vom Aufstieg und Nie<strong>de</strong>rgang einer mittelalterlichen Stadt<br />

Beim Gang durch eine mittelalterliche Kleinstadt wie Grünsfeld<br />

fin<strong>de</strong>t man an vielen Stellen Zeugnisse aus vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rten.<br />

Um sie zu verstehen und richtig einzuordnen, lohnt es sich,<br />

einen Blick in das Geschichtsbuch zu werfen.<br />

Naturgemäß ist die aus Quellen vergangener Jahrhun<strong>de</strong>rte recherchierte<br />

Geschichte nur eine „einseitige“ Sichtweise. 1981 wur<strong>de</strong><br />

vom am 9.6.2011 verstorbenen Dr. Elmar Weis nach umfangreichen<br />

Recherchen im Stadtarchiv, in Lan<strong>de</strong>s- und Privatarchiven im<br />

Auftrag <strong>de</strong>r Stadt eine „Geschichte <strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld“ erstellt.<br />

Diese Recherchen dienten <strong>de</strong>m Autor <strong>als</strong> Basis für geschichtlichen<br />

Gang durch die mittelalterliche Stadt. Bei einem Rundgang durch<br />

Grünsfeld fin<strong>de</strong>t man an vielen markanten Stellen einen Bezug<br />

zum vorherrschen<strong>de</strong>n Baustein <strong>de</strong>r Gegend, <strong>de</strong>m Fränkischen<br />

Muschelkalk. Daher beginne ich meinen Beitrag mit <strong>de</strong>n ältesten<br />

Zeugen <strong>de</strong>r ehemaligen Amtsstadt.<br />

Ein Einblick in das Buch <strong>de</strong>r Erdgeschichte<br />

Fin<strong>de</strong>t man im Bereich <strong>de</strong>s Taubert<strong>als</strong> einen Stein, so liegt man in<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen nicht f<strong>als</strong>ch, wenn man sein Alter auf 200 bis<br />

250 Millionen Jahre schätzt. Warum das?<br />

Vor gut 250 Millionen Jahren befan<strong>de</strong>n sich weite Teile Süd<strong>de</strong>utschlands<br />

in einer flachen Mul<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>n Geologen „Germanisches<br />

Becken“ genannt. Das Klima war dam<strong>als</strong> heiß und eher<br />

trocken, ähnlich wie heute in Nordafrika. Die Flüsse transportierten<br />

von <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gebirgen San<strong>de</strong> und Tone, die sie in<br />

diesem Becken ablagerten. In <strong>de</strong>n nächsten Jahrmillionen wur<strong>de</strong><br />

die Landschaft abwechselnd von einem flachen Meer überschwemmt,<br />

gelegentlich trocknete sie auch wie<strong>de</strong>r aus und hinterließ<br />

Salzsedimente, wenn die Verbindung zum Weltmeer unterbrochen<br />

wur<strong>de</strong>. So bil<strong>de</strong>ten sich aus <strong>de</strong>n Ablagerungen <strong>de</strong>r Flüsse und<br />

<strong>de</strong>s Meeres teilweise mehr <strong>als</strong> 1000 Meter mächtige,<br />

44


Muschelkalksteinbruch im Ortsteil Krensheim<br />

durch <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r aufliegen<strong>de</strong>n Sedimente versteinerte Ablagerungen.<br />

Die Geologen nennen diese Phase <strong>de</strong>r Erdgeschichte Trias,<br />

weil sie aus drei <strong>de</strong>utlich unterscheidbaren Gesteinen besteht:<br />

Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Die blau-grauen Kalksteine<br />

<strong>de</strong>s Muschelkalks in Grünsfeld und Umgebung geben<br />

Zeugnis von einer großräumigen Meeresüberflutung, die rotbraunen<br />

Sand- und Tonsteine <strong>de</strong>s Buntsandsteins bei Wertheim wur<strong>de</strong>n<br />

dagegen ebenso wie <strong>de</strong>r Keupersandstein bei Maulbronn auf<br />

<strong>de</strong>m Festland abgelagert. Vor etwa 150 Millionen Jahren zog sich<br />

das Meer endgültig zurück, die versteinerten Schichten wur<strong>de</strong>n im<br />

Nordwesten stärker, im Südosten schwächer gehoben und durch<br />

die Flüsse in einem jetzt <strong>de</strong>utlich feuchteren Klima schrittweise<br />

abgetragen. Die Tauber hat sich heute mit etwa 150 m beson<strong>de</strong>rs<br />

tief in die umliegen<strong>de</strong>n Gesteinsschichten eingeschnitten. Sie legt<br />

heute unterhalb von Werbach die ältesten Gesteine <strong>de</strong>s Germanischen<br />

Beckens, <strong>de</strong>n sogenannten Buntsandstein wie<strong>de</strong>r frei. Das<br />

Taubertal oberhalb von Werbach gibt dagegen Zeugnis von einer<br />

weiträumigen Meeresüberflutung. In <strong>de</strong>n versteinerten Kalkschichten<br />

<strong>de</strong>s Muschelkalks fin<strong>de</strong>n sich neben allen Arten von Muscheln<br />

45


auch Schnecken, Seelilien und Ceratiten aus <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Ammoniten.<br />

Fin<strong>de</strong>t man sie in Unmengen an einer Stelle, kann man<br />

sich gut vorstellen, wie dam<strong>als</strong> ein tropischer Wirbelsturm durch<br />

das Korallenriff fegte und eine Spur <strong>de</strong>r Verwüstung hinter sich<br />

her zog. Die Hänge <strong>de</strong>r tief eingeschnittenen Tauber und <strong>de</strong>ren<br />

Nebentäler boten schon vor 1000 Jahren zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

Kalksteinbo<strong>de</strong>n gute Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Weinbau, die<br />

Hochflächen boten dagegen für <strong>de</strong>n Getrei<strong>de</strong>- und später auch für<br />

<strong>de</strong>n Rübenanbau eine gute Grundlage.<br />

Die Frühgeschichte <strong>de</strong>r Besiedlung<br />

Der Mensch gehört sicher zu <strong>de</strong>n jüngsten Bewohnern <strong>de</strong>s Taubert<strong>als</strong>,<br />

unsere Vorfahren wan<strong>de</strong>rten vermutlich erst vor wenigen<br />

Hun<strong>de</strong>rttausend Jahren von Sü<strong>de</strong>n her ein, durchlebten in <strong>de</strong>n<br />

Eiszeiten ein Klima wie heute in Sibirien und in <strong>de</strong>n dazwischenliegen<strong>de</strong>n<br />

Warmzeiten Temperaturen ähnlich <strong>de</strong>r heutigen. In <strong>de</strong>n<br />

Eiszeiten waren die Sommer nur kurz und wur<strong>de</strong>n durch lang anhalten<strong>de</strong>,<br />

sehr kalte Winter abgelöst. An <strong>de</strong>n Hängen <strong>de</strong>r Tauber<br />

fin<strong>de</strong>n wir oft mehrere Meter mächtige Schichten aus feinem, gelblich-braunem<br />

Lößstaub, <strong>de</strong>r dam<strong>als</strong> aus <strong>de</strong>n fast vegetationslosen<br />

Flusstälern ausgeblasen wur<strong>de</strong>. Die Kiese und San<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tauber<br />

stammen überwiegend von gewaltigen Hochwassern nach <strong>de</strong>r jährlichen<br />

Schneeschmelze im Frühsommer.<br />

Archäologische Fun<strong>de</strong> lassen vermuten, dass <strong>de</strong>r Mensch in dieser<br />

Region seit min<strong>de</strong>stens 6000 Jahren Fuß gefasst hat. Im Grünsfel<strong>de</strong>r<br />

Ortsteil Krensheim wur<strong>de</strong>n 2009 in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Wasserturms<br />

Siedlungen aus dieser Zeit nachgewiesen. Die genauen Auswertungen<br />

<strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> stehen <strong>de</strong>rzeit noch aus. Zur Zeit <strong>de</strong>r Römer<br />

war die Grünsfel<strong>de</strong>r Gemarkung wohl weitgehend bewal<strong>de</strong>t und<br />

kaum besie<strong>de</strong>lt, ab <strong>de</strong>m 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt n. Chr. durchbrachen die<br />

Alemannen in unserer Region <strong>de</strong>n römischen Limes zwischen Miltenberg,<br />

Walldürn und Osterburken. Dieser germanische Stamm<br />

wur<strong>de</strong> dann um 500 n. Chr. von <strong>de</strong>n Franken besiegt. Unter Karl<br />

<strong>de</strong>m Großen und <strong>de</strong>ssen Nachfolgern wur<strong>de</strong>, ausgehend vom<br />

Verwaltungssitz <strong>de</strong>s Taubergaus, <strong>de</strong>m heutigen Königshofen, <strong>de</strong>r<br />

Wald großflächig gero<strong>de</strong>t und Siedlungen gegrün<strong>de</strong>t. Die Ortsna-<br />

46


Kirchturm in Grünsfeld<br />

men auf -feld, -stadt, -brunn und -hausen stammen überwiegend<br />

aus dieser Zeit. Erstm<strong>als</strong> wer<strong>de</strong>n Orte <strong>de</strong>r Region in <strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Klöster Lorsch und Fulda erwähnt. Der irische „Apostel<br />

<strong>de</strong>r Franken“, Bonifatius, und <strong>de</strong>ssen Verwandte Lioba aus <strong>de</strong>m<br />

nahen „Bischofsheim“ (die Grünsfel<strong>de</strong>r nennen Tauberbischofsheim<br />

heute noch „Bischeme“) betrieben massiv und mit Erfolg<br />

die Christianisierung <strong>de</strong>r Taubert<strong>als</strong> und <strong>de</strong>r Seitentäler.<br />

Erstm<strong>als</strong> erwähnt wird „Gruonfeld“ im 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt im Co<strong>de</strong>x<br />

<strong>de</strong>s Klosters Fulda. Um das 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt hatten vermutlich die<br />

Herren von Zimmern (heute ein Ortsteil von Grünsfeld) das Sagen.<br />

Auch im Ortsteil Krensheim herrschte wohl die Verwandtschaft<br />

in einer Burg, die 1525 im Bauernkrieg zerstört wur<strong>de</strong>.<br />

47


Die Rienecksche Herrschaft<br />

Um 1200 übernahmen die Grafen von Rieneck aus <strong>de</strong>m Spessart<br />

durch Einheirat die Herrschaft über Zimmern und Lauda. Sie<br />

zeichneten sich durch Schenkungen an das Kloster Bronnbach aus<br />

und wählten Grünsfeld <strong>als</strong> ihren Herrschaftssitz, eine geostrategisch<br />

nachvollziehbare Entscheidung, um die mittelalterliche Han<strong>de</strong>lsstraße<br />

von Nürnberg über Aub, (Tauber-)Bischofsheim und<br />

Miltenberg nach Frankfurt zu kontrollieren. Die Entscheidung für<br />

Grünsfeld <strong>als</strong> Hauptsitz hatte schwerwiegen<strong>de</strong> Folgen, da damit<br />

ein wichtiges Zentrum mit vielfältigen Verwaltungsfunktionen<br />

entstand: Die Rienecks hatten, wie aus Urkun<strong>de</strong>n belegt ist, viele<br />

lehenspflichtige Güter im Taubertal. Weinberge und Getreidanbau<br />

brachten ihnen reichliche Einnahmen.<br />

Unter Ludwig II. von Rieneck und <strong>de</strong>ssen Nachfolgern erhielt<br />

Grünsfeld eine mächtige Burg und eine Stadtmauer. Ein Wartturm<br />

auf <strong>de</strong>m Schalksberg stellte die Sichtverbindung zu <strong>de</strong>n Warttürmen<br />

benachbarter Gemein<strong>de</strong>n her. Als Baumaterial stand <strong>de</strong>r<br />

reichlich vorhan<strong>de</strong>ne Muschelkalk zur Verfügung. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong><br />

nach einem großen Brand im Jahre 1861, <strong>de</strong>m ein großer Teil <strong>de</strong>s<br />

mittelalterlichen „Klein-Rothenburg“ zum Opfer fiel, von <strong>de</strong>r<br />

großherzoglichen Regierung das Nie<strong>de</strong>rreißen eines großen Teils<br />

<strong>de</strong>r Stadtmauer angeordnet.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s 13.Jahrhun<strong>de</strong>rts erhielt Grünsfeld das Stadtrecht,<br />

noch 1247 <strong>als</strong> „villa“ erwähnt, wird Grünsfeld 1280 erstm<strong>als</strong> in<br />

einer Urkun<strong>de</strong> <strong>als</strong> „oppidum“ bezeichnet. Mit <strong>de</strong>n Burgen in <strong>de</strong>n<br />

heutigen Ortsteilen Krensheim und Zimmern und <strong>de</strong>ren Reisigen<br />

und Knechten verfügten die Rienecks über eine schlagkräftige<br />

Truppe zur Sicherung ihrer Liegenschaften.<br />

Die Stadt hatte dam<strong>als</strong> wohl etwa 600-700 Einwohner. Eine<br />

Stadtmauer mit einer mächtigen Burg, ein Rathaus, mehrere Mühlen,<br />

ein Markt, die Anwesenheit von A<strong>de</strong>ligen, Handwerkern und<br />

jüdischen Bürgern, die die Han<strong>de</strong>ls-und Kreditgeschäfte in <strong>de</strong>r<br />

Stadt abwickelten, zeigen, dass “Gruensvelth“ dam<strong>als</strong> nicht nur <strong>de</strong><br />

jure , son<strong>de</strong>rn auch funktional zu einer Stadt herangewachsen war.<br />

Mehrfach fin<strong>de</strong>n sich im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt Urkun<strong>de</strong>n (z.B.1336 von<br />

Kaiser Ludwig IV.), die <strong>de</strong>n Rienecks das mit Mauteinnahmen<br />

48


links: Grabmal <strong>de</strong>r Amalia von Rieneck ,Bronzeguss aus <strong>de</strong>m Jahr1483<br />

Grabmal <strong>de</strong>s Gerhard von Rieneck aus <strong>de</strong>m Jahr 1381<br />

versehene Geleitrecht an <strong>de</strong>r Fernstraße bestätigten. Eine mächtige<br />

Zehntscheune und die weiträumigen Keller <strong>de</strong>s Amtshauses (heutiges<br />

Heimatmuseum) im Bereich <strong>de</strong>r Schlosses zeugen von beträchtlichen<br />

Einnahmen aus Han<strong>de</strong>l, Weinbau und Landwirtschaft.<br />

Mit <strong>de</strong>n mächtigen Bischöfen aus Würzburg und Mainz gab es<br />

immer wie<strong>de</strong>r Feh<strong>de</strong>n, die meist zu Ungunsten <strong>de</strong>r Rienecks ausgingen<br />

und daraufhin zu Gebietsverlusten führten.<br />

Das Grabmal von Gerhard V., auf <strong>de</strong>m <strong>als</strong> To<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>r 26. Juni<br />

1382 vermerkt ist, ist heute im Seitenschiff <strong>de</strong>r Grünsfel<strong>de</strong>r Stadtkirche<br />

zu besichtigen. Da er keine männlichen Nachkommen hatte,<br />

fiel sein Erbe an Graf Ludwig IV. von Rieneck, <strong>de</strong>r in Lohr am<br />

Main residierte. Dessen Sohn Michael ist wie sein Vater vor allem<br />

wegen vieler Feh<strong>de</strong>n urkundlich erwähnt. 1463 erhielt Philipp, <strong>de</strong>r<br />

älteste <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Söhne von Michael, nach einigen Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

nach einem Teilungsvertrag u.a. Grünsfeld und gab<br />

„Grunßfelt“ 1479 eine neue Stadtverordnung, in die Rechte und<br />

Pflichten <strong>de</strong>r Bürger genau geregelt wur<strong>de</strong>n (nachzulesen in:<br />

Weiss, 1981, S.70/71). Der Grabstein Philipps und seiner Frau<br />

49


Amalie befin<strong>de</strong>t sich heute <strong>de</strong>r Grünsfel<strong>de</strong>r Stadtkirche. Philipp<br />

starb am 5.12.1488, Amalie am 15.5.1486.<br />

Kurz nach <strong>de</strong>m Tod von Amalie übergab Philipp die Stadt an seinen<br />

Schwiegersohn Friedrich von Leuchtenberg, <strong>de</strong>r mit seiner<br />

Tochter Dorothea verheiratet war. Nach <strong>de</strong>m Tod ihres Mannes<br />

heiratete Dorothea 1489 <strong>de</strong>n Grafen Asmus von Wertheim, <strong>de</strong>r<br />

sich <strong>als</strong> Geistlicher nachträglich mit <strong>de</strong>m Segen von Mutter Kirche<br />

wie<strong>de</strong>r laisieren ließ, was im Mittelalter bei A<strong>de</strong>ligen nicht selten<br />

vorkam. Nach gut 10 Jahren Ehe kam es <strong>de</strong>n Quellen zufolge<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n zu immer mehr Spannungen, die - wie auch heute<br />

oft üblich - im Streit um Geld und Habe en<strong>de</strong>ten. Neben an<strong>de</strong>ren<br />

wur<strong>de</strong>n Pfalzgraf Philipp und zuletzt auch noch Kaiser Maximilian<br />

vergeblich <strong>als</strong> Schlichter o<strong>de</strong>r Richter bemüht.<br />

Dorothea von Rieneck wohnte bis zu ihrem Tod im Jahre 1503 in<br />

Grünsfeld. Der berühmte Würzburger Bildhauer Tilman Riemenschnei<strong>de</strong>r<br />

schuf aus Fränkischem Muschelkalk ihr Grabmal, das<br />

sich heute in <strong>de</strong>r Stadtkirche befin<strong>de</strong>t. Auch die Grünsfel<strong>de</strong>r Schule<br />

trägt seit einigen Jahren ihren Namen.<br />

Die Leuchtenberger Epoche<br />

Graf Asmus von Wertheim und die Grafen von Rieneck suchten<br />

um 1500 immer wie<strong>de</strong>r nach Wegen, die Grünsfel<strong>de</strong>r Liegenschaften<br />

an sich zu reißen. Daher verhan<strong>de</strong>lte <strong>de</strong>r Sohn Dorotheas aus<br />

erster Ehe, Landgraf Johann von Leuchtenberg, mit <strong>de</strong>n Mächtigen<br />

<strong>de</strong>r Region, <strong>de</strong>m Kurfürsten <strong>de</strong>r Pfalz und <strong>de</strong>m Würzburger<br />

Bischof um einen Schutzvertrag. Letztlich wur<strong>de</strong> die Stadt und das<br />

Amt Grünsfeld mit Vertrag vom 9. Mai 1502 dann <strong>de</strong>m Hochstift<br />

Würzburg lehenspflichtig und verlor damit <strong>als</strong> letzte Stadt <strong>de</strong>r<br />

Umgebung ihre Selbständigkeit. Allerdings wur<strong>de</strong>n Grünsfeld alle<br />

alten Rechte belassen.<br />

1504 verhängte Kaiser Maximilian über Landgraf Johann von<br />

Leuchtenberg Reichsacht und beauftragte <strong>de</strong>ssen Wi<strong>de</strong>rsacher und<br />

Stiefvater Graf Asmus von Wertheim, Stadt und Amt Grünsfeld in<br />

kaiserlichen Besitz zu nehmen. Dieser eroberte dann auch mit einer<br />

Streitmacht von 20 Reitern und 300 Fußknechten zunächst die<br />

zum Grünsfel<strong>de</strong>r Amt gehörigen Dörfer Dittigheim und Impfin-<br />

50


gen. Bereits einen Tag später eilte dann <strong>de</strong>r neue geistliche<br />

„Schutzherr“ aus Würzburg mit 20 Reitern und 200 Fußknechten<br />

zu Hilfe und eroberte das verlorene Terrain zurück.<br />

Bis 1513 hielt sich Landgraf Johann von Leuchtenberg überwiegend<br />

in Grünsfeld auf, danach verlegte er seinen Wohnsitz nach<br />

Amberg, was die Stellung <strong>de</strong>r Stadt <strong>de</strong>utlich schmälerte. Dennoch<br />

erreichte <strong>de</strong>ssen Sohn Georg bei Kaiser Karl V., dass mit Urkun<strong>de</strong><br />

vom 1. September 1523 Grünsfeld erneut H<strong>als</strong>gericht und Blutbann<br />

verliehen wur<strong>de</strong>.<br />

Im ausgehen<strong>de</strong>n 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> auch Grünsfeld von <strong>de</strong>n<br />

sozialen Unruhen erfasst: Zunächst brachte <strong>de</strong>r „Pfeiferhannes“ in<br />

Niklashausen die Bauern <strong>de</strong>r Umgebung durch seine aus heutiger<br />

Sicht mehr <strong>als</strong> berechtigten For<strong>de</strong>rungen an die vorwiegend geistliche<br />

Herrschaft hinter sich. Auch nach seinem Tod auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen<br />

in <strong>de</strong>r Würzburger Marienburg setzten sich die Unruhen<br />

fort, bis sie dann schließlich im sogenannten Bauernkrieg gewaltsam<br />

ausbrachen. Am 26.3.1525 am Sonntag Laetare trafen sich die<br />

Bauern <strong>de</strong>r Umgebung in Unterschüpf und vereinbarten,<br />

ein gemeinsames Heer aufzustellen, um sich <strong>de</strong>n Aufständischen<br />

anzuschließen.<br />

Die Grünsfel<strong>de</strong>r Burg wur<strong>de</strong> darauf hin zwar besetzt und teilweise<br />

geplün<strong>de</strong>rt, aber nicht zerstört wie manche Burgen in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft (z.B. in Krensheim, Oberlauda und in Messelhausen).<br />

In Grünsfeld schlossen sich neben <strong>de</strong>n Bauern auch die<br />

Bürger <strong>de</strong>r Stadt <strong>de</strong>r neuen Bewegung an.<br />

Am 2. Juni 1525 fand dann im etwa 10 km entfernten Königshofen<br />

die letzte entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schlacht statt. Die Landsknechte <strong>de</strong>s<br />

Truchseß von Waldburg „schlachteten“ dabei wohl etwa 8000<br />

Bauern in einem furchtbaren Blutbad ab.<br />

Letzterer hielt auch anschließend in Königshofen, Lauda, Mergentheim,<br />

(Tauber-)Bischofsheim und Grünsfeld , das er am 3.<br />

Juni einnahm, sein blutiges Gericht. Die zeitgenössischen Berichte<br />

sind dabei wie nicht an<strong>de</strong>rs zu erwarten, aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Sieger<br />

verfasst, zumal die Gegenseite meist <strong>de</strong>s Schreibens unkundig war.<br />

Immerhin scheint Landgraf Johann von Leuchtenberg im Vergleich<br />

glimpflich gehan<strong>de</strong>lt zu haben.<br />

51


Die Achatiuskapelle in Grünsfeldhausen<br />

Von toten Bauern lassen sich nun mal keine Steuern einziehen!<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnte waren durch Konflikte zwischen <strong>de</strong>m<br />

Haus Leuchtenberg und <strong>de</strong>m Bistum Würzburg geprägt. Bei<strong>de</strong><br />

bedienten sich reichlich an <strong>de</strong>n Ressourcen <strong>de</strong>r Stadt. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die jüdische Bevölkerung wur<strong>de</strong> in Kriegszeiten durch Schatzungsgel<strong>de</strong>r<br />

und Ausweisung stark betroffen. Da die Leuchtenberger<br />

Landgrafen durch die häufigen Kriege, kostspielige Rechtsstreitigkeiten<br />

und aufwändigen Lebensstil meist finanziell klamm<br />

waren, konnte 1561 <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Stadt <strong>de</strong>n damaligen Landgrafen<br />

Ludwig Heinrich <strong>als</strong> Kompensation für Geldfor<strong>de</strong>rungen die Befreiung<br />

von <strong>de</strong>r Leibeigenschaft erwirken (Text siehe: Stadtarchiv<br />

Grünsfeld, U22/Weiss, 1981, S.109) .Letzterer wur<strong>de</strong> ebenso wie<br />

seine Nachfolger in Pfreimd (heutige Partnerstadt <strong>de</strong>r Grünsfel<strong>de</strong>r)<br />

begraben, was eine <strong>de</strong>utliche Schwerpunktverlagerung zuungunsten<br />

<strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld zeigt.<br />

52


Interessanterweise bauten gera<strong>de</strong> in dieser Zeit im Jahre 1579 die<br />

Grünsfel<strong>de</strong>r trotz<strong>de</strong>m ihr neues Rathaus, ein heute noch sehenswertes<br />

Fachwerkgebäu<strong>de</strong> auf einem Steinsockel aus Muschelkalk.<br />

Der Grundriss ist i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m früheren Rathaus aus <strong>de</strong>m 13.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>r offenen Halle im unteren Stock waren die<br />

Marktstän<strong>de</strong> untergebracht.<br />

Mit <strong>de</strong>r Reformation wandten sich viele Bürger und Priester <strong>de</strong>n<br />

Protestanten zu. Daher blies <strong>de</strong>r Landgraf Georg Ludwig von<br />

Leuchtenberg 1583 im Zuge <strong>de</strong>r Gegenreformation zum Gegenangriff.<br />

Bei einem Besuch in Grünsfeld brachte er gleich eine neue<br />

„ordnung und mandata“ mit, in <strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem die katholische<br />

Religion auch für die Zuziehen<strong>de</strong>n festgelegt wur<strong>de</strong> (Vollständiger<br />

Text in: Weiss, 1981; S.116-123). So wur<strong>de</strong> das Amt Grünsfeld im<br />

Laufe <strong>de</strong>r nächsten Jahre wie<strong>de</strong>r rein katholisch. Es umfasste neben<br />

<strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld die heutigen Ortsteile Grünsfeldhausen,<br />

Paimar, Zimmern, Krensheim, daneben noch Schönfeld, Gissigheim<br />

und die heutigen Tauberbischofsheimer Ortsteile Dittigheim,<br />

Hof Steinbach, Distelhausen und Dittwar und erhielt 1592 das<br />

Zentgericht und eine Zentordnung.<br />

Georg Ludwig war ein enger Vertrauer Kaiser Rudolf II., was auch<br />

dazu führte, dass manches Fass Wein aus Grünsfeld <strong>de</strong>n Weg zum<br />

kaiserlichen Hof fand. Dessen Sohn Wilhelm kann man wohl eher<br />

<strong>als</strong> „missraten“ bezeichnen, was sich schon darin zeigt, dass <strong>de</strong>r<br />

Vater einen kaiserlichen Haftbefehl gegen ihn erwirkte und ihn<br />

enterbte.<br />

Wilhelm trat nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Vaters <strong>de</strong>nnoch die Herrschaft an,<br />

pflegte einen aufwändigen Lebensstil und war maßlos verschul<strong>de</strong>t.<br />

Das Grünsfel<strong>de</strong>r Amt ächzte unter <strong>de</strong>r hohen Steuerlast. Wilhelm<br />

reiste nach <strong>de</strong>m Tod seiner Gattin 1616 zum Papst nach Rom, wo<br />

er nach wenigen Wochen Aufenthalt zum Priester geweiht wur<strong>de</strong>.<br />

Er sicherte sich dabei Einnahmen aus kirchlichen Pfrün<strong>de</strong>n, was<br />

wohl sein eigentliches Ziel war.<br />

Trotz seiner neuen Stellung <strong>als</strong> Geistlicher setzte er seinen bisherigen<br />

kostspieligen Lebenswan<strong>de</strong>l fort. Als er 1620 er wie<strong>de</strong>r einmal<br />

neue Steuern erhob, protestierten die Grünsfel<strong>de</strong>r vehement dagegen,<br />

worauf er 28 Bürger in <strong>de</strong>n Diebsturm einsperren ließ. Dar-<br />

53


aufhin nahm <strong>de</strong>r Lehensherr, <strong>de</strong>r Würzburger Bischof, sich <strong>de</strong>r<br />

Grünsfel<strong>de</strong>r an. 1621 wur<strong>de</strong> die Herrschaft Grünsfeld auf Betreiben<br />

<strong>de</strong>s Herzogs Maximilian von Bayern von Kaiser Ferdinand II.<br />

<strong>de</strong>m Bischof von Würzburg <strong>als</strong> Administrator übertragen.<br />

In die Würzburger Zeit fielen auch die unseligen Hexenverfolgungen<br />

im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Basis war wohl <strong>de</strong>r damalige Magieglauben,<br />

<strong>de</strong>r unter Kaiser Karl V. 1532 in <strong>de</strong>r Gerichtsordnung<br />

„Carolina“ im Artikel 109 festlegte, dass schädliche „Zauberei“<br />

mit <strong>de</strong>m Verbrennungsto<strong>de</strong> zu bestrafen sei. Die Neidköpfe am<br />

Grünsfel<strong>de</strong>r Rathaus und an<strong>de</strong>rswo geben Zeugnis vom Denken<br />

dieser Zeit. Sie sollten vor bösen Mächten schützen.<br />

Nachweislich etwa 30 Frauen wur<strong>de</strong>n, oft nach Denunziation<br />

durch die Nachbarschaft, meist nach einer „peinlichen Frag“ auf<br />

<strong>de</strong>r Folterbank <strong>de</strong>r Hexerei „überführt“ und zum To<strong>de</strong> verurteilt.<br />

Der 30-jährige Krieg von 1618-1648 for<strong>de</strong>rte wie überall in<br />

Deutschland auch in <strong>de</strong>r Tauberregion einen hohen Blutzoll.<br />

Beim Durchzug <strong>de</strong>r Truppen <strong>de</strong>r Katholischen Liga o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Protestantischen<br />

Union mussten im günstigsten Fall Soldaten und<br />

Pfer<strong>de</strong> einquartiert und versorgt wer<strong>de</strong>n. Diese schleppten z.B.<br />

auch Krankheiten ein, 1633 waren in Grünsfeld 220 Pesttote zu<br />

beklagen. An<strong>de</strong>re Orte waren oft noch schlimmer betroffen. So<br />

wur<strong>de</strong> im gleichen Jahr das Dorf Schönfeld von <strong>de</strong>r schwedischen<br />

Soldateska abgebrannt. Als 1635 <strong>de</strong>r Krieg durch <strong>de</strong>n Prager Frie<strong>de</strong>nsschluss<br />

endlich been<strong>de</strong>t schien, griff dann auch noch <strong>de</strong>r französische<br />

König ein. 1645 quartierte sich ein französisches Regiment<br />

in das kriegsgeplagte Grünsfeld ein, am 5.Mai kam es in<br />

Herbsthausen bei Bad Mergentheim zur Schlacht gegen die kaiserlichen<br />

Truppen, in <strong>de</strong>r die Franzosen vernichtend geschlagen wur<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch än<strong>de</strong>rte sich in <strong>de</strong>n letzten Kriegsjahren das Los <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung nicht: Dörfer wie z.B. Oberbalbach brannten völlig<br />

ab, die Bevölkerung floh vor <strong>de</strong>n marodieren<strong>de</strong>n Söldnern in die<br />

Wäl<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r in die befestigten Städte wie Grünsfeld.<br />

Grünsfeld <strong>als</strong> Würzburger Oberamtsstadt<br />

Als 1646 <strong>de</strong>r letzte Leuchtenberger Landgraf starb, fiel das ausgeblutete<br />

und verarmte Amt Grünsfeld endgültig an Würzburg. Das<br />

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neue Oberamt umfasste insgesamt 15 Ortschaften und Weiler. So<br />

gehörten auch Gerchsheim, Ilmspan, Impfingen, Vilchband, Oberund<br />

Unterwittighausen und damit etwa 3000 Einwohner zum O-<br />

beramt Grünsfeld. Vor <strong>de</strong>m 30-jährigen Krieg dürften in diesem<br />

Bereich allerdings etwa 5000 Einwohner gelebt haben.<br />

Auch nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>n im Jahr 1648 wur<strong>de</strong> die<br />

Herrschaft <strong>de</strong>s Oberamts Grünsfeld nicht von kriegerischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

verschont: 1673 plün<strong>de</strong>rten französische Truppen<br />

<strong>de</strong>s Marschall Turenne Bronnbach, wo <strong>de</strong>r Grünsfel<strong>de</strong>r Abt<br />

Wun<strong>de</strong>rt residierte, und quartierten sich in <strong>de</strong>r Tauberregion ein,<br />

im Herbst 1688 suchten im Zuge <strong>de</strong>s Pfälzischen Erbfolgekriegs<br />

französische Soldaten unter General Melac das Oberamt heim.<br />

Grünsfeld zahlte eine Brandschatzung, Zimmern, Deubach, Messelhausen,<br />

Ober- und Unterbalbach wur<strong>de</strong>n in Brand gesetzt.<br />

Grünsfel<strong>de</strong>r Rathaus<br />

55


Das 17.und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt führte durch Kriege und Einquartierungen<br />

von durchziehen<strong>de</strong>n Soldaten zur zunehmen<strong>de</strong>n Verarmung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Grünsfeld im 19. und 20.Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r französischen Eroberungskriege unter Napoleon<br />

wur<strong>de</strong>n die Karten für das Oberamt Grünsfeld 1802/03 nochm<strong>als</strong><br />

neu gemischt. Nach einigem Hin und Her wur<strong>de</strong> das Oberamt mit<br />

seinen etwa 6000 Einwohnern <strong>de</strong>m Fürsten Salm-Reifferscheidt-<br />

Krautheim und schließlich 1806 <strong>de</strong>m Großherzogtum Ba<strong>de</strong>n zugeschlagen.<br />

1813 verlor Grünsfeld darüber hinaus auch noch seinen Amtssitz<br />

und damit seine Mittelpunktsfunktion, die es fast 600 Jahre innehatte,<br />

an das benachbarte Gerlachsheim. Im gesamten 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

litt Grünsfeld schwer unter Kriegen und Kriegsfolgen.<br />

Beim Russlandfeldzug Napoleons marschierten 1812 die Grünsfel<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>n badischen Truppen gen Moskau, nur wenige sahen<br />

ihre Heimat wie<strong>de</strong>r. Während <strong>de</strong>r 1848er Revolution begehrten die<br />

Bürger gegen ihre Stan<strong>de</strong>sherren auf. Der Großherzog von Ba<strong>de</strong>n<br />

floh und rief die preußischen Truppen zu Hilfe, die <strong>de</strong>n Aufstand<br />

blutig unterdrückten. Danach kam es zu einer Cholera-Epi<strong>de</strong>mie,<br />

die allein in Grünsfed 35 To<strong>de</strong>sopfer for<strong>de</strong>rte. 1866 lag das Taubertal<br />

im Krieg <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>s gegen Preußen im Zentrum<br />

<strong>de</strong>r verlustreichen Gefechte und 1870/71 marschierten die Grünsfel<strong>de</strong>r<br />

im <strong>de</strong>utsch-französischen Krieg mit <strong>de</strong>n badischen Verbän<strong>de</strong>n<br />

gen Westen.<br />

Das 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt war auch durch größere Auswan<strong>de</strong>rungswellen<br />

gekennzeichnet. Schwerpunkte waren dabei zunächst<br />

nach <strong>de</strong>m Abzug <strong>de</strong>r Türken das habsburgische Ungarn, später die<br />

USA. Mit <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n Industrialisierung zog es die Auswan<strong>de</strong>rer<br />

im19. Jahrhun<strong>de</strong>rt aus <strong>de</strong>m verarmten Grünsfeld in die Industriestädte,<br />

vor allem nach Mannheim.<br />

In Grünsfeld entwickelte sich zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts nach<br />

<strong>de</strong>m Anschluss an die Bahnlinie Hei<strong>de</strong>lberg –Würzburg auf Grund<br />

<strong>de</strong>r Qua<strong>de</strong>rkalksteinvorkommen in <strong>de</strong>n Krensheimer Steinbrü-<br />

56


chen eine aufstreben<strong>de</strong> Steinindustrie. Der blaugraue, qualitativ<br />

hochwertige Muschelkalk war im Reichsgebiet sehr gefragt und<br />

die Steinmetze waren in <strong>de</strong>r Grünsfel<strong>de</strong>r Handwerkerschaft schon<br />

seit Jahrhun<strong>de</strong>rten stark vertreten. Investoren und Fachleute aus<br />

<strong>de</strong>m Reichsgebiet trugen zum Aufschwung bei. Die Grünsfel<strong>de</strong>r<br />

Steinhauer organisierten sich früh und streikten – allerdings ohne<br />

Erfolg - bereits 1906 im Verband <strong>de</strong>r “Freien Gewerkschaften<br />

Unterfranken“ um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.<br />

Der Muschelkalk aus Krensheim fin<strong>de</strong>t sich heute überall im<br />

Stadtgebiet, aber auch am Kölner Dom, Berliner Reichstag sowie<br />

in Grabmalen und Bauwerken im In- und Ausland. Während <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>s Nation<strong>als</strong>ozialismus war <strong>de</strong>r Muschelkalk aus Grünsfeld<br />

ein gesuchter Baustein. Ein Beispiel <strong>de</strong>r damaligen Kunstrichtung<br />

kann man heute noch am Grünsfel<strong>de</strong>r Sportplatz am Ortsausgang<br />

in Richtung Distelhausen besichtigen.<br />

Die erste Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts brachte durch die bei<strong>de</strong>n<br />

Weltkriege viel Leid über die Bevölkerung. Der jeweils zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Kriege vorhan<strong>de</strong>ne Hurra-Patriotismus eines Teils <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

wich schnell angesichts <strong>de</strong>r vielen toten Soldaten aus <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>. Diese Zeit war darüber hinaus durch ein Klima <strong>de</strong>r<br />

Kontrolle und Intoleranz gegenüber An<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n gekennzeichnet.<br />

Die bereits seit <strong>de</strong>m 11. Jahrhun<strong>de</strong>rt in Grünsfeld ansässige jüdische<br />

Bevölkerung, die über die Jahrhun<strong>de</strong>rte immer wie<strong>de</strong>r Pogromen<br />

ausgesetzt war, wur<strong>de</strong>n auf Grund <strong>de</strong>r nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />

Rassengesetze rechtlos und zwischen 1940 und 1942 in<br />

Konzentrationslager <strong>de</strong>portiert. Einem Teil gelang zuvor die Auswan<strong>de</strong>rung.<br />

Nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg galt es zunächst, die vielen Flüchtlinge und<br />

Vertriebenen zu integrieren. Die Steinindustrie befin<strong>de</strong>t sich nach<br />

einem Zwischenhoch seit <strong>de</strong>n 80er Jahren im Nie<strong>de</strong>rgang, da sie<br />

nicht mehr konkurrenzfähig ist.<br />

Heute ist die Stadt Grünsfeld ein Kleinzentrum mit etwa 3000<br />

Einwohnern. Gewerbegebiete in enger Kooperation mit <strong>de</strong>m benachbarten<br />

Unterzentrum Lauda-Königshofen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letz-<br />

57


ten Jahrzehnten neben neuen Baugebieten erschlossen und zeigen,<br />

dass sich die Stadt auf einem auf einem guten Weg befin<strong>de</strong>t.<br />

Empfehlenswert: Ein historischer Rundgang durch die Stadt<br />

Anfahrt:<br />

Der Grünsfel<strong>de</strong>r Bahnhof liegt an <strong>de</strong>r Bahnlinie Stuttgart-<br />

Würzburg. Mit <strong>de</strong>m PKW fahren sie auf <strong>de</strong>r A81 bis zur Ausfahrt<br />

Tauberbischofsheim, von dort weiter in Richtung Lauda-<br />

Königshofen. Nach einem Kilometer führt sie ein Hinweisschild<br />

über ein Gewerbegebiet in das 5 km entfernte Grünsfeld.<br />

In Grünsfeld beginnen Sie am besten ihren Rundgang am Parkplatz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Gasthaus „Zum Jägerhaus“ in <strong>de</strong>r Leuchtenberger<br />

Straße 19 am Ortsausgang in Richtung Zimmern.<br />

Vor sich sehen Sie jetzt die schräg gestellten, massigen Schichten<br />

<strong>de</strong>s unteren Muschelkalks und darüber die teilweise restaurierten<br />

Reste <strong>de</strong>s ehemaligen Schlosses. Wenn Sie näher an die Gesteinsschichten<br />

herangehen, können Sie im linken Teil <strong>de</strong>r Felswand<br />

mehrere „Störungen“ im Schichtverlauf erkennen. Hier kam es<br />

durch Erdbeben o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Ereignisse zu Rutschungen o<strong>de</strong>r Verschiebungen<br />

<strong>de</strong>r Gesteinsschichten.<br />

Auf <strong>de</strong>r linken Seite führt eine Steintreppe zum Schloss hinauf.<br />

Oben angekommen führt Sie <strong>de</strong>r Weg zunächst durch <strong>de</strong>n<br />

Schlosshof vorbei an <strong>de</strong>n ehemaligen Stallungen und <strong>de</strong>r Zehntscheune<br />

und danach über die Schlossstrasse zum früheren Amtshaus.<br />

Der Fachwer<strong>kb</strong>au beherbergt heute das städtische Museum.<br />

Über die Stadtverwaltung Grünsfeld (Info: 09346 92110 o<strong>de</strong>r:<br />

www.gruensfeld.<strong>de</strong>) können Sie die jeweiligen Öffnungszeiten <strong>de</strong>s<br />

Museums erfahren und ggf. auch eine separate Führung durch<br />

fachkundige Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kulturvereins Grünsfeld organisieren.<br />

Im hinteren Teil <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s befin<strong>de</strong>t sich eine Steinmetzwerkstatt.<br />

Pensionierte Steinmetze führen hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch Schulklassen in die Kunst <strong>de</strong>s Steinhandwerks ein.<br />

Der 75 m hohe Kirchturm weist Ihnen <strong>de</strong>n Weg zur Stadtkirche,<br />

in <strong>de</strong>r sich neben an<strong>de</strong>ren mittelalterlichen Grabsteinen auch das<br />

Riemenschnei<strong>de</strong>r-Grabmal <strong>de</strong>r Dorothea von Rieneck befin<strong>de</strong>t.<br />

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Eine Schülerin bearbeitet einen Rohling in <strong>de</strong>r Steinmetzwerkstatt<br />

<strong>de</strong>s Steinmetzmuseums<br />

59


Danach führt sie ihr Weg vom Hauptportal aus nach links zum<br />

renovierten mittelalterlichen Rathaus <strong>de</strong>r Stadt. Während <strong>de</strong>r normalen<br />

Öffnungszeiten können sie auch über die Steintreppe einen<br />

Blick in das Innere <strong>de</strong>s Rathauses werfen.<br />

Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gasthäusern gegenüber <strong>de</strong>m Rathaus führt<br />

<strong>de</strong>r „Schwibbogen“ hinab zur Stadtbrunnenanlage. Über die Bauerngasse<br />

erreichen Sie wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Parkplatz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bahnhof.<br />

….und weiter nach Hausen und Krensheim<br />

Mit <strong>de</strong>m Auto (o<strong>de</strong>r auch zu Fuß) können Sie dann über die<br />

Leuchtenbergstrasse und die Hauptstrasse am Rathaus vorbei in<br />

das zwei km entfernte Grünsfeldhausen fahren. Hier erwartet Sie<br />

die um 1200 vermutlich von Kreuzfahrern erbaute achteckige<br />

Achatius-Kapelle. Alte Chroniken erwähnen immer wie<strong>de</strong>r Hochwasser<br />

nach Starknie<strong>de</strong>rschlägen, die die Kapelle regelrecht im<br />

Schlamm versinken ließen, zuletzt 1911, wie eine Hochwassermarke<br />

im Innern <strong>de</strong>r Kirche anzeigt. Durch die starken Rodungen im<br />

Mittelalter und die Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Hänge durch Weinbauflächen<br />

wur<strong>de</strong> die Erosion beson<strong>de</strong>rs begünstigt. Mehrm<strong>als</strong> wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Eingang nach oben verlegt, bis dann schließlich zu Beginn <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts eine Mauer die Kirche schützte. Auf <strong>de</strong>r Westseite<br />

<strong>de</strong>r Ringmauer tritt <strong>de</strong>nnoch immer wie<strong>de</strong>r Wasser aus <strong>de</strong>n<br />

Mauerfugen aus. Hier stauen wasserundurchlässige Schichten <strong>de</strong>s<br />

mittleren Muschelkalks das Grundwasser auf. Die in <strong>de</strong>r Nähe<br />

gefassten Quellen versorgen die umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n mit<br />

Trinkwasser.<br />

Über Paimar führt <strong>de</strong>r Weg in das gut 100 m höher liegen<strong>de</strong><br />

Krensheim mit seinen zahlreichen, meist aufgelassenen Steinbrüchen<br />

im oberen Muschelkalk. Viele steinerne Häuser im Ort und<br />

viele Kirchen in <strong>de</strong>r Umgebung und im gesamten Taubertal sind<br />

aus <strong>de</strong>n Qua<strong>de</strong>rkalken dieser Steinbrüche erbaut. Mit etwas Glück<br />

fin<strong>de</strong>t man hier auch einige Fossilien aus <strong>de</strong>m ehemaligen Muschelkalkmeer.<br />

Über Grünsfeld und Distelhausen führt <strong>de</strong>r Weg<br />

wie<strong>de</strong>r zurück ins Taubertal.<br />

60


Literaturangaben/Quellen:<br />

-Archive: Stadtarchiv u. Pfarrarchiv Grünsfeld, Staatsarchive<br />

Würzburg und Wertheim.<br />

-Archäologische Denkmäler in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg HG: Lan<strong>de</strong>svermessungsamt<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Stuttgart 1990<br />

-Geologische Karte von Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 1:25 000, Blatt 6324<br />

mit Erläuterungen, Lan<strong>de</strong>samt für Geologie , Rohstoffe und Bergbau,<br />

Freiburg i.Br. 2005, Bezug über: www.lgrb.uni-freiburg.<strong>de</strong><br />

-Geotouristische Karte von Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 1:200 000, Nordblatt<br />

mit ausführlichen Erläuterungen, Lan<strong>de</strong>samt für Geologie ,<br />

Rohstoffe und Bergbau, Freiburg i. Br. 2005, Bezug über:<br />

www.lgrb.uni-freiburg.<strong>de</strong><br />

-Müller-Beck, Hansjürgen u.a.: Urgeschichte in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg;<br />

Theiss-Verlag Stuttgart 1983<br />

-Weiß, Elmar: Geschichte <strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld, HG: Stadtverwaltung<br />

Grünsfeld, Verlag Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim<br />

1981<br />

-Weiß, Elmar: Das Rathaus in Grünsfeld ; Verlag Fränkische<br />

Nachrichten, Tauberbischofsheim 1979<br />

-Wohlfarth, Jürgen u.a.: Bauernkriegslandschaft Tauber-Franken;<br />

HG: Traum-a-Land e.V. , Tauberbischofsheim 1995<br />

Zimmermann, Wilhelm: Der große <strong>de</strong>utsche Bauernkrieg, Parkland-Verlag<br />

Köln 1999<br />

Internetadressen/Tipps für <strong>de</strong>n Unterricht:<br />

Speziell für <strong>de</strong>n Unterricht fin<strong>de</strong>n Sie unter http://www.projekte<strong>regional</strong>.<strong>de</strong><br />

pädagogische Materialien zu verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Im Herbst 2011 wird auch<br />

ein Modul zu Grünsfeld mit Arbeitsblättern und einer Stadtrallye<br />

für Schüler eingestellt.<br />

Zum gleichen Themenbereich fin<strong>de</strong>t im Schuljahr 2011/12 über<br />

das Schulamt Künzelsau folgen<strong>de</strong> halbtägige Fortbildungsexkursion<br />

statt.<br />

(Anmeldung für Lehrer o<strong>de</strong>r sonstige Interessenten unter<br />

segeritz@t-online.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Tel: 09343 4535):<br />

61


Spuren <strong>de</strong>r Vergangenheit im Taubertal:<br />

„Versteinerte“ Geschichte am Beispiel von Grünsfeld<br />

Vorgesehenes Programm:<br />

Felshang am Grünsfel<strong>de</strong>r Schloss: Lesen im Buch <strong>de</strong>r<br />

Erdgeschichte<br />

(Muschelkalkmeer, Erdbeben, Korallenriffe, Sturmfluten..)<br />

Steinmetzwerkstatt : Lernwerkstatt für Schüler (Technik<br />

<strong>de</strong>r Steinbearbeitung)<br />

Die Oktogonkapelle in Grünsfeldhausen erzählt ihre<br />

wechselvolle Geschichte: Quellheiligtum <strong>de</strong>r Kelten,<br />

Kreuzzüge, mittelalterliche Rodungen, Hochwasserkatastophen,<br />

Flussumleitungen, Kaisermanöver<br />

Auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>r Stadt Grünsfeld<br />

http://www.gruensfeld.<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n Sie neben vielen Informationen<br />

einen Stadtplan und Bil<strong>de</strong>rgalerien zur Stadt Grünsfeld und ihren<br />

Stadtteilen.<br />

62


Sandra Vöhringer<br />

Markgröningen – eine Stadt im Mittelalter<br />

Didaktische Vorüberlegungen<br />

„Ritter“, „Burgen“, „Hexen“, das waren die ersten Antworten auf<br />

die Frage, was meinen Schülern zu <strong>de</strong>m Stichwort „Mittelalter“ in<br />

<strong>de</strong>n Sinn kommt. Ich habe natürlich nicht ernsthaft erwartet, dass<br />

hier die mittelalterliche Stadt genannt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Das Mittelalter<br />

ist ein abstrakter Begriff, die zeitliche Einordnung fällt <strong>de</strong>n<br />

Schülern schwer. „Das ist sehr lange her“. Das Leben in einer<br />

Stän<strong>de</strong>gesellschaft? Schwer vorstellbar. Um <strong>de</strong>n Zugang zu erleichtern<br />

ist es wichtig, Verbindungen herzustellen zwischen dam<strong>als</strong><br />

und heute, vor allem aber auch, <strong>de</strong>n Ansatz im Erfahrungsbereich<br />

<strong>de</strong>r Schüler zu suchen. Und dieser wird - auch heute noch - von<br />

<strong>de</strong>r <strong>regional</strong>en Umgebung (mit-)geprägt. Eine geschichtsträchtige<br />

Ortschaft in <strong>de</strong>r Zeugnisse <strong>de</strong>s Mittelalters existieren, wirkt immer<br />

noch anschaulicher <strong>als</strong> eine Seite im Schulbuch o<strong>de</strong>r im Internet.<br />

Der Bildungsplan <strong>de</strong>r Re<strong>als</strong>chule for<strong>de</strong>rt zu<strong>de</strong>m, dass durch die<br />

Anleitung zum sachgerechten Umgang mit historischen Zeugnissen<br />

<strong>de</strong>r näheren Heimat auf allen Stufen das Interesse an <strong>de</strong>r Lokal-<br />

und Regionalgeschichte geweckt und die Verbun<strong>de</strong>nheit mit<br />

<strong>de</strong>m Heimatraum und seinen Menschen gefestigt wer<strong>de</strong>n sollen. 1<br />

Bei <strong>de</strong>r Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Mittelalter sollen die Schüler anhand<br />

ausgewählter Beispiele das Leben und Arbeiten von Menschen<br />

im Mittelalter beschreiben und im Hinblick auf die damaligen<br />

Umstän<strong>de</strong> würdigen können und dabei natürlich auch die gesellschaftlichen<br />

und herrschaftsmäßigen Verän<strong>de</strong>rungen in Bezug<br />

auf die Gegenwart aufzeigen. 2<br />

Mögliche Umsetzung im Unterricht<br />

Einstieg:<br />

Impuls: „Stell Dir vor, du näherst dich <strong>als</strong> Reisen<strong>de</strong>/r im Mittelalter<br />

einer Stadt. Beschreibe <strong>de</strong>ine Eindrücke. Was siehst du? Was<br />

1 Bildungsplan Re<strong>als</strong>chule (2004), S. 105<br />

2 ebd., S. 106 f.<br />

63


iechst du? Wer begegnet dir? Wie fühlt es sich an, in die Stadt zu<br />

kommen?“<br />

Erarbeitung:<br />

Nach <strong>de</strong>n ersten Äußerungen <strong>de</strong>r Schüler (die an <strong>de</strong>r Tafel festgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n), überlegen sich die Mädchen und Jungen Fragen<br />

zum Thema, die an einer Stellwand gesammelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einige Schülerfragen<br />

- Wie hat es früher in einer Stadt ausgesehen?<br />

- Wie viele Menschen lebten dort?<br />

- Gab es Schulen?<br />

- Gingen alle Kin<strong>de</strong>r in die Schule?<br />

- Was waren das für Menschen, was haben sie gearbeitet?<br />

- Wer war „Chef“ <strong>de</strong>r Stadt?<br />

- Warum gab es in <strong>de</strong>r Stadt Mauern?<br />

- Sahen alle Städte gleich aus?<br />

- Welche Städte hier in <strong>de</strong>r Umgebung sind ganz alt?<br />

Erwartungsgemäß interessieren sich die Schüler in erster Linie für<br />

die Menschen und <strong>de</strong>ren Alltag in <strong>de</strong>r Vergangenheit. Von Lehrerseite<br />

wer<strong>de</strong>n Fragen ergänzt, die eher „technischer“ Natur sind.<br />

Einige Lehrerfragen<br />

- Warum sie<strong>de</strong>lten an manchen Orten Menschen an, an an<strong>de</strong>ren nicht?<br />

- Hatten diese Orte Gemeinsamkeiten?<br />

- Warum wur<strong>de</strong>n aus manchen Siedlungen Städte?<br />

- Welche Aufgaben haben die folgen<strong>de</strong>n Bestandteile erfüllt? Brunnen,<br />

Stadtmauer, Burg, Marktplatz, Stadttor, Kirche, Bürgerhäuser,<br />

Friedhof, Rathaus, Brücke<br />

Informationsbeschaffung:<br />

Wenn es um die Frage <strong>de</strong>r Informations- und Materialbeschaffung<br />

geht, wird meist an erster Stelle das Internet erwähnt. Auch die<br />

Bücherei taucht – bei Schülern <strong>de</strong>r sechsten Klasse - weit vorne<br />

auf. Viele Schüler haben in <strong>de</strong>r Grundschule o<strong>de</strong>r zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

weiterführen<strong>de</strong>n Schulen bereits eine Stadtführung erlebt, ein Stadtmuseum<br />

o<strong>de</strong>r das Rathaus besucht. Diese außerschulischen Lernorte<br />

64


wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong>o auch genannt. Das (Stadt-)Archiv dagegen ist <strong>de</strong>n meisten<br />

Mädchen und Jungen in <strong>de</strong>r 6. Klasse noch fremd.<br />

Für <strong>de</strong>n Fall, dass die Schulstadt zu „jung“ ist, erhalten die Schüler<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, nach <strong>de</strong>n Spuren einer mittelalterlichen Stadt in ihrer<br />

näheren Umgebung zu suchen. Obwohl sich die Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Grundschule intensiv mit ihrem Heimatraum auseinan<strong>de</strong>rsetzen 3<br />

ist ihnen übrigens oft nicht bewusst, dass sie in (<strong>de</strong>r Nähe) einer<br />

Gemein<strong>de</strong> leben, die durchaus <strong>als</strong> Beispiel einer mittelalterlichen<br />

Stadt in <strong>de</strong>n Geschichtsbüchern auftauchen könnte.<br />

In meinem Fall brachte sich ein Schüler mit einem Beitrag ein. Er<br />

berichtete darüber, dass sein Vater <strong>als</strong> Schüler En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er<br />

Jahre die Stadt Markgröningen intensiv unter die Lupe genommen<br />

hatte. Dam<strong>als</strong> erarbeitete eine siebte Schulklasse <strong>de</strong>r Re<strong>als</strong>chule<br />

Markgröningen über die Dauer eines Schuljahres mit ihrer Geschichtslehrerin<br />

Frau Schabet einen Beitrag („Markgröningen –<br />

eine Stadt im Mittelalter“) für eine Broschüre mit <strong>de</strong>m Titel „Meine<br />

Heimat, mein Kreis“. Meine Schüler wollten unbedingt etwas<br />

über diese Arbeit erfahren und herausfin<strong>de</strong>n, „ob die Schüler sich<br />

dam<strong>als</strong> genauso gut informieren konnten – die hatten doch noch<br />

gar kein Internet“. Obwohl Markgröningen nicht ihre Schulstadt<br />

ist, bestan<strong>de</strong>n die Mädchen und Jungen darauf, sich mit eben dieser<br />

Stadt zu beschäftigen. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Arbeit von Frau Schabet<br />

und eines fünfzehn Jahre später erschienenen Stadtführers (siehe<br />

Literaturangabe) begaben sich die Schüler auf Spurensuche. Sie<br />

wollten möglichst selbständig Markgröningen erkun<strong>de</strong>n. Die Schüler<br />

gingen in Gruppen <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Informationen nach. Dabei<br />

war auch ihnen Frau Schabet behilflich, die nach wie vor <strong>als</strong><br />

Lehrerin an einer Re<strong>als</strong>chule unterrichtet.<br />

Durchführung:<br />

Die Schüler bearbeiteten in Gruppen die folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />

- Die Gründung von Markgröningen<br />

- Wer lebte in <strong>de</strong>r Stadt?<br />

- Verwaltung <strong>de</strong>r Stadt / Steuern<br />

3 Bildungsplan Grundschule (2004), S. 101 f.<br />

65


- Verschie<strong>de</strong>ne Gebäu<strong>de</strong> (hier teilte sich die Gruppe in mehrere Untergruppen<br />

auf)<br />

[Anmerkung: Ich zeige hier nur einen Teil <strong>de</strong>r Schülerarbeiten, da ihr ursprünglicher<br />

Umfang <strong>de</strong>n Rahmen dieses Beitrages sprengen wür<strong>de</strong>.]<br />

Ergebnisse:<br />

Die Gründung von Markgröningen<br />

Markgröningen wur<strong>de</strong> zum ersten Mal in einer Urkun<strong>de</strong> von 779<br />

unter <strong>de</strong>m Namen „Gruoninga“ erwähnt. Der amtliche Beiname<br />

„Mark“ <strong>de</strong>utet auf die nahe Markungsgrenze zwischen <strong>de</strong>m Alemannischen<br />

und <strong>de</strong>m Fränkischen hin. Markgröningen war schon<br />

immer Marktort und wur<strong>de</strong> im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt zur staufischen<br />

Königspfalz ausersehen. Damit bekam es militärische Be<strong>de</strong>utung.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Stadt wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n König eine Reichsburg gebaut,<br />

die durch eine Mauer und einen Graben von <strong>de</strong>r Stadt getrennt<br />

war. Markgröningen wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Wahl zur Königspfalz zum Sitz<br />

eines staufischen Burgmanns, <strong>de</strong>r eine Rente bezog und damit die<br />

Pflicht hatte, das Königsgut zu verwalten. Im Krieg musste er <strong>de</strong>m<br />

König „Mannen stellen“. Die Aufsicht über die spätere Reichsstadt<br />

übernahm ein Landvogt, <strong>de</strong>ssen Aufgabe es war, mit <strong>de</strong>n einflussreichen<br />

Geschlechtern (Patrizier) die Jahressteuer zu verabre<strong>de</strong>n,<br />

die an <strong>de</strong>n König abgeführt wer<strong>de</strong>n musste.<br />

1240: Kaiser Friedrich II. erhebt Markgröningen zur freien Reichsstadt.<br />

1252: Graf Hermann von Grieningen wird mit Burg und Stadt<br />

belehnt.<br />

1336: Markgröningen wird an <strong>de</strong>n Grafen Ulrich von Württemberg<br />

verkauft und verliert <strong>de</strong>n Titel „Freie Reichsstadt“.<br />

Der Vorgang <strong>de</strong>r Stadtgründung lief folgen<strong>de</strong>rmaßen ab: Feldvermesser<br />

steckten im Auftrag <strong>de</strong>s Königs das Land ab, Bauern mussten<br />

das Land ro<strong>de</strong>n und die meisten <strong>de</strong>r aus Holz gebauten Häuser<br />

wur<strong>de</strong>n nach einer Vorbereitung durch Zimmerleute in Nachbarschaftshilfe<br />

aufgestellt. Oft brachte ein neuer Einwohner sein<br />

Haus, das er schon an<strong>de</strong>rswo besaß, in Teilen zerlegt mit, um es in<br />

<strong>de</strong>r neuen Stadt wie<strong>de</strong>r aufzubauen.<br />

66


Die Stadt war planmäßig angelegt und bestand aus Hofstätten,<br />

Marktplatz, Kirche und <strong>de</strong>r Stadtmauer, die von <strong>de</strong>r Burg aus die<br />

Stadt umschloss. Die Mauer bestand aus einem steinernen Mauerring<br />

mit vier Tortürmen: <strong>de</strong>m Oberen Tor, <strong>de</strong>m Unteren Tor, <strong>de</strong>m<br />

Esslinger Tor und <strong>de</strong>m Ostertor. Von <strong>de</strong>r Burg aus, neben <strong>de</strong>r sich<br />

die Zehntscheuer befin<strong>de</strong>t, führten zwei Gassen – die Kirchgasse<br />

und die Ostergasse – zum Marktplatz. Dort stehen noch heute das<br />

alte Rathaus, die ehemalige Schäferherberge „Zur Krone“ und am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Marktplatzes die Stadtkirche. Die Gassen sind eng und<br />

mit hohen stattlichen Häusern bebaut.<br />

Wer lebte in <strong>de</strong>r Stadt?<br />

Zu <strong>de</strong>n Bürgern Markgröningens gehörten Grundbesitzer, Gewerbetreiben<strong>de</strong><br />

und Bauern, die Betriebe wie Mühlen, Schmie<strong>de</strong>n,<br />

Küfereien, Wirtshäuser, Backöfen und Höfe bewirtschafteten. Sie<br />

alle bezahlten Steuern, während die Geistlichen und die Ritter, die<br />

im Gefolge <strong>de</strong>s Burggrafen in die Stadt kamen, um Waffendienst<br />

zu leisten, keine Steuern bezahlen mussten. Da Markgröningen<br />

einst <strong>als</strong> geschlossenes Bauerndorf zur Stadt wur<strong>de</strong>, ist es nicht<br />

verwun<strong>de</strong>rlich, dass innerhalb <strong>de</strong>r Stadt viele Bauern ihren landwirtschaftlichen<br />

Betrieb hatten. Auch viele Handwerker waren<br />

gezwungen, sich noch nebenbei selbst zu versorgen. Die Handwerker<br />

schlossen sich in Zünften zusammen und hatten innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Stadt ihre Zunftrechte und Pflichten. Noch heute sind in<br />

Markgröningen Spuren <strong>de</strong>r Zünfte zu ent<strong>de</strong>cken. Zunftwappen<br />

befin<strong>de</strong>n sich neben <strong>de</strong>m Rathausgang und einige Namen <strong>de</strong>r Gassen<br />

weisen auf die Pflicht hin, sich in einer Gasse anzusie<strong>de</strong>ln (u.a.<br />

Gerbergasse, Küfergasse).<br />

Wie wur<strong>de</strong> die Stadt verwaltet?<br />

Es bil<strong>de</strong>ten sich bald zwei Schichten heraus: Die obere, die die<br />

Führung und Verwaltung <strong>de</strong>r Stadt übernahm und die untere: das<br />

waren die Handwerker, die sich in <strong>de</strong>n Zünften zusammenschlossen.<br />

Der königliche Beamte bestimmte die zur Stadtregierung befähigten<br />

Familien. Man nannte sie Patrizier. Aus ihrer Mitte wur-<br />

67


<strong>de</strong>n die zwölf Richter bestimmt. Diese bil<strong>de</strong>ten unter <strong>de</strong>m Vorsitz<br />

<strong>de</strong>s Schultheißen die Stadtverwaltung.<br />

Der wachsen<strong>de</strong> Bevölkerungszuzug in die Stadt führte zu intensiverer<br />

Bebauung und einer engeren Stellung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>. Viele<br />

Häuser in Markgröningen weisen <strong>de</strong>shalb eine „Kragenbildung“<br />

auf, die zur Vergrößerung <strong>de</strong>r oberen Wohnfläche dient (siehe<br />

Abb. 5).<br />

Ein Lagerbuch <strong>de</strong>r Stadt, in <strong>de</strong>m auch Vorschriften für die Bürger<br />

nie<strong>de</strong>rgeschrieben wur<strong>de</strong>n, enthielt eine Bauvorschrift und eine<br />

Mistordnung. Die Mistordnung von 1618 mit einem Umfang von<br />

elf Seiten schrieb je<strong>de</strong>m Bürger vor, wie hoch und breit sein Misthaufen<br />

sein durfte. Die Bauordnung von eineinhalb Seiten lässt<br />

dagegen <strong>de</strong>n Schluss zu, dass zu diesem Zeitpunkt die Bebauung in<br />

<strong>de</strong>r Stadt weitgehend abgeschlossen sein musste.<br />

Wer zahlte Steuern?<br />

Die Jahressteuer an <strong>de</strong>n Stadtherrn – in Markgröningen war es <strong>de</strong>r<br />

König - wur<strong>de</strong> auf die Bürger umgelegt. Nach einer Urkun<strong>de</strong> von<br />

1448 zahlten <strong>de</strong>mnach 388 Einwohner und 81 Dienstboten Steuern.<br />

An die Stadt wur<strong>de</strong>n <strong>als</strong>o ähnliche Dienste und Abgaben geleistet<br />

wie vorher an die ehemaligen Herrschaften. Um z.B. <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l- und Gewerbetreiben<strong>de</strong>n eine Barsteuer auferlegen zu<br />

können, wur<strong>de</strong>n sie zur Burggemeinschaft zusammengeschlossen<br />

(Bürgerschaft). Im Esslinger Stadtrecht von 1280 wur<strong>de</strong> festgelegt:<br />

„Bürger ist, wer Jahr und Tag in <strong>de</strong>r Stadt sitzt, Steuern zahlt und<br />

Wachdienst tut.“ [Anmerkung von Fr. Schabet: Markgröningen verband<br />

seit Beginn <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts mit Esslingen ein gegenseitiges Schutzbündnis.]<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Gebäu<strong>de</strong><br />

Das Rathaus<br />

Das Markgröninger Rathaus gehört zu <strong>de</strong>n schönsten Fachwer<strong>kb</strong>auten<br />

Süd<strong>de</strong>utschlands. Es wur<strong>de</strong> 1440/41 errichtet und das<br />

Holz, das für das Fachwerk verbraucht wur<strong>de</strong>, hätte für 45 normale<br />

Fachwerkhäuser gereicht. In <strong>de</strong>n drei Stockwerken wur<strong>de</strong> Eichenholz,<br />

in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bühnenraumstockwerken wur<strong>de</strong> Na<strong>de</strong>l-<br />

68


holz verarbeitet. Die Verstrebungen zwischen <strong>de</strong>n Säulen sind so<br />

angebracht, dass sie aussehen wie ein Mann, <strong>de</strong>r eine Last stemmt.<br />

Deshalb nennt man diese Bauweise auch „<strong>de</strong>r Schwäbische<br />

Mann“. Das Haus ruht auf 54 eichenen Trägersäulen, die zu Anfang<br />

einen offenen Laubengang im Erdgeschoss bil<strong>de</strong>ten. Hier<br />

verkauften die Bäcker ihr Brot und die Metzger ihr Fleisch. Eine<br />

Freitreppe führte in die oberen Stockwerke. Im ersten Stockwerk<br />

befand sich eine große Halle, in <strong>de</strong>r Wolle und an<strong>de</strong>re Waren zum<br />

Kauf angeboten wur<strong>de</strong>n. Die große und die kleine Ratsstube befan<strong>de</strong>n<br />

sich im zweiten Stock. Sie dienten auch <strong>als</strong> Gerichtssaal.<br />

Vor <strong>de</strong>m heutigen Eingangstor befand sich das Waaghäusle, in<br />

<strong>de</strong>m Waren gewogen und Salz in Bechern vermessen wur<strong>de</strong>.<br />

Das Rathaus von Markgröningen<br />

Die Stadtkirche – Bartholomäuskirche<br />

Markgröningen hat eine Stadtkirche, die im Mittelalter auch an<strong>de</strong>re<br />

Aufgaben hatte. In manchen Städten wur<strong>de</strong>n die Kirchen zu Anfang<br />

noch <strong>als</strong> Versammlungshaus und Warenlager benutzt. Dies<br />

war wahrscheinlich auch in Markgröningen üblich. Später wur<strong>de</strong>n<br />

69


die Kirchen für die reichen Bürger zum Spiegel ihres Wohlstan<strong>de</strong>s:<br />

Man stiftete Altäre, wertvolle Glasfenster und an<strong>de</strong>re wertvolle<br />

Dinge. Die Zweiturmfassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Markgröninger Kirche hatte über<br />

die Jahrhun<strong>de</strong>rte eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung. Während <strong>de</strong>r rechte<br />

Turm <strong>de</strong>r Kirche <strong>als</strong> Glockenturm, später <strong>als</strong> Uhrturm diente, war<br />

<strong>de</strong>r linke Turm schon immer im Besitz <strong>de</strong>r Stadt. Er war <strong>de</strong>r<br />

Wach- und Signalturm und hatte eine große Be<strong>de</strong>utung im Alltagsleben<br />

<strong>de</strong>r Bürger. Der Türmer war eine <strong>de</strong>r wichtigsten Personen.<br />

Er musste im Kriege die Menschen rechtzeitig vor Soldaten warnen<br />

o<strong>de</strong>r einen Brandherd schnell bestimmen. Der Türmer hatte<br />

die Aufgabe, nach je<strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> die Kirchenglocken nachzuschlagen,<br />

d.h. mit einem Seilzug wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Turmzimmer eine kleine<br />

Glocke nach je<strong>de</strong>m Schlag <strong>de</strong>r Kirchenglocke „nachgeschlagen“.<br />

Damit zeigte <strong>de</strong>r Türmer an, dass er Wache hielt und die<br />

Kirchenglocken richtig schlugen. Der geringe Lohn eines Türmers<br />

machte es notwendig, noch an<strong>de</strong>re bezahlte Tätigkeiten auszuüben.<br />

Die Familienmitglie<strong>de</strong>r mussten auch helfen, z.B. Wasser in<br />

<strong>de</strong>n Turm herauftragen. Bei Gewitter mussten die Kin<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Turm mit Ausschau halten, um Blitzeinschläge und Feuerausbruch<br />

sofort <strong>de</strong>m Bürger weiterzumel<strong>de</strong>n. Wenn es <strong>als</strong>o in Markgröningen<br />

brannte, dann musste <strong>de</strong>r Türmer die Kirchenglocken läuten.<br />

War das Feuer außerhalb <strong>de</strong>r Stadt, so läutete er nur die Feuerglocke,<br />

die im Dachgiebel <strong>de</strong>s Wohnturms befestigt war. [Anmerkung<br />

von Fr. Schabet: Der so genannte Rote Hahn war neben <strong>de</strong>r Pest und <strong>de</strong>m<br />

Krieg die größte Angst <strong>de</strong>r Bürger, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Funkenflug <strong>de</strong>r offenen Herdfeuer<br />

konnte die Dächer aus Stroh und Schin<strong>de</strong>ln sofort entzün<strong>de</strong>n. Viele Städte<br />

wur<strong>de</strong>n auf diese Weise vernichtet.]<br />

Das Spital<br />

Das Heilig-Geist-Spital gehörte zu <strong>de</strong>m Or<strong>de</strong>n zum Heilig-Geist, <strong>de</strong>ssen<br />

Haupthaus in Sassia zu Rom war. Das Spital war eine Stiftung<br />

eines Unbekannten und wur<strong>de</strong> 1297 eingeweiht. Die Bettelmönche<br />

<strong>de</strong>r Laienbru<strong>de</strong>rschaften lebten nach <strong>de</strong>n Regeln Augustins. Das<br />

Spital wur<strong>de</strong> von einem Spitalmeister verwaltet. Mit ihm waren<br />

zwischen 9 und 16 Spitalbrü<strong>de</strong>r ansässig. Die Brü<strong>de</strong>r lebten wie<br />

eine Familie zusammen, trugen schwarze Kleidung und eine<br />

70


Bartholomäuskirche; um 1260 wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Kirche an<br />

Stelle eines romanischen Vorgängerbaus begonnen; <strong>de</strong>r Chor<br />

wur<strong>de</strong> 1472 von Aberlin Jörg gebaut.<br />

Tonsur. Die Aufgaben <strong>de</strong>r Mönche reichten vom Sammeln von<br />

Almosen – 1347 bekam das Spital die Diözese Konstanz <strong>als</strong> Almosenbezirk<br />

zugewiesen – über die Betreuung von Pfarreien in <strong>de</strong>r<br />

näheren Umgebung bis zum Spitaldienst. Das Spital war <strong>de</strong>r größte<br />

Arbeitgeber Markgröningens. Es beschäftigte Knechte, Mäg<strong>de</strong> und<br />

Tagelöhner im Stall, auf <strong>de</strong>m Feld und im Spitalgebäu<strong>de</strong>. Zur Erntezeit<br />

beschäftigte das Spital auch zusätzlich Frauen und Kin<strong>de</strong>r,<br />

die neben <strong>de</strong>n Männern <strong>als</strong> Tagelöhner mitarbeiteten. Die Haupteinnahmen<br />

<strong>de</strong>s Spit<strong>als</strong> kamen aus Zehntrechten von 34 Orten <strong>de</strong>r<br />

näheren und weiteren Umgebung, aus <strong>de</strong>m Eigenanbau, aus <strong>de</strong>n<br />

Zinsen <strong>de</strong>r Spitalmühle und aus <strong>de</strong>r Ziegelei. Hinzu kamen Erlöse<br />

aus <strong>de</strong>n Verkäufen von Vieh und Fleisch sowie <strong>de</strong>m Entgelt für<br />

Dienstleistungen z.B. für die Arbeit <strong>de</strong>r ausgeliehenen Pfer<strong>de</strong>.<br />

Auch die Schweine <strong>de</strong>s Spit<strong>als</strong> wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Bürgern gefüttert.<br />

71


Sie waren mit Glöckchen gekennzeichnet und liefen frei durch die<br />

Stadt. Der frühe Reichtum <strong>de</strong>s Spit<strong>als</strong> spiegelt sich auch darin wie<strong>de</strong>r,<br />

dass das Spital Glasfenster besaß zu einer Zeit, in <strong>de</strong>r es noch<br />

nicht üblich war. Der gesamte Besitz war nach einer päpstlichen<br />

Verfügung steuerfrei (1493). Erst 1572 wur<strong>de</strong> es zu einer angemessenen<br />

Beisteuer zu <strong>de</strong>n städtischen Baulasten an <strong>de</strong>r Stadtmauer,<br />

<strong>de</strong>m Stadtpflaster, <strong>de</strong>n Brücke, Brunnen, Stegen und Wegen herangezogen.<br />

1543 wur<strong>de</strong> die letzte heilige Messe gehalten, danach<br />

wur<strong>de</strong> das Spital von unbekannten Tätern zerstört.<br />

[Anmerkung von Fr. Schabet: In einer besiegelten Urkun<strong>de</strong> (Bulle) von 1295<br />

würdigte Bonifatius VIII. die hohen Verdienste <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns in Krankenpflege<br />

und Kin<strong>de</strong>rerziehung: „Ihr nehmt Arme und Kranke gütig auf, behan<strong>de</strong>lt sie<br />

menschlich, nehmt ausgesetzte Kin<strong>de</strong>r an, stellt aus eigenen Mitteln geeignete<br />

Personen zu ihrer Erziehung an und sorgt freigiebig für ihren Unterhalt.“]<br />

Das Heilig-Geist-Spital<br />

72


Das „Küchenbüchlin“<br />

Das Kochbuch <strong>de</strong>s Spit<strong>als</strong> von 1532 gibt einen Einblick in das<br />

Leben <strong>de</strong>r Mönche und <strong>de</strong>r Bürger. Danach gab es in <strong>de</strong>r Regel<br />

zwei Mahlzeiten am Tag. Dreimal in <strong>de</strong>r Woche gab es für die<br />

Mönche, die Kranken und für das Gesin<strong>de</strong> „Haberbrei“ <strong>als</strong> dritten<br />

Gang. Um neun Uhr gab es das „Frühessen“, das unserem Mittagessen<br />

entspricht (Brühe, Fleisch, Sauerkraut, Sulz, Kuchen und<br />

zweierlei Wein). Zum Aben<strong>de</strong>ssen gab es ebenso Brühe, Fleisch,<br />

Mus o<strong>de</strong>r Reis, Braten, Sulz und Wein. Das Gesin<strong>de</strong>, die Armen<br />

und Kranken bekamen im Wesentlichen die gleichen Mahlzeiten.<br />

Bemerkenswerte Gebäu<strong>de</strong><br />

Das älteste Fachwerkhaus Markgröningens wur<strong>de</strong> 1347 <strong>als</strong> giebelständiges<br />

Haus errichtet. Im Erdgeschoss befan<strong>de</strong>n sich Stall und<br />

Wirtschaftsflächen, im ersten Stock die Wohnräume. Der Anbau<br />

mit traufständigem Dach und die Verkürzung <strong>de</strong>s Giebels wur<strong>de</strong>n<br />

um 1670 vorgenommen.<br />

Ackerbürgerhaus<br />

73


Dieses Haus wur<strong>de</strong> 1427/1428 errichtet und ist das zweitälteste<br />

Haus am Markt. Seine Stockwerke konnten aufgrund <strong>de</strong>r freistehen<strong>de</strong>n<br />

Lage nach zwei Seiten auskragen. Bereits um 1700 wur<strong>de</strong><br />

hier nachweislich die Kronen-Wirtschaft betrieben.<br />

Gasthaus Krone<br />

Das Schriftband über <strong>de</strong>m gotischen Türeingang lautet: „0 GOT<br />

GNAd VNS“, die Jahreszahl 1476 ist teils in römischen (DD: 500<br />

+ 500 = 1000) teils in gotischen Ziffern (die Vier <strong>als</strong> halbe Acht,<br />

die Sieben liegend) geschrieben. Die Wappen sind wohl nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

zu bestimmen.<br />

74


Bürgerhaus<br />

Abschließen<strong>de</strong> Bemerkungen<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>r Klasse aus <strong>de</strong>n 1980er Jahren haben wir kein<br />

ganzes Schuljahr an diesem Thema gearbeitet. Dennoch waren die<br />

Mädchen und Jungen einige Wochen mit <strong>de</strong>r Spurensuche beschäftigt.<br />

Natürlich kann man nun die Frage stellen, ob dieser<br />

Aufwand verhältnismäßig ist. Ich fin<strong>de</strong> ja. Schließlich geht es neben<br />

<strong>de</strong>m Erwerb von Fachkompetenz auch um das Erlangen von<br />

personaler, sozialer und methodischer Kompetenz. Die Schüler<br />

haben oft eigenverantwortlich geplant und gearbeitet und wür<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft gerne einen historischen Stadtspaziergang anbieten.<br />

Die Organisation und Durchführung umfasst sicherlich alle Kompetenzbereiche.<br />

Am En<strong>de</strong> steht aber vor allem die Einsicht darin, dass das Internet<br />

<strong>de</strong>n Mädchen und Jungen heute keine neuen Erkenntnisse gebracht<br />

hat. Sie mussten anerkennen, dass ihre „Vorgänger“ durch<br />

die vielen Stun<strong>de</strong>n intensiver Forschungsarbeit im Archiv letztendlich<br />

in einigen Bereichen sogar einen <strong>de</strong>utlichen Informationsvorsprung<br />

hatten.<br />

Bleibt zu hoffen, dass diese Einsicht noch lange anhält!<br />

75


Verwen<strong>de</strong>te Literatur<br />

1) Markgröningen – Ein Stadtrundgang. Stadt Markgröningen.<br />

2) Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg. Bildungsplan für die Grundschule, 2004.<br />

3) Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg. Bildungsplan für die Re<strong>als</strong>chule, 2004.<br />

4) Schabet, Elke mit <strong>de</strong>r Klasse 7b <strong>de</strong>r Re<strong>als</strong>chule Markgröningen:<br />

Markgröningen – eine Stadt im Mittelalter, in: Meine<br />

Heimat – mein Kreis – Landkreis Ludwigsburg. Kreissparkasse<br />

Ludwigsburg (Hrsg.), 1988.<br />

5) Schad, Petra: Markgröningen – ein Stadtführer, 1. Auflage<br />

2003.<br />

Wimpelinhof, 1599 errichtet; daneben das Obere Tor, das jüngste<br />

und einzig erhaltene <strong>de</strong>r vier Stadttore<br />

76


Die Geschichte Markgröningens blieb spannend. Einen Eindruck<br />

davon kann man im Museum Wimpelinhof erhalten. In <strong>de</strong>r ständigen<br />

Ausstellung bil<strong>de</strong>t übrigens die Geschichte <strong>de</strong>s Markgröninger<br />

Schäferlaufs einen Schwerpunkt.<br />

Weitere Informationen fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>r Homepage von Markgröningen.<br />

www.markgroeningen.<strong>de</strong><br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte <strong>de</strong>s Ministeriums für Kultus, Jugend<br />

und Sport Ba<strong>de</strong>n-Württemberg im Regierungsbezirk<br />

Stuttgart, Schuljahr 2011/2012:<br />

Dr. Kerstin Arnold, Gymnasium Unterrie<strong>de</strong>n, Rudolf-Harbig-Str.<br />

40, 71069 Sin<strong>de</strong>lfingen, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte für <strong>de</strong>n Kreis<br />

Böblingen<br />

Ingrid Berger-Wagenh<strong>als</strong>, Johann-Philipp-Palm-Schule, Grabenstr.<br />

10, 73614 Schorndorf, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte für <strong>de</strong>n Rems-<br />

Murr-Kreis<br />

Matthias Fellinghauer, Gymnasium Plochingen, Tannenstr. 47,<br />

73207 Plochingen, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n Kreis Esslingen<br />

Steffen Gassert, Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg, Rossäckerstr.<br />

11-13, 74189 Weinsberg, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n<br />

Kreis Heilbronn<br />

Mignon Geisinger, Rechberg-Gymnasium, Dr. Frey-Str. 38, 73072<br />

Donzdorf, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n Ostalbkreis<br />

77


Eva Lienert, Re<strong>als</strong>chule Mutlangen, Forststr. 6, 73557 Mutlangen,<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte für <strong>de</strong>n Ostalbkreis<br />

Wilhelm Lienert, Uhlandschule, Wolf-Hirth-Str. 22, 73529 Schwäbisch<br />

Gmünd, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n Ostalbkreis<br />

Alok Sinha, Eschbachgymnasium Stuttgart-Freiberg, Adalbert-<br />

Stifter-Str. 40, 70437 Stuttgart<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n Kreis Stuttgart<br />

Hubert Segeritz, Martin-Schleyer-Gymnasium, Becksteinerstr. 80,<br />

97922 Lauda-Königshofen, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n<br />

Kreis Tauberbischofsheim<br />

Sandra Vöhringer, Re<strong>als</strong>chule Schwieberdingen, Herrenwiesenweg<br />

35, 71701 Schwieberdingen, Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragte für <strong>de</strong>n Kreis<br />

Ludwigsburg<br />

Dr. Otto Windmüller (Koordinator), Kaufmännische Schule<br />

Schwäbisch Hall, Max-Eyth-Str. 13-25, 74523 Schwäbisch Hall,<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>beauftragter für <strong>de</strong>n Kreis Schwäbisch Hall<br />

Dem Arbeitskreis gehören außer<strong>de</strong>m an:<br />

Ulrich Maier, Erlenäcker 1, 74245 Löwenstein<br />

Dr. Wolfgang Wulz, Goldberg-Gymnasium Sin<strong>de</strong>lfingen, Frankenstraße<br />

15, 71065 Sin<strong>de</strong>lfingen<br />

Maria Würfel, Warbeckweg 8, 73525 Schwäbisch Gmünd<br />

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Bisherige Ausgaben von PROJEKTE REGIONAL<br />

1/2006:<br />

Lan<strong>de</strong>sgeschichte und Seminarkurs/Kursstufe Gymnasium<br />

2/2007:<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>/Lan<strong>de</strong>sgeschichte in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung<br />

3/2008:<br />

Das Eislinger Saurierprojekt. Universität, Schule, Landkreis und<br />

Gemein<strong>de</strong> erfüllen eine Ausstellung mit Leben<br />

4/2009:<br />

Schule und Archiv<br />

5/2010:<br />

Schulgeschichte im Museum und Archiv<br />

6/2011:<br />

Die Römer vor <strong>de</strong>r Haustür<br />

7/2012:<br />

Lebendiges Mittelalter<br />

Thema <strong>de</strong>s nächsten Heftes:<br />

Industrie- und Technikgeschichte<br />

Alle bisherigen Ausgaben auch <strong>als</strong> <strong>Download</strong> unter<br />

www.projekte-<strong>regional</strong>.<strong>de</strong><br />

79

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