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Sonderdruck I 21. März 2013 I Tel. 0732/76 10-39 44 I www.kirchenzeitung.at<br />
Einzelpreis: € 0,95 I 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84 I Jg. 68<br />
Papst Franziskus bewegt die Menschen. Hier vor der Gottesdienst zum Beginn seines Amtes als Bischof von Rom.<br />
Reuters<br />
Mit Franziskus von Rom<br />
kehrt die Zuversicht wieder<br />
„Es ist schön zu beten, in den Himmel zu<br />
schauen, unser Herz zu betrachten und zu wissen,<br />
dass wir einen guten Vater haben.“ Mit diesen<br />
Worten hatte sich Papst Franziskus vor dem<br />
feierlichen „Gottesdienst zum Beginn seines<br />
Petrusdienstes als Bischof von Rom“ am Dienstag<br />
vor allem an seine argentinischen Landsleute<br />
gewandt. Auf seiner Fahrt durch die Menge<br />
hatten viele die Möglichkeit, ihn aus der Nähe<br />
zu erleben. Gemeinsam mit den Oberhäuptern<br />
der katholischen Ostkirchen stieg er zum Petrusgrab<br />
hinab, ehe die Feier begann.<br />
Seit am 13. März Kardinal Jorge Mario Bergoglio<br />
von Buenos Aires zum Papst gewählt wurde,<br />
ist gespannte Zuversicht in die Kirche eingekehrt.<br />
Vor allem die Zeichen, die Papst<br />
Franziskus in den ersten Tagen gesetzt hat, haben<br />
dazu beigetragen.<br />
Nicht nur die katholische Welt ist dabei, einen<br />
Papst mit spiritueller Ausstrahlung und mit einem<br />
neuen Umgangsstil kennenzulernen. Seine<br />
„Op tion für die Armen“ hat politische Sprengkraft.<br />
Vom neuen Pontifikat erhoffen sich viele<br />
Veränderungskraft für die Kirche.<br />
2 Bischofswort.<br />
Ludwig Schwarz<br />
zur Wahl des<br />
Papstes.<br />
4 Der neue Papst.<br />
Sein Leben,<br />
sein Weg.<br />
5 Der Name.<br />
Ein Programm.<br />
6 Erfahrungen.<br />
So haben Zeugen<br />
Franziskus<br />
erlebt.<br />
7 Oberösterreich.<br />
Erwartungen für<br />
die Diözese Linz.
2 Meinung 21. März 2013 <strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz<br />
BISCHOFSWORT<br />
Erste Liebe – und ihre Folgen<br />
Kirche mit<br />
frischem Wind<br />
Seit wenigen Tag haben wir<br />
einen neuen Papst: Franziskus.<br />
Schon jetzt kommt mir vor, als<br />
ob sich nach einer Zeit, in der<br />
wir in der Kirche mit viel Gegenwind<br />
zu kämpfen hatten,<br />
die Segel neu füllen würden<br />
– mit frischem und kräftigem<br />
Wind, der uns Antrieb gibt.<br />
Mit seinen ersten Zeichen und<br />
Botschaften hat Papst Franziskus<br />
das Ruder und damit die<br />
Richtung neu eingestellt: Die<br />
Kirche muss einfach und glaubwürdig<br />
sein, sie muss dem<br />
Geist Christi entsprechen. Vor<br />
allem für die Armen soll sie da<br />
sein, denn gerade ihnen soll<br />
das Evangelium Frohe Botschaft<br />
werden.<br />
Das ist ein anspruchsvoller<br />
Kurs.<br />
Ich lade die Katholikinnen und<br />
Katholiken unserer Diözese ein,<br />
diesen Weg mitzutragen, denn<br />
ein neuer Papst allein bringt<br />
noch keine erneuerte Kirche<br />
mit sich.<br />
Wie uns Papst Franziskus unmittelbar<br />
nach seiner Wahl zum gemeinsamen<br />
Beten eingeladen<br />
hat, sind wir auch zum gemeinsamen<br />
Handeln aufgerufen.<br />
Unsere Erwartungen an den<br />
neuen Papst und an eine in<br />
manchem wohl auch neu zu<br />
gestaltende Kirchenleitung sollen<br />
verknüpft sein mit unserer<br />
eigenen Bereitschaft, selbst das<br />
Unsere dazu beizutragen.<br />
Mit dem Papst gemeinsam sollen<br />
wir glaubwürdige Zeugen<br />
Christi in unserer Welt sein.<br />
DR. LUDWIG SCHWARZ,<br />
BISCHOF VON LINZ<br />
Psychologen behaupten, es sei eine Sache<br />
von Sekundenbruchteilen, in denen sich<br />
entscheidet, ob man mit jemandem kann<br />
– oder nicht. Deshalb gebe es so etwas wie<br />
„Liebe auf den ersten Blick“. Bei vielen, die<br />
im Fernsehen das erste Auftreten des „Bischofs<br />
von Rom“ Franziskus miterlebt hatten,<br />
ereignete sich so etwas wie eine erste<br />
Liebe. Seine Schlichtheit hat beeindruckt.<br />
„Erste Liebe“ schafft einen guten Anfang.<br />
Viel Wohlwollen ist dabei, eine gute Voraussetzung<br />
ist gegeben. Aber auch einer „ersten<br />
Liebe“ folgen die langen Zeiten. Sie nährt<br />
sich aus guten Momenten, aber so richtig<br />
tragfähig wird sie im Bestehen schwieriger<br />
Momente.<br />
Die erste Liebe wird sich auch bewähren<br />
müssen, wenn es um die Gestaltung der Kirche<br />
unter heutigen Verhältnissen geht. Da<br />
geht es weniger um die Liebe zur Kirche, als<br />
vielmehr um die Liebe in der Kirche, der Art<br />
und Weise, wie man miteinander umgeht<br />
und einander begegnet.<br />
Nicht nur im Beten, auch im Handeln und<br />
im Entscheiden braucht es Gemeinsamkeit.<br />
Gerade die Liebe ist eine sehr partnerschaftliche<br />
Angelegenheit. Sie hält auch dann,<br />
wenn Kinder gelegentlich eigene Wege gehen.<br />
Sie verbindet, aber sie lässt auch los.<br />
MATTHÄUS FELLINGER<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
MATTHAEUS.FELLINGER@<br />
KIRCHENZEITUNG.AT<br />
KOPF DER WOCHE: JEAN-LOUIS TAURAN, KARDINALPROTODIAKON<br />
Der Papstwahl-Verkünder<br />
REUTERS<br />
„Habemus Papam“ – mit dieser traditionellen<br />
Formel hat Kardinalprotodiakon Jean-Louis<br />
Tauran den neuen Papst bekannt gegeben.<br />
SUSANNE HUBER<br />
Der Petersplatz war zum Bersten voll, die<br />
Spannung hoch, als Kardinal Jean-Louis Tauran<br />
am Mittwochabend vergangener Woche<br />
die Mittelloge des Petersdomes betrat und<br />
sagte: „Ich verkünde Euch eine große Freude:<br />
Wir haben einen neuen Papst<br />
– Jorge Mario Bergoglio, der<br />
„Gläubige sollen alles<br />
unternehmen und<br />
unterstützen, was den<br />
Menschen in seinem materiellen,<br />
moralischen und<br />
religiösen Streben fördert.<br />
Dazu erforderlich sind<br />
Respekt für den anderen;<br />
gegenseitiges objektives<br />
Wissen um die religiösen Traditionen<br />
des jeweils anderen<br />
und Zusammenarbeit.“<br />
KARDINAL<br />
JEAN-LOUIS<br />
TAURAN<br />
sich den Namen Franziskus gegeben hat.“ Als<br />
dienstältester und somit ranghöchster Kardinaldiakon<br />
war es Taurans Aufgabe, die erfolgreiche<br />
Papstwahl öffentlich auszurufen. Dass<br />
der Franzose an Parkinson leidet, war dabei<br />
nicht zu übersehen.<br />
Spitzendiplomat des Vatikan. Jean- Louis<br />
Tauran gilt als Mann der klaren Worte, als<br />
sachorientiert, als einer, der eher im Hintergrund<br />
wirkt. Geboren wurde er 1943 in Bordeaux.<br />
Nach seinem Studium der Philosophie<br />
und Katholischen Theologie in Toulouse und<br />
Rom wurde er 1969 zum Priester geweiht. Es<br />
folgte ein Doktorat in Kirchenrecht, bevor er<br />
1975 in den diplomatischen Dienst des Heiligen<br />
Stuhls eintrat und u. a. in der Dominikanischen<br />
Republik, im Libanon, in Haiti und<br />
in Syrien arbeitete. 1990 kehrte er in den Vatikan<br />
zurück, wurde 1991 von Papst Johannes<br />
Paul II. zum Bischof geweiht und war bis 2003<br />
als Spitzendiplomat für die Auswärtigen Beziehungen<br />
des Vatikan im vatikanischen Staatssekretariat<br />
tätig. Danach wurde er zum Kardinal<br />
erhoben. Gesundheitlich angeschlagen,<br />
trat er etwas kürzer und arbeitete ein paar Jahre<br />
als Archivar und Bibliothekar des Vatikan,<br />
bis er 2007 von Papst Benedikt XVI. zum Präsidenten<br />
des päpstlichen Rates für den interreligiösen<br />
Dialog berufen wurde. Am 5. April<br />
wird Jean-Louis Tauran 70 Jahre alt.
<strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz 21. März 2013<br />
Papst 3<br />
Habemus Papam – Wir haben einen Papst<br />
Der neue Papst aus<br />
Argentinien ist da<br />
Weißer Rauch aus der Sixtina verkündete<br />
einen neuen Papst. Im fünften Wahlgang<br />
des Konklaves fiel die Entscheidung –<br />
auf einen Kardinal vom „Ende der Welt“.<br />
susanne huber<br />
Zunächst war die versammelte Menge auf<br />
dem Petersplatz eher ruhig, es gab Gemurmel,<br />
niemand hatte so richtig den Namen des<br />
neuen Papstes verstanden, als ihn Kardinalprotodiakon<br />
Jean-Louis Tauran bekannt gab.<br />
Gespannt richteten sich die Blicke auf die<br />
Mittelloggia des Petersdoms und als Papst<br />
Franziskus erschien und die Menschen<br />
mit „Brüder und Schwestern, Guten Abend!“<br />
begrüßte, brach tosender Applaus los.<br />
Nur in Weiß. Ohne päpstlichen Prunk, nur<br />
mit weißer Soutane und ohne Stola zeigte<br />
er sich erstmals der Öffentlichkeit. Er dankte<br />
den Versammelten für ihr Kommen und<br />
sagte humorvoll, die Kardinäle hätten „einen<br />
Papst vom anderen Ende der Welt geholt“.<br />
Die Kirche sei ein Weg der Geschwisterlichkeit<br />
und der Liebe, betonte der Papst. „Beten<br />
wir füreinander, und beten wir für die ganze<br />
Welt“, so sein Aufruf, dem eine Verneigung<br />
in Stille und schließlich der apostolische Segen<br />
„Urbi et orbi“ folgt, nachdem der Papst<br />
die ihm allein vorbehaltene Stola angelegt<br />
hatte. „Gute Nacht und schlaft gut“, so sein<br />
Abschied nach einer Fanfare.<br />
Franz von Assisi. Franziskus feierte einen Tag<br />
nach seiner Wahl gemeinsam mit den Kardinälen<br />
seine erste Messe. Er forderte sie auf,<br />
mutig das Kreuz Christi auf dem Weg durch<br />
die Welt und die Zeit zu tragen und es zu bezeugen.<br />
In seiner ersten öffentlichen Audienz<br />
für tausende Journalisten erzählte er, warum<br />
er gerade diesen Papstnamen gewählt hatte.<br />
„Bei der Wahl saß neben mir Kardinal Claudio<br />
Hummes – ein großer Freund! Als die<br />
Stimmen für mich die Zweidrittel erreichten,<br />
erscholl der übliche Applaus, da der Papst gewählt<br />
war. Und er umarmte und küsste mich<br />
und sagte zu mir: ‚Vergiss die Armen nicht!‘<br />
Da habe ich in Bezug auf die Armen sofort<br />
an Franz von Assisi gedacht.“<br />
Twitter und Facebook. Auch Papst Franziskus<br />
nutzt wie sein Vorgänger das Micro-Blog-<br />
Netzwerk Twitter. In seiner ersten Kurznachricht<br />
dankt er den Menschen und bittet sie,<br />
weiterhin für ihn zu beten. Der neue Papst<br />
verfügt weiters über eine eigene Facebook-Präsenz.<br />
Bereits eine Stunde<br />
nach Einrichten der Fanpage gab<br />
es schon 3000 Franziskus-„Fans“.<br />
Persönlicher Kontakt. Mit<br />
unüblichen Gesten überrascht<br />
Papst Franziskus<br />
immer wieder. Nach dem<br />
ersten öffentlichen Gottesdienst<br />
in der Pfarrkirche St.<br />
Anna am Sonntagvormittag<br />
begrüßte er die Gläubigen<br />
einzeln – wie ein Gemeindepfarrer.<br />
Darauf folgte ein<br />
Bad in der Menge. Er<br />
trat an die Absperrungen<br />
zum Vatikanausgang,<br />
schüttelte den<br />
Gläubigen, die ihm<br />
mit „Francesco“-Rufen<br />
begrüßten, die Hände.<br />
Angelus-Gebet. Am Sonntagmittag sprach<br />
der neue Papst zum ersten Mal das Angelus-<br />
Gebet. Mehr als 150.000 Gläubige hatten sich<br />
laut Vatikanangaben dazu auf den Petersplatz<br />
versammelt. Franziskus hob in seiner<br />
kurzen Ansprache die endlose Barmherzigkeit,<br />
Geduld und Güte Gottes hervor.<br />
„Etwas mehr Barmherzigkeit verändert<br />
die Welt, es macht sie weniger kalt<br />
und mehr gerecht. Gott wird nie<br />
müde, zu vergeben. Werden auch<br />
wir nie müde, Vergebung zu<br />
erbitten.“ Gott sei der liebevolle<br />
Vater, der stets vergebe<br />
und Barmherzigkeit<br />
gegenüber allen übe,<br />
unterstrich Franziskus.<br />
Es folgte das Angelus-<br />
Gebet und der apostolische<br />
Segen,<br />
bevor er sich mit<br />
einem „Guten<br />
Sonntag und<br />
gutes Mittagessen“,<br />
verabschiedete.<br />
reuters
4 Papst 21. März 2013 <strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz<br />
Kommentar<br />
Biographie des neuen Papstes<br />
Franziskus war<br />
schon immer am Ball<br />
Kardinal Schönborn: „Franziskus<br />
kann Klarheit schaffen“. kiz/fjr<br />
Den „Stall“ rund um<br />
die Kurie reinigen<br />
Papst Franziskus wird – davon<br />
zeigte sich Kardinal Schönborn<br />
überzeugt – ein „sehr guter, ein<br />
sehr mutiger und ein sehr innovativer<br />
Papst“ werden. „Wir<br />
haben mit Franziskus einen<br />
Papst bekommen, der über die<br />
globalen und sozialen Probleme<br />
hautnah Bescheid weiß<br />
und sich aktiv für Lösungen<br />
engagiert. Ich denke, das ist<br />
ein ganz entscheidender Faktor<br />
für die Wahl auf diese Person“,<br />
sagte der Wiener Erzbischof.<br />
Kardinal Schönborn, der in der<br />
ZIB 2 kürzlich Stellung zu Herausforderungen<br />
und Aufgaben<br />
rund um die römische Kurie<br />
nahm, „möchte ganz zu unserem<br />
neuen Papst stehen und so<br />
weit wie mir möglich in seiner<br />
großen, schweren Aufgabe unterstützen“.<br />
Dass zu diesen Aufgaben<br />
das „Aufräumen“ in der<br />
Kurie gehöre, sprach der Kardinal<br />
deutlich an. Hier gebe es<br />
vieles aufzuarbeiten. Zugleich<br />
dürfe es keine einseitigen Pauschalverurteilungen<br />
geben: „Es<br />
gibt auch hervorragende Leute<br />
und Kompetenzen an der Kurie.<br />
Doch leider sind einige schwarze<br />
Schafe darunter“, so Kardinal<br />
Schönborn. Es muss herausgefunden<br />
werden, wo die schwarzen<br />
Schafe sind und „es muss –<br />
sagen wir es ruhig ganz deutlich<br />
– auch der Stall gereinigt werden,<br />
damit jene, die wirklich<br />
gute Arbeit leisten, nicht durch<br />
die Irrwege von Einzelnen diskreditiert<br />
werden“. Er sei davon<br />
überzeugt, dass Papst Franziskus<br />
jener Mann sei, der „auch wirklich<br />
Klarheit schaffen kann“,<br />
so der Wiener Erzbischof.<br />
Er überrascht, beeindruckt und löst Jubel<br />
aus. Seit 13. März ist Jorge Mario Bergoglio<br />
Bischof von Rom und als Papst Franziskus<br />
Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.<br />
susanne huber<br />
Er ist Jesuit und kommt aus Argentinien. In<br />
seiner Heimat ist er der „Kardinal der Armen“.<br />
Nun ist Jorge Mario Bergoglio Papst –<br />
der erste Jesuit und der erste Lateinamerikaner<br />
in diesem Amt.<br />
Italienische Wurzeln. Der Vater von Franziskus,<br />
José Mario Francisco Bergoglio, wandert<br />
als junger Mann aus dem kleinen Ort<br />
Portacomaro im Piemont nach Argentinien<br />
aus und arbeitet bei der Eisenbahn. Er lernt<br />
Regina Maria Sivori, deren Eltern ebenfalls<br />
aus Italien stammten, kennen und heiratet<br />
sie. Am 17. Dezember 1936 wird Jorge Mario<br />
geboren. Er ist das älteste von fünf Kindern.<br />
Fußballfan. Nach der Schulzeit schließt<br />
Bergoglio eine Ausbildung zum Chemietechniker<br />
ab. Er ist nicht nur guter Koch und<br />
Opernliebhaber, sondern auch begeisterter<br />
Basketballer und Fußballspieler. Heute noch<br />
ist er Ehrenmitglied des argentinischen Fußballclubs<br />
San Lorenzo de Almagro. Als junger<br />
Mann soll er außerdem ein leidenschaftlicher<br />
Tangotänzer mit Vorliebe zur „Milonga“<br />
gewesen sein.<br />
Wende. Mit 22 Jahren entscheidet sich der<br />
Argentinier für die Priesterlaufbahn und tritt<br />
Jorge Mario Bergoglio (stehend 2. von links) mit seinen<br />
Eltern und seinen vier Geschwistern. reuters (3)<br />
in den Jesuitenorden ein. Nach humanistischen<br />
Studien in Chile kehrte er nach Buenos<br />
Aires zurück und schließt seine Philosophieund<br />
Theologiestudien ab. Am 13. Dezember<br />
1969 wird Jorge Mario Bergoglio zum Priester<br />
geweiht.<br />
Laufbahn. Bergoglio ist zunächst als Priester<br />
als Professor für Literatur, Psychologie und Theologie<br />
tätig und wird mit 37 für sechs Jahre Leiter<br />
der argentinischen Provinz des Jesuitenordens.<br />
Von 1980 bis 1986 ist er Rektor der<br />
Theologischen Fakultät von San Miguel.<br />
Ein Forschungsaufenthalt führt ihn dann an<br />
die Philosophisch-Theologische Hochschule<br />
St. Georgen in Frankfurt am Main; er spricht<br />
daher auch deutsch – neben italienisch, spanisch,<br />
englisch und französisch. 1992 wird er<br />
Weihbischof, 1998 Erzbischof von Buenos Aires.<br />
Für sechs Jahre ist er Präsident der Bischofskonferenz<br />
von Argentinien. 2001 ernennt ihn<br />
Papst Johannes Paul II. zum Kardinal.<br />
Der Fußballfan Bergoglio.<br />
Zunächst ist Bergoglio Chemietechniker.<br />
1958 tritt er dann in den Jesuitenorden ein.
<strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz 21. März 2013<br />
Papst Franziskus 5<br />
Der Bettelmönch von Assisi – ein Programm?<br />
Gottesvolk wandert<br />
mit Papst zu Franziskus<br />
Der neue Papst nennt sich Franziskus. Zum<br />
ersten Mal trägt das Oberhaupt der katholischen<br />
Kirche den Namen des Bettelmönchs<br />
von Assisi. Ein Programm? Das fragten wir<br />
den bekannten Frankfurter Kapuziner<br />
und Medienprofi Bruder Paulus Terwitte.<br />
Hans Baumgartner<br />
Auf einen Papst, der sich in seinem Namen<br />
auf den Gründer des abendländischen<br />
Mönchtums berief, folgt ein Papst, der sich<br />
den Namen des Begründers des armen Bettelmönchtums<br />
gibt. „Beide große Mönchsgestalten<br />
hatten einen scharfen Blick dafür, was<br />
die Kirche in ihrer Zeit braucht, um glaubwürdig<br />
das Evangelium zu leben“, sagt Br.<br />
Paulus.<br />
Auf Wanderschaft. Franziskus hat die Kirche<br />
als wanderndes Gottesvolk gesehen. Das<br />
wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil<br />
aufgegriffen. „Wer auf Wanderschaft geht –<br />
und dabei vorankommen will –, muss sich<br />
von unnötigem Ballast, von unnötigem Besitz,<br />
auch von manchen liebgewonnenen<br />
Traditionen befreien. – Ich glaube, dass dieser<br />
Papst das wandernde – und daher arme<br />
– Gottesvolk, das vor allem und zuerst auf<br />
die Hilfe Gottes vertraut, besonders betonen<br />
wird“, meint Bruder Terwitte.<br />
Überraschen. „Baue meine Kirche wieder<br />
auf“, hat Gott Franz zugerufen. Dieser hat<br />
das zunächst auf die verfallene Kirche in San<br />
Damiano bezogen. Als der heruntergekommene<br />
Mönch zum reichen Papst Innozenz<br />
geht, um dessen Zustimmung für seinen Reformweg<br />
zu erreichen, hatte der Papst einen<br />
Traum: ein Armer stützt die bedrohte Lateranbasilika<br />
(damals Papstkirche) – und er erkannte<br />
in Franziskus diesen „Armen“. „Damals<br />
ging Franziskus zum Papst, heute lädt<br />
Impressum<br />
<strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz. Medieninhaberin:<br />
Diözese Linz. Herausgeber: Willi Vieböck.<br />
Chefredakteur: Matthäus Fellinger.<br />
Adresse: Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz.<br />
Tel. 0732/76 10-39 44, Fax: 0732/76 10-39 39.<br />
E-Mail: office@kirchenzeitung.at<br />
Hersteller: OÖN Druckzentrum GesmbH & Co KG,<br />
Medienpark 1, 4061 Pasching. Verlagsort: Linz.<br />
uns der Papst ein, als Kirche mit ihm zu Franziskus<br />
zu gehen“, meint Bruder Paulus. Und<br />
er ist zuversichtlich, dass „dieser Papst uns<br />
alle überraschen wird. Am besten würde mir<br />
gefallen, wenn er – wie der hl. Franz zu seiner<br />
Zeit – manches tut, was mir nicht passt.<br />
Denn das hält das Herz und das Hirn jung<br />
und stellt auch mich und mein Christenleben<br />
in Frage.“<br />
Glaubwürdig. Dass sich der Papst Franziskus<br />
nennt, sei mehr als ein Versprechen für die<br />
Zukunft, betont Terwitte: „Wir wissen, wie<br />
bescheiden er auch als Kardinal gelebt hat,<br />
und dass er nicht nur davon geredet hat, die<br />
Kirche müsse zu den Menschen gehen. Er hat<br />
das vorgelebt. Und er hat den Mut gehabt,<br />
sich im Namen der Ausgegrenzten und Armen<br />
mit den Mächtigen anzulegen. Er weiß,<br />
dass eine Kirche, die ihre Soziallehre ernst<br />
nimmt, nicht ohne das Kreuz der Anfeindung<br />
und des Widerspruches durchkommen wird.“<br />
Terwitte ist überzeugt, dass eine Kirche, die<br />
bereit ist, sich mehr auf Gott als auf die ererbten<br />
Schätze zu verlassen, um wieder ganz<br />
schlicht und einfach bei den Armen, den Entrechteten,<br />
den Einsamen oder Sterbenden zu<br />
sein, neues Vertrauen gewinnen wird.“<br />
„Ich habe euch ein Zeichen gegeben.“ Kardinal Jorge M.<br />
Bergoglio wäscht den Armen seiner Gemeinde die Füße. Reuters<br />
In den Schubladen<br />
der Medien<br />
Br. Paulus Terwitte, Quardian am<br />
Frankfurter Kapuzinerkloster. KIZ/A.<br />
In der Berichterstattung über<br />
den neuen Papst kamen zahlreiche<br />
Medien auch kritisch auf seine<br />
traditionellen Positionen in<br />
Fragen der Ehe, der Familie oder<br />
der Sexualmoral zu sprechen.<br />
Zur Frage, ob diese Wahrnehmung<br />
nicht sein starkes soziales<br />
Engagement überlagern werde,<br />
meint der selber im Medienbereich<br />
sehr aktive Kapuziner Paulus<br />
Terwitte: „Ich denke, wenn es<br />
nur auf ihn ankäme, dann steht<br />
vor allem ein Thema im Vordergrund:<br />
eine Kirche, die wie Jesus<br />
hinausgeht zu den Menschen<br />
und ohne Machtallüren mit ihnen<br />
geht. Und weil er das schon<br />
lange tut, weiß er auch, dass die<br />
Kirche auch mit denen auf dem<br />
Weg sein muss, die da und dort<br />
an den hohen Anforderungen<br />
des Evangeliums scheitern. Das<br />
geschieht doch auch in unserer<br />
Kirche in der Mehrheit der Pfarren.<br />
Aber das ist halt kein mediales<br />
Thema, das in die Schublade<br />
verzopfte Kirche hier – moderne<br />
Welt da passt. Und dann kommen<br />
wir so weit, dass jemand,<br />
der neben seiner von Demenz<br />
bedrohten Frau sitzt, während<br />
sie den Giftbecher trinkt, als<br />
Held gefeiert wird, während die<br />
vielen Tausenden, die als Freiwillige<br />
Schwerkranke im Sterben<br />
begleiten, keine Schlagzeilen<br />
wert sind. Ich wäre gespannt,<br />
wie manche Medien reagierten,<br />
wenn der Papst uns zu einem anderen<br />
Lebensstil aufforderte und<br />
es als Skandal bezeichnete, dass<br />
in Wien täglich soviel Brot weggeworfen<br />
wird, dass Graz davon<br />
leben könnte. Oder wenn der die<br />
familienfeindlichen Wohnungspreise<br />
und Arbeitsverhältnisse<br />
anprangerte oder wenn er uns<br />
vorrechnete, wieviel Schaden wir<br />
mit unserem Fleisch- und Autokonsum<br />
anrichten.“
6 Papst – Hintergrund 21. März 2013 <strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz<br />
Antonio Reiser, der in Argentinien auf der Todesliste der Militärjunta stand, sagt, der Papst war nicht mit der Junta verbandelt<br />
Nicht Show, sondern Lebensweg<br />
„Es sind schon viele Päpste gewählt worden,<br />
auch gute. Dieser Papst gehört zu den<br />
Guten!“ – So spricht der heute 81-jährige<br />
laiisierte argentinische Priester Antonio<br />
Reiser über den neuen Papst. Reiser – mit<br />
langjährigen Kontakten zum Linzer<br />
Betriebsseelsorger Hans Gruber – stand 1977<br />
als Befreiungstheologe auf der Todesliste der<br />
Militärdiktatur und musste fliehen.<br />
ERNST GANSINGER<br />
Reiser ist ein unverdächtiger Zeuge gegen die<br />
(vom Vatikan scharf als Verleumdung zurückgewiesene)<br />
Meldung, dass Bergoglio, damals<br />
Jesuitenprovinzial, mit der Militärjunta kollaboriert<br />
und zwei Jesuiten denunziert hätte.<br />
Kein Verrat. Reiser wolle nicht sagen, dass<br />
Bergoglio ein Linker sei. Aber er ist „sozial bewusst<br />
und auf Seite der Armen“. Er sprach sich<br />
nie öffentlich für die Befreiungstheologie aus,<br />
im persönlichen Gespräch zeigte er aber Sympathie<br />
dafür. Es stimme nicht, dass er in der<br />
Militärdiktatur Menschen verraten hätte. „Alle<br />
waren damals ängstlich und man konnte nicht<br />
viel tun. Aber die Kirche hat sich gut eingesetzt<br />
für die zwei Jesuiten (um die es in den Anschuldigungen<br />
gegen Papst Franziskus geht, Anm.),<br />
dass sie ausgewiesen, nicht ermordet wurden.“<br />
Der Einsatz für die Armen. Reiser weist darauf<br />
hin, dass heute Regierungskreise davon<br />
reden, Bergoglio hätte sich damals nicht für<br />
die Menschenrechte eingesetzt. Das sei entschieden<br />
von vielen zurückgewiesen worden.<br />
Auch ein Teil der „Mütter vom Mai-Platz“<br />
sage, dass es nicht stimmt. „Von der Militärjunta<br />
Verfolgte haben nach Bekanntwerden<br />
der Vorwürfe sofort reagiert und betont, dass<br />
Bergoglio kein Kollaborateur gewesen ist und<br />
Antonio Reiser stand als Priester<br />
und Befreiungstheologe auf der<br />
Todesliste der argentinischen<br />
Militärjunta. Er musste fliehen,<br />
ließ sich laiisieren und setzt<br />
sich heute mit seiner Indio-Frau<br />
für die 50 Indio-Stämme in der<br />
Region Mesiones ein. Das in<br />
Oberösterreich aktive „Freundschaftskomitee<br />
Argentina-Austria“<br />
unterstützt diese Arbeit. PRIVAT<br />
vielen sogar geholfen hat.“ Mit großer Sympathie<br />
weist Antonio Reiser auf Bergoglios<br />
Praxis der Zuwendung zu den Armen hin. Er<br />
hat sich bei der Regierung unbeliebt gemacht,<br />
denn er kritisierte öffentlich und entschieden<br />
die Regierung, weil sich diese nicht für die<br />
Armen einsetzt. Er selbst ging oft in die<br />
Elendsviertel, ganz alleine, ohne Polizeischutz.<br />
Bei fanatischen, der Regierung nahestehenden<br />
Abgeordneten (die bei einer Sitzung<br />
im Parlament waren, als die Nachricht<br />
von Bergoglios Wahl eintraf), stieß daher diese<br />
Meldung auf keine Begeisterung, wie im argentinischen<br />
Fernsehen zu sehen war.<br />
Samt und Seide werden verschwinden<br />
Die Steyler Missionsschwester Juliane Maria<br />
Schindlauer stammt aus Oberwang bei<br />
Mondsee und ging 1974 in die Mission nach<br />
Argentinien. Sie leitet das Provinzhaus in<br />
Buenos Aires, in ihrem Pfarrgebiet leben<br />
100.000 Menschen.<br />
PRIVAT<br />
Wie haben Sie von der Wahl erfahren?<br />
Sr. Juliana: Wir haben es am Fernseher miterlebt.<br />
Sie können sich den Jubel gar nicht vorstellen.<br />
So eine Freude! Dann haben wir sofort<br />
ein Schnapserl geholt und auf den neuen<br />
Papst angestoßen.<br />
Das hätte sich niemand gedacht, dass Kardinal<br />
Bergoglio Papst wird. Hier in Argentinien<br />
waren alle auf den „Österreicher“ eingestellt,<br />
wie Kardinal Schönborn hier genannt wurde.<br />
Kennen Sie den neuen Papst?<br />
Er ist in ganz Argentinien berühmt und bekannt.<br />
Unser Provinzhaus in Buenos Aires, in<br />
dem ich lebe, liegt zwar nicht in seiner Diözese,<br />
aber wir haben mit ihm Kontakt durch<br />
seine pastoralen Initiativen. Seine Weite<br />
ist unglaublich. Er nimmt sich sehr um die<br />
Stadtpastoral an. Im Buenos Aires leben rund<br />
fünf Millionen Menschen.<br />
Was heißt Stadtpastoral?<br />
Elf- bis zwölfjährige Kinder sind drogenabhängig,<br />
die Kriminalitätsrate ist enorm, die<br />
Arbeitslosigkeit ist enorm. Und da sagt er<br />
ohne Wenn und Aber: Gott wohnt in der<br />
Stadt, in unserer Stadt. Er hat ein positives<br />
Bild von den Menschen der Stadt.<br />
Es ist unglaublich, welche neuen Wege er<br />
geht: So ist er am Gründonnerstag nie in der<br />
Kathedrale. Er feierte die Fußwaschung in<br />
den letzten Jahren im Gefängnis, bei Aids-<br />
Kranken, in einem Kinderspital.<br />
Was erwarten Sie von ihm als Papst?<br />
Es wird so mancher Samt und so manche Seide<br />
verschwinden. Er wird Akzente setzen.<br />
Wird er sich in Rom durchsetzen können?<br />
O ja! Das zeigte er hier mit der Regierung.<br />
Er hat eine eiserne Hand mit einem Seidenhandschuh.<br />
Wie erleben Sie ihn als Mensch?<br />
Er ist sehr calido, sehr calido – wie sagt man<br />
bei ihnen? – Er ist sehr warmherzig. Bei Reden<br />
ist er ernst, aber im Umgang ist er sehr<br />
warmherzig. JOSEF WALLNER
<strong>KirchenZeitung</strong> Diözese Linz 21. März 2013<br />
Franziskus und Oberösterreich 7<br />
Papst Franziskus‘ Wahl bringt<br />
Bewegung in die Kirche.<br />
Reuters<br />
Was man in Oberösterreich vom Papst erwartet<br />
Auf einen<br />
Tango<br />
mit dem<br />
Papst<br />
Mit seiner unkomplizierten Art hat Papst<br />
Franziskus auch in Oberösterreich beeindruckt.<br />
Verbunden damit ist der Wunsch,<br />
dass für die großen pastoralen Herausforderungen<br />
unkomplizierte Lösungen möglich<br />
werden.<br />
Matthäus Fellinger<br />
„Wenn es stimmt“, sagt die Pfarrassistentin<br />
von Steyr-Christkindl Sissy Kamptner, „dass<br />
der Papst in seinen jungen Jahren Tango getanzt<br />
hat, dann stimmt mich das hoffungsvoll.“<br />
Besonders der argentinische Tango,<br />
weiß sie, verlangt sehr viel an Beweglichkeit<br />
und Einfühlungsvermögen. Der Tanz entsteht<br />
erst im Tanzen – und man kommt sich<br />
sehr nahe.<br />
Wenn Papst Franziskus nun mit der Weltkirche<br />
unterwegs ist, hofft die Vorsitzende<br />
der diözesanen Frauenkommission, könnten<br />
sich Dinge in der Kirche entwickeln, die<br />
der Papst ursprünglich gar nicht beabsichtigt<br />
hatte. Dass er jetzt von sich aus das Rollenbild<br />
der Frauen in der Kirche verändern will,<br />
glaubt Kamptner eher nicht. Wenn sich Franziskus<br />
aber – wie ein Tänzer auf die Partnerin<br />
– wirklich auf die Weltkirche einlässt, könnten<br />
Veränderungen und Reformen kommen.<br />
„Ich wünsche, dass<br />
es ihm gelingt, nicht<br />
alles durch die<br />
römische Brille zu<br />
beurteilen, sondern<br />
danach, was die<br />
Menschen brauchen.“<br />
Franz Wild,<br />
Generaldechant<br />
Dass das Amt und damit auch die Kirche näher<br />
bei Jesus sein wird – das ist Kamptners<br />
Hoffnung, und sie wünscht Franziskus, dass<br />
es gelinge.<br />
Pfarren brauchen Stärkung. Dass sich bei<br />
den kirchlichen Bestimmungen über die Leitung<br />
von Pfarren etwas bewegen wird – das<br />
ist der Hauptwunsch, den die beiden Pfarrer<br />
Hans Padinger (Peuerbach) und Franz Wild<br />
(Traun) an den neuen Papst haben. Padinger<br />
ist Sprecher des Priesterrates, Wild Generaldechant.<br />
Beide wissen sehr genau, wo in den<br />
Pfarren der Hut brennt. In Oberösterreich<br />
geht es – wie im ganzen deutschen Sprachraum<br />
– um das Überleben der Pfarren. „Pfarren<br />
müssen auch dann leben können, wenn<br />
es die Kirche nicht mehr schafft, dass überall<br />
Priester vor Ort sein können“, sagt Padinger<br />
– und hofft: Papst Franziskus kenne die<br />
Situation aus Lateinamerika. – auch dort gibt<br />
es einen großen Priestermangel. Frauen wären<br />
dort am Aufbau von Gemeinden intensiv<br />
beteiligt.<br />
Padinger erwartet nun nicht, dass es so bald<br />
zu Änderungen beim Pflichtzölibat kommen<br />
wird – so etwas braucht Zeit. Trotzdem wäre<br />
eine deutliche Ausweitung der Kompetenzen<br />
für Laien möglich. Sie sollten Pfarren leiten<br />
„Wenn er Ernst<br />
macht mit<br />
einfachem Leben<br />
und der Option<br />
für die Armen,<br />
kommt Bewegung<br />
in die Kirche.“<br />
Sissy Kamptner,<br />
Frauenkommission<br />
können, stimmen Padinger und Wild überein.<br />
Die römische Brille. „Unkonventionell“ hat<br />
Franz Wild den neuen Papst bisher erlebt. Er<br />
hofft, dass er sich diese Unkompliziertheit<br />
im Amt bewahren kann und dass er nicht alles<br />
nur durch die „römische Brille“ beurteilt,<br />
ob kirchenstrukturell alles dem Gesetz entspricht,<br />
sondern danach, was die Menschen<br />
wirklich brauchen. Mit seinem Einsatz gerade<br />
in sozialen Fragen wäre ihm das bisher<br />
gelungen.<br />
Ein Papst an der Seite der Armen und Schwachen,<br />
der die Botschaft der Barmherzigkeit<br />
ganz hoch bewertet, ist für Priesterratssprecher<br />
Padinger ein gutes Signal. „Ich hoffe,<br />
dass er diese Barmherzigkeit auch für jene<br />
Menschen aufbringt, die an den Idealen der<br />
Kirche gescheitert sind oder die sich schwer<br />
tun, mit den kirchlichen Vorgaben zu leben.“<br />
Der Umgang mit wiederverheirateten<br />
Geschiedenen ist nur eines der Themen, um<br />
die es da geht. Dass der Papst mit Botschaften<br />
etwa im Bereich der Sexualmoral eine Sprache<br />
findet, die Menschen nicht vor den Kopf<br />
stößt, hofft Padinger auch. Die Rede vom<br />
„Teufel“ werde außerhalb der Kirche wohl<br />
kaum verstanden, fürchtet Padinger.<br />
„Ich hoffe, dass er<br />
Barmherzigkeit<br />
auch für jene<br />
aufbringt, die an<br />
den Idealen der<br />
Kirche gescheitert<br />
sind.“<br />
hans Padinger, Sprecher<br />
des Priesterrates
Das Schneeglöckchen<br />
durchstößt die<br />
WALDHÄUSL<br />
in Haiding.<br />
mit Pater<br />
Georg Sporschi l<br />
Kirche im<br />
Umbruch?<br />
Papst Franziskus:<br />
Eine Wahl und<br />
ihre Folgen<br />
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■ Neues über Glaube, Kirche<br />
und Weltgeschehen.<br />
■ Impulse für eine bewusste<br />
Lebensgestaltung.<br />
■ Unterhaltung mit Niveau.<br />
Es will Frühling werden<br />
Von der Papstwahl ab Mi te März erwarten<br />
und erho fen sich viele in der katholischen<br />
Kirche einen neuen Frühlingsaufbruch. Papst<br />
Benedikt XVI. hat mit seinem Rücktri t die<br />
„Schneedecke“ durchstoßen und Veränderungen<br />
möglich gemacht.<br />
So wie bisher wird das Papstamt künftig nicht<br />
mehr zu gestalten sein, sind sich viele Kommentatoren<br />
einig. Wa sich hinter den Kulissen<br />
des Vatikan abspielt, ist zu wenig transparent.<br />
Diözesen, etwa mit au stehenden<br />
Bischofsernennung, sind mehr auf Mutmaßungen<br />
angewiesen sta t auf verlä sliche<br />
Begleitung. Doch es bleibt die Ho fnung,<br />
da s ein künftiger Papst auch hier die Eisdecke<br />
aufbricht, soda s der Vatikan nicht eine<br />
www.kirchenzeitung.at<br />
Instanz bleibt, über deren innere Vorgänge<br />
man nu rätseln kann. Vielmehr so l er zu einer<br />
„Ermutigungszentrale“ für die Weltkirche<br />
werden. Wenn etwas ins Stocken gerät – und<br />
in der Kirche ist das der Fa l –, dann braucht<br />
es dringender den Motor als die Bremsen.<br />
Der katholischen Kirche in weiten Teilen<br />
Europas geht es nicht gut. Vielen Jugendlichen<br />
ist sie vö lig fremd geworden. Da braucht<br />
es dringend die Unterstützung zu neuen Ansätzen<br />
in der Seelsorge. Es braucht eine Kirche,<br />
der die Menschen trauen – von der Pfa re bis<br />
in den Vatikan. Wenn in Kirchen in diesen<br />
Wochen um einen guten neuen Papst gebetet<br />
wird, so ist das verbunden mit der Bi te um<br />
eine gute Zukunft für die Kirche insgesamt.<br />
Seite 3, 12 und 21<br />
4 Diözese. Don-<br />
Bosco-Statue in<br />
Oberöste reich.<br />
5 Oberöste reich.<br />
„Invita-Caritas“<br />
6 Reportage.<br />
Drei Schüler/innen<br />
und eine<br />
100-Jährige.<br />
10 Thema.<br />
Familienfas tag<br />
lenkt Blick auf<br />
Philippinen.<br />
14 Abenteuer<br />
Go tesglaube.<br />
In guten und in<br />
schlechten Zeiten.<br />
19 Bewu st leben.<br />
Kleine Kugeln,<br />
große Wirkung.<br />
Mit Homöopathie<br />
gegen A lergien.<br />
29 Kultur.<br />
„Memento Mori“<br />
in der Ursulinenkirche.<br />
22 Impre sum.<br />
Sta re des Winters.