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Mikrogen forum<br />

Jahrgang 11 - Nr. 32 - Juli 2013<br />

11. <strong>MIKROGEN</strong> FRÜHJAHRSSYMPOSIUM<br />

Infektiologie – Update 2013<br />

Epidemiologie, Diagnostik und Management<br />

wichtiger Infektionserkrankungen<br />

24. Juni 2013, Hotel City Hilton München<br />

Auch alt bekannte Infektionen bieten immer wieder<br />

überraschend Neues. Ob neue diagnostische<br />

Marker in der H. pylori Serologie, die Entwicklung<br />

der HEV Seroprävlenz in den letzten Jahrzehnten<br />

oder die Epidemiologie der Hantaviren. Aussergewöhnlich<br />

interessant waren auch die Beiträge zur<br />

Diagnostik von HPV, respiratorischen Infektionen<br />

und der Algorithmus zur sicheren Diagnose einer<br />

HBV, HCV und HIV-Infektion. Nachfolgend haben<br />

wir die Vorträge unseres 11. Frühjahrssymposium<br />

für Sie zusammengefasst.<br />

wurde ein neuer, sensitiver und spezifischer Immunoline<br />

Assay zur Detektion der Infektion und Identifikation<br />

von virulenten H. pylori Stämmen entwickelt, der<br />

auf dem serologischen Nachweis der Immunantwort<br />

gegen einzelne Virulenzfaktoren beruht. Die Kombination<br />

verschiedener rekombinant erzeugter Virulenzfaktoren<br />

in einem Test soll die Möglichkeit schaffen,<br />

infizierte Patienten in Risikogruppen einzustufen um<br />

das weitere therapeutische Vorgehen zu bestimmen.<br />

Helicobacter – Infektion und<br />

Diagnostik – ein Update<br />

Prof. Dr. med. Markus Gerhard<br />

Institut für Medizinische<br />

Mikrobiologie, Immunologie<br />

und Hygiene, Technische<br />

Universität München<br />

Helicobacter pylori ist ein mikroaerophiles gramnegatives<br />

Bakterium, das den menschlichen Magen kolonisiert<br />

und in der Lage ist, hier langfristig zu persistieren.<br />

Weltweit sind etwa 50% der Bevölkerung mit H.<br />

pylori infiziert. Alle Infizierten entwickeln eine chronische<br />

Entzündung der Magenschleimhaut, die jedoch<br />

nur bei einem Teil der Patienten zu Beschwerden<br />

führt. Die Infektion wird mit verschiedenen Magenerkrankungen<br />

wie Magengeschwüren, Adenokarzinomen<br />

<strong>des</strong> Magens und MALT-Lymphomen in Verbindung<br />

gebracht. Mit den heute verfügbaren Methoden<br />

ist es bisher nicht möglich, Patienten mit hohem Risiko<br />

für H. pylori assoziierte Folgeerkrankungen zu identifizieren.<br />

Andererseits ist es aufgrund zunehmender<br />

Antibiotikaresistenzen gerade auch bei H. pylori nicht<br />

möglich, alle infizierten Patienten zu behandeln.<br />

Virulenzfaktoren <strong>des</strong> Keimes können den klinischen<br />

Verlauf der Infektion beeinflussen und somit als Biomarker<br />

herangezogen werden. Ein direkter Nachweis<br />

solcher Virulenzfaktoren ist aber nur in der Biopsie<br />

mit aufwändigen molekularbiologischen Analysen<br />

möglich und daher für den Routineeinsatz nicht<br />

geeignet. In Kooperation mit der Mikrogen GmbH<br />

Im Verlauf <strong>des</strong> Projekts konnten 16 H. pylori Proteine<br />

exprimiert, gereinigt und zur Testung bereitgestellt<br />

werden. Zur Evaluierung der Antigene wurden über<br />

3000 Patientenseren aus verschiedenen Populationen<br />

getestet, von denen genaue histologische Befunde<br />

zur Infektion vorhanden waren. Somit konnten die<br />

serologischen Ergebnisse <strong>des</strong> Immuno-line Assays mit<br />

den Befunden <strong>des</strong> Pathologen verglichen werden. Es<br />

konnten neue Biomarker für hochgradige Entzündungen<br />

und prämalignen Veränderungen identifiziert<br />

werden. Die Kombination der relevanten Antigene<br />

zeigte eine signifikante Korrelation mit hochgradigen<br />

Entzündungen im Magenraum und prämalignen<br />

Veränderungen- wie Atrophie, intestinale Metaplasie<br />

und Dysplasie.<br />

Zusammenfassend erwies sich diese Kombination der<br />

Antigene als ein wertvolles Werkzeug zur Detektion<br />

einer H. pylori Infektion, und ermöglicht die Identifizierung<br />

von Patienten mit erhöhtem Risiko für pathologische<br />

Veränderungen.<br />

<strong>MIKROGEN</strong> FORUM 32/ 13


Infektiologie – Update 2013<br />

Respiratorische Infektionen:<br />

Anforderungen an die molekulare<br />

Diagnostik<br />

PD Dr. med. Marcus Panning<br />

Oberarzt, Institut für Medizinische<br />

Mikrobiologie und Hygiene<br />

der Universität Freiburg,<br />

Abteilung für Virologie<br />

Akute respiratorische Infektionen sind ein bedeutender<br />

Grund für Morbidität und Mortalität in der<br />

Bevölkerung. Sie können durch eine Vielzahl von<br />

Erregern hervorgerufen werden, die sich anhand klinischer<br />

Parameter alleine nicht unterscheiden lassen.<br />

Eine korrekte und zuverlässige Diagnose ist allerdings<br />

unabdingbar für eine optimale Patientenversorgung.<br />

Die gegenwärtige Diagnostik ist hingegen relativ zeitaufwendig<br />

und wenig sensitiv, so dass neue Nachweisverfahren<br />

dringend erwünscht sind. Mit Hilfe von PCRbasierten<br />

molekularen Methoden stehen inzwischen<br />

sensitive und schnelle Verfahren zur Verfügung. Bei<br />

min<strong>des</strong>tens 21 in Frage kommenden Erregern zeigte<br />

sich aber, dass eine sequentielle PCR-Einzeltestung<br />

nicht sinnvoll durchzuführen ist. Ein Ausweg stellen<br />

so genannte Multiplex-PCR-Verfahren dar, bei denen<br />

parallel bis zu 25 Erreger nachgewiesen werden können.<br />

Im Vortrag sollen derzeit verfügbare Multiplex-<br />

PCR-Methoden zum Nachweis respiratorischer Erreger<br />

vorgestellt und auf deren Besonderheiten eingegangen<br />

werden. Weiterhin wird über das Erregerspektrum<br />

am Freiburger Universitätsklinikum während<br />

der letzten Influenza-Saison berichtet, dass mit Hilfe<br />

moderner Multiplex-PCR-Verfahren erfasst wurde.<br />

load). Die Schädigung der Organe über die Virusvermehrung<br />

betrifft die Leber (ALT Erhöhung) und das<br />

lymphatische System (CD4-T-Lymphozyten Abfall).<br />

Sie gibt Einblick über die Dauer der Infektion und die<br />

Effizienz der Immunabwehr. Bei weiterhin fraglicher<br />

Diagnostik führt eine Abwägung der Risikoanamnese<br />

zum Erwerb einer der 3 Viren, eine Wiederholung der<br />

Tests nach etwa 4 Wochen, im Zweifelsfall die Untersuchung<br />

von Partners/Partnerin oder von Familienmitgliedern<br />

zu einer fundierten diagnostischen Aussage.<br />

Bei fraglich überwundener Infektion – bei HIV nur<br />

solange die anti-retrovirale Therapie strikt eingehalten<br />

wird – verbleiben die core/capsid-Antikörper am<br />

längsten und erfordern wiederholte Versuche das<br />

Virus nachzuweisen. Die HBV-Infektion verläuft immer<br />

permanent über die ccc-DNA, die in Leberzellen verbleibt.<br />

Die HIV-Infektion ist ebenso immer permanent<br />

durch die Persistenz von proviraler DNA in Immunzellen<br />

oder auch Astrozyten. Bei entsprechender Konstellation<br />

wird die HCV-Infektion ausheilen, ohne Hinterlassen<br />

einer spezifischen Immunität. Abhängig vom<br />

Verhalten <strong>des</strong> Patienten sind auch Superinfektionen<br />

und Doppelinfektionen möglich.<br />

Der vereinfachte Algorithmus sieht folgendermaßen aus:<br />

Algorithmus zur sicheren<br />

Diagnose einer HBV, HCV und<br />

HIV-Infektion<br />

Prof. Dr. med. Lutz Gürtler<br />

Max von Pettenkofer Institut,<br />

LMU München<br />

Für die erste Untersuchung nach möglicher Übertragung<br />

wird ein Antikörper-Test verwendet, der nach<br />

ca. 6 Wochen bei einer HIV-Infektion, nach ca. 8<br />

Wochen nach einer HCV-Infektion und nach ca. 9-12<br />

Wochen nach einer HBV-Infektion reaktiv/positiv wird.<br />

Durch Zusatz-Tests, wie z.B. den Immunoblot wird<br />

das reaktive Ergebnis abgeklärt, bei HBV durch anti-<br />

HBe und anti-HBs. Das weitere Vorgehen bei einer<br />

fundierten Diagnostik sollte auch zur Entscheidung<br />

führen ob eine Therapie indiziert ist.<br />

Deswegen umfasst die weitere Diagnostik den Nachweis<br />

<strong>des</strong> Virus, normalerweise über seine Nukleinsäure,<br />

DNA bei HBV oder HBsAg und RNA bei HCV und<br />

HIV und die Quantifizierung der Virusmenge (viral<br />

Hantaviren – was haben wir<br />

aus den letzten drei Ausbrüchen<br />

in Deutschland gelernt?<br />

PD Dr. Jörg Hofmann<br />

Nationales Konsiliarlabor für<br />

Hantaviren, Institut für Medizinische<br />

Virologie, Charité Universitätsmedizin<br />

Labor Berlin,<br />

Charité-Vivantes GmbH<br />

Akutes Nieren- oder Lungenversagen sind weit verbreitete<br />

klinische Diagnosen, oft ist ihre Genese unklar.<br />

Seit einigen Jahren treten bei diesen Diagnosen<br />

einheimische Hantaviren zunehmend in den Fokus <strong>des</strong><br />

Interesses. Heute gehören in Deutschland Hantavirus-<br />

Infektionen zu den 5 häufigsten meldepflichtigen<br />

Virusinfektionen. Alle zwei bis drei Jahre registrieren<br />

wir eine deutliche Zunahme der Fallzahlen. Diese<br />

sind assoziiert mit einer deutlich höheren Dichte der<br />

Wirtstiere (Myo<strong>des</strong> und Apodemus Spezies) und diese<br />

wiederum mit einer starken Fruktuation in den vorangegangenen<br />

Herbstmonaten.<br />

<strong>MIKROGEN</strong> FORUM 32/ 13


Infektiologie – Update 2013<br />

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge wissen<br />

wir heute, dass zwei unterschiedliche Hantavirustypen<br />

in Deutschland für die Infektionen und Erkrankungen<br />

verantwortlich sind. Dies sind Puumalaviren im Süden<br />

und Südwesten Deutschlands und Dobrava-Belgrad<br />

Viren vorzugsweise im Norden und Nordosten<br />

Deutschlands (siehe Abb.). Infektionen durch diese<br />

Hantaviren verursachen das Hämorrhagische Fieber<br />

mit Renalem Syndrom (HFRS) mit milden bis schweren<br />

klinischen Verläufen. Die Pathogenese ist durch die<br />

vaskuläre Schädigung, intravasale Koagulation, Gerinnungsstörung<br />

und das Auftreten interstitieller Ödeme<br />

in inneren Organen gekennzeichnet. Nach einer 2-3<br />

wöchigen Inkubationszeit verläuft die Erkrankung<br />

gewöhnlich in mehreren Phasen, heilt in der Regel<br />

komplikationsfrei aus, fatale Verläufe sind in Deutschland<br />

sehr selten (< 1%).<br />

Die Bestimmung der Gensequenzen von Hantaviren<br />

aus infizierten Mäusen und Patienten ermöglicht heute<br />

eine recht genaue Bestimmung <strong>des</strong> Infektionsortes.<br />

kleinen DNA Viren besitzen ein zirkuläres doppelsträngiges<br />

Genom, das für nur 9 Proteine codiert.<br />

Die beiden Onkoproteine E6 und E7 können eine Immortalisierung<br />

der infizierten Zellen vermitteln.<br />

Die Hüllproteine L1 und L2 sind Zielstrukturen der<br />

prophylaktischen Antikörper, die durch Impfung<br />

induziert werden. HPV sind höchst ansteckend, infizieren<br />

alle äußeren Epithelien, persistieren für lange Zeit<br />

und bei 75% der Population lassen sich frühere oder<br />

akute Infektionen nachweisen.<br />

Weltweit ist die Durchseuchung sehr hoch. Vor allem<br />

im jungen Lebensalter werden HPV-Infektionen akquiriert,<br />

heilen aber in der Regel aus. Bis zu 50% der<br />

25 jährigen Frauen sind anogenital akut HPV infiziert<br />

(Abbildung 1), sowie 50-60% der Männer in jeder<br />

Altersgruppe. Bei Persistenz der Infektion besteht das<br />

Risiko einer malignen Entartung der Zellen, wie z.B.<br />

Gebärmutterhalskrebs, aber auch Karzinome anderer<br />

Epithelien.<br />

Therapieoptionen beinhalten lediglich die Behandlung<br />

der Symptome, eine spezifische antivirale Therapie<br />

ist nicht im Einsatz. Aufgrund der relativ langen<br />

Inkubationszeit ist die Virämie zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Einsetzens<br />

der klinischen Symptome meist schon vorbei.<br />

Zur Prophylaxe wird intensiv an DNA-Vakzinen gegen<br />

die hochpathogenen Vertreter (Sin nombre Virus,<br />

Hantaanvirus, An<strong>des</strong>virus u.a.) gearbeitet.<br />

Humane Papillomviren (HPV):<br />

Diagnostik einer unbekannten<br />

Pandemie<br />

PD Dr. rer. nat. Andreas M.<br />

Kaufmann<br />

Charité - Universitätsmedizin<br />

Berlin, Campus Benjamin Franklin<br />

Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den erfolgreichsten<br />

molekularen Parasiten. Diese unbehüllten<br />

Abbildung 1: HPV Prävalenz bei 20.000 Frauen in Dänemark. Im Alter von<br />

20 bis 25 Jahren sind 50% der Frauen high-risk (HR) HPV positiv (obere rote<br />

Linie). Die Prävalenz sinkt bis zu einem Alter von ca. 35 Jahren und bleibt<br />

dann bei 5-10%. Wenn dies persistente Infektionen sind, haben diese Frauen<br />

tatsächlich ein Risiko ein Zervixkarzinom zu entwickeln. Die low-risk (LR) HPV<br />

Typen infizieren früher (untere blaue Linie). (Krüger-Kjaer S. et al., 2007)<br />

Seit den 1970er Jahren wird mittels zytologischen<br />

Abstrichs das Screening in Deutschland durchgeführt,<br />

was zu einer Senkung der Inzidenz <strong>des</strong> Zervixkarzinoms<br />

um 80% geführt hat. Seit 2007 ist die HPV Impfung<br />

als Primärprophylaxe verfügbar und zeigt bereits<br />

Effekte bei Infektionen und Krebsvorstufen. In Zervixkarzinomen<br />

ist zu über 99% HPV DNA nachweisbar.<br />

Daher kann der HPV-DNA Nachweis zum Screening<br />

auf Zervixkarzinom und seine Vorstufen eingesetzt<br />

werden. Dabei zeichnet sich der HPV Test durch eine<br />

sehr hohe Sensitivität aus, tatsächliche Krebsvorstufen<br />

und Karzinome zu detektieren. Der negative Vorhersagewert<br />

ist ebenfalls hervorragend, da HPV Negative<br />

auch keine Erkrankung entwickeln. Allerdings ist die<br />

Spezifität niedriger als bei der Zytologie, da der HPV<br />

DNA-Test auch harmlose Infektionen ohne zugrundeliegende<br />

Dysplasie nachweist.<br />

Eine Kombination der Vorteile beider Screeningmethoden<br />

sollte die besten Ergebnisse ergeben und<br />

wird in Ländern wie den Niederlanden, England und<br />

Mexiko eingeführt. Eine höhere Spezifität könnte<br />

<strong>MIKROGEN</strong> FORUM 32/ 13


Infektiologie – Update 2013<br />

durch neuentwickelte Testsysteme erreicht werden,<br />

die die Onkoproteine <strong>des</strong> Virus nachweisen, die in<br />

persistenten und progredienten Infektionen/Dysplasien<br />

hochreguliert werden.<br />

Eine besondere Situation besteht in Entwicklungsländern,<br />

wo die Einführung zytologischen Screenings<br />

aufgrund der infrastrukturellen Gegebenheiten unrealistisch<br />

ist. Hier sollte mittels einfacher und schneller<br />

HPV Tests diejenigen Frauen mit einem Risiko für Zervixkarzinom<br />

identifiziert und nur diese weiter abgeklärt<br />

werden. Dies ist besonders wichtig, weil 80% der<br />

To<strong>des</strong>fälle in den Entwicklungsländern zu verzeichnen<br />

sind.<br />

Hepatitis E: Ein Überblick<br />

Dr. Jürgen Wenzel<br />

Konsiliarlaboratorium für Hepatitis-A-<br />

und Hepatitis-E-Virus,<br />

Institut für Klinische Mikrobiologie<br />

und Hygiene, Klinikum der<br />

Universität Regensburg<br />

Seroprävalenzen (>16%) im Vereinigten Königreich,<br />

Dänemark, Moldawien und Südwestfrankreich beobachtet<br />

wurden. In einer repräsentativen Stichprobe<br />

der deutschen erwachsenen Bevölkerung konnten wir<br />

kürzlich eine HEV IgG Seroprävalenz von durchschnittlich<br />

16,8% nachweisen (Faber & Wenzel et al. Emerg<br />

Infect Dis 2012, 18(10):1654–7). Diese hohe Variabilität<br />

ist wahrscheinlich auf den kulturellen Hintergrund<br />

und unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten der<br />

jeweiligen Studienpopulation zurückzuführen. Die<br />

diagnostische Sensitivität der verschiedenen verwendeten<br />

HEV Antikörpertests beeinflusst jedoch ebenfalls<br />

das Resultat. Sie spielt wahrscheinlich sogar die<br />

größte ursächliche Rolle für die beobachteten Seroprävalenzunterschiede<br />

(Wenzel et al. J Infect Dis 2013,<br />

207(3):497–500).<br />

Hepatitis E Viren (HEV) sind kleine, unbehüllte RNA<br />

Viren. Die Untersuchung <strong>des</strong> viralen Genoms verschiedener<br />

Isolate führte zur Einteilung in 4 HEV Genotypen,<br />

die bei Säugetieren vorkommen und charakteristische<br />

geographische Verteilungsmuster aufweisen.<br />

Die Existenz <strong>des</strong> Virus wurde erstmals 1980 postuliert,<br />

als verschiedene fäkal-oral übertragene Ausbrüche<br />

von non-A/non-B Hepatitis in Indien beobachtet wurden.<br />

Die Identifikation <strong>des</strong> Virus folgte 3 Jahre später.<br />

Danach wurde klar, dass Hepatitis E Viren <strong>des</strong> Genotyps<br />

1 eine Hauptursache für die fäkal-oral übertragene<br />

infektiöse Hepatitis in vielen Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern darstellen.<br />

In den letzten Jahren wurde durch viele Studien gezeigt,<br />

dass Hepatitis E Virusinfektionen häufig auch<br />

bei Menschen in den Industrienationen auftreten,<br />

die keine Reiseanamnese in typische HEV Endemie<br />

gebiete aufweisen. Da die Virusisolate dieser Fälle oft<br />

fast identisch mit HEV Isolaten aus Haus- und Wildschweinen<br />

sind, wird angenommen, dass es sich bei<br />

den Infektionen um Zoonosen handelt (Wenzel et al.<br />

J Clin Virol 2011, 52:50–54). In Deutschland sind die<br />

meisten Virusisolate von Patienten mit Hepatitis E<br />

dem Genotyp 3 zuzuordnen.<br />

Studien zur HEV Antikörperprävalenz in verschiedenen<br />

Ländern Europas lieferten Werte zwischen<br />

0,3% und 52,5%. Niedrige Seroprävalenzen (

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