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8 || Vom Arzt zum Autor<br />

Also die Mischung, die Sie in Ihren<br />

Ratgebern empfehlen?<br />

Genau. So wie ich meinen Patienten rate, je<br />

nach Symptomen und Allgemeinzustand<br />

einen Spezialisten aufzusuchen oder aber<br />

auf Kräutertee, Wadenwickel etc. zu setzen,<br />

halte ich es auch bei mir.<br />

Sie waren als Mediziner u. a. in Stockholm,<br />

London, Denver oder Moskau tätig,<br />

haben in den Achtzigerjahren einen<br />

bedeutenden Hirnstoffwechsel entdeckt<br />

und sogar den japanischen Kaiser als<br />

» Zur Person «<br />

Werner Schunk lebt und arbeitet im<br />

thüringischen Gotha. Er absolvierte<br />

von 1957 bis 1963 sein Medizinstudium<br />

in Berlin und Erfurt. 1965 folgte die<br />

Promotion, 1972 die Dozentur und<br />

1974 die Habilitation.<br />

Seit 1975 ist Schunk Professor für<br />

Arbeitsmedizin. Er war Leiter von mehr<br />

als 45 Forschungsgruppen und Projekten.<br />

1992 etablierte der Medizinalrat in seiner<br />

Heimatstadt Gotha ein privates Institut<br />

für Arbeitsmedizin.<br />

Er kann auf mehr als 300 wissenschaftliche<br />

Publikationen, rund 500 wissenschaftliche<br />

Vorträge, 68 nationale und<br />

internationale Patente zurückblicken.<br />

Nerven spezialist mitbehandeln dürfen.<br />

Haben solche Erlebnisse Sie zum Schreiben<br />

animiert?<br />

Ich habe schon immer gerne geschrieben,<br />

in ersten Linie wissenschaftlich, aber auch<br />

unterhaltsame Bücher. Schreiben ist für<br />

mich ein Ausgleich. Wenn ich fix und fertig<br />

war von der täglichen Arbeit, den wissenschaftlichen<br />

Vorträgen und so, hab ich mich<br />

einfach hingesetzt und an was anderes<br />

gedacht, etwa an die Natur, und mir dazu<br />

Notizen gemacht. So bin ich ein bisschen<br />

abgerückt vom Alltag.<br />

Haben Sie heute schon etwas geschrieben?<br />

Heute hab ich vor allem etwas ge<strong>lesen</strong>.<br />

»Hölle und Paradies«, ein Gedicht, das ich<br />

in der Thüringer Allgemeine – der größten<br />

Thüringer Zeitung – veröffentlichen durfte.<br />

Apropos Presse: Die bezeichnet<br />

Sie als »dichtenden Doktor«.<br />

Gefällt ihnen dieser Titel?<br />

Ja. Er beschreibt mich gut. Ich versuche,<br />

wann immer es geht, zu reimen.<br />

Also schreiben Sie auch unterwegs?<br />

Ja, zum Beispiel, wenn mir beim Autofahren<br />

etwas einfällt. Dann fahre ich rechts<br />

ran und bringe es schnell zu Papier. Aber<br />

meistens arbeite ich meine Manuskripte<br />

dann doch an meinem Schreibtisch aus, mit<br />

Blick auf den Garten. So kann ich am besten<br />

entspannen.<br />

Die meisten Ihrer Bücher sind illustriert.<br />

Steuern Sie die Zeichnungen selbst bei?<br />

Ja. <strong>Das</strong> macht mir genauso viel Spaß wie<br />

das Schreiben.<br />

Wenn Sie schreiben, wen haben Sie als<br />

Adressaten im Blick?<br />

In erster Linie den Patienten. Die Ideen<br />

für die Geschichten kommen ja aus dem<br />

Alltag in der Praxis. Ich versuche mir beim<br />

Schreiben immer vorzustellen: Was braucht<br />

jemand, der in der Klinik liegt? Wie kann<br />

ich seine düsteren Gedanken vertreiben?<br />

Manchmal erweitere ich die Geschichten<br />

noch um eine politische Dimension oder<br />

um Episoden aus anderen Bereichen.<br />

Also, alles was die Umwelt des Patienten<br />

ausmacht und woran er auch Freude und<br />

Interesse haben könnte. Schließlich soll er,<br />

wenn er mein Buch zur Hand nimmt, etwas<br />

finden, was ihn aufbaut.<br />

In all Ihren Büchern finden sich<br />

humoristische Verse. Wie kommen Ihnen<br />

die Ideen dazu?<br />

Oft durch amüsante Äußerungen meiner<br />

Patienten. Die schreibe ich bzw. habe ich<br />

dann immer auf den Rand der Krankenakte<br />

geschrieben. Über die Jahre ist aus diesem<br />

Gekritzel eine ganz schön umfangreiche<br />

Kartei entstanden. Die Versform mag ich<br />

seit klein auf. Ich hab immer gerne Wilhelm<br />

Busch ge<strong>lesen</strong> und dann in meiner Jugend<br />

Eugen Roth. Ich hatte einen guten Freund,<br />

der war Symphoniker, spielte Geige in<br />

der Gothaer Symphonie, und wir haben<br />

stundenlange Spazier gänge im Wald unternommen<br />

und uns Gedichte aufgesagt. Ich<br />

habe Strophen gelernt und er hat Strophen<br />

gelernt und dann haben wir uns gegenseitig<br />

abgefragt.<br />

Sie können mittlerweile auf über<br />

300 wissenschaftliche Publikationen und<br />

13 belletristische bzw. populärwissenschaftliche<br />

Titel zurückblicken. Erinnern Sie sich<br />

trotzdem noch, was es für ein Gefühl war,<br />

das 1. Exemplar des 1. eigenen Buches in den<br />

Händen zu halten?<br />

Natürlich. <strong>Das</strong> war irgendwie erbaulich.<br />

Ich habe schon als Jugendlicher davon<br />

geträumt, einmal mein Buch in der Auslage<br />

eines Buchgeschäftes liegen zu sehen und<br />

auf dem Buchrücken steht Werner Schunk.<br />

Als ich es dann tatsächlich in der Thalia hier<br />

in Gotha entdeckt habe, ist ein Traum wahr<br />

geworden.

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