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Pfarrblatt Aargau I Baden / Wettingen - Horizonte Aargau

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27. Jahrgang I Nr. 18 I 29. April 2012<br />

I 3 Mut machende Gespräche<br />

In Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil<br />

I 4 Benediktiner mit Blackberry<br />

Klösterlich berufen: Abt Christian Meyer<br />

I 7 Kirche, die von der Vielfalt lebt<br />

Seite der Missioni Cattoliche Italiane im <strong>Aargau</strong><br />

<strong>Pfarrblatt</strong> <strong>Aargau</strong> I <strong>Baden</strong> / <strong>Wettingen</strong><br />

<strong>Horizonte</strong><br />

Foto: Cleto Cudini<br />

BLiCK<br />

FANG<br />

Momentaufnahme<br />

aus dem Mettauertal:<br />

Pfarreisekretärin<br />

Elisabeth Keller<br />

in Aktion.<br />

Mehr zum Weltgebetstag<br />

für kirchliche Berufe<br />

zoom-Seite 5


I 2 fokus <strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

Bevor es zu spät ist<br />

Dargebotene Hand arbeitet mit Facebook zusammen<br />

Maxie Machuta<br />

Administration, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Qualitätsleitung, Caritas <strong>Aargau</strong>, Aarau<br />

Eine Frage der Religion, Kultur, Erziehung?<br />

Als ich letztes Jahr im interkulturellen Frauentreff von<br />

meinem Umzug erzählte, boten mir zwei Tibeterinnen<br />

spontan ihre Hilfe an. Seitdem lernte ich sie in vielen<br />

Gesprächen besser kennen. Erstaunlich, wie diese<br />

Flüchtlingsfrauen sich anpassen im fremden Land,<br />

das so anders ist als ihre Heimat. Wo ihre Dörfer höher<br />

als die höchsten Schweizer Alpen liegen. Wo die<br />

Menschen über dem Stall mit den Kühen und Schafen<br />

wohnen, weil das in Häusern ohne Elektrizität warm<br />

gibt. Wo sie für Wasser und Holz lange Wege gehen.<br />

Weil die Frauen wegen ihrer Religion Repressalien<br />

erlitten, verliessen sie ihre Familien und flohen nach<br />

einem strapaziösen Fussmarsch über den Himalaja bis<br />

hierher. Das allein nötigt mir grosse Achtung ab. Sie<br />

haben schnell viel Deutsch gelernt und lernen begierig<br />

weiter. Sie führen klaglos jede Arbeit aus, sind stets<br />

freundlich und hilfsbereit. Und – was bei uns nicht<br />

selbstverständlich ist – sie haben Respekt vor dem<br />

Alter.<br />

Beiden wurde die vorläufige Aufenthaltsbewilligung F<br />

erteilt. Zwar ein unsicherer Status, der sie aber zu einer<br />

Ausbildung berechtigt. Und beide wollen Pflegehelferin<br />

werden. Sie absolvieren freudig ihre Praktika im<br />

Altersheim und wollen – wie einige ihrer Landsfrauen<br />

– weiter dort arbeiten. Sehe ich mir die Prognosen der<br />

demografischen Alterung an, dann kann ich nur sagen:<br />

Glückliche Schweiz, die solche Flüchtlinge beherbergt!<br />

Die Dargebotene Hand arbeitet künftig mit Facebook<br />

zusammen. Ab sofort finden sich die<br />

Kontaktdaten der Schweizer Anlaufstelle für<br />

Menschen, die ein unterstützendes anonymes Gespräch<br />

benötigen, im Hilfsbereich von Facebook.<br />

Und so funktioniert der Dienst: Falls Facebook-Freunde<br />

oder andere Nutzer Suizidabsichten<br />

äussern, gibt es<br />

die Möglichkeit, per Formular<br />

direkt mit Facebook<br />

Kontakt aufzunehmen.<br />

Nach dem Ausfüllen<br />

des Formulars erhält der Betroffene eine<br />

elektronische Nachricht von Facebook mit<br />

den Kontaktdaten von Telefon 143 sowie den<br />

Hinweis und die Ermutigung, dass er bei der<br />

Dargebotenen Hand jederzeit vertraulich und<br />

anonym um Rat anfragen kann. «Nach dem<br />

Ausbau des Online-Angebotes in den letzten<br />

Jahren ist die Zusammenarbeit mit Facebook<br />

ein weiterer Schritt, um den geänderten Kommunikationsgewohnheiten<br />

eines eher jüngeren<br />

Publikums Rechnung zu tragen.» Die Dargebotene<br />

Hand ist als Verein organisiert, der von den<br />

Landeskirchen massgeblich finanziert wird und<br />

zudem auf Spenden angewiesen ist.<br />

KURZMELDUNGEN<br />

Kinder spielen etwas<br />

vor, Erwachsene<br />

müssen raten,<br />

was sie<br />

darstellen. Mit<br />

diesem Gesellschaftsspiel<br />

sammelt die Kinderhilfe<br />

Bethlehem Spenden für das Caritas<br />

Baby Hospital. Das «Dings<br />

da», der Begriff, den es zu erraten<br />

gilt, wird von Kindern im Online-<br />

Rate-Spiel der Kinderhilfe umschrieben.<br />

Für jeden richtig erratenen<br />

Begriff spenden langjährige<br />

Sponsoren fünf Franken. Ferner<br />

können die Mitspielenden, die richtig<br />

geraten haben, einen gesponserten<br />

Sachpreis gewinnen – vom<br />

Sackmesser bis zur Eintrittskarte<br />

für ein DJ Bobo Konzert. Das Ratespiel<br />

läuft noch bis Ende Monat.<br />

www.kinderhilfe-bethlehem.ch<br />

Ermutigung, um<br />

anonym nach Rat zu fragen.<br />

Kartonkirche. Die von einem<br />

Erdbeben zerstörte Kathedrale im<br />

neuseeländischen Christchurch<br />

wird vorläufig durch eine Kartonkirche<br />

ersetzt. Die aus 64 Kartonröhren,<br />

Holz- und Stahlträgern<br />

konstruierte Kathedrale wird vom<br />

japanischen Architekten Shigeru<br />

Ban gebaut und soll mehr als<br />

700 Besucher fassen. Wie die anglikanische<br />

Bischöfin Victoria<br />

Matthews mitteilte, wird die Kartonkirche<br />

im Dezember 2012 fertig<br />

gestellt sein und bis zu 20<br />

Jahre halten.<br />

Im vergangenen Jahr registrierte die Dargebotene<br />

Hand über 208 000 Anrufe, die von insgesamt<br />

630 ehrenamtlichen Beratern aus zwölf<br />

Regionalstellen beantwortet wurden. «Während<br />

diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr stabil<br />

geblieben ist, haben die Online-Kontakte<br />

um über einen Viertel auf rund 4 300 E-Mails<br />

beziehungsweise Chat-Anfragen<br />

zugenommen», so die<br />

Dargebotene Hand. Auch<br />

2011 nutzten deutlich mehr<br />

Frauen als Männer das Telefon<br />

143. Die Hälfte der Anrufenden gehörte<br />

der Alterskategorie der 40- bis 65-Jährigen an,<br />

je rund ein Fünftel waren bis 40-jährig, respektive<br />

über 65.<br />

Aufschlussreich sei die Auswertung der Gespräche<br />

nach Themen, schreibt die Dargebotene<br />

Hand: Bei der Online-Beratung, wo die Anonymität<br />

und damit auch der Schutz der Anrufenden<br />

noch einmal höher ist als beim Telefon,<br />

lag der Anteil Kontakte zum Thema Suizid bei<br />

sechs Prozent, am Telefon dagegen bei einem<br />

Prozent. Ähnlich ging es bei neun Prozent der<br />

Online-Kontakte um Gewalt, gegenüber zwei<br />

Prozent am Telefon. www.143.ch kipa<br />

Himmelwärts. Die römisch-katholische,<br />

die reformierte und die<br />

christkatholische Luzerner Landeskirche<br />

nehmen dieses Jahr<br />

zum zehnten Mal gemeinsam an<br />

der Zentralschweizer Erlebnismesse<br />

LUGA teil. Zum Jubiläum<br />

geht es hoch hinaus. Auf dem<br />

Platz der Luzerner Kirchen an der<br />

LUGA steht eine Kletterwand als<br />

Sinnbild für das Leben: Eine Herausforderung,<br />

die sich mit Ausdauer<br />

und Vertrauen meistern<br />

lässt. Und: Nicht nur, wer den<br />

Gipfel erreicht, gewinnt. Sondern<br />

alle, die den Mut haben, sich auf<br />

den Weg zu machen. Die Kirchen<br />

begleiten Menschen und unterstützen<br />

sie mit ihren Angeboten<br />

auf ihren Lebenswegen. Die<br />

LUGA dauert bis zum 6. Mai 2012.<br />

www.luga.ch


<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

aargau<br />

3 I<br />

So Vieles schien möglich<br />

Hautnah erlebt: Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

Barbara Kopp schrieb eine<br />

Biografie zu Gertrud Heinzelmann:<br />

Die Unbeirrbare. Wie<br />

Gertrud Heinzelmann den<br />

Papst und die Schweiz das<br />

Fürchten lehrte. Limmat Verlag<br />

Zürich 2003, 320 Seiten.<br />

ISBN 978-3-85791-442-3<br />

Foto: Roger Wehrli<br />

Das Zweite Vatikanum hat an vielem Verkrustetem<br />

gerüttelt, es wurde plötzlich begeistert<br />

über Glaube und Kirche diskutiert – es durfte<br />

endlich diskutiert werden, nachdem zuvor bereits<br />

der Zweifel als Sünde<br />

galt. Meine Eltern, die in<br />

einer Mischehe leben, atmeten<br />

auf – meine reformierte<br />

Mutter war nicht länger ein<br />

Kirchenärgernis. So hatte ihre katholische Trauung<br />

in einer Sakristei stattfinden müssen und sie<br />

musste sich verpflichten, ihre Kinder katholisch<br />

zu erziehen. Meine Eltern gingen endlich gemeinsam<br />

zur Kommunion, ein ergreifendes Ereignis.<br />

Weggefegt. 1972 begann ich Theologie und<br />

Pädagogik in Fribourg zu studieren – als einzige<br />

Frau im Jahrgang Theologie. In den folgenden<br />

Jahrgängen stieg die Frauenquote rasant, es<br />

gab Freiräume und Berufsmöglichkeiten. Viele<br />

Mitstudierenden waren davon überzeugt, das<br />

Zölibat werde bald fallen. Die Landessprache<br />

hielt im Gottesdienst Einzug, es gab Arbeiterpriester,<br />

eine neue Sexualmoral war im Gespräch.<br />

Kirche und Gesellschaft waren nicht<br />

länger unvereinbar. Die Bibel entpuppte sich als<br />

Entdeckung. Wir waren fasziniert. Andere Katholiken<br />

dagegen waren zutiefst verunsichert,<br />

dass Vertrautes weggefegt wurde.<br />

Sie bleibt<br />

eine Ermutigung, hartnäckig zu sein.<br />

Wortstark. Ein leuchtendes Vorbild war Gertrud<br />

Heinzelmann. Die 1914 in Wohlen geborene<br />

und 1999 in Fällanden verstorbene Juristin<br />

war eine Vorkämpferin für die Gleichstellung<br />

von Frauen in Kirche und<br />

Gesellschaft. 1962 fordert<br />

sie mit einer Eingabe unter<br />

dem Titel «Frau und Konzil<br />

– Hoffnung und Erwartung»<br />

die Gleichberechtigung von Mann und<br />

Frau und die Frauenordination in der römischkatholischen<br />

Kirche ein. Der Text machte sie<br />

weltweit berühmt und bei manchen auch berüchtigt.<br />

«Ich ergreife das Wort als eine Frau<br />

unserer Zeit, die durch Studium, Beruf und<br />

eine langjährige Tätigkeit in der Frauenbewegung<br />

die Nöte und Probleme ihrer Schwestern<br />

kennt», betonte sie. Und sparte nicht mit Kritik.<br />

So werde «Jeder mässig begabte Mann, der in<br />

der Lage ist, sich das vorgeschriebene theologische<br />

Wissen anzueignen, … zum Priester geweiht<br />

und zum Wort in der Kirche zugelassen.<br />

Jede Frau – auch die hochgeistige Frau, deren<br />

Schriften weltweite Verbreitung und Anerkennung<br />

finden – wird vom Priestertum und vom<br />

Wort in der Kirche ausgeschlossen».<br />

Argumente. Ihre sehr kenntnisreich geschriebene<br />

Argumentation schloss mit den<br />

Worten: «Meine Eingabe schliesse ich in der<br />

Hoffnung, es sei mir gelungen, darzulegen,<br />

… wie sehr das in dieser halben Menschheit<br />

verkörperte geistige Menschentum in Entfaltung,<br />

Tätigkeit und Ausdruck behindert und<br />

unterdrückt wird.» Ihre Worte sind bis heute<br />

aktuell. Zehn Jahre später wurde sie in die Synode<br />

72 berufen. Christiane Faschon<br />

Erinnerung<br />

an die Zukunft<br />

Bildung Mobil veranstaltet Mut machende<br />

Gespräche zu 50 Jahre Zweites Vatikanisches<br />

Konzil und 40 Jahre Synode 72:<br />

Am 9. Mai 2012, 19.30 im Roten Turm <strong>Baden</strong><br />

mit Leo Karrer und Schwester Ingrid<br />

Grave. Am 23. Mai, 19 Uhr im Dachtheater<br />

Kloster Muri in Erinnerung an die Konzilseingabe<br />

von Gertrud Heinzelmann «Wo<br />

und wie haben Frauen Kirche gestaltet,<br />

gestalten sie heute und in Zukunft Kirche»<br />

mit Claire Renggli-Enderle und Doris<br />

Strahm. www.bildung-mobil.ch


I 4 impuls <strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

Benediktiner mit Blackberry<br />

Klösterlich berufen: Abt Christian Meyer zu Spiritualität im Berufsleben<br />

Man muss spinnen,<br />

um etwas in die Wirklichkeit zurückzuholen.<br />

«Man würde wieder merken: Um glücklich<br />

zu sein, brauche ich nicht zehn Millionen im<br />

Portemonnaie», antwortet der Engelberger<br />

Abt Christian Meyer auf die Frage: «Was wäre,<br />

wenn Klöster einen Lehrgang ‹Spiritualität im<br />

Berufsleben› anbieten würden?». Der 44-Jährige<br />

verdient als Verantwortlicher für mehrere klostereigene<br />

Betriebe mit über 130 Angestellten<br />

selber keinen Rappen und lebt mit vier Papageien<br />

zusammen.<br />

Herunterfahren. Das Blackberry auf dem<br />

Tisch vibriert immer wieder. Abt Christian –<br />

ein gegen zwei Meter grosser Mann, den das<br />

schwarze Mönchsgewand<br />

noch stattlicher<br />

aussehen lässt – ist<br />

offenbar gefragt. Der<br />

frühere Pfarrer, dem<br />

Zahlen eigentlich ein Graus sind, ist Vorsteher<br />

des Benediktinerklosters Engelberg und dadurch<br />

ein Manager. Als Mönch lebt er die ideale<br />

Verbindung von Spiritualität und Wirtschaft<br />

vor. Es sei zwar zu Beginn seiner Amtszeit ein<br />

Horror gewesen, sich plötzlich mit wirtschaftlichen<br />

Fragen – etwa mit der Zukunft eines Kieswerks<br />

– auseinandersetzen zu müssen, gesteht<br />

der gebürtige Basler. Aber: «Wenn es zu stressig<br />

wird, dann fahre ich ganz, ganz herunter und<br />

werde ruhig.» Unverzichtbar sei das regelmässige<br />

Gebet, das den Unterbruch markiert im<br />

Arbeitsstress. «Denn ohne Gebet gibt es keine<br />

innere Ruhe und Ausgeglichenheit.»<br />

Lebensqualität. Doch zurück zum Thema –<br />

was wäre, wenn Klöster einen Lehrgang «Spiritualität<br />

im Berufsleben» anbieten würden?<br />

Ziemlich schnell stellt Christian Meyer klar:<br />

Kurze Kurse, in denen Manager sich während<br />

vierzehn Tagen Vorträge über die Benediktsregel<br />

anhören können,<br />

bringen rein gar<br />

nichts. Sinnvoll wäre<br />

vielmehr das Mitleben<br />

im Kloster über einen<br />

etwas längeren Zeitraum. «Die Wirtschaftsleute<br />

müssten in einen Gebetsrhythmus hineinkommen,<br />

sich jeden Tag mit der Heiligen<br />

Schrift auseinandersetzen und aus dem heraus<br />

ihre Spiritualität wachsen lassen.» Solche Erfahrungskurse<br />

müssten «gluschtig» machen auf<br />

Spiritualität, sagt der Mönch. «Der Einzelne<br />

Genau so tierbezogen wie die diesjährige Kampagne zum Weltgebetstag für kirchliche Berufe ( zoom-Seite) gibt sich der<br />

Engelberger Abt Christian Meyer: Hier in Zwiesprache mit einem seiner vier Amazonenpapageien.<br />

soll spüren, dass Spiritualität zum Menschsein<br />

gehört, Perspektiven eröffnet und zu mehr Lebensqualität<br />

führt», erklärt Abt Christian und<br />

fährt fort: «Dies in der Beziehung zu Gott und<br />

im Umgang mit dem Mitmenschen.»<br />

Neuausrichtung. Für den aktuellen Zustand<br />

der Wirtschaft hat Abt Christian eine Metapher<br />

parat: das neue Ägypten. Ägypten steht<br />

biblisch gesehen für das Sklaventum. Heute<br />

würden viele Menschen in Arbeitsprozesse<br />

hineingepresst: «Sie müssen nur noch funktionieren<br />

und produzieren.» Die Arbeit sei<br />

nicht mehr etwas, das den Menschen erfüllt,<br />

klagt der Abt. Was es deshalb brauche, sei eine<br />

eigentliche Neuausrichtung der Wirtschaft.<br />

Dazu könnte eine Orientierung am Wahlspruch<br />

der Benediktiner beitragen: «Auf dass<br />

Gott in allem verherrlicht werde.» Dieser stehe<br />

nicht etwa in einem ganz frommen Kapitel der<br />

Benediktsregel, sondern am Schluss des Wirtschaftskapitels,<br />

erläutert der Abt. Auch bei der<br />

Arbeit soll das Ziel darin bestehen, Gott und<br />

die Welt zu verherrlichen, und nicht auf Biegen<br />

und Brechen Geld anzuhäufen. Auf diese Weise<br />

könnte Spiritualität dem Wirtschaftsleben<br />

eine andere Prägung geben.<br />

Vorbildcharakter. «Das ist natürlich<br />

eine Utopie», räumt der Benediktiner<br />

ein: «Ich sehe, wie die Welt ist.<br />

Aber manchmal muss man spinnen,<br />

um etwas in die Wirklichkeit zurückzuholen.»<br />

Aus den angedachten<br />

Erfahrungskursen würde aus Sicht<br />

von Abt Christian eine Lebenshaltung<br />

entstehen, «die in der Welt<br />

einen tieferen Sinn sieht». Spiritualität<br />

bedeutet Ausrichtung auf etwas<br />

Anderes. Der sympathische und<br />

umgängliche Mönch wird resolut:<br />

«Es geht doch nicht einfach darum –<br />

Entschuldigung – zu fressen und<br />

zu sterben, sondern darum, dass<br />

das Leben Vorbildcharakter hat für<br />

die nachfolgenden Generationen!»<br />

Viele Klöster seien heute beispielhafte<br />

Wirtschaftsbetriebe, ist Abt<br />

Christian überzeugt. «Jetzt müssten<br />

wir das noch gesamtwirtschaftlich<br />

in den Griff bekommen und wieder<br />

merken: Um glücklich zu sein,<br />

braucht es nicht viel.»<br />

Barbara Ludwig, kipa<br />

Foto: Barbara Ludwig, kipa


<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

zoom<br />

5 I<br />

Berufung – ein grosses Wort<br />

Warum Papagei, Schnecke und Gorilla für kirchliche Berufe werben<br />

Foto: kna-bild<br />

Richtungswechsel, Umbruchzeit, Sinnfindung:<br />

Auf der Suche nach dem ganz eigenen Weg können kirchliche Berufe eine Fundgrube sein.<br />

Pfarreisekretariat<br />

BLiCK<br />

FANG<br />

Elisabeth Keller ist seit rund<br />

zwölf Jahren Pfarreisekretärin<br />

im Mettauertal. Sie kam<br />

eher zufällig zu diesem Job. Als der damalige<br />

Pfarrer pensioniert wurde, fragte man<br />

sie an, die administrative Arbeit im Pfarreialltag<br />

zu übernehmen. Weil ihre Tochter<br />

noch klein war und sie von zu Hause aus<br />

arbeiten konnte, sagte Elisabeth Keller zu.<br />

Für die Flut an Aufgaben reichen ihre 40<br />

Stellenprozente kaum aus. Sich von der Arbeit<br />

abzugrenzen, ist auch nicht immer einfach.<br />

«Ich stehe bei Anliegen fast jeder Zeit<br />

zur Verfügung», so die Engagierte. Noch<br />

ist ihr Büro daheim eingerichtet, doch bald<br />

wird es in neue Räume der Pfarrei gezügelt.<br />

Gut gefällt Elisabeth Keller die Vielfalt<br />

ihrer Tätigkeit: «Alles ist spannend.» Am<br />

meisten schätzt sie die Gespräche mit Menschen<br />

in allen Lebenssituationen und die<br />

Möglichkeit, ihnen helfen zu können. cc/cf<br />

«Im Nachplappern ist er besser» prangt unterm<br />

Papageien-Sujet auf einem der neuen Werbeplakate<br />

für kirchliche Berufe. Oder «Schleimen<br />

kann sie besser» zum Bild einer Schnecke.<br />

«Einfach abtauchen kann er besser» steht<br />

beim Wal. Zu welchem Text «Nachäffen kann<br />

er besser» komponiert wurde, ist selbstredend.<br />

Ergänzt werden die frechen Sprüche mit dem<br />

Hinweis: «Finde deinen eigenen Weg.» Mit dieser<br />

tierischen Plakat- und Postkarten-Aktion<br />

zum Weltgebetstag für kirchliche Berufe vom<br />

29. April 2012 will Thomas Leist überraschen.<br />

Er ist seit letztem August Leiter der Fachstelle<br />

Information Kirchliche Berufe (IKB) in Luzern.<br />

Erlöst. «Wir haben den Begriff ‹Berufung›<br />

zu verabsolutieren versucht. Dabei muss jeder<br />

Arzt berufen sein», findet Thomas Leist.<br />

«Das hat auch abgeschreckt. Wir müssen die<br />

Fragenden einladen, nicht nur jene, die sich<br />

berufen wissen.» Es gelte zunächst die Frömmigkeit<br />

des Alltags zu entdecken. «Die meisten<br />

Jugendlichen haben eine Sehnsucht», weiss der<br />

Fachstellenleiter. Sie gelte es anzusprechen. Das<br />

hat Thomas Leist sogar schon in seiner eigenen<br />

Pfarrei Uitikon versucht, die er neben dem<br />

50-Prozentpensum bei der IKB leitet. Bisher<br />

allerdings ohne allzu grossen Erfolg. Selbstkritisch<br />

meint er: «Grundsätzlich müsste jeder<br />

Das Leben ist eine Chance, nimm sie wahr<br />

Das Leben ist Schönheit, bewundere sie<br />

Das Leben ist ein Traum,<br />

lass ihn Wirklichkeit werden<br />

Das Leben ist eine Herausforderung,<br />

nimm sie an<br />

Das Leben ist eine Pflicht, erfülle sie<br />

Das Leben ist ein Spiel, spiele es<br />

Das Leben ist kostbar, trag ihm Sorge<br />

Das Leben ist ein Reichtum, bewahre ihn<br />

Das Leben ist Liebe, gib dich ihr hin<br />

Das Leben ist ein Geheimnis, entdecke es<br />

Das Leben ist Verheissung,<br />

lass sie in Erfüllung gehen<br />

Das Leben ist ein Abenteuer, bestehe es<br />

Das Leben ist ein Lied, singe es<br />

Gebet zum Welttag für kirchliche Berufe 2012<br />

zufriedene Seelsorger eine Ausstrahlung haben,<br />

die zur Nachahmung animiert. Wir müssten<br />

erlöster wirken.»<br />

Spätberufen. Wirkt nicht auch das vielerorts<br />

schlechte Image der Kirche abschreckend? Dass<br />

keine Frauen geweiht werden? Thomas Leist<br />

winkt ab: «Ich glaube, dass es in der Kirche immer<br />

darum geht, seiner eigenen Berufung treu<br />

zu bleiben, und da ist sehr vieles möglich.» Es<br />

gehe nicht um die Amtskirche, sondern um die<br />

Menschen vor Ort. Für Spätberufene zum Beispiel.<br />

«Vielleicht sollte man den universitären<br />

Weg berufsbegleitend möglich machen?», denkt<br />

der Theologe laut nach. «Vielleicht mit einem<br />

Fernstudium? Nicht gelöst sind auch finanzielle<br />

Fragen für Spätberufene.» Nachwuchssorgen<br />

haben bekanntlich auch die Orden. «Wir schaffen<br />

es nicht zu vermarkten, dass sehr viele soziale<br />

Errungenschaften auf Orden zurückgehen»,<br />

analysiert Thomas Leist. Früher hätten die<br />

Orden klar umrissene Aufgaben gehabt, heute<br />

seien diese nicht mehr erkennbar. «Die Orden<br />

sollten sich ein neues Betätigungsfeld suchen,<br />

zum Beispiel die Betreuung von Migranten»,<br />

schlägt er vor. Petra Mühlhäuser, kipa<br />

www.vocation4.me


I 6<br />

medien<br />

<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

Buch-Tipp<br />

Josef Imbach: Marias<br />

Panzerhemd und Josefs<br />

Hosen. Kurioses und Verborgenes in der<br />

christlichen Kunst. 210 Seiten, Patmos, 2011,<br />

ISBN 978-3-8436-0073-6<br />

Eine Päpstin in einer römischen Basilika?<br />

Maria im Panzerhemd? Wer bei Bildern<br />

in der Kirche genauer hinsieht, steht vor<br />

mancher Überraschung und Ungereimtheit,<br />

vor Rätselhaftem und Kuriosem. Darauf<br />

macht Imbach mit vielen Beispielen<br />

aufmerksam. Die Beispiele sind thematisch<br />

gegliedert, es geht um Jesus, Maria<br />

und um Heilige. Aufgezeigt wird auch, wie<br />

manches «Heidnische», Vorchristliche in<br />

die christliche Kunst eingeflossen ist. Gerade<br />

das Kuriose macht die Lektüre interessant,<br />

auch für Leserinnen, die nicht in<br />

erster Linie an Kunstgeschichte interessiert<br />

sind. Fast so nebenbei bekommt man<br />

auch theologische Entwicklungen und<br />

Zusammenhänge mit oder erfährt etwas<br />

über die Symbolsprache der christlichen<br />

Kunst. Die Bilder hätte man gerne etwas<br />

grösser, aber bei den vielen Beispielen<br />

wäre das Buch zu umfangreich geworden.<br />

So oder so motiviert der Autor dazu, in der<br />

eigenen Kirche mal genauer hinzuschauen<br />

und selber ein paar rätselhafte Details zu<br />

entdecken. mb<br />

Radio<br />

Samstag, 28. April<br />

Zwischenhalt: Mit Themen aus Kirche und Religion<br />

und den Glocken der röm.-kath. Kirche<br />

Ligornetto, TI. DRS 1, 18.30 Uhr<br />

Sonntag, 29. April<br />

Perspektiven. Kleidermode in biblischer Zeit.<br />

Nichts ist dem Menschen näher als sein Kleid.<br />

Über die «zweite Haut» drückt er seine Stimmung<br />

aus, gibt seinen Status preis und erzählt<br />

von der Kultur, in der er lebt. Die Sprache der<br />

Kleider wurde im Altertum – nicht anders als<br />

heute, im Zeitalter der Kopftuchdebatte – genau<br />

wahrgenommen und interpretiert. Der<br />

Gewandsaum war in biblischer Zeit der Personalausweis.<br />

Ein Gespräch mit dem Theologen<br />

Thomas Staubli, Leiter des Bibel- und Orientmuseums<br />

in Freiburg. DRS 2, 8.30 Uhr<br />

Christkath. Predigt. Pfarrer Peter Grüter, Rheinfelden.<br />

DRS 2, 9.30 Uhr<br />

Ev.-ref. Predigt. Pfarrerin Henriette Meyer-Patzelt,<br />

Richterswil. DRS 2, 9.45 Uhr<br />

Montag, 30. April<br />

Tandem. Ich wollte mich in ein Nichts auflösen.<br />

«Ich wollte sterben, eingeäschert werden und<br />

als weisser Rauch in den Himmel wehen. Dann<br />

wäre alles überstanden gewesen», sagt Megumi,<br />

24 Jahre alt. Das ist die Aussage eines sogenannten<br />

Hikikomori, eines Menschen, der<br />

manchmal jahrelang das Zimmer nicht verlässt<br />

und alle Kontakte abbricht. Selbstisolation<br />

stellt ein wachsendes Problem vor allem unter<br />

jungen Japanern dar. Ist die extreme Verweigerungshaltung<br />

ein Krankheitsbild? Oder ist sie<br />

die gesunde Reaktion hochsensibler Menschen<br />

auf übermächtigen gesellschaftlichen Druck?<br />

SWR 2, 19.20 Uhr<br />

Mittwoch, 2. Mai<br />

Tandem. Eine Frau und zwei Männer. Johanna<br />

und Bruno sind ein junges Paar mit Zukunftsplänen,<br />

als Bruno plötzlich zusammenklappt.<br />

Durch eine Borreliose wird er zum Pflegefall.<br />

Johanna pflegt ihn zu Hause, doch eines Tages<br />

lernt sie einen anderen Mann kennen, verliebt<br />

sich in ihn und möchte, dass alle drei unter<br />

einem Dach leben. Wer diese Geschichte so<br />

verkürzt erzählt bekommt, wird wahrscheinlich<br />

dazu neigen, Johanna zu verurteilen. Doch<br />

wer den Dreien und ihren Angehörigen länger<br />

zuhört, merkt, dass die Dinge oft ganz anders<br />

sind, als man im ersten Moment denkt. SWR 2,<br />

10.05 Uhr<br />

Fernsehen<br />

Samstag, 28. April<br />

Fenster zum Sonntag. Am Wendepunkt. Ein<br />

junger Mann hat einen schweren Unfall. Von<br />

einer Sekunde zur anderen verliert er die<br />

grundlegende Kompetenz zur Bewältigung des<br />

Alltags. Sein Leben ist an einem Wendepunkt<br />

angekommen. SF 2, 17.15 Uhr<br />

Wort zum Sonntag. Regula Grünenfelder, katholische<br />

Theologin. SF 1, 20 Uhr<br />

Sonntag, 29. April<br />

Katholischer Gottesdienst aus der Basilika Maria<br />

Taferl in Niederösterreich. ZDF, 9.30 Uhr<br />

Mittwoch, 2. Mai<br />

Stationen. Augustinus – Der Wahrheitssucher.<br />

BR, 19 Uhr<br />

DOK. Inzest Tabu. Inzest ist verboten. Trotzdem<br />

spüren sich Blutsverwandte, die nicht miteinander<br />

aufgewachsen sind, im Erwachsenenalter<br />

oftmals besonders eng und auch sexuell<br />

miteinander verbunden. Sie versuchen mit ihren<br />

Gefühlen, mit dem gesetzlichen Verbot und<br />

mit der gesellschaftlichen Ablehnung klarzukommen.<br />

Der Dokumentarfilm zeigt, welche<br />

Konflikte die Betroffenen durchleben, und geht<br />

einem Tabu nach, über das bald auch in der<br />

Schweiz heftig diskutiert werden dürfte. SF 1,<br />

22.55 Uhr<br />

CH:Filmszene. Matchmaker. Im Selbstversuch<br />

will die 30-jährige Jüdin Gabrielle Antosiewicz<br />

in Zürich einen «koscheren» Partner finden.<br />

Die Auswahl ist nicht gross. Die Kandidaten<br />

lädt Regisseurin Antosiewicz ein, mit ihr<br />

ein traditionelles Sabbat-Brot zu backen. Während<br />

der Ofen läuft, liefern drei Familienporträts<br />

Einblicke in jüdische Internet-Verkupplungsseiten<br />

und koschere Liebesgeschichten, ja<br />

selbst das Geheimnis der Frauenperücke wird<br />

gelüftet. SF 1, 00.10 Uhr<br />

Freitag, 4. Mai<br />

Abraham – Patriarch der Menschlichkeit. Die<br />

Dokumentation begibt sich auf eine spannende<br />

Spurensuche. 3sat, 12 Uhr<br />

Liturgie<br />

Sonntag, 29. April<br />

4. Sonntag der Osterzeit (Farbe Weiss, Lesejahr B)<br />

Erste Lesung: Apg 4,8–12<br />

Zweite Lesung: Joh 3,1–2<br />

Evangelium: Joh 10,11–18<br />

<strong>Horizonte</strong>-Abo<br />

<strong>Horizonte</strong> ist eine Dienstleistung Ihrer Pfarrei. Änderungen zu Ihrem<br />

Abonnement melden Sie darum direkt dem Pfarramt Ihres Wohnortes.<br />

Sie finden die entsprechenden Angaben ab Seite 8.<br />

Änderungen bei ausserkantonalen Abos nimmt die buag Grafisches<br />

Unternehmen AG, Postfach, 5405 <strong>Baden</strong>-Dättwil, entgegen.<br />

T 056 484 54 35, postbox@buag.ch<br />

Impressum<br />

« <strong>Horizonte</strong> » – <strong>Pfarrblatt</strong> <strong>Aargau</strong>,<br />

www.horizonte-aargau.ch<br />

erscheint wöchentlich<br />

Herausgeber<br />

Röm.-kath. <strong>Pfarrblatt</strong>gemeinschaft<br />

des Kantons <strong>Aargau</strong><br />

Präsident Beat Niederberger<br />

Grabenstrasse 57, 4814 Bottenwil<br />

T 062 721 12 13<br />

beat.niederberger@ag.kath.ch<br />

Redaktion<br />

Leitung Carmen Frei<br />

Michelholzstrasse 22, 8967 Widen<br />

T 056 610 07 44, F 056 610 07 43<br />

carmen.frei@horizonte-aargau.ch<br />

Andreas C. Müller<br />

Westallee 6, 5000 Aarau<br />

T 062 822 40 60<br />

andreas.mueller@horizonte-aargau.ch<br />

Marie-Christine Andres Schürch<br />

Zentralstrasse 139, 5430 <strong>Wettingen</strong><br />

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marie-christine.andres@<br />

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Agenda Silvia Berger<br />

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T 056 426 59 92, F 056 426 59 91<br />

silvia.berger@horizonte-aargau.ch<br />

Kolumnenfoto Fotostudio Felix Wey<br />

Bruggerstrasse 37, 5400 <strong>Baden</strong><br />

Layout Laura Basler, buag Grafisches<br />

Unternehmen AG, 5405 <strong>Baden</strong>-Dättwil<br />

Für den Text im Pfarreiteil ist das<br />

entsprechende Pfarramt zuständig.<br />

Mitarbeitende dieser Nummer:<br />

Christiane Faschon, Nollenstrasse 3,<br />

8572 Berg<br />

Maxie Machuta, Caritas <strong>Aargau</strong>,<br />

Postfach 2432, 5001 Aarau<br />

Petra Mühlhäuser, Barbara Ludwig,<br />

Kipa, Bederstrasse 76, 8027 Zürich


<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

contatto<br />

7 I<br />

Unsere Kirche lebt von der Vielfalt<br />

Interview mit dem neuen Nationalkoordinator Carlo De Stasio<br />

Don Carlo De Stasio<br />

(links im Bild) in der<br />

Ukraine. Die italienischsprachige<br />

Mission<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Wettingen</strong><br />

unterstützt dort in<br />

der Diözese Mukacheve<br />

verschiedene Projekte.<br />

Seit dem 1. Januar 2012 ist der Missionar der italienischsprachigen<br />

Mission <strong>Baden</strong>-<strong>Wettingen</strong>,<br />

Don Carlo de Stasio, der neue nationale Koordinator<br />

für die italienischsprachigen Missionen in<br />

der ganzen Schweiz. Im Interview spricht der gebürtige<br />

Italiener über die Ziele seiner Arbeit und<br />

die anstehenden Herausforderungen.<br />

Seit diesem Jahr sind Sie der neue Nationalkoordinator<br />

für die italienischsprachigen Missionen<br />

der Schweiz. Was genau ist Ihre Aufgabe?<br />

Carlo de Stasio: Der Nationalkoordinator ist<br />

eine Vertrauensperson der Schweizerischen Bischofskonferenz.<br />

Er analysiert, kommuniziert<br />

und koordiniert rund um den pastoralen Dienst<br />

zugunsten der italienischen Emigranten.<br />

Was heisst das konkret?<br />

Ein Projekt auf nationaler Ebene gibt es noch<br />

nicht. Die Bedürfnisse und Ressourcen der<br />

einzelnen Missionen sind sehr verschieden.<br />

Aber dort möchte ich ansetzen, denn die Missionen<br />

sind zusammen mit den Pfarreien und<br />

anderen Pastoralstrukturen zur Kooperation<br />

aufgerufen.<br />

Hat das mit den Umstrukturierungen zu tun,<br />

welche die Kirche angesichts des wachsenden<br />

Personalmangels beschäftigt?<br />

Die Katholische Kirche in der Schweiz erlebt<br />

aktuell eine Zeit grosser Veränderungen, was<br />

die pastoralen Strukturen anbelangt.<br />

Wie können Sie in dieser Angelegenheit etwas<br />

bewirken?<br />

Die letzten beiden Treffen, die in Zusammenarbeit<br />

mit dem Basler Studien- und Bildungszentrum<br />

für Migrationsfragen organisiert wurden,<br />

zielten dahin, die pastorale Verantwortung zwischen<br />

den verschiedenen sprachlichen Gemeinschaften<br />

zu überdenken.<br />

Zu welchen Ergebnissen gelangten die Treffen?<br />

Es kann künftig nicht mehr getrennte und autonome<br />

Modelle geben zwischen Missionen<br />

und Pfarreien.<br />

Im Grunde genommen können die Missionen gegenüber<br />

dem Bistum nun selbstbewusster auftreten.<br />

Sie verhelfen der Kirche zu Wachstum.<br />

Die Kirche in der Schweiz ist multikulturell und<br />

die pastoralen Herausforderungen<br />

betreffen<br />

in erster Linie<br />

uns Ausländer.<br />

Wir sind Katholiken<br />

mit einer anderen Nationalität, Sprache und<br />

Kultur. Aber wir gehören aufgrund der Taufe alle<br />

zum selben Körper Christus.<br />

Foto: Giuseppe Bressani<br />

Sie betonen also den Konsens.<br />

Die Multikulturalität, der Mangel an Priestern<br />

und Laien, an Mitarbeitenden in den Schweizer<br />

Bistümern, das tiefe Verlangen einer neuen<br />

Evangelisation betrifft uns alle. Ich habe gegenüber<br />

den Schweizer Bischöfen gesagt: Unsere<br />

Kirche lebt von Vielfalt. Diese Vielfalt soll gelebt<br />

werden können in einer selbstbewussten Beziehung,<br />

in einer Logik der Gleichberechtigung<br />

und der Gleichheit, aus der heraus von allen<br />

Seiten fruchtbare Veränderungen zum Wohl<br />

der ganzen Kirchengemeinschaft erwachsen.<br />

Was bedeutet Ihnen Ihre neue Aufgabe als Nationalkoordinator<br />

der italienischsprachigen Missionen?<br />

Ich betrachte es als sehr wertvollen Dienst, den<br />

ich für die Italiener und für die lokalen Kirchen<br />

überall in der<br />

Schweiz verrichten<br />

kann. In den vergangenen<br />

Jahren habe<br />

ich unsere italienischen<br />

Gemeinschaften in der Schweiz<br />

kennen gelernt. Ich fühle mich auch zu Hause,<br />

wenn ich in einer anderen als meiner lokalen<br />

Kirche bin. Kurzum: Ich habe gelernt, die<br />

Schönheit und die Vielseitigkeit der Schweiz<br />

zu schätzen. Das sind, denke ich, gute Voraussetzungen<br />

für meine Arbeit als Nationalkoordinator<br />

der italienschsprachigen Missionen in<br />

der Schweiz. Lella Awad<br />

Die Herausforderungen der Kirche<br />

betreffen in erster Linie uns Ausländer.


<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

punctum<br />

15 I<br />

Potenzial liegt in der Öffnung<br />

Freizeitlich berufen: Zum Beispiel bei Jungwacht Blauring<br />

Derzeit zählt Jungwacht Blauring (Jubla) knapp<br />

30 000 Mitglieder und ist der grösste katholische<br />

Kinder- und Jugendverband der Schweiz.<br />

Dennoch sind sinkende Mitgliederzahlen, das<br />

grosse Freizeitangebot für Kinder und die Veränderung<br />

der Bevölkerung Themen, welche<br />

die Jubla und andere<br />

Kinder- und Jugendverbände<br />

beschäftigen.<br />

Darum hat Jungwacht<br />

Blauring letztes<br />

Jahr in Zusammenarbeit mit der Hochschule<br />

Luzern die Studie «Entwicklung Grundlagen»<br />

durchgeführt. Sie soll zeigen, «wer wir sind,<br />

was wir wollen und wohin unser Weg führen<br />

kann», heisst es in einer Zusammenfassung.<br />

1000 Eltern, 1200 Kinder und 600 Leitende aus<br />

50 Scharen liessen sich befragen.<br />

Lagerleben. Die Studie ergibt ein spannendes<br />

Porträt der kirchlichen Jugendverbände: In<br />

der Durchschnittsschar finden jede oder jede<br />

zweite Woche Gruppenstunden statt. Am häufigsten<br />

wird gespielt oder es finden sportliche<br />

Aktivitäten statt. «Kinder sind gerne bei Jungwacht<br />

Blauring, weil hier der Spass im Vordergrund<br />

steht», so ein Fazit. «Es geht nicht um<br />

Leistung, sondern um Gemeinschaft. Hier<br />

entstehen Freundschaften.» Den Kindern wird<br />

viel zugetraut, sie können mitbestimmen und<br />

Die Eltern der Jubla-Kinder<br />

sind überdurchschnittlich gut ausgebildet.<br />

Die Eltern der Jubla-Kinder<br />

sind überdurchschnittlich gut ausgebildet.<br />

ganz Anderes lernen als in der Schule. Grundsätzlich<br />

deckt sich das Angebot gut mit den<br />

Bedürfnissen der Kinder, so die Studie. Aktivitäten<br />

im Wald oder überhaupt in der freien Natur<br />

sind sehr beliebt, kirchliche und kulturelle<br />

Aktivitäten sowie basteln eher weniger. Die Interessen<br />

der Mitglieder<br />

verändern sich mit<br />

der Zeit: «Während<br />

Kinder von sieben bis<br />

zwölf Jahren vor allem<br />

gerne Ausflüge machen und Sport treiben,<br />

steigt mit dem Alter die Beliebtheit der Lager.»<br />

Einfachheit. Die meisten Jubla-Kinder sind<br />

zwischen neun und elf Jahre alt. Danach nehmen<br />

die Mitgliederzahlen stetig ab. In den<br />

letzten Jahren gab es eine Zunahme der Kinder<br />

unter acht Jahren. «Kinder in der Jubla sind<br />

gut in die Gruppe integriert und die Leitenden<br />

sind bemüht, dass niemand zu kurz kommt»,<br />

so die Beobachtung. Durch den Zusammenhalt<br />

der Gruppe und durch Gruppenrituale sei<br />

es einfach, mitzumachen, egal wie lange man<br />

schon dabei sei.<br />

Erfahrung. Die Leitenden engagieren sich<br />

für Jungwacht Blauring, weil sie gerne etwas mit<br />

Kindern machen. Sie möchten, dass die Kinder<br />

das erleben können, was sie als Kind auch erlebten<br />

und kombinieren das in der «J + S»-Ausbildung<br />

erlernte mit den eigenen Erfahrungen.<br />

Sie bekommen dafür gute Noten: Die Kinder<br />

finden, dass ihre Leitenden vorbereitet und fair<br />

sind. Die Leitenden seien Vorbilder und Idole,<br />

zugleich aber auch Kollege oder Kollegin. Ebenso<br />

zufrieden sind die Eltern mit dem Angebot<br />

und halten die Leitenden für verantwortungsbewusst<br />

und gut ausgebildet. Sie schicken ihre<br />

Kinder in die Jubla, weil sie finden, dass es ein<br />

sinnvolles Freizeitangebot ist, die Kinder sozialen<br />

Umgang lernen und in der Natur sind.<br />

Interessant ist, dass die Eltern der Jubla-Kinder<br />

überdurchschnittlich gut ausgebildet sind. 73<br />

Prozent der Eltern sind römisch-katholisch.<br />

Krach. Doch Jubla ist nicht nur Schönwetter.<br />

Die Studie zeigt auch Knackpunkte auf. Grösste<br />

Herausforderung sind gemäss den Leitenden<br />

Kinder aus Problemfamilien und Kinder ohne<br />

Eigeninitiative, nicht aber solche mit Migrationshintergrund.<br />

Als Stolperstein wird auch Krach<br />

im Leitungsteam bezeichnet. Letztlich ortet die<br />

Studie für die Jubla Potenzial in der Entwicklung<br />

der Mitgliederzahlen, in der Beziehung zur Kirche<br />

und der Öffnung gegenüber neuen Zielgruppen.<br />

Ungelöst bleibt die Frage, was 15-Jährige<br />

machen, die aus beruflichen Gründen nicht Leiter<br />

werden können? Eine mögliche Form könnte<br />

der Ehemaligenverein sein. kipa/cf<br />

www.jubla.ch<br />

Archivbild: Carmen Frei<br />

Die<br />

Stärken<br />

von<br />

Jungwacht<br />

Blauring liegen<br />

in der Gemeinschaft, in<br />

Ritualen und Erlebnissen:<br />

«Es gibt eine eigene Kultur und<br />

Werte werden gelebt.»


I 16 agenda<br />

<strong>Horizonte</strong> | 29. April 2012<br />

kurz notiert<br />

Frauen vor! Sechs Frauen erzählen Geschichte(n)<br />

Die Saison 2012 im Museum <strong>Aargau</strong> steht ganz im Zeichen der Frau. Das Museum <strong>Aargau</strong><br />

präsentiert ab April 2012 Frauengeschichte(n) anhand von sechs eindrücklichen Frauenportraits.<br />

Unter dem Titel «Frauen vor! Weibliche Lebenswelten im Schloss und Kloster»<br />

wird in den Schlössern Lenzburg, Hallwyl, Wildegg, Habsburg, im Kloster Königsfelden und<br />

im Legionärspfad Vindonissa erstmals ein standortübergreifendes Thema umgesetzt. Auf<br />

dem Programm stehen Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Vermittlungsangebote<br />

für ein breites Publikum. Details: www.museumaargau.ch<br />

Bild: zvg<br />

Propstei Wislikofen<br />

11. Mai<br />

Der Seele Flügel geben. Fr 11.5., 9.30 Uhr bis 17<br />

Uhr. Geführtes Zeichnen, Meditation, Impuls.<br />

Leitung: Verena Kuster, Erwachsenenbildnerin,<br />

Supervisorin.<br />

ab 14. Mai<br />

Tai-Chi. Ab 14.5., jeweils Mo-Abend, 19.30 Uhr bis<br />

20.30 Uhr. Tai-Chi ist eine Art des chinesischen<br />

Schattenboxens, eine Bewegungslehre, die aus einer<br />

uralten Kampftechnik entstand. Tai-Chi dient<br />

der Entspannung, wirkt Muskelverspannungen<br />

und Gelenkproblemen entgegen. Leitung: Christian<br />

Preschke, Physiotherapeut, Tai-Chi-Lehrer.<br />

1. Juni<br />

Die blaue Rose. Vom liebevollen Umgang mit der<br />

Angst. Fr 1.6., 16.30 Uhr bis Sa 2.6., 16.30 Uhr.<br />

Ausgehend von einem polnischen Volksmärchen<br />

suchen wir nach einem heilsamen Umgang mit<br />

der Angst in unserem Leben. Leitung: Claudia<br />

Nothelfer, Theologin, Kontemplationslehrerin;<br />

Franziska Meyer, Therapeutin.<br />

Kontakt : T 056 201 40 40, www.propstei.ch<br />

Bildung Mobil<br />

8. Mai<br />

Lachen befreit – Osterlachen und Lachyoga. Di<br />

8.5., 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr. Dachstube Matterhaus,<br />

Muri. Den alten christlichen Brauch<br />

des Osterlachens wieder neu beleben und die<br />

spirituelle Bedeutung des Lachens entdecken.<br />

Ein tiefsinnig lustiger Abend. Leitung: Dorothy<br />

Luneman-Reis, Lachyogalehrerin, Bernhard<br />

Lindner. Ohne Anmeldung.<br />

9. Mai<br />

Mutmachende Gespräche. Mi 9.5., 19.30 Uhr bis<br />

21.30 Uhr. Saal im Roten Turm, <strong>Baden</strong>. Erinnerung<br />

an die Zukunft: 50 Jahre II. Vaticanum.<br />

Die aus dem Fernsehen bekannte Dominikane-<br />

rin Sr. Ingrid Grave und der Pastoraltheologe<br />

Leo Karrer blicken persönlich auf ereignisreiche<br />

Jahre zurück und machen Mut zu einer weltoffenen<br />

Kirche heute. Organisation: Claudia<br />

Mennen, Bernhard Lindner. Ohne Anmeldung.<br />

11. Mai<br />

Ökumenischer Frauengottesdienst. Fr 11.5., 20<br />

Uhr bis 21 Uhr. Ref. Kirche, Aarau. Herzliche<br />

Einladung zum ökumenischen Frauengottesdienst.<br />

Anschliessend Apéro. Leitung: Jutta<br />

Céline Dublanc, Susanne Andrea Birke. Ohne<br />

Anmeldung.<br />

Kontakt: T 056 438 09 40, www.bildung-mobil.ch<br />

Gehörlosenseelsorge<br />

29. April<br />

4. Ostersonntag mit der hörenden Gemeinde<br />

St. Peter und Paul, Zürich. Mit Gebärdensprachdolmetscher/-in.<br />

So 29.4., 11 Uhr<br />

29. April<br />

Ökumenischer Gottesdienst in der Herz-Jesu<br />

Kirche, Lenzburg. Anschliessend Kirchenkaffee.<br />

So 29.4., 14.30 Uhr<br />

Katechese-Medien<br />

23. Mai<br />

Eine Entdeckungsreise inmitten bunter Bilder.<br />

Mi 23.5., 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr. Fachstelle<br />

Katechese-Medien, Aarau. Mit Bilderbüchern<br />

erzählen. Ein gutes Bilderbuch ist mehr als<br />

eine schöne Geschichte und mehr als ein paar<br />

ansprechende Illustrationen. In einem guten<br />

Bilderbuch kommen Geschichte und Bilder<br />

miteinander ins Gespräch. Kursziele: Die Teilnehmenden<br />

wenden die wichtigsten Kriterien<br />

zur Beurteilung von Bilderbüchern an einem<br />

Beispiel an. Sie kennen verschiedene Möglichkeiten,<br />

wie in Kindergruppen mit Bilderbüchern<br />

erzählt werden kann. Leitung: Moni Egger,<br />

Jutta Bossard. Anmeldung bis Mi 9.5.<br />

Kontakt: T 062 836 10 63, www.katechese-medien.ch<br />

Offene Stellen<br />

Katechet/-in<br />

Die Pfarrei Dottikon sucht auf das neue Schuljahr<br />

2012/13 eine Katechetin/einen Katecheten<br />

für die 5. Klasse. Aufgaben: Religionsunterricht<br />

zwei Wochenstunden, Mitgestaltung von Gottesdiensten.<br />

Auskunft: Gemeindeleiter Thomas<br />

Frey, Diakon, Schulhausstr. 1, 5605 Dottikon,<br />

T 056 624 48 26, thomas.frey61@bluewin.ch,<br />

www.kath-dottikon.ch<br />

Katechet/-in (30 %)<br />

Die Pfarrei St. Gallus und Othmar (Kaiseraugst-<br />

Giebenach-Arisdorf) sucht auf 1. August 2012<br />

eine Katechetin/einen Katecheten. Aufgaben:<br />

Betreuung der Oberstufe durch Projektarbeit,<br />

Gestaltung von Jugendgottesdiensten, Mitarbeit<br />

im Katechetenteam, Mithilfe im Firmprojekt<br />

ab 17. Voraussetzung: katechetische oder religionspädagogische<br />

Ausbildung; Freude an der<br />

Arbeit mit Jugendlichen, Teamfähigkeit, Mobilität,<br />

Flexibilität in der Arbeitszeit. Auskunft:<br />

Diakon Stephan Kochinky, T 061 813 92 77,<br />

sky@kath.ch. Bewerbung: Röm.-Kath. Pfarrei,<br />

Personalverantwortliche Ulrike Heiroth, Heidemurweg<br />

30, 4303 Kaiseraugst<br />

Weitere Angebote<br />

6. Mai<br />

Biblische Wanderung. So 6.5., 14 Uhr, Treffpunkt<br />

vor Coop Baar. Endpunkt 17.45 Uhr Bahnhof<br />

Baar. Beim Paradies beginnt die etwa einstündige<br />

Wanderung der Lorze entlang bis in die Höllgrotten.<br />

Führung in die Geheimnisse der Tiefen<br />

im neuen Lichtglanz. Weiter von der Höll über<br />

den Stägeliweg ins Himmelriich und zurück zum<br />

Bahnhof. Die Wanderung findet bei jeder Witterung<br />

statt. Gutes Schuhwerk empfohlen, Verpflegung<br />

aus dem Rucksack. Leitung / Anmeldung:<br />

oswald.koenig@pfarrei-baar.ch, T 041 761 57 46

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