E.T. zu Hause gelandet - Focus-on-Horses

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020_022_Turniersport_RRi_01 02.12.2004 14:39 Uhr Seite 2 Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Udo Macintosh HD:Desktop Folder: 3,2 Millionen Euro sprang E.T. in seinem Leben <strong>zu</strong>sammen. Für seinen Ruhestand, den er gemeinsam mit Apricot D (m.) verbringt, rückten Bagger an: Simon ließ ihnen eigens einen Offenstall bauen. Und schenkte E.T. seiner Pflegerin Margit Herzau (l.). FOTOS: JULIA WENTSCHER Für den auffälligen Fuchswallach wurde oft die Welle gemacht. Das Publikum jubelte, wenn es ihn und seinen Reiter sah, schwang Fähnchen und Fan-Plakate. Nun rückten sogar Bagger für E.T. in dessen pfälzischer Heimat in Weisenheim am Sand an, verlegten Rohre mit warmen Wasser, rissen den Boden auf. Denn der Weltstar ist umgezogen: Hugo Simon hat seinem Erfolgspferd eigens einen Offenstall mit Sommer- und Winterweide bauen lassen. Dort lebt E.T. mit seinem Freund Apricot D, der Hugo Simon achtjährig <strong>zu</strong> olympischem Teamsilber in Barcelona trug und noch 19-jährig Nullrunden in S-Springen drehte. Damit sich die beiden Rentner nicht langweilen, hat Simon ihnen <strong>zu</strong>m Amusement die zweijährige Holsteiner Stute Concordija da<strong>zu</strong> gestellt. Wenige Meter unter dem Stall liegt der Springplatz. „Wenn dort trainiert wird, stehen E.T. und Apricot wie die beiden ewig meckernden Opas von der Muppetshow am Zaun und gucken <strong>zu</strong>. Macht ein Pferd einen Fehler, scheinen sie sich an<strong>zu</strong>schauen und <strong>zu</strong> denken: „Das gibts doch nicht, wie kann man nur so dumm sein.“ Macht das Pferd den selben Fehler nochmal, rollen sie fassungslos mit den Augen“, erzählt Margit Herzau lachend. Was zwischen ihr und E.T. besteht, das beschreibt sie als 200-prozentiges Vertrauen. „E.T. ist wie ihr Kind“, nennt es Hugo Simon. „Dieses Pferd ist mein Leben“, sagt Herzau, die sich seit neun Jahren um das Wohlergehen des Wallachs kümmert. Wenn E.T. sich im Flieger <strong>zu</strong>m Turnier aufregte und Herzau <strong>zu</strong> ihm kam, entspannte er sich. Wenn auf dem Turnier Pause war und sie sich <strong>zu</strong>m Ausruhen seine Box auswählte, legte sich E.T. neben sie und fiel in Tiefschlaf. „So etwas habe ich noch nie mit einem anderen Pferd erlebt“, erzählt Margit Herzau. Und als Hugo Simon <strong>zu</strong> ihr sagte: „Wenn E.T. aus dem Sport geht, bekommst Du ihn geschenkt“, war sie fassungslos vor Freude. Damit das Präsent nicht irgendwann <strong>zu</strong>r finanziellen Belastung wird, hat Hugo Simon vorgesorgt und ein E.T.-Konto angelegt, auf das er seit drei Jahren Geld einzahlt: „Für den Fall, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Simon und E.T. – dieses Paar war populär wie nur wenige. Den Wahlösterrei- 1/2005 21
020_022_Turniersport_RRi_01 02.12.2004 14:39 Uhr Seite 3 Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Udo Macintosh HD:Desktop Folder: TURNIERSPORT cher mit der Pfälzer Mundart und seinem explosiven kleinen Fuchs kannten sogar Nichtreiter. Vielleicht auch, weil sie sich so ähnlich waren: Beide klein, beide furchtlos, beide beseelt vom Erfolg, ehrgeizig, auffallend. Ein wenig außerirdisch wirkte E.T. immer: Mit seinen 1,62 Meter weit unter dem Gardemaß seiner Konkurrenten, zeigte der Fuchswallach der ganzen Welt, wie viel Willenskraft unter seiner Blesse mit dem charakteristischen Fleck sitzt. „Ein Pferd mit zwei Charakteren“, beschreibt Margit Herzau ihren E.T.: „Im Umgang ruhig, ausgeglichen, lieb. Unter dem Sattel überehrgeizig, ständig bereit <strong>zu</strong> aufreibenden Rangkämpfen mit seinem Reiter, guckig. Auf dem Abreiteplatz eine kaum <strong>zu</strong> zügelnde Kraftmaschine, in der Prüfung ein Kämpfer bis <strong>zu</strong>m Umfallen.“ „Herr Professor“ nannte sie den Fuchs dann, wenn er sich mal wieder mit Hugo Simon anlegte, zeigen wollte, dass er der Stärkere ist, auf der Stallgasse den Futterwagen sah und urplötzlich wie ein Lamm brav und fügsam alles tat, was Simon verlangte. „Nur weil er wusste, dass er dann schneller in die Box <strong>zu</strong>m Fressen kommt“, lacht Herzau. Sie erlebte die große Karriere des Fuchses hautnah mit. Wusste, dass er tobte, wenn er nicht als erster in der Siegerehrung stand. Wartete ein Jahr lang, bis das Kennzeichen „DÜW-ET 1“ für „ihren“ Turnier-Lkw frei wurde. Ein Jahr wartete E.T.s Pflegerin Margit Herzau, bis das Kennzeichen „ET 1“ frei wurde. Hugo Simons Initialien sind allgegenwärtig: „HS“ an der Stalltür und an den Boxen. Auch im <strong>Hause</strong> Simon ist der kleine Fuchs omnipräsent: E.T. in Aquarall gezeichnet, E.T. gestickt, E.T. in Teppich geknüpft, E.T. fotografiert. Schon in der Garage zeigt ein riesiges E.T.-Gemälde, welche Bedeutung dieses Pferd für Hugo Simon hat. Dessen Namens<strong>zu</strong>g begegnet einem nicht weniger oft: Simon vor dem Haus in Mosaiksteinen eingelassen, Hugo Simon auf den roten Jacken des Teams, die Initialien HS an der Stalltür, HS goldfarben an jeder Box. Früh morgens dreht der 63-Jährige unter dem Gemälde, das ihm mit seinem früheren Erfolgspferd Gladstone über einem Sprung des Hamburger Derbys zeigt, im Schwimmbad seine Runden. Beim Mittagsessen blickt er auf den eigens in Persien geknüpften Teppich, auf dem seine bedeutendsten Erfolgspferde verewigt sind. E.T. nimmt darauf den größten Platz ein. „Er war schon ein Bekloppter“, sagt er leise, fast zärtlich. Eigentlich sollte E.T. dieses Jahr noch voll gehen, doch nach dem Sieg in Münster kam Simons Schulterverlet<strong>zu</strong>ng dazwischen. E.T.s Karriereende, das in Wien feierlich besiegelt wurde, nochmal auf<strong>zu</strong>schieben, kam für Simon, der mit drei Nachwuchspferden weiter macht, nicht in Frage. „Alle meine Pferde habe ich topfit aus dem Sport genommen“, sagt er stolz. Mit dem Gedanken, das ginge schmerzlos an ihm vorüber, fuhr er nach Wien. Dort nahmen E.T. und Apricot ihren symbolischen letzten Sprung. Nachdem E.T. bei der Aufstellung seinem Namen nochmal alle Ehre machte und kerzengerade stieg, wurde der Triumphmarsch gespielt. 60 Springreiter standen Spalier. Dann versagten Simons Worte, Tränen schimmerten in seinen Augen. Ein Lebensabschnitt war <strong>zu</strong> Ende. Julia Wentscher Hier wohnt einer der populärsten Springreiter der Welt. Hugo Simons Tag beginnt in seinem Hallenbad, dann geht’s in den Stall. INFO E.T. FRH gilt als gewinnreichstes Springpferd der Welt, verdiente über 3,2 Millionen Euro. Der Hannoveraner von Espri-Garibaldi II wurde 1987 bei Detlef Saul geboren, wechselte für 33.000 Mark über die Verdener Auktion den Besitzer und gelangte von dort sechsjährig <strong>zu</strong> Simon. Mit ihm gewann er achtjährig das Hamburger Derby, siegte in 36 Großen Preisen, entschied zweimal den Weltcup, war Vize-Europameister und vierter auf den Olympischen Spielen 1996. FOTOS: JULIA WENTSCHER 22 1/2005
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