E.T. zu Hause gelandet - Focus-on-Horses
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020_022_Turniersport_RRi_01 02.12.2004 14:39 Uhr Seite 3 Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Udo Macintosh HD:Desktop Folder:<br />
TURNIERSPORT<br />
cher mit der Pfälzer Mundart und seinem<br />
explosiven kleinen Fuchs kannten sogar<br />
Nichtreiter. Vielleicht auch, weil sie sich so<br />
ähnlich waren: Beide klein, beide furchtlos,<br />
beide beseelt vom Erfolg, ehrgeizig,<br />
auffallend. Ein wenig außerirdisch wirkte<br />
E.T. immer: Mit seinen 1,62 Meter weit unter<br />
dem Gardemaß seiner K<strong>on</strong>kurrenten,<br />
zeigte der Fuchswallach der ganzen Welt,<br />
wie viel Willenskraft unter seiner Blesse<br />
mit dem charakteristischen Fleck sitzt.<br />
„Ein Pferd mit zwei Charakteren“, beschreibt<br />
Margit Herzau ihren E.T.: „Im<br />
Umgang ruhig, ausgeglichen, lieb. Unter<br />
dem Sattel überehrgeizig, ständig bereit <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g><br />
aufreibenden Rangkämpfen mit seinem<br />
Reiter, guckig. Auf dem Abreiteplatz eine<br />
kaum <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g> zügelnde Kraftmaschine, in der<br />
Prüfung ein Kämpfer bis <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g>m Umfallen.“<br />
„Herr Professor“ nannte sie den Fuchs<br />
dann, wenn er sich mal wieder mit Hugo<br />
Sim<strong>on</strong> anlegte, zeigen wollte, dass er der<br />
Stärkere ist, auf der Stallgasse den Futterwagen<br />
sah und urplötzlich wie ein Lamm<br />
brav und fügsam alles tat, was Sim<strong>on</strong> verlangte.<br />
„Nur weil er wusste, dass er dann<br />
schneller in die Box <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g>m Fressen kommt“,<br />
lacht Herzau. Sie erlebte die große Karriere<br />
des Fuchses hautnah mit. Wusste,<br />
dass er tobte, wenn er nicht als erster in der<br />
Siegerehrung stand. Wartete ein Jahr lang,<br />
bis das Kennzeichen „DÜW-ET 1“ für<br />
„ihren“ Turnier-Lkw frei wurde.<br />
Ein Jahr wartete E.T.s Pflegerin Margit Herzau,<br />
bis das Kennzeichen „ET 1“ frei wurde.<br />
Hugo Sim<strong>on</strong>s Initialien sind allgegenwärtig:<br />
„HS“ an der Stalltür und an den Boxen.<br />
Auch im <str<strong>on</strong>g>Hause</str<strong>on</strong>g> Sim<strong>on</strong> ist der kleine<br />
Fuchs omnipräsent: E.T. in Aquarall gezeichnet,<br />
E.T. gestickt, E.T. in Teppich geknüpft,<br />
E.T. fotografiert. Sch<strong>on</strong> in der Garage<br />
zeigt ein riesiges E.T.-Gemälde, welche<br />
Bedeutung dieses Pferd für Hugo Sim<strong>on</strong><br />
hat. Dessen Namens<str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g>g begegnet einem<br />
nicht weniger oft: Sim<strong>on</strong> vor dem<br />
Haus in Mosaiksteinen eingelassen, Hugo<br />
Sim<strong>on</strong> auf den roten Jacken des Teams, die<br />
Initialien HS an der Stalltür, HS goldfarben<br />
an jeder Box. Früh morgens dreht der<br />
63-Jährige unter dem Gemälde, das ihm<br />
mit seinem früheren Erfolgspferd Gladst<strong>on</strong>e<br />
über einem Sprung des Hamburger<br />
Derbys zeigt, im Schwimmbad seine Runden.<br />
Beim Mittagsessen blickt er auf den<br />
eigens in Persien geknüpften Teppich, auf<br />
dem seine bedeutendsten Erfolgspferde<br />
verewigt sind. E.T. nimmt darauf den<br />
größten Platz ein. „Er war sch<strong>on</strong> ein Bekloppter“,<br />
sagt er leise, fast zärtlich.<br />
Eigentlich sollte E.T. dieses Jahr noch<br />
voll gehen, doch nach dem Sieg in Münster<br />
kam Sim<strong>on</strong>s Schulterverlet<str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g>ng dazwischen.<br />
E.T.s Karriereende, das in Wien<br />
feierlich besiegelt wurde, nochmal auf<str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g>schieben,<br />
kam für Sim<strong>on</strong>, der mit drei<br />
Nachwuchspferden weiter macht, nicht in<br />
Frage. „Alle meine Pferde habe ich topfit<br />
aus dem Sport genommen“, sagt er stolz.<br />
Mit dem Gedanken, das ginge schmerzlos<br />
an ihm vorüber, fuhr er nach Wien. Dort<br />
nahmen E.T. und Apricot ihren symbolischen<br />
letzten Sprung. Nachdem E.T. bei<br />
der Aufstellung seinem Namen nochmal<br />
alle Ehre machte und kerzengerade stieg,<br />
wurde der Triumphmarsch gespielt. 60<br />
Springreiter standen Spalier. Dann versagten<br />
Sim<strong>on</strong>s Worte, Tränen schimmerten<br />
in seinen Augen. Ein Lebensabschnitt<br />
war <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g> Ende.<br />
Julia Wentscher<br />
Hier wohnt einer der populärsten Springreiter<br />
der Welt. Hugo Sim<strong>on</strong>s Tag beginnt in<br />
seinem Hallenbad, dann geht’s in den Stall.<br />
INFO<br />
E.T. FRH gilt als gewinnreichstes Springpferd<br />
der Welt, verdiente über 3,2 Milli<strong>on</strong>en<br />
Euro. Der Hannoveraner v<strong>on</strong> Espri-Garibaldi<br />
II wurde 1987 bei Detlef Saul geboren,<br />
wechselte für 33.000 Mark über die Verdener<br />
Aukti<strong>on</strong> den Besitzer und gelangte v<strong>on</strong><br />
dort sechsjährig <str<strong>on</strong>g>zu</str<strong>on</strong>g> Sim<strong>on</strong>. Mit ihm gewann<br />
er achtjährig das Hamburger Derby, siegte<br />
in 36 Großen Preisen, entschied zweimal<br />
den Weltcup, war Vize-Europameister und<br />
vierter auf den Olympischen Spielen 1996.<br />
FOTOS: JULIA WENTSCHER<br />
22 1/2005