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Milchviehfütterung an Entwicklungen anpassen - LAZBW

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BILDUNGS- UND WISSENSZENTRUM AULENDORF<br />

- Viehhaltung, Grünl<strong>an</strong>dwirtschaft, Wild, Fischerei -<br />

Staatliche Lehr- und Versuchs<strong>an</strong>stalt für Viehhaltung und Grünl<strong>an</strong>dwirtschaft LVVG<br />

<strong>Milchviehfütterung</strong> <strong>an</strong> <strong>Entwicklungen</strong> <strong>an</strong>passen.<br />

Die veränderte Kostensituation bei den Futtermitteln seit Beginn des Jahres 2007<br />

gibt Anlass, sich mit der Gestaltung von Milchviehrationen zu beschäftigen. Eines ist<br />

klar: zur Zeit ist auf dem Futtermarkt Bewegung, wie wir es nicht gewohnt sind. Die<br />

Preisentwicklung ist sehr unsicher. Tendenziell sind die Kosten für Kraftfuttermittel<br />

stärker gestiegen als die Kosten für Grundfuttermittel.<br />

In Tabelle 1 sind erwartete Vollkosten in 2013 und Abweichungen zu 2004 für die<br />

wichtigsten Futtermittel in der MV-Fütterung dargestellt.<br />

Tabelle 1: Mögliche Veränderungen in der Vorzüglichkeit der Futtermittel bis 2013<br />

Veränderung in<br />

Vollkosten 2013<br />

€/10 MJ NEL<br />

den Vollkosten,<br />

2013 zu 2004<br />

Kostenstruktur<br />

Prognose<br />

€/10 MJNEL<br />

Grassilage 2 - 3 Nutzungen 0,24 -0,07<br />

Grassilage 5 Nutzungen 0,23 -0,04<br />

eher stabil<br />

intensive St<strong>an</strong>dweide 0,13 -0,05<br />

Kleegrassilage 0,24 gleich<br />

Luzernesilage 0,27 gleich<br />

Silomais, intensiv 0,21 gleich<br />

GPS Weizen 0,25 gleich<br />

Futtergerste 0,25<br />

MLF 14:3 0,31<br />

MLF18:3 0,35<br />

Quelle: Over (2007), St<strong>an</strong>d August 2007<br />

vermutlich steigend<br />

abhängig von<br />

globalen Märkten,<br />

Nutzungskosten für<br />

alternative<br />

Verwendung<br />

Es ist davon auszugehen, dass Grünl<strong>an</strong>d attraktiver wird, vor allem Weidewirtschaft.<br />

Aber auch für Grünl<strong>an</strong>d in Ungunstlagen mit 2-3 Nutzungen ergeben sich Vorteile in<br />

der Vorzüglichkeit. Silomais wird seine Bedeutung beibehalten, denn er bringt<br />

zuverlässig hohe Erträge mit kalkulierbarer hoher Energiedichte. Dies ist notwendig,<br />

um Herden mit hohem Leistungsniveau zu füttern.<br />

Aus den Ausführungen von Dr. Over können die Vollkosten pro Liter Milch für das<br />

Futter kalkuliert werden. Die Vollkosten für die Energiebereitstellung zur Erzeugung<br />

von 1Liter Milch betragen bei Grasssilage und Maissilage 7 Cent, beim<br />

Milchleistungsfutter ca. 11 Cent. Die unterstreicht die Bedeutung von Grundfutter für<br />

eine wirtschaftliche Milchproduktion. Trotzdem rechnet sich der Kraftfuttereinsatz.<br />

Mit Kraftfutter k<strong>an</strong>n die Futteraufnahme und die Leistung gesteigert werden. Unter<br />

Berücksichtigung von 0,4 kg Grundfutterverdrängung pro kg Kraftfutter bringt der<br />

Einsatz von 1 kg Kraftfutter rechnerisch bei einem Milchpreis von 35 Cent/kg, einem<br />

Kraftfutterpreis von 23 €/dt und einem Grundfutterpreis von 14 €/dt TM einen<br />

Grenzertrag von 28 Cent. Davon müssen zusätzliche Quotenkosten und <strong>an</strong>dere<br />

Kosten gedeckt werden.


In Tabelle 2 sind die aktuellen Vergleichspreise für Eiweiß- und Energiefuttermittel<br />

dargestellt. Interess<strong>an</strong>te Proteinträger sind zur Zeit Körnerleguminosen, Biertreber,<br />

Getreideschlempen, Weizenkleie. Erfreulich ist, dass Grassilage auch unter<br />

Vollkostenbetrachtung hochrentabel ist. Grassilage hat den Vorteil, dass sie<br />

weitgehend marktunabhängig erzeugt werden k<strong>an</strong>n. Bei den Energiefuttermitteln ist<br />

Maissilage das rentabelste. CCM-Bereitung ist auch eine Möglichkeit um eigenes<br />

energiereiches Futter herzustellen. Aber auch Nebenprodukte wie Pressschnitzel,<br />

Kartoffelpülpe und Rübenkleinteile sind wirtschaftlich. Melasseschnitzel sind ein<br />

hervorragendes Futtermittel, bei dem <strong>an</strong>gegebenen Preisniveau zur Zeit weniger<br />

interess<strong>an</strong>t. Vor dem Einsatz von weniger bek<strong>an</strong>nten Futtermittel ist eine<br />

Rationsberechnung auf der Basis von Futteruntersuchungsergebnissen <strong>an</strong>zuraten.<br />

Grundsätzlich gilt es beim Bezug und bei der Lagerung von feuchten<br />

Nebenprodukten höchste Sorgfalt walten zu lassen und ggf. Konservierungsstoffe<br />

wie z.B. Propionsäure einzusetzen.<br />

Tabelle 2: Vergleichspreise von Futtermitteln, die Gerste und Sojaextraktionsschrot<br />

ersetzen können (Bei feuchten Futtermitteln sind die Preise auf 100 % TM bezogen.)<br />

Aktuelle Preise<br />

August/September<br />

2007<br />

max. Vergleichspreis (€/dt)<br />

bei Gerstenpreis von 20€/dt<br />

und Sojaschrotpreis von<br />

30€/dt<br />

Eiweißfuttermittel €/dt o.MWSt Basis nXP / NEL<br />

Ackerbohnen 19,0 22,6<br />

Biertrebersilage ( 26% TS) 3,00 6,0<br />

Erbsen 19,00 22,0<br />

Grassilage (i.d.TS) 16,00 18,8<br />

Grünmehl k.A. 19,2<br />

Weizenkleie 13,00 16,3<br />

Leinextraktionsschrot 28,00 20,9<br />

Leinkuchen 30,00 21,5<br />

Maiskleberfutter 22,00 20,2<br />

Rapsextraktionsschrot 18,00 20,5<br />

Rapskuchen/-expeller 16,00 22,4<br />

Sonnenblumenextr.schrot, teilgesch. Saat 20,00 20,0<br />

Getreideschlempe (30% XP, 90% TS) 17,00 22,3<br />

Sojabohnen (Samen) 40,00 23,8<br />

Energiefuttermittel<br />

Silomais (i.d.TS) 36 %TM 14,0 19,1<br />

CCM, 60 % TM k.A. 20,1<br />

Rübenkleinteile 17 %TM 15,0 19,6<br />

Kartoffelpresspülpe 14 % TM 13,0 20,1<br />

Pressschitzel 21 % TM 15,0 21,0<br />

Melasseschnitzel 21,0 19,7<br />

Rapssamen 29,0 19,3<br />

Im folgenden (Tabelle 3) werden einige Futterrationen für eine Herde mit 27 kg<br />

Milchleistung dargestellt.<br />

Die Futterrationen sind bei einer Futteraufnahme von 18 bis 19 kg auf ca. 27 kg<br />

Milchleistung ausgelegt. Bei höheren Leistungen ist noch Spielraum für Kraftfutter,


das z. B. über den Abrufautomaten gegeben wird, vorh<strong>an</strong>den. Wird mehr als 2 kg<br />

Kraftfutter am Abrufautomat gefüttert, sollte der Grundmischung 0,5 kg Weizenstroh<br />

zugegeben werden. Wenn mit Weideg<strong>an</strong>g diese Leistung erreicht werden soll, muss<br />

immer bestes Weidefutter zur Verfügung stehen. Wenn dies der Fall ist, ist das<br />

Verfahren hochrentabel. Gerade kleinere Betriebe können mit intensiver<br />

Weidewirtschaft Einkommensreserven nutzen. Wenn keine Maissilage zum<br />

Ausgleich des hohen Proteingehaltes im Weidegras zur Verfügung steht, sollte ein<br />

Kraftfutter vom Typ 14/4 (14 % Rohprotein, Energiestufe 4) mit Getreide,<br />

Melasseschnitzeln und Körnermais verwendet werden. Die Kraftfuttermengen sollten<br />

nicht über 4 kg hinaus gesteigert werden, um die Gefahr der P<strong>an</strong>senübersäuerung<br />

zu verhindern.<br />

Damit die <strong>an</strong>gegebenen Grundfuttermengen verzehrt werden, muss auch beim<br />

Silieren sehr sorgfältig gearbeitet werden. Das dort eingesetzte Engagement rechnet<br />

zahlt sich mehrfach aus.<br />

Tabelle 3: Beispielsrationen<br />

Futtermenge, kg/Tag<br />

Weideg<strong>an</strong>g/Eingrasen, 18 % TM 60<br />

Grassilage, 35 % TM 20 20 20<br />

Maissilage, 38 % TM 15 15 15 10<br />

CCM, 60 % TM 5 5<br />

Biertrebersilage, 26 % TM 5<br />

Protigrain (Weizentrockenschlempe) 2<br />

Getreidepressschlempensilage, 34 % TM 5<br />

MLF18/3 2 1 3 4<br />

Mineralfutter 0,15 0,15 0,15 0,15<br />

Milcherzeugungswert-Energie, kg Milch/Tag 27,8 27,1 27,7 26,7<br />

Milcherzeugungswert -Protein, kg Milch/Tag 27,6 28,5 28,1 27,1<br />

Ruminale N-Bil<strong>an</strong>z (RNB) g/Tag -2 12 27 23<br />

Trockenmasseaufnahme, kg TM/Tag 18,8 18,4 18,8 18,1<br />

Fazit<br />

Die Bewegung am Futtermittelmarkt sollte Anlass sein, die Futterrationen neu zu<br />

überdenken.<br />

Dabei sollten längerfristige Betrachtungen <strong>an</strong>gestellt werden. Im Einzelfall k<strong>an</strong>n<br />

innerbetrieblich durch <strong>an</strong>dere Konservierungsstrategien (z.B. CCM) oder durch<br />

<strong>an</strong>dere Anbaupl<strong>an</strong>ungen (z.B. Kleegras<strong>an</strong>bau) Kosten gespart werden. Das<br />

Anstreben einer hohen Grundfutterleistung mit ausgezeichneten Silagen ist mehr<br />

denn je ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. Die aktuelle Entwicklung sollte auf<br />

keinen Fall dazu führen, von einer leistungsorientierten Fütterung abzuweichen. Der<br />

gezielte Einsatz von Kraftfuttermitteln zur Verbesserung der Energieversorgung, zur<br />

Leistungssteigerung und zur Verhinderung von Stoffwechselerkr<strong>an</strong>kungen ist nach<br />

wie vor sehr wirtschaftlich.<br />

Aulendorf, 20.09.07<br />

Rückfragen <strong>an</strong>:Dr. Thomas Jilg, Tel: 07525/942-302, E-Mail: thomas.jilg@lvvg.bwl.de

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