PARADIES AN PARADIES - Ursel Nendzig

Weg 1, Parzelle 26
Wenn Obmann Karl Haberl eine Runde
durch seinen Kleingartenverein dreht, kann
das schon mal ein paar Stunden dauern.
Nicht nur weil die Anlage so groß ist, sondern
vor allem deswegen, weil er überall auf
einen Sprung einkehren muss. Er kennt zwar
nicht alle Bewohner der Anlage, aber mit
sehr vielen ist er befreundet. Auch mit den
Halickis. Die wohnen am „Einser-Weg“.
Hinter der Gartentüre, die all den anderen
gleicht, ersetzt Hündin Maggie – klein,
schwarz, Schlappohren – die Klingel und
ruft mit ihrem Bellen Herrchen und Frauchen
auf den Plan. Karoline und Andreas
Halicki haben die Hündin aus einem Tierheim
geholt, das erzählen sie auf der Holzterrasse,
die mit einem Glasdach vor den
sachte prasselnden Regentropfen schützt.
Schon stehen Kaffeehäferln auf dem Tisch,
Maggie sucht sich einen Schoß aus, um sich
eine ausgiebige Streicheleinheit verpassen zu
lassen. Gemütlich. Von der Terrasse, die
hinter dem Haus liegt, ist der ganze Garten
einzusehen und offenbart erst nach ein paar
genaueren Blicken seine Besonderheiten.
Ein Nützlingshäuschen etwa, das die Halickis
aus Holz, Ästen und Metalldosen selbst
gebaut haben und das jetzt für Bienen und
Wespen offen steht. Oder die handbeschrifteten
Steine, die Rosmarin, Thymian und
Basilikum ankündigen.
Wie 500 andere leben die Halickis dauerhaft
hier im Kleingartenverein. „Wir haben
in einer Wohnung gewohnt, ohne Balkon“,
sagt Karoline Halicki. „Seit 2006 leben wir
hier und sind glücklich.“ Unter der Woche,
Juli | August 2009
UNIVERSUM
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