Ein Ball bringt zum Rasen - HeidelbergCement
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Thema: Fußball<br />
Singende tschechische Fans vor dem EM-Spiel<br />
gegen Deutschland in Lissabon im Juni 2004<br />
nimmt nur die Erregung der Masse wahr. Körper, Handeln und<br />
Bewusstsein werden eins, alle Energien sind auf ein Ziel gerichtet.<br />
<strong>Ein</strong> solches Gefühl verbunden mit dem Verlust der Selbstkontrolle<br />
nennt man Flow. Diese Hingabe kann so intensiv sein,<br />
dass Zuschauer mitunter nach dem Spiel erschöpfter sind als<br />
ein Profi, der lediglich sein Arbeitssoll erfüllt.<br />
SCHLACHTGESÄNGE GEGEN DEN GAST<br />
Die Stimmung im Stadion heizt sich manchmal derart auf, dass<br />
außen Stehende den <strong>Ein</strong>druck haben, der brodelnde Sud kön n te<br />
jeden Moment über die Schüssel schwappen. Dabei erreichen<br />
die Anfeuerungsrufe der Fans einen ungeahnten Grad an Perfektionismus.<br />
Im Fanblock der Liverpooler Anfield Road, dem<br />
berüchtigten „the Kop“, standen die Fans einst so dicht beieinander,<br />
dass die Arme immer nach oben gereckt bleiben mussten.<br />
Wenn sie ihre „Reds“ klatschend anfeuerten, erreichten sie bis<br />
auf 1/64-Sekunde den Synchronizitätsgrad gut eingespielter<br />
Musikkapellen.<br />
Fairness gegenüber dem Gegner wird je nach Stadionkultur<br />
mal groß mal klein geschrieben: <strong>Ein</strong>e Umfrage im Jahr 1989<br />
in England ergab, dass nur vierzehn Prozent der Zuschauer von<br />
Sunderland das Veräppeln des Gegners als stadiongemäßes<br />
Benehmen akzeptieren, bei den Zuschauern von Manchester<br />
United waren es hingegen fünfundsechzig Prozent.<br />
Für Gastmannschaften können Verhalten, Gekreische und<br />
Gesänge der Fans recht beklemmend sein: Legendär sind das<br />
Fangetöse im Wembley-Stadion, der so genannte Wembley<br />
Roar, und die Gesänge im Hampden Park von Glasgow. „Dieser<br />
Enthusiasmus wird in die Adern der schottischen Spieler<br />
eingespritzt“, erklärt die schottische Fußballerlegende Stanley<br />
Matthews. Er verleiht der Heimmannschaft Flügel, in gleichem<br />
„GERADE IN EINEM SPIEL, IN DEM DIE NERVEN<br />
BLANK LIEGEN, MUSS MAN SEIN WAHRES GESICHT<br />
ZEIGEN UND DIE HOSEN RUNTERLASSEN. “<br />
Alexander Strehmel<br />
Maße lähmt er die Spieler des Gegners. Die hitzige Atmosphäre<br />
im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern klopft selbst hartgesottenste<br />
Spieler weich. „Dort herrscht eine für die Gastmannschaft<br />
zermürbende Atmosphäre“, bestätigt Trainer Jürgen<br />
Gelsdorf. „Im Dortmunder Stadion droht dich die Südtribüne<br />
10 context 1/2006