05.11.2013 Aufrufe

Bestrahlung von Schädelbasistumoren mit Kohlenstoffionen bei der ...

Bestrahlung von Schädelbasistumoren mit Kohlenstoffionen bei der ...

Bestrahlung von Schädelbasistumoren mit Kohlenstoffionen bei der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Debus J, et al. <strong>Bestrahlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schädelbasistumoren</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> GSI<br />

Results: Mean follow-up was 9 months. Irradiation was well tolerated by all patients. Partial tumor remission was seen<br />

in 7 patients (15.5%) (Figure 2). One-year local control rate was 94%. One patient (2.2%) deceased. No severe toxicity<br />

and no local recurrence within the treated volume were observed.<br />

Conclusion: Clinical effectiveness and technical feasibility of this therapy modality could clearly be demonstrated in our<br />

study. To evaluate the clinical relevance of the different beam modalities studies with larger patient numbers are necessary.<br />

To continue our project a new heavy ion accelerator exclusively for clinical use is planned to be constructed in Heidelberg.<br />

Key Words: Skull base · Carbon ion · Heavy ion therapy · Radiotherapy · GSI<br />

Die enge Nachbarschaft zu strahlensensiblen Organen<br />

(Hirn, Hirnstamm, Hirnnerven, Blutgefäße, Augen,<br />

Sehnerven, Mittelohr) und die hohe Strahlenresistenz sind<br />

<strong>bei</strong> Tumoren <strong>der</strong> Schädelbasis <strong>der</strong> li<strong>mit</strong>ierende Faktor für<br />

die Strahlentherapie, was hohe Rezidivraten <strong>mit</strong> sich bringt<br />

[1, 11]. Auch eine vollständige Tumorresektion ist aufgrund<br />

<strong>der</strong> komplizierten anatomischen Verhältnisse oft nicht realisierbar.<br />

Aufgrund des geringen Metastasierungspotentials<br />

[8, 19] hängen die Therapieerfolge <strong>bei</strong> diesen Patienten entscheidend<br />

vom Ausmaß <strong>der</strong> lokalen Kontrolle ab.<br />

Schwerionen sind den Photonen in ihrer physikalischen Selektivität<br />

und biologischen Wirksamkeit überlegen. Bedingt<br />

durch ihre größere Masse, durchqueren sie das Gewebe als<br />

scharf begrenztes Strahlenbündel <strong>mit</strong> nur geringen Energieverlusten<br />

durch seitliche Streuung o<strong>der</strong> Absorption. Sie haben<br />

eine definierte Reichweite im Gewebe und entfalten ihr<br />

Dosismaximum, den Bragg-Peak, wenige Millimeter vor Ende<br />

ihrer Spur. Durch den anschließenden steilen Dosisabfall<br />

wird hinter dem Tumor liegendes Normalgewebe geschont.<br />

Nach strahlenbiologischen Abschätzungen sollten diese Dosisverteilungen<br />

erlauben, die Dosis im Tumor im Vergleich<br />

zur Photonenbestrahlung um 15 bis 35% zu erhöhen [1].<br />

Darüber hinaus haben Schwerionen im Bereich des Bragg-<br />

Peaks eine höhere biologische Wirksamkeit als Photonen<br />

(Hoch-LET-Effekt). Die Induktion <strong>von</strong> DNS-Doppelstrangbrüchen<br />

ist häufiger und die Reparaturfähigkeit des bestrahlten<br />

Gewebes ist insgesamt geringer ausgeprägt. Aufgrund<br />

eines Sauerstoffverstärkungsfaktors (OER) <strong>von</strong> nahe<br />

1 im Bragg-Peak ist Schwerionenstrahlung auch <strong>bei</strong> hypoxischen<br />

Tumoren wirksam. Zellzyklusbedingte Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Radiosensitivität <strong>von</strong> Zellen sind gering, so dass sich<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Therapieantwort langsam und schnell<br />

proliferieren<strong>der</strong> Tumoren reduzieren sollten. Es wurden zudem<br />

eine Verzögerung <strong>der</strong> Zellteilung nach Hoch-LET-<strong>Bestrahlung</strong><br />

sowie eine Abnahme <strong>der</strong> Schutzeffekte durch die<br />

benachbarten Zellen beschrieben [2, 17].<br />

Positive Trends im Rahmen <strong>von</strong> Phase-II-Studien zeigten<br />

sich nach Schwerionenbestrahlungen in Berkeley, Kalifornien,<br />

wo<strong>bei</strong> diese Therapieanlage aus technischen Gründen<br />

nur bis 1992 betrieben werden konnte [1]. Am Heavy Ion<br />

Medical Accelerator in Chiba, Japan, einer dedizierten klinischen<br />

Anlage, werden seit 1994 Patienten <strong>mit</strong> Schwerionen<br />

bestrahlt [13, 16]. Es wurden dort bislang 600 Patienten behandelt.<br />

Die <strong>Bestrahlung</strong> <strong>von</strong> Krebspatienten <strong>mit</strong> schweren<br />

Ionen hat in Deutschland nach vielen Jahren intensiver Vorar<strong>bei</strong>ten<br />

im Dezember 1997 begonnen. Am Schwerionensynchrotron<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI),<br />

Darmstadt, wurden bis heute 45 Patienten <strong>mit</strong> Tumoren <strong>der</strong><br />

212<br />

Schädelbasis bestrahlt. Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t berichtet<br />

über die ersten klinischen Ergebnisse und zeigt die sich daraus<br />

ergebenden Zukunftsperspektiven auf.<br />

Patienten und Methode<br />

Patienten<br />

Es wurden 45 Patienten (23 Frauen, 22 Männer) <strong>mit</strong> Tumoren<br />

<strong>der</strong> Schädelbasis in unsere klinische Studie aufgenommen.<br />

Das <strong>mit</strong>tlere Alter betrug 48 (18 bis 80) Jahre. Tabelle<br />

1 zeigt die Patientenverteilung nach histologischer Klassifikation.<br />

29 Patienten wurden im Rahmen <strong>der</strong> Primärtumorbehandlung<br />

bestrahlt. Bei 16 Patienten war ein lokales Rezidiv Indikation<br />

für die Strahlentherapie. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Strahlentherapie<br />

lag <strong>bei</strong> zwei Patienten eine lymphogene Metastasierung<br />

vor. Fernmetastasen waren <strong>bei</strong> zwei Patienten<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Behandlung nachweisbar. Bei keinem<br />

Patienten lag eine sonstige gravierende Erkrankung vor; <strong>der</strong><br />

Karnofsky-Index fand sich <strong>bei</strong> allen Patienten über 70%. Bei<br />

allen Patienten wurde vor Radiotherapie zumindest eine bioptische<br />

Sicherung <strong>der</strong> Diagnose durchgeführt.<br />

Die Tumorbehandlung bestand aus Operation zur Tumorverkleinerung<br />

und <strong>Bestrahlung</strong> <strong>bei</strong> 33 Patienten. Zwölf Patienten<br />

hatten mehr als eine Tumoroperation hinter sich. Kein<br />

Patient war R0-reseziert worden, vier Patienten waren R1-<br />

und 29 Patienten R2-reseziert worden. Bei zehn Patienten<br />

wurde wegen Inoperabilität lediglich eine Biopsie durchgeführt.<br />

Bei zwei weiteren Patienten lag <strong>bei</strong> Auftreten eines<br />

Lokalrezidivs Inoperabilität vor. Sechs Patienten hatten im<br />

Vorfeld <strong>der</strong> Therapie eine <strong>Bestrahlung</strong> erhalten, so daß die<br />

<strong>Kohlenstoffionen</strong>therapie unter palliativem Ansatz <strong>mit</strong> vermin<strong>der</strong>ter<br />

Gesamtdosis durchgeführt wurde. Bei einem Patienten<br />

erfolgte zusätzlich eine Metastasenresektion extrakraniell.<br />

Histologie<br />

Chordome 17<br />

Chondrosarkome 10<br />

Adenoidzystische Karzinome 8<br />

Anaplastische/maligne Meningeome 6<br />

Maligne Schwannome 2<br />

Transitionalzellkarzinom 1<br />

Abrikossow-Tumor 1<br />

Patientenzahl<br />

Tabelle 1. Patientenverteilung nach histologischer Klassifikation.<br />

Table 1. Number of patients with different tumor histologies.<br />

Strahlenther Onkol 2000;176:211–6 (Nr. 5)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!