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Bestrahlung von Schädelbasistumoren mit Kohlenstoffionen bei der ...

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Debus J, et al. <strong>Bestrahlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schädelbasistumoren</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> GSI<br />

führbarkeit dieses neuen Therapieverfahrens wurden eindeutig<br />

belegt. Die in <strong>der</strong> kurzen Phase des laufenden Projektes<br />

erzielten klinischen Ergebnisse sind als positiv zu werten.<br />

Dennoch sind die Nachsorgezeiten noch zu kurz, um die<br />

Langzeitkontrolle endgültig zu bewerten. Allerdings kann<br />

man bereits jetzt sagen, daß das schnelle radiologische und<br />

klinische Ansprechen dieser Tumoren bislang noch nicht in<br />

<strong>der</strong> Literatur beschrieben werden konnte. Wir erwarten daher,<br />

daß auch die lokale Langzeitkontrollrate höher als nach<br />

konventioneller Photonenbestrahlung ist. Eine Schwerionenbestrahlung<br />

kann so<strong>mit</strong> eine Dosiseskalation im Zielvolumen<br />

<strong>bei</strong> gleichzeitig optimierter Dosiskonformation <strong>bei</strong><br />

bestimmten Indikationen erreichen. In <strong>der</strong> Literatur wird<br />

ausführlich diskutiert, dass dies <strong>mit</strong> größter Wahrscheinlichkeit<br />

zu einer Erhöhung <strong>der</strong> Heilungsraten, zu einer Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Überlebenszeiten und zu einer Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten führt [3, 18]. Zwei medizinphysikalische<br />

Neuerungen konnten im Rahmen dieser Studie<br />

etabliert und ihre technische Durchführbarkeit und Effizienz<br />

bewiesen werden: das intensitätsmodulierte Rasterscan-<br />

Verfahren erlaubt eine Dosiskonformation an das Tumorvolumen<br />

in niemals zuvor erreichter räumlicher Präzision;<br />

durch die Online-Therapiekontrolle <strong>mit</strong>tels Positronenemissionstomographie<br />

können erstmals Lage und Intensität des<br />

Strahls im Körper des Patienten während <strong>der</strong> <strong>Bestrahlung</strong><br />

überwacht werden [5].<br />

Bei <strong>der</strong> GSI kommen <strong>Kohlenstoffionen</strong> zum Einsatz. Bei<br />

Schwerionen höherer Masse (Neon, Argon) nimmt die physikalische<br />

Selektivität kontinuierlich wie<strong>der</strong> ab. Aufgrund<br />

des steigenden linearen Energietransfers (LET) haben sie<br />

schon im Plateaubereich erhöhte RBE-Werte. Gleichzeitig<br />

tritt das Problem <strong>der</strong> Fragmentierung auf, und Bruchstücke<br />

<strong>mit</strong> größerer Reichweite erhöhen die Dosis hinter dem<br />

Bragg-Peak. Schwerionen, die die maximale biologische<br />

Wirksamkeit <strong>bei</strong> gleichzeitig höchstmöglicher physikalischer<br />

Selektivität gewährleisten, sind die <strong>Kohlenstoffionen</strong> [14,<br />

15]. Sie werden international als bester Kompromiss angesehen.<br />

Klinische Daten, die diese strahlenbiologischen Ergebnisse<br />

beweisen, fehlen allerdings bislang. Unsere klinischen<br />

Daten scheinen die strahlenbiologischen Vorhersagen zu unterstützen.<br />

Die Kapazität <strong>der</strong> Gesellschaft für Schwerionenforschung<br />

als weltweit kooperierendes Institut <strong>der</strong> physikalischen<br />

Grundlagenforschung ist für die Strahlentherapie auf etwa<br />

70 Patientenbestrahlungen pro Jahr begrenzt. Während <strong>der</strong><br />

auf fünf Jahre angelegten klinischen Studie sollen 250 bis<br />

350 Patienten am Teilchenbeschleuniger in Darmstadt bestrahlt<br />

werden. Darüber hinaus ist es notwendig, die klinische<br />

Forschung <strong>mit</strong> Ionenstrahlung intensiv voranzutreiben<br />

und in Deutschland zu etablieren. Erfor<strong>der</strong>lich ist die<br />

Durchführung klinischer Studien <strong>mit</strong> ausreichend großen<br />

Patientenzahlen, die statistisch belastbare Ergebnisse liefern.<br />

Prinzipiell sind all jene Tumoren eine potentielle Indikation<br />

für die Ionentherapie, <strong>bei</strong> denen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> konventionellen<br />

Strahlentherapie keine befriedigenden Ergebnisse erzielt<br />

werden. Hier wären die Tumoren im Kopf-Hals-Bereich,<br />

darunter Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlentumoren,<br />

Speicheldrüsenkarzinome und Tumoren <strong>der</strong> Nasen-Rachen-<br />

Region, bestimmte Weichteilsarkome und Prostataadenokarzinome,<br />

etwa 30% <strong>der</strong> Hirn- und Rückenmarkstumoren<br />

sowie ausgewählte Bauchraumtumoren des Kindesalters zu<br />

nennen [1, 2, 7].<br />

Ein Projektvorschlag für den Bau einer klinisch genutzten<br />

Therapieanlage für Ionenstrahlung, die eng <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Radiologischen<br />

Universitätsklinik Heidelberg kooperiert und in ihrer<br />

direkten Nachbarschaft nahe dem Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

gebaut werden soll, wurde ausgear<strong>bei</strong>tet. An<br />

ihr soll neben <strong>der</strong> <strong>Bestrahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kohlenstoffionen</strong> auch die<br />

Therapie <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>er Teilchenstrahlung (Protonen, Heliumionen)<br />

möglich sein, um innerhalb <strong>der</strong> Teilchentherapie vergleichende<br />

klinische Studien durchzuführen. Die Kapazität<br />

<strong>der</strong> Anlage soll <strong>bei</strong> etwa 1 000 Patienten pro Jahr liegen.<br />

Die Investitions- und Betriebskosten einer solchen Anlage<br />

führen zu Behandlungskosten <strong>von</strong> etwa 40 000 DM pro Patient<br />

und sind <strong>mit</strong> den Kosten aufwendiger operativer und<br />

medikamentöser Therapieformen vergleichbar. Bis zum Abschluß<br />

des Baus <strong>der</strong> Anlage und den ersten Patientenbestrahlungen<br />

werden voraussichtlich fünf Jahre vergehen. Im<br />

Jahre 2004 könnte Deutschland so<strong>mit</strong> über eine Ionentherapieanlage<br />

verfügen, die eine medizinische Versorgungslücke<br />

schließen und international neue Maßstäbe setzen würde.<br />

Die Autoren möchten sich an dieser Stelle <strong>bei</strong> allen bedanken, die<br />

<strong>mit</strong> großem Engagement an <strong>der</strong> Realisierung dieses Projektes beteiligt<br />

waren. Insbeson<strong>der</strong>e den hier nicht genannten Personen und<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppen <strong>der</strong> GSI, Darmstadt, des DKFZ, Heidelberg, des<br />

Forschungszentrums Rossendorf <strong>bei</strong> Dresden und <strong>der</strong> Universitätsklinik<br />

Heidelberg danken wir für die Hilfe und die gewährte institutionelle<br />

För<strong>der</strong>ung. Ermöglicht wurde das Gesamtprojekt erst durch<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Einzelforschungsvorhaben durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung, die Deutsche Krebshilfe und<br />

die DFG sowie durch die Forschungsför<strong>der</strong>ung des Universitätsklinikums.<br />

Dr. Karin Henke-Wendt danken wir für die Hilfe <strong>bei</strong>m Editieren<br />

des Manuskripts.<br />

Literatur<br />

1. Castro JR, Linstadt DE, Bahary J-P, et al. Experience in charged particle<br />

irradiation of tumors of the skull base: 1977–1992. Int J Radiat Oncol Biol<br />

Phys 1994;29:647–55.<br />

2. Castro JR, Phillips TL, Prados M, et al. Neon heavy charged particle radiotherapy<br />

of glioblastoma of the brain. Int J Radiat Oncol Biol Phys<br />

1997;38:257–61.<br />

3. Catton C, O’Sullivan B, Bell R, et al. Chordoma: long-term follow-up after<br />

radical photon irradiation. Radiother Oncol 1996;41:67–70.<br />

4. Eickhoff H, Haberer T, Kraft G, et al. The GSI cancer therapy project.<br />

Strahlenther Onkol 1999;175:Suppl II:21–4.<br />

5. Enghardt W, Debus J, Haberer T, et al. The application of PET to quality<br />

assurance of heavy-ion tumor therapy. Strahlenther Onkol 1999;175:Suppl<br />

II:33–6.<br />

6. Gademann G, Schlegel W, Bürkelbach J, et al. Dreidimensionale <strong>Bestrahlung</strong>splanung<br />

– Untersuchungen zur klinischen Integration. Strahlenther<br />

Onkol 1993;169:159–67.<br />

Strahlenther Onkol 2000;176:211–6 (Nr. 5) 215

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