Argumentarium - Revierjagd Solothurn
Argumentarium - Revierjagd Solothurn
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Intakte Lebensräume für Mensch und Tier<br />
<strong>Solothurn</strong>, September 2003<br />
Herausgeber: <strong>Solothurn</strong>ischer Jagdschutzverein
2<br />
Impressum<br />
Redaktion: Karl Lüönd, Roland Büchler<br />
Gestaltung, Realisation: Burki & Scherer AG, Oftringen<br />
Fotografie: Burki & Scherer AG, Oftringen, Roland Büchler<br />
Druck: Dietschi Druck, Olten<br />
www.solothurnerjagd.ch
3<br />
Umstrittene Themen<br />
Nachhaltige Jagd schöpft natürlich nachwachsende Bestände ab. Sie hat zum<br />
Ziel, einen gesunden Wildbestand zu erhalten, der den Lebensräumen angepasst<br />
ist. Aussetzaktionen von Luchs und Wolf sind umstritten.<br />
Jagd ist ein emotionales Thema, denn es geht um Tiere und ihre<br />
Lebensräume, und es geht um die Nutzung dieser Tiere. Jeder<br />
verständige Jäger akzeptiert, dass Jagd nicht jedermanns Sache<br />
sein kann. Aber jeder nicht jagende, verständige Naturfreund wird<br />
auch verstehen, dass nachhaltige Jagd nötig ist und dass sie verantwortet<br />
werden kann, wenn sie kundig und unter guter Kontrolle<br />
ausgeübt wird – wie dies in der Schweiz der Fall ist. Nachhaltige<br />
Jagd bedeutet, den natürlich nachwachsenden Bestand abzuschöpfen<br />
und damit einen den Lebensräumen angepassten Wildbestand<br />
zu erhalten.<br />
Luchs, Wolf & Co.<br />
Vor allem in den Bergen bewegt dieses Thema die Gemüter. Die<br />
Jäger wehren sich nicht gegen die natürliche Rückkehr der grossen<br />
Raubtiere. Aber sie sind skeptisch gegenüber den Versuchen, diese<br />
Rückkehr durch künstliche «Aussetz-Aktionen» herbeizuführen.<br />
Ausserdem machen sie auf die Mentalitätsdifferenz zwischen Berg<br />
und Tal aufmerksam. Bergbewohner erleben die Natur (und somit<br />
auch die Raubtiere) nicht nur als schön und faszinierend, sondern<br />
auch als Bedrohung. Und sie wehren sich dagegen, dass Leute aus<br />
dem Unterland ihnen vorschreiben wollen, wie sie mit der Natur<br />
umzugehen haben. Dem theoretischen Wissen vieler aussenstehender<br />
Schützer steht das Erfahrungswissen der Bergler gleichwertig<br />
gegenüber.<br />
Auswilderungen<br />
«Jäger setzen Hasen und Fasane aus, um sie nachher abschiessen<br />
zu können.» Das hört man noch gelegentlich – aber es ist Unsinn.<br />
In der Schweiz sind solche Praktiken längst verboten. Ausserdem<br />
wären sie nutzlos, denn der Fasan kann als Bodenbrüter in unserer<br />
ausgeräumten Kulturlandschaft nicht überleben. Wissenschaftlich<br />
begleitete und gut vorbereitete Auswilderungsaktionen, welche die<br />
Bereicherung der Tierwelt zum Ziel haben, werden von den Jägern<br />
mit Arbeit und Geldbeiträgen unterstützt. Es waren Jäger, die<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts für die Wiedereinbürgerung der<br />
Steinböcke in der Schweizer Alpenwelt gesorgt haben. Und Jäger<br />
unterstützen auch die Neuansiedlung des Bartgeiers. Die Wiederansiedlung<br />
der Gämse im <strong>Solothurn</strong>er Jura wurde ab 1952 von den<br />
<strong>Solothurn</strong>er Jägern tatkräftig unterstützt. Ohne die Mithilfe der<br />
Jäger gäbe es keine Gamskolonien im Jura. Diese zählen auf den<br />
Kantonsgebieten von Neuenburg, <strong>Solothurn</strong>, Bern und Baselland ca.<br />
4000 Tiere.<br />
Jagdreisen<br />
Da die Jagd in der Schweiz für jeden normal Verdienenden<br />
erschwinglich ist (s. Kosten der Jagd), gibt es bei uns relativ wenig<br />
revierlose Jäger, die in anderen Ländern das Stammpublikum für<br />
Jagdreise-Arrangements in fremde Länder darstellen. Dementsprechend<br />
spielen Jagdreisen für die Schweizer Jäger keine grosse<br />
Rolle. Gebucht werden solche Jagdreisen vor allem, um Jagden zu<br />
erleben, die in der Schweiz nicht möglich sind (typisches Beispiel:<br />
Auerhahnjagd in den riesigen und ungefährdeten Beständen Russlands,<br />
Jagd auf Muffelwild in Südfrankreich usw.)<br />
Frauen auf der Jagd<br />
Im Kanton <strong>Solothurn</strong> gibt es 11 jagdberechtigte Frauen – Tendenz<br />
steigend. Die Zeiten, da die Jagd eine ausschliessliche Männerdomäne<br />
gewesen ist, sind vorbei. Auch bei Frauen und bei jungen<br />
Leuten ist die Jagd dabei, eine gewisse kulturelle Geläufigkeit aufzubauen.<br />
Altersstruktur<br />
49 Prozent aller aktiven Jäger im Kanton <strong>Solothurn</strong> sind unter 60<br />
Jahre alt. Trotz dem hohen Zeitbedarf, den die Jagd wegen der<br />
vielfältigen Revierarbeiten und Verpflichtungen mit sich bringt und<br />
der nicht für alle leistbar ist, nehmen sich zahlreiche Mitbürger,<br />
die im aktiven Berufs- und Familienleben stehen, Zeit für die Jagd.<br />
Junge Leute, die sich zur Jagd hingezogen fühlen, finden heute in<br />
vielen Jagdgesellschaften freundliche und unkomplizierte Aufnahme<br />
(s. Jäger werden).
4<br />
Zu den Volksinitiativen<br />
Durch intensive Bodenbewirtschaftung verlor der Hase<br />
grösstenteils seine Lebensräume. Der Hasenrückgang<br />
hat mit der Jagd nichts zu tun. Ein Jagdverbot wäre<br />
reine Schikane. Dachs und Enten sind nicht gefährdet.<br />
Es kommen zwei Volksinitiativen des «Vereins zum Schutze bedrohter<br />
Wildtiere» zur Abstimmung:<br />
1. «Initiative zum Schutze der Feldhasen, Vögel und Dachse»<br />
2. «Jagen ohne Treiben»<br />
Sind Feldhasen gefährdet?<br />
Ja. Die Entwicklung der modernen Landwirtschaft ist überall in<br />
den Kulturlandschaften Europas lebensfeindlich für den Hasen,<br />
der in der Sasse (Geländevertiefung) wohnt und der neben Nahrung<br />
vor allem Schutz gegen Raubvögel, Füchse usw. benötigt.<br />
Wenn die Böden eingeebnet werden, wenn Hecken und Feldgehölze<br />
verschwinden und wenn Monokulturen entstehen, muss<br />
der Hase als Kulturflüchter das Feld räumen (s. Gefährdung der<br />
Wildtiere)<br />
Was hilft dem Hasen?<br />
Dem Hasen hilft der Rückbau dieser Entwicklungen, d.h. die Anlage<br />
von Feldgehölzen und Hecken, die natürliche Gestaltung (Stufung)<br />
von Waldrändern, das Belassen von Unterholz, die Renaturierung<br />
von Ried- und Buschlandschaften, Feuchtgebieten usw. Für solche<br />
Ziele engagieren sich überall im Lande, auch im Kanton <strong>Solothurn</strong>,<br />
Naturschutzgruppen (Pro Natura, Vogelschutz), Landwirte und<br />
Jäger gemeinsam.<br />
Das grosse integrierte Naturschutzprojekt Schutzzone Grenchner<br />
Witi hat beispielhaft die richtige Richtung angezeigt (Details siehe<br />
www.witi-schutzzone.ch). Schutz und nachhaltige Verbesserung<br />
der Lebensräume sind nur möglich, wenn alle Massnahmen sinnvoll<br />
ineinander greifen und wenn alle Betroffenen zusammenarbeiten.<br />
Konfrontationen und Anfeindungen bringen nichts.<br />
Erholungsbedürfnisse, Sportbetrieb, Land- und Forstwirtschaft,<br />
Jagd, Natur- und Tierschutz müssen – wie in der Grenchner Witi<br />
seit 1994 geschehen – koordiniert werden. Erfreulicherweise<br />
steigen jetzt auch die Hasenbestände langsam wieder an. Ähnliche<br />
Erfahrungen werden aus dem Kanton Aargau gemeldet. Auch dort<br />
ist die Entwicklung widersprüchlich. Überall dort, wo die Lebensräume<br />
verbessert werden – z.B. im Reusstal – steigen die Hasenbestände<br />
tendenziell wieder an.<br />
Umso wichtiger wäre es, wenn alle, die sich den Schutz der Natur<br />
und des Feldhasen zum Ziel gesetzt haben, mitarbeiten würden.<br />
Leider sind vom «Verein zum Schutze bedrohter Wildtiere» noch nie<br />
irgendwelche positive Leistungen bekannt geworden – auch nicht<br />
im Kanton Aargau, wo das Volk im Jahre 2002 eine Hasenjagd-<br />
Verbotsinitiative deutlich abgelehnt hat.<br />
Hasenjagd im Kanton <strong>Solothurn</strong><br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Jagdstrecke Feldhase 1960 – 2002<br />
0<br />
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />
Diese Grafik zeigt, dass die Jagd auf den Feldhasen im Kanton<br />
<strong>Solothurn</strong> heute praktisch keine Rolle mehr spielt. Im Jahr 2002 sind<br />
gerade noch 16 Hasen erlegt worden – die meisten in Gebieten,<br />
in denen die Lebensräume aufgewertet wurden und in denen es<br />
wieder nachhaltig nutzbare Hasenbestände gibt. Im gleichen Jahr<br />
wurden 29 Hasen als Verkehrsopfer registriert, Dunkelziffer nicht<br />
inbegriffen. Mit anderen Worten: Die allermeisten <strong>Solothurn</strong>er<br />
Jäger verzichten seit den neunziger Jahren freiwillig auf die<br />
Bejagung von Hasen. Sie verhalten sich damit weidmännisch: Eine<br />
gefährdete Art wird freiwillig geschont, auch wenn die jagdliche<br />
Nutzung erlaubt wäre.
5<br />
Warum dann trotzdem die Hasenjagd erlauben?<br />
Weil Freiwilligkeit besser ist als Zwang und weil sich das Prinzip der<br />
Freiwilligkeit und der Einsicht gerade bei der <strong>Solothurn</strong>er Jagd<br />
immer wieder bewährt hat (vgl. Bejagungsrichtlinien für Schwarzwild<br />
und Gämsen). Erwiesenermassen gehören die Jäger (wie die<br />
Fischer auch) zu den seltenen Interessengruppen, welche die Natur<br />
nicht nur nutzen, sondern auch aktiv schützen. In den Jagdgesellschaften<br />
und in den Dörfern – allein oder im Verbund mit Ortsgruppen<br />
von Pro Natura, Vogelschutz und lokalen Vereinen – wird<br />
im Stillen viel wertvolle Arbeit geleistet. Ein Jagdverbot würde<br />
viele Jäger demotivieren. Ausländische Beispiele (Holland, Deutschland)<br />
zeigen, dass unter dem Eindruck ständiger Verbote und<br />
Einschränkungen viele Jäger die Jagd aufgeben. Was wäre damit<br />
gewonnen? Die Natur und die frei lebenden Tiere würden ihre<br />
engagiertesten und aktivsten Freunde verlieren – und es würden<br />
andernorts schwere Probleme entstehen. Man denke nur an die<br />
Schwarzwildjagd, für welche die Jäger dringend gebraucht werden!<br />
Ist der Dachs gefährdet?<br />
Dafür gibt es nicht den geringsten Hinweis, weder aus der Wissenschaft<br />
noch aus der Praxis der kantonalen Jagd- und Fischereibehörde<br />
oder aus den Beobachtungen der Jägerschaft. Auch<br />
die Initianten sind jeden Beweis für ihre Behauptung schuldig<br />
geblieben.<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Jagdstrecke Dachs 1960 – 2002<br />
0<br />
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />
Die <strong>Solothurn</strong>er Jagdstrecken auf Dachs zeigen ein undramatisches<br />
Bild. Der grosse Einbruch entstand in den 70er und 80er Jahren, als<br />
die Tollwut intensiv bekämpft wurde. Davon war der Dachs mit<br />
betroffen. Seither haben sich die Dachsbestände wieder gut erholt.<br />
Vereinzelt ist es zu Wildschäden durch Dachse gekommen, was eher<br />
auf lokale Überpopulationen schliessen lässt. Die gesamtkantonale<br />
Jagdstrecke auf Dachse bewegt sich seit 1990 unauffällig zwischen<br />
100 und 160 Tieren pro Jahr.<br />
Dachsjagd ist keineswegs «sinnlos und tierverachtend, ja sogar ein<br />
Frevel an der Tierwelt», wie die Initianten behaupten. Im Gegenteil<br />
zeigen die Erfahrungen aus anderen Kantonen und aus dem Ausland,<br />
insbesondere aus Deutschland, dass der Dachs wegen der<br />
Gefahr von Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturen unter<br />
Kontrolle gehalten werden muss. Dazu eignet sich nichts besser als<br />
eine kontrollierte, verantwortungsbewusst ausgeübte Jagd.<br />
Ist das Flugwild gefährdet?<br />
In keiner Weise! Im Kanton <strong>Solothurn</strong> sind lediglich die Stockenten,<br />
Tafelenten, Reiherenten sowie Blässhühner und Kormorane jagdbar.<br />
Die mit Abstand am meisten bejagte Art ist die bekannte Stockente<br />
(105 Abschüsse im Jahre 2002). Im Jahr 2002 wurden im<br />
Kanton <strong>Solothurn</strong> lediglich vier Reiherenten und null Tafelenten<br />
geschossen. Ausserdem kamen sieben Kormorane zur Strecke. Blässhühner<br />
wurden nicht erlegt.<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Jagdstrecke Wildenten 1960 – 2002<br />
100<br />
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
6<br />
Aus der langjährigen Entwicklung der Jagdstrecke auf Wildenten<br />
lässt sich ablesen, dass die Wasservogeljagd im Kanton <strong>Solothurn</strong><br />
an Bedeutung verloren hat. Sie wurde durch die Siedlungsentwicklung<br />
und die Gewässerverbauung an vielen Orten zurück gedrängt.<br />
Dort, wo sie noch ohne Störung der Umwelt ausgeübt werden kann,<br />
geben die aufmerksam beobachteten Bestände keinen Anlass zu<br />
Bedenken. Alle seltenen Entenarten und alle anderen seltenen Wasservögel<br />
sind längst geschützt. Die Wasservogeljagd zu verbieten<br />
wäre eine unnötige und heimtückische Schikane.<br />
Jagen ohne Treiben – geht das überhaupt?<br />
Treiben bedeutet nicht «tierverachtendes Herumhetzen der Wildtiere»,<br />
wie wahrheitswidrig behauptet wird. Der Jäger und sein Hund<br />
setzen die Wildtiere in Bewegung, um sie in ihren Einständen hoch<br />
zu machen und damit die Chance auf einen sicheren Schuss zu erhöhen.<br />
Würden Jäger die Wildtiere «hetzen», d.h. in hektischem<br />
Tempo treiben, würden sie sich selber um diese Chance auf einen<br />
sicheren Schuss bringen. Der weidmännische Jäger schiesst nicht<br />
auf hoch flüchtiges Wild – und auf bewegte Ziele nur, wenn er sich<br />
seines Schusses sicher ist, d.h. wenn er gut geübt hat, mit guter<br />
Zieloptik ausgerüstet ist, sicher abkommt usw.<br />
Ohne Bewegungsjagd wäre die dringend nötige intensive Bejagung<br />
des Schwarzwildes (zwecks Vermeidung weiterer grosser Flurschäden)<br />
nicht möglich. Im Schlussbericht zur Untersuchung über<br />
Bewegungsjagden auf Schwarzwild im Kanton <strong>Solothurn</strong> 2002<br />
schreibt der Wildbiologe Martin Baumann von der Jagd & Fischerei<br />
des Kantons <strong>Solothurn</strong> wörtlich: «Bewegungsjagden auf Sauen sind<br />
bereits heute zur Regulation dieser Wildart wichtig, und sie nehmen<br />
an Bedeutung zu.» Im gleichen amtlichen Bericht heisst es<br />
ausserdem: «Die <strong>Solothurn</strong>er Jägerschaft hat bewiesen, dass sie<br />
verantwortungsbewusst mit dem Versuch zur Liberalisierung der<br />
Jagd umgehen kann. Es wurde kein exzessiver und leichtfertiger<br />
Einsatz von Schrotschüssen bei Bewegungsjagden auf Sauen<br />
praktiziert.»<br />
Bewegungs- oder Treibjagd ist neben Ansitz und Pirsch die verbreitetste<br />
Jagdart im Kanton <strong>Solothurn</strong>. Nur eine sinnvolle, den<br />
Gelände- und Besiedelungsverhältnissen angepasste Kombination<br />
aller Jagdarten ermöglicht es, die vorgeschriebene Jagdstrecke zu<br />
erreichen.<br />
Was steckt hinter den beiden Initiativen?<br />
Es werden wahl- und bedenkenlos falsche Behauptungen in die<br />
Welt gesetzt (z.B. dass der Dachsbestand oder die Wildenten<br />
gefährdet seien). Andere Behauptungen zeigen, dass die Initianten<br />
von Natur, Wildtieren und Jagd nicht viel verstehen. Die Initiative<br />
gegen die Treibjagd schliesslich verrät, dass es den Initianten einfach<br />
darum geht, der Jagd und den Jägern überall zu schaden und<br />
sie zu behindern. Dies hat Peter Suter (Kölliken AG), der «geistige<br />
Vater» dieser Initiativen, in der Vergangenheit oft genug auch<br />
öffentlich zugegeben. Eine solche destruktive Einstellung haben wir<br />
als gute Demokraten zwar hinzunehmen. Aber wir gestatten uns<br />
auch den Hinweis, dass diese Einstellung – ebenso wenig wie die<br />
beiden Initiativen – keinen Beitrag leistet zur Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen des Wildes im Kanton <strong>Solothurn</strong>.<br />
<strong>Solothurn</strong> ohne Jagd – wäre das denkbar?<br />
Nein, denn gejagt wird immer. Es gibt in der Schweiz einen Kanton,<br />
in dem die Jagd seit 1974 verboten ist: den Kanton Genf. Dort üben<br />
etwa zwei Dutzend Umweltpolizisten die Hegejagd und die Wildschutzarbeiten<br />
aus – auf Kosten der Steuerzahler. Die jährliche<br />
Belastung der Staatskasse wird auf gegen drei Millionen Franken<br />
geschätzt. Jagd und Wildschutz sind gesetzliche Aufgaben. Entweder<br />
werden sie von verantwortungsbewussten Jägern freiwillig<br />
ausgeübt (die dafür noch bezahlen!) – oder man muss diese<br />
Aufgabe eben auf Staatskosten erledigen. Ob eine solche zusätzliche<br />
Belastung der solothurnischen Staatskasse bei der gegenwärtigen<br />
Finanzlage vernünftig ist, werden die Bürgerinnen und<br />
Bürger leicht beurteilen können.
7<br />
Wirtschaftliche Aspekte<br />
Rund 700 <strong>Solothurn</strong>er Jäger übernehmen einen staatlichen Auftrag: Die Jagd.<br />
Sie zahlen dafür jährlich fast Fr. 700’000.– an die Staatskasse. 2002 leisteten<br />
Jäger zusätzlich 14’000 freiwillige, unbezahlte Arbeitsstunden.<br />
Wieviel kostet die Jagd?<br />
Entgegen einer weit verbreiteten Auffassung ist die Jagd eine<br />
erschwingliche Freizeitbeschäftigung für Normalverdiener. Dies,<br />
weil in der Schweiz die Jagd ein striktes Staatsregal ist und die<br />
Grundeigentümer keinen Einfluss auf die Verpachtung haben. Im<br />
Kanton <strong>Solothurn</strong> ist die Volkswirtschaftsdirektion für die Verpachtung<br />
der Jagdreviere zuständig. Die Pachtpreise werden nach einem<br />
neutralen System festgelegt. Preistreiberei durch betuchte Einzelinteressenten<br />
ist nicht möglich. Dies bedeutet, dass die jährlichen<br />
Kosten für Pachtanteil und Jagdpassgebühren etc. den Jäger nicht<br />
stärker belasten als irgend eine andere mit Mass ausgeübte<br />
Freizeitbeschäftigung (z.B. Skifahren).<br />
Dementsprechend stellt die<br />
<strong>Solothurn</strong>er Jägerschaft<br />
einen Querschnitt durch<br />
die Gesamtbevölkerung dar.<br />
(s. Sozialer Aufbau der<br />
SO-Jäger)<br />
Was bringt die Jagd dem Staat ein?<br />
Gemäss Staatsrechnung 2002 hat die Jagd im Kanton<br />
<strong>Solothurn</strong> ca. Fr. 690’000.— an Einnahmen in die<br />
Staatskasse gebracht (Pachtzinsen, Jagdpassgebühren, Wildschadenzuschläge<br />
usw.) Dazu kommen die nicht entschädigten<br />
Leistungen der Jäger für die Allgemeinheit: Wildschutz, Nachsuche<br />
von Unfalltieren, Biotop-Hege usw. (s. Gemeinwirtschaftliche<br />
Leistungen der Jagd). Dem stehen natürlich die Kosten für die<br />
Verwaltung gegenüber. Obwohl die Jäger einen gesetzlichen Auftrag<br />
erfüllen, liefern sie dafür dem Staat jedes Jahr noch Geld ab.<br />
Eine Erhebung unter den Hegeringen (regionalen Jägervereinigungen)<br />
des Kantons <strong>Solothurn</strong> hat ergeben, dass die <strong>Solothurn</strong>er<br />
Jäger im Jahre 2002 ca. 14’000 freiwillige Arbeitsstunden allein für<br />
Biotophege, Schulung, Öffentlichkeitsarbeit und andere gemeinschaftsdienliche<br />
Arbeiten geleistet haben. Mit Sicherheit ist hier die<br />
wirkliche Stundenzahl noch weit höher.<br />
Wieviel kostet eine Jagdausrüstung?<br />
Auch diese Kosten sind mit anderen<br />
vergleichbar. Für eine Erstausrüstung<br />
(Flinte, Büchse, Jagdoptik, Kleider,<br />
Schuhe) ist mit einmaligen Aufwendungen<br />
ab ca. 3’000 Franken zu rechnen.<br />
Der Kauf von gebrauchten Waffen ist vor<br />
allem für Anfänger üblich und empfohlen.<br />
Jährlich wiederkehrende Kosten für Waffenunterhalt,<br />
Servicearbeiten, Schiessübungen,<br />
Beiträge usw. sollten mit ca. 1’000 Franken budgetiert<br />
werden. (s. Jäger werden?)<br />
Welche gemeinwirtschaftlichen Leistungen<br />
erbringt die Jagd?<br />
Der Zürcher Jagdverwalter Max Straub hat einmal errechnet,<br />
dass die rund 1’200 Zürcher Jäger jedes Jahr dem Staat durch<br />
freiwillige und unbezahlte Arbeitsleistung rund 18 Millionen<br />
Franken Kosten ersparen – also ca. 15’000 Franken pro Jäger und<br />
Jahr. Umgerechnet auf den Kanton <strong>Solothurn</strong> wären das ca. 9<br />
Millionen Franken. Man soll solche theoretischen Rechnungen nicht<br />
überbewerten. Fest steht aber: Wo es keine Jäger gibt, muss<br />
der Staat mit speziell ausgebildeten Polizeikräften die nötigen<br />
Wildschutz-, Regulierungs- und Seuchenschutzleistungen erbringen.<br />
Im Kanton Genf sind dafür über 20 vollamtliche staatliche<br />
Wild- und Umwelthüter angestellt.
8<br />
<strong>Solothurn</strong>er Jagd aktuell<br />
67 Reviere sind in sechs Hegeringen (etwa den Bezirken entsprechend) zusammengeschlossen.<br />
Es sind alle Berufsgruppen vertreten. Die <strong>Solothurn</strong>er<br />
Volksjagd ist nicht elitär. Jedermann und jede Frau kann JägerIn werden.<br />
Zahlen<br />
Im Kanton <strong>Solothurn</strong> gibt es 67 Reviere und ebenso viele Jagdgesellschaften<br />
mit 4 – 10 Pächtern (je nach Revierfläche). Die Pacht<br />
dauert acht Jahre. Es sind ca. 550 Pächter registriert. Dazu kommen<br />
in einem Jagdjahr ca. 500 Jagdgäste. Die Gesellschaften beschäftigen<br />
rund 150 nebenamtliche Jagdaufseher, die für den Schutz<br />
des Wildes und für die Einhaltung der Gesetze sorgen, ohne die Allgemeinheit<br />
Geld zu kosten.<br />
Sozialer Aufbau der <strong>Solothurn</strong>er Jägerschaft<br />
22% Angestellte<br />
2% Ärzte<br />
4% Beamte, Lehrer<br />
5% Landwirte<br />
23% Rentner<br />
16% Selbständig Erwerbende<br />
19% handwerkliche Berufe<br />
9% Ungelernte<br />
Jagdstatistik<br />
Im Jahr 2002 wurden im Kanton <strong>Solothurn</strong> folgende Zahlen von<br />
erlegten Tieren gemeldet:<br />
Reh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1951 Dachs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60<br />
Gämse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .111 Feldhase* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Wildschwein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .360 Wildenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .109<br />
Fuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1278 Wildtauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />
Marder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 ...<br />
* Die meisten <strong>Solothurn</strong>er Jäger verzichten seit Jahren freiwillig auf<br />
den Hasenabschuss. Unbedenklich ist ein nachhaltiger Hasenabschuss<br />
dort, wo die Bestände durch vorangegangene Hegemassnahmen<br />
wieder stabilisiert werden konnten.<br />
Geschichte<br />
Seit 1840 steht das Jagdrecht im Kanton <strong>Solothurn</strong> jedem in Ehren<br />
und Rechten stehenden Bürger (und selbstverständlich auch jeder<br />
Bürgerin) zu. Bis 1931 gab es im Kanton <strong>Solothurn</strong> die Patentjagd,<br />
1932 wurde zur <strong>Revierjagd</strong> gewechselt. Damals hatte das wirtschaftliche<br />
Gründe; Gemeinden und Staat versprachen sich von der<br />
<strong>Revierjagd</strong> höhere Einnahmen. Das kantonale Jagdgesetz wurde<br />
mehrmals revidiert. 1964<br />
wurden die<br />
Schätzung der<br />
Reviere, der<br />
Schutz der<br />
einheimischen<br />
Jägerschaft und die<br />
Jägerprüfung geregelt.<br />
Auch wurde die Pflicht<br />
eingeführt, in jedem<br />
Revier einen für Nachsuchen<br />
geeigneten und geprüften Hund zu halten (Schweisshund).<br />
Die letzte Gesetzesrevision datiert von 1988. Der Zweckartikel<br />
enthält nun auch die Verpflichtung des Kantons, für die ganzheitliche<br />
Erhaltung, den Schutz der Artenvielfalt und der Lebensräume<br />
einheimischer und ziehender wildlebender Säugetiere und Vögel zu<br />
sorgen und bedrohte Tierarten zu schützen.
9<br />
Leistung und Nutzen<br />
Für Jäger heisst Wildschutz: Einstehen für die in der freien Wildbahn lebenden<br />
Tiere. Wildbret (Fleisch von jagdbarem Wild) ist ein gesundes und natürliches<br />
Nahrungsmittel. Hubertusmessen, Bläserkonzerte und Weidmannssprache sind<br />
Ausdruck der Jagdkultur.<br />
Was ist gemeint, wenn die<br />
Jäger von Wildschutz sprechen?<br />
Die Jäger und ihre geprüften Schweisshunde suchen, bergen und<br />
entsorgen angefahrenes oder krankes Wild. Pro Jahr werden im<br />
Kanton <strong>Solothurn</strong> über 700 Wildunfälle gemeldet. Weitere Leistungen<br />
der Jäger: Beobachten von Wald, Feld und Wild; Vorbeugung<br />
gegen Tierseuchen (z.B. die seinerzeitigen Impfaktionen mit Hühnerköpfen<br />
und speziellen Impfködern für Füchse gegen Tollwut),<br />
Lebensräume für das Wild verbessern (s. Biotop-Hege), Kontakt<br />
pflegen mit Behörden, Waldbesitzern, Landwirten, Forstorganen<br />
und Waldbenützern.<br />
Jäger beanspruchen den Wald nicht für sich allein. Wir nehmen<br />
überall die Interessen der wildlebenden Tiere wahr, z.B. wenn es um<br />
die Linienführung von Wanderwegen, Finnenbahnen usw. geht.<br />
Dasselbe gilt sinngemäss für Kletterrouten, Gleitschirmflug-Gebiete<br />
und -Zeiten. Im Bezirk Thal sind mit dem SAC und der Organisation<br />
der Deltaflieger entsprechende Vereinbarungen getroffen worden.<br />
Auch hier haben sich die Jäger als Anwälte der wild lebenden Tiere<br />
betätigt.<br />
Was ist Biotop-Hege?<br />
Jäger sind ein Teil der Naturschutzbewegung und verpflichten sich<br />
zu konkreten, praktischen Aufbauleistungen in Wald und Flur.<br />
Biotophege bedeutet z.B. Anlage von Wildäckern und Ablenkfütterungen,<br />
Heckenpflanzen, Waldrandgestaltung, Ausscheiden von<br />
Brachflächen usw. im Einvernehmen mit Landwirten, Förstern,<br />
Waldbesitzern, Natur- und Vogelschützern – kurz: mit allen, die<br />
bereit sind, etwas Konkretes zu leisten. Entsprechend sind die Jäger<br />
eingebunden im Mehrjahresprogramm Natur und Landschaft des<br />
Amtes für Raumplanung des Kantons <strong>Solothurn</strong>.<br />
Was verstehen wir unter Jagdkultur?<br />
Jagd ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Sie zieht<br />
ihre Fährten durch Literatur, Malerei und Musik; sie erzieht den<br />
Jäger zur vertieften Kenntnis der Natur und ihrer Phänomene. Jagd<br />
vermittelt gerade der heranwachsenden Jugend unverlierbare<br />
Natur- und Tiererlebnisse von lebensprägender Kraft. Auch<br />
Nichtjäger geniessen die vielen jagdkulturellen Anlässe in der<br />
Region, z.B. Bläserkonzerte, Hubertusmessen usw. Direkt vor<br />
unserer Haustür liegt das schönste Jagdmuseum der Schweiz auf<br />
Schloss Landshut bei Utzenstorf (BE), offen von Mai bis Oktober.<br />
www.schlosslandshut.ch<br />
Aktuelle Literatur-Tipps (in jeder öffentlichen Bibliothek erhältlich):<br />
Meinrad Inglin: Die Graue March<br />
Ernest Hemingway: Über den Fluss und in die Wälder<br />
Julia Leigh: Der Jäger<br />
Lukas Hartmann: Die Tochter des Jägers<br />
Über das Wildbret<br />
Wildbret ist gesundes, fettarmes und bekömmliches Fleisch –<br />
schmackhaft und immer begehrter, weil garantiert «biologisch» und<br />
BSE-frei. Viele Jäger verkaufen gerne Wildbret aus frischer Jagd.<br />
Nehmen Sie ungeniert mit Ihrer örtlichen Jagdgesellschaft Kontakt<br />
auf!<br />
Gepflegte Speiserestaurants mit guter Wildküche<br />
Wild schmeckt nicht nur in der sogenannten «Wildsaison», wenn<br />
die Blätter fallen. Wagen Sie einmal einen Versuch in einem<br />
Restaurant, das schon ab Mai/Juni Fleisch vom Sommerreh anbietet!<br />
Für empfehlenswerte Adressen beachten Sie die Inserate in der<br />
Tagespresse, im «Anzeiger» oder im Internet, zum Beispiel auf<br />
www.gilde.ch.<br />
Über Decken und Bälge<br />
Das Fell des Winterfuchses, eine Reh- oder Dachsdecke sind wertvolle<br />
Naturgüter – und sie verdienen unsere Wertschätzung. Leider<br />
hat die Nutzung von weidmännisch erjagten Decken und Bälgen<br />
unter der gegen Qualzuchten gerichteten Anti-Pelzkampagne<br />
ungerechtfertigt gelitten. Wer unterscheiden kann, gewinnt.<br />
Aktive Jäger vermitteln gerne eine Bezugsquelle für solche Felle.
10<br />
Die Jagd im Jahreslauf<br />
Der Jäger hat das ganze Jahr zu tun – und Jagd bedeutet viel mehr<br />
als bloss schiessen.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Juni<br />
Juli<br />
August<br />
September<br />
Oktober/November<br />
Dezember<br />
Januar/Februar<br />
Jagdruhe; Beobachten, Salzlecken beschicken, Wild zählen (z.T. nachts mit Scheinwerfern), Bejagungspläne<br />
erstellen, Ablenkfütterungen errichten für Wildschweine, Wildschutzeinrichtungen an Strassen erneuern,<br />
Zäune entfernen, Hochsitze und Futterstellen erneuern<br />
Jagdruhe. Jagdliches Standschiessen üben, Weiterbildungskurse für Jäger und Hundeführer, evtl. Tollwutimpfung<br />
der Füchse ausbringen<br />
Jagdprüfung; Hegejagd/Einzeljagd mit Kugelwaffen auf Rehbock («Sommerbock»)<br />
und nicht führende weibliche Tiere<br />
Jungwild schützen, Rekitze retten, Wildäcker bestellen, Ablenkfütterungen/Äsung schaffen<br />
Hegejagd/Einzeljagd auf Rehbock, Fuchs, Dachs, Wildschwein<br />
Pirsch oder Ansitz auf Sommerbock («Erntebock»)<br />
Vorbereitung der Herbstjagd, Schweisshundeprüfung, Jagd auf Flugwild<br />
Gesellschaftsjagd mit Flinten, Treibern und Jagdhunden auf Reh, Fuchs und Wildschwein; Hegejagd/Einzeljagd auf<br />
Fuchs, Wildschwein, Dachs, Marder, Rabenvögel, Tauben; Hubertusfeiern; Gottesdienste mit Jagdhornbläsern;<br />
Wildsaison in Restaurants<br />
Gamsjagd im Jura, Fuchsjagd, Waldweihnacht<br />
Beobachten, Fährten und Spuren lesen, bei strengem Frost und hohem Schnee Äsungspflanzen (Efeu, Brombeer)<br />
freilegen, ev. Futterstellen betreuen
11<br />
Gefährdung der Wildtiere<br />
Nicht die Jagd, sondern der durch intensive Landwirtschaft verlorene Lebensraum<br />
ist schuld am Rückgang des Hasenbesatzes, der sich aber wieder zu<br />
erholen scheint. Jäger schonen den Hasen freiwillig.<br />
Intensive Bewirtschaftung<br />
Land- und Forstwirtschaft sind gezwungen, höchstmögliche Erträge<br />
zu erzielen. Sie sind dafür auf maschinelle Hilfen angewiesen. Dies<br />
hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass viele Ackerund<br />
Wiesenflächen eingeebnet wurden. Hecken, Feldgehölze,<br />
natürliche Unebenheiten – und damit wertvolle<br />
Schutz- und Nahrungsressourcen für wildlebende<br />
Tiere – sind verschwunden. Darunter haben vor<br />
allem Kulturflüchter gelitten, z.B. der Feldhase.<br />
Diesen Entwicklungen kann man entgegensteuern.<br />
Die Jäger tun dies in enger Zusammenarbeit<br />
mit aufgeschlossenen Landwirten, Forstleuten<br />
und Naturfreunden durch die Verwirklichung<br />
kleinräumiger Habitats-Verbesserungen: Aufwertung<br />
von Waldrändern, Neupflanzung von Hecken usw.<br />
Da die Setzzeit der Rehe gewöhnlich mit dem ersten<br />
Heuschnitt zusammen fällt, besteht die Gefahr des<br />
Vermähens von abgelegten Rehkitzen. Tierfreundliche<br />
Landwirte verblenden – oft zusammen mit den Jägern<br />
und anderen freiwilligen Helfern – die reifen Heuwiesen und durchsuchen<br />
sie nach Jungtieren. Andere Gefährdungen entstehen durch<br />
Düngen, Schädlingsbekämpfung und Übernutzung.<br />
Strassenverkehr<br />
Im Kanton <strong>Solothurn</strong> sind im Jahr 2002 nicht weniger als 721 Wildunfälle<br />
gemeldet worden. Dabei wurden 308 Rehe, 226 Füchse und<br />
29 Hasen getötet. Über die Dunkelziffer kann man nur mutmassen.<br />
Fest steht aber: Mindestens 16 Prozent der im Kanton <strong>Solothurn</strong><br />
getöteten Rehe wurden durch den Strassen- und Bahnverkehr zur<br />
Strecke gebracht. (s. Wildunfall – was tun?)<br />
Jagd<br />
Kontrollierte und verantwortungsbewusst ausgeübte Jagd, wie sie<br />
im Kanton <strong>Solothurn</strong> betrieben wird, gefährdet keine Tierbestände.<br />
Im Verständnis der <strong>Solothurn</strong>er Jäger ist Jagd eine nachhaltige<br />
Naturnutzung. Wo der Bestand einer Art – z.B. des Feldhasen –<br />
gefährdet scheint, verzichten sie freiwillig auf die Bejagung.<br />
Wildunfälle vermeiden<br />
Nehmen Sie die Warnschilder ernst! Sie werden bei bekannten Wildwechseln<br />
aufgestellt. Wenn das erste Reh vor Ihrem Fahrzeug<br />
die Strasse überquert hat, folgt fast sicher ein zweites<br />
oder drittes nach – also sofort bremsen! Oft hilft es,<br />
wenn man kurz die Scheinwerfer löscht und auf<br />
Standlicht schaltet, dann sind die Wildtiere<br />
schnell verschwunden.<br />
Wildunfall – was tun?<br />
Merken Sie sich die Kollisionsstelle und die<br />
Fluchtrichtung des Tiers! Markieren Sie die<br />
Kollisionsstelle (z.B. mit einem Ast oder einem<br />
Papiertaschentuch). Rufen Sie die Polizei an (Nr. 117) und melden<br />
Sie die Kollision mit genauer Ortsangabe. Sie haben keine Busse zu<br />
befürchten, denn die Polizei rückt nicht aus, sondern verständigt<br />
das zuständige Jagdrevier. Dann kommt ein Jäger oder Jagdaufseher<br />
mit Hund. Von ihm erhalten Sie auch die Bestätigung,<br />
die Sie für die Teilkasko-Versicherung brauchen. Schuldgefühle sind<br />
fehl am Platz. Wildkollisionen passieren nicht nur Rasern! Nie ein<br />
vermeintlich totes Tier berühren oder gar mitnehmen! Ein Rehbock,<br />
der hochschnellt, trägt mit seinem Geweih eine gefährliche Waffe.<br />
Und Aneignung von Wildbret wäre Diebstahl.
12<br />
Wildschaden<br />
Im Jahr 2002 wurden vom Staat Fr. 173’000.– Wildschadensersatz ausbezahlt.<br />
Hauptursache ist das Wildschwein. Bewegungsjagden und Ablenkfütterung im<br />
Wald schaffen Abhilfe.<br />
Wie stellt sich die allgemeine<br />
Wildschaden-Situation im Kanton <strong>Solothurn</strong> dar?<br />
Der Schaden, den das Wild am Forst und an landwirtschaftlichen<br />
Kulturen verursacht, wird im Kanton <strong>Solothurn</strong> zunehmend zum<br />
Problem – vor allem wegen der Wildschweine (Schwarzwild). Wegen<br />
günstiger Futterverhältnisse und milden Wintern nehmen die Bestände<br />
stark zu. Schwarzwild frisst sich durch die Maisfelder, gräbt<br />
Knollenfrüchte aus und benützt Kulturflächen als «Spielwiese» für<br />
den Nachwuchs. Die Schäden sind oft so bedeutend, dass die ganze<br />
Ernte verloren ist. Die Klagen aus der Landwirtschaft nehmen zu.<br />
Abwehrmassnahmen sind dringend. Erfahrungen in ganz Europa<br />
lehren, dass nur eine biologisch und ökologisch richtige Bejagung,<br />
verbunden mit erhöhtem Jagddruck, zu einem erträglichen<br />
Nebeneinander führen kann. Nie kann es das Ziel sein, die<br />
Wildschweine «auszurotten» oder «Schädlingsbekämpfung»<br />
zu betreiben. Auch das Schwarzwild hat<br />
Anspruch auf weidmännisches Verhalten und Respekt<br />
(Schutz der führenden Bachen, Schonzeiten<br />
etc.)<br />
Gemessen am Schwarzwildschaden sind<br />
die anderen Wildschäden im Kanton <strong>Solothurn</strong><br />
deutlich geringer.<br />
Welche Arten von Wildschaden unterscheiden wir?<br />
Von den Wildschwein-Schäden abgesehen, spielt das Wildschaden-<br />
Thema im Kanton <strong>Solothurn</strong> eine eher untergeordnete Rolle. Trotzdem<br />
seien die wichtigsten Daten der Vollständigkeit halber erwähnt.<br />
Verbiss-Schaden: Verbiss von Trieben und Knospen von Einzelgehölzen<br />
im Wald durch Reh und Gams; aktuelle Gefährdungslage<br />
mittel; besonders betroffen ist das Mittelland. Gegenmassnahmen:<br />
vor allem Einzelschutz der Jungpflanzen.<br />
Schlag- und Fegeschäden: Geweihträger fegen ihr Bastgehörn an<br />
Bäumen ab bzw. schlagen mit ihren Geweihen gegen Bäume und<br />
verletzen deren Rinde.<br />
Schälschäden: Vor allem zur Notzeit im Winter schält das Schalenwild<br />
die Rinden der Bäume und verletzt diese. Gefördert wird<br />
dieser Schaden durch unnötige Beunruhigung des Wildes im<br />
Winter (z.B. durch Variantenskifahren, Schneeschuhlaufen usw.)<br />
Landwirtschaftlicher Wildschaden: Schäden am Getreide zur<br />
Zeit der Aussaat durch Auspicken der Saatkörner (Tauben, Krähen)<br />
und Wühlen (Schwarzwild, s. oben); Schäden durch Abäsen und<br />
Niedertreten. Oft entstehen auch Schäden an<br />
Sonderkulturen (Wein- und Obstgärten,<br />
Baumschulen). Schliesslich schlagen<br />
Raubvögel das Hausgeflügel,<br />
das auch dem Fuchs<br />
schmeckt.<br />
Wie passiert die<br />
Wildschadenregelung?<br />
Wildschäden werden – mit Einschränkungen<br />
– durch den kantonalen<br />
Jagdfonds vergütet, der u.a.<br />
durch die Einzahlungen aller Jäger gespiesen wird.<br />
Im Jahr 2002 wurden im Kanton <strong>Solothurn</strong> 318 Wildschäden<br />
vergütet und total Fr. 173’000.– ausbezahlt. Die Besitzer landund<br />
forstwirtschaftlicher Kulturen sind zur Schadensverhütung<br />
und –abwehr durch geeignete Massnahmen (Zäune, Vergrämung)<br />
verpflichtet. Sind Sie betroffen? Weiter führende Auskünfte erteilt<br />
die Kantonale Fachstelle Jagd und Fischerei in <strong>Solothurn</strong>,<br />
Tel. 032 627 23 47, www.jf.so.ch.
13<br />
Freizeit im Wald<br />
Dank einfachen Verhaltensregeln bleibt das Wild weitgehend ungestört:<br />
Auf den Wegen bleiben und Hunde an der Leine führen! So kommt es auch<br />
besser durch den Winter.<br />
Was darf man im Wald?<br />
Der Wald hat drei Grundfunktionen: Schutz (z.B. als Bannwald im<br />
Gebirge, aber auch Schutz des Klimas durch Regulierung des Luftund<br />
Wasserhaushalts); Nutzen (Holzernte, Forstwirtschaft), Erholung.<br />
In Wäldern in der Nähe städtischer Agglomerationen in der<br />
Schweiz sind gegen 50 Sport- und Freizeit-Nutzungsarten heimisch,<br />
wenn man Winter- und Sommernutzungen zusammenzählt. Obwohl<br />
die Jäger (neben den Fischern) die einzigen Naturnutzer sind,<br />
die etwas bezahlen, nehmen sie für sich keine Sonderrechte in<br />
Anspruch. Aber sie bestehen darauf, als Fürsprecher der Wildtiere<br />
aufzutreten und deren Ansprüche geltend zu machen. Jedermann<br />
darf den Wald betreten und sich an ihm freuen. Ein einfacher Grundsatz<br />
lautet: Solange Sie auf den Wegen bleiben und Hunde an der<br />
Leine führen, gibt es kein Problem.<br />
Welche möglichen Folgen<br />
der Störungen von Wildtieren gibt es?<br />
Erhöhter Stress für alle Tiere, unnötiger Kalorienverbrauch im Winter;<br />
Gefahr für die Jungtiere; erhöhte Wildschäden durch Beunruhigung<br />
(Schälen, Fegen, Frass).<br />
Fussgänger im Wald: Gibt es Verhaltensregeln?<br />
Ja. Solange Sie auf den Wegen und Waldstrassen bleiben, entsteht<br />
kein Problem. Aber meiden Sie bitte das Dickicht und unwegsame<br />
Gebiete! Hier wohnt das Wild. Und seien Sie besonders in der Setzund<br />
Aufzuchtzeit (Mai – September) vorsichtig sowie im Winter,<br />
wenn Schnee liegt. Problematisch und in vielen Kantonen verboten<br />
sind Motorsportarten (Motocross, Trial etc.) und Biking abseits der<br />
Wege.<br />
Bitte beachten Sie die markierten Fahrverbote. Sie sind ebenso<br />
verbindlich wie die Verkehrssignale auf der Strasse. Auch Jagdaufseher<br />
mit Ausweis haben Ordnungs- und Weisungsrecht.<br />
Winter-Wanderer aufgepasst!<br />
Bitte respektieren Sie markierte Sperrzonen – und denken Sie auch<br />
auf erlaubten Wegen immer daran: Im Winter läuft der Wiederkäuermagen<br />
von Reh, Hirsch und Gams auf etwa 1/3 der normalen<br />
Leistung. Das ist eine Überlebenstechnik der Natur. Jede Beunruhigung,<br />
die Fluchtreflexe auslöst, kostet wertvolle Kalorien – und kann<br />
die Tiere an den Rand des Hungertods bringen.<br />
Was sollen Hundehalter besonders beachten?<br />
Jeder Hund jagt, vor allem ausserhalb Ihrer Ruf- und Appelldistanz<br />
(20 – 30 m). Dann nützt alles Pfeifen und Rufen nichts mehr; auch<br />
sonst «liebe» und gehorsame Hunde machen sich dann selbständig.<br />
Jagen ist ein Urtrieb. Man soll die Hunde deswegen nicht bestrafen.<br />
Aber namentlich in den Setz- und Aufzuchtzeiten (Mai bis August/<br />
September) muss man Hunde im Wald und an Waldrändern unbedingt<br />
an der Leine halten. Im Kanton <strong>Solothurn</strong> sind im Jahre 2002<br />
mindestens 40 Rehe von wildernden Hunden gerissen worden.<br />
Reiter und Wild<br />
Vom Pferderücken kann man Wild sehr gut beobachten, denn Wild<br />
schreckt nicht vor der Witterung der Pferde zurück – und die des<br />
Reiters nimmt es nicht wahr, weil er höher sitzt. Dringende Bitte<br />
von Förstern und der Jägern: Bitte nicht «quer-waldein» durchs<br />
Unterholz preschen! Benutzen Sie nur die für den Reitsport freigegebenen<br />
Wege! Wege werden nicht gesperrt, um Sie zu schikanieren,<br />
sondern um teure Schäden zu vermeiden.<br />
Deltasegler, Hängegleiter und Wild<br />
Das Wild weiss nicht, dass Sie harmlos sind. Gams und Steinbock<br />
nehmen Sie als bedrohlichen Raubvogel wahr. Bitte respektieren Sie<br />
die gemeinsam mit Ihren Verbänden regional festgelegten Sperrzonen!<br />
Informieren Sie sich anhand Ihrer Kartenwerke vor dem Start,<br />
am besten bei Ihrer Flugschule!
14<br />
Ballonfahrer<br />
Das Fauchen von Heissluftballonen beunruhigt nicht nur Kühe und<br />
Pferde, sondern auch Wildtiere.<br />
Jugendgruppen, Pfadfinder, Schulklassen<br />
Toll, dass Ihr Freude am Wald habt! Sucht Kontakt mit Euren lokalen<br />
Jägern; sicher informieren sie Euch gerne näher über Wald und<br />
Wild. Bevor Ihr Hütten baut, fragt bitte unbedingt den Förster<br />
(Adresse via Gemeindekanzlei)!<br />
Möchten Sie JägerIn werden?<br />
Warum eigentlich nicht? Die Jagd ist eine sinnvolle Art, sich in der<br />
Natur zu bewegen und sich aktiv für Tiere und Umwelt zu engagieren.<br />
Sie vermittelt eine Fülle von tiefen Erlebnissen und begleitet<br />
die Jägerin und den Jäger durchs ganze Leben. Mit der Jagd kann<br />
man auch im fortgeschrittenen Alter noch anfangen. Jagd ist kein<br />
«Sport» und kein «Hobby» im landläufigen Sinn, eher eine Passion<br />
und eine Lebenseinstellung, deshalb nicht gut zugänglich für<br />
Werbung. Aber wenn Jagd Sie wirklich interessiert, dann nehmen<br />
Sie Kontakt auf mit einer Jägerin oder einem Jägern, die/den Sie<br />
kennen oder mit der Jagdgesellschaft an Ihrem Wohnort (Adresse<br />
bei der Gemeindekanzlei). Auch der <strong>Solothurn</strong>ische Jagdschutzverein<br />
hilft Ihnen gern weiter.
15<br />
Kontakt<br />
SOLOTHURNISCHER JAGDSCHUTZVEREIN<br />
Roland Büchler<br />
Sekretariat und Pressestelle<br />
Narzissenweg 8, 4552 Derendingen<br />
Telefon 079 646 32 36<br />
E-Mail P: r.buechler@bluewin.ch<br />
G: rbuechler@vischer.com
www.solothurnerjagd.ch<br />
deshalb2xNein<br />
gegen die Initiative des «Vereins<br />
zum Schutze bedrohter Wildtiere»