RIS / PACS-Einsatz im Klinikum Villingen ... - Medizin-EDV
RIS / PACS-Einsatz im Klinikum Villingen ... - Medizin-EDV
RIS / PACS-Einsatz im Klinikum Villingen ... - Medizin-EDV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>RIS</strong> / <strong>PACS</strong>-<strong>Einsatz</strong> <strong>im</strong> <strong>Klinikum</strong><br />
<strong>Villingen</strong>-Schwenningen<br />
Auf den Workflow kommt es an!<br />
von Professor Ulrich Fink und Georg Fischinger<br />
Das <strong>Klinikum</strong> <strong>Villingen</strong>-Schwenningen<br />
ist ein Haus der Zentralversorgung<br />
mit 914 Betten, verteilt auf vier<br />
Standorte. Bereits 1996 wurde damit<br />
begonnen, die digital vorliegenden<br />
bildgebenden Untersuchungen der<br />
Radiologie – außer Mammographie –<br />
in ein digitales Archivierungs- und<br />
Kommunikationsystem (<strong>PACS</strong>) zu<br />
integrieren. Die Bildverteilung zwischen<br />
den einzelnen Betriebsstätten<br />
erfolgt über ein Glasfaserkabel mittels<br />
eines WEB-Servers.<br />
Als einheitliches Krankenhaus-Informations-System<br />
für alle Kliniken und<br />
Institute ist <strong>im</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Villingen</strong>-<br />
Schwenningen das <strong>Medizin</strong>ische<br />
Informations-System (MIS) der Firma<br />
gap, Mannhe<strong>im</strong>, <strong>im</strong> <strong>Einsatz</strong>. Als<br />
<strong>PACS</strong> (Picture Archiving and Communication<br />
System) dient das System<br />
Impax der Firma AGFA. Eine<br />
Schnittstelle zwischen dem MIS und<br />
dem <strong>PACS</strong> ermöglichte die Forderung<br />
nach zeitgleicher Übermittlung von<br />
Bild und Befund.<br />
Eine schnelle Übermittlung eines<br />
Kurzbefunds war bisher mit den herkömmlichen<br />
Systemen praktisch nicht<br />
möglich gewesen. In wichtigen Fällen<br />
musste zusätzlich noch ein handgeschriebener<br />
Kurzbefund mitgegeben<br />
werden, um die Einheit von Bild und<br />
Befund zu gewährleisten. Mit der Einführung<br />
von elektronischen Sprachsystemen<br />
und Integration dieser Systeme<br />
in das Radiologie-Informations-<br />
System (<strong>RIS</strong>) und das <strong>PACS</strong> ist jedoch<br />
eine sofortige Übermittlung von Bild<br />
und Befund möglich geworden.<br />
<strong>RIS</strong>- und <strong>PACS</strong>-Datenbanken<br />
müssen<br />
verbunden werden<br />
Traditionell sind in der Radiologie IT-<br />
Systeme in Anwendung, die sich in<br />
ihrer Aufgabe und Funktion grundsätzlich<br />
unterscheiden. Bereits vor der<br />
Einführung von Krankenhaus-Informations-Systemen<br />
(KIS) hat sich das<br />
Radiologische Informations-System<br />
(<strong>RIS</strong>) als das Steuerungsinstrument<br />
und Abrechnungssystem in der<br />
Radiologie etabliert. Alle Patienteninformationen<br />
werden pr<strong>im</strong>är in das<br />
<strong>RIS</strong> eingegeben, oder vom KIS werden<br />
die Patienten-Stammdaten direkt<br />
in das <strong>RIS</strong> übernommen. Diese Informationen<br />
werden so von den einzelnen<br />
Modalitäten per Worklist oder<br />
manuell übernommen. Die Befundung<br />
der angefertigten Untersuchungen<br />
selbst findet <strong>im</strong> <strong>PACS</strong> statt, das<br />
heißt, die angefertigten Aufnahmen<br />
werden direkt am Monitor befundet.<br />
Jeder Patient hat <strong>im</strong> KIS eine eindeutige<br />
Patienten-ID. Im <strong>RIS</strong> werden mit<br />
jedem Auftrag für den Patienten spezielle<br />
Fallnummern, die sogenannten<br />
Accession-Numbers, kreiert, welche<br />
die einzelnen Untersuchungen des<br />
Patienten exakt definieren. Diese<br />
exakte Zuordnung dient nicht nur der<br />
Abrechnung, um die Verbrauchsmaterialien<br />
und Aufwendungen zu berechnen,<br />
sondern ist für eine schnelle<br />
Orientierung innerhalb der Studien<br />
unabdingbar. Daraus resultierend,<br />
müssen diese Daten zwingend mit den<br />
Bildinformationen weitergegeben<br />
werden. Dies wird über die etablierte<br />
DICOM-Worklist nur bedingt gewährleistet.<br />
Weitere relevante Informationen, die<br />
<strong>im</strong> KIS und <strong>RIS</strong> vorgehalten werden,<br />
sind für eine spätere Bildverteilung<br />
und Bildverarbeitung erforderlich.<br />
Aus den beschriebenen Gründen ist<br />
6<br />
Krankenhaus<br />
IT-JOURNAL
E FAHRUNGEN<br />
bei <strong>PACS</strong>-Installationen die Verbindung<br />
der Datenbanken <strong>RIS</strong> und<br />
<strong>PACS</strong> ein wichtiger Bestandteil. Diese<br />
Verbindung wird meist über den<br />
Quasi-Standard AGFA-<strong>PACS</strong>-Broker<br />
realisiert.<br />
Schwenningen<br />
setzt auf eigenes<br />
Workflow-Prinzip<br />
Der Radiologe musste sich in der Zeit<br />
vor <strong>RIS</strong> und <strong>PACS</strong> kaum mit dem<br />
Thema Workflow auseinandersetzen,<br />
da er die Bilder so diktierte, wie sie<br />
von der MTRA vorgelegt wurden.<br />
Die Identifizierung der Untersuchung<br />
wurde bei der Befundung durch das<br />
Aufsprechen des Namens und des<br />
Geburtstages gewährleistet. Dieses<br />
Band wurde dann in der Regel durch<br />
das Schreibbüro abgehört und in das<br />
<strong>RIS</strong> eingetippt. Dabei wurde gleichzeitig<br />
die Eindeutigkeit des Patienten<br />
festgestellt und die Rechtschreibung<br />
geprüft. Bei der Wiedervorlage be<strong>im</strong><br />
radiologischen Oberarzt bzw. Chefarzt<br />
wurde nochmals die Richtigkeit<br />
des Befundes anhand der Bilder überprüft<br />
und evtl. Fehler korrigiert. Die<br />
Validierung und Freigabe des Befundes<br />
erfolgten dann durch die jeweilige<br />
Unterschrift beispielsweise manuell<br />
<strong>im</strong> <strong>RIS</strong>. Dieser Arbeitsablauf hat sich<br />
über Jahre hinweg bewährt. Bei einer<br />
opt<strong>im</strong>alen Integration der drei<br />
beschriebenen Systeme KIS / <strong>RIS</strong> –<br />
<strong>PACS</strong> – digitales Diktiersystem muss<br />
darauf geachtet werden, dass der<br />
Arbeitsablauf des Radiologen nicht<br />
durch unnötiges Nebeneinanderarbeiten<br />
in verschiedenen Systemen gestört<br />
wird. Auch bei digitalen Systemen<br />
muss das Diktieren des Befundes am<br />
Monitor absoluten Vorrang haben.<br />
Daher ist eine strenge Überprüfung der<br />
einzelnen Arbeitsabläufe und eine Klärung<br />
der Frage, von welchem digitalen<br />
System jeweils der einzelne Arbeitsablauf<br />
gesteuert werden soll, von entscheidender<br />
Bedeutung für die spätere<br />
Akzeptanz des Gesamtsystems.<br />
Von einigen <strong>RIS</strong>-Herstellern wird die<br />
Auswahl der zu diktierenden Befunde<br />
vom <strong>RIS</strong> über spezielle Arbeitslisten<br />
generiert, das heißt, der Radiologe<br />
muss zunächst in diesen Arbeitslisten<br />
die zu diktierenden Untersuchungen<br />
anwählen, um dann <strong>im</strong> <strong>PACS</strong> die entsprechende<br />
Untersuchung zu diktieren.<br />
In diesem Fall erfolgt die Steuerung<br />
ausschließlich über das <strong>RIS</strong>. Es<br />
hat sich aber herausgestellt, dass diese<br />
Vorgehensweise in der Praxis nicht<br />
sehr effizient ist, da der Radiologe<br />
be<strong>im</strong> Befunden in zwei unterschiedlichen<br />
<strong>EDV</strong>-Systemen hantieren muss.<br />
Daher wurde am Institut für Radiologie<br />
Schwenningen für die Integration<br />
der unterschiedlichen IT-Systeme ein<br />
anderer Weg gewählt, der ausschließlich<br />
nach den Aufgaben unterscheidet,<br />
welches System die nächsten Arbeitschritte<br />
vorgibt und die relevanten<br />
Informationen liefert. So ist das <strong>RIS</strong><br />
eher der Arbeitsplatz und die Plattform<br />
für die MTRA, um Terminbuchung<br />
und Leistungserfassung durchzuführen,<br />
sowie für das Schreibbüro,<br />
um Befundschreibung zu gewährleisten,<br />
während das <strong>PACS</strong> eher den<br />
Arbeitsplatz für den Radiologen darstellt.<br />
Mit der Durchführung der Untersuchung<br />
werden die neuen Bilder an das<br />
<strong>PACS</strong> übertragen und der Radiologe<br />
erhält an seinen <strong>PACS</strong>-Arbeitsplatz<br />
einen entsprechenden Hinweis auf<br />
eine neue Studie, indem diese automatisch<br />
in seine Arbeitsliste eingefügt<br />
wird. Be<strong>im</strong> Blättern der zu befundenden<br />
Studien wird der Status durch<br />
entsprechende Symbole angezeigt.<br />
Wenn z. B. eine neue Studie dargestellt<br />
wird, ist auf einer Schaltfläche ein<br />
Mikrofon angezeigt. Wenn der Radiologe<br />
dieses Mikrofon mit dem Mauszeiger<br />
anklickt, wird <strong>im</strong> Hintergrund<br />
in Sekundenschnelle das <strong>RIS</strong> mit dem<br />
Patienten synchronisiert. Zeitgleich<br />
wird das digitale Diktiersystem<br />
gestartet und es erscheint in der<br />
Maske des Aufnahmerekorders der<br />
angewählte Patient sowie die dazu<br />
gehörende Untersuchung <strong>im</strong> Kontext.<br />
Der Radiologe kann also direkt aus<br />
dem <strong>PACS</strong> heraus die Befundung<br />
durchführen ohne ein weiteres <strong>EDV</strong>-<br />
System bedienen zu müssen. Damit ist<br />
die <strong>im</strong> Vorfeld beschriebene hohe<br />
Funktionalität der früheren Filmbefundung<br />
nahezu identisch abgebildet.<br />
Der Radiologe kann sich ausschließlich<br />
auf das Diktieren der Untersuchungen<br />
konzentrieren und hat<br />
Die Abbildung zeigt die digitale<br />
Vernetzung am Institut für Radiologie<br />
Schwenningen.<br />
Krankenhaus<br />
IT-JOURNAL<br />
7
E RFAHRUNGEN<br />
zugleich eine direkte Kontrolle der<br />
richtigen Zuordnung seines gesprochenen<br />
Diktates.<br />
Nach Beendigung des Diktates klickt<br />
der Radiologie auf den Mikrofon-<br />
Schalter. Hierdurch wird die Studie <strong>im</strong><br />
Status auf „befundet“ gesetzt, die digitale<br />
Aufnahme beendet und über das<br />
Netzwerk an das Schreibbüro zur<br />
Abschrift weitergeleitet. Nach dem<br />
Schreiben des Befundes bzw. der<br />
Umsetzung des Textes durch das<br />
Spracherkennungssystem wird der<br />
Status auf „diktiert“ gesetzt. Zusätzlich<br />
kann bei erneuter Betrachtung<br />
durch die berechtigten Personen<br />
(Chefarzt, Oberarzt) der Status auf<br />
„geprüft“ gesetzt werden. Um den<br />
Kontext zwischen den Systemen <strong>RIS</strong><br />
– <strong>PACS</strong> – digitales Diktiersystem auf<br />
dem Bildschirm verfolgen zu können,<br />
wird mit der Einführung des Betriebssystems<br />
Windows 2000 ein dritter<br />
Monitor installiert, so dass die gesamten<br />
<strong>RIS</strong>-Informationen auf diesem<br />
Monitor erscheinen und die beiden<br />
Befundungsmonitore ausschließlich<br />
für die Befundung zu Verfügung stehen.<br />
Der dritte Monitor wird dann<br />
sowohl die Farbdarstellung als auch<br />
die kleinen Schriftzeichen unterstützen<br />
und so eine weitere Steigerung der<br />
Qualität ermöglichen: So kann an diesem<br />
dritten Monitor neben den <strong>RIS</strong>-<br />
Informationen auch die farbliche Darstellung<br />
von 3-D bzw. nuklearmedizinischen<br />
Bildern an jeder Befundstation<br />
gewährleistet werden, während<br />
zur Befundung Hochkontrast-<br />
Schwarzweiß-Monitore verwendet<br />
werden.<br />
„Der Radiologe ist zunehmend<br />
durch die <strong>EDV</strong> eher<br />
eingeengt und sollte sich<br />
wieder auf seine eigentlichen<br />
Aufgaben – das Befunden<br />
von Bildern und Diktieren<br />
von Befundberichten –<br />
konzentrieren können.”<br />
„<strong>PACS</strong>-Broker“ sorgt<br />
für die Verbindung<br />
der Datenbanken<br />
Die Erkenntnisse aus den geänderten<br />
Arbeitsabläufen haben die RSNA<br />
(Radiology Society of North America)<br />
auf den Plan gerufen und einen<br />
Arbeitskreis gegründet. In dieser<br />
Institution werden die sogenannten<br />
IHE (Integrated Health Enterprise)<br />
CCOW-Standards entwickelt und in<br />
Abst<strong>im</strong>mung mit den Anwendern und<br />
der Industrie etabliert. Als ein Vorläufer<br />
dieser Standards gilt der Context-<br />
Server der AGFA Healthcare Informatics.<br />
Dieses Context-Server-Modul sorgt<br />
dafür, dass verschiedene Applikationen<br />
auf einer oder unterschiedlicher<br />
Hardware Context-sensitiv verknüpft<br />
werden können. Das erlaubt dem<br />
Radiologen die Freiheit, sich entweder<br />
vom <strong>RIS</strong> getriggert oder einfach<br />
aufgrund des vorhandenen Bildmaterials<br />
durchzuarbeiten, und das in<br />
Rücksichtnahme der Statuskommunikation<br />
mit den anderen Informationssystemen<br />
und der Eindeutigkeit der<br />
Patientendaten.<br />
Eine wesentliche Schnittstelle für ein<br />
effizientes Zusammenwachsen der IT-<br />
Systeme in der Radiologie ist die Verbindung<br />
der Datenbanken des <strong>RIS</strong><br />
und <strong>PACS</strong>, die über den Quasi-Standard<br />
AGFA-<strong>PACS</strong>-Broker realisiert<br />
wird.<br />
Bild und Befund<br />
müssen gleichmäßig<br />
verteilt werden<br />
Die Erfahrungen der letzten Jahre<br />
haben eindeutig gezeigt, dass die<br />
Akzeptanz von <strong>PACS</strong>-Systemen<br />
direkt korreliert mit der Funktionalität<br />
der Systeme. Ein wesentlicher<br />
Baustein ist dabei die KIS-<strong>RIS</strong>-<strong>PACS</strong>-<br />
Schnittstelle, die mit Hilfe des bei uns<br />
eingesetzten <strong>PACS</strong>-Brokers reibungslos<br />
funktioniert und in einem hervorragenden<br />
in sich st<strong>im</strong>migen Datenabgleich<br />
der verschiedenen Systeme<br />
resultiert. Durch integriertes Prefetching<br />
werden nach den vom Anwender<br />
vorgegebenen Regeln die relevanten<br />
Voruntersuchungen bereits bei<br />
Anmeldung des Patienten <strong>im</strong> <strong>RIS</strong><br />
zugeordnet und aus dem Archiv in<br />
den schnellen Cache-Speicher geladen.<br />
Mit Hilfe der DICOM-Worklist<br />
können an den einzelnen Untersuchungsgeräten<br />
die Patienten direkt aus<br />
dem <strong>RIS</strong> übernommen werden. Es<br />
entfällt somit die oft fehlerbehaftete<br />
Neueingabe der Patienten.<br />
Mit Hilfe eines WEB-basierten<br />
Systems (WEB 1000, AGFA) werden<br />
in unserer Installation die angefertigten<br />
Untersuchungen auf Stationen<br />
sowie OPs verteilt. Dabei bleibt die<br />
Forderung bestehen, dass Bild und<br />
Befund möglichst gleichzeitig verteilt<br />
werden. Dies ist jetzt durch <strong>Einsatz</strong><br />
digitaler Diktiersysteme in großem<br />
Umfang möglich geworden. Der diktierte<br />
Befund kann jetzt zum einen<br />
digital in das Schreibbüro übertragen<br />
und dort geschrieben werden. Gleichzeitig<br />
ist es aber auch möglich geworden,<br />
den diktierten Befund über den<br />
Web-Server gemeinsam mit dem Bild<br />
an den überweisenden Arzt zeitgleich<br />
mit der Beendigung des Diktates<br />
an der <strong>PACS</strong>-Befundungsstation zu<br />
übertragen.<br />
In einem nächsten Schritt ist die Einbindung<br />
der Spracherkennung geplant.<br />
Auch hierbei muss auf größtmögliche<br />
Funktionalität geachtet werden.<br />
Entscheidend bleibt <strong>im</strong>mer, dass<br />
der <strong>Einsatz</strong> verschiedenster digitaler<br />
Systeme für den Anwender in möglichst<br />
jeder Hinsicht einen Gewinn<br />
bringen muss.<br />
■<br />
8<br />
Krankenhaus<br />
IT-JOURNAL