Meine Nichte Julia - www.peter-nagy.de

von seinem Vorgänger stamme, der es wiederum von
seinem Vorgänger übernommen habe, alles Republikaner.
Es ist mein erstes Treffen mit Barnett. Die Vorladung
zu diesem Gespräch, die ich nach der unseligen
Armbrustattacke in der zerstörten Vase vorfand, verriet
nichts über Person und Zweck der Unterredung,
ließ aber keinen Zweifel darüber aufkommen, dass
ihr ohne Verzug Folge zu leisten sei.
Unwillkürlich hege ich den Verdacht: Das war
nicht der durchgeknallte Sprössling, das waren seine
Leute. Derartige Methoden des subtilen Nachdrucks
übt man in bösen archaischen Ländern, in denen wir
glauben, Recht und Ordnung auf unsere Art herstellen
zu können. In durchtriebener Absicht haben sie meine
Vase geopfert, oder sie haben den Kleinen bestochen,
mit einer Eisbombe.
Barnett bittet mich zu einer kleinen Sitzecke nicht
weit vom seinem mächtigen Schreibtisch entfernt.
Auf dem vergleichsweise winzig wirkenden runden
Bistrotisch stehen zwei nur halb gefüllte Gläser Mineralwasser
bereit. Die Unterredung wird wohl nicht
lange dauern. Gerne würde ich glauben, dass er nicht
einmal weiß, wie wenig seine rüpelhaften Schergen
ihre lieb gewonnenen Gewohnheiten seiner neuen
Führung anzupassen gewillt sind.
„Sie müssen mir helfen, John, und dem amerikanischen
Volk einen wichtigen Dienst erweisen.“ beginnt
Barnett das Gespräch.
14
© Peter Nagy • Meine Nichte Julia • Leseprobe