Meine Nichte Julia - www.peter-nagy.de

dunkelten Glasscheiben nun wieder zurück zum Flughafen
bringen soll. Sie ist auch so ein Relikt eines
Lebensstils, von dem die meisten meiner Landsleute
noch nicht verstanden haben, dass er uns geradewegs
in eine Sackgasse führt, aus der wir vielleicht niemals
wieder aus eigener Kraft herausfinden werden.
Meine Maschine startet um 11:52 Uhr nach San
Franzisko. Nach Berkeley ist es dann nochmal eine
halbe Stunde. Wegen der Zeitverschiebung werde
ich aber dennoch wie gewohnt in meinem neuen
Stammlokal zu Abend essen können. Wie Pilze nach
einem warmen Sommerregen schießen sie jetzt nahezu
überall aus dem Boden. Restaurants, in denen
Speisen wieder zubereitet werden, aus frischen
Grundnahrungsmitteln, die anschließend als solche
auch noch erkenn- und schmeckbar sind, ohne die
Segnungen der Haute Cuisine Europas mit ihrer dort
gerade grassierenden Molekularküche.
Ein Hoffnungsschimmer. Oder einfach nur der
Beleg dafür, dass es in diesem Land immer clevere
Geschäftsleute geben wird, die es verstehen, einen
von ihnen keineswegs initiierten Trend in der eigenen
Kasse klingeln zu lassen.
Doch kein Hoffnungsschimmer.
***
20
© Peter Nagy • Meine Nichte Julia • Leseprobe