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Brandschüttgräber und Pfostenlöcher auf der Hünenburg

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<strong>Brandschüttgräber</strong> <strong>und</strong> <strong>Pfostenlöcher</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sanddüne <strong>Hünenburg</strong><br />

Auf <strong>der</strong> Messfläche von 30 x 30m wurde mit dem Gamma-Strahlen-Detektor folgendes<br />

Rasterdiagramm erstellt:<br />

R31<br />

R28<br />

R25<br />

<strong>Pfostenlöcher</strong><br />

R22<br />

R19<br />

R16<br />

R13<br />

R10<br />

R7<br />

R4<br />

6,5-7<br />

6-6,5<br />

5,5-6<br />

5-5,5<br />

Brandschüttgrab<br />

R 1<br />

1<br />

4<br />

7<br />

10<br />

13<br />

16<br />

19<br />

22<br />

25<br />

28<br />

31<br />

34<br />

37<br />

40<br />

43<br />

46<br />

49<br />

52<br />

55<br />

58<br />

3 D Darstellung <strong>der</strong><br />

selektierten Messwerte<br />

7<br />

1<br />

15<br />

29<br />

6,5<br />

6<br />

5,5<br />

6,5-7<br />

6-6,5<br />

5,5-6<br />

5-5,5<br />

<strong>Pfostenlöcher</strong><br />

<strong>Brandschüttgräber</strong><br />

43<br />

57<br />

R1<br />

R8<br />

R15<br />

R22<br />

R29<br />

5


1. Die <strong>Pfostenlöcher</strong> ergaben Maßstäblich <strong>auf</strong>gezeichnet folgendes Bild:<br />

N<br />

11m<br />

2. Das Brandschüttgrab hat folgenden Querschnitt:<br />

Querschnitt des Brandschüttgrabes<br />

(Einheit = 0,5 m)<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Reihe1<br />

Bohrstockmessung bei Pkt 45 / R5-R6<br />

Es ergaben sich folgende Werte:<br />

30 cm Erde<br />

90 cm Sand<br />

12 cm grau/braunes Gemisch<br />

50 cm Fließsand<br />

Unter dem Mikroskop erkannte man im grau/braune Gemisch weiße Einlagerungen von<br />

kalzinierte Knochenteilchen .<br />

Dazu als Vergleich die Sandpartikel


Zu 1. Ein Vergleich <strong>der</strong> <strong>Pfostenlöcher</strong> <strong>der</strong> Holzkirche Tostedt 9. Jahrh. gleicher Maßstab<br />

Zu 2.<br />

Auszüge aus Archäologie Ostwestfalen:<br />

300 v.Ch.-100 n. wurde <strong>der</strong> Tode <strong>auf</strong> eine Kline (Liege) liegend über einem Bustum<br />

(Leichenbrandgrube) eingeäschert. Teilweise bis 5. Jahrh.<br />

Die Brandgruben hatten Maße von: 2x1,6 ; 2x2; 3x2,1 m <strong>und</strong> eine Sohlentiefe von ca. 0,7 m<br />

Die Füllung war schwarz/braun lt. Dr. Berenger gibt es kleine weiße, kalzinierte<br />

Knochenteilchen<br />

In einem Bericht von Dr. Best heißt es, dass viele Siedlungen im 2.-4.Jahrh. durch einen Bach<br />

vom Gräberfeld getrennt waren (z.B. Enger)<br />

Dies könnte auch <strong>auf</strong> das Gräberfeld <strong>Hünenburg</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Siedlung Boke, durch die Trennung<br />

<strong>der</strong> Lippe, zutreffen.<br />

Karl d. Große verbot diese Bestattungsart.<br />

3. weitere Überlegungen zur <strong>Hünenburg</strong>:<br />

In <strong>der</strong> Ortschronik von Boke heißt es:<br />

Ob aber das romanische Gotteshaus schon zur Zeit <strong>der</strong> Überführung <strong>der</strong> Reliquien des hl.<br />

Landolinnus (836) vorhanden war o<strong>der</strong> vielleicht <strong>auf</strong> eine an <strong>der</strong> heidnischen Kultstätte<br />

errichtete T<strong>auf</strong>kapelle zurückgeht ist zur Zeit nicht nachweisbar.<br />

Auch die Ortssage schil<strong>der</strong>t, dass die Hünen von Boke <strong>und</strong> Verne die Kirche im Barbruch<br />

( Gebiet r<strong>und</strong> um die <strong>Hünenburg</strong>) durch die Überschwemmungen <strong>der</strong> Lippe nicht besuchen<br />

konnten. Deshalb trugen sie die Kirche über die Lippe nach Boke, wo sie heute noch steht.<br />

4. Literarische Überlieferung<br />

Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg weilte neun Jahre in Rom. Dort studierte er<br />

ältere Schriften über die alte Geschichte Westfalens, vornehmlich des Landes Pa<strong>der</strong>born,<br />

die ihm <strong>der</strong> päpstliche Bibliothekar Lucas Holstein heraussuchte. Mit den<br />

berühmtesten Dichtern <strong>und</strong> Gelehrten Italiens suchte er verwickelte Punkte <strong>der</strong><br />

Geschichte ins Klare zu bringen.<br />

Die Forschungsergebnisse fasste er in dem Werk


zusammen.<br />

Hier zwei Auszüge:<br />

1669<br />

übersetzt von F. J. Micus 1844<br />

*)Dieses Distichon hat Ferdinand später hinzugefügt, <strong>und</strong> in dem vierten Verse des Epigramms „agros“ statt „opes“ gesetzt.


Der Fürstbischof zitiert im ersten Auszug Tacitus (Ann., I, 60 – 63) <strong>und</strong> sieht den Ort<br />

<strong>der</strong> Varusschlacht im Delbrücker Land im Raum Boke. Auch den Wohnsitz von<br />

Veleda (Hist., IV, 61, 65) sieht er hier. Sie war eine Seherin o<strong>der</strong> Prophetin <strong>und</strong><br />

wohnte in einem hohen Turm an <strong>der</strong> Lippe.<br />

Ein weiterer Hinweis ist <strong>der</strong> Bericht von Tacitus (Hist. V, 22) <strong>der</strong> beschreibt wie das<br />

Admiralsschiff beim Bataver<strong>auf</strong>stand erobert <strong>und</strong> die Lippe her<strong>auf</strong>gezogen wurde um<br />

es Veleda zum Geschenk zu machen. Bis Boke war die Lippe schiffbar.<br />

Das Römerlager Anreppen war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Umso<br />

erstaunlicher, dass Ferdinand an diesem Ort die historischen Ereignisse vermutet.<br />

Wir vermuten <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Hünenburg</strong> Begräbnisplätze <strong>der</strong> römischen Soldaten, die im<br />

Kampfe des Tiberius mit den germanischen Volksstämmen ihr Leben einbüßten.<br />

Im zweiten Auszug beschreibt Ferdinand die Besuche <strong>und</strong> das Missionswerk Karl<br />

des Großen im Pa<strong>der</strong>borner Land. Baduard, Bischof von Pa<strong>der</strong>born, ließ die Gebeine<br />

des heiligen Landolinus aus Cambray (Frankreich) holen <strong>und</strong> in Boke beisetzen.<br />

Zur Beisetzung war eine Kirche erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong>en Standort wir <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Hünenburg</strong><br />

vermuten (siehe Seite 1).<br />

Gerhard Kroos, Horst Burger 8.11.07

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