Nachtrag zu den Berichten „Römerlager Kneblinghausen“ vom 3 ...
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<strong>Nachtrag</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Berichten</strong> <strong>„Römerlager</strong> <strong>Kneblinghausen“</strong> <strong>vom</strong><br />
3. und 17. Juni 2006<br />
Der <strong>zu</strong> unserem Freundeskreis gehörende Reinhard Köhne spürte <strong>den</strong> Plan des<br />
<strong>„Römerlager</strong>s“ bei Kneblinghausen, <strong>den</strong> der Oberlehrer Hartmann im Herbst 1902<br />
angefertigt hatte und einen Bericht unter dem Titel „Die Römerlager bei<br />
<strong>Kneblinghausen“</strong> von Eberhard Henneböhle – veröffentlicht im Sauerländer Heimatkalender von<br />
1941 (Herausgeber: Westfälischer Heimatbund) – auf. Einige Passagen aus dem Bericht, vor<br />
allem die Bilder und der Plan sind m. E. von solchem Wert, dass sie in diesem <strong>Nachtrag</strong> neu<br />
veröffentlicht wer<strong>den</strong>.<br />
Plan <strong>„Römerlager</strong>“ bei Kneblinghausen aus dem Jahre 1902<br />
heute<br />
Henneböhle berichtet, dass der Oberlehrer<br />
Hartmann von 1901 bis 1907 bei seinen<br />
Ausgrabungen entdeckte, dass das bekannte<br />
Lager (Größe 30 Morgen) über einer älteren,<br />
aber flüchtig gebauten Anlage mit flachem<br />
Graben errichtet war, die nach Osten weit<br />
über das jüngere Lager hinaus greift und hier<br />
noch ein Gelände von 10 Morgen umschließt.<br />
Beide Anlagen wur<strong>den</strong> von ihm als „römisch“<br />
eingestuft, obwohl keinerlei Funde die<br />
römische Herkunft beweisen. Nur ihre äußere<br />
Form und die Technik der Ausführung<br />
sprachen dafür.<br />
Im Jahre 1926 nahm Prof. Stieren die
Untersuchungen wieder auf. Er fand bei der<br />
Anlage III, vor der Nord-Ost-Ecke, - die Ziffern<br />
fin<strong>den</strong> Sie im Bericht <strong>vom</strong> 17.6.2006 auf Seite<br />
3 oben in der Skizze -zahlreiche karolingische<br />
Funde, wodurch die Beurteilung verwickelter<br />
wurde.<br />
In seinem Auftrag wurde 1934 in der<br />
Lagermitte ein großes Feld aufgedeckt. Unter<br />
<strong>den</strong> germanischen Scherbenfun<strong>den</strong> dieser<br />
Grabung konnten <strong>zu</strong>m ersten Male auch zwei<br />
kleinere römische Scherben nachgewiesen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
In Verfolgung seiner Untersuchungen über<br />
<strong>den</strong> Verlauf der germanischen<br />
Freiheitskämpfe unter Hermann dem<br />
Cherusker regte Dr. Spethmann (Essen) 1936<br />
die Wiederaufnahme der Grabungen an. Diese in <strong>den</strong> Jahren 1936 bis 1939 im Einverständnis<br />
mit dem Landesmuseum und dem<br />
Reichsarchäologischen Institut, Frankfurt a.<br />
M.. in größtem Stile durchgeführten<br />
Arbeiten brachten wichtige neue<br />
Erkenntnisse und Aufschlüsse. Durch diese<br />
Grabung, bei der römisches Material<br />
gefun<strong>den</strong> wurde, ist die römische Herkunft<br />
der Anlagen für die augusteische Zeit<br />
erwiesen.<br />
Im Jahreskalender 1941 führt Henneböhle<br />
wörtlich aus:<br />
„In geschichtlicher Reihenfolge müssen sich<br />
die Ereignisse bei Kneblinghauen wie folgt<br />
abgespielt haben: Die Römer kamen von<br />
Osten. Vom Sintfelde her. Bei dem<br />
Versuch, auf der Wasserscheide bei<br />
Kneblinghausen <strong>den</strong> Höhenweg über <strong>den</strong> Kamm der Haar nach Westen <strong>zu</strong> gewinnen, stellten<br />
sich ihm Germanen als Gegner. Zur<br />
Sicherung dieses einzigen Aufstiegs aus<br />
dem Almetal erbauten die Römer <strong>zu</strong>nächst<br />
die Anlage III. Nach Erledigung dieser<br />
Arbeit und Säuberung des Höhenrückens<br />
von feindlichen Germanen wurde an der<br />
strategisch wichtigen Stelle das erste und<br />
größere Lager errichtet. Diese Anlage<br />
erhielt stark bewehrte Wälle und auf allen<br />
vier Seiten Tore mit klavikelähnlichen<br />
Torsperren. Besondere Spuren weisen auf<br />
eine starke Verrammelung der Tore im<br />
Nor<strong>den</strong> und Osten hin.<br />
Durch die Grabungen wurde entschei<strong>den</strong>d<br />
festgestellt, dass der zeitliche Abstand<br />
zwischen der Errichtung des älteren vor<br />
dem kleineren auch jüngeren Lagers nicht<br />
groß gewesen sei kann. In dieser<br />
Zwischenzeit hat eine Menschengruppe auf <strong>den</strong> Wällen im nor<strong>den</strong> und Nordwesten des älteren
Baues gelagert und beim Verlassen das meiste ihrer Gefäße hier <strong>zu</strong>rückgelassen. Die<br />
Hinterlassenschaft dieser Menschen weist<br />
auf das Gebiet der Weser und nach<br />
Hessen hin. Es wer<strong>den</strong> deshalb<br />
wahrscheinlich Cherusker gewesen sein,<br />
welche das Lager besetzt hielten. Nach<br />
ihrem Ab<strong>zu</strong>g wurde das jüngere Lager<br />
errichtet, dessen Wälle weithin noch<br />
heute sichtbar sind. Auch konnte im Lager<br />
eine Spur von Holzbauten nachgewiesen<br />
wer<strong>den</strong>. ….“<br />
Die ausgesprochene Vermutung, dass die<br />
römischen Anlagen von Kneblinghausen<br />
mit kriegerischen Ereignissen aus der Zeit<br />
der germanischen Freiheitskämpfe<br />
(Varusschlacht) in Verbindung stehen<br />
könnten, würde ich dem damaligen<br />
Zeitgeist <strong>zu</strong>ordnen.<br />
Lemgo, <strong>den</strong> 28. Februar 2007<br />
Gerhard Kroos