Skript zu Produktionsfunktionen - Karl Betz
Skript zu Produktionsfunktionen - Karl Betz
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K+W <strong>Produktionsfunktionen</strong> S. 7<br />
4 K + 2 A = 10 K<br />
Diesen Zusammenhang normalisiert man noch auf einen Output von 1:<br />
0,4·K + 0,2 A = 1 K<br />
und damit ist eine Technik der Kaninchenproduktion beschrieben, wobei k der Kapitalkoeffizient<br />
ist (wie viele Kapitalgüter, hier (0,4 (Kaninchen) brauche ich pro Einheit Output? Hier auch<br />
Kaninchen) und a der Arbeitskoeffizient (wie viel Arbeit (hier: 0,2) brauche ich pro Kaninchen)<br />
In der Ökonomie geht es nun aber nicht um Mengen, sondern um Preise. Einsetzen müssen Sie<br />
den Wert von Kaninchen (also p K·k) (= den Kapitaleinsatz) und die Lohnkosten (a·w). Da man im<br />
allgemeinen auf seinen Kapitaleinsatz auch eine Profitrate (r) erzielen möchte / muß, wird aus der<br />
Produktionsbeziehung ein Produktionspreissystem:<br />
0,4 p (1+r) + 0,2 w = 1 p<br />
bzw. allgemein:<br />
kp(1+r) + aw = p<br />
k und a kenne ich, wenn ich die eingesetzte Technik kenne. Also fehlt mir nur entweder die<br />
Profitrate r oder aber der Reallohnsatz w/P, um die (relativen) Preise aus<strong>zu</strong>rechnen. (Um die<br />
absoluten Preise aus<strong>zu</strong>rechnen fehlt mir noch ein Numeraire.) Oder, formal:<br />
a ⋅ w<br />
p =<br />
1 − k ⋅(1+r)<br />
Hier scheint dieser Erkenntnisgewinn recht bescheiden. Der Punkt ist aber, daß sich an diesem<br />
Zusammenhang nichts ändert, wenn man eine komplexe Volkswirtschaft betrachtet, die ganz viele<br />
Güter herstellt. Jedes weitere Gut wird ja durch eine weitere Technik hergestellt (= liefert eine<br />
weitere Gleichung). Aus k dem Kapitalkoeffizienten wird dann K, die Matrix der<br />
Inputkoeffizienten, aus dem Arbeitskoeffizienten a wird der Vektor der Arbeitskoeffizienten a und<br />
aus p, dem Preis, wird p, der Preisvektor. Nach wie vor fehlt nur eine einzige Variable <strong>zu</strong>r<br />
Bestimmung aller relativen Preise und es fehlen nur zwei Variablen <strong>zu</strong>r Bestimmung des<br />
Preisniveaus. Eine naheliegende Idee ist hier, r, die Profitrate, vor<strong>zu</strong>geben (z.B. als Funktion des<br />
langfristigen Zinsniveaus 4 ), um die relativen Preise <strong>zu</strong> bestimmen und das von den Tarifparteien<br />
ausgehandelte Niveau der Geldlöhne liefert dann die absoluten Preise. Erneut formal:<br />
p = (I – K · (1+r)) -1 · a · w<br />
Die Angabe der Profitrate alleine genügt also, um alle relativen Preise <strong>zu</strong> berechnen und wenn<br />
man noch das (Nominal)Lohnniveau kennt, hat man auch die absoluten Preise.<br />
Was Ihnen auch aufgefallen sein könnte, ist, daß das Wort „Nachfrage“ hier bei der Bestimmung<br />
der Preise gar nicht gefallen ist. Das Modell ist ein Modell der langen Frist, das unterstellt, daß die<br />
Struktur der Produktion sich bereits an die Struktur der Nachfrage angepaßt hat. Und noch eins ist<br />
wichtig: Das Ergebnis gilt auf jedem Outputniveau: Das Modell läßt also im Prinzip eine<br />
Bestimmung der Preise unabhängig von der Höhe der Beschäftigung <strong>zu</strong>, erlaubt es also, ein<br />
Gleichgewicht bei (unfreiwilliger) Arbeitslosigkeit her<strong>zu</strong>leiten.<br />
Ich komme auf diesen Zusammenhang noch <strong>zu</strong>rück, aber hier geht es mir erstmal um einen<br />
weiteren Zusammenhang: die Faktorpreisgrenze und die Technikwahl.<br />
4 Kennen Sie ja im Prinzip aus I + F: Sie investieren nur, wenn der (erwartete) Ertrag des Projekts (sein interner<br />
Zinsfuß) Ihren Kalkulationszinsfuß (= Ihren geforderten Zinssatz) übersteigt. Der Unterschied ist nur, daß Sie in I+F<br />
einzelwirtschaftlich, d.h. bei gegebenen (erwarteten) Preisen planen, während sich hier zeigt, daß sich<br />
gesamtwirtschaftlich die Preise einstellen, die den Zinsforderungen der Investoren entsprechen (und es erlauben,<br />
diese durch<strong>zu</strong>setzen).