Leichtbau unter Anwendung der Aluminium ... - Metawell
Leichtbau unter Anwendung der Aluminium ... - Metawell
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4 6 W e r k s t o f f e<br />
<strong>Aluminium</strong>-<strong>Leichtbau</strong><br />
<strong>Leichtbau</strong> <strong>unter</strong> <strong>Anwendung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwichtechnik<br />
Bei <strong>der</strong> Realisierung von <strong>Leichtbau</strong>konstruktionen hat sich <strong>der</strong> Werkstoff <strong>Aluminium</strong> seit<br />
langem bewährt. Die Weiterentwicklung zu noch leichteren Strukturen mit diesem Werkstoff<br />
führt zur <strong>Aluminium</strong>-Sandwichtechnik. Überall dort, wo <strong>Leichtbau</strong>, Steifigkeit und hochwertige<br />
Produkte gefragt sind, bilden die <strong>Aluminium</strong>-Sandwichelemente eine ideale Alternative.<br />
Mittlerweile wird dieses Material seit über 20 Jahren weltweit in <strong>Leichtbau</strong>anwendungen <strong>der</strong><br />
Bereiche Verkehrstechnik, Bauindustrie und <strong>der</strong> allgemeinen Industrie erfolgreich eingesetzt<br />
- ein Beitrag <strong>der</strong> <strong>Metawell</strong> GmbH.<br />
<strong>Metawell</strong> ist ein <strong>Leichtbau</strong>material aus <strong>Aluminium</strong>, bei dem<br />
ein o<strong>der</strong> zwei Deckbleche mit einem sinusförmigen Dünnblech<br />
verbunden werden. Durch diesen Aufbau, <strong>der</strong> dem<br />
<strong>der</strong> millionenfach bewährten Wellpappe ähnelt, entsteht ein sehr<br />
leichtes und extrem biegesteifes Sandwich, das bis zu 75 % Gewichtseinsparungen<br />
gegenüber massivem <strong>Aluminium</strong> ermöglicht.<br />
Die Herstellung <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwichplatte erfolgt durch eine<br />
kontinuierliche Produktion von bereits mit Korrosionsschutz-Primer<br />
(zum Teil auch mit Decklack) versehenen Coils, die in einem Klebeverfahren<br />
miteinan<strong>der</strong> verbunden werden. Konkret bedeutet das, dass<br />
selbst das Kernmaterial korrosionsgeschützt ist. Zur Produktfamilie<br />
zählen Aluflex (ein Deckblech plus Welle), Einfachplatten (zwei Deckbleche<br />
plus einer mittigen Welle) sowie für Spezialanwendungen auch<br />
Mehrfachplatten (in Stückverklebung hergestellt), Bild 1. Durch Variation<br />
in <strong>der</strong> Deckblechstärke, Wellenmaterialstärke, Gesamtbauhöhe,<br />
Legierung und in den Festigkeiten lassen sich <strong>unter</strong>schiedliche Materialeigenschaften<br />
erzielen. Aufgrund <strong>der</strong> ebenen Oberfläche sind die<br />
Sandwichplatten auch ein ideales Trägermaterial für die verschiedensten<br />
Beschichtungen, können mit entsprechenden Folien kaschiert<br />
werden und sind lackier- und druckfähig. Die Sandwichplatten sind<br />
ohne erfor<strong>der</strong>liche Materialtrennung vollständig recycelbar. Somit<br />
bleibt auch nach <strong>der</strong> Nutzungsphase <strong>der</strong> Metallwert erhalten.<br />
K O N T U R - U N D F O R M G E B U N G<br />
Um Bauteile aus Sandwichmaterialien kosteneffektiv einsetzen zu können,<br />
werden kostengünstig Bearbeitungsverfahren benötigt. Spanende<br />
Bearbeitung klingt bei <strong>Aluminium</strong> zunächst nicht unbedingt<br />
preiswert. Da aber aufgrund des geringen Metallanteils <strong>der</strong> <strong>Metawell</strong>-<br />
»Designer und Konstrukteure haben<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwichplatte<br />
eine echte Alternative für konsequente<br />
<strong>Leichtbau</strong>konstruktionen.«<br />
Dr.-Ing. Klemens Wesolowski ist Technischer Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> <strong>Metawell</strong> GmbH in Neuburg/Donau.<br />
www.lightweight-design.de
W e r k s t o f f e 4 7<br />
Bild 2 Die Holzform <strong>der</strong> Biegemaschine definiert die Geometrie<br />
Bild 1 Produktfamilie<br />
Platte die spanende Konturgebung durch Sägen und Fräsen mit ähnlich<br />
hohen Vorschubgeschwindigkeiten wie bei Holz möglich ist und<br />
auch auf Holzbearbeitungsmaschinen (bei Anpassung <strong>der</strong> Werkzeuge)<br />
ausgeführt werden kann, sind diese Verfahren in <strong>der</strong> Regel deutlich<br />
günstiger als Lasern o<strong>der</strong> Wasserstrahlschneiden. Im Gegensatz zu<br />
nicht-metallischen Sandwich-Elementen o<strong>der</strong> Holz gibt es beim <strong>Aluminium</strong>-Sandwich<br />
zusätzlich den „Metall-Bonus“, das heißt es können<br />
ebenso die Verfahren <strong>der</strong> klassischen Metall-Konturgebung wie Scheren,<br />
Stanzen und Nibbeln angewendet werden.<br />
Interessant wird dieser „Metall-Bonus“ aber vor allem, wenn es darum<br />
geht, die Sandwich-Elemente durch Ausnutzen <strong>der</strong> plastischen<br />
Dehneigenschaften <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>bleche zu verformen. Hier bietet<br />
sich beson<strong>der</strong>s das Material Aluflex an, das aus nur einem Deckblech<br />
besteht und mit dem wellenförmigen Dünnblech verklebt wird. Somit<br />
entsteht ein Material mit nicht richtungsgebundenen Eigenschaften,<br />
das um die Achse, parallel zum Wellenkamm, fast genauso<br />
leicht elastisch gebogen werden kann wie das Deckblech alleine. In<br />
die zweite Richtung steift die Welle aus. <strong>Anwendung</strong>sbereiche sind<br />
beispielsweise einachsig gekrümmte Flächen, bei denen die Krümmung<br />
durch gebogene Träger (Profile) vorgegeben wird. Aluflex<br />
folgt <strong>der</strong> Krümmung fast spannungsfrei, und zwischen den Trägern<br />
wird die Fläche durch die Welle stabilisiert.<br />
Erfolgt die Biegung von Aluflex um die Achse senkrecht zum Wellenkamm,<br />
wird die Welle plastisch gedehnt (o<strong>der</strong> gestaucht). Diese Umformung<br />
kann auf Walzen-Biegemaschinen o<strong>der</strong> auch auf einfachen Hand-<br />
Hebelmaschinen erfolgen, bei denen eine Holzform die Geometrie<br />
definiert, Bild 2. So können mit großer Wie<strong>der</strong>holgenauigkeit Halbschalen<br />
o<strong>der</strong> auch Vouten mit optisch ansprechen<strong>der</strong> Oberfläche für Radien<br />
ab etwa 150 mm gefertigt werden. Beispiele finden sich in den Deckenelementen<br />
auf den Gängen <strong>der</strong> aktuellen AIDA-Kreuzfahrtschiffe.<br />
Die Biegung von Platten mit zwei Deckblechen ist ebenfalls möglich,<br />
mit optisch ansprechen<strong>der</strong> Oberfläche jedoch nur für größere Radien<br />
empfehlenswert. Interessantes Potenzial bietet die <strong>Aluminium</strong>-<br />
Sandwichplatte auch bei <strong>der</strong> Kantung auf einer Kantbank, ähnlich<br />
wie bei Blechen. Zwar wird lokal in <strong>der</strong> Kante die Steifigkeit durch<br />
Kollabieren des Kerns reduziert, sie ist jedoch immer noch wesentlich<br />
steifer und belastbarer als ein gekantetes Blech gleichen Gewichts.<br />
Über 14.000 Sitzstrukturen für die Londoner U-Bahn wurden<br />
auf diese Weise hergestellt. Die Platte erfüllt hier die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Brandverhalten und Schutz gegen Vandalismus.<br />
A N W E N D U N G E N I M S C H I E N E N F A H R Z E U G B A U<br />
Durch ihre hohe Steifigkeit und das geringe Eigengewicht eignet sich<br />
die Sandwichplatte für Wand- und Deckenanwendungen im Schiffsausbau<br />
und im Schienenfahrzeugbau. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> nicht sichtbaren<br />
Befestigung (zum Beispiel durch verdeckte Niete) und verschiedene<br />
Varianten <strong>der</strong> Kantengestaltung lassen viel Freiraum zur kreativen<br />
Gestaltung. Die hohe Steifigkeit und Tragfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Metawell</strong>-Platten<br />
ermöglicht eine deutliche Reduzierung <strong>der</strong> Befestigungspunkte.<br />
Einbaufertige Flachdecken im Siemens Hochgeschwindigkeitszug Velaro<br />
Russland, gebogene Decken aus Aluflex im japanischen Shinkansen-Express<br />
o<strong>der</strong> Bauteile mit für den Fahrgast sichtbarer Wellenoptik als Designelement<br />
in <strong>unter</strong>schiedlichen Farben sind nur einige Beispiele für die<br />
Verwendung <strong>der</strong> Sandwichplatte im Reisezugbau. Ihre herausragenden<br />
Eigenschaften machen sie auch zum geeigneten Material für Trägersysteme,<br />
Tische, Sitzstrukturen, Gepäckablagen und Wartungsklappen.<br />
Beson<strong>der</strong>e Kriterien gelten auch für Fußbodenplatten in Fahrzeugen:<br />
Sie müssen hohe Flächen- und extrem hohe Punktlasten (verursacht<br />
durch Stöckelabsätze, Steinchen o<strong>der</strong> herabfallende Gegenstände)<br />
aufnehmen können und zudem sehr steif sein, um Stützweiten zu<br />
reduzieren. Schalldämmung sowie die Festigkeit zur Anbindung von<br />
Komponenten (zum Beispiel Haltestangen) sind weitere Notwen-<br />
4/5/2009 lightweightdesign
4 8 W e r k s t o f f e<br />
Bild 3 Tragendes Stahlgerippe und <strong>Aluminium</strong>außenhaut <strong>der</strong> Metro<br />
digkeiten. Speziell dafür hat <strong>Metawell</strong> eine <strong>Aluminium</strong>-Sandwichplatte<br />
entwickelt, die neben <strong>der</strong> hohen Festigkeit in den Deckblechen<br />
auch eine extrem hohe Festigkeit im Kernmaterial aufweist.<br />
Weitere äußere Belastungen können auch durch außergewöhnliche<br />
klimatische Bedingungen entstehen (zum Beispiel extreme Luftfeuchtigkeit<br />
bei hohen Temperaturen bei <strong>der</strong> Metro New Delhi Indien/<br />
Bombardier Transportation). Selbst hier kann korrosionsgeschütztes<br />
<strong>Aluminium</strong> seine deutlichen Vorteile ausspielen.<br />
Außerordentlichen Belastungen sind vor allem die Eingangsbereiche<br />
von Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs ausgesetzt. Hohe,<br />
ständig wechselnde Flächenlasten durch sich durch die Türen drängenden<br />
Passagiere und eine extreme Korrosionsbelastung durch das<br />
Eintragen von Streusalzen im Winter verdeutlichen die beson<strong>der</strong>en<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Materialien. Hier hat sich die Sandwichplatte<br />
im Einsatz von Behin<strong>der</strong>tenrampen, Wartungsklappen, Schiebetritten<br />
o<strong>der</strong> Liftsystemen ebenfalls bewährt.<br />
Da alle Deckbleche <strong>der</strong> Sandwichplatte sowohl innen und außen<br />
wie auch das Kernmaterial mit einem Korrosionsschutz versehen<br />
sind, wird das Material auch für Außenanwendungen verwendet. Als<br />
Bild 4 Holzform für das Dachelement<br />
echte Innovation kann <strong>der</strong> Einsatz in <strong>der</strong> Außenhaut <strong>der</strong> neuen Metro-Züge<br />
von Sankt-Petersburg angesehen werden. Erst Mitte Juli<br />
wurde in Sankt-Petersburg auf dem Werksgelände von Vagonmash<br />
<strong>der</strong> erste Prototypwagen <strong>der</strong> vierten Metro-Generation „NeVa“ vorgestellt.<br />
Die neuen Metro-Züge wurden von Škoda Transportation<br />
s.r.o. (Pilsen/Tschechien) entwickelt.<br />
Metros mit <strong>Aluminium</strong>haut sind zur Gewichtsersparnis bereits bekannt<br />
und erprobt. Die Weiterentwicklung von massivem <strong>Aluminium</strong><br />
auf ein leichteres <strong>Aluminium</strong>-Sandwichelement ist in diesem Umfang<br />
allerdings neu. Die gesamte Außenhaut und auch das komplette<br />
Dach werden in dieser innovativen <strong>Leichtbau</strong>technik ausgeführt.<br />
Doch gerade die Kombination zwischen dem tragenden Stahlgerippe<br />
und <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>haut kann aufgrund <strong>der</strong> Unterschiede in<br />
<strong>der</strong> elektrochemischen Spannungsreihe beson<strong>der</strong>s bei den starken<br />
Motorströmen von Metros Korrosionsprobleme mit sich bringen.<br />
Dies ist in <strong>der</strong> Vergangenheit auch bei Außenhäuten aus <strong>Aluminium</strong>-<br />
Strangpressprofilen aufgetreten, die direkt auf die Stahl<strong>unter</strong>konstruktion<br />
geschraubt wurden.<br />
Um das zu vermeiden, werden die Sandwichplatten mit einer elastischen,<br />
isolierenden Dickschichtverklebung auf die Stahl-Unterkonstruktion<br />
aufgebracht. Diese elastische Verklebung auf PU-Basis ermöglicht<br />
zusätzlich die nahezu stressfreie Ausdehnung <strong>der</strong> <strong>unter</strong>schiedlichen<br />
Werkstoffe Stahl und <strong>Aluminium</strong> bei Temperaturwechseln (<strong>der</strong> Wärmeausdehnungskoeffizient<br />
von <strong>Metawell</strong> entspricht <strong>Aluminium</strong>), Bild 3.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> ebenen Seitenverkleidungen erfolgt aus einer speziellen<br />
Sandwichplatte des Typs <strong>Metawell</strong> Alu hl 10-03-05 hl / H5.5. Die<br />
äußere Deckschicht besteht aus 1,0 mm EN AW 5754 H48, die innenliegende<br />
Deckschicht aus 0,5 mm EN AW 5182 H48, bei einer Plattenstärke<br />
von insgesamt 5,5 mm. Als Kernmaterial wird ein 0,3 mm starkes<br />
<strong>Aluminium</strong>blech mit Streckgrenze über 300 N/mm² verwendet, das<br />
aufgrund <strong>der</strong> engen Wellenperiode (zirka 8 mm) eine extrem hohe<br />
Druckfestigkeit (>12 N/mm²) <strong>der</strong> Platte zur Folge hat. Dies ist aufgrund<br />
<strong>der</strong> Gefahr des Vandalismus beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Seitenwand erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Der Kantenabschluss wird entwe<strong>der</strong> durch Umbördeln des 1,0 mm<br />
Deckblechs o<strong>der</strong> durch Einlegen eines Alu-Flachprofils realisiert.<br />
Im Bereich des Dachs werden gebogene Sandwich-Elemente benötigt.<br />
Hierzu werden passgenau gefräste Platten des Typs Aluflex<br />
hl 05-02 hl / H4.7 verwendet, welche aus nur aus einem 0,5 mm<br />
Deckblech und <strong>der</strong> Welle (aus 0,2 mm <strong>Aluminium</strong>blech) besteht. In<br />
einer einfachen Holzform, Bild 4, werden dann Aluflex und ein ebenso<br />
passgenau bearbeitetes 0,8 mm <strong>Aluminium</strong>-Deckblech zum fertigen<br />
Dachelement verklebt. Das Klebesystem besteht aus einem<br />
2K-PU Klebstoff, <strong>der</strong> über Temperatureinbringung beschleunigt aushärtet.<br />
Das fertige Dachelement hat somit eine 0,8 mm starke Außenschicht,<br />
eine 0,5 mm starke Innenschicht und eine Gesamtstärke von<br />
ebenfalls 5,5 mm (Gesamtstärke wie die Seitenwände).<br />
Das Verbinden <strong>der</strong> <strong>Metawell</strong>-Platten mit dem Stahlhauptrahmen<br />
durch einen Spezialklebstoff löst das Problem <strong>der</strong> Kontaktkorrosion.<br />
Der Einsatz <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwichelemente bewirkt eine deutliche<br />
Gewichtsersparnis bei gleichzeitiger Verbesserung <strong>der</strong> Steifigkeit<br />
des Wagenkastens. Der Stahlkasten eines Metro-Wagens (Länge<br />
20 m, Breite 2,7 m) mit <strong>der</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwich-Außenhaut bringt<br />
gegenüber <strong>der</strong> Stahlvariante mit einer Ummantelung eines rost-<br />
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W e r k s t o f f e 4 9<br />
Bild 5 Der KTM X-Bow<br />
freien Blechs (1,5 mm für Seitenwände und 1,0 mm für Dach) eine<br />
Gewichtsreduzierung von 450 kg. Weitere Vorteile sind die große<br />
Ebenheit und Steifigkeit <strong>der</strong> Paneele, die ein einwandfreies Aussehen<br />
des Metro-Wagens garantieren.<br />
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A N W E N D U N G E N I M a u t o m o t i v e - b e r e i c h<br />
Projekte ganz an<strong>der</strong>er Art finden sich im Automotive-Bereich zum Beispiel<br />
beim X-Bow „Street“, dem Leichtgewichtsportwagen des Motorradherstellers<br />
KTM, Bild 5. Zentrales, tragendes Element ist das große<br />
Monocoque aus einem Kohlefaser-Sandwich, an dem praktisch alle<br />
weiteren Bauteile und Aggregate befestigt werden. Neben dem Monocoque<br />
sind auch etliche an<strong>der</strong>e Komponenten aus CFK, so auch<br />
ursprünglich die komplette Unterboden-Verkleidung, bestehend aus<br />
Frontsplitter, Main-Un<strong>der</strong>floor und Rear-Diffusor. Für die <strong>Anwendung</strong><br />
von CFK spricht das extrem niedrige Gewicht bei sehr hoher Steifigkeit<br />
sowie die komplexen Geometrien zur idealen Luftströmungsführung.<br />
Ein Blick hinter die Kulissen verrät jedoch den hohen Fertigungsaufwand<br />
und die daraus resultierenden immensen Kosten. Daher galt es<br />
im Bereich des Werkstoffeinsatzes Möglichkeiten <strong>der</strong> Kostenersparnis<br />
zu prüfen, ohne jedoch zu viel von <strong>der</strong> Performance zu verlieren. Die<br />
Antwort war das <strong>Aluminium</strong>-Sandwich.<br />
Startpunkt <strong>der</strong> Analyse war zunächst <strong>der</strong> Main-Un<strong>der</strong>floor. Bei diesem<br />
recht einfachen und - bis auf die seitlich nahezu senkrecht aufgestellten<br />
Flügel - ebenen Bauteil liegt das Plattengewicht des <strong>Aluminium</strong>-Sandwich-Ausgangsmaterials<br />
bei zirka 4,4 kg/m². Die Deckschichten<br />
<strong>der</strong> verwendeten <strong>Aluminium</strong>-Sandwichplatte bestehen<br />
aus sehr festen, 0,5 mm starkem Material <strong>der</strong> Legierung EN-AW 5182<br />
H48, bei einer Gesamtdicke <strong>der</strong> Platte von 10 mm. Das Kernmaterial,<br />
ein zur Welle umgeformtes <strong>Aluminium</strong>blech <strong>der</strong> Stärke 0,3 mm, besteht<br />
aus <strong>der</strong> gleichen Legierung.<br />
Der erste Bearbeitungsschritt beinhaltet das Fräsen einer V-Nut für<br />
die spätere Kantung <strong>der</strong> seitlichen Aufstellungen. Detailliert bedeutet<br />
das die Nut-förmige Entfernung des oberen Deckblechs und <strong>der</strong><br />
Welle mit einem V-förmig gestalteten Fräser. Anschließend geschieht<br />
von Hand die Aufkantung (Biegen des verbleibenden <strong>unter</strong>en Deckblechs).<br />
Aufgrund <strong>der</strong> nun fehlenden Stabilität wird ein <strong>Aluminium</strong>-<br />
Profil als Versteifungselement eingefügt. Der spätere Anschluss des<br />
Main-Un<strong>der</strong>floor an Frontsplitter und Rear-Diffusor geschieht über<br />
Schraubpunkte, die in die zwischen die Deckbleche eingeschobenen<br />
<strong>Aluminium</strong>-Flachprofile eingebracht werden. Danach erfolgt die Lackierung<br />
des Bauteils. Der abschließende Kantenabschluss entsteht<br />
mittels TPE-Ke<strong>der</strong> o<strong>der</strong> gekanteten <strong>Aluminium</strong>blechen. Die Gesamtkonstruktion<br />
ist knapp vier kg schwerer als die CFK-Konstruktion,<br />
wobei ein erheblicher Gewichtsanteil in den massiven <strong>Aluminium</strong>profilen<br />
zur Aussteifung und Anbindung liegt. Diese könnten in<br />
einem zweiten Designschritt weiter gewichtsoptimiert werden.<br />
Die Geometrie des Rear-Diffusors ist wesentlich komplizierter und<br />
mit einer einfachen Sandwichplatte nicht zu realisieren. Für die ge-<br />
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Bild 6 Der Diffusor des KTM X-Bow<br />
krümmten Flächen, die senkrecht dazu stehenden Leitbleche<br />
(Finnen) und 3D-Komponenten, wie die Getriebeabdeckung, mussten<br />
neue Wege gegangen werden.<br />
Als Ausgangsmaterial für die Tragstruktur wird <strong>der</strong> Plattentyp Aluflex<br />
hl 05-03 hl / H9.5 verwendet. Ursprünglich das gleiche Material<br />
wie beim Main-Un<strong>der</strong>floor, nur ohne das zweite Deckblech. Die<br />
Konturfräsung <strong>der</strong> Aluflex-Platte bildete die Grundlage für die spätere<br />
Stückverklebung in einer Form mit einem passend gefrästen<br />
Alu-Blech (0,5 mm), das dann als zweites Deckblech dient. In einem<br />
weiteren Schritt entstehen auf <strong>der</strong> CNC-Maschine die Ausfräsungen<br />
im Kernmaterial für verschiedene Anschraubpunkte wie Side-pot<br />
(Verkleidungselement), Verschraubung <strong>der</strong> Finnen, Anschraubdome<br />
und Getriebetopf. Durch die hohe Festigkeit <strong>der</strong> Welle ist<br />
eine sehr präzise Positionierung <strong>der</strong> Einlegeteile im ausgefrästen<br />
Kernbereich möglich. Dann erfolgt das passgenaue Einlegen von<br />
speziell angefertigten Kunststoffen aus PA6-GF (glasfaserverstärkte<br />
Polyamidrezeptur) für Anschraubpunkte, Getriebeabdeckung etc.<br />
In einer eigens dafür hergestellten Form –<br />
Ober- und Unterteil bestehen aus günstigen<br />
Holzspannten – entsteht nun die<br />
Formgebung des Rear-Diffusors, Bild 6.<br />
Durch exakt ausgerichtete Positionier-Hilfen<br />
folgen das flexible Aluflex und das separate<br />
0,5 mm Blech spannungsfrei <strong>der</strong><br />
durch Spannten vorgegebenen Geometrie.<br />
Die Einlegeteile bleiben passgenau durch<br />
die Ausfräsungen im Kernmaterial positioniert.<br />
Zur Verklebung wird ein 2K-PU Klebesystem<br />
benutzt. Die Aushärtezeit beträgt<br />
bei Raumtemperatur 24 h und kann durch<br />
Beheizen <strong>der</strong> Form auf wenige Stunden beschleunigt<br />
werden.<br />
Bei nahezu gleicher Performance bringt die<br />
<strong>Aluminium</strong>variante eine geringe Gewichtszunahme<br />
mit sich. Der wesentliche Preisvorteil<br />
von etwa 1:4 rechtfertigt diese jedoch gegenüber dem CFK-<br />
Original. So werden künftig die Basisvariante und eine Rennvariante<br />
mit <strong>Aluminium</strong>-Unterboden ausgestattet.<br />
Diese <strong>Anwendung</strong>sbeispiele zeigen, dass durch die systematische<br />
Weiterentwicklung von <strong>der</strong> „einfachen“ <strong>Metawell</strong> <strong>Aluminium</strong>-Sandwichplatte<br />
- wie sie seit 20 Jahren eingesetzt wird - hin zur Komponente<br />
mit gekrümmter o<strong>der</strong> sogar dreidimensionaler Geometrie,<br />
ist den Designern und Konstrukteuren eine echte Alternative für<br />
konsequente <strong>Leichtbau</strong>konstruktionen gegeben ist. ●<br />
Der Autor:<br />
Dr.-Ing. Klemens Wesolowski ist Technischer<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Metawell</strong> GmbH in Neuburg/Donau.<br />
English abstract<br />
Lightweight aluminium structures<br />
Lightweight designs using aluminium sandwich systems<br />
For many years, aluminium has been seen as the ideal material for creating lightweight structures. <strong>Aluminium</strong><br />
sandwich systems represent a further development in this area and can be used to produce even lighter components.<br />
In all applications where light weight, stiffness and high quality are required, aluminium sandwich elements<br />
are the perfect alternative. For more than 20 years, this material has been successfully used all over the world<br />
in lightweight designs in the transport and construction industries and in more general industrial applications. This<br />
article is by <strong>Metawell</strong> GmbH.<br />
www.lightweight-design.de
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