das Handout - Melanie Haas
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Freie Universität Berlin 26.01.2005<br />
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft<br />
PS 15126: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland<br />
Dozentin: <strong>Melanie</strong> <strong>Haas</strong><br />
Referentinnen: Noémie Cayron, Carina Breschke, Christine Rollin, Kathrin Ziemann,<br />
Florence Hartmann<br />
Bündnis 90/Die Grünen<br />
I. Von den Bürgerbewegungen zur Partei<br />
• Die gesellschaftlichen Wurzeln der GRÜNEN liegen in den<br />
Bürgerinitiativen und anderen außerparlamentarischen politischen<br />
Gruppierungen, die in den 60er Jahren entstanden: Studentenbewegung, Anti-<br />
Kernkraftbewegung, Neue soziale Bewegungen (Friedens-, Frauen-,<br />
Umweltbewegung)<br />
• Die politische Situation in der BRD kam der Etablierung einer grünen<br />
Partei gelegen:<br />
- politische Skandale in der Mitte der 80er Jahre, die etablierte Parteien in<br />
Misskredit fallen und allgemeine Forderung der Moralisierung des<br />
öffentlichen Lebens aufkommen lassen ? Die Grünen als Alternative<br />
- Große Koalition und der Eindruck der fehlenden Opposition<br />
- Rechtsruck der SPD mit Godesberger Programm 1959 und ihrer Koalition<br />
mit der FDP 1969 eröffnet „Lücke“ im linken Parteienspektrum<br />
- seit Parteiverbot der KPD 1956 extreme Linke ohne parlamentarische Basis<br />
II. Die Bundespartei und ihre Stellung im politischen System<br />
• 12./13. Januar 1980 Gründung der Bundespartei „Die Grünen“ in Karlsruhe<br />
• Bundestagswahl 1983: 5, 6% - Einzug in den Bundestag als<br />
Oppositionspartei<br />
• 27.10.1985 erste Regierungsbeteiligung in Hessen in Koalition mit der SPD<br />
• Richtungsstreit innerhalb der Partei zwischen „Fundis“ und „Realos“<br />
• Bundestagswahl 1987: Erhalt der Partei im Bundestag mit 8,3%<br />
• 1990 Auszug der West-Grünen aus dem Bundestag nach Scheitern an 5%<br />
Hürde, Listenbündnis von Bündnis 90 und Ost-Grünen mit 6,0% im<br />
Bundestag vertreten<br />
• Neuorientierung auf der Bundesversammlung 1991: radikale<br />
Strukturreform, Beendigung der Richtungskämpfe mit dem Sieg der<br />
„Realos“, woraufhin 300 Radikalökologen um Jutta Ditfurth die Partei im<br />
Mai verlassen<br />
• 21.9.1991: Bündnis 90 gründet sich formal als Partei, 1993<br />
Assoziationsvertrag Vereinigung der Parteien zur neuen Bundespartei<br />
Bündnis 90/Die Grünen am 15./16. Mai 1993<br />
• 1994 Wiedereinzug in den Bundestag als Oppositionspartei mit 7,3%<br />
• 1998 Regierungsübernahme mit SPD (Grüne erhalten 6,7%)<br />
• Anpassung an die Regierungsrealität stürzt Partei in schwerste<br />
innerparteiliche Konfrontation: 1999 Entscheidung über Kosovo-Einsatz,<br />
2001 Wiederaufnahme der Atomtransporte<br />
• Bundestagswahl 2002: bestes Wahlergebnis mit 8,6% - Bestätigung der<br />
Regierungskoalition<br />
III. Programmatik<br />
• entstanden als klassische Einpunktpartei (Ökologie), doch <strong>das</strong><br />
Bundesprogramm bzw. Grundsatzprogramm von 1980 ist schon auf die<br />
meisten Politikfelder ausgedehnt<br />
• in der Präambel des Grundsatzprogramms sind die vier zentralen Punkte<br />
der politischen Identität der Grünen festgehalten: ökologisch, sozial,<br />
basisdemokratisch und gewaltfrei ? neuer cleavage wird deutlich:<br />
Materialisten vs. Postmaterialisten<br />
- Wirtschafts- und Sozialpolitik: durch Umverteilung der<br />
Steuerbelastungen Einkommensunterschiede verringern,<br />
Dezentralisierung, Unterordnung der Ökonomie unter die Ökologie<br />
- Sicherheitspolitik: Forderung nach einseitiger Abrüstung ohne<br />
Vorbedingungen<br />
- Forderung nach umweltverträglichen Energieformen<br />
- Ausbau liberaler Freiheiten<br />
- Gleichberechtigung bzw. Gleichbehandlung von Frauen und Mänern<br />
• im März 2002 auf dem Berliner Parteitag verabschieden die Grünen ihr<br />
neues (zweites) Grundsatzprogramm
IV. Organisation<br />
• Gliederung<br />
- Die Grünen sind gegliedert in Ortsverbände bzw. Basisgruppen sowie<br />
Kreis- bzw. Bezirks- und Landesverbände, wobei mehrere Kreisverbände<br />
sich zu einem Bezirksverband zusammenschließen können<br />
- Da auf eine dezentrale Parteigliederung und Basisdemokratie größter Wert<br />
gelegt wird, räumt die Satzung (§ 9) den Orts-, Kreis- und Landesverbänden<br />
eine größtmögliche Autonomie ein<br />
• Die Organe<br />
- Bundesversammlung, Länderrat/Ostländerrat, Bundesvorstand, Parteirat,<br />
Bundesfinanzrat und Frauenrat ? Bundesversammlung oberstes Organ der<br />
Partei<br />
• Organisatorische Besonderheiten<br />
- Kollektive Führung: Personen die bestimmte innerparteiliche<br />
Gruppierungen repräsentieren werden in ein Sprechergremium (also<br />
Vorstand) gewählt, Unterschied zu anderen Partien: es wird kein<br />
Kompromisskandidat gesucht, sondern die gewählten sind gerade bemüht<br />
ihrer Klientel zu dienen<br />
- Das Rotationsprinzip : Abgeordneter soll nach zwei Jahren (also Hälfte der<br />
Amtzeit) ausgewechselt werden, von den meisten Landesverbänden<br />
abgeschafft oder sehr stark eingeschränkt, da in der Praxis die Parlamentarier<br />
gerade wenn sie sich in einem Politikfeld Kompetenzen erworben haben,<br />
ausgewechselt werden<br />
- Imperatives Mandat: Anbindung des Abgeordneten an seine „Basis“ in der<br />
Partei oder im Wahlkreis Verfassungsrechtliche Bedenken (nach Art. 38 GG<br />
ist der Abgeordnete nur seinem Gewissen unterworfen). Außerdem ist der<br />
Basisbegriff unbestimmt<br />
- Trennung von Amt und Mandat: Wer ein hohes Parteiamt innehat, darf nicht<br />
zugleich Abgeordneter sein. Machtzusammenballung soll verhindert werden<br />
- Regelung der Frauenfrage: 1986 wurde in einem Frauenstatut<br />
festgeschrieben, <strong>das</strong>s mindestens die Hälfte aller Ämter, Mandate und<br />
Listenplätze m. Frauen belegt werden müssen<br />
V. Soziologisches Profil der Grünen-Wähler und ihrer Mitglieder<br />
• Die Partei ist überdurchschnittlich aus Jüngeren zusammengesetzt. Seit Ende<br />
der 80er Jahre werden sie jedoch älter, die Mobilisierung in den jüngeren<br />
Altersgruppen lässt nach<br />
• Seit 1987 ist bei Bundeswahlen die Mehrheit der grünen Wähler weiblich.<br />
Jedes dritte Grünen-Mitglied ist eine Frau<br />
• Ein Drittel der Mitglieder ist in Dienstleistungsberufen (Angestellte, Beamte)<br />
tätig, knapp 30% sind in der Ausbildung<br />
• Nach Bildungsgrad sind die Grünen die Partei mit den formal höchsten<br />
Bildungsabschlüssen (mehr als 40% haben <strong>das</strong> Abitur oder ein Studium<br />
absolviert)<br />
• Die Hochburgen der Partei liegen in Städten mit mehr als 100 000<br />
Einwohnern, noch deutlicher in Universitätsstädten wie Göttingen, Tübingen<br />
und Freiburg.<br />
• In den neuen Bundesländern hingegen konnten sie sich nicht nachhaltig<br />
etablieren. Somit bleibt es fraglich, ob es sich bei den Grünen um eine<br />
gesamtdeutsche Partei handelt.<br />
VI. Diskussion<br />
Welchem Parteientyp entsprechen die Grünen? Sind sie eine Generationenoder<br />
eher eine Milieupartei?<br />
Literatur<br />
Unser Referat basiert auf der Literatur, die im Seminarplan angegeben ist, und<br />
unten stehendem Titel.<br />
OLZOG, GÜNTER/LIESE, HANS-J. (Hrsg.)2000: Die politischen Parteien in<br />
Deutschland. Geschichte, Programmatik, Organisation, Personen, Finanzierung.<br />
München, 2000