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Die Initiative Berliner Erklärung

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Es folgt die gekürzte<br />

Dokumentation „<strong>Initiative</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“<br />

Das Inhaltsverzeichnis und die wesentlichen Inhalte<br />

stellen wie hier für Interessierte zur Einsicht vor.<br />

Inhaltsverzeichnis der Dokumentation der <strong>Initiative</strong> BE<br />

I. Das „Jahrhundertereignis“<br />

1. <strong>Die</strong> visionäre Proklamation der Wende (in dem Buch „Charismatisch - pro und contra?“ Juni 1994)<br />

2. <strong>Die</strong> Realisierung der Wende - die „Kasseler <strong>Erklärung</strong>“ vom 18. Juni 1996...<br />

idea-Bericht (27/1996) über das Ergebnis des Versöhnungsgespräches in Kassel<br />

3. Stellungnahme der <strong>Initiative</strong> BE zur „Kasseler Wende“...<br />

II. Der Werdegang der <strong>Initiative</strong> BE...<br />

Wie kam es zur <strong>Initiative</strong> BE?<br />

1. Briefdokumente aus der Entwicklungsphase...<br />

2. Briefdokumente aus der Offensivphase...21<br />

3. Zeitschriften/Dokumente aus der Offensivphase...<br />

Interview der Zeitschrift dran (Oktober 1995)...<br />

idea-Bericht über die <strong>Initiative</strong> BE in idea spektrum, Ausgabe 39/95...<br />

<strong>Die</strong> Zeitschrift TOPIC kommentierte in Nr.9 September 95 u.a...<br />

III. Publikationen der <strong>Initiative</strong> BE<br />

1. <strong>Die</strong> Hauptschrift der <strong>Initiative</strong> BE ...<br />

2. <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> - Anlaß zur Buße !?...<br />

3. T o r o n t o p h ä n o m e n e - Pubertätserscheinungen!?...<br />

4. Offene Antwort an eine Leitungsperson der DEA ...<br />

5. Ist die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> überholt?...<br />

IV. Reaktionen auf die <strong>Initiative</strong> BE...<br />

1. Zeugnishafte Briefreaktionen betroffener Christen...<br />

2. Befürwortende Briefreaktionen...<br />

3. Ablehnende bzw. „neutrale“ Briefreaktionen...<br />

Hier ein Auszug des wesentlichen Inhaltes der Dokumentation.<br />

<strong>Die</strong> komplette Dokumentation auf Anfrage bei Herbert.Masuch@ewetel.net<br />

B. Der Werdegang der <strong>Initiative</strong> BE<br />

Wie kam es zur <strong>Initiative</strong> BE?<br />

<strong>Die</strong> ersten Impulse liegen bereits Jahre zurück. <strong>Die</strong> Evangelisten Herbert Masuch (damals Deutsche<br />

Zeltmission) und Friedhold Vogel (EmK) trafen sich anläßlich der jährlichen Deutschen Evangelistenkonferenz.<br />

Dabei wurde im brüderlichen Austausch über die schmerzliche Abgrenzung zur pfingstlichcharismatischen<br />

Seite gesprochen. Als Evangelisten fühlten sie sich mit dem ganzen Volk Gottes<br />

verbunden. Sie waren sich einig, daß ein echtes Miteinander sich vor allem bei Allianzevangelisationen<br />

positiv auswirken würde. Ging es doch um einen konzentrierten, gemeinsamen <strong>Die</strong>nst in der Welt.<br />

1994 versuchte Herbert Masuch, diesen Riß in der Gemeinde Jesu durch sein Buch „Charismatisch -<br />

pro und contra!?“ zu überbrücken. Dabei reifte der Gedanke, daß weitere Schritte erforderlich sind, um<br />

den geistlichen Notstand im evangelikalen Bereich zu beenden. Auch darüber wurde zunächst vertraulich<br />

gesprochen. Im Dezember 1994 gab es dann ein erstes offizielles Gespräch über die <strong>Initiative</strong><br />

BE, bei dem auch Prof. Dr. Heiko Hörnicke anwesend war. In einem Informationsschreiben an führen-<br />

1


de Verantwortungsträger der Evangelischen Allianz und der pfingstlich-charismatischen Seite bemühte<br />

man sich daraufhin, für die <strong>Initiative</strong> eine breitere Basis zu finden. Trotz des relativ geringen Echos<br />

auf z.T. mehrfache Anfragen konnten sich im April 1995 sieben Brüder beider Prägungen zu weiteren<br />

Schritten der <strong>Initiative</strong> verbinden.<br />

Ziel der <strong>Initiative</strong> sollte es sein, in möglichst allen evangelikalen Gemeinden und Kreisen einen „Versöhnungstext“<br />

zu verbreiten. Darin sollten Hilfen angeboten werden, um sich zunächst gründlicher mit<br />

den geschichtlichen Fakten auseinanderzusetzen. <strong>Die</strong>s würde eine persönliche, selbstverantwortete<br />

Stellungnahme zur <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> (BE) von 1909 ermöglichen. Durch ein breitgefächertes Votum<br />

könnte dann gleichsam die „Stimme des Volkes“ Gottes eine Wende zum Frieden von der Basis her<br />

unterstützen.<br />

1. Briefdokumente aus der Entwicklungsphase<br />

Informationsbrief an evangelikale Leiter<br />

wegen Mitarbeit im Gründungs- bzw. Initiativkreis der <strong>Initiative</strong> BE im Februar 1995<br />

Betrifft: <strong>Initiative</strong> evangelikaler Verantwortungsträger, die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> von 1909 zu überdenken,<br />

eine neue, relevante <strong>Erklärung</strong> zu erarbeiten und der Gemeinde Jesu als Orientierungshilfe anzubieten.<br />

Lieber Bruder...<br />

Zunehmend werden Stimmen laut, eine neue <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> (BE) sei fällig geworden. Bekanntermaßen<br />

war und ist die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> aus dem Jahre 1909 noch immer umstritten. 56 Verantwortungsträger<br />

aus dem deutschsprachigen Pietismus haben sich darin unterschriftlich von der Pfingstbewegung<br />

distanziert. Sie taten dies in persönlicher Verantwortung ohne direktes Mandat ihrer Kirchen,<br />

Werke oder Gemeinden. Ursache für die BE waren u.a. spektakuläre Vorkommnisse in einigen<br />

Erweckungskreisen (z.B. in Kassel).<br />

Inhaltlich ist festzustellen, daß die BE nicht nur zu beunruhigenden Phänomenen wie Umfallen, Lachen<br />

usw. Stellung bezieht, sondern insgesamt drei Schwerpunkte hat. Sie befaßt sich mit<br />

1. den damals neuen, übernatürlichen Erscheinungen,<br />

2. mit der einseitigen Heiligungslehre von Pastor Paul,<br />

3. mit dem Abbruch jeglicher Beziehungen zu pfingstlichen Kreisen.<br />

Mit den inhaltlichen Aussagen und Warnungen der BE haben sich nahezu alle pietistischen Leitungsgremien<br />

in Kirchen und Freikirchen mehr oder weniger konsequent identifiziert.<br />

<strong>Die</strong>se Tatsache wirkte sich in den betroffenen Kreisen, Kirchen und Gemeinschaften nicht nur positiv<br />

aus. Es entwickelten sich generelle Berührungsängste gegenüber geistlichen Gaben, biblischer Heiligungslehre<br />

und pfingstlichen Kreisen. Als besonders schmerzlich erwies sich die trennende Kluft unter<br />

Christen.<br />

Inzwischen hat die Situation sich merklich geändert. Es gab Versöhnungsgespräche, evangelistische<br />

Zusammenarbeit, die Aufnahme des pfingstlichen Mülheimer Gemeinschaftsverbandes in die Vereinigung<br />

Ev. Freikirchen (VEF) und dazu 1991 sogar eine situationsbezogene „<strong>Erklärung</strong>...im Blick auf die<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“ von seiten der VEF. So wurden bereits erste Schritte getan, um heute hemmende<br />

Faktoren der inzwischen historischen BE aus dem Wege zu räumen.<br />

Herausgefordert durch die gemäßigte Charismatische Bewegung sah sich der Gnadauer Präses Chr.<br />

Morgner bereits mit der Frage konfrontiert: „Sollte sich der Pietismus von der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> distanzieren?“<br />

(so im idea-Kommentar vom 13.1.1992). Morgner verneinte entschieden, plädierte jedoch<br />

nachhaltig dafür, sie „historisch und theologisch intensiv aufzuarbeiten“, da es falsch sei, „gestrige<br />

Antworten pauschal und blind für heute übernehmen zu müssen“ (unter 7. und 8.).<br />

Angesichts des heutigen Diskussionsstandes stellt sich die Frage, ob denn die historische BE überhaupt<br />

aktualisiert bzw. revidiert werden muß. Reicht es nicht, ihr erneut pauschal zuzustimmen? Das<br />

wäre einfach, würde der heutigen Situation aber durchaus nicht gerecht. Der Schwachpunkt der BE ist<br />

wahrscheinlich das pauschalisierende Urteil: „<strong>Die</strong> sogen. Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern<br />

von unten“. (unter 1.)<br />

Morgners richtiges Votum, daß wir heutige Antworten benötigen, läßt sich durch folgende Argumente<br />

erhärten:<br />

a) <strong>Die</strong> geschichtliche Entwicklung der weltweiten Pfingstbewegung hat sich trotz mancher Schwächen<br />

als Werk Gottes bewiesen.<br />

b) In der deutschen Pfingstbewegung sind einige Fehlentwicklungen erkannt und korrigiert worden.<br />

(U.a. hat Pastor Paul seine einseitige Heiligungslehre öffentlich widerrufen).<br />

2


c) <strong>Die</strong> neuere Charismatische Bewegung hat den etablierten Kirchen und Gruppen belebende Impulse<br />

vermittelt. <strong>Die</strong> Dimension des Heiligen Geistes wurde neu ins Blickfeld gerückt.<br />

d) Durch die BE ist es in den Kreisen ihrer Befürworter ebenfalls zu Fehlentwicklungen<br />

gekommen (z.B. wurden auf dem Sektor der Lehre vom Heiligen Geist und vom Sieg im Heiligungsleben<br />

Kompromisse geschlossen.)<br />

Was heute also ansteht, ist eine situationsgerechte Stellungnahme zur BE durch kompetente Vertreter<br />

möglichst aller evangelikaler Gruppierungen. Das würde die Beziehungen zueinander entlasten, die<br />

Formulierung neuer Grundsätze für ein Miteinander ermöglichen, ein effektiveres Zeugnis in der Welt<br />

bewirken und eine unbelastete Basis für Lehre und Verständnis biblischer Heiligung schaffen. Dem<br />

letzten Aspekt fühlen sich die Unterzeichnenden der <strong>Initiative</strong> BE besonders verpflichtet.<br />

Welches Ziel wird verfolgt?<br />

Damit wäre das Hauptziel der <strong>Initiative</strong> BE bereits umrissen. Es geht darum:<br />

• geschichtliche Hindernisse zu beseitigen,<br />

• den unterschiedlich geprägten Christen Orientierungshilfe zu bieten,<br />

• der Einheit in Christus Ausdruck zu geben.<br />

<strong>Die</strong> Befürworter der <strong>Initiative</strong> gehen davon aus, daß die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> in ihrer jetzigen Fassung<br />

diesem Ziel nicht förderlich, sondern eher hinderlich ist. Daher möchten sie sich mit gleichgesinnten<br />

Verantwortungsträgern im <strong>Die</strong>nste Christi folgender Aufgabe stellen:<br />

1. Für eine gute, vom Wort und Geist Gottes bestimmte Lösung zu beten.<br />

2. <strong>Die</strong> Aussagen der BE prüfend zu überdenken... Sie sind der Ansicht, daß in der historischen BE vor<br />

allem die Passagen über die Paul’sche Heiligungslehre und den Umgang miteinander revidiert werden<br />

müssen.<br />

3. Zu prüfen, ob es dienlich wäre, die bisherige BE als historisches Dokument stehenzulassen und<br />

durch eine neue, aktualisierte BE zu ersetzen...<br />

Welche Schritte sind/sollen geschehen?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Initiative</strong> BE befindet sich im Anfangsstadium. Stattgefunden hat lediglich ein Vorgespräch im<br />

Dezember 94, in dem Prof. Heiko Hörnicke und die Evangelisten Friedhold Vogel und Herbert Masuch<br />

das Projekt bejahten. Als nächster Schritt wurde das Treffen eines engeren Vorbereitungsteams von<br />

ca. 7 Personen ins Auge gefaßt, die Anlaß und Ziel der <strong>Initiative</strong> aus Überzeugung teilen. <strong>Die</strong> Aufgabe<br />

dieses Teams wäre es,<br />

a) über die weitere Vorgehensweise zu beraten,<br />

b) die Neufassung der BE zu diskutieren und vorzubereiten,<br />

c) weitere Verantwortungsträger zu benennen, die voraussichtlich das gleiche Anliegen teilen, an einer<br />

Neufassung der BE mitarbeiten und das Dokument durch ihre Unterschrift bestätigen würden.<br />

Zur Mitarbeit in diesem engeren Vorbereitungsteam möchten wir Sie durch dieses Schreiben ermutigen.<br />

Wir Einladenden sind uns dessen bewußt, daß diese Anfrage eine zeitliche, finanzielle und vielleicht<br />

auch grundsätzliche Herausforderung ist. Wir sind aber überzeugt, daß diese Schritte dran sind<br />

und daß viele unserer Brüder und Schwestern im erwecklichen Protestantismus gerade jetzt darauf<br />

warten. Es wird den verunsicherten, nach Orientierung suchenden Christen helfen, wenn Verantwortungsträger<br />

um der Einheit des Leibes Christi willen mit diesem Schritt evtl. auch Verkennung riskieren.<br />

Gott möge schenken, daß ein notvolles Kapitel in der deutschsprachigen Erweckungsgeschichte mit<br />

dieser gemeinsamen <strong>Initiative</strong> besser bewältigt, vielleicht sogar beendet werden kann.<br />

Nochmals sei betont, daß es bei dieser <strong>Initiative</strong> - wie 1909 - um Ihre ganz persönliche Zustimmung,<br />

also nicht die von Werken, Kirchen oder sonstiger Gremien geht. Das mag problematisch scheinen,<br />

wird aber anderen helfen, ebenfalls unkonventionell zu entscheiden.<br />

Heiko Hörnicke, Friedhold Vogel,<br />

Herbert Masuch<br />

------------<br />

Das Bemühen um einen breiten Beraterkreis zeigte eine erfreuliche Resonanz. So entstand in wenigen<br />

Wochen ein Gesamtträgerkreis der <strong>Initiative</strong> BE von über 60 Pastoren, Predigern und weiteren<br />

Verantwortungsträgern aus Kirchen, Freikirchen, Gemeinschaften, Jugendorganisationen und freien<br />

Werken.<br />

3


Aus einem Informationsbrief<br />

des Vorsitzenden der Evangelischen Allianz in Österreich Fritz Börner, Linz, für die <strong>Initiative</strong> BE.<br />

<strong>Die</strong>sen Brief erhielten 46 leitende evangelikale Persönlichkeiten in Österreich im August 1995. Dem<br />

Engagement von Fritz Börner schlossen sich erstaunlich viele Verantwortungsträger aus Österreich<br />

an, was in dieser Entwicklungsphase sehr ermutigend war:<br />

„...Liebe Mitarbeiter im Werk des Herrn Jesus Christus!<br />

Letzte Woche nahm ich an der 100. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg teil. Dabei informierte mich<br />

Bruder Herbert Masuch, Beteiligter im Intitiativkreis, über die <strong>Initiative</strong> BE. Mit meinem Brief und den<br />

beigelegten Unterlagen möchte ich auch Sie damit bekannt machen.<br />

<strong>Die</strong> „<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“ von 1909 (liegt bei) hat über Jahrzehnte nicht nur die Christen in Deutschland,<br />

sondern auch in Österreich voneinander ferngehalten, ein gedeihliches Miteinander verhindert und zur<br />

Entfremdung voneinander geführt. Das veranlaßt mich, Sie, als Verantwortungsträger in Österreich,<br />

mit der in Deutschland gestarteten „<strong>Initiative</strong> BE“ bekannt zu machen. Ich bin überzeugt, daß die „<strong>Initiative</strong><br />

BE“ eine notwendige <strong>Initiative</strong> ist, die dazu beitragen könnte, unsere Beziehungen zueinander zu<br />

ordnen, um zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu kommen.<br />

Mit ist bewußt, daß ich mit diesem Anliegen zu einer ungelegenen Zeit an Sie gelange. Doch die „<strong>Initiative</strong><br />

BE“ beabsichtigt, bereits im Oktober 1995 eine gemeinsame Stellungnahme zu<br />

veröffentlichen. Darum möchte ich Sie bitten, sich für das Anliegen doch Zeit zu nehmen, den beigelegten<br />

Publikationsentwurf zu beachten und persönlich dazu Stellung zu nehmen. Für den Schriftverkehr<br />

mit Deutschland stelle ich mich gern zur Verfügung... Wie im Brief des Initiativkreises vermerkt,<br />

geht es um Ihre ganz persönliche Zustimmung, also nicht die von Werken, Kirchen, Gemeinden oder<br />

anderen Gremien. Gott möge Sie leiten, recht zu entscheiden...“<br />

2. Briefdokumente aus der Offensivphase<br />

Aus einem Informationsbrief an mehrere Zeitschriften im Dezember 1995<br />

„... Im Trägerkreis ist inzwischen eine erfreuliche Anzahl kompetenter Vertreter verschiedener Prägungen<br />

präsent. Insgesamt gehören jetzt (Dezember 94) bereits mehr als 100 Verantwortungsträger<br />

aus Landeskirche, Freikirche, CVJM, Gemeinschaften, Missionswerken, Bibelschulen und unabhängigen<br />

Gemeinden dem Trägerkreis an. Darunter befinden sich vor allem Pastoren, aber auch engagierte<br />

Geschäftsleute, Ärzte, Journalisten und Professoren, denen man ein sachlich neutrales, aber auch<br />

geistliches Urteil nicht absprechen kann...“<br />

Aus dem 1. Beraterbrief im Oktober 1996<br />

Biblischer Zuspruch<br />

„Laßt Euch mit dem Losungswort vom 4.Oktober grüßen. Darin spricht der Herr zu Mose: „Ich habe<br />

das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei... gehört und ihre Leiden erkannt“ (2<br />

Mo 3,7). Damals wie heute lag die <strong>Initiative</strong> zur Befreiung des Volkes Gottes beim Herrn selber. Sein<br />

Erbarmen gab den Ausschlag, Mose als Werkzeug für sein Befreiungswerk zu berufen. Er selbst wollte<br />

handeln. Seine Zeit war gekommen, die Gefangenschaft Israels zu beenden. Zunächst sträubte<br />

sich Mose, Gottes Werkzeug zu sein. Er fühlte sich unbrauchbar. Er war vom eigenen Volk enttäuscht<br />

worden und bezweifelte, daß Gottes <strong>Initiative</strong> Erfolg haben würde. Und dann wäre er - wieder einmal -<br />

der Blamierte. Erst als Gott energisch wurde, ließ Mose sich zu seinen Brüdern und Schwestern senden.<br />

Er hatte eine frohe Nachricht für sie. „...Und als sie hörten, daß... der Herr ihr Elend angesehen<br />

habe, neigten sie sich und beteten an“ (2 Mo 4,31).<br />

Wir wagen zu glauben, liebe Brüder, daß Gott sich heute seines Volkes in den getrennten Lagern<br />

ebenfalls erbarmen und annehmen will. Darum laßt Euch ermutigen, auf dem eingeschlagenen Weg<br />

der <strong>Initiative</strong> mutig vorwärts zu gehen. „Ich werde mit dir sein“, versprach Gott damals Mose (3,12)<br />

und heute uns“...<br />

Biblischer Zuspruch (aus dem zweiten Beraterbrief)<br />

Jesus verheißt: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, daß ihr’s empfangt, so wird’s euch<br />

zuteil werden.“ Wiederholt wurde uns gesagt: Mit der <strong>Initiative</strong> habt ihr euch aber etwas Schweres, ja<br />

geradezu Unmögliches vorgenommen. Das stimmt. Fast ein Jahrhundert lang waren viele Pfingstbrüder<br />

und zunächst auch die Neutralen bemüht, das <strong>Berliner</strong> „Edikt“ zu durchbrechen. Es blieb bei dem<br />

Urteil: „von unten“. Wir Heutigen sind gewiß nicht besser als unsere Väter. Deshalb stoßen bei der<br />

<strong>Initiative</strong> BE ebenfalls schnell an Grenzen. Aber wir können - wie sie - vertrauensvoll beten. Warum<br />

4


die Väter, etwa die Pfarrer Paul und Edel und Giese, die Erhörung nicht sahen, wissen wir nicht. Aber<br />

Gott hat sie dennoch erhört, denn er hat es versprochen. Und er wird auch uns erhören, wenn wir treu<br />

und vertrauensvoll beten. Jesus sagt: „So wird’s euch werden.“ Und was er zusagt, das wird geschehen,<br />

ja, es geschieht!<br />

Auf dem Gemeindekongreß in Nürnberg habe ich von dem Südkoreaner Joshua Paul neu gelernt: Nur<br />

den Betern wird es gelingen! Jeden Morgen versammeln sich spätestens um 6 Uhr Tausende Koreanischer<br />

Christen aller Denominationen zum Frühgebet. Und die Erweckung hält an. Wenn die <strong>Initiative</strong><br />

BE zu einer Gebetsbewegung wird, dann wird sie eine Erweckungsbewegung werden. Dann wird der<br />

Heilige Geist Buße wirken und die trennende Kluft überwinden. Und die Draußenstehenden werden<br />

davon profitieren.<br />

Aktuelle Infos:<br />

1. Daß der Trägerkreis der <strong>Initiative</strong> BE die Einhundert-Marke inzwischen überschritten hat, ist ermutigend.<br />

<strong>Die</strong> vielen Briefe, die wir aus allen Lagern erhalten, sind z.T. herzbewegend. Sie gleichen einem<br />

Aufschrei nach Einheit im Volke Gottes. Zunehmend gehen jetzt auch positive Reaktionskarten aus<br />

Landes- und Freikirchen, jedoch nur vereinzelt aus den Gnadauer Gemeinschaften, ein. Auf der charismatischen<br />

Seite läßt sich mehr Offenheit für Buße und Versöhnung erkennen. Als Haupthindernis<br />

der angestrebten Wiedervereinigung sind eingespurte Vorurteile zu nennen. Es wird noch viel geschichtlicher<br />

Schutt beseitigt werden müssen...<br />

Aus dem 3. Beraterbrief am 15. April 1996<br />

„Biblische Nüchternheit“<br />

Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht (1 Kor 15, 34a). Messerscharf definiert hier Paulus,<br />

was echte Nüchternheit ist: nicht mehr zu sündigen! Sünde zu dulden bedeutet folglich Unnüchternheit<br />

und Schwärmerei. <strong>Die</strong> Kernfrage war und ist: Läßt sich der Befehl, nicht zu sündigen, konsequent<br />

realisieren oder nicht? Bei genauerer Analyse der Hintergründe hat dieser Streitpunkt 1909<br />

mehr als die Frage der Phänomene zur <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> beigetragen. Fazit des Streites wurde der<br />

Standpunkt: Wer behauptet, nicht mehr sündigen zu müssen, ist unnüchtern - der ist ein „Schwärmer“.<br />

„Nüchtern“ dagegen ist, wer sich damit abfindet, daß striktes Nicht-weiter-Sündigen erst im Himmel<br />

geschieht.<br />

Paulus setzt bei Christen voraus, daß sie nicht in eigener Kraft gegen die Sünde ankämpfen müssen.<br />

Sie glauben: der, der in ihnen ist, „ist größer als der, der in der Welt ist“ (1 Joh 4,4). CHRISTUS<br />

kämpft und siegt für sie (Phil 4,13), darum wird „die Sünde sie nicht mehr beherrschen können“ (Röm<br />

6,14). Sie sind mit Christus der Sünde gestorben und wurden zu einem neuen, befreiten Leben mitauferweckt<br />

(Röm 6,11). <strong>Die</strong>se frohe Botschaft war damals allen Bekehrten bekannt (Röm 6,6). Paulus<br />

hat sie vorgelebt und bezeugt. Es stand überhaupt nicht zur Diskussion, ob Christen vom Sündigen<br />

frei werden können (Röm 6,18), sondern nur noch, ob sie es wollen.<br />

Aus diesem Grund waren und sind neben den Zusagen die Befehle vonnöten: realisiert eure Freiheit!<br />

„sündiget nicht!“, „laßt die Sünde nicht weiter herrschen“ (Röm 6,12). Zuspruch und Anspruch, Gnade<br />

und Forderung, Gabe und Aufgabe gehören zusammen. Beides muß bezeugt und geglaubt werden,<br />

damit geistliches Wachstum möglich wird und geschieht.<br />

<strong>Die</strong> Spannung zwischen ihr seid und werdet erscheint paradox und daher konträr. Sie wirkt jedoch<br />

dynamisch-ergänzend (komplementär) und ist daher wichtig. Heiligung nur als Gabe, als Indikativ,<br />

macht selbstsicher. Man ist schon fertig - Perfektionist. Der Anspruch, „sündiget nicht“, wird dabei<br />

unnötig (Röm 6,1). Noch vorhandene Sünde wird ignoriert. <strong>Die</strong> Gnade wird „billig“. Das war eine Zeitlang<br />

das theologische Problem der Pfingstler um Pastor Jonathan Paul.<br />

Heiligung nur als Aufgabe, als Imperativ, überfordert total (Röm 7). Der Appell, nicht mehr zu sündigen,<br />

erscheint dann als gesetzlich und überspannt. Um „nüchtern“ zu bleiben, wird der Heiligungsanspruch<br />

etwa der Bergpredigt relativiert. Das war - und ist z.T. heute noch - das theologische Problem<br />

auf der Gnadauer Seite. Was bleibt, ist die „Gnade allein“ - als Vergebungsgnade.<br />

Bei dieser alternativen Heiligungssicht ist eine <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> vorprogrammiert. Gottes Wort aber<br />

wirkt kooperativ und nicht alternativ. Wir brauchen daher beides: die pfingstliche und die Gnadauer<br />

Sicht. Der Schulterschluß hieße: nicht bekämpfen - sondern ergänzen!“<br />

Aktuelle Reaktionen auf die <strong>Initiative</strong> BE<br />

<strong>Die</strong> Briefreaktionen gehören zum wohl erfreulichsten Ergebnis seit Beginn der Öffentlichkeitsarbeit im<br />

vorigen Herbst. Abgesehen von den inzwischen über hundert Beraterzusagen erreichten uns Dutzende<br />

Zuschriften von Verantwortungsträgern verschiedenster Prägung. <strong>Die</strong> Mehrzahl kam aus dem charismatischen<br />

Bereich und war ermutigend. Jedoch ist auch bei scharfer Ablehnung bereits die Gesprächsbereitschaft<br />

ein gutes Signal. Generell zeigte sich, daß Hunderte, ja wohl Tausende aufrichti-<br />

5


ger Christen eine offizielle Aussöhnung der entzweiten Brüder sehnlich erwarten. Über hundert Leiter<br />

erhalten aktuelle <strong>Initiative</strong>-Informationen, obwohl sie nicht offiziell als Berater mitmachen. Es ergaben<br />

sich viele erfreuliche Kontakte mit Schlüsselpersonen, die z.T. gute Impulse und wichtiges geschichtliches<br />

Material übermittelten. Es ist offensichtlich, daß die <strong>Initiative</strong> BE als neutraler Arbeitskreis den<br />

Versöhnungswillen der unterschiedlich geprägten Brückenbauer gut zu kanalisieren vermag.<br />

Vorläufiges Fazit der Reaktionen:<br />

• Der geschichtliche Abstand zur <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> und ihren Folgen ist auf evangelikaler und charismatischer<br />

Seite weitaus größer als wir vermuteten. Der jüngeren Generation - einschließlich der<br />

Hauptamtlichen - fehlt großenteils das Wissen um die Hintergründe, Vorgänge und sachlichen Inhalte,<br />

die sich mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> verbinden. <strong>Die</strong> Beurteilung des geschichtlichen Dokumentes<br />

reduziert sich weitgehend auf „schlimm“ oder „richtig“. <strong>Die</strong> schicksalhafte Bedeutung des damaligen<br />

Geschehens wird kaum noch gesehen oder empfunden.<br />

• <strong>Die</strong> Bereitschaft, Kontakt- und Versöhnungsschritte zu tun, ist an der Basis und auf Leitungsebene<br />

deutlich größer geworden. Dabei wird kaum gefragt, wodurch die trennenden Gräben entstanden<br />

sind...<br />

• <strong>Die</strong> Bereitschaft, die Vergangenheit durch Buße und Vergebung zu bereinigen, wird selten gesehen<br />

und kaum als nötig empfunden. Man geht weithin davon aus, daß es reicht, durch Positionsannäherung<br />

und bei Aktivitäten zusammenzufinden...<br />

Wir freuen uns über den Trend zu entspannter Gemeinsamkeit, zunehmendem Vertrauen und<br />

schwindender Berührungsängste unter jahrzehntelang getrennten Christen. Gleichwohl glauben wir,<br />

daß Gott von seinen Kindern erwartet, über begangene Schuld ihm gegenüber und untereinander<br />

offen zu sprechen. Durch ein Bußbekenntnis sowie durch zugesprochene und angenommene Vergebung<br />

kann - wie in der Seelsorge individuelle Schuld - auch geschichtliche Schuld bereinigt werden.<br />

Da im aktuellen Bruderzwist auf Leitungsebene beidseitig Fehlbeurteilungen und Verurteilungen vorgekommen<br />

sind, ist es nach unserer Überzeugung Aufgabe der amtierenden Verantwortungsträger,<br />

konkrete Versöhnungsschritte zu tun. Aus diesem Grunde sehen wir uns veranlaßt, den Vorstand der<br />

Deutschen Evangelischen Allianz um ein offizielles Votum als Basis für ein neues Miteinander zu bitten.<br />

Darin sollte der Wille zur Versöhnung und Bußbereitschaft deutlich ausgedrückt werden, um die<br />

Ära der Entzweiung zu bereinigen und zu beenden. Wir begrüßen die derzeitigen Kontaktgespräche<br />

zwischen Vertretern der Pfingstgemeinde und dem Allianzvorstand mit dem Ziel einer gemeinsamen<br />

Verlautbarung. Darin sehen wir einen geeigneten Anlaß, den notvollen Bruderzwist ein für allemal zu<br />

beenden.<br />

Ein Entwurf dieses Ermutigungsschreibens folgt auf der nächsten Seite. Wir bitten die Berater um<br />

Kenntnisnahme desselben sowie um Verbesserungsvorschläge oder Einwände, falls sie es für nötig<br />

befinden. Es ist vorgesehen, das Schreiben an alle Mitglieder des Allianzvorstandes zu versenden...“<br />

Aus einem Infobrief an Personen, die brieflich reagiert haben und über die weitere Entwicklung der<br />

<strong>Initiative</strong> BE informiert werden wollten (im Januar 1996)<br />

Trend zu entspannter Gemeinsamkeit<br />

<strong>Die</strong> <strong>Initiative</strong> BE (<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>) ist angetreten, um den lähmenden evangelikal-charismatischen<br />

Bruderzwist überwinden zu helfen. Zunehmend wird ein versöhntes Miteinander sogar auf Allianzebene<br />

gesucht und gefunden. Wie immer deutlicher wird, haben die Dissonanzen der Toronto-Diskussion<br />

diese Entwicklung zwar bremsen, aber nicht grundsätzlich aufhalten können. So mußte die <strong>Initiative</strong><br />

BE eigentlich nichts mehr bewegen. Vielmehr kann sie sich als „Stimme“ einer schon vorhandenen,<br />

gottgeschenkten Versöhnungsbewegung betrachten. Das bestätigen u.a. folgende Fakten:<br />

• Der Schweizer Pfarrer Willi Sartorius (1987-95 Präsident der Europäischen Evang. Allianz) antwortet<br />

auf die Frage von „Chrischona-Magazin“ (Nr.1,1996): „Wie sehr liegt Ihnen an der Integration<br />

der Charismatiker in der Allianz?“ folgendes: „Das ist, wenn auch von Land zu Land verschieden,<br />

bereits Realität. Ich betrachte diese Zusammenarbeit als Bereicherung. Sie hilft mit, die Gemeinde<br />

als Leib Jesu Christi sichtbar werden zu lassen. Im übrigen: Charismatiker sind wir doch alle...“<br />

• Etwa 30 Pfingstgemeinden sind, so Richard Krüger, Kontaktbeauftragter des BFP, inzwischen in<br />

bundesdeutschen Ortsallianzen offiziell integriert. Einige Pfingstpastoren haben oder hatten sogar<br />

den Vorsitz der Ortsallianz wahrgenommen (u.a. in Darmstadt, Bremen, Hersfeld, Mannheim,<br />

Elmshorn).<br />

6


• <strong>Die</strong> 50 Gemeinden des Christlichen Gemeinschaftsverbandes Mülheim/R. sind bis auf Osnabrück<br />

ebenfalls Mitglieder der örtlichen Evang. Allianz.<br />

• <strong>Die</strong> Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hat sowohl die Pfingstgemeinden (BFP) als auch<br />

den Christlichen Gemeinschaftsverband Mülheim (CGV) als offizielle Mitglieder in die Vereinigung<br />

aufgenommen.<br />

• Auf regionaler Ebene, z.B. in Württemberg und in Berlin, gibt es regelmäßige Treffen evangelikaler<br />

und charismatischer Leiter. Dabei geht es um Kontaktpflege, geistliche Einmütigkeit sowie um gemeinsame<br />

Aktivität.<br />

• Auf überregionalen Kongressen, wie dem Nürnberger Gemeindekongress 95, Christival 96 in<br />

Dresden und dem Willow Creek-Kongress in Hamburg 96, wird das Miteinander bereits praktiziert.<br />

So sah man in Nürnberg die Stände evangelikaler und charismatischer Verlage sowie Missionswerke<br />

„einträchtig“ nebeneinander. In Dresden stehen pfingstliche Referenten mit auf dem Kongressprogramm<br />

und für Hamburg hat die Leitung der Pfingstkirchen ihre Gemeinden offiziell ermutigt,<br />

sich zu beteiligen.<br />

• Bei den Pro-Christ-Evangelisationen hat es an manchen Orten eine ungetrübte Zusammenarbeit<br />

mit pfingstlich-charismatischen Gemeinden und Kreisen gegeben.<br />

All dies macht deutlich, daß man sich nach Jahrzehnten trauriger Lager-Distanz wieder zueinander<br />

bewegt. Der „Zug“ zum neuen, versöhnten Miteinander scheint an Fahrt zu gewinnen. Vielleicht geht<br />

es bereits um die Frage, ob man noch rechtzeitig „zusteigen“ will. „Wer zu spät kommt, den bestraft<br />

das Leben“, hat Michael Gorbatschow einmal - fast prophetisch - den DDR-Funktionären gesagt. Und<br />

so etwas könnte durchaus auch Pfingstlern und Evangelikalen passieren. Wer sich zu lange sperrt,<br />

der bleibt stehen, dem fährt der geistliche Aufbruch und Neubeginn wahrscheinlich davon.<br />

Weshalb dennoch die <strong>Initiative</strong> BE?<br />

Bei soviel vorhandener Gemeinsamkeit fragt man sich, ob eine Versöhnungsinitiative noch erforderlich<br />

ist. Daß sie trotzdem unverzichtbar ist, zeigen u.a. folgende Gründe:<br />

• Der „Versöhnungszug“ fährt zwar, er wird aber vom „<strong>Die</strong>nstpersonal“ noch zu viel gebremst. An<br />

manchen „Bahnhöfen“ liest man noch die verwitterten Warnschilder: „Zusteigen verboten!“ Hier<br />

sollte die „Bahndirektion“ benutzerfreundliche Maßnahmen treffen: nämlich neue Direktiven für ihr<br />

Personal mit dem Arbeitskonzept: „Einsteigen bitte!“<br />

• <strong>Die</strong> Versöhnungsbewegung hat sich bislang viel stärker an der Basis als auf Leitungsebene konkretisiert.<br />

Während Gottes Volk ungeachtet der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> zusammenrückt, wird Pfingstlern<br />

und Mülheimern die offizielle Allianzfähigkeit bislang verweigert. Als Bedingung wird gefordert, daß<br />

man sich von der Weltpfingstbewegung konkret distanziert, da diese - laut BE-Urteil - „nicht von<br />

oben, sondern von unten“ ist. Daran scheiterten bisher alle Bemühungen auf Leitungsebene, den<br />

Bruderzwist zu beenden.<br />

• Entsprechend dem Öffentlichkeitscharakter der BE ist eine klare, öffentliche Abkehr von ihrem<br />

Fehlurteil „von unten“ unbedingt nötig. Das läßt sich durch den Versöhnungstrend an der Basis<br />

nicht überspringen. In der Allianz- und der Gnadauer Leitung müssen für einen Neubeginn - so<br />

man ihn will - klare Signale erfolgen. Das würde den Prozeß der Aussöhnung zwischen Gott und<br />

Menschen enorm beschleunigen und legitimieren. Andernfalls werden die Aussöhnungsschritte vor<br />

Ort gebremst und geschehen der Leitung gegenüber gleichsam „mit schlechtem Gewissen“.<br />

• <strong>Die</strong> offizielle Bereinigung der Vergangenheit ist erforderlich um des gemeinsamen missionarischen<br />

Zeugnisses willen. Wie können wir vollmächtig zur „Versöhnung mit Gott“ einladen, wenn wir sie<br />

untereinander nicht realisieren.<br />

• <strong>Die</strong> Aussöhnung durch Buße vor Gott und dem Bruder ist auch erforderlich um der Zukunft der<br />

ehemals erweckten Gemeinden und Kreise willen. Es scheint die Schicksalsfrage der Allianzbewegung<br />

hierzulande zu sein, ob wir dem Geiste Gottes gestatten, uns dabei zu helfen, den lähmenden<br />

Bruderzwist zu beenden.<br />

An dieser Stelle möchte und muß die <strong>Initiative</strong> BE zu konkretem Umdenken appellieren. Fürst Albrecht<br />

zu Castell-Castell, der inzwischen die <strong>Initiative</strong> als Berater unterstützt, formuliert ihr Grundanliegen<br />

treffend in seinem Zusagebrief: „Es ist meine Überzeugung, daß Kirchen und Christen, die in dieser<br />

Weise unversöhnt miteinander leben und zum Teil gegeneinander arbeiten, im Ungehorsam gegen<br />

das Gebot der Liebe handeln. Hier muß Schuld bekannt und vergeben werden.“<br />

Leserbrief zur idea-Nachricht „Was Christen unterscheidet“ in idea-Spektrum 17/96, der am 12. Juni<br />

96 unter der Überschrift Vertrauen zu Pfingstlern gekürzt veröffentlicht worden ist:<br />

Keine Berührungsängste in weltweiter Evangelischer Allianz<br />

7


„Daß der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Rektor Rolf Hille, in London zum neuen<br />

Vorsitzenden der Theologischen Kommission der weltweiten Evangelischen Allianz gewählt worden<br />

ist, zeugt von großem Vertrauen. <strong>Die</strong>ser Vorsitz bedeutet immerhin die theologische Kompetenz für<br />

über 100 Millionen Evangelikale in 110 Staaten der Welt. Darüber freuen wir deutschen Evangelikalen<br />

uns von Herzen und - gratulieren der Vertrauensperson.<br />

Erfreuliches ist auch zwischen den Zeilen des idea-Berichtes zu lesen: Rolf Hille löst den „pfingstkirchlichen<br />

Theologen Prof. Peter Kuzmic (Osiek)“ ab, der dieses Amt zehn Jahre lang innehatte. Das bestätigt<br />

uns Deutschen, daß es auf Weltebene in den Leitungsgremien der Evangelischen Allianz seit<br />

langem keine Berührungsängste zur Weltpfingstbewegung mehr gibt.<br />

Ein Pfingstler als jahrelanger Chef-Theologe der weltweiten Evangelischen Allianz (!), das sind völlig<br />

neue Töne für manche deutsch-pietistischen Ohren. Wer geschichtsbewußt lebt, der weiß, daß wir<br />

uns hierzulande mit einer zentnerschweren Altlast, nämlich der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>, abschleppen müssen.<br />

Verständlich, daß die Evangelikalen der 109 übrigen Staaten es leichter hatten, ein ungetrübtes<br />

Vertrauensverhältnis zu der inzwischen immerhin ca. 464 Millionen zählenden Weltpfingstbewegung<br />

zu finden. Hier dagegen konnte die 1909 sanktionierte antipfingstliche Haltung einen Konsens mit der<br />

Weltpfingstbewegung bislang „erfolgreich“ verhindern. Immerhin hat ein Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes,<br />

Direktor Hermann Haarbeck, seine „Ablehnung der Weltpfingstbewegung“<br />

noch 1965 in einer Stellungnahme des Verbandes eindeutig artikuliert.<br />

<strong>Die</strong>ses „Erbe der Väter“ wurde - zumindest offiziell - von der Deutschen Evangelischen Allianz bislang<br />

stillschweigend akzeptiert. So haben Vertreter der Pfingst- und der Mülheimer Bewegung u.a. im Vorstand<br />

der Deutschen Ev.Allianz noch keinen Platz finden können. Es scheint, als wenn wir Deutschen<br />

zumindest an diesem Punkt mit der weltweiten Entwicklung noch nicht „Tritt gefaßt“ hätten. Aber die<br />

Signale stehen auf „grün“.<br />

Offener Ermutigungsbrief an den Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz,<br />

der im Mai 1996 an alle Mitglieder des Hauptvorstandes der DEA verschickt worden ist.<br />

„Sehr geehrte Damen und Herren des Vorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz, liebe<br />

Schwestern und Brüder!<br />

Wie Ihnen bekannt ist, besteht seit der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> von 1909 ein geistlich lähmender Bruderzwist<br />

unter den erwecklich geprägten Christen in unserem Land. Als Initiativ- und Beraterkreis der<br />

<strong>Initiative</strong> BE (<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>) sehen wir uns veranlaßt, Sie zu konkreten Schritten zu ermutigen,<br />

diese notvolle Ära des jahrzehntelangen Neben- und Gegeneinanders im evangelikalen Raum zu<br />

beenden.<br />

Wir haben dankbar zur Kenntnis genommen, daß es in den letzten Jahren Annäherungsgespräche<br />

zwischen Ihnen und Vertretern des Bundes Freier Pfingstgemeinden (BFP) mit dem Ziel einer gemeinsamen<br />

Verlautbarung gibt. Verständlicherweise wurde dieses Vorhaben durch die leidige, inzwischen<br />

verebbte Toronto-Diskussion erheblich gestört. Da in Ihrem Bemühen jedoch Entscheidendes<br />

für die Gemeinde Jesu auf dem Spiel steht, möchten wir Sie ermutigen, sich bei den begonnenen<br />

Versöhnungsschritten nicht beirren zu lassen. Wir meinen vielmehr, daß es an der Zeit ist, unter die<br />

Jahrzehnte des Verdächtigens, Distanzierens und Dämonisierens einen klaren Schlußstrich zu ziehen.<br />

Gott erwartet und verheißt:<br />

„... Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, daß sie beten und mein Angesicht<br />

suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre<br />

Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2 Chron 7,14).<br />

Genau dafür, so sind wir überzeugt, ist für beide Seiten die Zeit jetzt gekommen. Wir glauben, daß<br />

Sie, liebe Schwestern und Brüder im Allianzvorstand, durch ein beherztes, offenes Votum zu einem<br />

Neubeginn sehr viel beitragen können. Wir meinen, daß Sie als amtierende Verantwortungsträger der<br />

Gemeinde Jesu diese Starthilfe für ein neues Miteinander sogar schuldig sind. Nach unserer Sicht<br />

sollten in Ihrer gemeinsamen Verlautbarung, falls sie die Wende ermöglichen soll, unbedingt folgende<br />

drei Punkte enthalten sein:<br />

1. Beide Seiten sollten eingestehen, daß sie in der Vergangenheit Schuld gegenüber Gott auf sich<br />

geladen haben und daß im Umgang miteinander Fehler gemacht worden sind. Es sollte deutlich<br />

werden, daß man dies bedauert und Gott und einander um Vergebung bittet. Das würde zur Vergangenheitsbewältigung<br />

beitragen - auch wenn man persönlich nur im Sinne einer „Erbschuld“ davon<br />

betroffen ist.<br />

2. <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> muß als geschichtliches Dokument stehenbleiben und als solches respektiert<br />

werden. Man sollte sie weder aktualisieren noch zu korrigieren versuchen. Aber Sie sollten<br />

unbedingt dazu Stellung nehmen. Sie sollten erklären, daß Sie die BE in der heutigen veränderten<br />

8


Situation in einigen ihrer Aussagen so nicht mehr als verbindlich ansehen können. Damit würden<br />

Sie pauschale Be- und Verurteilungszwänge beseitigen und die örtlichen Allianzvorstände in die<br />

eigenverantwortliche Regelung ihrer jeweiligen Ortsgegebenheiten entlassen.<br />

3. Sie sollten sich von dem pauschalen und weitgehend übernommenen BE-Urteil, die Pfingstbewegung<br />

sei generell „nicht von oben, sondern von unten“, klar distanzieren und diese Behauptung als<br />

von der geschichtlichen Entwicklung nicht bestätigt bekennen.<br />

Das würde die gegenseitige Ablehnung versöhnend überbrücken und das gegenseitige Annehmen<br />

in der Liebe Jesu bei allen Unterschieden erleichtern.<br />

Natürlich würde das nicht bedeuten, daß Sie damit alle Fehler, die in diesem Konsens - etwa auch<br />

in jüngster Zeit - gemacht worden sind, gutheißen. Wo es nötig ist, wird weiterhin gerade von Ihnen<br />

ein offenes Wort gesagt werden müssen. Wir empfehlen Ihnen, den Entwurf eines Buß- und Versöhnungsbekenntnisses<br />

in unserer Publikation: Ihre Stimme zur <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>, zur Kenntnis<br />

zu nehmen. Falls nicht vorhanden, senden wir Ihnen diese gerne zu (beigefügte Bestellkarte).<br />

In Jesu Liebe grüßen Sie Ihre Brüder des Trägerkreises * der <strong>Initiative</strong> BE<br />

Prof. Dr. theol. Norbert Baumert, Pastor Fritz Börner (A), Pastor Reiner Dauner, Fürst Albrecht zu<br />

Castell-Castell, Prof. Dr. Lorenz Hein, Prof. Dr. Heiko Hörnicke, Evangelist Herbert Masuch, Direktor<br />

Richard Krüger, Pastor Kurt Scherer, Pfr. Urs Schmid (CH), Evangelist Friedhold Vogel<br />

* Zum Trägerkreis der <strong>Initiative</strong> BE gehören über 100 evangelikale Verantwortungsträger aus Landesund<br />

Freikirchen, Gemeinschaften und Missionswerken<br />

Der Text des Ermutigungsbriefes sollte als Anzeige in idea-spektrum veröffentlicht werden. Daraufhin<br />

erhielt die <strong>Initiative</strong> BE die Nachricht, daß die Veröffentlichung der Anzeige aus Vorsichtsgründen<br />

zurückgestellt worden ist.<br />

Aus dem Antwortbrief an den Vorsitzenden des idea e.V.<br />

„...Wir wissen uns im Blick auf das Mühen um die Einheit der Gemeinde Jesu mit Euch eng verbunden.<br />

Jetzt seid Ihr an der Reihe, Euch in den weltweiten Beziehungskonsens zur Pfingstbewegung<br />

eindeutig hineinzustellen. Wir können nicht auf der Ebene der weltweiten Allianz und der Lausanner<br />

Bewegung die Pfingstgeschwister „umarmen“ und sie daheim gleichsam im Ghetto belassen. Ihr wißt<br />

sehr wohl, wieviel trennende Vorbehalte in der Vergangenheit - nicht zuletzt auf Grund der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Erklärung</strong> - unter uns aufgebaut worden sind. Wir bitten Euch daher, liebe Brüder, jetzt Eure Herzen<br />

sprechen zu lassen. Darum möchten wir Euch ermutigen, bei der geplanten „Gemeinsamen <strong>Erklärung</strong>“<br />

die für unsere deutsche Situation unerläßliche Vergangenheitsbewältigung unbedingt einzubeziehen.<br />

Damit ließe sich der längst fällige Neuanfang endlich ratifizieren.<br />

Vielleicht werden einige Vorstandsmitglieder solche konkreten Schritte (noch) nicht mitgehen können.<br />

Ihnen werden mutige Voten jedoch helfen, auch umzudenken; denn „wer zu spät kommt, den bestraft<br />

das Leben“. <strong>Die</strong>ser geschichtsträchtige Ausspruch Gorbatschows gilt gewiß auch für das geistliche<br />

Leben...“<br />

Aus dem Ermutigungsbrief an die leitenden Brüder des Bundes Freier Pfingstgemeinden (BFP), Juni<br />

1996<br />

Betrifft: Vergangenheitsbewältigung im Blick auf das Verhältnis zur DEA<br />

Kontaktgespräch zwischen Vertretern des BFP und der DEA am 18. Juni<br />

1996:<br />

„...Inzwischen bahnt sich auf der Basisebene - trotz Toronto - eine verstärkte Annäherung an. Auf<br />

Leitungsebene könnte das Kontaktgespräch am 18. Juni den Durchbruch zu einem bereinigten und<br />

versöhnten Neuanfang der Beziehungen bringen. Gottes Stunde dafür scheint gekommen zu sein.<br />

Auf Leitungsebene geht der Gesprächstrend dahin, die Möglichkeiten des Miteinanders zu erweitern<br />

und zu artikulieren. <strong>Die</strong> notvolle Vergangenheit anzusprechen und durch ein Bußbekenntnis vor Gott<br />

und Menschen zu bereinigen, erscheint jedoch nicht relevant. An dieser Stelle haben die inzwischen<br />

über 100 Vertreter der <strong>Initiative</strong> BE mahnend ihre Stimme erhoben: Ohne bereinigte Vergangenheit<br />

durch Buße und Vergebungszuspruch, ohne Distanzierung von den jahrzehntelangen pauschalen Beund<br />

Verurteilungen, ja z.T. auch Verteufelungen, läßt sich kein Neues beginnen. Jeder Seelsorger<br />

weiß, daß Schuld - etwa in der Ehe - vor der Vergebung und Wiederannahme artikuliert werden muß.<br />

Ein Neuanfang - so man ihn will - braucht die richtige Basis. Er muß ferner ganzheitlich sein. Altlasten<br />

zu verdrängen und Vorbehalte zu reduzieren, aber doch noch im Blickfeld zu lassen, hieße zu „flirten“,<br />

ohne eine verbindliche Beziehung ernsthaft zu wollen.<br />

Auf diesen Punkt zielt unser <strong>Initiative</strong>-Ermutigungsbrief an die DEA und auch an Euch als Kontaktbzw.Verhandlungspartner<br />

des BFP. Als neutraler Bruderkreis von über 100 Verantwortungsträgern<br />

aus unterschiedlichsten evangelikalen Gruppierungen möchten wir Euch das Wort Jesu zurufen: „Seid<br />

9


getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27). Jesus ist mit Euch! Er gab sich selber ganz für die<br />

ganze Gemeinde. Er liebt seine ganze Gemeinde. Er will sie neu mit Einheit, Frieden und Liebe beschenken.<br />

In Ihm ist sie eins.<br />

Darum arbeitet im Kontaktgespräch am 18. Juni auf ganze Ergebnisse hin. Begnügt Euch nicht mit<br />

„Almosen“. Bringt die Vergangenheitsbewältigung durch Buße und Vergebung zur Sprache. Erinnert<br />

daran, daß der Bannstrahl der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>, „nicht von oben, sondern von unten“, ein für allemal<br />

weggetan werden muß...Wir möchten Euch versichern, daß wir hinter Euch stehen und für Euch beten!...“<br />

Antwortbrief des Vorsitzenden der DEA an den Trägerkreis der <strong>Initiative</strong> BE<br />

„...vielen Dank für Ihren Brief vom 3. Juni und den beigelegten „Ermutigungsbrief“. Wie Sie in den<br />

nächsten Tagen aus der Presse entnehmen können, haben wir als Hauptvorstand der Deutschen<br />

Evangelischen Allianz mit dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden eine gemeinsame <strong>Erklärung</strong><br />

abgegeben. Durch diese dürfte - so auch die Meinung der Brüder aus den Pfingstgemeinden - die<br />

ganze Thematik mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> zu einem großen Teil überwunden sein. Wir haben damit<br />

einen Anfang gesetzt und sollten die Brüder von 1909 mit ihrer Gewissensentscheidung stehenlassen.<br />

Jeder steht und fällt seinem Herrn. Hier handelt es sich um ein historisches Dokument, das wir auf<br />

beiden Seiten (Allianz und Pfingstgemeinden) als solches respektieren...“<br />

Aus dem Begleitbrief zur Stellungnahme an den erweiterten Initiativkreis BE am 17.7. 96<br />

„...Der Durchbruch ist geschehen! Preis sei dem Herrn! Dadurch ergibt sich für unsere <strong>Initiative</strong> eine<br />

neue Situation. Im Prinzip sehe ich unseren Auftrag als erfüllt an. Der Herr hat gehandelt. Unsere<br />

gemeinsame <strong>Initiative</strong> ist nicht vergeblich gewesen!<br />

Eigentlich könnten wir jetzt abtreten oder aber das bisherige „BE“ in „Beständige Eintracht“ verwandeln.<br />

Das würde bedeuten, daß wir die Entwicklung bzw. die Umsetzung der Kasseler <strong>Erklärung</strong> weiterhin<br />

beratend begleiten, um uns - falls nötig - wieder zu Wort zu melden...<br />

Wenn wir am Danken bleiben, dann bleibt Gott am Segnen!’“<br />

3. Zeitschriften/Dokumente aus der Offensivphase<br />

Aus dem Interview der Zeitschrift dran (Oktober 1995) unter der Überschrift:<br />

Wendepunkt im Bruderzwist?<br />

„...DRAN: Gemeinsame Buße ist ein Teil Ihrer <strong>Initiative</strong>. Wofür bitten Sie um Vergebung?<br />

ANTWORT: Es ist gut, daß Sie nach meiner persönlichen Buße fragen. Pauschale Bußbekenntnisse<br />

sind - wie auch pauschale Voten - nur begrenzt effektiv. Ich glaube nicht, daß man stellvertretend -<br />

etwa für die Väter - Buße tun kann. Jeder wird, laut Paulus, persönlich vor seinem Herrn Rechenschaft<br />

ablegen müssen. Darum hat auch das von uns formulierte Bußbekenntnis mehr symbolischen Wert.<br />

Ich selber kann sagen, daß ich weder meine charismatisch noch die pietistisch geprägten Geschwister,<br />

zu denen ich mich zähle, je gekränkt oder verurteilt hätte. Beide Gruppen schätze und liebe ich als<br />

Schwestern und Brüder im Herrn. Aber Gott gegenüber habe ich wohl Ursache, Buße zu tun. Und<br />

zwar habe ich mich im Evangelisationsdienst, der vorwiegend auf Allianzebene geschah, nicht eindeutig<br />

genug zu meinen Pfingstgeschwistern bekannt. Ich wollte nicht die Sympathie der leitenden Brüder<br />

verlieren und bei ihnen als Pfingstler oder schwärmerisch gelten. Damit stand nämlich meine berufliche<br />

Existenz auf dem Spiel. Darum habe ich oftmals lieber geschwiegen - zu lange geschwiegen. Das<br />

aber ist Grund genug, Buße zu tun und um Vergebung zu bitten...<br />

DRAN: Was ist der Zielpunkt der <strong>Initiative</strong>? Eine revidierte <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>?<br />

ANTWORT: <strong>Die</strong>ses Frage ist sehr wichtig. Denn letztlich geht es uns nicht nur darum, geschichtlichen<br />

Schutt abzuräumen und Brücken zueinander zu schlagen. <strong>Die</strong>s fraglos auch. Aber wir hoffen und beten,<br />

daß dadurch beide Seiten neuen Zugang zur zweitwichtigsten Botschaft der Bibel erhalten. <strong>Die</strong><br />

wichtigste ist und bleibt: Christus starb für uns am Kreuz. Genauso unentbehrlich aber ist es, Christus<br />

durch den Glauben als in uns wohnend, siegend und wirkend zu wissen. Und gerade diese Schlüsselbotschaft<br />

etwa von Galater 2,19.20 ist durch das „Kriegsgeschrei“ um die BE im deutschen Sprachraum<br />

fast verlorengegangen.<br />

Der theologische Schwerpunkt unserer <strong>Initiative</strong> liegt nicht bei 1. Korinther 12-14, der Gabenfrage,<br />

sondern bei Römer 6-8, der Heiligungsfrage. Wenn wir wieder begreifen, was es heißt, „mit Christus<br />

für die Sünde gestorben“, aber auch „mit ihm auferstanden“ zu sein (Röm 6,11; Kol 3,1-3), dann werden<br />

wir unseren missionarischen Auftrag wieder freudig und gemeinsam ausrichten können. Daher<br />

sind wir auch an der Diskussion um die sogenannten Toronto-Phänomene nur sekundär interessiert...“<br />

10


Aus einem idea-Bericht über die <strong>Initiative</strong> BE in idea spektrum, Ausgabe 39/95<br />

„Ist die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> überholt?<br />

Neue <strong>Initiative</strong> will Aussöhnung zwischen Pietisten und Pfingstlern fördern:<br />

<strong>Die</strong> Aussöhnung zwischen pietistischen und charismatisch-pfingstkirchlichen Kreisen innerhalb der<br />

evangelikalen Bewegung will eine Gruppe von Theologen und Verantwortungsträgern vorantreiben.<br />

Sie haben eine <strong>Initiative</strong> „<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“ gegründet, um „notvolle Altlasten“ zu beseitigen und den<br />

„lähmenden Bruderzwist“ zu beenden. Mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> hatten 1909 Vertreter aus dem Bereich<br />

der Evangelischen Allianz vor der Pfingstbewegung gewarnt, weil diese dämonisch befrachtet<br />

sei. <strong>Die</strong>ses Votum könne für die heutige Gemeinde Jesu nicht mehr generell gültig sein, da es „teilweise<br />

geschichtlich überholt“ sei, heißt es in einer Mitteilung der <strong>Initiative</strong>...<br />

Pfingstbewegung ist nicht „von unten“<br />

...So habe sich die Aussage „<strong>Die</strong> Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“ nicht bestätigt.<br />

Sie gehöre heute nachprüfbar zu den am schnellsten wachsenden Kirchen. <strong>Die</strong> Pfingstgemeinden<br />

außerhalb Europas seien inzwischen durchweg in der Evangelischen Allianz integriert... Zu der Publikation<br />

gehört ein „Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen“. Darin heißt es im Blick auf Charismatiker<br />

und die ihnen theologisch nahestehenden Pfingstler: „Wir bekennen, daß es Schuld war, der<br />

Entfremdung durch einseitige Lehrakzente und überhebliches Denken Nahrung gegeben zu haben.<br />

Es war lieblos, daß wir uns aufgrund besonderer Erkenntnisse, Gaben und Erfahrungen geistlicher<br />

und gesegneter vorkamen als andere Christen.“ Für die Pietisten heißt es: „Wir bekennen, daß unsere<br />

Väter sich in der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> aus Mangel an Durchblick zu einseitig, zu radikal und unwiderruflich<br />

ihren Geschwistern gegenüber verschlossen haben... Es war lieblos, eine geschichtsbedingte<br />

Maßnahme jahrzehntelang zum Teil Pauschal und generell aufrechtzuerhalten...“<br />

<strong>Die</strong> Zeitschrift TOPIC kommentierte in Nr. 9, September 95, u.a.:<br />

„<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“ erneut im Mittelpunkt des Interesses<br />

„...In einem Schreiben der <strong>Initiative</strong> BE an Verantwortungsträger in den christlichen Gemeinden heißt<br />

es: Es hilft nicht weiter, die historische <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> zu befürworten oder total zu verwerfen. Da<br />

einige ihrer Aussagen... geschichtlich überholt sind, ist eine objektive Stellungnahme zu diesem Dokument<br />

nötig geworden. <strong>Die</strong> veränderte Situation erfordert ein persönliches Votum kompetenter Leiter<br />

aller evangelikalen Christen, die sich hier persönlich verantwortlich fühlen. Im Wesentlichen einig, in<br />

Nebenfragen weitherzig, könnte eine gemeinsam getragene Verlautbarung blockierende „Altlast“ beseitigen.<br />

Eine gemeinsame Stimme würde „die Beziehungen getrennter Brüder entlasten, ein effektiveres<br />

Zeugnis in der Welt ermöglichen und eine neue Basis für biblische Heiligung schaffen.“...<br />

11


C. Publikationen der <strong>Initiative</strong> BE<br />

Aus der Hauptschrift der <strong>Initiative</strong> BE:<br />

Ihre Stimme zur <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong><br />

(eine Volk-Gottes-Umfrage)<br />

I. Information - II. Bußbekenntnis - III. Stellungnahme<br />

Liebe Schwestern, liebe Brüder im breiten Spektrum der Gemeinde Jesu Christi!<br />

Wie Sie wissen, sind sich Pietisten/Evangelikale und Charismatiker/Pfingstler auf Leitungsebene in<br />

den letzten Jahren erfreulich nähergekommen. Ungeklärt blieb jedoch die Frage, inwieweit die <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Erklärung</strong> (BE) heute noch als verbindlich akzeptiert werden kann. Bislang war es üblich, das historische<br />

Dokument entweder generell zu verwerfen oder pauschal zu bejahen. Beides erscheint nach 90<br />

Jahren BE weder sachlich richtig noch hilfreich zu sein....<br />

<strong>Die</strong> <strong>Initiative</strong> BE will es den Christen unterschiedlicher Prägung ermöglichen, ihre persönliche Einstellung<br />

zur BE zu finden und zu bekennen. Das könnte notvolle Altlasten beseitigen und lähmenden Bruderzwist<br />

endgültig beenden. Darum ist die <strong>Initiative</strong> BE ein dringender Appell an alle, sich mit den<br />

Fakten vertraut zu machen und die Chance zum Neubeginn miteinander zu nützen (gemäß Phil 2,1-<br />

4)...<br />

Für den Initiativkreis:<br />

Pastor Reiner Dauner, Pfarrer Otfried Hainebach, Prof.Dr.Heiko Hörnicke, Direktor Richard Krüger,<br />

Prediger/Evangelist Herbert Masuch, Pastor Kurt Scherer, Pastor/Evangelist Friedhold Vogel<br />

Für den Beraterkreis:<br />

Pfr. Friedrich Aschoff, Prof. theol. Norbert Baumert, Ingenieur Berthold Becker, Publizist Gerhard Bially,<br />

Pastor Bernd Bierbaum, Pfr. H.Bittner, Seminardirektor Dr.<strong>Die</strong>ter Bodenstein (A), Pastor Fritz Börner<br />

(A), Pfr. Herb Brasher, Pastor Manfred Bräning, Prediger/Inspektor Klaus Brandt, Diakon Peter<br />

Butschek (A), Geschäftsmann Hubert Dalemans, Pastor J.K.van Dam (A), Pastor Heinrich Engelhardt,<br />

Pastor Franz Esau, Pastor Bernd Ewert, Evangelist Erwin Fillacher (A), Pastor Günter Geier, Pastor<br />

Werner Gunia, Dr. Christoph Häselbarth, Missionsleiter Georg Frenzel, Pfr.Peter Gleiß, Pfr. Christian<br />

Günther, Pastor Kurt Hartwig, Pfarrer Hans-Joachim Heil, Prof.Dr. Lorenz Hein, Pastor Ludwig Heinemeyer,<br />

Verleger Gerhard Heinzelmann, Pastor Gerhard Heinzmann, Pfarrassistent Frank Hinkelmann<br />

(A), Pfr. Klaus Hoffmann, Pastor Manfred Hüncke, Pastor Matthias Hühnerbein, Pastor Kurt<br />

Kerber, Pastor W.S.Keller, Pfr. Detlef Kellmereit, Pastor Hajo Klösel, Pastor Lothar Kraus, Pfr. Günter<br />

Kreusel, Pastor Anton Kurti, Sieghard Kurz, Pastor A.Lange (A), Pastor Paul Liedtke, Pastor Peter<br />

Luiz (A), Pastor Heino Masemann, Journalist Heinz Matthias, Pfr. Ingo Maxeiner, Lektor Eckhard Maier,<br />

Evangelist Werner Morgenstern, Pastor Wolfgang Neumeister, Pastor O. Ohre, Referentin Maria<br />

Prean (A), Sekretär Gerhard Proß, Sekretär Franz Rathmaier (A), Sekretär Detlef Richter, Dr. med.<br />

Peter Riechert, Pastor Heinrich Christian Rust, Pastor Klaus Schiemann, Pastor Dr. Erich Schindler<br />

(A), Pfr. Bernd Schmidt, Pastor Johannes Schmidt, Pastor Manfred Schmidt, Pastorin Ursula Schmidt,<br />

Journalist H.P.Steinmüller, Pastor <strong>Die</strong>thelm Strauch, Pastor J.Sohn, Pastor Markus Taubert, Pastor<br />

H.Vollkommer, Pastor <strong>Die</strong>ter Weigel, Fritz Weigle, Pastor Peter Wenz, Prediger Fritz Wilkening, Pastor<br />

Klaus Winter (A), Religionslehrer Rüdiger B.Wolff, Evangelist Peter Wössner, Schriftenmissionar<br />

Hermann Wüchner...“. (Stand 18. Sept. 95)<br />

----------<br />

I.Grundsätzliche Informationen zur BE 1<br />

1. Über Hintergrund und Ursachen der BE 2<br />

Welche Ausgangssituation hatte die BE?<br />

Um die Jahrhundertwende hatte Gott Jahrzehnte des Segens geschenkt. Geistliche Aufbrüche, missionarische<br />

<strong>Initiative</strong>n, diakonische Werke, aufblühende Gemeinden und Gemeinschaften waren<br />

die Folge. <strong>Die</strong> Heiligungsbewegung 3 vertiefte Jesusliebe und Heiligungsstreben. Man war stark motiviert<br />

für neue, helfende Segnungen 4 .<br />

12


Wodurch kam es zur BE?<br />

In der Leiterschaft eskalierten Differenzen über Heiligungsfragen 5 und körperliche Phänomene.<br />

Hauptstreitpunkt wurden die Kasseler Ereignisse 6 , deren bedenkliche Begleiterscheinungen stark<br />

irritierten. Es gab überrumpelte Christen, überforderte Leiter, impulsive Gegenmaßnahmen und am<br />

15.9.1909 eine krasse Scheidung in zwei Lager durch die BE.<br />

Wer waren die Verfasser der BE?<br />

<strong>Die</strong> Hauptinitiative ist vom damaligen Präses der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung, Pastor Walter<br />

Michaelis ausgegangen. Durch Gespräche und Schriftverkehr mit vorwiegend gleichgesinnten<br />

Verantwortungsträgern innerhalb der Ev.Allianz ergab sich ein Kreis von 56 Unterzeichnern der BE.<br />

Sie handelten dabei nicht als offizielle Vertreter ihrer Werke, Verbände, Kirchen oder Gemeinden,<br />

repräsentierten diese jedoch. Nicht unterzeichnet hat eine kleinere Gruppe der sogenannten Neutralen.<br />

2. Über Würdigung, Ziele und Schwerpunkte der BE<br />

Welche Absichten verfolgten die Verfasser der BE?<br />

<strong>Die</strong> Motive für die BE waren primär seelsorgerlich helfender Art. <strong>Die</strong> unterzeichnenden Brüder<br />

waren überzeugt, verantwortungsbewußt zu handeln. Es ging ihnen vor allem um:<br />

• Bewahrung der erweckten Christen vor fremdem Geist, vor Irrlehren und -praktiken,<br />

• Überwindung erkennbarer Fehlentwicklungen,<br />

• Erhaltung des vorhandenen geistlichen Lebens.<br />

Welche inhaltlichen Schwerpunkte hatte die BE? 7<br />

Das Dokument enthält im Wesentlichen Stellungnahmen und Abgrenzungen<br />

• zu beunruhigenden Phänomenen,<br />

• zu unnüchtern überzogener Heiligungslehre,<br />

• zu umstrittenen Leitern, Kreisen und Beziehungen.<br />

<strong>Die</strong> Christen werden gewarnt und angewiesen, Konsequenzen zu ziehen.<br />

Welche Schwachpunkte hat die BE 8<br />

Aus heutiger Sicht finden sich in der BE:<br />

• einseitig negative Darstellung pfingstlicher Praxis und Lehre,<br />

• pauschale Beurteilung übernatürlicher Phänomene,<br />

• grundsätzliche Verurteilung der Gesamtbewegung durch Konzentration auf negative Aspekte,<br />

• zu radikale Problemlösung durch generelle Kontaktverweigerung gegenüber andersdenkenden<br />

Christen 9 .<br />

3. Über Auswirkungen und geschichtliche Korrekturen der BE<br />

Wie wirkte sich die BE im deutschsprachigen Volk Gottes aus? 10<br />

Sie führte zu notvoller Entfremdung und Entzweiung, liebloser Verkennung und Mißdeutung, lähmender<br />

Blockbildung, zum Verlust geistlicher Dynamik und zum Stellungskrieg um eigene Positionen.<br />

Es kam zu Solidarisierungszwängen und bequemer Gefolgschaftsmentalität 11 . Durch übernommene<br />

Pauschalbekenntnisse zur BE wurde ihre Gültigkeit über Generationen aufrechterhalten.<br />

Auf Leitungsebene gab es wiederholt Kontakte und ernstgemeinte Verständigungsversuche, so 1981<br />

in der damaligen DDR und 1994 zwischen Vertretern der Ev.Allianz und der Pfingstbewegung.<br />

Welche Einsichten ergeben sich auf Grund der geschichtlichen Gesamtentwicklung für die BE?<br />

• <strong>Die</strong> Pfingstbewegung erfuhr - abweichend vom BE-Urteil - keine einheitlich schwärmerische,<br />

sondern eine differenzierte Entwicklung.<br />

• Leitende Pfingstler waren korrekturwillig und verließen Extrempositionen in Lehre und Praxis 12 .<br />

• Weltweit hat sich die Pfingstbewegung im allgemeinen als „von oben“ erwiesen. Sie gehört heute<br />

nachprüfbar zu den am schnellsten wachsenden Kirchen, in der viele Menschen zum<br />

13


Glauben an Jesus Christus kommen. Auch sind die Pfingstgemeinden teilweise im europäischen und<br />

weitgehend im außereuropäischen Raum inzwischen in der Evangelischen Allianz integriert.<br />

Welche neue Sicht ergibt sich aus diesen geschichtlichen Fakten?<br />

• Pauschale Beurteilungen helfen nicht, sondern führen zu Solidarisierungszwängen.<br />

• Generelle Verurteilungen blockieren geistliches Leben, verhindern helfende Korrektur und entzweien<br />

den Leib Jesu Christi.<br />

• Unbedachte Urteilsübernahme verhindert individuelle Meinungsbildung und führt in eine passive<br />

Gefolgschaftsmentalität 13 .<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> - Anlaß zur Buße !? (Eine Stellungnahme der <strong>Initiative</strong> BE)<br />

Das Hauptanliegen der <strong>Initiative</strong> BE ist der Aufruf zur Versöhnung durch Buße. Das Bußbekenntnis<br />

versöhnungswilliger Christen in ihrer Publikation zielt auf Sinnesänderung der Christen in verschiedenen<br />

Lagern ab. Das wirft unbequeme Fragen auf:<br />

- Hat die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> nur eine zeitbedingte Bedeutung oder wirkt sie sich bis heute aus? - Soll<br />

das Dokument, an dem sich Generationen von Christen orientiert haben, nicht nur teilweise überholt,<br />

sondern in einigen Aussagen unrichtig gewesen sein? - Hat man sich beim unkritischen Festhalten am<br />

Urteil der Väter etwa getäuscht? - Wurde durch die radikale Trennung von Gliedern des Leibes Christi<br />

das Gebot der Liebe verletzt? - Ist man dadurch vor Gott und Menschen schuldig geworden?<br />

<strong>Die</strong> Brüder der <strong>Initiative</strong> BE sehen sich als Mitbetroffene an. Sie haben diese Fragen zunächst sich<br />

selbst und dann erst ihren Brüdern und Schwestern gestellt. Sie glauben, daß es für die evangelikale<br />

Zukunft in Europa entscheidend wichtig ist, ob diese Fragen ernstgenommen oder aber ignoriert werden.<br />

<strong>Die</strong> ersten Reaktionen auf den Bußruf der <strong>Initiative</strong> BE fielen größtenteils positiv aus. Nahezu 100<br />

Verantwortungsträger in der Gemeinde Christi haben sich als <strong>Initiative</strong>-Berater mit dem Anliegen der<br />

Buße inzwischen identifiziert (Stand Ende Oktober 95). Viele Christen unterschiedlicher Prägung bejahten<br />

bereits das Bußbekenntnis von ganzem Herzen. Allerdings fällt auf, daß sich Pietisten schwerer<br />

tun, umzudenken und dies zu bekennen. Warum sie zögern, ja eine Buße z.T. ablehnen, wurde überwiegend<br />

mit folgenden Argumenten begründet (Zitate aus Briefen):<br />

„Geschichte ist in unserer Zeit tragischerweise nicht mehr gefragt... So gesehen könnte man doch am<br />

besten alles auf sich beruhen lassen.“ „Wir müssen... eigene Antworten auf die uns heute gestellten<br />

Fragen finden...So bin ich dafür, die BE als das zu belassen, was sie ist - ein historisches Dokument.“<br />

Nicht wenige fragen sich, ob es „etwas bringt“, und ob es daher sinnvoll oder gar nötig sei, auf Grund<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> an Buße zu denken. So betonte u.a. der Gnadauer Präses, Christoph Morgner,<br />

gegenüber Idea: „Das vorgeschlagene Schuldbekenntnis könne sich der Gnadauer Verband nicht zu<br />

eigen machen“ (idea Spektrum 39/95, Seite 7).<br />

Bei dieser Einstellung werden biblisch-geschichtliche Grundprinzipien entweder übersehen oder aber<br />

ignoriert. Leider ist es Tatsache, daß auch Christen sich mehr am Tagesgeschehen orientieren als<br />

weitgespannt, also geschichtlich zu denken. Es tut daher not, Gottes Grundsätze im geschichtlichen<br />

Handeln neu zu bedenken.<br />

Einig sind glücklicherweise Befürworter und Gegner der BE darin, daß allein Gottes Wort verbindlicher<br />

Maßstab für geschichtliche Vorgänge ist. Darum sei an Hand einer biblischen Studie aufgezeigt, warum<br />

in bezug auf die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> Buße notwendig ist. Ein klassisches Beispiel dafür, daß<br />

Schuld bei Gott nicht verjährt, bietet uns Davids stellvertretende Buße für Verfehlungen seines Vorgängers,<br />

des Königs Saul. Sieben Einsichten aus 2. Samuel 21, 1-14 sollen verdeutlichen, weshalb<br />

Gott Buße für geschichtliche Schuld auch heute erwartet:<br />

1. Geschichtliche Schuld - Anlaß zur Strafe (V.1a)<br />

<strong>Die</strong> dreijährige Hungersnot in Israel verdeutlicht, daß ungesühnte Schuld nicht verjährt. Zweifellos<br />

hatte Gott die Zeit der Dürre über sein Volk verhängt. Er hatte die falsche Maßnahme des Königs Saul<br />

nicht vergessen. Eine Zeitlang sah er darüber hinweg. Doch konnte der „Heilige Israels“ die Schuld<br />

des höchsten Verantwortungsträgers, König Saul, nicht ungestraft lassen. Um sein Volk segnen zu<br />

können, mußte die geschichtliche Schuld erkannt, bekannt und bereinigt werden. Deshalb versagte er<br />

Israel den nötigen Regen. Wir stellen fest, daß Gottes Strafe sich aufs ganze Volk, also kollektiv, auswirkt,<br />

obwohl nur der Leiter des Volkes dafür verantwortlich ist. Ferner macht der Sachverhalt deutlich,<br />

daß unbereinigte Schuld sich generationsübergreifend auswirkt. David war in diesem Punkt unschuldig.<br />

Er verkörperte eine neue Leitergeneration. Dennoch hatten er und das ganze Volk unter der Dürre<br />

zu leiden.<br />

14


Korrekte Bibelauslegung und -anwendung führt zu dem Schluß, daß Gottes strafend-erzieherische<br />

Maßnahmen auch für sein Volk im Neuen Bund gelten. Dabei wäre primär an eine geistliche Dürre zu<br />

denken. <strong>Die</strong>se ist - wenn wir ehrlich sind - zunehmend spürbar geworden. Erleben wir doch, daß geistliche<br />

Aufbrüche stagnieren und viele erweckliche Kreise überaltern und kleiner werden.<br />

2. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Fragen (V.1b)<br />

David setzt sich über die Symptome einer gestörten Gottesbeziehung nicht achtlos hinweg. Er ahnt,<br />

daß eine verborgene Ursache für die anhaltende Dürre vorliegen muß. Hatte er doch selbst erlebt,<br />

daß Gott heilig ist, daß er Missetaten vergibt, aber „nicht ungestraft“ läßt (2 Mo 14,18). <strong>Die</strong> anhaltende<br />

Hungersnot wurde dem Beherrscher Israels zum Anlaß, nach den tieferen Gründen dafür zu fragen.<br />

David „suchte das Angesicht des Herrn“ im Gebet. <strong>Die</strong> bedrückende Situation im Volke Gottes konnte<br />

nicht zufällig sein. Ähnlich wie Josua im Falle Achans war David bereit, sich die verborgene Ursache<br />

von Gott zeigen zu lassen. Auch dort hatte wegen der Schuld eines einzelnen Gottes ganzes Volk<br />

leiden müssen. <strong>Die</strong>ses aufrichtige Stehen und Fragen vor Gott war Davids erster Schritt in die Buße.<br />

Zweifellos ist seine Haltung beispielhaft. Angesichts der geistlichen Dürre eines jahrzehntelangen<br />

Bruderzwistes ist das Fragen nach geschichtlicher Schuld unumgänglich.<br />

3. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum ernst nehmen (V.1c.2b)<br />

Gewiß hat David Gott zunächst gefragt: Herr, bin ich’s? Es überrascht ihn, daß Gott in diesem Falle<br />

über die Schuld seines Vorgängers mit ihm spricht. Als offizieller Leiter des Volkes Gottes ist er also<br />

auch für geschichtliche Vorfälle zuständig. Gott deckt ihm den Sachverhalt auf: Mit Saul hatte sich<br />

ganz Israel an den Gibeonitern verschuldet. Er hatte angeordnet, die übriggebliebenen Amoriter trotz<br />

ihres Gastrechtes aus Israel zu verbannen.<br />

Seine Begründung war: Sie gehören nicht zum Volk Gottes. Das klang überzeugend. Doch Gott sah<br />

die Situation anders. Für ihn war Josuas Eid, sie zu verschonen, nicht verjährt, sondern verbindlich.<br />

Saul hatte zwar in frommem, aber fleischlichem Eifer gehandelt, als er die Gibeoniter aus Israels Mitte<br />

verbannte. Er befahl eine „Säuberungsaktion“, und seine Untertanen führten sie aus.<br />

Schlußfolgerung dieser Einsicht:<br />

Wenn es schon schuldhaft war, Fremde widerrechtlich aus Gottes Volk zu verbannen, wie viel schwerer<br />

wiegt dann die radikale Scheidung von Brüdern und Schwestern! Wenn in der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong><br />

pauschal propagiert wird: „<strong>Die</strong> Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“, dann erklärt<br />

man einen Teil der Gemeinde Christi als zu Satan gehörig. Mit Satanskindern aber ist jegliche Gemeinschaft<br />

unmöglich. Daher schien es damals nötig zu sein, sich konsequent von allen Pfingstlern zu<br />

scheiden. Weil aber die Pfingstbewegung inzwischen weltweit von Gott bestätigt und auch in der<br />

Ev.Allianz etabliert ist, bedeutet der Bannstrahl von 1909 eine geschichtliche Schuld.<br />

4. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Handeln (V. 2.3)<br />

David ist sofort bereit, konkrete Schritte zu tun. Damit identifiziert er sich mit der geschichtlichen<br />

Schuld. Obwohl Sauls Fehlentscheidung der Vergangenheit angehört, weiß er sich und Gottes Volk<br />

jetzt davon betroffen. Er weiß auch, daß er als Hauptverantwortlicher verpflichtet ist, hier versöhnend<br />

zu handeln. Da durch Sauls Fehlentscheidung eine Menschengruppe geschädigt worden ist, ist es<br />

seine Aufgabe, die Betroffenen zu rehabilitieren. Der Vernichtungsbefehl Sauls mußte aufgehoben<br />

und der normale Zustand der Achtung und Duldung hergestellt werden. Gewiß fiel es dem unschuldigen<br />

König nicht leicht, die übriggebliebenen Gibeoniter stellvertretend um Verzeihung zu bitten. Doch<br />

war er augenblicklich dazu bereit.<br />

Es bietet sich geradezu an, diese Einsicht auf die aktuelle Situation anzuwenden: Damit käme den<br />

heutigen Führungspersonen die Aufgabe zu, den Bann der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> zu lösen. Sie mögen<br />

sich unschuldig fühlen. Aber in ihrer Amtsfunktion sind sie kompetent und verpflichtet, trennende, geschichtliche<br />

Schuld aus dem Wege zu räumen.<br />

5. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Bußbekenntnis (V. 2-4)<br />

Durch Sauls Edikt waren die Gibeoniter vor den Israeliten entehrt und gedemütigt worden. Sie gerieten<br />

in den Ruf, unerwünscht, minderwertig, ja für Gottes Volk gefährlich zu sein. Sie hatten damit leben<br />

müssen, daß man sie links liegen ließ, ihnen Anerkennung verweigerte und helfende Kontakte<br />

verwehrte. Das hatte ihr Wertbewußtsein erheblich getrübt. David durchbricht diesen Bann. Er läßt die<br />

Gibeoniter rufen und... redet mit ihnen. <strong>Die</strong> Brücke zueinander wird wiederhergestellt. Ihre tragfähigen<br />

Pfeiler sind Anerkennung, Achtung, Vertrauen. David begegnet den Gibeonitern nicht als der überlegene,<br />

schuldlose Israelit. „Was soll ich für euch tun?“ fragt er.<br />

In seiner Kontaktaufnahme liegt ein Bekenntnis von Schuld und Bereitschaft zur Buße. Hier werden<br />

weder Fehler aufgerechnet noch wird um Rechtsstandpunkte und Bedingungen für ein Miteinander<br />

gefeilscht. David bekennt, daß sein Volk von der Vergebung der Geschädigten abhängig ist. Er bittet<br />

sie, das Erbteil des Herrn doch zu segnen (V.3). Welch eine Weite des Herzens, welch eine Demut<br />

15


und Aufrichtigkeit! Es erübrigt sich, den Vorbildcharakter dieser Bußgesinnung für unsere aktuelle<br />

Situation zu formulieren.<br />

6. Geschichtliche Schuld - Anlaß zur Sühne (V. 4-6)<br />

<strong>Die</strong> geschädigten Gibeoniter überspielen den geschichtlichen Schuldfaktor nicht. Sie nehmen Davids<br />

Buß- und Versöhnungsangebot ernst, erwarten jedoch, daß die erwünschte Sühne bzw. Aussöhnung<br />

Öffentlichkeitscharakter erhält und dadurch konkret wird. Das Bußbekenntnis: Wir sind an euch schuldig<br />

geworden; bitte vergebt uns! mußte durch ein Sühneopfer wirksam und glaubwürdig werden. Und<br />

David ist bereit, den Preis zu bezahlen. Er möchte nichts beschönigen, entschuldigen oder vertuschen.<br />

Angewandt auf die Schuldfrage im Konsens der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> bedeutet dies: Es ist nötig, die<br />

Fehlentscheidung der Väter - bei aller Ehrerbietung - öffentlich als Schuld zu bekennen. Dadurch geben<br />

wir der Wahrheit die Ehre. Zugleich erhalten die Geschädigten die nötige Genugtuung in der Öffentlichkeit.<br />

7. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Hoffen (V. 14b)<br />

Unser Beispieltext verdeutlicht, daß geschichtliche Schuld beseitigt und Gräben überbrückt werden<br />

können. Nachdem beide Seiten die nötigen Schritte getan hatten, entstand eine neue, entspannte und<br />

bereinigte Situation. Es heißt in Vers 14: „Danach wurde Gott dem Land wieder gnädig.“ Das bedeutet<br />

nicht, daß die Betroffenen diesen Neuanfang durch ihr Tun herbeigeführt hätten. Gott hatte den Anfang<br />

gemacht und ihnen eine Chance gegeben. Sie haben lediglich ihre Chance erkannt und - im Vertrauen<br />

auf Gottes Gnade genutzt. Sie sind aufeinander zugegangen und haben sich mit Gott und miteinander<br />

aussöhnen lassen.<br />

Angewandt auf die Situation versöhnungswilliger Christen darf vergleichsweise gesagt werden,<br />

daß sie es erheblich einfacher haben. Damals mußten Menschen aus ihrer Mitte sterben.<br />

Das braucht die neutestamentliche Gemeinde Jesu bei einem Versöhnungsakt nicht. Am Kreuz<br />

hat Jesus sein Leben für die Schuld aller Pietisten und Pfingstler bereits hingegeben. Sie sind<br />

durch das Blut Jesu Christi mit Gott versöhnt. Ihre Schuld ist gesühnt. Und deshalb ist es ihnen<br />

möglich, geschichtliche Schuld anzuerkennen, um Verzeihung zu bitten, einander zu vergeben,<br />

anzunehmen, zu achten und als Brüder und Schwestern zu lieben.<br />

Wenn wir bereit sind, das zu tun, was Gott von uns erwartet - und was wir tun können, dann<br />

wird er das tun, was wir erwarten und nicht tun können: Gott wird die Fenster des Himmels<br />

öffnen, Erweckungen schenken und seinem Volk neue Zeugniskraft geben.<br />

Buße-Impulse nach erfahrener Wende<br />

Folgende Buße-Impulse der <strong>Initiative</strong> BE wurden seit der Kasseler Wende an evangelikale Leitungspersonen<br />

bzw. Gremien BE übermittelt. Und zwar in Bezug auf die im Konsens der BE erfolgten<br />

Pauschalverurteilungen, Dramatisierungen und Ausgrenzungen, sowie auf die daraufhin verkannte<br />

und verdrängte Heiligungsbotschaft: Christus in uns als Sieger über Sünde und Welt:<br />

Buße-Impuls 1<br />

Buß-Aufruf an alle evangelikalen Verantwortungsträger und Christen:<br />

2 Chron 7,14<br />

(1998 als ganzseitige Anzeige für idea verfasst, aber nicht übernommen)<br />

Einstieg:<br />

Liebe Brüder und Schwestern! Inzwischen liegt die als „Jahrhundertereignis“ gerühmte Kasseler<br />

<strong>Erklärung</strong> mehr als zwei Jahre zurück. Pietisten und Pfingstler fanden zueinander. Im Hintergrund war<br />

die <strong>Initiative</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> (BE) dabei beteiligt. Über 100 charismatisch und pietistisch geprägte<br />

Leiter wurden für die Versöhnung der „getrennten Brüder“ aktiv. Durch Gebet, Presseartikel, Ermutigungsbriefe<br />

und eine Unterschriftenaktion haben sie das Bemühen leitender Allianz- und Pfingstvertreter<br />

um „Wiedervereinigung“ bei den Kasseler Gesprächen (1996) unterstützt. Heute stellt sich die<br />

Frage, wie weit diese Basis inzwischen genutzt worden ist. Ebenso muß gefragt werden, ob das neue<br />

Miteinander geistlichen Tiefgang besitzt….<br />

Link zur ganzen Anzeige<br />

16


Buße-Impuls 2<br />

Aufruf zu einem Dank- und Bekenntnisakt beim Jesusmarsch 1999 in Berlin, der nicht erfolgte:<br />

…Den Leitungskreis ermutigen wir:<br />

♦ Plant bitte im Programmablauf auf dem Platz vor dem “Roten Rathaus” noch einen feierlichen<br />

Dank- und Bekenntnisakt ein! Laßt uns für die geschenkte “Wiedervereinigung” der fast ein<br />

Jahrhundert gespaltenen Christenschar Gott von Herzen öffentlich danken (Vorschlag: Dankgebet<br />

in Bienenkorbgruppen).<br />

♦ Laßt uns aber auch von Herzen Gott und einander unsere und unser Väter Fehler und Sünden<br />

bekennen.<br />

♦ Laßt uns Gott und einander um Vergebung bitten und seinen, aber auch den gegenseitigen Vergebungszuspruch<br />

empfangen.<br />

Link zum ganzen Aufruf-Brief<br />

Buße-Impuls 3<br />

Konferenz-<strong>Initiative</strong> „100 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>“<br />

Aufruf zu einer Dank- und Bekenntnis-Konferenz<br />

An die Verantwortungsträger/Leiter evangelikaler Kirchen, Verbände und Werke<br />

Liebe Brüder und Schwestern,<br />

am 15. September 2009 werden die deutschsprachigen Evangelikalen auf 100 Jahre Geschichte mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> zurückblicken. Sie hat die von der damaligen Heiligungsbewegung erweckten<br />

Christen in zwei kontroverse Lager getrennt und war von Anfang an stark umstritten. Seit der Kasseler<br />

<strong>Erklärung</strong> 1996 hat ein teilweise noch zaghaftes aufeinander Zugehen stattgefunden. <strong>Die</strong> <strong>Initiative</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> (BE) war beim Zustandekommen dieses „Jahrhundert-Ereignisses“ durch Motivations-Impulse<br />

beteiligt. Darin hatten sich über hundert evangelikale Verantwortungsträger aus Landesund<br />

Freikirchen, Gemeinschaften und Missionswerken einmütig für eine „Wiedervereinigung“ der getrennten<br />

Brüder ausgesprochen. 1<br />

Gleich nach der Kasseler <strong>Erklärung</strong> (August 1996) hat der Trägerkreis der <strong>Initiative</strong> BE in einer Stellungnahme<br />

den nun offiziell vereinigten Christen einen Vorschlag gemacht. Er rief dazu auf, eine<br />

„Versöhnungskonferenz“ vorzubereiten. <strong>Die</strong> Begründung lautete wörtlich:…<br />

Link zum ganzen Aufruf-Brief<br />

Buße-Impuls 4<br />

Bußaufruf zur Vertrauens-Bekundung des Leitungskreises des Gnadauer- und des Mühlheimer<br />

Gemeinschaftsverbandes im Herbst 2008 anlässlich des Gedenkjahres 2009, 100 Jahren <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Erklärung</strong><br />

Betrifft: Anno 209, Gedenkjahr der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong><br />

Lieber Eckhard, lieber Theo,<br />

Ihr leitet den Arbeitskreis bzw. Ausschuss, der eine Stellungsnahme zum Neuanfang zwischen<br />

Gnadau und Mülheim in biblisch-theologischer Übereinstimmung erarbeiten soll. Darüber<br />

freue ich mich. Von Jürgen Werth erfuhr ich in Bad Blankenburg, dass man in der Allianzleitung<br />

insgesamt Gutes davon erwartet und im Blick auf das Gedenkdatum 2009 zur BE<br />

nichts weiter zu unternehmen gedenkt. Von daher wird Eure Stellungnahme einen bedeutenden<br />

Stellenwert haben.<br />

17


Wie ich schon im Gespräch mit Dir, lieber Theo, erwähnte, solltet Ihr dabei die Schattenseite<br />

eines Jahrhunderts notvoller Trennung ehrlich ansprechen – was ja in der Kasseler <strong>Erklärung</strong><br />

kaum erwähnt worden ist. Als Leiter der <strong>Initiative</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> (1994/95) hatte ich<br />

schon dem Leitungskreis des letzten Jesusmarsches in Berlin ans Herz gelegt, neben einem<br />

öffentlichen Dank für die neue gottgeschenkte Gemeinsamkeit auch ein Bußbekenntnis im<br />

Blick auf die Entzweiungsnöte von fast 100 Jahren ins Programm aufzunehmen.<br />

Was man damals noch nicht sah oder wollte, könnte doch nun, liebe Brüder, in der anstehenden<br />

Verlautbarung offen und klar nachgeholt werden. Geistlich gesehen wäre das m. E.<br />

hilfreicher als die sicher auch wichtige Angleichung theologischer oder anderer Differenzen.<br />

Aber vielleicht seid ihr mir schon voraus und habt dieses Bußanliegen schon in Eurem Arbeitskonzept<br />

integriert. Dann möchte ich mich herzlich für diese verspätete „Ermutigung“<br />

dazu entschuldigen.<br />

Ich habe manchmal schon gedacht: Eigentlich müssten wir Evangelikalen uns schämen. In<br />

den letzten Jahren haben Regierungen, Parteien und sogar der Vatikan schuldhafte Vorgänge<br />

in der Geschichte öffentlich beim Namen genannt und dafür um Verzeihung gebeten.<br />

Und bei uns hörte man wiederholt: Für Fehlentscheidungen der Väter, etwa die pauschale<br />

Verdammung der Pfingstgemeinde in der BE als „von unten“, seien wir heutigen Leiter weder<br />

verantwortlich noch zuständig. Vielleicht ist das ja auch eine schwierige Sache. Aber ich frage<br />

Euch: was würde es uns schaden – außer vielleicht unserem Stolz -, wenn wir uns offiziell<br />

unter die geschehenen Lieblosigkeiten, Verdächtigungen, Ausgrenzungen u.v.m. beugen<br />

würden?? Ich denke, alle könnten und würden davon geistlich und praktisch profitieren.<br />

Da ich unsicher bin, ob Ihr unser erstes Anschreiben von der Intitiative BE (1995) schon persönlich<br />

kennt, lege ich Euch hier informationshalber je ein Exemplar dazu. Ihr werdet sehen,<br />

dass die damals Unterzeichnenden (zuletzt mehr als 100 Leiter) diesen Buße-Akzent von<br />

Anfang an im Auge hatten (Blattmitte).<br />

Wer mein Anschreiben an den damaligen Leitungskreis des Jesusmarsches in Berlin auch<br />

einsehen möchte, melde sich bitte. Ebenfalls könnte ich Euch die Gesamtdokumentation der<br />

<strong>Initiative</strong> BE per E-Mail-Datei zusenden.<br />

Seid brüderlich und herzlich gegrüßt von Eurem<br />

Herbert Masuch<br />

Konflikt-Klärungs-Impuls 5<br />

Scheeßel, den 15.1.2009<br />

Anfrage wegen einer 3teiligen TV-Gesprächsrunde im ERF-TV zum Thema: Ein ü-<br />

berwundener Jahrhundertkonflikt aus Anlass von: 100 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong>, 2009<br />

Lieber Verantwortliche im ERF!<br />

Mit dieser Anfrage möchte ich an das Hauptanliegen der <strong>Initiative</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> anknüpfen,<br />

in der vor ca. 14 Jahren mehr als 100 christliche Leiter das Zustandekommen der<br />

„Kasseler <strong>Erklärung</strong>“ aktiv unterstützt haben. Sie alle – und viele mehr - würden sich freuen,<br />

wenn der notvolle, aber Gott sei Dank überwundene „Jahrhundertkonflikt“ nun geschichtlich<br />

und theologisch überdacht werden könnte. In einer Gesprächsrunde mit kompetenten Autoren<br />

ließen sich Hintergründe und Ursachen der Konfliktära ansprechen, aus einem gewissen<br />

Abstand kommentieren sowie Impulse zu vertiefter Einsicht und zu Konsequenzen vermitteln.<br />

Der geschichtliche Anlass des „Jubiläums“, aber auch die nach Kassel’94 erfolgte positive<br />

Entwicklung im Eins-Werden dürften dazu ermutigen, uns den Vergangenheitsfakten brüderlich-offen<br />

zu stellen. Eine liebevoll-tolerante Achtung unterschiedlicher Standpunkte bei den<br />

18


Gesprächspartnern könnte den Eindruck der gottgeschenkten Einheit in Christus trotz anstehender<br />

Fragen vertiefen.<br />

Als potentieller Kenner der geschichtlichen Zusammenhänge habe ich mir erlaubt, schon mal<br />

einen Entwurf der thematischen und personellen „Füllung“ der angedachten TV-<br />

Gesprächsrunden zu erstellen und beizufügen. Das dürfte Dir/Euch die sicher schwierige<br />

Entscheidungsfindung erleichtern. Meines Erachtens bist Du, lieber Jürgen, als ERF-Direktor<br />

und zugleich Allianzvorsitzender dafür die richtige Ansprechperson.<br />

Aus gleichem Grund und auch um Zeit zu gewinnen habe ich diese Anfrage mit einer Voranfrage<br />

an die von mir als kompetent empfundenen Forum-Partner verbunden. Mit allen gab es<br />

im thematischen Konsens bereits Kontakte. Sie erhalten eine Kopie dieses Schreibens, auf<br />

Wunsch auch eine Info-Datei über die Vorgänge um die Kasseler <strong>Erklärung</strong> aus Sicht der<br />

<strong>Initiative</strong> BE.<br />

In Erwartung einer mutigen und frohen Arbeitsgemeinschaft bei dieser heiklen aber wichtigen<br />

Thematik bin ich mit herzlichen brüderlichen Grüßen<br />

Dein/Euer Bruder im Herrn Herbert Masuch<br />

-------------------------<br />

Reaktionen auf die <strong>Initiative</strong> BE (Auszug aus der Dokumentation)<br />

Aus der Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Initiative</strong> BE ergaben sich viele schriftliche und mündliche Reaktionen.<br />

Vertreter von Volks- und Freikirchen, Gemeinschaften, Missionswerken und unabhängigen Gemeinden<br />

bzw. Gruppen meldeten sich zu Wort. <strong>Die</strong> zumeist engagierten Beiträge zeigten, wie stark<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> die Gemüter vor allem leitender Personen bewegt. Es gab befürwortende und<br />

ablehnende, aber auch neutrale Reaktionen. Besonders eindrucksvoll sind Briefe, die die notvolle<br />

Spaltung unter Christen zeugnishaft dokumentieren. Ihnen soll bei der auszugsweisen Briefdokumentation<br />

die Priorität gehören:<br />

1. Zeugnishafte Briefreaktionen betroffener Christen<br />

Ein betroffener Pfarrer und Missionar:<br />

„...Ich bin gerade von einem evangelistischen Einsatz in Sibirien zurückgekommen und fliege morgen<br />

mit meiner Frau nach Israel. Aber dennoch möchte ich diese <strong>Initiative</strong> unterstützen... <strong>Die</strong> Pfingstbewegung<br />

ist meine geistliche Heimat... Schon früh gab mir der Herr den <strong>Die</strong>nst, geistliche Lieder zu dichten<br />

und zu komponieren. Mein Lied: ‘Jugend für Christus’ war jahrelang das Mottolied der JfC-<br />

Bewegung... und wurde in ‘Jesu Name’ vom Hänssler-Verlag veröffentlicht. In allen Kirchen und Gemeinschaften<br />

wurden Lieder von mir gesungen, obwohl ich aus der Pfingstbewegung, die nach der BE<br />

‘von unten’ ist, komme und bis heute dazugehöre. Das war mein Beitrag zur Einheit des Leibes Jesu<br />

als Teenager. Später diente ich in einer evangelikalen Freikirche in Chile als Pastor. In dieser wurde<br />

ich von Christen, die von der BE infiziert waren, verleumdet... und antipfingstlichem Terror ausgesetzt...<br />

Ich möchte zusammenfassend sagen: Ich wurde nicht wegen pfingstlicher oder menschlicher<br />

Verfehlungen angefeindet, sondern einfach, weil ich aus der Pfingstbewegung kam... Als ich nach<br />

sechs Jahren ‘gefeuert’ wurde, ...diente ich weitere sechs Jahre als Pfarrer in einer unabhängigen<br />

lutherischen Kirche... in bestem Einvernehmen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß die BE für<br />

viel Streit, Zwist, Uneinigkeit und Segensverlust verantwortlich war. Auf Grund der BE wurde mir quasi<br />

das Recht abgesprochen, ein Kind Gottes zu sein...“<br />

Ein freikirchlicher Pastor:<br />

„...Ich schätze Euren Mut, das ‘heiße Eisen’ der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> anzupacken... Ich bekenne, daß ich<br />

sehr vorsichtig sein muß. <strong>Die</strong> Mehrheit der Verantwortlichen... ist anticharismatisch eingestellt. Und ich<br />

möchte nicht schon wieder in die Schußlinie geraten. Wegen meiner positiven Einstellung... und gelegentlicher<br />

Äußerungen bin ich durch viele böse Briefe, persönliche Angriffe und Diffamierungen arg<br />

‘gedeckelt’ worden. Ich könnte ein Buch schreiben...“<br />

19


Ein einundneunzigjähriger evangelischer Pastor:<br />

„...Seit Jahren bemühe ich mich um den Brückenbau zwischen Pfingstlern und Pietisten. Nach Johannes<br />

17,23 müssen wir an ihm arbeiten. Darum freue ich mich über... die <strong>Initiative</strong> BE. <strong>Die</strong> Pfingstbewegung<br />

habe ich schon Anfang der 30er Jahre in Ostfriesland kennengelernt. Es waren nur positive<br />

Eindrücke. 1932 erlebte ich in Firrel schon in meinem ersten Amtsjahr eine Erweckung, die bis heute<br />

anhält. 1937 hielt ich in O. einen Bibelkurs, zu dem ich 12 junge Männer aus meiner Gemeinde mitnehmen<br />

konnte. Sie wohnten bei einem Pfingstler und kamen alle 12 zum lebendigen Glauben. Ein<br />

Laienprediger der Pfingstbewegung hat in meiner Gemeinde evangelisiert und im Kriege, als ich Soldat<br />

wurde, mich mit vertreten.<br />

Meine letzte Gemeinde war in Großalmerode... In ihr geschahen ähnliche Phänomene wie damals in<br />

Kassel. <strong>Die</strong>se vergingen, aber der Geist der Erweckung blieb... Sodann halte ich einen Satz, der von<br />

Augustin stammen soll, für sehr wichtig: Im Wesentlichen Einheit - im Zweifelhaften Freiheit - über<br />

allem die Liebe“.<br />

Ein „Fragender“ aus der evangelischen Kirche:<br />

„...bisher sträubte ich mich ganz entschieden gegen die pfingstlerisch-charismatische Bewegung, da<br />

mir dies von erfahrenen Glaubensgeschwistern vermittelt wurde. Nachdem ich jedoch durch meine<br />

Ehefrau berufsbedingt Pfingstler kennenlernen durfte, kann ich diese Abwehrhaltung nicht mehr nachvollziehen.<br />

Da ich auch mit anderen aus unserer ev.-luth.Kirchengemeinde und dem Gemeinschaftsverband<br />

darüber sprechen mußte, um Klarheit zu bekommen,... wurde mir geraten, mich von charismatischen<br />

und pfingstlerischen Personen fernzuhalten.<br />

Es blieb mir nur meine Bibel. Beim Lesen derselben erhielt ich die Erkenntnis, daß nicht alles aus der<br />

charismatischen oder pfingstlerischen Bewegung schlecht sein kann. Daraufhin besorgte ich mir Literatur<br />

zum Thema... u.a. die Dokumentation von idea. Nach der Teilnahme am Marsch für Jesus in<br />

Berlin 1994 war ich von der charismatischen Bewegung sehr angetan... Für Ihre <strong>Initiative</strong> bin ich sehr<br />

dankbar. Ich wünsche..., daß Gott verhärtete Herzen auftut und Mauern sprengt, damit wir uns als<br />

Christen gemeinsam zu Gottes Ehre betätigen können... Leider halten wir uns zu sehr bei Nebensächlichkeiten<br />

auf und verlieren dabei das Ziel aus den Augen...“<br />

Ein betroffener charismatischer Christ:<br />

„...Ich habe Brüder aus dem pfingstkirchlichen Spektrum kennengelernt, die eine Zusammenarbeit vor<br />

Ort sehr angestrebt haben. Aber wenn man einfach als Sekte abgestempelt wird, ist das kaum möglich.<br />

Wir müssen akzeptieren, daß Verletzungen geschehen sind und noch geschehen. <strong>Die</strong> dürfen<br />

nicht unter den Teppich gekehrt werden. Sie müssen ausgesprochen und bekannt werden. Jesus hat<br />

intensiv um das Einssein gebetet... Es wird ein Prozeß werden, wie wir ihn bei der deutschen Wiedervereinigung<br />

durchmachen müssen... Dabei wird es bei einer verfaßten <strong>Erklärung</strong> nicht bleiben können.<br />

Aber anfangen müssen wir, und ich denke: bald! Als zugehörig zum charismatischen Spektrum habe<br />

ich mich durch „idea“ oft fast beleidigt gefühlt... halte es aber weiter. Das heißt für mich aber auch,<br />

Spannungen aushalten und... ein Stück ‘zwischen den Stühlen’ zu sitzen.“<br />

Ein leitender Pastor in Augsburg:<br />

„...Gott hat mich gelehrt, 1. Korinther 12,3 sorgfältig zu buchstabieren: „Niemand kann zu Jesus Herr<br />

sagen ohne den Heiligen Geist.“ Herr nicht im Sinne eines auswendig gelernten Glaubensbekenntnisses,<br />

sondern des ganz persönlichen Bekenntnisses: Jesus, Du bist mein Herr! Dir gehöre ich mit Leib<br />

und Leben! Solche Bekenner habe ich sowohl in der evangelischen und katholischen wie in der<br />

pfingstlichen Kirche kennengelernt. Männer und Frauen, die mir hochprozentig Glauben vorgelebt<br />

haben, die ich mir zum Vorbild in der Hingabe und Heiligung nehmen konnte.<br />

Daher habe ich in den letzten Jahrzehnten stark darunter gelitten, daß wir unsere pfingstlichen Brüder<br />

aus den Aktionen der Evangelischen Allianz ausgegrenzt haben. Es wurde zwar oft beteuert: „Wir<br />

haben nichts gegen sie, aber wir wollen nicht miteinander beten.“ Hier müssen wir Buße tun und Gott<br />

um Vergebung bitten für die Mauern, die wir aufgerichtet haben. Wenn die Liebe das größte Gebot<br />

Gottes ist, dann haben wir hundertfach gegen die Bruderliebe verstoßen.<br />

Ich freue mich über jede <strong>Initiative</strong>, die gestartet wird, solche Mauern niederzureißen und Gräben zuzuschütten.<br />

Daran will ich selbst gerne mitarbeiten...“<br />

Ein betroffener Gemeindeleiter:<br />

„...Als ich 1982 meine Arztpraxis in Westfalen aufgegeben und in S... eine neue Landpraxis aufgebaut<br />

hatte, übernahm ich den Hauskreis von einem pensionierten Pastor der ev. Landeskirche. Da aus<br />

dieser Arbeit sich nach einiger Zeit vier Hauskreise entwickelt hatten und wir uns einmal monatlich<br />

versammeln wollten, erlaubte uns der zuständige Kirchengemeinderat... in der ev. Kirche Lobpreisgottesdienste<br />

abzuhalten. Da der Gottesdienstbesuch zunahm... begann man sich intensiver mit der Lehre<br />

der charismatischen Bewegung auseinanderzusetzen. In mehreren Gesprächen wurde deutlich,<br />

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daß die evangelikalen Brüder unsere „Theologie“ als nicht schriftgemäß betrachteten. Obwohl wir<br />

versuchten, diesen Geschwistern gegenüber Liebe und Verständnis zu zeigen, verließen sie nicht<br />

ihren harten Kurs und verwiesen auf die BE, so daß wir die Kirche gar nicht mehr benutzen durften.<br />

Nach intensivem Gebet habe ich mich dann dazu entschlossen, die ev. Kirche zu verlassen. Wir gründeten<br />

anschließend die ev. Freikirche..., die jetzt aus neun Hauskreisen besteht und im Wachsen<br />

begriffen ist...“<br />

Ein betroffener Christ:<br />

„...Ich bin zwar kein Charismatiker und wurde als Christ sehr durch den Marburger Kreis und Arthur<br />

Richter geprägt. So hätte ich vor etwa zwanzig Jahren noch die BE wörtlich übernommen und 1909<br />

sicher mit unterschrieben. Nach der Begegnung mit charismatischen Gruppen habe ich zunehmend<br />

„mein Herz dafür entdeckt“...<br />

Ein pfingstkirchlicher Pastor:<br />

„...bis 1992 als Pastor des Bundes Ev.-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR (jetzt im BFP) habe ich<br />

oft unter der vorhandenen Spannung zwischen Pfingstlern und anderen Evangelikalen gelitten. Deshalb<br />

begrüße ich die <strong>Initiative</strong> BE, weil sie... in der Bewertung der BE endlich zu einer pragmatischen<br />

Stellungnahme einlädt... obwohl natürlich pragmatisch zustande gekommene Resultate in einer bekenntnisorientierten<br />

Theologie einen schweren Stand haben werden... <strong>Die</strong> BE hat in beiden Lagern<br />

fast Bekenntnischarakter und wird im Extremfall für Ablehnung dieser oder jener Art herangezogen.<br />

Deshalb begrüße ich Ihre Bemühungen, die BE als geschichtliches Dokument zu erfassen... doch<br />

auch herauszuarbeiten, daß in beiden Gruppen bereits Veränderungen geschehen sind. <strong>Die</strong>s zu erreichen<br />

wünsche ich von Herzen und möchte Ihnen versichern, daß wir als Gemeinde dafür beten...“<br />

Eine Christin der Gemeinschaftsbewegung:<br />

„...Schon über vier Jahrzehnte leide ich unter diesem Zwiespalt der Kinder Gottes und versuchte „Brückenbauer“<br />

zu sein. In einem gläubigen Elternhause aufgewachsen, bekam ich Hunger nach dem<br />

ganzen Wort Gottes. Durch besondere Führung kam ich nach dem Krieg mit einer Pfingstgemeinde in<br />

der Schweiz in Kontakt und ließ mich taufen. Doch ich hütete dies und blieb in meiner alten Gemeinde.<br />

Erst als hier eine „Gemeinde Gottes“ entstand, ging ich auch dorthin und gab hier und da Zeugnis<br />

von meinem Erleben. Aber damit bekam ich Gegenwind, Warnungen etc... Der Herr allein weiß um all<br />

die Kämpfe, die Nöte und vielen Tränen!... Möge der Herr Jesus noch vielen die Augen öffnen, wahre<br />

Buße schenken und die Einheit im Geist Jesu wirken...“<br />

Ein „ganz aus der Welt“ bekehrter Christ:<br />

„...Nach unserer Bekehrung auf einem Unternehmerseminar fanden wir Gemeinschaft bei den Geschäftsleuten<br />

des vollen Evangeliums, da es in unserer Stadt (Tirol) keine Gemeinde gab, die unsere<br />

Umkehr verstand. Einige Monate später wurden wir Teil eines evangelikalen Hauskreises. <strong>Die</strong>se Begriffe<br />

wie evangelikal oder charismatisch sagten uns damals noch nichts. Wir spürten nur eine wachsende<br />

Spannung zwischen unseren Geschwistern auf der einen bzw. auf der anderen Seite. Wir wurden<br />

in eine sehr schmerzvolle Zerreißprobe geführt, die zu einer noch schmerzvolleren Trennung<br />

führte. So saßen wir im Herbst 89 zu zweit vor unserem Overhead und feierten Gottesdienst. Das<br />

winzige, woran wir uns festhielten, war die Zusage des Herrn im Herzen: Ich will euch in dieser Stadt<br />

gebrauchen!<br />

Wochen später tauchten die ersten „Untergrundchristen“ vorsichtig bei uns auf, und heute sind wir<br />

eine kleine lebendige Gemeinde, die in der Stadt gut bekannt ist. Im nachhinein sehen wir, daß der<br />

Herr uns in einen Riß gepflanzt hat. Einheit im Leib ist oberste Priorität in unserer Gemeinde. Schon<br />

viele Geschwister sind bei uns aus ihren Extrempositionen in eine erträgliche Mitte gerückt worden.<br />

Gott sei gedankt!“<br />

Ein evangelischer Pfarrer aus Sachsen:<br />

„...Ich hatte einen Gebetskreis zur Erweckung der Oberlausitz gegründet, und es war für mich selbstverständlich,<br />

daß die drei evangelischen Gruppen zusammen beten: Landeskirche, Landeskirchliche<br />

Gemeinschaft und charismatisch geprägte Christen. Ich wußte natürlich, daß es auch Spannungen<br />

geben könnte... Eines Tages sagte mir die Frau des Gemeinschaftsleiters, sie wollten nicht mehr mit<br />

uns beten. Eine <strong>Erklärung</strong> verweigerte sie. Ich fiel aus allen Wolken. Auch der Leiter für den Gesamtkreis<br />

B. sagte ab. Dabei waren wir geradezu befreundet und arbeiteten in der Ephoral-Synode zusammen...<br />

Wir haben uns wieder vertragen, aber ein feiner Riß blieb. Verstehen Sie jetzt, warum ich<br />

so froh bin, daß etwas geschieht! Ich will bei Gott, daß wir einig werden...“<br />

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Ausführliche Hintergrundinformationen zur Geschichte der <strong>Berliner</strong> <strong>Erklärung</strong> von Dr.<br />

Stephan Holthaus, Gießen, finden Sie unter diesem Link:<br />

http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/<strong>Berliner</strong>_Erklaerung_Vorgeschichte.pdf<br />

Es folgen:<br />

Biblische Grundsatz-Überlegungen<br />

zu Gerichts- und Wendezeiten in der Welt- und Reich-Gottes-Geschichte<br />

<strong>Die</strong> Wende in der marxistischen Gefangenschaft<br />

In der Geschichte Israels ist klar zu erkennen, daß innere Vorgänge der Beziehung zu Gott und äußere<br />

Ereignisse auf völkisch-politischer Ebene ineinandergreifen. Gott hat sich häufig feindlicher Völker<br />

als Werkzeuge seiner Strafe, aber auch einer Wende zum Guten bedient. Das hat sich in der Ära des<br />

Neuen Testamentes durchaus nicht geändert. Relativ neu jedoch ist, daß dieses göttliche Regierungsprinzip<br />

nicht nur an Israel, sondern auf der ganzen weltpolitischen Bühne erkennbar wird. Aus<br />

diesem Grunde und unter diesem Aspekt wollen wir nun einige Vorgänge der eigenen aktuellen Volksund<br />

Geistesgeschichte betrachten:<br />

Vom Wunder der Wende<br />

Seit der Wende im Ostblock haben viele wieder gelernt, an Wunder zu glauben. Sogar in den Medien<br />

wurde weltweit über "Das Wunder der Wende" gesprochen. Wo gab es auch schon jemals eine "unblutige<br />

Revolution" mit solchen Ergebnissen? Was sich in der DDR innerhalb weniger Monate vollzog,<br />

wagte kurz vorher niemand auch nur zu hoffen. Noch 1987 schrieb ein bekannter deutscher Autor: "Es<br />

gibt keinen europäischen Staat in West und Ost, der eine Wiedervereinigung wünschen oder auch nur<br />

willig hinnehmen könnte." i<br />

Wie sah es übrigens im sozialistischen "Paradies" damals aus?: Zu Recht wähnten sich die von Stacheldraht,<br />

Minen und Mauern umgebenen DDR-Bürger wie in einem großen Gefängnis. Alles wurde<br />

mit eiserner Faust überwacht und reglementiert. <strong>Die</strong> Diktatur im Kommandostaat war perfekt, die Strafen<br />

hart, die Herrscher des Regimes schienen allmächtig und allgenwärtig zu sein. Aber dann wurde<br />

ihr Thron wie von einer unsichtbaren Hand jäh zu Boden gestürzt. Ihr gigantischer Machtapparat stand<br />

plötzlich still. <strong>Die</strong> Gefängnistürme, Zäune und Mauern fielen in sich zusammen. <strong>Die</strong> Gefangenen waren<br />

befreit. <strong>Die</strong> Grenze war offen. Welch eine Chance, Mut zu fassen und ganz neu zu beginnen!<br />

Vom "Wunder" der Barmherzigkeit Gottes<br />

Das "Wunder" war wirklich geschehen. Ohne die sonst üblichen Volkshelden, ohne einen großen "Befreier".<br />

Aber - war es wirklich ein Wunder? Im Sinne eines bloßen Zufalls ganz sicher nicht.<br />

Nur Gedankenlose können eine Wende mit weltgeschichtlicher Dimension als unbegründbares Wunder<br />

betrachten. Wunder geschehen nicht aus dem Nichts. Dahinter steht jemand, der sie tut. Und allein<br />

der allmächtige Gott vollbringt befreiende Wunder. Der Weltenerschaffer ist auch der Weltregent.<br />

ER steuert die weltpolitischen Ereignisse. GOTT macht Geschichte! <strong>Die</strong> vom Marxismus geknechteten<br />

Völker hat GOTT befreit. Und sie sind dabei, ihr sozialistisches Gefängnis zu verlassen.<br />

Wenn wir fragen, warum Gott das Wunder der Wende geschehen ließ, müssen wir von seiner Barmherzigkeit<br />

sprechen. Ebenso taten es die aus der Gefangenschaft zurückgekommenen Juden. Sie<br />

bekannten: "Aber nach deiner großen Barmherzigkeit hast du mit ihnen (den Vätern) nicht ein Ende<br />

gemacht noch sie verlassen; denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott" (Neh 9,31).<br />

Vom Wunder göttlicher Weltpolitik<br />

Genauso wichtig ist jedoch die Frage: Warum hat Gott die babylonische und auch die marxistische<br />

Gefangenschaft überhaupt zugelassen? Damit fragen wir nach den Führungsprinzipien, durch welche<br />

Gott die Geschicke der Völker lenkt und regiert. <strong>Die</strong>se Frage ist durchaus berechtigt. Andernfalls müßten<br />

wir davon ausgehen, daß alles unabänderlich von ihm festgelegt worden ist. Der Glaube an ein<br />

mysteriöses Schicksal, an Glück oder Unglück, Sternstunden oder Mißgeschick ist sehr beliebt. Und<br />

zwar deshalb, weil wir damit unserem Gewissen ein Schnippchen schlagen können. Wer ans Schicksal<br />

glaubt, befindet sich "jenseits von Gut und Böse". Er rechnet nicht mit einer persönlichen Schuld.<br />

Er tröstet sein Gewissen damit, daß wir für "unser Schicksal" absolut nicht verantwortlich sind. Daher<br />

fühlt sich ein solcher Mensch unschuldig an den Lebens- oder Volkskatastrophen. Schließlich hat ja<br />

der "Zufall" oder die "Vorsehung" alles so gewollt und bestimmt.<br />

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Wer auf diese Weise Gott oder sonst etwas für sein "Schicksal" verantwortlich macht, flieht vor der<br />

Realität. Er wird zwar sein Gewissen beruhigen. Wer sich aber weigert, für sein "Geschick" selber<br />

verantwortlich zu zeichnen, der "entmündigt" sich selbst. Er wird zum "Spielball des Schicksals", zu<br />

einem Körnchen Treibsand am Meeresstrand der Geschichte. Er wird Fatalist. Ein solcher Mensch<br />

täuscht und betrügt sich gewaltig. Schon irdische Richter werden zum Beispiel einem <strong>Die</strong>b drastisch<br />

klarmachen, daß er für seine Gesetzesübertretung voll verantwortlich ist. Ausreden wie: "Ich war dazu<br />

vorherbestimmt" oder "ich wußte es nicht", wirken lächerlich. Jeder Staatsbürger ist verpflichtet, das<br />

geltende Gesetz kennenzulernen und sich entsprechend zu verhalten. Ein <strong>Die</strong>b ist schuldig geworden<br />

und wird nach den gültigen Rechtsmaßstäben dafür bestraft. In der Regel ist "das Gefängnis" dann<br />

der Ort, an dem er seine verdiente Strafe verbüßt. Nur verstockte Gefängnisinsassen werden Gott für<br />

ihre Misere verantwortlich machen.<br />

"<strong>Die</strong> Wende" für einen Inhaftierten aber bedeutet, daß unvermutet die Gefängnistüre aufgerissen wird.<br />

<strong>Die</strong> Stimme des Gefängniswärters - des bisherigen Bewachers - ruft in die Zelle hinein: "Komm heraus!<br />

Geh, wohin du willst! Du bist frei! Deine Gefangenschaft ist vorbei. Alle Türen sind dir jetzt offen!"<br />

Der Gefangene begreift das alles noch nicht. Doch auf seine bange Frage: "Was ist los? Warum<br />

denn?" wird ihm das befreiende: "Du bist begnadigt!" zugerufen.<br />

<strong>Die</strong> Frage, ob wir Deutschen das Kriegs- und Nachkriegselend selbst verschuldet haben, wurde nach<br />

Kriegsschluß von vielen bejaht. Es wurde weithin akzeptiert, daß der Weltenregent bei soviel praktizierter<br />

Gottlosigkeit strafend eingreifen mußte. Richtig war es auch, die schmerzliche Teilung Deutschlands<br />

in Ost und West als Gottes Strafe zu betrachten. Berechtigterweise wurde dieses Gericht dem<br />

ganzen Volk auferlegt. Denn der Westteil war im Blick auf die NS-Schuldhypothek genauso betroffen.<br />

Es wäre daher falsch, die im Ostteil erlittene Not mit mehr Schuld in Beziehung zu setzen. Eher paßt<br />

hier der Vergleich mit einem Verwundeten. Der ganze Mensch erleidet die Schmerzen, auch wenn nur<br />

ein Teil des Körpers, etwa eine Niere, operiert werden muß. Ist dann die Wunde heil, weiß der ganze<br />

Mensch sich wieder gesund. <strong>Die</strong> Narbe bleibt. Doch er wird mit der Chance für einen Neuanfang aus<br />

der Klinik wieder ins Leben entlassen.<br />

<strong>Die</strong> Wende in der "Babylonischen Gefangenschaft" Israels?<br />

Warum gibt es Volks- und Weltkatastrophen?<br />

<strong>Die</strong> Jahrzehnte unter der Knute des SED-Regimes lassen sich mit der "Babylonischen Gefangenschaft"<br />

des Volkes Israel gut vergleichen. Gewiß haben die etwa um 600 v.Chr. besiegten und nach<br />

Babylon verschleppten Juden ähnlich Schlimmes erlebt. Ähnlichkeit besteht auch im Zeitraum ihrer<br />

Gefangenschaft sowie in der Wende zur Freiheit durch einen Regierungserlaß (Esra 1,1).<br />

Im biblischen Bericht wird die Frage nach der Ursache für das Elend im Exil nicht übergangen. Israels<br />

Geschichte macht deutlich, daß Gott seine Welt nach konsequenten Prinzipien regiert. <strong>Die</strong> Bibel berichtet<br />

ausführlich, warum der Rest Israels ii von Nebukadnezar besiegt und nach Babylon deportiert<br />

worden war (586 v.Chr.). Als Grund nennt sie weder ein blindes Schicksal noch die göttliche Vorsehung,<br />

sondern Sünde und Schuld. <strong>Die</strong> "Babylonische Gefangenschaft" hatte ihre tragische Vorgeschichte.<br />

Tragisch waren letztlich nicht die Jahrzehnte, in denen Israel von einer fremden Staatsmacht<br />

tyrannisiert worden war. Durch Umkehr hätten die Juden dies abwenden können. <strong>Die</strong> eigentliche Tragik<br />

lag in den Jahren davor.<br />

Buße tun, statt Gott verantwortlich machen.<br />

Lassen Sie uns hören, was Nehemia, einer der Gefangenen Israels, in seinem Bußgebet dazu sagt:<br />

"Aber sie wurden ungehorsam und widerstrebten dir und warfen dein Gesetz hinter sich und töteten<br />

deine Propheten, die sie vermahnten, daß sie sich zu dir bekehren sollten, und redeten große Lästerungen...<br />

Und du hattest viele Jahre Geduld mit ihnen und warntest sie durch deinen Geist in deinen<br />

Propheten, aber sie nahmen's nicht zu Ohren. Darum hast du sie in die Hand der Völker gegeben"<br />

(Neh 9,27.30).<br />

Letzte Ursache des Babylonischen Elends war also permanenter Ungehorsam gegenüber Gottes<br />

Geboten. Er ermahnte sein Volk in großer Geduld. Doch dann war die Geduldsgrenze erreicht. Das<br />

Maß wurde voll. Gottes Gericht mußte kommen.<br />

Gott straft aus Liebe<br />

Israel hat erlebt, daß Gott seine Drohungen wahr machen kann. Er verkörpert Liebe, ist aber zugleich<br />

gerecht. Er kann, ja er muß auch bestrafen. Dabei schließen sich Liebe und Gericht keineswegs aus.<br />

Auch wenn Gott straft, übt er Liebe. Durch die Schläge seines Gerichtes will er ebenfalls zur Umkehr<br />

rufen. Er will Israel, Deutschland, die ganze Menschheit nicht durch Bestrafung zugrunde richten, sondern<br />

erretten. Das aber ist nur möglich, wenn die Menschen darauf eingehen, ihren Sinn ändern, Gottes<br />

Wort wieder ernst nehmen und seinen Willen beachten.<br />

Aus diesem Grund hat Gott seinem Volk damals und den Völkern Europas heute die Wende ge-<br />

23


schenkt. Israel wurde per Regierungserlaß ein Neuanfang des religiösen Lebens im eigenen Land<br />

angeboten. <strong>Die</strong> zwangsevakuierten Juden konnten Babylon verlassen, ihren Tempel und ihre Stadt<br />

wieder aufbauen, Gottes Wort wieder ernst nehmen und ihm für den geschenkten Neubeginn mit Lobliedern<br />

danken.<br />

Prinzipien in Gottes "Weltpolitik"?<br />

<strong>Die</strong> gleiche Religionsfreiheit wurde vielen Völkern durch die Wende im Osten wieder geschenkt. Es ist<br />

eine Chance, neu anzufangen, eine Chance, sein Wort und ihn selbst von Herzen zu suchen. Wir<br />

sehen, daß Gott seine Prinzipien, nach denen er Völkerschicksale lenkt, niemals ändert. Er läßt sich in<br />

seiner "Weltpolitik" nach wie vor von Gerechtigkeit und Gericht, aber auch von Liebe, Geduld und<br />

Barmherzigkeit leiten. Dabei unterscheidet er nicht zwischen Israel und den anderen Völkern. Er hat<br />

weder Lieblingskinder noch Lieblingsnationen, sondern er hat Israel für alle zum Beispiel gesetzt.<br />

Allerdings zeigen die Geschichte Israels und Deutschlands deutlich auf, daß besondere Zuwendung<br />

besonders verpflichtet. Gottes Altes Bundesvolk erfuhr bereits in der Ägyptischen Gefangenschaft<br />

eine befreiende Wende. Es erlebte in der Wüstenwanderung und beim Einzug ins Verheißene Land<br />

Gottes Güte und Macht. Er sprach immer wieder zu seinem Volk durch Mose und die Propheten. Israel<br />

empfing Gottes Wort. Es hätte folglich den Weg des Friedens finden können. Im Vergleich zu anderen<br />

Völkern hat Israel nicht eines, sondern "zehn Pfund" (Lk 19,13) empfangen. Durch diesen anvertrauten<br />

Besitz war es Gott jedoch auch verpflichtet. Doch Israel ging damit nicht verantwortlich um.<br />

Deshalb hat Gott sein Volk in der "Babylonischen Gefangenschaft" hart bestrafen müssen. Doch dann<br />

kam die Wende. <strong>Die</strong> schwer Unterdrückten konnten heimkehren und von neuem beginnen.<br />

Israel, ein warnendes Beispiel<br />

Einige Jahrhunderte später erhielt Israel die größte Chance seiner Geschichte. <strong>Die</strong> Wende geschah,<br />

als Gott seinen Sohn in Bethlehem Mensch werden ließ. Mehr konnte er einem Volk nicht anvertrauen.<br />

Näher konnte er ihm durch sein Wort nicht mehr kommen. Wir wissen um die tragische Ablehnung<br />

dieses Geschenkes. Und wir kennen die tragischen Folgen: Es ist nicht nur eine babylonische, sondern<br />

die weltweite Gefangenschaft Israels unter allen Nationen. <strong>Die</strong>se Zerstreuung Israels dauert heute<br />

noch an. Doch auch für Israel ist Gericht nicht Gottes letztes Wort. <strong>Die</strong> Wende ist verheißen und -<br />

wie es scheint - schon gekommen!<br />

Mit Israels Schicksal hat Gott allen Nationen ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt. Ihre fast vier Jahrtausende<br />

dauernde Leidensgeschichte ist eine "Predigt" an die Welt. Sie demonstriert, daß es<br />

schlimme Folgen hat, Gottes Wort und seinen Sohn zu verwerfen.<br />

Europa, Exempel für Gottes Liebe und Ernst<br />

Nun hat Gott den Ländern der Reformation ebenfalls einen großen Reichtum geschenkt. Er hat bei<br />

ihnen sein Wort auf den Leuchter gehoben. Sie haben in der aufblühenden Kultur manche Früchte<br />

des Evangeliums zu schmecken bekommen. Dann aber hat sich die Mehrheit des Volkes durch a-<br />

theistische Philosophie und Ideologie lange vor Hitler von Gott abgewandt. "Denken und Handeln in<br />

Politik, Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft weisen christliche Maßstäbe von sich", proklamierte euphorisch<br />

der scheinbar mündig gewordene Mensch. Deutschland hat dann im Hitlerreich - wie Israel<br />

einst - Gottes Sohn bekämpft und verworfen. Welche Konsequenzen das hat, erhellt Jesu Ausspruch:<br />

"Welchem viel anbefohlen ist, von dem wird man viel fordern" (Lk 12,48).<br />

Hier liegt der eigentliche Grund für die sinnlosen Weltkriege, deswegen sind Millionen heimatlos geworden<br />

und deshalb gab es die Gefangenschaft des Marxismus mit aller Not. Doch... wie bei Israel<br />

kam es nun - Gott sei gedankt - zur befreienden Wende.<br />

"Frieden schaffen ohne Waffen"<br />

Immer wieder wird gefragt, was wir für den Frieden in der Welt tun können. Mit der Antwort soll klarwerden,<br />

ob und wie sich eine kriegsfreie Zeitphase verlängern läßt. Schicksalsgläubige werden behaupten,<br />

man könne Frieden und Krieg nicht beeinflussen. Politisch orientierte jedoch sehen in der<br />

Demokratie, Geschäftsleute in freier Marktwirtschaft und Berufssoldaten in militärischen Maßnahmen<br />

das Potential für den Frieden.<br />

Wer aber die Bibel ernst nimmt, der weiß, daß Gott "den Kriegen steuert in aller Welt" (Ps 46,11). ER<br />

befindet letztlich darüber, wann Kriege beginnen, wie lange sie dauern und wie sie verlaufen. Folglich<br />

entscheidet Gott auch über Zeiten von nationalem oder weltweitem Frieden. Weil das Tatsache ist,<br />

darum vollstrecken die Machthaber mit Kriegserklärungen oder Friedensverträgen letztlich nur des<br />

Weltenherrschers Beschluß.<br />

Wie und was er im einzelnen entscheidet, vermögen wir Menschen allerdings niemals ganz zu erfassen.<br />

Nur GOTT ist befugt, das letzte Urteil zu sprechen. Nur ER kennt das Maß des vorhandenen<br />

Guten oder auch Bösen. ER alleine hält "die Waage" des Rechtes in seiner Hand. ER alleine kann das<br />

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Urteil: "Gewogen, gewogen und zu leicht befunden" über Länder, Regime und Weltreiche sprechen.<br />

<strong>Die</strong>ser Gott aber sagt zuallererst: "Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der<br />

Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum<br />

wollt ihr sterben?" (Hes 33,11).<br />

Bibelkenner wissen, daß Gott sich in seiner "Weltpolitik" vom Verhalten der Menschen beeinflussen<br />

läßt. So konnten beispielsweise die Bewohner der großen Stadt Ninive die von Jona bereits angekündigte<br />

Katastrophe durch Umkehr zu Gott wieder abwenden (Jona 3). Gott will immer Frieden und niemals<br />

Krieg. Und er bemüht sich darum. Er betreibt seine "Friedenspolitik" durch die "Botschafter" seines<br />

Reiches. <strong>Die</strong>se verkündigen den Menschen "Frieden und Heil" im Namen Jesu Christi. Sie proklamieren<br />

Gottes Friedensreich und rufen unter die Herrschaft des großen Friedensfürsten. Er heißt<br />

Jesus Christus.<br />

Daß ist Sinn und Ziel jeder "befreienden Wende". Damit hat Gott uns Europäer im Osten erneut überrascht.<br />

Damit schenkte er uns eine neue Chance zur Abkehr vom Atheismus und zu konkreter Hinkehr<br />

zu ihm. Darin besteht die einzige Chance für den Frieden.<br />

Christen machen Friedens- und Weltpolitik<br />

Wer den Frieden von Christus erwartet, der empfängt ihn zunächst für sich selbst. Doch er wird dadurch<br />

auch befähigt, Frieden in der Welt zu verbreiten. Wer Jesus jedoch ablehnt, entscheidet sich<br />

gegen den Frieden. "<strong>Die</strong> Gottlosen haben keinen Frieden" (Jes 48,22), sagt Gottes Wort. Zerstörende<br />

Kräfte, wie Neid, Habsucht Mordlust und Machtgier greifen dann um sich und zerstören den Frieden.<br />

Daher werden nur Menschen, in denen Christus regiert, etwas zum Frieden in der Welt beitragen können.<br />

Und sie werden es in dem Maße tun, als sie Christus durch sein Wort in sich Raum geben. Ihre<br />

vom Heiligen Geist gewirkte Fürbitte, ihre Vergebungsbereitschaft, ihre Versöhnung stiftenden Worte<br />

und Taten sind "Bausteine" des Weltfriedens. Sie bilden das eigentliche Friedenspotential in den Familien,<br />

der Gesellschaft und den Nationen. Sie sind der wichtigste Faktor wahrer Friedenspolitik.<br />

Friedenspotential durch gelebte Liebe<br />

<strong>Die</strong>ses Friedenspotential eines Volkes deckt sich keineswegs mit der Größe und Mitgliederzahl seiner<br />

Kirchen. Was bei Gott zählt, ist die vorhandene Geistesfrucht (Gal 5,22), ist zuallererst die gelebte<br />

göttliche Liebe. Scheinfrömmigkeit dagegen hindert den Frieden. Auch der Mensch, der ohne Christus<br />

"immer strebend sich bemüht" , wird zum Frieden beitragen. Doch echte Friedenssubstanz entsteht<br />

nur durch "Christus in uns". Nach diesen Kriterien disponiert Gott seine Friedens- und Weltpolitik.<br />

Das zuletzt Gesagtenüberzeugt vielleicht am stärksten, warum Christen heute dringend gerufen sind,<br />

ihr Fleisch zu kreuzigen und „im Geist zu wandeln“ (Gal 5,16-26). Praktizierte Heiligung ist niemals<br />

Selbstzweck, sondern verherrlicht Gott , dient dem Weltfrieden und auch dem Frieden unter den<br />

Christen. Nichts ist daher dringlicher, als Gottes Appell ernst zu nehmen und in der Kraft Jesu Christi<br />

ein Neues zu pflügen.<br />

Gott ist auf der Seite derer, die es in festem Vertrauen wagen, das Verheißene Land einnehmen, die<br />

bereit sind, zu glauben und... zu gehorchen.<br />

i Sebastian Haffner in seinem Buch: „Von Bismarck bis Hitler“<br />

ii<br />

Gemeint sind Juda und Jerusalem. <strong>Die</strong> Nordstämme wurden bereits hundert Jahre vorher nach Assur<br />

verschleppt.<br />

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